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ARBEITSBERICHT Institut für Ökonomie Sozioökonomische Bewertung von Maßnahmen zur Erhaltung und Förderung der biologischen Vielfalt der Wälder von Markus Küpker Johannes-Gustav Küppers Peter Elsasser Carsten Thoroe Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft und Z e n t r u m H o l z w i r t s c h a f t Universität Hamburg

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  • A R B E I T S B E R I C H T

    Institut fr konomie

    Soziokonomische Bewertung von Manahmen zur Erhaltung und Frderung

    der biologischen Vielfalt der Wlder

    von

    Markus Kpker Johannes-Gustav Kppers

    Peter Elsasser Carsten Thoroe

    Bundesforschungsanstalt fr Forst- und Holzwirtschaft

    und

    Z e n t r u m H o l z w i r t s c h a f t U n i v e r s i t t H a m b u r g

  • Bundesforschungsanstalt fr Forst- und Holzwirtschaft Hamburg Hausadresse: Leuschnerstr. 91, 21031 Hamburg Postadresse: Postfach 80 02 09, 21002 Hamburg

    Tel: 040 / 73962-301 Fax: 040 / 73962-317

    Email: [email protected] Internet: http://www.bfafh.de

    Institut fr konomie

    Soziokonomische Bewertung von Manahmen zur Erhaltung und Frderung

    der biologischen Vielfalt der Wlder

    von

    Markus Kpker,1 Johannes-Gustav Kppers,2 Peter Elsasser2 und Carsten Thoroe2

    1 Universitt Hamburg, Zentrum Holzwirtschaft, Arbeitsbereich Weltforstwirtschaft

    2 Bundesforschungsanstalt fr Forst- und Holzwirtschaft, Institut fr konomie

    Arbeitsbericht des Instituts fr konomie 2005 / 1

    Hamburg, Januar 2005

    http:http://www.bfafh.demailto:[email protected]
  • Verbundprojekt Zur biologischen Vielfalt der Wlder in Deutschland

    Gefrdert vom Bundesministerium fr Verbraucherschutz, Ernhrung und Landwirtschaft

    Aktenzeichen: 514-33.62/99HS048

    Koordinierung: F. Scholz, S. Schler

    Schlussbericht

    Teilprojekt IV:

    Soziokonomische Bewertung von Manahmen zur Erhaltung und Frderung

    der biologischen Vielfalt der Wlder

    Stichwort: konomie

    Laufzeit und Berichtszeitraum: 01.10.2000-31.12.2003

    Eine gedruckte Version des vorliegenden Textes ist erhltlich beim Institut fr konomie der Bundesforschungsanstalt fr Forst- und Holzwirtschaft, Leuschnerstr. 91, 21031 Hamburg.

    Der vollstndige Abschlussbericht aller Teilprojekte, eine projektbergreifende Einfhrung, die teilprojektbergreifenden Antworten auf die Fragen des BMVEL an das Verbundprojekt sowie die Anhnge knnen bezogen werden unter: http://www.rrz.uni-hamburg.de/OekoGenetik/biodiversitaet/

    http://www.rrz.uni-hamburg.de/OekoGenetik/biodiversitaet
  • Inhalt

    1. KONOMISCHE AUSWIRKUNGEN VON MANAHMEN ZUR FRDERUNG DER BIOLOGISCHEN VIELFALT AUF FORSTBETRIEBE

    (BETRIEBSWIRTSCHAFTLICHER TEIL) JOHANNES-GUSTAV KPPERS 3

    1.1 Ziel und Ablauf des Projekts 3

    1.2 Wissenschaftlicher und technischer Stand, an den angeknpft wurde 4

    1.3 Material und Methode 10

    1.4 Betriebswirtschaftliche Auswirkungen von Manahmen zum Schutz und zur Frderung der biologischen Vielfalt in Wldern 12

    1.4.1 Zur konomischen Situation von Forstbetrieben 12 1.4.2 Ertragserwartungen der vier Hauptbaumarten 20 1.4.3 Vermgensbetrachtung bei Unterschutzstellung von Waldkosystemen 22 1.4.4 Verzicht auf Nutzung von Biotopbumen in bewirtschafteten Bestnden 24 1.4.5 konomische Implikationen des Bestandesumbaus 27 1.4.6 Vergleich der Modellergebnisse mit den betrieblichen Manahmen des

    Forstamtes der Hansestadt Lbeck 32 1.4.7 Voraussichtlicher Nutzen und Verwertbarkeit der Ergebnisse 38

    1.5 Zusammenfassung zu Teil 1 38

    1.6 Gegenberstellung des ursprnglich geplanten Vorgehens zum tatschlichen Vorgehen 40

    2. SOZIOKONOMISCHE BEWERTUNG VON MANAHMEN ZUR ERHALTUNG UND FRDERUNG DER BIOLOGISCHEN VIELFALT DER WLDER IN

    DEUTSCHLAND (VOLKSWIRTSCHAFTLICHER TEIL) MARKUS KPKER 42

    2.1 Ziele und Aufgabenstellung des Teilprojekts konomie (Volkswirtschaftlicher Teil) 42

    2.1.1 Aufgaben der konomie 43 2.1.2 Planung und Ablauf 45 2.1.3 Wissenschaftlicher und technischer Stand, an den angeknpft wurde 46

    2.2 Material und Methoden 48 2.2.1 Kontingente Bewertungsmethode 49 2.2.2 Befragung 52

    2.3 Ergebnisse 58 2.3.1 Befragung im Bundesgebiet: Akzeptanz zur bundesweiten Durchfhrung der

    Manahmen 59 2.3.2 Befragung in Schleswig-Holstein: Akzeptanz zur Durchfhrung der Manahmen

    in Schleswig-Holstein 64

    1

  • 2.3.3 Zusammenfassende bersicht: Bundesgebiet - Schleswig-Holstein 68 2.3.4 Korrelationsanalysen 70 2.3.5 Zahlungsbereitschaften 76 2.3.6 Befragung im Bundesgebiet: Zahlungsbereitschaften zur bundesweiten

    Durchfhrung der Manahmen 77 2.3.7 Befragung in Schleswig-Holstein: Zahlungsbereitschaften zur Durchfhrung der

    Manahmen in Schleswig-Holstein 80 2.3.8 Voraussichtlicher Nutzen und Verwertbarkeit der Ergebnisse 82

    2.4 Potentielle Konflikte zwischen Biodiversittsschutz und anderen von der Gesellschaft geforderten Leistungen der Wlder 88

    PETER ELSASSER 2.4.1 Zielkonflikte aus produktionstechnischer Sicht 88 2.4.2 Konfliktlsungsanstze aus produktionstechnischer Sicht 95 2.4.3 Partizipative Anstze zur Konfliktlsung 100

    2.5 Zusammenfassung zu Teil 2 105

    3 LITERATURVERZEICHNIS 106

    3.1 Zu Teil 1 106

    3.2 Zu Teil 2, Abschnitte 2.1 bis 2.3 107

    3.3 Zu Teil 2, Abschnitt 2.4 110

    2

  • 1 konomische Auswirkungen von Manahmen zur Frderung der biologischen Vielfalt auf Forstbetriebe (betriebswirtschaftlicher Teil) JOHANNES-GUSTAV KPPERS

    1.1 Ziel und Ablauf des Projekts

    Ziel dieses Vorhabens ist es, die konomischen Auswirkungen von Manahmen zur

    Frderung der biologischen Vielfalt auf Forstbetriebe zu erfassen.

    Um betriebswirtschaftliche Konsequenzen aufzeigen zu knnen, die aus erhhten

    Anforderungen an die Forstbetriebe resultieren, ist es zunchst notwendig, die anzustrebenden

    Zielzustnde und die notwendigen Manahmen zu formulieren.

    Hierzu wurden im Verbundprojekt die aus den verschiedenen Aspekten der

    biologischen Vielfalt resultierenden Forderungen diskutiert. Dabei zeigte sich, dass zahlreiche

    Abhngigkeiten zwischen den einzelnen Aspekten der biologischen Vielfalt gegeben sind, die

    nur schwer aufeinander abzustimmen waren. Eine klare Strukturierung der anzustrebenden

    Zielzustnde und die bertragung dieser Forderungen auf die Bestandessituation eines realen

    Forstbetriebes war innerhalb dieses Projektes nicht mglich. Dies hat zur Folge, dass nicht

    Zielzustnde sondern Manahmen definiert werden, von denen man annehmen kann, dass

    diese einen Beitrag zur Verbesserung der biologischen Vielfalt leisten.

    Diese Manahmen werden einer modellhaften konomischen Analyse unterzogen.

    Eine solche modellhafte Analyse kann u.U. weit an der betrieblichen Realitt vorbeigehen.

    Die Ursachen fr eine unzutreffende Erfassung von Belastungen ist in der Annahme ber die

    betriebliche Zielsetzung zu sehen, die in der Modellanalyse einseitig konomisch ausgerichtet

    ist. Ein Blick auf die Waldbaukonzepte der Landesforstverwaltungen zeigt beispielsweise,

    dass Naturschutzziele, und damit Aspekte der biologischen Vielfalt bereits vielfltig in der

    betrieblichen Zielsetzung integriert sind.

    Um zu realittsnheren Einschtzungen der konomischen Wirkungen zu kommen,

    werden die Modellergebnisse an Einzelfallbeispielen aus der Revierfrsterei Behlendorf des

    Forstamtes der Hansestadt Lbeck berprft.

    3

  • 1.2 Wissenschaftlicher und technischer Stand, an den angeknpft wurde

    Die Frderung der biologischen Vielfalt im Wald hat vielfltige Aspekte. Dabei sind vor

    allem drei Bereiche angesprochen: Die Frderung der Artenvielfalt, Schutz und Frderung

    von natrlichen/naturnahen kosystemen (worunter in diesem Verbundprojekt die potentielle

    natrliche Waldvegetation verstanden wird) sowie die Frderung und der Erhalt der

    genetischen Vielfalt einzelner Arten, Populationen und Populationsgemeinschaften.

    Da die Forstwirtschaft sehr eng mit den natrlichen Ablufen der Waldkosysteme

    verbunden ist, sind bei der Bewirtschaftung der Wlder alle genannten Aspekte der biologi

    schen Vielfalt betroffen. Ob sich aus der Bewirtschaftung ein positiver oder ein negativer Ein

    fluss ergibt, hngt von den Manahmen und den Naturschutzzielen ab, die verfolgt werden.

    Da die naturrumlichen Bedingungen und die zu betrachtenden Wlder vielfltig sein knnen,

    ergibt sich auch fr die Frderung der biologischen Vielfalt ein weites Spektrum von

    anzustrebenden Zielen und Manahmen. Darber hinaus stellt sich die Frage nach dem

    notwendigen Grad der Zielerreichung, wobei auch Fragen nach dem Flchenumfang und dem

    Zeitpunkt der Manahmendurchfhrung zu beantworten sind.

    Mglichkeiten zur Frderung der biologische Vielfalt im Wald

    Im Vorluferprojekt Wichtige Einflussfaktoren auf die Biodiversitt in Wldern (SCHOLZ,

    DEGEN, 1999) sind bereits umfangreiche Untersuchungen durchgefhrt worden, die eine Basis

    fr die Formulierung von Manahmen zur Frderung der biologischen Vielfalt in Wldern

    liefern. Insbesondere im Teilprojekt Einflu der Nutzung unterschiedlicher Waldkosysteme

    auf die Artenvielfalt und Artenzusammensetzung der Gefpflanzen in der Baum-, Strauch-

    und Krautschicht unter besonderer Bercksichtigung von Aspekten des Naturschutzes und des

    Verbissdruckes durch Wild (HEUVELDOP, ELLENBERG, KRIEBITZSCH, V. OHEIMB, 1999)

    wurden zahlreiche Empfehlungen zur Frderung und zum Schutz von natrlichen Waldko

    systemen gegeben. Nachfolgend werden hieraus einige Manahmen aufgelistet, die fr die

    Bewirtschaftung von Wldern, und damit fr Forstbetriebe relevant erscheinen:

    - Prozessschutz zur Frderung der potenziellen natrlichen Waldvegetation,

    - Umbau von nicht standortheimischen Nadelholzbestnden in laubholzreiche Bestnde,

    - Verwendung von standortheimischen Baumarten bei der Bestandesbegrndung,

    - Duldung der Dominanz der Buche auf groer Flche,

    - Erhaltung und Frderung von Misch- und Pionierbaumarten,

    - einzelstamm-, horst-, gruppen- oder truppweise Nutzungen.

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  • In dem Teilprojekt Erarbeitung von Entscheidungshilfen fr eine nachhaltige Forstwirtschaft

    zum Schutze der genetischen Vielfalt von Waldbaum- und Waldstraucharten (SCHOLZ,

    DEGEN, LLAMAS-GMEZ, 1999) wurden Manahmen entwickelt, die die genetischen

    Zielsetzungen untersttzen knnen; hierzu gehren:

    - lange Verjngungszeitrume und kleinflchiges Vorgehen,

    - Naturverjngung bei optimaler Kombination von Umweltbedingungen und genetischem

    Potential des Bestandes,

    - bei knstlicher Bestandesverjngung sollte beachtet werden, dass das Vermehrungsgut

    aus geeigneten, angepassten Bestnden und das Erntegut von einer mglichst hohen

    Anzahl von Erntebumen stammt,

    - Bestandesneubegrndungen mit ausreichend hohen Pflanzenzahlen,

    - Saatgut bzw. Pflanzen aus verschiedenen Erntejahren,

    - Auslesedurchforstung.

    Auch im Teilprojekt Folgewirkungen Wald- und Forstgeschichtlicher Entwicklungen fr die

    aktuelle genetische Zusammensetzung unserer Waldbaumpopulationen (GREGORIUS,

    SCHOPPA, 1999) wurden Verhaltensvorschlge aufgezeigt, die fr den Forstbetrieb relevant

    sind:

    - Sicherung der Dauerbestockung,

    - Erhaltung bzw. Wiederherstellung der Baumartenmischung entsprechend der

    natrlichen Waldgesellschaft,

    - gestufte Altersstruktur und heterogene Entwicklungsbedingungen,

    - Naturverjngungen kontinuierlich in gestaffelten langen Verjngungszeitrumen,

    - fortwhrende potenzielle Beteiligung fruktifizierungsfhiger Bume durch Ausdehnung

    des Nutzungsalters und Bestandesstrukturierung,

    - Knstliche Verjngung nur in Ausnahmefllen,

    - Verwendung von lokal geworbenen Wildlingen,

    - Sicherung vorhandener Wlder mit naturnaher Bestockung.

    Manahmen zur Frderung der biologischen Vielfalt in Waldbaukonzepten der Landesforst

    verwaltungen

    Die in den Teilprojekten des Verbundvorhabens Wichtige Einflussfaktoren auf die Bio

    diversitt in Wldern (SCHOLZ, DEGEN, 1999) geforderten Manahmen sind fr

    Forstbetriebe z.T. nicht ungewhnlich. Sollen die konomischen Auswirkungen solcher Ma

    nahmen zur Frderung der biologischen Vielfalt ermittelt werden, so muss dies vor dem

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  • Hintergrund der Zielsetzung der Forstbetriebe geschehen. Diese sind im einzelnen weitgehend

    unbekannt. Deshalb erscheint es ntzlich, die Waldbaukonzepte der Landesforstverwaltungen

    eingehender zu betrachten, in die bereits eine Reihe von Manahmen zum Schutz der

    biologischen Vielfalt in Wldern Eingang gefunden haben. Ein ausfhrlicher Vergleich der

    Waldbaukonzepte (ROSIN, 2000) zeigt, dass:

    - neun Landesforstverwaltungen ihre Waldbewirtschaftung als naturnah, zwei als kolo

    gisch und jeweils eine Forstverwaltung sie als standortgerecht bzw. naturgem

    bezeichnen,

    - alle Landesforstverwaltungen stabile, strukturreiche, standortgerechte und weitest

    gehend natrliche Waldbestnde anstreben,

    - die Wlder mglichst naturnah sein sollen, wobei solche Bewirtschaftungsformen ange

    wendet werden sollen, die sich an Naturwldern und ihren natrlichen Prozessen

    orientieren,

    - die Nadelbaumarten in der Zukunft berwiegend nur noch Anteilflchen zwischen 40

    und 50 Prozent umfassen sollen, was im Durchschnitt eine Abnahme der Nadelbaum

    artenanteile und eine dementsprechende Zunahme der Laubbaumanteile um rund 15

    Prozent-Punkte bedeutet,

    - Herkunftsempfehlungen fr die Beschaffung von Saat- und Pflanzgut aus autochthonen

    oder regional bewhrten Bestnden gegeben werden und auf die Wahrung der

    genetischen Vielfalt hingewiesen wird,

    - die genetische Vielfalt vornehmlich ber die generative oder vegetative Vermehrung

    autochthoner und regional bewhrter Baumartenrassen erhalten werden soll,

    - die Naturverjngung gegenber der knstlichen Bestandesbegrndung zu bevorzugen

    ist, wobei aber die Voraussetzung ist, dass die Samenbume den Qualittsansprchen

    gengen, aus geeigneten Herknften stammen und genetisch vielfltig sind,

    - alle Landesforstverwaltungen mglichst kleinflchige Naturverjngungen mit langen

    Verjngungszeitrumen anstreben, welche durch Spreng- und Teilmasten entstehen,

    - die knstliche Bestandesbegrndung gem allen Waldbauprogrammen immer dann

    vorzuziehen ist, wenn ein Bestand eine Naturverjngung von berwiegend standorts

    widrigen Baumarten erwarten lsst,

    - die Abkehr vom schlagweisen Hochwald fr die Landesforstverwaltungen von entschei

    dender Bedeutung ist langfristiges Ziel ist der Dauerwald,

    - die Landesforstverwaltungen anstreben, mit Hilfe der Waldpflege strukturreiche,

    ungleichaltrige, stabile und gemischte Dauerwlder zu erziehen, die eine hohe

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  • kologische und konomische Anpassungsfhigkeit sichern. Nur auf Standorten, auf

    denen die Standortverhltnisse die Erziehung von Mischwldern nicht erlauben,

    tolerieren sie Reinbestnde.

    Vorstehende Aspekte betreffen vor allem die Bewirtschaftung der Bestnde. Darber hinaus

    wird in den Waldbauprogrammen i.d.R. ausfhrlich auf Naturschutzmanahmen speziell

    auch auf die Erhhung der kologischen Vielfalt eingegangen. Zum Totholz wird z.B.

    gesagt, dass in allen Staatswldern in ganzflchiger Verteilung einzelne Bume,

    Baumgruppen oder Bestandesteile auch ber das wirtschaftliche Nutzungsalter hinaus

    erhalten und ihrem natrlichen Verfall berlassen werden sollen (ROSIN, 2000, S. 77).

    kologisch wertvolle Sonderbiotope unterliegen in Schleswig-Holstein,

    Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen, Hessen,

    Sachsen, Bayern und Saarland besonderem Schutz. [...] Generell lsst sich festhalten, dass alle

    waldbaulichen Manahmen im Rahmen der Behandlung von Mooren, Moorrndern und

    Bruchwldern zurckhaltend und vorsichtig durchzufhren sind (ROSIN, 2000, S. 81).

    Wlder, in denen seltene und gefhrdete Tier- und Pflanzenarten vorkommen, sind

    gem der Landesforstverwaltung von Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt,

    Thringen und Baden-Wrttemberg schutzzielgerecht zu erhalten und zu entwickeln.

    Daneben sollen in Niedersachsen, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Thringen

    und Saarland auch ganze Waldgesellschaften, die von Natur aus oder durch Bewirtschaftung

    selten geworden sind, gesichert und ggf. wieder entwickelt werden. [...] Neben diesen

    allgemeinen Bestimmungen werden zudem bestimmte Tier und Pflanzenarten sowie seltene

    heimische Baumarten von einigen Landesforstverwaltungen unter besonderen Schutz gestellt

    (ROSIN, 2000, S. 82).

    Waldbauliche und ertragskundliche Erfahrungen

    Die betriebswirtschaftliche Abschtzung der Auswirkungen der Manahmen sttzt sich i.d.R.

    auf waldbauliche und ertragskundliche Grundlagen. Insbesondere fr den bergang von

    konventionell aufgebauten Bestnden zu mehrschichtigen und/bzw. gemischten Bestnden

    sind allerdings nur geringe Erfahrungen verfgbar. Von den Manahmen zur Frderung der

    biologischen Vielfalt wie auch von den Waldbaukonzepten wird in erster Linie eine

    Verbesserung der Bestandesstabilitt erwartet. Strukturreiche Bestnde sollen dazu beitragen,

    durch Selbstregulation Kosten zu vermeiden, die bei herkmmlicher Bewirtschaftung speziell

    fr Bestandesbegrndung und pflege notwendig sind.

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  • Der bergang vom Altersklassenwald zu Bestnden mit Plenterstrukturen kann nach

    SCHTZ (2001, S. 173) jedoch lange Zeitspannen umfassen, so dass die daraus zu erwarteten

    Selbstregulationseffekte oft Jahrzehnte auf sich warten lassen. Auch wird darauf verwiesen,

    dass die notwendigen berhlter/Altbume vorzeitig absterben knnen, da diese aufgrund

    ihrer Herkunft aus gleichaltrigen Bestnden physiologisch lter sind als solche, die in

    Bestnden mit Plenterstrukturen erwuchsen. Die Folgegeneration zeigt sich oft als

    gleichfrmige Unterschicht und lsst dann auch fr die nchsten Generationen nicht erwarten,

    dass die angestrebten Strukturen entstehen.

    Fr den Bestandesumbau mssen generell einige Voraussetzungen gegeben sein, die

    eine sinnvolle berfhrung in Plenterwald zulassen. Hierzu wird in erster Linie die

    mechanische Stabilitt des Hauptbestandes, eine hohe Lebenserwartung der Bume, die

    whrend des gesamten berfhrungszeitraumes die Oberschicht bilden sollen, eine gestaffelte

    Verjngung, die die Selbstregulation sicherstellt und eine Annherung an die ideale

    Plenterstruktur gefordert (SCHTZ, 2001, S. 176).

    Sind die Voraussetzungen fr den Bestandesumbau positiv, so sind berlegungen

    bezglich des zu erwartenden Holzzuwachses fr die Abschtzung der konomischen

    Situation notwendig. Fr gemischte Bestnde wird oft diskutiert, dass der Holzzuwachs

    (anteilsbezogen) hher ist als der des jeweiligen Reinbestandes. PRETZSCH (2003) geht jedoch

    davon aus, dass die Beimischung meist zu einer Minderung der Gesamtleistung fhrt. Der

    Vorteil, der von PRETZSCH in der Baumartenmischung gesehen wird, besteht in der

    Risikostreuung als Folge waldbaulicher Diversifikation. Er kommt zu dem Ergebnis, dass

    eine Buchenbeimischung zur Fichte u.U. einen betrchtlichen Ertragsentgang verursacht

    (PRETZSCH, 2003, S. 95).

    Die Risikostreuung durch Baumartenvielfalt muss aber nicht zwangslufig auf eine

    Baumartenmischung hinauslaufen. Denn die gewnschte Diversifikation knnte man auch

    durch rumlich voneinander getrennte Reinbestnde der Arten herstellen. Durch eine

    rumliche Trennung der Arten knnten etwaige negative Wechselwirkungen der

    Artenmischung umgangen und vermehrter Pflegeaufwand bei enger Verzahnung von

    Mischbaumarten mit unterschiedlichem Leistungsvermgen vermieden werden (PRETZSCH,

    2003, S. 96).

    konomische Auswirkungen fr die Forstbetriebe

    In einer Studie zum Umbau des Harzes hat KONITZER (2000) die Startphase der naturalen

    Entwicklung gleichartiger Fichtenreinbestnde zu strukturreichen Mischbestnden ber einen

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  • Zeitraum von vier Jahrzehnten prognostiziert und im Hinblick auf ihre monetren

    Konsequenzen durchleuchtet. Bei der Analyse waldbaulicher Strategien wurde deutlich, dass

    sich aus den wenigen bisher gesammelten Erfahrungen noch kein fertiges Fundament fr

    eindeutige Folgerungen bilden lsst (KONITZER, 2000, S. 9). KONITZER simulierte die

    ertragskundlichen Parameter fr den Waldumbau durch das Programm Bwin 2.5,

    insbesondere um ein mglichst konomisch optimiertes Nutzungsregime fr die abzulsende

    Bestockung zu ermitteln. Aussagen zur Entstehung und Entwicklung einer neuen

    Waldgeneration knnen nach Aussage von KONITZER mit dem Programm allerdings nicht

    getroffen werden. Ergebnisse aus dieser Studie zeigen, dass ein frher Umbau mit frh

    einsetzender Zielstrkennutzung und geringen Zielstrken sich als schdlich auf die

    Entwicklung des Bestandesgesamtwertes auswirkt. Wird kein Zinsanspruch formuliert, fhrt

    das zu langen Bestandesumbauphasen, woraus Liquidittsengpsse resultieren (KONITZER,

    2000, S. 166 f). Wird seitens der Waldbesitzer ein hoher Anspruch an die Rendite gestellt, so

    sinken die Dimensionen der Zielstrken (KONITZER, 2000, S. 135). Zur Verminderung von

    Liquidittsengpssen schlgt KONITZER vor, einen mglichst hohen Anteil des deutlich

    weniger Kulturausgaben erfordernden Waldentwicklungstyps mit einem hohen Anteil Fichte

    und einer geringeren Buchenbeimischung anzustreben. Generell bemerkt KONITZER, dass die

    heute verfgbaren Einzelbaumwachstumsmodelle sich ausnahmslos erst in der Anfangsphase

    ihrer Entwicklung befinden. Da die Datenbasis fr die Ermittlung der

    Wachstumsalgorithmen gegenwrtig fast ausschlielich aus Bestnden stammt, in denen noch

    eine Hoch-, Nieder- oder gestaffelte Durchforstung eine eher flchige Endnutzung der Fichte

    angestrebt wird, knnen die Ergebnisse der simulierten Zielstrkennutzung erst in Zukunft

    verifiziert werden (KONITZER, 2000, S. 172).

    Mit einer hnlichen Problematik befasste sich auch HANEWINKEL (1998). In dieser

    Studie wurde auf den Plenterwald und auf die Plenterwaldberfhrung eingegangen. Dieser

    Studie ist zu entnehmen, und dies steht im Gegensatz zu den bei SIEGMUND (1973) und

    SCHTZ (1989) (zitiert nach HANEWINKEL, 1998) gemachten Aussagen zur konomischen

    Vorteilhaftigkeit des Plenterwaldes im Vergleich zum Altersklassenwald, dass sich die

    Reinertrge in der gnstigen Variante nur wenig unterscheiden. Auch die brigen naturalen

    und konomischen Kennzahlen wie z.B. Stammholzanteile, mittlere Messzahlen, Erntekosten

    und produktive Arbeitsstunden sind nach HANEWINKEl (1998, S. 249) kaum voneinander

    unterschieden. Auch bei den von HANEWINKEL durchgefhrten konomischen Kalkulationen

    wurden beunruhigend ungnstige Ergebnisse ermittelt. Bei Unterstellung eines

    kalkulatorischen Zinsfues von deutlich mehr als 1 % kommt HANEWINKEL (1998, S. 221) zu

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  • der Aussage, wonach er eine Beendigung zumindest eine drastische Vernderung der

    Waldbewirtschaftung nahe legt.

    Zusammenfassend lsst sich festhalten, dass fr eine detaillierte Bewertung der

    konomischen Auswirkungen aufgrund von Manahmen zur Frderung der biologischen

    Vielfalt einerseits Erfahrungen gegeben sind, andererseits wesentliche Bewertungs

    voraussetzungen jedoch noch nicht verfgbar sind.

    1.3 Material und Methode

    In dieser Untersuchung sollen die konomischen Auswirkungen von Manahmen erfasst

    werden, die geeignet sind, die biologische Vielfalt in Wirtschaftswldern zu verbessern. Es

    geht in dieser Studie also nicht darum, welche Belastungen den Forstbetrieben aus

    konservierenden Naturschutzmanahmen entstehen, d.h. aus solchen Manahmen, die

    vorrangig auf den Erhalt eines bestimmten Zustandes eines Biotops bzw. einer bestimmten

    Wirkung hin gerichtet sind.

    Im vorhergehenden Abschnitt wurden einige Leitlinien von Waldbauprogrammen der

    Lnder dargestellt. Wie bereits dort dargelegt, beinhalten die betrieblichen Zielsetzungen der

    Landesforstverwaltungen auch Manahmen, die geeignet sind, zu einer Verbesserung der

    biologischen Vielfalt in Wldern beizutragen. Die konomischen Auswirkungen von

    bestimmten Manahmen lassen sich deshalb nicht pauschal den Belastungen aus der

    Frderung der biologischen Vielfalt zurechnen. Es msste zuvor eine klare Abgrenzung von

    den wirtschaftlichen Zielen des Betriebes erfolgen. Dies ist nur fr konkrete Bestnde bzw.

    Betriebe mglich.

    Fr die Erfassung der konomischen Auswirkungen fr Forstbetriebe aufgrund von

    Manahmen zur Erhaltung und Frderung der biologischen Vielfalt in Wldern wre die

    Formulierung eines Zielzustandes fr einen Landschaftsausschnitt bzw. fr einen Forstbetrieb

    wnschenswert. Dafr wre eine Bestandsaufnahme der kologisch bedeutsamen Merkmale

    sowie der Vergleich des Ist-Zustandes mit dem anzustrebenden Ziel-Zustand vorzunehmen,

    woraus sich dann die Basis zur Formulierung der Entwicklungsmanahmen ergbe.

    Bei der Formulierung der Zielzustnde und der dazu notwendigen Manahmen wren

    dabei Konflikte zwischen den Teilaspekten der biologischen Vielfalt abzuwgen; denn

    Manahmen zur Frderung der Artenvielfalt, der natrlichen Waldkosysteme und der

    genetischen Vielfalt knnen oft nicht gleichzeitig in einem Bestand Bercksichtigung finden.

    Ein weiterer wesentlicher Aspekt wre darin zu sehen, dass fr die Kosten, die mit einer

    10

  • Manahme verbunden sind, ein strenger Flchenbezug erforderlich ist, denn diese hngen

    stets von der vorgefundenen Situation in den Bestnden ab.

    Ebenso wichtig fr die Erfassung der betrieblichen Belastungen wre ein klarer Zeit

    bezug fr die Realisierung der gewnschten Zielzustnde. Ist eine Umsetzung der geforderten

    Manahmen aus kologischen Grnden sofort notwendig, so sind die betrieblichen

    Belastungen hher als in einer Situation, in der der Zeitpunkt der Umsetzung auf die

    betrieblichen Bedingungen angepasst werden kann.

    Eine umfassende Formulierung des Zielzustandes und ein darauf abgestimmtes

    Manahmenkonzept fr einen konkreten Forstbetrieb konnte im Rahmen dieser Studie

    allerdings nicht geleistet werden. Die naturwissenschaftlichen Voraussetzungen fr die

    Formulierung eines solchen Zielzustandes lagen bei Beginn nicht vor; sie wurden z.T. erst im

    Zuge dieser Studie erarbeitet. Stattdessen werden Manahmen, die von den

    naturwissenschaftlichen Projektpartnern ausgewhlt wurden und von denen man positive

    Beitrge fr die Sicherung und Verbesserung der biologischen Vielfalt erwartet, auf ihre

    konomischen Auswirkungen hin untersucht.

    Als wesentliche Manahmen zur Frderung der biologischen Vielfalt werden der Um

    bau von Nadelwald zu Laub- und Mischwald, die Anreicherung bewirtschafteter Bestnde mit

    Totholz, die Einrichtung von Schutzgebieten in Naturwldern, die Vernetzung fragmentierter

    Wlder und Populationen sowie die Verringerung berhhter Wilddichte gesehen.

    Aus konomischer Sicht bedingen die Einrichtung von Schutzgebieten sowie die Fr

    derung und Belassung von Totholz in bewirtschafteten Bestnden als wesentliche Beitrge

    zur Frderung der biologischen Vielfalt einen Verzicht auf Nutzung. Diesen gilt es zu

    bewerten.

    Waldumbau und Vernetzung fragmentierter Bestnde sind ein zweiter Bewertungs

    bereich. Dabei beschrnkt sich die Analyse im wesentlichen auf den Waldumbau, da die aus

    Erstaufforstungen zur berwindung der Waldfragmentierung resultierenden konomischen

    Auswirkungen auerhalb des Forstbetriebes angesiedelt und somit nicht dem Forstbetrieb

    zuzurechnen sind.

    Die Reduktion berhhter Wilddichte wird in dieser Untersuchung nicht bewertet, da

    diese in den naturwissenschaftlichen Teilprojekten unbercksichtigt blieb und von daher

    keine Empfehlungen zur konkreten Manahmengestaltung gegeben wurden, die betriebs

    wirtschaftlich htten beurteilt werden knnen.

    11

  • 1.4 Betriebswirtschaftliche Auswirkungen von Manahmen zum Schutz und zur Frderung der biologischen Vielfalt in Wldern

    In diesem Kapitel wird zunchst ein berblick ber die konomische Situation von

    Forstbetrieben in Deutschland gegeben. Daran anschlieend wird anhand von Modell

    rechnungen dargestellt, welche konomischen Rahmenbedingungen fr die vier Hauptbaum

    arten gegeben sind. In einem weiteren Abschnitt wird auf die Bewertung von Nutzungs

    verzichten und Bestandesumbaumanahmen zur Frderung der biologischen Vielfalt

    eingegangen. In Anschluss daran wird berprft, in wieweit die modellhaft ermittelten

    Belastungen auch ihren Niederschlag im Forstbetrieb der Hansestadt Lbeck finden.

    1.4.1 Zur konomischen Situation von Forstbetrieben Fr die Abwgung konkurrierender und konfligierender Interessen zwischen den

    Anforderungen seitens der Frderung der biologischen Vielfalt und wirtschaftlichen

    Zielsetzungen spielt die wirtschaftliche Ausgangslage der Waldbewirtschaftung eine

    entscheidende Rolle. Diese wirtschaftliche Situation der Waldbewirtschaftung in Deutschland

    ist schwer zu erfassen. Hier wird auszugsweise auf eine Untersuchung zurckgegriffen, die

    krzlich im Institut fr konomie der Bundesforschungsanstalt fr Forst- und Holzwirtschaft

    fr das BMVEL im Zusammenhang mit der Novellierung des Bundeswaldgesetzes und

    Fragen der guten fachlichen Praxis erstellt wurde (THOROE et al. 2003, S. 16 bis 24).

    Der Wald in Deutschland verteilt sich auf sehr unterschiedliche Besitzarten und

    Grenklassen. Von der Waldflche in Deutschland, die mit 10,7 Mio. ha ausgewiesen wird,

    lassen sich nach den Ergebnissen der Agrarstrukturerhebungen bis 1996 fast 9,5 Mio. ha

    Betrieben zuordnen, untergliedert nach Besitzart und Grenklassen (siehe Tabelle 1). Dieser

    Wald verteilt sich auf knapp 450.000 Betriebe (seit 1999 werden Forstbetriebe nur noch ab 10

    ha Waldflche erfasst; dadurch sinkt die Waldflche, die sich Betrieben zuordnen lsst, auf

    8,4 Mio. ha). Von den Betrieben sind mehr als 97 % kleiner als 50 ha (19 % sogar kleiner als

    1 ha). Da sich eine geregelte nachhaltige Waldbewirtschaftung nur in greren

    Betriebseinheiten praktizieren lsst, bedeutet dies im Umkehrschluss, dass die weitaus

    berwiegende Zahl der Betriebe mit Wald sich entsprechenden Anforderungen von der Sache

    her entziehen kann (aussetzende Betriebe). Nachhaltig bewirtschaften lassen sich diese

    Flchen nur, wenn sie in grere Einheiten (in Form von Forstbetriebsgemeinschaften etc.)

    eingebracht werden. Da solche Mitgliedschaften auf freiwilliger Basis beruhen, wird eine

    Mitgliedschaft daran gebunden sein, dass die Waldbewirtschaftung eine tragfhige

    wirtschaftliche Basis hat. Viele Kleinprivatwalduntersuchungen der letzten Jahre weisen

    12

  • lnderbergreifend heute schon auf Waldbesitzertypen hin, die sich durch einen Verzicht auf

    die Nutzung der eigenen Holzressourcen auszeichnen (SCHRAML, HRDTER 2002, S. 140

    und die dort zitierte Literatur).

    Kommt man von der Waldflche und nicht von der Zahl der Betriebe her, dann

    entfallen immerhin noch 20 % Waldflche auf Betriebe unter 50 ha. Andererseits aber

    besitzen die Betriebe mit mehr als 1.000 ha etwa 58 % der Waldflche.

    Die weit berwiegende Anzahl der Kleinbetriebe (etwa 430.000) ist dem Privatwald

    zuzuordnen. Allerdings sind von den knapp 12.000 Krperschaftswaldbetrieben auch mehr als

    60 % kleiner als 50 ha.

    13

  • Tabelle 1: Betriebe mit Wald nach Besitzarten und Grenklassen1) 1996

    Staatswald2) Krperschaftswald3) Privatwald4) Insgesamt

    Betriebsgre von ... bis unter ... ha Betriebe Waldflche Betriebe Waldflche Betriebe Waldflche Betriebe Waldflche

    Waldflche Zahl insg.

    in 1.000 ha

    je Betrieb in ha Zahl

    insg. in 1.000

    ha

    je Betrieb in ha Zahl

    insg. in 1.000

    ha

    je Betrieb in ha Zahl

    insg. in 1.000

    ha

    je Betrieb in ha

    Deutschland

    unter 1 -- -- -- -- -- -- 86.396 39,6 0,5 86.396 39,6 0,5 bis 50 83 1,1 12,9 7.319 87,8 12,0 343.496 1.764,9 5,1 350.898 1.853,8 5,3

    50 bis 200 35 4,5 129,1 2.299 250,2 108,9 4.456 404,3 90,7 6.790 659,0 97,1 200 bis 500 57 20,9 366,0 1.226 391,1 319,0 927 287,3 309,9 2.210 699,2 316,4

    500 bis 1.000 108 79,8 739,1 583 414,8 711,5 286 197,3 689,8 977 691,9 708,2 1.000 und mehr 870 3.915,6 4.500,6 460 941,0 2.045,7 196 680,4 3.471,3 1.526 5.536,9 3.628,4

    Insgesamt 1.153 4.021,8 3.488,1 11.887 2.084,9 175,4 435.757 5) 3.373,6 7,7 448.797 9.480,4 21,1 1) Jhrliche Erhebung der Betriebsgrenstruktur (1996 vorlufig); Forstbetriebe erst ab 1 ha Waldflche erfasst 2) Bund und Lnder 3) Bezirke, Kreise, Gemeinden und deren Verbnde sowie Kirchen, kirchliche Anstalten u. a. 4) Natrliche Personen des privaten Rechts 5) Darunter rd. 143.685 private Forstbetriebe mit rd. 1,87 Mio. ha Wald Quelle: BML 1997

    14

  • Aufschluss ber die wirtschaftliche Lage der Forstbetriebe gibt der Agrarbericht des BML

    (verschiedene Jahrgnge). Das Testbetriebsnetz, das fr diese jhrliche Berichterstattung

    etabliert wurde, erfasst im Privat- und Krperschaftswald jedoch nur Betriebe mit mehr als

    200 ha. In Abbildung 1 sind die Ergebnisse der Testbetriebe von 1991 bis 2001 in Form der

    Reinertrge I (ohne Frderung) zusammengestellt. In den 90er Jahren zeigt sich fr die

    Betriebe des Staatswaldes durchgngig ein negatives Ergebnis. Dabei schwanken die

    durchschnittlichen Reinertrge im Zeitablauf zwischen fast -200 /ha (1993) und -68 /ha

    (1995). Auch die durchschnittlichen Betriebsergebnisse des Krperschaftswaldes zeigen fast

    durchgngig negative Reinertrge I; nur in den Jahren 1998 und 1999 wurden geringe positive

    Reinertrge I erzielt. Fr die Betriebe des Privatwaldes sind die durchschnittlichen

    Reinertrge I durchweg leicht positiv; allerdings lagen Anfang der 90er Jahre, als die

    Holzmrkte noch die Folgen der starken Windwrfe zu verkraften hatten, auch beim

    Privatwald die durchschnittlichen Reinertrge I im negativen Bereich.

    Etwas gnstiger stellt sich die Lage dar, wenn man die Frderung mit einbezieht (siehe

    Abbildung 2). Die Reinertrge II (einschlielich Frderung) zeigen fr den Privatwald

    durchgngig positive Ergebnisse in einer Grenordnung von etwa 70 /ha; auch fr den

    Krperschaftswald werden, mit Ausnahme der durch die Windwrfe geprgten Jahre, im

    Durchschnitt leicht positive Ergebnisse erzielt, die allerdings deutlich unter denen des

    Privatwaldes liegen.

    Diese durchschnittlichen Reinertrge illustrieren die durchweg kritische

    wirtschaftliche Lage der Forstbetriebe mit mehr als 200 ha. Fr einzelne Betriebe stellt sich

    die Lage noch weit dramatischer dar. Eine Gruppierung der Forstbetriebe nach Reinertrags

    klassen zeigt, dass selbst in der zweiten Hlfte der 90er Jahre (1996 2001) mehr als 60 %

    der Krperschaftswaldbetriebe negative Reinertrge I (ohne Frderung) aufwiesen, bei 20 %

    lag dieser Reinertrag unter -100 /ha (mit einem Durchschnittswert innerhalb dieser Gruppe

    zwischen -155 /ha (1997) und -196 /ha (1998)). Selbst wenn man die Frderung einrechnet,

    bleibt fr die Reinertragsklassen (I) unter -50 /ha im Durchschnitt ein negatives Ergebnis,

    und hierunter fallen ca. 40 % der Krperschaftswaldbetriebe.

    15

  • 150

    Abbildung 1: Reinertrag I (ohne Frderung) nach Eigentumsarten

    -200

    -150

    -100

    -50

    0

    50

    1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001

    / h

    a H

    B

    100

    -250

    Staatswald Krperschaftswald Privatwald

    Quelle: BML (verschiedene Jahrgnge). Reinertrge gelten bis FWJ 1996 nur fr die alten Bundeslnder.

    Fr den Privatwald stellt sich diese Verteilung auf die Reinertragsklassen (dem besseren

    Durchschnittsergebnis folgend) etwas gnstiger dar. Hier fallen im Zeitraum 1996 2001 im

    Schnitt etwa 40 % der Betriebe in die Klassen mit negativen Reinertrgen I (ohne Frderung).

    Allerdings zeigt sich auch hier, dass in diesem Zeitraum immerhin zwischen 5 % und 10 %

    der Betriebe auch unter Einbeziehung der Frderung im Durchschnitt negative Reinertrge II

    von etwa -90 /ha aufwiesen, weitere 10 % bis 15 % (in der Reinertragsklasse I -100 /ha bis

    -50 /ha) solche von etwa -30 /ha.

    Fr die Privatwaldbetriebe des Testbetriebsnetzes lassen sich auch lngere Zeitreihen

    zusammenstellen, die sich nach Baumarten und nach Hiebsstzen weiter aufgliedern lassen

    (siehe Abbildungen 3 u. 4). Hieran wird deutlich, dass das Wirtschaftsergebnis der privaten

    Forstbetriebe sich ohne Bercksichtigung der Frderung ber die letzten 20 Jahre nicht

    verbessert, sondern tendenziell verschlechtert hat (ins Auge fllt bei dieser Darstellung im

    Jahr 1990 der Ausreier nach oben. Dieses Ergebnis ist Folge der weit berplanmigen

    Holzeinschlge aufgrund der Windwrfe. Diese haben den Forstbetrieben die in den

    Betriebsergebnissen festgehaltenen Liquidittszuwchse gebracht; die Vermgensschden

    infolge vorzeitigen Abtriebs (Vorratsauflsungen) werden in den ermittelten Reinertrgen

    nicht sichtbar).

    16

  • /ha

    Abbildung 2: Reinertrag II (mit Frderung) nach Eigentumsarten

    150

    100

    50

    0

    -50

    -100

    -150

    -200

    -250

    1991 1993 1995 1997 1999 2001

    Staatswald Krperschaftswald Privatwald

    Quelle: BML (verschiedene Jahrgnge). Reinertrge gelten bis FWJ 1996 nur fr die alten Bundeslnder.

    Die Differenzierung der Reinertrge im Privatwald nach Baumarten zeigt, dass die

    Fichtenbetriebe fast durchgngig die besten und auch ohne Frderung positive Betriebs

    ergebnisse erzielen (siehe Abbildung 3). Am Ende der Skala liegen die Kiefernbetriebe. Hier

    bewegen sich die Reinertrge (ohne Frderung) zumeist im negativen Bereich.

    Die Differenzierung nach dem Hiebssatz, der die unterschiedlichen Nutzungs

    mglichkeiten aufgrund der standrtlichen Voraussetzungen, der Baumartenzusammen

    setzung und des Alters der Bestnde ebenso reflektiert wie die wirtschaftlichen Zielsetzungen

    der Waldbesitzer, macht den Zusammenhang von wirtschaftlichem Leistungspotential und

    Betriebsergebnis deutlich (siehe Abbildung 4). Erwartungsgem weist die Gruppe der

    Forstbetriebe mit dem hchsten Hiebssatz auch den hchsten jhrlichen Reinertrag aus. Als

    uerst kritisch ist die Situation der Gruppe von Betrieben mit einem Hiebssatz unter 3,5 Fm

    zu sehen. Diese weist nur in wenigen Ausnahmejahren positive Reinertrge I (ohne

    Frderung) auf.

    17

  • Abbildung 3: Reinertrag, Privatwaldbetriebe nach Hauptbaumarten (ohne Frderung)

    -100

    0

    100

    200

    300

    400

    500

    1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001

    /ha

    Fichte Kiefer Buche/Eiche Gemischt

    Quelle: BML (verschiedene Jahrgnge). Reinertrge gelten bis FWJ 1996 nur fr die alten Bundeslnder.

    Fr kleinere Forstbetriebe ist die wirtschaftliche Situation, soweit sich hierber

    Aufzeichnungen finden, tendenziell schlechter als fr die im Testbetriebsnetz erfassten

    Forstbetriebe mit mehr als 200 ha. So zeigt die Auswertung der im Testbetriebsnetz des

    Agrarberichts erfassten landwirtschaftlichen Vollerwerbsbetriebe mit Wald fr den forstlichen

    Betriebsteil auch nach Einbeziehung der Frderung (Reinertrag II) im Durchschnitt fast

    durchgngig negative Ergebnisse. Dies ist insbesondere auf die hohen negativen Ergebnisse

    pro ha in den Betrieben mit kleinen Waldflchen (< 10 ha) zurckzufhren. Bei den Betrieben

    mit mehr als 50 ha Waldflche berwiegen in den letzten Jahren positive Ergebnisse, wenn

    man die Frderung mit einbezieht (BMVEL 2003).

    Bei den Betrieben mit kleinen Waldflchen ist wiederum darauf hinzuweisen, dass

    diese sich einer geregelten nachhaltigen Waldbewirtschaftung zum groen Teil entziehen.

    Gerade der sogenannte Bauernwald unterscheidet sich in seiner Bewirtschaftungsform und in

    den Bewirtschaftungszielen z.T. grundlegend von der erwerbsmig betriebenen

    Forstwirtschaft. Hier spielt z.T. die Deckung des Eigenbedarfs (Brennholz, Zaunpfhle,

    Bauholz etc.) noch eine entscheidende Rolle. An diesem Eigenbedarf sind dann auch die Ziele

    fr die Bewirtschaftung der Waldflchen orientiert.

    18

  • Abbildung 4: Reinertrag, Privatwaldbetriebe nach jhrlichem Hiebssatz (ohne Frderung) /

    ha

    700

    500

    300

    100

    -100 1981 1983 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001

    7,5 fm/ha HB

    Quelle: BML (verschiedene Jahrgnge). Reinertrge gelten bis FWJ 1996 nur fr die alten Bundeslnder.

    Zusammenfassend lsst sich feststellen, dass die wirtschaftliche Lage der Wald

    bewirtschaftung in Deutschland kritisch ist. Ohne Einrechnung der staatlichen Frderung

    werden im Durchschnitt ber alle Eigentumsarten gesehen keine positiven Reinertrge erzielt.

    Auch unter Einrechnung der Frderung sind die erzielten Reinertrge pro ha im Vergleich zu

    anderen Landnutzungsarten bescheiden.

    Im Kleinprivatwald hat das Interesse an einer wirtschaftlichen Nutzung der Wlder

    zudem stark abgenommen. Andererseits haben die Waldeigentmer aber auch dann Lasten zu

    tragen, wenn sie die Bewirtschaftung aufgeben. Beitrge zur Unfallversicherung, Wasser- und

    Bodenverbandsbeitrge oder auch Grundsteuern haben den Charakter von Sollertragssteuern,

    die konomisch gesehen den Besitzer zu einer wirtschaftlichen Nutzung der Flchen

    anhalten sollen: Ist der Besitzer nicht in der Lage, diese von ihm geforderten Beitrge zu

    erbringen, so wird ber kurz oder lang ein Wechsel an einen Besitzer erfolgen, der diese

    Beitrge erwirtschaften kann oder sie zu tragen bereit ist.

    Solche Beitrge (Betriebssteuern, Beitrge und Versicherungen) werden fr die

    Privatbetriebe des Testbetriebsnetzes fr 2001 im Durchschnitt mit 14 /ha ausgewiesen. Dies

    erscheint als Absolutbetrag nicht hoch. Er ist aber vor dem Hintergrund der kritischen

    Ertragslage zu sehen, und zudem streuen diese Lasten ganz erheblich. Wenn die Przisierung

    der ordnungsgemen Waldbewirtschaftung oder eine gesetzliche Verpflichtung zur

    19

  • Einhaltung der guten fachlichen Praxis eine weitere Beschrnkung der Eigentmerbefugnisse

    mit sich bringt, dann knnen diese Beschrnkungen im Einzelfall durchaus Enteignungs

    charakter haben; denn vielen Waldeigentmern drfte es nicht schwer fallen, nachzuweisen,

    dass sie die am Eigentum haftende Verpflichtung gegenber der Allgemeinheit aus der

    Nutzung der Wlder dann nicht mehr bestreiten knnen.

    1.4.2 Ertragserwartungen der vier Hauptbaumarten Vor dem Hintergrund der schwierigen konomischen Situation der Forstwirtschaft erscheint

    es zwingend notwendig, die wirtschaftlichen Auswirkungen von waldbaulichen Manahmen

    im Zusammenhang mit der Frderung der biologischen Vielfalt vor der Planung und Durch

    fhrung zu umreien.

    Zwar ist das Wachstumsverhalten der Bestnde nur in grobem Rahmen abschtzbar,

    und auch die natrlichen und konomischen Risiken fr Produktionszeitrume zwischen 100

    und mehr als 200 Jahren sind kaum vorhersagbar, gleichwohl gibt es zu einer Abschtzung

    der Ertrge und der Kosten sowie der Ermittlung von Deckungsbeitrgen ber den

    Produktionszeitraum hinweg keine echte Alternative.

    In Tabelle 2 werden die Ergebnisse solcher Deckungsbeitragskalkulationen vorgestellt,

    um einen generellen berblick ber die wirtschaftlichen Ausgangsbedingungen fr die

    Hauptbaumarten und ihre speziellen Produktionszeiten zu vermitteln.

    Die Ergebnisse wurden mit Hilfe eines Kalkulationsprogramms errechnet, das auf

    Ertragstafeln (SCHOBER, 1979), Bestandessortentafeln 82/85 (SCHPFER, DAUBER, 1989),

    EST-Vorgabezeiten und Holzerlsen (ZMP, 2003) aufgebaut ist. Fr verschiedene

    Produktionszeiten werden Deckungsbeitrge fr die Hauptbaumarten erzeugt. Neben den

    Holzerlsen und Holzerntekosten (jeweils Basis FWJ 2002) wurden alle weiteren Kosten des

    Forstbetriebes bercksichtigt; lediglich die Verwaltungskosten blieben unbercksichtigt.

    Ein Vergleich der Deckungsbeitrge (Tabelle 2) nach Baumarten zeigt, dass die

    Kiefernwirtschaft lediglich unter gnstigsten Bedingungen positive Deckungsbeitrge liefert.

    Nur bei Unterstellung hoher Massenleistungen und geringer Produktionsrisiken sind jhrliche

    Deckungsbeitrge in einer Grenordnung zwischen 15 und 70 /ha zu erwarten. Fr Buche

    und Eiche errechnen sich bei lngeren Umtriebszeiten jhrliche Deckungsbeitrge von mehr

    als 200 /ha (Buche, I. Ekl., U=150 Jahre) bzw. 300 /ha (Eiche , I Ekl., U=200 Jahre). Fr

    Fichte sind Deckungsbeitrge in hnlicher Hhe schon bei einer unterstellten Umtriebszeit

    von 120 Jahren zu erreichen (I. Ekl.).

    20

  • Tabelle 2: Jhrliche Deckungsbeitrge nach Baumarten und Umtriebszeiten (in /ha und Jahr)

    Eiche Buche Fichte Kiefer

    Ekl. I II III I II III I II III I II III

    U

    80 -128 -145 -147 -103 -111 -125 109 3 -109 -28 -74 -104

    100 -43 -80 -116 -13 -56 -85 187 84 -9 17 -33 -65

    120 52 -11 -78 86 16 -37 226 126 47 48 -6 -40

    140 140 60 -38 183 87 14 68 13 -23

    150 177 90 -16 218 122 39

    160 212 117 4

    180 275 164 44

    200 324 202 77 Quelle: eigene Berechnungen

    Grundstzlich ernchtert die nur geringe Rendite forstlicher Produktion (Tabelle 3). Fr keine

    der hier kalkulierten Varianten kann unter derzeitigen Produktionsbedingungen eine interne

    Verzinsung von mehr als 1 % errechnet werden. Die gnstigste wirtschaftliche Situation ist

    fr Fichtenbestnde zu erwarten, jedoch mssen auerordentlich gnstige Produktions

    verhltnisse gegeben sein, wenn eine Rendite von mehr als 0,7 % mglich sein soll. Dieses

    Niveau ist im Vergleich nur von der Eichenwirtschaft erreichbar, wenn eine Produktionszeit

    von mehr als 200 Jahren durchgehalten werden kann. Treten ber die notwendige

    Produktionszeit Liquidittsengpsse auf, die durch eine Kreditaufnahme zu berbrcken sind,

    so kann dadurch die geplante Produktionszeit und sogar die Rohholzproduktion insgesamt in

    Frage gestellt sein (vgl. Tabelle 3). Fr Buchenbestnde ist nach derzeitigen Produktions

    bedingungen eine noch geringere interne Verzinsung zu erwarten. Eine berlegenheit

    gegenber der Eichenwirtschaft ist nicht festzustellen.

    Die vorgestellte interne Verzinsung sowie die Deckungsbeitragskalkulationen

    (Tabellen 2 und 3) besttigen die Ergebnisse des BMVEL-Testbetriebsnetzes (Abbildung 3).

    Die Forstbetriebe mit fhrender Baumart Fichte weisen i.d.R. die gnstigsten Ergebnisse auf.

    Die Laubholzbetriebe nehmen, in den Modellrechnungen und im Testbetriebsnetzvergleich

    eine mittlere Situation ein. Fr die Hauptbaumart Kiefer zeigen sowohl die Ergebnisse des

    Testbetriebsnetzes als auch die kalkulierten Ergebnisse eine negative Reinertragssituation.

    21

  • Tabelle 3: Interne Verzinsung nach Baumarten und Umtriebszeiten (%)

    Eiche Buche Fichte Kiefer

    Ekl. I II III I II III I II III I II III

    U

    100 0,60

    120 0,73 0,18

    140 0,21 0,43

    150 0,36 0,54 0,12

    160 0,47 0,08

    180 0,62 0,28

    200 0,69 0,39 Quelle: eigene Berechnungen

    1.4.3 Vermgensbetrachtung bei Unterschutzstellung von Waldkosystemen

    Obwohl die forstliche Produktion keine hohen Renditeerwartungen erlaubt, ist das Vermgen

    der Forstbetriebe i.d.R. erheblich. Auch bei geringen konomischen Ertrgen knnen sich in

    den Bestnden aufgrund der ungewhnlich langen Produktionszeitrume betrchtliche

    Vermgenswerte akkumulieren. Je nach Baumart, Holzvorrat und Bestandesalter variieren die

    Bestandeswerte erheblich. Die Abbildungen 5 und 6 zeigen fr die Baumarten Buche und

    Eiche in Abhngigkeit vom Bestandesalter unter standardisierten Verhltnissen fr

    verschiedene Ertragsklassen typische Verlufe der Entwicklung der Abtriebswerte (unterstellt

    wird wiederum die Erls-Kosten-Situation des FWJ 2002). Die Abtriebswerte stellen die

    jeweiligen erntekostenfreien Holzverkaufserlse des aufstockenden Holzvorrates zum

    entsprechenden Alter der Bestnde dar.

    22

  • Abbildung 5: Abtriebswerte nach Bestandesalter fr Buche /

    ha

    40.000

    35.000

    30.000

    25.000

    20.000

    15.000

    10.000

    5.000

    0 90 110 130 150

    Bestandesalter nach Jahren

    Buche, I. Ekl. Buche, II. Ekl. Buche, III. Ekl.

    Quelle: eigene Berechnungen

    Nach den durchgefhrten Berechnungen ist beispielsweise fr Buchen-Bestnde unter 100

    Jahren kein nennenswerter Abtriebswert zu verbuchen. Grnde hierfr sind in erster Line in

    den Kosten fr die Holzernte zu sehen, die bei jungen Bestnden oft hher sind als die

    Holzerlse. Im Verlauf der nchsten Jahrzehnte des Bestandeslebens vervielfacht sich dann

    der Abtriebswert der Buchenbestnde. Unter den hier unterstellten konomischen

    Rahmenbedingungen hinsichtlich der Kosten und der Erlse erreichen Buchenbestnde im

    Alter von 140 Jahren Abtriebswerte bis zu 30.000 /ha.

    Ebenso wie bei den Buchenbestnden sind bei Eichenbestnden auf der Basis der

    unterstellten konomischen Parameter (Kosten und Erlse) bis zu einem Bestandesalter von

    100 Jahren keine nennenswerten Abtriebswerte zu erzielen. Auch bei Eichenbestnden steigt

    der durchschnittliche Abtriebswert in der zweiten Hlfte des Bestandeslebens deutlich an,

    wobei Abtriebswerte von mehr als 50.000 /ha mglich sein knnen. Hierfr sind allerdings

    Produktionszeiten von 200 Jahren zu unterstellen.

    23

  • Abbildung 6: Abtriebswerte nach Bestandesalter fr Eiche /

    ha

    60.000

    50.000

    40.000

    30.000 Eiche, I. Ekl.

    100 120 140 160 180 200

    Bestandesalter nach Jahren

    Eiche, II Ekl. Eiche, III. Ekl.

    20.000

    10.000

    0

    -10.000

    Quelle: eigene Berechnungen

    Die vorgestellten Ergebnisse basieren auf durchschnittlichen Produktionssituationen. Je nach

    Standort, Bestandesbehandlung und auftretenden Schadereignissen knnen in Einzelfllen

    erhebliche Abweichungen auftreten. Nicht zuletzt ist mit zunehmendem Bestandesalter und

    mit berschreitung der sogenannten Optimalphase mit einer Entwertung des Holzes zu

    rechnen. An dieser Stelle sei nur an die drastische Minderung der Holzqualitt durch

    Rotkernbildung bei der Buche erinnert, die in den vorgestellten Modellrechnungen nicht zum

    Ausdruck kommen kann.

    Werden zur Frderung der biologischen Vielfalt Bestnde im hheren Alter aus der

    forstlichen Nutzung genommen und der natrlichen Entwicklung berlassen, so werden dem

    Forstbetrieb erhebliche Vermgensteile entzogen. Darber hinaus ist zu bedenken, dass mit

    den aufgebauten Holzvorratsvermgen in der Vergangenheit erhebliche Investitionen

    verbunden waren.

    1.4.4 Verzicht auf Nutzung von Biotopbumen in bewirtschafteten Bestnden

    Unter Biotopbumen werden hier Bume verstanden, die der natrlichen Zersetzung ber

    lassen werden, um holzbrtenden und holzzersetzenden Organismen zustzlichen Lebensraum

    zu verschaffen. Hierfr werden bis zu 10 % des Holzvorrates als notwendig erachtet. Als

    24

  • Biotopbume werden i.d.R. Bume mit geringer Holzqualitt (Gteklasse C od. schlechter)

    ausgewhlt. Die Ausweisung von Biotopbumen in Bestnden jngeren und mittleren Alters

    unterbleibt. Lediglich zu Beginn der Endnutzung wird mit der Ausweisung (mglichst

    geringwertiger) Baumindividuen begonnen, wobei zum Ende der Endnutzungsphase die

    angestrebte Anzahl an Biotopbumen im Bestand verbleibt.

    So wnschenswert aus Sicht des Naturschutzes eine Ausweisung von stehenden

    Biotopbumen ist, so ist doch zu bedenken, dass normalerweise nur wenige absterbende oder

    abgestorbene Bume in bewirtschafteten Bestnden zur Auswahl stehen. Erst in Bestnden,

    die ber viele Jahrzehnte nicht bewirtschaftet wurden, ist mit einem deutlich hheren Anteil

    an stehendem Totholz zu rechnen. Die rasch ablaufenden Zersetzungsprozesse lassen zudem

    die Anreicherung der Bestnde mit totem Holzmaterial Grenzen erreichen. Eine aktive

    Vermehrung von stehendem toten Holz wird seitens des Naturschutzes abgelehnt, da

    anthropogene Steuerung nicht gewnscht wird. In der Praxis knnen deshalb nur lebende

    Bume ausgewhlt werden, die dann dem natrlichen Zerfall berlassen werden. Die Auswahl

    erfolgt in Bestnden, in denen mit der Endnutzung bzw. Zielstrkennutzung begonnen wird.

    Da Waldbume im Zeitpunkt der Zielstrkennutzung noch weit von ihrem maximal

    mglichen biologischen Alter entfernt sind, ist regelmig davon auszugehen, dass diese

    sogenannten Totholzanwrter noch viele Jahre, Jahrzehnte oder nicht selten auch Jahrhunderte

    berleben knnen.

    Die kurze Skizzierung zeigt, dass der Anreicherung der Bestnde mit Totholz einer

    seits Grenzen gesteckt sind und andererseits die Hhe der Nutzungsverzichte je nach Aus

    gestaltung der Kriterien zur Anreicherung von Bestnden mit Totholz sehr weit streuen kann.

    Um einen Rahmen der konomischen Nutzungsverzichte zu generieren, werden die

    eingangs dargestellten Kalkulationen zur Bewertung der Biotopbume genutzt. Fr die in

    Tabelle 4 dargestellte Variante 1 wurde von durchschnittlichen Sortenverhltnissen

    ausgegangen. Fr die Variante 2 wurden nur Bume mit Stammholz der Gteklasse C oder

    geringerwertige Holzsortimente fr die Bewertung unterstellt.

    Durch gezielte Ausweisung qualitativ geringwertiger Stmme knnen die Nutzungs

    verzichte, insbesondere bei Eiche und Buche, deutlich abgemindert werden. Bei der Eiche

    kann der Nutzungsverzicht durch die Auswahl weniger wertvoller Biotopbume etwa halbiert

    werden. Fr Buchen ist die Reduktion der Nutzungsverzichte hnlich wie bei der Eiche; hier

    betrgt die Minderung der Nutzungsverzichte ca. 40 %, wobei insgesamt ein wesentlich

    geringeres Erlsniveau erreicht wird. Bei Fichte und Kiefer fhrt die Auswahl der Stmme

    nach Qualittsmerkmalen nur zu einer marginalen Minderung der Nutzungsverzichte, da

    25

  • bekanntermaen bei diesen Baumarten eine deutlich geringere Qualitts-/Preisdifferenzierung

    gegeben ist.

    Tabelle 4: Kalkulatorische erntekostenfreie Holzerlse fr Totholzanwrter (in /Efm; Erlse FWJ 2002, jeweils II. Ekl.)

    Eiche Buche Fichte Kiefer

    Varianten

    Bestandesalter 1 2 1 2 1 2 1 2

    100 33 27

    120 40 33 24 22

    140 40 25 30 26

    150 48 29

    160 81 43

    180 98 49

    Variante 1 = normale Sortenverteilung

    Variante 2 = nur Bume mit einem Stammstck der Gteklasse C oder geringwertiger Quelle: eigene Berechnungen

    In Tabelle 5 werden die Nutzungsverzichte pro ha dargestellt, wenn davon ausgegangen wird,

    das 10 % des Holzvorrates dem natrlichen Verfall berlassen wird.

    Tabelle 5: Kalkulatorische erntekostenfreie Holzerlse fr Totholzanwrter (in /ha; Erlse FWJ 2002, jeweils II. Ekl.)

    Bestandesalter

    100

    120

    140

    150

    160

    180

    Eiche Buche Fichte Kiefer

    Varianten

    1 2 1 2 1 2 1 2

    1.700 1.400

    2.100 1.800 750 700

    2.000 1.200 900 800

    2.500 1.500

    2.600 1.400

    3.300 1.600

    Variante 1 = normale Sortenverteilung

    Variante 2 = nur Bume mit einem Stammstck der Gteklasse C oder geringwertiger Quelle: eigene Berechnungen

    26

  • 1.4.5 konomische Implikationen des Bestandesumbaus In diesem Abschnitt sollen zwei Facetten des Bestandesumbaus behandelt werden: der Umbau

    von standortwidrigen Fichtenbestnden in Buchenbestnde und der Verzicht auf steuernde

    Eingriffe in Eichen-Buchen-Mischbestnde.

    Beim Umbau von Fichtenbestnden in Buchenbestnde ist der Zeitpunkt des Umbaus

    von entscheidender Bedeutung fr die konomischen Belastungen, die dem Forstbetrieb

    daraus erwachsen knnen. Wie Tabelle 3 zu entnehmen ist, steigt die interne Verzinsung von

    Fichtenbestnden (Beispiel: I. Ekl.) bis zum Bestandesalter 120 Jahre noch an. Demzufolge

    wrde eine vorzeitige Nutzung des umzubauenden Bestandes, auch teilweise, einen Verzicht

    auf die volle Ausschpfung des Renditepotentials der Baumart bedeuten. Je nach

    Leistungsfhigkeit des Bestandes knnten sich per Saldo sogar Belastungen ergeben, wenn

    die Erntekosten des Abtriebes nicht durch entsprechende Verkaufserlse gedeckt werden

    knnen. Wie der Abbildung 7 zu entnehmen ist, sind unter ungnstigen Bedingungen mehrere

    tausend /ha dafr zu veranschlagen.

    Abbildung 7: Abtriebswerte nach Bestandesalter fr Fichte

    /ha

    35.000

    30.000

    25.000

    20.000

    15.000

    10.000

    5.000

    0

    -5.000

    -10.000

    -15.000

    55 70 85 100 115

    Bestandesalter in Jahren

    Quelle: eigene Berechnungen

    Fichte, I. Ekl. Fichte, II. Ekl. Fichte, III. Ekl.

    Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist in der unterschiedlichen Ertragserwartung der Baumarten

    zu sehen. Um dies zu verdeutlichen, wird wiederum auf Deckungsbeitragsvergleiche zurck

    27

  • gegriffen. Abbildung 8 zeigt die Entwicklung der Deckungsbeitrge der Baumarten Fichte (I.

    Ekl.) und Buche (I., II. und III. Ekl.) in Abhngigkeit von den jeweiligen Produktionszeiten.

    Da die Ertragsklasse der umzubauenden Bestockung nicht mit der Ertragsklasse der

    Folgebestockung in Zusammenhang steht, ist ein Vergleich der Ertragserwartungen der

    betrachteten Baumarten nicht leicht mglich. Aus diesem Grund wurde in der Abbildung 8

    die Ertragserwartung der umzubauenden Bestockung (Fichte) mit einem Fcher der

    Ertragserwartung der alternativen Baumart (Buche) kontrastiert.

    Wie Abbildung 8 zeigt, knnen nach dem Umbau auch mit der Alternativbaumart

    Deckungsbeitrge erwirtschaftet werden, die an das Niveau der vormaligen Fichten

    bestockung anknpfen. Wesentlich ist jedoch, dass zur Erreichung einer hnlichen konomi

    schen Situation ein deutlich lngerer Produktionszeitrahmen notwendig ist. Dies kommt dann

    in einer entsprechend geringeren internen Verzinsung zum Ausdruck.

    Abbildung 8: Deckungsbeitrge fr Buche u. Fichte nach verschiedenen Produktionszeiten

    250

    /ha

    200

    150

    100

    50

    0

    -50

    -100

    -150

    70 90 110 130 150

    Fichte, I. Ekl. Buche, I. Ekl. Buche, II. Ekl. Buche, III. Ekl.

    -200

    Produktionszeiten in Jahren

    Quelle: eigene Berechnungen

    Neben der Reduktion der Ertragserwartungen und dem Verlust frherer Investitionen ist die

    Betrachtung der Zahlungsstrme und der damit verbundenen Liquiditt notwendig.

    Um die Zusammenhnge zwischen wirtschaftlichem Erfolg und Umtriebszeit noch

    einmal nher zu betrachten, werden in den folgenden Abbildungen die Entwicklung der

    28

  • durchschnittlichen jhrlichen erntekostenfreien Erlse, der Deckungslasten, der Verwaltungs

    kosten sowie der Reinertrge in Abhngigkeit von der Umtriebszeit fr die Baumarten Eiche,

    Buche und Fichte vorgestellt. Die fr die jeweiligen Jahre dargestellten Sulenabschnitte stel

    len jhrliche Durchschnittsbetrge fr die bis zum jeweiligen Alter der Bestnde zurck

    gelegte Wachstumszeit dar.

    Fr die Eichenbestnde ergibt sich danach, dass erst nach 80 Jahren die Summe der

    Holzerlse die Summe der Erntekosten abdeckt. Positive Reinertrge sind fr Eichenbestnde

    nur dann zu erwarten, wenn die Produktionszeit lnger als 130 Jahre ist; anders ausgedrckt

    heit dies, dass Eichenbestnde mehr als 130 Jahre alt werden mssen, bevor der Forstbetrieb

    aus dieser Investition berschsse verzeichnet.

    Bei Buchenbestnden stellt sich die Situation hnlich dar. Hier sind wie bei den

    Eichenbestnden erst jenseits eines Bestandesalters von 80 Jahren berschsse aus der

    Holzernte zu erwarten. Kostendeckung ist bei Buchenbestnden nur unwesentlich frher als

    bei den Eichenbestnden mit ca. 120 Jahren zu erzielen.

    Bei Fichtenbestnden ergibt sich bereits ab Alter 60 Jahre ein berschuss aus der

    Holzernte. Positive Reinertrge sind hier ab einer Umtriebszeit von 80 Jahren zu erwarten.

    Fr die konomische Abschtzung des Bestandesumbaus bedeutet dies, dass beim

    bergang von der Fichtenwirtschaft zur Laubholzwirtschaft die planmige Kostendeckung

    von 80 Jahren bei Fichte auf 120/130 Jahre bei Laubholz verlngert wird. berschsse aus der

    Holzernte werden ebenfalls 20 Jahre spter erwirtschaftet.

    Werden in erheblichem Umfang Nadelholzbestnde umgebaut, so ist bei Unterstellung

    der derzeitigen Wirtschaftsbedingungen zuknftig mit deutlichen Engpssen bei der

    Liquidittsentwicklung zu rechnen, wodurch mittel- bis langfristig Probleme entstehen

    knnen.

    29

  • Abbildung 9:

    500

    400

    300

    200

    100

    0

    Vergleich von erntekostenfreien Erlsen, Deckungslasten u. Reinertrgen fr Eiche

    20 40 60 80 100 120 140 160 180 200

    Umtriebszeit in Jahren

    erntekostenfreie Erlse Deckungslasten Verwaltungskosten Reinertrag

    /ha

    -100

    -200

    -300

    -400

    -500

    -600

    Quelle: eigene Berechnungen

    Abbildung 10: Vergleich von erntekostenfreien Erlsen, Deckungslasten u. Reinertrgen fr Buche

    /ha

    400

    300

    200

    100

    0

    -100

    -200

    -300

    -400

    -500

    20 40 60 80 100 120 140

    Umtriebszeit in Jahren

    erntekostenfreie Erlse Deckungslasten Verwaltungskosten Reinertrag

    Quelle: eigene Berechnungen

    30

  • Abbildung 11: Vergleich von erntekostenfreien Erlsen, Deckungslasten u. Reinertrgen fr Fichte

    400

    300

    200

    100

    0 20 40 60 80 100 120

    Umtriebszeit in Jahren

    erntekostenfreie Erlse Deckungslasten Verwaltungskosten Reinertrag

    /ha

    -100

    -200

    -300

    -400

    -500

    Quelle: eigene Berechnungen

    Abbildung 12: Deckungsbeitrge im Vergleich zur Entwicklung der Mittenhhen fr Eiche und Buche

    400 40

    300 30

    200 20

    0 70 90 110 130 150 170 190

    Alter in Jahren

    DB Eiche, I. Ekl. DB Buche, II Ekl. Mitt.Hhe Eiche, I Ekl. Mitt.Hhe Buche II. Ekl

    0

    Hh

    e in

    m

    /ha 100 10

    -100 -10

    -200 -20

    Quelle: eigene Berechnungen

    31

  • Im Folgenden sollen die konomischen Auswirkungen eines Verzichtes auf regulierende

    waldbauliche Eingriffe in Eichen-Buchen-Mischbestnden etwas nher beleuchtet werden.

    Nach dem Verlauf des Hhenwachstums beider Baumarten kommt es etwa in der Mitte des

    Bestandeslebens zur Umkehr der Dominanzverhltnisse. Unterbleiben in dieser

    Entwicklungsphase frdernde waldbauliche Eingriffe (im dargestellten Beispiel zu Gunsten

    der Eiche), dann reduzieren sich auch die Ertragsaussichten. Bezogen auf die Abbildung 12

    wre ein stetiger bergang von den Deckungsbeitrgen der Eiche hin zu den

    Deckungsbeitrgen der Buche zu verzeichnen.

    Die vorgestellten Modellrechnungen zeigen, dass die konomischen Auswirkungen

    aus den Manahmen zur Frderung der biologischen Vielfalt in Wldern sehr vielfltig sein

    knnen. Ob diese auch in Forstbetrieben relevant werden, hngt ganz entscheidend von der

    tatschlichen Situation des Forstbetriebes ab. Auch die in den Modellrechnungen getroffenen

    Annahmen bezglich des Bestandeswachstums und der zuknftigen Erls-Kosten-Situation

    stellen ebenso eine Quelle fr Fehleinschtzungen dar.

    Die Forderungen, die aus den vorgenommenen Modellrechnungen folgen,

    insbesondere vor dem Hintergrund der derzeitigen konomischen Situation der Forstbetriebe,

    knnen nur darin gesehen werden, dass bei der Frderung der biologischen Vielfalt in hohem

    Mae auf die Vermeidung von zustzlichen Kosten und Liquidittsengpssen geachtet wird.

    1.4.6 Vergleich der Modellergebnisse mit den betrieblichen Manahmen des Forstamtes der Hansestadt Lbeck

    Um die vorgestellten betriebswirtschaftlichen Auswirkungen verifizieren zu knnen, werden

    die von den naturwissenschaftlichen Projektpartnern vorgeschlagenen Manahmen zur

    Frderung der biologischen Vielfalt vor dem Hintergrund existierender Bestnde auf ihre

    konomischen Auswirkungen berprft.

    Hierfr wurde das Forstrevier Behlendorf des Forstamtes der Hansestadt Lbeck

    ausgewhlt. Vorteilhaft erschien dieses Forstrevier deshalb, weil die hiervon bewirtschafteten

    Bestnde im west-stlich-verlaufenden Landschaftsausschnitt gelegen sind, der vom

    Teilprojekt I (TP I) einer ausfhrlichen naturwissenschaftlichen Untersuchung unterzogen

    wurde, so dass fr diese Bestnde fundierte Aussagen zur Frderung der biologischen Vielfalt

    gemacht werden konnten.

    Bei der berprfung, ob Bestnde aus kologischen Grnden aus der Bewirtschaftung

    heraus genommen werden sollen, wurden seitens des TP I folgende Aussagen formuliert:

    Mehrere im Forstort Behlendorf gelegene Feuchtwlder (Erlen-Eschen-Wlder,

    Erlen-Bruchwlder) wurden in Augenschein genommen. Dabei informierte der Leiter des

    32

  • Reviers Behlendorf (Herr Kropla) ber Art und Ausma der in der Vergangenheit

    durchgefhrten Nutzung. Die Nutzung erfolgte z.B. in der Abt. 63 b einzelstammweise an

    wenigen ausgewhlten Bumen (v.a. Erle und Esche). Die Entnahme der Stmme konnte

    dabei von den Bestandesrndern (Rckewege) her vorgenommen werden. In einigen

    Bestnden (Abt. 64 b, 63 f 2 und 63 f 5) erfolgte darber hinaus die Entnahme von Balsam-

    Pappeln. Diese Manahme dient in erster Linie dem Waldumbau (grere Naturnhe durch

    Annherung an die pnV) und wurde durchgefhrt, da zum Einschlagszeitpunkt

    vergleichsweise gnstige Absatzmglichkeiten bestanden.

    Es bestand Einigkeit bei allen Beteiligten darber, dass die in den letzten Jahren in

    Feuchtwldern des Forstortes Behlendorf durchgefhrte extensive Nutzung die

    Gefpflanzenvielfalt der Bestnde nicht beeintrchtigt. Vielmehr ist fr einige

    Gefpflanzenarten der Feuchtwlder sogar eine Frderung durch Auflichtung denkbar. Fr

    epiphytische Flechten ist nach Ergebnissen des Teilprojektes I gerade im Bereich von

    Feuchtstandorten ein hoher Anteil von alten Hainbuchen, Eschen, Ulmen, Berg- und Spitz-

    Ahorn von Bedeutung. Fr einige epiphytische Flechtenarten kann eine mavolle Auflichtung

    in Feuchtwldern jedoch sogar frdernd wirken.

    Ein vlliger Verzicht auf Bewirtschaftung wurde seitens des TP I in keinem Bestand

    des Forstrevieres Behlendorf empfohlen.

    Zur Frderung der Totholzanreicherung in bewirtschafteten Bestnden des

    Forstrevieres Behlendorf wurde seitens des TP I folgende Feststellung getroffen:

    Das Totholzkonzept des Stadtforstamtes Lbeck wurde beispielhaft an Bestnden im

    Forstort Behlendorf von Herrn Kropla erlutert. Dieses Konzept fordert, dass in jedem

    Bestand, in dem mit der Zielstrkennutzung begonnen wird, ein Vorratsanteil von 10 % so

    genannter Totholzanwrter ausgewiesen und deren Holzmasse nicht entnommen wird. In der

    Regel handelt es sich dabei um schlechtwchsige Bume der Gteklasse C oder schlechter.

    Lediglich einzelne Horstbume und Spechthhlen-Bume gehren besseren Gteklassen an.

    Neben Rotbuchen und Eichen werden auch seltenere Baumarten (z.B. Edellaubhlzer)

    einbezogen. Es bestand Konsens, dass das vom Stadtforstamt Lbeck praktizierte

    Auswahlverfahren nicht nur den kologischen, sondern auch den konomischen

    Anforderungen an ein Totholzkonzept gerecht wird.

    Einigkeit bestand ebenfalls darber, dass Totholzanwrter aus kologischer Sicht nicht

    gleichmig ber die gesamte Flche verteilt sein mssen, sondern sich die Auswahl an

    konomischen Kriterien (geringe Leistungsklassen) orientieren kann. Eine Aufhebung des

    Totholzanwrter-Status ist bei gleichzeitiger Ausweisung von Ersatzbumen denkbar, wenn

    33

  • dies fr den Forstbetrieb sinnvoll erscheint, z.B. wenn wertvolle Horstbume ihre Funktion

    verloren haben. Damit wird dem Forstbetrieb Flexibilitt ermglicht. Vonseiten des

    Teilprojektes I wurde noch einmal darauf hingewiesen, dass eine 10 %-Grenze aus

    kologischer Sicht nicht zwingend erscheint.

    Einige Bestnde des Reviers Behlendorf, in denen Totholzanwrter ausgewhlt wur

    den, sind in Tabelle 6 aufgefhrt. Dabei handelt es sich i.d.R. um Bestnde, in denen bereits

    Verjngungsmanahmen eingeleitet wurden. Im Rahmen der beginnenden Zielstrkennutzung

    wurden fr die Totholzanreicherung grundstzlich Bume ausgewhlt, die eine geringe

    Holzqualitt aufwiesen. Das bedeutet, dass die Nutzungsverzichte nur mit etwa den Betrgen

    der Variante 2 (Tabelle 4) zu verbuchen sind. Ein erster Blick zeigt aber, dass die aus

    gewhlten Stmme nicht ausreichen, um die vom Forstbetrieb geplante Holzmenge von 10 %

    des Vorrates fr die Totholzanreicherung zu erbringen. Der Grund hierfr ist darin zu sehen,

    dass in diesen Bestnden nicht gengend Stmme vorhanden sind, auf die der Forstbetrieb aus

    konomischen Grnden htte verzichten wollen. Da die Zielstrkennutzung bzw. die

    Bestandesverjngung in den aufgelisteten Bestnden noch nicht abgeschlossen ist, kann auch

    noch in der Zukunft eine ergnzende Auswahl stattfinden, da davon auszugehen ist, dass holz

    entwertende Einflsse die Ernte einiger Stmme konomisch uninteressanter werden lassen.

    Tabelle 6: Ausgewiesene Totholzanwrter in Beispielbestnden der Revierfrsterei Behlendorf

    Abteilung Buche Eiche Fichte Birke Hainbuche

    ha Anzahl Bume/Baumarten-Alter

    1 a 5,0 6/133 24/193 30

    5 b1 11,8 45/148 3/173 48

    55 c1 16,9 55/133 12/153 2/128 1/93 70

    58 a1 6,7 21/132 20/187 1/132 42

    64 a 4,5 10/127 18/182 1/127 29

    137 77 2 1 2

    Da es nur mit hohem Aufwand mglich ist, den tatschlichen Wert (erntekostenfreier Holz

    erls) der belassenen Totholzanwrter zu ermitteln, wurde eine Schtzung in Anlehnung an

    die Modellrechnungen vorgenommen (vgl. Tabellen 4 u. 5). Dabei wurde davon ausgegangen,

    dass die in Tabelle 6 aufgefhrten Bume eine durchschnittliche Holzmasse aufweisen. Es

    wurde ferner davon ausgegangen, dass bei der Bewertung durchschnittliche Strkeklassen

    aber nur geringe Gteklassen zu unterstellen sind. Die in Tabelle 7 mitgeteilten Ergebnisse

    34

  • deuten auf erhebliche Nutzungsverzichte hin. Insgesamt kann davon ausgegangen werden,

    dass z.Z. in den betrachteten Bestnden mit einer Flche von zusammen 45 ha auf Holzerlse

    (erntekostenfrei) in Hhe von fast 35.000 verzichtet wird. Werden die noch ausstehenden

    Bume ebenfalls ausgewiesen, so ist wegen der besseren Durchschnittsqualitt mit einer

    berproportionalen Zunahme der Nutzungsverzichte zu rechnen (vgl. Tabelle 5).

    Tabelle 7: Kalkulatorische erntekostenfreie Holzerlse der ausgewiesenen Totholzanwrter in der Revierfrsterei Behlendorf (in /Bestand)

    Abteilung

    ha

    Buche Eiche Fichte Birke Hainbuche je ha

    1 a

    5 b1

    55 c1

    58 a1

    64 a

    5,0

    11,8

    16,9

    6,7

    4,5

    556

    6.487

    5.097

    1.799

    687

    7.505

    667

    1.305

    5.427

    4.660

    131 11

    86

    69

    1.631

    606

    387

    1.091

    1.203 Quelle: eigene Berechnungen

    Fr eine konomische Betrachtung von Umbaubestnden wurden in Behlendorf zusammen

    mit dem Revierleiter und dem Teilprojekt I ebenfalls Bestnde nher beleuchtet.

    Im folgenden sind vier Schwerpunkte zusammengestellt.

    Umbau von Nadelholz- in Laubholzbestnde

    Nach der naturwissenschaftlichen Begrndung (TP I) fhrt der Umbau von Nadelholz- in

    Laubholzbestnde zu grerer Naturnhe und Annherung an die potenziell natrliche

    Vegetation, wie es in den Waldbauprogrammen der meisten Bundeslnder gefordert wird. Die

    Manahme frdert darber hinaus das fr Laubwaldgesellschaften typische Arteninventar.

    Zugleich wird die Stabilitt der Wlder erhht. An geeigneten Standorten mit sauren Bden

    kann allerdings die Fichte als Nebenbaumart toleriert werden, um den konomischen

    Belangen der Forstbetriebe entgegen zu kommen.

    In Fichten-Bestnden des Reviers Behlendorf werden Umbaumanahmen zu Laub

    holzbestnden in verschiedenster Weise durchgefhrt.

    In mittelalten Fichten-Bestnden werden Umbaumanahmen i.d.R. dann vorgenom

    men, wenn hierfr Risikovorflle (Windwrfe bzw. Borkenkferkalamitten) Gelegenheiten

    bieten. In die ankommende Nadelholz-Natrverjngung der entstandenen Bestandeslcken

    35

  • werden Laubholzpflanzen eingebracht, oder die natrlich ankommenden Laubhlzer werden

    gefrdert (Abt. 51 e, Abt. 51 b 5).

    Eine weitere Variante zum Umbau von Nadelholzbestnden wird durch die Frderung

    des vorhandenen Laubholz-Anteils in Fichtenbestnden im Rahmen der Durchforstung

    vorgenommen. Hier werden lediglich vorhandene Einzelbume gefrdert, ohne zustzliche

    Umbaumanahmen zu ergreifen (Abt. 54 d 3, Abt. 54 a 2).

    Aufwndige Voranbauten mit Buchen wurden im Revier Behlendorf in erster Linie

    unter lteren Fichtenbestnden vorgenommen, in denen bereits Endnutzungsmanahmen

    mglich sind. Es wird hierbei eher das waldbauliche Ziel des Forstbetriebes verfolgt, als die

    Verbesserung der biologischen Vielfalt der Bestnde (Abt. 54 c 1, Abt. 52 b 1,b 2, b 4, c 2, d

    3, e 4 ).

    Das skizzierte Vorgehen beim Umbau von Fichtenbestnden im Forstrevier

    Behlendorf zeigt deutlich, dass in der betrieblichen Umsetzung generell die konomischen

    Belange des Forstbetriebes, sowohl bei der Wahl des Umbauzeitpunktes als auch bei der

    Durchfhrung des Umbaues, nicht auer Acht gelassen werden.

    Erhalt und Frderung standorttypischer Bodensaurer Buchen-Wlder

    Von naturwissenschaftlicher Seite (TP I) wird folgende Begrndung fr die Manahme

    genannt:

    Deutschland hat fr den Erhalt von Rotbuchenwldern, deren weltweiter Ver

    breitungsschwerpunkt in Mitteleuropa liegt, eine besondere Verantwortung. Infolge

    degradierender Waldnutzung im Mittelalter und der frhen Neuzeit sind bodensaure

    Rotbuchenwlder gerade im Norddeutschen Tiefland selten geworden. Diese Wald

    gesellschaft entspricht jedoch auf weiten Flchen der potenziell natrlichen Vegetation.

    Naturnahe Ausprgungen dieses Waldtyps beherbergen i.d.R. ein fr sie charakteristisches

    Artenspektrum zahlreicher Tier- und Pflanzengruppen. Besondere, von den Zielsetzungen des

    Forstbetriebes abweichende Bestandesbewirtschaftungsmanahmen wurden aus Grnden der

    Frderung der biologischen Vielfalt nicht gefordert (Abt. 55 c 1, Abt. 56 a 1).

    Zulassen von natrlichen Bestandesentwicklungen in Eichen-Buchen-Mischbestnden

    Der Verzicht auf die Frderung von Stiel- und Traubeneiche fhrt nach Einschtzung des

    TP I zu grerer Naturnhe der Bestnde und wird daher im Waldbauprogramm des

    Forstamtes der Hansestadt Lbeck gefordert. In Hinblick auf die biologische Vielfalt

    36

  • (Gefpflanzen, Moose, Flechten, Vgel, xylobionte Pilze und Insekten) ist allerdings ein

    gewisser Eichen-Anteil positiv zu bewerten (Abt. 1 a, Abt. 12 a 1, Abt. 57 c 2).

    Fr die Bestnde der Abt 1 a und 12 a 1 ergibt sich derzeitig aus diesen Forderungen

    eine eher geringe konomische Bedeutung. Die Einschtzung grndet darauf, dass in beiden

    Bestnden die Eichen einen hohen Bestandesanteil (73 bzw. 89 %) innehaben und daher nicht

    mit einem wesentlichen Ausfall der Eichen aufgrund abnehmender Konkurrenzkraft zu rech

    nen ist. Fr den Mischbestand in Abt. 57 c 2 ist beim Verzicht auf Frderung der Eichen

    schon eher mit deren Ausfall zu rechnen, da hier ein relativ junges Bestandesalter und ein

    geringer Bestandesanteil der Eiche gegeben sind. Zudem weist der Buchenanteil dieses

    Mischbestandes eine erhebliche Leistungsstrke auf (Lkl. 10), die der beigemischten Eiche

    (Lkl. 7) deutlich berlegen ist. Damit sind in diesem Bestand andere Konkurrenzverhltnisse

    festzustellen als in dem zuvor dargestellten Beispiel (vgl. Abbildung 9). Auch bei diesem

    Beispielsbestand ist nicht mit erheblichen konomischen Belastungen fr den Forstbetrieb zu

    rechnen, wenn auf die gezielte Frderung der Eichen verzichtet wird, da ohnehin die

    Deckungsbeitrge der leistungsstarken Buche hier denen der Eiche nicht unterlegen sind (vgl.

    Tabelle 2).

    Frderung von Edellaubbumen als Mischbaumarten

    Auerhalb von grund- und stauwasserbeeinflussten Standorten sind Edellaubhlzer wie z.B.

    Esche und Ahorn-Arten gegenber der Buche nicht konkurrenzfhig. Sie tragen aber zur

    Vielfalt der Baumarten erheblich bei. Darber hinaus haben sie Bedeutung fr die

    Gefpflanzenvielfalt in der Strauch- und Krautschicht (Lichtangebot, Nhrstoffkreislauf).

    Auch die Diversitt epiphytischer Flechten wird positiv beeinflusst (TP I).

    Die Frderung von Edellaubhlzern ist in der Revierfrsterei Behlendorf Bestandteil

    des Betriebszieles. In erster Linie sind hier Samenbume zu erhalten. Bis zu einem Anteil von

    5 % werden alle vorhandenen Individuen gepflegt bzw. geschtzt, steigt der Anteil der

    Edellaubbume darber hinaus, gelten bei Pflegeeingriffen nur Qualittsaspekte (Abt. 66 a 2).

    Eine Belastung aufgrund von Frderung der biologischen Vielfalt kann hierin nicht erkannt

    werden. Vielmehr trgt die Diversifizierung der Holzproduktion auch zur Minderung

    betrieblicher Risiken bei.

    37

  • 1.4.7 Voraussichtlicher Nutzen und Verwertbarkeit der Ergebnisse Die vorgestellten Ergebnisse zeigen ein weites Spektrum der mglichen Belastungen. Auf der

    einen Seite knnen die Manahmen zur Frderung der biologischen Vielfalt und die daraus

    resultierenden konomischen Belastungen fr die Forstbetriebe so erheblich sein, dass ihre

    Existenz gefhrdet ist. Sind andererseits die als notwendig erachteten Manahmen

    harmonisch in den Betriebsablauf integrierbar, so knnen die daraus zu erwartenden

    Belastungen deutlich abgemildert werden.

    Um konomische Hrten fr Forstbetriebe zu vermeiden, ist es daher notwendig, in

    jedem Einzelfall zu prfen, inwieweit bei der Formulierung der Anforderungen seitens des

    Naturschutzes auf betriebliche Notwendigkeiten Rcksicht genommen werden kann.

    Angesichts der allgemein schwierigen konomischen Situation der Forstbetriebe erscheint es

    zwingend erforderlich, jede erdenkliche Entlastung der Forstbetreibe zu nutzen; d.h. in diesem

    Falle, seitens des Naturschutzes jede Ausweichmglichkeit zu suchen, die eine geringere

    betriebliche Belastung erwarten lsst. Hierzu erscheint es sinnvoll, die Manahmen zur

    Frderung der biologischen Vielfalt so zu formulieren, dass beim Forstbetrieb ein Hchstma

    an innerbetrieblicher Entscheidungsfreiheit verbleibt.

    1.5 Zusammenfassung zu Teil 1

    Wesentliche Beitrge zur Frderung der biologischen Vielfalt in Wldern werden im Verzicht

    auf Nutzungen, d.h. in der Einrichtung von Schutzgebieten (1.), in der Frderung und

    Belassung von Totholz in bewirtschafteten Bestnden (2.) und im Waldumbau (3.) gesehen.

    Von entscheidender Wichtigkeit fr die Beurteilung der betrieblichen Belastungen aus

    den Manahmen zur Frderung der biologischen Vielfalt ist die Betrachtung der betriebswirt

    schaftlichen Situation der Forstbetriebe. Forstbetriebe aller Eigentumsarten verzeichnen auch

    unter Bercksichtigung von Frdermitteln unbefriedigende konomische Ergebnisse. Weitere

    Belastungen erscheinen konomisch kaum tragbar.

    Zu 1.: Sollen Bestnde unter Schutz gestellt werden, dann ist i.d.R. davon auszugehen,

    dass den Forstbetrieben Vermgensteile entzogen werden. Auch bei geringen konomischen

    Ertragserwartungen knnen in den Bestnden aufgrund der ungewhnlich langen

    Produktionszeitrume erhebliche Vermgenswerte akkumuliert sein. Je nach Baumart,

    Holzvorrat und Bestandesalter variieren die Bestandeswerte ganz erheblich. Es knnen

    Abtriebswerte in Hhe von 30.000 /ha bei Buche bzw. 50.000 /ha bei Eiche in den

    Bestnden herangewachsen sein.

    38

  • Zu 2.: Die Belastung, die aus der Ausweisung von Totholzanwrtern fr den

    Forstbetrieb resultieren kann, ist stark davon abhngig, wie die Anforderungen hierzu

    formuliert werden. Bezogen auf die Holzmenge kann etwa von einem Einnahmeverzicht

    (erntekostenfrei) in Hhe von 25 bis 100 /fm ausgegangen werden. Bezogen auf die Flche

    bedeutet dies, dass bis zu 3.000 /ha anzusetzen sind, je nach dem, welche Holzmenge hierfr

    als notwendig erachtet wird (hier bis zu 10 % des Holzvorrates).

    Eine gezielte Auswahl qualitativ geringwertiger Bume fr die Anreicherung

    bewirtschafteter Bestnde mit Totholz kann die Nutzungsverzichte, insbesondere bei Eiche

    und Buche, deutlich abmindern. Bei der Eiche halbiert sich der Nutzungsverzicht durch die

    Auswahl von Biotopbumen minderer Holzqualitt von i.D. 90 /fm auf ca. 45 /fm. In

    Buchenbestnden fllt hierdurch der Nutzungsverzicht mit ca. 40 % etwas geringer aus, wobei

    insgesamt ein wesentlich geringeres Niveau erreicht wird. Bei Fichte und Kiefer kann die

    gezielte Auswahl geringwertiger Bume nur zu einer leichten Minderung der Nutzungs

    verzichte beitragen, da bekanntermaen bei diesen Baumarten die Qualitts- bzw.

    Preisdifferenzierung weniger deutlich ist.

    Zu 3.: Ein wesentlicher Aspekt beim Umbau von Nadelholzbestnden ist in der

    unterschiedlichen Ertragserwartung der Baumarten zu sehen. Da die Ertragsklasse der

    umzubauenden Bestockung nicht mit der Ertragsklasse der Folgebestockung in Zusammen

    hang steht, ist ein Vergleich der Ertragserwartungen der betrachteten Baumarten ohne

    konkreten Bestandesbezug nur begrenzt mglich. Wie Modellrechnungen zeigen, knnen

    nach dem Umbau (Buche statt Fichte) unter gnstigen Bedingungen auch mit der Alternativ

    baumart Deckungsbeitrge erwirtschaftet werden, die an das Niveau der vormaligen

    Bestockung anknpfen. Ein wesentlicher Unterschied besteht jedoch darin, dass zur

    Erreichung dieser konomischen Situation ein lngerer Produktionszeitraum notwendig ist.

    Dies kommt in der deutlich geringeren internen Verzinsung bei der Buche zum Ausdruck.

    Neben den vernderten Ertragserwartungen und dem Verlust frherer Investitionen ist

    auch der Entwicklung der zuknftigen Liquiditt Beachtung zu schenken. Fr Eichenbestnde

    ergibt sich, dass i.d.R. erst nach 80 Jahren die Summe der Holzerlse die Summe der

    bisherigen Erntekosten abdeckt. Positive Reinertrge sind fr Eichenbestnde nur dann zu

    erwarten, wenn die Produktionszeit mindestens 130 Jahre betrgt; anders ausgedrckt heit

    dies, dass Eichenbestnde mehr als 130 Jahre alt werden mssen, bevor Forstbetriebe aus

    dieser Investition berschsse (bis dahin noch keine Verzinsung des eingesetzten Kapitals)

    verzeichnen. Dies gilt in hnlicher Weise auch fr Buchenbestnde.

    39

  • Fr Fichtenbestnde ist dagegen ein berschuss aus der Holzernte bereits bei einem

    Alter von 60 Jahren zu erzielen. Positive Reinertrge sind ab einer Umtriebszeit von 80 Jahren

    mglich. Fr die konomische Abschtzung des Bestandesumbaus bedeutet dies, dass beim

    bergang von einer Fichtenwirtschaft zur Laubholzwirtschaft die planmige Kostendeckung

    von 80 Jahren bei Fichte auf 120/130 Jahre bei Laubholz hinausgeschoben wird. berschsse

    aus der Holzernte sind ebenfalls um 20 Jahre spter zu erwarten.

    Neben dem vlligen Umbau der Bestnde knnen auch andere Forderungen Einfluss

    auf die betriebswirtschaftliche Situation haben. Sind z.B. die natrlichen Wachstums

    verhltnisse in bestehenden Mischbestnden zu tolerieren und waldbaulichen Eingriffe hierauf

    abzustimmen, kann dies ebenfalls zu Verzichten fhren (wie z.B. bei einem Eichen-Buchen-

    Mischbestand). Nach dem Verlauf des Hhenwachstums der Baumarten Eiche (I. Ekl.) und

    Buche (II. Ekl.) kommt es etwa in der Mitte des Bestandeslebens zur Umkehr der Dominanz

    verhltnisse. Unterbleiben in dieser Entwicklungsphase frdernde waldbauliche Eingriffe

    (hier zu Gunsten der Eiche), dann reduzieren sich entsprechend der Gewichte der Baumarten

    auch die Deckungsbeitrge.

    Werden in erheblichem Umfang Nadelholzbestnde umgebaut, so ist bei Annahme der

    derzeitigen Wirtschaftsbedingungen in der Zukunft mit Engpssen bei der Liquiditts

    entwicklung zu rechnen. Werden darber hinaus weiterhin Bestandesflchen unter Schutz

    gestellt, dann ist insbesondere vor dem Hintergrund der eingangs dargestellten angespannten

    konomischen Situation der Forstbetriebe die Frage zu stellen, ob mittel- bis langfristig die

    Existenz der Forstbetriebe gefhrdet ist.

    1.6 Gegenberstellung des ursprnglich geplanten Vorgehens zum tatschlichen Vorgehen

    Der Projektantrag sah ursprnglich vor, dass konkrete Frderziele und darauf abgestimmte

    waldbauliche Strategien fr konkrete Forstbestnde bzw. Forstorte von den naturwissen

    schaftlichen Projektpartnern formuliert werden. Hierfr sollten die Opportunittskosten

    ermittelt werden, die dann der Bedeutung gegenbergestellt werden sollte, die den jeweiligen

    Einzelmanahmen aus naturwissenschaftlicher Sicht zur Erfllung des Oberzieles Schutz der

    biologischen Vielfalt im Wald zugerechnet werden.

    Anhand der Fallstudie Sdostholstein sollten fr diese Region standort- bzw.

    regionenspezifisch die betriebswirtschaftlichen Bewertungsergebnisse der Schutzmanahmen

    mit den in der selben Region erhobenen Zahlungsbereitschaft kontrastiert werden.

    40

  • Das ursprngliche Projektziel konnte nicht voll realisiert werden, da die hierfr

    erforderlichen naturwissenschaftlichen Kenntnisse erst im Laufe dieses Gesamtprojektes

    zusammengetragen wurden. In Abnderung des ursprnglichen Projektauftrages wurde

    deshalb unter Abstimmung mit den beteiligten Projektpartnern und dem BMVEL ein

    alternatives Vorgehen gewhlt. Danach wurden fr bestimmte Manahmenfelder

    Modellrechnungen durchgefhrt. Die gewonnenen Ergebnisse wurden dann anhand von

    Beispielbestnden des Forstamtes der Hansestadt Lbeck auf ihre Relevanz hin berprft.

    41

  • 2 Soziokonomische Bewertung von Manahmen zur Erhaltung und Frderung der biologischen Vielfalt der Wlder in Deutschland (volkswirtschaftlicher Teil) MARKUS KPKER

    2.1 Ziele und Aufgabenstellung des Teilprojekts konomie (Volkswirtschaftlicher Teil)

    Whrend drei naturwissenschaftliche Teilprojekte1 im Rahmen des Verbundprojekts Zur

    biologischen Vielfalt der Wlder in Deutschland (unter Beteiligung der Universitten

    Hamburg und Gttingen sowie der Bundesforschungsanstalt fr Forst- und Holzwirtschaft,

    Hamburg) geeignete Manahmen zur Frderung der Biodiversitt in Wldern erarbeiten,

    verfolgt das volkswirtschaftliche Arbeitsgebiet des konomischen Teilprojekts2 die

    Beantwortung der folgenden Fragen:

    Wie beurteilt d