SPECTRUM - Verkehrsverbund Rhein-Ruhr · 2020-03-24 · Seit Januar 2019 stehen Ronald R.F. Lünser...

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01 | 2019 Nachrichten. Hintergründe. Impulse. SPECTRUM Mobilität neu denken und zukunſtsfähig weiterentwickeln // VRR richtet Fokus auf die Qualität im SPNV // Erfolgreicher RRX-Start auf dem RE 11  // VRR App er- möglicht mobilen Ticketkauf // Auszubildende aus dem VRR ab August günstig in ganz NRW unterwegs // Nachprüfungsverfahren bei ÖSPV-Direktvergaben // Was haben 2022, 2013, 2008, 2900 und 2021 gemein? // Verkehrswende: Eine Aufgabe für jeden von uns // Die neue VRR-Unternehmenswebsite ist informa- tiv, modern und responsiv // DeinRadschloss-Anlagen an vielen Standorten im VRR verfügbar

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01 | 2019

Nachrichten. Hintergründe. Impulse.

SPECTRUMMobilität neu denken und zukunftsfähig weiterentwickeln // VRR richtet Fokus auf die Qualität im SPNV // Erfolgreicher RRX-Start auf dem RE 11  // VRR App er-möglicht mobilen Ticketkauf // Auszubildende aus dem VRR ab August günstig in ganz NRW unterwegs // Nachprüfungsverfahren bei ÖSPV-Direktvergaben // Was haben 2022, 2013, 2008, 2900 und 2021 gemein? // Verkehrswende: Eine Aufgabe für jeden von uns // Die neue VRR-Unternehmenswebsite ist informa-tiv, modern und responsiv // DeinRadschloss-Anlagen an vielen Standorten im VRR verfügbar

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Liebe Leserinnen, liebe Leser, im Januar 2019 hat Ronald R.F. Lünser als neuer Vorstandssprecher die Nachfolge von Martin Husmann angetreten. Gleichzeitig bestätigten die politischen Gremien des VRR José Luis Castrillo für weitere fünf Jahre in seinem Amt als VRR-Vorstand. Seitdem gestalten die beiden erfahrenen Fachmänner als kompetentes Führungsteam gemeinsam einen leis-tungsstarken Nahverkehr und die zukünftige Mobilität im Verbundraum. Nach nunmehr einem guten halben Jahr der Zusammenarbeit haben wir die beiden im Gespräch nach ihrer Zwischenbilanz gefragt. Lesen Sie in unserem Titelinterview die Einschätzung von Ronald R.F. Lünser und José Luis Castrillo über aktuelle Entwicklungen und Projekte im Öffentlichen Personennahverkehr und die zukünftige Rolle des VRR.

Mit den jährlich erscheinenden Stations- und Qualitätsberichten dokumen-tiert der VRR den Zustand von Bahnhöfen und Haltepunkten im Verbundraum sowie die Leistungsfähigkeiten des Schienenpersonennahverkehrs in der Re-gion. Auf den Seiten 8 bis 11 stellen wir Ihnen die wichtigsten Ergebnisse aus den aktuellen Berichten vor und skizzieren, mit welchen Maßnahmen die Qualität im SPNV weiter verbessert werden soll.

Seit Mai 2019 können Fahrgäste über die VRR App wieder Tickets für den ÖPNV kaufen – ein wichtiger Schritt, um den Service für Nahverkehrs- kundinnen und -kunden zu verbessern. Die neue Version der App bietet damit wieder alle relevanten Funktionalitäten rund um die Fahrt mit Bus und Bahn. Mehr dazu erfahren Sie in unserer Rubrik „Im Verbund“.

Eine informative Lektüre wünscht

Ihr

Erik O. SchulzVerbandsvorsteher

Herausgeber:Verkehrsverbund Rhein-Ruhr AöRAugustastraße 1 • 45879 GelsenkirchenTelefon: 0209/1584-0E-Mail: [email protected]

Verantwortlich für den Inhalt:Sabine Tkatzik – Leiterin PR, Pressesprecherin VRRRedaktion: Wibke Hinz, Dino Niemann, Kristina PickertGestaltung: Sven Scholz

Bildnachweis:S. 18 ©nmann77 - stock.adobe.com, S. 21 ©Wolfgang Aichinger/Agora Verkehrswende, S. 24/S. 25 ©Kienzler Stadtmobiliar GmbH, S. 26 ©Daniel Tomczak/DVV, S. 27 ©BAG SPNV, alle weiteren Bilder ©VRR AöR

Impressum

Inhalt

Titelthema Mobilität neu denken und zukunftsfähig weiterentwickeln . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 3 Im Verbund VRR richtet Fokus auf die Qualität im SPNV . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 8

Erfolgreicher RRX-Start auf dem RE 11 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 12

VRR App ermöglicht mobilen Ticketkauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 14

Auszubildende aus dem VRR ab August günstig in ganz NRW unterwegs . . . Seite 16

Nachprüfungsverfahren bei ÖSPV-Direktvergaben . . . . . . . . . . . Seite 18

Was haben 2022, 2013, 2008, 2900 und 2021 gemein? . . . . . . . . . . . . . . Seite 19

Im Forum Verkehrswende: Eine Aufgabe für jeden von uns . . . . . . . . . . . . . . .Seite 20 Im FokusDie neue VRR-Unternehmens- website ist informativ, modern und responsiv . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 22

DeinRadschloss-Anlagen an vielen Standorten im VRR verfügbar . . . .Seite 24 VRR-Ticker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Seite 26

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Seit Januar 2019 stehen Ronald R.F. Lünser und José Luis Castrillo gemeinsam an der Spitze des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr. spectrum sprach mit dem Vorstandsduo über aktuelle Entwicklungen und Projekte im Öffentlichen Personennahverkehr und die zukünftige Rolle des VRR.

Spectrum: Herr Lünser, Herr Castrillo, wie waren die ersten gemeinsamen Monate an der Spitze der VRR AöR?

Ronald R.F. Lünser: Sehr intensiv und alles andere als langweilig, denn die Themenviel-falt beim VRR ist einfach enorm. Inzwischen bin ich aber sehr gut angekommen. Dies ver-danke ich zum einen dem sehr offenen und aufgeschlossenen Dialog mit unseren politi-schen Gremien. Es gibt eine sehr konstruk-tive Kultur des Miteinanders und des Disku-tierens. Außerdem arbeitet das VRR-Team hochprofessionell, was es mir sehr leicht

macht, das breite Themenspektrum und die vielfältigen Aufgaben im Vorstandsbereich nachzuvollziehen. Gleichwohl zeigt mir mein Kalender, dass der Tag nur 24 Stunden hat.

José Luis Castrillo: Das kann ich nur bestä-tigen. Die Arbeit in unseren jeweiligen Fach-bereichen war gerade in den letzten Wochen sehr ereignisreich: Das gilt für das Tarifge-schäft und den Schienenpersonennahver-kehr gleichermaßen. Man denke nur an die Abmahnung, die der VRR Anfang des Jahres gegen drei Eisenbahnverkehrsunternehmen ausgesprochen hat.

Mobilität neu denken und zukunftsfähig weiterentwickeln

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spectrum: Ein gutes Stichwort. Die an-haltend schlechten SPNV-Leistungen wa-ren in den ersten Monaten ein wichtiges Thema beim VRR und wurden auch in der Öffentlichkeit viel diskutiert. Welche Leh-ren zieht der VRR aus den Abmahnungen?Lünser: Zunächst einmal sollten wir die Qua-lität im SPNV nicht schlechter reden als sie ist. Die Betriebs- und Beförderungsleistungen sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen und unsere Kunden bestätigen dem SPNV mit einer Note von 2,2 über alle Linien hinweg eine gute Qualität. Das ist sehr erfreulich, darf aber natürlich nicht den Blick verstellen für die Dinge, die nicht gut laufen. Immer mehr Züge sind unpünktlich und auch die Verspä-tung pro Zug hat sich wesentlich verschlech-tert. Besonders kritisch ist die Situation aller-dings im Hinblick auf die Zugausfälle: Sechs Prozent aller Fahrten, rund 60.000 Zugverbin-dungen, fielen aus. Das sind Dimensionen, die wir so nicht akzeptieren können.spectrum: Was ist der Grund für diese ne-gative Entwicklung?Lünser: Drei Unternehmen haben über einen langen Zeitraum keine guten Leistungen ab-geliefert. Teilweise wegen Personalproblemen, teilweise wegen technischer Probleme. Aus unserer Sicht liegen hier Managementfehler vor. Mit den Abmahnungen haben wir den drei EVU signalisiert: Bis hierhin und nicht weiter. Wir wollten wachrütteln und öffentli-chen Druck aufbauen. Das ist uns gelungen. Die Unternehmen sind bis in die Konzern-spitzen sensibilisiert und die Qualität hat sich seitdem verbessert. Wir sind zwar noch nicht da, wo wir hinwollen. Aber die Leistun-gen entwickeln sich positiv und sind verläss-licher als zu Beginn des Jahres.spectrum: Ein Problem, das sich auch auf die Qualität auswirkt, sind die Kapa-zitäts-Engpässe der Schieneninfrastruk-tur. Wann ist nach Ihrer Ansicht mit einer Entspannung zu rechnen?Castrillo: Wir sind extrem froh, dass die Poli-tik erkannt hat, wie wichtig es ist, in den Aus-bau, die Ertüchtigung und den Neubau der Infrastruktur zu investieren. Die vorhandene Infrastruktur ist dem heutigen Verkehrsauf-kommen nicht gewachsen, denn sie war vor der Bahnreform schon da und seitdem wurde nicht investiert.

Lünser: Im Gegenteil, in den zurückliegen-den Jahren ist die Infrastruktur sogar zurück-gebaut worden. Dies führt dazu, dass wir heute

im Netz an den Kapazitätsgrenzen schrammen. Allein der Korridor Köln – Dortmund ist mit 140 Prozent deutlich überlastet. Es gibt keinerlei Fahrplanpufferzeit. Wenn dann noch äußere Faktoren wie Extremwetterlagen hinzukom-men, sind Störungen vorprogrammiert. Des-halb ist es bitternötig, dass große Projekte wie der Bau des dritten Gleises zwischen Emmerich und Oberhausen und natürlich der RRX-Aus-bau vorangetrieben werden. Aber wir müssen realistisch sein: Das Ganze wird die nächsten zwei Jahrzehnte in Anspruch nehmen. spectrum: Welche Möglichkeiten gibt es, um die Situation in der Zwischenzeit zu verbessern?Lünser: Mit dem RRX-Vorlaufbetrieb und der neuen S-Bahn Rhein-Ruhr weiten wir die Ka-pazitäten im bestehenden Netz deutlich aus. Einerseits durch neue und moderne Züge, die mehr Sitzplätze bieten als heutige Fahrzeuge. Den S-Bahn-Betrieb stellen wir im Dezember 2019 zudem auf einen stärker nachfrageori-entierten 15/30-Minuten-Takt um. Und auch im Hinblick auf die Infrastruktur gibt es viele erfreuliche Entwicklungen, oftmals kleinere Maßnahmen, die die Situation verbessern.spectrum: Können Sie einige Beispiele nennen?Lünser: Wir engagieren uns beispielsweise in einer Planungsgruppe von DB Netz und dem Land NRW, die sich mit dem sogenannten

„robusten Netz“ beschäftigt. Wie kann man durch kleinere Maßnahmen eine größere Wir-kung erzielen und die Elastizität des Netzes verbessern? Hier geht es beispielsweise um neue Dispositionsregeln für den Zugverkehr oder den Einbau von Weichen, um Überholun-gen möglich zu machen. Außerdem wird die Digitalisierung der Schiene eine Rolle spielen. Bis Mitte der 2020er Jahre sollen die Hauptkor-ridore mit dem neuen Zugsicherungssystem ETCS ausgestattet sein.spectrum: Ist das realistisch?Lünser: Absolut, denn es muss keine neue In-frastruktur gebaut, sondern die vorhandene ertüchtigt werden. Und die hierfür nötigen Finanzmittel stehen bereit. Eine aus meiner Sicht viel größere Herausforderung wird es sein, das Gegenstück zu dieser digitalen In-telligenz ebenfalls entsprechend auszurüs-ten: die Züge. Von den aktuellen Fahrzeugen, die bei uns im Eigenbetrieb fahren, verfügen gerade einmal sieben über ETCS. Es wird ein organisatorischer, zeitlicher und auch finan-zieller Kraftakt, die verbleibenden 243 Züge

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entsprechend nachzurüsten, denn hierfür sind zusätzliche Investitionsmittel nötig. Und eine Nachrüstung ist auch insofern herausfor-dernd, als man damit Neuland betritt. Baut man neue Zugsicherungssysteme auf, dann ist das ein wesentlicher Eingriff in die Steu-erung des gesamten Fahrzeugs und damit in die Zulassung der Züge. Eigentümer, Betrei-ber, Hersteller und auch das Eisenbahnbun-desamt müssen sich ein Verfahren überlegen, mit dem man diese Technik schnellstmöglich nachrüsten kann. ETCS nutzt am Ende nur dann, wenn wir die gesamten Flotten umrüs-ten, also nicht nur im VRR, sondern auch in den Verkehrsräumen des NWL und des NVR. Der Bund wird gefordert sein, die hierfür nö-tigen Finanzmittel bereitzustellen.spectrum: Herr Castrillo, lassen Sie uns über den Nahverkehrstarif sprechen, der ja in Ihrem Vorstandsbereich angesiedelt ist. In den vergangenen Jahren ist der VRR-Tarif regelmäßig angehoben worden. Der Verbund verzeichnet einen kontinu-ierlichen Einnahmenzuwachs. Jetzt stag-nieren allerdings die Fahrgastzahlen. Wie bewerten Sie diesen Trend?Castrillo: Wenn man im klassischen Flächen-tarif die einzelnen Kundensegmente betrach-tet, sind wir nach wie vor sehr erfolgreich am Markt. Vor allem im Jugendsegment haben wir viel erreicht: Mit dem YoungTicketPLUS ist seit 1. Januar 2018 nun auch das Ticket für

junge Kundinnen und Kunden in der Aus-bildung verbundweit gültig. Die bisherigen Verkaufszahlen haben sich sehr positiv ent-wickelt. Wir konnten den seit Jahren anhal-tenden Absatzrückgang stoppen, teilweise so-gar umkehren, und verzeichnen seit dem Start des Ausbildungsjahres im September 2018 steigende Einnahmen. Durch die NRW-weite Gültigkeit des Azubitickets erhoffen wir uns weitere positive Impulse. Das Semesterticket ist eines unserer Steckenpferde. Studierende schätzen das tolle Leistungsangebot und nut-zen den ÖPNV gern für ihre täglichen Wege. Das treibt uns an, denn die Studierenden-zahlen steigen. Beim SchokoTicket, unserem Schülerticket, machen sich strukturelle Ver-änderungen bemerkbar. Fast jeder Schüler an einer weiterführenden Schule hat ein Ticket. Allerdings werden im VRR-Gebiet immer mehr Schulen geschlossen oder zusammengelegt. Somit verändert sich zwar nicht die Anzahl der Kunden, aber in einem gewissen Maße die Einnahmen. Denn einige Schüler, die ihr SchokoTicket vorher als Selbstzahler erwor-ben haben, sind nun anspruchsberechtigt.spectrum: Wie ist die Situation bei den Berufspendlern, also den klassischen Stammkunden, und bei den Gelegen-heitsfahrern?Castrillo: Die Tarifangebote für Vielfahrer bil-den nach wie vor die wesentliche Ertragssäule im ÖPNV, der Einnahmenanteil liegt bei rund 75 Prozent. Allerdings spüren wir hier lang-sam eine Sättigung. Wir stellen immer häufi-ger fest, dass sich das Konsumentenverhalten verändert. Kunden bevorzugen zunehmend Vertragsmodelle, die flexibel sind und die sie jederzeit wieder kündigen können. Man kennt das beispielsweise auch von Musik- oder Vi-deo-Streamingdiensten im Internet. An solche neuen Ansätze müssen wir uns vorsichtig he-rantasten. Bei Kunden, die nur ab und zu mit Bus und Bahn unterwegs sind, ist in einigen Bereichen die Preisgrenze erreicht. Diese Ten-denz nehmen wir sehr ernst und berücksich-tigen sie bei der weiteren Tarifentwicklung. spectrum: Wohin geht die Reise?Castrillo: Es gibt Marktsegmente, in denen wir mit dem Flächentarif sehr erfolgreich sind. Aber wir wissen eben auch, dass das klassi-sche Tarifsystem Schwächen hat. Deshalb entwickeln wir parallel dazu einen digitalen Tarif, den wir im letzten Jahr im Rahmen des Praxistests nextTicket bereits sehr erfolgreich erprobt haben.

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Der Neu- und Ausbau der Infrastruk-tur und die Weiterentwicklung des bestehenden Tarifsystems sind ein Muss, um dem Anspruch der Kunden an einen modernen öffentlichen Nahverkehr gerecht zu werden .

Neue DoppelspitzeSeit Januar 2019 sind Ronald R .F . Lünser und José Luis Castrillo auf gemeinsamem Kurs beim VRR und gestalten einen leistungs-starken und zukunftsfähigen Nahverkehr im Verbund .

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spectrum: Was sind die wichtigsten Er-kenntnisse, die Sie aus dem Pilotversuch gewonnen haben?Castrillo: Der Praxistest hat uns gezeigt, dass es eine Bereitschaft der Kundinnen und Kun-den gibt, elektronische Tarife zu nutzen und ihnen auch zu vertrauen. Sie sind im Vergleich zum bestehenden Flächentarif deutlich leis-tungsgerechter, denn ich zahle als Kunde nur das, was ich auch nutze. Interessant ist dies insbesondere für Gelegenheitskunden, bei denen Komfortaspekte im Vordergrund ste-hen. Wenn das Ticketing dann noch im Hin-tergrund abläuft und der Kunde keinerlei Ta-rifkenntnisse mehr benötigt, dann ist das ein großer Schritt vorwärts für den Nahverkehrs- tarif. So können wir Zugangshemmnisse ab-bauen und neue Kunden für den Nahverkehr gewinnen. In Zeiten stagnierender Fahrgast-zahlen ist uns dies besonders wichtig.spectrum: Wie geht es mit dem elektroni-schen Tarif weiter und wie wird sich aus Ihrer Sicht das Tarif- und Zugangssystem der Zukunft entwickeln?Castrillo: Unsere Fahrgäste wünschen sich ein selbsterklärendes Tarifsystem. Je einfacher es für den Kunden wird, desto eher ist er bereit, Bus und Bahn zu nutzen. nextTicket ist da genau der richtige Ansatz, um den ÖPNV für weitere Kundengruppen attraktiv zu machen. Deshalb entwickeln wir derzeit in Koopera-tion mit den anderen NRW-Aufgabenträgern und dem Land ein innovatives Informations- und Ticketingsystem mit Check-in/Be-out-Funktion, quasi eine Weiterentwicklung von nextTicket. Perspektivisch möchten wir un-seren Fahrgästen so ein digitales Tarifsystem bieten, das über Verbundgrenzen hinaus die Fahrt mit Bus und Bahn ermöglicht.spectrum: Sicherlich ein sehr wertvoller Ansatz, um zukünftig den Modal Split zu-gunsten des ÖPNV zu beeinflussen.Lünser: Ja, weil wir den Fahrgästen so den Zugang zum Nahverkehrssystem erleichtern. Und dann folgt der nächste und ganz ent-scheidende Punkt: das Angebot. Je attrakti-ver es ist, desto mehr Leute werden sich für Bus und Bahn entscheiden. Hierein müssen wir mit aller Kraft investieren. Das ist aber oftmals leichter gesagt als getan. Teilweise ist der ÖPNV für die kommunalen Verkehrsun-ternehmen nicht mehr finanzierbar, und für den Fahrgast nicht mehr bezahlbar. In einer solchen Situation Nahverkehrsleistungen ab-zuschaffen ist aus meiner Sicht das absolut

falsche Signal. Vielmehr müssen wir ganz neu denken und Mobilität insgesamt weiter-entwickeln. Ein „Weiter so“ können und soll-ten wir uns nicht erlauben. Hierzu benötigen wir aber eine entsprechende Diskussionskul-tur und auch die Bereitschaft aller Beteiligten, neue Ansätze zu finden.spectrum: Woran denken Sie konkret?Lünser: Die Struktur des Nahverkehrs im VRR ist historisch gewachsen. Wir haben eine Viel-zahl an Unternehmen und alle denkbaren Verkehrsmittel. Dies verschafft einerseits sehr viel Erfahrungswissen, auf der anderen Seite hat diese Diversität systembedingt auch ihre Grenzen. Wir müssen aufpassen, dass diese Grenzen den Fahrgast nicht dazu verleiten, auf das Auto umzusteigen. In der Regel haben wir reibungslose Übergänge zwischen den Systemen. Aber an einigen Stellen gibt es Brü-che, die durchgängige Reiseketten verhindern. Um das zukünftig zu verhindern, brauchen wir eine neue Einigkeit in der Vielfalt. Man ist gut beraten, Verkehr in einem Ballungsraum in dezentralen, operativen Strukturen zu or-ganisieren. Aber über diesen Strukturen be-nötigen wir eine starke Klammer, die ein Au-genmerk darauf hat, dass an den Grenzen von Kommune zu Kommune, von Verkehrsmittel zu Verkehrsmittel, von Mobilitätssystem zu Mobilitätssystem keine Brüche existieren, die durchgehende Reiseketten verhindern. Genau in dieser Rolle sehe ich den VRR.

Castrillo: Diese Einigkeit in der Vielfalt kön-nen wir nur gemeinsam mit starken Partnern erreichen, das liegt in der Natur der Sache. Wenn wir Verkehrsmittel verknüpfen, Reise- ketten verbessern und die kontinuierlich steigenden Pendlerströme bewältigen wollen, dann müssen wir mit allen Akteuren koope-rieren, die sich mit Mobilität beschäftigen. Mit dem Land NRW und den benachbarten Ver-kehrsräumen verbindet uns eine sehr kons-truktive und erfolgreiche Partnerschaft, die für viele wichtige Projekte prägend ist. In den verschiedenen Arbeitskreisen des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen und der BAG-SPNV engagieren wir uns auf nationaler Ebene für einen zukunftsfähigen Öffentlichen Personennahverkehr. Ganz entscheidend ist auch der Dialog mit politischen Vertretern auf Landes- bzw. Bundesebene und natürlich hier bei uns im VRR. Nicht nur mit unseren politischen Gremien, sondern verstärkt auch mit kommunalen Spitzenvertretern. Denn wir müssen auf allen Ebenen Antworten finden,

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Den VRR verbindet mit dem Land NRW und den benachbarten Verkehrs- räumen eine starke Partnerschaft, die der Verbund weiter ausbauen möchte . Gemeinsam kooperieren die Akteure, um das Mobilitätssystem weiterzuentwickeln: lokal, regional und national .

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wie wir Mobilität zukünftig gestalten wollen: lokal, regional und national.spectrum: Mit den verschiedenen Kom-petenzcentern und dem Zukunftsnetz Mobilität NRW sind beim VRR Landes-einrichtungen angesiedelt, die den in-terdisziplinären fachlichen Dialog und auch die überregionale Zusammenarbeit fördern sollen. Was hat sich hier in den letzten Monaten getan?Castrillo: Wir freuen uns, dass wir das KC Elektronisches Fahrgeldmanagement zum KC Digitalisierung weiterentwickelt haben und dass es eine enge Vernetzung zum Zu-kunftsnetz Mobilität NRW gibt, durch das wir den Dialog mit und zwischen den Kom-munen intensivieren können. Gerade wenn wir Verkehr neu denken und die Chancen der Digitalisierung hierfür nutzen möchten, dann brauchen wir Lösungen, die nicht an unseren Verbundgrenzen enden, sondern bestenfalls landesweit oder sogar bundesweit funktio-nieren. Gleiches gilt für das wichtige Thema Sicherheit. Das KC Sicherheit arbeitet eng mit allen relevanten Partnern wie der Bundes- und Landespolizei, den Sicherheitsexperten der kommunalen, privaten und Eisenbahn-verkehrsunternehmen, den benachbarten SPNV-Aufgabenträgern und dem Land Nord-rhein-Westfalen zusammen, damit sich Nah-verkehrskunden in Bus und Bahn jederzeit wohlfühlen und sicher ihr Fahrtziel erreichen.spectrum: Bei aller Bereitschaft, konst-ruktiv zusammenzuarbeiten, verfolgen alle Akteure natürlich auch immer ihre ganz individuellen Interessen. Kommt es dabei auch schon mal zu Differenzen? Lünser: Solange alle Willens sind, den Öf-fentlichen Personennahverkehr im Sinne einer zukunftsfähigen Mobilität weiterzu-entwickeln, ist es nicht schädlich, wenn unterschiedliche Akteure individuelle An-sichten vertreten oder Dinge kritisieren. Vo-raussetzung ist, dass wir uns mit der Sache beschäftigen. Das ist aber leider nicht immer der Fall. Im Mittelpunkt stehen oftmals Dis-kussionen über Zuständigkeiten: Wer ist wo-für im Nahverkehr verantwortlich? Ich bin davon überzeugt, dass uns diese Diskussio-nen nicht einen Schritt weiterbringen, denn die Zuständigkeiten sind klar. Wir brauchen vielmehr die schon erwähnte Koalition der Willigen, die bereit ist, an dem System etwas zu ändern. Kompetenzgerangel verstellt im-mer den Blick für die wesentlichen Aufgaben

und Herausforderungen, denen wir uns wid-men müssen.spectrum: Lassen Sie uns einmal zehn Jahre in die Zukunft schauen: Welche Rolle wird der VRR dann im Mobilitäts-geschehen der Rhein-Ruhr-Region und im Gesamtgefüge des Öffentlichen Personen-nahverkehrs in Deutschland einnehmen? Und was haben wir bis dahin erreicht?Castrillo: Ich hoffe, dass wir mithilfe digita-ler Technologien die unterschiedlichen Ver-kehrsträger sinnvoll kombiniert und unseren Fahrgästen den Zugang zu den verschiedenen Mobilitätsangeboten wesentlich erleichtert haben. Ich wünsche mir ein einfaches und in-telligentes Tarifsystem, mit dem die Menschen in NRW über Verbundgrenzen hinaus reisen können, ohne sich mit Tickets oder Preisstu-fen auseinandersetzen zu müssen. Wir müs-sen es schaffen, dass das Nahverkehrsangebot nicht nur in den Ballungszentren attraktiv ist, sondern dass der ÖPNV die ländlichen Regi-onen noch besser mit den Metropolen verbin-det. Denn die zentrale Aufgabe heute und in Zukunft wird es sein, die kontinuierlich wach-senden Pendlerströme zu bewältigen und den Modal Split zugunsten von Bus und Bahn po-sitiv zu beeinflussen.

Lünser: Ich sehe den VRR in zehn Jahren als eine moderne Management-Gesellschaft, die den Öffentlichen Personennahverkehr in Ab-stimmung mit den Verkehrsbetrieben flächen-deckend plant. Hoffentlich haben wir dann ein deutlich größeres Nahverkehrsangebot als heute und auch ein Plus an Qualität. Im SPNV dokumentieren wir bereits heute die Qualität der angebotenen Leistungen und befragen regelmäßig die Fahrgäste, wie zufrieden sie mit dem SPNV-Angebot sind. Im kommunalen ÖPNV gibt es das bislang nicht. Ich finde, es ist Aufgabe des VRR als Verbundorganisation diese Qualitätsmessungen zu etablieren. In zehn Jahren fahren 50 Prozent aller Busse lo-kal emissionsfrei und wir verfügen über einen nahezu flächendeckenden barrierefreien Zu-gang zum ÖPNV. Jeder Zug ist dann mit Kun-denbetreuern besetzt, damit unsere Fahrgäste jederzeit einen kompetenten Ansprechpartner haben. Und ich wünsche mir, dass wir in zehn Jahren nicht mehr darüber sprechen, wie wir die maroden Stadtbahnnetze sanieren, son-dern dann haben wir es geschafft.spectrum: Herr Lünser, Herr Castrillo, herzlichen Dank für das Gespräch und gutes Gelingen!

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Wer zwischen Städten und Regionen mit dem Schienenpersonennahverkehr (SPNV) unterwegs ist, für den ist die Qualität der angebotenen Leistungen von ganz entscheidender Bedeutung. Züge sollen zuverlässig fahren und ausreichend Kapazitäten und Sitzplätze bieten. Und auch der Zustand der Bahnhöfe ist ein ausgesprochen wichtiges Kriterium, damit Fahrgäste den SPNV als attraktive Verkehrsalternative wahrnehmen. Mit jährlich erscheinenden Berichten dokumentiert der VRR die Qua-lität im SPNV und deckt Schwachstellen auf. Das Fazit für das vergangene Jahr 2018 fiel ernüchternd aus: An den Stationen und bei einigen Eisenbahnverkehrsunternehmen und Linien hat sich die Situation verschlechtert. Die Hauptprobleme sind: Personalengpässe, technische Schwierigkeiten mit den Fahrzeugen, aber auch Infrastrukturprobleme, die zu Zugausfällen und Verspätungen führten. Gegen Ende des Jahres spitzte sich im Bereich der Zugausfälle die Situation deutlich zu und es wurden im Winter 2018/2019 Abmahnungen an drei Eisenbahnverkehrsunternehmen ausgesprochen.

Mit dem SPNV-Qualitätsbericht 2018 dokumentiert der VRR be-reits zum 13. Mal die Leistungs-fähigkeit des Schienenpersonen-

nahverkehrs in der Region, und zwar unter anderem die Pünktlichkeit der Linien und den Zustand der Fahrzeuge. Zudem zeigt die Pub-likation auf, wie Fahrgäste das SPNV-Angebot einschätzen.

Mit einer durchschnittlichen Verspätung von 1:51 Minuten waren die Regionalexpresse, Regionalbahnen und S-Bahnen im VRR insge-samt unpünktlicher unterwegs als im Vorjahr (1:43 Minuten ). Besonders dramatisch ist die Situation bei der sogenannten Zugbildung: Die Anzahl an nicht wie bestellt verkehren-

den Zügen ist 2018 vor allem bei den RE- und S-Bahn-Linien enorm gestiegen. Nur bei den Regionalbahnen hat sich die Situation verbes-sert. Positiv fällt in diesem Zusammenhang die Linie RB 39 auf, die sich im Jahresver-gleich 2017/2018 um mehr als 20 Prozent-punkte verbessern konnte.

Zudem gab es mehr vorhersehbare Zugaus-fälle, die in der Regel durch Baustellen im Schienennetz der Deutschen Bahn bedingt waren: So fielen beispielsweise durch län-gerfristige Streckensperrungen in den Schul- ferien zwischen Duisburg und Essen zahl-reiche Fahrten aus. „Baumaßnahmen an der Eisenbahninfrastruktur und insbeson-dere damit verbundene Streckensperrungen

VRR richtet Fokus auf die Qualität im SPNV

Verkehrsverbund Rhein-RuhrQualitätsbericht SPNV 2018

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Im Verbund

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schränken die Mobilität der Fahrgäste enorm ein. Deshalb muss das Baustellenmanage-ment kontinuierlich verbessert und die Ar-beiten sehr gut geplant sowie möglichst zügig und reibungslos abgewickelt werden, damit sich die Einschränkungen für unsere Kun-den im Rahmen halten“, erklärt Ronald R.F. Lünser, Vorstandssprecher des VRR.

2018 stiegen auch die nicht vorhersehba-ren Zugausfälle. Besonders betroffen waren die Linien S 68 und RB 37. Im Januar sorgte der Sturm „Friederike“ für Schäden an der Eisenbahninfrastruktur, entsprechend fielen zahlreiche Fahrten aus. Im Juni blockierte ein Hangrutsch die Strecke des Müngsteners und im September konnten zahlreiche S-Bahnen wegen Fahrzeugmangels nicht wie geplant fahren, im Juli und August waren insbeson-dere die RE- und RB-Linien betroffen. Ende des Jahres 2018 kam es dann in allen Pro-duktgruppen zu einem erneuten Anstieg der Zugausfallquote. „Die katastrophalen Zu-stände auf einigen Linien haben letztendlich mit dazu geführt, dass wir drei Eisenbahn-verkehrsunternehmen abgemahnt haben. Das Wichtigste für unsere Kunden ist, dass die Züge zuverlässig fahren. Und dass sie auch die geforderten Kapazitäten und Sitzplätze bieten“, erklärt Lünser. „Wenn die Qualität hier nicht stimmt, dann schadet das nicht nur den Eisenbahnverkehrsunternehmen, sondern dem gesamten Nahverkehrssystem.“

Die Fahrgäste waren 2018 dennoch ähnlich zufrieden wie im Jahr 2017. Sie vergaben über alle Linien eine gute Durchschnittsnote von 2,20, angelehnt an das gängige Schulnoten-system mit einer Skala von 1 (sehr zufrieden)

bis 6 (sehr unzufrieden). Das ist ein nur mini-mal schlechterer Wert als im Vorjahr (2,18). In der Gunst der Fahrgäste lag zum wiederholten Male die Abellio Rail NRW GmbH ganz vorne. Auch die Vias Rail GmbH, der inzwischen siebte Betreiber im VRR, konnte bei den Nah-

Neue Regelungen für mehr Qualität im SPNV

Mit Abmahnungen reagierte der VRR – teilweise gemeinsam mit benachbarten Zweckverbänden – Anfang 2019 auf die anhaltend schlechten Leistungen von drei Eisenbahnverkehrsunternehmen. In zwei Fällen wurden zusätzlich externe Berater beauftragt, die sich bei den Unternehmen vor Ort einen Überblick über Strukturen und Abläufe verschaffen sollen. Überprüft werden soll, ob die EVU angesichts ihrer vorhandenen Prozesse in der Lage sind, die bestell-ten Leistungen in der geforderten Qualität dauerhaft zu liefern. Die Maßnahmen zeigen Wirkung: Der Regelbetrieb ist zwar noch nicht in allen Fällen wiederhergestellt, bei der Qualität der SPNV-Leistungen sind allerdings deutliche Verbesserungen festzustellen.

Perspektivisch möchte der VRR neue Regelungen in SPNV-Ver-kehrsverträge integrieren, um den Betrieb im Netz zu stabilisieren und eventuelle Kündigungen zu verhindern. So sollen Eisenbahn-verkehrsunternehmen in neuen Verkehrsverträgen verpflichtet werden, Fachkräfte (beispielsweise Triebfahrzeugführer) auszu-bilden und Qualitätsmanagementsysteme zu etablieren. Darüber hinaus ist ein mehrstufiges Sanktionsmodell geplant. Startpunkt eines solchen Modells wäre eine leistungsgerechte Pönalerege-lung, die beispielsweise vom EVU selbst verschuldete Zugausfälle anders sanktioniert als solche, auf die das Unternehmen keinen Einfluss hat. Es folgt die Abmahnung als deutliches Zeichen, die vertraglich geschuldeten Leistungen zu erbringen. Schritt 3 wäre das Einschalten eines externen Gutachters, der im Auftrag des Aufgabenträgers die Strukturen und Prozesse beim Eisenbahnver-kehrsunternehmen bewertet. Bringt dies alles nicht die gewünsch-ten Effekte und bleiben die Leistungen des EVU schlecht, könnten in einem vierten Schritt einzelne Linien gekündigt werden, in einem fünften Schritt auch das gesamte Netz. Punkt 6 wäre, dass man EVU von der Vergabe neuer Aufträge ausschließt, die mit ihren Bestandsnetzen überfordert sind. Gleichzeitig brauchen Ei-senbahnverkehrsunternehmen auch verlässliche wirtschaftliche Perspektiven. Deshalb soll es zukünftig nicht nur ein neues Sank-tionsmodell, sondern auch Anreizsysteme geben, um Chancen und Risiken fair auszugleichen. Denkbar wären Bonuszahlungen, wenn EVU die Qualitätsvorgaben aus Verkehrsverträgen sogar noch übertreffen. Auch positive Bewertungen der Leistungen durch Fahrgäste könnten sich in einem solchen Bonussystem niederschlagen. Voraussetzung für solche Sanktions- und An-reizsysteme ist allerdings, dass sie geltendem Recht entsprechen. Der VRR prüft, unter welchen juristischen Voraussetzungen sie in neue und auch in bestehende SPNV-Verkehrsverträge integriert werden können.

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Im Verbund

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verkehrskunden gute Noten erzielen. Das EVU hatte im Dezember 2017 die Linien RB 34 und RB 39 neu übernommen. Die Leistungen der Deutschen Bahn sind aus Kundensicht weiter-hin verbesserungswürdig.

Die Kundenanlaufstellen von DB Vertrieb wurden von speziell geschulten Testkunden im Jahr 2018 deutlich besser beurteilt als im Vorjahr. Die Qualität wird in unterschiedli-chen Standards gemessen. Die Fachkompe-tenz der Vertriebsmitarbeiter ist dabei für die Kunden ebenso relevant wie die Wartezeit an den Serviceschaltern. Die Kundinnen und Kunden mussten 2018 im Vergleich zum Vor-jahr durchschnittlich etwa 20 Sekunden län-ger warten, dafür ist die fachliche Beratung besser geworden: In neun von zehn Fällen erhielten die Kunden korrekte Auskünfte, 2017 lag diese Quote noch zehn Prozentpunkte niedriger.

Stationsbericht 2018

Insgesamt verschlechtert hat sich im Jahr 2018 der Zustand der 296 Bahnhöfe und Hal-tepunkte im Verbundraum. Zu diesem Ergeb-nis kommt der aktuelle Stationsbericht des VRR. Im Vergleich zum Vorjahr sind deutlich mehr Stationen in einem inakzeptablen Zu-stand. Die verantwortlichen Infrastrukturbe-treiber müssen dringend Maßnahmen ergrei-fen, um diesen negativen Trend im Interesse der Fahrgäste zu stoppen.

Viermal verschafften sich die sogenannten VRR-Profitester im Jahr 2018 einen Überblick über den Zustand aller Bahnhöfe und Halte-punkte im Verbundraum. Sie bewerteten das Erscheinungsbild und überprüften, ob die Ausstattung der Stationen funktionstüchtig ist. 2018 wiesen 61 Stationen erhebliche Män-gel auf und waren somit in einem inakzepta-blen Zustand – davon allein 44 S-Bahn-Halte. 2017 stuften die Profitester nur 54 Bahnhöfe entsprechend ein. Im Vergleich zum Vorjahr stieg auch die Anzahl an Stationen mit ei-nem „noch akzeptablen“ Erscheinungsbild von 93 auf 110. Entsprechend waren nur 125 Bahnhöfe und Haltepunkte in einem akzep-tablen Zustand. „Leider sind es immer wieder S-Bahn-Stationen, die besonders schlecht ab-schneiden“, erklärt Ronald R.F. Lünser, Vor-standssprecher des VRR. Da es zwischen dem VRR und den Infrastrukturbetreibern keine direkten vertraglichen Beziehungen gibt, kann der Verbund nicht direkt auf Verbesse-rungen hinwirken. „Die Unternehmen selbst sind verpflichtet, sich ihrer Verantwortung zu stellen. Denn für einen leistungsstarken Schienenpersonennahverkehr sind attrak-tive und funktionstüchtige Bahnhöfe beson-ders wichtig“, so Lünser.

Entscheidend für die schlechten Bewertun-gen waren auch im Jahr 2018 Graffiti in den Zugangsbereichen und an den Bahnsteigen. Sie tragen erheblich dazu bei, dass Fahrgäste einen negativen Eindruck von einer Station

Der Stationsbericht gibt einen Über-blick über den Zustand aller Bahnhöfe und Haltepunkte im VRR-Gebiet .

Im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr für 2018

Stationsbericht

Im Verbund

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Arbeitgeber-Kampagne „Fokus Bahn“: Branche wirbt um Fachkräfte

Mit dem Programm „Fokus Bahn“ möchte die Branche die Situa-tion im Schienenpersonennahverkehr nachhaltig verbessern. Der Personalmangel steht dabei klar im Vordergrund. Das Land NRW, die nordrhein-westfälischen Aufgabenträger und die Eisenbahnver-kehrsunternehmen engagieren sich dafür, neue Triebfahrzeugfüh-rer, Zugbegleiter und Kundenbetreuer zu gewinnen – und zwar im Rahmen einer gemeinsamen Arbeitgeber-Kampagne. Ziel ist es, das Image der Bahnbranche positiv zu beeinflussen, um für potenzielle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer attraktiv zu sein. Gleichzei-tig unterzeichneten die EVU ein Abkommen, sich gegenseitig Aus-bildungskosten zu erstatten, wenn Mitarbeiter das Unternehmen wechseln. Starke Zeichen für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit!

gewinnen. Im Hinblick auf die Sauberkeit der Stationen gab es vergleichsweise wenig zu be-mängeln. Lediglich einige S-Bahn-Stationen waren mit Müll verschmutzt. Die Funktion der Ausstattung bewerteten die VRR-Profitester ähnlich wie im Vorjahr. Positiv wirkte sich aus, dass Hinweisschilder erneuert wurden und moderne Aufzüge deutlich zuverlässiger liefen als ältere Modelle. Defekte Sitzgruppen und Wetterschutzeinrichtungen sowie nicht lesbare Schilder führten zu negativen Wer-tungen.

Im Jahr 2018 verschafften sich die VRR-Profi- tester erstmals auch einen Überblick über die 115 Bahnhofsgebäude an den Stationen im Verbundgebiet. Denn Kunden nehmen eine Station immer als Ganzes wahr. Sind die Ge-bäude beispielsweise wegen Umbau- oder Mo-dernisierungsmaßnahmen nur eingeschränkt nutzbar oder in keinem guten Zustand, dann schmälert das den Gesamteindruck einer Sta-tion. 94 Bahnhofsgebäude werden genutzt und bieten beispielsweise Einkaufsmöglich-keiten für Reisende. In 50 Fällen gelangen Fahrgäste durch die Bahnhofsgebäude zu den Bahnsteigen. An 76 Gebäuden registrierten die VRR-Profitester Verunreinigungen durch Graffiti, an 67 bemängelten sie die Sauber-keit. Da die Bahnhofsgebäude in der Regel viele Jahrzehnte alt sind, kam es in 54 Fällen zu Abwertungen beim baulichen Zustand. Dennoch sind die meisten Gebäude baulich in Ordnung. Baumaßnahmen gab es im Jahr

2018 an elf Immobilen. Fahrgäste mussten deshalb auf ihrem Weg zum Bahnsteig über einen befristeten Zeitraum Umwege und Un-annehmlichkeiten in Kauf nehmen.

Wie in den Vorjahren dokumentiert der Stationsbericht auch für das Jahr 2018, wie Fahrgäste stationsbezogene Qualitätsstan-dards bewerten – und zwar nach einer dem gängigen Schulnotensystem entsprechenden Skala von 1 (sehr zufrieden) bis 6 (sehr un-zufrieden). Den Zustand der Bahnhöfe beur-teilen die Kundinnen und Kunden mit einer Durchschnittsnote von 2,80 um 0,16 Noten-punkte schlechter als im Vorjahr. Und auch die Fahrgastinformation am Bahnsteig im Störungsfall bewerten die Kunden mit einer 3,07 gerade einmal durchschnittlich. „Hier müssen die Infrastrukturbetreiber dringend nachbessern“, betont Vorstand Ronald R.F. Lünser. „Für Fahrgäste ist es essenziell, dass sie über die Dauer und den Grund der Beein-trächtigung sowie über alternative Fahrtmög-lichkeiten informiert werden.“

Bauarbeiten an der Eisenbahnin-frastruktur führten auch 2018 zu Einschränkungen im SPNV .

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Seit dem 9. Dezember 2018 sind die ersten 15 neuen RRX-Fahrzeuge auf der Linie RE 11 (RRX) unterwegs. Betrieben von der Abellio Rail GmbH verkehren die Züge zwischen Düsseldorf und Kassel-Wilhelmshöhe – und das mit großem Erfolg. Alle Projektpartner sind zufrieden mit den ersten Betriebsmonaten. Am 12. April 2019 zogen das Land NRW, die beteiligten SPNV-Aufgabenträger, Abellio und der Fahrzeughersteller Siemens Mobility eine positive Bilanz: Der Betrieb läuft stabil und auch die Fahrgäste sind zufrieden mit den verbesserten SPNV-Leistungen auf dem RE 11 (RRX).

Bei der Bilanz-Veranstaltung unweit des Düsseldorfer Hauptbahnhofs würdigte NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst den erfolgreichen Start

des RRX-Vorlaufbetriebs: „Ich freue mich, dass der Start der neuen RRX-Fahrzeuge auf der Linie RE 11 (RRX) geglückt ist und der Be-trieb reibungslos läuft. Das ist nicht zuletzt dem gemeinsamen Engagement aller Beteilig-ten zu verdanken. Wir müssen nun genauso geschlossen daran arbeiten, die Umsetzung des Gesamtprojekts RRX weiter voranzutrei-ben. Das wird im Bereich des Infrastruktur-ausbaus noch viele Jahre dauern, ist für eine leistungsfähige Mobilität auf der Schiene in Nordrhein-Westfalen aber notwendig.“ Er er-gänzte, der RRX sei eines der lohnenswertes-ten Verkehrsprojekte der letzten Jahrzehnte.

Nicht nur für Bahnreisende in und nach NRW, sondern auch als Straßenprojekt. Denn er biete perspektivisch vielen Pendlern eine at-traktive Mobilitätsalternative, die heute in erster Linie mit dem Auto unterwegs sind.

Gute Zusammenarbeit aller Projekt-partner sichert reibungslosen Betrieb

VRR-Vorstandssprecher Ronald R.F. Lünser betonte, wie wichtig die erfolgreiche Zusam-menarbeit aller Projektbeteiligten für einen reibungslosen Betrieb auf der Linie RE 11 (RRX) und für den Erfolg des RRX insgesamt ist: „Die Zusammenarbeit zwischen dem Be-treiber und Siemens als Fahrzeughersteller funktioniert sehr gut und hat einen großen Anteil daran, dass sich der Betrieb nach an-

Erfolgreicher RRX-Start auf dem RE 11

RRX-VorlaufbetriebDie beteiligten Akteure freuen sich über einen gelungenen Betriebsstart der neuen RRX-Fahrzeuge auf der Linie RE 11 (RRX) .

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fänglichem ‚Ruckeln‘ an einigen Stellen so schnell und gut eingespielt hat.“ Besonders erfreulich sei dies, weil einige Akteure mit dem RRX neue Rollen einnehmen, die sie bislang nicht innehatten: So ist Siemens nicht nur für die Produktion, sondern auch für die Wartung, Instandhaltung und damit auch für die annähernd hundertprozentige Ver-fügbarkeit der Züge verantwortlich. Die EVU konzentrieren sich hingegen auf ihr Kernge-schäft, den Betrieb.

Rainer Blüm, Geschäftsführer von Abellio Rail NRW, blickte auf anstrengende, aber er-folgreiche Monate zurück: „Wir haben uns lange und intensiv auf die neue Aufgabe vor-bereitet und können daher einen zuverläs-sigen Betrieb gewährleisten. Das Fahrzeug kommt gut an und unser Zugpersonal erhält viel Lob für den guten und freundlichen Ser-vice.“ Nicht alles sei sofort nach Betriebsstart perfekt gelaufen. Da es aber hinter den Ku-lissen eine sehr gute Abstimmung mit allen Beteiligten gäbe, seien die ersten Betriebsmo-nate ein voller Erfolg.

Der Fahrzeughersteller Siemens Mobility sorgt dafür, dass die derzeit eingesetzten 15 RRX-Züge stets einsatzbereit sind. Das Unter-nehmen kümmert sich im Rail Service Center Dortmund um die Wartung und Instandhal-tung der Fahrzeuge: „Unsere Züge und das De-pot sind mit modernsten Diagnosesystemen ausgestattet. Die gesammelten Daten werten wir ständig aus und können potenzielle Stö-rungen an den Fahrzeugen schon im Einsatz erkennen und verhindern. Wir garantieren so eine technische Verfügbarkeit der Fahrzeuge von fast 100 Prozent und ermöglichen einen zuverlässigen Betrieb für die Fahrgäste. Das ist einzigartig in der Bahnbranche“, betonte Sabrina Soussan, Geschäftsführerin von Sie-mens Mobility.

Zuginfo NRW: Gebündelte und einheit-liche Fahrgastinformationen

Am 9. Juni 2019 übernimmt National Express Rail GmbH als zweites Eisenbahnverkehrsun-ternehmen den Betrieb der Linie RE 5 (RRX) zwischen Wesel und Koblenz, zum Fahrplan-wechsel im Dezember 2019 folgt die Linie RE 6 (RRX) von Köln/Bonn Flughafen nach Minden. Um die Komplexität der Zusammenarbeit zwi-schen den zahlreichen Akteuren und Schnitt-stellen zu managen und den unternehmens-übergreifenden Dialog zu vereinfachen, sind

Abellio Rail NRW und National Express auch räumlich enger zusammengerückt: Sowohl in der Betriebszentrale der DB Netz AG in Duis-burg als auch im Rail Service Center in Dort-mund wurde jeweils ein fester Arbeitsplatz für Mitarbeiter der beiden RRX-Betreiber einge-richtet. So können wichtige dispositive Ent-scheidungen abgestimmt getroffen werden.

„Für den Fahrgast hat dieses Zusammenspiel ganz handfeste Vorteile. Denn im Fall von Störungen im System entscheiden alle Betei-ligten gemeinsam, was für den Fahrgast das Beste ist und welche Alternativen er hat, um trotzdem möglichst reibungslos und pünkt-lich von A nach B zu kommen – und zwar un-ternehmensübergreifend“, betont Ronald R.F. Lünser.

Die interdisziplinären Teams kümmern sich jedoch nicht nur um die Disposition der Nah-verkehrszüge, sondern bieten den Kundinnen und Kunden auch gebündelte Informationen aus einer Hand. Aktuell fließen alle Störungs-meldungen des Betreibers Abellio sowie für die Linie RE 5 (RRX) von National Express in den zentralen Störungs-Informationsdienst Zuginfo NRW (www.zuginfo.nrw), der sich zukünftig nicht mehr auf die Leistungen ein-zelner EVU bezieht, sondern auf Streckenab-schnitte. „Mit Zuginfo etablieren wir erstmals ein System,in das alle Störungen zentral ein-fließen und das dann den Fahrgast über sämt-liche Kanäle informiert“, erklärt Lünser. „Die Betreiber der RRX-Linien machen den Anfang, perspektivisch soll das System aber auf den gesamten SPNV in NRW ausgeweitet werden, um den Service für die Kunden noch weiter zu verbessern.“

Die neuen RRX-Fahrzeuge sind mit modernster Technik ausgestattet .

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Über 700.000 Nahverkehrskunden nutzen derzeit die Auskunfts-App des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR). Die VRR App beauskunftet durchschnittlich rund 30 Millionen Fahrten im Monat und seit Ende April dieses Jahres ist der Verkauf von Nahverkehrstickets möglich. Bereits im September des vergangenen Jahres hatte der VRR eine neue Applikation einge- setzt, die die technischen Voraussetzungen für den Ticketverkauf erfüllte. Mit dem jüngsten Update der VRR App können Fahrgäste den digitalen Ticketkauf wieder direkt nutzen.

Neben der Kaufmöglichkeit bietet die neue App-Version nach wie vor alle bewährten Funktionalitäten rund um die Fahrt mit Bus und Bahn: die

Fahrplanauskunft, den Abfahrtsmonitor, eine Übersicht über aktuelle Verkehrsmeldungen aus dem Nahverkehrsnetz sowie die Favori-ten-Funktionen. „Mit der neuen Version un-serer App verbessern wir den Service für Nah-verkehrskunden in der Region“, erklärt José Luis Castrillo, Vorstand des VRR. „Fahrgäste können sich nicht nur umfassend informieren, sondern nun auch wieder mobil ihre Tickets kaufen. Damit wird die App zum persönlichen digitalen Reisebegleiter mit sämtlichen rele-vanten Funktionalitäten rund um die Fahrt mit Bus und Bahn.“

Die neue Version der Applikation steht kos-tenlos im App Store von Apple und im Goo-gle Play Store als Download zur Verfügung. Nutzer, die die VRR App bereits auf ihrem Smartphone verwenden, müssen lediglich das aktuelle Update installieren. Für den Ticketkauf benötigen Fahrtgäste ein Kun-denkonto bei der Rheinbahn AG. Das kom-munale Verkehrsunternehmen ist Vertrieb-spartner in der VRR App und wickelt den Ticketkauf über HandyTicket Deutschland mit dem Fahrgast ab.

Funktionalitäten der neuen App-Version

Nutzer können den Startbildschirm an ihren persönlichen Bedarf anpassen und zwischen

dem Abfahrtsmonitor, der Fahrplanauskunft und der zuletzt genutzten Ansicht individuell wählen. Zudem besteht die Möglichkeit, den persönlichen Bereich der App dem eigenen Bedarf anzupassen: Fahrgäste können wich-tige Start-und Zielorte oder bevorzugte Linien definieren. Ist die GPS-Position bekannt, zeigt die App direkt die nächsten Abfahrtszeiten in der Nähe und die entsprechenden Ankunfts-zeiten am Zielort an. Hier finden sich auch die Hinweise zu den oft genutzten Linien. Je nach persönlicher Vorliebe können Nutzer in der Verbund-App zwischen einer grafischen Ansicht der Fahrten und einer Listenansicht wählen. Somit erhalten Fahrgäste die für sie wichtigsten Informationen mit nur wenigen Taps und können sich einen schnellen Über-blick über die Verkehrslage verschaffen.

Ausblick

Um Nutzern perspektivisch weitere attrak-tive Services zu bieten, wird der VRR zusätz-liche Dienste in seine App integrieren, bei-spielsweise ein Fahrrad-Routing. In einer ersten Ausbaustufe werden sowohl einzelne Teile einer Wegstrecke als auch komplette Punkt-zu-Punkt-Verbindungen als Fahrrad- Verbindungen ausgegeben. Zusätzlich integ-riert der VRR die Boxen von DeinRadschloss als Points of Interest (POI) in die Fahrplanaus-kunft. In den weiteren Ausbaustufen sollen dann auch B&R- und P&R-Plätze sowie Sha-ring-Angebote in die Auskunft aufgenommen werden.

VRR App ermöglicht mobilen Ticketkauf

Neue VRR App-VersionSeit Mai 2019 können Fahrgäste über die Applikation wieder Tickets für den ÖPNV kaufen .

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TicketübersichtDie VRR App zeigt den Kunden übersichtlich alle verfügbaren Online-Tickets an .

ZahlverfahrenDie Rheinbahn wickelt den Ticketkauf über HandyTicket Deutschland mit den Kunden ab .

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Mit Start des Ausbildungsjahres im kommenden August können Auszubildende landesweit die Busse und Bahnen des Öf-fentlichen Personennahverkehrs nutzen. Vorausgegangen waren Gespräche und eine gemeinsame Vereinbarung zwischen dem NRW-Verkehrsministerium und den NRW-Verkehrsverbünden und -Aufgabenträgern zur Einführung eines landesweiten Azubitickets. Für die Auszubildenden im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr bedeutet dies, dass sie künftig noch flexibler unterwegs sein können. In Kombination mit dem YoungTicketPLUS im Abo können sie mit einem geringen Zuschlag über die Grenzen des Verbunds hinaus mobil sein. Das Land fördert den Zuschlag 2019 mit zwei Millionen Euro. Für das Jahr 2020 sind 4,9 Millionen Euro NRW-Fördermittel eingeplant.

Sämtliche Inhaber eines Young- TicketPLUS Abonnements sind ab dem 1. August berechtigt, für den Zuschlag von monatlich 20,00 Euro

die landesweite Gültigkeit ihres Tickets zu er-werben. Damit kostet ein NRW-weit gültiges Azubiticket im VRR-Raum monatlich 81,10 Euro. BAföG-beziehende Meisterschülerinnen und  -schüler gehören jetzt auch zum Kreis der Berechtigten für das YoungTicketPLUS und damit auch das NRWupgrade Azubitickets. Das NRWupgrade Azubiticket gilt für Fahr-ten im Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS), im Aachener Verkehrsverbund (AVV) und im

Bereich des WestfalenTarifs. „Wir freuen uns, dass die gemeinsamen Gespräche sowohl mit dem Land NRW als auch den weiteren Koope-rationsräumen zum Azubiticket erfolgreich waren und wir mit der finanziellen Unterstüt-zung des NRW-Verkehrsministeriums das lan-desweite Angebot zum Start in das nächste Ausbildungsjahr nun realisieren können“, sagt José Luis Castrillo, Vorstand des VRR.

Voraussetzung für das landesweite Azu-biticket waren jeweils verbundweit gültige Tickets für Auszubildende in den NRW- Verkehrsverbünden. Mit seinem VRR-weit gültigen YoungTicketPLUS hatte der Verbund

Auszubildende aus dem VRR ab August günstig in ganz NRW unterwegs

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Ticket upgradeAuszubildende können zukünftig mit ihrem Aboticket NRW-weit mobil sein .

bereits Anfang 2018 die Basis für das NRW-weite Angebot geschaffen. Seitdem profitie-ren die gewerblichen und kaufmännischen Auszubildenden im VRR-Raum von deut-lichen Mobilitätsvorteilen und meist auch von einem reduzierten Ticketpreis. Seit dem Start des Ausbildungsjahres im September 2018 verzeichnet der VRR weiter steigende Absatzzahlen.

„Das YoungTicketPLUS hat sich sehr positiv entwickelt. Mit der verbundweiten Gültigkeit haben wir ein Angebot geschaffen, das dem Bedarf der Auszubildenden entspricht“, sagt Castrillo. Im Jahresdurchschnitt 2018 nutz-ten 69.000 Auszubildende die Abo-Variante des YoungTicketPLUS, gut 11.000 die Mo-natskarte. Dies entspricht einem Plus von annähernd 13 Prozent bei den regulären Monatstickets und etwa acht Prozent bei den Abonnements im Vergleich zum Vorjahr.

Tarifneuheiten in 2019

Das FirmenTicket ermöglicht Pendlern eine stressfreie und sichere Fahrt zur Arbeits-stelle mit Bus und Bahn. Auch in der Freizeit ist das FirmenTicket die ideale Alternative zum Auto, denn es gilt rund um die Uhr. Bis-lang galt für Unternehmen eine Mindestab-nahmemenge von 50 Tickets. Um insbeson-dere mittelständischen Unternehmen einen Anreiz zu bieten, ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den Umstieg auf öffentliche Ver-kehrsmittel schmackhaft zu machen, ist die Mindestabnahmemenge seit Januar 2019 auf 30 Tickets gesenkt worden. Darüber hinaus sind die Pendler nun auch variabel bei der Fahrtverbindung und beim Gültigkeitsbe-reich der FirmenTickets und nicht mehr an die feste Verbindung zwischen Wohn- und Arbeitsort gebunden. Insofern besteht seit Jahresbeginn beispielsweise die Wahlmög-lichkeit, den gesamten Verbundraum in der Preisstufe D abzunehmen, obwohl ein Kunde in derselben Stadt wohnt und arbeitet. Au-ßerdem besteht seit November 2018 eine Steuerbefreiung für FirmenTickets. Für Ar-beitgeber bietet die Ausgabe von kostenlosen FirmenTickets einen größeren Gestaltungs-spielraum bei möglichen betrieblichen Zu-satzleistungen.

Neben der Überarbeitung der bestehenden Modelle ist Anfang 2019 ein zweijähriger Ta-rifpilot für ein FirmenTicket-Modell mit Zu-schuss des Arbeitgebers gestartet. Das Arbeit-geberzuschussmodell soll demnach zunächst

Neukunden angeboten werden. Die FirmenTi-cket Abnehmer erhalten dabei für eine Betei-ligung ihres Arbeitgebers, beispielsweise 10 Euro, einen zusätzlichen Rabatt in Höhe von z. B. 5 Euro.

Seit dem 1. Januar 2019 gibt es mit dem 4-StundenTicket ein neues Tarifprodukt im VRR, das insbesondere dem Bedarf von Nah-verkehrskundinnen und -kunden in nicht so stark urbanisierten und ländlicheren Gebiete gerecht werden soll. Mit dem „Kurzzeit-Ticket“ können Fahrgäste Bus und Bahn vier Stunden lang beliebig oft nutzen. Das Angebot ersetzt das CityO.Ticket sowie die VGN-Schnäppchen-karte und richtet sich vor allem an Kundin-nen und Kunden, die Besorgungsfahrten in ein Stadtzentrum, Arztbesuche oder einfach nur Ausflüge machen möchten. Das Ticket gilt in allen Gebieten der Preisstufen A1 und A2 und kostet 4,20 Euro. Es ist als „Tarifpilot“ angelegt und vorerst auf einen Zeitraum von zwei Jahren befristet. Danach wird über das weitere Vorgehen beraten.

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Dürfen Städte wie zum Beispiel Düsseldorf, Essen und Mülheim an der Ruhr ihre Bus- und Straßenbahnlinien für die nächsten zwei Jahrzehnte direkt an die kommunalen Verkehrsunternehmen vergeben, oder müssen sie ihre Nahverkehrsleistungen öffentlich ausschreiben? Um diese Fragestellungen geht es unter anderem in einem aktuellen Nachprüfungsverfahren zur Direktvergabe im Öffentlichen Straßenpersonennahverkehr (ÖSPV). Die entscheidende Frage, die jetzt einer Klärung zu-geführt wird, ist dabei, unter welchen Voraussetzungen eine Direktvergabe der städtischen Nahverkehrsleistungen an ein kommunales Verkehrsunternehmen vorgenommen werden darf. Vor dem Oberlandesgericht in Düsseldorf (OLG) ist dazu ein Verfahren zwischen dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr und den beteiligten Kommunen Essen und Mülheim an der Ruhr und privaten Busunternehmen anhängig.

K onkret geht es darum, ob die im VRR umgesetzte Konstellation einer „Gruppe von Behörden“ eine Di-rektvergabe vornehmen darf, sowie

darüber hinaus um weitere Fragen der Di-rektvergabebefugnis der kommunalen Ver-kehrsunternehmen. In der mündlichen Ver-handlung im Januar ließ das OLG Düsseldorf erkennen, dass es den VRR und die Städte voraussichtlich für zuständig hält, die Verga-ben an die Ruhrbahnen gemeinschaftlich als Gruppe von Behörden vorzunehmen. Somit würde die im VRR vorliegende Konstellation der Gruppe von Behörden bestätigt. Eine ent-sprechende Entscheidung des OLG Düsseldorf war für den 20. Februar 2019 terminiert. Auf-grund der angekündigten Urteilsverkündung des EuGH in bereits anhängigen Verfahren mit ähnlichen Fragestellungen wurde dieser Ter-min auf den 17. April 2019 verschoben.

Der Europäische Gerichtshof hat zwischen-zeitlich eine erste Richtungsentscheidung bezüglich des Verhältnisses von Art. 5 Abs. 2 Verordnung (EG) Nr. 1370/2007 als besonderes Vergaberecht im europäischen Recht und den Voraussetzungen des In-house-Geschäfts ge-mäß nationalem Recht getroffen. Weitere Ent-scheidungen des Europäischen Gerichtshofs in vergleichbaren Fallkonstellationen werden im Laufe des Jahres erwartet. In diesem Fall bestünde weiterhin ein Zuschlagsverbot für die geplante Direktvergabe. Vor diesem Hintergrund wurde der angesetzte Verkündigungstermin im April ebenfalls durch das Gericht aufgehoben und ein neuer

Verhandlungstermin für September angesetzt. Ob sich infolge der Rechtsprechung des EuGH bezüglich der weiteren Rügen der privaten Bu-sunternehmen neue Gesichtspunkte ergeben, bleibt der mündlichen Verhandlung vorbehal-ten. Bisher hatte das OLG jedoch angedeutet, dass diese voraussichtlich überwiegend er-folglos bleiben werden.

Zusammen mit den Beteiligten erarbeitet der VRR Übergangsregelungen für die Zeit ab dem Auslaufen der Bestandsbetrauungen. Die Direktvergabe von Nahverkehrsdienstleis-tungen an die Ruhrbahn ist ab 2020 mit einer Laufzeit bis 2042 geplant. Sollte der Rechts-streit mit den privaten Busunternehmen noch nicht ausgefochten sein, wäre eine Notvergabe, befristet auf zwei Jahre, möglich.

Nachprüfungsverfahren bei ÖSPV-Direktvergaben

Nachprüfungsverfahren:Das OLG Düsseldorf klärt, unter welchen Voraussetzungen eine Direkt-vergabe von Nahverkehrsleistungen an kommunale Verkehrsunternehmen erfolgen kann .

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Zu schwierig? Dann helfen wir Ihnen gern weiter: Der 1. Januar 2022 ist ein wichtiger Stichtag für den Öffentlichen Perso-nennahverkehr (ÖPNV). Bis dahin soll laut novelliertem Personenbeförderungsgesetz (PBefG) aus dem Jahr 2013 der ÖPNV vollständig barrierefrei sein. Dies ist sinnvoll, wichtig und gleichzeitig für alle Nahverkehrsaufgabenträger eine große Herausforderung. Der VRR unterstützt Städte, Kreise und andere Nahverkehrsakteure bei ÖPNV-Investitionsvorhaben, die u. a. dem barrierefreien Ausbau der Nahverkehrsinfrastruktur dienen und die Verkehrsverhältnisse in der Region im Sinne der Fahrgäste verbessern. Seit 2008 bis heute wurden fast 2.900 Bus- und Bahnhaltestellen barrierefrei umgebaut. Und weitere werden bis Ende 2021 hinzukommen.

A ls Zuwendungsgeber nach § 12 ÖPNVG NRW bewilligte der VRR allein in den ersten Monaten des Jahres 2019 rund 1,5 Millionen Euro für den barriere-

freien Umbau von 85 Nahverkehrshaltestellen im Verbundgebiet. Zudem unterstützt er die Mo-dernisierung von zwölf Fahrtreppen und sechs Aufzügen in Herne und Wuppertal mit 3,9 Mil-lionen Euro. Die Anlagen werden technisch modernisiert und so ertüchtigt, dass sie ihren Betriebszustand automatisiert in die Fahrplan-auskunft übermitteln. So sehen mobilitätsein-geschränkte Fahrgäste zukünftig in Echtzeit, ob Rolltreppen oder Aufzüge funktionieren, und können ggf. Alternativrouten planen.

Investitionen in alternative Antriebe nach § 13 ÖPNVG NRW

Um die Klimabilanz des Öffentlichen Personen-nahverkehrs weiter zu verbessern und die Um-stellung der Busflotten von Diesel- auf Elektro-betrieb weiter voranzutreiben, hatte das Land im Jahr 2017 die Förderung der Elektromobilität als Maßnahme im besonderen Landesinteresse in § 13 ÖPNVG NRW gesetzlich festgeschrieben. Das Verkehrsministerium fördert dabei nicht nur entsprechend moderne Fahrzeuge, sondern auch die für den Betrieb nötige Ladeinfrastruktur und spezielle Werkstatteinrichtungen. Im Februar 2019 übergab NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst Förderbescheide an die Stadtwerke Solin-

gen und die Straßenbahn Herne – Castrop-Rauxel GmbH (HCR). In Solingen kommen zukünftig 32 moderne batteriebetriebene Oberleitungsbusse (BOB) zum Einsatz, die abseits der Stromleitun-gen mit Batterieenergie fahren. Die Reichweite der Busse außerhalb des Stromnetzes beträgt rund 20 Kilometer. Da die Batterien der Fahrzeuge im vor-handenen Solinger O-Bus-Stromnetz wieder auf-geladen werden, ist eine zusätzliche aufwendige Ladeinfrastruktur nicht nötig. Die HCR beschafft zwei Elektro-Solobusse und sammelt damit erst-mals Erfahrungen mit E-Mobilität im Busbereich. Zusammen mit den 34 neuen Fahrzeugen werden zukünftig insgesamt 81 vom Land NRW geförderte E-Busse im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr unter-wegs sein.

Verkehrsminister Hendrik Wüst betonte: „Ge-rade der ÖPNV kann mit seinen Fahrzeugen, die praktisch den ganzen Tag bewegt werden, Treiber für mehr Klimaschutz sein. Darum ist die Um-rüstung der Busflotten ein wesentlicher Punkt in einem ganzen Bündel von Maßnahmen für bes-sere Luft in unseren Städten.“ Der VRR als Bewil-ligungsbehörde für Maßnahmen im besonderen Landesinteresse nach § 13 ÖPNVG NRW ergänzte, dass es auch darum gehe, energieeffiziente An-triebssysteme alltags- und linientauglich zu ma-chen. „Mit der Förderung leisten das Land NRW und der VRR einen wichtigen Beitrag, um Elektro- busse als ressourcenschonende Alternative zum Diesel langfristig im Verbundraum zu etablieren“, so VRR-Vorstandssprecher Ronald R.F. Lünser.

Was haben 2022, 2013, 2008, 2900 und 2021 gemein?

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Der Verkehr in Deutschland steht vor großen Herausforderungen: Er muss die Mobilität der Menschen sichern und den Wirt-schaftsstandort stärken, gleichzeitig aber verantwortungsvoll mit der Gesundheit der Menschen und natürlichen Ressourcen umgehen. Damit dieser Spagat gelingt, brauchen wir eine Verkehrswende, die den Öffentlichen Verkehr stärker in den Fokus rückt.

Unser Mobilitätsbedarf ist enorm. Junge Leute müssen zur Schule, zum Ausbildungsplatz oder zur Uni. Ar-beitnehmerinnen und Arbeitnehmer

pendeln zum Job und legen dabei immer öf-ter sehr lange zurück: Weil Wohnraum man-cherorts knapp und teuer ist oder manchmal schlicht deshalb, weil sie ihre Heimat lieben und nicht wegziehen möchten. Unternehmen wiederum sind gezwungen, Fachkräfte auch außerhalb ihres direkten Einzugsgebietes zu suchen. Sie sind also darauf angewiesen, dass qualifizierte Mitarbeiter auch längere Arbeits-wege problemlos bewältigen können. Und na-türlich möchte jeder auch in seiner Freizeit mobil sein und das Leben aktiv gestalten. Entsprechend ächzen Ballungsgebiete wie der VRR unter dem hohen Verkehrsaufkommen: Staus verstopfen die Straßen, Abgase verpes-ten die Luft. Die Politik reagiert und plant, bis 2050 die Treibhausgasemissionen in Deutsch-land um mindestens 80 Prozent zu senken. In einigen Städten wurden inzwischen Fahrver-bote für Dieselfahrzeuge verhängt.

Öffentlicher Verkehr als Dreh- und Angelpunkt der Verkehrswende

Es ist völlig egal, ob man sich aus berufli-chem oder persönlichem Interesse mit Ver-kehr und Mobilität beschäftigt: Inzwischen sollte jedem bewusst sein, dass unsere mobile Zukunft nicht länger die Fortschreibung der Gegenwart sein kann. Vielmehr müssen sich Gesellschaft und Mobilität grundlegend wan-deln. Wir brauchen eine Verkehrswende, um

dem Mobilitätsbedarf auch zukünftig gerecht zu werden und gleichzeitig die anspruchs-vollen Klima- und Umweltschutzziele errei-chen zu können – insbesondere in einem so dicht besiedelten Gebiet wie dem VRR-Raum. Der Öffentliche Verkehr spielt dabei eine ganz zentrale Rolle.

Innovative Antriebstechnologien schaffen neue Möglichkeiten

Immer wieder hört und liest man von WLAN und dem Breitbandausbau, vom autonomen Fahren und der „Digitalen Schiene“ auf Ba-sis der digitalen Leit- und Sicherungstech-nik ETCS, einem neuen Technikstandard für Deutschland und ganz Europa. Open Data, On-demand-Verkehrskonzepte und verschie-dene Sharing-Modelle, die dem Trend „Nut-zen statt Besitzen“ folgen, sind in aller Munde. Diskutiert werden der Deutschlandtakt, der Infrastrukturausbau und die verstärkte Elek-trifizierung der Schienenwege. Denn die Mo-bilitätswende ist nicht zuletzt eng mit einer erfolgreichen Energiewende verknüpft. Also mit der Frage, ob es uns gelingt, unabhängi-ger von fossilen Brennstoffen zu werden und den Öffentlichen Personennahverkehr nach und nach auf klimafreundliche Antriebstech-nologien umzustellen.

Die Aufzählung ist längst nicht abschlie-ßend, dennoch bekommt man ein Gespür für die spannenden Zeiten mit großen Her-ausforderungen für unsere Branche – und natürlich auch für den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr. Wir freuen uns auf diese Her-

Verkehrswende: Eine Aufgabe für jeden von uns

Zeit zum UndenkenEine zukunftsfähige öffentliche Mobilität muss den ÖPNV stärker in den Fokus rücken .

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ausforderungen, denn sie beschreiben den richtigen Weg für die notwendige Verkehrs-wende.

Digitalisierung im ÖPNV: Neue Mög-lichkeiten für Tarif, Vertrieb und die Vernetzung von Mobilitätsangeboten

Die gesamte Branche befindet sich mit ihren Lösungsansätzen auf einem guten Weg, wenn auch noch sehr am Anfang. Wenn wir dies ändern wollen, dann müssen wir besser und schneller werden. Denn ein weiterer Treiber der Verkehrswende sind die sich verändern-den Rahmenbedingungen: vom demografi-schen Wandel und dem Fachkräftemangel bis hin zu den immer kürzer werdenden In-novationszyklen. Denn was heute als Stand der Technik gilt, ist „gefühlt“ morgen schon veraltet.

Wir möchten den Modal Split zugunsten des ÖPNV verändern und mehr Menschen für Bus und Bahn begeistern. Ziel ist es, die unterschiedlichen Mobilitätsangebote sinn-voll zu kombinieren und mit den Möglich-keiten digitaler Technologien zu vernetzen. Wir müssen Barrieren abbauen, beispiels-weise durch neue und einfache Tarif- und Vertriebssysteme, die es den Menschen leicht machen, Bus und Bahn zu nutzen. Außerdem müssen wir die Kapazitäten im ÖSPV und im SPNV deutlich ausweiten. Ge-lingen wird dies allerdings nur, wenn in er-forderlichem Maße in Infrastrukturen und Fahrzeuge investiert wird.

Wir müssen Verkehr in allen Facetten neu denken. Dies schließt ein, dass wir den öf-fentlichen Verkehrsraum neu aufteilen und mehr Platz schaffen für die Verkehrsträger des Umweltverbundes, im Fall der Fälle auch zum Nachteil des motorisierten Individual-verkehrs. Ein Umdenken beispielsweise bei der Parkraumbewirtschaftung wäre sinnvoll. Denn wenn wir mit viel Anstrengung den ÖPNV attraktiver machen wollen, dann müs-sen wir auch den Mut aufbringen, den inner-städtischen Individualverkehr unattraktiver zu machen. Wenn Pkws an Werktagen durch-schnittlich etwas mehr als 23 Stunden stehen und in Innenstädten parken, das Parkticket gleichzeitig aber weniger kostet als das güns-tigste ÖPNV-Ticket, dann ist das ein Anachro-nismus in Reinform.

Mobilität von morgen als Gemein-schaftsaufgabe

Verkehrsverbünde, Verkehrsunternehmen und die anderen Akteure aus der Mobilitäts-branche müssen die Verkehrswende aktiv ge-stalten – und zwar im Schulterschluss mit der Politik, die auf allen Ebenen die nötigen Rand- und Rahmenbedingungen schaffen muss. Eine zukunftsfähige Mobilität gibt es nicht zum Nulltarif und kann nicht allein durch Ti-cketverkäufe refinanziert werden. Bund, Land und Kommunen müssen die Finanzierung der Nahverkehrsleistungen nachhaltig ausbauen und im erforderlichen Maße Investitionen in Infrastruktur, Fahrzeuge und Betrieb fördern.

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Seit Mitte März ist die neu gestaltete Unternehmenswebsite des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) online. Sie bietet unter der bekannten Adresse www.vrr.de einen einfachen und übersichtlichen Zugang zu den digitalen Angeboten, Services und Informationen des VRR. Fahrtauskünfte einholen oder Ticketpreise recherchieren war noch nie so übersichtlich und komfortabel: Das neue responsive Webdesign sorgt für ein optimales Nutzungserlebnis – ganz gleich ob die Internetseite am PC, auf dem Tablet oder mit dem Smartphone aufgerufen wird. Mit der Neugestaltung der Seite bestrebt der VRR, den Zugang und die Nutzung des ÖPNV zu erleichtern, neue Zielgruppen zu gewinnen und Informationen und digitale Services besser zu vernetzen.

Das Informations-, Unterhaltungs- und Kommunikationsverhalten der Menschen hat sich durch die fort-schreitende Digitalisierung bereits

verändert. Nahverkehrskunden erwarten ganz selbstverständlich aktuelle und pass-genaue Informationen – sowohl am PC als auch auf dem Smartphone und Tablet. „Der Handlungsbedarf, die Unternehmenswebsite neu zu gestalten, bestand schon länger. Vor allem aus technologischer Sicht war die Vor-gängerversion veraltet – sie wurde den digi-talen Trends und aktuellen Entwicklungen und Bedürfnissen der Zielgruppen nicht län-ger gerecht“, berichtet Projektleiterin Katrin Erwig.

webit! erhält Zuschlag im Verhandlungs-verfahren mit Teilnahmewettbewerb

Rund zwei Jahre hat es von der ersten Projekt- idee bis zur Freischaltung der Internetseite gedauert: Auf eine intensive Planungs- und hausinterne Abstimmungsphase folgte im Rahmen einer europaweiten Ausschreibung ein Verhandlungsverfahren mit Teilnahme-wettbewerb. Insgesamt wurden vier Agentu-ren aus ganz Deutschland eingeladen, ihre kreativen Konzepte und Angebote vorzustel-len. Den Zuschlag erhielt nach einer intensi-ven Verhandlungsrunde die Dresdener Agen-tur webit!.

Im März 2018 wurde es dann konkret. Ge-meinsam mit webit! begannen die Arbeiten zur Neugestaltung der Internetseite. Bereits im Vorfeld stand fest, dass eine neue techni-sche Infrastruktur geschaffen werden sollte. Danach begann die Konzeptionsphase. Par-allel zum Projekt Internetauftritt entwickelte die Marketingabteilung ein neues Corporate- Design für den Markenauftritt des VRR. Die Layouts der Oberfläche wurden in enger Ab-stimmung mit der Fachabteilung erstellt, um eine Einheitlichkeit und hohe Wiedererkenn-barkeit des Erscheinungsbildes des VRR zu gewährleisten.

Neue Navigation entspricht den Bedürfnissen der Nutzer

Die Seitenarchitektur wurde intensiv überar-beitet, dabei wurden insbesondere die Bedürf-nisse und Wünsche der Nahverkehrskunden in den Mittelpunkt gestellt – die Resultate einer Online-Umfrage auf der VRR-Website wurden ebenso berücksichtigt wie die Ergeb-nisse eines umfangreichen Content-Audits. Alle Themen wurden geclustert, vernetzt und redaktionell neu erarbeitet. Insgesamt ist die VRR-Seite jetzt übersichtlicher, aufgeräumter und strukturierter. „Besonderes Augenmerk haben wir bei der Umsetzung der Website auch auf die Barrierefreiheit gelegt. Die Web-site ist per Tastatur navigierbar und kann von

Die neue VRR-Unterneh-menswebsite ist informa-tiv, modern und responsiv

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einem Screenreader vorgelesen werden“, un-terstreicht Katrin Erwig die Ansprüche an die Usability der neuen Internetseite des Unter-nehmens.

Neues, komfortableres Auskunftssystem

Herzstück der Seite und wichtiger digitaler Service des VRR-Angebots ist nach wie vor die Fahrplanauskunft. Das verkehrsmittel-übergreifende Auskunftssystem auf Basis von statischen, GIS- und Echtzeitdaten versorgt Nahverkehrskunden mit allen relevanten In-formationen – vor und während der Fahrt. Die neue Version ist ebenfalls responsiv gestaltet und bietet allen, die Verbindungen suchen, mehr Komfort, eine übersichtlichere Oberflä-che und eine großflächige Karte. Angebunden ist die Auskunft unter anderem über das kreis-

runde Suchfeld, das vielen Nahverkehrskun-den bereits aus der VRR App bekannt ist.

Das VRR-Magazin – die digitale Verlängerung von spectrum

Ein neues Feature findet sich in der Naviga-tion unter dem Menüpunkt Magazin. Dahinter verbirgt sich ein innovatives Online-Magazin, das der VRR als neuen Kanal für digitale Un-ternehmenskommunikation und Kundenin-formation nutzt. Das neue Magazin erweitert nicht nur die Grenzen traditioneller Druck- erzeugnisse, wie beispielsweise spectrum, sondern bietet darüber hinaus die Möglich-keit, die Themen aus dem analogen Medium in den digitalen Kanal zu verlängern. Ver-schiedene journalistische Formate sind ein-setzbar, von Reportagen über Meinungsbei-träge bis hin zu authentischen Insights von Gast-Autoren. Unterstützt werden die Beiträge durch ein besonders bildstarkes Format, das den Einsatz von Videos, Infografiken und Kar-ten zulässt. Es bietet ausreichend Raum für informative Unterhaltung und authentische Einblicke ins Unternehmen, aber auch für Hintergrundberichte und Anleitungen. Alle Artikel sind teilbar, das heißt, sie können in verschiedenen sozialen Medien verbreitet wer den und Reichweite und Sichtbarkeit für die VRR-Themen erzeugen.

Relaunch gelungen – Anspannung weicht Erleichterung

Am 20. März 2019 war es dann nach knapp zwei Jahren intensiver Planungs- und Ar-beitsphase endlich so weit: Die neuen VRR-In-ternetseiten wurden live geschaltet. Katrin Erwig zeigt sich mit dem Relaunch und dem Projektergebnis zufrieden: „Wir haben eine moderne Seite mit einer einfachen und in-tuitiven Navigation erstellt und bekommen von den Nutzern sehr viel positives Feedback. Jetzt gilt es, die Website stetig weiterzuent-wickeln – wir haben einige Features in Pla-nung, die wir möglichst umsetzen möchten.“ Mit dem Relaunch der Unternehmensweb-site hört die Arbeit an der Seite keinesfalls auf – im Gegenteil, mit der Freischaltung der neuen Seite geht die Weiterentwicklung erst richtig los.

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Frühjahrszeit bedeutet für viele Menschen Bewegungszeit. Strahlende Sonne, blauer Himmel und angenehme Temperatu-ren laden zur Aktivität an der frischen Luft ein. Da bleibt das Auto schon mal öfter vor der Haustür stehen und wird gegen das Fahrrad eingetauscht. Was für viele in der Freizeit selbstverständlich und unproblematisch ist, gestaltet sich auf dem Weg zur Arbeit oft komplizierter. Denn entweder ist der Arbeitsplatz für eine Anfahrt mit dem Rad zu weit entfernt oder die Abstellmöglichkeiten am Bahnhof zur Weiterfahrt mit dem ÖPNV sind unattraktiv, ungeschützt und oft nicht sicher. Abhilfe schaffen die modernen Fahrradabstellanlagen von DeinRadschloss, die Radlern mittlerweile an vielen Standorten an ÖPNV-Verknüpfungspunkten zur Verfügung stehen. Gut ein Jahr nach Eröffnung der ersten Anlage in Oberhausen-Sterkrade ziehen die Projektverantwortlichen eine erste Bilanz.

Seit April 2018 haben Radfahrer vie-lerorts die Möglichkeit, ihr Rad am Bahnhof in einer Fahrradbox von DeinRadschloss unterzubringen, um

ihre Fahrt mit dem ÖPNV fortzusetzen (spectrum berichtete). Mittlerweile sind fast alle im Projekt geplanten Anlagen des regi-onalen, städteübergreifenden Systems an insgesamt 61 Bahnhöfen und Haltestellen in 14 Städten, zum Beispiel Bochum, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Krefeld und Mönchen-gladbach, aufgebaut und in Betrieb. Den Nut-zerinnen und Nutzern stehen damit mehr als 900 Stellplätze in Einzelboxen oder Sammel-

abstellanlagen zur Verfügung. Eine Übersicht über alle Standorte sowie die Möglichkeit, die Boxen direkt zu buchen, finden Interessierte auf der Webseite www.dein-radschloss.de. In den Boxen stehen die Fahrräder vor Witte-rung und Diebstahl geschützt. Die einfache Buchung über das Internet bietet zudem einen schnellen und komfortablen Zugang zum Sys-tem. „Wir freuen uns, innerhalb eines guten Jahres so einen großen Zuwachs an DeinRad-schloss-Anlagen zu verzeichnen, und hoffen, dass wir durch die Aspekte des unkomplizier-ten Zugangs und der sicheren Unterbringung noch mehr Menschen dazu bewegen können,

DeinRadschloss-Anlagen an vielen Standorten im VRR verfügbar

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vom Auto auf das Fahrrad in Kombination mit dem ÖPNV umzusteigen. Wir wünschen uns, dass noch viele Anlagen an weiteren Bahnhö-fen und Haltestellen folgen“, sagt Ronald R.F. Lünser, Vorstandssprecher des Verkehrsver-bundes Rhein-Ruhr.

Verantwortliche ziehen erste positive Bilanz

Der VRR hat im November 2018 in der laufen-den Projektphase eine Evaluation durchfüh-ren lassen. Die Ergebnisse sollten eine erste Einschätzung darüber geben, ob bereits Ver-lagerungseffekte vom Auto auf das Fahrrad verbunden mit einer positiven Auswirkung auf die Umwelt zu verzeichnen sind. Darüber hinaus wurde in einer Befragung die Nutzer-zufriedenheit ermittelt.

Die Ergebnisse zeigen, dass bereits nach wenigen Wochen eine überwiegend gute Aus-lastung der bis dahin verfügbaren Stellplätze zu verzeichnen war. Die befragten Nutzer zeigten sich sehr zufrieden mit dem DeinRad-schloss-System und stuften den Buchungs-prozess als einfach ein. Durch die Evalua-tion konnte eine relevante Verlagerung von bisherigen Pkw-Fahrten auf die intermodale Nutzung von Bahn und Rad verifiziert werden.

Somit zeigt sich durchaus ein positiver Effekt für die Stärkung eines umweltfreundlichen Verkehrs und ein hohes Potenzial zur Redu-zierung von Klimagasen.

Da zum Zeitpunkt der Befragung erst ein Teil der DeinRadschloss-Anlagen eröffnet war, planen die Projektverantwortlichen für noch fundiertere Ergebnisse eine zweite Evaluation am Ende der Fahrradsaison 2019, wenn alle bis dato errichteten Abstellanlagen für einen längeren Zeitraum den Nutzern zur Verfügung standen.

Weitere Kommunen sind jederzeit dazu ein-geladen, sich mit neuen Radabstellanlagen dem System anzuschließen. Der bisherige Erfolg des Projektes hat den VRR veranlasst, künftig die Investitionen zur Errichtung von neuen DeinRadschloss-Anlagen über die Mit-tel der Investitionsförderung nach § 12 ÖPNVG NRW zu fördern. Parallel zu den Entwick-lungen im VRR-Raum gibt es aktuell zudem Überlegungen zu einer NRW-weiten Lösung. Denkbar wäre zum Beispiel, dass regional ei-genständige Systeme über eine Schnittstelle miteinander vernetzt werden. Kundinnen und Kunden könnten somit nach einer einmaligen Registrierung alle Standorte von Radabstell- anlagen in verschiedenen Regionen nutzen.

DeinRadschlossRadelnde Pendler können ganz ein-fach mit ihrer ÖPNV-Chipkarte auf die modernen Fahrradboxen zugreifen .

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Online-Dialog zu On-demand-Verkehren On-demand-Dienste sind eine noch recht junge Form des Öffentlichen Verkehrs: Kleinbusse bringen Fahrgäste unabhängig von Fahrplänen flexibel von A nach B. Und zwar ganz bequem „on demand“, also auf Abruf in Re-gionen oder zu Zeiten, in denen sich beispielsweise der Einsatz großer Linienbusse nicht lohnt. Die Duisburger Verkehrsgesellschaft AG (DVG) bietet ihren Kunden be-reits seit 2017 mit myBUS einen solchen Mobilitätsservice an. Weitere Verkehrsunternehmen werden mit eigenen Angeboten folgen – mit unterschiedlich großen Fahrzeug-flotten, teils mit elektrischen, teils mit klassischen Antrie-ben und in fest definierten Bediengebieten. Solche Ange-bote werden aktuell viel diskutiert, und zwar nicht nur

in Politik und Fachkreisen, sondern auch in einer breiten Öffentlichkeit – insbesondere vor dem Hintergrund einer dringend nötigen Verkehrswende. Aus diesem Grund möchten der VRR und die Verkehrsunternehmen direkt mit den Menschen in der Region ins Gespräch kommen. Auf der Dialogplattform www.einsteigenundmitreden.de haben Interessierte im Sommer 2019 Gelegenheit, sich über On-demand-Angebote im VRR auszutauschen und Anregungen zu geben, wie diese sinnvollerweise ausge-staltet sein sollten. Weitere Informationen zum Online- Dialog bietet das Magazin auf den Internetseiten des VRR unter www.vrr.de/de/magazin/.

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VRR-Ticker

S-Bahn Rhein-Ruhr: Einsteigen und surfenIm Auftrag des VRR unterzieht DB Regio derzeit die aktu-elle S-Bahn-Flotte einem umfassenden Re-Design, um sie an die Anforderungen der neuen S-Bahn Rhein-Ruhr an-zupassen. Das Unternehmen rüstet die 48 Gebrauchtfahr-zeuge vom Typ ET 422 u. a. mit moderner WLAN-Technik aus. Seit 1. März 2019 ist das WLAN in allen bereits um-gestalteten grünen S-Bahnen aktiviert, sodass Fahrgäste hier bereits kostenlos auf das Internet zugreifen können. Ab Dezember 2019 bietet die S-Bahn Rhein-Ruhr mit ihren neuen Fahrzeugen vom Typ Flirt 3XL der Firma Stadler und den modernisierten ET 422 dann auf allen Linien, auf denen die grünen S-Bahnen unterwegs sind, durch-gehend mobiles Internet.

BAG-SPNV feiert 20-jähriges BestehenUm sich über Fragen der Regionalisierung auszutauschen, voneinander zu lernen, gemeinsam Positionen gegenüber der Politik zu vertreten und den Wettbewerb im SPNV zu organisieren, haben sich im Jahr 1999 die SPNV-Auf-gabenträger zur Bundesarbeitsgemeinschaft der Auf-gabenträger des Schienenpersonennahverkehrs – kurz BAG-SPNV – zusammengeschlossen. Im Mai dieses Jah-res feierte der Verband nun sein 20-jähriges Bestehen. Zu den Erfolgen der Arbeit der BAG-SPNV gehört, dass der Verband sich beispielweise für den Wettbewerb im Schie-nenpersonennahverkehr eingesetzt und sich mit Stellung-nahmen zur Privatisierung der Bahn, zur Revision der Regionalisierungsmittel oder zur Weiterentwicklung des Schienenverkehrs in Deutschland immer wieder in die politische Debatte eingebracht hat. „Einmischen und Mit-mischen lautet seit 20 Jahren die Devise der BAG-SPNV, und sie war damit in vieler Hinsicht erfolgreich auf dem politischen Parkett“, so Susanne Henckel, Präsidentin der BAG-SPNV, in ihrer Begrüßungsrede.

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