Sport-Welt-Interview mit Andreas Löwe - Das Jahr eins nach ......2018/01/01  · Interview Seite 4...

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Interview Seite 4 SPORT-WELT: Vor zwei Jahren erwähnten Sie anlässlich der „Stallparade“ den Spruch: Fange nie an aufzuhören und höre nie auf anzufangen. Vor einem Jahr haben Sie Ihre lange Trainerlaufbahn beendet. Und dann haben Sie den zweiten Teil des Spruches in die Tat umgesetzt und eine Vollblutagentur gegründet? ANDREAS LÖWE: Ja, eine Firma, die Agentur, Management und Beratungen beinhaltet. Den ersten Satz des Spruches konnte ich nicht ein- halten, da der Trainerberuf keine weitere Tätig- keit zulässt. Für wen sind Sie darüber hinaus als Berater tätig? Seit dem 1. September bin ich Berater für die Abteilung Rennpferde des Gestüts Görlsdorf. Vor wenigen Tagen haben Frau Dr. Bischoff, Herr Lafrentz und ich uns in bester Atmosphä- re bescheinigt, dass wir die gegenseitige Pro- bezeit hervorragend bestanden haben. Zu den Trainern sind nun etliche Görlsdorfer Youngs- ter eingerückt, so dass da eine sehr geschäftige Zeit auf mich zukommen wird. Dann habe ich mit Herrn Suborics ja auch noch den Vertrag bis Ende 2018. Auf den Auktionen hat mich Herr Wernicke vom Stall Salzburg zur Beratung hin- zugezogen. Das war eine sehr professionelle und vertrauensvolle Zusammenarbeit, die hoffent- lich 2018 fortgesetzt werden wird. Darüber hin- aus bin ich glücklich und geehrt über das Racing Management der Winterhaucher Pferde. Inge und Gerd Mosca waren immer wahre Freunde und für meinen früheren Rennstall sowie meine jetzige Firma ein festes Fundament. In den letzten Wochen weilten Sie mehrfach in Newmarket auf den Auktionen. Gerade auf der December Yearling Sale waren Sie in den letzten Jahren oft erfolgreich tätig. Was waren die besten Käufe? Die besten auf Gruppe-Ebene waren sicherlich Amaron, Djumama, Sehrezad, Indian Rainbow, auf Listenebene fast unzählige. Alle kauften wir in sehr vernünftigem Preisrahmen. Sogar die eine oder andere Stute war darunter, die nach der Rennkarriere Black-Type-Fohlen gebracht hat. Wie hat sich das mit Newmarket bei Ihnen entwickelt? Meine Orientierung nach Newmarket liegt bereits etwa 50 Jahre zurück. Mein Vater hat- te den Mut, mich auf die Newmarket Sales zu schicken, um eine Stute für seinen Rennstall und später für die Zucht zu kaufen. Phillip Alles, Gründer der IVA und Vater von Rüdiger Alles, führte mich da ein, und ich traf eine Entschei- dung. Viel Geld hatte ich nicht dabei, aber ich war mir sicher, dass die Stute, die ich mir ausge- sucht hatte, zumindest das korrekteste Exterieur und die besten Bewegungen der gesamten Sessi- on hatte. Im Anschluss bin ich gleich in England geblieben, habe viele Monate im Sandwich Stud gearbeitet, dem späteren Cheveley Park Stud. Keine Spur von Rentnerdasein Sport-Welt-Interview mit Andreas Löwe - Das Jahr eins nach seinem Trainerleben Hatte 2018 einen neuen Blickwinkel auf den Rennsport: Andreas Löwe Foto: marcruehl.com Welche Jährlinge und für wen haben Sie jüngst auf der Jährlingsauktion in Newmarket gekauft? Auf der December Yearlings Sale habe ich nur eine Stute von Holy Roman Emperor gekauft. Die kann man sich auf meiner Website anschau- en. Letzte Woche haben Sie auch die December Foals Sale besucht. Wie war es? Ich habe mich die vollen vier Tage vom 29.11. bis 2. Dezember in Newmarket auf der Decem- ber Foal Sale umgeschaut. Es ist auf dem berg- auf-bergab Terrain von Tattersalls nicht unbe- dingt ein Spaziergang, aber es hat wieder einmal Freude bereitet. Sie sind bei der Versteigerung dann auch zum Zuge gekommen? Ja, ich habe über meine Agentur „Andreas Löwe Vollblutservice“ vier Fohlen, die ich mir heraus- gepickt hatte, bekommen. Haben Sie im Auftrag von Besitzern agiert oder erst einmal auf eigene Kappe ersteigert? Nein, nicht auf eigene Rechnung, sondern für passionierte Besitzer, von denen Herr Haep vor Ort war. Eigene Pferde zu kaufen, das war eigentlich nie mein Streben. Und welche Fohlen haben Sie ersteigert? Der Beginn war die Katalog-Nummer 669. Mit Erwin Haep haben wir uns gemeinsam Fohlen angeschaut. Dann haben wir diesen Hengst für 17.000 Guineas bekommen. Er ist ein kompak- ter Bursche, der wie sein Vater Swiss Spirit in Richtung Frühreife gehen dürfte. Der Hengst soll seine weitere Aufzucht in Irland fortsetzen. Herr Haep konnte vom Pferdeschauen gar nicht genug bekommen. Es hat ihm auch richtig Spaß gemacht. Und die weiteren Zuschläge? Nicht viel später haben wir unter Katalog-Num- mer 702 einen Hengst für 11.000 Guineas zuge- schlagen bekommen. Der Hengst stammt vom Gruppe I-Sieger und Shamardal-Sohn Mukhad- ram. Seine aktuellen Fohlen stammen aus sei- nem zweiten Jahrgang. Unser Zuschlag stammt aus der Familie der in Deutschland bestens bekannten und sehr erfolgreichen Win hands down. Der Hengst geht ins Gestüt Etzean zur Fortsetzung der Aufzucht. Ich habe ihn für eine kleine Besitzergemeinschaft, die mein Nachfol- ger Andreas Suborics gebildet hat, ersteigert. Da fiel gerade der Name Shamardal, der weckt speziell bei Ihnen Erinnerungen? Ja, natürlich, Sie denken bestimmt an Amaron. Diesen Shamardal-Sohn habe ich seinerzeit auch auf der December Sale gekauft. Für die- se Auktion war er damals eigentlich recht teu- er, aber als Herr Mosca am anderen Ende der Telefonleitung meine Euphorie mitbekam, gab es fast kein Halten mehr. Amaron wurde eines meiner besten Pferde, die ich je trainiert habe. Er deckt ja jetzt in Etzean, über seine Nachkom- men freue ich mich sehr. Ich bin sehr gespannt, wie sie einschlagen. Allerdings gibt’s für mich keine Zweifel daran, denn Amaron vererbt sich so dominant und typisch, dass wir nur noch das Quentchen Glück brauchen und er seine Points in Richtung Können und Leistung auch dazu vererbt. Ich glaube fest an ihn. Wie ging es auf der Fohlen-Auktion in Newmarket weiter? Ich denke, auch die Investition in die Katalog- Nummer 984 war eine gute. Für 52.000 Guineas haben wir ein Stutfohlen von Kodiac zugeschla- gen bekommen. Sie haben in der letzten Woche in der Sport-Welt ja auf die außergewöhnli- che Karriere dieses Deckhengstes hingewiesen. Über diesen Zuschlag bin ich wirklich sehr froh. Es handelt sich um eine im Januar geborene Stute, ihre Mutter wurde ungeprüft eingestellt. Es wimmelt dahinter nur so von Black Type. Für wen haben Sie die Kodiac-Tochter erworben? Für Inge und Gerd Moscas Winterhauch, die freuen sich sehr über diesen Zuschlag. Und natürlich auf die weitere Entwicklung dieses Kodiac-Fohlens, das nun ins Gestüt Etzean über- siedeln wird, wohin Moscas nur wenige Kilome- ter fahren müssen, um ihre Pferde zu sehen. Und das vierte Fohlen kauften Sie für wen? Wieder für Erwin Haep. Es wurde zeitlich schon sehr knapp, denn sein Flieger stand eigentlich schon fast startklar auf dem Airport in Stan- stead. Dann bekamen wir endlich den Zuschlag eines Hengstfohlens von Bated Breath. Von die- sem Topsprinter und Jungstallion wollte Herr Haep unbedingt ein Hengstfohlen haben. Wir bekamen den Zuschlag bei 28.000 Guineas. Er ist ein bildhübscher, im Januar geborener Fuchshengst. Auch hier ist die Mutterfamilie reich bestückt mit vielen Black-Type-Pferden. Auch dieser Hengst geht zur weiteren Aufzucht nach Irland. Ihr Nachfolger im Weidenpescher Quartier wurde Andreas Suborics. Sind Sie noch häufiger morgens bei ihm am Stall? Ja, das bin ich, und noch hat man mich auch nicht weggejagt. Wir haben ja einen Beratungs- vertrag, dem ich aber sehr still nachkomme und den Subi eigentlich auch nicht mehr braucht. Was die Winterhaucher Pferde anbetrifft, bin ich natürlich präsenter. Wenn Sie auf seine erste Saison blicken, welchen Eindruck hat diese bei Ihnen hinterlassen? Das Jahr ist so gut wie vorbei. Andreas Suborics bekommt von mir ein Zeugnis mit guten Noten. Seine Pferde haben gut verdient und schöne Rennen gewonnen. Meine Prognose vom Jah- resanfang. dass der Stall mit Bug nach oben wei- ter laufen wird, hat sich bestätigt. Ich verhehle aber auch nicht meinen Stolz über gute Leis- tungen meiner dem Nachfolger übergebenen „Kämpen“. Hand aufs Herz. Sie sind jetzt ein Jahr kein Trainer mehr. Vermissen Sie diese Tätigkeit? Ich war 37 Jahre selbstständiger Trainer in Köln. Gestüte waren rar unter meinen Besitzern. Um jungen Pferdenachschub musste man sich stets bemühen, das ging nur durch gute Leistungen, Außendarstellung des Stalles und mit Begeiste- rung der Besitzer zum Durchhalten und Neuin- vestieren. Schlichtweg, es gab nur diesen Weg, eigenes Leben gleich null. Ich war der Arbeit nicht überdrüssig, bin es auch heute noch nicht. Aber ich erwähnte ja schon einmal, dass ich auch einmal mein Frühstücksei um 9 Uhr essen möchte, wenn mir mal danach ist. Vermissen Sie die Trainertätigkeit oder nicht? Ob ich diesen Job, diese Passion, vermisse? Nein, aber wenn mich heute ein Big Player fra- gen würde, willst Du mir einen Spitzenstall aufbauen, bei dem das Ziel nur Gruppe I sein kann und wo Du Dich um finanzielle Dinge, Personaldinge und Bürokratisches nicht zu kümmern brauchst? Also, wo es nur um Pfer- de und Training geht, ich glaube, ich würde es mir überlegen. 37 Jahre war er selbstständiger Trainer in Köln. Zu Beginn dieser Saison gab Andreas Löwe den Stab an seinen Nachfolger Andreas Suborics wei- ter. Doch ein wirkliches Rentnerleben sieht an- ders aus. Andreas Löwe gründete eine Vollblut- agentur, steht zudem als Berater einiger führen- den Besitzer zur Seite. In den letzten Wochen war der ehemalige Kölner Coach häufig in New- market auf den Auktionen zu Gast. Seit 50 Jah- ren ist er dort mit den Geschehnissen vertraut und hat dort so manchen späteren Crack erwor- ben. Wie zum Beispiel den achtfachen Gruppe- Sieger Amaron. Peter Scheid unterhielt sich mit ANDREAS LÖWE wenige Tage nach seiner Rück- kehr aus Newmarket. DAS INTERVIEW

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Interview Seite 4

SPORT-WELT: Vor zwei Jahren erwähnten Sie anlässlich der „Stallparade“ den Spruch: Fange nie an aufzuhören und höre nie auf anzufangen. Vor einem Jahr haben Sie Ihre lange Trainerlaufbahn beendet. Und dann haben Sie den zweiten Teil des Spruches in die Tat umgesetzt und eine Vollblutagentur gegründet?ANDREAS LÖWE: Ja, eine Firma, die Agentur, Management und Beratungen beinhaltet. Den ersten Satz des Spruches konnte ich nicht ein-halten, da der Trainerberuf keine weitere Tätig-keit zulässt.

Für wen sind Sie darüber hinaus als Berater tätig?Seit dem 1. September bin ich Berater für die Abteilung Rennpferde des Gestüts Görlsdorf. Vor wenigen Tagen haben Frau Dr. Bischoff, Herr Lafrentz und ich uns in bester Atmosphä-re bescheinigt, dass wir die gegenseitige Pro-bezeit hervorragend bestanden haben. Zu den Trainern sind nun etliche Görlsdorfer Youngs-ter eingerückt, so dass da eine sehr geschäftige Zeit auf mich zukommen wird. Dann habe ich mit Herrn Suborics ja auch noch den Vertrag bis Ende 2018. Auf den Auktionen hat mich Herr Wernicke vom Stall Salzburg zur Beratung hin-zugezogen. Das war eine sehr professionelle und vertrauensvolle Zusammenarbeit, die hoffent-lich 2018 fortgesetzt werden wird. Darüber hin-aus bin ich glücklich und geehrt über das Racing Management der Winterhaucher Pferde. Inge und Gerd Mosca waren immer wahre Freunde und für meinen früheren Rennstall sowie meine jetzige Firma ein festes Fundament.

In den letzten Wochen weilten Sie mehrfach in Newmarket auf den Auktionen. Gerade auf der December Yearling Sale waren Sie in den letzten Jahren oft erfolgreich tätig. Was waren die besten Käufe?Die besten auf Gruppe-Ebene waren sicherlich Amaron, Djumama, Sehrezad, Indian Rainbow, auf Listenebene fast unzählige. Alle kauften wir in sehr vernünftigem Preisrahmen. Sogar die eine oder andere Stute war darunter, die nach der Rennkarriere Black-Type-Fohlen gebracht hat.

Wie hat sich das mit Newmarket bei Ihnen entwickelt?Meine Orientierung nach Newmarket liegt bereits etwa 50 Jahre zurück. Mein Vater hat-te den Mut, mich auf die Newmarket Sales zu schicken, um eine Stute für seinen Rennstall und später für die Zucht zu kaufen. Phillip Alles, Gründer der IVA und Vater von Rüdiger Alles, führte mich da ein, und ich traf eine Entschei-dung. Viel Geld hatte ich nicht dabei, aber ich war mir sicher, dass die Stute, die ich mir ausge-sucht hatte, zumindest das korrekteste Exterieur und die besten Bewegungen der gesamten Sessi-on hatte. Im Anschluss bin ich gleich in England geblieben, habe viele Monate im Sandwich Stud gearbeitet, dem späteren Cheveley Park Stud.

Keine Spur von RentnerdaseinSport-Welt-Interview mit Andreas Löwe - Das Jahr eins nach seinem Trainerleben

Hatte 2018 einen neuen Blickwinkel auf den Rennsport: Andreas Löwe Foto: marcruehl.com

Welche Jährlinge und für wen haben Sie jüngst auf der Jährlingsauktion in Newmarket gekauft?Auf der December Yearlings Sale habe ich nur eine Stute von Holy Roman Emperor gekauft. Die kann man sich auf meiner Website anschau-en.

Letzte Woche haben Sie auch die December Foals Sale besucht. Wie war es?Ich habe mich die vollen vier Tage vom 29.11. bis 2. Dezember in Newmarket auf der Decem-ber Foal Sale umgeschaut. Es ist auf dem berg-auf-bergab Terrain von Tattersalls nicht unbe-dingt ein Spaziergang, aber es hat wieder einmal Freude bereitet.

Sie sind bei der Versteigerung dann auch zum Zuge gekommen?Ja, ich habe über meine Agentur „Andreas Löwe Vollblutservice“ vier Fohlen, die ich mir heraus-gepickt hatte, bekommen.

Haben Sie im Auftrag von Besitzern agiert oder erst einmal auf eigene Kappe ersteigert?Nein, nicht auf eigene Rechnung, sondern für passionierte Besitzer, von denen Herr Haep vor Ort war. Eigene Pferde zu kaufen, das war eigentlich nie mein Streben.

Und welche Fohlen haben Sie ersteigert?Der Beginn war die Katalog-Nummer 669. Mit Erwin Haep haben wir uns gemeinsam Fohlen angeschaut. Dann haben wir diesen Hengst für 17.000 Guineas bekommen. Er ist ein kompak-ter Bursche, der wie sein Vater Swiss Spirit in Richtung Frühreife gehen dürfte. Der Hengst soll seine weitere Aufzucht in Irland fortsetzen. Herr Haep konnte vom Pferdeschauen gar nicht genug bekommen. Es hat ihm auch richtig Spaß gemacht.

Und die weiteren Zuschläge?Nicht viel später haben wir unter Katalog-Num-mer 702 einen Hengst für 11.000 Guineas zuge-schlagen bekommen. Der Hengst stammt vom

Gruppe I-Sieger und Shamardal-Sohn Mukhad-ram. Seine aktuellen Fohlen stammen aus sei-nem zweiten Jahrgang. Unser Zuschlag stammt aus der Familie der in Deutschland bestens bekannten und sehr erfolgreichen Win hands down. Der Hengst geht ins Gestüt Etzean zur Fortsetzung der Aufzucht. Ich habe ihn für eine kleine Besitzergemeinschaft, die mein Nachfol-ger Andreas Suborics gebildet hat, ersteigert.

Da fiel gerade der Name Shamardal, der weckt speziell bei Ihnen Erinnerungen?Ja, natürlich, Sie denken bestimmt an Amaron. Diesen Shamardal-Sohn habe ich seinerzeit auch auf der December Sale gekauft. Für die-se Auktion war er damals eigentlich recht teu-er, aber als Herr Mosca am anderen Ende der Telefonleitung meine Euphorie mitbekam, gab es fast kein Halten mehr. Amaron wurde eines meiner besten Pferde, die ich je trainiert habe. Er deckt ja jetzt in Etzean, über seine Nachkom-men freue ich mich sehr. Ich bin sehr gespannt, wie sie einschlagen. Allerdings gibt’s für mich keine Zweifel daran, denn Amaron vererbt sich so dominant und typisch, dass wir nur noch das Quentchen Glück brauchen und er seine Points in Richtung Können und Leistung auch dazu vererbt. Ich glaube fest an ihn.

Wie ging es auf der Fohlen-Auktion in Newmarket weiter?Ich denke, auch die Investition in die Katalog-Nummer 984 war eine gute. Für 52.000 Guineas haben wir ein Stutfohlen von Kodiac zugeschla-gen bekommen. Sie haben in der letzten Woche in der Sport-Welt ja auf die außergewöhnli-che Karriere dieses Deckhengstes hingewiesen. Über diesen Zuschlag bin ich wirklich sehr froh. Es handelt sich um eine im Januar geborene Stute, ihre Mutter wurde ungeprüft eingestellt. Es wimmelt dahinter nur so von Black Type.

Für wen haben Sie die Kodiac-Tochter erworben?Für Inge und Gerd Moscas Winterhauch, die freuen sich sehr über diesen Zuschlag. Und

natürlich auf die weitere Entwicklung dieses Kodiac-Fohlens, das nun ins Gestüt Etzean über-siedeln wird, wohin Moscas nur wenige Kilome-ter fahren müssen, um ihre Pferde zu sehen.

Und das vierte Fohlen kauften Sie für wen?Wieder für Erwin Haep. Es wurde zeitlich schon sehr knapp, denn sein Flieger stand eigentlich schon fast startklar auf dem Airport in Stan-stead. Dann bekamen wir endlich den Zuschlag eines Hengstfohlens von Bated Breath. Von die-sem Topsprinter und Jungstallion wollte Herr Haep unbedingt ein Hengstfohlen haben. Wir bekamen den Zuschlag bei 28.000 Guineas. Er ist ein bildhübscher, im Januar geborener Fuchshengst. Auch hier ist die Mutterfamilie reich bestückt mit vielen Black-Type-Pferden. Auch dieser Hengst geht zur weiteren Aufzucht nach Irland.

Ihr Nachfolger im Weidenpescher Quartier wurde Andreas Suborics. Sind Sie noch häufiger morgens bei ihm am Stall?Ja, das bin ich, und noch hat man mich auch nicht weggejagt. Wir haben ja einen Beratungs-vertrag, dem ich aber sehr still nachkomme und den Subi eigentlich auch nicht mehr braucht. Was die Winterhaucher Pferde anbetrifft, bin ich natürlich präsenter.

Wenn Sie auf seine erste Saison blicken, welchen Eindruck hat diese bei Ihnen hinterlassen? Das Jahr ist so gut wie vorbei. Andreas Suborics bekommt von mir ein Zeugnis mit guten Noten. Seine Pferde haben gut verdient und schöne Rennen gewonnen. Meine Prognose vom Jah-resanfang. dass der Stall mit Bug nach oben wei-ter laufen wird, hat sich bestätigt. Ich verhehle aber auch nicht meinen Stolz über gute Leis-tungen meiner dem Nachfolger übergebenen „Kämpen“.

Hand aufs Herz. Sie sind jetzt ein Jahr kein Trainer mehr. Vermissen Sie diese Tätigkeit?Ich war 37 Jahre selbstständiger Trainer in Köln. Gestüte waren rar unter meinen Besitzern. Um jungen Pferdenachschub musste man sich stets bemühen, das ging nur durch gute Leistungen, Außendarstellung des Stalles und mit Begeiste-rung der Besitzer zum Durchhalten und Neuin-vestieren. Schlichtweg, es gab nur diesen Weg, eigenes Leben gleich null. Ich war der Arbeit nicht überdrüssig, bin es auch heute noch nicht. Aber ich erwähnte ja schon einmal, dass ich auch einmal mein Frühstücksei um 9 Uhr essen möchte, wenn mir mal danach ist.

Vermissen Sie die Trainertätigkeit oder nicht?Ob ich diesen Job, diese Passion, vermisse? Nein, aber wenn mich heute ein Big Player fra-gen würde, willst Du mir einen Spitzenstall aufbauen, bei dem das Ziel nur Gruppe I sein kann und wo Du Dich um finanzielle Dinge, Personaldinge und Bürokratisches nicht zu kümmern brauchst? Also, wo es nur um Pfer-de und Training geht, ich glaube, ich würde es mir überlegen.

37 Jahre war er selbstständiger Trainer in Köln. Zu Beginn dieser Saison gab Andreas Löwe den Stab an seinen Nachfolger Andreas Suborics wei-ter. Doch ein wirkliches Rentnerleben sieht an-ders aus. Andreas Löwe gründete eine Vollblut-agentur, steht zudem als Berater einiger führen-den Besitzer zur Seite. In den letzten Wochen war der ehemalige Kölner Coach häufig in New-market auf den Auktionen zu Gast. Seit 50 Jah-ren ist er dort mit den Geschehnissen vertraut und hat dort so manchen späteren Crack erwor-ben. Wie zum Beispiel den achtfachen Gruppe-Sieger Amaron. Peter Scheid unterhielt sich mit ANDREAS LÖWE wenige Tage nach seiner Rück-kehr aus Newmarket.

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