Sporthilfe zoom September 2012

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ZOOM Nr. 3 | September 2012 Nicola Spirig: «Der Super10Kampf wird bestimmt lustig» I Sébastien Chevallier und seine Zukunftspläne I Giulia Steingruber: «Ich bin hungriger als zuvor» Augustin Maillefer: «Ich habe bis zu 13 Mal pro Woche für Olympia trainiert»

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Mitgliederzeitschrift der Stiftung Schweizer Sporthilfe

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ZOOMNr. 3 | September 2012

Nicola Spirig: «Der Super10Kampf wird bestimmt lustig» I Sébastien Chevallier und seine Zukunftspläne I Giulia Steingruber: «Ich bin hungriger als zuvor»

Augustin Maillefer: «Ich habe bis zu 13 Mal pro Woche für Olympia trainiert»

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Editorial

Impressum«zoom» ist das offizielle Publikationsorgan der StiftungSchweizer Sporthilfe und geht an alle Sporthilfe-Mitgliederund Gönner. (CHF 6.– des Mitgliederbeitrages werden pro Jahr fürdas «zoom» verwendet.)

Herausgeberin: Stiftung Schweizer Sporthilfe, IttigenGesamtleitung: Madlaina Schaad, [email protected]: Marcel Brönnimann, Philipp Furrer,

Barbara Kohler, Isabel Prinzing, Madlaina Schaad, Daniel Stegmann

Layout und Druck: printgraphic AG BernPapier: Balance Silk, FSC RecycledBilder: Keystone, offizielle Partner-BildagenturBild Titelseite: PhotopressMitglieder-Sekretariat: 031 359 72 22Auflage: 26’200Erscheinungshäufigkeit: viermal jährlichVersand: September 2012Nächste Ausgabe: Dezember 2012Internetadresse: www.sporthilfe.ch

Sporthilfe-Aktion

Olympia-Auktion bringt Rekorderlös 3 Sporthilfe-Events

Sporthilfe Super10Kampf: das Treffen der Superhelden 4

Ein Tag im Leben von …

… Tennistalent Dimitri Bretting 5 News

Unterstützung auf dem Weg nach Rio 6 Die Stars von morgen

Sébastien Chevallier: Blick in die Zukunft 7 Die Stars von morgen

Interview mit Ruderer Augustin Maillefer 8–9 Der Sporthilfe-Franken …

… rollt weiter 10 zoom

Das bringt unseren Sporttalenten Glück 11 Auf Medaillenkurs

Giulia Steingruber: «Ich gebe Vollgas» 12–13 Mitgliederangebote

Sechstagerennen ZürichUnihockey Herren Weltmeisterschaft 14

Letzte Seite

Kolumne Gian Simmen, Grüsse aus London 15

Inhalt«Olympia- siegerinnen fallen nicht vom Himmel»

Liebe Freunde der Sporthilfe

1998 ist mir in meiner damaligen Funktion als Geschäftsfüh-rerin des Schweizerischen Triathlon-Verbands eine junge Ath-letin begegnet: 16-jährig, mit dem nötigen Talent, Ehrgeiz und Biss, um sich im Spitzensport durchzukämpfen. 14 Jahre und tausende Trainingsstunden später hat sie geschafft, wovon viele träumen: Nicola Spirig stand diesen August ganz zu-oberst auf dem Olympia-Podest.

Ich habe Nicolas Weg mitverfolgt und gesehen, wie sie Hö-hen, aber auch Tiefen durchlebte. Dabei motivierte sie immer ihr grosses Ziel vor Augen: eine Olympiamedaille. Schon kurz nach Peking 2008 sprach Nicola von London und arbeitete un-ermüdlich auf ihren Tag X hin. Denn sie wusste: Olympiasieger- innen fallen nicht vom Himmel. Dahinter stecken nicht nur mehrere Monate Training, sondern viele Jahre harte Arbeit.

Sie denken, die Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro liegen noch in weiter Ferne? Nicht für uns. Denn genauso, wie sich Nicola schon vor vielen Jahren eine Olym-piamedaille in London als Ziel setzte, denken die von der Sporthilfe unterstützten Talente heute schon an Rio. Wie zum Beispiel der 19-jährige Ruderer Augustin Maillefer, welcher in London erste wertvolle Olympia-Erfahrungen sammelte. Oder die 18-jährige Kunstturnerin Giulia Steingruber, die nach der ersten Enttäuschung über den verpassten Sprungfinal schon wieder grosse Pläne schmiedet.

Wir unterstützen Augustin, Giulia und die anderen Sporthilfe-Talente nicht erst in vier Jahren, wenn während zwei Wochen die Olympia-Scheinwerfer auf sie gerichtet sind. Wir fördern sie schon heute. Und wenn Sie 2016 den Schweizer Athletin-nen und Athleten vor dem Fernseher die Daumen drücken, werden Sie sich an die Gesichter aus dem Sporthilfe-«zoom» erinnern. Mit dem Wissen, dass auch Sie als Mitglied, Pate oder Partner zu ihrem Erfolg beigetragen haben. Herzlichen Dank!

Doris Rechsteiner

Geschäftsführung Sporthilfe

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Sporthilfe-Aktion

Die Goldschuhe von Viktor Röthlin, ein Mountainbike-Trikot von Nino Schurter, das Olympia-Cap von Fabian Cancella-ra oder die Reitjacke von Steve Guerdat: All diese Erinnerungsstücke und viele weitere haben diesen Sommer einen neuen Besitzer gefunden. Während den Olympischen Sommerspielen in London versteigerte Swiss Olympic auf dem Online-Marktplatz ricardo.ch signierte Artikel von Schweizer Olympiateilneh-mern zugunsten der Sporthilfe.

Federers Tennisracket als HighlightViele Sportfans und Sammler nutzten die Chance, sich ein Stück Schweizer Sportgeschichte zu sichern. Zum Ren-ner der Charity-Auktion entwickelte sich dabei das Roland-Garros-Tennis-racket von Roger Federer, welches für 15’101 Franken unter den Hammer kam. Es übertraf den Kassenschlager der Olympischen Winterspiele Van-couver 2010 – die Kultbrille von Simon Ammann, für welche ein Sportfan da-

mals 5’200 Franken zahlte – um fast das Dreifache.

Wertvolle ErinnerungsstückeDem guten Zweck zuliebe trennte sich auch Triathletin Nicola Spirig von dem Trikot, in dem sie im Hyde Park zu Olympiagold sprintete. Schweren Her-zens, wie sie zugibt: «Es ist mir nicht leicht gefallen, das Trikot in fremde Hände zu geben, denn es ist auch für mich ein sehr wertvolles Erinnerungs-stück an meinen Olympiasieg.» Für die Sporthilfe habe sie es aber gerne ge-macht.

Rekorderlös von mehr als 60’000 FrankenFreuen dürfen sich die Medaillenge- winner von morgen: Denn der Rekord-erlös der Charity-Auktion von insge-samt 63’714 Franken fliesst vollumfäng-lich an die Sporthilfe und damit in die direkte Förderung hoffnungsvoller Sport- talente.

Rogers Racket als Highlight der Olympia-Auktion

Einmal mit Roger Federers Racket aufschlagen oder in Nino Schurters Trikot eine Runde drehen? Diesen Som-mer machte dies die Charity-Auktion von Swiss Olympic möglich. Rund 50 signierte Sammlerstücke der Schweizer Olympiateilnehmer kamen während «London 2012» unter den Hammer. Der Rekorderlös von mehr als 60’000 Franken fliesst vollumfänglich an die Sporthilfe und damit in die Förderung der Medaillengewinner von morgen.

Text: Madlaina Schaad / Bilder: Julia Rau, Keystone

Engagement für die Medaillen- gewinner von morgen: Nicola Spirig, Roger Federer, Steve Guerdat und Co. trenn-ten sich für die Charity-Auk-tion zugunsten der Sporthilfe von persönlichen Gegenstän-den.

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Sporthilfe-Events

Am Sporthilfe Super10Kampf haben Sie die Chance, bekannte und erfolgreiche Schweizer Athletinnen und Athleten hautnah zu erleben. Auch einige ak-tuelle Olympioniken wagen sich in die Arena. Welcher Superheld oder welche Superheldin kommt gegen den eiser-nen Willen von Olympiasiegerin Nicola Spirig an? Hat Fechter Max Heinzer aus-reichend Superkräfte, um den grossge-wachsenen Sascha Heyer zu besiegen? Und aus welcher Sportart kommen die wirklichen Überflieger?

Nicola Spirig will nach ihrem Olym-piasieg auch die 12’000 Zuschauer im

Hallenstadion Zürich begeistern. Nach 2005 ist es ihr zweiter Auftritt am Sporthilfe Super10Kampf: «Ich finde es super, Sportler aus anderen Disziplinen zu treffen und bin gespannt, was für Spiele sich die Sporthilfe ausgedacht hat. Den Super10Kampf verbinde ich mit Spass, Spannung und dem fantas-tischen Publikum im Hallenstadion. Es wird bestimmt lustig.»

Wo absolute Frauenpower…Neben Nicola Spirig werden noch weite-re Athletinnen ihre Kräfte spielen lassen. Eiskunstlauf-Europameisterin Sarah Meier hat schon mehrmals bewiesen,

dass sie ihre Power auf dem Eis auch an-derweitig optimal einsetzen kann. Bereit für das Duell mit den ganz Grossen ist zudem die Sporthilfe Nachwuchsathle-tin 2011 Wendy Holdener.

… auf ein Basler Bollwerk trifftHerausgefordert werden diese Super-heldinnen unter anderem von einem Ballkünstler. Er ist Fussballer aus Lei-denschaft, hat aber inzwischen seine Fussballschuhe an den Nagel gehängt. Er war erfolgreicher Nationalspieler, wurde sieben Mal Schweizermeister und fünf Mal Cupsieger mit dem FC Basel. Benjamin Huggel feiert in die-sem Jahr seine Super10Kampf-Premi-ere. Wird er vielleicht sogar der Über-flieger?

Diese Athleten und viele weitere wer-den als «SUPERHELDEN» durch das Hallenstadion fliegen, rennen, gleiten und hüpfen. Sichern Sie sich noch heu-te Ihren Sitzplatz: www.sporthilfe.ch/ super10kampf

«SUPERHELDEN» in der Arena

Sind es die beliebten Gladiatoren, die tolle Atmosphäre mit 12’000 Zuschauenden oder die unterhaltsamen Spiele? Finden Sie selbst heraus, was den Sporthilfe Super10Kampf zum einmaligen Erlebnis macht, und feiern Sie am 2. Novem-ber unter dem Motto «SUPERHELDEN» unsere Sportstars. Unter anderem dabei: die Olympiasiegerin Nicola Spirig.

Text: Marcel Brönnimann / Bilder: Photopress

Der Super10Kampf in KürzeDatum: Freitag, 2. November 2012Ort: Hallenstadion ZürichZeit: 19.00 bis ca. 22.30 UhrMotto: «SUPERHELDEN»Tickets: www.sporthilfe.ch/super10kampf

Nicht verpassenZwei Stunden Sporthilfe Super10Kampf am Sonntag, 4. November 2012, 20.00 Uhr, auf SF zwei

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Ein Tag im Leben von …

Jetzt muss ich aufstehen. Ich mag es nämlich überhaupt nicht, schon morgens in Stress zu geraten.

Da ich im Moment vom Gymnasi-um freigestellt bin, damit ich meine Kar-riere vorantreiben kann, gehe ich direkt zum ersten Training. Weit ist es nicht, schliesslich wohne ich auf der Anlage des Nationalen Leistungszentrums von Swiss Tennis in Biel, in einer riesigen WG mit 17 anderen Tennistalenten.

Meist konzentriere ich mich im zweistündigen Training auf dem Platz auf ein oder zwei Themen, zum Beispiel auf Cross-Schläge. Ich spiele mit mei-nem Trainingspartner Federico Valsan-giacomo ein Cross-Duell und wer sich zuerst eine gute Spielsituation heraus-gespielt hat, kann mit einem Longline-Ball das Spiel eröffnen. Der Punkt wird dann im ganzen Feld ausgespielt. Das Ganze nochmals und nochmals …

Danach geht es ohne Pause wei-ter: Ich laufe nicht aus, sondern fahre – auf dem Veloergometer.

Nach Operationen an der Schulter und am Handge- lenk fand der 19-jährige Tennisspieler Dimitri Bretting vor einem halben Jahr ins Wettkampfgeschehen zurück. Sein Ziel verliert er nicht aus den Augen: Er will ganz nach oben, wie seine gros-sen Vorbilder Andre Agassi und Roger Federer. Dafür trainiert der «Bronze-Athlet» der Sporthilfe hart. Aufgezeichnet: Barbara Kohler Bild: Freshfocus

Weil ich schon im Fitnesscenter bin, hänge ich eine Stunde Kraft- oder Konditionstraining an.

Ich bin ein Allesesser: Hauptsa-che, es ist gesund und schmeckt. Am Mittagstisch in unserer Kantine un-terhalte ich mich mit meinen WG-Kol-legen. Gesprächsstoff gibt es immer genug: Da viele von uns auf dieselbe Schule gehen, reden wir zum Beispiel gerne über die Lehrer.

Nach 20 Minuten Einlaufen fol-gen nochmals zwei Stunden Spieltrai-ning wie am Morgen.

Mein Trainingstag neigt sich dem Ende zu: nur noch 60 Minuten ausfahren und stretchen.

Nach dem Duschen habe ich bis zum Nachtessen frei. Meist bin ich nach dem Training zu müde, um in die

Stadt zu fahren, und gehe stattdessen auf mein Zimmer und ruhe mich aus.

Am Abend kocht unsere Betreu-erin Dominique. Strikt nach Vorschrift der Trainer, aber immer sehr gut! Alle 18 sind nie da, als Tennisspieler ist man ja viel unterwegs. Trotzdem hat Domi-nique allerhand zu tun: Sie kocht nicht nur für uns, sondern hat auch immer ein offenes Ohr. Sie ist fast wie eine Mutter.

Nach dem Nachtessen sitze ich mit meinen Kollegen in der «Lounge». Wenn man Privates zu besprechen hat, zieht man sich schon auch mal aufs Zimmer zurück. Oder manchmal hat man auch einfach keinen Bock auf Ge-sellschaft.

Wenn ich nicht noch lange an ei-nem missratenen Schlag rumstudiere, schlafe ich rasch ein.

… Tennistalent Dimitri Bretting

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News

Unterstützung auf dem Weg nach Rio

Fechten, Judo, Rudern, Beachvolleyball, Windsurfen oder Sportschiessen: Es gibt viele Sportarten, die nur alle vier Jahre gross im Rampenlicht stehen. Dann nämlich, wenn für zwei Wochen alle Augen auf die Olympischen Spiele gerichtet sind. Plötzlich fiebern 100-mal mehr Zuschauer am Streckenrand mit, die Fernsehkameras fangen Höhen-flüge und Niederlagen ein und zuhause drücken nicht nur Freunde, Familie und Bekannte, sondern Millionen Sport-fans die Daumen.

54 Medaillenhoffnungen für die nächsten Olympi-schen SpieleIst der Zauber nach zwei Wochen vorbei, fristen viele Sportarten wieder ein Mauerblümchendasein. Gerin-ges Medieninteresse, tiefe Preisgelder und keine grossen Sponsoren: Das ist für viele talentierte Athletinnen und Athleten die Realität. Genau hier hilft die Sporthilfe. 53 Talente aus 15 Sommersportarten hat die Stiftung diesen Sommer in ihr Förderprogramm aufgenommen, darunter 27 Olympiateilnehmer aus London.

Unter anderem fördert die Sporthilfe neuerdings Fechter Fabian Kauter, Windsurfer Richard Stauffacher, Judoka Ludovic Chammartin und Schwimmer Alexandre Liess

auf ihrem Weg zu den nächsten Olympischen Spielen. Sie erhalten individuelle Förderbeiträge von 7’000 bis 12’000 Franken pro Jahr. Geld, das ihnen hilft, die Kosten für Ma-terial, Auslandsreisen, Physiotherapie und Trainings zu bewältigen, und ihnen vielleicht sogar die Chance gibt, das Arbeitspensum zu reduzieren – damit mehr Zeit fürs Training bleibt.

Vom Nachwuchs bis zur EliteBereits Anfang Jahr hat die Sporthilfe 87 Wintersportath-leten in ihr Förderprogramm aufgenommen. Neu unter-stützt sie nun insgesamt 140 Athletinnen und Athleten als sogenannte «Gold-», «Silber-» und «Bronze-Athleten». Neben der Elite fördert die Sporthilfe zudem nach wie vor den Schweizer Nachwuchssport: Im Projekt Patenschaften der Sporthilfe profitieren mehr als 300 leistungsorientier-te Nachwuchshoffnungen aus rund 50 Sportarten von fi-nanzieller Unterstützung.

In diesem «zoom» lernen Sie mit Sébastien Cheval-lier, Augustin Maillefer und Giulia Steingruber drei der neu unterstützten Sommersportathleten kennen. Welche Talente die Sporthilfe sonst noch fördert, er-fahren Sie auf www.sporthilfe.ch/talente

Was haben der Schwimmer Alexandre Liess, die Leichtathletin Lea Sprunger und der Judoka Ludovic Chammartin gemeinsam? Sie alle gehören zu den 53 Athletinnen und Athleten aus 15 Sommer- sportarten, welche die Sporthilfe neu in ihr Förderprogramm aufgenommen hat.

Text: Madlaina Schaad / Bilder: Iris Hensel, Keystone

Auch sie dürfen seit diesem Jahr auf die Unterstützung der Sporthilfe zählen: Schwimmer Alexandre Liess, Leichtathletin Lea Sprunger und Judoka Ludovic Chammartin.

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Die Stars von morgen

Sébastien Chevallier: «Mir gefällt das Profileben» An der Seite von Sascha Heyer erlebte Sébastien Chevallier in London seine Olympia-Premiere. Zurück in der Schweiz schlüpft der 25-jährige Genfer aufgrund des Rücktritts seines Part-ners selbst in die Rolle des Leaders. Im Rucksack: jede Menge Erfahrung und wert-volle Tipps von Routinier Heyer. Finanzielle Rücken-deckung erhält der talen-tierte Beachvolleyballer als «Silber-Athlet» von der Sporthilfe.

Interview: Philipp FurrerBilder: Keystone, Swiss Olympic

Was war für dich der unvergess-lichste Moment der Olympischen Spiele?Das zweite Spiel gegen die Russen. Wir hatten den Match bereits fast verlo-ren, haben es dann aber geschafft, uns wieder zurückzukämpfen. Den Sieg vor 15’000 Zuschauern zu feiern, war sen-sationell.

Was hast du sportlich von deiner Olympia-Premiere mitgenommen?Viel. Da die Olympischen Spiele nur alle vier Jahre stattfinden, ist es sehr schwierig, mit dem riesigen Druck um-zugehen, die Chance jetzt nützen zu müssen. Ich bin stolz, dass uns das gut gelungen ist. Wir konnten in jedem Spiel unsere Leistung abrufen und ha-ben mit dem Achtelfinaleinzug unser Ziel erreicht. Aber nicht nur das Turnier selbst, auch die fast zweijährige Qua-lifikationsphase mit allen Hochs und Tiefs war sehr lehrreich.

Inwiefern?Ich habe mich damit auseinanderge-setzt, was es heisst, Spitzensportler zu sein. Das Zusammensein mit Sascha war da eine riesige Chance für mich. Er ist extrem erfahren. Nicht nur auf dem Feld, sondern auch bei anderen Fragen wie zum Beispiel Trainingsplanung, Spon- sorensuche oder Umgang mit Medien. Er hat immer den Lead gehabt und mir viele wertvolle Tipps gegeben. Nach seinem Rücktritt werde ich wohl diese Rolle übernehmen müssen, denn einen Manager kann ich mir nicht leisten.

Wie sehen jetzt deine Zukunfts- pläne aus?Mir gefällt das Profileben und ich freue mich darauf, mit meinem neuen Part-ner weiterzuspielen. Unsicher bin ich mir, wie es mit meiner Ausbildung weitergehen soll. Bis Ende 2011 habe ich 50 Prozent studiert, um irgend-wann als Sekundarlehrer Geschichte,

Sport und Deutsch als Fremdsprache zu unterrichten. Damals bin ich den ganzen Tag zwischen Beachvolley-Feld, Kraftraum und Uni hin und her ge-pendelt. Um mich im Olympiajahr zu 100 Prozent auf den Sport zu konzen-trieren, habe ich mein Studium auf Eis gelegt. Sportlich hat mir das extrem viel gebracht, daher möchte ich diesen Weg im Moment so weitergehen. Viel-leicht kann ich dann aber im Winter eine oder zwei Vorlesungen besuchen, damit ich beim Studium doch nicht ganz den Anschluss verliere.

Wie hilft dir die Unterstützung der Sporthilfe dabei?Das zusätzliche Geld ermöglicht mir einiges. So kann ich zum Beispiel im Winter länger im Ausland trainieren, mir einen guten Trainer leisten oder die Flüge an die Wettkämpfe bezahlen. Merci für diese Unterstützung!

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Welche Eindrücke hast du aus London mitgenommen?Tolle Eindrücke. Alles, aber wirklich al-les, drehte sich in London um Sport. Die Wettkämpfe waren perfekt organisiert, das Leben im Dorf war spannend und nachdem meine eigenen Wettkämpfe vorbei waren, hatte ich das Glück, viele andere Sportarten zu sehen.

Mit 19 an die Olympischen Spiele und dort auf Rang zwölf – bist du zufrieden?Auch wenn wir uns rangmässig doch et-was mehr erhofft hatten, bleiben doch die guten Erinnerungen an die Wett- kämpfe. Das Niveau war enorm hoch und der angestrebte Top-8-Platz am-bitiös. Zwar haben wir das im Voraus gewusst, aber wenn es dann einmal wirklich losgeht, erwartet man insge-heim mehr.

Haben dich die vielen Zuschauer an den Wettkämpfen beeinflusst?Sicher haben sie das, aber ich könnte nicht einmal im Ansatz beschreiben, in welcher Weise. Die vielen Zuschauer haben uns nicht kaltgelassen. Nieman-den hat das kaltgelassen. Während wir an normalen Regatten vielleicht um die 300 Zuschauer haben, waren es in London gegen 30’000! Schon 500 Me-ter vor dem Ziel war der Lärm ohren-betäubend.

Nach deinem letzten Einsatz warst du dann selbst Zuschauer …… und ich habe auch das sehr genos-sen. Einen Tag nach unserem letzten Wettkampf fand der Ruderfinal statt. Obwohl ich noch sehr müde war, woll-te ich diesen auf keinen Fall verpassen. Danach habe ich mir Tickets für viele Sportarten besorgt: Beachvolleyball,

Leichtathletik, Wasserball, Synchron-schwimmen – wenn es irgendwie ge-gangen wäre, hätte ich alles geschaut. Wirklich alles (lacht).

Du warst zwei Jahre zuvor an den Youth Olympic Games in Singa-pur. Kann man die beiden Anlässe überhaupt vergleichen?Verglichen mit den Spielen in London waren die YOG winzig. Aber sie haben mir doch einen guten Eindruck davon vermittelt, was mich diesen Sommer erwartete. So war ich kaum überrascht, das Interesse von Medien und Fans zu spüren und die vielen Menschenmas-sen zu sehen, die in die Arenen ström-ten. Trotzdem: Mehr als ein leichtes Aufwärmen waren die Youth Olympic Games kaum. Die «grossen» Olympi-schen Spiele sind zwanzigmal grösser. Sie sind unfassbar gross, und die Emo-

Die Stars von morgen

Augustin Maillefer: «Die Momente auf dem Wasser entschädigen für alles»

Im Alter von 19 Jahren besitzt Augustin Maillefer bereits die Erfahrung von zwei Olympischen Spielen. In Singapur nahm der Ruderer vor zwei Jahren an den ersten «Youth Olympic Games» (YOG) der Geschichte teil, im Sommer dieses Jahres folgten die Olympischen Spiele von London. Inzwischen ist wieder Normalität ins Leben des Waadtländers eingekehrt. Noch ist «Rio 2016» weit weg, mit der Unterstützung von Verband, Klub und der Stiftung Schweizer Sporthilfe ist er aber gewillt, diesen weiten Weg zu rudern.

Interview: Daniel Stegmann / Bilder: Photopress

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tionen sind immer und überall zu spü-ren, sei es bei den Athleten selbst oder bei den Zuschauern.

In London warst du Teil des Pro-jekts «Doppelvierer». In welchem Projekt siehst du dich im Hinblick auf Rio 2016?Das ist jetzt noch zu früh, um diese Frage zu beantworten. Rio 2016 ist zwar schon im Hinterkopf, aber doch noch sehr weit weg. Ich habe schon bald nach den Olympischen Spielen und nach ein paar Wochen Erholung wieder mit dem Training begonnen. In den nächsten Wochen und Mona-ten werde ich mich vor allem auf Skiff, also Einzelrudern, konzentrieren. Ob und in welchem Projekt ich dann Auf-nahme finde, entscheidet der Ruder-verband, aber das wird wohl frühes-tens im nächsten Jahr sein.

In welchem Boot du rudern möch-test – das kannst du nicht selbst entscheiden?Das ist bei uns Ruderern normal. Nach Olympischen Spielen wird jeweils ge-schaut, welche Ruderer weitermachen und ob gute Junioren nachrücken. Der Verband versucht dann, die stärksten Ruderer in einem Projekt zusammen-

zubringen, um für die wichtigen inter-nationalen Wettkämpfe konkurrenzfä-hige Boote zu haben. Jetzt kommt eine spannende Zeit, denn manchmal tau-chen plötzlich starke Junioren auf, mit denen niemand gerechnet hat.

Du warst im letzten Jahr ja noch selbst ein überraschender Junior …Das stimmt. Noch vor 12 Monaten hät-te ich nie gedacht, an den Olympischen Spielen mit dem Doppelvierer dabei zu sein – und dann ging alles plötzlich ganz schnell.

Wie finanzierst du deinen Sport?Die grosse Aufmerksamkeit, die wir während den Olympischen Spielen von Medien und Zuschauern bekamen, ist eine Ausnahme. Als Ruderer kann man hier in der Schweiz deshalb nicht erwar- ten, von einzelnen Sponsoren Zehn-

tausende von Franken zu erhalten. Ich profitiere von vielen kleinen bis mitt-leren Unterstützungsbeiträgen; einen Teil übernimmt mein Klub in Lausanne, einen Teil der Ruderverband, und nicht zuletzt erhalte ich auch von der Sport-hilfe einen wichtigen Beitrag. Nach-dem ich lange Sporthilfe-Patenathlet war, erhalte ich nun neu als sogenann-ter «Bronze-Athlet» jährlich 7000 Franken. Und in diesem Jahr zusätzlich dank der Ehrung als «Meilleur Espoir Romand» 6000 Franken. Jeder dieser Beiträge ist wertvoll für mich und wie ein Puzzleteil, der sich zu einem Gan-zen fügt.

Rudertrainings müssen unglaub-lich hart sein – was fasziniert dich denn so am Rudern?Es ist ein wunderbares Gefühl, auf dem Wasser zu gleiten, mit den Team-kollegen die exakt gleiche Bewegung zu machen und zu spüren, wie man gemeinsam vorwärtskommt. Ja, die Trainings sind hart, seit dem vergan-genen Jahr habe ich bis zu 13 Mal pro Woche für Olympia trainiert. Und doch glaube ich nicht, auf wesentliche Din-ge verzichtet zu haben. Die Momen-te auf dem Wasser entschädigen für alles.

«Noch vor 12 Monaten hätte ich nie gedacht, an den Olympischen Spielen dabei zu sein»

«Während wir sonst um die 300 Zuschau-er haben, waren es in London gegen 30’000!»

Augustin Maillefer

Geburtstag 29. April 1993Wohnort Renens (Lausanne)Erfolge 6. Rang Junioren-WM 2011 Skiff, «Meilleur Espoir Romand 2011»,

1. Rang Junioren-WM 2010 Team, mehrfacher SchweizermeisterAusbildung Student Sport und Informatik an der Uni Lausanne Hobbys Unihockey, Velo, Lesen, Jonglieren

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Sporthilfe-Franken

Ein herzliches Dankeschön unseren Partnern der Aktion Sporthilfe-Franken:ARTOFFONDUE.CH,  ATHLETICUM  SPORTMARKETS,  BADMINTON  SWISS  OPEN,  BOLLIGER  SCHUHE  +  SPORT / SHOP-24.CH,  CSIO  ST. GALLEN,  CUR-LING BAHN ALLMEND, DATASPORT, DAVIS CUP, ENGADIN SKIMARATHON, FISHERMAN’S FRIEND STRONGMANRUN, FIVB BEACH VOLLEYBALL SWATCH WORLD  TOUR  –  1TO1  EN ERGY  GRAND  SLAM,  HUSPO  SPORTS  FACTORY,  INFERNO  TRIATHLON,  LOIPEN  SCHWEIZ,  MURTENLAUF,  NEUE  GRASS- HOPPER FUSSBALL AG, PACK EASY, QUEVITA, SCHWEIZERISCHER FUSSBALLVERBAND, SCHWEIZERISCHER TURNVERBAND, SPORTMUSEUM, SWISS CUP, SWISS UNIHOCKEY, TANZVEREINIGUNG SCHWEIZ TVZ, TEST&TRAINING TCS

Athleticum SportmarketsBackground: Der Sportartikel-Fachmarkt Ath-leticum Sportmarkets ist seit Jahren treuer Partner der Sporthilfe und engagiert sich für talentierte Schweizer Athletinnen und Athle-ten (www.athleticum.ch).

Schweizerischer Fussballverband Background: Für einen Fussballer gehört es zum Grössten, sein Heimatland im sportli-chen Wettkampf gegen die Besten der Welt zu vertreten. Der Schweizerische Fussball-verband engagiert sich gemeinsam mit sei-nen Fussballfans nicht nur für den Fussball, sondern bei den Länderspielen inkl. Vorbe-reitungsspielen durch die Integration des

Swiss Cup Zürich – Weltklasseturnen Background: Am Sonntag, 4. November 2012, ist es wieder so weit: Eine Auswahl der besten Kunstturner der Welt misst sich im Hallenstadion beim Swiss Cup Zürich, einem der hochkarätigs-ten Sportevents der Schweiz. Erleben Sie die Dy-namik, Ästhetik und Präzision im Paarwettkampf auf höchstem Niveau. Der Swiss Cup Zürich hat sich als jährliches Highlight im Schweizer Kunst-

swiss unihockey – jung, dynamisch, attraktiv Background: 435 Vereine bilden mit mehr als 2000 Teams und rund 30’000 Lizenzierten den drittgrössten Mannschaftssportverband der Schweiz. Vom 2. bis 9. Dezember steht für Sportinteressierte mit der Unihockey Herren Weltmeisterschaft ein absoluter Leckerbissen auf dem Programm. 16 Mannschaften aus al-ler Welt kämpfen in Bern und Zürich um den Weltmeistertitel (www.wfc2012.ch).

Hier rollt der Sporthilfe-Franken

4. November 2012

aktuell

Oktober – November 2012

Sporthilfe-Frankens auch für den gesamten Schweizer Sport (www.football.ch).

Aktion Sporthilfe-Franken: Beim Kauf eines Tickets zu einem Schweizer Länderspiel (inkl. Vorbereitungsspiele) bezahlen die fussballbe-geisterten Fans solidarisch einen Franken an Schweizer Sporttalente.

turn-Kalender und auch als weltweit bekannter Topanlass im Turnsport etablieren können.

Aktion Sporthilfe-Franken: Beim Kauf eines Ti-ckets (www.ticketcorner.ch) kann der Besucher freiwillig entscheiden, ob er mit einem zusätz-lichen Franken den Schweizer Sport unterstüt-zen möchte.

Aktion Sporthilfe-Franken: Pro verkauftes Ti-cket für die Cupfinals und die Euro Floorball Tour fliesst ein Franken in die Förderung hoffnungs-voller Sporttalente. Zudem wird ein freiwilliger Sporthilfe-Franken auf den Tickets für die Welt-meisterschaften erhoben.

Aktion Sporthilfe-Franken: Für jedes verkaufte Produkt, das auf dem November-Monatsflyer von Athleticum Sportmarkets ist, geht 1 Fran-ken an die Sporthilfe. Zusätzlich wird an der Kasse in den 25 Filialen angefragt, ob der Kun-de einen Sporthilfe-Franken für hoffnungsvol-le Sporttalente leisten möchte.

aktuell

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zoom

Haben Sie gewusst, dass die Sporthilfe mehr als 400 hoffnungs-volle Sporttalente direkt finanziell unterstützt und sie auf ihrem Weg an die Spitze mit Patenschaften, direkten Förderbeiträgen und Auszeichnungen begleitet? Erfahren Sie mehr über die Ta-lentförderung der Sporthilfe: www.sporthilfe.ch/talente

Manuel Fasnacht17 Jahre, Mountainbike, SO«Mein Glücksbringer ist ein Gold- engel, den ich mir gemeinsam mit meiner Freundin gekauft habe. Er ist überall dabei – zu Hause auf dem Nachttisch und an den Rennen in der Trikot- tasche. Am Fernsehen habe ich mal gesehen, dass Fabian Cancel-lara per Zufall denselben hat.»

Alexandra Helbling18 Jahre, Rollstuhlsport, LU«Andere Athleten hören vielfach Musik vor einem Wettkampf. Mein Ritual ist dagegen sehr speziell. Ich bin so entspannt vor dem Start, dass ich dauernd gäh-nen muss. Und mein Glücksbrin-ger ist eine Halskette mit einem silbernen Kreuz mit Amethysten, ein Geschenk meiner Eltern.»

Jason Rüesch16 Jahre, Langlauf, GR«Ich habe immer genau das glei- che Ritual. 15 Minuten vor Start-schuss esse ich ein kleines Stück von einem sehr kohlenhydrat- haltigen Energy-Riegel mit Ap-rikosengeschmack. Das gibt mir irgendwie ein gutes Gefühl. Da- nach starte ich mit meinem Auf- wärmprogramm.»

Simon Heid16 Jahre, Judo, TG«Ich habe keinen Glücksbringer oder ein spezielles Ritual. Eine gute Vorbereitung, Selbstvertrau-en und positives Denken finde ich wichtiger. Wofür ich im Judo Glück brauche, ist die Auslosung – und die kann ich ja sowieso nicht beeinflussen.»

Samantha Gugler21 Jahre, Sportschiessen, FR«Vor fast jedem Wettkampf höre ich die Playlist mit all meinen Lieblingsliedern rauf und runter, zum Beispiel ‹I Follow Rivers› von Lykke Li. Dank der Musik kann ich mich ein bisschen vom Wett-kampf ablenken und mich trotz-dem gleichzeitig motivieren.»

Madeline Coquoz13 Jahre, Wasserspringen, FR«Wenn ich auf dem Sprungbrett stehe, gehe ich nochmals in mich und spiele in Gedanken den Sprung durch. Dieses Ritual kurz vor dem Abspringen hilft mir, bessere Sprünge zu zeigen. Sobald ich dann aus dem Was-ser steige, denke ich bereits wie-der an den nächsten Sprung.»

«Was bringt dir Glück für deine Wettkämpfe?»

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Im Vorfeld der Olympischen Spiele 2012 in London hatte Giulia Steingruber kaum Bedenken hinsichtlich ihrer bei-den Sprünge geäussert. Den «Tschus-sowitina» war sie schon einige Male zuvor einwandfrei gestanden – unter anderem im Frühling 2012, als sie an der Europameisterschaft die Bronze-medaille gewann. Einen «Tsukahara» mit einer Doppelschraube hatte sie zwar noch nie zuvor an einem Wett-kampf gezeigt, sie gab sich für die Pre-miere in London aber zuversichtlich: «Es sollte klappen.» Es klappte nicht. Die 18-jährige Ostschweizerin stürzte beim «Tsukahara» – und kämpfte da-nach mit den Tränen.

«Es war ein Schock»Das jüngste Schweizer Delegations-mitglied ist enttäuscht über den ver-

patzten Sprung. «Ich wusste, dass ich es konnte.» Noch im Training hatte sie den Sprung einwandfrei beherrscht. Am Ende habe wohl die Erfahrung gefehlt, meint die Kunstturnerin und spricht auch ihre Nervosität an. «Klar will man sich einreden, dass es ein Wettkampf wie jeder andere ist. Aber schlussendlich steht man vielleicht nur einmal in seinem Leben in einem Stadion wie der North Greenwich Are-na und versucht, es allen zu zeigen.»

Den Sturz hatte Giulia Steingruber zu-nächst gar nicht richtig realisiert. «Es war ein Schock, und ich war wie ge-lähmt.» Irgendwie sei ihr alles wie ein Film vorgekommen, der sich vor ihren Augen abspielte. «Ich versuchte, mich zusammenzureissen. Der Wettkampf war schliesslich noch nicht vorbei.» Ihr

Trainer, Zoltan Jordanov, habe versucht, sie zu motivieren. Giulia Steingruber raffte sich auf – und zeigte die beste Balkenübung ihrer Karriere. Sie zog in den Mehrkampffinal ein und belegte dort schliesslich den guten 14. Rang, das beste Resultat einer Schweizerin seit 1984.

So schloss die Kunstturnerin doch noch versöhnlich mit den Olympischen Spie-len 2012 ab. Allein die Teilnahme sei eine einzigartige Erfahrung gewesen, «ein Traum, der wahr geworden ist». Und auch aus dem verpassten Einzug in den Sprungfinal zieht Giulia Stein-gruber eine positive Bilanz: «Ich habe gelernt, wie ich mit einer so grossen Enttäuschung umgehen muss. So ist halt der Sport: Manchmal verliert man, manchmal gewinnt man.»

Auf Medaillenkurs

Giulia Steingruber: «Ich bin nun hungriger als zuvor»

Sie mühte sich jahrelang 28 Stunden pro Woche ab und am Ende reich- ten wenige Sekunden, um ihren grössten Traum zerplatzen zu lassen: Die 18-jährige Kunstturnerin Giulia Steingruber verpasste an den Olympischen Spielen den Einzug in den Sprungfinal. Wie sie sich wie-der aufgerafft hat, was ihre nächsten Ziele sind und wie die Sporthilfe sie schon seit sechs Jahren auf ihrem Weg begleitet, lesen Sie hier.

Text: Isabel Prinzing / Bilder: Keystone

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28 Stunden Training pro WocheZurück aus London, ist Giulia Stein-gruber wieder in ihren Trainingsalltag im Nationalen Leistungszentrum in Magglingen eingetaucht. Mit dem harten Training und dem hohen Auf-wand kann sie gut umgehen. «Das ist, wie wenn man arbeiten muss. Klar gibt es Tage, an denen man weniger motiviert ist.» Bei 28 Stunden Trai-ning pro Woche bleibt nicht viel Frei-

zeit übrig, und wenn, dann tut Giulia das, was jede 18-Jährige gerne tut: sich mit Freunden treffen, shoppen, an den See fahren, snowboarden. Manchmal, wenn beispielsweise ein Weltcup an-steht, schmerzt es, Freunde und Fa-milie zurückzulassen und auf vieles verzichten zu müssen. «Aber ich weiss, weshalb ich es auf mich nehme.» Ihre Familie und Freunde seien sehr ver-ständnisvoll, erzählt sie, und kämen, wenn immer möglich, an ihre Wett-

kämpfe. Auch in London seien sie da-bei gewesen, was «sehr schön war, da ich Zeit mit ihnen verbringen konnte, wenn mal nichts los war».

Menschen, die an sie glaubenDie moralische Unterstützung, die Giulia von ihrer Familie erhält, ist für sie unverzichtbar. Und auch von der Sporthilfe bekommt sie Rückhalt. Als 12-Jährige erhielt sie erstmals eine Sporthilfe-Patenschaft, welche Jahr für Jahr verlängert wurde. Ihren langjäh-rigen Sporthilfe-Paten hat Giulia auch schon persönlich getroffen, Pakete und E-Mails erhalten. «Es ist ein tolles Ge-fühl, zu wissen, dass es da draussen jemanden gibt, der an dich glaubt.» Mittlerweile ist Giulia Steingruber dem Patenschaftsalter entwachsen und ge-hört selbst schon zu den «Grossen». Als «Silber-Athletin» der Sporthilfe er- hält sie jährlich 12’000 Franken, die sie finanziell entlasten. Jüngeren Nach-wuchstalenten rät sie, das Ziel immer weiter zu verfolgen und nie aufzuge-ben. «Ich denke, es ist dieser Ehrgeiz, der mich bis hierher gebracht hat. Viel-leicht setze ich mich manchmal unbe-wusst unter Druck. Aber ich will eben unbedingt immer besser werden.»

Hungriger als je zuvorTrotz grossem Ehrgeiz: Für Giulia Stein-gruber ist das Wichtigste, die Freude am Turnen nicht zu verlieren. Ihre äl-tere Schwester Désirée ist seit Geburt körperlich und geistig behindert und auf den Rollstuhl angewiesen. «Wir haben ein sehr gutes Verhältnis, ob-wohl wir einen total unterschiedlichen Weg gehen. Ihre Geschichte zeigt mir, wie privilegiert ich bin, dass ich über-haupt auf so hohem Niveau turnen kann.» Das motiviere sie, ständig wei-terzumachen, bei Niederlagen wieder aufzustehen und das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. «Nach meiner ersten Teilnahme an den Olympischen Spielen bin ich nun hungriger als zuvor. Ich habe mein Ziel noch nicht erreicht – deshalb gebe ich nochmals vier Jahre Gas, um hoffentlich in ‹Rio 2016› die Qualifikation für den Sprungfinal zu schaffen.»

Als Mitglied oder Partner der Sporthilfe unterstützen auch Sie Giulia auf ihrem Weg an die Spitze. Herzlichen Dank!

www.sporthilfe.ch/talente

Giulia Steingruber

Geburtstag 24. März 1994Wohnort Gossau / BielGrösste Erfolge 14. Rang im Mehrkampf an den Olympischen Spielen in London 2012,

5. Rang im Sprung an den WM in Tokio 2011, 3. Rang im Sprung an den EM in Brüssel 2012

Hobbys Kollegen, Musik, Snowboarden

«Es ist ein tolles Gefühl, zu wissen, dass es da draussen jemanden gibt, der an dich glaubt»

«So ist halt der Sport: Manchmal verliert man, manchmal ge-winnt man»

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www.sixdays-zuerich.ch

Sport | Show | Ausstellung

SIXDAY-NIGHTSHallenstadion Zürich 28. Nov. bis 1. Dez. 2012

Mitgliederaktion

SporthilfeMittwoch, 28. NovemberDonnerstag, 29. November

Nummerierte Sitzplätze Kat. 1 zum Preisvon CHF 20.50 statt CHF 41.00.

Bezug an der Kasse Hallenstadion gegen Vorweisen desMitgliederausweises. Maximal 4 Karten pro Mitglied.

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Bild

: zVg

«… längst nicht alle das Glück ha-ben, eine boomende Industrie im Rücken zu haben.»

Als ich vor 23 Jahren meine Leiden- schaft fürs Snowboarden entdeckt hatte, steckte der Sport noch in den Kinder-schuhen. In Nagano 1998 feierte ich meinen Olympiasieg. Damals begann der Freestyle-Markt zu boomen. Um für Material Werbung zu machen, hat die Industrie mit der grossen Kelle an-gerührt. Die Produzenten haben sich die besten Freestyle-Snowboarder als Testimonials rausgesucht und diese fi-nanziell unterstützt. Ich war zur rechten Zeit in der richtigen Sportart erfolgreich. Längst nicht alle haben dieses Glück. Ich sehe immer wieder, wie Kollegen aus anderen Sportarten an der Weltspitze mitmischen und finanziell trotzdem kaum über die Runden kommen. Bestes Beispiel dafür sind die alpinen Snow-

boarder oder die Boardercrosser. Haben Sie gewusst, dass über 99 Prozent aller gekauften Bretter Freestyle-Snowboards sind? Kein Wunder also, fliesst auch der Grossteil der Sponsorengelder der Materialindustrie an die Freestyle-Snow- boarder. Es ist leider Realität, dass nicht nur die Erfolge, sondern schlicht und einfach auch wirtschaftliche Mechanis- men darüber entscheiden, ob ein Spit-zensportler die finanzielle Hürde meis-tern kann. Ich finde es eine gute Sache, dass die Sporthilfe genau jene Athleten unterstützt, die dieses Glück nicht ha-ben. Deshalb helfe auch ich als Sporthil-fe-Mitglied gerne mit.

Gian Simmen

Snowboard-Trainer und Halfpipe-Olympiasieger 1998

Ich bin Mitglied, weil …

Dankeschön

Mit Ihrer Unterstützung haben auch Sie den Leichtathletinnen Lea Sprunger, Irene Pusterla, Noemi Zbären, Mujinga Kambundji und rund 30 weiteren Talenten die Teilnahme an den Olympischen Spielen ermöglicht. Hier ein Dankeschön aus London.

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