Standsicherheit von Böschungen unter dynamischen Einwirkungen CDM... · 2013. 4. 8. ·...
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Standsicherheitsnachweis von Böschungen unter dynamischen Einwirkungen
Geotechnisches Symposium „Standsicherheit von Kippen des Braunkohlenbergbaus“
Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe in Cottbus am 22./23.03.2013
Dipl.-Ing. Yves Koitzsch | CDM Smith Consult GmbH
Geotechnisches Symposium Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe am 22./23. März 2013 in Cottbus Koitzsch, Yves: Standsicherheitsnachweis von Böschungen unter dynamischen Einwirkungen
Motivation
• Erdbebengefährdung in Dtl. gering, jedoch keineswegs vernachlässigbar
• Gebiete mit seismischen Aktivitäten (Niederrhein. Bucht, Schwäbische Alb/ Hohenzollergraben, Gera/Schmölln)
• dynam. Einwirkungen z.B. relevant bei:
Sanierungsmaßnahmen (Sprengung)
Nachnutzung von Flächen
Nutzung ehemaliger TRL als wasser-wirtschaftliche Stauanlagen
• auftretende dynamische Einwirkungen müssen bei Planung oder Überprüfung berücksichtigt werden, z.B. bzgl. Rele-vanz für Standsicherheit
Warum sind dynamische Einwirkungen relevant?
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Motivation
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Auswirkung Dynamik auf Tragsicherheit/Gebrauchstauglichkeit
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Motivation
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Auswirkung Dynamik auf Tragsicherheit/Gebrauchstauglichkeit
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Inhalte
1 Motivation bzw. Veranlassung
Warum sind dynamische Einwirkungen relevant? Auswirkung auf Tragsicherheit/Gebrauchstauglichkeit
2 Dynamische Eingangsgrößen
Normungen und Empfehlungen Erforderliche Informationen | Recherche- und Suchmöglichkeiten Methoden zur Ableitung und Berücksichtigung
3 Ablauf dynamische Berechnung
Berechnungsverfahren Schritte einer dynamischen Analyse Bewertung der Ergebnisse
4 Anwendungsbeispiele
Hafenböschung in verflüssigungsfähigem Sand Industrielle Absetzanlage
5 Zusammenfassung
Was kann die dynamische Berechnung leisten?
Ausblick
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Dynamische Eingangsgrößen
Bauwesen, Erd- und Grundbau
• DIN 4149 (04/2005): Bauten in deutschen Erdbebengebieten; Lastannahmen, Bemessung und Ausführung üblicher Hochbauten (Hilfsmittel für Erd-/Grundbau)
• DIN EN 1998 / EC 8 (12/2010): Auslegung von Bauwerken gegen Erdbeben:
Teil 1: Grundlagen und Regeln für Hochbauten
Teil 5: Gründungen, Stützbauwerke und geotechnische Aspekte
Wasserbau/Talsperren
• DIN 19700 (07/2004): Teil 10 Gemeinsame Festlegungen, Teil 11 Talsperren (volldyn. Berechnungen unter definierten Randbedingungen)
• ATV-DVWK-M 502 (2002): Berech-nungsverfahren für Staudämme
• DVWK-M 242 (1996): Berechnungs-verfahren für Gewichtsstaumauern
ThürTA-Stau (06/2005): Technische Anleitung Stauanlagen
Schweizer Basisdokument zu dem Nachweis der Erdbebensicherheit von Stauanlagen (03/2003)
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Normungen und Empfehlungen (Auszug)
→ zahlreiche aktuelle Veröffentlichungen und Empfehlungen → z.Zt. „kein genormtes“ Verfahren für dynamische Berechnungen
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Dynamische Eingangsgrößen
• Kenntnisse zur potenziellen seismischen Gefährdung
• geotechnische und dynamische Feld- sowie Laboruntersuchungen
• standortbezogenes seismologisches Gutachten (Auslegungserdbeben)
• Wiederkehrintervalle/Auftretens-wahrscheinlichkeiten (BmEB, BtEB)
• seismologische Standortparameter
• zutreffende Beschleunigungsverläufe
• maximale Spitzenbeschleunigungen
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Was wird grundsätzlich an Daten/Informationen benötigt?
bohrloch- und refraktionsseismische Messung (GGL GmbH)
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Dynamische Eingangsgrößen
Karten der seismischen Gefährdung
Spitzenbodenbeschleunigungen, PGA-Werte
Größenordnung einer Beschleunigung, die wahr-scheinlich in best. Zeitspanne überschritten wird
spezifiziert 10%-ige Wahrscheinlichkeit des Über-schreitens eines Bodenbewegungsparameters
Auszug Erdbebenkataloge
PEER | Pacific Earthquake Engineering Research Center
NOAA | National Oceanic and Atmospheric Administration Strong Motion Data Catalog Search
USGS | U.S. Geological Survey NSMP | National Strong-Motion Project
ESD | European Strong-Motion Database
GSHAP | Global Seismic Hazard Assessment Program
Wahl eines repräsentativen Beben-verlaufes anhand Standortparameter
Karten Spitzenbeschleunigung mit Auftretenswahrscheinlichkeiten
Normierung Bebenverlauf auf Spitzenbeschleunigung
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Recherche- und Suchmöglichkeiten
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Dynamische Eingangsgrößen
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Recherche- und Suchmöglichkeiten (Gefährdungskarten)
Horizontale Beschleunigungswerte
(Untergrundtyp A) für Referenz-
Wiederkehrperiode 95 (10 Jahre mit
Wahrscheinlichkeit 10%) u. 500 Jahre
(50 Jahre, Wahrscheinlichkeit 10%)
Quelle: http://seizkarta.gfz.hr/karta.php
seismisches Risiko Deutschland
Karte makroseismische Intensitäten
aus DIN 4149
internationale Karten am Beispiel Kroatien
Erdbebengefährdungskarte für 9,5%
Überschreitungswahrscheinlichkeit
von Bodenbeschleunigung PGA in
100 Jahren (bzw. P = 10-03 p.a., T =
1.000 Jahre)
Grünthal, G.: „Erdbebengefährdung für
die Bemessung von Stauanlagen nach
DIN 19700“ (20.11.2007)
nach EC 8 Teil 1 maßgebend für Unter-suchungen nach Forderungen der Schadensbegrenzung (Verformungen)
nach EC 8 Teil 1 maßgebend für Untersuchungen nach Forderungen der Tragfähigkeit (Standsicherheit)
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Dynamische Eingangsgrößen
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Recherche- und Suchmöglichkeiten (Aufzeichnungen, Daten)
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Dynamische Eingangsgrößen
Methode 1:
• Erdbebenzonen Bemessungswerte Bodenbeschleunigung
• Faktorisierung (Bedeutungsbeiwerte, Untergrundparameter)
• vereinfachte Ableitung/Verwendung pseudo-statischer Ersatzlasten
Methode 2:
• Verwendung Beschleunigungsverläufe (Accelerogramme)
• dynamische Anregung des Modells, Beobachten der „Reaktion“ oder
• dynamische Berechnung nach sugzes-siver Scherfestigkeitsreduzierung
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Methoden zur Ableitung und Berücksichtigung
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Dynamische Eingangsgrößen
Methode 1 (Anlehnung an DIN 4149)
• EZ Intensitätsintervalle / Bemes-sungswerte der Beschleunigung
• gefordert wird somit Nachweis ab PGA > 0,4 m/s² bzw. 0,041 g
• ag,vert durch Abminderung von ag,horiz ermitteln (Faktor 0,7)
• Bemessungswerte mit Aufschlägen g1 versehen, die sich an Bedeutung „Bauwerk“ orientieren (Kat. I... IV)
• zusätzliche Berücksichtigung Unter-grundparameter S (Lage auf Lockerge-stein oder felsartigem Untergrund und Verwitterung)
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Methode 1: vereinfachte quasi-statische Ansätze
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• Bemessungsspektrum mit Maximal-werten der spektralen Beschleu-nigung für lineare Berechnungen
• für elast. Antwortspektrum und Intervall TB < T < TC (größte Amplitu-den bei dyn. Beanspruchung) gilt:
• Verhaltenswert q (Duktilität „Bauwerk“)
• Rückrechnungen: q = 1,75 (horiz.) und q = 2,55 (vert.) für Verhaltens-beiwerte von Erdbauwerken
Beispiel:
• Damm mit zu schützenden Objekten im Vor-land; Erdbebenzone EZ = 2
• ag,hor = 0,60 m/s² und ag,vert = 0,70 × ag,hor = 0,42 m/s²
• Beiwert g1 = 1,4 (Bedeutungskategorie IV)
• Untergrundparameter S = 1,25 für Lage des Gebietes auf felsartigem Untergrund
• quasi-statische Ersatzlasten für Erdstatik:
ab,hor = 1,50 m/s² = 0,153 g
ab,vert = 0,71 m/s² = 0,072 g
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Methode 1: vereinfachte quasi-statische Ansätze Dynamische Eingangsgrößen
q
0S1g
a(T)d
Sβ g
mit
Sd(T).. Bemessungsspektrum
b0... Verstärkungsbeiwert der Spektralbeschleunigung mit
Referenzwert b0 = 2,5 für 5% viskose Dämpfung
q... Verhaltensbeiwert für die Duktilität des „Bauwerkes“
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Dynamische Eingangsgrößen
• quasi-statische Ersatzlasten werden oft für maximale Beschleunigung abgeleitet dann sehr hoch und konservativ
• pos. Beschleunigungen folgen im nächsten Zeitschritt negative Beschleuni-gungen (D = 0,2 sec.!), die beginnender Deformation „entgegenwirken“
• Erdbeben verursachen bei Dämmen und Böschungen zusätzlich zu den statischen auch dynamische Belastungen
• Frequenzband Erdbeben oft deutlich höher als Eigenfrequenzen von Dämmen und Böschungen quasi-statische Einwirkungen werden i.d.R. wieder abgemindert
• PWD-Veränderungen aus dynamischer Einwirkung bleiben unberücksichtigt Gebrauchstauglichkeit des Systems nach Konsolidation?
• keine Berücksichtigung modellspezifischer Eigenfrequenzen usw. möglich
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Methode 1: Nachteile quasi-statischer Ansätze
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Dynamische Eingangsgrößen
• deutlich komplizierter und aufwändiger, jedoch unter verschiedenen Randbedingungen gefordert (z.B. Damm als Sperrbauwerk, TK 1, H > 40 m)
• umfangreiche Berechnungsteilschritte notwendig, z.B.:
a) Eigenfrequenzanalysen am ungedämpften Modell
b) Ableitung Systemdämpfung bzw. Verwendung entsprechender Stoffgesetze
c) dynamische Berechnung mit Auslegungserdbeben (SiEB)
d) Tragsicherheitsuntersuchungen mit Beschleunigungsantworten
e) dynamische Berechnungen mit schrittweise reduzierten Scherfestigkeiten
f) Gebrauchstauglichkeitsuntersuchungen mit von c) abweichendem Beben
• iterative Prozesse mit Sensitivitätsanalysen für Kennwerte, horizontale/ vertikale dynamische Anregung, Beschleunigungsantworten usw.
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Methode 2: dynamische Berechnungsansätze
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Geotechnisches Symposium Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe am 22./23. März 2013 in Cottbus Koitzsch, Yves: Standsicherheitsnachweis von Böschungen unter dynamischen Einwirkungen
Ablauf dynamische Berechnung
• Vorgabe eines definierten Verschie-bungsbetrages unterer Modellrand
• Eintrag als harmonische Anregung (horizontal und vertikal)
• Festlegung Beobachtungspunkte
• Messen und Auswerten Verschie-bungsantworten |u|
• Bestimmung der ersten drei System-eigenfrequenzen (w1… w3)
• Vgl. z.B. mit Näherungsformel aus Schweizer Basisdokument mgl.:
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a) Eigenfrequenzanalysen am ungedämpften System
h
svxω 3 1... 31 x1 = 2,40 | x2 = 5,52 | x3 = 8,65
vs… mittlere Scherwellengeschwindigkeit im Dammmaterial h… Dammhöhe
Modellausschnitt
Verschiebungsantworten
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Ablauf dynamische Berechnung
• Berücksichtigung Eigenfrequenzen des Berechnungsmodells (w1… w3)
• vereinfachte Ableitung von Rayleigh-Dämpfungsparametern (a, b)
a… Steuerung Einfluss Masse auf die Dämpfung und des Bereiches niedriger Frequenzen
b… Steuerung der Dämpfung proportional zur aktuellen Steifigkeit
z… definiert als viskose Dämpfung in % der kritischen Dämpfung (z = 5%)
• alternativ: Verwendung höherwer-tiger Stoffgesetze mit Dämpfung
• statische dynamische Steifigkeiten für Volldynamik
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b) Einführung einer „Systemdämpfung“
b Dämpfung a Dämpfung
iii 2 2
zwwba
Quelle: Grundbautaschenbuch, Teil 1, 6. Auflage
Dämpfungsparameter a = 0,5236
b = 2,653×10-03
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Ablauf dynamische Berechnung
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c) dynamische Berechnung
• wiederum Vorgabe eines Deforma-tionsbetrages
• Kopplung Deformationsbetrag mit echter Bebenaufzeichnung ()
• Beschleunigungsantworten Bereich potenzielle Versagenskinematik
• max. Beschleunigungsantworten horizontal|vertikal in unterschied-lichen Zeitschritten!
• i.d.R. kein Kollaps in dyn. Berech-nung trotz hoher Deformationen
• „maßgebender“ Sicherheitsbeiwert (SMsf) hier nicht ableitbar
horizontal vertikal
Auswort Beschleunigungsant-worten (horizontal/vertikal) an Beobachtungspunkten
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Ablauf dynamische Berechnung
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d) Tragsicherheitsuntersuchungen mit Beschleunigungsantworten
• Mittelwert Beschleunigungsantwort
• Auswahl repräsent. Beschleunigung, Abminderung auf Effektivwert
• Wichtung ag,hor|vert im Bereich „maß-gebender“ Versagenskinematik
• Beschleunigungsantworten quasi-statische Ersatzlasten
• Ersatzlasten dann auch in konventio-nellen Berechnungen verwendbar
• echte dynamische Berechnung dann eigentlich umgangen; Einwirkungen jedoch aus Dynamik ermittelt
Auswertung der Beschleunigungsantworten Bebenanregung horizontal/vertikal
Punkt MW ax MW ay
maximale Beschleunigungsantwort [m/s²] -0,985 0,929
Zeitpunkt der maximalen Beschleunigungsantwort [s] 6,16 5,20
zugehörige Beschleunigungsantwort in orth. Richtung [m/s²] 0,207 -0,498
rechnerische Beschleunigung in x-Richtung [g]: -0,100 -0,051
rechnerische Beschleunigung in y-Richtung [g]: 0,021 0,095
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Ablauf dynamische Berechnung
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e) dynamische Analysen mit abgeminderten Kennwerten*)
• schrittweise Abminderung Festig-keitsparameter (gf/c)
• größtmöglicher Abminderungsfaktor stat. Standsicherheitsberechnung
• volldynamische numerische Berech-nung für jede Abminderungsstufe
• Versagenspunkte/Scherdehnungen Aufzeichnung einzelner Berech-nungsschritte (avi-Format)
• qualitative Bewertung zusammen-hängende Versagenskinematik
• iterative Näherung zum „vorhande-nen“ Standsicherheitsniveau
• relativ aufwändige Auswertungen
BS 00 gf/c = 1,0 BS 01 gf/c = 1,1 BS 02 gf /c = 1,2 BS 07 gf /c = 1,7 BS 08 gf /c = 1,8
Schicht cref φ cref φ cref φ cref φ cref φ
kN/m² ° kN/m² ° kN/m² ° kN/m² ° kN/m² °
T 8 5,0 19,0 4,5 17,4 4,2 16,0 2,9 11,5 2,8 10,8
T 9 0,1 19,0 0,1 17,4 0,1 16,0 0,1 11,5 0,1 10,8
T 10 5,0 20,0 4,5 18,3 4,2 16,9 2,9 12,1 2,8 11,4
T 11 2,8 30,5 2,5 28,2 2,3 26,1 1,6 19,1 1,6 18,1
T 12 2,0 27,5 1,8 25,3 1,7 23,5 1,2 17,0 1,1 16,1
T 13 0,1 30,0 0,1 27,7 0,1 25,7 0,1 18,8 0,1 17,8
T 14 19,7 24,6 17,9 22,6 16,4 20,9 11,6 15,1 10,9 14,3
T 15 50,0 35,0 45,5 32,5 41,7 30,3 29,4 22,4 27,8 21,3
*) von Wolffersdorff, P.-A.; Mey, A.: Standsicherheitsnachweise für
Staudämme bei Erdbebenbeanspruchung mit der Finite-Elemente-Methode
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Anwendungsbeispiel 1
Randbedingungen
• geplante Hafenerweiterung in seis-misch aktiver Region in Kroatien
• Verbesserung durch Bebenanregung „verflüssigbarer“ Bodenschichten (Sande, schluffige Sande)
• Untergrundverbesserung mittels Steinsäulen (Vibro Stone Column)
• Unterwasseraushub bis -20 m; Böschung mit Neigung 1:3
• dynamische Untersuchungen mittels FEM zur Ausführungsoptimierung (Umfang Untergrundverbesserung)
22.03.2013 24
Hafenböschung in verflüssigungsfähigem Sand
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Anwendungsbeispiel 1
22.03.2013 25
Hafenböschung in verflüssigungsfähigem Sand
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Anwendungsbeispiel 1
• insb. 1997-2001 Kroatien seismisch äußerst aktives Gebiet (1.925 auf-gezeichnete Beben)
• Bsp. Ston–Slano salt plant: Beben 09/1996; M = 6,0; Imax = VIII °MSK; Nachbeben M = 4,5; Imax = VI °MSK
• umfangreiche Forschungen/Studien kroatischer Erdbebenkatalog
• normierte Accelerogramme (z.B. NEPH4*), BAR, STON und ULCINJ)
• Karten mit PGA-Werten für versch. Referenz‐Wiederkehrperioden
• Skalierung Accelerogramme um PGA
22.03.2013 26
Hafenböschung in verflüssigungsfähigem Sand
Quelle: GEOFIZIKA VOL. 18-19 2001-2002 Seismicity of Croatia in the period 1997–2001 (20.12.2002)
Herak, M.: Earthquake hazard in Southern Croatia (Dalmatia) in terms of PGA for 4 return periods
*) synthetischer Verlauf, übrige Verläufe aufgezeichnet
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Anwendungsbeispiel 1
22.03.2013 27
Hafenböschung in verflüssigungsfähigem Sand
ausgewählte Ergebnisse
• Auslegungserdbeben ULCINJ, 04/1979 (ca. 300 km südöstlich, M = 6,9)
• hohe Deformationsantworten
• Beschleunigungsantworten ag,hor|vert = 0,182 g (!) | 0,064 g
• Optimierung Ausführungstiefe Bodenverbesserung (9 bis 13 m)
• Wirksamkeit Bodenverbesserung nachgewiesen potenzielle Versagenskinematik unterhalb
• geringe Reserven Gesamtstand-sicherheit (Reserve „räumliche Einspannung“)
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Anwendungsbeispiel 2
22.03.2013 28
Abdeckung einer Industriellen Absetzanlage
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Anwendungsbeispiel 2
Aufgabenkomplexe:
• vertikale/horizontale Deformation
• Standsicherheit Innenböschungen unter dynamischen Einwirkungen
• besteht Gefährdung des „Freilegens“ abgedeckter Bereiche
• Langzeitbeständigkeit EAD (Gefälle-stabilität Gerinne)
• bilden sich gegenläufige Gefälle und Vernässungsbereiche?
• Sensitivitätsbetrachtungen (Festig-keitseigenschaften Schichten, Beben-anregung usw.)
• Vgl. mit quasi-statischen Ansätzen
22.03.2013 29
Abdeckung einer Industriellen Absetzanlage
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Anwendungsbeispiel 2
„besondere“ Randbedingungen:
• sehr langes Berechnungsmodell (1.650 m) ohne „Symmetrieeffekte“
• versch. Stoffgesetze (MC, Soft-Soil)
• vorgegebenes Auslegungserdbeben
• unterschiedliche Fragestellungen (Standsicherheit und Verformungen)
• Dämme bereits standsicher profiliert Betrachtung Beckeninnenbereich
• Erfahrungswerte für „spezielle geom. Situation“ nicht recherchierbar
22.03.2013 30
Abdeckung einer Industriellen Absetzanlage
0,29
0,49
-0,45
0,56
0,34
-1,20
1,31
3,45
-2,59
2,69
-1,22
-2,23
2,59
-1,89
1,93
-1,68
1,02
-1,85
0,83
1,05
-0,66
0,54
-0,41
0,52
-0,39
0,42
-3
-2
-1
0
1
2
3
4
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Ho
rizo
nta
lbesch
leu
nig
un
g
Zeit [s]
Beschleunigung in G
Beschleunigung in m/s²
-0,34
0,92
-0,82-0,95
1,14
-0,61
0,83
1,10
2,19
-1,78
-0,87
2,02
2,63
-2,01
1,80
-0,90
0,76 0,79
-0,75
0,93
-0,60
-0,39
0,22
-0,23 -0,19
0,24
-3
-2
-1
0
1
2
3
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Vert
ikalb
esch
leu
nig
un
g
Zeit [s]
Beschleunigung in G
Beschleunigung in m/s²
FE-Netz mit ca. 34.000 Knoten und Beobachtungspunkten
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Anwendungsbeispiel 2
ausgewählte Ergebnisse:
• Beschleunigungsantworten modera-ter als in quasi-statischen Ansätzen
• unterschiedliche Reaktion (ag,res.) linke/rechte Beckeninnenböschung
• differenzierte Festigkeitsansätze in MC- bzw. Soft Soil-Stoffgesetz mit totalen bzw. effektiven Parametern
• Standsicherheitsforderung erfüllbar, Schwerpunkt rechte Innenböschung
• Volldynamik: keine ausgeprägten Versagensmechanismen trotz hoher Kennwertabminderungen!
• keine Beeinflussung Gerinnestabilität
22.03.2013 31
Abdeckung einer Industriellen Absetzanlage
Tragsicherheitsuntersuchungen: MC-Modell, totale Festigkeiten, gekoppelte undränierte Analyse (Methode B in Plaxis)
Gebrauchstauglichkeitsuntersuchungen: Soft Soil-Modell, eff. Festigkeiten, gekoppelte undr. Analyse (Methode A) mit anschl. Konsolidation
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Anwendungsbeispiel 2
22.03.2013 32
Abdeckung einer Industriellen Absetzanlage
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Zusammenfassung
• Anwendungsfälle denkbar, in denen dyn. Berechnungen gefragt sind
• dynamische Berechnungsverfahren u.U. in Anwendungsfällen erfolgreich, in denen quasi-statische Ansätze „versagen“
• Abbildung standortspezifischer dynamischer Anregungen
• Berücksichtigung Frequenzbandbreite dynamischer Einwirkungen
• gekoppelte dynamische Berechnungen und Auswertungen mgl. (z.B. Auswirkungen PWD-Veränderungen und anschließende Konsolidation)
• Berücksichtigung einer mitschwingenden Wassermasse (z.B. Staudamm)
• Vorteil ergeben sich aus Verwendung der FE-Berechnung allgemein (potenziell Versagenskinematik, Soffgesetze, Verformungen)
22.03.2013 34
Geotechnisches Symposium Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe am 22./23. März 2013 in Cottbus Koitzsch, Yves: Standsicherheitsnachweis von Böschungen unter dynamischen Einwirkungen
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Glückauf!
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