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Station 1 Was bedeutet das Wort „Islam“? Es gibt unterschiedliche Erklärungen für das Wort „Islam“. So sieht es arabisch geschrieben aus: 1. Lexikon-Erklärung: Das Wort Islam, mit dem die Anhänger der Lehre Mohammeds im Allgemeinen ihre Religion bezeichnen, bedeutet „Unterwerfung unter den Willen Gottes“. Aus: Thomas Patrick Hughes: Lexikon des Islam. Fourier Verlag Wiesbaden 1995, S. 340. 2. Erklärung eines islamischen Theologen: Abgeleitet ist islam vom IV. Stamm der Wurzel s-l-m, was „heil sein“, „unversehrt sein“ bedeutet. Zum Inhalt des Stammwortes gehört auch der Begriff „Friede“ (arabisch: salam, hebräisch: shalom). Der Aspekt „Unterwerfung unter den Willen Gottes“ ist darin nicht enthalten. [….] Islam definiert sich nicht als Unterwerfung eines ohnmächtigen Menschen unter die Allmacht Gottes; bedeutet auch keine Unterordnung unter seinen unberechenbaren Willen (Willkür). Aufgabe des Menschen ist es vielmehr, seiner ursprünglichen und natürlichen Bestimmung gerecht zu werden: Bei der Suche nach der Nähe Gottes den seit der Erschaffung Adams in jedem Menschen vorhandenen göttlichen Geist zur Entfaltung zu bringen. Aus: Falatur, Abdoldjavad; Tworuschka, Udo: Der Islam im Unterricht. Georg-Eckert-Institut Braunschweig 1996 3, S.13f.

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Station 1 Was bedeutet das Wort „Islam“?

Es gibt unterschiedliche Erklärungen für das Wort „Islam“. So sieht es arabisch geschrieben aus:

1. Lexikon-Erklärung: Das Wort Islam, mit dem die Anhänger der Lehre Mohammeds im Allgemeinen ihre Religion bezeichnen, bedeutet „Unterwerfung unter den Willen Gottes“.

Aus: Thomas Patrick Hughes: Lexikon des Islam. Fourier Verlag Wiesbaden 1995, S. 340.

2. Erklärung eines islamischen Theologen:

Abgeleitet ist islam vom IV. Stamm der Wurzel s-l-m, was „heil sein“, „unversehrt sein“ bedeutet. Zum Inhalt des Stammwortes gehört auch der Begriff „Friede“ (arabisch: salam, hebräisch: shalom).

Der Aspekt „Unterwerfung unter den Willen Gottes“ ist darin nicht enthalten. [….]

Islam definiert sich nicht als Unterwerfung eines ohnmächtigen Menschen unter die Allmacht Gottes; bedeutet auch keine Unterordnung unter seinen unberechenbaren Willen (Willkür). Aufgabe des Menschen ist es vielmehr, seiner ursprünglichen und natürlichen Bestimmung gerecht zu werden: Bei der Suche nach der Nähe Gottes den seit der Erschaffung Adams in jedem Menschen vorhandenen göttlichen Geist zur Entfaltung zu bringen.

Aus: Falatur, Abdoldjavad; Tworuschka, Udo: Der Islam im Unterricht. Georg-Eckert-Institut Braunschweig 1996 3, S.13f.

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Über 1 Milliarde Menschen auf der Welt sind Muslime. Über 20 Millionen Muslime leben in Europa.

Graphik: Globus Infographik.

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Der Koran ist das Heilige Buch der Muslime. „Koran“ ist ein arabisches Wort. Es heißt auf Deutsch „Lesung“. Der Koran hat 114 Kapitel. Sie heißen Suren. Jede Sure hat eine Überschrift, die auf das Thema hinweisen soll. Nach islamischem Glauben ist der Koran dem Propheten Muhammad in einem Zeitraum von 23 Jahren Wort für Wort durch seinen Engel Gabriel in arabischer Sprache offenbart worden. Der Koran gilt bei den Muslimen als Gotteswort und soll auf ein bei Gott verborgenes Urbuch zurückgehen. Der Koran steht für die textliche Verkörperung Gottes. Alles, was Muslime glauben, steht im Koran. Jeder Muslim sollte möglichst viel auswendig lernen. Durch das Auswendiglernen und Rezitieren der Suren verinnerlicht der Muslim den Inhalt und nimmt den Korantext mit Herz, Gemüt und Verstand auf, um Gott nahe zu sein. Im Koran stehen die Regeln für die Gemeinschaft, Gottes Eigenschaften, Geschichten von bekannten Propheten aus anderen heiligen Schriften (Abraham, Mose, Jesus u.a.). Themen sind auch das „Jüngste Gericht“, „Paradies und Hölle“.

Bild: Schmuckseite aus dem Koran, dpa picture-alliance.

Station 2: Die Heilige Schrift der Muslime

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Station 3 Was glauben die Muslime?

Die Muslime bezeugen ihren Glauben an den einen und einzigen Gott in einer Glaubensformel. Eine mögliche Übersetzung dieses Bekenntnisses aus der 112. Sure lautet:

„Ich bezeuge, dass es keinen Gott gibt außer Allah, und ich bezeuge, dass Muhammad sein Diener und Gesandter ist!“

Die Shahada ist das Erste, was ein Mensch hören, und das Letzte, was er einmal sprechen soll, wenn er fühlt, dass seine Sterbestunde gekommen ist. Sie wird dem neugeborenen Kind von seinem Vater ins linke Ohr geflüstert und bei Beerdigungen von den Angehörigen gesprochen. Wichtige Voraussetzung beim Sprechen der Formel im täglichen rituellen Pflichtgebet ist die gute Absicht, mit der man es tut. Vor dem Gebet soll der Gläubige seine gute Gesinnung leise oder im Herzen zum Ausdruck bringen. Danach wird jedes Lebewesen beurteilt. Jeder, der dieses Bekenntnis vor Zeugen ausspricht, ist damit zum Islam übergetreten.

Das ist das islamische Glaubensbekenntnis, die Shahada (= aus dem Arabischen übersetzt bedeutet dies so viel wie Bekräftigung, Bestätigung)

In einem Satz drücken Muslime ihren Glauben aus.

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Station 4: Welche religiösen Pflichten hat ein Muslim?

Um sein Leben in Hinwendung zu Gott zu leben, gibt es fünf Pflichten, die jedem Muslim dabei im Alltag und im Glauben helfen sollen. Man nennt diese Pflichten auch die fünf Säulen des Islam.

Die fünf Säulen des Islam 1. Pflicht oder Säule des Islam: Das Bekenntnis (Shahada) Jeder Muslim und jede Muslima muss an den einen Gott glauben. Das Glaubensbekenntnis, das Muslime häufig am Morgen und als Letztes am Abend sprechen, ist die erste Pflicht: „Ich bezeuge, dass es keinen Gott gibt außer Allah und ich bezeuge, dass Muhammad sein Diener und Gesandter ist.“ 2. Pflicht oder Säule des Islam: Das Gebet (Salat) Jeder fromme Muslim, jede Muslima soll fünfmal am Tag ein vorgeschriebenes Gebet verrichten.

3. Pflicht oder Säule des Islam: Das Fasten (Saum) Im Monat Ramadan sollen die Muslime von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang fasten, das heißt nicht essen und nicht trinken. Nach Sonnenuntergang ist bis Sonnenaufgang Essen und Trinken erlaubt. Kinder, Kranke, schwangere Frauen und Schwerarbeiter sind von dieser Pflicht ausgenommen.

4. Pflicht oder Säule des Islam: Die Pflichtabgabe (Zakat) Die Muslime sollen den Armen etwas von ihrem Geld geben, das nennt man „Pflichtabgabe“. In manchen islamischen Ländern wird diese Pflichtabgabe wie eine Steuer erhoben.

5. Pflicht oder Säule des Islam: Wallfahrt nach Mekka (Hadsch) Die Muslime sollen möglichst einmal im Leben nach Mekka reisen.

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Station 5: Warum tragen viele Musliminnen ein Kopftuch?

Zwei islamische Stimmen zum Kopftuch bzw. Schleier: 1. Hadayatullah Hübsch: pro Schleier: Im Heiligen Koran gibt Allah die Begründung, „damit sie erkannt und nicht belästigt werden“. (Sure 33:60) Das bedeutet, dass eine gottergebene Frau (wörtlich für Muslima) in der Öffentlichkeit sich so zeigen soll, dass sie erkannt wird als eine Frau, die sich moralischen Werten wie Keuschheit und Treue gegenüber ihrem Mann verpflichtet fühlt und deren 5 Liebe zu Allah größer ist als ihre Liebe zu weltlichen Vergnügungen. Sie möchte durch die Bedeckung ihrer Schönheit, die auch in ihren Haaren liegt, kundtun, dass sie nicht flirten will und keine sexuellen Beziehungen zu fremden Männern haben möchte. Die Muslima, die Kopftuch oder Schleier trägt, wendet sich somit bewusst von allem ab, was ihre Reinheit beeinträchtigen könnte. Sie will erkannt werden als eine Frau, die zu innerem Frieden und Glückseligkeit gelangt, indem sie den Geboten Allahs 10 folgt. Aus: Hadayatullah Hübsch: Warum trägt die Muslima Schleier oder Kopftuch? Verlag Der Islam. F.a.M.

2. Lale Akgün: contra Kopftuch: Alice Schwarzer: Sie sind Türkin. Sie sind Muslimin. Und Sie sind mit einem islamischen Religionslehrer verheiratet. Aber Sie tragen nicht nur kein Kopftuch, Sie haben auch noch kurze Haare. Lale Akgün (lacht): Das habe ich meinem Großvater zu verdanken. (…) 5 Schwarzer: Sie haben gesagt: Für mich ist das Kopftuch ein rotes Tuch. Warum? Akgün: Aus zwei sehr unterschiedlichen Gründen: Erstens, weil es den Islam auf ein Stück Tuch reduziert. Zweitens, weil es ein äußeres Zeichen der Ungleichheit von Mann und Frau ist. (…) Frauen sagen zwar: Ich trage das Kopftuch aus freien Stücken. Aber oft ist es der Wunsch, dem Mann, dem Vater oder Ehemann, den Wunsch von den Augen abzulesen. (…) 10 Schwarzer: Sie sind ja in den frühen 60er Jahren mit Ihren Eltern nach Deutschland gekommen. Hat sich seither bei der Mehrheit der hier lebenden Türken etwas verändert? Akgün: Ja, ganz stark. So richtig aufgefallen ist mir das in einer Ausstellung im Ruhrlandmuseum 1998. Da ging es um die Immigration der Türken, die neue und die alte Heimat. Und da sah man, dass die Türkinnen in den 60er Jahren überhaupt keine Kopftücher trugen. Das fing erst in den 15 80er Jahren an, ganz schleichend. Es hatte mit dem Militärputsch 1980 in der Türkei zu tun. Und mit Khomeinis Putsch 1979 im Iran. Also mit der Islamisierung der muslimischen Länder. (…) Auf einmal gehörte es dazu, Kopftuch zu tragen. Schwarzer: Das Kopftuch also nicht als Ausdruck des Glaubens, sondern als Signal für eine politische Haltung? 20 Akgün: Ganz klar. Erst danach kamen die überhöhenden kulturellen und religiösen Erklärungen: das Kopftuch als Ausdruck der muslimischen Identität, der eigenen Kultur etc. (…) Das, was wir heute in Deutschland als islamisches Kopftuch kennen – dieser lange Mantel mit dem Kopftuch über den Schultern und den ganz abgebundenen Haaren –, diese Kluft ist überhaupt erst in den 80ern entstanden. Das gab es früher überhaupt nicht. 25

Aus: Alice Schwarzer, Vorbilder und Idole, Köln 20033, S. 49f

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