Österreich - mama thresl · des neu eröffneten Hotels „Mama Thresl“ Versprechen oder...

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Österreich

46 abenteuer und reisen 3 I 2015

Cool and theLeogang

„Urban soul meets the alps“: Ist der Claim

des neu eröffneten Hotels „Mama Thresl“

Versprechen oder Drohung? Wir

wollten wissen, was die hippe Herberge im

Salzburger Land außer lässigen

Anglizismen und kreativer Namensgebung

ihren Gästen zu bieten hat.

Text: Peter Pfänder

Trendgeiles Hipster-Teil, bemüht cool!

So könnte man nach Besuch der Websiteabwinken – wenn nicht das Power-PaarHuwi und Renate Oberlader hinter demProjekt steckten. Die Hoteliers haben vorfünf Jahren das Konzept der luxuriösenChalet-Resorts neu definiert und mit dem„Priesteregg“ eine echte Benchmark ge-setzt. Also Grund genug, trotz ein wenigSkepsis nach Leogang zu fahren. Auf den ersten schnellen Blick

ist das „Mama Thresl“ ein Hotel, das sichan früh arrivierte Großstadt-Hipster undboardende Lumbersexuals wendet. AnMenschen, die für den konventionellenAlpentourismus in der Seppl-Romantik-Version wie in der Luxus-Spa-Variantenichts übrig haben. Eine coole Klientel,die man urlaubenderweise vornehmlichim „25 hours Bikini Hotel“ in Berlin

(„open for monkey business) und Ham-burg („a girl in every port“) antrifft oderim Pariser beziehungsweise Istanbuler„Mama Shelter“, die bei der Namensge-bung inspiriert zu haben scheinen. Ewigjugendliche zwischen 40 und 55

dürften die zweite wichtige Zielgruppesein. In so einem Ambiente fühlt man sichauch als von Midlife-Crisis Geplagter vieljünger, mit Sound von wechselnden DJs,in Sitzsäcken vor der großen LED-Wand,auf der krasse GoPro-Boarder-Videoslaufen. Oder abends, mit einem coolenCocktail in der Hand, den der noch coo -lere „Icke“ aus Berlin (mit Hipster-Brille,Beanie, allerorten Tattoos) in einer hyper-lässigen Show hinterm Thresl-Tresen zu-sammenzaubert. Und auch dank des nichtnur sehr freundlichen, sondern auch sehrgut aussehenden weiblichen Personals.

Zirbenholz ist gut für den Beat,

es senkt den Herzschlag. Also heimischeZirbe an den Zimmerwänden, dazu ein Na-tursteinbecken, Rainfall-Shower mit XXL-Felsen sowie blitzschnelles WLAN. Unddann dieser – ja, wie nennt man das? – Holz-vorhang? Schiebewand? Auf jeden Fall hatdas Zimmer viel Holz vor der Scheibe, mitverstecktem Fernseher und Klapptisch.Pfiffig. Zimmer der Kategorie „near to hea-ven“ haben Dachterrasse und Hotpot. Die„prices“ variieren je nach Nachfrage zwi-schen 190 und stolzen 360 Euro pro Tag,inklusive Frühstück. Sauna – äh, sorry „pa-noramic heat“ – kostet für Gäste im Stan-dardzimmer zehn Euro extra. Lage! Lage! Lage!

Das ist bei Immobilien ehernes Gesetz.Und das „Mama Thresl“ liegt gut, direktgegenüber dem populären Bike Park und

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der Asitz-Talstation. Ein Wunder, dass das Grund-stück über Jahre unbeachtet im Besitz der örtlichenBank verblieben war – bis Huwi kam und es erstand,um dort ein Low-Budget-Hotel zu errichten. Alsdann an Ostern 2014 der erste Spatenstich für das 50-Zimmer-Haus erfolgte, hatte sich das Konzeptgrundlegend gedreht, weg vom Budget hin zum mo-dernen, lässigen, clubbigen Resort. Dank Holzbau-weise stand das Haus ruck zuck, samt architektoni-scher Schmankerl wie der 50 Felsenduschen und desriesigen Felsens in der BarLoungeLobby, der überdrei Stockwerke hinweg als Klettersteig dient.Diesen Weg muss auch nehmen, wer sich für „Sushioder eine Pinzgau er Jause den Tisch im ,Mountain’sPeak‘ reserviert hat“, so Hotelchefin Lisa. An Wochenenden ist Party angesagt,

wird der haushohe Lichthof zur Arena. Direkt überder Bar sorgen Artistinnen am Trapez für Spannung.Am Freitag und an Wochenenden legen DJs auf. Hin-ter dem Mischpult ragt der Weinkühlschrank zweiStockwerke hoch auf. Sollte ein Gast eines der edlenGewächse ganz oben ordern, wird die Hotelchefinhöchstselbst am Flaschenzug in die Höhe gezogen.Das Personal firmiert unter „brothers & sistas“, et -was frech eben. Und „auf Augenhöhe mit den Gäs -ten“, wie es Energiebündel Lisa definiert, die zuvorelf Jahre bei Robinson und danach in einem kleinenSchweizer Fünf-Sterne-Hotel war. Burger und Steaks

brutzeln ein paar Schritte von der Bar auf einemmächtigen Grill, im Pizzaofen knuspert sich derFlammkuchen zurecht. Die Karte des „Mama Thresl“ist überschaubar, das Essen gut – ohne Candle-Light

und flankierende Besteckbündel. Lässig eben. Undoriginell dazu: Die Lampen in den Gängen ließ sichHotelbesitzer Huwi aus Ästen und LED-Elementennach eigenen Entwürfen bauen. Originell ist auch derKlettersteig an der Fassade und über der Bar. Auffal-lend ist das Cross-Marketing: Brands und Labels anallen Ecken. MyMuesli prangt über dem Frühstücks-buffet, Fatboy-Labels hängen an Kissen, Sitzeckenund Lampen, GoPro ist omnipräsent. Nur bei denKondomen auf dem Zimmer fehlt der Sponsor: Dassind „Mama Thresls Überzieher“.Spätestens hier stellt sich die Frage

Wer ist nun Mama Thresl? Ein Fantasiegebilde? Diemarkt forschungsgetriebene Kreation schlauer Mar-keting-Fuzzis? Profanes Plagiat von Mama Shelter?Nein. Es gibt sie wirklich. Es ist die Mutter von ChefinRenate Oberlader. „Die Thresl hat elf Kinder auf dieWelt gebracht, dazu einen Hof mit 40 Stück Vieh be-wirtschaftet, eine Pension betrieben und ein Fuhr-unternehmen gegründet und geführt“, so Huwi überseine Schwiegermutter. Und wie die Dame das nunalles so finde, will ich wissen. „Na, lustig halt, und läs-sig.“ Und damit ist die Mitachtzigerin wohl eh dieCoolste im ganzen Pinzgau.

MAMA THreSL

DZ „woodenstyle“ je nach Auslastung 130 bis 240 Euro, DZ

„near to heaven“ 190 bis 360 Euro. Originell ist das BBQ am

Tisch, das Hut-Essen in „Huwi’s Alm“. mama-thresl.com

MTB-TIPP: Downhills auf WM-Niveau für passionierte Biker,

mehr dazu in Heft 4/2015. bike.saalfelden-leogang.com

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1 Barkeeper „Icke“

mixt coole Drinks

2 Die Wand hoch

geht’s zum Dinner im

„Mountain’s Peak“

3 Burger im „Thresl’s

Kitchen“

4+5 Viel Holz an der

Hütte! In den

Zimmern und im

Ruhebereich „the

rest coves“ mit

schönem Bergblick