Stiftungsfokus Nr. 3: Nachhaltige Geldanlage
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Nachhaltige Geldanlage: Ein Thema für Stiftungen?Antje Bischoff und Berenike Wiener
Immer mehr Stiftungen investieren ihr Vermögen in nachhaltige Unterneh-men und Projekte, die zur Lösung gesellschaftlicher Probleme beitragen, soziale und technische Innovationen erproben oder Umweltstandards einhal-ten. Kurz, sie wenden Nachhaltigkeitskriterien auf ihr Stiftungsportfolio an. Nachhaltige Geldanlagen ergänzen die klassischen Kriterien der Rentabilität, Liquidität und Sicherheit um ökologische, soziale und ethische Aspekte.1 Da-bei stehen vor allem zwei Motive im Vordergrund: Zum einen geht es darum, Werte aus dem Stiftungszweck abzuleiten, die sich dann in der Kapitalanlage widerspiegeln. Zum anderen geht es um Rendite-Risiko-Aspekte. Und die Strategien, die Stiftungen zur Umsetzung verfolgen, reichen von Ausschluss- und Positivkriterien bis hin zu Best-in-Class-Ansätzen.
Auch in der Beratungspraxis des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen gewinnen nachhaltige Geldanlagen an Bedeutung: Zahlreiche Stiftungen wollen wissen, wie die Vermögensbewirtschaftung unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit gelingen kann. Deshalb hat das Kompetenzzentrum Stif-tungsforschung im Bundesverband Deutscher Stiftungen die Thematik jetzt in einer Befragung des StiftungsPanels aufgegriffen und erste, grundlegende Daten erhoben.
f kusNr. 3 | Stand 12/2014
Aktuelle Analysen und Fakten zum Stiftungswesen, herausgegeben vom Bundesverband Deutscher Stiftungen
www.stiftungen.org
Nr. 3: Nachhaltige Geldanlage
Erhebungsmethode: Online-Befragung mit dem StiftungsPanel
Erhebungszeitraum: 18. September bis 9. Oktober 2014
Stiftungen im Panel: 437
Rücklaufquote: 38,9 Prozent
Konzeption, Durchführung und Analyse: Kompetenzzentrum Stiftungsforschung im Bundes-verband Deutscher Stiftungen
STIFTUNGSFOKUS In der digitalen Reihe „Stiftungsfokus“ bringen wir Stiftungsforschung auf den Punkt: Wir fokussieren auf einzelne Fragestellungen und bereiten aktuelle Themen für Stiftungsvertreterinnen und -vertreter, Medienschaffende, Politikerinnen und Politiker sowie alle am Stiftungswesen Interessierten auf.
Den Stiftungsfokus finden Sie nur online unter: www.stiftungen.org/stiftungsfokus
1 Definition: Forum Nachhaltige Geldanlagen (www.forum-ng.org/de/nachhaltige-geldanlagen/nachhaltige-geldanlagen.html, 18.11.2014)
www.stiftungen.org/stiftungsfokus
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DIE WICHTIGSTEN ERGEBNISSE
Viele Befragte kennen sich nach eigener Einschätzung mit dem Thema „nach-haltige Geldanlagen“ mittlerweile gut aus. Geringfügige Unterschiede zeigen sich, wenn die Gruppe der befragten Stiftungen hinsichtlich des Stiftungs-kapitals differenziert wird: Bei großen Stiftungen ist der Anteil derjenigen, die angegeben haben, gute Kenntnisse zu haben, etwas höher als bei kleinen.2
Nachhaltige Geldanlagen: Es mangelt nicht an Wissen
Über 85 Prozent der Befragten schätzen ihre Kenntnisse zu nachhaltigen Geldanlagen als „gut“ oder „mittel“ ein.
gut42,9
42,3
14,9
40,0
45,2
38,7
45,2
21,3
9,7
Wie schätzen Sie den in Ihrer Stiftung vorhandenen Kenntnisstand zum Thema „nachhaltige Geldanlagen“ ein?
mittel
gering
Gesamt (n = 168)
Gesamtkapital bis 1 Mio. Euro (n = 75)
Gesamtkapital über 1 Mio. Euro (n = 93)
2 Stiftungen mit einem Gesamtkapital von über 1 Million Euro werden im Folgenden als „große“, solche mit weniger als 1 Million Euro als „kleine“ Stiftungen bezeichnet.
Das Thema „nachhaltige Geldanlagen“ hat vielfach Eingang in die Anlage-richtlinien der befragten Stiftungen gefunden. Kleine Stiftungen haben zwar insgesamt seltener Anlagerichtlinien als große, aber sie legen darin häufiger Nachhaltigkeitskriterien fest.
Nachhaltigkeitskriterien sind oft Teil der Anlagerichtlinien
Zwei Drittel der befragten Stiftungen haben Anlagerichtlinien …
ja
nein
66,1
33,9
49,379,6
50,7
20,4
Gibt es in Ihrer Stiftung Anlagerichtlinien?
Prozent
Prozent
20
20
60
60
50
50
30
30
70
70
40
40
80
80
90
90
100
100
Gesamt (n = 168)
Gesamtkapital bis 1 Mio. Euro (n = 75)
Gesamtkapital über 1 Mio. Euro (n = 93)
www.stiftungen.org/stiftungsfokus
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Fast die Hälfte der befragten Stiftungen mit mehr als 1 Million Euro Kapital bezieht bei Anlageentscheidungen Nachhaltigkeitskriterien ein (49,3 Prozent, n=67). Die Kriterien orientieren sich bei den großen Stiftungen allerdings seltener am Stiftungszweck als bei kleinen.
Auch bei konkreten Anlageentscheidungen werden Nachhaltigkeitskriterien einbezogen
Mehr als 40 Prozent der befragten Stiftungen berücksichtigen bei Anlageentscheidungen Nachhaltigkeitskriterien …
ja
nein
keine Angabe möglich
Werden in Ihrer Stiftung Nachhaltigkeitskriterien bei Anlageentscheidungen berücksichtigt?
15,8
18,913,4
42,5
41,7
34,049,3
47,2
37,3
… und etwas über 40 Prozent verankern darin Nachhaltigkeitskriterien.
ja
nein
ist geplant
43,2
45,9
10,8
59,535,1
29,7
54,1
10,810,8
Sind Nachhaltigkeitskriterien in Ihren Anlagerichtlinien verankert?
Gesamt (n = 120)
Gesamtkapital bis 1 Mio. Euro (n = 53)
Gesamtkapital über 1 Mio. Euro (n = 67)
Gesamt (n = 111)
Gesamtkapital bis 1 Mio. Euro (n = 37)
Gesamtkapital über 1 Mio. Euro (n = 74)
Prozent 20 605030 7040 80 90 100
Prozent 20 605030 7040 80 90 100
www.stiftungen.org/stiftungsfokus
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Bessere Renditeerwartungen spielen bei Anlageentscheidungen für nachhaltige Geldanlagen eine untergeordnete Rolle
Die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien bei der Geldanlage dient offenbar weniger der Optimierung des Risikomanagements oder der Ver-besserung des Images, sondern passt nach der überwiegenden Meinung derjenigen, die solche Kriterien bereits anwenden, gut zu einer Non-Profit- Organisation.
Fast 90 Prozent der Befragten finden, dass die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien zu einer gemeinnützigen Einrichtung passt.
Was sind die Hauptmotive der Stiftung für die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien bei Anlageentscheidungen?Mehrfachnennungen möglich
n = 99
… die sich wiederum bei über einem Drittel am Stiftungszweck orientieren.
keine Angabe möglich
Orientieren sich die Nachhaltigkeitskriterien am Stiftungszweck?
Gesamt (n = 99)
Gesamtkapital bis 1 Mio. Euro (n = 40)
Gesamtkapital über 1 Mio. Euro (n = 59)
Prozent
Prozent
20
20
60
60
50
50
30
30
70
70
40
40
80
80
90
90
100
100
ja
nein
teils, teils
36,4
23,2
37,4
3,0
47,5
28,8
20,0
25,4
27,5
5,0
44,1
1,7
Verbesserung des Images der Stiftung
Optimierung des Risikomanagements
Passt zu einer gemeinnützigen Einrichtung/ Non-Profit-Organisation
Bessere Renditeerwartungen
Sonstiges
87,9
16,2
15,2
31,3
38,4
www.stiftungen.org/stiftungsfokus
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Ein Viertel der Befragten wendet Nachhaltigkeitskriterien auch bei der Anlage in Beteiligungen wie „erneuerbare Energien“ an.
In welchen Anlageklassen werden in Ihrer Stiftung Nachhaltigkeits kriterien berücksichtigt?Mehrfachnennungen möglich
63,6
65,7
35,4
18,2
Einige Stiftungen legen bereits einen großen Anteil der Anlageklassen nach Nachhaltigkeitkriterien an.
Wie hoch schätzen Sie den Anteil der nach Nachhaltigkeitskriterien angelegten Anlageklassen am gesamten Vermögen?in Prozent
0 20 5030 6010 40 908070 100
Häufigkeit
Mittelwert = 51,9n = 99
Nachhaltigkeitskriterien werden zwar schon oft angewendet, ihre Einhaltung wird aber mehrheitlich nicht regelmäßig überprüft
Der geschätzte Anteil der nach Nachhaltigkeitskriterien investierten Anla-geklassen am Stiftungsvermögen weist eine starke Streuung auf. Gefragt danach, bei welchen Anlageklassen die Kriterien zur Anwendung kommen, werden Aktien und Renten am häufigsten genannt.
Prozent 20 605030 7040 80 90 100
26,3Beteiligungen (z.B. erneuerbare Energien)
Alternative Investments
Sonstiges16,2
Immobilien
Aktien
Renten
n = 99
20
15
10
5
0
www.stiftungen.org/stiftungsfokus
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Über 90 Prozent der Befragten meinen, dass die Bedeutung des Themas „nachhaltige Geldanlagen“ in ihrer Stiftung zunehmen oder zumindest gleich bleiben wird.
Wird Ihrer Meinung nach die Bedeutung des Themas „nachhaltige Geldanlagen“ für Ihre Stiftung zukünftig ...
1,34,3
4,8
4,05,4
Nachhaltige Geldanlagen bleiben auch künftig Thema
Über 46 Prozent der befragten Stiftungen glauben (n=168), dass das Thema „nachhaltige Geldanlagen“ in ihrer Stiftung eine größere Rolle spielen wird. Bei den großen Stiftungen ist sogar die Hälfte dieser Ansicht (49,5 Prozent, n=93).
Bei knapp einem Drittel der befragten Stiftungen wird die Einhaltung der Nachhaltigkeitskriterien überprüft – und zwar unabhängig.
Wird die Einhaltung der Nachhaltigkeitskriterien regelmäßig (unabhängig) überprüft, z. B. durch den Vermögensverwalter?
Gesamt (n = 168)
Gesamtkapital bis 1 Mio. Euro (n = 75)
Gesamtkapital über 1 Mio. Euro (n = 93)
Gesamt (n = 99)
Gesamtkapital bis 1 Mio. Euro (n = 40)
Gesamtkapital über 1 Mio. Euro (n = 59)
Prozent
Prozent
20
20
60
60
50
50
30
30
70
70
40
40
80
80
90
90
100
100
eher zunehmen
gleich bleiben
eher abnehmen3,0
46,4
45,8
42,7
49,5
52,0
40,9
keine Angabe möglich
ja
nein
keine Angabe möglich12,1
7,515,3
31,3
56,6
35,0
28,8
57,5
55,9
www.stiftungen.org/stiftungsfokus
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FAZIT
Der dritte Stiftungsfokus liefert neue Zahlen zum Thema „nachhaltige Geld-anlage“. Er stellt ferner Aussagen auf den Prüfstand, die häufig im Zusam-menhang mit Stiftungen und nachhaltigen Geldanlagen getroffen werden. Die Panelbefragung brachte fünf wesentliche Ergebnisse:
Die Mehrheit der befragten Stiftungen stuft die eigenen Kenntnisse zu nachhaltigen Geldanlagen als „gut“ oder „mittel“ ein.
Gibt es Anlagerichtlinien, so sind darin vor allem bei kleinen Stiftungen häufig Nachhaltigkeitskriterien verankert.
Bei konkreten Entscheidungen zur Vermögensanlage werden Nachhaltig-keitskriterien berücksichtigt.
Die Mehrheit der befragten Stiftungen meint, dass die Anwendung von Nachhaltigkeitskriterien gut zu einer gemeinnützigen Einrichtung passt – bessere Renditeerwartungen spielen eine nachgeordnete Rolle.
Die Einhaltung von Nachhaltigkeitskriterien wird nur bei etwas weniger als einem Drittel der befragten Stiftungen regelmäßig überprüft.
Die mittleren bis guten Kenntnisse zu nachhaltigen Geldanlagen stehen scheinbar im Widerspruch zu den vielen Bitten um Beratung, die den Bundes-verband Deutscher Stiftungen erreichen. Die Nachfragen aus der Praxis zielen jedoch in erster Linie auf konkrete Möglichkeiten der Umsetzung. Auf den Bedarf hat der Bundesverband bereits in diesem September reagiert und für seine Mitglieder eine Informationsbroschüre (s. u.) herausgegeben, die in fünf Schritten den Weg zur nachhaltigen Geldanlage beschreibt.
Stiftungen sind im Grunde genommen prädestiniert für nachhaltiges Invest-ment. Das unterstreichen auch die Ergebnisse, denn den befragten Stiftun-gen geht es bei der Geldanlage in erster Linie um die inhaltliche Kohärenz mit der Arbeit einer gemeinnützigen Organisation und nicht vorrangig um die Erwirtschaftung höherer Renditen. Um zu zeigen, dass nachhaltige Geld-anlagen mindestens genauso gute – wenn nicht sogar bessere – Renditen erwirtschaften, sind weitere Studien wünschenswert. Außerdem wird bei der Vermögensbewirtschaftung in punkto nachhaltige Geldanlagen eine Professi-onalisierung sinnvoll und notwendig sein. Umso erfreulicher ist es, dass nach Einschätzung der hier befragten Stiftungen die Bedeutung des Themas in der eigenen Stiftung künftig zunehmen wird.
3
2
5
1
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www.stiftungen.org/stiftungsfokus
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PUBLIKATIONEN UND LINKS
Berenike Wiener und Rolf D. HäßlerDer Weg zu nachhaltiger VermögensanlageFünf Schritte zur erfolgreichen Integration von sozialen, ökologischenund kulturellen Kriterien in die Verwaltung des StiftungsvermögensStiftungsinfo Nr. 3, „Nachhaltig investieren“
Berlin 2014Exklusiv für Mitglieder des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen
Hermann FalkVermögensanlageStiftungsvermögen professionell verwalten – ein LeitfadenStiftungsRatgeber, Band 6
Berlin 2011ISBN: 978-3-941368-18-7128 Seiten19,80 Euro* | Mitgliederpreis 16,80 Euro*
* zzgl. 3,00 Euro VersandkostenpauschaleBestellbar (auch als E-Book) unter: www.stiftungen.org/verlag
Weitere Informationen zum Thema:
www.stiftungen.org/finanzen
www.stiftungen.org/stiftungsfokus
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Ihre Fragen beantworten:
Berenike Wiener Referatsleiterin Stiftungsmanagement und Corporate SectorFinancial Consultant (Frankfurt School)Stiftungsmanagerin / Stiftungsberaterin (DSA)[email protected]
Dr. Antje BischoffLeiterin Kompetenzzentrum StiftungsforschungStiftungsPanel [email protected]
Impressum:
Bundesverband Deutscher Stiftungen e.V. | Haus Deutscher Stiftungen Mauerstraße 93 | 10117 Berlin | Telefon (030) 89 79 47-0 | Fax -11 www.stiftungen.org
V.i.S.d.P.: Prof. Dr. Hans Fleisch | GeneralsekretärRedaktion: Dr. Antje Bischoff (verantwortlich), Berenike Wiener
Unser Dank gilt allen Stiftungen, die sich an der Erhebung beteiligt haben.
Gefördert von:
JA
Machen Sie mit beim StiftungsPanel – und tragen Sie zur langfristigen Erforschung des Stiftungswesens bei!
NEIN
Panel
Unser Dank gilt:
für alle Stiftungen bis zu 4 Befragungen im Jahr 10 bis 15 Fragen die Daten werden vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben vorab Befragungsergebnisse für registrierte Teilnehmer
Die Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats – Prof. Dr. Sebastian Braun, Prof. Dr. Marc Eulerich, Prof. Dr. Rainer Hüttemann, Prof. Dr. Karl-Heinz Paqué, Prof. Dr. Berit Sandberg – bringen ihre Expertise bei der Erarbeitung der Studien ein.
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