Strategien eines Kreises mit stark schrumpfender Bevölkerung · 2014. 10. 11. · Umgang mit den...
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- Strategien eines Kreises mit starkschrumpfender Bevölkerung -
Dr. Jürgen Brückner
Wir werden weniger, älter und bunter
Dr. Jürgen Brückner
5. Deutscher Kämmerertag in Würzburg17.09.2009
105
110
115
Bevölkerungsentwicklung im EN-Kreis1990 - 2008 (1990 = 100)
Breckerfeld
Sprockhövel
90
95
100
1990 1995 2000 2005 2008
Quelle: LDS / IT NRW
EN-Kreis
Ennepetal
Schwelm
Wetter
Gevelsberg
Herdecke
Hattingen
Witten
Handlungsstrategien- Überblick -
• Kommunale Ansatzpunkte zur aktivenBeeinflussung des demographischen Wandels
welche gibt es überhaupt ?welche Relevanz ?
• Kommunale Ansatzpunkte zum Umgang mitden Folgen des demographischen Wandels vor Ort
welche Relevanz ?
die wesentlichen HandlungsfelderBeispiel Ennepe-Ruhr-Kreis
Aktive Beeinflussung des demographischen Wandels
durch Wohnungsbau / Wohnflächenpolitik
durch Arbeitsplatzschaffung / Wirtschaftsförderung
unmittelbare Wirkung
aber: regionale Konkurrenz / Leerstände
welche Marktsegmente / Qualitäten ?
Konfliktfelder
•
• durch Arbeitsplatzschaffung / Wirtschaftsförderung
durch „soft policies“
nur individuelle Wirkung in der Region
Imagestrategien, Familienfreundlichkeit
(unrealistisch: „sun-city“ - Strategie)
Zwischenresümee: nur begrenzte Einflussnahme
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70.000
Umgang mit den Folgen des demographischen Wandels vor Ort (1)
Anpassung der Infrastruktur an geringere Einwohnerzahlen, insbesondere im Bereich der Infrastruktur für Kinder und Jugendliche
•
Zum Teil erhebliche Rückgänge in den Altersgruppen0-18 - Jährige im EN-Kreis
0
10.000
20.000
30.000
40.000
50.000
60.000
70.000
2008 2030 In einem Kreis: Druck auf ortsübergreifende Lösungen
Politische „Kosten“
Die Erwartung von Demographie-gewinnen ist eher unrealistisch
Kosten des Systemumbaus
Überlagerung durch qualitative Aspekte / Standardsteigerungen
0-5 J.
6-9 J.
10-15 J.
16-18 J.
Umgang mit den Folgen des demographischen Wandels vor Ort (2)
die alternde Gesellschaft / Pflegeproblematik•
drastische Erhöhung des Anteils älterer Bewohner
beinhaltet auch Chancen und Potentiale (Ehrenamt, Selbsthilfe...)Über 60-Jährige im EN-Kreis
Beispiele EN
in einem dem Markt geöffneten Umfeld
Potentiale (Ehrenamt, Selbsthilfe...)
aber: am gravierendsten für die Kommunen ist die Bewältigung der Pflegeproblematik
Handlungsfeld mit höchster sozialpolitischer und finanzwirtschaftlicher Brisanz
Über 60-Jährige im EN-Kreis
0
20000
40000
60000
80000
100000
120000
2008 2030
80+ J.
60 - 80 J.
Umgang mit den Folgen des demographischen Wandels vor Ort (3)
noch: Pflegeproblematik
dramatisch wegbrechendes Selbsthilfepotential aus demo-graphischen Gründen, verstärkt durch Verhaltenskomponenten
Gefahr der Durchsetzung von Marktmechanismen („Heiminvestoren“) trotz des weit überwiegenden Interesses der Betroffenen, im
bei schwieriger Haushaltslage
trotz des weit überwiegenden Interesses der Betroffenen, im häuslichen Umfeld zu bleiben
Gefahr stark steigender Belastungen der kommunalen Haushalte
strategische Entscheidung: investieren inverlässliche und komplette Angebotsnetzwerke für häusliche Pflegeträgerunabhängige Beratung und Fallmanagement
•
•
als Signale an den Markt (Investoren)
Umgang mit den Folgen des demographischen Wandels vor Ort (4)
Arbeitsmarktalternde Belegschaften erfordern neue Konzepte für Innovation und Qualifizierung
betriebliche Gesundheitsförderung wird wichtiger
mittel- und langfristig wird sich der Fachkräftemangel wieder als zentrales Problem der Unternehmen durchsetzen
•
neue Märkte / Produkte / Dienstleistungen
Wirtschaftsförderung und kommunale Arbeitsmarktakteure können unterstützen: Beschäftigungspakt für Ältere, Übergangsmanagement Schule - Beruf, Rahmenbedingungen für Frauenerwerbstätigkeit
Wirtschaftsförderung / Tourismus
Barrierefreiheit
Integration / Stadtteile mit besonderen sozialen Problemlagen
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Resümee aus finanzwirtschaftlicher Sicht
in vielen Handlungsfeldern eher eine Frage der Perspektive / der sachgerechten Arbeitsschwerpunkte, weniger finanziell relevant
„Demographiegewinne“ durch Infrastrukturrückbau sind eher nicht zu erwarten
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gravierende finanzielle Belastungen vor allem im Pflegebereich
die Mechanismen des Finanzausgleichs mit der Bedarfs-bemessung anhand von Einwohner- / Schülerzahlen verschärfen die finanziellen Disparitäten
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Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Wir werden weniger, älter, bunter- Den Wandel gestalten -Kämmerertag Würzburg, 17. September 2009
Rolf Brune, WestLB AG
WestLB AGHerzogstraße 1540217 Düsseldorf
WestLB AGRolf Brune
17. September 2009Demographischer WandelSeite 2
Aufbau des Vortrags
1. Geringere Bevölkerung – geringere Schulden ?
2. Was können wir (als Bank) tun, um den Wandel in Kommunen zu begleiten?
3. Flächen-/Immobilienmanagement - Optimierung der materiellen Infrastruktur
4. Schulden-/Vermögensmanagement – Optimierung der Finanzausstattung
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Teil 1
Geringere Bevölkerung – Geringere Schulden ?
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Der Ennepe-Ruhr Kreis: Bevölkerungszahlen
Der Verlust von ca 40.000 Einwohnern in 20 Jahren – die drittgrößte Stadt des Kreises Gevelsberg hat aktuell 32.000 Einwohner – geht einher mit einer deutlichen Verschiebung in der Altersstruktur
Bis 20 Jahre: von 67,5 auf 48,6 T - 28% (NRW: - 19% / 25-50: - 16%)
20 – 60 Jahre: von 183,3 auf 148,6 T - 19% (NRW: - 8% / 25-50: - 14%)
Über 60 Jahre: von 93,8 auf 108,7 T +16% (NRW: +24% / 25-50: + 9%)
Die Entwicklung findet deutschlandweit mit unterschiedlicher Ausprägung statt, sie wird sich noch lange fortsetzen
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Prognose der Bertelsmann-Stiftung in 2005:- Wachstumsfähige Gesellschaft und handlungsfähiger Staat -
Erwerbsquote von Frauen und älteren Einwohnern erhöhen
Integration von Ausländern verbessern
Rentenentwicklung begrenzen
Ausgeglichene Haushalte bis 2010 erreichen, um den Handlungspielraumfür den notwendigen Umbau zu schaffen
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Finanzielle Auswirkungen des Wandels
Rückbau der Infrastruktur insbesondere im Bereich Bildung (im Prinzip würde dies Sonderabschreibungen bedeuten), aber qualitativer Ausbau notwendig (frühere und längere Betreuung von Kindern Voraussetzung zur Steigerung der Frauenerwerbsquote)
Zusätzliche Ausgaben zu besseren Integration von Ausländern
Geringeres Steueraufkommen durch signifikant weniger Einwohner im erwerbstätigen Alter
Zusätzliche öffentliche Ausgaben im Bereich Alterssicherung
Zusätzliche Anstrengungen zur Abschwächung der Entwicklung – Die junge Familie im eigenen Heim bzw. der einkommensstarke Single-Haushalt als Planungsziel
Alle Trends dürften sich über das Jahr 2025 fortsetzen
Fazit: Erhebliche zusätzliche Belastungen für Haushalte zu erwarten
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Teil 2
Was können wir tun, um den Wandel zu gestalten ?
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Die Begleitung des Wandels erfordert neue Konzepte
Nicht mehr benötigte öffentliche Flächen / Gebäude müssen für eine private Nutzung umgestaltet werden
Interkommunale Zusammenarbeit für weitere Verbesserung des Gewerbeflächen- und Wohnangebots bei gleichzeitiger Verbesserung des Freizeitwerts (Kultur, Landschaft)
Maßnahmen zur Gestaltung attraktiver Innenstädte
Steigerung der Attraktivität für Senioren („Sun-City“ ?) ?
Finanzielle Spielräume von Städten und Kreisen müssen erweitert werden –Schulden und Pensionslasten verhindern Handlungsspielräume
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Eine kommunale Eröffnungsbilanz (Beispiel)
1 Anlagevermögen
1.1 Immaterielle Vermögensgegenstände1.2 Sachanlagen
Unbebaute Grundstücke 36 Bebaute Grundstücke 114Infrastrukturvermögen 149….
1.3 FinanzanlagenBeteiligungen 16Sondervermögen 43Wertpapiere…
2 Umlaufvermögen
Bilanzsumme 373
1 Eigenkapital
Allgemeine Rücklage 164Ausgleichsrücklage 15Überschuss/Fehlbetrag
2 Sonderposten 98
3 RückstellungenPensionsrückstellungen 30
4 Verbindlichkeiten
Investitionskredite 34Liquiditätskredite 8
Bilanzsumme 373
Aktiva in Mio € Passiva in Mio €
Hohe Haushaltsfehlbeträge und steigende Pensionsverpflichtungen führenin vielen Kommunen schon heute zu einem raschen Eigenkapitalverzehr
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Zusätzliche kommunale Probleme
Die Zahl der Versorgungsempfänger steigt in den nächsten 30 Jahren erheblich an, in Verbindung mit der steigenden Lebenserwartung wird dies zu einer Verdoppelung des Rückstellungsbedarfs führen
Gleichzeitig geht die Zahl der Einwohner insbesondere im erwerbsfähigen Alter deutlich zurück, damit verringern sich die Steuereinnahmen
Das Kommunale Vermögen ist weitgehend nicht rentabel: Schulen, Straßen etc stellen die größten Aktivposten einer kommunalen Bilanz dar,erwirtschaften aber keine cash-flows, scheiden damit als Ertragsquelle zur Finanzierung des Umbaus aus
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Teil 3
Flächen- / Immobilienmanagement
Optimierung der materiellen Infrastruktur
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PPP – Modelle bedürfen der Weiterentwicklung
Bisher im Fokus: Neubau / Sanierung von Infrastruktureinrichtungen
Anwendung sehr zögerlich wegen langer Bindungsfristen und geringer Einflussnahme
Gemeinsame Entwicklungsgesellschaften mit örtlicher Kreditwirtschaft (insbesondere S-Finanzgruppe) und regionaler Bauwirtschaft zur raschen Umwidmung nicht mehr benötigter Infrastruktur in privat nutzbare Flächen
Weiterentwicklung der Sparkasse zu einem Treiber zur Steigerung der Attraktivität einer Kommune durch Begleitung privater Immobilienprojekte.Rentabilität bei schrumpfender Bevölkerung ist allerdings zu beachten.
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Teil 4
Vermögens- / Schuldenmanagement
Optimierung der Finanzausstattung
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Optimierung der Finanzausstattung
Verminderung des Aufwands: Vermögens- / Schuldenmanagement
Verbesserung der Bilanzstruktur: Ausfinanzierung von Pensionsverpflichtungen
Schonender Umgang mit dem Eigenkapital
Aber: besseres Management löst nicht das Grundproblem der Kommunalfinanzen: keine verlässliche und nachhaltig zu beeinflussende Einnahmequelle