Strom auf Baustelle: «Billig» wird teuer!

6
Strom auf Baustelle: «Billig» wird teuer! Fachartikel Elektrotechnik 02/2014 Demelectric AG • Steinhaldenstrasse 26 • CH-8954 Geroldswil Tel. +41 (0)43 455 44 00 • Fax +41 (0)43 455 44 11 • [email protected] • www.demelectric.ch

Transcript of Strom auf Baustelle: «Billig» wird teuer!

Strom auf Baustelle: «Billig» wird teuer! Fachartikel Elektrotechnik 02/2014

Demelectric AG • Steinhaldenstrasse 26 • CH-8954 GeroldswilTel. +41 (0)43 455 44 00 • Fax +41 (0)43 455 44 11 • [email protected] • www.demelectric.ch

32 | Elektrotechnik 2/14

Inst

alla

tions

- & G

ebäu

dete

chni

k

Bau- und Montagestellen weisen ein besonders hohes Unfallrisiko auf.Neben allen anderen Sicherheitsmassnahmen kommt dem Schutz gegeneinen elektrischen Schlag eine wichtige Bedeutung zu. Das ist bei derInstallation der Stromversorgung und bei der Anwendung der Betriebs-mittel zu berücksichtigen.

Sichere Stromversorgung für Bau- und Montagestellen

Vorschriften und NormenDie Sicherheit beim Arbeiten ist in al-len Bereichen Thema der gesetzlichenRegelungen. So ist der Arbeitsschutz imBundesgesetz über die Unfallversiche-rung (UVG SR 832.20) und auch in derVerordnung über die Verhütung vonUnfällen und Berufskrankheiten (VVUSR 832.30) enthalten. In der Verord-nung über den Gesundheitsschutz derArbeitnehmerinnen und Arbeitnehmerbei Bauarbeiten (Bauarbeitenverord-nung BauAV) ist der Begriff der Bau-arbeiten definiert:

Art.2 a Bauarbeiten: Die Herstellung,die Instandstellung, die Änderung, der

Strom auf Baustelle:«Billig» wird teuer!

Rico De Boni

Unterhalt, die Kontrolle, der Rückbauoder der Abbruch von Bauwerken, ein-schliesslich der vorbereitenden und ab-schliessenden Arbeiten . . .

Diese Regelung gilt unabhängig vonder Grösse der Bau- oder Montagestel-len. Somit folgt, dass die einzuhalten-den Bestimmungen für die Sicherheitsowohl für die Grossbaustelle als auchfür den kleinen Umbau sinngemäss um-zusetzen sind. In der BauAV ist auchgrundsätzlich die Verantwortung für dieSicherheit einer Baustelle festgelegt:

Art.3 Bauarbeiten müssen so geplantwerden, dass das Risiko von Unfällenoder Gesundheitsbeeinträchtigungenmöglichst klein ist und die notwendigenSicherheitsmassnahmen, namentlichauch bei der Verwendung von Arbeits-mitteln, eingehalten werden können.

Um Gefahren an den elektrischen An-lagen von Bau- und Montagestellen aus-zuschliessen, sind geeignete Massnah-men umzusetzen. Sie sind festgelegt in:• Niederspannung-Installationsverord-

nung (NIV SR 734.27). Es wird dieMeldepflicht an den Verteilnetzbe-treiber VNB, die baubegleitendeErstprüfung bei Inbetriebnahme, dieSchlusskontrolle und die Ausstellungdes SiNA durch ein unabhängigesKontrollorgan gefordert. Auch wirddie Verantwortung für sichere Instal-lationen durch den Eigentümer be-schrieben.

• Niederspannungs-Installationsnorm(NIN SEV 1000:2010). ZusätzlicheAnforderungen im Kapitel 7.04 er-gänzen die allgemeinen Bestimmun-gen aus der NIN. Nicht zur Baustellegehören aber die elektrischen Anla-gen und Betriebsmittel in den Bau-und Wohncontainern, Toiletten usw.vor Ort.

GefahrenpotenzialAuf Bau- und Montagestellen kommt esimmer wieder zu Unfällen durch einenzu sorglosen Umgang mit den elektri-

Baustromverteiler. (Quelle: Demelectric)

1

Anschluss Netz.

2

Elektrotechnik 2/14 | 33

Inst

alla

tions

- & G

ebäu

dete

chni

k

schen Anlagen oder durch schadhafteAnlageteile oder Betriebsmittel. Hinzukommen die Gefahren, die aus den ho-hen mechanischen und chemischen Be-anspruchungen, aber auch aus den kli-matischen Bedingungen wie Hitze,Nässe und Kälte entstehen. Auch diearbeitsbedingten, schnellen Arbeitsab-läufe können eine Gefahr bilden. DieGefahr eines Elektrounfalls im rauenBetrieb der Bau- oder Montagestellenkann aber reduziert werden:• Durch eine temporäre Stromversor-

gung mit geeigneten Mitteln und ge-nügend Anschlussstellen

• Durch Fehlerstrom-Schutz (RCD), der auch bei kleineren Um- und Er-weiterungsbauten sicherzustellen ist

• Mit der Verwendung von baustellen- tauglichen Betriebsmitteln undWerkzeugen, die auch Nässe aushal-ten und eine genügende mechanischeFestigkeit haben

• Durch die baubegleitende Erstprü- fung bei jeder Inbetriebnahme unddurch die Schlusskontrolle

• Durch Instandhaltung und Instand- setzung während den verschiedenenBauphasen

BaustromverteilerJegliche Versorgung mit elektrischemStrom auf einer Baustelle muss von spe-ziell dafür eingerichteten Speisepunk-ten erfolgen. Das sind:• Baustromverteiler (Bild 1)• Der Baustelle zugeordnete Abzwei-

gungen ortsfester elektrischer Instal-lationen

Der direkte Anschluss von elektrischenBetriebsmitteln an die vorhandene Ge-bäudeinstallation ist ohne Anwendungeines zusätzlichen Schutzes nicht rich-tig. Der Zustand der vorgeschaltetenInstallationen, das Vorhandensein oderdie Funktionsfähigkeit der erforder-lichen Schutzeinrichtung, kann vomAnwender in der Regel nicht beurteiltwerden.

Normalerweise wird ein Baustrom-verteiler als definierter Speisepunkt ver-wendet. Die für die Konstruktion sol-cher Verteiler gültige Norm EN61439-4 Niederspannungs-Schaltge-rätekombinationen – Teil 4: BesondereAnforderungen Baustromverteiler (BV)beschreibt die speziellen Merkmale sol-cher Verteiler, die im Innen- und imAussenraum verwendet werden können.Der Hersteller prüft das Erzeugnis, er-stellt den Stücknachweis und gibt demAnwender alle Bezeichnungen und dieEinsatzbereiche an.

Der Anschluss an das Verteilnetzkann auf unterschiedliche Art erfolgen:a) Meistens wird dem Baustromvertei-ler ein Bauprovisoriums-Anschlusskas-ten BPAK mit der Messung vorgeschal-tet. Dieser wird unmittelbar neben derNetzanschlussstelle platziert. Der An-schluss und die Koordination von In-stallateur und Verteilnetzbetreiber VNBwerden einfacher. Der Kasten wird vomVNB geliefert und betriebsbereit ansNetz angeschlossen. Am frei zugäng-lichen Anschlusspunkt kann dann die

Stromversorgung der Baustelle, übereine Steckverbindung oder über Ab-gangsklemmen, aufgebaut werden. DerKasten ist nicht für Laien zugänglich.Eine Änderung der Baustelleninstalla-tion kann durch den Installateur durch-geführt werden. Durch die Trennungvon Baustromverteiler und Messungwird die Verantwortlichkeit gemässNIV Art. 2 klar auseinandergehalten(Bild 2).b) Hauptsächlich bei Speisungen abNetzkabel wird diese Version noch ge-braucht. Die Messung wird im Bau-stromverteiler eingebaut. Festange-schlossene Baustromverteiler gelten alsortsfeste Installation. Sind die Bau-stromverteiler gesteckt, gelten sie alsortsveränderlich. Jeder Baustromvertei-

ler muss eine zentrale Einrichtung zumTrennen haben. Damit kann im Gefah-renfall oder bei einem Betriebsunter-bruch die Baustelle spannungslos ge-macht werden.

Schutz durch RCD und IPSteckdosenstromkreise und Stromkreisedie in der Hand gehaltene elektrischeBetriebsmittel versorgen, müssen bis zueinem Bemessungsstrom � 32 A durcheine Fehlerstrom-Schutzeinrichtung(RCD) mit I�N � 30 mA geschützt sein.

Als Alternativen wären auch SELV,PELV oder die Schutztrennung mög-lich.

Frequenzgesteuerte Baustellenein-richtungen (Krane, Aufzüge, Schweiss-anlagen usw.) können hochfrequenteFehlerwechselströme erzeugen, die voneinem RCD vom Typ A (Standard)nicht erkannt werden und daher auchnicht auslösen. Eine korrekte Abschal-tung findet nur mit einem RCD vomTyp B (allstromsensitiv) statt. Als Alter-native zum teureren RCD kommt einFestanschluss oder ein Anschluss übereine Steckdose ›32 A in Frage. Wichtigist dann, dass die Abschaltbedingungeneingehalten werden und die nachge-schalteten Stromkreise keine Steckdo-sen enthalten.

Hintereinanderschalten.

3

Baustrasse. (Quelle: Demelectric)

4

34 | Elektrotechnik 2/14

Inst

alla

tions

- & G

ebäu

dete

chni

k

Am einfachsten für die Lagerhaltungsind Baustromverteiler, die RCD für je-de Steckdose � 32 A enthalten. DerEinsatz ist universell (alleine oder zu-sammengeschaltet) möglich. Das Ver-binden von mehreren kleinen Strom-verteilern mittels CEE-Steckvorrichtun-gen 32 A ist eine beliebte und schnelleArt der Baustellenversorgung. Nachtei-lig ist die fehlende Selektivität der zwi-schengeschalteten RCD (Bild 3). DieserUmstand führt allzu oft zu ungewolltenUnterbrüchen, nicht nur beim Strom-verteiler mit defektem Verbraucher,sondern in der gesamten Versorgungs-reihe. Wenn die geschlauften Leitun-gen ohne RCD geschaltet werden, sokann dies nur mit Steckvorrichtungengeschehen, die nicht zur freizügigenVerwendung geeignet sind. Es sind diesz. B. die Steckvorrichtung 3 × 400/230 V,32 A 7h schwarz (Info electrosuisse2071 a). Die mechanische Codierungauf 7h der schwarzen CEE 32 A Steck-vorrichtung verhindert eine unerlaubteVerwendung. Somit beschränkt sich derFI-Schutz auf die für den normalen Ge-brauch bestimmten Steckdosen derVerteiler.

LeitungenDie Leitungen der Baustelle sind er-höhten Belastungen ausgesetzt. Dies istnicht nur während der Rohbauphase so,sondern über die gesamte Bauzeit derFall. Da bekanntlich kaum jemandRücksicht auf die Leitungen nimmt, istes unerlässlich, dass gegen Beschädi-gung etwas unternommen wird:• Für alle gesteckten Anschlüsse und

die ortsveränderlichen Verteiler sind

flexible Leiter zu verwenden.• Die Leitungen müssen so verlegt

werden, dass sie durch den Baube-trieb nicht beschädigt werden kön-nen.

Kreuzen sie Baustrassen, so sind siegut zu schützen (Bild 4). Sie könneneingegraben, durch Rohre oder Kabel-brücken geschützt oder hochgehängtwerden. Die Isolation muss den erhöh-ten Anforderungen entsprechen. PUR(Polyurethan) als zähes und abriebfestesIsolationsmaterial hat sich seit Jahrenbewährt. Die dickere Isolation und derdickere Mantel schützen auch vor demEinklemmen der Leitungen an Metall-teilen (Gerüste, Schächte usw.)

Bild 5 zeigt den Vergleich von geeig-neten Leitungen PUR-PUR/EPR-PUR/GDV und einem für die Baustelleungeeigneten PVC-Kabel. EPR (Ethy-

len Propylen Rubber = Gummi) alsAderisolationsmaterial macht das Kabelflexibler. Die Kosten solcher hochwer-tiger Isolationsmaterialien sind rund50 % höher als bei einfachen PVC-Iso-lationen. Die orange Farbe allein ge-nügt nicht, um ein PUR-Kabel festzu-stellen. Es gibt im Markt auchPVC-Kabel mit orangem Mantel undPUR-Leitungen in anderen Farben.Auch sind Leitungskombinationen vonPVC mit PUR im Handel. Diese eig-nen sich aber nicht für Installationenauf der Baustelle.

Die Leitungsquerschnitte richten sichnach NIN 5.2.4.4. Für ortsveränderli-che Leitungen gilt:bis 16 A = 1,5 mm2

bis 25 A = 2,5 mm2

bis 32 A = 4 mm2

Leuchten und KabelrollenLeuchten müssen den Betriebsbedin-gungen entsprechen. Die SchutzartIP23 ist notwendig. Bei erschwertenBedingungen sind Leuchten höhererSchutzart einzusetzen. Ortsveränderli-che Leuchten müssen Schutzgläser auf-weisen und der Schutzklasse II entspre-chen. Bei Halogenstrahlern ist auf denBrandschutz zu achten.

Immer wieder sind auf Bau- undMontagestellen Kabelrollen (Kabel-trommeln), Steckdosenverteiler oderVerlängerungskabel anzutreffen, dieeigentlich für den Haushaltbereich kon-struiert wurden und zu günstigen Prei-sen angeboten werden. Diese Produktesind grundsätzlich nicht schlecht, siesind aber für den professionellen Ge-brauch auf Baustellen nicht geeignet.Sie weisen schneller Defekte auf undbilden dann eine Gefahr. Die richtigeKabelrolle für die Baustelle (Bild 6)weist die folgenden Merkmale auf:• Ausreichende mechanische Festigkeit

(Metall- oder Kunststoff)• Schutzklasse II der Traggriffe,

Kurbelgriffe und Gehäuse• Schutzart IP 44, damit der Einsatz

unter allen Baubedingungen erfolgenkann

• Leitung Typ RN-F oder BQ-F. PVCLeitungen können schon bei – 5 °Cnicht mehr eingesetzt werden.

• Eingebauter Temperaturschalter (Überhitzungsschutz). Kabelrollenwerden im Kern des aufgerolltenKabels extrem heiss. Ohne diesenSchutz schmilzt das Kabel und dieKabelrolle wird zerstört. Um einunnötiges Abschalten zu verhindern,soll das belastete Kabel abgerolltwerden.

Kabelvergleich.

5

Kabelrolle für die Baustelle. (Quelle: Demelectric)

6

Elektrotechnik 2/14 | 35

Inst

alla

tions

- & G

ebäu

dete

chni

k

Kontrolle und UnterhaltWerden Betriebsmittel schon beimEinlagern geprüft, dann stehen sie auchbei einem schnellen Einsatz zur Verfü-gung (Bild 7). Die Baustelle verändertsich während der Bauzeit laufend. Ge-gen Ende der Baustelle ist von den er-stellten provisorischen Versorgungenbereits vieles lädiert. Nicht mehr ge-brauchte Leitungen sollten aus dem

Verkehr gezogen werden. Werden Lei-tungen durch mechanische Einwirkun-gen so beschädigt, dass sie nur nochentsorgt werden können, ist dies teurerals ein kleiner Eingriff zum Schutz derIsolation.

Regelmässige Kontrollen der Fehler-strom-Schutzeinrichtungen durch dasDrücken der Prüftaste stellt den Schutzsicher. Durch Stösse und Schläge durch

das Herunterfallen von kleinen Vertei-lern können RCD mit ihren diffizilenAuslösern Schaden nehmen.

Richtig angeordnete und gegen Ver-schmutzung durch Gips, Farbe usw. ge-schützte Verteiler haben eine längereLebensdauer und brauchen wenigerUnterhalt (Bild 8). ■

Geprüft: Bereit zum Einsatz.

7

Gut geschützt! (Quelle: Demelectric)

8

Demelectric AG • Steinhaldenstrasse 26 • CH-8954 GeroldswilTel. +41 (0)43 455 44 00 • Fax +41 (0)43 455 44 11 • [email protected] • www.demelectric.ch

Demelectric AG • Steinhaldenstrasse 26 • CH-8954 GeroldswilTel. +41 (0)43 455 44 00 • Fax +41 (0)43 455 44 11 • [email protected] • www.demelectric.ch