Studien- und Berufsorientierung T alentscout plant mit Sch lern W … · 2018-11-07 · Zahlen & F...

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Zahlen & Fakten Die ersten Talentscouts gab es im Jahr 2010 in Gelsenkirchen. 2017 wurde das Programm auf NRW ausgeweitet. Seitdem gibt es an 17 Hochschulen Talentscouts. Unter dem Dach „Campus OWL“ arbeiten die Universitäten Biele- feld und Paderborn sowie die Hochschule Ostwestfalen-Lippe (OWL) und die Fachhochschule Bielefeld zusammen. Anne Bühner und Jasmin Schaumburg betreuen Gesamtschulen, Gymnasien und Berufskollegs in Bielefeld und im Kreis Gütersloh. Ihre Beratung ist unabhängig von ihrem Arbeitge- ber, der Uni Bielefeld. (kio) 1 www.talentscouting-owl.de Eigene Stärken erkennen und nutzen Schüler aus einem Akademiker- Haushalt unsicher sind, ob ein Stu- dium für sie das Richtige ist. Dass diese Schüler nicht später sagen „Hätte ich doch damals eine andere Entscheidung getroffen“ – das ist das Anliegen der 31-Jährigen. Dabei schreibt sie den Schülern nichts vor, sondern zeigt ihnen Möglichkeiten auf. „Es geht in mei- nem Beruf darum, Mut zu machen, Visionen mit den Schülern zu ent- wickeln, Wege aufzuzeigen und hilfreiche Netzwerke zu schaffen“, fasst Bühner zusammen. „Ich ver- suche, allen die gleichen Chancen zu ermöglichen und die richtigen Leute abhängig von ihren indivi- duellen Talenten und Wünschen an die richtigen Stellen zu bringen.“ hilft dabei, Schüler zu motivieren, ihr Potenzial voll auszuschöpfen, von dem sie vielleicht noch nicht überzeugt sind“, erklärt Klose. „Wir können das manchmal eher erkennen als die Schüler selbst. Da setzen wir an.“ Ist Klose überzeugt, dass die Beratung des Talentscouts einem Schüler des Gymnasiums weiterhelfen kann, spricht sie die- sen darauf an und bietet ihm an, die Sprechstunde zu besuchen. „Es gibt viele Schüler, die sich ein Studium nicht zutrauen. Sie kennen es vielleicht von zuhause nicht und wollen allein deshalb in die Fußstapfen ihrer Eltern treten und lieber eine Ausbildung begin- nen“, beschreibt Bühner. Anders- herum sei es möglich, dass sich Bielefeld/Steinhagen (kio). Das Talentscouting ist unabhängig vom Bildungsstand und Einkommen der Eltern. „Wichtig ist uns, dass Schüler, die daran teilnehmen, motiviert sind“, betont Anne Büh- ner. Als Talentscout wolle sie Schü- ler ermutigen, ihren eigenen Weg erfolgreich zu gehen. Manchmal bedeute das auch, sie zunächst selbst erkennen zu lassen, welche Fähigkeiten in ihnen stecken. Das hat auch Sonja Klose bereits erlebt. Die Lehrerin ist am Gymna- sium Steinhagen verantwortlich für die Studien- und Berufsorien- tierung in der Oberstufe. Bühner bietet dort seit dem vergangenen Herbst einmal monatlich eine Sprechstunde an. „Das Projekt Individuelle Gespräche zur Studien- und Berufsberatung sind zentraler Bestandteil des Talentscoutings. Bastian Weber, Abiturient am Gymnasium Steinhagen, hat im vergangenen Jahr wertvolle Tipps von Talentscout Anne Bühner von der Uni Bielefeld erhalten. Bilder: Oelgemöller Studien- und Berufsorientierung Talentscout plant mit Schülern Weg nach Abitur aussehen, folgten weitere Gesprä- che, die sich über das gesamte Schuljahr zogen. „Ich habe mir einen besseren Standpunkt für ein Gespräch erarbeitet, das ich jetzt nach dem Abitur mit meinen Eltern über meine Zukunft führen werde“, sagt Dammeyer. Auch Kubwimana zieht eine po- sitive Bilanz: „Ich wusste, dass ich studieren möchte, aber nicht direkt nach dem Abitur, sondern erst ein Jahr später. Bei der Suche nach dem, was ich dazwischen mache, hat mir Anne sehr weitergeholfen“, erklärt sie. Anderen Schülern rät sie, sich auf ein Gespräch mit dem Talentscout einzulassen, wenn die Möglichkeit dazu besteht. Denn: „Man kann nur gewinnen.“ Grundsätzlich sei es ratsam, sich frühzeitig über die Zukunft Ge- danken zu machen, betont Bühner. Vor allem, da es bei Bewerbungen vielfach Fristen gibt. „So können rechtzeitig Zweifel ausgeräumt und – wenn nötig – andere Wege eingeschlagen werden.“ Konkretisierung seiner eigenen Ideen bis hin zu Finanzierungs- möglichkeiten und der Bewerbung für den Studiengang – all das hat er in den vergangenen Monaten gemeinsam mit Bühner erarbeitet. „Ich biete den Schülern eine langfristige Begleitung unter dem Aspekt der Studien- und Berufs- orientierung“, erklärt die 31-Jähri- ge. Das bedeute, dass mit dem Be- ginn des Studiums nicht unbedingt Schluss ist. „Die Fragen an der Uni reißen nicht ab. Wenn die jetzigen Schüler möchten, stehe ich ihnen auch dann noch zur Seite.“ Der erste Kontakt entsteht stets in der Schule. Dafür ist eine gute Absprache zwischen Bühner und dem zuständigen Lehrer notwen- dig. In Steinhagen ist das Sonja Klose. Außer Weber hat sie auch Lina Kubwimana und Fabian Dammeyer empfohlen, eine Sprechstunde bei Bühner zu besu- chen. Nach dem ersten Kennenler- nen und einem Austausch darüber, wie die Zukunftspläne der Schüler Von unserem Redaktionsmitglied KIRSTIN OELGEMÖLLER Bielefeld/Steinhagen (gl). Ausbildungswege, Studiengänge, Finanzierungsmöglichkeiten, Aus- landsangebote: Anne Bühner (31) beschreibt sich als Zehnkämpferin. Ebenso wie die Sportler muss sie in vielen Bereichen topfit sein, um ih- rem Gegenüber gerecht zu werden. Das sind Oberstufenschüler wie Bastian Weber, Lina Kubwimana und Fabian Dammeyer vom Gym- nasium Steinhagen (Kreis Güters- loh). Sie planen mit dem Talent- scout der Uni Bielefeld ihren Weg nach dem Schulabschluss. Für Bastian Weber ging es bei der Beratung durch Bühner nicht nur darum, sich sicher zu werden, was er studieren will. „Ich wusste, dass es etwas im Bereich techni- sches Ingenieurswesen sein soll. Im Mittelpunkt bei mir stand deshalb die Frage, wie ich dahin komme“, erklärt der 18-Jährige. Von der Die Abiturienten des Steinhagener Gymnasiums, Bastian Weber, Lina Kubwimana und Fabian Dammeyer (v. l.), haben von dem Engagement ihrer Lehrerin Sonja Klose und Talentscout Anne Bühner profitiert. Berufsbildung Experten fördern talentierte Schüler Bielefeld/Steinhagen (kio). Möchte ich eine Ausbildung be- ginnen oder studieren? Welcher Beruf passt zu mir? Vor diesen Fragen steht fast jeder irgend- wann in seinem Leben. In Ost- westfalen-Lippe gibt es seit einem Jahr ein Programm, das Schüler unterstützt, ihren Weg zu finden. Sogenannte Talent- scouts begleiten die Jugend- lichen mit dem Ziel, jedem die gleichen Bildungschancen zu ermöglichen. Westfalen

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Zahlen & Fakten

Die ersten Talentscouts gab es imJahr 2010 in Gelsenkirchen. 2017wurde das Programm auf NRWausgeweitet. Seitdem gibt es an17 Hochschulen Talentscouts.Unter dem Dach „Campus OWL“arbeiten die Universitäten Biele-feld und Paderborn sowie dieHochschule Ostwestfalen-Lippe(OWL) und die FachhochschuleBielefeld zusammen. Anne Bühnerund Jasmin Schaumburg betreuenGesamtschulen, Gymnasien undBerufskollegs in Bielefeld und imKreis Gütersloh. Ihre Beratung istunabhängig von ihrem Arbeitge-ber, der Uni Bielefeld. (kio)

1 www.talentscouting-owl.de

Eigene Stärken erkennen und nutzenSchüler aus einem Akademiker-Haushalt unsicher sind, ob ein Stu-dium für sie das Richtige ist. Dassdiese Schüler nicht später sagen„Hätte ich doch damals eine andereEntscheidung getroffen“ – das istdas Anliegen der 31-Jährigen.

Dabei schreibt sie den Schülernnichts vor, sondern zeigt ihnenMöglichkeiten auf. „Es geht in mei-nem Beruf darum, Mut zu machen,Visionen mit den Schülern zu ent-wickeln, Wege aufzuzeigen undhilfreiche Netzwerke zu schaffen“,fasst Bühner zusammen. „Ich ver-suche, allen die gleichen Chancenzu ermöglichen und die richtigenLeute abhängig von ihren indivi-duellen Talenten und Wünschen andie richtigen Stellen zu bringen.“

hilft dabei, Schüler zu motivieren,ihr Potenzial voll auszuschöpfen,von dem sie vielleicht noch nichtüberzeugt sind“, erklärt Klose.„Wir können das manchmal ehererkennen als die Schüler selbst. Dasetzen wir an.“ Ist Klose überzeugt,dass die Beratung des Talentscoutseinem Schüler des Gymnasiumsweiterhelfen kann, spricht sie die-sen darauf an und bietet ihm an,die Sprechstunde zu besuchen.

„Es gibt viele Schüler, die sichein Studium nicht zutrauen. Siekennen es vielleicht von zuhausenicht und wollen allein deshalb indie Fußstapfen ihrer Eltern tretenund lieber eine Ausbildung begin-nen“, beschreibt Bühner. Anders-herum sei es möglich, dass sich

Bielefeld/Steinhagen (kio). DasTalentscouting ist unabhängig vomBildungsstand und Einkommender Eltern. „Wichtig ist uns, dassSchüler, die daran teilnehmen,motiviert sind“, betont Anne Büh-ner. Als Talentscout wolle sie Schü-ler ermutigen, ihren eigenen Wegerfolgreich zu gehen. Manchmalbedeute das auch, sie zunächstselbst erkennen zu lassen, welcheFähigkeiten in ihnen stecken.

Das hat auch Sonja Klose bereitserlebt. Die Lehrerin ist am Gymna-sium Steinhagen verantwortlichfür die Studien- und Berufsorien-tierung in der Oberstufe. Bühnerbietet dort seit dem vergangenenHerbst einmal monatlich eineSprechstunde an. „Das Projekt

Individuelle Gespräche zur Studien- und Berufsberatung sind zentraler Bestandteil des Talentscoutings.Bastian Weber, Abiturient am Gymnasium Steinhagen, hat im vergangenen Jahr wertvolle Tipps vonTalentscout Anne Bühner von der Uni Bielefeld erhalten. Bilder: Oelgemöller

Studien- und Berufsorientierung

Talentscout plant mitSchülern Weg nach Abitur

aussehen, folgten weitere Gesprä-che, die sich über das gesamteSchuljahr zogen. „Ich habe mireinen besseren Standpunkt für einGespräch erarbeitet, das ich jetztnach dem Abitur mit meinenEltern über meine Zukunft führenwerde“, sagt Dammeyer.

Auch Kubwimana zieht eine po-sitive Bilanz: „Ich wusste, dass ichstudieren möchte, aber nicht direktnach dem Abitur, sondern erst einJahr später. Bei der Suche nachdem, was ich dazwischen mache,hat mir Anne sehr weitergeholfen“,erklärt sie. Anderen Schülern rätsie, sich auf ein Gespräch mit demTalentscout einzulassen, wenn dieMöglichkeit dazu besteht. Denn:„Man kann nur gewinnen.“

Grundsätzlich sei es ratsam, sichfrühzeitig über die Zukunft Ge-danken zu machen, betont Bühner.Vor allem, da es bei Bewerbungenvielfach Fristen gibt. „So könnenrechtzeitig Zweifel ausgeräumtund – wenn nötig – andere Wegeeingeschlagen werden.“

Konkretisierung seiner eigenenIdeen bis hin zu Finanzierungs-möglichkeiten und der Bewerbungfür den Studiengang – all das hat erin den vergangenen Monatengemeinsam mit Bühner erarbeitet.

„Ich biete den Schülern einelangfristige Begleitung unter demAspekt der Studien- und Berufs-orientierung“, erklärt die 31-Jähri-ge. Das bedeute, dass mit dem Be-ginn des Studiums nicht unbedingtSchluss ist. „Die Fragen an der Unireißen nicht ab. Wenn die jetzigenSchüler möchten, stehe ich ihnenauch dann noch zur Seite.“

Der erste Kontakt entsteht stetsin der Schule. Dafür ist eine guteAbsprache zwischen Bühner unddem zuständigen Lehrer notwen-dig. In Steinhagen ist das SonjaKlose. Außer Weber hat sie auchLina Kubwimana und FabianDammeyer empfohlen, eineSprechstunde bei Bühner zu besu-chen. Nach dem ersten Kennenler-nen und einem Austausch darüber,wie die Zukunftspläne der Schüler

Von unserem RedaktionsmitgliedKIRSTIN OELGEMÖLLER

Bielefeld/Steinhagen (gl).Ausbildungswege, Studiengänge,Finanzierungsmöglichkeiten, Aus-landsangebote: Anne Bühner (31)beschreibt sich als Zehnkämpferin.Ebenso wie die Sportler muss sie invielen Bereichen topfit sein, um ih-rem Gegenüber gerecht zu werden.Das sind Oberstufenschüler wieBastian Weber, Lina Kubwimanaund Fabian Dammeyer vom Gym-nasium Steinhagen (Kreis Güters-loh). Sie planen mit dem Talent-scout der Uni Bielefeld ihren Wegnach dem Schulabschluss.

Für Bastian Weber ging es beider Beratung durch Bühner nichtnur darum, sich sicher zu werden,was er studieren will. „Ich wusste,dass es etwas im Bereich techni-sches Ingenieurswesen sein soll. ImMittelpunkt bei mir stand deshalbdie Frage, wie ich dahin komme“,erklärt der 18-Jährige. Von der

Die Abiturienten des Steinhagener Gymnasiums, Bastian Weber, LinaKubwimana und Fabian Dammeyer (v. l.), haben von dem Engagementihrer Lehrerin Sonja Klose und Talentscout Anne Bühner profitiert.

Berufsbildung

Experten förderntalentierte Schüler

Bielefeld/Steinhagen (kio).Möchte ich eine Ausbildung be-ginnen oder studieren? WelcherBeruf passt zu mir? Vor diesenFragen steht fast jeder irgend-wann in seinem Leben. In Ost-westfalen-Lippe gibt es seiteinem Jahr ein Programm, dasSchüler unterstützt, ihren Wegzu finden. Sogenannte Talent-scouts begleiten die Jugend-lichen mit dem Ziel, jedem diegleichen Bildungschancen zuermöglichen. Westfalen