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SV SparkassenVersicherung | GESCHÄFTSBERICHT | 2007 SV SparkassenVersicherung KONZERN SV HOLDING AG SV GEBÄUDEVERSICHERUNG AG SV LEBENSVERSICHERUNG AG GESCHÄFTSBERICHT 2008

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SV SparkassenVersicherung

KONZERN

SV HOLDING AG

SV GEBÄUDEVERSICHERUNG AG

SV LEBENSVERSICHERUNG AG

GESCHÄFTSBERICHT

2008

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SV SPARKASSENVERSICHERUNG | GESCHÄFTSZAHLEN AUF EINEN BLICK

SV SPARKASSENVERSICHERUNG1

BeiträgeBeiträge insgesamt2 in Mio. €Beiträge selbst abgeschlossenes Geschäft in Mio. €

KapitalanlagenKapitalanlagen in Mio. €Kapitalerträge in Mio. €

MitarbeiterMitarbeiter im Innendienst (ohne Auszubildende)Mitarbeiter im Außendienst (inkl. freier Außendienst/ohne Auszubildende)

LEBENSVERSICHERUNG

BeiträgeBeiträge insgesamt2 in Mio. €Gebuchte Bruttobeiträge in Mio. €

KapitalanlagenKapitalanlagen in Mio. €Kapitalerträge in Mio. €Laufende Durchschnittsverzinsung in %

VersicherungsleistungenVersicherungsleistungen in Mio. €

NeugeschäftVersicherungssumme in Mio. €Laufende Beiträge in Mio. €Einmalbeiträge in Mio. €

BestandVersicherungssumme in Mio. €

SCHADEN-/UNFALL- UND RÜCKVERSICHERUNG

BeiträgeBeiträge insgesamt in Mio. €Beiträge selbst abgeschlossenes Geschäft in Mio. €In Rückdeckung übernommenes Geschäft in Mio. €

VersicherungsleistungenAufwendungen für Versicherungsfälle für eigene Rechnung in Mio. €

2.8372.671

19.2721.020

2.9311.896

1.6361.520

16.9798524,4

1.537

3.71893

329

45.783

1.2141.151

63

641

2.8002.649

19.361983

3.0281.876

1.6331.534

16.9728514,3

1.374

3.34087

261

45.500

1.1801.115

65

574

20072008

1 konsolidierte Werte2 einschließlich Beiträge aus der Rückstellung für Beitragsrückerstattung (RfB)

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2008ERDE UND ERDBEBENRISIKEN

SICHER AUCH IN SCHWIERIGEN ZEITEN 4Vorwort der Aufsichtsratsvorsitzenden

GUTE SUBSTANZ DURCH SOLIDE GESCHÄFTSPOLITIK 8Bericht des Vorstands

DEN RISIKEN DER ZUKUNFT BEGEGNEN – DIE ELEMENTARGEFAHR ERDE 16Einführung

ERDBEBEN IN DEUTSCHLAND – EINE ANNÄHERUNG AUS INGENIEURSICHT 18Dr.-Ing. Jochen Schwarz | Zentrum für die Ingenieuranalyse von Erdbebenschäden, Bauhaus-Universität Weimar

JÄGER DER VERSTEINERTEN SCHÄTZE 26Rolf Bernhard Hauff | Urweltmuseum Hauff, Holzmaden

VERWITTERUNG VON GESTEIN AM GESAMTKUNSTWERK FREIBURGER MÜNSTER 30Yvonne Faller | Münsterbauverein, Freiburg im Breisgau

FEENZAUBER UNTER TAGE 32Yvonne Lenz-Habermann | Saalfelder Feengrotten und Tourismus GmbH

MIT PERFEKTEM TUNNELBLICK 38Thomas Edelmann | Herrenknecht AG, Schwanau

ERDBEBENRISIKEN IN DEUTSCHLAND 42Dr. Dirk Hollnack | Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft

ZURÜCK ZUR WILDNIS 44Katrin Schneider | NationalparkZentrum Kellerwald-Edersee

GUT GEPROBT IST HALB GEERNTET 50Dr. Hans-Dieter Dürr | Bodenlabor Dürr, Beimerstetten

GEDANKENBLITZ BEI SONNENSCHEIN 54Heino Kirchhof | Hessen SolarCup

EINGESCHLOSSEN IN HIMMEL UND ERDE 56Prof. Dr. Frank E. Brenker | Institut für Geowissenschaften, Universität Frankfurt/Main

INHALT

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GB 2008 | Vorwort | 5

Jubiläum der SV bestätigt sich daher der Weg desUnternehmens zwischen Tradition undModerne. AlsVersicherer der Sparkassen steht die SV für Regiona-lität und ein hohes Maß an Sicherheit. Damit ist dieStabilität des Unternehmens und seiner Leistungenauch in schwierigen Zeiten gesichert. Niemand weiß,wohin die Finanz- und Wirtschaftskrise in Deutsch-landnoch führenwird – die SV ist gut auf die Zukunftvorbereitet.

Ihre

Präsident Peter SchneiderVorsitzender AufsichtsratSV SparkassenVersicherungHolding AG

Präsident Gerhard GrandkeVorsitzender AufsichtsratSV SparkassenVersicherungGebäudeversicherung AG

Sparkassendirektor Volker WoppererVorsitzender AufsichtsratSV SparkassenVersicherungLebensversicherung AG

Die SV ist Teil der Sparkassen-Finanzgruppe. Sta-bilität in unruhigen Zeiten wird ihr daher auch überihre Eigentümer, die Sparkassen, garantiert. Im Ver-gleich zu anderen Kreditinstituten sind die Sparkas-sen von den Turbulenzen am Finanzmarkt bislangweniger betroffen. Das Geschäftsmodell der Sparkas-sen orientiert sich an der realenWirtschaft vor Ort indenRegionen. IhreGeschäftspolitik folgt einemöffent-lichenAuftrag und ist darauf ausgerichtet, einmoder-nes kreditwirtschaftliches Angebot für Bürger undMittelstand in Deutschland und somit in den Regio-nen bereitzustellen.Während sich gerade in den letz-ten Jahren Großbanken aus diesen Geschäftsfeldernzunehmend zurückgezogen haben, bewährt sich nundie Strategie der Sparkassen hier solide Erträge beiüberschaubaren Risiken zu erwirtschaften. Die glo-balen Finanzmärkte stehen für die Sparkassen nichtim Zentrum ihrer Geschäftsaktivitäten. Als Teil derSparkassen-Finanzgruppe ist die SV ähnlich ausge-richtet: auf die Bedürfnisse der Kunden vor Ort inden Regionen. Der konsequente Einsatz als Finanz-partner für die Regionen hat sich bislang in Zeiten derweltweiten Finanzkrise für die Sparkassen-Finanz-gruppe ausgezahlt.

Gerade in Zeiten der Krise bewähren sich dieklassischen Werte: Nah bei den Bedürfnissen derMenschen vor Ort zu sein und ihnen Sicherheit undStabilität für ihre Altersvorsorge, aber auch die Absi-cherung ihrer Risiken zu bieten. Zum 250-jährigen

sicherung mit der eingezahlten Prämie durch intelli-gentes Anlegen Gewinn erwirtschaftet und so eine si-chere Basis für die Vorsorge geschaffen wird. DiesesVertrauen hat die SV ihren Kunden stets mit garan-tierten und angemessenen Kapitalerträgen zu erfül-len gewusst. Das änderte sich auch imJahr 2008nicht.

Die aktuelle Situation des Finanzmarktes betrifftweltweit primär das Bankensystem, weniger die deut-schen Versicherungen. Diese unterliegen hinsichtlichihrerAnlagen strengenVorschriften. Die sind imVer-sicherungsaufsichtsgesetz festgelegt undwerden vonder deutschen Bundesanstalt für Finanzdienstleis-tungsaufsicht (BaFin) kontinuierlich überprüft. Kapi-talanlagen, die zur Deckung der Ansprüche der Ver-sicherten dienen, müssen entsprechend so angelegtwerden, dass möglichst große Sicherheit und Renta-bilität erreicht wird. Gleichzeitig müssen fällige Zah-lungsverpflichtungen jederzeit erfüllt werden können.Dies wird durch eine umfassende Finanz- und Liqui-ditätsplanung sichergestellt. Zusätzliche Sicherheitwird durch die angemessene Streuung und Mischungder Kapitalanlagen gewährleistet. Aufgrund dieserVorgaben hat die SV nicht im Subprime- und Hypo-thekenmarkt der USA investiert. Sie besitzt stattdes-sen ein umfangreiches Portfolio festverzinslicherKapitalanleihen, wie zum Beispiel Pfandbriefe oderstaatliche Anleihen. So wird ein Risikoausgleich zwi-schen den verschiedenen Anlagen erreicht, der fürden Kunden hohe Sicherheit bietet.

Das Jahr 2008 war für die SV SparkassenVersicherung (SV)in mehrerer Hinsicht denkwürdig. Auf der einen Seite durf-te sie ihr 250-jähriges Jubiläum feiern, auf der anderenSeite wurde die Finanz- undWirtschaftswelt in täglich grö-ßer werdendem Umfang erschüttert, was auch die SV zuspüren bekam. 250 Jahre Sicherheit, 250 Jahre Traditi-on und Erfahrung – die SV als Versicherer der Sparkas-sen-Finanzgruppe bleibt ein solides und stabiles Hausauch in diesen bewegten Zeiten.

Die SV ist ein Unternehmen, das Verantwortungträgt für die Sicherheit und Altersvorsorge der Men-schen. Dies gilt auch in schwierigen Zeiten, dennmankann sich das Umfeld nicht aussuchen, in dem manhandelt. Die SV hat 2008 Stabilität und Krisenfestig-keit unter Beweis gestellt. Nicht zum ersten Mal inihrer langenGeschichte. Kriege, Umbrüche undWirt-schaftskrisen gab es einige in den letzten 250 Jahren.Und immer waren die Vorgängereinrichtungen derheutigen SV in der Lage, ihre LeistungsversprechendenMenschen gegenüber einzuhalten.

Weshalb konnte sich die SV in ihrer langen Ge-schichte immer wieder beweisen? Unabhängig vonwirtschaftlichen oder politischen Entwicklungen istden Menschen stets bewusst gewesen, dass die Leis-tungen einer Versicherung notwendig und sinnvollsind. Dies galt für den Schaden/Unfall-Bereich vonderGebäude- über die Sach- bis zudenUnfallversiche-rungen. Das galt auch für die Lebensversicherung.DieMenschen setzten Vertrauen darauf, dass die Ver-

SICHER AUCH IN SCHWIERIGEN ZEITEN

Vorwort der Aufsichtsratsvorsitzenden |

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VON DER SCHWEIZER GRENZE BIS ZUM HESSISCHEN TAUNUSERSTRECKT SICH AUF 300 KILOMETERN DER OBERRHEINGRA-

BEN. VOR RUND 50 MILLIONEN JAHREN BEGANN DER GRABEN ZWISCHEN SCHWARZWALD UND DEN FRANZÖSISCHENVOGESEN EINZUBRECHEN. KLEINERE ERDBEBEN ZEUGEN VON EINER ANDAUERNDEN TEKTONISCHEN AKTIVITÄT.

OBERRHEINGRABEN

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nur in den Regionen, in denen es die umfassende Ele-mentarschadenversicherung historisch flächendeckendals Pflichtversicherung gab, ist die Abdeckung auch der-zeit hoch.

Die SV hat die Verträge aus der Zeit des Monopolsund der Pflichtversicherung in der Gebäudeversicherungnach der Privatisierung 1993 fortgeführt und bietet bisheute in Baden-Württemberg die erweiterte Elemen-tarschadenversicherung als Standard an. Im übrigen Ge-schäftsgebiet gibt es – ebenfalls historisch bedingt – dieOption, die Elementarschadenversicherung hinzu zu wäh-len. Die SV ist damit auch der größte Elementarschaden-versicherer in Deutschland, mit einer besonderen Kon-zentration der Risiken in Baden-Württemberg. Dies stellteine Herausforderung dar, macht sich der Klimawandeldoch durch die Zunahme von Naturereignissen nachhal-tig bemerkbar.

UNWETTERSERIE 2008 – VIELE ELEMENTARSCHÄDEN

Die SV wurde auf der Schadenseite auch 2008 voneiner ganzen Reihe Elementarschäden stark belastet.Rechnet man nur die größten Ereignisse zusammen, hatdie SV mehr als 96.000 Schäden mit einer Schadensum-me von mehr als 185 Millionen Euro reguliert. Davon ent-fallen 30 Millionen Euro auf den Sturm »Emma« am 29.Februar. Von Mai bis Juli wurden wegen der andauern-den schwül-warmen Wetterlage nahezu täglich schwereUnwetter gemeldet. Vor allem Starkregen mit Nieder-schlagsmengen von bis zu 70 Litern pro Quadratmeterin kürzester Zeit sorgte auch in solchen Gegenden fürvollgelaufene Gebäude, die nicht in Flussnähe lagen. EinSchwerpunkt lag in den Tagen zwischen dem 29. Maiund dem 2. Juni. Zu diesem Zeitpunkt war das Wetter

GB 2008 | Bericht des Vorstands | 9

bestimmt von starken Gewitterfronten, die über das ge-samte Geschäftsgebiet der SV hinweg zogen. Sie brachtenvor allem in Baden-Württemberg und Hessen Unwetter,Hagelschlag und Starkregen. Es gab viele Großschäden,da Gebäude von den Wassermassen unterspült wurdenund nicht mehr bewohnbar waren. Das schwerste Unwet-ter ereignete sich am 2. Juni im Killertal im Zollernalb-kreis. 60 bis 80 Liter Niederschlag pro Quadratmeter bin-nen weniger Stunden ließen Straßen zu Flüssen werden.

NATURKATASTROPHEN ZWINGEN ZUERHÖHTEN BEITRÄGEN

Insgesamt hat in den letzten Jahren die Anzahl anNaturkatastrophen stark zugenommen. Dies drückt sichin deutlich gestiegenen Schadenaufwänden für die SVaus: Die Aufwendungen für Elementarschäden habensich im Zehnjahresdurchschnitt fast verzehnfacht. In densechziger Jahren lag der Durchschnitt bei 15,3 MillionenEuro pro Jahr, für die vergangenen zehn Jahre betrug erjährlich 141,8 Millionen Euro. Dieser Trend wird sich fort-setzen: Allein für den süddeutschen Raum hat das Deut-sche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) die Folge-kosten für den Klimawandel der nächsten 50 Jahre aufknapp 130 Milliarden Euro beziffert.

Die Zunahme von Extremwetterereignissen bleibtfür die SV nicht ohne Folgen: Allein seit dem Jahr 2000hat die SV in der Gebäudeversicherung rund 164 Millio-nen Euro mehr ausgegeben als eingenommen. Die Bei-träge in der Wohngebäudeversicherung wurden deshalb2008 mit Wirkung zum 1. Januar 2009 angepasst.

2008 – DAS JUBILÄUMSJAHR DER SV

Die SV bietet den 20 Millionen Menschen in ihremGeschäftsgebiet in Baden-Württemberg, Hessen, Thü-ringen und Teilen von Rheinland-Pfalz und den Indu-strie- und Gewerbekunden alle Dienstleistungen rundum Vorsorge und Sicherheit an. Trotz der regionalenBeschränkung ihres Geschäftsgebiets ist die SV dergrößte Gebäudeversicherer Deutschlands. Dies liegt inihrer langen Historie begründet. 2008 wurde ihre ältes-te Wurzel, die badische Gebäudeversicherungsanstalt,250 Jahre alt. Gegründet am 25. September 1758 als»Brand-Assecurations-Societät« ist sie eine von neunWurzeln der SV Gebäudeversicherung und von insgesamtzwölf Wurzeln, die im Gesamtkonzern der SV aufgegan-gen sind. Die ältesten sind die sechs Gebäudeversiche-rungsanstalten aus den Regionen den Geschäftsgebiets,die im 18. und 19. Jahrhundert gegründet wurden. Hinzukommen sechs Schaden/Unfall- und Lebensversicherer.

ELEMENTARSCHADENVERSICHERUNGIST TEIL DER GESCHICHTE

Wichtige Entscheidungen aus der Geschichte wirkenbis heute nach: Der Landtag Baden-Württembergs ent-schied sich 1960 für die Einführung der umfassendenElementarschadenversicherung als Pflichtversicherungim Rahmen der Gebäudeversicherung in Baden-Würt-temberg. Damit gab es erstmals in der BundesrepublikDeutschland eine Pflichtversicherung gegen Sturm, Ha-gel, Hochwasser, Überschwemmung, Schneedruck, Erd-fall, Erdrutsch, Bergsturz und Lawinen. Das Risiko Erd-beben wurde 1971 ebenfalls eingeschlossen. Bis heutesind die Bundesbürger je nach Wohnort sehr unter-schiedlich gegen Elementargefahren abgesichert – und

GUTE SUBSTANZ DURCH SOLIDE GESCHÄFTSPOLITIK

Im Jubiläumsjahr 2008 wurden von zwei Seiten her hoheAnforderungen an die SV SparkassenVersicherung (SV)gestellt. Auf der einen Seite machte sich im Bereich derKapitalanlagen die Finanzmarktkrise bemerkbar, auf deranderen Seite waren viele Schäden, insbesondere in derKraftfahrt- und Elementarschadenversicherung zu ver-zeichnen. Vor diesem Hintergrund erzielte die SV im Ge-schäftsjahr 2008 dennoch ein geringeres, aber insgesamtzufriedenstellendes Ergebnis und behauptete sich gut imMarkt. Die gebuchten Bruttobeiträge im Gesamtgeschäftstiegen leicht auf 2,72 (2,7) Milliarden Euro an. Das Neuge-schäft entwickelte sich im Bereich der Lebensversicherungüber demMarkt, im Bereich der Schaden/Unfall-Versiche-rung konnte eine erfreuliche Steigerung der Bestandbei-träge erreicht werden. Die Kapitalanlagen der SV sankenleicht um 0,5 Prozent auf 19,3 Milliarden Euro. Nach Steu-ern wird auf Konzernebene ein Jahresüberschuss von32,8 Millionen Euro (78,2 Millionen Euro) ausgewiesen.

Bericht des Vorstands |

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bensversicherung AG, also das Verhältnis von vorhande-nem zu benötigtem Risikokapital, liegt mit 199 Prozentweit über dem von der Bundesanstalt für Finanzdienst-leistungsaufsicht (BaFin) geforderten Mindestwert von100 Prozent. Darüber hinaus wurden jederzeit alle vonder BaFin geforderten Stresstests bestanden. Hier wer-den die Auswirkungen von extremen Kapitalmarktent-wicklungen analysiert. Des Weiteren hat die BaFin derSV gute Finanzreserven und eine gute Risikotragfähig-keit attestiert.

WERTVERLUST AUF KAPITALANLAGEN

Allerdings sind die durch die Finanzkrise verursach-ten Turbulenzen auf den Kapitalmärkten so gravierend,dass auch Versicherer deutliche Wertverluste auf ihreKapitalanlagen zu verzeichnen haben. Auch die Kapital-anlagen der SV konnten sich nicht vollständig von denEntwicklungen an den Märkten abkoppeln. Um die jeder-zeitige Erfüllbarkeit der eingegangenen Verpflichtungengewährleisten zu können, betreibt die SV aber eine lang-fristig orientierte, konservative und verantwortungs-volle Kapitalanlage- und Reservepolitik, weshalb sie dieAuswirkungen der Finanzmarktkrise bislang gut verkraf-ten konnte.

Im Saldo aller Kapitalanlagen übersteigen die stillenReserven der SV bei weitem ihre stillen Lasten. Auf-grund der Verwerfungen an den Kapitalmärkten weistdie SV bei einzelnen Wertpapierbeständen, wie nahezualle Unternehmen der Finanzbranche, in ihrer aktuellenBilanz stille Lasten auf. Stille Lasten wurden jedoch nurbei Wertpapieren zugelassen, bei denen von einer zeit-nahen Wertaufholung auszugehen ist, beispielsweisebei Papieren, die bis zur Endfälligkeit gehalten werden.Die Bewertung dieser Anlagen wird von Wirtschaftsprü-fern streng kontrolliert und kritisch geprüft. Die beson-ders diskutierten Anlagen in Subprimes und ABS befin-den sich gar nicht in den Beständen der SV.

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RISIKOMANAGEMENT SORGT FÜR SICHERHEIT

Die SV steuert und überwacht ihre Kapitalanlagen un-ter anderem durch ein umfassendes Risikomanagement,mit dessen Hilfe sehr schnell auf sich ändernde Rahmen-bedingungen reagiert werden kann und so gravierendeVerluste vermieden werden können. Dies hat sich 2008bewährt. Die strategische Aktienquote der SV wurde aufrund vier Prozent gesenkt und der gesamte Aktienbe-stand mit Derivaten vor Kursrückgängen abgesichert.

Falls die aktuelle Niedrigzinsphase über einen län-geren Zeitraum anhalten würde, hätte dies Auswirkun-gen auf alle Lebensversicherer. So würde es zunehmendschwieriger werden, die Garantieverzinsung von 2,25bis 4 Prozent je nach Tarif zu erwirtschaften. Die SV hathier im umfangreichen Rahmen Vorsorge getroffen. Eswurde durch spezielle Anlageinstrumente ein Zinstalabgesichert. Sie verfügt zudem trotz Finanzkrise übereine stabile Reservesituation. Des Weiteren hat sich dieSV bewusst und im Sinne einer verbesserten Risikotrag-fähigkeit und Handlungsfreiheit für eine vorsichtigeÜberschusspolitik entschieden und die Überschussbe-teiligung für das Jahr 2009 gegenüber 2008 von 4,25 auf4,1 Prozent reduziert.

ZUFRIEDENSTELLENDES GESCHÄFTSJAHR 2008

Vor dem Hintergrund der Ereignisse auf den interna-tionalen Finanzmärkten lag die SV im Geschäftsjahr2008 gut im Markt und erzielte ein insgesamt zufrieden-stellendes Ergebnis. Konzernweit schloss die SV dasGeschäftsjahr 2008 mit einem leichten Beitragszuwachsab. Die gebuchten Bruttobeiträge im Gesamtgeschäftstiegen leicht auf 2,72 (2,7) Milliarden Euro. Die Kapital-anlagen des SV-Konzerns sanken leicht um 0,5 Prozentauf 19,3 Milliarden Euro.

DIE »STIFTUNG UMWELT UND SCHADENVORSORGE«

Die SV kümmert sich neben der Schadenregulierungintensiv um die Frage, welche Strategien es geben kann,dem Klimawandel und den zunehmenden Schäden zubegegnen. Dazu hat sie 1998 die »Stiftung Umwelt undSchadenvorsorge« gegründet, die 2008 ihr zehnjährigesBestehen feiern konnte.

Die starke Zunahme von Gebäudeschäden durchSturm, Hagel und Überschwemmungen in den 90er Jah-ren sah die damalige Gebäudeversicherung Baden-Würt-temberg AG (heute SV) als führender Gebäudeversiche-rer als deutliches Warnsignal der Natur. Sie gründete dieStiftung als Beitrag zur Schadenprävention. Ergänzendzur eher kurzfristig wirkenden Vorsorge wie Brand-schutzmaßnahmen oder Empfehlungen für Hauseigen-tümer zum Überschwemmungsschutz soll die Stiftunggrundsätzlich neue Ansätze in der Schadenvorsorge so-wie in der Klima- und Umweltforschung liefern.

Thematische Schwerpunkte der Förderung durch dieStiftung sind insbesondere die Bereiche Meteorologie,Seismologie, Bauingenieurwesen (Erde, Wasser, Luft, Be-messung), Bodenmorphologie und Konzepte gegen kli-matisch bedingte Umweltschäden. Dabei stehen die Ana-lyse der Schadenursachen und die Schadenpräventionund -begrenzung im Vordergrund. Aber nicht nur For-schungsprojekte werden gefördert. Die Stiftung bringtauch Forscher und Praktiker an einen Tisch. Das jüngsteSymposium im März 2009 stand unter dem Titel »Bauenin Auen – Stadtplanung und Hochwasserschutz im Kon-flikt« Durch die Arbeit der Stiftung werden Impulse ge-setzt, die mittel- und langfristig helfen werden, die Folgendes Klimawandels auf der Schadenseite abzusenken.

FINANZKRISE UND LEBENSVERSICHERUNG

Neben den zunehmenden Elementarschäden war esdie Finanzmarktkrise, die das Jahr 2008 bestimmt hat.Die SV hat sich hier bislang gut geschlagen. Es zahlt sichaus, dass sie in Summe umsichtig und langfristig orien-tiert handelt.

Für die private Altersvorsorge war 2008 eine Feuer-probe, die sie bestanden hat: Trotz Finanzmarktkrise bliebsie sicher auf Kurs. Dies hat gute Gründe. Eine Lebens-versicherung läuft oft mehrere Jahrzehnte. Entsprechendlangfristig können Versicherer die Kundengelder anle-gen. Sie agieren dabei so vorsichtig, dass schlechtereJahre wie 2008 im langjährigen Durchschnitt gut abge-federt werden können. Da zudem mehr als vier Fünftelder Gelder sehr sicher und zinstragend angelegt sind,wissen Versicherer auf Jahre hinaus, was sie Kunden gut-schreiben können. Die Versicherer haben aus dem Bör-sencrash Anfang des Jahrtausends gelernt und legenderzeit nur einen geringen Anteil ihres Geldes in Aktienan – weit weniger als sie nach den Vorschriften eigent-lich dürften.

GUTE RISIKOTRAGFÄHIGKEIT DER SV

Auch die SV handelt so: Das Geld der Versichertenwird nach strengen Grundsätzen der Sicherheit undRentabilität angelegt. Alle Unternehmen innerhalb derSparkassen-Finanzgruppe sind als öffentlich-rechtlicheUnternehmen nicht vorrangig auf höchstmögliche Ren-diten ausgerichtet, sondern auf Stabilität und Sicher-heit. Damit ist die Sparkassen-Finanzgruppe ein wesent-licher Stabilitätsanker am Finanzplatz Deutschland.

Die SV verfügt über ausreichend Finanzmittel, umihren Zahlungsverpflichtungen auch bei weiteren un-günstigen Kapitalmarktentwicklungen nachkommen zukönnen. Die aufsichtsrechtliche Solvabilität der SV Le-

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ihre IT-Plattform daher nun in eigener Verantwortungweiterentwickeln. Dazu wurde die VersIT Versicherungs-Informatik GmbH, Mannheim, Anfang 2009 in SV Infor-matik GmbH umbenannt.

DANK AN KUNDEN UND MITARBEITER

Dank sagt die SV ihren Kunden für das Vertrauen unddie Zusammenarbeit. Ihre Zufriedenheit und ihre Wün-sche haben für die SV oberste Priorität. Die Mitarbeiterhaben entscheidend zum Erfolg der letzten Jahre und da-mit der erfolgreichen Entwicklung und starken Marktpo-sition der SV beigetragen. Der Vorstand dankt allen Mit-arbeitern im Innen- und Außendienst für ihre Leistungenund ihren tatkräftigen Einsatz. Er bedankt sich insbe-sondere auch bei den Betriebs- und Personalräten fürdie konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit.

GUTE ZUSAMMENARBEIT SCHAFFT VERTRAUENIM VERBUND

Den regionalen Verbundpartnern dankt die SV fürdie intensive und konstruktive Zusammenarbeit. Das ge-meinsame Wirken mit allen Sparkassen des Geschäfts-gebietes, der Landesbank Baden-Württemberg, der Lan-desbank Hessen-Thüringen, den Landesbausparkassenin Baden-Württemberg, Hessen-Thüringen und Rhein-land-Pfalz, dem Sparkassenverband Baden-Württemberg,dem Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen,dem Sparkassenverband Rheinland-Pfalz sowie den wei-teren Partnern in der Sparkassen-Finanzgruppe stellt ei-nen wesentlichen Erfolgsfaktor dar. In der gemeinsamenBetreuung vor Ort liegt die besondere Stärke des Ver-bunds. Ebenso dankt die SV ihren Partnern im Kreis deröffentlichen Versicherer.

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KULTURELLE UND SPORTLICHE ENGAGEMENTSDER SV

Die Verbundenheit der SV mit der Region zu zeigen,war auch im abgelaufenen Geschäftsjahr eines derwesentlichen Motive für die Förderaktivitäten auf denGebieten von Kunst, Kultur und Sport. In der Sportförde-rung versteht sich die SV als Förderer der Lebensqua-lität für die Menschen in der Region. Das Spektrum anFördermaßnahmen umfasst neben einigen sportlichenGroßveranstaltungen insbesondere den Breitensport unddie Nachwuchsförderung. Viele sportliche Aktivitätenund Vereinstätigkeiten wären ohne die finanzielle Betei-ligung der SV nicht oder nur eingeschränkt möglich. Mitzahlreichen Engagements unterstützte die SV kulturel-le Schlüsselprojekte aus den Jahreskulturkalendern derBundesländer Baden-Württemberg, Hessen, Thüringenund Rheinland-Pfalz, oft gemeinsam mit den Sparkas-sen, den Sparkassenverbänden und den Verbundunter-nehmen der S-Finanzgruppe.

2009: CHANCEN NUTZEN

Das Jahr 2008 hat gezeigt, dass es die Versicherun-gen sind, die ein hohes Maß an Sicherheit und Stabilitätbieten. Dies gilt es vertrieblich zu nutzen, dann kann dieLebensversicherung einen steigenden Anteil der Spar-beiträge der Menschen zu sich ziehen. Das gute Imageder Sparkassen-Finanzgruppe, das in den letzten Mona-ten neuen Glanz bekommen hat, strahlt zusätzlich aufdie SV ab. Daher blickt die SV positiv in das Jahr 2009.

SV GEBÄUDEVERSICHERUNG (SVG): STEIGENDEBEITRÄGE UND HOHE SCHÄDEN

Die gebuchten Bruttobeiträge der SVG stiegen ge-genüber dem Vorjahr um 3,2 Prozent auf 1,18 MilliardenEuro an. Hauptgrund für diesen Beitragsanstieg war dieAnpassung des gleitenden Neuwertfaktors in der SparteVerbundene Wohngebäudeversicherung. Dieser hattesich aufgrund gestiegener Baupreise deutlich um 6,6Prozent erhöht. Gleichzeitig stiegen aufgrund hoher Ele-mentarschäden – vor allem wegen des Sturm »Emma«am Anfang des Jahres sowie der Unwetter im Mai undJuni – die Aufwendungen für Geschäftsjahresschädenbrutto um 13,4 Prozent auf 939,5 Millionen Euro. DieGeschäftsjahres-Schadenquote stieg entsprechend auf80,4 Prozent (73,0 Prozent). Die Combined Ratio erhöhtesich trotz sinkender Kosten aufgrund des Schadenver-laufs auf 98,3 Prozent (91,9 Prozent). Der Jahresüber-schuss beläuft sich auf 21,3 Millionen Euro (48,3 MillionenEuro). Unter Berücksichtigung eines Gewinnvortragesaus dem Vorjahr von 2,3 Millionen Euro ergibt sich einBilanzgewinn in Höhe von 23,6 Millionen Euro.

SV LEBENSVERSICHERUNG (SVL): WEITERHINGUTES NEUGESCHÄFT

Der Trend zu einer weiterhin deutlichen Verschie-bung von laufenden Beiträgen hin zu Einmalbeiträgenin der Lebensversicherung hielt auch 2008 an. Das guteNeugeschäft der SVL war entsprechend geprägt durcheinen Zuwachs bei den Einmalbeiträgen, aber auch beider betrieblichen Altersversorgung.

Insgesamt sind die gebuchten Bruttobeiträge um0,9 Prozent auf 1,52 Milliarden Euro gesunken. Die Ver-tragsanzahl stieg leicht auf über 1,7 Millionen Verträge

(1,69 Millionen Verträge) mit einer Versicherungssum-me von 45,8 Milliarden Euro (45,5 Milliarden Euro). Derlaufende Jahresbeitrag sank um 5,9 Prozent auf 1,2 Mil-liarden Euro. Der Rückgang der laufenden Beiträge istauf die zahlreichen planmäßigen Beendigungen der Bei-tragszahlung aus Verträgen mit abgekürzter Beitrags-zahlung zurückzuführen, die zu Beginn des Jahrzehntsin erheblichem Umfang abgeschlossen worden waren.

Die Stornoquote liegt mit 4,5 Prozent (3,8) weiterhindeutlich unter dem Branchendurchschnitt des Jahres2008 von 5,5 Prozent (5,0 Prozent). Der Anstieg der Stor-noquote im Geschäftsjahr ist im Wesentlichen auf einetechnische Umstellung in den Bestandsführungssyste-men zurückzuführen.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurde ein Gesamt-überschuss in Höhe von 93,3 Millionen Euro (328,9 Millio-nen Euro) erzielt. Vom Gesamtüberschuss wurden 88,3Millionen Euro der Rückstellung für Beitragsrückerstat-tung zugeführt. 5,0 Millionen Euro verblieben als Jahres-überschuss, der in gleicher Höhe als Bilanzgewinn aus-gewiesen wird.

KOOPERATION MIT DER PROVINZIAL NORDWEST (PNW)

Zusammen mit der PNW wurde zum 01.01.2007 dasKooperationsmodell »Apollo« durch wechselseitige Be-teiligung an gemeinsamen Gesellschaften auf den Ge-bieten der Informatik und des Asset Managements be-gonnen. Während das Asset Management der beidenUnternehmensgruppen von der VersAM Versicherungs-Assetmanagement GmbH, Münster, erfolgreich betrie-ben und fortgeführt wird, ist das gemeinsame IT-Projektzwischenzeitlich wieder beendet worden. Die SV wird

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DIE BEWEGUNG DER KONTINENTALPLATTEN VERLÄUFT NICHT REIBUNGSFREI. STETIG AUF-BAUENDE UNREGELMÄSSIGKEITEN IM GESTEIN BLOCKIEREN DIE BEWEGUNG, SO DASS SICH

IN DER TIEFE SPANNUNGEN AUFBAUEN. WIRD DIESER DRUCK ZU GROSS, BRICHT DAS GESTEIN. DIE RUCKARTIGE VER-SCHIEBUNG LÄSST SEISMISCHE WELLEN ENTSTEHEN, DIE AN DER ERDOBERFLÄCHE FÜR ERSCHÜTTERUNGEN SORGEN.

ERDBEBEN

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GB 2008 | Einführung | 17

Versicherungen bieten Sicherheit ge-gen die existenziellen Risiken des Le-bens. Sie reichen von Eigentumsrisiken,die durch Einbruch, Diebstahl oderFeuer entstehen, bis hin zu den Folgenvon Unfall, Berufsunfähigkeit oder Tod.Diese Risiken ändern sich im Laufe derZeit. Jeder Versicherer sollte sich daherüberlegen, welche Risiken gegenwärtigund in überschaubarer Zukunft wichtigsind und wie deren Folgen abgesichertwerden können. Während sich der Kli-mawandel im Wesentlichen durch dieZunahme von Sturm- und Überschwem-mungsschäden zeigt, gibt es bei Erdbe-ben für die Versicherer eine andere Ge-fahr. Die zunehmende Bebauung unddamit die Konzentration von Wertenauf engem Raum führen dazu, dass dasso genannte Kumulrisiko ständig steigt.Das ist die Gefahr des massenhaftenAuftretens von Sachschäden infolge ei-nes Einzelereignisses, wie es in beson-derer Art ein Erdbeben darstellt. Nach›Wasser‹ und ›Sturm‹ schließt das The-ma ›Erde‹ die Reihe der Geschäftsbe-richte zu den Elementargefahren ab.

ZERSTÖRUNGSMACHT ERDBEBEN

Gewaltige Kräfte formen mit der Be-wegung von Erdplatten, Vulkanausbrü-chen und Erdbeben seit hunderten Mil-lionen Jahren die Oberfläche unsereErde immer wieder neu. Diese Kräftesind bis heute nicht zum Erliegen ge-kommen. Noch immer gibt es, je nachRegion unterschiedlich stark, das Risi-ko von Vulkanausbrüchen und Erdbe-ben. Deutschland ist eine Region mitrelativ geringem Risiko, aber auch hiergibt es aktive Zonen, in denen Erdbe-ben auftreten können.

Das bislang folgenschwerste Erd-beben Deutschlands ereignete sich am3. September 1978 im schwäbischenAlbstadt. Bei einer Stärke von 5,8 aufder Richter-Skala entstanden in einemUmkreis von 40 Kilometern rund 11.500Gebäudeschäden, die die SV Sparkas-senVersicherung mit rund 120 Millio-nen Euro regulierte. Ermöglicht wurdedas durch die 1971 eingeführte Erdbe-benversicherung. Sie ergänzte die be-reits 1960 in ganz Baden-Württembergeingeführte Pflichtversicherung gegenerweiterte Elementarschäden.

Das Beben von Albstadt verdeut-licht das Risiko von Kumulschäden:Selbst bei kleineren Erdbeben werdenmeist nicht nur einzelne, sondern gleichhunderte oder gar tausende Gebäudebeschädigt. Hinzu kommen Sachschä-den an Verkehrs- und Versorgungssys-temen, indirekte Kosten entstehendurch Betriebsunterbrechungen. FürVersicherer ist der stetig steigendeWertezuwachs eine zentrale Heraus-forderung. Denn mit wachsendem Le-

bensstandard wird auch bei einer gleichbleibenden Erdbebengefährdung dieAnzahl von potentiell möglichen Schä-den weiter zunehmen.

KLIMAWANDEL UND GEORISIKEN

Zu den Georisiken gehören nebenErdbeben und Vulkanausbrüchen auchdas Einstürzen von Hohlräumen undalle Arten von Hangbewegungen. DieZukunft wird zeigen, inwieweit der Kli-mawandel Einfluss auf die Zunahmeeinzelner Georisiken haben wird. FürDeutschland prognostizieren Wissen-schaftler immer extremere Wetterla-gen: Neben sintflutartigen Regenfällenwerden auch Hitzewellen zunehmen.Dauerhaft starke Niederschläge könn-ten zum Beispiel verstärkt Erdrutscheauslösen, von deren Folgen vor allemGrundstücke oder Verkehrswege inHanglagen betroffen sind.

DIE ERDE BIETET VIELE RESSOURCEN

Im Mittelpunkt des Geschäftsberich-tes soll nicht die Erde als Gefahrenquel-le stehen, sondern die vielfältigen Mög-lichkeiten, die sie dem Menschen in jederHinsicht bietet. Ihr Stellenwert als na-türlicher Lebensraum und kulturellesErbe, ihre Bedeutung als Ressourcenlie-ferant von der Landwirtschaft bis zumBergbau, die technischen Herausforde-rungen, die sie den Ingenieuren stellt.

Im dem einleitenden Fachaufsatzstellt Dr.-Ing. Jochen Schwarz, der Leiterdes Zentrums für die Analyse von Erd-bebenschäden der Bauhaus-Universi-tät Weimar, zunächst das wirtschaftlichund sozial bedeutendste Georisiko Erd-

beben vor. Ergänzt wird der Beitragdurch Expertenstatements. Die Leiterinder Bauhütte des Freiburger Münster,Yvonne Faller, erläutert die Beständig-keit von Stein und die Möglichkeitenseiner Konservierung. Der SeismologeDr. Dirk Hollnack von der MünchenerRück stellt mit den Erdbeben-Risiko-modellen nicht nur ein wichtiges Hilfs-mittel der Versicherer, sondern aucheine wirksame Vorsorgemaßnahme desKatastrophenschutzes vor. Heino Kirch-hof, Dozent der Universität Kassel a.D.,zeigt, wie der Weg aus der Abhängig-keit von fossilen Brennstoffen zugleichder Bildungsarbeit nutzt.

Für unsere Kunden spielt Erde je-weils eine ganz besondere Rolle. RolfBernhard Hauff bewahrt in seinem Ur-weltmuseum steinerne Schätze einerlängst vergangenen Welt. Die Leiterinder Saalfelder Feengrotten, YvonneLenz-Habermann, zeigt, wie Menschenseit Jahrhunderten einen Berg zu nut-zen wissen. Forschungsleiter ThomasEdelmann von der Herrenknecht AG er-läutert, wie der Bau von Großtunnel-projekten die Technik vor immer neueHerausforderungen stellt. Was passiert,wenn man Erde und Natur sich selbstüberlässt, dokumentiert die Leiterindes NationalparkZentrums Kellerwald-Edersee, Katrin Schneider. Die Heraus-forderungen an die moderne Land-wirtschaft stellt der Unternehmer Dr.Hans-Dieter Dürr vor. Prof. Dr. Frank E.Brenkers Untersuchungen schließlichzeigen, wie sich die Komplexität unse-rer Erde auch in kleinsten Strukturenwiderspiegelt.

DEN RISIKEN DER ZUKUNFT BEGEGNEN – DIE ELEMENTARGEFAHR ERDE

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Erdbeben in Deutschland – Eine Annäherung aus Ingenieursicht | Dr.-Ing. Jochen Schwarz

spätestens nach den Erdbeben von SanFrancisco 1906 und Messina 1908 ersteBauregeln in Form von horizontalen sta-tischen Zusatzlasten eingeführt zu ha-ben. In den letzten 100 Jahren gab esgrundlegende Weiterentwicklungen beiden Einwirkungsmodellen.Das Schutzziel heißt: Menschen dür-

fen nicht zu Schaden kommen.

ENTSTEHUNG VON ERDBEBEN

Dem kurzzeitigen Wirken von Erdbe-ben gehen langsame und nur in größe-ren Zeiteinheiten nachweisbare Prozes-se in den tektonischen Platten voraus.Die aus 14 großen und mehreren kleinentektonischen Platten bestehende Erd-kruste ist in Bewegung. Die Bewegungs-vorgänge sind unterschiedlich: Plattenprallen aufeinander und schieben sichdann unter oder über die andere, siekönnen vorbeidriften oder auseinander-reißen. Unregelmäßigkeiten in den tie-fen Gesteinsschichten führen zu Verzah-nungen; wird die Bewegung blockiert,staut sich die Energie auf. Dabei wer-den wie bei einer Sprungfeder großeelastische Spannungen aufgebaut. Kanndas Gestein diese nicht mehr aufneh-men, kommt es zu einer ruckartigenEntlastung, die sich in Verwerfungen von

ERDBEBEN IN DEUTSCHLAND – EINE ANNÄHERUNG AUS INGENIEURSICHT

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wenigen Millimetern bis hin zu mehre-ren Metern äußern. Es entstehen seis-mische Wellen, die je nach Ausbrei-tungsweg an der Erdoberfläche über dieBodenbewegung Erschütterungen her-vorrufen. Starke Beben setzen großeHerdlängen voraus; sie treten deshalbals tektonische Beben an bekanntenPlattengrenzen entlang des pazifischenFeuergürtels oder aktuell im Mittel-meerraum auf.

Auch in Deutschland bebt die Erde,jedoch nur sehr selten so stark, dassGebäude in Mitleidenschaft gezogenwerden. Menschen werden selten direktdurch das Gebäude, sondern durch he-rabfallende Ziegel oder Gegenständeverletzt. Deutschland liegt auf einergroßen Platte, Erdbeben hier werdendeshalb als Intraplatten-Beben bezeich-net. Sie entstehen als Folge der an dengroßen Plattenrändern entstehendenKräfte. So gibt es eine Hauptspannungs-richtung und diverse, mehr oder wenigerdeutlich abgrenzbare regionale Span-nungszustände die sich durch viele klei-nere »Entladungen« abbauen. Insbeson-dere an geologischen Schwächezonenwie alten Grabenbrüchen oder Platten-randzonen.

MAGNITUDE UND INTENSITÄT

In den letzten Jahrzehnten hat sichein weltweites Netz von Messstationenentwickelt, daher verfügen wir heute

über eine genaue Kenntnis der Erdbe-bentätigkeit in Raum und Zeit. Keinesder potentiellen Schadenbeben gehtverloren. Mittels der Stationen ist dieBestimmung der Erdbebenstärke mög-lich. Das Maß für die beim Erdbebenfreigesetzte Energie ist die Magnitude.Sie ist von den Schütterwirkungen zuunterscheiden, die unter der Bezeich-nung Intensität die gespürten Empfin-dungen von Personen, die beobachte-ten Bewegungen von Objekten und beiStarkbeben vor allem die Bauwerksschä-den durch einen Zahlenwert beschrei-ben. Anhand wiederholt beobachteterBebenwirkungen wird die Stärke derSchütterwirkungen am Maßstab einerIntensitätsskala klassifiziert. In der Eu-ropean Macroseismic Scale EMS-98 wer-den die weltweiten Erfahrungen neuverarbeitet. In diese sind auch die Aus-wertungen der Deutschen Task Forcefür Erdbeben und der Ingenieure derBauhaus-Universität Weimar maßgeb-lich eingeflossen.

Die Intensität vermittelt anschau-lich eine Vorstellung von den Erdbeben-wirkungen. Sie ist eine unverzichtbareKenngröße, um Informationen von his-torischen Beben interpretieren und alsErfahrungswerte für die heutige Bau-praxis nutzbar machen zu können. Dennauch Gefährdungsanalysen gehen da-von aus, dass Intensitäten von Erd-beben, die in einem bestimmten Ge-biet erreicht wurden, dort auch in derZukunft erwartet werden können.

LEHREN AUS HISTORISCHENERDBEBEN

Während sich die Kenntnis zu denErdbeben in der Vergangenheit aus-schließlich auf Beobachtungen stützenmusste, vermitteln heute Messungender konkreten Bodenbewegung wert-volle Informationen über die Maxima-lamplituden der Bodenbewegung undihren zeitlichen Verlauf. Es bietet sichsomit die Möglichkeit, Gebäude nach-zurechnen und zu klären, bei welchenBodenbewegungen welche Schäden zuerwarten sind. In der Regel fehlen Mes-sungen in der Nähe der Herde, wo dieSchütterwirkungen besonders groß sind.Es fehlen auch belegbare Daten, umüber genaue Gebäudenachrechnungendas Modellergebnis an der Wirklichkeitspiegeln zu können. Ingenieure sind so-mit gut beraten, die Beobachtungenund Erfahrungswerte zum Verhalten un-serer gebauten Umwelt bei jedem Be-ben auszuwerten. Erdbeben sind dieLehrmeister, die die Schwächen undMängel der Gebäude offenbaren.

KARTEN DER ERDBEBEN-GEFÄHRDUNG

Erdbeben sind nach wie vor nicht vor-hersagbar. Die seriöse Forschung hatsich von einer Erdbebenvorhersage ver-abschiedet und konzentriert sich aufGefährdungs- und Risikoanalysen. Umdie tatsächliche Gefährdung besser ein-

Aus der Geschichte wissen wir, dass Erd-beben immer wieder Katastrophen aus-gelöst, gesellschaftliche Umbrüche be-fördert oder sogar zum Aussterben vonKulturen beigetragen haben. Die gewal-tigen Kräfte führen zum Einsturz von Ge-bäuden. Die Bodenbewegungen selbsttreffen den Gleichgewichtssinn, Men-schen schwanken, haben Schwierigkei-ten zu stehen.Die Wirkungen setzen oft unvermit-

telt ein und werden durch die Geräusch-kulisse subjektiv verstärkt. Kaum ein Na-turereignis zeigt demMenschen so deut-lich seine Grenzen und offenbart dieVerletzbarkeit unserer gebauten Umwelt,technischen Systeme und den Lebensli-nien von Strom- und Wasserversorgung,Kommunikation und Verkehr.Es ist eine zivilisatorische Errungen-

schaft, Schutzmaßnahmen über ver-bindliche Standards zu fordern und einVerdienst der Ingenieurwissenschaft,

»Erdbeben sind strenge Lehrmeister.«Dr.-Ing. Jochen Schwarz | lehrt und forscht seit 1994 an dem von ihm etablierten Zentrumfür die Ingenieuranalyse von Erdbebenschäden (EDAC) der Bauhaus-Universität Weimar. Seit1995 ist er stellvertretender Vorsitzender des Deutsche Task Force Komitees und verantwort-lich für die Koordination, Durchführung und Auswertung der weltweiten Ingenieureinsätzenach Schadenbeben. Mit Blick auf die Verbindung von Theorie und Praxis hat Schwarz imJahr 2008 die Leitung eines Studiengangs übernommen, um die Studenten auch in Sachenerdbebengerechtes Bauen international handlungs- und wettbewerbsfähig auszubilden.

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von Erdbebenschäden (EDAC) der Bau-haus-Universität Weimar für die Bundes-republik eine geostatistische Erhebungzur Betroffenheit vorgelegt. Mittels Geo-graphischer Informationssysteme (GIS)und dem Vergleich der Zonenzuordnungneu/alt, lässt sich letztlich nachvollzie-hen, wie sich die baulichen Anforderun-gen in den einzelnen Gebieten verän-dert haben. Der Grad der Veränderungder Zonenkarte ist insbesondere in denFällen von Bedeutung, wo vormals vonbaulicher Seite keine Erdbebenvorkeh-rungen zu treffen waren.

ERDBEBENRISIKOKARTIERUNG

Da sich die qualitative Einschätzungder Erdbebengefährdung in der Bundes-republik Deutschland kaum veränderthat, somit auch keine Überraschungser-eignisse drohen, ist an die Gefährdungs-modelle der Zukunft die Forderung zustellen, dass die durch sie übermittel-ten Informationen für den Ingenieureinen besonders hohen Aussagewertbesitzen und somit jene Größe bereit-stellen, die moderne Bemessungskon-zepte voraussetzen. Große Anstrengun-

schätzen und sinnvolle Maßnahmen zurSchadenvorsorge treffen zu können,wurde basierend auf bisherigen Erdbe-ben vom Helmholtz-Zentrum DeutschesGeoForschungsZentrum Potsdam dieaktuelle Gefährdungskarte für die Erd-bebengebiete Deutschlands erarbeitet.Seismische Aktivitäten in Deutschlandkonzentrieren sich auf die Niederrhei-nische Kölner Bucht, den Oberrheingra-ben, die Schwäbische Alb sowie denOsten Thüringens und das sächsischeVogtland. Die stärksten Erdbeben (1756bei Düren und das »MitteleuropäischeErdbeben« 1911 Albstadt-Ebingen) ha-ben Magnituden größer 6 erreicht, undlagen somit im Bereich des Bebens imitalienischen L’Aquila (Abb. 1).

ERDBEBENSICHERES BAUEN

Die Forderung nach erdbebensiche-rem Bauen wird allgemein nach schwe-ren oder unerwarteten Ereignissen er-hoben. Zwei Erdbeben 1951 bzw. 1952in Euskirchen (und weitere Ereignisseim Oberrheingraben) können zur Erar-beitung der Deutschen Erdbebenbau-norm DIN 4149: 1957 geführt haben.

Diese hat aber als Richtlinie für dasBauen in den folgenden Jahrzehntenvermutlich nur eine begrenzte prakti-sche Anwendung erfahren. Die Zonen-karte weist zwei Zonen aus, die auchmit der aktuellen Karte der DIN 4149:2005 die wesentlichen Gebiete von Scha-densbeben in Deutschland abbilden(Abb. 2). Erst nach dem schweren Erd-beben in der Schwäbischen Alb 1978wurde mit der DIN 4149 vom April 1981erstmals eine nationale Erdbebennor-mung verwaltungstechnisch realisiert.Die aktuelle Generation von Erdbeben-normen ist durch die internationaleHarmonisierung geprägt. Die DIN 4149folgt aus der nationalen Anwendungdes Eurocodes. Sie verarbeitet somitauch die in anderen Ländern gewonne-nen Erfahrungen eines wirksamen Erd-bebenschutzes.

Mit der Neufassung der DIN 4149:2005 stellt sich die Frage nach den Kon-sequenzen der an die internationale Pra-xis angepassten Bestimmungen neu.Auf der Grundlage aktueller Angabender Statistischen Landesämter wurdevom Zentrum für die Ingenieuranalyse

gen auf diesem Wege sind auf demGebiet des Risikos zu leisten, das sichvereinfacht als Produkt: Risiko = Ge-fährdung x Schadenserwartung (Verletz-barkeit x Wert) beschreiben lässt. Da wiruns der Gefährdung nur durch Planungs-entscheidungen und dem Verzicht desBauens in besonders gefährdeten Ge-bieten entziehen können, kann das Erd-bebenrisiko nur durch den Faktor Ver-letzbarkeit aktiv reduziert werden. ObGebäude am gleichen Ort durch Erdbe-ben einstürzen oder stehen bleiben,hängt eben von ihrer Verletzbarkeit be-ziehungsweise Erdbebentauglichkeit ab.Es ist eine gesellschaftliche Aufgabe,den Erdbebenschutz so zu gewährleis-ten, dass für die vorhandene Gefähr-dung die notwendigen baulichen Maß-nahmen getroffen werden.

BAULICHE MASSNAHMEN

Infolge der sich ausbreitenden Erd-bebenwellen werden dem Gebäude Be-wegungen aufgezwungen, denen esdurch die Trägheit eigener Stockwerks-massen nicht widerstandslos folgenkann; es entstehen entgegenwirkendeKräfte, die als Erdbebenlasten das Bau-werk insbesondere in horizontaler Wir-kungsrichtung beanspruchen. Die Grö-ße dieser Kräfte hängen von der Stärkeder Bodenbewegung, der Beschaffenheitdes Bodens sowie dem Schwingungs-verhalten des Bauwerks ab.

Erdbebensicheres Bauen bedeutet,Gebäude gegen horizontale Trägheits-kräfte auszulegen. Um Personenschädenzu verhindern, sind geeignete Bau-

weisen und Tragsysteme einzusetzen,Wände und Decken und ihre Kopplun-gen sorgfältig auszubilden. Gelingt esnicht, große Verformungen in horizon-taler Richtung, insbesondere zwischenden einzelnen Geschossen zu vermei-den, kann es zu einem Versagen des ge-samten Gebäudes kommen. Besondersauffällig werden hier Stahlbetonrahmen-systeme, die aus funktionalen Gründenim Erdgeschoss stark aufgelöst und da-mit zu weich sind. Betroffen sind in derRegel insbesondere auch Schulen undKrankenhäuser, die aus nutzerfunktiona-len Anforderungen ungünstige Raum-größen und -aufteilungen besitzen.

Die Regeln des erdbebengerechtenBauens sind bekannt. Die Einhaltungeinfacher Bauregeln, die Gewährleis-tung konstruktiver Mindeststandards,hat Vorrang vor aufwendigen Berech-nungen. Wer geschult und bereit ist,darf in Gebieten höherer Gefährdungmoderne Bemessungskonzepte zur An-wendung bringen, die in der Regel sehrwirtschaftliche und effiziente Lösungenermöglichen. Um diesen Lösungen ver-trauen zu können, kann man nicht aufdie Erdbeben warten, sondern testet dieStrukturen und Details experimentell.So kann das Verhalten unter verschie-denen Standortbedingungen simuliert

ABB. 1: DAS BEBEN VON L'AQUILA (6. APRIL 2009) – GEMESSEN IN WEIMAR.

ABB. 2: IM VERGLEICH – DIE ERDBEBENZONEN VON 1957 UND 2005.

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und kontrolliert werden, ob auch im Falleextremer Erdbeben die Schäden unkri-tisch bleiben. In einem aktuellen Projektwerden von EDAC mehrere großmaß-stäbliche Versuche an Gebäuden wieSchulen, Wohn- und Krankenhäusernin der Türkei gefahren. Die Gebäude wer-den durch mehrere, an verschiedenenPunkten installierte Messgeräte über-wacht und die Bauwerksbewegungenbei Erdbeben aufgezeichnet (Abb. 3).

GEBÄUDEBESTAND UND SEINEVERLETZBARKEIT

Die Verletzbarkeit des Gebäudebe-standes in deutschen Erdbebengebie-ten ist bis dato nicht untersucht wor-den. Durch das Ausbleiben schwererBeben wurde bislang kein nach DIN4149 ausgelegtes Gebäude einer Be-währungsprobe unterzogen. Es fehlt derMaßstab, um Ergebnisse seismischer Ri-sikoabschätzungen bzw. Schadenssze-narien kalibrieren zu können. Da in Mit-teleuropa nur wenige Schadensdatenvorhanden sind, die sich für die Beur-

teilung der heutigen Bausubstanz eig-nen, ist dem Beben vom 3. September1978 in der Schwäbischen Alb eine Aus-nahmestellung einzuräumen. Es stelltdas stärkste Beben dar, das die Bun-desrepublik Deutschland in den letzten50 Jahren betroffen hat.

Aufgrund des begrenzten zurücklie-genden Zeitfensters ist eine für deutscheErdbebengebiete einmalige Repräsen-tativität der vorhandenen Bebauung ge-währleistet. In Zusammenarbeit mit denlokalen Behörden erfolgte von EDAC ei-ne detaillierte Bauwerksaufnahme undbestandsgenaue Schadenskartierung.Zur Anpassung der aktuellen Bebau-ungssituation an den Stand von 1978wurden die vorhandenen Schadensbe-richte zugrunde gelegt.

Mit der Reinterpretation dieses Erd-bebens kann ein realistisches Bild derheute zu erwartenden Folgen gezeichnetwerden. Im Rahmen der in 2003 initiier-ten Auswertungen im Hauptschadens-gebiet Albstadt-Tailfingen konnten etwa

1.300 Schadensfälle in unterschiedli-chem Detailierungsgrad erhoben werden(Abb. 4). Schadensbilder der am meis-ten betroffenen Bauwerke waren in derRegel durch starke Rissbildungen zwi-schen den Öffnungen gekennzeichnet.Für die Nachrechnung werden für dieeinzelnen Typen repräsentative Be-standsgebäude ausgewählt und die maß-geblichen Geometrie- und Konstrukti-onsmerkmale anhand der Archivdatenaufbereitet. Ergebnisse der Arbeitenwerden durch Posterpräsentationen imEingangsbereich des Bauamtes Tailfin-gen vorgestellt und sind der Öffentlich-keit zugänglich.

VERSICHERUNGSMODELLE

Für die Versicherungswirtschaft be-steht ein besonderes Interesse anSchadensmodellen, in denen zuverläs-sige Gefährdungsaussagen über Scha-densfunktionen mit der vorhandenenBebauung und ihrer regional unter-schiedlichen Verletzbarkeit verknüpftwerden. Die von EDAC durchgeführte

Modellstudie zum Erdbebenrisiko inBaden-Württemberg wurden auch derSV SparkassenVersicherung vorgestellt.Aufgrund des modularen Aufbaus derDatenebenen und der Bearbeitungs-schritte können relevante Einflussfak-toren von Untergrund und Bebauungim Hinblick auf die regionalen Unter-schiede bei den zu erwartenden Schä-den beziehungsweise Verlusten verfolgtwerden. In Fortführung dieser Untersu-chungen wurden in 2007 die Schadens-funktionen für den Gebäudebestand inden anderen erdbebengefährdeten Bun-desländern vorgelegt.

LEHRE UND WEITERBILDUNG

Architekten und Ingenieure müssenauch in Deutschland zum erdbebenge-rechten Entwerfen und Konstruieren be-fähigt sein. Es ist nicht zu übersehen,dass in den letzten Jahren an den Hoch-schulen und Universitäten die Zahl derLehrstühle abgebaut wurde, die sichmit diesen Fragestellungen beschäfti-gen. Studenten sind somit nicht in aus-reichendem Maße international hand-lungs- und wettbewerbsfähig, wenn esum effiziente erdbebentaugliche Gebäu-delösungen geht.

In diesem Zusammenhang hebt sichein seit 2004 durchgeführter englisch-sprachiger Studiengang »Natural Ha-zard, Risk and Mitigation in StructuralEngineering« an der Bauhaus-Univer-sität in Weimar ab, der sich nicht nuran ausländische Studierende richtet.Konkrete Projekte werden im Rahmender jährlichen Summer Academy bear-beitet. Den Nachwuchswissenschaftlernaus allen Kontinenten bietet sich dabeidie Möglichkeit, ihre Forschungsarbei-ten vorzustellen. Sie sind oft überrascht,dass man sich auch in Deutschland mitErdbeben beschäftigen muss.

»Einfache Bauregeln retten Leben.«

ABB. 4: DIE NEUAUSWERTUNG DES ALBSTADT-BEBENS ERFOLGTE AUF BASIS VON EINZELSCHÄDEN, DIE VON ARCHIVDATEN REKONSTRUIERT WURDEN.ABB. 3: SENSOREN ZEICHNEN ERDBEBENSCHWINGUNGEN IN REPRÄSENTATIVEN GEBÄUDETYPEN AUF.

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DIN 4149: 2005:Lastannahmen, Bemessung und Ausführungüblicher Hochbauten. Vorgesehen als Ersatz fürDIN 4149-1:1981-04 und DIN 4149-1/A1:1992-12.April 2005.

Grünthal, G. (ed.), Musson, R., Schwarz, J., Stucchi,M. (1998):European Macroseismic Scale 1998. Cahiers deCentre Européen de Géodynamique et de Seismolo-gie, Volume 15, Luxembourg 1998.

Abrahamczyk, L., Langhammer, T., Schwarz, J.:Erdbebengebiete der Bundesrepublik Deutsch-land – eine statistische Auswertung.Bautechnik 82 (2005), Heft 8, 500-507.

Schwarz, J., Langhammer, T., Kaufmann, Ch. (2005):Quantifizierung der Schadenspotentiale infolgeErdbeben – Teil 1: Rekonstruktion des Bebens inder Schwäbischen Alb vom 03. September 1978.Bautechnik 82 (2005) 8, 520-532.

Schwarz, J., Langhammer, T., Kaufmann, Ch. (2006):Quantifizierung der Schadenspotentiale infolgeErdbeben Teil 2: Modellstudie Baden-Württemberg.Bautechnik 83 (2006) 12, 827-841.

Schwarz, J., Beinersdorf, S., Kaufmann, C.,Langhammer, T. (2008):Damage scenarios for Central Europe – Reinterpre-tation of historical earthquakes. In ProceedingsSeismic Risk 2008 – Earthquakes in North-WesternEurope, T. Camelbeeck; H. Degée; G. Degrande;A. Sabbe (Editor), G07. Les Editions de l'Universitéde Liège, Liège, S. 311-320.

Schwarz, J. (2008):Modellierung und Wirklichkeit im Erdbebeninge-nieurwesen – zur Bedeutung verhaltens- underfahrungsgestützter Nachweismethoden. InFestschrift anlässlich des 80. Geburtstages vonProf. Erhard Hampe (1928-1998) – Spuren undErinnerungen.Schriftenreihe IKI, Heft 013, S. 159-184.

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DIE ZOLLERNALB IST DAS AKTIVSTE ERDBEBENGEBIET NÖRDLICH DER ALPEN. DASGEBIET LIEGT IM SÜDWESTLICHEN TEIL DER 200 KILOMETER LANGEN SCHWÄBI-

SCHEN ALB. SEIT 1911 BEBTE ES HIER BEREITS DREI MAL MIT EINER STÄRKE VON ÜBER 5,5. TAUSENDE KLEINE BEBENWURDEN GEMESSEN. AUSLÖSER DER ERDSTÖSSE IST EINE SCHWÄCHEZONE, DIE SCHWÄBISCHE ERDBEBENLINIE.

ZOLLERNALB

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GB 2008 | Urweltmuseum Hauff, Holzmaden | 27

JÄGER DER VERSTEINERTEN SCHÄTZEMEERESTIERE AUF DEM TROCKENEN

HERR HAUFF, WIE KOMMEN VERSTEINERTE MEERES-TIERE AUF DIE SCHWÄBISCHE ALB?

Grob gesagt ist die Bewegung der Erdplatten daran schuld,die seit Millionen Jahren langsam, aber stetig gewaltige Ver-änderung an der Erdoberfläche bewirkt. Vor rund 200 Millio-nen Jahren, dem Beginn der Jura-Zeit, zerfiel der UrkontinentPangäa in zwei Teile. Dazwischen bildete sich ein Meer, dasfast ganz Europa überflutete. Süddeutschland stand 100 bis300 Meter unter Wasser. Am Grund lagerte sich Schicht fürSchicht über einen Zeitraum von rund 60 Millionen JahrenSchlamm ab. Außer Sand, Ton und Geröll sanken tote Lebe-wesen vom Fischsaurier bis zur Alge auf den Grund und wur-den langsam zusammengepresst. Als sich Millionen Jahrespäter der mittlerweile 800 Meter mächtige Meeresbodendurch die Plattenbewegung anhob und die Schwäbische Albbildete, kamen mit den Sedimenten auch die versteinertenMeerestiere nach oben.

DIE VERSTEINERUNGEN LIEGEN VERBORGEN IN EINERSCHIEFERSCHICHT. WIE HAT MAN SIE ENTDECKT?

Die Entdeckung hängt mit dem ökonomischen Wert desSchiefers zusammen, beziehungsweise dem einzelner Schich-ten. Schon im späten Mittelalter interessierte man sich füreine 18 Zentimeter dicke Schicht, den Fleins. Steinbrecherbrachen die waagrecht liegenden Schichten plattenweisemit Stemmeisen und Hämmern aus den Schieferbrüchen,

TEMNODONTOSAURUS, SO HEISST DIESER SCHNEIDEZAHN-SAURIER AUS DER JURAZEIT. 23 METER LANG KONNTEN DIE GRÖSSTEN EXEMPLAREWERDEN. SIE WAREN DIE GRÖSSTEN, RÄUBERISCH LEBENDEN SAURIER DES JURAMEERES. EIN JUGENDLICHES EXEMPLAR MIT SECHS METERLÄNGE WIRD ZUR ZEIT IN DER WERKSTATT DES URWELT-MUSEUMS HAUFF PRÄPARIERT. DIE BEARBEITUNG WIRD RUND ZEHN MONATE DAUERN.

Rolf Bernhard Hauff | ist kein Mensch, der gerne kokettiert.Weder mit seiner Familie – Vater und Großvater genossenals Pioniere der Paläontologie Weltruf. Noch damit, der Leitervon Deutschlands größtem privaten Naturkundemuseum zusein. Obwohl er in dieser Eigenschaft mehr Geschäftsmannals Wissenschaftler sein muss, wird deutlich: ohne Leiden-schaft für die versteinerten Schätze der Region geht das nicht.Die jedoch merkt man dem studierten Geologen auch nachüber 20 Jahren im Beruf noch deutlich an.

Das Urweltmuseum Hauff öffnete 1937 erstmals seine Pfortenfür die Öffentlichkeit. Die Schieferbrüche in der Umgebungvon Holzmaden lieferten das Ausstellungsmaterial: Hervorra-gend erhaltene Versteinerungen aus einer Zeit, als Europa voneinem tropischen Meer überflutet war. Die Schätze, die Bern-hard Hauff sen. und Bernhard Hauff jun. seit der zweiten Hälftedes 19. Jahrhunderts in den Schieferbrüchen der Umgebungentdeckten und ausstellten, waren so spektakulär, dass beimBau der damaligen Reichsautobahnstrecke Stuttgart – Ulmdas Museum eine eigene Ausfahrt erhielt. In den Jahren 1967bis 1971 errichtete Bernhard Hauff jun. einen Neubau, der 1991auf insgesamt 1.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche erwei-tert wurde. Das Museum selbst ist zum Generationenprojektgeworden, das seit 1990 von Rolf Bernhard Hauff geführt wird.Auch er hat Ideen für die Zukunft: Die Pläne für einen Anbaumit interaktivem Zeittunnel liegen bereits in der Schublade. Erist nun auf der Suche nach privaten Sponsoren.

»Jeden Tag kann der Schiefer etwas völlig Neues freigeben.«

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GB 2008 | Urweltmuseum Hauff, Holzmaden | 29

Entscheidung, ob man das Fundstück für die wissenschaftli-che Untersuchung behalten möchte oder an uns zurückgibt.Über die Jahrzehnte kamen auf diese Weise viele Funde indas Naturkundemuseum nach Stuttgart. Weil aber nicht je-des entdeckte Fossil auch wissenschaftliches Neuland bie-tet, kann unser Museum viele hervorragend erhaltene undseltene Exponate im Original ausstellen.

KANN MAN AUCH AUF DAS SCHICKSAL DERVERSTEINERTEN TIERE SCHLIESSEN?

Aus den Versteinerungen kann man viele Geschichtenherauslesen. Wir fanden zum Beispiel einen Hai, der Belem-niten, eine Art Urzeit-Tintenfische, gejagt hatte. Er fraß of-fensichtlich so viele davon, dass sich deren unverdaulicheInnenskelette in seinem Magen verklumpten und er daranstarb. Um solche Geschichten auch für die Besucher fassba-rer zu machen, haben wir beispielsweise die Jagdszene mitHai und Belemniten im Modell nachgebildet.

DIE REINE AUSSTELLUNG DER FOSSILIEN REICHTHEUTE NICHT MEHR AUS?

Nein. Die Zeiten ändern sich. Heute erwartet ein Gast eineganz andere Präsentation der Fundstücke, als es vor fünfzig,zwanzig oder sogar zehn Jahren noch der Fall war. Es gibt jaauch ganz andere technische Möglichkeiten. Vom eigentli-

die früher etwa drei Meter und heute bis zu zwölf Meter tiefsind. Das Material war sehr begehrt: Die Bodenbeläge derBurg Hohenstaufen stammen zum Teil aus Holzmaden. Wäh-rend man Fleins abbaute, entdeckte man im darüber und da-runter liegenden Gestein immer wieder Fossilien, für die mansich ab der Mitte des 19. Jahrhunderts auch wissenschaft-lich zu interessieren begann.

SIND DURCH DEN ABBAU NICHT SEHR VIELEVERSTEINERUNGEN ZERSTÖRT WORDEN?

Man muss fairer Weise sagen: Nur wenn der Schiefer ab-gebaut wird, werden auch Fossilien gefunden. Beim maschi-nellen Abbau wie er seit etwa dem zweiten Weltkrieg betrie-ben wird, ist die Gefahr vorhanden, dass Fossilien nicht odererst zu spät erkannt werden und dann verloren gehen odernur bruchstückhaft gefunden werden. Beim manuellen Abbauwie er früher üblich war gingen nicht so viele Fossilien ver-loren. Immer schon war für die Steinbrecher der Farbunter-schied vom braunen Knochen zum grauen Schiefer oder ei-ne Aufwölbung in der Schichtebene ein Indiz für ein Fossil.

WIE LEICHT IST ES FOSSILIEN ZU ENTDECKEN?

Versteinerte Ammoniten gibt es viele und sie sind auchsehr leicht zu finden. Hunderte Schulkinder, die mit Hammerund Meisel im Abraum der Holzmadener Steinbrüche Schie-

ferplatten spalten, beweisen das ihren Eltern Jahr für Jahr mitTaschen voller Fundstücke. Wer allerdings nach Knochen-fischen oder Krokodilen sucht, braucht mehr Geduld und ei-nen guten Blick. Für eine gute Versteinerung werden rund2.000 Kubikmeter Schiefer bewegt. Ein Großfund ist eigent-lich wie ein Sechser im Lotto: In den fast 20 Jahren, die ichjetzt schon das Museum leite, sind beispielsweise nur dreiKrokodile in Holzmaden gefunden worden.

WIE KOMMT SO EIN FOSSIL DANN INS MUSEUM?

Wenn ein Steinbrecher ein Fossil entdeckt, sieht es nochnicht so schön aus, wie es nachher im Museum an der Wandhängt. Es kommt erst in unsere Werkstatt und wird dort inmühevoller Kleinstarbeit herausgearbeitet und präpariert.Dafür haben wir speziell ausgebildete Fachleute. So eine Prä-paration kann Jahre dauern: Für das Herzstück des Museums,eine 18 mal sechs Meter große Seelilienkolonie, benötigtenwir insgesamt 18 Jahre.

KOMMEN ALLE FUNDE AUS HOLZMADEN IN DASURWELTMUSEUM?

Jeder wissenschaftlich interessante Fund gehört als Kul-turdenkmal dem Land Baden-Württemberg. Gelangt ein sol-ches Fossil in unsere Museumswerkstatt, informieren wir dasStaatliche Museum für Naturkunde in Stuttgart. Dort fällt die

»Fossilien sind Fenster in eineWelt, die nicht wiederkehrt.«

chen inhaltlichen Kern der Sache her bieten wir unseren Be-suchern seit rund 70 Jahren das Gleiche: Fossilien, die 180Millionen Jahre alt sind. Ohne Anpassung der Präsentationan unsere Gäste und ihre Interessen würde aber kaum nochjemand kommen und sie sich anschauen. Und ganz sichernicht die Jugend. Deshalb haben wir die Sauriermodelle aufdem Außengelände aufgebaut. Da kam zwar der Vorwurf,dass obwohl wir Meerestiere ausstellen und nur ein Fundvon einem Landsaurier stammt, im Außenbereich des Mu-seums mehrere Landsaurier im Stil von Jurassic Park stehen.Aber wer junge Leute ins Museum locken und für Paläontolo-gie begeistern will, muss sich etwas einfallen lassen, sonstfahren sie eben in den nächsten Freizeitpark. Wir vermittelnnatürlich nach wie vor mit Schautafeln, Vitrinen und – seitneuestem – einem Info-Terminal fundiertes Wissen.

GIBT ES FUNDE, DIE IHNEN ODER ZU EHREN IHRERVORFAHREN DEN NAMEN HAUFF TRAGEN?

Die gibt es. Meist wird mit dem Namen eine Besonderheitdes Fundes charakterisiert. Oder der Namensgeber möchtejemanden würdigen. Diese Ehre ist manchmal vielleicht auchvon einem Augenzwinkern begleitet: Nach mir benannte einamerikanischer Paläontologe ein ausgestorbenes Unikat, denSchlangenhalssaurier »Hauffiosaurus zanoni«.

HERR HAUFF, VIELEN DANK FÜR DAS GESPRÄCH.

ZU DEN BEKANNTESTEN AUSSTELLUNGSSTÜCKEN GE-HÖRT DIESER 300 ZENTIMETER LANGE ICHTHYOSAURIER –EIN MUTTERTIER MIT FÜNF EMBRYONEN IM LEIB. EIN EM-BRYO WURDE NACH DEM TOD DER MUTTER AUS DEM LEIBHERAUSGEPRESST UND NEBEN IHR EINGEBETTET.

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Verwitterung von Gestein am Gesamtkunstwerk Freiburger Münster | Yvonne Faller

GB 2008 | Fachstatement | 31

Aus massivem Stein gebaut – dieseFormulierung verspricht ein Höchstmaßan Dauerhaftigkeit und Festigkeit. Dassdies nur eingeschränkt zutrifft, ist fürdas Team der Freiburger Münsterbau-hütte eine alltägliche Erfahrung. Zwartrotzt der Stein des Münsters seit mehrals 800 Jahren den Angriffen von Was-ser, Wind und saurem Regen, Spuren derZerstörung sind aber unübersehbar.

Buntsandstein aus der direkten Um-gebung der Stadt Freiburg ist das Bau-material, mit dem im Mittelalter dasMünster erbaut worden ist. Dieses Se-dimentgestein ist vor 250 Millionen Jah-ren entstanden. Es besteht aus feinenSanden, die durch Abtragung oder Zer-störung eines ursprünglichen Steinesabgelagert und anschließend verfestigtwurden. Zu Stein wird der Sand durchphysikalische und chemische Prozesse.Die physikalische Verdichtung und Pres-sung durch den Druck der darüber lie-genden Massen reduziert die Hohlräumezwischen den Sandpartikeln, die chemi-sche Zementation, bindet die einzelnenSandkörner zusammen. Das in den Hohl-räumen der Ablagerungen zirkulieren-de Wasser bringt Stoffe mit, die ein Ver-

kleben der einzelnen Sandkörner bewir-ken. Je nach Bindemittel weist der ferti-ge Sandstein dann höhere oder niedrige-re Festigkeiten auf.

Der geschilderte Prozess der Stein-werdung ist umkehrbar, der feste Sand-stein kann wieder zu Sand werden. Phy-sikalische Verwitterung entsteht durchdie mechanische Abtragung der Ober-fläche durch Wind und Regen, chemi-sche Verwitterung durch Schadstoffe, diedurch Luft und Regen transportiert wer-den. Hauptverantwortlich für den schäd-lichen sauren Regen ist die Anreicherungder Luft durch Abgase. Vor allem durchschwefelhaltige fossile Brennstoffe wieKohle und Heizöl entstehen Schwefel-oxyde, die mit Wasser zusammen dieaggressive Schwefelsäure bilden. Diesezerstört das Bindemittel des Steines undführt zu seinem Zerfall.

Die Anfälligkeit für Zerstörungen amgotischen Bauwerk Münster ist auchdurch die Konstruktion bedingt. Mankönnte behaupten, dass die Schönheitder Konstruktion gleichzeitig ihr Ver-hängnis ist. Die gotische Architekturzeichnet sich durch ein komplexes Ge-

bilde aus Stützen, Strebebögen und Stre-bepfeilern aus. Diese wiederum sind ver-ziert mit einer Vielzahl von Schmuck-elementen. Dadurch wird eine immenseVergrößerung der Oberfläche geschaf-fen und damit auch die Angriffsflächefür Wind und Regen.

KONSERVIERUNG UND ERHALTUNG ALSAUFGABE DER MÜNSTERBAUHÜTTE

Seit der Fertigstellung des Münstersum 1570 wurden im Rahmen des Bau-unterhaltes immer wieder schadhafteSteine ausgebaut und durch neue er-setzt. Vor allem exponierte Bauteile wiedie Krabben am Turm oder die filigranenStrebepfeileraufsätze waren der Witte-rung verstärkt ausgesetzt und dadurchbesonders gefährdet. Interessant und er-schreckend zugleich ist die Erkenntnis,dass nicht die physikalische, sonderndie chemische Verwitterung das weitausgrößere Zerstörungspotential besitzt.

Der Ersatz des zerstörten Steinesdurch eine detailgetreue Kopie ist Ulti-ma Ratio. Zunächst wird versucht, dienoch vorhandene Substanz mit moder-nen Methoden zu erhalten. Die Konser-

vierungsmaßnahmen beginnen mit ei-ner Bestandsaufnahme. Stein für Steinwird fotografisch und zeichnerisch fest-gehalten, welche Schäden zu erkennensind. Von Absanden über Schalenbildun-gen und Rissen bis hin zu fehlendenStücken wird jedes einzelne Schadens-bild beschrieben. Anhand der komplet-ten Schadensbeschreibung wird einMaßnahmenkonzept umgesetzt.

Begonnen wird mit der behutsamenReinigung der Steinoberfläche durchsandstrahlen. Das Strahlgut ist in die-sem Fall feines Glaspudermehl welchesdie Oberflächenstruktur des Sandstei-nes nicht verletzt. Die Festigung von lo-sen Sandsteinoberflächen mittels Kie-selsäureester ist der nächste Schritt.Der Kieselsäurester wird auf der Ober-fläche aufgetragen oder sogar in Löcherund Risse injiziert um das fehlende Bin-demittel zu ersetzen. Fehlstellen an derOberfläche können mit Restauriermörtelergänzt werden. Um eine optimale Farb-anpassung an das umgebende Gesteinzu erhalten, wird die Farbe des Restau-riermörtels mittels gemahlenen Sand-steinen hergestellt.

Wenn die Steinsubstanz so starkgeschädigt ist, dass eine Sanierungnicht mehr möglich ist, wird das Werk-stück oder die Skulptur neu geschlagen.Die Erfahrung am Freiburger Münsterzeigt, dass die Qualität des verwende-ten Steines ausschlaggebend ist für dieDauerhaftigkeit vor Ort. Geologen undMineralogen überprüfen jeden einzel-nen Steinblock, der aus dem Steinbruchangeliefert wird, auf seine Zusammen-setzung und Eignung für den Einbau amMünster. Erst dann beginnen die Stein-metze aus dem Quader die gewünschteFigur oder das Architekturelement her-auszuarbeiten.

Jeder Schlag muss sitzen, ein »Ver-hauen« darf es nicht geben. Detailgetreuwird das Vorbild genauestens kopiert,eine Arbeit die Fingerspitzengefühl undAusdauer verlangt. Eine überlebensgro-ße Apostelfigur beispielsweise beschäf-tigt einen Bildhauer über neun Monatelang. Es ist ein krönender Abschluss undLohn der Mühe, diese Figur hoch überdem Münsterplatz an ihren Platz zu stel-len. Verbunden ist dies mit der Hoffnung,dass dieses Werk wie sein Vorgängerebenfalls 600 Jahre überdauern möge.

VERWITTERUNG VON GESTEINAM GESAMTKUNSTWERK FREIBURGER MÜNSTER

DIE VERWITTERUNG DER FIGUREN SCHREITET IN DEN LETZTEN 100 JAHREN SEHR SCHNELL VORAN. UM 1900 WURDEN VON DEN FIGURENGIPSABGÜSSE ANGEFERTIGT, DIE DEN SEHR GUTEN ERHALTUNGSZUSTAND DER FIGUREN AUS DEM 13. JAHRHUNDERT DOKUMENTIEREN.NUR 80 JAHRE SPÄTER WAREN DIE ORIGINALE SO STARK VERWITTERT, DASS SIE NUR DANK DER GIPSABGÜSSE KOPIERT UND ERSETZTWERDEN KONNTEN. URSACHE FÜR DIESE RASENDE ZERSTÖRUNG IST DER SCHWEFELHALTIGE REGEN, DER DIE STEINSTRUKTUR ZERSTÖRT.

Yvonne Faller | ist seit dem 1. April 2005 die Münsterbaumeisterin am Münster in Freiburgim Breisgau. Sie leitet die Münsterbauhütte mit rund 30 Mitarbeitern. Die Architektin undStadtplanerin reiht sich damit ein in eine Traditionslinie, die bis ins Mittelalter zurückgeht.Hauptaufgabe heute ist die Erhaltung des Münsters im Einklang mit dem Denkmalschutz.Gleichzeitig ist Yvonne Faller Geschäftsführerin des Münsterbauvereins, der die Arbeit derMünsterbauhütte durch Publikationen, Dokumentationen und Archivierung begleitet.

»Sandstein zerfällt wieder zu Sand«

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GB 2008 | Saalfelder Feengrotten GmbH | 33

»GLÜCK AUF« LAUTET DER TRADITIONELLE GRUSS DER BERGLEUTE, MIT DEM DIE GÄSTE DER SAALFELDER FEENGROTTEN VOR JEDER FÜHRUNGBEGRÜSST WERDEN. DIE REISE DURCH DEN BERG IST EINE ZEITREISE: SIE BEGINNT MIT DEM HISTORISCHEN BERGBAU, FÜHRT ÜBER DIE NUTZUNGDER HEILQUELLEN UND DIE ENTDECKUNG EINER FARBENPRÄCHTIGEN WELT UNTER TAGE HIN ZU EINEM SELTEN GEWORDENEN GUT: DER STILLE.

FRAU LENZ-HABERMANN, WIE MUSS MAN SICH DENBERGBAU VON FRÜHER VORSTELLEN?

Der Bergbau war schwere Arbeit. Die Bergleute fuhrenum vier Uhr in der Frühe in den Berg ein und arbeiteten zwi-schen zehn und zwölf Stunden. Kienspäne sorgten für etwasLicht. Viel blieb davon durch den Ruß der Fackeln und denStaub vom Abbau aber nicht übrig. Man arbeitete sich miteinfachen Eisenwerkzeugen Stück für Stück in den Berg hin-ein, pro Tag kam man bis zu sieben Zentimeter voran. Tages-licht, das ja auch für den Aufbau von Vitamin D sorgt, sahendie Bergleute nur wenig. Trotzdem führten die Bergleute fürdamalige Verhältnisse ein vergleichsweise gutes Leben. Zwarwar der Lohn so gering, dass Frau und Kinder nebenher nochLandwirtschaft betrieben. Aber Bergarbeiter zahlten keineAbgaben und waren von Fron- und Kriegsdiensten befreit.Jungen ab zehn Jahren arbeiteten übrigens auch mit im Berg:Sie halfen, den abgebauten Alaunschiefer aus der Grube hi-nauf an die Oberfläche zu transportieren.

WOFÜR BENÖTIGTE MAN DEN SCHIEFER, ETWA FÜRSCHINDELN ZUM DACHDECKEN?

Nein, das nicht, denn Alaunschiefer unterscheidet sichvon gewöhnlichem Dachschiefer. Er hat einen höheren Koh-lenstoffanteil und enthält – wie der Name schon sagt – dasSalz Alaun. Über Tage wurde das Material zerkleinert unddann im Freien auf Holzböden verteilt, wo es durch Wind undWetter auslaugte. Die Lauge wurde aufgefangen, man ver-dampfte sie und zurück blieb Alaun. Das brauchte man frü-her zum Gerben und Färben von Leder oder als Ätz- und

»Der Berg birgt vieles, was dem Menschen nutzt«

Yvonne Lenz-Habermann | leitet seit 1994 als Geschäfts-führerin die Saalfelder Feengrotten und TourismusGmbH. Zuvor studierte die gelernte ReiseverkaufsfrauBetriebswirtschaftslehre. Die Wünsche der Gäste stetsim Blick, verwandelte die 43-jährige Saalfelderin dasAusflugsziel Feengrotten in eine Rundum-Erlebniswelt.

FEENZAUBER UNTER TAGEVOM ALAUN-BERGWERK ZUR ERLEBNISWELT

Die am Fuße des Thüringer Schiefergebirges gelegene StadtSaalfeld gehört zu den ältesten Städten Thüringens. Von ihrerreichen Geschichte zeugen noch heute ein romanisches Klos-ter, die gotische Johanneskirche und das Renaissance-Rat-haus. Im Mittelalter blühte hier der Handel, im 16. Jahrhundertfüllte der Kupfer- und Silberbergbau das Stadtsäckel. Ab 1530bauten Bergleute in der Grube »Jeremias Glück« auch Alaun-schiefer ab. Die zunehmende Industrialisierung leitete das En-de des Abbaus ein, 1860 wurde die Grube geschlossen undgeriet in Vergessenheit. Eher zufällig entdeckte man um 1910geologische Veränderungen im weit verzweigten unterirdischenGangsystem, denen die Grube den Namen Feengrotten ver-dankt. 1914 eröffnete man daher das Schaubergwerk Feen-grotten. Es wird seit 1994 als Betreiber-GmbH mit über 50Mitarbeitern geführt und gehört zu den touristischen Höhe-punkten Thüringens. Bis heute haben rund 18 Millionen Men-schen aus aller Welt das Bergwerk besichtigt.

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menarbeit mit verschiedenen Künstlern wurden in einemWäldchen hölzerne Spielelemente, unendliche Stollen undLauschinseln installiert, bei denen mit Farbe, Form und Klangexperimentiert werden kann. Außerdem gibt es dort lauschigePlätze zum Verweilen und das baumhohe Feenwipfelschloss.Natürlich nutzen wir auch das gesunde Klima im Berg aus. Inunserer Heilgrotte, die laut Deutschem Heilstollen Verbanddie wirksamste in ganz Deutschland ist, werden Patientenmit Atemwegsbeschwerden auf natürlich Weise behandelt.

Darüber hinaus bieten wir ein selten gewordenes Gut an:absolute Stille. Damit wenden wir uns an Gäste, die im Alltagkaum zur Ruhe kommen. Im Schutz des Berges können sie anso genannten Mental-Coachings teilnehmen und zu innererGelassenheit finden. Man darf gespannt sein, welche Schätzewir in Zukunft im Berg noch entdecken und nutzen werden.

GB 2008 | Saalfelder Feengrotten GmbH | 35

Bleichmittel. Manchmal sieht man heute in Drogerien nochAlaunstifte – zum Blutstillen nach dem Rasieren. Gab mander Lauge Eisen- und Kupferschrott zu, erhielt man grünenund blauen Vitriol. Damit wurde Unkraut bekämpft oder Holzkonserviert. Mit der Industrialisierung kam die synthetischeHerstellung und der Alaunschieferabbau rentierte sich nichtmehr. Also schloss man die Grube um 1860.

SIE WURDE SPÄTER ABER NOCH EINMAL GEÖFFNET?

Um 1910 stellte man die heilende Wirkung des austre-tenden Grubenwassers fest und überlegte zunächst, ein Heil-bad einzurichten. Dafür fehlte dann letztlich das Geld. DasWasser selbst war aber von so guter Qualität, dass es 1928als »Saalfelder Heilquellen« auf den Markt kam und als Heil-mittel gegen Gicht, Blutarmut oder Nierenleiden von Ärztenverschrieben wurde. Anfang der Sechziger Jahre vermutete mandann, dass in der Region Uranerz zu finden sei. Daher fandenin der Nähe der Feengrotten Probebohrungen statt. Wahr-scheinlich brachte man dadurch die Quellen 1964 zum Versie-gen. Die Heilwasserproduktion musste jedenfalls eingestelltwerden. Nach der Wende versuchte man die Schächte wiederzu verpressen, allerdings mit wenig Erfolg – das sensibleWassersystem konnte sich nicht wieder erholen.

WANN ÜBERLEGTE MAN SICH DIE ERÖFFNUNG DERFEENGROTTEN ALS SCHAUBERGWERK?

Schon wenige Jahre nach Öffnung der Grube. Auf derSuche nach den Quellen für das geplante Heilbad erforschteman nach und nach die alten Schächte und entdeckte, dassdie Natur einige der künstlichen Hohlräume – also Grotten,keine Höhlen – in geologisch gesehen kürzester Zeit verän-dert hatte. Einsickerndes mineralhaltiges Wasser hatte inden Grubenbauen Tropfsteine in allen Formen und Farben

wachsen lassen. Der längste Stalaktit misst zwei Meter undentstand in höchstens 300 Jahren. Zum Vergleich: In einernatürlichen Kalk-Höhle bräuchte er für diese Größe rund15.000 Jahre. Die zufällige Entdeckung und das Aussehender Grube hatten einen märchenhaften Charme, so dassman in der Region bald von den Feengrotten, dem Märchen-dom und der Gralsburg sprach. Ein Berliner Geschäftsmannerkannte den touristischen Wert dieses Rufs und öffnete1914 das Schaubergwerk unter dem Namen »Feengrotten«.Es war übrigens vollständig elektrisch beleuchtet, damalseine richtige Sensation. Die Feengrotten wurden schnell zumbeliebten Sonntagsausflugsziel, das sich jahrzehntelang un-verändert hoher Besucherzahlen erfreute.

UND DAS GEHT SO BIS HEUTE?

Natürlich hat sich heute vieles verändert. Bis zur Wieder-vereinigung waren die Feengrotten ein klassischer Besu-chermagnet: Man kam, sah, schrieb eine Postkarte und gingwieder. Das Konzept ging sogar noch einige Jahre auf. Erstab Mitte der Neunziger Jahre spürten wir einen Einbruch derBesucherzahlen. Denn bis dahin hatte sich in der ThüringerFreizeitlandschaft sehr viel getan. Mit diesen Entwicklungenmusste die 1994 aus dem städtischen Eigenbetrieb gegrün-dete GmbH mithalten. Deshalb haben wir in den Jahren nach1994 nicht nur Infrastruktur, Shop- und Gastronomieange-bote verbessert. Uns ist wichtig, gute Besucherkonzepte zuentwickeln. Und das, indem wir die eigentliche Attraktion imBlick behalten und trotzdem neue Zielgruppen ansprechen.

WIE FUNKTIONIERT DAS GENAU?

2007 haben wir eine Erlebniswelt oberhalb der Grotten er-öffnet – das Feenweltchen. Es nimmt Bezug auf die märchen-hafte Welt unter Tage und setzt sie über Tage fort. In Zusam-

WIE KAMEN DIE FEENGROTTEN ZU IHREM EINTRAGINS GUINNESS-BUCH DER REKORDE?

Offiziell wurden die Feengrotten als die »farbenreichstenSchaugrotten der Welt« 1993 in das Guinness-Buch der Re-korde aufgenommen. Nicht nachweisbar war bisher, wie derEintrag zustande kam. Keiner unserer Mitarbeiter kann sicherinnern, ob jemand den Rekord eingereicht hat oder ob wirvon Guinness als Rekordhalter entdeckt worden sind. DiesesRätsel tut unserem Stolz als Verwalter des NaturwundersFeengrotten aber keinen Abbruch.

FRAU LENZ-HABERMANN, VIELEN DANK FÜR DAS GESPRÄCH.

DER FARBREICHTUM KOMMT DURCH SCHWERMETALLE ZUSTANDE, DIE IN DEN TROPFSTEINEN UND SEDIMENTEN ENTHALTEN SIND. ES LAS-SEN SICH MEHRERE HUNDERT SCHATTIERUNGEN NACHWEISEN. EISEN HINTERLÄSST WEISSLICHE, GELBE, ROT- UND SCHWARZBRAUNE BISVIOLETTE FARBNUANCEN, KUPFER GRÜNE UND BLAUE. VANADIUM ERSCHEINT IN GRÜN UND GELB UND MANGAN IN DUNKELBRAUN.

»Früher Alaun und Uran – heute Schönheit und Stille«

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IM VOGTLAND ZWISCHEN THÜRINGEN UND SACHSEN GIBT ES SCHWARMBEBEN – KLEINEERSCHÜTTERUNGEN, DIE KURZ NACHEINANDER AM SELBEN ORT ENTSTEHEN. SIE SIND

TYPISCH FÜR VULKANISCHE AKTIVITÄT TIEF UNTER DER ERDOBERFLÄCHE. FORSCHER VERMUTEN ALS URSACHE VUL-KANISCHE GASE, DIE AUS EINEM MAGMENRESERVOIR AUFSTEIGEN, DAS IN ETWA 25 BIS 35 KILOMETERN TIEFE LIEGT.

VOGTLAND

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GB 2008 | Herrenknecht AG, Schwanau | 39

MIT PERFEKTEM TUNNELBLICKFÜR JEDEN UNTERGRUND DEN RICHTIGEN BOHRER

HERR EDELMANN, HERRENKNECHT STEHT FÜR SPEKTA-KULÄRE TUNNELBAUPROJEKTE. WIE ENTSTEHEN DIESE?

Große Tunnelbauprojekte haben eine lange Vorlaufzeit.Der jeweilige Bauherr muss zunächst die Anforderungen desProjekts zu definieren. Wo und wie soll die Trasse verlaufen?Wie groß soll der Tunnel werden? Man muss Voruntersuchun-gen über die geologischen Verhältnisse durchführen. Werdenwir gefragt, ergänzen wir diese Daten mit eigenen Untersu-chungen vor Ort oder vergleichen sie mit ähnlichen Bauvorha-ben in der Vergangenheit. Daraus entwickeln wir einen geo-technischen Bericht und eine Empfehlung, welche Technikzum Einsatz kommen kann. Geht der Auftrag für den Bau derVortriebstechnik dann nach der üblichen Ausschreibung anuns, sind wir sehr gut vorbereitet. Wichtig ist in diesem Zusam-menhang nur eins: Bauen tut die Baufirma im Auftrag des Bau-herren, Herrenknecht bietet die Tunnelvortriebsmaschine an– und liefert der Baufirma auf Wunsch weiteres Know-how.

WAS IST SO SCHWIERIG AM TUNNELBAU?

Die geologischen Verhältnisse. Die meisten Projekte sindsehr individuell. Eines der größten Probleme, das den Tunnel-bau über Jahrhunderte massiv behindert hat, ist in vielenGeologien das Grundwasser. Es fließt nach, sobald man unterdem Grundwasserspiegel arbeitet. Ingenieuren gelang eserstmals 1886 in London beim Untertunneln der Themse fürdie U-Bahn, mittels Druckluft das Wasser aus dem Schacht

fernzuhalten. Für die Arbeiter war das gefährlich: Die Dekom-pression war noch wenig entwickelt, oft führte eine zu schnel-le Umgewöhnung an den Normaldruck zu gesundheitlichenSchäden. Den Tunnelvortrieb unter normalem Luftdruck er-möglichte erst eine Erfindung aus den Siebziger Jahren desletzten Jahrhunderts – der so genannte Mixschild, der vonder Baufirma Wayss & Freytag zusammen mit Herrenknechtentwickelt wurde. Er eignet sich perfekt für den Vortriebunterhalb des Grundwasserspiegels. Wir haben inzwischenfür die verschiedensten Bodenverhältnisse unterschiedlicheMaschinenkonstruktionen.

DIE HERRENKNECHT AG STEHT FÜR SPEKTAKULÄRE TUNNELBAUPROJEKTE WIE DEN GOTTHARDTUNNEL ODER DIE ELBUNTERQUERUNG. OBIN SPANIEN, DER SCHWEIZ, CHINA, RUSSLAND ODER MALAYSIA – AKTUELL LAUFEN MASCHINEN VON HERRENKNECHT BEI WELTWEIT RUND70 GROSSBOHRPROJEKTEN. DAS FAMILIENUNTERNEHMEN VERSTEHT SICH DABEI NICHT NUR ALS TECHNIKLIEFERANT, SONDERN AUCH ALSKNOW-HOW-ANBIETER, ZU DESSEN SERVICE AUCH DIE PROJEKTÜBERWACHUNG ODER DIE VERMITTLUNG VON SPEZIALISTEN ZÄHLT.

Lösungen für den Kunden zu finden, auch wenn es schwierigwird – das ist wichtiger Teil der Philosophie der HerrenknechtAG, dem Technologie- und Marktführer für maschinellen Tun-nelvortrieb aus dem badischen Schwanau. Ausdauer, Ideen-reichtum und das Bewusstsein für Chancen und Risiken habendazu geführt, dass die 1977 von Dr. Martin Herrenknecht ge-gründete Herrenknecht GmbH, später zur Herrenknecht AGumgewandelt, heute zu einem Konzern mit 3.000 Mitarbeiternund 49 Tochter- und Beteiligungsgesellschaften gewachsenist. Die Herrenknecht AG produziert Bohranlagen für alle Bau-gründe und mit Durchmessern von zehn Zentimetern bis hinzu sechzehn Metern. Anlagen ab einem Durchmesser von vierMetern kommen beim Bau von Verkehrstunneln zum Einsatz.Kleinere Anlagen werden beim Bau von Versorgungstunnelneingesetzt, die später für Wasser- und Abwassersysteme oderden Transport von Gas und Öl genutzt werden. »Tunnelbau ist Teamwork«

Thomas Edelmann | Thomas Edelmann schmunzelt, wenn erzu seiner Karriere bei der Herrenknecht AG befragt wird. Denneigentlich sind es zwei. 1991 als Ingenieur für Konstruktioneingestiegen, verschlug es den studierten Stahl- und Metall-bauer nach drei Jahren zunächst in eine ganz andere Branche.Mit reichlich gesammelter Erfahrung stieg er 2004 zum zwei-ten Mal bei Herrenknecht ein. Die Aufgaben als Leiter der Ab-teilung Forschung und Entwicklung haben für Edelmann min-destens einen Vorteil – sie machen ihm immer mehr Spaß.

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GB 2008 | Herrenknecht AG, Schwanau | 41

Untergrund vor der Maschine erkundet werden. Am direktenBlick aus der Maschine heraus in den Boden haben wir langegeforscht. Ende der Neunziger Jahre kam deshalb erstmalsdas Sonic Softground Probing – kurz SSP-System – beim Baudes Elbtunnels in Hamburg zum Einsatz. Es analysierte denBoden bis zu 40 Meter weit vor dem Schneidrad. Eine Wei-terentwicklung des SSP haben wir auch sehr erfolgreich inLeipzig eingesetzt. Dort erkannten wir im Boden vor uns eingroßes Hindernis, durch das wir uns langsam durchbohrten.Im Abraum fanden wir Brocken von einem Findling.

WAS PASSIERT MIT DEN MASCHINEN NACH ENDEDES TUNNELBAUS?

Manche Tunnelbohrer bleiben im Besitz der Baufirma,sie werden bei anderen Projekten wieder eingesetzt. Letz-tes Jahr habe ich in der Werkstatt bei der Reparatur einesBauteils zugesehen. Es war ein Steinbrecher für die U-Bahnin Kairo, bei der Konstruktion der Maschine war ich 1992selbst am Reißbrett beteiligt. Der Bauherr wird mit exakt der-selben Maschine einen weiteren Tunnel bohren und wandtesich 16 Jahre später wegen der Instandsetzung an uns. Man-che Maschinen kaufen wir auch zurück und bieten sie für denWiedereinsatz an. Ein und dieselbe Maschine hat beispiels-weise Tunnel in London und Brüssel gebohrt: Tunneldurch-messer und Untergrund passten gut zusammen.

IST ALSO JEDE MASCHINE EINE SPEZIALANFERTIGUNG?

Nicht jede, aber sehr viele. Grundsätzlich entscheidet dieVerwendung. Wenn man bei Verkehrstunneln bleibt: Straße,Bahn oder Metro erfordern unterschiedliche Tunneldurch-messer. Unsere Maschinen variieren deshalb zwischen vierund sechzehn Metern. Je nach Gesteinshärte oder Wasser-anteil kommen unterschiedlich ausgestattete Schneidräderzum Abbau zum Einsatz. Werkstoffe werden angepasst, Län-ge und Gewicht der Maschine variieren enorm. Für ein Pro-jekt in Shanghai haben wir 2006 den weltweit größten Boh-rer geliefert, mit einem Durchmesser von 15,4 Metern woger 2.300 Tonnen und hatte eine Länge von 135 Metern. In soeiner Maschine sind einige Millionen Einzelteile verbaut, manmuss mit einer Bauzeit von bis zu zwölf Monaten rechnen.Hier kommt die Arbeit vieler Experten zusammen: Ingenieu-re, Techniker, Elektriker, Statiker, Stahlbauer. Es gibt nieman-den, der eine solche Maschine bis ins letzte Detail verstehtund alle Bauteile und ihre Funktionen kennt.

WER DARF DIE TUNNELBOHRMASCHINE FAHREN?

Die Maschine wird von einem mit Computern ausgestat-teten Steuerstand aus gesteuert. Da es sich um eine sehrteure Maschine handelt, bei der jedes Problem viel Geld kos-ten kann, kommt für die Steuerung nur ein erfahrener Spe-zialist in Frage, der schon einige Kilometer Tunnelvortrieb

mitgemacht hat. Bei jeder Bohrung betreuen wir die ersten200 Metern die Maschine mit einem unserer Experten. Sokönnen wir mögliche Kinderkrankheiten erkennen und kurie-ren. Je nach Vertrag erfolgt dann meist die Übergabe an dieFachleute unseres Kunden. Bei Bedarf kann Herrenknecht dasPersonal für die Bohrung auch vermitteln oder stellen.

WAS KANN WÄHREND DES VORTRIEBS PASSIEREN?

Dass irgendwas im Weg liegt, von dem wir vorher nichtswussten. Geologische Voruntersuchungen sind schön und gut,aber sie sagen uns nicht immer im Detail, was auf den nächs-ten paar Metern vor dem Schneidrad in der Erde ist. WennSie einen Tunnel unter einer Stadt bauen und auf eine alte Was-serleitung treffen, kann das zu Schäden am Schneidrad führen.Ganz zu schweigen von Schäden, die an der Erdoberflächeentstehen können. Reparaturen kosten Zeit und jeder Tag, andem die Maschine nicht fährt, kostet den Bauherrn viel Geld.Deshalb ist für uns im Bereich Forschung und Entwicklungneben der Verbesserung unserer Verfahren und Werkzeugedie seismische Vorauserkundung ein großes Thema.

WORUM GEHT ES BEI DER VORAUSERKUNDUNG?

Wir wollen auf veränderte Bodenverhältnisse und Hin-dernisse vorab reagieren. Von der Erdoberfläche aus kannbisher mit Radarwellen, Geoelektrik oder der Tomografie der

»Wir bringen jedes Projekt zu Ende«

WIE STEHT ES MIT DER ZUKUNFT DES TUNNELBAUS,WERDEN WIR IN EIN PAAR JAHRZEHNTEN UNTERDER ERDE LEBEN?

Das eher nicht, aber mit dem Trend zu grünen Städtenwird der Verkehr zunehmend über Tunnel erfolgen. Einesunserer Zukunftsprojekte beschäftigt sich deshalb auch mitVertikalbohrungen in großen Durchmessern. Sie könntenspäter das Problem von Parkhäusern in Innenstädten lösen.Neben Visionen stehen neue Marktnischen. Allein in Deutsch-land gibt es 600 Eisenbahntunnel, rund 100 davon sind äl-ter als 100 Jahre und genügen nicht mehr den Sicherheits-standards. Herrenknecht hat bereits jetzt eine Technik zumErweitern und Sanieren der Tunnel konzipiert, die erlaubt,den Schienenverkehr auf einem Gleis mit 60 Stundenkilo-metern weiterlaufen zu lassen. Für die Bahn und ihre Kun-den bedeutet das: kein Schienenersatzverkehr. Für Herren-knecht bedeutet das: Mal sehen, wie wir die Technik nochweiter verbessern.

HERR EDELMANN, VIELEN DANK FÜR DAS GESPRÄCH.

AN DER VORDERSEITE DER TUNNELBOHRMASCHINE FRÄST SICHDER BOHRKOPF ROTIEREND IN DEN FELS. DER BIS ZU MEHREREHUNDERT METER LANGE NACHLÄUFER DIENT DER VERSORGUNGDER ANLAGE SOWIE DEM ABTRANSPORT DES GESTEINS.

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GB 2008 | Fachstatement | 43

kung. Sie können die Katastrophenvor-sorge wesentlich effektiver machen.

MODELLIERUNG DES ERDBEBEN-RISIKOS IN DEUTSCHLAND

In Deutschland wird die Erdbeben-gefährdung als moderat eingestuft, dasheißt, kräftige Beben können auftreten,allerdings mit langen Wiederkehrpe-rioden. Insbesondere das Oberrheintal,der Hohenzollerngraben und die Nieder-rheinische Bucht weisen eine erhöhteErdbebengefährdung auf. Letztere hatmit das größte Erdbebenpotential inMitteleuropa. So hatten die Schadener-eignisse von Roermond 1992 und vorallem das historische Beben bei Düren1756 eine Magnitude von etwa 6. DerRaum Aachen, Köln und Leverkusen istdicht besiedelt und hoch industriali-siert, daher ist das Schadenpotenzialhier besonders groß. Die Wertekonzen-tration im Gebiet des Hohenzollerngra-bens ist zwar geringer als am Nieder-rhein, dafür ist die Versicherungsdichteaber erheblich höher. Historisch be-dingt haben nahezu alle Wohngebäu-de in Baden-Württemberg eine Erdbe-benversicherung.

Eines der ersten von der MünchenerRück entwickelten Modelle wurde daherauch für das Erdbebenrisiko in Deutsch-

land konzipiert. Dieses Modell wurde vorwenigen Jahren komplett überarbeitet.Da damals kein öffentlich zugänglichesGefährdungsmodell für Deutschlandexistierte, entwickelte die MünchenerRück ein eigenes Modell auf Grundla-ge der weltweiten Erdbebenzonierungvon GSHAP (Global Seismic Hazard As-sessment Program) und des Erdbeben-kataloges der BGR (Bundesanstalt fürGeowissenschaften und Rohstoffe). DasModell umfasst alle für Deutschlanddenkbaren schadenträchtigen Beben(ca. 30.000) mit Eintrittswahrschein-lichkeit und Magnitude.

Für die Haftungsverteilung wurdeein Raster mit rund 8270 Ortspunktenverwendet, das den Mittelpunkten derfünfstelligen Postleitzahlengebiete inDeutschland entspricht. Während ei-nes Modelllaufs wird für alle im Ge-fährdungsmodell enthaltenen Erdbe-ben die zu erwartende Intensität an denHaftungsorten berechnet und dann jenach Intensität und Gebäudeklassenjedem Punkt ein Durchschnittsschadenzugeordnet. Aus der Summe der Schä-den an allen Haftungsorten ergibt sichder Gesamtschaden für das simulierteErdbeben und die jeweilige Haftungs-verteilung. Trägt man in geeigneter Wei-se alle Schäden gegen die Eintrittswahr-scheinlichkeiten in einem Diagramm ab,

ergibt sich eine sogenannte PML-Kurve(Probable Maximum Loss), die den zuerwartenden Schadenverlauf der model-lierten Haftungsverteilung widerspie-gelt und als Grundlage für die Prämien-berechnung dient.

VERNETZUNG VON INFORMATIONEN –AKTIVE SCHADENVORSORGE

In der Versicherungsbranche habensich probabilistische Modelle zur Be-rechnung von Risiken durch Naturge-fahren mittlerweile etabliert. Allmählichwird auch ihr Nutzen für die Katastro-phenvorsorge erkannt, so dass sich im-mer mehr wissenschaftliche Projektemit der Risikomodellierung beschäfti-gen. Ein Beispiel dafür ist GEM (GlobalEarthquake Model), eine Zusammenar-beit von Seismologen aus aller Welt,die von der Münchener Rück gespon-sert wird. Dennoch stoßen Modelle nochimmer auf große Skepsis. Dies liegt un-ter anderem daran, dass die Modelleverschiedener Entwickler häufig sehrunterschiedliche Ergebnisse liefern. Da-bei muss man berücksichtigen, dassviele Aspekte von Naturgefahren bis-her noch unzureichend erforscht sindund Modellergebnisse somit auch mitgroßen Unsicherheiten behaftet sind.

Außerdem ist die Qualität der Ge-bäudedaten oft sehr mangelhaft. Beider Modellierung von Naturgefahrengilt es also noch viel zu verbessern.Werden die Ergebnisse richtig interpre-tiert und entsprechend angewendet,sind die aktuellen Modelle jedoch be-reits heute ein unverzichtbares Hilfs-mittel sowohl zur Schadeneinschätzungfür die Versicherungswirtschaft alsauch für die Katastrophenvorsorge.

Erdbebenrisiken in Deutschland | Dr. Dirk Hollnack

Naturgefahren bergen ein hohes Scha-denpotenzial – auch für die Versiche-rungsindustrie. Seit etwa zwei Jahrzehn-ten entwickelt und verwendet die Bran-che daher Computermodelle, welche dieEinschätzung möglicher Schäden unddie Kalkulation der notwendigen Versi-cherungsprämien unterstützen. Derarti-ge Modelle sind in der Regel für jeweilsein Land und eine Naturgefahr konzi-piert. Traditionell entwickelten vor allemdie großen Rückversicherer und Model-lierungsfirmen diese Modelle; immerhäufiger werden sie aber auch bei Ver-sicherungsmaklern und großen Erstver-sicherern erstellt.

Die Geo-Risiko-Forschung der Mün-chener Rück entwickelt seit mehr als 15Jahren probabilistische, also auf Wahr-scheinlichkeiten beruhende, Risikomo-delle und zwar für Erdbeben, Sturm undÜberschwemmung. Das versicherungs-technische Risiko wird dabei als Funk-tion der drei Komponenten Gefährdung,Schadenanfälligkeit und versicherterWerte definiert. Der Gefährdungsteil vonErdbebenmodellen, für dessen Erstel-lung es wissenschaftliche Standardver-fahren gibt, basiert in der Regel aufDaten und Veröffentlichungen lokalerSeismologen.

SEISMISCHES RISIKO UND VORSORGE

Erdbeben können überall auf derErde auftreten. Die Gefährdung für einbestimmtes Gebiet ergibt sich aus ihrerEintrittswahrscheinlichkeit und Stärke.Die Möglichkeiten sich vor den Auswir-kungen von Erdbeben zu schützen, sindrelativ begrenzt. Eine Vorhersage ist bis-her nicht möglich; sie wäre auch nurdann sinnvoll, wenn Ort, Zeit und Stärkedes Bebens exakt vorherbestimmt wer-den könnten. Bei einer Evakuierung auf-grund eines Fehlalarms können Panikund Plünderungen sowohl Menschen-leben gefährden als auch großen öko-nomischen Schaden anrichten. Da an-dererseits auch korrekte Vorhersagenkeinen Schutz vor Schädigungen von Ge-bäuden und Infrastruktur bieten, sinderbebensicheres Bauen (gefährdungs-adäquate Bauvorschriften) und ein gu-tes Katastrophenmanagement die bes-ten Vorsorgemaßnahmen.

Für weite Teile der Welt ist die Erd-bebengefährdung bekannt, sie wirdallerdings nicht in allen Ländern heran-gezogen um geeignete Baunormen fest-zulegen. Risikomodelle, wie sie in derVersicherungsindustrie verwendet wer-den, geben nicht nur Auskunft über dieEintrittswahrscheinlichkeit eines Be-bens sondern auch über seine Auswir-

Dr. Dirk Hollnack | ist seit 2002 als Seismologe bei der Münchener Rück tätig, wo er bei derGeoRisikoForschung verschiedene Erdbebenrisikomodelle entwickelte. Zuvor betreute erProjekte verschiedener Universitäten, so auch vier Jahre den Aufbau eines Erdbeben-Sta-tionsnetzes in Kenia. Seit 2009 ist er für die NatCat der Münchener Rück als Betreuer nicht-traditioneller Versicherungsprodukte zuständig.

ERDBEBENRISIKEN IN DEUTSCHLAND – MODELLE DER VERSICHERUNGS-INDUSTRIE UNTERSTÜTZEN VORSORGEMASSNAHMEN

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Wiederholungsperiode (Jahr)

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GB 2008 | NationalparkZentrum Kellerwald-Edersee | 45

ZURÜCK ZUR WILDNISPERSPEKTIVWECHSEL IM NATIONALPARKZENTRUM

FRAU SCHNEIDER, IST DER NATIONALPARK EIN NOCHUNBERÜHRTES STÜCKCHEN ERDE?

Nein, das ganz gewiss nicht. In Mitteleuropa werden Sieauch kaum ein Fleckchen Erde finden, auf die das Wort un-berührt zutrifft. Dazu ist der Raum einfach seit Jahrtausen-den zu dicht besiedelt. Es gibt allerdings größere Gebiete,die seit Jahrhunderten deutlich weniger als das Umland ge-nutzt wurden, beispielsweise Gegenden, die der Jagd vorbe-halten waren oder ehemalige Truppenübungsplätze. DieseGebiete wurden forst- und landwirtschaftlich nicht so inten-siv genutzt. Deshalb konnte sich hier ein naturnaher Raumentwickeln. Das trifft auch auf den Kellerwald zu, der überJahrhunderte Jagdbesitz der Fürsten zu Waldeck war.

WAS UNTERSCHEIDET DEN KELLERWALD GENAUVON NORMALEN NUTZWÄLDERN?

In intensiv genutzten Wäldern werden erwachsene Bäu-me gefällt, das Holz wird zum Bauen oder Holzen verwendet.Im Kellerwald war das weit weniger der Fall: Die Bäume konn-ten ein deutlich höheres Alter erreichen als in anderen Wäl-dern. Seit Jahrhunderten haben wir deshalb hier relativnaturnahe Zustände. Einige der Rotbuchen kommen auf einAlter von über 160 Jahren. Das wiederum sorgt für eine brei-te Artenvielfalt. Beispielsweise haben wir bei uns den vomAussterben bedrohten Veilchenblauen Wurzelhalsschnellkä-fer nachgewiesen, der im Mulm alter Wurzelhälse lebt. SeinVorkommen zeigt uns an, dass der Kellerwald als naturnaherWald mit einigen tatsächlichen Urwaldresten einzustufen ist.Als Nationalpark kann der Wald sich ungestört entwickeln unddie Lebensräume für diese Urwaldarten dauerhaft sichern.

Katrin Schneider | hat mit 29 Jahren schon ihren Traum-beruf gefunden: Sie ist Leiterin des Anfang 2008 eröffnetenNationalparkZentrums Kellerwald-Edersee. Aufgewachsenin Nordhessen studierte sie nach dem Abitur Biologie, Germa-nistik und Europäische Ethnologie in Freiburg. Von Anfangan begleitete sie den Aufbau des NationalparkZentrums.

DAS NATIONALPARKZENTRUM INFORMIERT AUF EMOTIONALE WEISE ÜBER DEN RUND 57 QUADRATKILOMETER GROSSEN NATIONALPARKKELLERWALD-EDERSEE. ER IST DEUTSCHLANDS JÜNGSTER NATIONALPARK UND WEIST SELTEN GEWORDENE ROTBUCHENBESTÄNDE AUF, DIEEINST GANZ EUROPA BEDECKTEN. IN DEN SECHZIGER JAHREN ERKLÄRTE MAN DEN WALD ZUM WILD- UND SPÄTER ZUM WALDSCHUTZGEBIET.

Im Jahr 1991 stellte die Initiative »Pro Nationalpark (Keller-wald)« das Nationalparkkonzept für einen Teil des nordhessi-schen Kellerwalds vor. Nach langjährigen Verhandlungen mitden umliegenden Gemeinden, in denen man sich um den Ein-fluss der werdenden Wildnis auf die Landwirtschaft sorgte,wurde der Park schließlich 2004 ausgewiesen. 2008 folgte dieBewerbung als Weltnaturerbe bei der UNESCO gemeinsammit Teilbereichen anderer Buchenwaldschutzgebiete. Im glei-chen Jahr öffnete auch das NationalparkZentrum. In dem fu-turistischen Bau ermöglicht eine Ausstellung zwischen Naturund High-Tech ganz ungewöhnliche Blicke auf die entstehen-de Wildnis des Nationalparks.

»Technik bereitet aufWildnis vor«

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GB 2008 | NationalparkZentrum Kellerwald-Edersee | 47

WIE IST DAS ZU VERSTEHEN?

Der Einfluss des Menschen wird durch den Nationalpark-status noch weiter abnehmen. Unsere Besucher können sichzwar eigenständig im Park bewegen und ihn erleben, müssenaber auf den Wegen bleiben. Die ausgewiesenen Wanderpfadezu verlassen, wird auch immer schwieriger. Denn man merktschon jetzt, dass das Gelände jenseits der Wege unglaublichschnell verwildert. Die Natur schützt sich selbst. Wissenschaft-ler begleiten die Verwilderung des Parks über Bestandsauf-nahmen der Flora und Fauna. Seit zwei Jahren stellen For-scher zum Beispiel Lockstöcke im Park auf. Deren intensiverBaldriangeruch lockt Wildkatzen an. Haare, die daran hän-gen bleiben, werden genetisch untersucht. So kann nach undnach die Ausbreitung der seltenen Tiere verfolgt werden.Wir warten also ab, wie sich Wald und Tiere entwickeln, wennselbst Sturmschäden unbehandelt bleiben. Das AbenteuerWildnis wartet hier direkt vor unserer Haustür.

LAUTET SO DAS MOTTO DES NATIONALPARKZENTRUMS?

Wir leben ja in einer Zeit, in der die wenigsten Leute sichtäglich in der Natur aufhalten. Viele Menschen haben fast garkeinen Bezug mehr dazu. Das NationalparkZentrum will da-her zunächst das eigene Bewusstsein für das Erleben vonNatur und die im Entstehen begriffene Wildnis schärfen, eheman den Park auf eigene Faust erkundet. Das Spannende istja, dass der Begriff Wildnis von Mensch zu Mensch ganz un-terschiedliche Assoziationen weckt. So paradox es klingt:Wildnis im Sinne von unberührter Natur ist eigentlich einKunstbegriff. Denn erst mit der Urbarmachung wurde es er-forderlich, Kulturland von einer Landschaft zu unterschei-den, die wir nicht gezähmt und verändert haben. In Märchender Romantik steht Wildnis daher oft für Empfindungen wieAlleinsein oder Angst, denken Sie etwa an Hänsel und Gretel.Heute verbinden viele Menschen damit eher Freiheit oderAbenteuer. So wird die Erfahrung von Wildnis mit Faszinati-on und Erlebnis assoziiert.

WIE GENAU WIRD DAS ABENTEUER WILDNIS IMNATIONALPARKZENTRUM VERMITTELT?

Auf ganz unterschiedliche Weise. Gleich zu Beginn derAusstellung werden die Besucher angeregt, über ihre ganz ei-gene Vorstellung von Wildnis zu nachzudenken. Aber auch,indem man den Besucher einlädt, die Natur mit anderen Au-gen wahrzunehmen, und Lust darauf macht, sich die werden-de Wildnis des Nationalparks mit eigenen Augen anzusehen.

Unsere Besucher können in der Ausstellung auf ihre eigeneEntdeckungsreise gehen. Zu erkunden gibt es nämlich Eini-ges. Kurbeln, drücken, drehen und ausprobieren – all das istbei unseren interaktiven Ausstellungsstücken ausdrücklicherwünscht. Eines meiner Lieblingsexponate ist der Schatz-Speicher, denn er vermittelt spielerisch, dass sich hinter demUnscheinbaren einzigartige Kostbarkeiten verbergen. Werdie Schatzkarte richtig liest, den führt sie zu den Schätzendes Nationalparks: die seltene Pfingstnelke, einen extremseltenen blauen Rindenpilz oder versteinerte Muscheln –Dinge, die das ungeübte Auge im Park auf diese Weise auchgar nicht wahrnehmen würde. Außerdem soll der Besucherbei uns auch einfach mal die Perspektive wechseln. Im Teil-bereich UrSchätze der Wildnis fühlt man sich durch die Ge-staltung des Raums in das Innere einer Spechthöhle versetzt.Ganz nebenbei wird so viel Wissenswertes über die verschie-denen Lebensräume des Parks vermittelt.

SORGT DIESE MODERNE HERANGEHENSWEISEEIGENTLICH AUCH FÜR KRITIK?

Im ersten Betriebsjahr des NationalparkZentrums habenwir etwa 60.000 Gäste begrüßt und die große Mehrheit fanddas Konzept klasse. Natürlich gibt es aber auch Naturlieb-haber, denen die Ausstellung sehr technisch und modernerscheint. Die vermissen bei uns die ausführlichen Texttafelnund Dioramen. Unsere Herangehensweise ist aber auch nurein Teil der Bildungsarbeit des Nationalparks. Es gibt auchnoch zwei weitere Häuser, die sich mit dem Thema auf ande-re Art und Weise beschäftigen.

WIRKT DER NATIONALPARK NEBEN DEN ATTRAKTIO-NEN DES ZENTRUMS NICHT LANGWEILIG?

Ganz im Gegenteil. Unsere Ausstellung holt die Besucherda ab, wo ihre Lebenswelt ist – und die ist nun mal multime-dial geprägt. Wir machen Lust auf Wildnis durch den Einsatzmoderner technischer Mittel. Aber man darf nicht verges-

»EinzigartigeVielfalt an Lebensräumen«

sen: So futuristisch die einzelnen Ausstellungsstücke viel-leicht anmuten – jedes Einzelne hat einen direkten Bezug zuder eigentlichen Attraktionen unseres Zentrums – der wer-denden Wildnis im Nationalpark. Die Gäste erwartet am Endeihrer Entdeckungstour im Haus das 4D-Sinnenkino. In einemKurzfilm begleitet man den Ranger auf einen Streifzug durchden Kellerwald. Mit einigen Überraschungseffekten – manspürt im Kino den Wind wehen oder einen Bach sprudeln.Wer aus dem Kino kommt hat Lust auf echte Natur, denWald, die werdende Wildnis bekommen. Die liegt dann auchnur wenige hundert Meter von unserem Zentrum entfernt.

FRAU SCHNEIDER, VIELEN DANK FÜR DAS GESPRÄCH.

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DIE EIFELMAARE IN RHEINLAND-PFALZ ENTSTANDEN, ALS AUFSTEIGENDES MAGMAUND KALTES GRUNDWASSER ZUSAMMENTRAFEN. DADURCH KAM ES ZU EXPLOSIO-

NEN, DIE UNTERIRDISCHE HOHLRÄUME SCHUFEN. SIE STÜRZTEN SPÄTER EIN UND FÜLLTEN SICH MIT WASSER. IN EINIGENDIESER MAARE ZEUGEN AUFSTEIGENDE GASBLASEN VON EINER MAGMAKAMMER TIEF UNTER DER ERDOBERFLÄCHE.

VULKANEIFEL

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GB 2008 | Bodenlabor Dürr, Beimerstetten | 51

GUT GEPROBT IST HALB GEERNTET

MIT BODENANALYSEN ZU BESSEREN ERNTEN

Dr. Hans-Dieter Dürr | leitet gemeinsam mit seiner FrauMonica das Bodenlabor Dürr in Beimerstetten. Der Agrarwis-senschaftler entstammt einer Bauernfamilie. Nach seinemStudium an der landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim,die er mit einer Promotion über Biogas abschloss, über-nahm er zunächst den elterlichen Hof. Heute sind die Felderverpachtet und die Familie betreibt nur noch das Labor.

HERR DR. DÜRR, WORUM GEHT ES BEIM DÜNGEN?

Jede Frucht ist nur so gut wie der Boden, auf dem siegewachsen ist. Deshalb gab es auch schon immer gute undschlechte Äcker, ebenso wie Methoden, die Böden mög-lichst effektiv zu nutzen und möglichst viel aus ihnen her-auszuholen. In der Natur gibt es einen einfachen Zyklus: DiePflanzen ziehen bei ihrem Wachstum Nährstoffe aus demBoden und geben sie nach ihrem Absterben wieder zurück.In der Landwirtschaft wird die Pflanze mit der Ernte vom Feldentfernt und somit auch die Nährstoffe. Man merkte schnell,dass der Boden auslaugte und begann schon im alten Ägyp-ten das Düngen mit Dung und Fäkalien. Im alten China galtes deshalb auch als unhöflich, wenn ein Gast, der gut geges-sen hatte, wegging, ohne vorher noch mal auf der Toiletteeinen Haufen Nährstoffe den Gastgeber zurückzugeben.

WIRD HEUTE DENN ÜBERHAUPT NOCH AUF NATÜRLICHEWEISE GEDÜNGT, ETWA MIT GÜLLE?

Nur noch zum Teil. Um optimale Ergebnisse erzielen zukönnen, muss der Dünger im Idealfall aus den einzelnen Nähr-stoffen in der richtigen Mischung zusammengesetzt sein.Das ist bei einem Naturprodukt wie Gülle nicht der Fall. Hiersind wir aber bei ganz klar wirtschaftlichen Fragen, die sichjeder Landwirt stellen muss: Wie viel Geld will ich für die Dün-gung ausgeben? Die chemische Industrie stellt hochwertige– aber eben auch teurere – Fertigprodukte zur Verfügung,die sogar schon in ihrer Korngröße auf bestmögliche Vertei-

Das Bodenlabor Dürr findet man auf dem ehemaligen Bauern-hof der Familie Dürr in Beimerstetten. Seit 1988 besteht dasBodenlabor. Der Gründungsgedanke war, landwirtschaftlichenund damit zusammenhängenden Betrieben die Ergebnisselandwirtschaftlicher Analysen in wesentlich kürzerer Zeit zuliefern als damals üblich. Ursprünglich als zweites Standbeinneben der Landwirtschaft gegründet, ist es heute der Haupt-beruf der Dürrs. Das Labor führt in größerem Umfang Boden-und Gülleuntersuchungen durch. Im Auftrag der Landesregie-rung Baden-Württemberg werden seit 1990 Ackerböden aufNitrat untersucht. Zusätzlich ist das Labor zugelassen für Klär-schlammanalytik nach der Klärschlammverordung. Bis zu sechszusätzliche Mitarbeiter sind zu Hochzeiten hier beschäftigt,wenn pro Tag bis zu tausend Proben analysiert werden.

BEIM REINIGEN VON ABWÄSSERN IN KLÄRANLAGEN FÄLLT KLÄRSCHLAMM AN. ER IST REICH AN NÄHRSTOFFEN UND WIRD DESHALB BIS HEUTEZUR DÜNGUNG EINGESETZT. MIT NACHLASSENDER TENDENZ, DENN ER ENTHÄLT EBENSO KRANKHEITSERREGER ODER CHEMISCHE VERBIN-DUNGEN WIE SCHWERMETALLE UND DIOXINE. DIESE REICHERN SICH BEI LANDWIRTSCHAFTLICHER NUTZUNG IM BODEN AN. EINE STÄNDIGEÜBERPRÜFUNG DER BÖDEN UND DES KLÄRSCHLAMMS IST DAHER NOTWENDIG.

»Ein guter Landwirt muss vor allem rechnen können«

SV_PR-Teil_Inhalt_240409:PR_Teil_Inhalt 24.04.2009 16:53 Uhr Seite 50

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GB 2008 | Bodenlabor Dürr, Beimerstetten | 53

lung mit der Maschine ausgelegt sind. Nur noch sehr wenigeLandwirte nutzen Klärschlamm aus der Kläranlage, obwohlauch der sehr nährstoffreich ist. Das hat zwei Gründe: Zumeinen die Belastung mit Schwermetallen, bei denen man auf-passen muss, dass sie nicht in die Böden gelangen. Nicht zuunterschätzen ist aber auch der ästhetische Mangel: Klär-schlamm kann sehr stark riechen.

DAS KLINGT, ALS WÄREN WIR VOM URSPRÜNGLICHENKREISLAUF WEIT ENTFERNT.

Ja, denn wir erleben eine fortschreitende Industrialisie-rung der Landwirtschaft. Der Blick auf den Boden ist heutesehr viel nüchterner und analytischer. Ein Landwirt heutesagt sich, ich will auf dieser Fläche Gerste ernten und zwar proHektar sechs Tonnen. Dann weiß er genau, der Boden brauchtdazu eine bestimmte Menge Nährstoffe: und zwar Phosphor,Nitrat und Kalium. Und auch der pH-Wert muss stimmen. Dasist inzwischen alles sehr gut erforscht und bekannt. Wenndem Boden dann vor der Aussaat gezielt das gegeben wird,was ihm fehlt, erzielt er auch das gewünschte Ergebnis.

SETZT HIER DIE ARBEIT IHRES BODENLABORS AN?

Genau. Das ist ein wichtiger Teil unserer Arbeit. Wir ana-lysieren für die Landwirte anhand von systematisch gezoge-nen Proben die Böden. Die bekommen von uns dann je nachgewünschter Untersuchung zurückgemeldet, welche Boden-art ihr Acker hat, aber auch, wie es mit den einzelnen Nähr-stoffen aussieht. Wir geben dann auch Hinweise, wie dasDüngeverhalten optimal gestaltet werden kann – und zwarfür jeden einzelnen Nährstoff.

DIE ARBEIT IHRES LABORS KANN ALSO WICHTIG FÜRDIE LANDWIRTE SEIN?

Natürlich, aber viele sehen das nicht so, denn eine Bo-denprobe ist zunächst erst mal ein Kostenfaktor. Nehmenwir die Grunduntersuchung: Durch die Düngemittelverord-nung ist jeder Landwirt gezwungen, alle sechs Jahre seineBöden untersuchen zu lassen. Dafür werden auf einer Flächevon bis zu drei Hektar 15 Einstiche für eine repräsentativeMischprobe benötigt. Für 60 Hektar bräuchte man also 20dieser Mischproben. Wir berechnen 6,50 Euro pro Probe,das sind in unserem Beispiel 130 Euro. Wenn Sie sehen, un-ter welchem wirtschaftlichen Druck Landwirte heute stehen,

dann will jede Geldausgabe gut überlegt sein. Meine Elternhaben das Land hier noch selbst bewirtschaftet und auch ichhabe als Landwirt begonnen: aber unsere 50 Hektar Land rei-chen heute einfach nicht mehr, um davon leben zu können.Daher ist das Geld für eine Grunduntersuchung gut ange-legt. Grob gerechnet kann ein Landwirt auf die sechs Jahre,die eine Bodenprobe gültig ist, allein durch die optimaleDüngung sicher 1.000 Euro Mehrertrag pro Probe erwirt-schaften. Für unser Beispiel sind das 20.000 Euro.

ARBEITEN SIE IM AUFTRAG DER BEHÖRDE?

Ja. Landwirte müssen heute viele Verordnungen erfül-len. Wir stehen ihnen dabei als staatlich geprüftes Labor zurSeite. Das bestimmt ganz wesentlich die Qualitätsnormenunserer Arbeit. Damit jeder Landwirt seine Bodenproben beijedem Labor untersuchen lassen kann, und überall die glei-chen Ergebnisse bekommt, müssen unsere Untersuchungs-methoden ständig an den allgemeinen Standard angepasstund genau auf ihn kalibriert werden. Dies wird ständig über-prüft. In diesem Bereich gibt es keine Individualität.

UND WO BLEIBT IHRE KREATIVITÄT?

Unsere Kreativität nutzen wir bei der Verbesserungunserer Arbeitsprozesse. Nehmen Sie die Bestimmung derBodenart, die nach wie vor mit der Fingerprobe gemacht wird.Man feuchtet die Finger an, nimmt etwas von der Probe undzerreibt sie. Es braucht viel Erfahrung, um ertasten, wie vielAnteil Ton, Lehm oder Sand die Probe enthält. Selbst nachTausenden von Hand untersuchten Böden kann ich mir manch-mal nicht 100-prozentig sicher sein und frage dann zurSicherheit meine Frau. Will man die Bodenart in einem ana-lytischen Prozess untersuchen, kostet dieser Schlämmver-such rund 30 Euro. Das bezahlt Ihnen kein Landwirt. Als ers-ten Schritt zu einem günstigeren Preis haben wir deshalb

den Maßstab der Untersuchung verringert: Kleinere Proben-behälter mit weniger Material werden nun auf einer Fünfzi-gerpalette in einem Apparat untersucht. Wir sind noch nichtam Ziel von einem Euro pro Probe, aber auf einem guten Weg.

WELCHES ERGEBNIS HAT SIE IN IHRER BERUFSPRAXISAM MEISTEN ÜBERRASCHT?

Ich erhielt Bodenproben von einem Landwirt, auf dessenAcker die Gerste nicht richtig wachsen wollte. Die Untersu-chung ergab, dass der pH-Wert des Bodens zu gering war,also Kalk zugegeben werden muss. Im Herbst rief er an undbeschwerte sich, dass die Gerste immer noch nicht wuchsund das, obwohl er doch schon im Vorjahr das gleiche Ergeb-nis von uns erhalten hatte. Beim Nachfragen stellte sich he-raus, dass er zwar bereits zwei Proben angefordert hatte,aber das Düngen vergessen hatte.

HERR DR. DÜRR, VIELEN DANK FÜR DAS GESPRÄCH.

»Ohne Nährstoffe kein Pflanzenwachstum«

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Gedankenblitz bei Sonnenschein | Heino Kirchhof

GB 2008 | Fachstatement | 55

GEDANKENBLITZ BEI SONNENSCHEIN

Umweltfreundlich, unbegrenzt und um-sonst: Die Voraussetzungen für die Nut-zung der Solarenergie sind – wie für vie-le regenerative Energien – sehr gut. ImGegensatz zu Sonnenenergie,Wind- oderWasserkraft sind die fossilen Brennstof-fe der Erde bekanntlich irgendwann er-schöpft. Ob uns Kohle, Erdgas, Erdöl undUran jedoch bereits in zehn oder erst in150 Jahren ausgehen – der Zeitraum isterschreckend kurz.

Die Sonne dagegen geht uns soschnell nicht aus. Erst in rund fünf Milli-arden Jahren wird der Wasserstoff, derim Innern der Sonne wie in einem rie-sigen Fusionsreaktor zu Helium umge-wandelt wird und für ankommende Son-nenstrahlung sorgt, aufgebraucht sein.Soll aus den täglich eintreffenden Son-nenstrahlen Strom gewonnen werden,nutzt man dafür Photovoltaik. Grundla-ge für solche Anlagen sind Solarzellen:Dünne Halbleiterplatten aus Silizium.Seit 1954 die ersten Solarzellen Einsatzin der Satellitentechnik fanden, hat sichderen Funktionsweise kaum verändert.

So erfolgreich die Solarbranche sichbei uns in den letzten Jahren auch ent-wickelt hat – auf dem deutschen Ener-giemarkt steht sie noch weitgehend imSchatten. Im Jahr 2008 trug sie einenProzent zur Bruttostromversorgung bei.Gegner der Solarenergie bemängelndie verhältnismäßig wenigen Sonnen-stunden in unseren Breiten und diehohen Anschaffungskosten.

Tatsächlich rentiert sich eine Solar-anlage erst nach 13 Jahren. Aber bei ge-schätzten 30 Jahren Lebensdauer wirdin den folgenden 17 Jahren nur noch Ge-winn erwirtschaftet. Hauptargument derKritiker ist jedoch nach wie vor der Wir-kungsgrad: Heutige Solarzellen wan-deln gerade mal zwischen zwölf und 18Prozent der einfallenden kostenlosenSonnenstrahlung um. Durch die stetigeVerbesserung der Energieeffizienz istder Preis für Solarstrom in den letztenJahren ständig gesunken, so dass er fürden Verbraucher in etwa sechs Jahrenebenso preiswert wie konventionell er-zeugter Strom sein wird.

SOLARTECHNIK MACHT SCHULE

Forschung lebt von den Menschen,die sie betreiben. Wer die Solarenergiefördern möchte, muss junge Menschen,die zukünftigen Fachkräfte, Ingenieureund Wissenschaftler, dafür begeistern.Darum ging es auch, als 1984 die AG So-lartechnik in der Kasseler »Oskar-von-Miller« Berufsschule gegründet wurde.Die Berufsschüler sollten in Experimen-ten herausfinden, wie die Technik funk-tioniert und selbständig Methoden zurVerbesserung entwickeln.

Der SolarCup schloss rund 20 Jahrespäter an diese Art der Bildungsarbeitan. Unter dem Motto »Förderung erneu-erbarer Energienutzung am Beispiel vonSolarenergie« wurde 2002 der Bildungs-Wettbewerb für Kinder und Jugendliche

an der Universität Kassel ins Leben ge-rufen, der seitdem einmal im Jahr statt-findet. Die Anwendung von Technik wirdauch hier mit Hilfe der Solartechnik er-lebbar gemacht: Ziel ist die Konstruktionvon funktionstüchtigen und effizientenSolar-Fahrzeugen. In unterschiedlichenDisziplinen treten Schüler von der Grund-schule bis zur gymnasialen Oberstufeoder Berufsschule in Teams gegenein-ander an. Zwischen zwei und zehn Schü-ler stellen ein Team, das von einem Leh-rer betreut wird.

Je nach Altersklasse werden unter-schiedliche Fahrzeuge entwickelt. Diejüngeren Schüler bauen Solarboote, fürwelche die Bauteile verbindlich vor-gegeben sind. Schüler der Mittel- undOberstufe konstruieren Ultraleicht-So-lar-Mobile, bei denen die einzige Vor-gabe die Größe der Solarzellenfläche ist.Auszubildende und Berufsschüler ent-werfen im Team ferngesteuerte Solar-Mobile nach eigenen Ideen. Seit 2008gibt es auch eine neue Disziplin: Teamsbauen solarbetriebene Roboter, die ei-ner Leitlinie folgend, eine Strecke mitKreuzungen und Unterbrechungen zu-rücklegen. Es ist erstaunlich, mit wie vielBegeisterung die Schüler in den Pro-

jektgruppen Ideen diskutieren, tüftelnund basteln. Viele von ihnen haben zu-vor noch nie etwas selbst konstruiertoder gebaut, sondern sind es gewohnt,einfach am Rechner etwas anzuklicken.Beim Bau von solarbetriebenen Fahrzeu-gen haben die Kinder und Jugendlichenaber nicht nur Spaß am Experimentie-ren, sondern lernen zugleich etwas übernachhaltige Energiegewinnung, Ener-gieeffizienz und Umweltschutz.

MIT DEM SOLARCUP AUF DERSONNENSEITE

Höhepunkt des SolarCup ist der Wett-kampftag im Sommer, Austragungsortist der Königsplatz in der Kasseler Stadt-mitte. Zwischen neun und fünfzehn Uhrschicken die Teams ihre Fahrzeuge inden Wettbewerben ins Rennen: die Boo-te starten in einem Wasserbecken, dieUltraleichtmobile durchfahren mehrfacheine gerade Strecke.

Die ferngesteuerten Solarmobiledurchfahren rasant einen Hindernispar-cours mit Wasserspeiern. Gemütlicherfahren entsprechend ihrer Programmie-rung die »SolaRobots« über den Fahrwegund beachten dabei Vorfahrtsregeln.

Das Team, das am effizientesten Bau-teile und Energie nutzt, kommt auch zu-erst ins Ziel: Solarmodul, Energiespei-cher, Antrieb und Fahrwerk müssenoptimal aufeinander abgestimmt sein.Der SolarCup hat mit seinem Konzeptauch über die Grenzen Hessens hinausschon Anerkennung erfahren. Das Pro-jekt wurde 2006 im Rahmen der Kam-pagne »Deutschland – Land der Ideen«vom Bundespräsidenten und 2005 vonder UNESCO ausgezeichnet.

Der pädagogische Aspekt des Wett-bewerbs geht auch über das Schuli-sche hinaus. Mit dem SolarCup soll beijungen Leuten das Interesse für Tech-nik und technische Berufe geweckt wer-den. Außerdem machen wir die breiteÖffentlichkeit auf die Zukunftsmöglich-keiten der Solarenergie aufmerksam.Denn hinter der umweltfreundlichenTechnik steht eine Branche mit vielPotenzial, die schon heute Arbeitsplät-ze für mehr als 50.000 Menschen in ganzDeutschland bietet. Auch in Nordhes-sen werden die meisten neuen Arbeits-plätze im Bereich erneuerbarer Ener-gien entstehen. Das Schattendasein derSonnenenergie wird daher hoffentlichbald der Vergangenheit angehören.

Heino Kirchhof | Die Erzeugung von Strom und Wärme aus Sonnenenergie ist für HeinoKirchhof nicht nur ein medienwirksamer Trend. Seit 30 Jahren beschäftigt sich der pensionierteDozent der Universität Kassel mit dem Thema Solarenergie. Dass die umweltfreundliche Tech-nik bis heute große Herausforderungen an Effizienz und Kosten stellt, nutzt der 65-jährige seitvielen Jahren für die Bildungsarbeit. Das populärste Projekt des Ingenieurs und Berufspäda-gogen ist die Gründung des Hessen SolarCup, einem Bildungswettbewerb für Jugendliche.

»Wissen wird über regenerative Energien erlebbar«

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GB 2008 | Institut für Geowissenschaften, Universität Frankfurt/Main | 57

EINGESCHLOSSEN IN HIMMEL UND ERDENANOSTRUKTUREN IM FOKUS DER FORSCHUNG

PROFESSOR BRENKER, FÜR SIE SIND DIAMANTENWICHTIGE FORSCHUNGSOBJEKTE, WARUM?

Diamanten erlauben uns Einblicke in mehrere hundertKilometer tiefe Bereiche des Erdmantels, die uns normaler-weise verschlossen bleiben. Dazu muss man wissen, wie Dia-manten entstehen. Ein Diamant braucht zum Wachstum inder Natur eine Temperatur von mehreren Hundert Grad undextrem hohen Druck, der den normalen Luftdruck um das min-destens 40.000-fache übersteigt. Diese Bedingungen herr-schen unter der Erdoberfläche in Tiefen von mehr als 150Kilometern. Größere Vorkommen an dort gelagertem Koh-lenstoff kristallisierten meist vor über einer Milliarde Jahrenmit der Zeit zu Diamant und wanderten langsam RichtungErdoberfläche. Lange, dünne Vulkanschlote transportiertendas Material weiter. Nach einem Ausbruch erstarrte das dia-manthaltige Magma in den Schloten. Diese Schlote sind nurdort erhalten, wo die Erdkruste sehr alt und daher dick undkalt ist. Diamanten sind also Zeugen aus großen Tiefen undvergangenen Zeiten.

ABER INTERESSIERT SIE DER DIAMANT ALS SOLCHES?

Manche Diamanten schließen während ihres WachstumsKristalle oder Flüssigkeiten aus der Umgebung in sich ein.Einige sind zum Übel der Schmuckhersteller mit bloßem Au-ge sichtbar. Oft sind sie jedoch nur einige zehn TausendstelMillimeter groß. Die sind das, was uns eigentlich interessiert.

Denn Diamanten sind nicht nur enorm hart und wärmeleit-fähig, sondern auch sehr reaktionsträge. Die Einschlüsse sindwie hermetisch dichte Probenbehälter: Wenn die Diamantenin Millionen von Jahren durch flüssiges Gestein an die Erd-oberfläche transportiert werden, bleibt in den Einschlüssenein Restdruck erhalten. Chemisch sind die Einschlüsse im-mer noch wie zur Zeit der Entstehung. Um diese Diamantenzu untersuchen, braucht man ein hoch spezialisiertes Instru-mentarium. Hat man die notwendigen Geräte zur Verfügung,bergen die Einschlüsse eine Schatzgrube an Informationen.

Prof. Dr. Frank E. Brenker | ist Geologe am Institut für Geowissen-schaften der Universität Frankfurt/Main. Er untersucht Diamantenaus den Tiefen der Erde auf winzige Einschlüsse. 2005 mit dem re-nommierten Heisenberg-Stipendium für seine kosmochemischenArbeiten ausgezeichnet, berief ihn die Goethe-Universität Frankfurtzusammen mit der Deutschen Forschungsgemeinschaft 2007 zumersten Heisenberg-Professor für Naturwissenschaften. Als Professorauf Lebenszeit greift der 42-jährige nun auch nach den Sternen.

International und interdisziplinär – so lautet die Zielsetzungfür Forschung und Lehre am Fachbereich Geowissenschaf-ten/Geographie der Goethe-Universität Frankfurt. Ihm gehö-ren 33 Professoren sowie insgesamt 800 Studenten, Dokto-randen und Diplomanden an. Vier Teilinstitute erforschennicht nur den Aufbau und die wechselreiche Geschichte derErde, sondern auch die Beziehungen zwischen ihrer Gestaltund der Vielfalt an Leben. Anfang des Jahres 2007 zogendrei der Institute in das neu gebaute Geozentrum am natur-wissenschaftlichen Campus Riedberg um. Den uralten Ge-heimnissen der Erde wird dort in mit modernster Technikausgestatteten Laboren und Werkstätten zu Leibe gerückt.

»Kleinste Strukturen sollen große Prozesse erklären«

GEMEINSAM MIT DEM MAX-PLANCK-INSTITUT FÜR CHEMIE UNTERSUCHEN BRENKER UND SEIN TEAM IN MAINZ DEN PRÄSOLAREN STAUB MIT DERNANOSIMS, EINEM SEKUNDÄRIONEN-MASSENSPEKTROMETER. SEIT 2001 IN BETRIEB, IST DIESES RÄUMLICH HOCHAUFLÖSENDE MIKROSKOP BIS-LANG DAS EINZIGE GERÄT SEINER ART IN DEUTSCHLAND. ES ERMÖGLICHT DEN NACHWEIS VON PARTIKELN, DIE KLEINER ALS 0,3 NANOMETER SIND.

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GB 2008 | Institut für Geowissenschaften, Universität Frankfurt/Main | 59

WAS VERRATEN IHNEN DIESE EINSCHLÜSSE?

Was wir an chemischen und physikalischen Informatio-nen in den Einschlüssen finden, lässt Rückschlüsse auf dieBedingungen im Erdinneren zu, auf die Dynamik und den Auf-bau der Erde. Wir entdeckten zum Beispiel spezielle Verbin-dungen die vermuten lassen, dass Wasser aus den Ozeanenüber die Bewegung der Kontinentalplatten bis in HunderteKilometer Tiefe transportiert wird. Es kann sein, dass dasWasservolumen eines ganzen Ozeans im Erdmantel gespei-chert ist und Teil eines gewaltigen Recycling-Prozesses in derErde ist. Auch Teile des Meeresbodens rutschen ab. Theore-tisch wäre es möglich, dass der Kohlenstoff eines Diamanten

ursprünglich von einer Muschel stammt, natürlich voraus-gesetzt, der Bildungsprozess von Diamanten hätte länger an-gehalten als bisher angenommen wird.

WERDEN HEUTE NOCH DIAMANTEN GEBILDET?

Bisher gibt es keine Funde von jungen Diamanten. Meistsind Sie älter als eine Milliarde Jahre. Die zur Bildung not-wendigen Bedingungen herrschen im Erdinneren allerdingsimmer noch vor. Deshalb sind umgekehrt unsere Forschun-gen über Diamantvorkommen für die Wirtschaft sehr interes-sant. Diamanten sind ja nicht nur begehrte Schmucksteine,sondern vor allem in der Industrie sehr gefragt. Die Anwen-

SIEBEN JAHRE DAUERTE DIE MISSION DER NASA-SONDE STARDUST, BIS SIE NACH RUND 4,6 MILLIARDEN KILOMETERN 2006 VON IHRER REISEDURCH DAS SONNENSYSTEM ZUR ERDE ZURÜCKKEHRTE. AN BORD BEFAND SICH EINE WERTVOLLE FRACHT: DURCH EINE MIT EINEM SPEZIELLENGLASSCHAUM AUSGESTATTETEN AUFFANGVORRICHTUNG WAR ES GELUNGEN, PARTIKEL AUS DEM SCHWEIF DES KOMETEN WILD 2 EINZUFANGEN.

dung ist unglaublich vielfältig und die Nachfrage steigt so-wohl in Industrie- als auch in Schwellenländern. Daher wirddie Suche nach Diamanten mehr denn je vorangetrieben.Auch wenn man Diamanten mittlerweile künstlich herstellenkann – ich denke, eine Inflation ist auszuschließen.

AKTUELL UNTERSUCHEN SIE VIEL EXKLUSIVEREN STOFF.WIE SIND SIE AN KOMETENSTAUB GEKOMMEN?

2004 durchflog die NASA-Raumsonde Stardust einenKometenschweif und später noch einen Materiestrom, derdurch unsere Galaxie zieht. Ein Instrument fing mittels ei-nes speziellen Glasschaums einige der bis zu 20.000 km/hschnellen und winzig kleinen Staubteilchen ein. Nach derLandung der Sonde im Jahr 2006 hatten wir unsere Diamant-Messmethoden so verfeinert, dass ich dem wissenschaftli-chen Leiter der Mission angeboten habe, auch die Staubkör-ner beider Quellen zu untersuchen. Die positive Reaktion kamprompt und im Anschluss startete zunächst die spektakulä-re Untersuchung des Kometenstaubes. An die interstellarenKörner aus dem Materiestrom trauten sich lange nicht maldie Spitzenforscher aus den USA. Die Weiterentwicklung un-serer Messtechnik brachte uns schließlich auch für diese Pro-ben den Zuschlag. Zwei belgische Kollegen und ich durftenals erste Forscher weltweit das exklusive Material untersu-chen. Im Januar 2007 kam in Frankfurt ein kleines Paket mitdem Absender Houston/Texas an. Darin befand sich erneuteine Schachtel mit einer durchsichtigen Gelflocke. Das Staub-korn selbst war nicht zu erkennen. Untersucht wurde es dannim französischen Grenoble.

WESHALB NICHT IN FRANKFURT?

Wir sind hier am Geozentrum exzellent ausgestattet. InGrenoble befindet sich allerdings ein Röntgen-Supermikro-skop. Dessen hochenergetischen Röntgenstrahl können wirsehr präzise auf einen Punkt konzentrieren. In den USA hatteman bisher nur die Möglichkeit, Partikel von der Größe des

Kometenstaubs mit einem Messpunkt zu untersuchen. DasSupermikroskop ermöglicht aber eine dreidimensionale Auf-lösung in über 1.000 Punkte.

ZU WELCHEN ERGEBNISSEN SIND SIE GEKOMMEN?

Kometenstaub besteht aus winzig kleinen Partikeln, dieso alt wie unser Sonnensystem sind – viereinhalb MilliardenJahre. Es befinden sich auch präsolare Teilchen darunter,die von außerhalb des Systems stammen und weit älter alsunsere Sonne sind. Prinzipiell erhoffen wir uns aus den Pro-ben mehr über die Struktur und Chemie der Teilchen zu er-fahren, aus denen sich vor Milliarden Jahren unsere Sonne,die Planeten und letztlich sogar Leben entwickelte. Die Un-tersuchungen stehen allerdings erst am Anfang und werdenuns in den nächsten zehn Jahren beschäftigen. Die NASA sen-det uns dazu weitere Proben zu. Eine Überraschung haben wiraber bereits erlebt: Wir konnten zum ersten Mal überhauptein präsolares kristallines Silikat-Teilchen auf seine Strukturuntersuchen. Erstaunlicherweise fanden wir aber nicht dievorhergesagte Struktur sondern trafen auf eine Form, diesich nur bei sehr hohen Drücken von über 200.000 bar bil-den kann und die paradoxer Weise auch die häufigste Struk-tur in der Erde darstellt. Möglicherweise entstand der enor-me Druck innerhalb einer Supernova.

WOHIN WERDEN IHRE FORSCHUNGEN NOCH FÜHREN?

In irdischem Sedimentgestein, so genannten Biolithen,gibt es Strukturen, die Zellen sehr ähneln. Wir suchen aktuelleine Technik für den Nachweis, dass es sich tatsächlich umLebensformen gehandelt hat. Sollte das gelingen, könnten wiretwa 2020, wenn die ersten Mars-Gesteinsproben mit einerGemeinschaftssonde der NASA und ESA die Erde erreichen,diese auf früheres Leben untersuchen. Es spricht schon jetztviel mehr für einfaches Leben auf dem Mars, als dagegen.

PROFESSOR BRENKER, VIELEN DANK FÜR DAS GESPRÄCH.

»Proben vom Mars auf Lebensspuren untersuchen«

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BEI RUTSCHUNGEN GLEITEN, FALLEN, KIPPEN, DRIFTEN ODER FLIESSEN FELSEN,SCHUTT UND BODENMASSEN IN UNTERSCHIEDLICHEM TEMPO ZU TAL. SIE WERDEN

DURCH GEOLOGISCHE UND KLIMATISCHE VERHÄLTNISSE, VERWITTERUNG UND NICHT ZULETZT AUCH MENSCHLICHEEINFLÜSSE BESTIMMT. HÄUFIG LÖSEN ERDBEBEN ODER STARKE NIEDERSCHLÄGE DIE MASSENBEWEGUNGEN AUS.

BERGRUTSCH

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GB 2008 | Gruppe öffentlicher Versicherer | 63

Stand 01.12.2008

Badische Allgemeine Versicherung AG, Karlsruhe, MannheimBadischer Gemeinde-Versicherungs-Verband, KarlsruheBadische Rechtsschutzversicherung AG, KarlsruheSV SparkassenVersicherung Gebäudeversicherung AG, StuttgartSV SparkassenVersicherung Lebensversicherung AG, Stuttgart

Sparkassen-Versicherung Sachsen Allgemeine Versicherung AGSparkassen-Versicherung Sachsen Lebensversicherung AG, Dresden

Provinzial Nord Brandkasse AGProvinzial NordWest Lebensversicherung AG, KielHamburger Feuerkasse Versicherungs-AG, Hamburg

Öffentliche Lebensversicherung BraunschweigÖffentliche Sachversicherung Braunschweig

SV SparkassenVersicherung Holding AG, StuttgartSV SparkassenVersicherung Gebäudeversicherung AG, Stuttgart SV SparkassenVersicherung Lebensversicherung AG, Stuttgart

SAARLAND Feuerversicherung AGSAARLAND Lebensversicherung AG, Saarbrücken

Versicherungskammer Bayern Konzern, MünchenVersicherungskammer Bayern Versicherungsanstalt des öffentlichen RechtsBayern-Versicherung Lebensversicherung AktiengesellschaftBayerischer Versicherungsverband VersicherungsaktiengesellschaftBayerische Landesbrandversicherung AktiengesellschaftVersicherungskammer Bayern Konzern-Rückversicherung AGBayerische Beamtenkrankenkasse Aktiengesellschaft

Provinzial Rheinland Holding, Anstalt des öffentlichen RechtsProvinzial Rheinland Versicherung AGProvinzial Rheinland Lebensversicherung AGsdirekt Versicherung AG, Düsseldorf

Feuersozietät Berlin Brandenburg Versicherung AGÖffentliche Lebensversicherung Berlin Brandenburg AG,Berlin, Potsdam

ÖSA-Öffentliche Feuerversicherung Sachsen-AnhaltÖSA-Öffentliche Lebensversicherung Sachsen-Anhalt,Magdeburg

Provinzial NordWest Holding AGWestfälische Provinzial Versicherung AGProvinzial NordWest Lebensversicherung AG, Landesdirektion Münster

Lippische Landes-Brandversicherungsanstalt, Detmold

Ostfriesische Landschaftliche Brandkasse, Aurich

Öffentliche Versicherungen OldenburgOldenburgische LandesbrandkasseÖffentliche Lebensversicherungsanstalt Oldenburg

VGH VersicherungenLandschaftliche Brandkasse HannoverProvinzial Lebensversicherung HannoverProvinzial Krankenversicherung Hannover AG

ÖVB Öffentliche Versicherung BremenLandschaftliche Brandkasse HannoverProvinzial Lebensversicherung HannoverProvinzial Krankenversicherung HannoverAG

Stuttgart

München

Erfurt

Wiesbaden

Saarbrücken

Düsseldorf

Bremen

HannoverMagdeburg

Dresden

Potsdam

Schwerin

Kiel

Hamburg

Kassel

Freiburg

Karlsruhe

Augsburg

Regensburg

WürzburgDarmstadt

Koblenz

Trier

Köln

MünsterDetmold

Braunschweig

Oldenburg

Halle

Dessau

Chemnitz

Leipzig

Mannheim

BERLIN

THÜRINGEN

HESSEN

RHEINLAND-PFALZ

SAARLAND

NIEDERSACHSEN

Bremen

SACHSEN-ANHALT

BRANDENBURG

SCHLESWIG-HOLSTEIN MECKLENBURG-VORPOMMERN

NORDRHEIN-WESTFALEN

BAYERN

SACHSEN

FreiburgTübingen

Stuttgart

Karlsruhe

Schwaben

Oberpfalz

Mittel-Franken

Oberfranken

Unterfranken

Oberbayern

Niederbayern

Kassel

Giessen

DarmstadtTrier

Koblenz

Rheinhessen-Pfalz

Arnsberg

Detmold

Münster

Düsseldorf

Köln

Lüneburg

Weser-Ems

Hannover

Braunschweig

Halle

Dessau

Leipzig

Chemnitz

Dresden

Aurich

Fürth

Bitburg

LutherstadtWittenberg

BADEN-WÜRTTEMBERG

Mainz

GRUPPE ÖFFENTLICHER VERSICHERER

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SV SparkassenVersicherungHolding AGLöwentorstraße 65D-70376 StuttgartTelefon 0711/898-0Telefax 0711/898-18 70

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S. 47Andreas Hoffmannwww.cognitio.de

S. 50crossmedia:team GmbHwww.crossmediateam.de

S. 53mauritius images

S. 56Prof. Dr. Frank E. Brenkerwww.geowiss.uni-mainz.de

S. 57CAMECA SASwww.cameca.com

S. 58NASA/JPLwww.nasa.gov

FACHARTIKEL

S. 18–23Dr.-Ing. Jochen SchwarzZentrum für die Ingenieuranalyse von Erdbebenschäden,Bauhaus-Universität Weimarwww.edac.biz

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S. 42–43Dr. Dirk HollnackMünchener Rückversicherungs-Gesellschaftwww.munichre.com

S. 54–55Hessen [email protected]

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