Tallinn 2006 -...

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Tallinn 2006 Projektbericht von Ina Hermann Alexander Herrmann Sabrina Rinderle Manfred Geisinger Barbara Maier Sonja Boskovic 10.10. – 29.10.2006

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Tallinn 2006

Projektbericht von Ina Hermann Alexander Herrmann

Sabrina Rinderle Manfred Geisinger

Barbara Maier Sonja Boskovic

10.10. – 29.10.2006

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Donnerstag / Freitag, 12./13.10.20061 Da wir erst Donnerstagnacht bzw. am Freitagmorgen, dem 13ten übrigens, um 02.30h angekommen waren, konnten wir leider kein Frühstück mehr einkaufen. Netterweise haben uns Frau Brendel und Herr Ludolph nicht nur am Flughafen abgeholt, sondern uns auch um 10.30 Uhr zum Frühstück eingeladen. Dank famoser Rühreier mit Speck, selbst gebraten durch unsere Lehrkräfte, begann unser Aufenthalt daher schon mit einem positiven Erlebnis. Barbara und Sabrina sind danach noch einkaufen gegangen, da wir noch einen Leihwagen hatten und diese Chance natürlich nicht ungenutzt lassen wollten: Wer will schon alles nach Hause tragen, wenn der Lehrer es auch heimfahren kann ?. Kurz darauf mussten wir uns dann schnell ‚in Schale werfen’, denn um 14.00 Uhr sollten wir zu unserem ersten Besuch bei unserer Partnerschule, der Tallinna Mandajuskool, sein. Frau Tuppits, die stellvertretende Direktorin der Schule, empfing uns sehr herzlich und versorgte uns mit den ersten wichtigen Informationen. Anlass unseres ersten Besuches war die Teilnahme am Schulfest der Tallinna Majanduskool. Dies war auch der Grund, warum wir bereits etwas früher nach Tallinn gereist waren, als dies ursprünglich geplant war. Aber dem Wunsch nach einer früheren Anreise unseres Kooperationspartners konnten und woll-ten wir uns natürlich nicht verschließen. Diese Entscheidung hat sich gelohnt, wie im Folgenden noch zu lesen sein wird.

Um 14.00h folgte also der offizielle Teil des Festes. Dort waren viele Persön-lichkeiten aus Politik und Wirtschaft vertreten. So beispielsweise die stv. Bildungsministerin und der stv. deutsche Botschafter. Leider war es mitunter etwas schwierig, den Vorträgen zu folgen, da alles auf estnisch vor-getragen wurde, aber so

konnte man sich gleich an den Klang der Sprache gewöhnen. Hier auch noch der Dank an die Deutsch- und Englischlehrerinnen der Schule, die uns die wichtigsten Passagen übersetzt haben.

1 Offizieller Projektbeginn – für den tatsächlichen Aufenthalt vor Ort in Estland – war der 10.10.2006. Hier trafen Schulleitung und Lehrer der Partnerschulen aufeinander. Daher Beginn der Darstellung ab dem 12.10.06 mit den Schülerberichten.

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Es wurden auch viele Geschenke überreicht an den Direktor, Herrn Raivo Täht. Vielfach wurden diesen auch Blumen beigefügt, da dies zur Höflichkeit und zur Sitte in Estland gehört und als sehr wichtig empfunden wird.

Auch Frau Brendel, in ihrer Funktion als stv. Schulleiterin und Herr Ludolph,

als Projektbetreuer unserer Schule, sprachen einige Grußworte, in denen sie sich für die Gastfreund-schaft und die fortwährende und nicht selbst-verständliche tolle Zusammenarbeit bedankt haben. Dies insbesondere auch bei Frau Tuppits, die die Projekte stets mitbegleitet2. Gleichzeitig übergaben sie unser Geschenk. Dieses war ein selbst gemaltes Bild von unserem Kunstlehrer, Herrn Mensing, von unserer Schule. Auf dem Bild sind bekannte Gebäude von Offenburg zu sehen: unsere Schule, das Rathaus, die alte Apotheke und die Kirche.

Im Anschluss an den offiziellen Teil, der, wie uns auch unsere Gastgeber versi-cherten, nicht so lange hätte dauern sollen (knapp drei Stunden), kam dann noch eine kleine Abwechslung mit einer Gesangeseinlage von einer Sängerin, die durchaus gut singen konnte und wie sich im nachhinein herausstellte, eine sehr bekannte Künstlerin in Estland ist. Zugegebenermaßen traf sie vielleicht nicht jedermanns Geschmack – doch ein Erlebnis war es allemal. Zum Abschluss wurden noch lecker belegte Häppchen sowie verschiedene Weine gereicht. Dies wurde natürlich genutzt, da es seit dem Frühstück schon eine Weile her war – und gab uns gleichzeitig die Möglichkeit, in ungezwunge-ner Atmosphäre, Gespräche mit unseren estnischen Freunden - alten und neu-en - zu führen.

2 Es handelt sich hier um das dritte Projekt.

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Danach ging es los, Tallinn zu entdecken. Denn außer der Busfahrt zur Schule und der Schule selbst hatten wir ja noch nicht viel gesehen. Also machten wir uns gleich auf den Weg in die Altstadt. Dort zeigte uns Herr Ludolph Tallinn bei Nacht. Viel konnte er uns allerdings nicht zeigen, da wir sooooo richtig Hunger hatten! – und wenig Geduld. Der Weg und Herr Ludolph führten uns dann zum ‚Beere House’, das zu unserer Verwunderung im bayrischen Stil eingerichtet war und mit ganz tollen Speisekarten in Form eines Maßkruges aufwartete und meist etwas zu groß für unsere Damen gestaltet waren. Später wurde dort auch noch deutsche Schlagermusik gespielt – nicht nur für

Touristen: viele Esten mögen diese Kneipe offensichtlich auch! Dort haben wir jedenfalls richtig gut gegessen und getrunken. Recht schnell haben wir auch mit Studenten vom Nachbartisch Kontakt aufgenommen. Diese

studieren in St. Petersburg, kamen aber leider aus verschiedenen Ländern – nur nicht aus Estland. Dennoch: Zum ersten Mal mussten wir also unsere Englischkenntnisse auspacken. Hatte sich der Vorbereitungskurs bei uns zu Hause also doch gelohnt!3 Später wechselten wir die ‚Location’. Ein paar traten den Heimweg an und die anderen – doch auch neugierig auf das Tallinner Nachtleben, gingen in die, ‚weiße Bar’, die eigentlich ‚Stereo’ heißt, aber da in der Bar wirklich alles weiß ist, haben wir sie umgetauft. Dort ließen wir unseren reichlich spannenden ersten Tag in Tallinn gemütlich ausklingen.

Tallinn by Night 3 Im Vorfeld finden Englisch-Business-Intensivkurse an den Kaufmännischen Schulen statt.

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Samstag, 14.10.2006 Nach dem anstrengenden Freitag durften wir erst einmal ausschlafen. (Lehrer haben halt doch ein Herz …). Nach einem kräftigenden Frühstück am Morgen machten wir uns dann alle gemeinsam auf den Weg, die Stadt zu erkunden, denn es stand eine „kleine“ Stadtführung auf dem Programm. Da wir bisher noch nicht viel von Tallinn gesehen hatten, waren wir gespannt und aufgeregt zugleich.

Bewaffnet mit einem Reiseführer und Herrn Ludolph, einem Stadtplan und jeder Menge guter Laune besahen und bestaunten wir die Sehenswürdigkeiten, wie zum Beispiel den „Langen Herrmann“(Pikk Hermann). Er ist der größte Turm (48m hoch) der im 13./14.Jahrhundert hier erbauten Burg. Auf ihm weht die estnische Flagge. Es ist sogar möglich diesen Turm heute noch zu besichtigen.

Erwähnt werden sollte vielleicht noch, dass es furchtbar kalt war, wie das folgende Bild beweist… Aufgenommen wurde es vor der „Kiek in de Kök“. Übersetzt bedeutet es „Guck in die Küche“; die frü-hen Wachleute im Turm konnten nämlich wunder-bar in die Küchen der umliegenden Häuser schauen - ob sie sich das Mittagessen allerdings auch aus-suchen durften wissen wir nicht.

Nachdem wir also ein Stückchen des gemeinsamen Weges entlanggegangen waren, entdeckten wir die

Alexander-Nevski-Kathedrale. Diese Kirche ist russisch-orthodox, und wurde Ende des 19. Jahrhunderts vom rus-sischen Zaren erbaut. Es ist die größte Kirche ihrer Art außerhalb Russlands.

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Anschließend besahen wir uns die Stadt aus einer etwas anderen Perspektive. Bereits am Tag zuvor hatten wir diesen Aussichtspunkt besucht, allerdings bei Nacht. Auch da waren wir fasziniert von diesem Ausblick. Doch auch bei Tag büßte Tallinn nichts von seiner Schönheit ein – ganz im Gegenteil -, und wir entdeckten viele weitere Besonderheiten, die uns bei Nacht noch nicht aufgefallen waren.

So sahen wir „unser“ Tallinn aus einer anderen Perspektive. Nach diesem kleinen Rundgang machten wir noch einen kurzen Halt um uns zu stärken und anschließend in unser Wohnheim zurückzukehren, um uns für den anstehenden zweiten Teil der Festlichkeiten der 100-Jahrfeier unserer Partnerschule, der Tallinna Majanduskool, schick zu machen.

Gegen 16.00 Uhr machten wir uns also top-gestylt auf den Weg in die Stadt zur Diskothek „Parliament“, in der die Festlichkeiten stattfinden sollten. Vor der Diskothek standen bereits jede Menge Leute, die so wie wir unbedingt rein wollten, und unglaublich gespannt waren, was sie drinnen wohl erwarten würde. Doch bereits am Eingang sind

wir fast gescheitert, denn es gab einen Bereich für VIP´s, und einen für alle an-deren. Wir gehörten nicht zu denn VIPs, Frau Brendel und Herr Ludolph aller-dings schon. Das erfuhren wir aber erst nach einem fünfminütigen Anstehen (in der falschen Schlange natürlich).

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Nachdem wir auch dieses Problem bewältigt hat-ten, konnte die Feier losgehen. Wir suchten uns einen Platz, von dem aus man auf die ein Stock-werk darunter liegende Tanzfläche schauen konn-te. Um 17.00 Uhr begann dann auch sogleich das Programm, das aus Reden, Tanz und Gesang be-stand. Die Reden konnten wir leider nicht verstehen, da sie auf estnisch gehalten wurden, wir nahmen aber gerne an den zahlreichen Gelegenheiten zum Tanzen teil, wie man auf dem Bild sieht. Sabrina und Alex hatten sichtlich ihren Spaß. Auch Frau Brendel und Herr Ludolph amüsierten

sich prächtig, nachdem sie den VIP-Bereich verlassen hatten und sich zu uns gesellten. Schwangen das ein oder andere Tanzbein und gaben uns sogar ei-nen aus! Gegen 22.00 Uhr war dann der offizielle Teil beendet, und das „Parli-ament“ öffnete seinen Pforten für alle tallinnistischen Tanzwütigen. Alles in allem war es ein sehr unterhaltsamer Abend, und auf dem Rückweg beschlossen wir, dass auch deutsche Schulen sich ein Beispiel an einer sol-chen Feier nehmen sollten. An dieser Stelle noch einmal ein riesengroßes Dankeschön an die Tallinna Ma-janduskool für die Einladung. Noch einige Impressionen der Darbietungen des Abends:

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Sonntag, 15.10.2006 Nach den ersten Eindrücken der vergangenen zwei Tage sollte es heute munter so weitergehen. Strandpromenade, Fernsehturm und das Schloss Kadriog. Und davon das meiste zu Fuß … Also ging es gegen 11.00h los, nach Ausschlafen (schließlich war es gestern doch ein langer Abend gewesen) und Frühstück. Zunächst per Bus zum Fern-

sehturm, der uns einen wunderbaren Blick auf Tallinn und Umgebung sowie die Ostsee eröffnete. Auf dem Rückweg besuchten wir das alte Kloster von Tallinn, dessen Grundmauern freigelegt sind und selbst noch - ohne Dach - sehr gut erhalten ist. Weiter ging die Reise an der Strandpromenade – zum Glück nicht zu lang, denn es war sehr kalt und der Wind der Ostsee tat sein

übriges, um uns die Gedanken an ein heißes Bad oder einen Saunabesuch quasi bildlich vor Augen zu führen. So bogen wir also ab in den Park und Kadriog aufzusuchen. Ein altes Schloss, welches einer deren Zar für seine Frau erbaute. Ein Lustschloss also. Dabei trafen wir auch Frau Tuppits und Herrn Sommer, die übrigens dachten, dass unsere Reisegruppe Südbaden doch heute ‚auschillen’ müsste – aber weit gefehlt! Unsere Lehrer haben halt kein Erbarmen. Trotz Wind und Wetter und einer langen Nacht (oder gerade deshalb?!) mussten wir los.

Aber, ganz ehrlich, es hat sich gelohnt. Und nach den ‚Strapazen’ des Tages durf-ten wir zur Belohnung auch noch ins Hell-Hunt, was übrigens Freundlicher Wolf heißt, um den Tag gemeinsam vor dem Kamin abzuschließen.

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Montag, 16.10.2006 An diesem wunderschönen Morgen, an dem wir „unter uns“ gefrühstückt hat-ten, trafen wir uns um 10.00 Uhr mit unseren Lehrern und Nicole vor unserem Wohnheim. Nicole, eine ehemalige Schülerin, hatte bereits am Leonardo Pro-jekt 2004 teilgenommen und begleitete uns für einige Tage. Wir hatten am Tag zuvor beschlossen, uns ein Auto zu mieten, um das Land zu erkunden. Leichter gesagt als getan. Denn da wir sechs Schüler und zwei Leh-rer waren und zusätzlich eine Besucherin hatten, hätten wir normalerweise zwei Fahrzeuge gebraucht. Da uns die Autovermietung allerdings ein größeres Fahrzeug zur Verfügung stellen konnte, musste sich unsere Gruppe zum Glück aber nicht teilen. Was auch viel lustiger war – alle in einem ‚Boot’ mit einem teuflischen Fahrer … Das nächste Problem, falls wir ein Auto selbst hätten mie-ten wollen, wäre die nicht vorhandene Kreditkarte gewesen, ohne die in Auto-vermietungen gar nichts geht bzw. fährt. Aber zu irgendwas sind Lehrer halt doch immer gut ?. Vor unserem Ausflug aufs Land besuchten wir die deutsche Botschaft.

Als wir einen Park-schein ziehen wol-lten, entdeckten wir, dass estnische Park-automaten das Rest-geld als Gutschriften wieder „heraus-geben“. Aus mangelnden

Landeskenntnissen wurde dieser Gut-schein wenige Stun-den später als Trink-geld eingesetzt.

Nachdem wir dann wieder auf ‚deutschem’ Boden (in Estland) standen, konnte das Programm fortgesetzt werden. Herr Harald Seibel, der zuständige stellvertretende Botschafter und Wirt-schafts- und Kulturattaché, erklärte uns die Struktur der Botschaft und erläu-terte uns einige Fragen zu Estland. Wir sprachen über den Arbeitsmarkt in Est-land. Es war sehr interessant zu erfahren, dass in Tallinn Vollbeschäftigung herrscht. Die Arbeitnehmer sind sehr flexibel. So kommt es vor, dass viele Ar-beitnehmer den Arbeitsplatz mehrere Male in einem Jahr wechseln weil sie

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bessere Angebote bekommen haben. Auf dem Land leben überwiegend ältere Menschen. Sie haben es besonders schwer, denn sie müssen sich mit 250,00 Euro Rente zufrieden geben. Auf unseren Spaziergängen durch die Stadt ha-ben wir ab und zu ältere Menschen gesehen, die ihr Obst oder selbstgepflückte Blumen zum Verkauf angeboten haben4. Arm und Reich lebt hier Tür an Tür. Das Staatsbudget lag 2004 bei 3,37 Mrd. Euro, wobei ein Überschuss von 151 Mio. Euro zu verzeichnen war. Seit 2001 war dies der vierte positive Staats-haushalt in Folge - eine Seltenheit in der EU. Estland hat eine Einheitssteuer, deren Satz bei 23 % liegt. Als erstes europäi-sches Land führte Estland eine niedrige Einheitssteuer ein, deren Satz damals bei 26 % lag. Für 2006 beträgt dieser 23 % und soll bis 2009 in jährlichen 1% -Punkt-Schritten auf 20 % abgesenkt werden. Da wir uns zu Beginn unseres Aufenthaltes kein richtiges Bild von Estland ma-chen konnten, haben uns seine Erklärungen sehr weitergeholfen. Recht herzli-chen Dank, Herr Seibel! Der Vortrag wurde mit einer interessanten Beschreibung seines Berufs been-det. Nach dem Besuch in der deutschen Botschaft fuhren wir mit unserem „Bad-

mobil“ in die Wildnis. Fernab der Stadtmauern wuchs unsere Hoffnung, ein paar Elche in ihrem natürlichen Lebensraum sehen zu können. Wir haben leider keinen zu Gesicht bekommen. Weil die Sommersaison schon vorüber war hatten wir ein paar Schwierigkeiten ein geöffnetes Restaurant zu finden. Wir fanden ein Hotel,

das in einer ehemaligen Schnapsbrennerei eines Gutes untergebracht war und 1995 eröffnet wurde. Das Herrenhaus und die dazugehörigen Stallungen in dem weitläufigen Park sind sorgfältig restauriert worden. Das Gut Palmse, von 1677 bis 1923 im Besitz des Adelsgeschlechtes Von der Pahlen, gehört zu den Vor-zeigeobjekten Estlands. Im Sommer finden Folklore- und Musikfestivals statt. Kurz vor unserer Ankunft in Estland hatte es jedoch über den Winter geschlos-

4 Aber auch hier macht die Globalisierung nicht halt: Blumen aus Holland gibt es an der nächs-ten Ecke …

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sen. Wir konnten allerdings von außen das Herrenhaus und die Parkanlage be-sichtigen. Da wir aber mit knurrendem Magen weiter fahren mussten, suchten und fanden wir schließlich auch eine irisch angehauchte Gaststätte, welche sogar „Schnit-zel“ auf der Karte hatte. Das Essen hat allen sehr gut geschmeckt. Zum Abschluß der Mahlzeit füllten wir das „Ich bin Freiburger“ - Büchlein mit mehr oder weniger lustigen Botschaften. Da nun alle wieder gestärkt waren, konnten wir uns auf die geplante Wanderung im Nationalpark Lahemaa machen. Dieser wohl bedeutendste Nationalpark Estlands befindet sich im Norden des Landes und ist von Tallinn aus schnell zu erreichen. Das Landschaftsbild ist geprägt von einer zerklüfteten Küste mit vielen kleinen vorgelagerten Inseln, Wäldern und Moorgebieten.

Dementsprechend vielseitig ist die hier zu findende Tier- und Pflanzenwelt. Ne-ben vielen Vogelarten leben unter anderem Elche und Braunbären im National-park Lahemaa. Das „Land der Buchten“, wie Lahemaa übersetzt heißt, schmiegt sich an den Finnischen Meerbusen. 1971 wurde das Gebiet zum Nationalpark erklärt, weil sich auf kleinstem Raum mehrere für Nordestland typische Landschaften im

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Urzustand erhalten haben. Auf 680 Quadratkilometer gibt es dunkle Fichten- und lichte Kiefernwälder. Mit Wacholder bestandene Kalksteinplateaus. Strän-de, Flüsse und Bäche. Bis zu sieben Meter hohe Findlinge, die prima Deckung bieten. Hinzu kommen Ahorn, Linden, Eschen, Birken und viele Wildblumen entlang der wenig befahrenen Straßen. Und schöne sumpfige Moore. Also ei-gentlich alles, was ein Elch begehrt... Der erste Wanderweg führte uns direkt ans Meer. Dort entdeckten wir eine ver-

steckte Sauna. Wir kamen zu diesem Entschluss, da die „Höhle“ nur vier Quadratmeter breit war und mit Tüchern verhängt werden konnte. Im Inneren sahen wir angekohltes Holz und ein paar Gefäße. Im Umkreis von ein paar Metern gab es einen Grillplatz und einige Sitzgelegenheiten. Da der Rundweg recht kurz war machten wir auf dem Rückweg ei-nen größeren Bogen.

Doch der Tag war noch nicht vorbei. Am folgenden Tag würde Frau Brendel nach Hause fahren und so sind wir noch einmal mit ihr in ihre Lieblingsbar eingekehrt und haben den Tag schön ausklingen lassen.

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Dienstag, 17.10.2006 Heute ‚durften’ (besser: sollten) wir zum ersten Mal selbstständig zu unserem Reiseziel fahren, weil Frau Brendel und Nicole zusammen mit Herr Ludolph noch einmal in die Schule wollten, um sich zu verabschieden. Mit dem Auto … aber kein Problem für uns: natürlich fanden wir das Museum Rocca al Mare, das unser Ziel war, auf Anhieb! Dieses Freilichtmuseum liegt ungefähr 10km westlich vom Stadtzentrum und entstand in den 60er Jahren. Entlang eines Spazierweges sind an die 90 Bauernhäuser, Fischerhütten, Windmühlen und anderes aufgebaut. Dies sind Originalbauten, die in ande-ren Gegenden Estlands standen, und dort abgebaut wurden, um in diesem Freilichtmuseum wieder aufgebaut zu werden. Das Museum liegt in einer Bucht direkt am Meer. Von dort aus genießt man einen wunderschönen Ausblick, wie man auf diesem Foto sehen kann.

Die Hütten kann man auch besichtigen. Sie sind so einge-richtet, wie es damals üblich war. Zu sehen gab es also dement-sprechend jede Menge. Auf diesem Bild sieht man zum Beispiel, wie es damals in einem Schlafzimmer aussah. Nachdem wir den Park zur Hälfte besichtigt hatten, kamen dann auch Nicole, Frau Brendel und Herr

Ludolph, die sich bestens gelaunt unserer Gruppe anschlossen. Nachdem wir uns satt gesehen hatten an den zahlreichen Sehenswürdigkeiten, und den Sportlern – Surferinnen – barfuß (!) die wir zu unserem Erstaunen sa-hen (es war furchtbar kalt, und es wehte ein strenger Wind), beschlossen wir, noch eine Hafenrundfahrt zu machen. Unterwegs ließen wir Frau Brendel und Nicole in der Stadt raus, weil sie vor ihrer Abreise noch letzte Einkäufe erledi-gen wollten. Und von da aus ging es direkt zum Hafen.

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Leider war es uns nicht vergönnt eine Hafenrundfahrt zu machen, dafür erhielten wir jedoch die Gelegenheit, die Finnen beim „shoppen“ zu sehen. Wir hatten schon davon gehört, dass der Alkohol in Finnland sehr teuer sei, und die Finnen deswegen gerne die Möglichkeit nutzen, sich in Tallinn mit jeder Menge Alkohol einzudecken. Wenn man es jedoch zum ersten Mal sieht,

bekommt man leicht das Gefühl, das der Alkohol in Finnland ausgegangen ist. Danach haben wir einen kleinen Zwischenstopp in dem größten Einkaufszent-rum der Stadt gemacht. Leider kann man es als Einkaufstipp nicht weiteremp-fehlen, da die Preise sehr teuer sind. Zum Anschauen ist es aber alle mal wert. Anschließend holten wir Nicole und Frau Brendel ab, und brachten sie zum Flughafen, wo wir sie in Richtung Heimat verabschiedeten Mittwoch, 18.10.2006 Wie gewöhnlich frühstückte die Reisegruppe Südbaden gegen 09.00 Uhr. Um 10.00 Uhr machten wir uns auf den Weg, um rechtzeitig unseren Termin bei der deutsch-baltischen Außenhandelskammer wahrnehmen zu können. Herr Sirkel begrüßte uns sehr freundlich und zu Beginn seines Vortrages rätselten wir

welche Staatsangehörigkeit er hatte. Herr Sirkel spricht ausgezeichnet deutsch. Es stellte sich aber heraus, dass er Este ist. Er erläuterte in seinem Vortrag Themen zur deutsch-baltischen Beziehung im Bereich der Produktion und des Handels. Wir sprachen über das Finanzwesen und die Lebensfreude in Estland. Wie auch in Deutschland

kann man hier sehr viele unterschiedliche Eindrücke des Landes wahrnehmen. So sind z.B. etwa 30 Prozent der estnischen Bevölkerung russischer Abstam-mung. Gerade im Sommer tragen zahlreiche Touristen aus Finnland, Russland, England und Deutschland dazu bei der Hauptstadt Estlands zahlreiche Gesich-ter zu geben. Da in Tallinn Vollbeschäftigung herrscht ist der Preisindex ziem-lich noch. In ländlicheren Gegenden herrscht jedoch eine Arbeitslosigkeit von ca. 25%. Gerade die ältere Generation hat es mit 250,00 Euro Rente sehr schwer. Herr Sirkel ist bemüht, estnische Schüler davon zu überzeugen, in Deutschland zu studieren. Hauptsächlich hat er das Ziel die geschäftlichen Be-

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ziehungen zwischen Deutschland und den baltischen Staaten zu intensivieren. Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal recht herzlich für seinen Vortrag bedanken. Nachdem wir zwei Stunden seiner kostbaren Zeit ‚geraubt’ hatten, machten wir uns auf in die Altstadt um etwas zu essen, denn mittlerweile war es schon 13:30Uhr. Wir haben uns kurzerhand dazu entschlossen, eine „klei-ne“ Mahlzeit zu uns zu nehmen und fanden uns im Kompressor wieder. Dort bekamen wir die größten Pfannkuchentaschen, die wir je gesehen hatten, ser-viert. Sie waren mit Salami und Käse oder Hühnchen oder Thunfisch gefüllt. Als Nachtisch bestellten wir einen Applepancake mit Vanillesauce. Die Bana-nenvariante war auch lecker Es hat uns allen sehr gut geschmeckt. Nach dem Essen teilte sich unsere Gruppe auf. Manfred und Alexander organisierten Tei-le unserer Firmenbesichtigung bei “Novest Grupp OÜ“, Sonja und Ina besorg-ten Einkäufe und Sabrina und Barbara erstellten den praktischen Teil unseres kleinen Stadtrundgangs für die hinzu gestoßenen Referendare vom Studien-seminar für berufliche Schulen in Wiesbaden, die selbst auch an einem Leo-nardo - Projekt teilnahmen. Sie kamen von einer Schule aus Vöru im Süden Estlands. Diese lernten wir auch noch kennen, aber dazu später mehr. Am En-de dieses erfolgreichen Tages aß unsere kleine Gruppe „in Etappen“ zusam-men und beendete den Tag mit einen lustigen Spieleabend.

Donnerstag, 19.10.2006 Wie gewöhnlich frühstückte die Reisegruppe Südbaden gegen 9.00 Uhr. Um 10.00 Uhr machten wir uns auf den Weg um rechtzeitig unseren Termin bei der deutsch-baltischen Außenhandelskammer wahrnehmen zu können. Herr Heiki Sirkel begrüßte uns sehr freundlich und zu Beginn seines Vortrages rätselten wir, welche Staatsangehörigkeit er wohl hat. Herr Sirkel spricht ausgezeichnet deutsch. Es stellte sich aber heraus, dass er Este ist. Er erläuterte in seinem Vortrag Themen zur deutsch-baltischen Beziehung im Bereich der Produktion und des Handels. Wir sprachen über das Finanzwesen und die Lebensfreude in Estland. Wie auch in Deutschland kann man hier sehr viele unterschiedliche Eindrücke des Landes wahrnehmen. So sind z.B. etwa 30% der estnischen Be-völkerung russischer Abstammung. Gerade im Sommer tragen zahlreiche Tou-risten aus Finnland, Rußland, England und Deutschland dazu bei der Haupt-stadt Estlands zahlreiche Gesichter zu geben. Da in Tallinn Vollbeschäftigung herrscht, ist der Preisindex ziemlich hoch. In ländlicheren Gegenden herrscht jedoch eine Arbeitslosigkeit von ca. 25%. Herr Sirkel ist bemüht, estnische Schüler davon zu überzeugen, in Deutschland zu studieren. Hauptsächlich hat er das Ziel die geschäftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und den baltischen Staaten zu intensivieren. Wir möch-

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ten uns an dieser Stelle noch einmal recht herzlich für seinen Vortrag bedan-ken. Er hat sich zwei Stunden Zeit für uns genommen. Nun machten wir uns auf in die Altstadt um etwas zu essen, denn mittlerweile war es schon 13:30Uhr. Wir haben uns kurzerhand dazu entschlossen, eine „kleine“ Mahlzeit zu uns zu nehmen und fanden uns im Kompressor wieder. Dort bekamen wir die größten Pfannkuchentaschen die wir je gesehen hatten serviert. Sie waren mit Salami und Käse oder Hühnchen oder Thunfisch gefüllt.

Als Nachtisch bestellte Herr Ludolph einen Applepancake mit Vanillesauce. Die Bananenvariante war auch lecker. Es war wirklich alles sehr lecker – zu sehr günstigen Preisen. Der Kompressor ist eine Studentenkneipe – satt werden für wenig Geld! Wer drei Pfannkuchen ist, bekommt einen gratis! (und platzt …). Nach dem Essen teilte sich unsere Gruppe

auf. Manfred und Alexander organisierten Teile unserer Firmenbesichtigung bei “Novest Grupp OÜ“, Sonja und Ina besorgten Einkäufe und Sabrina und Barbara erstellten den praktischen Teil unseres kleinen Stadtrundgangs für die hinzu gestoßenen Referendare vom Studienseminar für berufliche Schulen in Wiesbaden, die selbst auch an einem Leonardo - Projekt teilnahmen. Sie ka-men von einer Schule aus Vöru im Süden Estlands. Diese lernten wir auch noch kennen, aber dazu später mehr. Am Ende dieses erfolgreichen Tages aß unsere kleine Gruppe „in Etappen“ zusammen und beendete den Tag mit einen lustigen Spieleabend. Freitag, 20.10.2006 Heute war eine Betriebsbesichtigung an der Reihe. Den Kontakt mit der Firma hatte Manfred schon in Deutschland hergestellt. Nach kurzer Busfahrt und ei-nem längeren Fußmarsch, standen wir endlich vor den Türen der Novest Grupp OÜ. Leider waren wir eine dreiviertel Stunde zu früh dran. Um nicht unhöflich zu sein, haben wir noch etwas gewartet und uns dann beim Pförtner angemel-det. Der Geschäftsführer hatte sofort Zeit für uns und wir konnten mit der Be-triebsbesichtigung beginnen. Wir folgten ihm in die Fabrik und waren doch leicht entsetzt über die Arbeitsbedingungen. Dieses schlug jedoch um, als wir miterleben durften, wie fleißig und engagiert seine drei Mitarbeiter waren. Die Maschinen werden alle per Handarbeit hergestellt. Die Firma produziert haupt-sächlich Kräne, die für Waldarbeiten genutzt werden. Diese sind qualitativ hochwertig und sind zudem TÜV geprüft. Kristian (der Geschäftsführer) hat

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jede unserer Fragen beantwortet und war zudem freundlich und sehr zuvor-kommend. Er erzählte uns, dass sie in der Regal drei bis vier Wochen brau-chen, um so eine Maschine zu produzieren. Leicht entsetzt waren wir, als Kris-tian erzählte, dass die Temperatur in der Halle im Winter -10 Grad beträgt, was im Vergleich zu den Außentemperaturen von -30 Grad allerdings noch relativ warm ist! Als er unsere geschockten Gesichter sah, musste er lachen und meinte nur, dass deutsche wohl nicht an solche Temperaturen gewöhnt seien. Um ehrlich zu sein, hatten wir schon mit den aktuellen null Grad zu kämpfen. Nach einer Stunde haben wir uns verabschiedet und machten uns auf den Weg in die Innenstadt. Halb erfroren nahmen, wir Platz im „Kompressor“ und konn-ten uns endlich über die riesigen Pfannkuchen hermachen. Der „Kompressor“ ist ein Mix aus Cafe und Gaststätte. Auf jeden Fall ist es wirklich sehr günstig dort. Leider blieb zum Ausspannen keine Zeit, denn um drei Uhr waren wir mit Herrn Ludolph und den Referendaren aus Wiesbaden im Moscwa (ein Cafe in der Innenstadt) verabredet. Sabrina und Barbara hatten am Abend zuvor näm-lich eine private Stadtführung vorbereitet. Zu unserem Bedauern fanden wir am Treffpunkt nur Herr Ludolph und einen Referendar vor. Alle anderen hatten sich bedauerlicherweise dagegen entschieden. Sabrina führte uns durch die Altstadt und erzählte bei jedem Stopp kurz etwas zur jeweiligen Sehenswürdig-keit. Unter anderem sahen wir die Alexander Nevsky Kathedrale, die 1900 er-baut wurde und die größte und prächtigste Kuppelkathedrale in Tallinn ist. Sabrina führte uns auch weiter über den Toompea Hill was früher die Wohnge-gend der Aristokraten war. Der gewaltige, mittelalterliche Verteidigungsturm auf dem Toompea Hill wurde als "Kiek in de Kök" ("späh in die Küche") be-kannt, denn die Soldaten konnten von hier aus in die weiter unten gelegenen Küchen schauen. In dem Turm befindet sich nun ein Museum, welches von den Entwicklungen der Stadt und des Militärs während des 13. bis 18. Jahrhunderts erzählt. Weiter ging es zum Raekoja plats (Stadthausplatz), der von dem Rae-koda (Stadthaus) dominiert wird. Das Gebäude wurde im 14. und 15. Jahrhun-dert erbaut und ist das einzige noch erhaltende gotische Stadthaus Nordeuro-pas. Sein in die Höhe schießender Turm besitzt eine Wetterfahne aus dem 16. Jahr-hundert, die einen mittelalterlichen Krieger ("den alten Thomas", Beschützer der Stadt) zeigt. Nach dem kleinen aber feinen Rundgang machten uns auf den Weg nach Hause. Abends haben wir es doch etwas ruhiger angehen lassen5.

5 Hier irrt die Protokollantin übrigens – zumindest meint sich die begleitende Lehrkraft zu erin-nern, dass die Schülerinnen und Schüler durchaus noch in Kneipen und Diskotheken gesehen wurden. Aber danach ließen diese in der Tat den Abend ruhig ausklingen ?.

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Samstag, 21.10.06 Dieser Tag nun sollte also der erste Tag sein, an welchem wir auf uns alleine gestellt sein sollten. Herr Ludolph musste heute den Rückflug antreten und sich von uns verabschieden. Wir sind daher von nun an auf uns alleine gestellt und haben niemanden mehr, der uns mit Rat und Tat zur Seite stehen kann und sich schon ein wenig aus-kennt. Schock.... Nach der Verabschiedung von Herrn Ludolph war erst mal kein weiteres Programm geplant (Shakes-peare-Tag – ‚wie es euch gefällt’). Dieser Tag sollte dafür reserviert sein, die ersten Eindrücke zu verarbeiten, sich gemeinsam in die Küche zu setzen und die weiteren Abläufe zu besprechen. So konnte so mancher den heutigen Tag nutzen, auch mal endlich die mitge-brachten Bücher (u.a. BWL und Rechnungswesen? (aufgrund folgender Arbei-ten)) aufzuschlagen und sich darin zu vertiefen. Andere nutzen die Gelegen-heit, den Medienraum des Wohnheims aufzusuchen, welcher tagsüber doch leerer als abends war, und einige Emails an Freunde und Bekannte zu versen-den. Doch auch die Planung der nächsten Tage kam heute nicht zu kurz. So musste die kommende Fahrt nach Vöru noch organisiert werden. So wurden Manfred und Alex dazu bestimmt, zum Busbahnhof zu fahren, um sich dort nach den Preisen und Abfahrtzeiten zu erkundigen. Auch was uns in Vöru erwarten wür-de, wurde an dieser Stelle schon mal vorab diskutiert. Denn bis zu diesem Zeitpunkt, wussten wir im Groben nur, dass uns Herr Tarro dort erwarten wür-de, um uns seine Schule und die Stadt zu zeigen. Mit den ganzen Planungen, der Plauderei und dem mal längeren Ausschlafen war dieser Tag dann auch schon recht schnell vorbei. Alles in allem aber doch ein Tag der, obwohl ohne Programm, einfach mal für die verschiedensten Dinge genutzt werden konnte, für die vorher einfach keine Zeit zu finden war.

Sonntag, 22.10.2006 Nach Beendigung unseres Frühstücks machte sich unsere Reisegruppe auf nach Helsinki. Da keiner von uns wusste, mit welchen Bus wir zum Hafen fah-ren konnten, fragten wir zuerst ein paar Passanten nach dem Weg. Da wir so-wieso schon die Hälfte des Weges zu Fuß zurückgelegt hatten, liefen wir die restliche Strecke auch noch. Das Wetter war nicht besonders gut, es hat ein

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bisschen genieselt. Nach diesem anstrengenden Fußmarsch stärkten wir uns mit einem Gemüseomlett und „Meatly Russian Soupe“.

Wir bezahlten knapp 45,00 Euro für die Überfahrt und stachen in die See. Für estnische Verhältnisse ist das für Hin- und Rückfahrt sehr günstig. Wie die Esten uns schon berichtet hatten, war der Alkohol tatsächlich wahnsinnig teuer. Das erklärte uns auch, warum wir am Hafen so viele Menschen mit einem kleinen Leiterwägelchen, bepackt mit Paletten von

Alkohol, gesehen hatten. Wir wärmten uns mit aromatischem Tee und Kaffee auf. Während der Fahrt lernten Alex und Sonja einen Finnen kennen, der sich prompt freiwillig dazu bereit erklärte, uns in Helsinki herum zu führen. Am Ha-fen besichtigten wir zunächst einige Regierungsgebäude. Herr Salo zeigte uns dann das Bankmuseum der Stadt. In dem Museum wurde die Entwicklung der

Wirtschaft und des Geldwertes interessant dargestellt. An einigen Computern konnten wir dann das gerade gelernte spielerisch einsetzen. Danach gings zum Dom von Helsin-ki. Der Dom überragt das gesamte Stadtbild und ist fast von überall zu sehen. Vom Senatsplatz aus führt eine riesige Freitreppe Zum Dom

hinauf. Das Parlament ist ein imposantes Gebäude aus dem Jahr 1920 mit Säu-len und einer Fassade aus rotem Granit. Nach der Besichtigung verschiedenster Sehenswürdigkeiten luden wir den freundlichen alten Herrn noch zum Kaffee ein und verabschiedeten uns höflich von ihm. Um die Besichtigung nach drei Stunden gebührend zu beenden such-ten wir noch ein Lokal auf. Es stellte sich heraus, dass die Preise dort wesent-lich höher als in Estland, aber auch als bei uns zu hause waren.

Zurück auf der Fähre schlief die halbe Truppe erst einmal ein. Der Weg vom Hafen zurück ins Wohnheim war schnell gefunden. Im Wohnheim angekommen machten wir uns über das letzte Obst, was wir hatten, her. Die Pampelmuse, die Herr Ludolph uns überlassen hatte („Vitamin C ist wichtig – ist kalt hier!“), wurde zwar nicht ganz ordnungsgemäß verspeist, war aber trotzdem sehr le-cker. Und wieder hatte die Reisegruppe Südbaden eine weitere Etappe erfolg-reich gemeistert und freute sich nun auf die restlichen Tage.

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Montag, 23.10.2006 Am Montag hat der Tag relativ früh angefangen. Wir mussten um neun schon in der Schule sein. Wir hatten zuerst DV-Unterricht. Die Klasse hatte gerade Aufgaben in dem Programm Word zu bearbeiten. Wir sollten das auch machen. Leider stellt sich das gar nicht so einfach da, denn die Aufgaben waren auf estnisch. Anschließend durften wir am Deutsch-Unterricht teilnehmen. Herr Ludolph hatte uns am Abend vorher eine PowerPoint Präsentation geschickt mit Sehenswürdigkeiten aus unserer Gegend zu hause. Manfred und Barbara stellten Offenburg und Umgebung vor. Beide gaben sich große Mühe langsam, deutlich und vor allem hochdeutsch zu reden, da die Klasse noch nicht so lan-ge deutsch hatte. Nach der Präsentation haben wir versucht, uns etwas mit den Schülern zu unterhalten. Was sie so in ihrer Freizeit machen, welchen Beruf sie gerade lernen usw. Nach dem Deutschunterricht gingen wir wieder zu Frau Tuppits. Diese teilte uns mit, dass sie und Herr Tarro, der Projektleiter in Vöru, es gut finden würden, wenn wir noch eine Präsentation machen könnten und zwar über die Wirtschaft in der Ortenau, die wir dann in Vöru vorstellen. Allgemeine Panik brach aus… Wie sollten wir eine Präsentation so schnell aus dem „Boden stampfen“? Frau Tuppits wollte sich aber noch einmal mit Herrn Tarro in Verbindung sezten, um abzuklären, was wir genau machen sollten. Nach der Schule haben wir uns erst mal im Wohnheim etwas erholt. Jeder hat sich so seine Gedanken gemacht, wie die Reise nach Vöru wohl verlaufen wird. Es gab sehr viel zu planen. Alex und ich (Sonja) machten uns Gedanken, wie wir die Präsentation vorbereiten sollten. Leider war es zum Teil auch sehr schwierig an einen Computer zu kom-men, da unsere estnischen Mitbewohner die Plätze permanent besetzt hatten.

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Dienstag, 24.10.06 Heute sollte unser letzter Schulbesuch stattfinden. Sabrina und Barbara fuhren daher am frühen morgen noch in die Stadt, um einen Blumenstrauß für Frau Tuppits zu besorgen. Wir fuhren wieder mit der Straßenbahn in Richtung der Schule. Mittlerweile hatten wir uns die Endhaltestelle gut gemerkt, so dass wir an der richtigen Station ausstiegen. In der Schule wartete Frau Tuppits wieder mit einem freundlichen Lächeln auf uns. Da wir leider noch nicht genau wussten, was in Vöru auf uns zukommen würde, erklärte sich Frau Tuppits bereit, sich mit Herrn Tarro in Vöru in Verbindung zu setzen. So konnten wir mit ihm vereinbaren, dass wir von ihm am Busbahnhof in Vöru abgeholt werden würden und konnten auch noch die Ankunftszeiten absprechen. Dankbar dafür, dass uns Frau Tuppits hier - und wie so oft - enorm weiterge-holfen hatte, überreichten wir Ihr unseren Blumenstrauß. Blumen haben in Est-land hierbei einen hohen Stellenwert. Es ist Tradition Blumen mitzubringen, z.B. auch wenn man zu jemandem nach Hause eingeladen wird. Dabei ist es vollkommen egal, wie groß und üppig der Strauß ist, nur die Geste zählt. Nun mussten wir uns aber auch noch darum kümmern, wie wir mit dem Bus nach Vöru kommen würden. Auch hier war uns Frau Tuppits eine große Hilfe. Sie wusste auf Anhieb wie und mit welcher Linie wir von der Schule zum Hauptbahnhof kommen würden. Doch trotz allem war nun Zeit sich von Frau Tuppits zu verabschieden. An dieser Stelle nochmals ein ganz herzliches Dankschön für die Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft. Nun machten sich Manfred und Alex also auf, den Busbahnhof zu finden und die Abfahrtszeiten für den morgigen Tag herauszufinden. Wir suchten also die Linie, fanden aber heraus, dass wir doch in der Stadt nochmals umsteigen mussten. Unser Bus kam jedoch dann recht schnell und wir konnten einstei-gen. Leider war unser Bus einer der am meisten besetzten und es war alles recht eng. Aber ... es war zumindest warm. (Mittlerweile war es nämlich ganz hübsch kalt geworden: 0° Celsius und weniger). Langsam leerte sich dann auch der Bus je näher er in Richtung der Stadt vor-wärtsdrang. Er kam jedoch nicht allzu schnell voran, da wir uns in der Rush-Hour befanden und der Bus eine lange Strecke nur mit Schritttempo oder gar nicht fahren konnte. Doch endlich in der Stadt angekommen, mussten wir uns beeilen, denn der nächste Bus stand bereits an der Haltestellle. Doch auch dieser war schon sehr gut gefüllt. So quetschten wir uns zwischen die Türen und nahmen den restlichen übriggebliebenen kleinen Raum ein. Auch hier schien es, als würde die Fahrt niemals enden. Der Bus blieb voll und bewegte sich kaum. Nach einer Stunde Fahrt, war es aber dann doch soweit:

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DER BUSBAHNHOF (Anm. am nächsten Tag dauerte die gesamte Fahrt 30 Mi-nuten – keine 2 Stunden) Wir gingen also zum Schalter und erkundigten uns nach den Fahrtzeiten und Preisen. Die Dame war sehr nett, konnte aber leider nicht so gut Englisch. So machten wir uns mit „Händen und Füßen“ verständlich, was dann aber auch sehr erfolgreich war. Sie shrieb uns die Zeiten auf einen kleinen Zettel und er-klärte uns, dass die Preise von dem Unternehmen und der Zeit abhängig wä-ren. Sie gab uns aber einen ca. Preis an, damit wir auch wussten wieviel Geld mitzunehmen wäre. Nun folgte wieder die Rückfahrt. Diesmal war der Bus leerer, da wir zu den Ers-ten gehörten und uns noch einen Sitzplatz ergattern konnten. Leider bewegte er sich jedoch nicht schneller als vorher auch, so dass Auch die Rückfahrt recht lange dauerte. Als wir dann endlich am späten Abend wieder in unserem Wohnheim waren, erstatteten wir den Anderen noch Bericht. Da wir am nächsten Morgen alle wieder früh aufstehen mussten, beschlossen wir den Tag zu beenden und gin-gen zu Bett. Mittwoch, 25.10.2006

Um 09.00 Uhr morgens war mal wieder Frühstück angesagt. Dieses fiel etwas mager aus, da unser Kühl-schrank leer geräumt war. 09.45 Uhr machten wir uns mit dem Bus 17 A auf den Weg zum Bussi Jam. Dort kauften wir uns Tickets für den Bus nach Tartu, welcher um 10.30 Uhr startete. Mit dem Reisebus waren wir sehr zufrieden. Alle hatten genügend Platz

und nach ca. 2,5 Stunden Fahrt kamen wir in Tartu an. Die Landschaft auf der Fahrt nach Tartu war etwas eintönig, da kaum mehr wie Felder, Wald und Wie-sen zu sehen waren – aber so sieht es eben auf dem estnischen Land aus. Um 12.45 Uhr waren wir dann in Tartu, der Universitätsstadt und die zweitgrößte Stadt in Estland. Dort hatten wir eigentlich einen Aufenthalt von ca. zwei Stun-den geplant, doch leider war das Wetter sehr schlecht und wir hatten auch alle Gepäck für zwei Tage dabei. Da wir schon wieder Hunger hatten gingen wir schnell was essen. Danach sind wir durch die Fußgängerzone gelaufen und

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haben noch einen Zwischenstopp im Touristeninformationszentrum gemacht. Wir deckten uns mit Info-Material über Tartu und Estland ein. Netterweise stell-te uns die Frau von dem Touristeninformationszentrum Prospekte in deutsch zur Verfügung. Kurz darauf machten wir uns wieder auf den Weg zum Bus-bahnhof. Vor Ort kauften wir uns wieder Bustickets für die Weiterfahrt nach Vöru. Wieder einmal konnten wir von unseren estnischen Schülerausweisen6 Gebrauch machen und vergünstigte Tickets erwerben. Diesmal hatten wir nicht ganz so viel Glück mit dem Bus. Wir kamen uns vor wie gequetschte Ölsardinen und die Tachonadel bewegte sich nicht über die 50 km/h heraus. Als wir schließlich Vöru um 16.00 Uhr erreichten, konnten wir uns auch schon wieder aus dem engen Bus befreien. In Vöru wurden wir von Herrn Tarro, dem Abteilungsleiter von der Fachschule für verschieden Wirt-schaftsberufe herzlich begrüßt. Mit einem Kleinbus fuhren wir noch weitere fünf Kilometer bis zur Schule. Sofort bekamen wir die Schlüssel für unsere Zimmer im Wohnheim. Wir hatten das Glück und durften für eine Nacht in das neuste Wohnheim einziehen. Als wir die Zimmer sahen machten unsere Herzen einen Sprung in die Höhe. Wir hatten sehr moderne und großzügige Einzel-zimmer, bis auf Manni und Alex, die sich ein Zimmer teilen mussten. Ausges-tattet mit einem gemütlichen Bett, einem Schreibtisch, einer kleine Kochnische und einem eigenen Bad. Hier hätten wir es wirklich länger aushalten können. Nach kurzem Zimmer-beziehen, trafen wir uns alle wieder im Hof mit Herrn Tar-ro und dem Studenten Johannes. Dieser begrüßte uns auf deutsch und lud uns auch gleich zu einer Studentenveranstaltung am Abend ein. Schnell machten wir einen Treffpunkt mit ihm aus. Herr Tarro zeigte uns noch das ganze Schul-gelände, welches sehr schön war. Auch zeigte er uns die Schulbibliothek und dort bekamen wir noch ein spontanes Begrüßungslied auf einer Geige von ei-nem jungen Mädchen vorgetragen. Dies war ein sehr schönes Lied, welches uns alle etwas gerührt hat. Danach hieß es sich schnell für die Studentenparty fertig machen. Um 17.45 Uhr trafen wir uns mit Johannes und ein paar anderen Studenten. Gemeinsam überquerten wir die Straße und gingen in die Schulkan-tine waren schon Stühle und eine Musikanlage aufgebaut. Um 18.00 Uhr war die Kantine mit Studenten sehr gut gefüllt und die Veranstaltung konnte los-gen. Nach einer Weile haben wir auch den Grund für die Party heraus bekom-men. Die Studenten die ein Jahr auf der Schule waren mussten gegeneinander

6 Die Tallinna Majanduskool war so nett, uns mit estnischen Schülerausweisen auszustatten.

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verschiedene Spiele machen und das ganze wurde von dem dritten Jahrgang ausgetragen. Von der Offenheit und dem Selbstbewusstsein der Studenten waren wir freudig überrascht und somit wurde für alle Beteiligten eine wirklich schöne Veranstal-tung. Den Wettbewerb hatten schließlich die Tourismus Studenten gewonnen. Um 20.30 Uhr endete die Veranstaltung. Johannes lud uns alle zu sich ins Wohnheim ein. In einer Gemeinschaftsküche trafen wir uns noch mit anderen Studenten, wo es uns leicht fiel, mit Ihnen ins Gespräch zu kommen, da alle sehr nett waren. Wir tauschten noch unsere e-Mail Adressen aus. Hoch erfreut von der Gastfreundschaft und der Offenheit der Schüler hier gingen wir zu Bett. In Tallinn waren die Menschen zu unserer Verwunderung nicht so offen gewesen. Eher zurückhaltend. Eine spannende Erfahrung. Warum dort so und hier dann so anders?

Freitag, 27.10.2006 Heute sollte nun unser letzter Tag in Estland sein. Nun hieß es für uns also die letzte Gelegenheit zu nutzen, nochmals in die Stadt zu gehen und die letzten Blicke zu genießen, aber auch noch Souvenirs zu kaufen und die letzten estni-schen Kronen auszugeben. So ging es wieder mal los in Richtung der City. Tallinn gilt auch als UNESCO Kulturerbe. Die Stadt bietet ein mittelalterliches Flair mit vielen Kopfsteinpflasterstrassen. Es sind viele nette kleine Geschäfte zu finden, viele Restaurants und Sehenswürdigkeiten. Die Gebäude der Tallin-ner Innenstadt haben, ganz im Gegensatz zu den restlichen Gebäuden des Landes, Dachziegel. Diese haben jedoch meist nur dekorativen Charakter, da sich unterhalb zunächst eine Platte aus Kupfer befindet. Die Einkaufsmöglichkeiten in der Tallinner Innenstadt sind nahezu genauso unerschöpflich, wie die in deutschen Großstädten (zum Leidwesen der männli-

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chen Reiseteilnehmer). Es gibt wirklich alles zu kaufen und dies verbunden mit dem mittelalterlichen Flair der Stadt, in welcher es an jeder Ecke etwas zu ent-decken gibt und dies macht es zu einem besonderen Erlebnis. Das Preisniveau ist aber durchaus mit dem deutschen vergleichbar, was so manche Dame aber nicht vom Stöbern abhielt – sogar als das letzte Geld schon ausgegeben war. Die besten Plätze, um an Boutiquen und anderen Geschäften entlang zu schlendern, ist entlang der Old Town an der Viru und der Müürivahe Strasse. Aber ansonsten sind auch zahlreiche Souvenir Shops über die ganze Stadt ver-teilt. Für jeden Geschmack ist hier was zu finden. So sind Kunstgeschäfte ne-ben Porzellan-Shops zu entdecken. Aber auch die „traditionellen estnischen Souvenirs“, wie handbemaltes Porzellan, bemalte Glaswaren, oder Wollwaren (Mützen, Socken, Schals,...) sind zu finden. Auch die Restaurant und Gastronomieszene in Tallinn ist ein Erlebnis. So war es nun also an der Zeit für uns, nochmals die beliebtesten Cafés und Souvenirshops aufzusuchen, um auch den zu Hause gebliebenen ein kleines Mitbringsel aus Estland überreichen zu können.

Gegen früheren Abend traf man sich dann wieder, um wie am Vorabend besprochen, zum gemeinsamen Abschiedsessen in der Olde Hanse.

Sabrina reservierte auf 17:30 Uhr einen Tisch. Zum Glück, denn die „Olde Hansa“ ist sehr beliebt. Wir mussten sogar innerhalb von zwei Stunden essen, weil dann schon die nächsten Gäste kamen!

Das ganze Lokal stellte das Mittelalter dar. Die Einrichtung war rustikal, an den Wänden waren Bilder und Verzierungen gemalt. Die Möbel waren einfach und aus Holz. Das Konzept des Mittelalters wurde auch teilweise auf die Toiletten übertragen ;) Zu unserem Erstaunen gab es auch kein elektrisches Licht. Alle Fenster waren so verschlossen, das von draußen kein einziger Sonnenstrahl reinkommen konnte. Das ganze Lokal war allein durch Kerzen erleuchtet. Das Personal trug mittelalterliche Trachten und Hüte, und zur musikalischen Untermalung wurden Instrumente gespielt, die wir noch nie zuvor gesehen hatten. Hätten wir auch mittelalterliche Trachten getragen, hätten wir uns wirklich wie ins Mittelalter zurückversetzt gefühlt! Das Essen stellte sich als sehr deftig aber auch unglaublich lecker heraus. Wir können ehrlich sagen, dass wir so etwas noch nie zuvor gegessen hatten, denn

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es wurde ganz seltsam gewürzt und zubereitet. Nach dem Essen trennten wir uns, die eine Gruppe ging in die Stereo-Bar, die andere in die Texasbar. Dies ist also ein Restaurant, welches ganz im Stil der mittelalterlichen Gilde-häuser aufgemacht ist. Früher war dort wirklich der Sitz der Kaufmannsgilde. So wird man bereits an der Türe von einer netten Bedienung empfangen, wel-che in der alten Tracht gekleidet ist. Die Räume selbst sind sehr weiträumig und einladend. Es gibt keine Fenster, jedoch sind an allen Ecken und Enden Kerzen angebracht, was eine sehr nette Stimmung verbreitet. Die Speisekarte ist in „mittelalterlicher Sprache“ geschrieben, die Bedienung bemüht sich auch ein wenig die besondere Stimmung zu vermitteln. Das Essen wird begleitet von einer mittelalterlichen „Live-Band“, welche auf alten Instrumenten sehr nette Lieder spielen. Nach kurzer Zeit fielen uns auch immer mehr Gäste auf, die sich auch in alter-tümlichen Kostümen kleideten. Man sich selbst schon fühlte, als wäre man mit-ten im siebzehnten Jahrhundert. Sogar die Toiletten sind

sehr witzig aufgemacht. So ist die Toilette als eine Art „Donnerbalken“ verkleidet und das Wasser zum Hände waschen muss aus einer Kanne gegossen werden.

Man kann dieses Lokal daher im Rahmen eines Abschiedsessen nur empfehlen!

Samstag, 28.10.2006 Rückreisetag, letztes Geld ausgeben und ab nach Hause. Mit einem Blick nach vorn und auch einem etwas traurigen Blick zurück. Spannend und schön war´s!