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dialog » Ausgabe 1 ı 2017 St. Elisabeth-Stiftung www.st-elisabeth-stiftung.de Schwerpunktthema: Die St. Elisabeth- Stiftung als Wirtschaftsfaktor April 21.04. Wohnpark am Schloss Bad Waldsee: Vernissage Ausstel- lung René Auer und Michaela Munding, 18 Uhr 21.04. - Gästehaus St. Theresia 28.04. Eriskirch: Fasten mit allen Sinnen, Infos unter www.akademie-ses.de oder 07351 343-700 22.04. Laupheim Wochenmarkt: Aktion zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung 25.04. Interdisziplinäre Frühförder- stelle Blaubeuren: Tag der offenen Tür, 16 – 18 Uhr Mai 03.05. - Jordanbad Biberach: sinn- 05.05. und werteorientierte Führung, Infos unter www.akademie- ses.de oder 07351 343-700 10.05. Lindenhalle Ehingen, Ausbil- dungs- und Studienmesse „TopJob“ 8.30 – 16 Uhr 10.05. Heggbach: Fachtag „Respekt- volle Begegnung: Selbstbe- stimmtes Leben“, 8.30 – 16 Uhr, Infos und Anmeldung unter www.st-elisabeth-stiftung.de 12.05. Martinus Klostercafé Wein- garten: „Der große Glander“ – Lesung von Food-Journalist Stevan Paul mit kulinarischen Köstlichkeiten, Eintritt 28 , 19 Uhr Juni 01.06. Marktplatz Heggbach: Kultur und Genuss, 19 Uhr 18.06. Jordanbad: Sommerfest 22.06. - Jordanbad Biberach: Das 24.06. Unternehmen als Orchester, Infos unter www.akademie- ses.de oder 07351 343-700 24.06. Heggbach: Sommerfest, 13 – 19 Uhr Juli 07.07. WG Ehingen: Sommerfest, 14 Uhr 10.07. Laupheim: „Politik in einfacher Sprache“ mit den Bundestagskandidaten aus dem Wahlkreis Biberach, 18 Uhr 11.07. Ehingen: „Politik in einfacher Sprache“ mit den Bundes- tagskandidaten aus dem Wahlkreis Ulm, 19 Uhr 12.07. Franziskanerkloster in Ehin- gen: Chorserenade Ehingen mit einem Auftritt des Werk- stattchors von WfbM und WG Ehingen, 19 Uhr 22.07. Schule St. Franziskus Inger- kingen: Schauübung der Feu- erwehr mit Programm August 06.08. Heggbach: Kreissenioren- orchester, 14 –17 Uhr September 21.09. - Jordanbad Biberach: Das 23.09. Unternehmen als Orchester, Infos unter www.akademie- ses.de oder 07351 343-700 23.09. Jordanbad Biberach: Einfüh- rung in die Craniosacral- therapie – Schnuppertag, Infos unter www.akademie- ses.de oder 07351 343-700 23.09. Heggbach: Lauschgold, 20 Uhr 26.09. - Jordanbad Biberach: Aus der 29.09. eigenen Quelle schöpfen – Ein Auszeit-Seminar für Fürhungskräfte, Infos unter www.akademie-ses.de oder 07351 343-700 29.09. - Jordanbad Biberach: Dialog 30.09. ohne Sprache – Musikalisch- kreative Möglichkeiten und Methoden in der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen verschiedener Kultur und Sprache, Infos un- ter www.akademie-ses.de oder 07351 343-700 29.09. - Gästehaus St. Teresia in 06.10. Eriskirch: Basen-Heil-Kost- Wanderwoche, Infos unter www.akademie-ses.de oder 07351 343-700 Termine Am 1. Juni treten Acoustic Voice String – Swen Dittberner (rechts) und Herbie Tusek – bei „Kultur & Genuss“ auf dem Heggbacher Marktplatz auf. Vormerken!

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dialog»Ausgabe 1 ı 2017 St. Elisabeth-Stiftung

www.st-elisabeth-stiftung.de

Schwerpunktthema:

Die St. Elisabeth-

Stiftung als Wirtschaftsfaktor

April 21.04. Wohnpark am Schloss Bad

Waldsee: Vernissage Ausstel-lung René Auer und MichaelaMunding, 18 Uhr

21.04. - Gästehaus St. Theresia 28.04. Eriskirch: Fasten mit allen

Sinnen, Infos unter www.akademie-ses.de oder07351 343-700

22.04. Laupheim Wochenmarkt: Aktion zur Gleichstellung vonMenschen mit Behinderung

25.04. Interdisziplinäre Frühförder-stelle Blaubeuren: Tag deroffenen Tür, 16 – 18 Uhr

Mai03.05. - Jordanbad Biberach: sinn-05.05. und werteorientierte Führung,

Infos unter www.akademie-ses.de oder 07351 343-700

10.05. Lindenhalle Ehingen, Ausbil-dungs- und Studienmesse„TopJob“ 8.30 – 16 Uhr

10.05. Heggbach: Fachtag „Respekt-volle Begegnung: Selbstbe-stimmtes Leben“, 8.30 – 16 Uhr,Infos und Anmeldung unterwww.st-elisabeth-stiftung.de

12.05. Martinus Klostercafé Wein -garten: „Der große Glander“ –Lesung von Food-JournalistStevan Paul mit kulinarischenKöstlichkeiten, Eintritt 28 €,19 Uhr

Juni01.06. Marktplatz Heggbach: Kultur

und Genuss, 19 Uhr18.06. Jordanbad: Sommerfest22.06. - Jordanbad Biberach: Das24.06. Unternehmen als Orchester,

Infos unter www.akademie-ses.de oder 07351 343-700

24.06. Heggbach: Sommerfest,13 – 19 Uhr

Juli07.07. WG Ehingen: Sommerfest,

14 Uhr10.07. Laupheim: „Politik in

einfacher Sprache“ mit denBundestagskandidaten ausdem Wahlkreis Biberach, 18 Uhr

11.07. Ehingen: „Politik in einfacherSprache“ mit den Bundes -tagskandidaten aus demWahlkreis Ulm, 19 Uhr

12.07. Franziskanerkloster in Ehin-gen: Chorserenade Ehingenmit einem Auftritt des Werk-stattchors von WfbM und WGEhingen, 19 Uhr

22.07. Schule St. Franziskus Inger-kingen: Schau übung der Feu-erwehr mit Programm

August06.08. Heggbach: Kreissenioren-

orchester, 14 –17 Uhr

September21.09. - Jordanbad Biberach: Das 23.09. Unternehmen als Orchester,

Infos unter www.akademie-ses.de oder 07351 343-700

23.09. Jordanbad Biberach: Einfüh-rung in die Craniosacral-therapie – Schnuppertag, Infos unter www.akademie-ses.de oder 07351 343-700

23.09. Heggbach: Lauschgold, 20 Uhr

26.09. - Jordanbad Biberach: Aus der 29.09. eigenen Quelle schöpfen –

Ein Auszeit-Seminar für Fürhungskräfte, Infos unterwww.akademie-ses.de oder07351 343-700

29.09. - Jordanbad Biberach: Dialog 30.09. ohne Sprache – Musikalisch-

kreative Möglichkeiten undMethoden in der Arbeit mitKindern, Jugendlichen und Erwachsenen verschiedenerKultur und Sprache, Infos un-ter www.akademie-ses.deoder 07351 343-700

29.09. - Gästehaus St. Teresia in 06.10. Eriskirch: Basen-Heil-Kost-

Wanderwoche, Infos unterwww.akademie-ses.de oder07351 343-700

Termine

Am 1. Juni treten Acoustic Voice String –Swen Dittberner (rechts) und Herbie Tusek –bei „Kultur & Genuss“ auf dem HeggbacherMarktplatz auf. Vormerken!

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Inhalt Editorial

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Impressum:

dialog>> – die Zeitschrift der St. Elisabeth-Stiftung

Herausgeber: St. Elisabeth-StiftungSteinacher Straße 7088339 Bad WaldseeTelefon 07524 906-100Telefax 07524 906-500service@st-elisabeth-stiftung.dewww.st-elisabeth-stiftung.de

ViSdP: Christian MetzReferat Kommunikation der St. Elisabeth-StiftungSteinacher Straße 7088339 Bad WaldseeTelefon 07524 906-141Telefax 07524 [email protected]

Redaktionsteam: Alexandra Simon, Tarkan Altunbas,Sabine Gehrmann, Sonja Lutz, Zoran Golubovic, JasminMohn, Silvia Kiesle, Sr. Elisa Kreutzer

Fotos: Jürgen Emmenlauer, Felix Kästle, Nicole Moog,Gemeinde Meckenbeuren, Silvia Schließer, ChristianMetz, Elektro Rehm, Gottfried Brauchle, Parkhotel Jor-danbad, Kloster Reute, Archiv Heggbacher Wohnver-bund, Angela Gschwender, Jule Weber, Thomas Vogel,Robert Stirner, Wohnen und Begleiten Ingerkingen,Andrea Reck, Elke Oberländer

Auflage: 9.000

Erscheinungstermin: April 2017

Gestaltung: d-werk GmbH, www.d-werk.com

Druck: Druckwerk SÜD GmbH & Co. KG88339 Bad Waldsee

Spendenkonto:LIGA-Bank StuttgartBLZ 750 903 00Kontonummer 300 500IBAN: DE 18 750 903 000 000 300 500SWIFT-BIC: GENODEF1M05

Wir sind als familienfreundliches Unternehmen ausgezeichnet

Besuchen Sie uns auf Facebook unterwww.facebook.com/Sankt.Elisabeth.Stiftung

� Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

� Schwerpunkthema:Die St. Elisabeth-Stiftung als WirtschaftsfaktorInterview mit Manne Lucha: „Sozialbranche ist das Fundament für gesell schaftlichen Zusammenhalt“ . . 4Der Beitrag des Heggbacher Werkstattverbunds zur regionalen Wirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5Die Bedeutung der Einrichtungen der St. Elisabeth-Stiftung am Beispiel des Wohnparks St. Klara . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7Die Mitarbeitenden als Wirtschaftsfaktor . . . . . . . . . . . 8Impulse für die eigene Region – Ergebnisse einer Studie zur wirtschaftlichen Bedeutung der freien Wohlfahrtspflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9Das Jordanbad: ein ganz besonderer Ort – auch für Unternehmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

� KlosterseiteInterview mit Generaloberin Sr. Maria Hanna Löhlein: „Die Logik des Anhäufens von Geld und Dingen trägt Menschen nicht“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

� Der Augenblick:Ein Jahr Martinus Klostercafé . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

� Stiftung gesamt:Amtseinführung von Vorstand Peter Wittmann: „Mit Menschen für Menschen da sein“ . . . . . . . . . . . . 16

� Heggbacher WohnverbundWolfgang Dürrenberger: Pionier und Brückenbauer . 18Biografiearbeit: „Jeder Mensch hat eine Geschichte” 20

� AltenhilfeDas Hospiz St. Michael in Nagold rückt näher . . . . . . 21

� Kinder · Jugend · FamilieTag der offenen Tür in der Frühförderstelle Blaubeuren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22Schule St. Franziskus: „Matu“ in den Ruhestand verabschiedet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

� Heggbacher WerkstattverbundSchülerinnen und Schüler helfen Menschen mit Behinderungen am PC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24Das Berufliche Bildungszentrum unterstützt Langzeitarbeitslose mit Suchterkrankung . . . . . . . . . . 25

� Social4youKurs am Institut für Soziale Berufe: Integration von Flüchtlingen in die Pflege . . . . . . . . . . 26Portrait FSJ: Mal einen sozialen Job ausprobieren . . . 27

� Veranstaltungshinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28

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Liebe Leserinnen und Leser,

Sie alle finanzieren einem großen Teildie Arbeit der St. Elisabeth-Stiftung.Zum Beispiel unsere Arbeit für Men-schen mit Behinderungen, die ausSteuermitteln getragen wird – die gesamte Gesellschaft erklärt sich hiersolidarisch mit Menschen, die Hilfebenötigen. Das ist großartig!

Leider hat die Steuerfinanzierung auchihre Kehrseite: Unsere soziale Arbeitwird in der Öffentlichkeit immer wie-der auf den reinen Kostenfaktor redu-ziert. Ganz überspitzt formuliert: Diefreie Wirtschaft verdient das Geld, daswir dann ausgeben. In vielen Gesprä-chen, Diskussionen und Verhandlun-gen begegnet uns dieses Vorurteil im-mer wieder.

Gewiss: In unzähligen Reden wird dieBedeutung der Arbeit, die soziale Ein-richtungen leisten, hervorgehoben.Niemand bezweifelt ernsthaft, dassunsere Dienste wichtig für die Gesell-schaft sind. Aber wenn wir dann mitKostenträgern am Tisch sitzen und dieGehälter unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – viele sind hochqua-lifiziert – refinanzieren wollen, dannwird doch wieder um jeden Cent ge-feilscht.

Mit dem Schwerpunktthema in dieserAusgabe des dialog>> möchten wirdie St. Elisabeth-Stiftung einmal an-ders zeigen: Als Unternehmen, daskein Kostenfaktor ist, sondern auf

ganz unterschiedliche Art und Weise zumwirtschaftlichen Erfolg derRegion zwischen Ulm unddem Bodensee beiträgt. Alsein Unternehmen, das wiejedes andere auchwertschöpfend tätig ist.

Das bestätigt zum Beispieleine Studie derKatholischen UniversitätEichstätt-Ingolstadt zum„Social Return on Invest-ment“. Die Studie belegt,dass 100 Euro, die in Lei-stungen von Werkstätten für behinderte Menscheninvestiert werden, eine Wertschöpfungvon 108 Euro erzeugen (siehe Seite 5).

Drei Millionen Euro zahlen wir jedenMonat an unsere Mitarbeitenden aus(siehe Interview auf Seite 8). Daskommt auch der Region zugute.

Und fast drei Viertel von jedem Euro,den die öffentliche Hand in die freieWohlfahrtspflege investiert, fließenüber Steuern und Abgaben wieder zu-rück (siehe Interview auf Seite 4/5).Das allein relativiert schon dasKosten-Argument.

Die St. Elisabeth-Stiftung ist längst inder Wirtschaft angekommen. Wir set-zen unsere Mittel ökonomisch ein, mitdem Ziel, so viel Nutzen wie möglich

zu stiften. Wir verbessern damit dieLebenssituationen vieler Menschenund leisten gleichzeitig einen Beitragzum Bruttoinlandsprodukt und zurBeschäftigung.

Ich wünsche Ihnen viel Freude beimLesen des dialog>>.

Peter WittmannVorstand

Klar, schnell, responsive: Unsere neue Website ist online

Unsere alte Website war lange Zeit eine treue Wegbegleiterin. Wir verabschieden uns mit einem lachenden und einem

weinenden Auge von ihr.Jetzt ist Zeit für etwas Neues: moderner,

frischer, übersichtlicher.Nicht nur optisch, sondern auch inhaltlichund technisch haben wir unsere Website

überarbeitet. Sie hat nun eine klare Strukturund bietet eine bessere Übersicht über unser Leistungsspektrum und unsere

Kernkompetenzen.Unser Ziel war es, dass Besucherinnen

und Besucher ohne großen Suchaufwandschnell ans Ziel kommen.

Außerdem ist die Seite nun auch im Responsive Design: Auf dem Handy werdendie Texte größer dargestellt und Links können

problemlos angetippt werden.

Besuchen Sie uns auf www.st-elisabeth-stiftung.de!

Peter [email protected]

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dialog»St. Elisabeth-Stiftung als Wirtschaftsfaktor

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„Sozialbranche ist das Fundament fürgesellschaftlichen Zusammenhalt“Manne Lucha, Minister für Sozialesund Integration des Landes Baden-Württemberg, spricht im dialog>>über die Bedeutung sozialer Arbeit.

dialog>>Welche ökonomische Bedeutung hat soziale Arbeit?

Manne Lucha: Der Beitrag sozialerArbeit – oder genauer: von Sozial-und Gesundheitsdienstleistungen –zur Wirtschaftskraft einer Regiondarf keinesfalls unterschätzt werden.Man kann es gut an der Einglie der -ungshilfe zeigen: Jeder Euro, den einLandkreis einschließlich seiner Städteund Gemeinden in eine Einrichtungder Eingliederungshilfe investiert,fließt in bis zu zehnfacher Höhe zu-rück. Die Träger der Einrichtungenzahlen Löhne, Steuern und Sozialver-sicherungsabgaben. Sie beauftragenmeist örtliche Handwerksunterneh-men mit dem Bau und dem Erhaltihrer Gebäude. Die Autowerkstatt amOrt wartet die Fahrzeuge für die Be-förderung von Menschen mit Behin-derung – es gäbe noch viele Beispieledafür, dass die Träger der Sozial- undGesundheitsbranche für ihre Regiongerade auch wirtschaftlich einenStandortgewinn bedeuten.

dialog>>Wird diese Bedeutungnoch immer oft verkannt?

Lucha: Die Sozialetats der Landkreisesind die größten Haushaltsposten.Früher wurde als erstes gefragt,

wenn die Städte und Gemeinden einehöhere „Kreisumlage“ zahlen sollten:Können wir nicht im Sozialetat ein-sparen? Doch diese Herangehensweiseder politisch Verantwortlichen hatsich in den letzten Jahren geändert.Die Sozial- und Gesundheitsbrancheist im Prinzip überall das Fundamentfür den gesellschaftlichen Zusam -menhalt. Das drückt sich auch in ihrerwirtschaftlichen Bedeutung aus.

dialog>>Welcher Mehrwehrt entsteht über die rein ökonomischeBedeutung hinaus?

Lucha: Ob Sprachförderung in derKita, ob Schulsozialarbeit, familien-entlastende Dienste, Anleitung undBegleitung Ehrenamtlicher, Betreu-ung und Integration Geflüchteteroder Beratungs- und Entlastungsan-gebote für pflegebedürftige Angehö-rige: Soziale Arbeit sorgt dafür, dasskeiner allein gelassen wird und dassein gedeihliches Miteinander in derGesellschaft möglich wird.Die Fragen stellte Christian Metz

„Soziale Arbeit sorgtdafür, dass keinerallein gelassenwird“, sagt MinisterManne Lucha.

Der Heggbacher Werkstattverbund als Chancengeber

Eine Arbeitslosenquote von 2,6 Prozent wies die Statistikdie Bundesagentur für Arbeit für Biberach im Februar 2017aus. Volkswirte sagen dazu: quasi Vollbeschäftigung. DieRealität sieht für einige Menschen aber anders aus. Krank-heit, Drogenabhängigkeit, Obdachlosigkeit gibt es auch im „Paradies“ Oberschwaben. Das BBZ des HeggbacherWerkstattverbunds unterstützt Menschen dabei, ihre

Erwerbsfähigkeit zu verbessern oder wiederherzustellen.

Beitrag zum Erfolg der RegionDer Heggbacher Werkstattverbundnimmt Menschen in den Fokus, dieohne Unterstützung kaum Möglich-keiten der Teilhabe am Arbeitslebenhaben: Menschen mit Behinderungen,Menschen mit psychischen Erkrankun-gen, Langzeitarbeitslose, Suchtkranke.Arbeit, Beschäftigung, Bildung – füraktuell über 900 Frauen und Männersind die Niederlassungen des Werk -stattverbunds eine Chance. Damit undals Zulieferer von Industrie und

Gewerbe, aber auch mit Eigenproduk-ten und Dienstleistungen leisten dieWerkstätten für behinderte Menschen(WfbM), die Werkgemeinschaften fürMenschen mit einer psychischen Erkrankung (WG), und das BeruflicheBildungszentrum (BBZ) und die SESDienstleistungen & Markt Ulm ihren Beitrag zum wirtschaftlichen Erfolgder Region.Christian Metz

Der Heggbacher Werkstattverbund als DienstleisterDie Zukunft ist digital. Seit 2003 bietet die NiederlassungWfbM Biberach die digitale Archivierung von Akten undOrdnern an – zuverlässig und absolut sicher. Die DigitaleDatenarchivierung ist nur ein Beispiel für zahlreicheDienstleistungen der WfbM und WG des HeggbacherWerkstattverbunds für die Wirtschaft der Region.

Der Heggbacher Werkstatt-verbund als Wertschöpfer

Vom Aluminiumprofil zum

robusten und langlebigen

Gartenhaus – die Niederlassung

WfbM Biberach stellt

aus Rohstoffen und vorgearbei-

teten Teilen ein Produkt her, das

bereits in vielen Gärten

Oberschwabens steht. Damit ist

die WfbM – wie alle anderen

Niederlassungen des Heggbacher

Werkstattverbunds – Teil der

Wertschöpfung in der Region.

Natürlich: Die Gesellschaft

investiert viel Geld in Werk -

stätten, aber sie bekommt noch

mehr zurück. Eine bundesweiten

Studie der Katholischen Universi-

tät Eichstätt-Ingolstadt zum

„Social Return on Investment“

kam 2014 zu diesem Ergebnis:

100 Euro, die in Werk -

stattleistungen investiert werden,

erzeugen eine Wertschöpfungvon 108 Euro.

Der Heggbacher Werkstattverbund als Qualifizierer

Menschen mit Behinderungen leisten ihren Be

itrag zum

wirtschaftlichen Erfolg unserer Region – in de

n Nieder-

lassungen des Heggbacher Werkstattverbund

s oder in der

freien Wirtschaft. Der Berufsbildungsbereich u

nterstützt

sie auf dem Weg ins Arbeitsleben – hier werd

en Entwick-

lungspotenziale erkannt und gezielt gefördert

.

Jobcoaches helfen mit, Menschen mit Unters

tützungs-

bedarf in Arbeit zu bringen.

Der Heggbacher Werkstattver-bund als ZuliefererSchon gewusst? Immer wenn

sich irgendwo auf der Welt ein Airbus 350 oder 380 indie Luft erhebt, ist die

Niederlassung WfbM Laupheimdes Heggbacher

Werkstattverbunds mit an Bord.Die Werkstatt ist seit

Jahren Partner des LaupheimerUnternehmens Diehl Aircabin,das Kabinenausstattung für dieLuftfahrtindustrie

herstellt. Wie die WfbMLaupheim sind alle WfbM undWG leistungsstarke, verlässlichePartner für Industrie und Gewerbe – in der Region

zwischen Ulm und Biberach und darüber hinaus.

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dialog»St. Elisabeth-Stiftung als Wirtschaftsfaktor

„Die Gemeinde profitiertin mehrfacher Hinsicht“Schemmerhofen ist die größteLandgemeinde im Landkreis Biber-ach, besteht aus sechs Ortsteilenund hat über 8.000 Einwohnerin-nen und Einwohner. BürgermeisterMario Glaser äußert sich im Kurz-interview mit dem dialog>> zur Bedeutung des Wohnparks St. Klara für seine Gemeinde.

dialog>> Welche Bedeutung hatder Wohnpark St. Klara für die Gemeinde Schemmerhofen?

Mario Glaser: Die Gemeinde profi-tiert in mehrfacher Hinsicht. Zumeinen direkt: Unternehmen wie dieGärtnerei, unser Lebensmittelmarktoder der Friseur sind Kunden beimWohnpark oder seinen Bewohnerin-nen und Bewohnern. Aber auch dieAngehörigen oder Freunde kaufengerne ihre Mitbringsel vor Ort, wennsie zu Besuch kommen. Und natür-lich profitieren wir auch von der

Kaufkraft, die der Wohnpark überseine Mitarbeiterinnen und Mitar-beiter nach Schemmerhofen bringt.

dialog>> Welche Bedeutung habendie Arbeitsplätze, die der Wohnparkanbietet, für die Gemeinde?

Glaser: Die St. Elisabeth-Stiftung ist ja nicht nur mit dem Wohnpark,sondern auch mit Angeboten fürKinder und Jugendliche mit Behin-derungen - der Schule St. Franziskusund dem Bereich Wohnen und Be-gleiten in Ingerkingen – in Schem-merhofen vertreten. Damit ist dieStiftung einer der größten Arbeitge-ber in der Gemeinde und ein zentra-ler Wirtschaftsfaktor.

dialog>> Welche Rolle spielt derWohnpark als Standortfaktor?

Glaser: Der Wohnpark genießt ei-nen sehr guten Ruf. Mit ihm sindwir im Rahmen des Kreissenioren-plans des Landkreises sehr gut fürdie Zukunft aufgestellt. Der Wohn-park ist genauso wie zum Beispieldie Kindergärten oder die Schulenein wichtiger Bestandteil der Infra-struktur unserer Gemeinde – undeine gute Infrastruktur ist auch einStandortfaktor für andereUnternehmen. Die Fragen stellte Christian Metz

„Wichtiger Bestandteil derInfrastruktur vonSchemmerhofen“Der Wohnpark St. Klara in Schemmer-hofen bietet 34 Einzelzimmer im Pflegeheim, Kurzzeitpflege und dreieingestreute Tagespflegeplätze.

Wohnparkleiterin Christl Schuster und ihr 40 Mitarbeitende zählendesTeam betreuen ältere Menschen –nicht nur aus Schemmerhofen, auchin den umliegenden Gemeinden unddarüber hinaus hat sich der Wohnparkeinen guten Ruf erarbeitet.

Der Wohnpark St. Klara gehört zumGeschäftsbereich Altenhilfe der St. Elisabeth-Stiftung. Wie die anderengroßen und kleinen Einrichtungen derStiftung auch leistet der Wohnparkseinen Beitrag zum wirtschaftlichenErfolg der Region zwischen Ulm unddem Bodensee – mit Aufträgen anHandwerk und Dienstleister, mitArbeits- und Ausbildungsplätzen. An dieser Stelle kommen fünfMenschen zu Wort, die auf unter -schiedliche Weise mit dem Wohnparkzu tun haben.

„Arbeitsplatz in der Nähe“

Christa Bauschatz arbeitet

seit der Eröffnung im Jahr

2009 im Wohnpark St. Klar

a. Die 56-Jährige ist gelernt

e

Krankenschwester und hat e

ine halbe Stelle.

„Ich bin froh, dass ich im W

ohnpark einen

Arbeitsplatz in der Nähe me

ines Wohnorts gefunden

habe. Von Alberweiler hierh

er sind es drei Kilometer, di

e

kann ich je nach Wetter mit

dem Fahrrad fahren.

Wir haben im Wohnpark ein

en verlässlichen Dienstplan

so kann ich mich gut um un

seren großen Haushalt und

um zu pflegende Angehörig

e kümmern.“

„Froh über den Ausbildungsplatz“

Silvia Schließer hat im Wohnpark St. Klara ih-

re Ausbildung abgeschlossen. Die 32-Jährige

arbeitet jetzt als Altenpflegerin.

„Ich bin heute sehr froh, im Wohnpark St.

Klara die Möglichkeit einer Ausbildung zur

Altenpflegerin bekommen zu haben. Nicht

etwa weil die Ausbildungsmöglichkeiten zur

Altenpflegerin rar gewesen wären, sondern

ganz einfach deshalb, weil ich das Gefühl ha-

be, dass dort gut für mich gesorgt wird. Dies

war auch der Grund, weshalb ich nach einem

einjährigen Auslandsaufenthalt im Anschluss

an meine Ausbildung wieder in den

Wohnpark St. Klara zurückgekehrt bin.“

„Synergieeffekt“Eugen Keck führt zusammen mit seiner Frau Brigitte in dritterGeneration die Gärtnerei Keck. Seit 90 Jahren gibt es das Unternehmen in Schemmerhofen. Die Kecks bieten Pflanzenaus eigener Produktion, Floristik und einen Gemüseverkauf.Mittwochs und samstags haben sie einen Stand auf dem Biberacher Markt. Im Wohnpark haben sie Dienstleistungen wie die Pflege der Außenanlagen, saisonale Bepflanzungen und Innenraumbegrünung übernommen.

„Zwischen uns und dem Wohnpark St. Klara hat sich eine guteNachbarschaft entwickelt. Seit der Wohnpark 2009 fertig war,hat sich unsere Kundenzahl merklich gesteigert. Beide Seitenprofitieren von einem Synergieeffekt: Die Angehörigen sindfroh, wenn sie gegenüber bei uns ihre Blumen kaufen können,wenn sie in den Wohnpark zu Besuch kommen – und sie erinnern sich dann auch später an uns.“

Monika Mayer (rechts) und ihre Kolleginnenund Kollegen haben dem Wohnpark St. Klaraeinen guten Ruf erarbeitet.

Bürgermeister Mario Glaser

Der Wohnpark St. Klara (Mitte, rotes Dach) ist ein wichtiger Bestandteil der Infrastruktur

von Schemmerhofen.

„Wichtiger Kunde“Die Elektro Rehm GmbH feiert in diesem Jahrihr 50-jähriges Betriebsjubiläum. Mit 76 Mit-arbeitern – darunter 24 Azubis – zählt ElektroRehm zu den größten Handwerksbetrieben inder Region um Biberach. Zwei Mitarbeiter –Karl Ahlemann (Bild links) und Jürgen

Schmidberger – betreuen die Gebäude derStiftung.

„Die St. Elisabeth-Stiftung mit demWohnpark St. Klara ist ein wichtiger Kundefür uns als Handwerksbetrieb. Seit 1976 zählen die Stiftung und ihre Vorgänger -

einrichtungen zu unserem engenKundenstamm. Die St. Elisabeth Stiftung warunser erster großer Auftraggeber – mit diesem Auftrag konnten wir zusätzliche Mitarbeiter einstellen und beschäftigen.“

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dialog»8

St. Elisabeth-Stiftung als Wirtschaftsfaktor

Für die St. Elisabeth-Stiftung arbei-ten 1.950 Menschen. Dazu kommenrund 450 Mitarbeitende in denTochtergesellschaften oder Beteili-gungen wie zum Beispiel den dreiSozialstationen, an denen die Stiftung zu 50 Prozent beteiligt ist.Damit ist die Stiftung in der Kern-region zwischen Ulm und dem Bodensee unter den größerenArbeitgebern. Nicole Rapp, LeiterinPersonalwesen der St. Elisabeth-Stiftung, spricht über die Effektefür die Region.

dialog>> Die St. Elisabeth-Stiftunghat je nach Rechenart 1.950 oder2.400 Mitarbeitende – welche Bedeu-tung hat das für die Wirtschaft derRegion?

Nicole Rapp: Die St. Elisabeth-Stiftung zahlt jeden Monat drei Millio-nen Euro in Gehältern aus. Darübersind wir ein erheblicher Wirtschafts-faktor. Der Effekt liegt auf der Hand:Unsere Mitarbeitenden kaufen von ihrem Gehalt ein, sie bauen Häuser,gehen auch mal ins Gasthaus. Siekonsumieren und stärken damit dielokale, regionale und überregionaleWirt schaft – da unterscheiden wir uns nicht von anderen Unternehmen.

dialog>> Welche mittelbaren Effektegibt es?

Rapp: Da ist zum einen unsere Ausbil-dung zu nennen. Über 100 Menschenerlernen bei uns einen Beruf – und dasnicht nur in der Pflege und der Be -treuung, sondern auch im Verwal -tungsbereich, im Handwerk, in derHauswirtschaft oder in der IT. Wennwir in manchen Jahren nicht alle Azu-bis und Studierenden übernehmenkönnen, profitieren auch andere Un-ternehmen – sie bekommen gut quali-fiziertes Personal. Wohlgemerkt: Wirbilden nicht nur junge Menschen aus.Gerade in der Altenhilfe bekommen

auch ältere Menschen beiuns eine Chance – oft sinddas Frauen, die nach einerlangen Familienphase ins Berufslebeneinsteigen wollen. Sie können bei unsauch als 50-Jährige eine kompletteAusbildung machen und dann gutesGeld verdienen – diese Möglichkeitbekommen sie in anderen Branchenkaum. Außerdem bieten wir in einigenBereichen auch Ungelernten eineChance – direkt oder über eine einfa-chere einjährige Qualifizierung.

dialog>> Profitieren Frauen besonders?

Rapp: Männer profitieren natürlichgenauso – viele unserer Mitarbeiternutzen zum Beispiel die Chance, in Elternzeit zu gehen. Aber noch immerentscheiden sich deutlich mehr Frauenfür soziale Berufe als Männer. Undnoch immer sind es vorwiegend dieFrauen, die neben der Arbeit die Kinderbetreuen, den Haushalt machen oderAngehörige pflegen. Für sie bieten wirviel: von Teilzeitarbeit in allen Varian-ten bis hin zur Kinderferienbetreuung –wir sind als Arbeitgeber für unsere Fa-milienfreundlichkeit zertifiziert. Gera-de für die ländliche Region, in der wirvor wie gend tätig sind, hat das einenwichtigen Effekt: Wir bieten jungenFrauen auf dem Land eine Perspektive,die Aufstiegsmöglichkeiten beinhaltet.Damit leisten wir auch einen Beitraggegen die Landflucht. Aus Studienwissen wir: Es sind gerade die jungenFrauen, die es in die Städte zieht. Dasist in Ostdeutschland oder Österreich,wo in manchen ländlichen Regionenstatistisch fast zwei Männer auf eineFrau kommen, bereits ein großes Pro-blem. Frauen sind der soziale Kitt einesDorfes, sie sind Partnerinnen undMütter. Wenn sie fehlen, geht dienächste Generation verloren – und ir-gendwann auch die Männer. Das hatnatürlich auch enorme wirtschaftlicheKonsequenzen für eine Region.Die Fragen stellte Christian Metz

Drei Millionen Euro pro Monat: Die Mitarbeitenden als Wirtschaftsfaktor

„Wir leisten aucheinen Beitrag gegendie Landflucht“, sagt Nicole Rapp, die Leiterin des BereichsPersonalwesen der St. Elisabeth-Stif-tung.

In einer Studie hat das Institut fürSozialpolitik und Arbeitsmarktfor-schung (ISAM – vormals IBUS) derHochschule Koblenz 2014 die wirt-schaftliche Bedeutung von Sozial-unternehmen am Beispiel der wichtigsten Sektoren der FreienWohlfahrtspflege in Rheinland-Pfalz unter die Lupe genommen.Nicole Moog (geb. Kukula), Diplom-Volkswirtin und Mitautorin der Studie, erläutert die Ergebnisse.

dialog>> Sie haben belegt, dass dieSozialwirtschaft die öffentliche Handwesentlich weniger belastet, alsbehauptet wird. Können Sie das erläu-tern?

Nicole Moog:Wir haben errechnet,dass im Fall der Freien Wohlfahrtspfle-ge in Rheinland-Pfalz von jedem Euro,den die öffentliche Hand investiert,über 72 Cent wieder zurückfließen. Alleine dadurch, dass die unterschied-lichen Einrichtungen und Dienste inden Regionen angesiedelt sind, entste-hen Arbeitsplätze. Vom erzielten Ein-kommen der Beschäftigten fließendurch Steuern und Abgaben direktwieder Gelder in die Kassen deröffentlichen Hand zurück. Zudem ge-ben die Beschäftigten ihr Einkommenin der Region aus, wodurch weitereSteuerrückflüsse entstehen. Durch dieso gesicherte Nachfrage könnenregionale Unternehmen gestärkt wer-den, die wiederum weitere Steuernund Abgaben an die öffentliche Handleisten. Es ist also de facto eine ArtKreislauf der Zahlungsflüsse von undan die öffentliche Hand.

dialog>> Ein weiteres Ergebnis ist,dass die Sozialwirtschaft ein deutlichunterschätzter Wirtschaftsfaktor ist.Wie kommen Sie zu diesem Schluss?

Moog: In der öffentlichen Diskussionwird der Kostenfaktor immer in denVordergrund geschoben. Zu wenig Be-achtung findet in diesem Zusammen-

hang die die Bedeutung von Sozial -unternehmen einerseits als große Ar-beitgeber aber auch als treibender Im-puls für die Nachfrage bei regionalenUnternehmen und Dienstleistern.Nicht zu unterschätzen ist zudem, wasdie Einrichtungen und Dienste für dieAttraktivität einer Region und somitauch für die Ansiedelung weiterer Unternehmen bedeuten. Eine Infra -truktur für gute Betreuung und Ver-sorgung ist heutzutage wichtigerdenn je.

dialog>>Wohin gehen die von derSozialwirtschaft ausgehenden Ein -kommens- und Investitionsimpulse?

Moog: Unsere Untersuchungen habengezeigt, dass die Einkommens- undInvestitionsimpulse der befragten Un-ternehmen vorwiegend in die eigenenRegionen gehen. Das zeigt, dass durchSozialunternehmen alleine durch dieseImpulse auch andere regionale Unter-nehmen und Branchen stark profitie-ren können.

dialog>>Welche Konsequenzen folgen für Sie aus der Studie?

Moog: Es ist wichtig, dass die Sozial-wirtschaft als Wirtschaftsfaktor ver-mehrt in den Fokus rückt und die re-gionale Bedeutung der Unternehmen

für die ansässige Wirtschaftsstrukturoffensiver und selbstbewusster kom-muniziert wird. Neben dem nichtmessbaren Mehrwert, den die Einrich-tungen und Dienste für die betreutenMenschen und deren Angehörige lei-sten, sind Sozialunternehmen wesent-licher Bestandteil der regionalenWertschöpfung und sollten entspre-chend gefördert und berücksichtigtwerden.Die Fragen stellte Christian Metz

Impulse für die eigene Region

Von einem Euro, den die öffent-liche Hand in Sozialunternehmeninvestiert, fließen über 72 Centüber Steuern und Abgaben wiederzurück – das haben Nicole Moogund ihre Mitautoren in einer Studie der Hochschule Koblenzherausgearbeitet.

Grafik:Aus: Nicole Kukula, Stefan Sell,Birte Tiedemann: MehrWertSchöpfung – die FreieWohlfahrtspflege als Wirtschafts-faktor in Rheinland-Pfalz, Institutfür Sozialpolitik und Arbeits markt -forschung (ISAM – vormals IBUS)der Hochschule Koblenz, 2014.

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Sozialwirtschaft im Zusammenspiel mit anderen Akteuren

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Mit einem gebündelten Angebotwendet sich das Jordanbad gezieltan Firmen. Ob Tagungen, Schulun-gen oder Events – Therme, Parkho-tel, Akademie und Wellness-, Therapie- und Fitness-Zentrum bieten einzigartige Kombinations -möglich keiten.

Mehrere Hunderttausend Besucherund Gäste kommen jedes Jahr ins Jor-danbad. Nicht nur in die Therme zumBaden und Saunieren. Die Menschenübernachten – ob als Urlauber oder als Geschäftsreisende – im ParkhotelJordanbad. Sie gönnen sich eine Well-ness-Auszeit oder gleich einen ganzenTag im Day Spa. Sie tun im Therapie-Wellness- und Fitness-Zentrum etwasfür ihre Gesundheit. Sie genießen daskulinarische Angebot. Sie besuchenKurse und Veranstaltungen der Akade-mie für Gesundheit und Entwicklung.Sie lernen ganz neue Facetten ihrerSinne in der Sinn-Welt und beim Dun-kelessen oder beim Dunkelkonzertkennen. Sie veranstalten ihre Feiern

oder Tagungen in den Räumlichkeiten,die in allen Größen vorhanden sind.Oder sie sind auf der Suche nach derSpiritualität dieses besonderen Ortes.

Das Jordanbad ist in der Tat ein ganzbesonderer Ort – auch für Unterneh-men. Speziell für Firmen präsentierensich die Angebote auf dem Jordanbad-gelände jetzt zusammen. Auf einenBlick – und mit der Möglichkeit, dieverschiedene Angebote maßgeschnei-dert zu kombinieren.

Mit seinen Kombinationsmöglichkei-ten ist das Jordanbad einzigartig: Einemehrtägige Tagung mit Verpflegungund Übernachtungsmöglichkeit direktam Ort, die mit einem spirituellen Impuls beginnt. Eine Schulung zu Mitarbeitergesundheit, die nebentheoretischem Inhalt auch ganz prak-tische Übungen an Geräten beinhaltet.Das Firmenevent, das überraschendeReize setzt und gleichzeitig Wellnessals Erholung bietet. Vieles ist möglich.

Das Jordanbad: ein ganz besonderer Ort – auch für Unternehmen

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dialog»10

Jordanbad auf einen Blick

Mehr erfahren Sie hier:www.jordanbad.com

JordanTherme GmbHTelefon: 07351 343-100E-Mail: [email protected]

Parkhotel JordanbadTelefon: 07351 343-300E-Mail: [email protected]

Akademie für Gesundheit und EntwicklungTelefon: 07351 343-700E-Mail: [email protected]

Wellness-, Therapie- und Fitnesszentrum Jordanbad Telefon: 07351 343-600E-Mail: [email protected]

Bildung, Ethik, Sensorik

Von speziellen Angeboten fürFührungskräfte bis zur Team -bildung-Maßnahme – Firmen finden bei der Akademie für Ge-sundheit und Entwicklung spe-ziell auf ihre Bedarfe ausgerich-tete Kurse und Schulungen.

Spiritualität

Die Franziskanerinnen von Reuteprägen das Jordanbad seit über100 Jahren durch ihre Spirituali-tät. Diese Spiritualität ist nichtauf die Kirche St. Johannes unddie Franziskus-Kapelle beschränkt– auch eine Führung in der Sinn-Welt oder ein Impuls bei einerVeranstaltung macht sie erfahrbar.

Erholung

Erholung pur finden die Gästeauf insgesamt 9.000 Quadrat-metern in der Saunalandschaftund den Wasserwelten in der

Therme. Der Wellnessbereich er-gänzt das Angebot mit Massagenund Kosmetik – für einen ganzenTag voller Wohlfühlmomentesorgt der Day Spa-Bereich.

Tagen & Feiern

Sieben moderne Tagungsräume

mit Tageslicht für bis zu 180 Per-

sonen stehen im Parkhotel Jordanbad zur Verfügung.

Die Räume werden ab Sommer

modernisiert – in der Jordanquel-

le wächst die Veranstaltungs-

fläche auf 266 Quadratmeter.

Das Jordanbad bietet auch den

perfekten Rahmen für Betriebs-feiern.

Kulinarisches

Das Parkrestaurant Jordanbad,das Steak restaurant Feuerstein,die Hotelbar Enoteca und dasSelbstbedienungsrestaurant

Lagune in der Therme servierenGerichte aus überwiegend

heimischen Erzeugnissen – seitJuli 2014 BIO-zertifiziert.

Events

Das Jordanbad bietet den

Rahmen für viele Arten von

Firmenveranstaltungen. Ganz

besondere Events sind das

Dunkelessen oder ein

Dunkelkonzert. Übernachten Das Parkhotel verbindet geho-bene 4-Sterne-Service und

familiäre Gastfreundlichkeit mitdirektem Zugang zur Therme undzum Saunaland. Das Hotel bietet119 behaglich eingerichteteNichtraucherzimmer und

–Suiten.

Gesundheit

Mitarbeitergesundheit ist ein

hohes Gut. Das Physiotherapie-

Zentrum, das Gesundheits- und

Fitnessstudio und die Akademie

für Gesundheit und Entwicklung

unterstützen Firmen auf ganz

unterschiedliche Art und Weise

dabei, die Gesundheit ihrer

Angestellten zu erhalten und zu

verbessern.

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Seit dem 20. November ist Sr. MariaHanna Löhlein die 16. Generalobe-rin der Franziskanerinnen von Reu-te. Im Interview mit dem dialog>>spricht die 50-Jährige über ihre Er-lebnisse rund um die Wahl, über ih-re Ziele und die Zukunft der Schwe-sterngemeinschaft.

dialog>> Sie haben mal gesagt, dasseiner Ihrer Lieblingsorte das Labyrinthim Garten des Klosters Reute ist. Wieoft haben waren Sie in letzter Zeit dort?

Sr. Maria Hanna: Seit meiner Amts-einführung ein einziges Mal. Ich habeallerdings das Gefühl, dass ich michdurch meine neue Aufgabe in einemviel gigantischeren Labyrinth bewege– da bin ich noch nicht in der Mitteangekommen. Das Labyrinth ist fürmich ein schönes Symbol für das Le-ben. Manchmal ist es umständlich undes dauert lange - aber man kommtimmer irgendwann in der Mitte an.Und wenn man dort angelangt ist,heißt es wieder hinaus und mit einerneuen Sendung in die Welt zu gehen.

dialog>> Wie haben Sie den Wahltagin Erinnerung?

Sr. Maria Hanna:Wie in einer Haar-nadelkurve ging mein Leben an diesemTag plötzlich in eine ganz neue Rich-tung. Es ist schon beeindruckend,wenn eine Kapelle voll Schwestern einem in die Hand hinein Gehorsamverspricht. Wobei Gehorsam übrigensnicht heißt, dass mir ab da alle bedin-gungslos folgen, sondern dass wirmiteinander auf Gott hören. Kurioswar, dass mich ältere Schwestern, mitdenen ich bis dahin immer per Du war,als Oberin plötzlich gesiezt haben. Das musste ich erst einmal wieder zurechtrücken. Ich habe unglaublichviele Glückwünsche bekommen, die E-Mails konnte ich gar nicht mehrzählen. Und ich erinnere mich nochdaran, wie ich meine Eltern angerufenhabe. Mein Vater war dran. Ich: „Wiegeht es Euch?“ Er: „Bei uns war heutenichts Besonderes.“ Ich: „Bei mir schon.“Ihm hat es die Sprache verschlagen.

dialog>> Wie läuft so eine Wahl ab?

Sr. Maria Hanna: Zunächst haben wirin Kleingruppen Modelle für Leitungentworfen. Ergebnis war eine großeWand voll mit Ideen, wer welche Rolle

in der zukünftigen Ordensleitungübernehmen könnte. Acht Schwesternwaren als Generaloberin vorgeschla-gen, sie bekamen in offener Atmos -phäre Rückmeldung vom Plenum: Wiesehen wir Dich? Was machst Du gut?Was fehlt Dir noch, um die Gemein-schaft steuern zu können? Danachwurden wir ins Gebet geschickt undam nächsten Tag kam WeihbischofRenz. Nach einem Gottesdienst gab esim Kapitelsaal erst Formalitäten unddann die Stimmzettel. Dann ging’s indie Wahlgänge und ich wurde ge -wählt. Nach dem OK von Bischof Fürst –das geht ja heute per Handy – war ichGeneraloberin und habe den Vorsitzdes Kapitels übernommen. Als alle Rä-tinnen gewählt waren, sind wir denKlosterberg hinauf gezogen in einefestliche Vesper. Dort hat der Weihbi-schof das Ergebnis allen Schwesternverkündet. Ich habe den Ring der Ge-neraloberin erhalten und das Kreuz,das ich jetzt bei Amtsgeschäften trage.

dialog>> Vor welchen Herausforde-rungen stehen die Franziskanerinnenvon Reute?

Sr. Maria Hanna:Wir müssen in dieZukunft schauen – und da steht fest,dass wir weniger werden. Dieses We-niger müssen wir gestalten, solange

wir das können. „Gott in der leidendenMenschheit zu dienen“ – das bleibtunser Anspruch. Die Menschen kom-men nach wie vor zu uns auf den Klo-sterberg und ins Bildungshaus, wo wirüber 20.000 Übernachtungen pro Jahrhaben. Sie kommen mit einer Sehn -sucht nach Orientierung, nach Sinn,nach Ganzheit. Bei Tabor haben wiruns Menschen verpflichtet, die sich imBeruf mit ihrer vollen Kraft für Schwä-chere einsetzen. Wir engagieren uns inder Telefonseelsorge und in unseremAuszeithaus für Menschen, die ausge-brannt sind. Dazu haben wir unseregute Beth, die weiterhin viele, vieleWallfahrer anzieht. Es geht ferner dar-um, die Architektur des Klosterbergsso zu gestalten, dass sie in die Zukunftträgt. Und dann gibt es noch die Orte,wo unsere Gemeinschaft weiter wächst.In Indonesien zählt die Gemeinschaftmittlerweile 100 Schwestern, mit Po-stulantinnen und Novizinnen sind essogar 120 Frauen. Wie organisieren siesich, wie gestalten wir die Beziehungzueinander, können sie uns unterstüt-zen?

dialog>>Wie werden Sie all dieseAufgaben angehen?

Sr. Maria Hanna: Am wichtigstenbleibt, dass wir innerhalb der Gemein-schaft Lust am Evangelium haben.Dass wir uns gegenseitig unterstützenim geistlichen Leben. Dass wir Freudeaneinander haben und auch miteinan-der feiern. Das ist die Basis. Die erste

große Aufgabe wird sein, die Bedeu-tung unserer Orte neu zu definieren.Wir hatten seinerzeit 273 Filialen inder Diözese Rottenburg-Stuttgart –davon gibt es jetzt noch 16. DerSchwer punkt hat sich deutlichverschoben. Im September werden wir in einem außerordentlichen Sach-kapitel erarbeiten, wo unsere Prioritä-ten liegen werden. Wie werden wirden Klosterberg neu gestalten? Wel-che Filialen werden wir mit welchemProfil behalten?

dialog>> Sie bleiben auch als Generaloberin im Stiftungsrat der St. Elisabeth-Stiftung. Wie wollen dieFranziskanerinnen von Reute in derStiftung präsent bleiben?

Sr. Maria Hanna: Es war eine sehrwichtige Entscheidung, 1999 die Stif-tung zu gründen. Hätten wir das nichtgetan, wären wir heute absolut über-fordert. Unser Erbe lebt in der Stiftungweiter – sie hat in der Heiligen Elisa-beth eine Patronin, die dafür steht, wieman die Ärmel hochkrempeln und denSchwachen beistehen kann. Wir wol-len die Mitarbeitenden der Stiftung inihrem ganz persönlichen Engagement

stützen. Es ist wichtig, dass die Mitar-beitenden weiter zu uns auf den Klosterberg kommen, damit es Begeg-nungen zwischen ihnen und denSchwestern gibt. Umgekehrt wird dieWeiterentwicklung unseres Kloster -bergs auch die Stiftung brauchen.

dialog>>Welchen Impuls wollen die Franziskanerinnen von Reute derGesellschaft geben?

Sr. Maria Hanna:Wir sind ein Stückweit Provokation als Frauen, die frei-willig in Armut, Ehelosigkeit und Ge-horsam leben. Das allein ist ja für vieleMenschen schon ein Impuls zumNachdenken: Warum machen die das?Wenn ich freiwillig arm lebe, ist das jaeigentlich völlig widersinnig in einerGesellschaft, die auf individuellenWohlstand ausgerichtet ist. Wir haltendagegen: Die Logik des Anhäufens vonGeld und Dingen trägt Menschennicht. Wir sind ein Gegenentwurf, indem wir auf ein Gehalt verzichten unddieses der Gemeinschaft und der All-gemeinheit für den Dienst an Bedürf-tigen zur Verfügung stellen. Die Fragen stellte Christian Metz

Die Logik des Anhäufens von Geld und Dingen trägt Menschen nicht

„Unser Erbe lebt inder Stiftung weiter“- Sr. Maria Hanna

Löhlein mit den Vor-ständen Matthias

Ruf (links) und PeterWittmann.

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Die Klosterseite

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Stiftung gesamt

Sr. Maria Hanna(3.v.l.) mit dem Ge-neralrat der Franzis-kanerinnen von Reute (von links): Sr. Gudrun, Sr. Re-becca, Sr. WalburgaM., Sr. Maria Hanna,Sr. Birgitta und Sr. Myria.

Der Stiftungsrat derSt. Elisabeth-Stif-tung mit der neuenStiftungsrätin Sr.Rebecca M. Langer(von links): MartinSayer, Dr. MonikaStolz MdL, Sr. Re-becca, Dr. RainerÖhlschläger, Sr. Ma-ria Hanna, MargotFischer-Guttenberg,Dr. Annette Holu-scha-Uhlenbrock,Helmut Schnell – esfehlt Thomas Mun-ding.

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Der Augenblick

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Ein Jahr Martinus Klostercafé

„Wir freuen uns, dass das Martinus Klostercafé so gutangenommen wird“, Silvia Kiesle, Leiterin der Gastrono-miebetriebe der St. Elisabeth-Stiftung (4.v. l.) stößtzusammen mit dem Team auf den einjährigen Geburts-tag des Cafés an. Über den Dächern von Weingarten bieten Brigitte Bouley (ganz rechts) und ihre Mannschaftein üppiges Frühstück, köstliche Gerichte zu Mittag und eine bunte Kuchentheke an.

Das alles direkt am Eingang zur Basilika in behutsam und stilvoll renovierten Räumlichkeiten. Wo die Pfortedes ehemaligen Benediktinerklosters und die Martinus-Buchhandlung waren, findet man sich jetzt zum Genießen ein. Weingartener treffen hier auf Touristenund Pilger.Christian Metz

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Stiftung gesamt

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Sr. Maria HannaLöhlein überraschtedie Vorstände Mat-thias Ruf und Peter

Wittmann mit einemOstergruß aus dem

Kloster.

dialog»

Die St. Elisabeth-Stiftung hat am17. März 2017 mit 170 Gästen dieoffizielle Amtseinführung des neuenVorstands Peter Wittmann gefeiert.Zusammen mit Matthias Ruf lenktder 50-Jährige seit Beginn des Jah-res die Geschicke der Stiftung.

„Die Auseinandersetzung mit demHeiligen Franziskus hat mein ganzesLeben geprägt“, sagte Peter Wittmannin seiner Ansprache. „Für mich stehtFranziskus für die Freude am Menschen,an jedem Menschen. Ganz besondershatten er und seine Brüder ein Augeauf die Menschen, die am Rande derGesellschaft stehen.“ Mit seiner neuenAufgabe schließe sich für ihn ein Kreis,so Wittmann weiter. „Jetzt übernehme

Dr. Rainer Öhlschläger, Vorsitzenderdes Stif tungsrats der St. Elisabeth-Stiftung, an den Ort, an dem dieAmtseinführung stattfand: „Der Klo-sterberg in Reute ist Sendung – unddie Sendung der Franziskanerinnenlautet: Geht hinaus und arbeitet.“

Eva-Maria Meschenmoser, erste Landesbeamtin Stellvertreterin desRavensburger Landrats Harald Sievers,verwies auf die gute Zusammenarbeitzwischen Landkreis und Stiftung: „Wir gestalten die Angebote des Land-kreises in partnerschaftlichem Mitein-ander - mit dem Ziel, unsere gute soziale Infrastruktur aufrechtzu er -halten.“ Und direkt an den neuen Vor-stand gerichtet: „Ich möchte Sieermuntern: Bringen Sie sich ein!“

Dr. Irme Stetter-Karp, Vizepräsidentindes Deutschen Caritasverbandes, Ordinariatsrätin und Vorsitzende desAufsichtsrates des Diözesan-Caritas-verbands Rottenburg-Stuttgart, gingin ihrem Grußwort auf den Seelsorge-auftrag der Stiftung ein: „Seelsorgebedeutet Sorge für den ganzen Men-schen. Es gilt, den Menschen in all seinen Dimensionen in den Blick zunehmen.“

Diözesan-Caritasdirektor Pfarrer Oliver Merkelbach hob die Bedeutungder Verbindung von karitativer Arbeitund Kirchengemeinden hervor: „Caritasist gelebte Kirche. Die St. Elisabeth-Stiftung ist ein starkes Stück Kirche –es ist ein Glücksfall für die Gemein -den, die so eine Einrichtung in ihrem

Gebiet haben.“ In seiner Predigt imFestgottesdienst hatte Pfarrer Merkel-bach zuvor den Bogen noch weitergespannt: „Die St. Elisabeth-Stiftungist Vielfalt“, zitierte er aus dem Leitbildder Stiftung. „Die Caritas weiß sichnicht nur zu den Katholiken, sondernzu allen Menschen gesandt.“ Das Leben in einer „von Gott gewolltenund geschaffenen Vielfalt“ falle demMenschen aber nicht einfach wie einereife Frucht in den Schoß, so Merkel-bach: „Entscheidend ist, wie wir mitihr umgehen und uns ihr stellen.“

Sr. Maria Hanna Löhlein, Generalobe-rin der Franziskanerinnen von Reute,erinnerte in ihrer Ansprache an dieNamenspatronin der St. Elisabeth-Stiftung, die Heilige Elisabeth von

Thüringen, die als Adelige nicht all ihren Besitz für Krankenstationen undBedürftige hergab, sondern auch ihrLeben am Hof aufgab, um für Krankeund Arme zu arbeiten: „Sie hat durchihr Wirken dem Trend der Zeit ein Zeichen der Hoffnung entgegen ge -setzt – das provoziert und fasziniertbis heute.“Christian Metz

„Mit Menschen für Menschen da sein“ich das Amt des Vorstands der St. Elisabeth-Stiftung – im Auftrag der Franziskanerinnen von Reute, dieseit 170 Jahren in der Tradition desHeiligen Franziskus für Menschen dasind.“ Dabei baue er auf ein starkesTeam in der Stiftung: „Es war und istfür mich ein großes Privileg, mit Men-schen für Menschen da zu sein.“

Musikalisch begleitet wurde die Amts-einführung von der Gruppe Kapellen-klang und den BeatKids, die in derSchule St. Franziskus Ingerkingen indie Pop- und Rock-AG gehen. „Ich heb ab“ sangen sie in einer Zeiledes Songs „Astronaut“ von AndreasBourani. Damit das dem neuenVorstand nicht passiert, erinnerte

Die Amtseinführungbegann mit einemGottesdienst in derFranziskuskapelle

mit Diözesancaritas-direktor Pfarrer

Oliver Merkelbach(Mitte).

„Applaus, Applaus“ -die BeatKids aus In-gerkingen bekamenviel Beifall für ihreInterpretation des

Sportfreunde Stiller-Songs und weitere

Stücke.

„Bringen Sie sich ein!“Eva-Maria Meschen-moser, erste Landesbe-amtin, hieß Peter Witt-mann im LandkreisRavensburg willkom-men.

„Für mich schließt sich ein Kreis“, PeterWittmann freut sich auf das neue Amtim Auftrag der Franziskanerinnen vonReute.

Dr. Rainer Öhlschlä-ger, Vorsitzender des Stiftungsratesder St. Elisabeth-Stiftung, führtedurch den Nachmit-tag.

Dr. Irme Stetter-Karp,Vizepräsidentin desDeutschen Caritasver-bandes, Ordinariatsrä-tin und Vorsitzende desAufsichtsrates des Di-özesan-CaritasverbandsRottenburg-Stuttgart.

Viele Menschen kamen, um Peter Wittmann einenguten Start zu wünschen – im Bild die Delegationdes Fördervereins für ein Hospiz in Nagold.

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1918

Heggbacher Wohnverbund dialog»

Ein Pionier und Brückenbauer Im kommenden August verabschie-det sich nach fast 40 Jahren einMann in den Ruhestand, der bei Be-wohnerinnen, Bewohnern und Mit-arbeitenden des Heggbacher Wohn-verbundes gleichermaßen beliebtist: Wolfgang Dürrenberger, Leiterder Begleitenden Dienste und einPionier in Sachen Freizeitgestaltungfür Menschen mit Behinderungen.

„Ja, den kenn ich schon seit seiner Zivi-Zeit. Seit der Dürrenberger inHeggbach ist, ist hier was geboten.“Das sagt eine, die es wissen muss.Charlotte Albuschifsky, geboren1948,

lebt schon seit 1962 in Heggbach. Undsie erzählt gleich begeistert weiter vonden ersten Fahrrad-Freizeiten, vonStädtereisen und Urlaubstagen an derNordsee.

Aber soweit sind wir noch lange nicht.Denn als Wolfgang Dürrenberger inHeggbach anfing, waren solche undandere Vergnügungen für Menschenmit Behinderungen noch undenkbar.Die Behindertenhilfe, wie wir sie heutekennen, schlüpfte 1973, als der ausLeutkirch stammende Wolfgang Dür-renberger zusammen mit vier anderenjungen Männern als Zivildienstleisten-der nach Heggbach kam, erst ganzzaghaft hinein in ihre Kinderschuhe.

Start als „Kriegsdienstverweigerer“

Es war eine der ersten Zivi-Generatio-nen in Heggbach. „Kriegsdienstverwei-gerer“, wie sich Wolfgang Dürrenbergerschmunzelnd an den seinerzeit gängi-gen Ausdruck erinnert. Für WolfgangDürrenberger war diese Zeit „lebens -prägend“. Viele in den Monaten als Zivigeknüpfte Kontakte bestehen bis heute.Er ging anschließend nach Freiburgund studierte Sozialpädagogik und alser noch während des Studiums erfuhr,

dass in Heggbach eine Stelle für Frei-zeitpädagogik ausgeschrieben war, be-warb er sich sofort. „Das war ein Segenfür uns“, sagt seine langjährige Mitar-beiterin Angela Gschwender, die alsSportlehrerin in der Erwachsenen -bildung schon 1976 in Heggbach ange-fangen hat. „Er ist der beste Chef, denman sich denken kann. Er sprüht vorIdeen, er motiviert und gibt vielFreiraum.“

„Angefangen habe ich als Ein-Mann-Betrieb“, berichtet Wolfgang Dürren -berger und kommt sofort auf seine er-ste Chefin zu sprechen, die aus BadWaldsee stammende Franziskanerinund Oberin in Heggbach, Kunolda Gue-ter. „Schwester Kunolda war sehr fort-schrittlich, sie hatte Weitsicht und Vi-sionen.“

Bestes Beispiel dafür sind sicher diegemeindenahen Wohnangebote, die1975 in einer Enquete für Menschenmit psychischen Erkrankungen emp-fohlen wurden. Schwester Kunoldasetzte diese Empfehlung noch im gleichen Jahr für die Menschen mitBehinderungen in Heggbach um undgründete mit der Wohngruppe Simondie erste Außenwohngruppe.

Mit diesem gewaltigen, mutigen Schrittwar sie anderen Einrichtungen weitvoraus. Jahre später – zu Beginn desneuen Jahrtausends – leitete Wolf -gang Dürrenberger im HeggbacherWohnverbund verantwortlich das Pro-jekt „Umbau Komplexeinrichtung“, mitdem die Aktion Mensch den Umzugvon Menschen mit Behinderungen ingemeindenahe und ambulante Wohn-formen förderte, um Integration undInklusion voran zu bringen.

Als der heute 63-Jährige als jungerMann nach Heggbach kam, war dieZeit eine völlig andere. Nicht nur, wasdie Zahl der Bewohnerinnen und Be-wohner und deren Wohnsituation an-geht. Damals lebten in Heggbachmehr als 400 Menschen mit Behinde-rungen in weniger Gebäuden als dierund 260 Bewohner heute. 70 Ordens-schwestern und eine Handvoll Prakti-kanten arbeiteten mit ihnen auf demFeld und im Wald, in Stall, Garten undKüche. In der Werkstatt waren anfangsgerade mal 30 Be schäftigte tätig.Heute beschäftigt die St. Elisabeth-Stiftung im Heggbacher Werkstattver-bund über 900 Menschen mit Behin-derungen.

Auch die Einstellung der Gesellschaftwar nicht mit heute vergleichbar.Wolfgang Dürrenberger erinnert sichan Mütter, die nur nachts mit ihrembehinderten Kind rausgegangen sind,weil sie sich geschämt haben. Und anUnverständnis angesichts von Freizeit-vergnügen und Urlaubsfahrten fürMenschen mit Behinderungen. „Dinge,die wir für uns als selbstverständlich

in Anspruch nehmen, wurden bei die-sen Menschen in Frage gestellt.“Der neue Freizeitpädagoge stellte Disco-Abende für die Jungen und einen Stammtisch für Senioren auf dieBeine, radelte mit seinen Schützlingenzum Eisessen oder fuhr mit ihnen insKino. „Zwei VW-Busse gab es – einrollstuhlgerechter Fuhrpark, wie erheute zur Verfügung steht, war da -mals gar nicht vorstellbar.“

Bald bekam er seinen ersten Zivi zurUnterstützung, Mitte der 80er Jahreeine erste feste Mitarbeiterin. Er stiegbei der bestehenden Theatergruppe„Spielkistle“ ein und rief, nachdem ereine Zusatzausbildung zum Spielpäd-agogen absolviert hatte, den Zirkus„Aram Sam Sam“ ins Leben, der wiedas „Spielkistle“ über viele Jahre sehrerfolgreich auch außerhalb Heggbachsgastierte. Er organisierte unzähligeAusflüge, Freizeiten und Urlaubsreisen.Und er begann Brücken zu bauen,über die Heggbach, dieser „besondereOrt im Grünen, der vor 40 Jahren nocheine exotische Welt für sich“ war, im-mer offener und besser erreichbarwurde für andere.

Heggbacher werden Teil des Schützenfests

Mit dem Anruf einer Lehrerin derHauptschule Dietenheim, die 1981 –dem „Jahr der Behinderten“ – als er-weitertes Bildungsangebot Besucheihrer Schüler in Heggbach anregte,fing es an. Mit der Teilnahme derHeggbacher mit Trommler- und eige-ner historischer Müllergruppe am

Schützen-Umzug und anderen Aktivi-täten ging es weiter und mit den bei-den Besuchermagneten, der von ihminitiierten und längst etablierten Ver-anstaltungsreihe „Kultur in Heggbach“und der Heggbacher Kneipe „Nachtex-press“, letztere die Idee eines Zivis,hört es noch lange nicht auf. „Aus dem Exotischen ist etwas Selbst-verständliches geworden.“

Natürlich herrschte auch in WolfgangDürrenbergers Arbeitsleben nicht nureitel Sonnenschein. „Aber in Summe“,sagt der Vater einer Tochter und einesSohnes lächelnd, „hatte ich einenkomplett abwechslungsreichenArbeitsplatz. Wer hat schon das Glück,dass er bei der Arbeit Zirkus und Thea-ter spielen kann.“ In den vergangenenJahren fiel er krankheitsbedingt einigeMale aus und stellte fest: „Die Weltgeht hier nicht unter, wenn ich wegbin. Es ist gut, wenn jetzt jemandkommt, der wieder neue Ideen und die Energie zum Umsetzen hat.“

Heggbach wird weiter Teil seines Le-bens bleiben. Schließlich hat er hierseine Frau kennengelernt, seine Toch-ter arbeitet hier als Psychologin. DieFamilie wohnt in Maselheim undwenn er einen Gottesdienst besuchenwill, wird er in die Kirche in Heggbachgehen. „Da ist immer was los“, lacht er.Kurz gesagt, er findet es „ganz normal,dass mein Dienst hier jetzt zu Endegeht.“ Charlotte Albuschifsky ist dafreilich anderer Meinung. „Alles gohtamol. Aber dass der Dürrenbergergoht, isch scho arg schad.“ Dagmar Brauchle

Wolfgang Dürrenberger (2.v.r)

fing 1973 als„Kriegsdienst-verweigerer“ inHeggbach an.

„Alles goht amol.Aber dass der

Dürrenberger goht,isch scho arg schad“,

sagt die Hegg-bacherin Charlotte

Albuschifsky.

„Lebensprägende“Zeit in Heggbach:

Wolfgang Dürrenberger geht

in Ruhestand.

„Wer hat schon dasGlück, dass er beider Arbeit Zirkusund Theater spielenkann“, Dürrenbergerist auch ausgebilde-ter Spielpädagoge.

Was für alle selbstver-ständlich ist, soll auchfür Menschen mit Behin-derungen selbstverständ-lich sein – auf demMühlenwagen beim Biberacher Schützenfest.

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Eine besondereFreude war für

Klara R. der Besucheiner Brauerei.

„Für uns beide einepositive Erfahrung

und absolute Berei-cherung“ – Jule

Weber (rechts) undKlara R.

Heggbacher Wohnverbund dialog»

„Jeder Mensch hat eine Geschichte”Jule Weber arbeitet im dritten Jahrihrer Ausbildung zur Heilerziehungs-pflegerin im Coletta-Deußer-Hausin Ochsenhausen. Im Rahmen ihresOberkurs-Projektes „Biografiearbeit“ist sie mit Bewohnerin Klara R. inderen Familiengeschichte einge-taucht. Für beide eine spannendeund bewegende Zeit.

„Wir wissen oft nicht viel von denMenschen, die wir betreuen“, sagt JuleWeber. „Während des Projektes ist mirklar geworden, dass jeder Mensch eineGeschichte hat und dass die Ausein-andersetzung mit der eigenen Lebens-welt auch für Menschen mit Behinde-rungen wichtig und unverzichtbar ist.“Deshalb hat die 24-Jährige die Er stel -lung eines Familienstammbaums mitBildern zusammen mit Klara R. alsThema ihrer Arbeitsprobe im Oberkursgewählt.

Und so hängen jetzt zwei Plakate inKlaras Zimmer, die sie stolz Mitarbei-tenden und Besucherinnen und Besu-chern zeigt: der Stammbaum mit Fo-tos ihrer Familie und ein gemeinsamgestaltetes Plakat mit Erinnerungen andas Biografieprojekt. „Nun hat jederMitarbeitende die Möglichkeit, sichmit der Familie von Klara R. zu be -schäftigen und sie hat ihre Familie nahbei sich.“ Jule Weber hat das Projekt„unglaublich viel Spaß“ gemacht. Dasses auch für die 68-jährige Klara R. eine

insgesamt schöne und besondere Er-fahrung war, hat Jule Weber bei jedemeinzelnen der zwölf ganz unter schied -lichen Termine gespürt.

Ein Ausflug, bei dem sie die Einrich-tung aufgesucht haben, in der Klara R.als Kind unter der Woche gewohnthat und zur Schule gegangen ist, hatdie beiden Frauen bis an den Boden-see geführt. Sie waren bei KlarasSchwester zu Kaffee und Kuchen ein-geladen und haben ihre beidenBrüder – den einen im Altersheim, denanderen zuhause – sowie ihren Neffenbesucht. Jule Weber hat schnellgemerkt, dass Klara R. eine große Fa-milie hat, die ihr sehr viel bedeutet.„Für Menschen, die in einemWohnheim wohnen und von uns Mit-arbeitenden abhängig sind, ist es oftschwierig, die Verbindung zu Ange-hörigen aufrecht zu erhalten.“

Zum Programm gehörte auch ein Be-such auf dem Friedhof, wo ihre Eltern

Der Stationäres Hospiz RegionNagold e.V. und die St. Elisabeth-Stiftung haben am 31. Januar einenKooperationsvertrag unterzeichnet.Der Vertrag regelt die Zusammenar-beit zwischen dem Verein und derStiftung bezüglich des geplantenHospizes in Nagold.

„Die Unterzeichnung ist das Ergebnisder Arbeit des Fördervereins, der sichseit fünf Jahren für das Hospiz starkmacht – und sie adelt die hervorra-gende Hospizarbeit, die seit mehr als25 Jahren in der Region geleistetwird“, betonte Simone Großmann,Schirmherrin des Stationäres HospizRegion Nagold e.V. „Stadt und Regionbrauchen beides: Die ambulante Be-gleitung von sterbenden Menschengenauso wie ein stationäres Hospiz.“

„Das Hospiz St. Michael als Haus fürdie Region wird wieder ein Stück

greifbarer“, freute sich BarbaraFischer, erste Vorsitzende desStationäres Hospiz Region Nagold e.V.„Wir schließen mit dem HospizSt. Michael eine Lücke in den Land-kreisen Calw und Freudenstadt sowieTeilen der Kreise Böblingen und Tübingen – auch hier brauchen ster-bende Menschen die komplette Ver-sorgung.“ Allein in den beiden KreisenCalw und Freudenstadt leben rund270.000 Menschen. „Der DeutscheHospiz- und Palliativverband rechnetmit einem Bedarf von 50 Hospizbet-ten pro eine Million Einwohner“, rech-nete Barbara Fischer vor. „Damit hättenwir einen Bedarf von 13 Betten – wirrechnen damit, dass das Hospiz gutausgelastet sein wird.“

Momentan kalkuliert der Verein mitBaukosten von 2,8 Millionen Euro.Über 700.000 Euro haben die Mitglie-der mit breiter Unterstützung aus Be-völkerung, lokaler Wirtschaft und Kul-tur schon zusammengetragen. BarbaraFischer ist optimistisch, dass auch diefehlenden 2,1 Millionen Euro nochzusammenkommen. Sie und der Ver-ein wünschen sich, dass noch 2017der erste Spatenstich erfolgen kann.

Als Betriebsträgerin und Bauträgerinhat der Stationäres Hospiz RegionNagold e.V. die St. Elisabeth-Stiftungan Bord geholt – auch wegen derenErfahrung aus dem Betrieb der beiden

Hospize in Biberach und Ravensburg.„Wir sind hier in Nagold aufMenschen gestoßen, die sich seit vie-len Jahren für dieses Projekt mit vielHerzblut engagieren“, sagte Stiftungs-vorstand Peter Wittmann. „Unserebeiden Hospize haben mit acht Bettengenau die Größe, wie sie auch in Na-gold geplant ist. Wir freuen uns dar-auf, unsere Erfahrungen und unserFachwissen hier einzubringen.“ DerKooperationsvertrag, den Verein undStiftung am 31. Januar in denRäumen der Volksbank Nagold unter-zeichnet haben, regelt die Rechte undPflichten beider Partner.

Nach der Abstimmung der Pläne derbeiden Partner mit der Heimaufsichtgeht es nach Ostern in die Fachpla-nung. Der nächste Schritt ist die Pro-fanierung der Kirche St. Michael inNagold Ende September und der Ab-riss des dortigen Gemeindezentrums –auf diesem Gelände soll das Hospizgebaut werden. Im Frühjahr 2018 soll –wetterabhängig – mit dem Bau desHospizes begonnen werden. Die Fer-tigstellung und geplante Eröffnungist für Anfang 2019 vorgesehen.Dagmar Brauchle

(von links): PeterWittmann, Sprecher

des Vorstands der St. Elisabeth-

Stiftung, BarbaraFischer, erste Vorsit-zende des Stationä-

res Hospiz RegionNagold e.V., und Peter Holzhauer,

zweiter Vorsitzenderdes Vereins, unter-

zeichneten im Beisein von Schirm-herrin Simone Groß-mann die Koopera -tionsvereinbarung.

Auf dem Geländedes heutigen

GemeindezentrumsSt. Michael im

Nagolder StadtteilKernen soll das Hos-piz gebaut werden.

und ihre Schwester begraben liegen.„Das hat sie unheimlich bewegt. Trotz-dem war es ein positiver, Kraft schen-kender Moment – für sie und auch fürmich“, erinnert sich Jule Weber. Eine„echte Herausforderung“ war für beidedas Ausfüllen einer Patientenverfü-gung in leichter Sprache. „Ich habegespürt, dass die Auseinandersetzungmit dem eigenen Leben, mit Krankheitund Tod für sie belastend war.“

Voller Leichtigkeit und Freude warendagegen Unternehmungen wie einEinkaufsbummel in Biberach, das Backen eines Kuchens für die anderenSenioren und Seniorinnen oder der„Sudabend“ in einer Brauerei. Hier ha-ben die beiden miteinander gevespertund beim Brauen zugesehen und Bier-Liebhaberin Klara hat sich ein Glas Bierschmecken lassen. „Sie war ganz ausdem Häuschen, als ich ihr erzählte, wowir hinfahren“, lacht Jule Weber.

Das gesamte Projekt war „für uns bei-de eine positive Erfahrung und abso-lute Bereicherung“, fasst Jule Weberzusammen. „Besonders schön war dieEins-zu-Eins-Betreuung, die Klara R. indieser Zeit erfahren hat. Sie stand alsMensch im Mittelpunkt und fühltesich dadurch angenommen und wert-geschätzt.“ Viel gekostet haben die ge-meinsamen Unternehmungen nicht,bei der kleinen Rente, die Klara R. er-hält, wäre dennoch nicht alles möglichgewesen. „Überglücklich und dankbar“waren sie und Jule Weber deshalbüber die finanzielle Unterstützung desProjekts durch den Verein der Freundeund Förderer e.V. Dagmar Brauchle

Das Hospiz St. Michael in Nagold rückt näher

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Kinder · Jugend · Familie

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dialog»

Seit Jahresbeginn verstärkt BarbaraBinner das Team der Interdisziplinä-ren Frühförderstelle (IFFS) in Blau-beuren. Die Logopädin ermöglichtes, dort noch mehr Leistungen untereinem Dach anzubieten. Für den25. April lädt die IFFS in die neuenRäume in der Weilerstraße 41 ein.

Die IFFS in der Blautopf-Stadt ist nebenEhingen und Langenau eine der dreiFrühförderstellen im Alb-Donau-Kreis.Seit 2010 befinden sie sich in Träger-schaft der St. Elisabeth-Stiftung. Vonihrem Sitz in der Weilerstraße 41 ausunterstützt die Stelle pro Jahr knapp100 Kinder mit Entwicklungsverzöge-rungen, Verhaltensauffälligkeiten, dro-henden oder tatsächlichen Behinder -ungen ab dem Alter von wenigen

Monaten bis zum Schuleintritt. Dazukommt die Arbeit mit deren Eltern, dieberaten und begleitet werden.

In der Frühförderstelle Blaubeuren ar-beiten die Heilpädagogin Lore Fischer,die Ergotherapeutin Nadine Andreeund die Diplompsychologin Magdale-ne Wiedenmann, zugleich Leiterin allerdrei IFFS. Mit Barbara Binner erweitertsich das Leistungsspektrum des Teamsum einen vierten Fachbereich: Logo-pädie. Es sei die Regel, dass bei denjungen Klienten Mehrfachauffällig-keiten zu beobachten seien, so dieErfahrung der Mitarbeiterinnen - etwa75 bis 80 Prozent der betreuten Kinderleiden unter Sprachproblemen.„Hier können wir mit Logopädie, alsoSprach-, Sprech- und Stimmtherapie

Die Logopädin Bar-bara Binner (rechts),verstärkt das Teamder Interdisziplinä-ren Frühförderstelle

Blaubeuren (linksHeilpädagogin LoreFischer, in der Mitte

ErgotherapeutinNadine Andree).

Logopädin verstärkt Frühförderstellehelfen“, sagt Lore Fischer. Nadine An-dree ergänzt: „Wir können jetzt nochmehr Leistungen unter einem Dachanbieten – das erspart den betroffe-nen Familien zusätzliche Wege.“

Frühförder- sind zugleich Koordinie-rungsstellen und damit Mittelpunkteines umfassenden Netzwerks, das beiBedarf Ärzte und Therapeuten ebensoeinbezieht wie die zuständigen Ämterund die betreffenden Einrichtungender Kinderbetreuung. Eine Fördermaß-nahme werde immer mit den Fach -kräften abgestimmt, aber gerade auchmit den Eltern, die nach Möglichkeiteng darin mit einbezogen würden.Verfolgt werde ein interdisziplinärerund ganzheitlicher Ansatz im Rahmender Entwicklungsdiagnostik, ziehenFischer und Andree eine klare Grenzli-nie zum ärztlich-medizinischen Be-reich.

In der Regel sind die Kinder einmal proWoche in Einzel- oder Gruppenförde-rung zu Gast. Der Spielbeobachtungsowie mit der diagnostischen Erfas-sung des Entwicklungsstandes und derBesprechung der Fördermöglichkeitenim gesamten Team folgt die Ausarbei-tung eines bedarfsgerechten Behand-lungsplans. Ist eine Fördermaßnahmezu Ende, wird ein Abschlussberichterstellt und gegebenenfalls die Weiter-empfehlung zu einer schulbegleitendenFördermaßnahme ausgesprochen.Thomas Vogel

Schwester Maria Matutina Pfau,mit Kosename „Matu“ genannt,wurde in der Schule St. Franziskusder St. Elisabeth-Stiftung verab -schiedet. Ungern ließen Schüler -schaft und Mitarbeitende die 80-jährige Franziskanerin von Reuteziehen. 13 Jahre lang hatte siehier so viele Menschen durch ihreliebevolle Art glücklich gemacht.

Ihr runder Geburtstag wurde zum An-lass genommen, die Laufbahn in derSchule für Kinder und Jugendliche mitUnterstützungsbedarf zu beenden. ImKloster Reute möchte sie fortan imPflegeheim der Schwestern weiterwir-ken. 13 Jahre lang war sie in Ingerkin-gen im Einsatz. Als „Mädchen für al-les“ bereicherte sie den Alltag in denKlassen. Sie begleitete die Kinder beiPilgerfahrten nach Lourdes, half beider Essensverteilung mit, versorgtedie Wäsche, übernahm Mesner-Dien-ste und begeisterte mit ihrem Blu-menschmuck und ihrer Marmelade.

Sie tat aber noch viel mehr: Sie umar-mte oft, streichelte Hände und Wan-gen und sprach sehr viel mit denKindern und Jugendlichen, zu denensie offenkundig einen besonderen Zu-gang hatte.

Aufgewachsen in Baienfurt, in einerFamilie mit zwölf Geschwistern, konn-te sie mit turbulenten Situationenumgehen. Sie ging herzlich und offen

auf jeden zu – und alle suchten ihreGegenwart. „Sie hatten das Herz aufdem richtigen Fleck“, so BernhardBuck. „Sie haben so vielen notleiden-den Menschen in Ihrem Leben gehol-fen“, spannte der Leiter der SchuleSt. Franziskus den Bogen noch größermit Blick auf ihr Lebenswerk.

Die Franziskanerin hat auch in derMission in Indonesien, Afrika und inWeißrussland mitgearbeitet, war inder Gärtnerei im Kloster Reutebeschäftigt und hat Kleidung für Krisengebiete verschickt.

Sr. Matutina Pfaunahm sich immerfür alle Zeit, auch

bei ihrem Abschieddurften ihr alle

nochmals die Handschütteln, links dieLehrerin Liselotte

Renouard und in derMitte die Schülerin

Sara Gänsdorfer.

„Matu“ in den Ruhestand verabschiedetAls Dankeschön hatten die Klassenmehrere Lieder vorbereitet. Die Lehre-rin Regina Battista beschenkte Sr. Matutina mit einem Stück mit auf siepassend geschnitztem Text. ZahlreicheSchülerinnen und Schüler standendanach an, um ihr persönlich zu dan-ken und sie zum Abschied zu beschen-ken. Mit einer Einladung zum Essenklang die Feier für Sr. Matutina aus.Claudia Flassak

Ehinger Straße

Karlstraße Karlstraße

Marktstraße

Bahnhofstraße

Ulmer Straße

Sonderbucher Steige

nach Sonderbuch

nach Bad Urach, Reutlingen

nach Schelklingen, Ehingen

nach Gerhausen, Ulm

B 492

B 28

B 28

Blaubeuren

Bergstr . Weilerstraße

Schille

rstr.

Bergstr.

Talmühl

eweg

Talmühle

Tag der offenen Tür

Die Blaubeurer IFFS hat im Oktober2016 neue und größere Räume inder Weilerstraße 41 bezogen.

Am Dienstag, 25. April werden diesein einem „Tag der offenen Tür“ von16 bis 18 Uhr allen Interessiertenpräsentiert.

Die Aktion dient dem Kennenlernenund dem Austausch, sowie zum Ab-bau etwaiger Hemmschwellen.

Immer am 1. Mai lädt die FamilieTasci alle Bewohner und Mitarbeitervon Haus Raphael zu einem türki-schen Büffet ein. Die ganze Familieaus allen Teilen Süddeutschlandskocht tagelang leckere Gerichte, bereitet alles vor und bewirtet dann 60 bis 70 Gäste im Innenhof.

Mit diesem Fest erinnert die Familiean das verstorbene Familien ober -haupt – für die Tascis ist es eine gute Tradition, an dessen Todestaganderen eine Freude zu machen undGutes zu tun.Christian Metz

Türkisches Buffet im Haus Raphael in Ingerkingen

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2524

dialog»

„Es ist cool, Erwachsene zu unterrichten!“Sechs Schülerinnen und Schülerder Laupheimer Friedrich-Adler-Realschule schlüpfen für einPraktikum in die Lernbegleiter-Rolle. Sie helfen Beschäftigten derWfbM Laupheim dabei, mit demPC umzugehen.

„Paradise-Cocktail“ erscheint auf demBildschirm, als Sven Obermeier imPC-Raum der Friedrich-Adler-Schuleseine Datei öffnet. Links von ihm sitztder Achtklässler Benjamin Kulik. Diebeiden kennen sich bereits. Benjaminwar mit seinen Mitschülerinnen undMitschülern zu Beginn des Projektsam Arbeitsplatz der PC-Neulinge inder WfbM Laupheim. Birgit Auer-Rie-mann, Mitarbeiterin in der Erwachse-nen-Bildung der Werkstatt, hatte dieIdee. Warum sollten nicht Schüler imRahmen ihres Praktikums „Themen-orientiertes Projekt Soziales Engage-ment/TOP SE“, den Beschäftigten helfenbeim Erstellen eines Lebenslaufes, derGestaltung von Visitenkarten odereines Plakates?

Da in der Werkstatt eine Faschings-party bevorsteht, auf der er die alko-holfreien Cocktails mixt, möchte SvenObermeier heute sein Plakat fertigstellen. Drei Reihen weiter hintenunterstützt an diesem Mittwochnach-mittag Samed Erkan in aller Ruhe

Wolfgang Hepp dabei, die Suchbegrif-fe einzutippen, unter denen man imInternet bunte Logos für ein Plakatfinden kann. „Es läuft gut“, meint erauf die Frage, wie er sich in der Rolledes Lernbegleiters fühlt. Er findet escool, Erwachsenen beim Umgang mitdem PC zu helfen, den er privat aller-dings häufiger zum Spielen nutzt.

In der zweiten Reihe kniet sich Ethik-Lehrerin Iris Bock zwischen zwei an-dere Duos, um schnell zu zeigen, wieman kostenlos Fotos herunterladenkann. Das interessiert alle. Auch SonjaRothmund, Niederlassungsleitung Be-gleitende Dienste, die mit dem Projektmit seinen insgesamt zwölf Terminenzur Halbzeit sehr zufrieden ist, geselltsich dazu. Richtig lustig geht es zu beiIngeborg Beißwenger, die ganz begei-stert von ihrer jungen „Lehrerin“schwärmt. „Die Helen ist super. Ich wäre alleine nicht darauf gekommen,so was zu lernen. Toll, dass Schüler mituns üben, da traut man sich gleich,alles zu fragen.“ Die Frauen habenwährend des Unterrichts viel Spaßmiteinander, konzentrieren sich aberimmer wieder auf den Bildschirm.

Am Ende schreiben die Jugendlicheneinen Bericht über das PC-Schulungs-Projekt für ihre Mitschülerinnen undMitschülern, die in anderen Sozialein-

richtungen ein Praktikum absolvieren.Zum Abschluss gibt es ein Zertifikat,wie Ethik-Lehrerin Iris Bock erläutert.Ziel dieses für alle achten Klassen derRealschulen Baden-Württembergsverpflichtenden Sozialpraktikums istes, eigene Stärken und Schwächen zuerkennen, Teamarbeit zu üben und zulernen, für andere Menschen Verant-wortung zu übernehmen.

An sechs Nachmittagen haben dieSchülerinnen und Schüler nun bereitsmiteinander geübt. Der Eins-zu- eins-Unterricht ist besonders wichtig, dajeder der Lernenden auf einem ande-ren Stand ist. Manche haben noch nieam Computer gearbeitet, andere ken-nen sich schon recht gut aus. SvenObermeier, der in einer Wohngruppelebt, möchte sich selbst einen Com-puter anschaffen: „Deshalb macheich diesen Kurs“. Aufklärung über dieGefahren des Internets steht daherauch auf dem Stundenplan. Zum En-de des Kurses wird es ein Nachtreffenin der WfbM Laupheim geben. Ganzspontan wurden die Realschüler vonihren zum Teil wesentlich älteren PC-„Lehrlingen“ auch zur Faschingspartyeingeladen. Sie müssen doch probie-ren, wie der Paradise-Cocktail unddie Hawaii-Bowle schmecken, die aufden Plakaten beworben werden.Andrea Reck

Ingeborg Beißwenger(links) und Helen Cicek haben viel

Spaß miteinander.

Heggbacher Werkstattverbund

Das Berufliche Bildungszentrum(BBZ) des Heggbacher Werkstatt-verbunds unterstützt seit einemJahr Langzeitarbeitslose mit Sucht-erkrankung in einem Projekt zurberuflichen Wiedereingliederung. „NaWiSu“ (nachhaltige Wiederein-gliederung suchtkranker Menschen)wird aus Mitteln des EuropäischenSozialfonds und des LandesBaden-Württemberg gefördert.

Das BBZ arbeitet bei NaWiSu mit derPsychosozialen Beratungsstelle derCaritas Biberach-Saulgau zusammen.Ziel ist es, dass die derzeit zwölf Teil-nehmerinnen und Teilnehmer trotzeiner bestehenden Abhängigkeit wie-der eine Arbeit aufnehmen können.

Menschen wie Miriam Schrenk zumBeispiel. Die gepflegte, zierliche Frauhat eine lange Drogenkarriere hintersich. Groß geworden ist sie in einer

„Ich kann doch noch die Kurve kriegen“Adoptivfamilie in Ulm, ihre leiblicheMutter will bis heute keinen Kontaktmit ihr. Mit 13 begann sie zu rauchen,mit 14 Alkohol zu trinken, mit 16 ka-men weitere Drogen dazu. „Heroin,Kokain, Ecstasy – ich habe so gut wiealles durch“, erzählt die 40-Jährige,während sie auf die anderen Teilneh-merinnen und Teilnehmer wartet, umins Laupheimer Planetarium zu fah-ren. NaWiSu findet wochentags von8.30 bis 14.30 Uhr statt, ein halberTag in der Woche ist während der achtMonate im Kurs für Freizeitaktivitätenreserviert.

Miriam Schrenk sieht in NaWiSu eineechte Chance. Sie lebte monatelangauf der Straße, kam ins Gefängnisund stand bei der Entlassung vor derFrage „Wo geht’s hin?“ Seit Januar hatsie eine eigene Wohnung in Biberach:„Das ist das erste Mal, dass ich wirk-lich selbständig lebe. Ein unglaublichesGefühl.“ Sie kommt gerne zum Kurs:„Die Dozenten motivieren uns sehr.Wir lernen, am Computer zu arbeiten,schauen, wo unsere Stärken liegen.Für mich ist dieser Kurs wahnsinnigwichtig. Ich weiß, ich kann jetzt dochnoch die Kurve kriegen.“

Eine der Dozentinnen ist Petra Jung,Sozial-, Job- und Bildungscoach desHeggbacher Werkstattverbunds. „DieMänner und Frauen hier bringen alleihre eigene Geschichte mit, die erklärt,warum sie in dieser Gesellschaft eherAußenseiter sind“, sagt Petra Jung.

„Sie dabei zu unterstützen, sich wie-der ihrer Stärken, Kenntnisse und Fer-tigkeiten bewusst zu werden und sichweiterzuentwickeln, ist unser Ansporn.“

Die Kursteilnehmer und -teilnehme-rinnen lernen wieder aktiv zu sein,durch Werkunterricht und durch dasReparieren von Fahrrädern mit enga-gierter Unterstützung der Firma Rad-Zipfel-Service in Biberach. Sie erwerben und trainieren ihre sozialenKompetenzen. Sie gestalten ihre eigene Bewerbungsmappe. Bei Grup-penaktivitäten geht es zudem um das Sozialverhalten. Ein Einzel-Job -coaching ist zentraler Bestandteil derMaßnahme.

Abstinenz ist keine Voraussetzung

Das Besondere an diesem Projekt: Abstinenz ist keine Voraussetzung. Die Probleme sind vielfältig: Drogenund nicht stoffgebundenes Suchtver-halten wie Spielsucht erschweren dieKursteilnahme. Es gibt Krankheitspha-sen, manche brechen ab – aber dieMaßnahme kann eben auch in einerÜbernahme in eine sozialversicher-ungspflichtige Beschäftigung enden.Darauf hofft auch Miriam Schrenk.Sie würde gerne in der Altenpflege arbeiten und möchte dafür ein Prakti-kum machen. Ein weiteres großesZiel ist es, dass ihre Kinder mitZustimmung des Jugendamtes zu Besuch kommen und bei ihr über -nachten dürfen. Dafür richtet sie ihrekleine Zweizimmerwohnung liebevollher und arbeitet hart an sich. DasWichtigste: Sie hat gelernt zu sagen„Bitte hilf mir“. Andrea Reck

Kontakt:St. Elisabeth-StiftungHeggbacher WerkstattverbundBerufliches Bildungszentrum

Telefon: 07392 977970 81www.st-elisabeth-stiftung.de

Miriam Schrenk(Mitte) und ihre

derzeit ausschießlichmännlichen Kurskol-legen bereiten sich

mit Petra Jung, Dozentin des BBZ,

auf den beruflichen Neueinstieg vor.

Miriam Schrenkschaut wieder

optimistisch in dieZukunft.

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social4you

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Yannick Walterwill nach dem FSJ

ein Studiumbeginnen.

„Ich unterstütze,wo ich gerade

gebraucht werde“,Yannick Walter

bei seiner Tätig-keit in der Werk-

gemeinschaftEhingen.

Die St. Elisabeth-Stiftung be-schäftigt in ihren Einrichtun-gen rund 80 junge Menschen,die sich im Rahmen eines Frei-willigen Sozialen Jahres (FSJ)oder eines Bundesfreiwilligen-dienstes (Bufdi) engagieren.Einer von ihnen ist YannickWalter. Er arbeitet in den

Werkgemeinschaften in Ehingenund Laichingen.

Der 19-jährige Yannick Walter ausBerghülen bei Laichingen hat am1. Januar 2017 ein halbjähriges FSJin der Werkgemeinschaft Ehingen imHeggbacher Werkstattverbund begon-nen. Danach will er ein Studium derBiologie in Hamburg oder Berlin be-ginnen.

In der Ehinger Werkgemeinschaft fürseelisch kranke Menschen hat derFSJler viele verschiedene Aufgaben.„Ich unterstütze, wo ich gerade ge-braucht werde“, erzählt der 19-Jähri-ge. Er arbeitet in der Elektro-Montagemit. „Mal muss ich im Bus Leute weg-fahren oder abholen. Ich bin auchmanchmal zur Aufsicht in denverschiedenen Arbeitsgruppen einge-teilt. Oder ich helfe zusammen mit denBeschäftigten ganz einfach beimDekorieren des Speisesaals mit.“ Dem FSJler gefällt, dass es in derWerkgemeinschaft in der Ehinger Ka-

tharinasteige „weniger darum geht,Leistung zu bringen, sondern eherdarum, überhaupt etwas zu arbeiten“.In dem „speziellen Arbeitsmarkt nebendem allgemeinen Arbeitsmarkt“ gebees einen „schönen Umgang unterein-ander“, obwohl die Menschen soverschieden seien. „Mal hat einer30 Jahre Berufserfahrung als Fachar-beiter, mal hat jemand auf dem allge-meinen Arbeitsmarkt wegen seinerpsychischen Erkrankung noch garkeine Erfahrung sammeln können“,beschreibt der junge Mann dieSituation in der Werkgemeinschaft.

Der FSJler interessiert sich für dieverschiedenen seelischen Krankheits-bilder. „Ich frage die Beschäftigtenmanchmal nach ihrem Befinden“, sagtWalter. „Manche erzählen dann malweniger, mal mehr von sich.“

In die Werkgemeinschaft Ehingen istWalter durch Zufall gekommen. Weiler im vergangenen Jahr nach einemlangen Urlaubsaufenthalt in Austra-lien keinen Studienplatz bekommenhatte, nahm sich der Berghülener vor,die Zeit bis zur nächsten Bewerbungan den Universitäten mit einem FSJ zuüberbrücken und „einfach mal einensozialen Job auszuprobieren“. Für die-sen bekommt er einschließlich Vesper-und Fahrgeld; knapp 400 Euro monat-lich. Die St. Elisabeth-Stiftung wird

den jungen Mann nach einem Kurs -aufenthalt in Rot an der Rot bald inder Werkstatt Laichingen im dortigenUnterstützungszentrum einsetzen.„Dort gibt es nur eine Arbeitsgruppe,und ich werde neben Aufsicht undMontagearbeit auch bei der Essens-ausgabe helfen“, weiß Walter schonjetzt.

Dienst dauert 6 bis 18 Monate

Christina Lämmle, Ausbildungsverant-wortliche in der Personalabteilung derSt. Elisabeth-Stiftung, sagt, dass dieFSJler und Bufdis sich für einenDienst von sechs bis 18 Monatenverpflichten. Die Motivation dieserBeschäftigten ist meist, in einen so-zialen Beruf hinein zu schnuppernoder – wie Yannick Walter – die Zeitbis zum Studienbeginn sinnvoll zunutzen.

Außer im Heggbacher Werkstattver-bund arbeiten jungen Menschen imHeggbacher Wohnverbund für Men-schen mit Behinderungen, in denBereichen Kinder · Jugend · Familie,in der Altenhilfe oder im BereichGesundheit und Entwicklung. Die Tätigkeiten der FSJler und Bufdissind „nah an den Menschen“, betontChristina Lämmle.Dietmar Burgmaier

Mal einen sozialen Job ausprobieren

Infos zu FSJ undBundesfreiwilligendienst

Wer sich für ein FSJ oder einenBufdi interessiert, kann sich beiChristina Lämmle unter derTelefonnummer 07524 906-206melden.

dialog»

Integration von Flüchtlingen in die Pflege

WohnparkleiterinClaudia Ziegler unddie Bewohnerinnenund Bewohner des

Wohnparks St. Mar-tinus schätzen Denis

Stefanovic.

20 Projekte wurdenbundesweit einge-

reicht – die Berufs-fachschule für

Altenpflege/-hilfedes IfSB in Wangenhat den ersten Preis

beim Wettbewerbdes Deutschen

Caritasverbandeszum Thema „Inte-

gration von Flücht-lingen in der Pflege“gewonnen. Fachbe-reichsleiter ThomasEbel und Deutsch-

lehrerin PetraBergmann freuen

sich mit dem Migrantenkurs über

den Preis.

Eine Qualifikation von Flüchtlingenzum Altenpflegehelfer kombiniertmit einem Deutschkurs: Dieses Pro-jekt hat dem Institut für sozialeBerufe (IfSB) Ravensburg den erstenPreis bei einem Wettbewerb desDeutschen Caritasverbandes einge-bracht. Einer der Teilnehmer istDenis Stefanovic aus Serbien.

„Ich mag diese Arbeit, ich gehe gernmit Leuten um, es macht mir Freude,alten Menschen zu helfen.“ Denis hatseinen Traumberuf gefunden. Mit denBewohnerinnen und Bewohnern desWohnparks St. Martinus in Fronreute-Blitzenreute ist er bereits gut vertraut.Sie kennen und mögen ihn. AuchWohnparkleiterin Claudia Ziegler istvoll des Lobes: Sie bescheinigt demjungen Mann sehr gutes Einfühlungs-vermögen, Flexibilität und Zuverläs-sigkeit. Er brauche zwar jetzt amAnfang noch intensive Anleitung.Aber die Wohnparkleiterin ist beein-

druckt, welchen Einsatz Denis bringt:„Dienste im Wohnpark, Schule, Lernen –ihm ist nichts zu viel.“

Zwei Tage in der Woche hat Denis Un-terricht in Wangen an der Berufsfach-schule für Altenpflege des Institutsfür Soziale Berufe. Sein Lieblingsfachist Deutsch. Der intensive Deutsch-kurs mit zehn Stunden in der Wocheist eins der Markenzeichen des Kurses,sagt Fachbereichsleiter Thomas Ebel.Schon bei der Bewerbung müssen dieKursteilnehmer und -teilnehmerinnensolide Grundkenntnisse in Deutschnachweisen. Drei Tage in der Wochearbeiten die Kursteilnehmer und -teil-nehmerinnen in Alten- und Pflegehei-men oder ambulanten Diensten.Praxis partner sind Pflegeheime derRegion, die Stadt Wangen, die StadtRavensburg, die St. Elisabeth-Stiftungsowie die Stiftung Liebenau. Die meisten angehenden Altenpflege -helferinnen und -helfer kommen ausafrikani schen Staaten wie Gambia,Togo, Kamerun, dem Senegal und Ma-dagaskar. „In ihren Ländern genießenalte Menschen eine ganz hohe Wert-schätzung“, berichtet Ebel. „Das istgut für die Altenpflege.“ DieAkzeptanz der Schülerinnen undSchüler in den Heimen sei denn auchsehr groß.

Die meisten von ihnen leben in Ge -meinschaftsunterkünften für Flücht-linge. Da haben sie es oft nicht leicht,

Ruhe zum Lernen zu finden. Fachbe-reichsleiter Ebel lobt die hohe Motiva-tion der Teilnehmer und Teilnehmer-innen und berichtet, dass sie guteFortschritte machen. Von den 16Schülerinnen und Schülern, die imSeptember mit dem Kurs begonnenhaben, sind noch 14 mit Begeisterungdabei.

Wer nach zwei Jahren die Abschluss-prüfung besteht, ist staatlich aner-kannter Altenpflegehelfer/anerkann-te Altenpflegehelferin. Weitere zweiJahre dauert die Ausbildung zurAltenpflege-Fachkraft. Der integrativeKurs ist offensichtlich ein Erfolg: ImSeptember soll in Ravensburg am In-stitut für soziale Berufe bereits dernächste starten, zehn bis zwölf An-meldungen gibt es schon jetzt. Mitdem Preisgeld für den laufenden Kurswill Fachbereichsleiter Ebel seinerKlasse eine Abschlussfahrt nachBerlin finanzieren.

Claudia Ziegler hofft, dass ihr SchülerDenis nach der Ausbildung inDeutschland bleiben kann. „Das wäreeine Katastrophe, wenn wir einensolch hochmotivierten jungen Mann,den wir selber ausgebildet haben, ver-lieren würden“, sagt sie. „Ich bin sehrfroh, dass Denis bei uns ist.“ Denisselber geht es genauso: Er möchte amliebsten dauerhaft im Wohnpark St. Martinus arbeiten.Elke Oberländer