Terra Sigillata Museum · Texte: Dr. Holger Trimpert. Fotos: Alexandra Benz, Schnorr Keramik...

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Töpfermarkt Produkte, Handel und Logistik Neben der Baukeramik und der Terra Sigillata wurden auch andere Keramikarten in Tabernae hergestellt (Terra Nigra, Keramik mit weißer, roter oder schwarzer Engobe, tongrundige Ware wie Amphoren u.a.). Voraussetzung für die marktbeherrschende Stellung von Tabernae war der Vertrieb und der Absatz der Produkte durch spezialisierte Keramikhändler (negotiatores rei cretariae). Der Transport der zerbrechlichen Ware erfolgte, wenn möglich, auf den Flüssen (Rhein, Donau). Das Hauptabsatzgebiet für die Terra Sigillata aus Tabernae war das rechtsrheinische Gebiet und die Provinzen an der Donau. Aber auch nach Britannien sowie zu den Germanen jenseits des Limes und nach Skandinavien und Polen gelangten die Gefäße. Terra Sigillata war im 2. und 3. Jh. n. Chr. für weite Teile der Bevölkerung bezahlbar, eine Reliefschüssel kostete damals 20 As, ein Legionär verdiente 16 As am Tag. Anfahrt Kontakt Terra Sigillata Museum Rheinzabern e. V. Hauptstraße 35 76764 Rheinzabern Telefon 0 72 72 / 95 58 93 E-Mail [email protected] www.terra-sigillata-museum.de Öffnungszeiten Mittwoch bis Sonntag 11.00 bis 17.00 Uhr Gruppen nach Vereinbarung Museumspädagogische Betreuung auf Voranmeldung Römische Töpferindustrie_Produktion und Handel_Lebenswelten im Vicus Karlsruhe Ludwigshafen Stuttgart Heilbronn Speyer Frankfurt Rhein Mainz Basel A5 A6 A65 B9 A8 Rheinzabern Krüge und kleine Amphoren, 1./2. Jh. n. Chr. Goldmünze (Aureus) des Severus Alexander, zwischen 222 und 228 n. Chr. in Rom geprägt. . Terra Sigillata Näpfe für den alltäglichen Gebrauch Texte: Dr. Holger Trimpert. Fotos: Alexandra Benz, Schnorr Keramik Gestaltung: Cornelia Frank Gefördert mit Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur unter fachlicher Beratung des Museumsverbands Rheinland-Pfalz Terra Sigillata Museum Rheinzabern TS Flyer09_end 24.04.2009 8:33 Uhr Seite 1

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und Logistik

Neben der Baukeramik und der Terra Sigillatawurden auch andere Keramikarten in Tabernaehergestellt (Terra Nigra, Keramik mit weißer,roter oder schwarzer Engobe, tongrundige Warewie Amphoren u.a.).Voraussetzung für die marktbeherrschendeStellung von Tabernae war der Vertrieb und der Absatz der Produkte durch spezialisierteKeramikhändler (negotiatores rei cretariae). Der Transport der zerbrechlichen Ware erfolgte,wenn möglich, auf den Flüssen (Rhein, Donau).

Das Hauptabsatzgebiet für die Terra Sigillata ausTabernae war das rechtsrheinische Gebiet und dieProvinzen an der Donau. Aber auch nach Britanniensowie zu den Germanen jenseits des Limes und nachSkandinavien und Polen gelangten die Gefäße. TerraSigillata war im 2. und 3. Jh. n. Chr. für weite Teileder Bevölkerung bezahlbar, eine Reliefschüssel kostetedamals 20 As, ein Legionär verdiente 16 As am Tag.

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Rheinzabern e. V.Hauptstraße 3576764 RheinzabernTelefon 0 72 72 / 95 58 93 E-Mail [email protected]

Öffnungszeiten Mittwoch bis Sonntag 11.00 bis 17.00 UhrGruppen nach VereinbarungMuseumspädagogische Betreuung auf Voranmeldung

Römische Töpferindustrie_Produktionund Handel_Lebenswelten im Vicus

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Krüge und kleine Amphoren, 1./2. Jh. n. Chr.

Goldmünze (Aureus) des Severus Alexander,zwischen 222 und 228 n. Chr. in Rom geprägt..

Terra Sigillata Näpfe für den alltäglichen Gebrauch

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nChronik in Ton

Als einfache Straßenstation zwischen 10 und 20 n. Chr. gegründet, entwickelte sich Tabernae(Rheinzabern) im 2. und 3. Jh. zum größtenKeramikproduktionszentrum nördlich der Alpen.Voraussetzung dafür waren ausreichendeRohstoffvorkommen an Ton und Holz, die verkehrsgeografische Anbindung durch denRhein sowie die römische Fernstraße (Italien–Rheinland), eine gute Infrastruktur zurVersorgung der Bevölkerung und geschultesFachpersonal.

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taHerstellung imManufakturbetriebTerra Sigillata bedeutet „gestempelte/gesiegelteErde“. So nennt man seit Mitte des 19. Jh. dasmit einem roten Glanztonüberzug (Engobe) ver-sehene Tafelgeschirr der Römer. Tabernae warab etwa 150 bis ins 4. Jh. n. Chr. das größteProduktionszentrum für Terra Sigillata nördlichder Alpen.Neben der Gewinnung und Aufbereitung desTons und des Glanztonüberzugs umfasste dieHerstellung der Gefäße viele Produktionsschritte,die von unterschiedlichen Spezialisten arbeits-

Der Alltag im Vicus

Die Bewohner von Tabernae waren einfache Leute.Sie wohnten in Fachwerkhäusern. Die Ausstattungund das bewegliche Inventar der Haushalte warenschlicht. Truhenbeschläge, figürliche Geräteteilesowie Bronze- und Glasgefäße zeugen dennochvon einem gewissen Wohlstand. Dies belegenauch Schmuckstücke, Fibeln und kosmetischeUtensilien. In jedem Haus hat es wohl einen Altargegeben, an dem neben den Hausgöttern beson-ders die Götter des Handwerks und des Handels,Minerva und Mercur, verehrt wurden.

Die Baukeramikproduktion war ein wichtigerWirtschaftsfaktor. Zeitweise gab es in TabernaeGroßziegeleien, in denen monatlich fast 20.000Ziegel hergestellt wurden. Es waren Manufaktur-betriebe mit industriellen Produktionsabläufen.

teilig durchgeführt wurden.Formschüsseln, in die Gefäß-rohlinge gedreht wurden, mussten angefertigt werden.Nach dem Anbringen derStandringe wurden die Gefäßevor dem Brennen in denGlanztonüberzug getaucht, und schließlich mussten dieFertigprodukte gelagert und ihrVersand organisiert werden.

Überreste des römischen Ortesund der Werkstätten haben sich im Boden erhalten. Bei den Ausgrabungen 1901-1914 und 1975-1995 wurden etwa 100 Brennöfen für Tafel- undGebrauchsgeschirr, Terra Sigillataund Baukeramik gefunden.

Baukeramik

Ziegelbrennofen während derAusgrabung im Jahr 1902

Terra Sigillata Becher mitBarbotineverzierung, 3. Jh. n. Chr.

Handriss der Römerstraße und desRheinverlaufs zwischen Lauterburg undRheinzabern aus dem Jahr 1818.

Drehen des Gefäßes auf der Töpferscheibe

Formschüssel mit Punzen

Eisenring mit Gemme, die den KriegsgottMars darstellt, 2./3. Jh. n. Chr.

Kopf einer Statuette des Gottes Sol, 3. Jh. n. Chr.

Goldring mit Gemme, 3. Jh. n. Chr.

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