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Wissenschaftlicher Jahresbericht des Österreichischen Archäologischen Instituts 2010

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Wissenschaftlicher Jahresbericht des Österreichischen Archäologischen Instituts

2010

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HerausgeberÖsterreichisches Archäologisches InstitutFranz Klein-Gasse 1A-1190 Wienwww.oeai.at

© 2010 ÖAI

Für den Inhalt verantwortlich: Sabine LadstätterRedaktion: Barbara Beck-BrandtSatz: Andrea SulzgruberAlle Abbildungen, sofern nicht anders angegeben, © ÖAI.

Die in den Texten verwendeten personenbezogenen Ausdrücke beziehen sich gleichermaßen auf Frauen und Männer. Im Sinne der Lesbarkeit wurde in Teilen auf ein gendergerechtes Wording verzichtet.

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Zentrale Wien

Personal

Direktorin: Priv.-Doz. Mag. Dr. Sabine LadstätterStellvertretender Direktor: Univ.-Doz. Mag. Dr. Stefan GrohVerwaltungsleiterin: Ulrike Lang

Wissenschaftliches Personal

Dr. Maria Aurenhammer Univ.-Prof. Dr. Peter Scherrer (karenziert)Mag. Barbara Beck-Brandt Mag. Dr. Helga SedlmayerMaximilian Bergner Mag. Dr. Martin SeyerUniv.-Doz. Mag. Dr. Stefan Groh Mag. Dr. Alexander SokolicekDr. Karl Herold Mag. Dr. Martin SteskalMag. Dr. Christoph Hinker Johanna TraumüllerMag. Dr. Barbara Horejs Dr. Gudrun WlachPriv. Doz. Mag. Dr. Michael Kerschner Dr. Heinrich ZabehlickyMag. Dr. Andrea Pülz DI Gilbert WiplingerMag. Dr. Ursula Quatember Mag. Lilli Zabrana, MScMag. Dr. Ronald Risy (karenziert)

Nichtwissenschaftliches Personal

Mag. Dr. Isabella Benda-Weber Dipl.Ök. Gudrun KrakhoferMaria Bodzenta Ulrike LangMag. Ursula Egger Filiz Öztürk, MAMag. Katharina Hasitzka Mag. Gottfried ParrerMichaela Hasler Mag. Astrid PircherAngela Klees

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i. Feldforschungsprojekte im inland

i.1 Carnuntum (niederösterreich)

Die Forschungen im Thermen-Macellum-Komplex im Zentrum der Zivil stadt Carnuntum wurden 2010 wieder aufgenommen. Die Auswertung der Be-funddaten konzentrierte sich auf die Altgrabungen der Jahre 1956 – 1960, deren Hauptaugenmerk auf der Freilegung der Strukturen im Bereich des Macellums und des angrenzenden Kollegienraums lag. Die Auswertung der Grabungsdokumentation dieser Jahre erbrachte Hinweise auf die vor-bereitenden Planierungsmaßnahmen im Zuge der Errichtung dieser Bau-körper während des 2. Jahr hunderts n. Chr.

2010 wurde die Bestimmung aller Terra Sigillata-Funde aus den Gra-bungen 1956 – 1975 fertiggestellt und der gesamte Bestand (2.561 Ob-jekte) in einer Datenbank erfasst. Zusätzlich erfolgte eine Überarbeitung und Datenbankeingabe der bis 2010 aus anderen Arealen der Zivilstadt Car nuntum publizierten Sigillaten (956 Objekte) mit dem Ziel, das Ge-samtspektrum dieser Importware in die Publikation einfließen zu lassen. In Zusammenarbeit mit dem Aquincum Museum in Budapest und der Ungarischen Akademie der Wissenschaften (D. Gabler) sollen 2011 die Sigillata-Spektren der beiden pannonischen Zivilstädte von Carnuntum und Aquincum bearbeitet und exemplarisch vorgelegt werden.

Leitung: H. Sedlmayer; Kooperation: D. Gabler (Ungarische Akademie der Wissenschaften)

i.2 Pöchlarn (niederösterreich)

Im Rahmen einer von M. Mackensen (Institut für Vor- und Frühgeschicht-liche Archäologie und Provinzialrömische Archäologie der Ludwig-Maxi-milian-Universität München) betreuten Dissertation mit dem Arbeitstitel »Das römische Donaukastell Arelape/Pöchlarn« werden seit Mai 2010 Grabungen der Jahre 2002 – 2003 im niederösterreichischen Pöchlarn aufgearbeitet. Dies erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich ZEA des ÖAI und dem Bundesdenkmalamt, das die Grabungen durchführte und die Grabungsdokumentation sowie Fundmaterial zur Auswertung zur Verfügung stellt.

Mithilfe eines für die Zeit von Oktober 2010 bis Juni 2011 vom BMWF gewährten Forschungsstipendiums am ÖAI konzentrieren sich die Un-tersuchungen zunächst auf einen Grabungsabschnitt. In diesem wurden neben den Resten der Wehranlagen (zwei Wehrmauern mit einem Huf-eisenturm und drei Wehrgräben) auch jene zweier (Kasernen-)Gebäude ergraben.

Erfolgt ist die Digitalisierung der analogen Grabungspläne in AutoCAD. Darüber hinaus wurde zunächst jenes Fundmaterial (zum allergrößten Teil Keramik, wenige Stücke aus Eisen, Bronze und Glas) dokumentiert und katalogisiert, das einzelnen Befunden zuzuordnen war.

Bis zum Ablauf des Stipendiums im Juni 2011 wird das bereits doku-mentierte Fundmaterial antiquarisch analysiert und im Anschluss daran

Carnuntum. Terra Sigillata aus dem Kollegienraum in der Zivil-stadt

Carnuntum. Terra Sigillata aus den Gro-ßen Thermen in der Zivilstadt

Carnuntum. Terra Sigillata aus den Gro-ßen Thermen in der Zivilstadt

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werden die verbleibenden, nicht sicher aus Befunden stammenden Funde in Auswahl aufgenommen. Die aus der Analyse des Fundmaterials gewonnenen Erkenntnisse sollen eine erste chronologische Einordnung des Kastells und einzelner Bauphasen sowie die Untersuchung der Kontinuität des Platzes in das Früh- und Hochmittelalter ermöglichen.

Leitung: S. Groh; wissenschaftliche Bearbeitung: S. Schmid

i.3 region st. Pölten – Mautern an der Donau – Melk (niederösterreich)

Im Rahmen des 2007 begonnenen FWF-Projekts (P19227) »Die ländliche Besied-lung im Hinterland von Mautern-Favianis« wurde von 2007 – 2010 die ländliche rö-merzeitliche Besiedlung im Hinterland von Mautern-Favianis untersucht. Ziel war es, mit zerstörungsfreien Methoden der Feldarchäologie römische Raumnutzungs- und Siedlungsstrukturen im Limeshinterland zu erforschen.

2010 wurden die Feldarbeiten im Untersuchungsgebiet abgeschlossen und die Auswertung der neuen Befund- und Funddaten in Katalogform fertiggestellt. Zudem wurden neue diachrone Verbreitungskarten mit Fundplätzen von der Urgeschichte bis in das Frühmittelalter angefertigt. Die detaillierte Analyse der Projektergebnisse konzentrierte sich auf Fundplätze der späten Eisenzeit, der Römerzeit und des Früh-mittelalters.

Die Bestimmung und grafische Dokumentation aller signifikanten späteisenzeitli-chen, römischen und frühmittelalterlichen Funde aus den Surveys im Hinterland von Mautern-Favianis wurde 2010 abgeschlossen. In diesem Jahr erfolgten die Publi-kation sowie eine Präsentation der Forschungsergebnisse, die aus der Analyse der materiellen Kultur sowie der Chorologie resultierten.

Leitung: S. Groh

Mautern-Favianis, Hinter-land. Das Untersuchungs-gebiet des Survey-Projekts

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Mautern-Favianis. Frühkaiserzeitliches Keramikformenspektrum

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i.4 haselbach (niederösterreich)

In Kooperation mit dem Urgeschichtemuseum Niederösterreich in Asparn/Zaya wur-de der Fachbereich ZEA des ÖAI mit ausgedehnten geophysikalischen Messun-gen und Surveys in der spätlatènezeitlichen Siedlung von Haselbach beauftragt. Die Ergebnisse dieser Feldarbeiten bilden eine der Grundlagen für längerfristige Forschungskonzepte des Niederösterreichischen Landesmuseums zu den eisen-zeitlichen Siedlungsstrukturen in Niederösterreich.

2010 wurden Surveys mit der Aufsammlung von Oberflächenmaterial auf einer Fläche von 10 ha durchgeführt sowie auf 15 ha geomagnetische Messungen und auf einem Areal von 20 ha Suszeptibilitätsmessungen vorgenommen. Im Rahmen des Forschungsauftrags konnte die Siedlung von Haselbach in ihrer Gesamtheit erfasst werden.

Leitung: S. Groh; Kooperation: E. Lauermann, P. Treb sche (Urgeschichtemuse-um Niederösterreich Asparn/Zaya)

i.5 engelhartstetten (niederösterreich)

Im Jahr 2010 wurden Forschungen zu den germanischen Siedlungsstrukturen und römischen militärischen Einrichtungen im Barbaricum (Niederösterreich) in Koope-ration mit dem Urgeschichtemuseum Niederösterreich in Asparn/Zaya und dem Institut für Archäologie der Tschechischen Akademie der Wissenschaften in Brno initiiert. Der Fokus liegt auf der Untersuchung römischer Marschlager und germani-scher Siedlungsplätze mit geophysikalischen Messungen, Surveys und kleinflächi-gen Grabungen.

Einen ersten Forschungsschwerpunkt bildet der Fundplatz Engelhartstetten im Marchfeld. Im Vorfeld von Carnuntum befindet sich hier am linken Donauufer ein etwa 50 ha großes, bislang lediglich aus Luftbildern bekanntes Militärlager. 2010

wurden geophysikalische Messungen mit Magnetik auf einer Fläche von rund 10 ha und eine kleinflächige Grabung in einem der neu entdeckten, ca. 5 m breiten, an der Westseite des Lagers gelegenen Eingangsbereiche vorgenommen. In den geo physikalischen Messdaten war vor den Grabungen im Westen und Süden des rund 50 ha großen Lagers ein ein-facher Graben zu erkennen.

Die vom 2. bis 20. August 2010 auf einer Fläche von 8,2 × 5,4 m oder 44,3 m² durchgeführten Grabungen (B. Komoróczy) auf der Parzelle 273/1 er-brachten eine Bestätigung der in den geo-physikalischen Messungen und den Luft-

bildern erkennbaren Strukturen. Das Lager war mit einem rund 3,2 m breiten und 1,1 m tiefen Spitzgraben befestigt, der halbrund im Areal des nördlichen Eingangs-bereichs abschloss. Das im Graben vorgefundene Fundmaterial legt nach erster Durchsicht eine Datierung in die mittlere römische Kaiserzeit nahe.

Leitung: S. Groh; Kooperation: E. Lauermann (Urgeschichtemuseum Nieder-österreich Asparn/Zaya), B. Komoróczy (Institut für Archäologie der Tschechischen Akademie der Wissenschaften in Brno)

Engelhartstetten. Geophysikalische Mes-sungen im römischen Lager

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i.6 burgstall im lavanttal (Kärnten)

Neben dem bereits 1927 entdeckten Umgangstempel konnten anhand archäolo-gischer Untersuchungen der Jahre 2005 – 2006 zwei weitere charakteristische Strukturen eines antiken Heiligtums verifiziert werden, nämlich ein kleiner Recht-ecktempel und ein Herbergsgebäude. Der Fokus der Studie richtete sich auf verglei-chende Analysen der Baubefunde und der materiellen Hinterlassenschaften sowie die Geschichte des Kultbezirks vom späten 1. bis in die mittleren Jahrzehnte des 3. Jahr hunderts n. Chr. Ergänzend zu den archäologischen Forschungen wurde M. Hainzmann (Universität Graz) zur Besprechung der epigrafischen Denkmäler des Kultplatzes eingeladen sowie P. de Bernardo Stempel (Universität País Vasco) zu sprachwissenschaftlichen Untersuchungen der überlieferten Götternamen. Nach-barwissenschaftliche Forschungen erfolgten zudem auf dem Gebiet der Numismatik

Burgstall im Lavanttal. Heiligtum

Burgstall im Lavanttal. Grabungen

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(K. Vondrovec, KHM Wien) und der Archäobotanik (M. Popovtschak, Wien). Die Mo-nografie zu den Forschungen am Burgstall wurde Ende 2010 abgeschlossen.

Leitung: S. Groh

i.7 Flavia solva (Wagna, steiermark)

In Kooperation mit dem Bundesdenkmalamt Steiermark, dem Universalmuseum Joanneum und dem Archäologischen Verein Flavia Solva wird ein neuer Stadtplan des südostnorischen Municipiums Flavia Solva generiert. Dieses Forschungspro-jekt umfasst sowohl die Aufarbeitung aller relevanten Archivalien zu den Grabungen in der Stadt als auch die geophysikalische Erfassung aller noch nicht verbauten Flächen des antiken Stadtgebiets und der Gräberfelder. Die Darstellung und Pu-blikation eines vollständigen Stadtplans von Flavia Solva mit einer Neubenennung der Insulae sowie eine monografische Gesamtdarstellung der Gräberfelder mit allen bislang bekannten Grabkomplexen sind das Ziel.

2010 wurden die Daten der geophysikalischen Messungen im Stadtgebiet ausge-wertet und eine Neubenennung der Insulae vorgenommen. S. Karl bearbeitete und digitalisierte am Universalmuseum alle vorhandenen alten Pläne zu Grabungen im an-tiken Stadtgebiet seit Beginn der Forschungen des ausgehenden 19. Jahr hunderts.

Für die Gesamtdarstellung der Gräberfelder von Flavia Solva mit allen bislang bekannten Grabkomplexen wurden verschiedene Vorarbeiten koordiniert und vor-genommen. Auf Vermittlung durch G. Fuchs (ARGIS) wurden Fundmaterialien und Grabungsdokumentation der 2009 im Bereich des Gräberfeldes Altenmarkt durch-geführten Notgrabungen übernommen. Keramik- und Metallfunde wurden in den Werkstätten des ÖAI restauriert (K. Herold), Leichenbrand anthropologisch (S. Ren-hart) und Tierreste archäozoologisch (G. Christandl) ausgewertet.

Leitung: S. Groh; Kooperation: B. Hebert (Bundesdenkmalamt Steiermark), B. Porod (Universalmuseum Joanneum), G. Christian (Archäologischer Verein Flavia Solva)

Burgstall im Lavanttal. Maromogios-Stele aus dem Heiligtum

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Flavia Solva. Geophysikalische Messungen

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i.8 Markomannenkriege: Flavia solva (Wagna, steiermark) – albing (nieder­österreich)

Das 2010 am ÖAI begonnene Forschungsprojekt mit dem Arbeitstitel »Die Marko-mannenkriege – Archäologischer Befund und historische Interpretation. Ausgewähl-te Fallstudien im Donau- und Südostalpenraum« widmet sich der Verknüpfung ar-chäologischer Befunde mit der Ereignisgeschichte.

Den historischen Rahmen des Projekts bilden die Markomannenkriege von 166 – 180 n. Chr., den geografischen Rahmen die Provinzen Noricum und Pannonia superior im Einzugsgebiet der Bernsteinstraße.

Eine Schlüsselposition nimmt die Auswertung eines Zer-störungshorizonts in Flavia Solva (Wagna, Steiermark) ein. In den Häusern II, IV und V der Insula XLI am westlichen Stadtrand von Flavia Solva konnte bei Ausgrabungen zwi-schen 1989 und 1992 eine massive Brandschuttschicht dokumentiert werden. Diese bis zu 0,4 m mächtige Schicht ist nach Ausweis der Münzfunde sowie feinchronologisch signifikanter importierter Gefäßkeramik in die Zeit der Mar-komannenkriege um 170 n. Chr. zu datieren. Der Befund besitzt durch seine präzise Datierung und damit verbundene zeitliche Homogenität des Fundmaterials besonderen Quel-lenwert und liefert gewissermaßen eine Momentaufnahme der materiellen Kultur in Südostnoricum um 170 n. Chr.

Im Rahmen der Aufarbeitung des Befundes von Flavia Solva wurde 2010 die archäologische Dokumentation des

Flavia Solva. Stadtplan

Markomannenkriege, Flavia Solva. Brandschuttschicht in der Insula XLI

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Fundmaterials begonnen. Metallfunde wurden in den Werkstätten des ÖAI restau-riert (K. Herold) und Tierreste archäozoologisch untersucht (G. Christandl).

Den zweiten Projektschwerpunkt bildet die Erforschung der Militärlager, die in Zusammenhang mit den Markomannenkriegen von der anlässlich des Konflikts (165/166 n. Chr.) rekrutierten 2. Italischen Legion (Legio II Italica) errichtet wurden.

In Kooperation mit der Abteilung Bodendenkmale des Bun-desdenkmalamts ist die Aufarbeitung der 2007 im Bereich der Principia des Militärlagers von Albing festgestellten archäologi-schen Befunde und Funde vorgesehen.

Leitung: C. Hinker

i.9 strebersdorf/lutzmannsburg – Frankenau­Frakanava (burgen land)

Der über 100 ha große archäologische Fundplatz Strebersdorf – Frankenau befindet sich auf halber Strecke zwischen den bei-den römischen Städten Sopron-Ödenburg (Scarbantia) und Szombathely-Steinamanger (Savaria) (Ungarn) unmittelbar an der Bernsteinstraße. Diese besondere strategische Lage so-wie die natürlichen Ressourcen, ausgedehnte Raseneisenerz-vorkommen, waren ausschlaggebend für die Errichtung eines etwa 10 ha großen Vicus und mehrerer Militärlager.

In Strebersdorf – Frankenau wurde 2010 die geophysikali-sche Prospektion mit Magnetik und Georadar auf einer Fläche von 27 ha intensiviert. Im gesamten Siedlungsgebiet des Vicus erfolgten Radarmessungen, wodurch Gebäude mit Steinmau-erwerk nun deutlicher erkannt werden können. Der Schwer-punkt der Feldforschungen lag in der geophysikalischen Unter-suchung des Gebiets nördlich der drei Militärlager: Hier zeigte sich ein weiteres Lager mit einem Befestigungsgraben.

In Kooperation mit der Slowakischen Akademie der Wissenschaften wurden im Areal der Militärlager auch 2010 systematisch Oberflächenfunde mit Metalldetekto-ren erfasst. Die wissenschaftliche Bearbeitung der 264 Fundmünzen aus den Sur-veys nahm U. Schachinger (Numismatische Kommission, Österreichische Akade-mie der Wissenschaften) vor, die Restaurierungsarbeiten erfolgten am ÖAI durch K. Herold.

Alle archäologischen Funde aus den Grabungen des Jahres 2008 im römischen Vicus von Frankenau wurden 2010 gesichtet und hiervon rund 400 signifikante Ob-jekte in einer Datenbank erfasst. Der absolutchronologische Ansatz der stratifizier-ten Funde erlaubt es, den zeitlichen Rahmen der Befunde eines an der Bernstein-straße gelegenen, mehrräumigen Hauses vom späten 1. Jahr hundert n. Chr. bis in

die Spätantike nachzuvoll-ziehen. Ergänzend zur ar-chäologischen Bearbeitung erfolgten bioarchäologische Bestimmungen des Fundbe-stands 2008 (C. Grill, M. Po-povtschak).

Als Vorarbeiten für eine länderübergreifende GIS-Datenbank zur römischen Infrastruktur und Siedlungs-tätigkeit entlang der Bern-steinstraße wurden von

Markomannenkriege, Flavia Solva. Gestem-pelte Terra Sigillata aus der Insula XLI

Strebersdorf. Geophysikalische Messungen

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K. Lappé die Ortsakten des Landesmu-seums Burgenland aufgearbeitet und die gewonnenen Informationen in einer Da-tenbank verwaltet.

Leitung: S. Groh; Kooperation: K. El-schek (Slowakische Akademie der Wis-senschaften)

i.10 textilforschung in noricum

Auf Einladung des an der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Muse-ums Wien angesiedelten Forschungspro-jekts »Kleidung und Identität (DressID). Clothing and Identities – Textiles in the Roman Empire« wurde gemeinsam mit K. Grömer (Naturhistorisches Museum Wien) eine Studie zu ausgewählten römi-schen Textilresten aus Noricum erarbei-tet. Die aufgeworfenen Fragestellungen waren vielschichtig, neben der taphono-mischen Analyse der Befundsituationen, aus denen die Textilfunde stammten, wa-ren insbesondere die materiellen Hinter-lassenschaften wie Fibeln und Gürtelbe-schläge von entscheidender Bedeutung bei der Rekonstruktion der Tracht aus südostnorischen Grabkomplexen, die im Depot des Naturhistorischen Museums Wien lagern. Bemerkenswert waren die Ergebnisse der Faser- und Materialanaly-sen, mit Hinweisen auf feine Leinwandge-webe ebenso wie auf Leder. Die Ergeb-nisse der Studie wurden gemeinsam mit K. Grömer in den Annalen des Naturhisto-rischen Museums zum Druck eingereicht.

Wissenschaftliche Bearbeitung: H. Sedl mayer

I.11 Provinzialrömische Archäologie in Österreich 1918 – 1945

Im Rahmen des vom FWF finanzierten und vom ÖAI unterstützten Forschungspro-jekts »Provinzialrömische Archäologie in Österreich 1918 – 1945« (P20877-G02) wurden im Jahr 2010 Literatur- und Archivrecherchen zu Institutionen, Personen, Grabungsplätzen und Forschungsvorhaben und ihrem zeitgeschichtlichen Kontext in der ersten Hälfte des 20. Jahr hunderts durchgeführt.

Aus dem Archiv des ÖAI, Bestand Kärnten, wurden die für das Projekt relevan-ten Unterlagen zu den Grabungsplätzen Baldersdorf, Duel (Grabung des ÖAI im Kooperation mit der Römisch-Germanischen Kommission in Frankfurt), Karnburg (Grabung des SS-Ahnenerbes), Burgstall bei St. Margarethen, Teurnia und Ulrichs-berg in der Projektdatenbank erfasst. Allgemein lässt sich in der Korrespondenz seit 1938 eine Anpassung an die Terminologie der NS-Zeit beobachten: Die Bedeutung

Südostnorische Trachtelemente mit Textilresten

Rekonstruktion einer süd-ostnorischen Fibel- und Gürteltracht

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der Grabungsplätze im Hinblick auf ihre ›ger-manische‹ Geschichte wurde betont.

In der Projektdatenbank sind derzeit 469 Personen erfasst: Archäologen, Historiker, Prä- und Kunsthistoriker, Laienforscher, Personen aus dem politischen und wissenschaftlichen Umfeld der provinzialrömischen Archäologie.

Recherchen wurden zu den Mitgliedern des ÖAI durchgeführt, vor allem zu den Vor-gängen 1939/1940, als nach dem Anschluss des ÖAI als Zweigstelle Wien an das Archäo-logische Institut des Deutschen Reiches (1. April 1939) die Mitglieder des ÖAI vom DAI übernommen, jüdische Mitglieder aber ausge-schlossen worden waren.

Bezüglich der Frage nach Brüchen, Zäsu-ren oder Kontinuitäten lässt sich bisher sagen, dass gravierende Brüche in der Archäologie weder 1938 noch 1945 festzustellen sind, viel-mehr eine weitgehende Kontinuität von der Zeit des Ständestaates über die Zeit des Nationalsozialismus bis in die Jahre nach 1945 zu beobachten ist.

Leitung und wissenschaftliche Bearbeitung: G. Wlach

Provinzialrömische Ar-chäologie in Österreich 1918 – 1945. Teurnia, Museumseröffnung am 24. August 1924. Von links nach rechts: Martin Wutte (Geschichtsverein für Kärnten), Sylvester Leer (Landeshauptmannstell-vertreter), Emil Reisch (Direktor des ÖAI), Rudolf Egger (Sekretär des ÖAI und Ausgräber in Teurnia)

Provinzialrömische Archäologie in Österreich 1918 – 1945. Brief des »Reichsführers SS« Heinrich Himmler an Rudolf Egger, 5. Juli 1938: Himmler hat die »Schirmherrschaft« über die Ausgrabungen auf dem Zollfeld übernommen. Eine Ausgrabung soll bei der Kirche von Karnburg vorgenommen werden, um die Geschichte der Pfalz Arnulfs von Kärnten zu klären. Himmler verweist auf seine »Sach-bearbeiter«: SS-Hauptsturmführer Langsdorff und SS-Hauptsturmführer Schleif

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Nemescsó. 3-D-Rekonstruktion der Straßenstation

Nemescsó. Oberflächenfundmaterial aus der Straßenstation

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II. Feldforschungsprojekte im ausland

ii.1 nemescsó (Ungarn)

In Kooperation mit dem Savaria Museum Szombathely wird seit 2009 die archäo-logische Fundstelle von Nemescsó an der Bernsteinstraße untersucht. Neben geo-physikalischen Messungen mit Magnetik und Georadar wurde ein Survey mit der Aufsammlung von Oberflächenfunden auf einer Gesamtfläche von ca. 5 ha durch-geführt.

Die Ergebnisse indizieren eine römerzeitliche Straßenstation rund 10 km nördlich von Savaria-Szombathely, auf halber Strecke zwischen Savaria-Szombathely und den Militärlagern sowie dem Vicus von Strebersdorf – Frankenau. Der Grundriss dieser Straßenstation gleicht jenem von Sorokpolány, einer weiteren Straßenstation, die rund 10 km südlich von Savaria-Szombathely ebenfalls an der Bernsteinstraße lag. Die Abfolge von Straßenstationen, Colonia, Municipia und Vici bezeugt die re-gelhafte Infrastruktur entlang der Bernsteinstraße im untersuchten Abschnitt.

Um eine erste Information über den absolutchronologischen Ansatz des Fund-platzes Nemescsó zu erhalten, wurde ein intensiver systematischer Survey auf einer Fläche von rund 3,7 ha durchgeführt. Es erfolgte eine Dokumentation der Fundstreu-ung von Bruchsteinen und Baukeramik sowie eine Aufsammlung archäologischer Gefäß- und Kleinfunde. Unter den 120 römischen Fundstücken konnten 63 abso-lutchronologisch bestimmt werden. Sie deuten in der Aktivitätszone innerhalb der Straßenstation sowie schwerpunktmäßig in den südlich anschließenden Arealen auf eine Siedlungstätigkeit vor allem im Zeitraum zwischen 160/180 und 250/270 n. Chr. hin. Aufgrund der signifikanten gefäßkeramischen Funde ist eine intensive Nutzung der Straßenstation somit nicht vor dem letzten Drittel des 2. Jahr hunderts n. Chr. anzunehmen. Der vorläufige Datierungsansatz der Straßenstation von Nemescsó zeigt Übereinstimmungen mit der bautypologisch gleichen und archäologisch un-tersuchten Station von Sorokpolány, zumal für diese der Baubeginn in spätantonini-scher Zeit nach den Markomannenkriegen angenommen wird.

Die Ergebnisse der Forschungen 2009/2010 in Nemescsó konnten in einem aus-führlichen Beitrag in den Acta Archaeologica Academiae Scientiarum Hungaricae präsentiert werden. Als Vorarbeiten für eine länderübergreifende GIS-Datenbank zur römischen Infrastruktur und Siedlungstätigkeit entlang der Bernsteinstraße wurde für das Savaria Museum eine Datenbank generiert und die Einschulung der ungari-schen Kolleginnen und Kollegen für die Dateneingabe vorgenommen.

Leitung: S. Groh; Kooperation: P. Kiss (Savaria Museum Szombathely)

ii.2 Zohor (slowakei)

Im Rahmen einer Forschungskooperation mit der Slowakischen Akademie der Wis-senschaften werden seit 2009 Feldarbeiten in der germanischen Siedlung von Zohor durchgeführt. Die Siedlung befindet sich am Verlauf der Bernsteinstraße entlang der March im Barbaricum nördlich der Donau. Reich ausgestattete Fürstengräber und eine sehr hohe Siedlungsdichte mit intensivem römischem Import sind als Indizien für die hervorragende Stellung und überregionale Bedeutung des Siedlungsplatzes zu werten.

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2009 und 2010 wurden insgesamt 10 ha Siedlungsfläche mit Magnetik geophy-sikalisch untersucht. Die Messdaten geben wichtige Hinweise zur Struktur und Aus-dehnung einzelner Gehöfte auf dem Siedlungsplatz und dienen als Grundlage für die Planung weiterer Rettungsgrabungen. Parallel zu den Feldforschungen wird an dem Aufbau eines Geoinformationssystems zum Siedlungsplatz gearbeitet.

Leitung: S. Groh; Kooperation: K. Elschek (Slowakische Akademie der Wissen-schaften)

II.3 Ločica ob Savinji (Slowenien)

Im Rahmen einer Kooperation mit dem Inštitut za dediščino Sredozemlja der Znanst-veno-raziskovalno središče Koper Univerze na Primorskem werden die Lager der

Legio II Italica von Ločica (Slowenien) und Albing (Nieder-österreich) mit geophysikalischen Messungen und Surveys untersucht. Diese wurden vor dem Bau des Legionslagers in Lauriacum-Enns/Lorch errichtet und nur wenige Jahre ge-nutzt.

2009/2010 wurden rund 15 ha mit Magnetik und 5 ha mit Georadar in Ločica ob Savinji prospektiert, wobei sich Auf-schlüsse zur Bebauung in der Prätentura des Legionslagers ergaben. Erstmals kann die Innenbebauung des Lagers mit Mannschaftsunterkünften, Speicherbauten und dem Valetu-dinarium rekonstruiert werden. Im Zusammenhang mit den Messungen in Slowenien wurde das zweite Lager in Albing (Niederösterreich) ebenfalls geophysikalisch untersucht. 2010 lag der Schwerpunkt der Arbeiten in der Messung der Befestigungsanlage mit Georadar (2,5 ha).

Im Pokrajinski Muzej Celje konnte archäologisches Fund-material vom Areal des römischen Militärlagers in Ločica dokumentiert werden. Rö-merzeitliche Dach- und Heizungsziegel tragen den Stempelabdruck der in Ločica stationierten 2. Italischen Legion.

Grabungsleitung: S. Groh; Kooperation: I. La-zar (Inštitut za dediščino Sredozemlja der Znan-stveno-raziskovalno središče Koper Univerze na Primorskem [UP ZRS]), J. Krajšek (Pokrajinski Muzej Celje)

ii.4 san simone­simonov zaliv/isola­izola (slo­wenien)

Im Rahmen einer Kooperation mit dem Inštitut za dediščino Sredozemlja der Znanstveno-raziskoval-no središče Koper Univerze na Primorskem werden seit 2008 archäologische Forschungen in der Villa Maritima von Izola/Simonov zaliv durchgeführt. Ziel dieser Arbeiten soll die Klärung von Fragen zur Chronologie und zu den wirtschaftlichen Grundla-gen der Villa am Caput Adriae sein. Ausgehend von den Forschungen in Simonov zaliv sollen die Han-delswege und -beziehungen zu den Nordprovinzen (Noricum und Pannonien) sowie die Nutzung der

Ločica, Legionslager. Georadardaten

Ločica, Legionslager. Gestempelter Ziegel

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küstennahen Areale der Regio X und der Provinz Illyricum behandelt werden.

Die dritte Grabungskampagne in der Villa Maritima von Simonov zaliv dauerte vom 12. bis 30. April 2010. Im Rahmen dieser Kampagne wurde der 2009 eröff-nete Schnitt im Südosten der Villenanlage weiter untersucht. Bereits 2009 konnten ältere Sondagen von M. Stokin dokumen-tiert und negativ ausgehoben werden, sodass es 2010 gelang, die ersten intak-ten antiken und nachantiken Befunde zu untersuchen. In der Südostecke des Gra-bungsschnitts verläuft die Trasse einer ge-schotterten (früh)neuzeitlichen Straße, die von Nordwesten zum Hafen von San Si-mone führt. Der stark verdichtete Straßen-körper besitzt eine Mächtigkeit von 0,7 m und wird von einem ca. 0,3 m breiten und 0,2 m tiefen Graben flankiert. Im Westen wird die Schotterstraße von einem ca. 0,4 m mächtigen und bis zu 2 m breiten, verdichteten Lehmpaket begleitet, das als Gehsteigbereich zu interpretieren ist. Die Straße oder ein Weg ist auf alten Karten erkennbar und wurde bis in die erste Hälfte des 20. Jahr hunderts genutzt.

Unter dem Straßenköper bzw. dem Lehmpaket liegen aus-schließlich antike Baureste. Es wurde die Verlängerung der bereits von M. Stokin weiter im Westen ergrabenen Portikus freigelegt. Un-ter massiven Ziegel- und Bruchsteinlagen waren zwischen den bei-den Begrenzungsmauern im Norden und Süden wenige Reste eines Mosaikbodens und der Mörtelestrich mit einer Bürste aus Bruchstei-nen zu erkennen (ca. 0,8 m üA). Die Portikus ist zweiphasig: In einer ersten Phase war sie nur mit dem Mosaikboden ausgestattet, in der zweiten Phase errichtete man an der Südseite der Nordmauer Pila-ster aus Bruchsteinen in Mörtelbindung; diese setzte man direkt auf dem Mosaikboden.

Das Bauniveau der Portikus liegt bei ca. 0,7 m üA unterhalb des Mosaikbodens. Unter diesem zeigt sich jedoch nicht der sterile Untergrund, sondern eine Abfolge von Planierschichten aus Lehm, Gehhorizonten und Abfallschichten. Ein weiterer annähernd hori-zontaler Gehhorizont mit Gruben liegt auf der Höhe von ca. 0,5 m üA und korrespondiert mit den beiden Begrenzungsmauern. Er kann wahrscheinlich als Arbeitsniveau zur Zeit der Anlage der Portikus identifiziert werden.

Unter diesem Gehniveau zeigt das ursprüngliche Gelände ein deutliches Gefälle nach Süden, zumal auf ein ca. 0,1 – 0,8 m mäch-tiges Lehmpaket eine stark nach Süden abfallende Schicht folgt. Diese setzt im Norden bereits unter der Begrenzungsmauer der Portikus an und fällt nach Süden bis auf das 2010 ergrabene Niveau von 0,1 m üA ab. Aufgrund des in die Sondage eintretenden Grundwassers mussten die Gra-bungsarbeiten auf diesem Niveau (ca. 0 – 0,1 m üA) eingestellt werden. 2011 soll unter Einsatz einer Pumpe der Schnitt bis zum anstehenden Boden untersucht und die Grabung abgeschlossen werden.

Aus den archäologischen Untersuchungen der Jahre 2009 – 2010 in der Villa Ma-ritima von San Simone-Simonov zaliv konnten 580 Funde näher bestimmt werden. Unter diesen liegen rund 300 signifikante, für die absolutchronologische, aber auch wirtschaftshistorische Beurteilung der Befunde bedeutsame Objekte vor. Die Fra-ge nach der zeitlichen Einordnung der nahe dem Hafen gelegenen Portikus der

Izola, Villa Maritima. 3-D-Rekonstruktion

Izola, Villa Maritima. Gra-bungen in der Portikus

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Meeresvilla konnte insofern geklärt wer-den, als mit den Befunden des Jahres 2010 keinerlei Hinweise vorliegen, die auf eine Nutzung des Baukörpers nach den mittleren Jahrzehnten des 1. Jahr-hunderts n. Chr. deuten. Es zeigte sich vielmehr in diesem Areal der Meeresvilla eine Übereinstimmung mit der Chronolo-gie des Aufgabehorizonts in den nördlich der Portikus gelegenen Baustrukturen, deren Untersuchung 2008 durch das ÖAI erfolgte.

Stimmen auch die Fixdatierungen des Aufgabehorizonts in der Portikus und dem nördlichen Gebäudekomplex überein, ist

allerdings eine Differenzierung der Bauvorgänge zu Beginn und während der Nut-zung der Villa Maritima anhand der Grabungsergebnisse des Jahres 2010 zu postu-lieren. Die Befund- und Fundauswertungen zeigen, dass eine schrittweise Erweite-rung der Villa zum Hafen hin erst in der zweiten Generation der Bauherren erfolgt sein dürfte. Die Portikus datiert jünger als die nördlich anschließenden Gebäude; sie wurde erst in tiberischer Zeit über einer durch Amphorenmüll charakterisierten Akti-vitätszone errichtet. Die 2011 weiter zu erforschende Abfalldeponie könnte aufgrund der signifikanten Transportgefäße Hinweise auf den in der Meeresvilla abgewickel-ten Warenverkehr liefern.

Grabungsleitung: S. Groh; Kooperation: M. Guštin, I. Lazar (Inštitut za dediščino Sredozemlja der Znanstveno-raziskovalno središče Koper Univerze na Primorskem [UP ZRS])

ii.5 ephesos (türkei)

Die Grabungen in Ephesos fanden unter der Leitung von S. Ladstätter und der Stell-vertretung durch Ö. Vapur von 10. Mai bis 1. November 2010 statt. Vom türkischen Ministerium für Kultur und Tourismus wurde M. Tombul als Regierungsvertreter ent-sandt.

Im angegebenen Zeitraum wurde mit unterschiedlichem Aufwand, teilweise ge-staffelt und teilweise parallel, an zahlreichen Projekten gearbeitet, deren zeitlicher Rahmen vom späten Chalkolithikum bis in das Mittelalter reicht. Die insgesamt 174 wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus 13 Ländern widmeten sich unterschiedlichsten Aspekten der Grabung, wobei neben den Fachgebieten Pro-spektion, Ausgrabung, Bauforschung, Konservierung und Restaurierung auch die Aufarbeitung zahlreicher Spezialforschungsbereiche erfolgte.

II.5.1 Feldforschung

II.5.1.1 Hanghaus 2

II.5.1.1.1 Mühlen im Hanghaus 2Eine Kooperation zwischen dem ÖAI und der Österreichischen Akademie der Wis-senschaften – Institut für Kulturgeschichte der Antike (IKAnt) sowie dem Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz (RGZM) ermöglicht die Erforschung des byzantinischen Mühlen- und Werkstattkomplexes in Hanghaus 2 von Ephesos. Das

Izola, Villa Maritima. Amphoren aus der Villa

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insgesamt auf drei Jahre ausgelegte Projekt wird maßgeblich von der Leibniz-Ge-meinschaft gefördert.

Ein Schwerpunkt der Kampagne 2010 war die Aufnahme des Baubefundes. In einem ersten Schritt wurden die insgesamt sieben Räume mit zugehörigem Was-serradgerinne sowie das diese Wasserradgerinne verbindende Gerinne gesäubert. Dies ermöglichte einerseits eine Beschreibung des Baubefundes und andererseits konnte so der gesamte Befund geometrisch dokumentiert werden. Da neben der be-rührungslosen Vermessungsmethode Faktoren wie Höheninformationen, Farbwerte und Informationsgehalt der Daten eine wichtige Rolle spielten, fiel die Wahl auf den Einsatz eines terrestrischen 3-D-Laserscanners in Kombination mit einer digitalen Spiegelreflexkamera. Mit den gewonnenen Daten wird eine kolorierte 3-D-Punktwol-ke des gesamten Mühlenkomplexes in Hanghaus 2 als räumliche Datengrundlage für Interpretationen, Rekonstruktionen und Visualisierungen erstellt.

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Dokumentation der Funde, die den by-zantinischen Werkstätten und Mühlen zugeordnet werden können. Darunter fallen Eisenfunde – hauptsächlich Nägel, aber auch Messerfragmente, Bleche, Schlüs-selringe und ein Meißel –, wenige Funde aus Buntmetall und insgesamt 129 Mühl-steinbruchstücke. Die insgesamt knapp 1,7 t wiegenden Mühlsteinbruchstücke wur-den archäologisch aufgenommen, inventarisiert und fotografiert; für eine Auswahl erfolgte auch eine zeichnerische Dokumentation.

Die petrografische Einordnung der Mühlengesteine ergab, dass sie alle aus rhyolithischen Ignim-briten bestehen und sich aufgrund unterschiedlicher Fremdgestein-seinschlüsse, Phäno- und Xeno-kristallen, in insgesamt acht Grup-pen unterteilen lassen. Für eine genauere Analyse wurden insge-samt 20 Mühlsteine ausgewählt, die in ihrer Gesamtheit alle acht Gesteinsgruppen abdecken. Mit-hilfe eines Hohlbohrers ließen sich Proben entnehmen, aus denen für eine erste genauere Ansprache Dünnschliffe hergestellt werden. Darauf aufbauend werden weitere Analysen mittels Elektronenstrahl-Mikrosonde und Laser-ICP-MS durchgeführt. Ziel dieser Analysen ist es, die Mühlsteine einem oder mehreren Steinbrüchen zuzuordnen.

Projektleitung: S. Wefers (RGZM)

II.5.1.1.2 Wohneinheiten 6 und 7Im Zuge der Bauaufnahme der Wohneinheit 7 wurden alle Mauern, Einbauten und das vor Ort aufgestellte Marmorinventar beschrieben und tabellarisch erfasst, die Mauern, Böden und Wände wurden gescannt. Darüber hinaus wurden Terrakotten und Kleinfunde im Depot des österreichischen Grabungshauses aufgenommen so-wie die Kleinfunde und Skulpturen aus der Wohneinheit 7 aus dem Kleinfundedepot des Efes Müzesi Selçuk und dem Ausstellungsbereich in einem Katalog erfasst.

Projektleitung: E. Rathmayr (Institut für Kulturgeschichte der Antike, Österreichi-sche Akademie der Wissenschaften)

Ephesos, Hanghaus 2. Mühlsteine

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Ephesos, ›Tribüne‹ im Arte-mision. Überblick von Nord-osten mit Sondage 1/2010 im Vordergrund

Ephesos, ›Tribüne‹ im Artemision. Westfassade mit mittelalterlichen Anbauten, Blick nach Nordosten

Ephesos, ›Tribüne‹ im Artemision. Freigelegter Bereich der Oberseite mit Treppenaufgang und Unter-bau der Cavea, Ansicht von Osten

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II.5.1.2 Tribüne im ArtemisionIm Temenos des Artemisions in Ephesos befindet sich ein als ›Tribüne‹ bezeichneter Bau, der trotz seiner prominenten Lage bislang kaum Aufmerksamkeit erfahren hat. Die im Jahr 2009 aufgenommenen Arbeiten an der ›Tribüne‹ sollen Anlass geben, sich neben der Beschäftigung mit dem Einzelmonument auch mit der Einbindung der Anlage in das Temenos des Artemisions auseinanderzusetzen sowie den bis-herigen Forschungsschwerpunkt der Frühzeit des Heiligtums auch auf die römische Nutzungsphase auszudehnen. Ziel des Projekts ist, Funktion, Datierung, Rekon-struktion und Nutzungsgeschichte des Gebäudes zu klären.

Um eine Arbeitsgrundlage zu schaffen, wird zunächst eine Be-standsaufnahme in Form eines verformungsgetreuen Aufmaßes durchgeführt. Gezielt angelegte Sondagen sollen die Nutzungsge-schichte erschließen und in Kom-bination mit den Ergebnissen der Bauforschung eine ganzheitliche Baudokumentation ergeben. Wäh-rend der laufenden Feldarbeiten wurden Sicherungsarbeiten durch-geführt, die eine Erhaltung des Ge-bäudebestands zum Ziel haben.

Der Bau befindet sich 180 m westlich des Tempels und kann mit Sicherheit als Bestandteil des hei-ligen Bezirks bezeichnet werden. Die Ausrichtung der sog. Tribüne entspricht in etwa der des Tempels, wobei sich eine Orientierung zum Tempel auch aus dem West-Ost-Gefälle der Langseite des Gebäudes ergibt. Der heute sichtbare Teil des hoch verschütteten Gebäudes besitzt einen rechteckigen Grundriss und misst 39,60 × 21,64 m. An seiner Süd-, West- und Nordseite besitzt der Bau Substruktionen in Form tonnengewölbter Kammern, von denen sechs zugänglich sind. Zunächst einziger Anhaltspunkt für die zeitliche Ein-ordnung des Bauwerks war die Bautechnik des Mauerwerks, das aus einem opus caementitium-Kern besteht, der mit lagerechten Bruchsteinen verkleidet ist und auf eine Errichtung in römischer Zeit schließen lässt.

Nach Reinigung eines Teilbereichs auf der Oberseite der ›Tribüne‹ zeigt die Origi-nalsubstanz trotz starker Überbauung und Abarbeitung der Substruktionen nicht nur eindeutig ein Gefälle, das mit jenem der darunterliegenden Kammern korrespondiert, sondern vielmehr auch den Unterbau einer Cavea. Die Cavea ist dem rechteckigen Grundriss, den die Außenkanten der Substruktionen vorgeben, eingeschrieben. Es ist daher naheliegend, eine rahmende Architektur an der Süd-, West- und Nordseite zu rekonstruieren. Auch konnte ein Treppenaufgang in die Cavea freigelegt werden, deren Zugang über eine der Kammern an der Nordseite des Gebäudes erfolgte. Die Interpretation dieses Gebäudes als Theater wurde schon von J. Keil und D. Knibbe in Erwägung gezogen, konnte aber erst aufgrund der aktuellen Feldarbeiten belegt werden.

Ein weiteres Ergebnis der laufenden Untersuchung stellt die Bergung datieren-den bauzeitlichen Keramikmaterials aus dem Fundamentbereich dar. Die vorläufige Datierung, die durch das keramische Fundspektrum ermittelt wurde, kann in der zweiten Hälfte des 1. Jahr hunderts n. Chr. angesiedelt werden.

Auch zu den Nachnutzungsphasen konnten bereits Informationen gewon-nen werden. Eine archäologisch belegbare Umnutzungsphase ist in das 3. Jahr-hundert n. Chr. zu datieren und in zwei Sondagen belegbar. Der Zugang zu dem bereits erwähnten Treppenaufgang in die Cavea wurde zu diesem Zeitpunkt ab-

Ephesos, ›Tribüne‹ im Ar-temision. Sondage 1/2010, freigelegter Zugang mit Schwellenblock und darun-terliegendem Fundament-vorsprung

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gemauert, weshalb eine Aufgabe der ursprünglichen Nutzung als Theaterbau na-heliegt. Dieselbe Nutzungsphase ist auch an anderer Stelle in einer der Kammern nachweisbar, in der beim Einbau einer Latrine der originale Boden entfernt worden war.

An der Rückseite des Gebäudes konnte eine massive mittelalterliche Nachnut-zung nachgewiesen werden, die sich in hoch anstehenden Erdschichten direkt am Gebäude erhalten hat. Das qualitativ hochwertige keramische Fundmaterial lässt sich vorläufig in das 10.–15. Jahr hundert n. Chr. datieren.

Das Projekt bietet die Möglichkeit, erstmals eine durchgehende Stratigrafie im Ar-temision zu erstellen, die vom Mittelalter bis in die bauzeitlichen römischen Schich-ten reicht. Die Feldforschungen werden bis in das Jahr 2013 fortgesetzt.

Projektleitung: S. Ladstätter; wissenschaftliche Bearbeitung: L. Zabrana

II.5.1.3 Sιğla Bey TürbeDas anonyme Grabmal befindet sich im Zentrum der modernen Stadt Selçuk an der Kreuzung vor dem staatlichen Krankenhaus. Der Baukörper des 10 × 8,5 m großen und ca. 7 m hohen Denkmals besteht aus einer Mischung von Bruchsteinen und Ziegeln, wobei die Ziegel auch in gestalterischer Absicht verbaut wurden. Über ei-nem quadratischen Grundriss erhebt sich eine halbkugelförmige Kuppel, türkische Dreiecke in allen Ecken bilden den Übergang vom aufgehenden Mauerwerk zur Kuppel. Die Südostfassade ist nach außen hin um eine Vorhalle (İwan) erweitert, die den Eingang besonders gestaltet und hervorhebt.

Das Gebäude weist aufgrund nichtsachgemäßer Restaurierungsmaßnahmen in der Vergangenheit und unzulänglicher Pflege starke Verfallserscheinungen auf – so hat die Verwendung von Zement bei Sanierungen Salzauslösungen bewirkt. Bewuchs und durch Grundwasser eindringende Feuchtigkeit verursachten weitere Schäden.

Projektziel ist eine Konservierung und Restaurierung des Bauwerks, wobei in einem ersten Schritt eine genaue Bau- und Bestandsaufnahme durchgeführt wurde. Im Zuge dieser Arbeiten war es notwendig, sowohl im Inneren als auch entlang der Außenmauern Grabungen bis auf die Fundamentoberkante vorzunehmen, um das ursprüngliche Gehniveau zu erreichen und unbedingt notwendige Drainagierungen zu legen.

Die Grabungen im Inneren der Türbe, die den gesamten Raum einnahmen, er-brachten überraschende Ergebnisse. So konnten neben der Hauptbestattung ein

Selçuk, Siğla Bey Türbe.

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weiteres Erwachsenengrab und ein Kindergrab dokumentiert werden. Von der zen-tralen Grablege haben sich sowohl der Fußstein als auch die Abdeckplatte erhalten, die Auskunft über den Bestatteten geben. Bei ihm handelt es sich um Ahmet Paşa, Angehöriger der Aydınoğulları-Dynastie und einer der Gründungsväter von Ayasu-luk/Selçuk. Er fand hier im Jahr 1346 seine letzte Ruhestätte. Um die Türbe wurde ein Friedhof angelegt, von dem zahlreiche freigelegte Gräber zeugen, darunter meh-rere Kinderbestattungen.

Projektleitung: S. Ladstätter; wissenschaftliche Bearbeitung: S. Bellibaş, M. Kürüm (Universität Aydın)

II.5.1.4 Großes TheaterZiel der Feldkampagne 2010 war der Abschluss der seit 2003 laufenden Baudoku-mentation und Bauanalyse des Zuschauerraums, wobei folgendes Arbeitsprogramm erledigt werden konnte:

1) Überprüfung der digitalen Plandarstellungen mit den Material- und Schadens-kartierungen als Grundlage der Bauanalyse und Darstellung der Ergebnisse aus der Bauforschung

2) Aktualisierung veränderter baulicher Situationen sowie mögliche Ergänzung der Gebäudedokumentation

3) Anschluss des aktuellen Bauaufmaßes zur Cavea an die bereits bestehenden Aufmaße der Untersuchungsbereiche Orchestra (M. Hofbauer) und Bühnengebäu-de (A. Öztürk)

ad 1): Neben der generellen zeichnerischen Darstellung der Cavea in Form von Gesamtgrundriss, Schnitten und Ansichten erfolgte auch die Dokumentation und analytische Darstellung von Einzelbereichen. Dazu zählen sämtliche Zugänge zu den Rängen, die Parodoi sowie die Wände entlang der drei Diazomata, die Orches-tra-Wand und die Portikus-Rückwand. Wo zugänglich, wurden auch die Substrukti-onskammern in Dimension und Gewölbeausrichtung erfasst.

ad 2): Vor allem der schwer zugängliche Nordflügel des Zuschauerraums im Be-reich des unteren nördlichen Korridors konnte detaillierter als bisher untersucht und in die Dokumentation aufgenommen werden. Dabei ließen sich für den Nordabschnitt des ehemaligen Zugangs zum unteren Diazoma zunächst mindestens drei Bau- bzw. Nutzungsphasen abgrenzen:

Phase 1 stellt die Errichtung des hochüberwölbten Korridors in Zusammenhang mit der Erweiterung des Theater-Nordflügels dar. Wände und Gewölbe des Zugangs bestanden aus weißem Marmor. Anhand der Bauinschrift ist überliefert, dass die Ar-beiten am Nordflügel im Jahr 92 n. Chr. abgeschlossen waren. Aus der Befundsitua-tion im eingestürzten Zugang kann eine Höhe des Korridors allein vom Laufniveau bis zum Kämpferpunkt des ehemaligen Tonnengewölbes von etwa 11,00 m rekon-struiert werden. Vom Korridor zugänglich war westlich eine Kammernreihe angelegt. Bei der Reinigung einer Altsondage von 1997 in der nördlichsten Kammer wurde ein Bodenniveau festgestellt, dass ca. 0,50 m über der korridorseitig sichtbaren Eintritts-schwelle zur Kammer liegt und Stufen zwischen Korridor und Kammer im Verlauf der mehr als 1,00 m starken Türlaibung vermuten lässt.

In einer 2. Phase begann man ein niedrigeres Gewölbe zumindest im Verlauf der ersten 15,00 m nach Eintritt in den Zugang von Norden her einzuziehen. Auf zwei Pfeilerreihen, die jeweils der östlichen und westlichen Korridorwand vorgelagert sind, können noch drei Bögen, die das Kämpfergesims für das abschließende Ton-nengewölbe tragen, nachvollzogen werden. Mit einem Achsabstand von ca. 4,80 m nehmen die Bogenpfeiler nicht mittig Bezug auf den Rhythmus der Türen zu den westlich des Korridors gelegenen Kammern, ermöglichen jedoch weiterhin deren Nutzung. Der Kämpferpunkt des Gewölbes liegt mit ca. 5,90 m über dem Laufniveau

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Ephesos, Großes Theater. Blick in den unteren nördlichen Zugangskorridor zum unteren Diazoma; links anschließend die westliche Kammernreihe; am Fußpunkt der Analemma-Wand ist die vorgelagerte Terrasse zu sehen

Ephesos, Großes Theater. Östliche Korridorwand in Orthostaten-Binder-Technik; am oberen Bildrand die Kämpferzone des Tonnengewölbes

Ephesos, Großes Theater. Korridorwand mit verschlossenen Türen in die westlich gelegenen Kammern; vorgelagert die Pfeilerstellung aus Phase 2 mit der unteren Archivolte in situ (fotogrammetrisch entzerrte Fotos)

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bedeutend niedriger als der des Tonnengewölbes der ersten Phase. Wenn sich auch das Erscheinungsbild dieser Maßnahme soweit wie beschrieben nachvollziehen lässt, geben hingegen verschiedene bauliche Details Anlass zu vermuten, dass das Werksteingewölbe nie vollständig errichtet wurde. So fehlen die üblichen Hinweise auf Verklammerungen und Verdübelungen der Bauteile untereinander oder zu den bestehenden Korridorwänden.

Ob in der 3. Phase der Zugang über den Korridor von Norden aufgrund fehlender statischer Sicherheit oder einer durch Beschädigungen veränderten Gebäudesitua-tion aufgegeben wurde oder dies die Reaktion auf eine veränderte städtebauliche Situation nördlich des Theaters darstellte, lässt sich nach derzeitigem Wissensstand nicht eindeutig klären. Wie jedoch seit früheren Forschungen bekannt ist, erfolgte die Umwidmung des Bereichs in eine Zisterne. Dabei fällt auf, dass der Verschluss am Nordeingang des Korridors mit einer ca. 6,80 m dicken, aus Spolien bestehen-den Wand von der Ausführung der übrigen, ca. 1,00 m dicken Verschlusswände in der Zisterne abweicht. Ferner ungewöhnlich ist, dass diese Vermauerung im unteren Bereich über 1,00 m vor die Fassadenflucht der nördlichen Außenwand vorragt und auch nicht parallel zu ihr verläuft. Womöglich wurde diese Wand, die auch bereits von der Fassadenverstärkung aus dem 4. Jahr hundert berücksichtigt worden war, zunächst aus Gründen der statischen Konsolidierung errichtet, und die Nutzung des nördlichen Korridorabschnitts als Zisterne ergab sich erst sekundär.

Mit der Anlage einer Zisterne und den dadurch erforderlichen Umbauten wird sowohl auf die direkte Erreichbarkeit des unteren Rangs von Norden als auch auf die Nutzung der Kammern westlich des Korridors verzichtet. Die Zuschauerführung beschränkt sich fortan auf die L-förmige Treppenanlage, die von Westen auf das untere Diazoma führt. Das Portal in der nördlichen Außenwand, der Durchgang vom

Abb. 34: Ephesos, Großes Theater. Nordausgang des Korridors; zu erkennen ist der Austrittspunkt des Korridors an der ehemaligen Nordfassade (weiße Quader oben rechts) sowie der vor diese Fassade vorspringende Verschluss (unten rechts), der bereits durch die Verstärkungswand aus dem 4. Jh. berücksichtigt wird (obere Mitte)

Abb. 35: Ephesos, Großes Theater. Nördli-cher Abschluss der Zisterne; links die Ver-schlusswand mit Zulauf, Ablauf und Reinigungs-öffnung; geradezu die ehemalige Korridorwand sowie die Pfeilerstellung aus Phase 2

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Korridor zum Podest mit dem nach Westen abzweigenden Treppenabschnitt sowie die Türen zu den Kammern werden massiv unter Nutzung von Spolien und Zie-geln verschlossen. Sämtliche dieser in Mörtelmauerwerk ausgeführten Wände er-halten einen wasserdichten Verputz. Die in Orthostaten-Binder-Technik errichteten ursprünglichen Korridorwände aus weißem Marmor bleiben unverputzt. Der Boden der Zisterne bestand – soweit sichtbar – aus großformatigen Ziegelplatten und liegt im Bereich der nördlichen Verschlusswand 0,24 m niedriger als im Süden. Sowohl der von Osten herangeführte Zufluss als auch Ablauf und Reinigungsöffnung liegen in dieser nördlichen Verschlusswand. Angesichts des Fassungsvermögens der Zis-terne von mehr als 350 m³ sowie der verschiedenen Leitungsfragmente, die sich au-ßerhalb des Theaters am Fuß des Nordanalemmas befinden, sind weitere Abläufe nach Westen vorstellbar, können aber aufgrund des Versturzes im Korridor derzeit nicht nachvollzogen werden.

ad 3): Im Sinn der Gesamtdokumentation zum Theater erfolgte die Prüfung sämt-licher Anschlüsse des aktuellen Bauaufmaßes zur Cavea an die bereits bestehenden Aufmaße der Untersuchungsbereiche Orchestra und Bühne/Proskenion (bearbeitet von M. Hofbauer und A. Öztürk). Im Orchestraumgang konnten nach der Reinigung noch zusätzliche Details des Bodenbelags in das Aufmaß integriert werden.

Projektleitung: M. Döring-Williams; Leitung im Feld: G. Styhler (beide TU Wien, Institut für Architektur- und Kunstgeschichte, Bauforschung und Denkmalpflege, Fachbereich Baugeschichte/Bauforschung)

II.5.1.5 HafennekropoleIm Zuge der archäologischen Felduntersuchungen 2010 wurden vier Schnitte an-gelegt.

Schnitt 1/10: Die zunächst 8 × 3 m große, östlich an Schnitt 1/09 anschließende Sondage wurde angelegt, um einen Raum, der sich durch eine 1,47 m breite Tür-öffnung in seiner Westwand bereits 2009 abgezeichnet hatte, sowie dessen weitere architektonischen Anschlüsse freizulegen und funktional einzuordnen. Die östliche Hälfte der Sondage wurde im Laufe des Arbeitsprozesses im Süden um 3,50 m und im Norden um 2 m erweitert.

Im Zuge dieser Arbeiten konnte ein nahezu quadratischer Raum ergraben wer-den (5,30 × 5,23 m), der im Osten an eine massive, 1,40 m starke und Nord-Süd verlaufende Mauer aus opus testaceum über einem Sockel aus opus vittatum an-

Ephesos, Großes Theater. Die Orchestra nach der Reinigung. Im Bereich des Orchestra-Umgangs ist die Einteilung des Bodenbelags in Kreisringsegmente, die mit Marmor in opus sectile-Technik ausgelegt waren, fast vollständig erhalten.

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schloss. Den kontinuierlichen Zerstörungs- und Zerfallsprozess der Struktur doku-mentierte eine Sequenz aus Zerstörungs- und Sedimentationsstraten, die sich im Laufe der Jahrhunderte in diesem Raum ablagerten.

Die massive Ostmauer des Raums, die sich auch nach Norden über die Schnitt-grenze fortsetzte, konnte als Friedhofsmauer interpretiert werden, die zugleich als Teil eines Parzellierungssystems der Grabstellen gedient hatte. Die jeweiligen Grab-häuser wurden sukzessive an die Friedhofsmauern und in weiterer Folge an bereits existierende Grabhäuser angebaut. Im Südosten der Friedhofsmauer konnte ein 7,60 × 5,95 m großer Raum mit Mauerwerk aus opus vittatum mit Ausgleichsschich-ten aus opus testaceum nachgewiesen werden, der in Schnitt 4/10 auch weitge-hend freigelegt werden konnte. Im Nordosten der Friedhofsmauer lag in ein weite-rer, 4,34 × 4,67 m großer Raum gleichen Mauerwerks, der ebenso in Schnitt 4/10 nachzuweisen war.

Bei den genannten Räumen handelt es sich nicht um Grabhäuser, sondern um Strukturen, in denen die einem Friedhof immanenten Sekundärfunktionen wahrge-nommen werden konnten: Es könnten infrastrukturelle Einrichtungen oder Räume für Feiern oder Kulthandlungen gewesen sein, für welche aber die exakte Zuwei-sung einer konkreten Funktion im Einzelfall nicht möglich ist.

Schnitt 2/10: Nachdem sowohl die geophysikalischen Messergebnisse als auch die Resultate aus Schnitt 2/09 auf eine Existenz eines Grabhauses westlich des 2009 freigelegten Korridors hatten schließen lassen, wurde 2010 eine 10 × 6 m gro-ße Sondage in diesem Areal angelegt.

Als bauzeitliche Befunde konnten insgesamt drei Grabhäuser freigelegt werden, wobei lediglich die östlichen beiden Konstruktionen (Grabhaus 1/10 und 2/10) voll-ständig ergraben wurden. Das zumindest 5,53 × 4,80 m große Grabhaus 3/10 im Westen wurde nur in seinen Mauerkronen aus opus testaceum erfasst.

Das 3,25 × 1,88 m große Grabhaus 1/10 besaß einen 0,65 m breiten Hauptein-gang im Süden sowie in der Ostwand eine sekundäre, 0,93 m breite Tür, die in den östlich anschließenden Korridor führte. Das westlich an das Grabhaus 1/10 anschlie-ßende Grabhaus 2/10 maß 3,37 × 2,11 m und besaß ebenso einen 1,10 m breiten Haupteingang in seiner Südwand. Die Grabhäuser, deren Mauerwerk aus einem So-ckel aus opus vittatum mit einem Aufbau aus opus testaceum bestanden, waren innen und außen verputzt und mit Wandmalerei versehen; Fragmente von Bodenmosaiken in den Versturzschichten lassen wiederum die Existenz von Flachdächern (Solarien?) vermuten. In keinem der Grabhäuser konnten noch Gräber angetroffen werden; es ist zu vermuten, dass Sarkophage oder Ostotheken, die später entfernt wurden, in ihnen aufgestellt waren. Eine Interpretation dieser Strukturen als Grabhäuser scheint auf-grund ihrer repräsentativen Ausstattung mit Wandmalerei und Mosaiken, ihrer Größe und ihres mit Grabhaus 1/07 und 1/08 vergleichbaren architektonischen Aufbaus so-wie epigrafischer Evidenzen aber als sehr wahrscheinlich.

Innerhalb der Grabhäuser konnte wiederum eine Sequenz von Zerstörungs- und Sedimentationsstraten nachgewiesen werden, die den kontinuierlichen Verfallspro-zess dieser Strukturen dokumentieren.

Schnitt 3/10: Als südliche Verlängerung von Schnitt 3/09 wurde die 3 × 8 m große Sondage 3/10 angelegt. Sie diente vor allem der Klärung der topografischen An-schlüsse an den Hafenkanal sowie der Entwicklung des Ufer- und Kaibereichs.

Dabei konnte ein intentionell geschaffenes, steil Richtung Hafenkanal abfallen-des Ufer festgestellt werden, an dem sich sukzessive fluviale Sedimentationsstraten horizontal ablagerten. Mit der Anlage dieses Ufers wurde eine zumindest 0,76 m starke, ältere Kaimauer aus Kalkhausteinen aufgegeben, deren südliche Schale auf-grund eindringenden Grundwassers nicht mehr ergraben werden konnte. Mehrere Laufniveaus über Ausgleichsschichten, die kontinuierlich erhöht wurden, dokumen-tieren einen unmittelbar entlang der Kaimauer führenden, befestigten Weg, der im-mer wieder erneuert wurde.

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Ephesos, Hafen-nekropole. Gra-bungsareal 2010 von Süden

Ephesos, Hafen-nekropole. Son-dagen 1/10, 2/10, 3/10 und 4/10 von Osten

Ephesos, Hafen-nekropole. Grab-häuser am Hang des Bülbüldağ

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Schnitt 4/10: Die 8 × 10 m große Sondage wurde angelegt, um die massiven Störungen im Magnetogramm in diesem Bereich durch eine Tiefgrabung abklären zu können.

Als nekropolenzeitlicher Befund konnte ein 7,60 × 5,95 m großer Raum mit Mau-erwerk aus opus vittatum mit Ausgleichsschichten aus opus testaceum nachgewie-sen werden, bei dem es sich um kein Grabhaus handelte, sondern um eine Struktur, in der wiederum Sekundärfunktionen eines Friedhofs wahrgenommen worden wa-ren. Östlich dieses Raums schloss ohne direkte Verbindung ein zumindest 5,54 m tiefer Raum unbekannter Funktion an.

Zu einem Zeitpunkt, als die Nekropole in diesem Bereich schon aufgelassen war, erhöhte man in Folge eines Zerstörungsereignisses mittels einer Planierung das Nutzungsniveau und schuf im Zuge dieser Maßnahme sekundäre Türöffnungen in der Süd- und Nordwand. Über die Tür in der Nordwand gelangte man in einen 4,34 × 4,67 m großen Raum, der auch in Schnitt 1/10 nachgewiesen werden konnte und wohl infrastrukturellen Belangen diente. Unbekannter Funktion bleibt ein noch im Profil erkannter, aber nicht weiter ausgegrabener, 2,49 m breiter Raum östlich davon. Das ursprüngliche Mauerwerk wurde im Zuge der Niveauerhöhung mittels Ziegelfragmenten und Bruchsteinen (Spolien) nochmals aufgemauert. Der endgülti-ge Zerfall des Gebäudes spiegelt sich in einem mächtigen Ziegelversturz wider. Die Sondage dokumentiert somit eine Nachnutzung veränderter Funktion im Areal der Nekropole, als diese schon aufgegeben war, man das vorhandene Baumaterial aber noch gut zu nutzen wusste.

Sämtliche Sondagen wurden aufgrund anstehenden Grundwassers beendet, ohne den gewachsenen Boden erreicht zu haben; nach vollständiger Dokumentati-on wurden sie mit einem Vlies ausgelegt und mit Aushub verfüllt.

Im Rahmen der Kampagne 2010 wurde der erste Teil eines Oberflächen-Surveys am Hang unter dem sog. Paulusgefängnis, südlich des Hafenkanals, durchgeführt. Dabei wurden etwa 75% des Areals zwischen dem sog. Hermaion im Westen und der lysimachischen Stadtmauer im Süden und Osten vollständig prospektiert. Insge-samt konnten dabei 336 Grabhäuser geodätisch erfasst und in ein Geländemodell, das von C. Kurtze angefertigt wurde, eingetragen werden. Die Grabhäuser selbst wurden skizziert, typifiziert, beschrieben und fotografisch dokumentiert. Der weitaus größte Teil der Grabhäuser erwies sich dabei als aus opus vittatum und ohne Spo-lien gefertigt, was darauf schließen lässt, dass die Nekropole am Hang im Gegen-satz zur Nekropole in der Ebene bereits vor dem 3. Jahr hundert n. Chr. als Friedhof genutzt wurde. Für die Errichtung der ältesten Grabhäuser ist daher bereits eine Datierung in das ausgehende 1. Jahr hundert n. Chr. vorstellbar. Die Ebene südlich des Hafenkanals wurde zudem als Grundlage für weitere Grabungen und zur Klä-rung der Dimension und Struktur der Nekropole etwa zur Hälfte geophysikalisch prospektiert.

Die Grabhäuser wurden nach Beendigung der Feldkampagne in Katalogform ty-pologisch geordnet. Die noch nicht prospektierten Flächen dieses Areals werden 2011 untersucht werden.

Im Zuge der Bearbeitung des keramischen Fundmaterials unter der Leitung von S. Ladstätter wurde die Aufnahme der 2008 geborgenen Funde vervollständigt. Die Funde aus dem Jahr 2009 wurden in weiten Bereichen zeichnerisch aufgenommen, bestimmt und statistisch erfasst. Die Funde von Wandmalereiresten wurden N. Zim-mermann zur weiteren Bearbeitung überantwortet. Die im Zuge des Surveys gefun-denen Inschriften wurden von H. Taeuber und P. Sänger bearbeitet.

Die im Jahr 2008 geborgenen Skelette wurden von K. Scheelen und J. Nováček anthropologisch weiter untersucht und beprobt. Der Abschluss der Bearbeitung die-ses umfangreichen Fundkomplexes, der bereits weitreichende neue Erkenntnisse zu Alter, Geschlecht, Gesundheitszustand und Todesursachen der Bestatteten lie-ferte, ist für das Jahr 2011 vorgesehen.

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Unter der Gesamtleitung von H. Brückner und der örtlichen Leitung von R. Urz wurde quer über das Grabungsareal der Jahre 2007 – 2010 ein geologischer Nord-Süd-Transekt gelegt. Zur Klärung der Geomorphologie des Gebiets um den Hafen-kanal wurden dazu zwei Bohrungen südlich, zwei innerhalb und drei nördlich des Hafenkanals angelegt. Die Ergebnisse dieser Arbeiten werden im Rahmen eines Workshops im Frühjahr 2011 erörtert werden.

Außerhalb der Grabungssaison wurde das analoge Planwerk der Grabungen 2005 – 2010 vollständig digitalisiert. Zudem wurde eine diachrone Kartierung der Gräber und Nekropolen der Stadt Ephesos und ihres Hinterlands durchgeführt und entsprechendes Kartenmaterial aufbereitet. Als Grundlage für weitere Forschungen wurde eine vollständige regionale Bibliografie zu den Nekropolen von Ephesos so-wie eine überregionale gleichen Inhalts zu Griechenland und Kleinasien erstellt.

Projektleitung: M. Steskal; Kooperationen: H. Brückner (Universität Köln, Geo-graphisches Institut); K. Scheelen und J. Nováček (℅ Universität Göttingen); S. S. Seren (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik); H. Taeuber (Universität Wien, Institut für Alte Geschichte und Altertumskunde, Papyrologie und Epigraphik); R. Urz (Fachbereich Geographie, Universität Marburg); N. Zimmermann (Öster-reichische Akademie der Wissenschaften, Institut für Kulturgeschichte der Antike)

II.5.1.6 HadrianstempelZiel des FWF-Projekts (Projektnr. P20947-G02) zum sog. Hadrianstempel an der Kuretenstraße ist die umfassende wissenschaftliche Bearbeitung und Publikation des Monuments. Von besonderer Bedeutung ist dabei die Frage nach der Funktion des Bauwerks, die bislang kontrovers diskutiert, aber nicht endgültig geklärt wurde.

In seinem Grundriss entspricht der in das Variusbad integrierte Bau mit querrechteckiger Cella einem tetrasty-len Prostylos, der zwei Säulen sowie in Verlängerung der Anten zwei Pfeiler besitzt. Der Ausgräber F. Miltner iden-tifizierte das Gebäude zunächst – vermeintlich in Über-einstimmung mit der Bauinschrift – als den literarisch be-legten Neokorietempel für Kaiser Hadrian. Bald wurden jedoch Zweifel an dieser Deutung laut und heute herrscht Übereinstimmung, dass es sich beim dem Bau nicht um den hadrianischen Neokorietempel handelt. Die Frage nach der Interpretation des Monuments wird zusätzlich durch Reliefdarstellungen verunklärt, die aus kunsthisto-rischen Gründen häufig einem Umbau im 4. Jahr hundert zugeschrieben wurden; mehrfach wurde vorgeschlagen, im ›Hadrianstempel‹ überhaupt eine sekundäre Zusam-menstellung einzelner Architekturelemente zu sehen, die von unterschiedlichen Bauwerken stammen. Bislang konnte jedoch keiner der vorgelegten Interpretationsan-sätze die offenen Fragen widerspruchsfrei beantworten. Eine neue Deutung des Gebäudes steht deshalb im Mit-telpunkt des aktuellen Projekts.

Im Jahr 2010 wurde die Auswertung der in der Kampa-gne 2009 durchgeführten 3-D-Scans (Streifenlicht- sowie Laser-Scanning) für die Baudokumentation abgeschlos-sen. Die Architektur stellt die wesentliche Grundlage der Neuinterpretation dar, weswegen der Schwerpunkt der

Tätigkeit im ersten Halbjahr 2010 in diesem Bereich lag. Eine erste Vorlage der Er-gebnisse konnte im Journal of Roman Archaeology erfolgen.

Aus dem Baubefund ergibt sich, dass der Hadrianstempel gleichzeitig und in Zusammenhang mit dem sog. Variusbad, welches den Großteil der Insula einnimmt,

Ephesos, Hadrianstempel. Grundriss

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errichtet wurde. Beide Bauten gehen auf den Ephesier P. Quintilius Valens Varius zurück. Spätere Umbauten und Reparaturen lassen sich nur für den westlichen Teil des Pronaos nachweisen, der östliche Teil – und damit auch die dort angebrachten Teile des Relieffrieses – wurde hingegen niemals nachträglich verändert. Damit sind auch die vier Blöcke mit mythologischen Szenen, deren Zusammengehörigkeit aus zahlreichen Details hervorgeht, zum Originalbestand des Gebäudes zu zählen. Bis-lang war die Forschung von einer Datierung in tetrarchische Zeit (B. Brenk) oder in das dritte Viertel des 4. Jahr hunderts (R. Fleischer) und einer sekundären Anbrin-gung am Tempel in theodosianischer Zeit ausgegangen.

In der Kampagne 2010 wurde hinsichtlich der kunsthistorischen Neubewertung der Reliefs auch eine Bestandsaufnahme der Stücke im Museum vorgenommen: Weder aus technischer noch aus stilistischer Sicht ergeben sich zwingende Gründe für eine Datierung in nachhadrianische Zeit.

Weiterer Schwerpunkt der Arbeiten 2010 waren der Relieffries des Pronaos mit seinen mythologischen Darstellungen sowie die Auswertung hinsichtlich der Ge-samtinterpretation des Gebäudes.

Darüber hinaus wurde im Rahmen des FWF-Projekts eine restauratorische und konservatorische Bestands- und Zustandserfassung am Hadrianstempel durchge-führt (M. Pliessnig). Als erstes Ergebnis kann festgehalten werden, dass ein brei-tes Spektrum an Schäden und aktiven Zerstörungsmechanismen festzustellen ist, das sich sowohl auf die antike Bausubstanz als auch auf moderne Ergänzungen erstreckt. Dazu zählt beispielsweise der aktive und dynamische Verlust von Stein-substanz in den Zonen mit plastischem Dekor. Ursache dafür sind Ausbrüche klei-nerer Bruchstücke durch sog. Schollenbildung sowie eine typische Entfestigung von Marmorgestein (sog. Zuckerzerfall). An den modernen Betonelementen zeigen sich deutliche Schäden durch Korrosion des Bewehrungsstahls. Für naturwissenschaftli-che Untersuchungen wurden insgesamt 33 Proben entnommen.

Ergänzende Proben wurden für die Marmoranalyse, die für nahezu alle vor Ort vorhandenen Bauteile durchgeführt werden konnte, genommen (W. Prochaska). Die Untersuchungen des Jahres 2010 ergaben, dass der Marmor der Architekturglieder

Ephesos, Hadrianstempel. Die Reliefs aus dem Pro-naos (heute: Efes Müzesi Selçuk)

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aus verschiedenen ephesi-schen Steinbrüchen stammen dürfte, die Verwendung kei-nem erkennbaren Schema folgte. Erstmals konnte damit ein ephesischer Bau derart vollständig beprobt werden. Die Implikationen für die Or-ganisation der ephesischen Marmorbrüche sowie des kai-serzeitlichen Bauwesens sind im Rahmen der Gesamtaus-wertung zu diskutieren.

Projektleitung: U. Quatem-ber; Kooperation: B. Breuck-mann; W. Prochaska (De-partment für angewandte Geowissenschaften und Geo-physik, Montanuniversität Leoben)

II.5.1.7 Tetrakonchos am PanayırdağIm Zuge der Grabungskampagne des Jahres 1930 wurde am Westabhang des Panayırdağ, in erhöhter Position nordöstlich über dem Theater, ein im Inneren kreis-runder Zentralraum von knapp 8,15 m Durchmesser freigelegt. Eine systematische Dokumentation der Anlage blieb in der Folge jedoch ebenso aus wie eine Analyse ihrer Bau- und Nutzungsgeschichte.

Mit dem Ziel, punktuellen Einblick in die bislang kaum erforschte strukturel-le Organisation und Veränderung des Stadtquartiers am oberen Westabhang des Panayırdağ zu gewinnen, wurde im Rahmen der Grabungskampagne 2009 eine Bestandsaufnahme und bauarchäologische Untersuchung der freiliegenden Rui-ne durchgeführt. Diese Untersuchungen wurden 2010 fortgeführt und um gezielte archäologische Grabungen ergänzt, um Chronologie und Funktionen des Zentral-raums und der unmittelbar angrenzenden Gebäudestrukturen näher zu untersuchen und den Bau im Kontext seiner unmittelbaren Umgebung zu verstehen.

Die Bestandsaufnahme der erhaltenen baulichen Strukturen in Grund- und Auf-riss erfolgte im verformungsgetreuen, tachymetrisch sowie fotogrammetrisch ge-stützten Handaufmaß im Maßstab 1 : 20. Eine systematische fotografische sowie textliche Erfassung der Befunde vervollständigt die Dokumentation. Um die auf die-ser Basis gewonnenen Informationen zur komplexen Bau- und Nutzungsgeschichte der Anlage zu überprüfen, zu konkretisieren und zu erweitern, wurden im Inneren des Zentralraums sowie an dessen Nord-, West- und Ostseite archäologische Gra-bungen nach stratigrafischen Einheiten durchgeführt.

Als ältester Kern der erhaltenen Strukturen konnte ein zweiräumiges Gebäu-de mit Außenmauern aus Gussmörtelmauerwerk und Hausteinschalen identifiziert werden. Den Hauptraum dieser Anlage bildete der durch vier Konchen erweiterte Zentralraum, dessen Mitte ein von Norden gespeistes Wasserbecken von 3,50 m innerem Durchmesser einnahm. Ausweislich der Ornamentik erhaltener Bauglie-der einer Säulenarchitektur, die das Becken umfasste und den Zentralraum in ei-nen Mittelraum und einen Umgang gliederte, kann für den Bau der ersten Phase eine Errichtung in trajanisch-hadrianischer Zeit angenommen werden. Zu betre-ten war der Zentralraum über einen im Norden angeschlossenen, im Inneren etwa 5,60 × 4,00 m messenden Vorraum, welcher seinerseits von Osten zugänglich war. An der Westfassade des Zentralraums scheint der untersuchte Bestand darüber hin-

Ephesos, Hadrianstempel. Konservatorische Bestands- und Zustandserfassung im Sommer 2010

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aus eine Brunnenarchitektur mit im Süden angeschlossener Exedra zu indizieren. Charakterisiert durch einen verschwenderischen Gebrauch von Wasser sowie durch ihre Lage in wohl nur locker verbauter Umgebung, dürfte die bauzeitliche Anlage als Gartenarchitektur nördlich einer partiell freiliegenden, großen Peristylvilla über dem Theater zu verstehen sein. Künftige Untersuchungen werden zeigen, ob das unter-suchte Gebäude tatsächlich Bestandteil eines höchst repräsentativen Villenkomple-xes war, dessen Kern die Villa über dem Theater bildete.

Zu einem derzeit nicht näher zu definierenden späteren Zeitpunkt wurde das Gebäude der ersten Bauphase seiner ursprünglichen Funktion beraubt und in einen größeren Gebäudekomplex integriert. Aufgrund seiner Architektur, Ausstattung und Lage dürfte dieser Komplex als private Badeanlage zu deuten sein, deren Wasser-versorgung wohl ein ebenfalls 1930 partiell freigelegter Wasserspeicher nordöstlich des Gebäudekomplexes garantierte. Auch für die Badeanlage erscheint ein funktio-naler Zusammenhang mit der Villa über dem Theater denkbar.

Eine vollflächige Ausstattung mit Hypokaustum und Tubulatur lassen im Kon-text der zweiten Bauphase an eine Verwendung des Zentralraums als Sudatori-um denken. Der ehemalige Vorraum im Norden wurde zu einem größeren Raum unklaren Ausmaßes erwei-tert und desgleichen mit einer Fußbodenheizung versehen. Drei neue Türöffnungen in der Westmauer des Zentral-raums ermöglichten zugleich den Durchgang in einen im Westen angefügten, nicht beheizten Raum, dessen südöstlicher Bereich mit den Grabungen des Jahres 2010 untersucht werden konn-te. Zahlreiche Fragmente verschiedener lokaler und importierter Marmorverklei-dungsplatten, Bruchstücke eines Glassflussmosaiks und Malereifragmente, die sowohl aus dem Versturz als auch aus einer darüber eingebrachten Schuttplanie geborgen werden konnten, belegen eine ausgezeichnete Ausstattung dieses Raums. Im strukturellen Kontext der be-nachbarten beheizten Räume gleicher Zeitstellung scheinen Architektur und Aus-stattung dafür zu sprechen, in dem Raum westlich des Zentralraums ein Frigidarium zu erkennen, dessen Kaltwasserbecken sich im nördlichen Bereich des untersuch-ten Ausschnitts erhalten hat. Zerstörungsbefunde lassen vermuten, dass das Ende dieser zweiten Nutzungsphase durch ein starkes Erdbeben der zweiten Hälfte des 3. Jahr hunderts n. Chr. herbeigeführt wurde. Eine sorgfältige Auswertung der ar-chäologischen Evidenz wird zeigen, ob die Schäden auf jene Katastrophe zurückzu-führen sind, die auch in den Wohneinheiten des Hanghauses 2 im dritten Viertel des 3. Jahr hunderts n. Chr. nachweislich zu massiven Zerstörungen führte.

Für eine folgende dritte Bau- und Nutzungsphase kann zumindest im Areal nörd-lich des Zentralraums eine kleinräumigere Unterteilung in Ansätzen nachvollzogen werden. Relativchronologisch junge Raumstrukturen können auch südlich des Zen-tralraums und des westlich daran anschließenden Raums nachvollzogen werden, doch muss sowohl ihr baulicher Zusammenhang als auch ihre chronologische Ein-

Ephesos, Zentralraum am Panayırdağ. Bau-phasen im Grundriss, ohne Maßstab (Auf-nahmemaßstab 1 : 20). (Aufnahme C. Baier, J. Goischke; Bearbeitung C. Baier)

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ordnung vorerst unklar bleiben. Weitere Befunde nördlich des Zentralraums erbrach-ten nicht nur Hinweise und datierendes Fundmaterial zur Auflassung des Gebäudes, sondern auch Belege für eine funktionierende Wasserinfrastruktur am Westabhang des Panayırdağ bis über die Auflassung des Gebäudekomplexes rund um den Zen-tralraum hinaus. Eine Analyse des im Rahmen der Kampagne 2010 geborgenen Fundmaterials wird es erlauben, den Zeitpunkt der späten Nutzungsänderungen des Komplexes sowie seiner endgültigen Auflassung zu definieren.

Projektleitung: S. Ladstätter; wissenschaftliche Bearbeitung: C. Baier; Koopera-tionen: W. Prochaska (Department für angewandte Geowissenschaften und Geo-physik, Montanuniversität Leoben)

Ephesos, Zentralraum am Panayırdağ. Überblick und Sondage 02-2010 von Westen

Ephesos, Zentralraum am Panayırdağ. Überblick von Süden

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II.5.1.8 Sogenannte Byzantinische WohnstadtIm Zentrum der Arbeiten 2010 standen nicht Grabungsarbeiten, sondern vielmehr die Fortführung der Dokumentation der byzantinischen Überbauung der Palästra des kaiserzeitlichen Hafengymnasiums und der Verulanushallen.

Nachdem in den letzten Jahren bereits die Wohneinheiten 1 – 5 deskriptiv und fo-tografisch dokumentiert wurden, konzentrierten sich die Arbeiten 2010 auf die Wohn-einheiten 6 – 8. Zu diesem Zweck wurde das Areal nördlich des Viersäulendenkmals auf der Arkadiane bis zum Propylon der kaiserzeitlichen Palästra gereinigt.

Besonders hervorgehoben sei die Wohneinheit 8, die über den westlichen Por-tiken der Verulanushallen errichtet worden ist. Das Laufniveau dieser Wohneinheit liegt ca. 1 m höher als jenes der kaiserzeitlichen Verulanushallen. Wohneinheit 8 stellt ein Peristylhaus mit zahlreichen flankierenden Räumlichkeiten an der Kreu-zung der Arkadiane und der in frühbyzantinischer Zeit angelegten Verbindungsstra-ße zur Marienkirche dar. Dem gesamten Wohnkomplex ist im Westen eine Säulen-halle vorgelagert, durch die man die Wohnräume und schließlich den Peristylhof erreichen konnte. Wenige Reste eines opus sectile-Bodens sowie von Mosaiken und Marmorverkleidungen der Innenwände belegen, dass das Peristylhaus wie jene Häuser über der Palästra des Hafengymnasiums qualitativ hochwertig ausgestattet war. Hervorgehoben sei eine öffentliche Latrine, die von der Straße aus betreten werden konnte. Besonders bemerkenswert ist hier die Teilung der Toilette in zwei Räume mit separaten Eingängen und mit zwei voneinander unabhängigen Was-serzu- und -abläufen. Eine Interpretation als Frauen- und Männerabteil bietet sich an. 2010 wurde auch ein Großteil der frühbyzantinischen Bauskulptur zeichnerisch dokumentiert.

Projektleitung: A. Pülz (Institut für Kulturgeschichte der Antike, Österreichische Akademie der Wissenschaften)

II.5.1.9 Magnesisches TorDas Ziel der Kampagne am Magnesischen Tor (FWF-Projekt-Nr. P 19987-G02, »Das Magnesische Tor von Ephesos«) im Sommer 2010 lag darin, das noch nicht erfasste Fundmaterial der Grabungen der letzten Jahre zu dokumentieren und in der Datenbank zu erfassen sowie die zeichnerische Aufnahme der Architektur des Magnesischen Tors, die 2008 begonnen und 2009 abgeschlossen wurde, zu kontrol-lieren, wofür das Tor grob gereinigt wurde. Darüber hinaus wurde der 2009 angefer-tigte Phasenplan überarbeitet und mit den Ergebnissen der Keramikforschung und der Architekturerfassung abgeglichen. Die 2009 erstellte und verfasste Stratigrafie sämtlicher Grabungen wurde in Zusammenarbeit mit der Fundaufnahme überarbei-tet, kontrolliert und formuliert. Im Mittelpunkt der Aufarbeitung der Keramik stand die vollständige Dokumentation der Funde aus den Grabungen 2009 (Schnitte 1 – 4). Die zeichnerische Dokumentation der Funde 2006 – 2008 wurde für die geplante Publikation vorbereitet. Die vorläufige Datierung der einzelnen Straten führte zur Erarbeitung und Präzisierung von Phasen, die sich auf den Bau des Magnesischen Tors oder seine Nutzung beziehen lassen und in der Publikation mit den Funden aus den rekonstruierbaren Kontexten der ›Altgrabungen‹ korreliert werden sollen.

Insgesamt wurden 2.147 Proben (Keramik und Schlacke) entnommen und er-fasst. 314 Fundstücke (Keramik, Marmor, Metallfunde) wurden für die Dokumenta-tion ausgewählt. Einige Fundstücke aus den Grabungen 2009 wurden restauriert (Keramikentsinterung, -entsalzung; Wandmalerei). Dabei wurde auf einem Wand-malereifragment das etwa lebensgroße Gesicht einer Frau sichtbar; das Fragment ist knapp oberhalb der Augen abgeschlagen, das Kinn fehlt. Der Mund ist kirschrot, das Inkarnat ist weich wiedergegeben, bei der Nase und den Augen ist der Schlag-schatten deutlich angegeben.

Die Dokumentationsarbeiten der Funde und der Architektur des Magnesischen Tors konnten – mit Ausnahme der Knochen (A. Galik) – abgeschlossen werden.

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Methoden und ErgebnisseFrühhellenistische Funde, die bei den Grabungen im Nord- und im Süddurchgang 2008 und 2009 im Bereich der ältesten Befestigungsmauer zutage traten, besitzen Entsprechungen auch im Fundmaterial der Altgrabungen; die alten Höhenangaben zu diesem Material (späte 1970er Jahre) wurden auf das moderne Höhensystem

abgestimmt und mit den Architekturzeichnungen zusammengeführt. Dadurch konnte der Verlauf dieser ältesten Befestigungsmauer bis zu den aus den Altgrabungen bekannten Mauern unterhalb des Südturms rekonstruiert und auf eine Zeit um die Mitte des 3. Jahr-hunderts v. Chr. eingegrenzt werden.

Die älteste Befestigungsmauer – Früher Hellenismus: Der älteste Befund im Bereich des Magnesischen Tors ist eine etwa 3 m breite Befestigungsmauer, die unterhalb des Tors verläuft und die für die spätere Errichtung des Torbaus bis auf die Fundamente abgetra-gen worden war. Das Fundmaterial aus den Schnitten 1/09 (Süd-durchgang) und 2/08 (Norddurchgang) stammt aus der Baugrube oder von einem Nutzungshorizont und datiert in die erste Hälfte des 3. Jahr hunderts v. Chr. oder später. Ein direkter Zusammenhang mit der unter Lysimachos errichteten Stadtmauer kann nicht hergestellt werden; die Befestigungsmauer, zweifelsohne ein Teil der Stadtbe-festigung, dürfte erst in den Jahrzehnten nach dem Tod des Lysima-chos erbaut worden sein.

Errichtung des Torbaus – Später Hellenismus: Der Bau des Tors erfolgte, nachdem man Teile der älteren Stadtmauer bis zu den Fun-damenten entfernt hatte. Der Bau wurde direkt auf die Reste der Stadtmauer gesetzt. Datierende Funde, die aus der Zeit der Anlage des Tors stammen und seine älteste Nutzungszeit dokumentieren, kamen in den Schnitten des Jahres 2009 zum Vorschein. Hervorzu-

heben sind vor allem die Baugrube zum Pfeiler beim Norddurchgang (Schnitt 1/09; SE 107/09) und die untersten Schichten aus Schnitt 3/09 (SE 356-SE 367; reichlich

Ephesos, Magnesisches Tor. Grundriss (Steinplan)

Ephesos, Magnesisches Tor. Wandmalerei, gefun-den im Torhof

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klein zerscherbte Keramikfunde, darunter Glanztonware, Reliefbecher und Lagy-nosware). Das Keramikmaterial aus diesen Schichten datiert in das ausgehende 2. Jahr hundert oder an den Beginn des 1. Jahr hunderts v. Chr. Ähnliches Material kam auch bei Schnitt 2/08 zum Vorschein, allerdings waren die Straten mit Keramik aus dieser Zeit spätantik gestört.

Nutzungsphase im 1.–2. Jahr hundert n. Chr. (Straßenpflaster, Tonrohrleitungen): Im Laufe des 1. und 2. Jahr hunderts n. Chr. wurde beim Magnesischen Tor der Ein-gang befestigt, indem man die Straßen pflasterte und Tonrohre verlegte. Die Straten, die diese Maßnahmen datieren, stammen aus Schnitt 3/09 (SE 337/09 befindet sich unmittelbar unterhalb des ältesten Steinpflasters), dessen Fundmaterial aufgrund der enthaltenen Eastern Sigillata B (ESB)-Formen bereits in die erste Hälfte des 1. Jahr hunderts n. Chr. datiert werden kann. Etwas später erneuerte man das Stra-ßenpflaster und verlegte Tonrohre (Schnitt 4/09). Das Fundmaterial aus den Künet-tenverfüllungen (SE 483, SE 487, SE 494) enthielt Sigillaten (ESB, ESC) des späten 1. und frühen 2. Jahr hunderts n. Chr., weshalb eine Datierung dieser Nutzungspha-se in das frühe 2. Jahr hundert n. Chr. oder danach angesetzt werden kann.

Renovierungsphase – 3. Jahr hundert n. Chr.: In einer nicht näher bestimmbaren Periode im 3. Jahr hundert n. Chr. wurden Teile des Torbaus renoviert. Dazu zählt ein (Wieder?-)Aufbau des Südturms. Das zugehörige Bauniveau dieser Phase wurde in Schnitt 2/09 angetroffen (SE 247/09, SE 248/09). Das Fundmaterial enthielt neben zeitlich schwer einordenbaren Amphorenfragmenten mit verdicktem Rand nur we-nige Fragmente von Fein- und Gebrauchskeramik, die in das 2. oder frühe 3. Jahr-hundert n. Chr. datiert werden konnten. Zeitgleiche Straten wurden auch in Schnitt 3/09 geborgen (SE 311/09 und SE 303/09), die vor allem ESC aus der Zeit Ende des 2. und Anfang des 3. Jahr hunderts enthielten und eine Renovierungszeit am Beginn des 3. Jahr hunderts n. Chr. nahelegen. Renovierungen im Bereich der Durchgänge (Verkleinerungen, Umbauten der Pfeiler) konnten bei den Grabungen nicht erfasst werden.

Spätantike – Errichtung von Einbauten im Torbereich und Schließung des Tors: Die im Zuge früherer Grabungen der 1970er und 1980er Jahre entfernten Gebäude im Vorhof des Magnesischen Tors konnten bislang nur ansatzweise rekonstruiert werden; eine Datierung der Gebäude erschien bis dato nicht möglich. Bei den Gra-bungen im Jahre 2009 konnten allerdings in mehreren Schnitten Funde aus dem aus-gehenden 5. Jahr hundert n. Chr. geborgen werden. Bei Schnitt 3/09 wurde der Bau-horizont bzw. die Baugrube (SE 303/09; Fragment einer LRC-Schale Form Hayes 3)

Ephesos, Magnesisches Tor. Hellenistische Keramik: Namensstempel auf Am-phoren der ›Nikandrosgrup-pe‹ und Reliefbecher

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einer Bruchsteinmörtelmauer erfasst, die als letzter Rest der entfernten spätantiken Gebäude im Torhof sichtbar ist. Auch in Schnitt 1/09 befindet sich ein spätantiker Nutzungshorizont, der LRC-Ware aus dem ausgehenden 5. Jahr hundert n. Chr. ent-hielt. An der Südseite des Turms (Schnitt 2/09) wurden mehrere spätantike Niveaus festgestellt, die Abfälle einer Glaswerkstatt enthielten; das jüngste Nutzungsniveau (Ziegelplattenboden) datiert in die erste Hälfte des 6. Jahr hunderts.

Das jüngste Material aus den Grabungen gehört in das frühe 7. Jahr hundert (Schnitte 1/06, 2/09, 4/09) und stammt aus dicken Lehmschichten, die den Torhof flächendeckend bis zu den Mauerkronen verfüllen. Mit diesem Stratum wurde das Magnesische Tor endgültig verschlossen.

Die Ergebnisse der Arbeiten im Jahr 2010 brachten vor allem die Klärung der Chronologie der Toranlage sowie einer älteren Mauer, die unterhalb des Torbaus liegt und von diesem überbaut wurde. Die älteste Baustruktur ist eine massive, ca. 3 m breite Befestigungsmauer, die im Bereich des südlichen und nördlichen Durchgangs unterhalb des Gehhorizonts angetroffen wurde. Die Keramik aus den Baugruben und den Nutzungsstraten datiert in das 3. Jahr hundert v. Chr., jedenfalls in die Zeit nach dem Tod des Lysimachos. Der Torbau selbst wurde in der Zeit um 100 v. Chr. errichtet und im 1. und 2. Jahr hundert n. Chr. mit einem Steinpflaster und Tonrohrlei-tungen versehen. Nach einer Renovierungsphase im 3. Jahr hundert n. Chr. wurde das Tor offenbar partiell – wahrscheinlich bei einem Erdbeben – beschädigt. Eine zeitliche Eingrenzung dieses Ereignisses ist nicht möglich, da keine zugehörigen Nutzungs- oder Zerstörungshorizonte angetroffen wurden. Möglicherweise steht der Umbau des Tors nach seiner Beschädigung in Zusammenhang mit einem Mauer-bauprogramm, das inschriftlich für das Ende des 4. Jahr hunderts n. Chr. bezeugt ist. Nachdem ab dem 5. Jahr hundert der Torhof an den Seiten mit Gräbern und Haus-mauern verbaut und nur noch der Mitteleingang genutzt wurde, gab man das Tor in der ersten Hälfte des 7. Jahr hunderts n. Chr. vollständig auf; der Torhof wurde dafür bis zur Mauerkrone mit Lehm zugeschüttet.

Projektleitung: A. Sokolicek

II.5.1.10 Çukuriçi HöyükDas vom FWF geförderte Einzelprojekt P19859-G02 »Grundlagenforschung zur Kupfer- und Bronzezeit in Ephesos« wurde am 31. Juli. 2010 abgeschlossen. Ohne Unterbrechung konnte das START-Projekt als Folgeforschungskonzept am 1. Au-gust 2010 beginnen. Damit umfasste die wissenschaftliche Tätigkeit 2010 mehrere unterschiedliche Teilbereiche, die sowohl dem Abschluss des einen als auch dem Beginn des anderen Projekts zuzuweisen sind.

Aufarbeitung der Ausgrabungen auf dem Çukuriçi HöyükVor Ort wurden ausschließlich Dokumentationsarbeiten und Fundstudien zum Çu-kuriçi Höyük im Depot des österreichischen Grabungshauses durchgeführt. Ziel war die Aufarbeitung der Funde aus den Grabungen 2006 – 2009 in großen Teilen abzu-schließen und letzte Kontrollstudien und Dokumentationen zu den Funden aus den Siedlungsphasen ÇuHö VIII–VI (Frühchalkolithikum–Übergang zur Frühbronzezeit) für die geplanten Publikationen durchzuführen.

Archäozoologie (A. Galik): 2010 wurden insgesamt 2.139 handaufgesammelte Tierreste mit einem Gewicht von rund 19.200 g und 2.263 Funde aus den flotierten Proben aufgearbeitet. Die meisten Funde stammen aus den Phasen ÇuHö III und IV. Deutlich geringeres Fundaufkommen wurde im Schnitt N4 und der Phase ÇuHö VII verzeichnet. Verschiedene Detailuntersuchungen zu den Bereichen Verhältnis von Wild- zu Haustieren, Geflügel, Fische und Mollusken wurden abgeschlossen. Das gesamte Tierknochenmaterial der Grabungen ist inklusive der Funde aus den Flota-ten komplett aufgenommen und in großen Teilen abschließend ausgewertet worden.

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Die Bearbeitung der Tierknochen aus der Ausgrabung in Barcın Höyük wurde 2010 begonnen, ein Teil des neolithischen Materials wird derzeit von D. Würtenberger im Rahmen einer Magisterarbeit untersucht (START-Projekt).

Lithik (M. Bergner): Es konnte das gesamte verbliebene Material der Grabungen von 2006 – 2009 fertig bearbeitet und aufgenom-men werden. Das Gesamtinventar umfasst 3.019 Stück Silices. Der Katalog der Fund ensembles aus den Phasen ÇuHö VIII–VI sowie N4 wurde publikationsfertig er-stellt. Die dazugehörigen Auswer-tungsstudien konnten ebenfalls abgeschlossen werden. Das chal-kolithische Vergleichsmaterial von Çamlıbel Tarlası bei Hattuşa wurde gesichtet, ein zukünftiges Bearbeitungskonzept im Rahmen des START-Projekts wurde erstellt.

Keramik und Kleinfunde (B. Horejs – R. Turck): Keramik und Kleinfunde aus den Phasen ÇuHö VIII–VI und dem Schnitt N4 wurden abschließend kontrolliert, einzelne noch nicht vollständig dokumen-tierte Stücke aufgenommen. Der Warenkatalog und die Formen-typologie der Scherben wurden für diese Phasen abgeschlossen und sind publikationsfertig. Stati-stische Detailstudien wurden vor Ort durchgeführt und am Material überprüft. Die Digitalisierung der Scherben durch die Firma Urban und Partner wurde fortgesetzt. Die frühbronzezeitlichen Kleinfunde wurden abschließend katalogisiert.

Im Jahr 2010 wurden auch intensive Aufarbeitungsstudien ohne lokale Präsenz vor Ort durch-geführt: Die geschliffenen Stein-objekte wurden von S. Mattová im Rahmen einer Masterarbeit an der Comenius Universität von Bratislava vorgelegt. Die vorhandenen Datenbanksys-teme wurden evaluiert und werden zurzeit von der Firma Urban und Partner modi-fiziert. Die Digitalisierungs- und Layoutarbeiten an Publikationsplänen und Grafiken wurden von A. Buhlke und M. Börner fortgeführt und in einigen Grabungsbereichen abgeschlossen. Die abschließende Stratigrafie der Grabungen wurde im Rahmen eines in Wien veranstalteten »Stratigrafie-Workshops« diskutiert und wird zukünftig im Rahmen einer Magisterarbeit analysiert. Die Auswertung der Radiokarbondaten und ihre Modellierung im Kontext anderer bekannter 14C-Daten durch B. Weninger (Universität Colonia) wurde abgeschlossen. Die Auswertung und Interpretation der botanischen Reste aus den Ausgrabungen wurde von U. Thanheiser (VIAS) weitest-gehend abgeschlossen, die Ergebnisse aus den chalkolithischen Phasen wurden zur Drucklegung vorbereitet. Die Studien zur Metallurgie wurden im Rahmen eines Dissertationsvorhabens von M. Mehofer (VIAS) fortgeführt.

Ephesos, Çukuriçi Höyük. Neue Vitrine im Efes Müzesi Selçuk mit Funden vom Çukuriçi Höyük (Foto E. Rathmayr)

START-Preisverleihung an B. Horejs durch Bundes-ministerin B. Karl und FWF-Präsident C. Kratky am 15. 6. 2010 (© FWF/W. Simlinger)

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Projektleitung: B. Horejs; Kooperationen: N. Bleicher (Dendro Laboratory Zü-rich), G. Borg (Institute for Geosciences, Martin-Luther-University Halle-Wittenberg), A. Galik (Institut für Anatomie, Veterinärmedizinische Universität Wien), M. Meho-fer (Vienna Institute for Archaeological Science/VIAS), E. Pernicka (Universität Tü-bingen), L. Puchinger (TU Wien, Institute of Chemical Engineering), F. Sauter (TU Wien, Institute of applied synthetic chemistry), U. Thanheiser (Vienna Institute for Ar-chaeological Science/VIAS), B. Weninger (Universität Köln); kooperierende Institu-te: Universität Istanbul, Ausgrabung Aktopraklık (N. Karul), Niederländisches Institut Istanbul, Ausgrabungen Barcin Höyük (F. Gerritsen), Universität Edinburgh, Ausgra-bungen in Çamlıbel Tarlası (U. Schoop), Bilkent Universität Ankara (T. Zimmerman)

II.5.1.11 Ephesos in vorhellenistischer Zeit: Die Siedlung am Nordosthang des Panayırdağ

Der Schwerpunkt der Arbeiten lag 2010 in der Ausarbeitung der Stratigrafie und in der Aufarbeitung der Funde der Grabungen 2009 in der vorlysimachischen Siedlung auf der Nordostterrasse des Panayırdağ. Dort waren 2008 und 2009 Überreste von insgesamt fünf Gebäuden gefunden und teilweise ausgegraben worden, die nun mehreren Bauphasen von der Spätarchaik bis zum frühen Hellenismus zugeord-net werden können. Errichtet aus Lehmziegeln auf Bruchsteinsockeln besaßen sie Lehmböden und Tondächer. Die neuentdeckten Siedlungsreste auf dem Panayırdağ geben zum ersten Mal Einblick in ein ephesisches Wohnquartier klassischer Zeit. Vergleichbare stratifizierte Kontexte des 4. und frühen 3. Jahr hunderts v. Chr. sind aus Ephesos bisher nur wenige bekannt (Magnesisches Tor, Staatsmarkt, sog. Fels-spalttempel, Mausoleum von Belevi).

Aus der archaischen Epoche wurden bislang der Teil eines Gebäudes und zwei Schichtbefunde ausgegraben. Sie datieren alle an das Ende des 6. Jahr-hunderts v. Chr., doch enthalten sie Keramik (Bearbeitung: A. v. Miller), die bis in die spätgeometrische Epoche zurückreicht. Ein Hiat unter den Befunden und Funden besteht – nach derzeitigem Forschungsstand – für das 5. Jahr hundert v. Chr.

Im dritten Viertel des 4. Jahr hunderts v. Chr. setzt dann neuerlich eine inten-sive Nutzung der Nordostterrasse ein, die sich an mehreren Stellen nachweisen lässt. Das attische und attisierende Tafelgeschirr zeigt ein relativ begrenztes For-menrepertoire (Bearbeitung der Fein- und Alltagskeramik: I. Kowalleck, Transport-amphoren: M. Lawall). Es handelt sich zumeist um das Standardtrinkgefäß des 4. Jahr hunderts v. Chr., den Kantharos. Diverse Schüsseln und große Krüge mit profiliertem Hals stellen die Leitformen der dekorierten sowie der unverzierten Ge-

brauchskeramik dar. Die Aufgabe der spätklassischen Gebäude ist in einer Zerstörungsschicht zu fassen, de-ren Keramikfunde in das frühe 3. Jahr hundert v. Chr. datieren. Leitformen der lokalen Alltagskeramik sind große Kratere, Schüsseln oder Lekanen. Zahlreiche größere Fragmente von Küchenwaren runden das En-semble an frühhellenistischen Haushaltswaren ab.

In die Zerstörungsschicht schneidet eine große Gru-be ein (Bearbeitung: H. Lotz), der sich in den bisheri-gen Sondagen keine Baureste zuordnen lassen. Sie ist nur wenig später verfüllt worden, um die Mitte des

3. Jahr hunderts v. Chr. Zu diesem Zeitpunkt endet nach bisherigem Kenntnisstand die Nutzung der Nordostterrasse. Es ist zu vermuten, dass die Bewohner in die von Lysimachos einige Jahrzehnte zuvor begründete Neu-Stadt absiedelten.

Ein weiterer interessanter Befund stammt von der 2009 neuentdeckten obersten Terrasse des Meterheiligtums unmittelbar vor der Stadtmauer. Die Lehmmasse des umgestürzten Oberbaus der Befestigung hatte dort die Zerstörungs- und wohl auch Nutzungsschicht dieses Abschnitts des Felsheiligtums konserviert und versiegelt.

Ephesos, Panayırdağ. Spät-geometrische Vogelkotyle von der Nordostterrasse

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Darin fanden sich 10 vollständige marmorne Votivreliefs, 4 davon in situ, dazu Terrakotten und ein kleiner Münzhort (Bearbeitung: A. Ruske). Nach den Keramikfunden wurde die oberste Terrasse des Meterheiligtums nur kurz genutzt, und zwar im zweiten und dritten Viertel des 3. Jahr hunderts v. Chr. Die Fundzusammen-setzung aus dem Meterheiligtum zeichnet sich durch ein einge-schränktes Formen- und Warenspektrum aus, das sich von den gleichzeitigen Haushaltskontexten deutlich unterscheidet.

Im Mai 2010 führte S. S. Seren auf der nordöstlichen Vorterras-se des Panayırdağ eine extensive geophysikalische Prospektion durch. Am Nordrand des Plateaus gelang es, einen bisher unbe-kannten, nach Nordosten abzweigenden Strang der nördlichen Befestigungsmauer festzustellen. Auf der Hauptterrasse konnten zwei Areale erkannt werden, die einen überdurchschnittlich gu-ten Erhaltungszustand der architektonischen Strukturen aufwei-sen und deshalb als Potenzial für zukünftige Forschungen gelten können.

Im Jahr 2010 wurden auch wenige Teile der Befestigungs-mauer um den Panayırdağ zeichnerisch aufgenommen, diese Arbeiten sollen 2011 abgeschlossen werden.

Projektleitung: M. Kerschner; Kooperation: S. S. Seren (ZAMG Wien)

II.5.1.12 Türbe im ArtemisionIm Anschluss an die Untersuchung im Jahr 2009 wurde im Eingangsbereich zum Artemision eine Türbe archäologisch erforscht, von der weder der Stifter noch die in ihr bestattete Person bekannt ist. Das Grabgebäude weist einen quadratischen Grundriss von 6,5 × 6,5 m auf, über dem sich ein aus Bruchsteinen und Ziegeln errichteter oktogonaler Aufbau erhebt, der von einer Pendentifkuppel abgeschlos-sen wird. An der Nordwestseite befindet sich der mit Spolien eingefasste Eingang, Fensteröffnungen sind in den drei übrigen Seiten ausgespart. Im Inneren der Türbe konnten bereits während der Grabungskampagne 2009 zwei in Stein gefasste Grab-legungen dokumentiert werden: eine zentrale Haupt- sowie eine Nebenbestattung entlang der Nordwestmauer. Sowohl anhand des typischen Mauerwerks als auch des Keramikmaterials aus den Fundamentgräben kann das Grabgebäude in die Zeit der Aydınoğulları, genauer in das späte 14. Jahr hundert n. Chr., datiert werden.

2010 war der Fokus auf die unmittelbare Umgebung der Türbe gerichtet, wobei einerseits die Dokumentation der Anbindung der Türbe an das umliegende Areal, andererseits eine differenzierte Erfassung weiterer Nutzungsphasen erfolgen sollte. Die Ergebnisse der Grabungskampagne konzentrieren sich daher auf den Bereich im Norden und Osten sowie auf die Fläche südlich der Türbe.

Knapp nach der Errichtung der Türbe war im Norden und Osten des Grabge-bäudes ein Friedhof eingerichtet worden, wobei der Bereich im Norden anscheinend Kindern vorbehalten gewesen war. Abgesehen von der Grablegung eines Kindes im Eingangsbereich der Türbe konnten vier Bestattungen von Kleinkindern nahe der Nordostmauer dokumentiert werden. Ein bereits zu einem früheren Zeitpunkt durch Grabungen gestörter Bereich im Nordosten und Südosten des Grabgebäudes ent-hielt eine hohe Anzahl dislozierter Knochen von über 50 Individuen, wobei nach einer ersten Analyse etwa die Hälfte davon als Kleinkinder identifiziert werden konnten.

Den zweiten Schwerpunkt der Arbeiten bildete das Areal südwestlich der Türbe. Reste einer massiven Mauerstruktur, die sich bereits am Ende der Kampagne 2009 angedeutet hatte, zeigen einen Ausschnitt eines Gebäudes, das eindeutig jünger als die Türbe datiert werden kann. Dabei handelt es sich nach momentanem Erkennt-nisstand um die Außenmauern eines zumindest zweiräumigen Gebäudes, das mit

Ephesos, Panayırdağ. Frühhellenistischer Kan-tharos aus der Zerstö-rungsschicht der Gebäude auf der Nordostterrasse

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Ephesos, Artemision. Kinderbestattung im Eingangsbe-reich der Türbe

Ephesos, Artemision. Ansicht der Türbe von Norden

Ephesos, Artemision. Mauerzüge südwestlich der Türbe

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seiner Nordecke direkt vor die Fensteröffnung der Türbe gesetzt worden war. Der angeschnittene westliche Raum war mit einer bank- oder stufenartigen Steinsetzung entlang der Mauern ausgestattet – den zugehörigen Boden bildete ein Ziegelplatten-boden. Das Fehlen massiver Bruch- und Versturzschichten weist auf ein gründliches Abtragen des Gebäudes nach dessen Aufgabe hin. In späterer Folge wurde dieser Bereich im Süden des Grabmals als Friedhof genützt, wie eine bereits 2009 doku-mentierte Bestattung zeigt. Eine weitere Phase, die chronologisch älter als die Türbe einzuordnen ist, zeigt u. a. den Befund eines verstürzten Keramikbrennofens, womit ein weiterer Hinweis auf die mittelalterliche Nutzung des Areals zur Keramikproduk-tion dokumentiert werden konnte.

Das gefundene Keramikspektrum weist in Masse in das 14. und 15 Jahrhun-dert n. Chr. und entspricht damit der Zeit der Aydınoğulları sowie der frühen osmani-schen Periode. Weniger häufigere Keramikfunde gehen zurück bis in das 10. Jahr-hundert n. Chr., in die mittelbyzantinische Zeit. Da diese Epoche bislang in Ephesos kaum dokumentiert ist, ist der Fundplatz auch hinsichtlich der Siedlungschronologie von Ephesos/Ayasuluk von besonderer Bedeutung.

Projektleitung: S. Ladstätter; wissenschaftliche Bearbeitung: G. Parrer, E. Fιndιk, K. Scheelen (Universität Göttingen), S. Bellibaş, M. Kürüm (Universität Aydιn), J. Vroom (Faculty of Humanities, University of Amsterdam)

II.5.2 Restaurierung

II.5.2.1 Großes TheaterDie Arbeiten im Großen Theater von Ephesos umfassen Projektentwicklungen so-wie praktische Arbeiten am Monument selbst.

Für die Entwicklung des Restaurierungsprojekts wurde die Dokumentation ver-vollständigt und die Planung für eine generelle Sanierung erstellt. Darin sind meh-rere Umsetzungsphasen vorgesehen, wobei der Schwerpunkt auf einer vollstän-digen Konservierung, aber nur partiellen Restaurierung liegt; Anastylosen wurden dagegen ausgeschlossen. Das Projekt wurde im Oktober 2010 von der türkischen Denkmalbehörde genehmigt.

Für die statisch gefährdeten Bereiche am Eingang N1 wurde eine Stützkonstruk-tion entwickelt, an der auch erläuternde Tafeln zur Geschichte des Theaters ange-bracht werden sollen. Die Konstruktion wurde im August 2010 von der türkischen Denkmalbehörde genehmigt und wird im Frühjahr 2011 umgesetzt werden.

Ephesos, Großes Theater. Stützkonstruktion im Bereich des Eingangs N1

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Die Restaurierungsarbeiten vor Ort konzentrieren sich seit 2009 auf das statisch extrem schwierige Areal des Südanalemmas, wo sie unter größten Sicherungsvor-kehrungen durchgeführt werden mussten, da einzelne Abschnitte stark einsturzge-fährdet waren.

Die Tonne des Südanalemmas musste sowohl an der Ober- als auch an der Un-terseite konserviert werden, wobei die brüchigen und wasserdurchlässigen Stellen mit Kalkmörtel ausgefüllt wurden. Risse wurden mit Fieberkarbonstangen verstärkt und in Mörtel eingebettet. Die Maßnahmen konnten weitgehend abgeschlossen werden, wodurch mit einer Wiedereröffnung des Eingangs S1 im Sommer 2011 ge-rechnet werden darf. Im Vomitorium des Südanalemmas 1 war es notwendig, die Bogensteine mit einem im opus caementicium-Kern verankerten Stahlband zu fi-xieren, um eine Loslösung der Marmorblöcke zu verhindern und die Sicherheit der Besucher zu gewährleisten. Zudem mussten instabile Stellen geschlossen werden, um die Tragfähigkeit des antiken Mauerbestands zu stabilisieren und zu erhöhen. Als besonders problematisch erwies sich eine Stelle am Vomitorium selbst, wo die tragende Mauer auf Schutt gesetzt worden war. In diesem Bereich wurde eine mit Kalkmörtel verbundene Bruchsteinmauer eingefügt.

Ephesos, Großes Theater. Arbeiten an der Tonne des Südanalemmas

Ephesos, Großes Theater. Sicherung der Bogensteine im Vomitorium des Südanalemmas 1

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Ephesos, Großes Theater. Einsatz einer Bruchsteinmauer mit Kalkmörtel

Ephesos, Großes Theater. Stahlkonstruktion an der Südseite des Südanalemmas

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Das wichtigste Projekt betraf jedoch die Südseite des Südanalemmas und hier speziell einen überkragenden Block, der aufgrund deutlicher Erdbebenrisse als ab-sturzgefährdet eingestuft wurde. Für die Sicherung wurde eine in den Seitenwänden verankerte Stahlkonstruktion entwickelt, die den Block umstellt und ihn im Falle ei-ner weiteren Verschiebung oder Loslösung auffängt. Diese Konstruktion, die sich optisch an anderen Schutzbauten in Ephesos wie beispielsweise dem Hanghaus 2 orientiert, hebt sich sowohl in der Materialwahl als auch in der Bauweise deutlich vom antiken Bestand ab und ist reversibel. Die Durchführung der Arbeiten erfolgte durch die Firma Convex/Istanbul, die Finanzierung wird der Ephesus-Foundation verdankt.

Darüber hinaus wurden kleinere Konservierungsarbeiten durchgeführt. In der Summa Cavea konnten 100 m² des Konglomeratfelsens gründlich gereinigt und in weiterer Folge mit Silikat versiegelt werden, um den Pflanzenbewuchs zu unterbin-den. In der von Touristen frequentieren Südparodos wurden Fehlstellen geschlos-sen, womit der antike Bestand gesichert wurde.

Projektleitung: E. N. Tekin

II.5.2.2 Marmorsaal im Hanghaus 2Im Marmorsaal der Wohneinheit 6 des Hanghauses 2 konnte die Reapplikation der Sockelzone aus Cipollino-Platten abgeschlossen werden. Die Wiederanbringung er-folgte mithilfe eines reversiblen Systems, bei dem die Platten auf Schienen montiert sind.

Anschließend wurde mit der Klebung der Platten der Hauptzone begonnen, die sich als äußerst kompliziert erwies. Zum einen handelt es sich um teilweise extrem kleinteilig gebrochene Fragmente, zum anderen weisen mehrere Platten intensi-

Ephesos, Hanghaus 2. Reapplikation der Sockel-zone im Marmorsaal der Wohneinheit 6

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ve Brandspuren auf, die der Marmorsubstanz stark zugesetzt haben. Parallel zur Klebung erfolgte eine systematische Kartierung aller Dübelspuren an den Wänden und an den Platten selbst, um in weiterer Folge eine zweifelsfreie Zuweisung zu ermöglichen. Mit Ende des Jahres 2010 konnten alle Pilaster sowie drei Platten an die Wände appliziert werden. Inschriften auf deren Rücksei-ten bieten wiederum wichtige Informationen zur Datierung der Wandverkleidung und zu bautechnischen Vorgängen. Eine ein-gemeißelte Inschrift nennt den Konsul Cnaeus Arrius Augur und ist somit in das Jahr 121 n. Chr. zu datieren, ein in roter Farbe aufgemaltes Dipinto nennt den bereits bekannten Besitzer der Wohneinheit 6, C. Flavius Furius Aptus, der damit als Auftragge-ber für die Marmorverkleidung belegt ist. Das von der Borusan-Holding finanzierte Projekt soll auch 2011 weitergeführt werden.

Projektleitung: S. Ladstätter, S. İlhan

II.5.2.3 PaulusgrotteErfreulicherweise konnte die Restaurierung der Wandmalereien in der Paulusgrotte 2010 abgeschlossen werden. Die Arbeiten konzentrierten sich auf die Südwand, wo das Fragment einer Lyra spielenden Person vollständig freigelegt wurde. Dabei han-delt es sich wohl um Orpheus oder Christus, eine Gleichzeitig-keit mit der schräg gegenüber angebrachten Darstellung der Thekla-Legende scheint aufgrund stilistischer Überstimmungen gegeben. Ferner wurde die gesamte Grotte auf mikrobiologische Ablagerungen und Algen überprüft und diese wurden – wo vor-handen – auch entfernt.

Wissenschaftliche Bearbeitung: R. Pillinger (Institut für Klassische Archäologie, Universität Wien); Restaurierung: F. Ghizzoni (Leitung)

II.5.2.4 Generalsanierung von EphesosDie Generalsanierung in Ephesos konzentrierte sich 2010 auf das Odeion und das sog. Freudenhaus, ferner wurden gefährliche Bereiche an der Celsusbibliothek ge-sichert. In der Tribüne im Artemision wurde die Nordfront abgesichert und das lose Steinmaterial fixiert. Aufgrund des dringenden Bedarfs an qualifizierten Arbeitern im Großen Theater von Ephesos wurde das Generalsanierungsprojekt von Mai bis Ok-tober 2010 unterbrochen. Im Anschluss an die Grabungskampagne wurden Zäune um die Tribüne im Artemision sowie das sog. Lukasgrab gezogen, ferner Schutz-mauern um die Türbe im Artemision errichtet.

Projektleitung: S. Ladstätter, S. İlhan, C. Topal (Efes Müzesi Selçuk); Kooperati-on: Efes Müzesi Selçuk

II.5.2.5 ObjektkonservierungIm Depot des Grabungshases wurde das gesamte Fundmaterial 2010 konserviert und wenn notwendig auch restauriert. Zudem wurde das Keramikmaterial vom Panayırdağ mit einer speziellen Säurelösung gereinigt, um die Oberflächen sichtbar machen zu können.

Projektleitung: D. Önal

Ephesos, Paulusgrotte. Lyra spielende Figur

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II.5.3 Fundbearbeitung

II.5.3.1 Kleinfunde aus dem Artemision Die Aufarbeitung der Funde und Befunde aus den Grabungen im Artemision wäh-rend der Jahre 1965 – 1994 wurde fortgesetzt. H. Baitinger sichtete die Eisenobjekte,

um die Voraussetzungen für eine wei-tere Bearbeitung auszuloten. H. Bulut setzte ihre Arbeit an der korinthischen Importkeramik fort. A. Naso kann be-reits nach einer ersten Beschäftigung mit den Bernsteinobjekten auf neue Ergebnisse verweisen: Es handelt sich nicht nur um Glieder von Ketten und Gehängen, wie früher angenom-men worden war, sondern vielmehr befinden sich unter den Bernsteinfun-den Stücke, die als Intarsien prunk-volle Möbel zierten, sowie solche, die mit weiteren Einzelelementen aus anderen Materialien zu komplexen Schmuckstücken (z. B. Fibeln) zu-sammengesetzt waren.

Projektleitung: M. Kerschner

II.5.3.2 KeramikforschungIn den vergangenen Jahren wurde die Keramik des sog. Byzantinischen Palasts fundstatistisch erfasst, die diagnostischen Stücke wurden aussortiert. Die zeichne-rische Dokumentation dieser Fragmente konnte 2010 fertiggestellt werden. Ebenso wurde die Erfassung der Fragmente aus dem ›Byzantinischen Palast‹ in die Daten-bank weitergeführt. Das Material aus der ›Byzantinischen Wohnstadt‹, das ebenfalls in den letzen Jahren fundstatistisch erfasst wurde, konnte 2010 zur Gänze zeichne-risch dokumentiert werden. Zusätzlich konnten schon einige von der Grabungslei-tung ausgesuchte Neufunde des Jahres 2010 zeichnerisch dokumentiert werden. Die stratifizierte Keramik aus den Theatergrabungen wurde statistisch erfasst und dokumentiert.

Besonderer Schwerpunkt lag zudem auf einer Bearbeitung mittelalterlicher (by-zantinischer und türkischer) Keramik aus der Türbe und der Tribüne im Artemision. Dabei konnte festgestellt werden, dass das Areal bereits seit dem 10. Jahr hundert in-tensiv genutzt wurde. Im 13.–14. Jahr hundert etablierte sich ein großflächiger Werk-stattbezirk, in dem u. a. auch Tafelgeschirr produziert wurde und von dem sich Töp-fereiabfall sowie Reste von Brennöfen gefunden haben. Besonders aussagekräftig waren die Keramikfunde aus der Tribüne, datiert in das 14.–15. Jahr hundert n. Chr., die ein reiches Spektrum an lokalen, aber auch importierten Waren aufweisen und die ein Beleg für den hohen Lebensstandard dieser Epoche sind.

Derzeit beschäftigen sich drei Dissertationen mit ephesischer Keramik. In einer Arbeit wird das späthellenistische Keramikmaterial von Pergamon und Ephesos verglichen, zwei Dissertationen widmen sich der sog. grauen Ware mit schwarzem Überzug und der dünnwandigen Keramik.

Projektleitung: S. Ladstätter

Ephesos. Intarsien aus Bernstein für archaische Luxusmöbel aus dem Artemision

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II.5.3.3 GlasGlasfunde wurden aus der Wohneinheit 7 des Hanghauses 2 sowie aus dem ›By-zantinischen Palast‹ bearbeitet. Die ältesten Funde aus dem Palast datieren in die späthellenistische und frühkaiserzeitliche Periode, eine nächste Konzentration ließ sich am Ende des 4. bzw. im 5. Jahr hundert feststellen. Besonders dicht ist der Bestand aus Gläsern aus dem 6.–7. Jahr hundert, während spätere Objekte bislang fehlen. Interessant ist auch die Feststellung, dass in unmittelbarer Nähe des Palasts Mosaiksteinchen aus Glas hergestellt wurden.

Wissenschaftliche Bearbeitung: M. Schätzschock (Institut für Kulturgeschichte der Antike, Österreichische Akademie der Wissen-schaften), S. Fünfschilling (ÖAI)

II.5.3.4 Byzantinische Tracht- und Schmuckobjekte, Kleinfunde und ihre Werkstätten

Die Arbeiten im Efes Müzesi Selçuk konzentrierten sich auf die Ob-jektgruppen der Gürtelschnallen und Kreuze. Rund 80 Funde aus Bunt- oder Edelmetall konnten dokumentiert sowie lichtmikrosko-pisch untersucht werden.

Die bislang aus Ephesos bekannten Typen der byzantinischen Gürtelschnallen beinhalten vor allem Schnallen vom Typ Syrakus, Korinth und Bologna, Schnallen mit insektenförmigem Scharnier-beschläg, ovale Miniaturschnallen mit kreuzförmigem, festem Be-schlag, Schnallen mit Maskenzier und Schnallen mit rechteckigem Beschlag und Tierdarstellung.

Zur Fundgruppe liturgischer Ornate oder Geräte von der früh-byzantinischen bis in die spätbyzantinische Zeit gehören Kreuzan-hänger, Reliquienkreuze sowie Vortrage- oder Prozessionskreuze, die teilweise mit Kreisaugenzier oder bildlichen Darstellungen und Beischriften verziert sind.

Projektleitung: A. M. Pülz; Kooperation: F. Kat (Efes Müzesi Selçuk)

II.5.3.5 SkulpturenIn der Skulpturenforschung stand 2010 die Fortsetzung der Aufnahme der Skulp-turen aus dem Theater sowie die Arbeit an diversen Publikationsprojekten auf dem Programm.

Vor Ort wurde die Dokumentation der Skulpturenfunde aus den Jahren 1993 – 2009 für die Vorlage in einem Chronologieband zum Theater abgeschlossen. Abgesehen von den Skulpturen aus Marmor wurden zum Vergleich auch die Fragmente aus Bronze gesichtet, außerdem wurden die während der Reinigungs- und Restaurie-rungskampagnen des Efes Müzesi Selçuk in den 1960er und 1970er Jahren zutage getretenen und bereits vorläufig publizierten Funde aufgenommen. Darunter ist eine Reihe tragischer Masken hervorzuheben, die ihrem Fundort zufolge offensichtlich an der Wand der obersten Galerie der Cavea angebracht war. Schließlich wurde das Inventar des Museums nach weiteren unpublizierten Funden aus den Kampagnen des Museums durchsucht. Diese Funde werden 2011 dokumentiert und damit die Aufnahme der Skulpturen aus dem Theater abschließen.

Während der Kampagne 2010 wurden außerdem die (zahlenmäßig geringen) ephesischen Neufunde des Jahres aufgenommen.

In Wien wurde an der Aufnahme der zahlreichen Fragmente des Eroten- und Satyrfrieses aus dem Großen Theater gearbeitet, welche im Depot des Kunsthisto-rischen Museums, Wien, gelagert sind. Der Fries besticht durch seine hohe Qualität

Selçuk. Reliquienkreuz aus Bronze (Efes Müzesi Selçuk Inv. 1/32/90)

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Ephesos, Großes Theater. Platte des Erotenfrieses (Ephesos Museum, Wien [© KHM])

Ephesos, Großes Theater. Tragische Maske (Efes Müzesi Selçuk)

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und die Variationsbreite seiner Szenerie, was ihn von Friesen ähnlicher Thematik abhebt.

Projektleitung: M. Aurenhammer; Kooperation: Georg Plattner (Kunsthistorisches Museum Wien)

II.5.3.6 Spätantike Statuenbasen aus EphesosAuf Basis eines Kooperationsabkommens zwischen dem ÖAI und der Universi-tät Oxford (R. R. R. Smith und B. Ward-Perkins) konnten im Sommer 2010 die ephesischen spätantiken Statuenbasen in einer Datenbank erfasst werden (47 Stück), welche als Grundlage eines internationalen Projekts der Universität Oxford zu spätantiken Statuen der antiken Welt dient (»Last Statues of Antiquity« <http://www.ocla.ox.ac.uk/statues/>). Projektziel ist, sämtliche Statuen zu sammeln, die in der Zeit zwischen ca. 280 und 650 n. Chr. erschaffen wurden. Dabei werden nicht nur die Statuen selbst, sondern auch Statu-enbasen, schriftliche und bildliche Zeug-nisse über spätantike Statuen erfasst. Die Inhalte der Datenbank sollen im Anschluss an einen Kongress (Oxford 2011) veröf-fentlicht werden.

Ephesos hat eine überaus große Fül-le an Ehrendenkmä-lern, darunter zahl-reiche Statuenbasen und Statuen aus der Spätantike. Von den ca. 1.000 bekannten Statuenbasen, die in Ephesos gefunden wurden, stammen 47 aus der Zeit zwischen 275 und 600 n. Chr. Der größte Teil stammt aus der Zeit des 4. und 5. Jahr hunderts n. Chr., wobei eine Häufung in tetrarchischer Zeit zu beob-achten ist. Bei der räumlichen Verteilung geht klar hervor, dass die überwiegende Mehrheit der Basen – nämlich 33 Stück – auf den Hauptstraßen stand (Kuretenstra-ße, Marmorstraße, Theaterstraße/Stadionstraße und Arkadiane), nur wenige – ins-gesamt nur 4 – standen auf dem Staatsmarkt und der Tetragonos Agora. Die restli-chen Statuenbasen wurden in Gebäuden gefunden (5 Stück in Scholastikiatherme, Hafengymnasium, Theater), waren in byzantinischen Gebäuden verbaut (3 Stück) oder haben keine Fundortangabe (2 Stück).

Eine zentrale Problemstellung betrifft die Frage, inwieweit in der Spätantike Neu-es produziert wurde oder generell ältere Denkmäler umgearbeitet wurden. Bei den Basen kann die Frage insoweit beantwortet werden, als die meisten Exemplare aus älteren, in der römischen Kaiserzeit produzierten Basen umgearbeitet wurden. Nur wenige Exemplare – mit Sicherheit nur 2 – wurden neu geschaffen, um Statuen aufzustellen.

Ephesos, Kuretenstraße. Übersicht mit Statuen-basen

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Die Einbindung der Studien zu den Statuenbasen von Ephesos in die internatio-nale Datenbank erlaubt es, weitere Vergleichsstudien zu spätantiken Statuenbasen anzustellen und somit auch den ephesischen ›statue habit‹ zu rekonstruieren zu können.

Projektleitung: A. Sokolicek

II.5.4 Interdisziplinäre Zusammenarbeit

II.5.4.1 NumismatikIm Rahmen des Kooperationsprojekts »Fundmünzen von Ephesos« der Numisma-tischen Kommission der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und des ÖAI wurden alle 350 im Zuge der Grabungskampagne 2010 neugefundenen Mün-zen wissenschaftlich bestimmt und mit ihren technischen Daten dokumentiert. Wei-ters wurden Vorbereitungen zur Erstellung des Gesamtkatalogs geleistet.

Leitung: M. Alram (Numismatische Kommission, Österreichische Akademie der Wissenschaften)

Ephesos, Dokumentation der Statuenbasis der Flak-killa. Umgearbeitete Basis der römischen Kaiserzeit

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II.5.4.2 EpigrafikDie Aufnahme der beschrifteten Wandverkleidungsfragmente aus dem Marmorsaal der Wohneinheit 6 des Hanghauses 2 wurde fortgesetzt, 9 Graffiti wurden aufge-nommen und 29 Versatzmarken dokumentiert. Besonders bemerkenswert war der Fund eines Dipinto mit dem Namen des Wohnungsbesitzers. Weiters sind auf den Rückseiten dreier Platten Herkunftsvermerke aus den kaiserlichen Steinbrüchen in Dokimeion eingemeißelt.

An verschiedenen Grabungsplätzen kamen insgesamt 23 neue Steininschriften zutage. Erwähnenswert ist ein Sarkophag mit Nennung eines Handwerkskollegiums. Im Grabhaus 335 der Hafennekropole waren Dipinti angebracht, das ausführlichste enthält ein Zitat aus Psalm 90.

Im Depot des Grabungshauses wurden 12 Graffiti auf Keramik und Wandmalerei aufgenommen.

Leitung: H. Taeuber (Institut für Alte Geschichte und Altertumskunde, Papyrolo-gie und Epigraphik, Universität Wien)

II.5.4.3 ArchäozoologieAus der Nekropole am Hafenkanal wurden insgesamt 2.438 tierische Überreste un-tersucht. Der Großteil sind essbare Muscheln, auch Knochen von Haustieren (Rind, Schaf/Ziege, Schwein, Hund, Pferd) und Wildtieren (Rothirsch und Wildschwein) kommen vor.

Aus der Theatergrabung wurden die Tierknochen aus einer Kanalverfüllung be-arbeitet. Die Fauna besteht aus Haustieren, Rind, Schaf/Ziege, wenig Hausschwein, Hund, Pferd, Esel und Katze. Die Wildtiere sind Hase, Stachelschwein, Fuchs und Goldschakal, Dachs und Wildschwein; auch Milchzähne einer Großkatze sind dar-unter. Vögel sind hauptsächlich Hühner, wenige Gänse, Tauben, Steinhühner und Sperber.

Vom Çukuriçi Höyük konnten rund 4.400 Knochen bestimmt werden. Von Bedeu-tung für die Ernährung sind Schaf/Ziege und Rind, aber wenig Hausschwein. Die Jagd auf Damhirsche war sehr wichtig, anderes Jagdwild, Wildschwein, Hase, Braunbär, Fuchs und zwei Knochen von Großkatzen, kamen ebenfalls vor. Bestandteil der Er-nährung waren auch die Fischerei und das Sammeln von Muscheln und Schnecken.

Vom Magnesischen Tor konnten 1.857 Funde untersucht werden. In allen Befun-den finden sich hauptsächlich Reste von Haustieren und Mollusken. Wildtiere sind mit Wildschwein, Hase und Damwild in nur geringem Ausmaß vorhanden. Hühner repräsentieren das mit Abstand wichtigste Geflügel. Die essbare Herzmuschel und Austern sind die im Bereich des Magnesischen Tors angetroffenen wichtigsten Spei-semuscheln, zudem kamen auch Schnecken vor.

Leitung: A. Galik (Institut für Anatomie, Veterinärmedizinische Universität Wien)

II.5.4.4 AnthropologieIm Jahr 2010 wurden 81 Individuen untersucht. 15 davon stammen aus den Grä-bern 1 und 5 der Hafennekropole, 10 von den Grabungen am Panayırdağ sowie 56 von der Türbe im Artemision. Bei näheren Analysen des mehrfach belegten Grabes 1 der Hafennekropole wurde festgestellt, dass hier 26 Erwachsene bestattet waren.

Des Weiteren wurde ein Zwillingsbestattung in der Tribüne im Artemision sach-gemäß geborgen und analysiert, das weibliche Skelett aus dem Oktogon (sog. Arsi-noe) neuerlich untersucht und mit einer Bearbeitung der Kinderbestattungen um die Marienkirche begonnen.

Leitung: M. Schultz, J. Nováček

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II.5.4.5 GeophysikIm Areal der sog. Tribüne im Artemision konnte vor allem die mittelalterlich-türkische Siedlung prospektiert werden. In tieferen Straten sind Mauerverläufe sichtbar ge-worden, die wohl mit der Tribüne als Kulttheater in Verbindung zu setzen sind und die 2011 ausgegraben werden sollen.

Die Messungen auf dem Panayırdağ haben eindrucksvoll gezeigt, dass sich ins-besondere im südlichen Siedlungsabschnitt die Gebäude gut erhalten haben, auch hier sollen die Feldforschungen 2011 an die Ergebnisse der Geophysik anknüpfen.

Im Areal des Domitianstempels konnte nicht nur die spätantike Bebauung, son-dern vor allem auch die Tabernenreihe im Süden sowie ein sekundärer Aufgang zum Areal des Domitianstempels geklärt werden.

Besonders reichhaltig waren die Messungen allerdings nördlich des Vediusgym-nasiums. Hier konnten ein steinerner Monumentalbau, wahrscheinlich ein Tempel, sowie eine christliche Kultanlage, möglicherweise ein Pilgerheiligtum, prospektiert werden. Östlich des Vediusgymnasiums zeigt sich eine sehr dichte römische Bebau-ung, über die dann in spätantiker Zeit eine Memorialkirche gesetzt wurde.

Ebenfalls extrem aufschlussreich waren die Messungen südlich des Hafenka-nals. Hier konnten eine Gräberreihe, ein tempelähnlicher Monumentalbau sowie eine komplexe Gebäudestruktur festgestellt werden. Die geophysikalischen Daten lassen darauf schließen, dass es sich um sehr gut erhaltene Gebäude handelt, die unbedingt geschützt werden sollten.

Leitung: S. S. Seren (ZAMG Wien)

II.5.4.6 PaläogeografieDie paläogeografischen Bohrungen konzentrierten sich auf die Ebene zwischen dem Ayasuluk und dem Artemision, die Fläche nördlich des Vediusgymnasiums, entlang des Hafenkanals sowie auf den Bereich des Kenchrios-Tals. Die Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:

Westlich des Ayasuluk konnte der Küstenverlauf dokumentiert werden, allerdings handelt es sich um eine sehr flache Bucht, die Schifffahrt ausschließt. Daher ist die Lokalisierung des ›heiligen Hafens‹ in diesem Bereich unmöglich.

Nördlich des Vediusgymnasiums konnten bis zu einer Tiefe von 8 m Kulturschich-ten festgestellt werden, daher muss der postulierte Küstenverlauf in diesem Bereich verändert werden.

Von besonderem Interesse sind allerdings die Messungen entlang des Hafen-kanals. Hier konnte einerseits die sukzessive Verlandung und Anlage des Kanals nachgewiesen werden, die durch datierbares Material mittels 14C-Analyse auch ab-solut eingeordnet werden kann. Andererseits war es möglich, im Bereich des Ken-chrios-Tals eine Hafenbucht zu lokalisieren, die möglicherweise in byzantinischer Zeit in Funktion stand.

Leitung: H. Brückner (Geographisches Institut, Universität Köln)

II.5.4.7 Hydrogeologischer Survey am PanayırdağIm Rahmen eines geologischen Surveys wurde die Wassersituation am Panayırdağ untersucht. Bislang sind in der ausgegrabenen Siedlung keine Brunnen oder Zi-sternen bekannt, Quellen gibt es am Panayırdağ nicht. Als einzige Mögilchkeit für eine nicht nur temporär zur Verfügung stehende Süßwasserquelle kann ein hydro-geologisches Modell dienen, das einen Wasserkörper auf Höhe des ehemaligen Meeres niveau beschreibt. Aufgrund der kartierten archaischen Befestigung ergeben sich die Schluchten südlich der Nordbastion als mögliche Standorte von Brunnen-bauten, die hier in nicht allzu großer Tiefe (10 – 20 m) dieses Höhenniveau erreichen konnten. Als weiterer Standort kann eine tiefe Schlucht oder Höhle am südöstlichen

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Panayırdağ genannt werden, die sich im Nahbereich einer terrassierten Fläche be-findet. Hier belegen das Vorkommen von reichlich Kulturschutt und Bearbeitungs-spuren an den Felswänden eine menschliche Nutzung in hellenistischer Zeit.

Leitung: W. Prochaska, G. Ranitsch (Department für angewandte Geowissen-schaften und Geophysik, Montanuniversität Leoben)

II.5.5 Veranstaltungen

II.5.5.1 Gründung der Ephesus-FoundationAm 15. Mai 2010 wurde in Ephesos die neu-gegründete Ephesus-Foundation <http://www.ephesus-foundation.org> in Anwesen-heit von Minister Ertuğrul Günay und Ministe-rin Beatrix Karl der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Ephesus-Foundation hat 2010 die Stütz-konstruktion am Südanalemma im Großen Theater und die Restaurierung der Wandma-lereien im Hanghaus 2 finanziert sowie die Publikation der ephesischen Wandmalereien finanziell unterstützt.

II.5.5.2 AIPMA-KongressVom 13.–18. September 2010 fand in Selçuk der internationale Kongress »Wandma-lerei zwischen Lokal- und Zeitstil« statt, der vom Österreichischen Archäologischen Institut, der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und der Association pour la peinture murale antique (AIPMA) organisiert wurde. Über 130 Teilnehmerin-nen und Teilnehmer präsentierten 64 Vorträge und 41 Poster.

II.5.5.3 Sitzung der ›Theaterkommission‹Vom 22.–23. Oktober fand die Sitzung der ›Theaterkommission‹ der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Ephesos statt, bei der die Arbeiten 2008 – 2010 prä-sentiert sowie das Restaurierungsprojekt für das Große Theater vorgestellt wurden.

ii.6 limyra (türkei)

Die Grabungskampagne des Jahres 2010 dauerte vom 1. August bis zum 30. Sep-tember 2010. Als Vertreterin der Regierung fungierte M. Yıldızturan vom Museum für Anatolische Zivilisationen (Ankara).

Parallel zu den eigentlichen Grabungsarbeiten wurden drei Prototypen tempo-rärer Unterkünfte für die Grabungsteilnehmer errichtet, womit einer Forderung der Generaldirektion für Kulturgüter und Museen nachgekommen wurde.

Leitung: M. Seyer; stellvertretende Leitung: Z. Kuban (İstanbul Teknik Üniversitesi)

II.6.1 Grabung in den Thermen am römischen Theater

Die Grabungsarbeiten in der kaiserzeitlichen Thermenanlage dauerten vom 23. Au-gust bis 18. September 2010. Im Zuge der Arbeiten wurde die Grabungsfläche öst-

Ephesos. Gründung der Ephesus-Foundation im Beisein der zustän-digen Fachminister und des Vorsitzenden A. A. Kocabıyık

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lich und südwestlich der Badeanlage erweitert, um zusätzliche Aufschlüsse über den Grundriss des Gebäudes zu erhalten.

Eine 3 × 4 m messende Öffnung im Südwesten machte deutlich, dass die an dieser Stelle freigelegte Mauerecke den Abschluss des Gebäudes darstellt. In des-sen unmittelbarer Umgebung verlaufen mehrere Mauern und Kanalführungen, die ebenso wie verschiedene Bodenniveaus in diesem Bereich in keinem Bauzusam-menhang mit der Badeanlage stehen, sondern in byzantinischer Zeit entstanden sind. Diese Befunde geben einen Einblick in die dichte Bebauung dieses Areals in der Zeit nach der Aufgabe der Thermen. Zwar ist der ergrabene Ausschnitt zu klein, um konkrete Aussagen zur städtebaulichen Konzeption treffen zu können, doch verdeutlicht die unterschiedliche Orientierung der Mauerzüge immerhin, dass diese Bauten keinem einheitlichen Raster folgten.

Der Schwerpunkt der Arbeiten lag allerdings im Osten der Anlage. In diesem Bereich konnte die Ausdehnung von Raum VIII festgestellt werden, der in einer se-kundären Phase an die Thermen angesetzt wurde und in seiner Orientierung leicht von dieser abweicht. Da sein aus Kalksteinplatten bestehender Fußboden allerdings sowohl in Technik und Qualität als auch im Höhenniveau exakt mit dem Boden der Badeanlage übereinstimmt, ist es naheliegend, dass der Raum einen integrativen Bestandteil des Gebäudes bildete. Die Wände waren mit qualitätsvoller figürlicher Wandmalerei bedeckt.

Im östlichen Bereich von Raum VI wurde eine überwölbte, nach vorn offene Struktur angetroffen, deren Funktion noch nicht geklärt ist. Dieses Gewölbe, das eine Weite von ca. 3,5 m überspannte, besteht aus Ziegeln und war mit einer kom-pakten Schicht aus Mörtel und Bruchsteinen abgedeckt. Ein Bodenniveau wurde in diesem Bereich noch nicht erreicht.

Darüber hinaus wurde östlich der Badeanlage eine knapp 4 m breite Sondage angelegt, um das Areal zwischen diesem Gebäude und dem unmittelbar im Osten gelegenen Theater zu klären, in dem sich zweifellos ein Aufgang zu dessen Diazo-ma befand. Hier erhoffen sich die Ausgräber Informationen über die städtebauliche Anbindung der Thermen an das Theater. In diesem Bereich wurde allerdings noch kein antikes Niveau erreicht; eine direkt am Theater ansetzende Ost-West-Mauer, die den Aufgang versperrte, kann vorläufig noch nicht datiert werden.

Neben großen Mengen vorwiegend spätantiker und byzantinischer Keramik wur-den 13 Münzen, zahlreiche Fragmente von Architekturteilen und Bauornamentik so-wie Kleinfunde aus Metall, Bein und Ton gefunden. Hervorzuheben sind hier mehrere figürliche Terrakotten sowie ein christliches Amulett mit griechischer Inschrift. Unter

Limyra, Theater-thermen. Schema-tischer Plan

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den im Gebäude verbauten Spolien kommt einer Reihe von Simablöcken eines nicht erhaltenen hellenistischen Tempels besondere Bedeutung zu. Insgesamt konnten bisher 10 zugehörige Fragmente identifiziert werden, von denen 8 im sekundären Mauerverband verbaut sind.

Auch in der Kampagne 2010 fanden sich mehrere menschliche Bestattungen, die das Areal als neuzeitliches Gräberfeld determinieren. Es wurden 23 Skelette (insgesamt bisher 42 Stück) freigelegt und dokumentiert, wobei sich die Ergebnis-se frühere Jahre bestätigten: Die Beisetzungen sind durch eine annähernd gleiche Ausrichtung der Skelette, das Fehlen einer Kennzeichnung der Grabstelle sowie jeglicher Beigaben charakterisiert.

Projekteitung: U. Schuh

II.6.2 Arbeiten am sogenannten Ptolemaion

Die Kampagne diente vor allem der Erprobung der Steinkatalog-Da-tenbank sowie der Vervollständigung des Steinkatalogs. Die Daten-bank erfasst alle Werksteine, die auf den sechs Auslegeterrassen und der Architekturaufstellung der Grabungsinsel sowie im Depot der Grabung gelagert sind. Im Besonderen ermöglicht sie gemein-sam mit einem Lageplan eine schnelle Auffindung der etwa 1.200 Werksteine und enthält außerdem die wichtigsten bautechnischen Daten, Maßangaben und eventuelle Besonderheiten.

Im Museum Antalya wurde die Bestandsaufnahme der ausge-stellten, im Steinkatalog aber noch fehlenden Stücke abgeschlos-sen. Um Besuchern der Grabung eine bessere Vorstellung vom einstmaligen Aussehen des Bauwerks geben zu können, wurde eine neue Aufstellung ausgewählter Architekturblöcke des Ptolemai ons vorgenommen.

Darüber hinaus wurden sämtliche Kleinfunde der früheren Kampagnen aufge-nommen und in eine Datenbank eingespeist.

Projektleitung: G. Stanzl (Mainz)

Limyra, Theater-thermen. Blick von Westen

Limyra, Ptolemaion.Rekonstruktion (G. Stanzl)

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II.6.3 Arbeiten in den Nekropolen Limyras

In den Nekropolen Limyras wurden abschließende Arbeiten an den Gräbern mit ly-kischen Inschriften vorgenommen, die gemeinsam mit fünf weiteren Gräbern aus Ostlykien den ersten Band des »Corpus der Lykischen Sprachdenkmäler« bilden werden. Im Verlauf der Kampagne wurden Detailzeichnungen und -fotografien an-gefertigt, darüber hinaus wurden die Deskriptionen vervollständigt. Auch die geodä-tischen Arbeiten konzentrierten sich auf die fünf Nekropolen von Limyra, die einer kompletten Neuvermessung unterzogen wurden (C. Kurtze).

Projektleitung: M. Seyer

II.7 Aktopraklık Höyük (Türkei)

Im Jahr 2008 wurde ein Kooperationsprojekt mit der Universität Istanbul mit der Ziel-setzung initiiert, die spätantik/frühbyzantinische Bebauung von Aktopraklık Höyük zu erforschen. Das im heutigen Akçalar in der Provinz Bursa gelegene Aktopraklık Höyük erlangte vor allem in spätneolithischer und frühchalkolithischer Zeit überre-gionale Bedeutung, von der auch heute noch beeindruckende Siedlungsreste und Bestattungsplätze zeugen, die in einem archäologischen Park besichtigt werden kön-nen. Der Grabungsplatz wird seit den frühen 2000er Jahren unter der Leitung von N. Karul systematisch archäologisch untersucht.

Im Jahr 2010 wurden feldarchäologische Forschungen zu den spätrömischen Bebauungsresten fortgesetzt, die von Archäologen des Bursa Arkeoloji Müzesi we-nige Jahre zuvor begonnen worden waren. Dazu wurden zunächst die geodätischen Voraussetzungen mittels eines GPS-Surveys geschaffen. Neben großflächigen Rei-nigungsarbeiten wurden drei Sondagen angelegt, wobei die Schnitte 1/10 (5 × 4 m) und 3/10 (11 × 3,70 m) auf ein langrechteckiges, 4,60 – 5,80 × 10,00 – 10,50 m gro-

ßes Gebäude mit Trockenmau-erwerk aus Kalkbruch- und Feldsteinen sowie Ziegelfrag-menten fokussierten, das im Norden noch einen abgetrenn-ten Badebereich mit was-serundurchlässigen Estrichen und Wandverputz (opus signi-num) aufwies. Das restliche Gebäude war mit einem Lehm-stampfboden aus gestattet, wo-bei die Böden unmittelbar über einem chalkolithischen Fried-hof lagen. Das in spätrömi-scher Zeit errichtete Gebäude besaß ein Ziegeldach, dessen Versturz noch vollflächig nach-gewiesen werden konnte.

In dem südöstlich davon gelegenen, zumindest 5,00 × 15,50 m großen Gebäude mit insgesamt vier Räumen wurde eine weitere, 6 × 5 m große Sondage angelegt (Schnitt 2/10), in der aber nur noch die Planierung unter dem nicht mehr vorhan-denen Bodenniveau nachgewiesen werden konnte. Die Trockenmauern aus Kalk-bruch- und Feldsteinen des spätrömischen Gebäudes waren nur noch in ihrem Fun-damentbereich nachzuweisen.

Das westlich davon gelegene, zumindest 7,10 – 8,80 × 7,50 m große Gebäude 3 aus Kalkbruch- und Feldsteinen mit zahlreichen Ziegelfragmenten war bereits durch ältere Grabungen teilweise sichtbar und wurde daher lediglich geodätisch erfasst.

Aktopraklık Höyük von Süden

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Das heute in einer Olivenplantage gelegene Grabungsareal in Sichtweite des 4 km entfernten Sees Uluabat Gölü lag in der Antike am Verbindungsweg zwischen den antiken Städten Apollonia am Rhyndakos (heute: Gölyazı) und Prusa (heute: Bursa). Die Fundamente und Reste des aufgehenden Mauerwerks der drei Gebäude, die im Zuge der Grabungen des Jahres 2010 dokumentiert werden konnten, sowie das Vorhandensein einer gut 200 m westsüdwestlich liegenden Kapelle und einer 130 m südwestlich gelege-nen Terrassenmauer lassen auf eine Siedlung oder eine dörfliche Struktur schließen, die im sicheren Hinterland gelegen im Einflussbereich der 8 km entfernten Stadt Apollonia stand.

Die Ergebnisse des auf eine Grabungskampagne beschränkten Kooperati-onsprojekts werden in den ›Jahresheften‹ des ÖAI vor-gelegt werden.

Projektleitung: M. Stes-kal; Kooperation: N. Karul (Universität Istanbul)

ii.8 antiocha in Pisidien (türkei)

Im Rahmen eines Kooperationsabkommens des ÖAI mit der Süleyman Demirel Uni-versität Isparta wurde im Sommer 2010 mit der Bearbeitung der Stadtmauern von Antiochia in Pisidien ein neues Projekt begonnen.

Die Stadt Antiochia – eine hellenistische Gründung an der Grenze zwischen Pi-sidien und Phrygien in unmittelbarer Nähe zum modernen Ort Yalvaç in der türki-schen Seenregion – steht seit dem 19. Jahrhundert im Interesse der Forschung; wiederholte Unternehmungen der Universität Michigan in Ann Arbor <http://www.lsa.umich.edu/kelsey/antioch/> haben vor allem kaiserzeitliche und spätantike Denkmä-ler zutage gebracht. Seit 2007 läuft die Grabung unter der Leitung von M. Özhanlı und F. Özcan, deren Untersuchungen sich vor allem der Erforschung einzelner Ge-bäude widmen. Eine Analyse der Befestigungsmauern stellt in diesem Kontext ein Desiderat für Antiochia dar, denn trotz der langen Forschungsgeschichte wurden die Befestigungsanlagen nie systematisch untersucht und nur in übergreifenden Publi-kationen behandelt. Das Ziel dieser Kooperation liegt darin, eine Bauaufnahme zu erstellen und zentrale Fragen der Chronologie und Funktionsweise der Befestigun-gen zu klären. Diese Ergebnisse sollen zu den Forschungen der türkischen Grabun-gen in Bezug gesetzt werden.

Bei den ersten Arbeiten in Antiochia wurde gemeinsam mit C. Kurtze der Verlauf der Stadtmauern mittels GPS und Tachymeter bestimmt und die aufrecht stehende Architektur mit Messpunkten für fotogrammetrische Entzerrung fotografiert. Für die verbale Mauerbeschreibung wurde ein Mauerbuch angelegt, in dem jeder Abschnitt der Befestigungen mit Skizzen erfasst und detailliert beschrieben wurde. Darüber hinaus wurden auch Fixpunkte für das Vermessungsnetz in Antiochia gelegt. Neben der Vermessung des Stadtmauerverlaufs wurden auch andere Gebäude und Stra-ßen dokumentiert – in Zusammenarbeit mit den türkischen Forschungen soll daraus ein digitaler Stadtplan von Antiochia entstehen.

Aktopraklık Höyük. Gebäude 1

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Antiochia ad Pisidiam. Stadtplan mit aktuellen Vermessungen (C. Kurtze)

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Mit der Untersuchung der Befes tigungsanlage von Antiochia werden auch die Stadttore, von denen sich das Haupttor gut erhalten hat, die restlichen aber nur noch anhand von Felsabarbeitungen erkennbar sind, behandelt. Mit den Toren und den durchführenden Straßen sind auch Themen der Stadtplanung inkludiert: Der Stadtplan ist auf ein orthogonales Rastersystem ausgerichtet, das von den beiden, jeweils etwa 400 m langen Haupt-straßen, Decumanus Maximus und Cardo, dominiert wird. Geomagne-tische Untersuchungen der Uni-versität Michigan sowie die bereits freigelegten Straßen zeigen, dass das Stadtareal von unterschiedlich großen Straßen durchzogen wur-de. In Bezug auf die Stadtplanung besonders interessant ist, dass An-tiochia – nach dem Vorbild Roms – in sieben Stadtteile unterteilt war, von denen die meisten inschriftlich bekannt sind. Im archäologischen Befund der Stadt zeichnen sich nach bisherigem Wissensstand diese Stadtviertel nicht ab.

Besonders hervorzuheben ist der Befestigungskomplex beim kai-serzeitlichen Stadttor am südwestli-chen Abhang des Hügels. Das Stadttor selbst steht nur noch in seinen Grundfesten, die zugehörigen Architekturteile sind aber zu einem großen Prozentsatz erhalten und in unmittelbarer Nähe des Tors gelagert. Im Anschluss an das Stadttor erhebt sich auf mehreren Terrassen ein gewaltiger Verteidigungsbau mit charakteristischen Doppelrundtürmen. Die Mauern selbst bestehen aus lokal gebrochenen Kalkstein-quadern, einige Abschnitte wurden zur Gänze aus Spolien – vor allem von Grabbau-ten – errichtet. Gerade die Spolienmauern sind mit spätantiken Mauern von Aphro-disias oder Kremna zu vergleichen.

Der Erhaltungszustand der Stadtmauern ist wenig einheitlich. Während im Wes-ten und Südwesten einige Mauerabschnitte bis zu einer Höhe von etwa 3 m gut er-halten sind, fehlt im Norden und Osten beinahe die gesamte Architektur, die offenbar durch Steinraub entfernt wurde. Lediglich Felsbettungen und Reste der Fundamente lassen Rückschlüsse auf den genauen Mauerverlauf zu, der, da weite Teile mit Erd-reich verdeckt sind, nicht vollständig erfasst werden konnte. Am besten erhalten hat sich der südwestliche Befestigungsteil, der wie eine in Terrassen gegliederte Bastion den Hauptzugang durch das monumentale Stadttor kontrolliert. Er stellt auch den repräsentativsten Teil der Stadtmauern dar.

Schwierig ist die zeitliche Einordnung der Stadtmauern. Bislang fanden keine Grabungen statt, die einen Anhaltspunkt für eine Datierung geben würden. Aus histo-rischen Gründen und aufgrund der architektonischen Bauweise der Stadtmauern dürften die sichtbaren Teile der Befestigungen nicht vor der römischen Kaiserzeit entstanden sein, da überall Kalkmörtel und opus caementitium verwendet wurde. Hellenistische Bauten sind in Antiochia nicht bekannt, auch wenn aus den schriftli-chen Quellen und einigen Inschriften klar hervorgeht, dass der Siedlungshügel be-reits in hellenistischer Zeit bewohnt worden war. Historisch erlangte Antiochia mit der Einrichtung der Provinz Galatien durch Augustus im Jahre 25 v. Chr. besondere Bedeutung, als es als einzige der römischen Koloniestädte dieser Provinz den Bei-namen Caesareia und das Ius italicum erhielt. Die Wertschätzung der Stadt durch Augustus zeigt sich auch in dem für den Kaiser eingerichteten Kaiserkulttempel, vor dessen Front eine von drei bekannten Kopien der berühmten res gestae Divi Augusti gefunden wurde.

Antiochia ad Pisidiam. Bastion

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Ihre besondere Stellung ver-dankt die Stadt vor allem ihrer stra-tegisch wichtigen Position: Sie liegt auf einem bis zu etwa 1.200 m ho-hen Hügel, der sich aus der frucht-baren Hochebene nördlich des Eğirdir-Sees erhebt und an dem auch verschiedene überregionale Straßen sowie im Osten der Fluss Anthios vorbeiziehen. Die größte Bedeutung erlangte Antiochia in der spätantik-byzantinischen Zeit. Bereits Paulus von Tarsus bereiste bei seinen Missionsreisen Antiochia (Apg 13, 13 – 52) und war maßgeb-lich daran beteiligt, dass es zu ei-nem Zentrum des frühen Christen-tums in Anatolien wurde (Sitz des Erzbischofs ab dem 4. Jh.). Spä-

testens mit dem Einfall der Araber im 7. Jahr hundert verlor Antiochia an Bedeutung und konnte sich nach einer Attacke im Jahr 718 nicht mehr erholen. Die Bevölkerung siedelte im 12. Jahr hundert nach Yalvaç ab.

Projektleitung: A. Sokolicek; Kooperation: M. Özanhlı, F. Özcan (Süleyman De-mirel Universität Isparta)

ii.9 Milet (türkei)

Kooperationsprojekt: Das Heiligtum der Artemis Kithone in Milet

Im Mai/Juni 2010 fand eine Aufarbeitungskampagne zu den Funden aus den Gra-bungen im Heiligtum der Artemis Kithone statt, die in den Jahren 2006 – 2008 als Kooperationsprojekt zwischen der Milet-Grabung (Leitung: V. v. Graeve, Ruhr-Uni-versität Bochum) und dem ÖAI durchgeführt wurden. Das Grabungsgelände befin-det sich auf der östlichen Vorterrasse des Kalabaktepe, des südlichsten Hügels im ummauerten Gebiet der archaischen Stadt.

Die Terrasse wurde in den Jahren 1906/1907 unter der Leitung von T. Wiegand flächenmäßig freigelegt, nachdem in ersten Suchschnitten Marmorskulpturen ge-funden worden waren, die heute zu den wichtigsten archaischen Schaustücken des Pergamonmuseums in Berlin gehören. In seiner Publikation dieser ersten Grabungs-phase schlägt A. v. Gerkan (Kalabaktepe, Athenatempel und Umgebung, Milet 1, 8 [Berlin 1925] 8 – 26) eine Abfolge von Bauphasen vor, die allein auf Beobachtungen zu Mauerzusammenhängen beruhte. Wichtigstes Ziel des 2006 begonnen Projekts war es daher, durch gezielte Sondagen zu einer stratigrafischen Datierung der be-reits freigelegten Architekturen zu kommen. Darüber hinaus konnten in den neuen Grabungen 2006 – 2008 die Fundamente des spätarchaischen Tempels und seines Altars sowie, teilweise vom Altar überbaut, ein spät geometrischer Bau freigelegt werden, der auf zwei Ebenen in den Hang gesetzt worden war. Nach drei Grabungs- und Aufarbeitungskampagnen liegt nun ein Phasenplan vor, dessen Datierungen auf stratigrafischen Kontexten beruhen. Für das spätarchaische Heiligtum konnte die Anlage des Temenos, die in der Erstpublikation 1925 völlig offen war, in den wesent-lichen Zügen geklärt werden.

Bei der Eroberung Milets nach der Niederschlagung des Ionischen Aufstands 494 v. Chr. wurde das Artemisheiligtum zerstört und im Anschluss daran das

Antiochia ad Pisidiam. Ansicht der Westmauer

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Temenos profaniert und mit Wohnhäusern überbaut; die-se Häuser wurden bereits um die Mitte des 5. Jahr-hunderts v. Chr. wieder aufge-geben. Es handelt sich dabei um das einzige Wohnviertel der frühklassischen Epoche, das wir bislang aus ganz Ioni-en kennen. Für dessen Bau, der bald nach 494 erfolgt sein muss, füllte man eine stellen-weise massive Anschüttung ein, deren Aufarbeitung einen der beiden Schwerpunkte der Depotkampagne darstellte (Be-arbeitung: I. Kowalleck). Um Abfließen des Regenwassers zu erleichtern, wurden unter-halb der Mauern gezielt dichte Packungen aus großen Ge-fäßfragmenten deponiert. Es handelt sich dabei fast ausschließlich um Gebrauchskeramik, hauptsächlich um Transportamphoren aus der Zeit um 500. Offenbar kam das Material von einem ›monte testaccio‹ oder von zerstörten Lagerhallen. Diese Interpretation wurde nach der Aufarbeitungskampagne 2010 wahrscheinlich, in der sich zeigte, dass sich ein großer Teil der Fragmente wieder zu weitgehend ganzen Gefäßen zusammensetzen lässt, die vermutlich vor Ort zerschlagen worden waren.

Der zweite Fokus der Dokumentation 2010 lag auf den frühesten Kontexten (Bearbeitung: M. Kerschner), die in den Jahren 2007 und 2008 ausgegraben worden waren. Sie zählen zu den ältesten Schichtbefunden, die bislang im südlichen Stadtquartier Milets am Kalabak-tepe gefunden wurden. Vor der Ostmauer des spätgeometrischen Hangbaus fand sich eine In-situ-Zerstörungsschicht mit großen Gefäßteilen zwischen herabgestürzten Mauersteinen. Die jüngsten Stücke gehören der frühesten Phase des ionischen Tierfriesstils an und datieren die Aufgabe des Hangbaus in das zweite Viertel oder die Mitte des 7. Jahr hunderts v. Chr. Ein terminus post quem für seine Errichtung lässt sich aus der Planierschicht auf dem kleinen Platz östlich vor dem Eingang des unteren Gebäudeteils eruieren, die Keramik aus der ers ten Hälfte des 8. Jahr hunderts v. Chr. enthielt.

Leitung: M. Kerschner

II.10 Surveyprojekt am Yeni Yeldeğirmentepe bei Pergamon (Türkei)

In Kooperation mit dem DAI Istanbul (Grabung Pergamon: F. Pirson) und in Zusam-menarbeit mit Eastern Atlas (Geophysik, Berlin) und der terrestrischen Paläogeo-grafie (S. Schneider, TOPOI/FU Berlin) wurden neue Fundorte im Kaikos-Tal began-

Milet in archaischer Zeit: Lage des Heiligtums der Artemis Kithone

Milet, Heiligtum der Arte-mis Kithone. Spätarcha-ische Transportamphora aus der Aufschüttung unter dem frühklassischen Wohnquartier

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gen und für zukünftige Feldforschungen ausgewählt sowie die Fallstudie am Yeni Yeldeğirmentepe vorläufig abgeschlossen. Die Studien an dem bislang aufgesam-melten oder aus Altuntersuchungen stammenden Fundmaterial (Lithik, Rohstoffe, Keramik, Kleinfunde) sind vorläufig abgeschlossen. Eine erste Zusammenstellung aller bisherigen Ergebnisse mit Modellen zur prähistorischen Besiedlungsstruktur des gesamten Raums wurde in Druck gegeben, das zukünftige Arbeits- und For-schungsprogramm für das START- bzw. ERC-Projekt konzipiert. Auf Einladung der britisch-griechischen Surveys in den 1990er Jahren im benachbarten Madra-Delta wurde eine Zusammenarbeit konzipiert, das aus diesen Unternehmungen unpubli-zierte Fundmaterial wird in die zukünftigen Studien aufgenommen.

Projektleitung: B. Horejs; Kooperation: Ausgrabung Pergamon des DAI (F. Pir-son), TOPOI (S. Schneider)

Milet, Heiligtum der Artemis Kithone. Zerstörungsschicht des Hangbaus mit einer frühen Tierfrieskanne (Milesisch-Archaisch Ia) und einer Schüssel in Sturzlage, dazwischen her-abgefallene Mauersteine

Surveyprojekt am Yeni Yeldeğirmentepe. Prähisto-rische Fundorte im unteren Kaikos-Tal (© B. Horejs)

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Zentrale Wien

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iii. Wissenschaftliche Veranstaltungen der Zentrale Wien

(von Institutsangehörigen und projektgebundenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Zentrale Wien zu Forschungsprojekten des ÖAI)

Vorträge und Posterpräsentationen

Zentraleuropäische Archäologie

VorträgeS. Groh, Das Bernsteinstraßenprojekt des Österreichischen Archäologischen Instituts, 13. Österreichi-

scher Archäologentag, Fachbereich Altertumswissenschaften/ Klassische und Frühägäische Archäo-logie der Universität Salzburg, 25.–27. 2. 2010.

S. Groh, Neue Forschungen zur römischen Militärgeschichte Niederösterreichs, »Tag der Niederöster-reichischen Landesarchäologie«, Asparn/Zaya, 12. 6. 2010.

S. Groh, ZEA, Workshop »Leistungsbericht ÖAI 2010«, ÖAI Wien, 7. 12. 2010.S. Groh – H. Sedlmayer, Römische Vici mit Grubenhütten in Noricum, Symposion »Siedlungen der römi-

schen Kaiserzeit im mittleren Donauraum«, Xántus János Museum, Győr (H), 8. 12. 2010. C. Hinker, Autochthone Vorratsgefäßkeramik im Ostalpenraum als Indikator provinzialrömischer Handels-

beziehungen, Tagung »R(egion) I(m) U(mbruch): Klima, Ökonomie und Politik. Neue Facetten der europäischen Geschichte«, Bliesbruck-Reinheim (D), 16.–18. 7. 2010.

C. Hinker, Die Markomannenkriege – Fallstudie, Workshop »Leistungsbericht ÖAI 2010«, ÖAI Wien, 7. 12. 2010.

H. Sedlmayer, Transformation der Landnutzung im Hinterland von Favianis/Civitas Mutarensis (Mautern an der Donau), Konferenz »System of Land Use and Settlement Structures as a Framework for the Rise and Fall of Early Medieval Societies in Eastern Central Europe«, Panská Lhota (CZ), 11.–14. 10. 2010.

H. Sedlmayer, Forschungen am Burgstall, Workshop »Leistungsbericht ÖAI 2010«, ÖAI Wien, 6. 12. 2010.

S. Schmid, Das norische Donaukastell Arelape/Pöchlarn, Workshop »Leistungsbericht ÖAI 2010«, ÖAI Wien, 6. 12. 2010.

G. Wlach, Provinzialrömische Archäologie 1918 – 1945, Workshop »Leistungsbericht ÖAI 2010«, ÖAI Wien, 6. 12. 2010.

PosterS. Groh – H. Sedlmayer, Zentraleuropäische Archäologie: »Wo unsere Wurzeln liegen«, BMWF, Winter

2010.C. Hinker – A. Csapláros – S. Lamm, Typologische Serie zu Dreifußschüsseln aus dem Stadtgebiet von

Flavia Solva, 13. Österreichischer Archäologentag, Salzburg, 25.–27. 2. 2010.

Ephesos (Türkei)

VorträgeM. Aurenhammer, Die Skulpturenfunde aus dem Theater 1993 – 2009, Kurzreferat im Theater-Workshop,

Österreichische Akademie der Wissenschaften, 21. 5. 2010. Y. Dalanay, Medieval Harbours and Trade of Ayasoluk (Ephesus), »Uluslararası Batı Anadolu Tarih Kültür

ve Medeniyeti Sempozyumu-I (AYDINOĞULLARI TARİHİ)«, Aydın, 4.– 6. 11. 2010.E. Fındık, Efes Türbe/Artemision: 2009 Yılı Kazısı Seramik Buluntuları, »Uluslararası Batı Anadolu Tarih

Kültür ve Medeniyeti Sempozyumu-I (AYDINOĞULLARI TARİHİ)«, Aydın, 4.–6. 11. 2010.B. Horejs, »Ex oriente lux?« Neue Forschungen zu Neolithikum und Frühbronzezeit in Westanatolien,

Archäologische Gesellschaft Innsbruck, 25. 3. 2010.B. Horejs, Neue Forschungen zu Chalkolithikum und Frühbronzezeit in Westanatolien, DAI Rom, 9. 4.

2010.B. Horejs, Çukuriçi Höyük, Workshop »Leistungsbericht ÖAI 2010«, ÖAI Wien, 7. 12. 2010.

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JahresberiCht 2010

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M. Kerschner, Wo lag Ephesos in archaischer und klassischer Zeit? Neue Grabungen und Forschungen zur Entwicklung der Stadt vor ihrer Neugründung durch Lysimachos, Österreichisches Archäologi-sches Institut Athen, 24. 3. 2010, und Archäologisches Seminar der Philipps-Universität Marburg, 1. 7. 2010.

M. Kerschner, Das Heiligtum der Artemis Kithone in Milet. Die Ergebnisse der Ausgrabungen und For-schungen seit 2006, Deutsches Archäologisches Institut Athen, 1. 4. 2010.

M. Kerschner, Neue Forschungen zu Ephesos in vorhellenistischer Zeit: Eine neu entdeckte Siedlung der archaisch-klassischen Epoche auf dem Panayırdağ, ›Müzeler Haftası‹ im Efes Müzesi Selçuk (deutsch – türkisch), 18. 5. 2010.

M. Kerschner, Das Heiligtum der Artemis Kithone in Milet. Die Ergebnisse der Ausgrabungen und Forschun-gen seit 2006, Institut für Archäologien der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, 16. 6. 2010.

M. Kerschner, Project: Ephesos in the pre-Hellenistic period, Österreiches Grabungshaus in Selçuk, 23. 9. 2010.

M. Kerschner, Die Arbeiten zum vorhellenistischen Ephesos und zum Heiligtum der Artemis Kithone von Milet im Jahr 2010, Workshop »Leistungsbericht ÖAI 2010«, ÖAI Wien, 6. 12. 2010.

S. Ladstätter, Ephesos 2009, Ephesos-Tag am Österreichischen Kulturinstitut Istanbul, 25. 1. 2010.S. Ladstätter, Ephesos. Auf den Spuren des hl. Paulus, Sodalitas. Slowenisches Bildungsheim Tainach,

30. 1. 2010, und Bildungszentrum Floridsdorf, 8. 4. 2010.S. Ladstätter, Handelsmetropole Ephesos, Club Alpha Wien, 22. 3. 2010, und Archäologische Gesell-

schaft Oberösterreich, Linz, 26. 3. 2010.S. Ladstätter, Die Veränderungen im Stadtbild von Ephesos von der Kaiserzeit zur Spätantike, Universität

Salzburg, 19. 4. 2010.S. Ladstätter, Efes 2009, 32. Uluslararası Kazı, Araştırma ve Arkeometri Semposyumu (The 32nd Interna-

tional Symposium of Excavations, Surveys and Archaeometry), Istanbul, 26. 5. 2010.S. Ladstätter, Versorgung und Infrastruktur von Ephesos in byzantinischer Zeit, Tagung »Hinter den Mau-

ern und auf dem offenen Land. Neue Forschungen zum Leben im byzantinischen Reich«, Mainz, 4. 6. 2010.

S. Ladstätter, Ephesos: Ancient City – Modern Excavation – Touristic Highlight, Conference on Culture & Tourism Euro-Mediterranean Intercultural Bridges, Izmir, 8. 7. 2010.

S. Ladstätter, Ephesos in der Spätantike, Nacht der Museen, Kunsthistorisches Museum Wien, 2. 10. 2010.

S. Ladstätter, Ephesos, Lions Club Wien 3, 18. 10. 2010.S. Ladstätter, Die Restaurierungsarbeiten im Großen Theater in Ephesos 2009 – 2010, Sitzung der Thea-

terkommission, Ephesos, 22. 10. 2010.S. Ladstätter, Ephesos 2010, Jahresabend der Gesellschaft der Freunde von Ephesos, Wien, 3. 11.

2010.S. Ladstätter, Not just cleaning up. Ephesos in the Theodosian Age, ROCT-Meeting, Leuven, 4. 12.

2010.S. Ladstätter, Ephesos 2010, Workshop »Leistungsbericht ÖAI 2010«, ÖAI Wien, 7. 12. 2010.S. Ladstätter, Die antike Metropole Ephesos, Rotary Club, Wien 1, 10. 12. 2010.S. Ladstätter, Ephesos in der Spätantike, Archäologische Gesellschaft Innsbruck, 14. 12. 2010.S. Ladstätter – S. Bellibaş – M. Kürüm, İzmir, Selçuk, Sığla Bey Türbesi ve Restorasyon Yaklaşımi,

»Uluslararası Batı Anadolu Tarih Kültür ve Medeniyeti Sempozyumu-I (AYDINOĞULLARI TARİHİ)«, Aydın, 4.–6. 11. 2010.

U. Quatember, Der Hadrianstempel, Workshop »Leistungsbericht ÖAI 2010«, ÖAI Wien, 6. 12. 2010.A. Sokolicek, The Magnesian Gate in Ephesus, Ephesos-Tag am Österreichischen Kulturinstitut Istanbul,

25. 1. 2010.A. Sokolickek, Dating the Magnesian Gate Universität, 5. Treffen Netzwerk »Fokus Fortifikation«, Frank-

furt, 19. 3. 2010.A. Sokolicek, In Between City and Countryside: The Liminal Nature of the Magnesian Gate, Bryn Mawr

College, Ann Arbor (PA), 9. 4. 2010.A. Sokolicek, The Chronology of the Magnesian Gate in Ephesus, Bryn Mawr College, Ann Arbor (PA),

11. 4. 2010.A. Sokolicek, The Magnesian Gate in Ephesus, Österreichisches Grabungshaus, Selçuk, 17. 8. 2010. M. Steskal, The Necropoleis of Ephesus, Österreichisches Kulturinstitut Istanbul, 25. 1. 2010.M. Steskal, Kooperationsprojekt Aktopraklık Höyük/Bursa, Österreichisches Grabungshaus, Selçuk, 5.

8. 2010.M. Steskal, Hafennekropole/Ephesos, Aktopraklık Höyük/Bursa und Nag et-Tawil/Aswan – Forschungen

2010, Workshop »Leistungsbericht ÖAI 2010«, ÖAI Wien, 6. 12. 2010.M. Steskal, Of Bones and Burials. Research on the Harbour Necropolis of Ephesus, Thanatos-Workshop,

Istituto di Norvegia, Rom, 9. 12. 2010.G. Wiplinger, Efes’e giden Değirmendere Su Yolu, 32. Uluslararası Kazı, Araştırma ve Arkeometri Sem-

posyumu (The 32nd International Symposium of Excavations, Surveys and Archaeometry), Istanbul, 28. 5. 2010.

G. Wiplinger, The Aquaeducts of Ephesos, Summer School der Crisler Library Ephesus, Selçuk, 3. 7. 2010.

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G. Wiplinger, Ephesos: Neue Forschungen zur Wasserversorgung einer antiken Stadt, Cluster 2 des DAI, Berlin, 18. 11. 2010.

G. Wiplinger, Aquäduktforschung in Ephesos 2010, Workshop »Leistungsbericht ÖAI 2010«, ÖAI Wien, 6. 12. 2010.

L. Zabrana, Die sog. Tribüne in Ephesos, Workshop »Leistungsbericht ÖAI 2010«, ÖAI Wien, 7. 12. 2010.

PosterC. Baier, A centralised room on Panayırdağ – part of a villa complex?, Ephesos-Tag am Österreichischen

Kulturinstitut Istanbul, 25. 1. 2010. M. Kerschner – I. Kowalleck – H. Lotz – A. v. Miller, Die Siedlung auf dem Panayırdağ, Ephesos-Tag am

Österreichischen Kulturinstitut Istanbul, 25. 1. 2010. S. Ladstätter, Restaurierung des Marmorsaals im Hanghaus 2, Ephesos-Tag am Österreichischen Kul-

turforum Istanbul, 25. 1. 2010.S. Ladstätter, Ephesos. Ein archäologisches Großprojekt zwischen Tradition und Moderne, Ephesos-Tag

am Österreichischen Kulturforum Istanbul, 25. 1. 2010.G. Parrer, Efes – Artemis Türbesi, Kongress »Uluslararası Batı Anadolu Tarih Kültür ve Medeniyeti Sem-

pozyumu-I (AYDINOĞULLARI TARİHİ)«, Aydın, 4.– 6. 11. 2010.U. Quatember, Der Hadrianstempel, Ephesos-Tag am Österreichischen Kulturforum, Istanbul,

25. 1. 2010.U. Quatember, Der Hadrianstempel an der Kuretenstraße in Ephesos, 13. Österreichischer Archäologen-

tag in Salzburg von 25.– 27. 2. 2010, und »Von Handaufmaß bis High Tech III«, Cottbus 24.– 27. 2. 2010.

U. Quatember – W. Prochaska, The Marbles of Hadrian’s Temple in Ephesos – Asia Minor, 38th Interna-tional Symposium on Archaeometry (ISA) 2010, Tampa (Florida), 10.–14. 5. 2010.

A. Sokolicek, The Magnesian Gate in Ephesus, Ephesos-Tag am Österreichischen Kulturinstitut Istanbul, 25. 1. 2010.

L. Zabrana, Die sog. Tribüne in Ephesos, Ephesos-Tag am Österreichischen Kulturinstitut Istanbul, 25. 1. 2010.

Limyra (Türkei)

VorträgeU. Schuh, Die Theaterthermen von Limyra. Ergebnisse der Ausgrabungen 2007 – 2009, 13. Österreichi-

scher Archäologentag, Salzburg, 25.–27. 2. 2010.M. Seyer, Limyra in Lykien. Ein Querschnitt durch 40 Jahre archäologische Forschung, KHM Wien, 4. 2.

2010.M. Seyer, Limyra 2009, 32. Uluslararası Kazı, Araştırma ve Arkeometri Semposyumu (The 32nd Interna-

tional Symposium of Excavations, Surveys and Archaeometry), Istanbul, 24.–28. 5. 2010.M. Seyer, Limyra 2010, Workshop »Leistungsbericht ÖAI 2010«, ÖAI Wien, 7. 12. 2010.

Varia

VorträgeI. Benda-Weber, Kleidung, Identitäten und Textilproduktion zwischen Ägäis und Balkan bis zu den Rö-

mern: Bericht über ein Teilprojekt im Rahmen von DressID-Project, 13. Österreichischer Archäolo-gentag, Fachbereich Altertumswissenschaften / Klassische und Frühägäische Archäologie der Uni-versität Salzburg, 27. 2. 2010.

I. Benda-Weber, Sculptures, Plaster Casts etc. in Austrian Museums and Collections. Proposals for the Exhibition of DressID-Project, Meeting of Study Group 5: Exhibition, Prähistorische Abteilung, Natur-historisches Museum Wien, 16. 4. 2010.

I. Benda-Weber, Contributions for Study Group 5: Exhibition: Greeks in Roman Province Asia and The East: Parthian Empire and Rome, 5th General Meeting of DressID Project, University of Sheffield, Department of Archaeology, 28. 5. 2010.

I. Benda-Weber, The habits of the Emperors as different expressions of political power, Meeting of Dres-sID Project, Study Group B: Rome and the Provinces, Valencia, 4. 11. 2010.

I. Benda-Weber, Krokotos and crocota vestis: The luxury of saffron-coloured clothes, Purpurae Vestes IV, Valencia, 5.–6. 11. 2010.

B. Horejs – S. Schneider, Geoarchäologische Landschaftsrekonstruktion im Kaikostal. Methoden und Fragestellungen, Netzwerktreffen, DAI Istanbul, 5. 3. 2010.

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B. Horejs, Surveys am Yeni Yeldeğirmentepe. Erfahrungen und Ergebnisse, Kaikos-Workshop, Universi-tät München, 26. 4. 2010.

S. Ladstätter, Das ÖAI 2010, Workshop »Leistungsbericht ÖAI 2010«, ÖAI Wien, 7. 12. 2010.M. Steskal, Digging History, University of Michigan, Ann Arbor (MI), 21. 10. 2010.

PosterI. Benda-Weber, Wrapping and Unwrapping – Clothing of the Greeks and their Neighbours, International

Conference on »Wrapping and Unwrapping the Body – Archaeological and Anthropological Perspec-tives«, London, Institute of Archaeology, UCL, 20.–21. 5. 2010.

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ZWeigstelle athen

Personal

Leitung: Dr. Georg LadstätterWissenschaftliche Bedienstete: Mag. Dr. Walter Gauß

Dr. Christa SchauerVerwaltung: Sabine Kabourelis

i. Feldforschungsprojekte

i.1 lousoi (achaia)

Die Grabungen der Zweigstelle Athen in Lousoi (antik Nordwest-Arkadien, modern Nomos Achaia) wurden im Bereich des öffentlichen Zentrums der Polis fortgesetzt.

Im 3. Jahrhundert v. Chr. wurde in einem durch Terrassen gegliederten Areal an der Talsohle eine 60 m lange, zweischiffige Halle errichtet, die sich hangwärts auf einen Kultbezirk hin öffnet. Auf einem Ost-West orientierten Geländeriegel dominiert ein monumentaler Ringhallentempel, zu dem im Westen ein oikosförmiger Bau mit Altar angelegt ist. Axiale Bezüge zwischen dem Ringhallentempel und dem kleinen Rechteckbau sowie enge bautechnische Affinitäten in den drei genannten Gebäu-den weisen auf ein einheitliches Bauprogramm zur Neugestaltung dieses Bereichs im frühen Hellenismus, in dem das öffentliche Zentrum von Lousoi zu sehen ist. Zahlreiche Tiefschnitte im Bereich des Ringhallentempels liefern darüber hinaus aufschlussreiche Befunde zu mehreren vorhellenistischen Nutzungsabfolgen, die bis in das 8. Jahrhundert v. Chr. zurückreichen.

Die Grabungen 2010, die im Bereich des Ringhallentempels durchgeführt wur-den, lieferten weitere wesentliche Ergebnisse zu diesen Benutzungsphasen:

Der Ringhallentempel mit einer Peristase von 6 × 15 Stützen schließt einen lang gestreckten Sekos ein, der sich von Osten nach Westen in einen Pronaos, in zwei dreischiffige Säle und in ein abschließendes Adyton gliedert. In einer Sondage in der Westhälfte der Südhalle zeigt sich die Verfüllung der Fundamentgrube für die Stüt-zenstellung mit diagnostischen Keramikfragmenten aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. nach der Klassifizierung durch C. Schauer. Dieser Befund belegt eine hellenistische Datierung des Ringhallentempels, seine vorhellenistischen Grundrissmerkmale, wie die lang gestreckten Proportionen und die Binnengliederung des Sekos, erweisen sich als intentionell ausgeführte archaisierende Bauformen.

In den früheren Grabungen fanden sich ca. 2 m unter dem Gehniveau des Ring-hallentempels die Fundamente zweier Apsidenbauten, welche über älteren Schich-ten aus geometrischer Zeit errichtet worden waren. Mit den Grabungen im westli-chen Saal des Sekos konnte der bereits 2009 angeschnittene westliche Apsidenbau verifiziert werden. Seine Fundamente liegen wie im östlichen Apsidenbau in einer Packung, welche Fragmente von Trinkgefäßen – darunter ein signifikanter Skyphos aus spätgeometrischer Zeit –, Mischgefäßen, Krügen und Kochtöpfen sowie gebro-chene Tierknochen enthielt, die wohl von gemeinschaftlichen Mahlzeiten stammen. Der Apsidenbau ist demnach etwas jünger und datiert in die spätgeometrisch-früh-archaische Zeit.

In der Südhalle des Tempels stieß die Grabung auf ein bislang unbekanntes, aus-gedehntes Gebäude, von dem sich ein sorgfältig gemauerter Fundamentabschnitt zeigt, der deutlich von der Ost-West-Ausrichtung des Tempels abweicht. Nach Aus-weis einer im rechten Winkel anbindende Mauer weist dieser Bau mit einer Länge

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von mindestens 8 m auf eine Binnengliederung. Da die erhaltenen Fundamente an allen Seiten vom Unterbau der Tempelarchitektur geschnitten sind, ist mit deutlichen größeren Abmessungen zu rech-nen. Relativchronologisch geht dieser Bau dem hellenistischen Tempel voraus und ist jünger als die oben angeführte spätgeometrisch-früharchaische Bebauung. Es liegt nahe, die in den vergangenen Jahren geborgenen Fragmente eines archaischen lakonischen Tondachs mit diesem Gebäude in Ver-bindung zu bringen. Trifft dies zu, so ist mit einem bedeutenden Bau des 6. Jahrhunderts v. Chr. zu rechnen, welcher vermutlich einen Vorgängerbau des hellenistischen Ringhallentempels darstellt.

Als ältester Fund dieses Grabungsabschnitts lag unmittelbar am gewachsenen Boden ohne Bezug zu dem genannten Fundament eine eiserne Lan-

zenspitze aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. Bemerkenswert ist dieser Fund in Zusam-menhang mit weiteren sekundär deponierten Waffenfunden des 5. Jahrhunderts v. Chr. an der Kultbildbasis des hellenistischen Ringhallentempels.

Zusammenfassend erbrachten die Grabungen im Kultbezirk des ab hellenistischer Zeit anzuspre-chenden öffentlichen Zentrums von Lousoi eine Bauabfolge von spätgeometrischer-früharchaischer Zeit bis in die römische Kaiserzeit. In den Apsiden-bauten des ausgehenden 8. und frühen 7. Jahrhun-derts v. Chr. haben sich die ältesten baulichen Zeug-nisse dieses Areals und des Siedlungsbereichs von Lousoi erhalten. Trifft die Interpretation des neu ge-fundenen Fundaments als Kultbau des 6. Jahrhun-derts v. Chr. zu, so haben wir den ältesten Tempel von Lousoi vor Augen. Für die spätklassische Zeit hat sich ein kleiner, rechteckiger Kultbau im Westen des Tempels erhalten. Im frühen Hellenismus wird das gesamte Areal mit der Errichtung des Ringhal-lentempels und des darauf bezogenen Ensembles Kultbau und Altar baulich und wohl kultisch funktio-nal zusammengefasst. Der Ringhallentempel wird noch vor der frühen Kaiserzeit aufgelassen, eine Weiterführung des Kults bis in das frühe 2. Jahrhun-dert n. Chr. ist in der Erweiterung des kleinen Kult-baus durch zwei Hallen zu fassen.

Neben den genannten Grabungsarbeiten wur-den im Rahmen des Aufenthalts vor Ort mit der Neuordnung des Fundmaterials im Depot von Kato Lousoi optimale Arbeitsmöglichkeiten geschaffen. Diese Arbeiten erfolgten unter tatkräftigster Unter-stützung der 6. Ephorie für prähistorische und klas-sische Altertümer in Patras, und hier vor allem durch

Frau G. Alexopoulou, wofür ihr herzlichster Dank auszusprechen ist.

Leitung: G. Ladstätter

Lousoi. Südhalle des Ringhallentempels mit dem vorausgehenden Fundamentzug

Lousoi. Westlicher Apsi-denbau, überbaut durch eine Quermauer des Sekos des Ringhallen-tempels

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i.2 gremoulias/Kalavrita (achaia)

Seit 2005 führt die Zweigstelle Athen in Zusammen-arbeit mit der 6. Ephorie für Prähistorische und Klas-sische Altertümer, Patras (G. Alexopoulou), Ausgra-bungen in einem extraurbanen Heiligtum auf dem sog. Gremoulias-Sattel durch, welcher ca. 4 km südöstlich von Kalavrita (antik Nordwest-Arkadien, modern Nomos Achaia) liegt.

Bislang wurde der gut erhaltene Unterbau eines dorischen Ringhallentempels aus Poros freigelegt, dem im Osten ein rechteckiger Altar vorgelagert ist. Nach derzeitigem Kenntnisstand benutzt dieser Porostempel des 4. Jahrhunderts v. Chr. das Fun-dament eines Vorgängerbaus aus dem Ende des 6. Jahrhunderts v. Chr., von dem sich zahlreiche si-gnifikante dorische Bauglieder aus Kalkstein erhal-ten haben. Diese Werkstücke waren als Spolien im spätklassischen Altar verbaut. Bemerkenswert ist, dass das spätarchaische korinthische Marmordach des Kalk-steintempels am jüngeren Porostempel wiederverwendet wurde.

In den Grabungen 2010 konnte mit der Freile-gung der Nordwestecke des Sekos die gesamte westliche Hälfte dieses Bauteils des Porostempels abschließend dokumentiert werden. Die lang ge-streckte, schmale Cella ohne erkennbare Binnen-gliederung belegt zusammen mit der Ringhalle von 6 × 14 zu ergänzenden Säulen deutlich die spätar-chaischen Grundrissmerkmale des Vorgängerbaus.

In zwei Grabungsflächen nördlich und südlich des Altarfundaments konnte der Ostbereich des Tempels abschließend untersucht werden.

Wie in den vorausgehenden Grabungen fanden sich unmittelbar im Osten des Tempelfundaments diagnostisch dorische Bauglieder aus Poros, die – in Sturzlage angetroffen – der Ostfront des Tempels zuzuweisen sind. Auffallend zahlreich konnten in diesem Kontext gut erhaltene Werkstücke der Traufsima des korinthischen Marmor-dachs geborgen werden. Dabei handelt es sich um einen Rapport aus alternierend platzierten Lotosblüten und Palmetten im flachen Relief, der durch vorkragende, vollplastisch durchgebildete Löwenkopfwasserspeier unterbrochen wird. Von der ansteigenden Giebelsima fand sich neben den kanoni-schen Werkstücken mit aufsteigender profilierter Front und dem Ansatz zur Dachhaut das Fragment eines der massiv gearbeiteten Eckblöcke, dessen tiefes Dübelloch auf die Versetzung eines Eckakroterions weist. Im selben Kontext geborgene, leicht überlebensgroße Fragmente einer Hand und eines Fußes aus Marmor belegen die Existenz vollpla-stischer Bauskulptur für den Porostempel.

Im Umfeld des spätklassischen Altarfundaments lagen – wie schon in früheren Grabungsjahren – zahlreiche, teilwei-se stark gebrochene Bauglieder aus kristallinem Kalkstein. An signifikanten Werkstücken konnte ein fast vollständiger dorischer Säulenschaft und ein groß dimensioniertes qua-derförmiges Werkstück geborgen werden.

Mit diesen Befunden konnten die Untersuchungen im Ostbereich des Tempels abgeschlossen werden. Nach derzeitigem Kenntnisstand haben sich diagnostische

Gremoulias. Schnitte im Ostbereich des Tempels. Lage des Altars und Tempels mit Fluchtstangen gekennzeichnet

Gremoulias. Gestürzte Bau-glieder des Porostempels

Gremoulias. Werkstück der marmornen Traufsima des korinthischen Dachs

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Bauglieder der gesamten dorischen Ostfront mit dem Giebel und dem Dachaufbau erhalten, sodass zumindest auf zeichnerischer Basis die aufgehende Architektur des spätklassischen Porostempels rekonstruiert werden kann.

Wenn auch die Benennung des Kults noch nicht zweifelsfrei möglich ist, weisen die Ergebnisse der bisherigen Grabungen mit der Abfolge zweier Ringhallentempel auf ein regional bedeutendes Heiligtum hin. Die exponierte Lage erklärt sich aus einer zentralen Wegverbindung, welche den Kessel der antiken Stadt Kynaitha (mo-dern Kalavrita) über die Hochebene am Fuß des Chelmos-Gebirges mit der Küsten-region von Achaia verbindet.

Leitung: G. Ladstätter

i.3 aigeira (achaia)

I.3.1 ›Solon-Grabung‹Die archäologischen Forschungen des Jahres 2010 umfassten die Weiterführung der Grabungen im Flurbereich Solon, die Durchführung von Vermessungsarbeiten

im antiken Stadtgelände von Aigeira sowie die Bearbei-tung des Fundmaterials der Altgrabung am sog. Sattel im Südosten der Akropolis (s. I.3.2).

Seit 1998 wird auf der sog. Solonterrasse, im Nor-den unmittelbar unterhalb der Akropolis von Aigeira, ein ausgedehnter Baukomplex freigelegt, welcher in der Mitte des 4. Jahrhunderts v. Chr. gegründet wurde und mit mehreren Bauänderungen bis in die ausgehende hellenistische Epoche in Funktion war. Das spezifische Raumprogramm weist auf die Funktion eines öffentli-chen Gästehauses. Sowohl für den Gründungsbau des 4. Jahrhunderts v. Chr. als auch für die folgende Bauphase des ausgehenden 3. Jahrhunderts v. Chr., in welcher der Bau mit einem ausgedehnten Südflügel erweitert wurde, belegen Andrones und aufwendig gestaltete Badeein-richtungen die Funktion als Gästehaus; das Fehlen des

signifikanten Oikos, des charakteristischen Wohnraumes, schließt die Bestimmung als privates Wohnhaus aus.

Die als Flächengrabung mit Planquadraten und Ste-gen organisierten Untersuchungen ließen die Außenmau-ern und die räumliche Binnengliederung dieses Gebäu-des klar bestimmen, 2010 wurden die abschließenden Arbeiten dieser Grabung eingeleitet.

Zunächst wurden die feinstratigrafischen Untersu-chungen im sog. Mittelraum des Südflügels als Desiderat der Grabung 2009 abgeschlossen. Mit der Aufdeckung einer vierten Grube zur Aufnahme eines Pithos an der Nordmauer konnte die ursprüngliche Bestimmung dieses Raumes als Vorratsraum und möglicherweise als Küche verifiziert werden. Dieser Funktion entspricht auch die Lage unmittelbar vor einem Verteilerraum, welcher in den Andron führte.

Im Zuge eines Umbaus in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts v. Chr. werden die Gruben verfüllt, in Ver-

bindung mit einer Niveauerhöhung wird dieser Raum mit neu eingezogenem Mauer-werk in drei kleinere Raumeinheiten geteilt. Deponiert im Gehniveau dieser Umbau-phase fand sich 2009 an einem markanten Mauerhaupt ein Münzhortfund, dessen Vergrabung nach den Untersuchungen durch G. Alexopoulou und K. Sidiropoulos

Aigeira. Mittelraum, ver-füllte Grube an der Nord-mauer

Aigeira 2009. Mittelraum mit Gruben an der Süd-mauer. Am Mauerhaupt der Mauer in der Bildmitte der Tonkrug mit dem The-sauros in Fundlage

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mit dem Aitolerüberfall des Jahres 219 v. Chr. in Ai-geira in Verbindung zu bringen ist.

Mit dem Abtragen der Erdstege und den damit verbundenen Nachuntersuchungen der angrenzen-den Grabungsflächen wurde der Südabschnitt des Gebäudes größtenteils freigelegt. Diese Arbeiten lieferten vor allem bestätigende Befunde zur bereits erkannten Binnengliederung und Raumbestimmung sowie zur bislang vorgeschlagenen Periodisierung des Gebäudes. Mit der vollständigen Freilegung sind die einzelnen Raumeinheiten direkt erfahrbar, die durchgehend freiliegenden Mauerzüge erlauben eine präzise Einschätzung der angewandten Mau-ertechniken und die Überprüfung der genannten Bauphasen.

Wie seit den Grabungen 2007 bekannt ist, be-findet sich unmittelbar unter der spätklassisch-hel-lenistischen Bebauung eine homogene Packung, welche ausschließlich mit prä-historischer Keramik angereichert ist. Die in diesem Zusammenhang geborgenen mittel- und spätneolithische Gefäßfragmente belegen die erste nachweisbare Sied-lungstätigkeit in Aigeira für die Epoche von ca. 5700–5300 v. Chr. Anhand der Un-tersuchungen 2010 wurde evident, dass sich dieses Stratum deutlich weiter nach Norden ausdehnt.

2010 führte W. Gauß zusammen mit H. Birk im Stadtbereich von Aigeira Vermes-sungsarbeiten durch, welche in einem digitalen Stadtplan von Aigeira resultieren. Diese Karte umfasst alle vom ÖAI durchgeführten Grabungen zusammen mit den im Jahre 1972 von W. Alzinger veranlassten Aufnahmen der topografischen Gegeben-heiten und aller im Gelände sichtbaren antiken Baureste.

Leitung: G. Ladstätter

I.3.2 Aufarbeitung der prähistorischen Funde in AigeiraDie Arbeiten 2010 konzentrierten sich auf die Aufnahme und Aufarbeitung der prä-historischen Keramik von den Grabungsplätzen ›Solon‹ und ›Sattel‹.

Seit 2007 wird bei den Grabungen in ›Solon‹, unterhalb und nördlich der Akropo-lis, Keramik aus dem späten Mittelneolithikum, dem Spätneolithikum und dem Chal-kolithikum gefunden. Damit sind die prähistorischen Funde von ›Solon‹ deutlich äl-ter als die überwiegend chalkolithischen der Akropolis.

Die prähistorische Keramik von ›Solon‹ stammt aus einer harten und homogenen Schicht, die unmittelbar über dem natürlichen Boden und unter den Fundamen-ten des hellenistischen Gebäudes liegt. Fußbodenho-rizonte oder architektonische Reste, die mit den Ke-ramikfunden in Verbindung gebracht werden können, fehlen bislang; es ist nicht ausgeschlossen, dass die prähistorischen Funde sekundär verlagert sind. Für die-se Annahme sprechen nach dem gegenwärtigen Stand auch die oft stark zerscherbten Funde, die geringe Zahl der Anpassungen und die relative hohe Mindestindivi-duenzahl pro stratigrafischer Einheit. Bei der prähistorischen Keramik handelt es sich überwiegend um offene Gefäße, die meist vollständig bemalt oder mit einfachen geometrischen Mustern in matter und dunkler Farbe auf dunklem Untergrund mu-sterverziert sind. Die Grabungen des Jahres 2010 im hellenistischen Gebäude zeig-ten zudem, dass die Ausdehnung der prähistorischen Funde deutlich weiter nach Norden reicht, als bislang angenommen.

Aigeira. Überblick über das Gästehaus nach Ab-tragen der Stege

Aigeira, Grabung ›Solon‹. Spät-mittelneolithische Ke-ramik

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Aigeira, Grabung ›Solon‹. Spätmykenischer Skyphos aus Planquadrat B3

Ägina-Kolonna, Südhügel. Plan mit den Grabungsflächen 2010

Ägina-Kolonna, Südhügel. Frühhel-ladisch II-Dachziegel

Ägina-Kolonna, Südhügel. Frühhelladisch III-Gefäß aus der Brandschicht

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Ein zweiter Schwerpunkt ist die seit 2006 laufende Aufarbeitung der Funde von der Grabungsstelle ›Sattel‹, die südlich unterhalb der Akropolis liegt. Bei den Grabun-gen unter der Leitung von W. Alzinger waren hier in den Jahren zwischen 1972 und 1981 Reste der ehemaligen ›Oberstadt‹ von Aigeira freigelegt worden. Die damals identifizierten Bebauungsphasen reichen vom Hellenismus bis in die spätmykenische Zeit. Die Aufarbeitung des Jahres 2010 konzentrierte sich auf den Abschluss der Ma-terialaufnahme im Planquadrat B3 und die Durchsicht der Funde aus einem im Jahr 1972 angelegten Suchschnitt. Im Planquadrat B3 wurden nach den ausgewerteten Aufzeichnungen bei den Grabungen die Reste eines spätmykenischen Nutzungs- oder Bodenhorizonts freigelegt. Die aus den untersten Abhüben stammende Keramik ist, soweit eindeutig einordenbar, ausschließlich prähistorisch/spätmykenisch – u. a. stammt ein teilweise erhaltener, vollständig bemalter Skyphos von hier. Damit zeich-net sich in Aigeira die Existenz einer spätbronzezeitlichen ›Unterstadt‹ ab, die unmit-telbar unter der mykenischen Akropolis liegt.

Wissenschaftliche Bearbeitung: W. Gauß

i.4 Kooperationsprojekt Ägina­Kolonna

Die Arbeiten am Südhügel von Ägina-Kolonna erfolgen im Rahmen der Ägina-Gra-bung und einer Kooperation des Fachbereichs Alterumswissenschaften/Klassische und Frühägäische Archäologie der Universität Salzburg (F. Felten) mit dem ÖAI (W. Gauß).

Die Arbeiten am Südhügel von Kolonna konzentrierten sich 2010 auf den süd-lichen Bereich des sog. Großsteinbaus (in der Folge: GSB), dem wichtigsten Ge-bäude der mittelbronzezeitlichen Siedlung von Kolonna. Die Grabungen wurden vor allem im Quadranten Q6 durchgeführt und hatten insbesondere die Fortsetzung und den Abschluss der Ausgrabungen des Jahres 2009 zur Klärung noch offener Grund-rissfragen des GSB sowie zur stratigrafischen Abfolge als Schwerpunkt. Diese Ziele wurden erreicht, und in den nächsten Jahren soll die Aufarbeitung des bereits Ergra-benen im Vordergrund stehen.

Die 2009 unter der südlichen Begrenzungsmauer des GSB angetroffene Mauer ist nach gegenwärtigem Kenntnisstand am ehesten eine Terrassierungsmauer. Zum einen ist die Innenschale der Mauer nicht gut gelegt, zum anderen fehlen Fußboden-horizonte, die eindeutig gegen die Mauer laufen. Alle Bodenhorizonte, die mit dem GSB verbunden werden können, laufen über die tiefere Mauer hinweg.

Die Grabungen des Jahres 2010 zeigten auf tieferem Niveau eine Anzahl von Fußbodenhorizonten, die nach einer ersten Inspektion der Funde der spätesten Frühbronzezeit III und dem Anfang der Mittleren Bronzezeit zugeordnet werden kön-nen. Bedauerlicherweise ist die gefundene Keramik nach ersten Eindrücken weni-ger aussagekräftig, als zunächst erhofft.

Besonders wichtig ist die Identifizierung der Kolonna V-Brandschicht, gleichzu-setzen mit einer späten Phase der Frühbronzezeit III. In der Brandschicht wurde ein weitgehend vollständiges Gefäß (Boden fehlt) gefunden. Der stark verbrannte Fußboden war mit einer weißgrauen, mehreren Zentimeter dicken Aschenschicht bedeckt. Naturwissenschaftliche Untersuchungen sollen Klarheit über das verbrann-te Material liefern; möglicherweise handelt es sich um eine Matte aus organischem Material. Die Kolonna V-zeitlichen Reste liegen interessanterweise in einem älteren Frühbronzezeit II-zeitlichen Gebäude. Damit scheint sich die Vermutung zu bestäti-gen, dass Überreste der Frühbronzezeit II-Siedlung noch längere Zeit sichtbar wa-ren und teilweise genutzt wurden. Die Frühbronzezeit II-Reste sind mit einer dicken und fast fundleeren Packung aus Lehmziegelerde und zerbrochenen Lehmziegel bedeckt. Die letzten Abhübe unmittelbar über einem Frühbronzezeit II-Fußboden brachten zahlreiche Reste von Frühbronzezeit II-Dachziegeln zutage, u. a. einen fast vollständig erhaltenen Dachziegel. Dies weist darauf hin, dass ein wichtiges

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Gebäude teilweise abgegraben worden war. Mit dem Erreichen des Frühbronzezeit II-Fußbodens wurden die Grabungen eingestellt.

Wissenschaftliche Bearbeitung: W. Gauß

ii. Wissenschaftliche Veranstaltungen

Vorträge und Poster

W. Gauß, Prähistorisches Athen und Attika, Keynote Lecture im Rahmen der Summer School 2010 am ÖAI Athen, Athen, 16. 8. 2010.

W. Gauß, Prähistorisches Ägina Kolonna, Vortrag im Rahmen der Vorlesung »Urbanisierung« von R. Jung, Paris-Lodron-Universität Salzburg, 29. 11. 2010

W. Gauß, Wissenschaftliche Projekte 2010, Vortrag im Rahmen des Workshop »Leistungsbericht ÖAI 2010«, ÖAI Wien, 6. 12. 2010.

W. Gauß – G. Klebinder-Gauß, Technologietransfer in der Keramikproduktion von Ägina Kolonna in prä-historischer und historischer Zeit, DAI Cluster 2 (Innovation: Technisch, Soziales), DAI Athen, 27. 10. 2010.

W. Gauß – G. Klebinder-Gauß – E. Kiriatzi – A. Pentedeka, M. Georgakopulou, Aegina: An Important Centre for the Production of Cooking Ware from Bronze Age to the Classical Period, Konferenz »Ce-ramics, Cuisine and Culture: the Archaeology and Science of Kitchen Pottery in the Ancient Mediter-ranean World«, British Museum, London, 16. 12. 2010.

G. Ladstätter, Forschungen 2010, Workshop »Leistungsbericht ÖAI 2010«, ÖAI Wien, 7. 12. 2010.C. Schauer, Fundbearbeitung in Lousoi/Neuordnung des Depots in Lousoi/Bibliothek der Zweigstelle

Athen, Workshop »Leistungsbericht ÖAI 2010«, ÖAI Wien, 6. 12. 2010.

A. Galik – G. Forstenpointner – G. Weissengruber – M. Lindblom – R. Smetana – W. Gauß, Exploitation of molluscs and purple dye production in Bronze Age Aegina Kolonna in the Mediterranean context, »Subsistence, Economy and Society in the Greek World. Improving the Integration of Archaeology and Science«, Athen, 22.–24. 3. 2010 (Poster).

W. Gauß – G. Forstenpointner – A. Galik – U. Thanheiser – G. Weissengruber – M. Lindblom – R. Sme-tana, Bioarchaeological evidence on patterns of husbandry and agriculture in MBA and LBA Aegina Kolonna, »Subsistence, Economy and Society in the Greek World. Improving the Integration of Ar-chaeology and Science«, Athen, 22.–24. 3. 2010 (Poster).

C. Schauer, Late Roman and Early Byzantine Pottery from Olympia, 27. Kongress der Rei Cretariae Ro-manae Fautores, Belgrad, 19.–25. 9. 2010 (Poster).

G. Weissengruber – A. Galik – G. Forstenpointner – U. Thanheiser – M. Lindblom – R. Smetana – W. Gauß, Bioarchaeological evidence on hunting and environment in MBA Aegina Kolonna, »Sub-sistence, Economy and Society in the Greek World. Improving the Integration of Archaeology and Science«, Athen, 22.–24. 3. 2010 (Poster).

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ZWeigstelle Kairo

Personal

Leitung: Mag. Dr. Irene Forstner-MüllerWissenschaftliche Bedienstete: Dr. Pamela RoseVerwaltung: Mag. Iris Mostegel

Mit der Anstellung von P. Rose im April 2010 ist es gelungen, das Tätigkeitsfeld der Zweigstelle Kairo zu vergrößern. Der Forschungsschwerpunkt des Instituts er-weitert sich sowohl räumlich als auch zeitlich – neben das Einzelprojekt Tell el-Dab‘a im ägyptischen Nildelta (Frühes Mittleres Reich – 27. Dynastie) treten Projekte in Oberägypten (Hisn el Bab, spätrömisch-frühislamisch) und im Sudan (Sesebi, 18. Dynastie).

i. Feldforschungsprojekte

I.1 Tell el-Dab‘a

Zu besonderem Dank sind wir der Ägyptischen Antikenbehörde (Supreme Council of Antiquities) unter ihrem Generalsekretär Dr. Zahi Hawass und den zur Grabung entsandten Vertretern dieser Behörde für ihre freundschaftliche Zusammenarbeit und Unterstützung verpflichtet.

Die Frühjahrskampagne fand von 4. bis 31. Mai 2010 statt, die Herbstkampagne von 5. September bis 13. November 2010.

I.1.1 FrühjahrskampagneDie Zielsetzung 2010 war die Untersuchung der östlichen und südlichen Ausdeh-nung der antiken Stadt Avaris. Der Ostrand der Stadt, westlich des modernen Dorfes Sama’na, wurde im Rahmen einer Begehung untersucht. In diesem Gebiet sind Grä-ber aus der Ramessidenzeit nachgewiesen. Die Begehung zeigte allerdings, dass die archäologischen Schichten nicht mehr erhalten sind, von weiteren Untersuchun-gen wurde abgesehen.

Als wesentlich erfolgsversprechender stellte sich der Survey im Süden von Ava-ris dar.

Dieser Survey erfolgte westlich und östlich des modernen Dorfes Ezzawin. Die Untersuchungen (sowohl Fluxgatemagnetometermessung als auch Widerstands-messung) zeigten, dass es sich hier um Wohnviertel im Süden der Stadt handelt. Die Anomalien, die sich im Magnetometerbild abzeichnen, zeigen kompakte städti-sche Besiedelung. Die Auswertung der Keramik erlaubt eine Datierung der Struktu-ren in die Zweite Zwischenzeit (15. Dynastie). Die Südgrenze zeichnet sich deutlich ab, die Nordgrenze ist verschwommener. Das Areal südlich des Wohnviertels ist nicht besiedelt, höchstwahrscheinlich findet sich hier der Rand eines Nilarms. Das Viertel selbst ist dicht bestanden mit Häusern, Straßen und vermutlich auch Lehm-ziegelgräbern (im Magnetometerbild erkennbar als rechteckige, dunkle Strukturen); mehrere Siedlungsschichten liegen übereinander. Die Anlagen sind Nordnordost-

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Südsüdwest und Westnordwest-Ostsüdost ausgerichtet, eine Orientierung, die ty-pisch für das späte Mittlere Reich und die Zweite Zwischenzeit in Avaris ist. Zwei bis zu 6 m breite Straßen unterteilen die einzelnen Wohnviertel. Die Häuser sind unter-schiedlich groß, ein aus dieser Zeit gut nachgewiesener Haustyp, das ›Hofhaus‹, ist klar zu erkennen.

I.1.2 HerbstkampagneDie Grabungen erfolgten im Norden der antiken Stadt westlich des modernen Orts Ezbet Rushdi es-Sughayar auf dem Grundbesitz von Dr. Samir el Bilbeisi. Die Ma-gnetometermessungen in diesem Areal lassen ein dicht besiedeltes Stadtgebiet mit Häusern und Straßen erkennen. Wie in Ezzawin im Süden liegen mehrere Bau-schichten übereinander. Dieses archäologische Gebiet ist durch moderne Land-wirschaft massiv bedroht, die obersten archäologischen Schichten wurden in den letzten Jahren in manchen Bereichen völlig abgetragen und zerstört, weswegen eine

Notgrabung in diesem Areal dringend notwendig war. In den obersten Schichten, die in die späte Zweite Zwischenzeit (Tell el-Dab’a-Stratum D/2) datieren, konnten zwei Anlagen aus Schlammziegeln festgestellt werden, die voneinander durch eine etwa 3,2 m breite Straße getrennt sind. Aus Zeitgründen konnte nur die westliche Anlage zu einem Großteil ausgegraben werden, die östliche hingegen lediglich zu einem kleinen Bereich.

Die westliche Anlage besteht aus einer Gruppe von Räumen, Kasematten und Höfen, die in agglutinierender Weise aneinander gebaut sind. Die Mauerstärke einzelner Teile erlaubt die Rekonstruktion eines oberen Stockwerks. Die Fußbo-denschichten sind kaum erhalten, in den meisten Bereichen konnten nur noch die

Tell el Dab‘a. Geophysika-lischer Survey

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Fundamentlagen freigelegt werden. Innerhalb der Höfe wurden Speicher errichtet (Dm 2,5 – 3 m), die von Südosten her zugänglich waren; in die Ecken der Höfe waren Öfen gesetzt. Entlang der Straße sind an die Außenfassaden der Gebäude schmale Bänke angefügt.

Eine große Anzahl von Siegelabdrücken aus dem Späten Mittleren Reich und der Zweiten Zwischenzeit konnte geborgen werden.

Auffallend ist das Fehlen von Gräbern, sonst ein Charakteristikum der Wohnvier-tel in Avaris. Die Funktion dieser Anlage ist noch nicht mit Sicherheit geklärt. Nach dem Auflassen des Stadtteils mit Beginn des Neuen Reichs standen die Gebäude noch einige Zeit als Ruinen, manche Mauern sind in dieser Zeit umgefallen.

Leitung: I. Forstner-Müller, P. Rose; Kooperation: Polnische Akademie der Wis-senschaften

I.2 Sesebi (Sudan)

Das Projekt Sesebi wird als Kooperation zwischen dem ÖAI (P. Rose) und der Uni-versität Cambridge (K. Spence) durchgeführt. Die Grabungskampagne 2010 fand noch vor dem Dienstantritt P. Rose’ statt. Die Grabungsdokumentation dieser Kam-pagne wurde vervollständigt, die Ergebnisse ausgewertet, Berichte wurden für die sudanesische Antikenverwaltung (National Corporation for Antiquities and Muse-ums, Sudan) verfasst. Ein Report über die Keramik wurde vorbereitet.

I.3 Hisn el-Bab

Hisn el-Bab, südlich von Assuan, ist eine spätrömische-frühislamische Festung. Die-se wurde erstmal im Jahr 2007 von P. Rose im Rahmen eines Surveys archäolo-gisch untersucht. Das Projekt soll von der Zweigstelle Kairo durchgeführt werden, für November 2011 ist die erste Kampagne des ÖAI geplant. Um diese vorzube-

Eszbet Rushdi. Ergebnis der Magentometermes-sungen

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reiten, wurde im November 2010 eine Begehung vor Ort unternommen (P. Rose, I. Forstner-Müller in Zusammenarbeit mit dem Generaldirektor von Assuan und Nu-bien, M. el-Bialy).

I.4 Assuan/Syene

Im Rahmen einer Kooperation mit dem Schweizerischen Institut für Ägyptische Bauforschung und Altertumskunde (C. von Pilgrim, W. Müller) wird die Keramik der altägyptischen Stadt Syene aus der Zeit des Mittleren Reichs und teilweise der Bau-befund dieser Periode bearbeitet. Die Arbeiten im Jahr 2010 dienten vor allem der Aufnahme der Keramik und Eingabe in eine Datenbank. Der keramische Beitrag für den Vorbericht über Areal 45 wurde vorbereitet, ein Beitrag über eine Backstelle zum Druck eingereicht.

ii. Wissenschaftliche Veranstaltungen

Am 11. und 12. Dezember 2010 wurde der Workshop »Nubian pottery in Egyptian contexts, from the Middle Kingdom to the early New Kingdom« in den Räumlichkei-ten der Zweigstelle Kairo abgehalten. Die Finanzierung erfolgte teilweise durch den Nubian Fund.

Die Teilnehmer behandelten Aspekte von Nubischer/Pan Grave Keramik, die in ägyptischen Kulturschichten aus der Zeit des Mittleren Reichs bis zum Beginn des Neuen Reichs in Ägypten auftritt. Die Zielsetzung war, anhand neuer Forschungs-ergebnisse die Anwesenheit von Nubiern in Ägypten in dieser Zeit zu bewerten und zu verstehen, wie diese Gruppen in der ägyptischen Gesellschaft integriert waren.

Vorträge

I. Forstner-Müller, Avaris und seine Nachbarn, eine ägyptische Metropole im 2. Jahrtausend v. Chr., Fest-vortrag der Zweigstelle Athen des Österreichischen Archäologischen Instituts, Athen, 5. 3. 2010.

I. Forstner-Müller, The Landscape of Avaris, Capital of the Hyksos, 7Icaane, London, 14. 4. 2010.I. Forstner-Müller – H. Tronchère – J.-Ph. Goiran – T. Herbich – C. Schweitzer, Avaris (Egypt) in the Se-

cond Millenium: A Study of its Landscape. International Colloquium on Geoarchaeology: Landscape Archaeology. Egypt and the Mediterranean World, Cairo, 19. 9. 2010.

I. Forstner-Müller, Die Zweigstelle Kairo, Workshop »Leistungsbericht ÖAI 2010«, ÖAI Wien, 7. 12. 2010.P. Rose, Kush in the North, International Conference for Nubian Studies, 4. 8. 2010.P. Rose, Qasr Ibrim: The last 3000 years, Lawrence Kirwan Memorial Lecture, British Museum, 11. 10.

2010.P. Rose, Research in Egypt, Workshop »Leistungsbericht ÖAI 2010«, ÖAI Wien, 6. 12. 2010.

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bibliograFie 2010Die Bibliografie umfasst die im Jahr 2010 erschienenen Publikationen von Institutsangehörigen und Pro-jektmitarbeiterinnen und -mitarbeitern sowie Berichte über Untersuchungen, welche mit finanzieller Un-terstützung des ÖAI stattfanden.

Monografien im Verlag des ÖAI

S. Groh – H. Sedlmayer, Forschungen zum Kastell und Vicus von Zwentendorf am norischen Donauli-mes. Luftbildauswertungen, geophysikalische Prospektionen, Surveys und Materialanalysen 2001 bis 2009, ZEA 1 (Wien 2010).

herausgegeben von Mitarbeiter(inne)n des Öai

B. Horejs – R. Jung – P. Pavúk (Hrsg.), Analysing Pottery. Processing, Classification, Publication. Procee-dings of the Session »Processing and Analysis of Large Amounts of Pottery from Closed Contexts« at the EAA Conference in Krakow, 19.– 24. September 2006 (Bratislava 2010).

N. Zimmermann – S. Ladstätter, Wandmalerei in Ephesos von hellenistischer bis in byzantinische Zeit. Unter Mitarbeit von Mustafa Büyükkolancı, Renate Pillinger, Andreas Pülz, Barbara Tober und Johan-nes Weber (Wien 2010).

herausgegeben mit der Österreichischen akademie der Wissenschaften

M. Bietak – E. Czerny – I. Forstner-Müller, Cities and Urbanism in Ancient Egypt. Papers from a workshop in November 2006 at the Austrian Academy of Sciences, ÖAIKairo 36 = Denkschriften der Gesamt-akademie 60 (Wien 2010).

J. Budka, Bestattungsbrauchtum und Friedhofsstruktur im Asasif. Eine Untersuchung der spätzeitlichen Befunde anhand der österreichischen Ausgrabungen in den Jahren 1969 – 1977, ÖAIKairo 34 = Denk-schriften der Gesamtakademie 59 (Wien 2010).

F. Krinzinger (Hrsg.), Das Hanghaus 2 in Ephesos. Die Wohneinheiten 1 und 2. Baubefund, Ausstattung, Funde. Mit Beiträgen von I. Adenstedt, J. Auinger, E. Christof, N. Flessa, G. Forstenpointner, A. Ga-lik, G. Jenewein, K. Koller, I. Kowalleck, S. Ladstätter, C. Lang-Auinger, M. Pfisterer, G. A. Plattner, M. Popovtschak, U. Quatember, E. Rathmayr, R. Sauer, M. Schätzschock, V. Scheibelreiter, H. Taeu-ber, U. Thanheiser, E. Trinkl, G. Weissengruber, G. Wiplinger, N. Zimmermann, FiE 8, 8 (Wien 2010).

P. Fuscaldo, Tell el-Dab’a 10, 2. The Palace District in Avaris. The Pottery of the Hyksos Period and the New Kingdom (Areas H/III and H/VI). Part II: Two execration pits and a foundation deposit, ÖAIKairo 36 = Denkschriften der Gesamtakademie 61 (Wien 2010).

K. Kopetzky, Tell el Dab’a 10. Die Chronologie der Siedlungskeramik der Zweiten Zwischenzeit aus Tell el-Dab’a. Teil II: Abbildungen und Tabellen, ÖAIKairo 32 = Denkschriften der Gesamtakademie 62 (Wien 2010).

A. Pülz, Das sog. Lukasgrab in Ephesos. Eine Fallstudie zur Adaption antiker Monumente in byzantini-scher Zeit. Mit Beiträgen von Gerhard Forstenpointner, Alfred Galik, Karl Großschmidt, Fabian Kanz, Sabine Ladstätter, Hannah Liko, Matthias Pfisterer, Hans Taeuber, Gerald E. Weissengruber, Stefan Zohmann, FiE 4, 4 (Wien 2010).

V. Scheibelreiter – S. Ladstätter (Hrsg.), Städtisches Wohnen im östlichen Mittelmeerraum 4. Jh. v. Chr. – 1. Jh. n. Chr. Akten des internationalen Kolloquiums vom 24.–27. Oktober 2007 an der Österreichi-schen Akademie der Wissenschaften, AForsch 18 = DenkschrWien 397 (Wien 2010).

M. Steskal, Das Prytaneion in Ephesos. Mit Beiträgen von Nicole M. High, Sabine Ladstätter, Matthias Pfisterer und Georg A. Plattner, FiE 9, 4 (Wien 2010).

Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes 78 (2009).

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beiträge in reihen, Zeitschriften und sammelbänden

Zentraleuropäische Archäologie

S. Groh, Siedlungen, Verkehr und Infrastruktur im ›Römischen Burgenland‹, Kultur und Bildung 4, 2010, 12 – 15.

S. Groh, KG Strebersdorf, FÖ 48, 2009 (2010) 408.S. Groh – P. Kiss – H. Sedlmayer, Die Straßenstation von Nemescsó an der Bernsteinstraße, ActaArch-

Hung 61, 2010, 401 – 424.S. Groh – H. Sedlmayer, Nuove ricerche nella villa maritima romana di San Simone/Simonov zaliv presso

Isola/Izola (Slovenia), Aquileia Nostra 80, 2009 (2010) 113 – 125.C. Hinker, Zur Gründung von Flavia Solva. Solva vor den Flaviern, in: B. Porod (Hrsg.), Flavia Solva. Ein

Lesebuch, SchStKlSchr 22 (Graz 2010) 8 – 15.C. Hinker, Stadt Graz, FÖ 48, 2009 (2010) 485 – 486.C. Hinker, KG Neuhaus am Klausenbach, FÖ 48, 2009 (2010) 497.C. Hinker, KG Rattenberg, FÖ 48, 2009 (2010) 444.C. Hinker, KG Scheiben, FÖ 48, 2009 (2010) 397.C. Hinker (mit Beiträgen von K. Peitler), Die Norische Hauptstraße in der Steiermark unter besonderer

Berücksichtigung der Neufunde im Bezirk Judenburg, in: G. Grabherr – B. Kainrath (Hrsg.), con-quiescamus! longum iter fecimus. Römische Raststationen und Straßeninfrastruktur im Ostalpen-raum, Akten des Kolloquiums zur Forschungslage zu römischen Straßenstationen, Innsbruck 4. und 5. Juni 2009 (Innsbruck 2010) 305 – 336.

C. Hinker – M. Windholz-Konrad, KG Unterzeiring, FÖ 48, 2009 (2010) 389. 397. 487 – 488.I. Mirsch – C. Hinker, KG Ratschendorf, FÖ 48, 2009 (2010) 443 – 444.H. Sedlmayer, ›Fremde Heimat‹ – Autochthones und Allochthones in Ostnoricum während der flavisch-

trajanischen Zeit (›Tuja domovina‹ – avtohtono in priseljeno prebivalstvo v vzhodnem Noriku v flavijs-ko-trajanskem času), AVes 61, 2010, 203 – 228.

G. Wlach, Klassische Archäologie in politischen Umbruchszeiten. Wien 1938 – 1945, in: M. G. Ash – W. Nieß – R. Pils (Hrsg.), Geisteswissenschaften im Nationalsozialismus. Das Beispiel der Universität Wien (Göttingen 2010) 343 – 370.

Tell el-Dab‘a (Ägypten)

I. Forstner-Müller, Tombs and burial customs at Tell el-Dab‘a during the late Middle Kingdom and Second Intermediate Period, in: M. Marée, The Second Intermediate Period (Thirteenth-Seventeenth Dyna-sties), Current Research, Future Prospects, OLA 192, 2010, 127 – 138.

I. Forstner-Müller, Settlement Patterns at Avaris, A Study on two Cases, in: M. Bietak – E. Czerny – I. Forstner-Müller (Hrsg.), Cities and Urbanism in Ancient Egypt. Papers from a workshop in Novem-ber 2006 at the Austrian Academy of Sciences, ÖAIKairo 36 = Denkschriften der Gesamtakademie 60 (Wien 2010) 103 – 124.

I. Forstner-Müller – M. Bietak – K. Radner – F. van Koppen, Der Hyksospalast bei Tell el-Dab‘a. Zweite und Dritte Grabungskampagne (Frühling 2008 und Frühling 2009), AegLev 19, 2010, 91 – 120.

I. Forstner-Müller – J. Gresky – M. Schultz, Ergebnisse der paläopathologischen Untersuchung an einem Skelett aus Tell el-Dab‘a (Ägypten) – Rekonstruktion eines individuellen Krankheitsstatus, AegLev 19, 2010, 139 – 156.

Ephesos (Türkei)

J. Auinger − M. Aurenhammer, Ephesische Skulptur am Ende der Antike, in: F. Daim – J. Drauschke (Hrsg.), Byzanz – das Römerreich im Mittelalter, Teil 2, 2. Schauplätze, Monographien des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 84, 2, 2 (Mainz 2010) 663 – 696.

D. Boulasikis, Untersuchung zur frühen Bebauung an der Insula M01 in Ephesos, in: S. Ladstätter – V. Scheibelreiter (Hrsg.), Städtisches Wohnen im östlichen Mittelmeerraum 4. Jh. v. Chr. – 1. Jh. n. Chr. Akten des Internationalen Kolloquiums vom 24.–27. Oktober 2007 an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, DenkschrWien 397 = AForsch 18 (Wien 2010) 259 – 274.

B. Horejs, Çukuriçi Höyük. Neue Ausgrabungen auf einem Tell bei Ephesos, in: S. Aybek – A. Kazım Öz (Hrsg.), Metropolis Ionia II. Yolların Kesiştiği Yer/The Land of the Crossroads. Festschrift Recep Meriç (Istanbul 2010) 167−175.

M. Kerschner in: N. D. Cahill (Hrsg.), The Lydians and Their World. Lidyalılar ve Dünyaları. Ausstellungs-katalog Yapı Kredi Vadet Nedim Tör Museum Istanbul February 19 – May 15, 2010 (Istanbul 2010):

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MitglieDer Des Öai

Im Jahr 2010 bedauerte das Österreichische Archäologische Institut das Ableben seiner Mitglieder

Peter FreiGerhard HaenyHarald von PetrikovitsJannis Sakellarakis