Therapiekonzept bei septischem Fußsyndrom

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Einleitung Die Unterdrucktherapie wird seit Jahren erfolgreich in der Wundtherapie genutzt. Relativ neu ist die Möglichkeit, zusätzlich zum Unterdruck in festgelegtem Intervall eine Spülflüssigkeit (z. B. Chlorhexidin-Lösung) zu instillieren. In unserer Kasuistik wird gezeigt, wie die Unterdruck Spül-Saug-Therapie als zusätzlicher Faktor zur konventionellen chirurgischen Procedere die Aussicht zum Erhalt einer amputationsgefährdeten Extremität beiträgt. Kasuistik Ein Patient (68 Jahre, Typ-2-Diabetiker) weist eine von einem Malum perforans ausgehende massive Schwellung des gesamten rechten Fußes mit Vorfußabszess und 10 x 5 cm großer, feuchter Nekrose auf (Abb. 1). Initial wurde eine groß- flächige Eröffnung der Wunde mit Nekrosektomie, Distanzresektion des verursachenden Mittelfuß- köpfchens und Debridement der tieferen Schichten vorgenommen (Abb. 2). Wegen erneut starker Wundsekretion und Fibrinbelag wurde am zweiten Behandlungs- tag nach erneutem Debridement zusätzlich eine intermittierende Unterdruck-Spülbehandlung (V.A.C. Vera-flow-Pumpe © ) mit 125 mmHg Unter- druck begonnen. Im Intervall von 4 Stunden erfolgte eine 15-minütige Instillation mit 60 ml Chlorhexidin-Lösung (Abb. 5). Nach insgesamt 19 Wundrevisionen und System- wechseln konnte eine Granulation erreicht werden (Abb. 6), die am 36. und am 55. Tag jeweils die Defektdeckung mittels Mesh-Graft- Plastik erlaubte. Die Mesh-Graft-Plastik heilte jeweils zu 100 % ein (Abb. 7). Am 89. Tag wurde der Patient mit belastungsfähiger, erhaltener Extremität nach Hause entlassen. Schlussfolgerung Die intermittierende Spül-Saug-Behandlung mit antiseptischer Lösung und einem definierten Unterdruck ist eine wirkungsvolle additive Methode zur Reinigung tiefer, auch cavernöser Wunden. Damit stellt diese Behandlung eine wichtige, zusätzliche Komponente in der Behandlung hochseptischer, entzündlicher Extremitäten dar und vermag die Aussicht auf Extremitätenerhalt zu verbessern. Patient und Behandler sollten sich über die lange Behandlungsdauer bewusst sein. Therapiekonzept bei septischem Fußsyndrom: Additive Unterdruck-Therapie mit intermittierender Spülung bei amputationsgefährdeter Extremität Victoria Quellmalz | Uwe Riedel | Helger Stege | Klinik für Dermatologie, Klinikum Lippe Klinikum Lippe GmbH | Klinik für Dermatologie Röntgenstraße 18 | 32756 Detmold | Tel. 0 52 31 . 72 - 20 50 | www.klinikum-lippe.de Abb. 1: Aufnahmebefund Tag 1 Abb. 2: Nekrosektomie Abb. 4: Erster post- operativer Tag Abb. 6: Stabiles Granulations- gewebe, Tag 36 (19 V.A.C.- Wechsel) Abb. 3: Postoperativer Befund Abb. 5: Angelegte VAC-Pumpe Abb. 7: Befund nach Einwachsen der Mesh- Graft-Plastik

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Page 1: Therapiekonzept bei septischem Fußsyndrom

EinleitungDie Unterdrucktherapie wird seit Jahren erfolgreich in der Wundtherapie genutzt. Relativ neu ist die Möglichkeit, zusätzlich zum Unterdruck in festgelegtem Intervall eine Spülflüssigkeit (z. B. Chlorhexidin-Lösung) zu instillieren. In unserer Kasuistik wird gezeigt, wie die Unterdruck Spül-Saug-Therapie als zusätzlicher Faktor zur konventionellen chirurgischen Procedere die Aussicht zum Erhalt einer amputationsgefährdeten Extremität beiträgt.

Kasuistik

Ein Patient (68 Jahre, Typ-2-Diabetiker) weist eine von einem Malum perforans ausgehende massive Schwellung des gesamten rechten Fußes mit Vorfußabszess und 10 x 5 cm großer, feuchter Nekrose auf (Abb. 1). Initial wurde eine groß- flächige Eröffnung der Wunde mit Nekrosektomie, Distanzresektion des verursachenden Mittelfuß-köpfchens und Debridement der tieferen Schichten vorgenommen (Abb. 2).

Wegen erneut starker Wundsekretion und Fibrinbelag wurde am zweiten Behandlungs-tag nach erneutem Debridement zusätzlich eine intermittierende Unterdruck-Spülbehandlung (V.A.C. Vera-flow-Pumpe©) mit 125 mmHg Unter- druck begonnen. Im Intervall von 4 Stunden erfolgte eine 15-minütige Instillation mit 60 ml Chlorhexidin-Lösung (Abb. 5).

Nach insgesamt 19 Wundrevisionen und System-wechseln konnte eine Granulation erreicht werden (Abb. 6), die am 36. und am 55. Tag jeweils die Defektdeckung mittels Mesh-Graft-Plastik erlaubte. Die Mesh-Graft-Plastik heilte jeweils zu 100 % ein (Abb. 7). Am 89. Tag wurde der Patient mit belastungsfähiger, erhaltener Extremität nach Hause entlassen.

SchlussfolgerungDie intermittierende Spül-Saug-Behandlung mit antiseptischer Lösung und einem definierten Unterdruck ist eine wirkungsvolle additive Methode zur Reinigung tiefer, auch cavernöser Wunden. Damit stellt diese Behandlung eine wichtige, zusätzliche Komponente in der Behandlung hochseptischer, entzündlicher Extremitäten dar und vermag die Aussicht auf Extremitätenerhalt zu verbessern. Patient und Behandler sollten sich über die lange Behandlungsdauer bewusst sein.

Therapiekonzept bei septischem Fußsyndrom: Additive Unterdruck-Therapie mit intermittierender Spülung bei amputationsgefährdeter ExtremitätVictoria Quellmalz | Uwe Riedel | Helger Stege | Klinik für Dermatologie, Klinikum Lippe

Klinikum Lippe GmbH | Klinik für DermatologieRöntgenstraße 18 | 32756 Detmold | Tel. 0 52 31 . 72 - 20 50 | www.klinikum-lippe.de

Abb. 1: Aufnahmebefund Tag 1

Abb. 2: Nekrosektomie

Abb. 4: Erster post-operativer Tag

Abb. 6: Stabiles Granulations-gewebe, Tag 36(19 V.A.C.-Wechsel)

Abb. 3: Postoperativer Befund

Abb. 5: Angelegte VAC-Pumpe

Abb. 7: Befund nach Einwachsen der Mesh- Graft-Plastik