Tipps & Tricks für Lava C . O . S . - Anwender · ein Dry Tip (Molnlyck) vor den Ausführungsgang...

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Tipps & Tricks für Lava C.O.S. - Anwender Dr. Anna Jacobi, München Die aufgeführten Tipps und Tricks stammen aus fast drei Jahren Scan-Erfahrung mit dem C.O.S. in der Praxis. Sie sind kein Universalhilfsmittel und funktionieren nicht immer und bei jedem Behandler. Alle ausgesprochenen Empfehlungen stellen ausschließlich ein subjektives Empfinden dar. 1. Scannen bei subgingivalem Präparationsrand Bei allen intraoralen Scan-Systemen, die derzeit erhältlich sind, handelt es sich um optische Systeme. Es können nur Strukturen erfasst werden, die auch sichtbar sind. Um einen subgingivalen Präparationsrand scannen zu können, muss dieser also erst dargestellt und trockengelegt werden. Die Darstellung der Präparationsgrenze kann entweder über eine Retraktion (reversibel) oder eine Gingivektomie (irreversibel) erreicht werden. Für die Retraktion empfiehlt sich die Doppelfadentechnik. Hierbei werden zwei Fäden übereinander gelegt, wobei der obere Faden dicker ist als der untere. Die Enden der einzelnen Fäden sollten sich nicht überlappen und der Anfang/ das Ende des unteren Fadens sollte nicht an derselben Stelle liegen wie der des oberen. Um einen übermäßigen Speichelfluss zu vermeiden, sollten die Fäden immer unter Lokalanästhesie gelegt werden. Des Weiteren ist darauf zu achten, dass die biologische Breite eingehalten und insbesondere die dentogingivalen Fasern nicht verletzt werden. Der obere Faden wird kurz vor dem Bepudern vorsichtig entfernt, der untere bleibt in situ, um das Sulcusfluid abzuhalten. Anstelle eines Fadens kann auch eine Retraktionspaste (z.B. die adstringierende Retraktionspaste von 3M Espe oder Expasyl von Acteon) verwendet werden. Die erzielte Retraktion liegt aber weit hinter der Doppelfadentechnik. Die blutstillende Wirkung ist jedoch sehr gut. Es hat sich bei uns bewährt, nach dem Applizieren der Paste den Patienten einige Minuten auf ein Comprecap (z.B. von ROEKO) beißen zu lassen, damit die Paste ausreichend tief in den Sulcus gedrückt wird. Bei einer Gingivektomie wird Gewebe entfernt – diese Technik sollte also nur minimal und hauptsächlich im Seitenzahnbereich angewendet werden um ästhetische Spätfolgen zu vermeiden. Die Gingivektomie kann mittels Elektrotom oder Laser angewendet werden. Besonders hilfreich ist diese Technik, wenn nur minimale Teile der Präparationsgrenze subgingival liegen, da diese dann selektiv dargestellt werden können. Auch hier ist auf eine ausreichende Anästhesie zu achten. Um die Gingiva bis zum Eingliederungstermin der Restauration weitgehend wiederherzustellen, sollte der Patient 4-5 Tage mit CHX oder einer Kochsalzlösung spülen. 2. Stillen einer Papillenblutung bzw. einer aus dem Sulcus aufsteigenden Blutung Zum Stillen einer Blutung sind zahlreiche Mittel erhältlich (z.B. Astringedent von Ultradent). In unserer Praxis besonders bewährt, hat sich die Injektion eines Anästhetikums mit hoher Konzentration des Vasokonstringens (z.B. UDSf) direkt in die Papillen. Anschließend wird eine Retraktionspaste (adstringierende Retraktionspaste von 3 M Espe) in den Sulcus appliziert. Hierdurch kann für einige Minuten ein fast blutleeres Gebiet erzielt werden. Einige Laser (z.B. SIORLaser Advance & Xtend) bieten die Funktion „Hämostase“ an. Gerade in Kombination mit einer Gingivektomie hat sich dies bei uns in der Praxis bestens bewährt. 3. Kontrolle des Speichelflusses Um den Speichelfluss generell gering zu halten ist immer eine ausreichende Anästhesie notwendig. In unserer Praxis wird dem Patienten vor dem Anlegen des Optiview (Kerr, dient dem Abhalten der Wangen/ Lippen) immer

Transcript of Tipps & Tricks für Lava C . O . S . - Anwender · ein Dry Tip (Molnlyck) vor den Ausführungsgang...

Tipps & Tricks für Lava C.O.S. - Anwender

Dr. Anna Jacobi, München

Die aufgeführten Tipps und Tricks stammen aus fast drei Jahren Scan-Erfahrung mit dem C.O.S. in der Praxis. Sie sind kein Universalhilfsmittel und funktionieren nicht immer und bei jedem Behandler. Alle ausgesprochenen Empfehlungen stellen ausschließlich ein subjektives Empfinden dar.

1. Scannen bei subgingivalem Präparationsrand

Bei allen intraoralen Scan-Systemen, die derzeit erhältlich sind, handelt es sich um optische Systeme. Es können nur Strukturen erfasst werden, die auch sichtbar sind. Um einen subgingivalen Präparationsrand scannen zu können, muss dieser also erst dargestellt und trockengelegt werden.

Die Darstellung der Präparationsgrenze kann entweder über eine Retraktion (reversibel) oder eine Gingivektomie (irreversibel) erreicht werden. Für die Retraktion empfiehlt sich die Doppelfadentechnik. Hierbei werden zwei Fäden übereinander gelegt, wobei der obere Faden dicker ist als der untere. Die Enden der einzelnen Fäden sollten sich nicht überlappen und der Anfang/ das Ende des unteren Fadens sollte nicht an derselben Stelle liegen wie der des oberen. Um einen übermäßigen Speichelfluss zu vermeiden, sollten die Fäden immer unter Lokalanästhesie gelegt werden. Des Weiteren ist darauf zu achten, dass die biologische Breite eingehalten und insbesondere die dentogingivalen Fasern nicht verletzt werden. Der obere Faden wird kurz vor dem Bepudern vorsichtig entfernt, der untere bleibt in situ, um das Sulcusfluid abzuhalten. Anstelle eines Fadens kann auch eine Retraktionspaste (z.B. die adstringierende Retraktionspaste von 3M Espe oder Expasyl von Acteon) verwendet werden. Die erzielte Retraktion liegt aber weit hinter der Doppelfadentechnik. Die blutstillende Wirkung ist jedoch sehr gut. Es hat sich bei uns bewährt, nach dem Applizieren der Paste den Patienten einige Minuten auf ein Comprecap (z.B. von ROEKO) beißen zu lassen, damit die Paste ausreichend tief in den Sulcus gedrückt wird. Bei einer Gingivektomie wird Gewebe entfernt – diese Technik sollte also nur minimal und hauptsächlich im Seitenzahnbereich angewendet werden um ästhetische Spätfolgen zu vermeiden. Die Gingivektomie kann mittels Elektrotom oder Laser angewendet werden. Besonders hilfreich ist diese Technik, wenn nur minimale Teile der Präparationsgrenze subgingival liegen, da diese dann selektiv dargestellt werden können. Auch hier ist auf eine ausreichende Anästhesie zu achten. Um die Gingiva bis zum Eingliederungstermin der Restauration weitgehend wiederherzustellen, sollte der Patient 4-5 Tage mit CHX oder einer Kochsalzlösung spülen.

2. Stillen einer Papillenblutung bzw. einer aus dem Sulcus

aufsteigenden Blutung

Zum Stillen einer Blutung sind zahlreiche Mittel erhältlich (z.B. Astringedent von Ultradent). In unserer Praxis besonders bewährt, hat sich die Injektion eines Anästhetikums mit hoher Konzentration des Vasokonstringens (z.B. UDSf) direkt in die Papillen. Anschließend wird eine Retraktionspaste (adstringierende Retraktionspaste von 3 M Espe) in den Sulcus appliziert. Hierdurch kann für einige Minuten ein fast blutleeres Gebiet erzielt werden. Einige Laser (z.B. SIORLaser Advance & Xtend) bieten die Funktion „Hämostase“ an. Gerade in Kombination mit einer Gingivektomie hat sich dies bei uns in der Praxis bestens bewährt.

3. Kontrolle des Speichelflusses

Um den Speichelfluss generell gering zu halten ist immer eine ausreichende Anästhesie notwendig.

In unserer Praxis wird dem Patienten vor dem Anlegen des Optiview (Kerr, dient dem Abhalten der Wangen/ Lippen) immer

ein Dry Tip (Molnlyck) vor den Ausführungsgang der Glandula Parotis in Regio 6 der zu scannenden Seite gelegt. Im Unterkiefer genügt eine Watterolle lingual. Ein Speichelzieher ist in der Regel nicht nötig.

4. Scannen von Brücken mit großer Spannbreite

Beim Scannen von Brücken ist generell ein kompletter Kieferscan nötig. Nur durch genaue Informationen der kontralateralen Kieferhälfte kann der Zahntechniker sich die ursprünglichen Dimensionen und die Anatomie der beschliffenen Zähne bewusst machen. Der Scann sollte auf drei Schritte aufgeteilt werden: Zuerst wird der Seitenzahnbereich gescannt, in dem die präparierten Stümpfe sind. Es wird zunächst auch nur dieser Teil gepudert und trockengelegt. Es sollte in Regio 4 mit dem Scan begonnen werden und dann relativ zügig die Stümpfe gescannt werden. Es genügt, wenn zunächst nur ein kleiner Teil des Kieferkammes gescannt wird um den Scan-Pfad nicht zu unterbrechen. Sind die Brückenpfeiler komplett erfasst, kann in alle Ruhe der Kieferkamm eingescannt werden. Auch hier muss natürlich gepudert werden. Erst wenn der beschliffene Quadrant vollständig erfasst ist (also die Scan-Schleife am 4er geschlossen wurde), werden die Frontzähne gepudert & gescannt (von 4 bis 4) und dann im 3. Teilschritt der kontralaterale Kiefer (wieder beim 4er beginnend). Der 4er stellt beim kompletten Kieferscan die „homebase“ dar. Wenn man sich diesen „großen“ Scan aufteilt, ist er genauso einfach zu handhaben wie der Scan eines einzelnen Quadranten.

5. Scannen bei eingeschränkter Mundöffnung

Oft haben die Patienten nach einer langen Präparation nicht mehr die Kraft für eine weite Mundöffnung oder die Mundöffnung war von vornherein eingeschränkt. In diesen Fällen hat es sich bewährt, den Scann von distal zu beginnen und diesen Bereich gleich vollständig zu erfassen (also okklusal beginnend, dann direkt nach bukkal und oral schwenken), die Helferin „hilft“ dem Patienten mit einem sanften Druck auf das Kinn bei der Mundöffnung und sobald dieser Bereich fertig erfasst ist, kann der Patient wieder leicht schließen. Bei massiv eingeschränkter Mundöffnung wird bei uns in der Praxis auf einen Scan verzichtet und mit einem Triple-Tray Löffel konventionell abgeformt.

6. Gleichmäßige Bepuderung

Für ein gleichmäßiges Pudern ist es zunächst einmal erforderlich, dass das Pulver nicht klumpt. Die Dose mit dem Pulver sollte also nach jedem Patienten von der Pulverpistole abgeschraubt und sofort verschlossen werden, um ein Eindringen von Feuchtigkeit zu verhindern.

Da es dennoch manchmal vorkommt, dass gerade beim Beginn des Bepuderns zu viel Puder austritt, empfiehlt es sich zunächst eine Region zu pudern, die etwas außerhalb des Scan-Bereiches liegt.

Der optimale Abstand zwischen Zähnen und Puderkanüle ist 1 cm. Die Helferin sollte während des Bepuderns keinen Sauger direkt im Mund platzieren, da sonst der Puder angesaugt und ungleichmäßig verteilt wird. Bei uns in der Praxis hält die Helferin den großen Sauger vor die Nase des Patienten, damit dieser nicht unnötig Puder einatmet, gleichzeitig hat sich dieser Abstand als optimal erwiesen, da der Puder nicht zu stark angesaugt wird und sich dadurch eine ungleichmäßige Puderschicht auf den Zähnen niederlässt.

7. Einhalten des Scan-Pfades

Um den Scan-Pfad einzuhalten (okklusal beginnen, okklusal aufhören) gibt es eigentlich nur einen Tipp: üben, üben, üben...

8. Frontzahnscan

Beim Fronzahnbereich gibt es keinen okklusalen Bereich - die Inzisalkanten müssen bereits mit dem Scan der lingualen/ palatinalen Flächen zusammen erfasst werden, damit nach dem Wechseln auf den labialen Bereich der Scann-Pfad geschlossen werden kann.