Tonkünstler-Magazin Nummer 21

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september 10 bis jänner 11 Fazil Say spielt Tschaikowski Mendelssohns «Lobgesang» Weihnachtskonzert Tonkünstler CDs siehe Rückseite Aufhören? Zuhören! Andrés Orozco-Estrada präsentiert Neue Musik

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September 10 bis Jänner 11

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september 10bis jänner 11

Fazil Say spielt TschaikowskiMendelssohns «Lobgesang»Weihnachtskonzert

Tonkünstler

CDs siehe

Rückseite

Aufhören?Zuhören!Andrés Orozco-Estrada präsentiert Neue Musik

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Konzertkalender, die alle Stücke spielen.Musikberichte, die den Ton angeben.Rezensionen, die ins Ohr gehen.

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3 Wochen gratis lesen: derStandard.at/Abo oder 0810/20 30 40 Die Zeitung für Leserinnen

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Aufhören? Zuhören!Andrés Orozco-Estradapräsentiert den neuenProgrammschwerpunktder Tonkünstler.

Seiten 2/3

Untypisch urtypischTastenmagier Fazil Say verzaubert mitTschaikowskis erstemKlavierkonzert. Außer -dem: Edward ElgarsEnigma-Variationen.

Seite 10

Wild Wild WestEine «West Side Story»:Chloë Hanslip und Michail Jurowski auf einem Streifzug zwi-schen Großbritannienund den USA.

Seite 11

Poesie der KunstDer Schweizer Kompo-nist und Dirigent HeinzHolliger ist bei denTonkünstlern zu Gast.Solist ist ChristophRichter.

Seiten 8/9

Gottgefällige ExplosionenMendelssohns «Lob-gesang» und GeraldReschs Uraufführungzum großen Auftaktder Saison 10-11.

Seiten 4–7

Liebe Musikfreunde!

In Ihren Händen halten Sie die Herbstaus-gabe des Tonkünstler-Magazins, das Ihnenden Einstieg in die ersten Wochen und Monate der Saison 10-11 erleichtern wird.Großartige Konzertprojekte, spannendeIdeen und interessante Künstler sind dabeiwie üblich Ihre klassischen Wegbegleiter.Weiterentwicklung und Kontinuität sindbei den Tonkünstlern gleich starke Partner,die unseren Weg bestimmen – darum ist es mir eine besondere Freude, Ihnen gleichzu Beginn die Verlängerung von AndrésOrozco-Estradas Vertrag als Chefdirigentbekannt geben zu dürfen. Die großen Er-folge der vergangenen Saison und die Re -aktionen Ihrerseits lassen uns sicher sein,dass wir in eine glänzende Zukunft blicken!

Den aktuellen CD-Produktionen des Ton-künstler-Orchesters ist die Rückseite diesesMagazins gewidmet: Im Sommer ist unserevergnügliche Version des «Sommernachts-traums» von Mendelssohn Bartholdy mitTexten von Franzobel erschienen; als Spre-cher hören Sie dabei niemand Geringerenals Nicholas Ofczarek. Und zum Start derSaison 10-11 legen wir ein weiteres CD-Pro-jekt mit prominenter Schauspieler-Beteili-gung vor: Schumanns «Manfred» war ineiner hochkarätigen Sängerbesetzung undmit Martin Schwab als Sprecher war einerder großen Erfolge der vergangenen Saison.

Zuletzt möchte ich mich in eigenerSache an Sie wenden und mich an dieserStelle von Ihnen als Geschäftsführer desTonkünstler-Orchesters verabschieden. Ichdanke Ihnen sehr für Ihre Treue und IhrenZuspruch in den vergangenen acht Jahren,wünsche Ihnen alles Gute und weiterhinviele harmonische Stunden in den Konzer-ten Ihrer Tonkünstler!

Herzlich, Ihr

Geschäftsführer Johannes Neubert

Inha

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Editorial

Ihr Kalendarium zum Herausnehmenund ein Folder mit den Sonntag Nach-mittag Abos liegt diesem Heft bei.

T O N K Ü N S T L E R - M A G A Z I N A U S G A B E 3 / 2 0 1 0

Klezmer symphonischPlugged-In-Auftakt: Lachen, Weinen, Tan-zen, ... das EnsembleKol Simcha spielt mitden Tonkünstler auf!

Seite 12

Klassisch, romantisch, gutAndreas Delfs dirigiertBruckners «Romanti-sche». Davor spielt Andreas Haefliger dasKlavierkonzert KV 503.

Seite 13

Die schönste Zeit des JahresWeihnachten und Sil-vester feiern mit denTonkünstlern: ein fest -liches Vergnügen!

Seiten 14/15

Ein KünstlerlebenJohannes Brahms stehtim Mittelpunkt einesAboprogramms mitdem KlaviervirtuosenTzimon Barto. Am Pult:Andrés Orozco-Estrada.

Seiten 16/17

Mit ganz feinem PinselKammermusik-Ensembles der Ton-künstler geben sich imRahmen der Préludesund Soiréen in Grafe-negg ein Stelldichein.

Seiten 18/19

TonkünstlERLEBENDie Tonkünstler sindim Gespräch: Inter-views und Stories mitpromi nenten Freundendes Orchesters sowieReaktionen der Presse.

Seite 20

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Chefdirigent Andrés Orozco-Estrada hat sichfür das erste Konzert der Reihe «Aufhören?Zu hören!» im Oktober 2010 einen besonderenAuftakt einfallen lassen: Die ge bo tenen Wer-ke stammen allesamt aus weiblicher Feder.Den Anfang machen vier zu Beginn des20. Jahrhunderts entstandene Lieder vonAlma Mahler (Solistin: Elisabeth Kulman),chronologisch be trachtet ginge die Reiseweiter mit einem Stück von Lili Boulanger, so -dann mit Sofia Gubaidulina, Kaija Saariahound Olga Neuwirth.

«Clinamen/Nodus» der österreichischen Kom-ponistin Olga Neuwirth wird das Konzert er-öffnen. Das Werk für Streichorchester, Schlag-zeug und Celesta ist 1999/2000 entstan-den, gehört also gerade noch ins vergangene20. Jahrhundert. Die gebürtige Grazerinorientiert sich nicht an herkömmlichen mu-sikalischen Kategorien, sie versucht in ihrerMusik mit alltäglichen und tradierten Hör-gewohnheiten zu brechen und sie in einen neu-en Kontext zu stellen. «Für mich als Kompo-nistin kann der Sinn von Musik nicht darin lie-gen, Menschen mit Verheißungen einer alleGrenzen überbrückenden Gemeinsamkeiteinzulullen und gefügig zu machen. Ichkann die Wirklichkeit nicht besser machen alssie ist. Ich möchte bewusst denkende Men-schen, Selberdenker als Zuhörer haben, die inder Musik und in der Kunst überhaupt dieWiderspiegelung des suchenden Menschen se-hen, der entschlossen ist, das Gewohnte zu be-

greifen, das Herrschende zu überwinden undins Unbekannte vorzustoßen – der daher seiner Umgebung ge genüber offener und toleranter ist.» Das sagte Neuwirth 2000 undverwies in ihrer damaligen Rede auch auf einKonzert im selben Jahr, bei dem Pierre Boulezim Wiener Kon zerthaus Mahler und Berg dirigierte («ein denkwürdiges Konzert»), dasProgramm «er innerte daran», sagte sie, «dassvor sechzig Jahren die Musik der österreichi-schen Komponisten Berg und Mahler noch als‹entartete Kunst› galt.» Sie er wähnte nicht ein-mal extra, dass Boulezdort als drittes Werk auchihr neues Werk «Clina-men/ Nodus» auf dasProgramm gesetzt undaufgeführt hatte.

Nennt man heutemanchmal Olga Neuwirthein «enfant terrible» der klassischen MusikszeneÖsterreichs, so wurde Alma Maria Mahler-Wer-fel (1879 – 1964) von manchen mitunter als«fem me fatale» beschrieben und begehrt. Siewar Ehefrau des Komponisten Gustav Mahler,des Architekten Walter Gropius und des Dich-ters Franz Werfel sowie Gefährtin des MalersOskar Kokoschka. Sie hatte eine profunde Mu-sik-Ausbildung und komponierte auch selbstin ihrer Jugend. 1900 nahm sie Unterricht beiAlexander Zemlinsky, der ihr deutlich mach-te, sie sei noch wenig fortgeschritten und Kom-ponieren bedeute viel konsequentes Arbeiten.1902 heiratete sie den älteren Gustav Mahler,

der ihr nahe legte, das Kom ponieren sein zulassen. Alma Mahler entwarf etwas mehr alshundert Lieder, verschie dene Instrumental-stücke und den An fang einer Oper. Von ihremGesamtwerk sind aber nur siebzehn Lieder er-halten geblieben. Die übrigen Kompositionengingen während des Zweiten Weltkriegs ver-loren oder wurden von ihr selbst vernichtet.Überliefert sind unter anderem fünf Lieder, diezwischen 1900 und 1901 komponiert wurden.Gustav Mahler bemühte sich ab 1910, nachdemdie Ehe nach Almas Begegnung mit Walter

Gropius in eine Krise gestürztwar, intensiv um die Zuneigungseiner Frau. Er widmete ihr seine8. Symphonie, die in dieser Zeit inMünchen zur Uraufführung kamund ließ ihre Lieder noch im sel-ben Jahr drucken und in Wien undin New York uraufführen.

Die mit vierundzwanzig Jahren verstorbe-ne Pariser Komponistin und Dirigentin Lili Boulanger (1893 – 1918) war vor allem als Vokal - komponistin (Kantaten und Lieder) er folg reichund wurde mit wichtigen Preisen be dacht. DasInstrumentalstück «D’un matin de printemps»für Violine (Flöte) und Klavier oder für Orchesterkomponierte sie noch 1918. Zwei Jahre vor ih-rem Tod hatte Maurice Maeterlinck der Ver-tonung von «La Princesse Maleine» zuge -stimmt, ein seit 1912 ge plan tes Opernprojekt,für dessen Vollendung Lili Boulanger jedochauf Grund ihres sich zunehmend ver schlech -tern den Gesundheitszustandes keine Zeit

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« Ich möchte bewusst denkende Menschen, Selberdenker als Zuhörer haben …» Olga Neuwirth

Aufhören?Kaija Saariaho

Zuhören!Alma Mahler-Werfel

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mehr blieb. Ihre ältere Schwester Nadia Bou-langer (1887 – 1979) lebte hin gegen sehr lan-ge. Auf die Frage eines Journalisten, warumsie denn, selbst schon 1908 als Komponistinmit dem «Prix de Rome» ausgezeichnet,nicht mehr komponiere, antwortete sie: «Ichhabe kein Talent. Meine Schwester Lili, das wardie Kompo nistin.» Nadia wurde eine der be -rühm testen Kompositions lehrerinnen des20. Jahrhunderts, zu ihren Schülern zähltenetwa Aaron Copland, Astor Pia z zolla, QuincyJones, Philip Glass, Arthur Honegger oder Leonard Bernstein. Nach ihrem USA-Auf-enthalt während des Zweiten Weltkriegeswieder in Paris, verkehrte die gesamte musi-kalische Welt in ihrem Salon.

Sofia Gubaidulina (*1931) wurde währendihrer Studien in Moskau von staatlicher Seitekritisiert, aber Dmitri Schostakowitsch ermu -tigte sie, ihren «Irrweg» fortzusetzen. Ihr Erfolg im Westen wurde vor allem von GidonKremer unterstützt, der ihr Violinkonzert«Offer torium» 1981 uraufführte.

Schon 1971 schrieb sie die Musik zu einerRundfunksendung über das tschechischeMärchen «Die kleine Kreide» und betitelte dasspäter selbständig veröffentlichte zauberhaf-te Orchesterwerk «Märchenpoem». Haupt per -son des Märchens ist ein kleines Stück Kreide,mit dem man auf Schultafeln schreibt. DieKreide träumt davon, dass sie wunderbareSchlösser, schöne Gärten und das Meer zeich-nen wird. Aber sie ist gezwungen, irgendwelchelangweiligen Wörter, Zahlen, geometrische Figuren auf die Tafel zu malen. Dabei wird sieim Unterschied zu den Kindern, die täglichwachsen, immer kleiner und kleiner.

Wenn Gubaidulina zunächst aus der rus-sischen Musik kommt, so gilt das für KaijaSaariaho (*1952) ebenso in Bezug auf ihre fin-nische Heimat. Gemeinsam mit Magnus

Lind berg und anderen gründete sie dort dieGruppe «Open Ears», setzte ihre Ausbil-dung dann in Freiburg im Breisgau bei Bri-an Ferneyhough und Klaus Huber fort, nahman den Darmstädter Ferien kursen teil, stu-dierte am IRCAM computergestützte Kom-position und befasste sich – wie auch OlgaNeuwirth – mit Tonband und Live-Elektronik.Von Kaija Saariaho liegen mittlerweile dreiOpern vor, ihr symphonisches Orchesterwerk«Orion» entstand 2002 als Auf tragswerk desCleveland Orchestra und wurde diesem undFranz Welser-Möst gewidmet. In dem drei-sätzigen Werk geht es um den abenteuerlichenJäger aus der griechischen Mythologie, densterblichen Sohn des Meeres gottes Poseidon,der nach seinem Tod von Zeus als Sternbildin den Himmel versetzt wurde. Es lebt vomKontrast des interstellaren Himmelsobjektes,seinen Energien und Aus brü chen, mit einerWelt individueller Stimmen im zweiten Satz

(«Winterhimmel») und einem Por trait stän-diger Bewegung (des Jägers) im dritten.

«Aufhören? Zuhören!» lautet das Motto derneuen Konzertreihe der Tonkünstler – eineherzliche Einladung, Neue Musik zu entdeckenund sich dem Hörerlebnis hinzugeben. Zuerstim Konzertsaal und anschließend auch beimChill-Out im Novomatic Forum, wo die Ton-künstler abermals mit ihrer Leidenschaft fürdie Musik – von der Moderne bis zum Jazz –anstecken und begeistern.

HEINZ RÖGL

Der Autor lebt in Wien, ist Sozialwissenschaftler und freier

Musikpublizist (u. a. mica – musicaustria, Salzburger

Nachrichten, Bühne, ÖMZ).

AUFHÖREN? ZUHÖREN!

Do 28. 10., 19.30 Uhr, Musikverein Wien21.30 Uhr, CHILL-OUT im Novomatic Forum

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Andrés Orozco-Estrada

Olga Neuwirth Lili BoulangerSofia Gubaidulina

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Zu Beginn der neuen Saison halten die Ton -künstler ein Plädoyer für die Verbindung vonTradition und Gegenwart: Eine Uraufführungvon Gerald Resch eröffnet die Spielzeit im Wie-ner Musikverein, gefolgt von Felix MendelssohnBartholdys «Lobgesang». Ein Gespräch mitdem zeitgenössischen Komponisten über einbeziehungsreiches Projekt.

Gemütlich ist das Komponisten-Leben. Zu -mindest könnte man das glauben, wenneinem Gerald Resch bei seinen ersten Arbeits-schritten begegnet. Denn die bestehen vorallem aus der Entwicklung von Ideen. Spazie-rengehen, in der Hängematte liegen – ja, eskann durchaus so wirken, als hielte der Ober -österreicher ein kleines Nickerchen. Sieht ge -mütlich aus, ist es aber nicht so ganz.

Reichlich grübeln musste Resch zuletzt fürdas Tonkünstler-Orchester Niederösterreich.Der Auftrag war in der ersten Planungsphaseeine rechte Kopfnuss – auf die dann immerintensive Kompositionsarbeit folgt. Musikschrei ben, die gleichermaßen Ergänzung undGegenstück zu Felix Mendelssohn Bartholdys«Lobgesang» ist? Da muss man sich erst einmal

hineinleben in dieses große Werk, das aus demHerzen des 19. Jahrhunderts stammt. «Eininteressantes Stück», urteilt Resch, ergänztaber: «Es wird heute selten gespielt, weil es nichtganz unproblematisch ist.» Nämlich von denProportionen her: Drei Sätze lang Instrumen-talmusik, am Schluss ein ausgedehnter Vokal-Block mit Chor und Solisten: «Dieses Finale istwie eine Blase, die alles sprengt.»

Die Bombastik kommt nicht von ungefähr.Als sich Mendelssohn Bartholdy ans Notenpa-pier setzte, stand eine Feier vor der Tür: das400-Jahr-Jubiläum der Buch-druckerkunst. Ein Anlass, denman aus heutiger Sicht wo -möglich mit einem Schulter-zucken quittieren würde. DasLeipzig des Jahres 1840 hattedagegen allen Grund zumJubeln. Erstens war die Stadt die Hochburg desdeutschen Verlagswesens. Zweitens war derBuchdruck nicht nur eine praktische Erfin-dung, er durfte gewissermaßen als Siegessym-bol des Bürgertums gelten – und JohannesGutenberg als dessen Prometheus. Seine«schwarze Kunst» sprengte mit ihrer Bücher-

flut vormalige Bildungsbarrieren, wurde sonicht zuletzt zur Grundlage für die Aufklä -rungsbestrebungen im 18. Jahrhundert. Undnun, nach 400 Jahren Buchdruck, war diegroße Zeit des Bürgertums allgemein spürbarangebrochen. So feierten die sozialen Aufstei-ger im Juni 1840 nicht nur Gutenberg, son-dern vor allem sich selbst. Und das im großenStil. Der Termin uferte regelrecht zum Volks-fest aus. Wobei da selbstverständlich auchgehobene Konzertmusik – ein weiteres Kult-objekt des Bildungsadels – nicht fehlen durfte.

Der Leipziger Gewand-haus-Kapellmeister wiederumpackte die Gelegenheit amSchopf, seine Leidenschaft fürgeistliche Musik auszuleben:Wenn schon im großen Stildanken und jubilieren –

warum dann nicht im Namen Gottes? Dabeiwusste der kunstsinnige Bankierssohn nichtnur mit eigenen Gattungsbeiträgen, sondernauch mit Entdeckungen für seine Zeit zu reüssieren. Elf Jahre zuvor demonstrierte ermit einer Aufführung der Matthäus-Passion inBerlin, dass Johann Sebastian Bach beileibe

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Gottgefällige

EXPLOSIONEN

… die klangliche Dramaturgie bürgtfür Effekt und Erlebniswert.

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nicht nur das «Wohltemperierte Klavier»geschrieben hat. Wie kaum ein anderer hatMendelssohn Bartholdy, dieser Protestantjüdischer Abstammung, die Werbetrommelfür geistliche Musik des Barock gerührt. Fürdas Bücherfest schöpfte er nun selbst wiederaus dem «Buch der Bücher» – und schuf mitdem «Lobgesang» ein Zwitterwesen, das den-noch als seine zweite Symphonie gilt.

Freilich: So ein Orchesterwerk mit vokalemSchluss konnte Zeitgenossen an Ludwig vanBeethovens neunte Symphonie erinnern. Diehat Mendelssohn Bartholdy ja auch geschätztund dirigiert. In seinem eigenen Finale lieb -äugelte er aber mehr mit dem Tonfall eines Oratoriums. Und er erwies da auch einemLieblingssymbol der Aufklärung seine Reve -renz: Es kommt wohl nicht von ungefähr,dass der Enkel des liberalen Denkers Moses Mendelssohn triumphale Töne für die «Waffen des Lichts» fand. Ein demokrati-scher Ton liegt über den bekannten Anfangs-und Schluss worten: «Alles, was Odem hat,lobe den Herrn.»

Alles, was in Leipzig Odem hatte, lobte da -mals Mendelssohn Bartholdy, diesen Brücken -

bauer zwischen Bach und Beethoven, Tra -dition und Innovation. Ironie der Geschichte:Als der Stern des Vielgerühmten nach seinemTod verblasste, hatte das ebenfalls mit seinerRolle als Mann der Mitte zu tun – ganz abgese-hen freilich von antisemitischen Motiven. Jemehr die Umsturzbewegung von 1848 schei-terte, desto mehr verschob sie ihre revolu-tionären Ideale ins Reich der Kunst. Und fürsolche Ansprüche war die melodieselige Ele-ganz Mendelssohn Bartholdys nicht radikalgenug. Selbst heute noch tut man sich schwermit diesem Mann, der die Bach-Renaissanceeingeleitet hat: Was hat so jemand im ver-meintlich durch und durch «romantischen»19. Jahrhundert verloren?

Tradition und Innovation: Das muss fürheutige Interpreten freilich kein Widerspruchsein. Die Tonkünstler haben sich beide Begrif-fe auf die Fahne geschrieben, und beim Auf -taktkonzert zur nächsten Saison bekennen sieim Musikverein deutlich Farbe. Denn dieersten Töne am 1. Oktober gelten Gerald ReschsUraufführung, direkt gefolgt vom «Lobge-sang» mit namhaften Solisten: Ian Bostridge,Christiane Oelzeund Simona Saturovásingen

mit dem Chorus sine nomine (Ein stu dierung:Johannes Hiemets berger).

Aber jetzt noch einmal: Wie kann eine Er -gänzung zu diesem feierlichen Stück klin-gen? Und warum haben die Tonkünstler zum«Lobgesang» gegriffen? Es be gann mit einerre ligiö sen Frage, erzählt Resch. Chefdirigent Andrés Orozco-Estrada wollte wissen, ob esin der zeitgenössischen Musik überhauptnoch möglich sei, einen Lobgesang anzu-stimmen. Den Maestro be schlich nämlichder Verdacht, dass moderne Komponistenrecht selten zu optimistischen Tönen neigen.

Da musste Resch natürlich seine Zunftverteidigen: Das Feld der Neuen Musik ist einweites, auf dem die verschiedensten Stilesprießen, meint er nicht zu Un recht. Undmit seinem Werk tritt er nun ja auch denBeweis an, dass auf diesem Boden eine ArtLobgesang gedeihen kann. «Cantus Firmus»heißt das Stück, dauert rund 20 Minuten underöffnet mit einem Spruch aus dem Buch derPsalmen. «Deine Güte reicht, soweit der Him-mel ist, und deine Treue, soweit die Wolkenziehen», singt der Chor. Die Überraschungallerdings: Das war’s dann auch schon wieder

«… und muss sich an allem freuen, was echt schön ist.»Felix Mendelssohn Bartholdy

Johannes Gutenberg

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mit dem Chor – nach nicht einmal einer Mi -nute. «Bei Mendelssohn Bartholdy explodiertes, bei mir implodiert es», lacht Resch. Istdiese Mini-Aufgabe angesichts eines sogroßen Apparats nicht unökonomisch? «Ichbefinde mich in der Luxussitu ation, dass einChor ohnehin zur Verfügung steht. Drama-turgisch ist es sinnvoll, die inhaltliche Haupt -aussage an den Beginn zu setzen, sie dannaber ganz anders, nämlich ohne Chor, wei-terzuführen.»

Besonders eine Idee fasziniert Resch am«Lobgesang»: Dass Mendelssohn Bartholdyschon mit der Melodie «Alles, was Odem hat»beginnt – aber vorerst ohne Worte, nur in denPosaunen. Kunstvoll verzwirbelt sich dasThema in ein vielstimmiges Geschehen, kehrtin den zarten Mittelsätzen wie eine Erinne-rung wieder, bevor es der Chor zuletzt zu bom-bastischer Wirkung steigert. Resch: «Ich findediese Idee spannend: Dass etwas schon ganzam Anfang vorhanden ist und alles Weitere inGang setzt.» Auch da nimmt der 35-Jährige aufMendelssohn Bartholdy Bezug. Alles, wasnach Reschs einminütigem «Cantus Firmus»

aus dem Orchester tönt, ist aus diesem titelge-benden Beginn abgeleitet.

Ob das nicht langweilig werden könnte?Zur Erklärung zieht Resch eine Riesen-Mappehervor. Zwei Bögen ruhen darin, voll ge schrie -ben mit kleinen Notenketten. «Alpha», «Beta»und ähnliches steht darüber gekritzelt. Wasungefähr so aussieht wie ein musikalischesPeriodensystem, ist tatsächlich etwas Ähnli-ches. Seine knappe Minute Chormusik hatResch haarfein zergliedert und daraus etlicheMuster und Varianten gebildet: der Rohstofffür das restliche Stück. Was macht der Kom -ponist eigentlich, falls ihm der Stoff in seiner Riesenmappe irgendwann doch zu eng wird?«Schummeln»? Nein. Dann kitzelt Reschwei te re Ableitungen aus seinem Urmaterialhervor. Und verwendet die.

Was auf Laien eigenwillig bis zwanghaftwirken mag, hat durchaus seinen Sinn: Seit dieKomponisten den Tonarten abgeschworenhaben, müssen sie sich ihre Gesetze eben sel-ber machen. Dabei helfen diese Spielregelnnicht nur im stillen Kämmerchen, das Stück ineine schlüssige Richtung weiter erfinden zu

können. Sie helfen auch dem Publikum imKonzertsaal. Es kommt Resch nicht darauf an,ob die Hörer nun sein «Alpha» vom «Beta»unterscheiden können. Ihn interessiert viel-mehr, dass seine Musik stimmig, organischwirkt und so ihre Spannung hält. Aufgepfropftund zusammenhanglos soll bei ihm nichtsklingen: «Ich mache nicht gern etwas, das ichim späteren Verlauf nicht mehr wiederbringe.»

Bleibt noch eine Frage, die manche Klassik - fans vielleicht hinter vorgehaltener Handstellen: Neue Musik – klingt das nicht ziem-lich atonal und damit «z’wider»? Zugegeben:Im Korsett eines Dur-Akkords würde sichResch beengt fühlen. Nichtsdestotrotz schweb-te ihm für die Tonkünstler ein «vitales, rhyth-misches Stück, bunt und schillernd» vor. «EinStück, bei dem man immer ein bisschen aufder Stuhlkante sitzt und sich fragt: Wie geht’sweiter?» Da geschehe viel in kurzer Zeit, aberin einem Tempo, das den Hörer nicht über-fordere. In der Vergangenheit ist das GeraldResch, dessen Noten schon bei den Salzbur-ger Festspielen gastierten, durchaus gelun-gen: Zwar sind Stücke wie Reschs Violinkon-

Ian Bostridge

Simona Saturová Christiane Oelze

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zert «Schlieren» nicht gerade mit pfeif-taug -lich. Aber die klangliche Dramaturgie bürgtfür Effekt und Erlebniswert.

Dabei gilt natürlich: Je länger ein Stück,desto tragfähiger muss das Grundgerüst sein.Schon damit keine Langeweile aufkommt.Auch diesbezüglich hat sich der Auftragskom-ponist an Mendelssohn Bartholdys Fersengeheftet, greift ebenso auf alte Formen zurück,wie es der «Lobgesang»-Komponist tat. EinePassacaglia, eine «augenzwinkernde» Sonate,zuletzt «Aria e Finale»: Was auf den Anfang-schor folgt, könnte gut und gern in einer Sym-phonie stecken. «Ich habe da lang herumgeba-stelt. Zuletzt entschloss ich mich, es mit demGerüst der klassischen Formen noch einmalzu versuchen», sagt Resch – wobei er eilig ver-sichert, «kein Klassizist» zu sein. Aber es habeihn doch interessiert, wie die Form der Sym-phonie mehr als 130 Jahre ein attraktivesBetätigungsfeld für Komponisten bleibenkonnte. Und: wie Mendelssohn Bartholdy undKollegen ihren eigenen Zugang fanden.

Zwar will Resch, der an den Musikunisvon Linz und Wien unterrichtet, nicht allzu

viele Worte über die Musikgeschichte verlie-ren, erzählt dann aber doch: Es war einstnicht nur Johannes Brahms, der Unbehagenbeim Ge danken an eine eigene Symphonienach dem Giganten Beethoven empfand.«Robert Schumann und Mendelssohn Bar-tholdy empfanden die Entdeckung von FranzSchuberts Großer C-Dur-Symphonie alsinspirierende Frischzellenkur für ihr eigenessymphonisches Schaffen.» Schumann hatsie gefunden, Mendelssohn Bartholdy urauf-führen lassen: Ein Werk von damals unge-wöhnlicher Bauart. «Bevor die Symphonierichtig losgeht, stellt sie eine einstimmigeMelodie, quasi etwas Ausgelagertes voran»,sagt Resch. Ähnlich verfährt er ja selbst mitseinem Mini-Choreinsatz. Aber genug derFormenlehre: Dass Reschs Konzept eine be -ziehungsreiche Fortführung und Gegenposi-tion zum «Lobgesang» ermöglicht, dürfte er -wiesen sein. Gute Voraussetzungen also fürden 1. Oktober, wenn dieser «Cantus Firmus»

erstmals klanglich auf dem Prüfstand steht.Und die Nähe zur Moderne hat MendelssohnBartholdy, trotz seines Bach-Faibles, ja selbstgesucht. Wie schrieb jener Mann, der in Leip-zig 92 Mal die Symphonien des anspruchs-voll modernen Beethoven aufs Programmgesetzt hat: «Wer das eine Schöne wahrhaftfühlt, wen es wahrhaft beglückt, dessen Sinnwird gewiss nicht enger, nur weiter dadurch,und muss sich an allem freuen, was echtschön ist. Es ist mein ewiger Ärger, wenn dieeinen nur Beethoven und die anderen nurPalestrina und die dritten nur Mozart oderBach gut finden – entweder alle vier oder kei-ner.»

CHRISTOPH IRRGEHER

Der Autor betreut als Kulturredakteur der Wiener Zeitung

vornehmlich die Themengebiete Klassik und Jazz.

LOBGESANG

Fr 1. 10., 19.30 Uhr, Musikverein WienSo 3. 10., 16 Uhr, Musikverein WienMo 4. 10., 19.30 Uhr, Festspielhaus St. Pölten

Andrés Orozco-Estrada

«Ein Stück, bei dem manimmer ein bisschen auf der Stuhlkante sitzt und sich fragt: Wie geht’s weiter?»Gerald Resch

Gerald Resch

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In festlich-beschwingter Breite und vomDrei vierteltakt kaum gebändigt, strömt dieun endliche Es-Dur-Melodie im ganzenOrchester einher: In solch strahlender Prachthebt Robert Schumanns dritte Symphoniean, die so genannte «Rheinische», die imHerbst 1850 in Düsseldorf innerhalb kürzes-ter, glücklicher Zeit entstand und auf demHöhepunkt der Meisterschaft des Komponis-

ten Fröhlichkeit und Tiefsinn perfekt ausba -lanciert. Ein humoristisch-gemütlicherLändler als zweiter Satz, eine Art Lied ohneWorte als dritter – und vor dem turbulenten,zuletzt überschäumenden Finale noch einweiterer Satz voll weihevoll-erhabener Klän-ge. Kurz: «ein Stück rheinisches Leben in fri-scher Heiterkeit», wie es in einer Urauf füh -rungs rezen sion hieß. Kaum mehr als drei

Jahre später freilich war alles anders: Schlaf-losigkeit, Depressionen, Tinnitus und ande-re enervierende Täuschungen des Gehörshatten ihn schon länger geplagt, als Schu-mann am 27. Februar 1854, wegen seinesnunmehr er schreckend labilen Zustandes inärztlicher Behandlung, in einem unbeobach-teten Augen blick sich aus seinem Haus inDüsseldorf stahl und von der Oberkasseler

«Gerade jene Werke, dieletztlich ihre Geheimnissenie ganz preisgeben …machen ein Interpreten -leben erst lebenswert.»Heinz Holliger

Kunst Zum Finale des Schumann-Jahres 2010 setzen die Tonkünstler noch-mals zwei späte Höhe punkte im Schaffen des großen Roman tikers aufdas Programm: Die prächtige «Rheinische» Symphonie und dasschwärmerisch-sonore Cellokonzert mit Christoph Richter als Solist.Am Pult steht dabei kein Geringerer als der «Schumann der Gegenwart»:Heinz Holliger.

Heinz Holliger

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Ponton brücke in den Rhein sprang. DerLebensmüde wurde gerettet und musste dieihm verbliebenen zweieinhalb Jahre in einerHeil- und Pflegeanstalt in Endenich bei Bonnzubringen.

Kein Zweifel: In der Person Robert Schu-manns nimmt in gewisser Weise seine ganzekünstlerische Epoche Gestalt an. Denn dieRomantik hatte die Überführung der Kunstin die Lebenspraxis auf ihre Fahnen geheftet,das Verwischen der Gattungsgrenzen unddas neue Zusammenführen aller Disziplinenim Sinne einer «progressiven Universalpoe-sie», wie sie Friedrich Schlegel postuliert hat,und die man zusam men fassen könnte imSchlachtruf: «Alle Macht dem Genie!» Sol-cher Emphase ist das Scheitern von vornher-ein mit eingeschrieben, denn die notwendi-gen Nachtseiten des menschlichen Daseinskönnen nicht verleugnet und ausgeblendetwerden: Teufels pakte, Wahnsinn, Gespens -ter, Schuld und Tod zählen zu den unver-meidlichen dunklen Begleitern auf demromantischen Weg. Mit diesen war Schu-mann aufs Engste vertraut. Soweit sich dasheute feststellen lässt, litt er an einer bipola-ren Störung, zu der wohl noch die Auswir-kungen einer Syphilis-Anste-ckung hinzukamen, worausdie geistige Um nachtung sei-nes letzten Lebensabschnittsresultierte.

Als die Hamburger «Zeit»die rhetorische Frage stellte,welcher Musiker denn in un -seren Tagen als legitimer Nachfolger vonRobert Schumann gelten könne, hatte sieauch sogleich die einzig richtige Antwortparat: Heinz Holliger. In der Tat fühlt sich der1939 im schweizerischen Langenthal ge -borene Oboist, Komponist und Dirigent wiekein zweiter den Zielen und Inhalten einer

Roman tik der Gegenwart verpflichtet. Wasfür den Deutschen das Klavier, war demSchweizer die Oboe: das genuine Instru-ment, durch seine charakteristischen Klängeverwachsen mit den gleichzeitig entstehen-den kompositorischen Vorstellungen. Undso, wie Schumann sich für den unbekanntenSymphoniker Franz Schubert oder den jun-gen Johannes Brahms einsetzte, kämpftHeinz Holliger unermüdlich für die zuUnrecht Vergessenen, an deren Werken erjene Eigenschaften wahrnimmt, die für ihnzentral sind bei der Begegnung mit großerMusik aus allen Zeiten: «das Utopische, Zer-rissene, Experimentelle ... und unauflösbareRätselhaftigkeit» (Holliger). Davon konntensich auch die Besucher des Musik-FestivalsGrafenegg 2008 überzeugen, wo Holliger alsComposer in Residence tiefen Eindruckhinterließ – nicht zuletzt auch als Dirigent.So darf man doppelt ge spannt sein, welcheaufregend-verblüffende Details er nun ge -meinsam mit den Tonkünstlern bei einemscheinbar wohlbekannten Werk wie der son-nigen «Italienischen» Symphonie von Schu-manns Freund Felix Mendelssohn Bartholdyfreilegen wird. Und bei einem Stück, das so

lange unterschätzt wurdeund von Missverständ -nissen begleitet war wieSchumanns sehnsuchts-voll singendes Cellokon-zert, das wie die «Rheini-sche» in Düsseldorf ent-standen ist und mit dem

der Komponist «die Poesie der Kunst wiederzu Ehren bringen» wollte, weiß sich Holligerzu dem in künstlerischem Einklang mit demprominenten Partner am Cello: «Ich kenneChristoph Richter als ganz außerordentlichsensiblen Kammermusiker», streut er demdeutschen Topmusiker Rosen, «als hochmu-

sikalischen, souveränen Solisten, als beschei-denen, in die Tiefe lotenden Menschen.»Zusammen ergibt das die besten Vorausset-zungen für eine aufregende musikalischeBegegnung. Denn: «Gerade jene Werke, dieletztlich ihre Geheimnisse nie ganz preisge-ben, nie so vollkommen in ter pretiert werdenkönnen, wie sie komponiert sind, machenein Interpretenleben erst lebenswert. DieAuseinandersetzung mit sol chen Meisterwer-ken wird immer eine lebenslange sein», istHeinz Holliger zutiefst überzeugt. «Und gera-de die Erkenntnis, dass absolute Wahrheitnicht erreichbar ist, dass auch intensivstes gei-stiges Suchen nur An nähe rung, nie aberDeckungsgleichheit bringt, ist eigentlichesMovens, ist ‹élan vital› eines Interpreten.»

WALTER WEIDRINGER

Der Autor ist Musikwissenschaftler, Musikkritiker der

Tageszeitung «Die Presse», Mitarbeiter des Musikverlags

Doblinger und lebt als freier Musikpublizist in Wien.

IN REISELAUNE

Fr 3. 12., 19.30 Uhr, Musikverein WienSo 5. 12., 16 Uhr, Musikverein WienMo 6. 12., 19.30 Uhr, Festspielhaus St. Pölten

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«… ein Stück rheini-sches Leben in frischerHeiterkeit …»

In der Person RobertSchumanns nimmt ingewisser Weise seineganze künstlerischeEpoche Gestalt an.

Christoph Richter

Page 12: Tonkünstler-Magazin Nummer 21

Sibelius, Say, Tschaikowski, Elgar, Oue – fin-nisch, türkisch, russisch, englisch, japanisch,niederösterreichisch? Keiner der Tonkünstlerdieses Konzerts würde regional-nationale Zuordnung leugnen, aber alle würden sich ge-gen das Prädikat «typisch» wehren.

«Finlandia» wurde weltberühmt. Ob dieseTon dichtung es auch mit Titeln wie «Im -promptu», «Suomi», «Vaterland» oder «LaPatrie» geworden wäre? Jean Sibelius schriebdieses zur inoffiziellen Hymne Finnlandsgewordene Werk 1899 aus Anlass einerLandwirtschaftsfeier. Auf der Bühne war ne -ben Agrarprodukten auch die Maschineeiner finnischen Lokomotive ausgestellt. Sohat Sibelius zu Beginn der Stretta, 20 Jahrevor Honeggers «Pacific 231», eine anfahren-de, dann voranbrausende Dampflok porträ-tiert. Der subtile Hinweis: Ein vorwärts stür-mendes, von Russland unabhängiges Finn-land wird es ohne Naturwissenschaft undTechnik nicht geben.

Nicht eben Unpopuläres für Klavier nochvor der Pause, sogar ein Schlachtross der Lite-ratur: das 1. Klavierkonzert von Tschaikowski,gespielt von einem Pianisten, von dem derKomponist Aribert Reimann vor 24 Jahrengesagt haben soll, «der Junge spielt wie derTeufel.» Aus dem türkischen Teufelsjungenist ein Pianist geworden, der meist nur Kriti-ker spaltet, das Publikum aber mitzureißenversteht. Fazil Say hat nicht nur als Pianist

und Komponist Karriere gemacht (vier Kla-vierkonzerte, eine Sinfonie, ein Violinkon-zert für Patricia Kopatchinskaja), sondern istauch «EU-Botschafter des interkulturellenDialogs». Was den einen Ticks sind, gilt denanderen als Aufbrechen steifer Klassikkon-ventionen: Mitsummen, Dirigieren einesimaginären Orchesters, gelegentliches Spie-len im Stehen, auch «groteskes Grimassie-ren» (so Rezensenten, welchen aber, wie sichschon Sibelius tröstete, noch nie Denkmälererrichtet worden sind).

Und Elgar – was war an ihm englisch? 1914galt Edward Elgar als Englands größter Kom-ponist seit Purcell. Doch Elgars Maßstäbewaren Haydn, Mozart und Beethoven. Zudemfühlte er sich zeitlebens als vielfacher Außen-seiter: Sohn eines eher ärmlichen Klavierstim-mers; Provinzler aus Worcestershire; Katholikunter Protestanten; autodidaktischer Musikerin einem Land, dessen Elite sich von wenigenPrivatschulen und den Uni versitäten Oxfordund Cambridge rekrutierte; Künstler in einemLand und zu einer Zeit mit merkantilen Werten; bis in seine Vierziger finanziell nichtabgesichert. An seinen Salonstücken ver -diente vor allem sein Verlag. Erst eine Kraft -anstrengung brachte den Durchbruch zurGröße: die «Variationen über ein Originalthe-ma» (berühmt geworden als «Enigma»-Varia-tionen), denen bis 1919 weitere Großtatenüberregionaler Bedeutung folgten: «Intro duk -tion und Allegro», zwei Sinfonien, das Violin-

konzert, das Cellokonzert oder das Oratorium«The Dream of Gerontius».

Was ist an diesen 14 Charakterbildern, die-sen fein gesponnenen und wunderbar orches-trierten Variationen, enigmatisch? So lustvollwie verbissen ist über das «Enigma» gerätseltworden, das von unbekannter Hand über derPartitur geschrieben steht. Elgar sprach vonzwei Rätseln: von einem Originalthema, zudem es ein «nicht gespieltes größeres Thema»gebe. Dieses «abstrakte Thema» könnte sein,wie Elgar seine Freunde sieht und ihnen ver-schlüsselt mitteilt, sie würden dank seiner Por-träts überleben. Das «Enigma» würde er nichtlüften. «Sein dunkler Sinn muss unklar blei-ben. The principal theme never appears.» GodSave the Queen? Auld Lang Sygne? Elgar(unwirsch und eine Freundschaft aufkün-dend): «No! The principal theme never ap -pears». Was es mit dem Enigma auf sich hat,wird der Autor dieser Zeilen beim Einfüh-rungsgespräch enthüllen. Perhaps.

PETER KISLINGER

Der Autor ist seit 1993 freier Mitarbeiter der Musikredak-

tion von Ö1.

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Sa 16. 10., 18.30 Uhr, Auditorium GrafeneggSo 17. 10., 16 Uhr, Musikverein WienMo 18. 10., 19.30 Uhr, Festspielhaus St. Pölten

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«… der Junge spielt wie der Teufel.» Aribert Reimann über Fazil Say

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Page 17: Tonkünstler-Magazin Nummer 21

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Für das berühmteste Liebespaar der Welt,Shakespeares «Romeo und Julia», hat LeonardBernstein nicht nur sein bekanntestes Musical«West Side Story» geschrieben. Sondernauch neun sympho nische Tänze. Die gibt’s am4. Novem ber zu hören, wenn das Tonkünst-ler- Orchester Niederösterreich nach Ameri-ka, nein, in den Wiener Musikverein, lädt.Außerdem am Programm: noch mehr Ame-rikanisches, von Samuel Barber. Und dazunoch Britisches, von Sir William Walton. AmDirigentenpult: Erster Gastdirigent Michail Jurowski, an der Solovioline: Chloë Hanslip.

New York, irgendwann in den 50ern. Wäh-rend die einen von einem besseren Lebenträumen, kämpfen die anderen um die Vor-herrschaft in den Straßen. Dass da schnelleinmal Blut fließt, ist klar. Auch, dass danicht viel Platz ist für die Liebe. Vor allemnicht für eine, die gar nicht sein darf. Unddoch verlieben sich da zwei, die sich eigent-lich hassen sollten, auf den ersten Blick in-einander. Und würden für diese LiebeFamilie, Freunde, sogar ihre (neue) Heimatverlassen. Wenn da nicht schon der nächsteKampf um die Ecke warten würde, der näch-ste Freund nach Rache ruft und die nächsteNachricht gar den Tod im Schlepptau hat.Happy End? Das gibt es vielleicht irgendwo,irgendwann, irgendwie …

Wobei: Mit glücklichen Enden hatte er esja nie so, der Herr Shakespeare. Auch nicht

bei seinem berühmtesten Liebespaar. Dasliebt (und leidet) seit mittlerweile über 400Jahren nicht nur auf der Theaterbühne. Son-dern auch seit mehr als 50 Jahren auf derMusicalbühne. Und, fast ebenso lang, imKonzertsaal. Nur heißt es dort nicht Romeound Julia. Sondern Tony und Maria. Undliebt (und leidet) nicht in Verona, sondern inder Bronx.

«West Side Story» hat Leonard Bernsteinseine Version von Shakes-peares «Romeo und Julia»genannt. Die hätte zuersteine «East Side Story»und, wenn es nach Bern-stein gegangen wäre, eineOper werden sollen. Aberauch als Musical war das Projekt «unmög-lich», wie der Komponist Jahre später dem«Rolling Stone» erzählte. Zu schwierig, zudramatisch, zu elitär, zu mühsam zu beset-zen. Trotz alledem war das «unmöglicheProjekt» schon bei seiner Ur aufführung am26. September 1957 im New Yorker WinterGarden Theatre ein rauschender Erfolg.«Atemberaubend», schrieb der Herald Tri-bune am Tag nach der Premiere, «famos»die Daily News, «ein Meilenstein» das TimeMagazine. Kein Wunder, dass die «WestSide Story» auch Jahrzehnte, DutzendePreise, Filme und jede Menge Coverversio-nen später noch immer zu den Klassikernam Broadway gehört.

Aber nicht nur am Broadway, sondernauch im Konzertsaal. Für den hat LeonardBernstein drei Jahre nach der rauschendenPremiere im Winter Garden Theatre dieGeschichte von Tony und Maria gleich nocheinmal erzählt. Ohne Sänger, ohne Tänzer,ohne Schauspieler. Dafür aber mit einemriesigen und, für die damalige Zeit – manschrieb das Jahr 1960 – höchst unorthodoxbesetzten Orchester. Congas, Bongos, Pauken stehen da neben dem üblichen Strei-cher- und Bläsersatz auf der Besetzungsliste,dazu Piccolos, Bassklarinetten und Saxo-phone, ein Vibraphon, eine Harfe, einKlavier – und drei Kuhglocken und eine Poli-zeipfeife. Neun der heißesten Nummern ausdem Musical finden sich in den «Sympho-nic Dances from West Side Story» wieder,vom Prolog bis zum Mambo, von «Somew-here» bis zu «Maria» und von der «MeetingScene» bis zum Finale.

Sie alle sind im November zu hören,wenn das Tonkünstler-Orchester in denWesten lädt. Zu Leonard Bernstein, aberauch zu Samuel Barber. Der steht gleichzweimal am Konzertprogramm. Einmal mitseinem berühmtesten Werk, dem zärtlich-entrückten «Adagio for Strings», einmal mitseiner allerersten Komposition, der Ouver-türe zur Komödie «The School for Scandal»,geschrieben 1933. Gerade einmal vier Jahreälter ist William Waltons Violinkonzert, das

vierte Werk am Tonkünstler- Pro -gramm. Das stammt nicht ausdem amerikanischen Westen,dafür aus den britischen Mid-lands. Und war, wie alle Solokon-zerte des späteren Sir William, einAuftragswerk, für den legendären

Star-Geiger Jascha Heifetz. Ganz ohneRache, Tod und Tränen, dafür aber mit jederMenge Romantik. Fast soviel wie in der«West Side Story» …

MICHAELA FLECK-REGENFELDER

Die Autorin ist Kulturredakteurin bei den NÖ Nachrichten

und lebt in Niederösterreich.

WEST SIDE STORY

Do 4. 11., 19.30 Uhr, Musikverein WienSa 6. 11., 18.30 Uhr, Auditorium GrafeneggSo 7. 11., 16 Uhr, Musikverein WienMo 8. 11., 19.30 Uhr, Festspielhaus St. Pölten

Wild Wild West

Mit glücklichenEnden hatte er es ja nie so, der Herr Shakespeare.

Chloë Hanslip

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symphonisch

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«Klarinetten- und Flöten-Irrwitz, ein enormkraftvoll-feines Schlagzeug, Power-Bassund kantig-griffiges Klavier ... selten isthöchste Perfektion so warmtönend. Alleszusammen: Fun-tastisch», schwärmte einKritiker der Süddeutschen Zeitung. DieRede ist von Kol Simcha. «Kol» (Stimme)«Simcha» (Freude), hebräisch für «Stimmeder Freude», ist ein Segensspruch bei jüdi-schen Hochzeiten. Und der Name einer1986 gegründeten Band aus Basel, die am17. November die Plugged-In Serie derneuen Saison eröffnet. Neu ist ab 10-11 auchdas Chill-Out, ein grooviges «Get together»mit Live-Musik nach dem Konzert.

Am Anfang spielte sie auf jüdischen Hoch -zeitsfesten: Klezmer, die Musik, in der dieLebensfreude und die Melancholie einestausendjährigen Leidensweges des jüdi-schen Volkes durch Osteuropa, den Mittel-meerraum, Afrika und Amerika mit-schwingen.

Klezmer ist ein alter Begriff: Klizemerheißt ein Instrument für Melodie. Und wiedie Klezmermusik – dieses typische Seh-nen und Stöhnen, Jauchzen und Jubeln –stilistisch eine unglaubliche Mi schung ist,weil die Musiker offen für alle möglichenEinflüsse waren, so realisierte auch KolSimcha von Anfang an das Konzept eines«Contemporary Klezmer».

Das Ensemble hat seine eigene, unver-wechselbare Klangwelt jenseits aller gän-gigen Klezmer-Klischees gefunden undentwickelt, eine Fusion aus osteuropäi-scher Musiktradition mit orientalischenEinflüssen, Jazz, World Music und Ele-menten der europäischen Klassik.

Die «fantastischen Fünf», so «Die Welt»,treten auf renommierten Jazz-, Klassik- undWeltmusikfestivals auf. Sie haben Teile derMusik des Oscar-nominierten Films «Jen-seits der Stille» (1996) eingespielt, denSoundtrack zum Film «Gripsholm» (2000)geschrieben und ebenso Tanz- und Thea-terproduktionen bereichert.

In den Musikverein kommen Kol Sim-cha und die Tonkünstler zum Auftakt derPlugged-In-Reihe 10-11 am 17. Novembermit «Sympho nic Klezmer», einer fun-kensprühenden «Mischung aus Klezmer,Jazz, Weltmusik und symphonischer Mu-sik, die nur schwer zu beschreiben ist»,wie Dirigent Ariel Zuckermann sagt.

Michael Heitzlers Klarinette schlägtKapriolen und ist zu gelegentlich tröten-den Scherzen aufgelegt. Der Klezmerweint, der Klezmer lacht? Ja und Nein.Der Sound des Quintetts hat sich losge-löst, quasi verselbständigt.

Ein Mix aus Stilen und Kulturen kenn-zeichnet von jeher das Repertoire von KolSimcha. In ihren Eigenkompositionen, darunter auch Werke für Quintett und Orchester, verbinden die Musiker abend-ländische Klassik, Grooves, Beats und tra-ditionelle Elemente aus dem südlichen undöstlichen Mittelmeerraum.

«Für uns kann die Spielwiese nie großgenug sein. Mit der Klassik haben wirnoch mals ganz neue Einflüsse integriert»,sagt Pianist Olivier Truan. «Es ist schön,wenn du als Komponist deine Musik einemSym phonieorchester näher bringen kannst –und damit bei ihm und uns Freude auslöst.Ein Orchester mit 84 Instrumenten gibteine unglaubliche Power, aber es ist auch

eine heikle Symbiose. Würden wir im Vor -dergrund spielen und das Orchester alsbloße Begleitung betrachten, wär’s einfach,aber für die Orchestermusiker langweilig.Spannend wird’s, wenn die zwei Weltenin eine Balance zueinander finden. Dannkommt von beiden das Stärkste rüber. DieGrenzen jedoch, die sollen völlig ver-schwinden. Das schafft Platz für unsereneigenen Stil.»

Für Truan ist «das Reizvolle an der Klez-mer-Musik ihre Offenheit. Wenn zum Tanzaufgespielt wird, wird frisch drauflos im -pro visiert.» In ihren selbstkomponiertenStücken spüren Heitzler und Truan derlangen Tradition weltlicher jiddischer In-strumentalmusik nach.

«Es gibt keine einengenden Regeln undGesetze. Klezmer hat sich immer ge mischtmit der Volksmusik, die schon da war, alsdie Juden sich an einem Ort nie dergelassenhaben. Klezmer steht nie still, ist immer inBewegung», sagt Truan. «Diese Offenheitfür Experimentelles macht Klezmer für unsso reizvoll: Wir können mit reinem Gewis-sen unsere Inspi rationen einbringen – unddie Musik bleibt immer authentisch, weil sieimmer in Bewegung ist.»

WERNER ROSENBERGER

Der Autor ist Redakteur des Ressorts Kultur & Medien

der Tageszeitung KURIER und lebt als Musikpublizist

in Wien.

SYMPHONIC KLEZMER

Mi 17. 11., 20 Uhr, Musikverein Wien21.30 Uhr, CHILL-OUT im Ost Klub

Der Klezmer weint, der Klezmer lacht? Ja und Nein.

Klezmer

Kol Simcha

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Klassisch, romantisch, gut Mit Mozarts C-Dur Klavierkonzert KV 503 undBruckners vierter Symphonie widmet sich dasTonkünstler-Orchester Niederösterreich recht-zeitig vor Weihnachten zwei Aushängeschildernihrer Epoche. Unterstützt vom deutschen Dirigenten Andreas Delfs und dem SchweizerPianisten Andreas Haefliger werden dieseMeisterwerke auch diesmal die Hörer in ihrenBann ziehen. Geschaffen von zwei Tonschöp-fern, die unterschiedlicher nicht sein könntenund doch eines gemeinsam haben: den lebens -langen Kampf um Anerkennung.

Wolfgang Amadeus Mozart hatte es in Sa chenAnerkennung bestimmt einfacher als AntonBruckner. Wolferl erblickte 1756 als Sohn desSalzburger fürstbischöflichen Kam mer mu -si kus Leopold Mozart das Licht der Welt. Alssich der junge Künstler nach Zeiten als be -stauntes Wunderkind 1781 in Wien nieder-ließ, erhielt er erste Anerkennung. Demmehr jährigen Erfolg Mozarts kam eine Neu-erung zugute: die Wienerstadt öffnete sichlangsam für öffentliche Konzerte. Hatte sichdas kulturelle Leben bisher in den Palästenabgespielt, gaben erste Vereinigungen wiedie «Tonkünstler-Societät» (gegr. 1772) undinternational erfolgreiche Virtuosen neuer-dings Konzerte zum eigenen Vorteil.

Wenn Mozart von Wien als «Clavierstadt»sprach, dann meinte er nicht den mächtigenKlang, wie man ihn heute erwartet: Bürgerli-che und Adelige zupften ihre brustschwa-chen Instrumente namens «Clavichord».Man war fasziniert, was der Salzburger Meis-ter alles auf den neuen, starken Instrumen-ten eines Andreas Stein vollbrachte. Er bril-lierte in eigenen Akademien im National-Theater, auf der Mehlgrube und bei denAugarten-Konzerten. 1783 schrieb er demVater: «… das Theater konnte nicht vollersein. Das Liebste war mir, dass Se. Majestätder Kaiser auch zugegen war, und wie ver-gnügt er war und was für lauten Beifall er mirgegeben hat …» Das Publikum war hingeris-sen, forderte immer Neues.

Mit dem Klavierkonzert Nr. 25 schuf derSalzburger Meister in Wien 1786 den Inbe-griff klassischer Virtuosität, zwischen «Lenozze di Figaro» und der «Prager Sympho-

nie». Im C-Dur Konzert KV 503 hat die Sym-phonie Nr. 38 wirklich einen strahlendenZwilling, das wird aktuell der Schweizer Aus-nahmepianist Andreas Haefliger mit seinemdelikaten Spiel beweisen.

Ebenfalls strahlend begegnet die «Ro man -tische» dem Hörer. Erst ihre dritte Bearbeitungwurde in der Residenzstadt zum selten unge-teilten Erfolg. Der Schöpfer, Anton Bruckner,1824 im oberösterreichischen Ans felden gebo-ren, machte früh Furore als Organist und schlugwie der Vater die Lehrer laufbahn ein. Von der

Hilfslehrerstelle am Stift zu Sankt Florianund der Tätigkeit als Domorganist in Linzwar es scheinbar ein Katzensprung zur gro-ßen Symphonie. Und zur Verehrung für dieMusik eines Zeitgenossen, der weit wenigerLiebe zur Kirche hatte als er selbst: RichardWagner. Bruckner perfektionierte die Ideevon der unendlichen Melodie, doch ließ ernie die bewährten Formen außer Acht.

Perfektionismus trieb den geschätztenProfessor für Harmonielehre, Kontrapunktund Orgelspiel am Konservatorium derGesellschaft der Musikfreunde zu Überarbei-tungen seiner Werke. Die scheinbare Affinitätzur neudeutschen Schule nahmen ihm die«Brahmsianer», das konservative Wiener Publi-kum, übel. Als Symphoniker blieb ihm dergroße Erfolg auf Dauer verwehrt. Wieder bestä-tigen Ausnahmen die Regel: Die vierte Sym-

phonie schuf Bruckner 1874, die breitere Formin der Fassung von 1881 (es mögen Klang -erlebnisse bei den Wagner-Festspielen Bay-reuth für die Mutation mitverantwortlich ge -wesen sein), von den Wiener Philharmoni-kern unter Hans Richter uraufgeführt,wurde bejubelt. Selbst der große Bruckner-Gegner Eduard Hanslick, Kritikerpapst der«Neuen Freien Presse» meldete nur kurz:«… dieser Erfolg eines uns nicht ganz ver-ständlichen Werkes [hat] uns um der ach-tungswerthen und sympathischen Persön-

lichkeit des Komponisten willen aufrichtigerfreut …»

Die unersättlich romantische Lebensfreu-de von Bruckners erfolgreichstem Werk wirdmit Andreas Delfs am Pult des Tonkünstler-Orchesters Niederösterreich bestimmtmanch verfrühtes Weihnachtsgeschenk indie Herzen der Besucher zaubern.

DANIEL WAGNER

Der Autor, studierter Musikwissenschafter, ist Musik -

re dakteur beim Wiener Klassiksender Radio Stephans-

dom sowie freier Rezensent der Wiener Zeitung.

DIE ROMANTISCHE

Sa 18. 12., 19.30 Uhr, Musikverein WienSo 19. 12., 16 Uhr, Musikverein WienMo 20. 12., 19.30 Uhr, Festspielhaus St. Pölten

Andreas HaefligerAndreas Delfs

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So nah und doch so fern: Binnen Wochen-frist weicht alljährlich das weihnachtliche«Jauchzet, frohlocket» den Klängen derWalzerdynastien aus Kaiser Franz JosephsAlt-Österreich. Man soll ja bekanntlich dieFeste feiern, wie sie fallen – und so gelingtdem Tonkünstler- Orchester Niederöster-reich rund um den Jahreswechsel derStimmungsumschwung von Bachs Weih -nachtsoratorium zu Walzern von JohannStrauß auch an der Wende von 2010 zu 2011gewiss ful minant.

Die Tonkünstler bringen längst auch originel -le Abwechslung ins Programm ihrer alljähr-lichen, beliebten Neujahrskonzert-Reihe, diesie auf Tournee durch niederösterreichischeStädte größeren oder kleineren Zuschnittsführt: Zum Jahreswechsel 2011 sollen nebenden bewährten Garanten für frohe Neujahrs-stimmung auch Komponisten wie Franz Lisztzu Gehör kommen, dessen 200. Geburtstag

die Musikwelt 2011 feiert, sein amerikani-scher Kollege Samuel Barber (1910 – 1981)oder der Franzose Jules Massenet (1842 –1912). Hans Christian Lumbyewiederum hörte einst eine öster-reichische Kapelle mit denschmissigen, Mitte des 19. Jahr-hunderts schon außerordentlichbeliebten Werken von Johann Strauß (Vater)und Joseph Lanner. Daraufhin orientiertesich der dänische Meister neu und kreierteseine eigene, tänzerisch gefärbte Unterhal-tungskunst: Mehr als 700 Werke, vor allemGaloppe, Mazurken, Polkas und Märsche, ent-stammen seiner Feder.

Ein kleiner Blick zurück in die Tonkünst-ler-Geschichte weist die traditionelle, weilschon seit Jahrzehnten regelmäßig wieder-kehrende Konzertreihe zwischen Wien,St. Pölten, Baden, Amstetten, Wiener Neu-stadt bis Perchtoldsdorf als wahren Glanz-punkt des niederösterreichischen Konzert-

jahres aus: Vor bald 50 Jahren, am 1. Jänner1962, spielte das Tonkünstler-OrchesterNiederösterreich das erste Neujahrskonzert in

Baden. Publikumslieblinge wie sei-nerzeit etwa Karl Terkal, Adolf Dalla-pozza und Heinz Zednik sowie in denletzten Jahren Alexandra Reinprecht,Edith Lienbacher, Ildiko Raimondi und

Herbert Lippert stellten sich immer wiederder gar nicht so einfachen Aufgabe, die ver-meintlich «leichte» Muse mit Herz und Sinnzu erfüllen. Zum Jahreswechsel von 2010 auf2011 steht, neben der ungarischen Sopranis-tin Viktoria Varga und der deutschen Sopra-nistin Ilonka Vöckel, die aus Israel stam-mende Sopranistin Chen Reiss im Mittel punktder neujährlichen Aufmerksamkeit. Reiss hatsich als he raus ragende Vertreterin des lyrisch-leichten Sopranfachs bereits weltweit Ruhm er-sungen: von der Wiener Staatsoper über dieSalzburger Festspiele bis nach Philadelphiaund New York.

Jauchzet,frohlocket!

Feste feiern, wie sie fallen

Die schönste Zeit des Jahres

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Doch auch die vorweihnachtlichen Kon-zerte bestreitet das Tonkünstler-Orchesternicht alleine, denn Chefdirigent AndrésOrozco-Estrada hat sich für die Aufführungender ersten drei Kantaten aus Bachs Weih -nachtsoratorium im Auditorium Grafeneggund im Festspielhaus St. Pölten eine erle-sene Solistenschar eingeladen: Luba Orgo-nášová steht an der Spitze des Ensembles, dasmit Monica Groop (Alt), Klemens Sander(Bass) und Johannes Chum, einem der bestenEvangelisten unserer Tage, höchsten Genussverspricht. Die Wiener Singakademie, ge-wohnt präzise einstudiert von Heinz Ferlesch,stimmt gleich zu Beginn das «Jauchzet, froh-locket» mit gewohnter Verve an. Währenddas Weihnachtsoratorium also in den Händendes jungen Chefs liegt, steht zu Silvester einerder großen Strauß-Dirigenten unserer Tageam Pult: Alfred Eschwé. Allerdings läge manbei Eschwé sträflich daneben, würde manihn auf seine Affinität zur Wiener Musik re-duzieren. Oft genug hat dieser überaus viel-seitige Musiker am Pult der Tonkünstler undvieler weiterer Orchester bewiesen, dass ersich auch bei Beethoven, Tschaikowski oderBenjamin Britten ganz zu Hause fühlt undim Orchestergraben der großen Opernhäusergenauso zu begeistern vermag, wie am Di-rigentenpult im Musikvereinssaal. Die ge-meinsame Geschichte der Tonkünstler undEschwés geht auf das Jahr 1975 zurück, als derblutjunge Dirigent seine öffentliche Diplom-prüfung der Dirigentenklasse mit Strauß’«G’schichten aus dem Wienerwald» bestand.Sein Orchester damals? Genau, die Ton-künstler! Seit 1980, also inzwischen mehrals 30 Jahre lang, musizieren Dirigent undOrchester alljährlich miteinander, bei Strauß-Konzerten, im Abonnement, auf Tourneen.Ob Weihnachten oder Neujahr: Genießen Siedie winterlich-musikalischen Freuden mitden Tonkünstlern.

MARKUS HENNERFEIND

Der Autor ist Musikwissenschaftler, Musikkritiker der Wiener

Zeitung, schreibt für verschiedene Musikinstitutionen und

lebt als freier Musikpublizist in Wien.

WEIHNACHTSKONZERT

Sa 11. 12., 18.30 Uhr, Auditorium GrafeneggSo 12. 12., 18 Uhr, Festspielhaus St. Pölten

Alfred Eschwé

Chen Reiss

Ilonka Vöckel

Viktoria Varga

Elisabeth Attl

SILVESTER- UND NEUJAHRSKONZERTE

Di 28. 12. 19.30 Uhr | Musikverein Wien | Großer SaalT: (01) 713 04 57 Club für Kultur und Wirtschaft

Mi 29. 12. 19.30 Uhr | Musikverein Wien | Großer SaalT: (01) 713 04 57 Club für Kultur und Wirtschaft

Fr 31. 12. 18.30 Uhr | Auditorium GrafeneggT: (01) 586 83 83, [email protected]

Sa 1. 1. 16 & 20 Uhr | Stadttheater BadenT: (02252) 86 800-231, [email protected]

So 2. 1. 18 Uhr | Amstetten | Johann Pölz-HalleT: (07472) 601-454, [email protected]

Mo 3. 1. 19.30 Uhr | Langenzersdorf | FestsaalT: (02244) 2308, [email protected]

Di 4. 1. 19.30 Uhr | Musikverein Wien | Großer SaalNeujahrsgala der Wiener Taxi-Innung | Geschlossene Veranstaltung

Mi 5. 1. 19 Uhr | Gablitz | FesthalleT: (02231) 63466-0, [email protected]

Fr 7. 1. 19.30 Uhr | Breitenfurt | MehrzweckhalleT: (02239) 2342-0, [email protected]

Sa 8. 1. 18 Uhr | Festspielhaus St. Pölten | Großer SaalT: (02742) 90 80 80-222, [email protected]

So 9. 1. 11 Uhr | Festspielhaus St. Pölten | Großer SaalT: (02742) 90 80 80-222, [email protected]

So 9. 1. 19.30 Uhr | Wiener Neustadt | StadttheaterT: (02622) 373-902, [email protected]

Mo 10. 1. 19.30 Uhr | Biedermannsdorf | JubiläumshalleT: (02236) 711 310, [email protected]

Di 11. 1. 19 Uhr | Schrems | StadthalleT: (02852) 52506-101, [email protected]

Mi 12. 1. 19.30 Uhr | Musikverein Wien | Großer SaalFaschingskonzert Theater der Jugend | Geschlossene Veranstaltung

Do 13. 1. 19.30 Uhr | Schwechat | MultiversumT: (01) 70108-284, [email protected]

Fr 14. 1. 19.30 Uhr | Wiener Neudorf | Franz-Fürst-FreizeitzentrumT: (02236) 62501, [email protected]

Sa 15. 1. 19.30 Uhr | Kaltenleutgeben | VolksschuleT: (02238) 71213, [email protected]

So 16. 1. 16 Uhr | Schleinbach | KulturzentrumT: (0664) 181 90 86

Mo 17. 1. 19.30 Uhr | Brunn/Gebirge | GemeindesaalT: (02236) 31601-150, [email protected]

Di 18. 1. 19.30 Uhr | Burg Perchtoldsdorf | Neuer BurgsaalT: (01) 86683-400, [email protected]

Mi 19. 1. 19 Uhr | Pfaffstätten | FestsaalT: (02252) 88985, [email protected]

Do 20. 1. 19 Uhr | Echsenbach | FestsaalT: (02849) 8218

Fr 21. 1. 19.30 Uhr | Laa/Thaya | FestsaalKarten in allen Raiffeisenbanken und im Bürgerservice Laa, Info T: (02522) 2501-91

Sa 22. 1. 18 Uhr | Neulengbach | Hauptschule T: (02772) 52105-52, [email protected]

Chen Reiss Sopran(28. 12., 31. 12., 1. 1., 4. 1., 8. 1., 9. 1. und 12. 1.)

Ilonka Vöckel Sopran(1. 1., 3. 1., 7. 1.,13. 1., 14. 1., 15. 1., 19. 1. und 20. 1.)

Viktoria Varga Sopran(29. 12., 2. 1., 5. 1., 9. 1., 10. 1., 11. 1., 16. 1., 17. 1., 18. 1., 21. 1. und 22. 1.)

Elisabeth Attl Dirigentin(29. 12., 14. 1., 18. 1., 19. 1., 20. 1., 21. 1. und 22. 1.)

Alfred Eschwé Dirigent(alle Termine außer 29.12., 14. 1., 18. 1., 19. 1., 20. 1., 21. 1. und 22. 1.)

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Sein Spiel, mache «aus dem Klavier einOrchester von wehklagenden und laut jubeln-den Stimmen», schrieb Robert Schumannüber den 20-jährigen Pianisten und Komponis-ten Johannes Brahms. Diese Worte mögenauch auf den Solisten von Brahms’ erstem Kla-vierkonzert in den Abo-Konzerten der Ton-künstler gemünzt werden. Tzimon Barto wirdauf Grund einer Programmänderung nun inWien und St. Pölten das d-moll Konzert desjungen Brahms aufführen. Dem zentralenWerk seiner Sturm-und-Drang-Zeit, auch«sein Werther» genannt, liegt ähnlich wieGoethes Roman eine Liebe zu Grunde. UndBrahms komponierte sich damit von den vor-angegangenen Jahren frei.

Auf Vermittlung seines Freundes, des Vio-linvirtuosen Joseph Joachim, kam Brahms1853 zu den Schumanns nach Düsseldorf.Clara notierte über den jungen Hamburgerin ihr Tagebuch: «Da ist wieder einmal einer,wie eigens von Gott gesandt. – Er spielt So-

naten, Scherzos etc. von sich, alles voll über-schwänglicher Phantasie, Innigkeit der Emp-findungen und meisterlich in der Form.»Nach wenigen Wochen gemeinsamen Musi-zierens schrieb Schumann in der «NeuenZeitschrift für Musik», es müsse einer kom-men, «der den höchsten Ausdruck der Zeit inidealer Weise auszusprechen berufen wäre.… Und er ist gekommen, ein junges Blut, andessen Wiege Grazien und Helden Wachehielten. Er heißt Johannes Brahms.» Ob er je-mals daran dachte, welche Last er dem jun-gen Musiker damit aufbürdete? Oder wollteer damit seinen Nachfolger inthronisieren?Im Jänner 1854 versuchte Schumann, sichim Rhein das Leben zu nehmen. Zwei Jahrespäter starb er in der Klinik in Endenich.Für Brahms begann damitdie Zeit des Erwachsenwer-dens. Sein Verhältnis zuClara Schu mann wurde im-mer inniger. Er stand ihr imHaushalt bei, wurde Pate ih-res achten Kindes und ver-suchte, Geld zu verdienen.

Eine Sonate für zwei Klaviere entstand,doch die genügte ihm nicht. Er spürte darinden Anfang von etwas Neuem. Brahms rangweiter um die symphonische Form. Einerseitsquälte ihn die Angst, er werde zum Beethoven-Epigonen. 1854 hatte er zum ersten Mal dessenNeunte gehört. Seither hörte er den «Riesen»hinter sich hermarschieren. So ist als pro-grammatischer Ausflug und exemplarischerMarkstein Beethovens 7. Symphonie am30. Jänner im Tonkünstler-Konzert zu hören.

Brahms fehlte noch die nötige Praxis beider Orchestrierung. Erst 1855 schrieb er:«Denken Sie, was ich die Nacht träumte. Ichhätte meine verunglückte Symphonie zu ei-

nem Klavierkonzert benutzt und spielte die-ses. … Ich war ganz begeistert.»

Immer wieder schickte er Teile seinerKomposition an Joachim.

1856 entstand der 1. Satz eines «Concertofür Pianoforte mit Begleitung des Orches-ters». Unter die ersten Takte schrieb er denPsalm «Benedictus, qui venit in nomine Do-mine.» («Gelobt sei der, der im Namen desHerrn kommt»). Möglich, dass er damit aufden Tod Schumanns anspielt. Am 30. De-zember 1856 schrieb er an Clara: «Auch maleich an einem sanften Porträt von Dir, dasdas Adagio werden soll.» Die Trennungkonnte man jedoch nicht verhindern. Beider Probeaufführung des Konzerts am30. März 1858 in Hannover kam Clara als

gute Freundin. Joachim diri-gierte, Brahms spielte den So-lopart.

Den Sommer verbrachteer in Göttingen und verliebtesich in die junge Arzt-TochterAgatha Siebold. Im Jännerkaufte er zwei Ringe. Eine

Verlobung schien möglich. Doch dann kamdie Uraufführung des d-moll Konzerts. Zu-nächst am 22. Jänner 1859 in Hannover. Wie-der dirigierte Joachim. Brahms spielte vor«aller höchsten Herrschaften», so Clara. «Eswurde das Concert sogar durch Hervorrufdes Spielers und des Componisten geehrt.»Die Kritik jedoch schien noch nicht bereit fürdie neuartige Komposition.

Am 27. Jänner dann die Aufführung inLeipzig. Der Dirigent Julius Rietz zeigte nurwenig Interesse. Das Publikum noch weni-ger. Schweigend nahm man die beiden Sätzezur Kenntnis. Am Ende wurde ein zaghafterApplausversuch niedergezischt. Man hatte

«Da ist wieder einmaleiner, wie eigens vonGott gesandt …» Clara Schumann über Johannes Brahms

Ein KünstlerlebenJohannes Brahms im Brennpunkt

Johannes Brahms

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ein Virtuosenstück erwartet, stattdessen be-kam man ein Werk, das höchste Ansprüchean die Zuhörer stellte. Und die Kritik war ver-heerend. «Dieses Würgen und Wühlen, die-ses Zerren und Ziehen … muss man übereine Dreiviertelstunde ertragen!», hieß es in«Signale für die musikalische Welt». UndBrahms? Er löste seine Verbindung zu Aga-the Siebold. Später gestand er einem Freund:«In der Zeit, in der ich am liebsten geheira-tet hätte, wurden meine Sachen in den Kon-zertsälen ausgepfiffen. … wenn ich in solchenMomenten vor die Frau hätte hintreten müs-sen … Ich mag nicht daran denken, was dasfür eine Hölle gewesen wäre.»

Am 24. März 1860 dann die Aufführungin Hamburg. Brahms’ Vater saß am Kontra-

bass, Mutter und Schwester im Publikum.Brahms selbst spielte. Die «Neue BerlinerMusikzeitung» schrieb von einer «Sympho-nie mit obligatem Piano» und lobte den Pia-nisten: «Schon ein Klavierkonzert wie dasseine mit Ruhe, Sicherheit und makellosspielen, heißt: spielen können. Aber mehrnoch: Haben Sie noch nie durchs Ohr er-fahren, was ein schöner Anschlag heißt? Wirwürden Ihnen raten, Brahms zu hören.»

Brahms Ringen ging weiter. Noch sech-zehn Jahre dauerte es bis zur Uraufführungseiner ersten Symphonie. Die Uraufführungder zweiten folgte am 30. Dezember 1877mit den Wiener Philharmonikern unterHans Richter im Musikverein, zu hören imTonkünstler-Konzert in St. Pölten am 31. Jän-

ner. Der Kritiker Eduard Hanslick schriebnach der Uraufführung: «Als unbesiegbarerBeweis steht dies Werk da, dass man (freilichnicht jedermann) nach Beethoven noch Sym-phonien schreiben kann.»

SUSANNE ZOBL

Die Autorin stammt aus Wien, studierte Germanistik,

Musik- und Theaterwissenschaften und ist Kulturredak-

teurin bei NEWS.

LIEBEN SIE BRAHMS?

So 30. 1., 16 Uhr, Musikverein WienMo 31. 1., 19.30 Uhr, Festspielhaus St. Pölten

«… Wir würdenIhnen raten, Brahms zu hören.»

Tzimon Barto

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«Dieser Art Exhibitionen waren mir von jehervon der Instrumental-Musik das Verständ-lichste: man hört vier vernünftige Leute sichuntereinander unterhalten, glaubt ihren Dis-cursen etwas abzugewinnen und die Eigen -thümlichkeiten der Instrumente kennen zulernen.» Johann Wolfgang Goethe sprach inseinem berühmten Bonmot aus dem Jahr1829 über die auch damals schon viel gepflo-gene Kunst des Streichquartett-Spiels. Dochnicht nur das Quartett, auch andere Kam-mermusikformationen ließen sich damittrefflich umschreiben.

Ensemblespiel, sei es im Duo oder in jeg-licher überschaubarer Besetzung, ist dem Mu-siker bis heute die intimste Form des künst-lerischen Austauschs mit Kollegen geblieben.Nicht zuletzt schärft das Zusammenspiel inder kleinen Gruppe das Ohr, ist das Aufein-anderhören in ganz anderer Weise nötig, als esim großen Orchester möglich ist. ElisabethSchwarzkopf sagte einmal, dass für den Lied-gesang «ein ganz feiner Pinsel» nötig sei.Ähnliches ließe sich auch über das Kammer-musizieren sagen: Feinsinnig, intim, direkt,aber auch mit dem ganzen Gewicht der indi-viduellen Persönlichkeit, ge hen die Instru-mentalisten hier ans Werk.

Gerade aus Berufsorchestern treten im-mer wieder einzelne Musiker heraus undschließen sich zu kleineren Formationen zu-sammen. Im Tonkünstler-Orchester Nieder-österreich hat das durchaus eine lange Tradi-tion, doch haben das Musik-Festival und derMusik-Sommer in Grafenegg zu einer wahrenHochblüte der Tonkünstler-Ensembles ge-führt. Wurden in früheren Zeiten ein Bläser-oder auch Streichquartett zu bestimmten,meist feierlichen, Anlässen um einen Beitraggebeten (diese reichten von Landtagssitzungenbis zu Trauerfeiern oder Ehrungen), findenseit einigen Jahren die Musikerinnen und Mu-siker des Tonkünstler-Orchesters in Grafe-negg Gelegenheit, in kleineren Formationenzu musizieren. Den Rahmen bilden dafür die

Prélude- oder Soirée-Konzerte, die oftmalsvon Tonkünstlerinnen und Tonkünstlern be-stritten werden. Dass der Weg aufs Podiumdort jedoch nicht automatisch jedem offensteht, verrät die Geigerin Ines Miklin: «Wirkönnen dafür Programme vorschlagen, diezum Hauptkonzert thematisch in Beziehungstehen müssen. Und je nachdem, wer vonden verschiedenen Ensembles, die sich dafürmelden, das beste Programm zu sammen ge -stellt hat, be kommt den ‹Zuschlag›. Es ist einewunderbare Sache, in dem Rahmen spielen zukönnen und eine tolle Möglichkeit, mit denKolleginnen und Kollegen auf diese Weiseeine Bühne für Ensemblespiel zu haben.»

Während Ines Miklin gemeinsam mit Teodora Sorokow (Violine), Victoria Fónyad-Joó (Viola), Michael Trabesinger (Viola), Bernhard Naoki Hedenborg und Martin Först(Violoncelli) sowie Friederike Herrmann(Flöte) das Ensemble Concertante bildet, haben sich die Tonkünstler-Bläser AndreasGschmeidler und Johannes Strassl (Oboen),Christoph Peham und Franz Pickl (Hörner)sowie Gottfried Pokorny und Andor Conka(Fagotte) zur Tonkünstler-Harmoniemusik zu-sammengefunden.

Manche der Ensembles treten dann auchaußerhalb des Grafenegger Sommers ge-meinsam auf, wie etwa Ensemble CapriccioWien von Konzertmeister Vahid Khadem- Missagh (u. a. mit Roman Bernhart, Viola;

Bernhard Naoki Hedenborg, Violoncello; Mi-chael Seifried, Kontrabass; Kurt Franz Schmid,Klarinette; Christoph Peham, Horn; GottfriedPokorny, Fagott) sowie das Ingeborg Bach-mann Quintett (Sandra Stini, Flöte; JohannesStrassl, Oboe; Barbara Schuch, Klarinette;Franz Pickl, Horn; Barbara Loewe, Fagott).Dennoch bleibt das sommerliche Grafeneggmit seiner Reitschule als Kammermusik-Saalfür die Musiker der bevorzugte Spielort.

Dass auch der Wolkenturm für kleinereEnsembles einen herrlichen Rahmen bildenkann, hängt dann freilich mit der speziellenBesetzung zusammen: Für Tonkünstler Brassetwa mit drei Trompeten (Thomas Lachtner,Thomas Bachmair, Josef Bammer), drei Posaunen (Andreas Eitzinger, Ferdinand Hebesberger, Wolfgang Gastager) zwei Hör-nern (Christoph Peham, Franz Pickl) undTuba (Michael Pircher), manchmal sogar nochverstärkt durch den Schlagzeuger Gunter Be-nedikt, erweist sich die international angese-hene Freiluftbühne als ideales Konzertpo-dium.

Für die Musiker ist dieser ganz speziellekünstlerische Austausch ein idealer Ausgleichzum Orchesteralltag. Kammermusik fördertdas einander Zuhören – eine der wichtigstenGrundlagen beileibe nicht nur für das Funk-tionieren eines großen Symphonieorchesters.

MARKUS HENNERFEIND

… eine wahre Hoch-blüte der Tonkünstler-Ensembles …

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DI Kurt Meyer, Generaldirektorund Vorstandsvorsitzender der Münze Österreich, hat eine innige Beziehung zur Musik.Wir trafen ihn zum Tonkünstler-Talk.

Wer ist Ihr Lieblingskomponist? Es gibt einige Komponisten,

die mir sehr gefallen, aber Chopin ist zur Zeit mein Favorit. Bei mir ist der Lieb-lingskomponist abhängig vomLebensabschnitt.

Können Sie sich noch an Ihr erstes Konzert erinnern?

Carl Orffs «Carmina bur-ana» in München im Jahr 1958,als ich 10 Jahre alt war.

Was war Ihr schönstes Musiker-lebnis?

1989 bei den SalzburgerFestspielen eine «Elektra» unterClaudio Abbado mit den Berli-ner Philharmonikern.

Welche CD hören Sie zurzeitam häufigsten?

Gotan Project und Klavierso-naten von Chopin.

Welches Orchesterinstrumentwürden Sie am liebsten spielen?Warum?

Selbst spiele ich als Liebha-ber Saxophon. Aber als Orches-terinstument ist mir Klarinetteam Liebsten, weil meine Toch-ter sehr gut Klarinette spieltund ich ihr sehr gerne zuhöre.

Was war Ihre erste Schallplatte?«Rock around the Clock»

von Bill Haley.

Mit welcher/welchem Künstle-rIn würden Sie gern einenAbend verbringen?

Mit Leonard Cohen, er istnicht nur Musiker sondernauch Philosoph. Sein Lied «Su-zanne» höre ich noch heute,wenn ich sentimentaler Stim-mung bin. Kochen würde ichfür ihn ein Osso bucco, dazu Ri-sotto milanese und einen gutenRiesling von Knoll.

Für welches Musikstück wür-den Sie eine Reise auf sich nehmen, um es zu hören?

Für eine «Aida» würde ichnach Verona in die Arena fah-ren und eine Flasche gutenWein mitnehmen.

ge FRAGTDI Kurt Meyer

ge SEHEN

ge LESEN

Elfriede Ott, Publikumslieblingund Grand Dame der WienerVolks komödie, fühlt sich in Grafen -egg rundum wohl: «Ich liebe dieSommerkonzerte in Grafenegg.Die Musik, die immer so ausge-wählt ist, dass sie berührt, das Licht, das sich in derLandschaft ständig verändert, der Weg durch die Wie-sen. Und das alles ist Rudolf Buchbinder zu verdanken,dem ich seit vielen Jahren freundschaftlich verbundenbin, und der hohe musikalische Kunst garantiert.»

«Eine beachtliche Leistungsschau des Orchesters, im-posant schwelgend.» Kronen Zeitung

«Sie [Tonkünstler-Orchester, Anm.] spielten mit ihremjungen, temperamentvollen Chefdirigenten AndrésOrozco-Estrada auf stanunswertem Niveau und wech-selten flexibel zwischen Stilen und Zeiten.»

Salzburger Nachrichten

«… konnte man als Zuhörer … nur staunen … wie durch-sichtig und vielschichtig der Klang des Tonkünstler- Orchesters unter seinem prägnant dirigierenden jungenkolumbianischen Leiter Andrés Orozco-Estrada blieb.»

Süddeutsche Zeitung

ge SAGTIch hätte nicht gedacht, dass ich «Le Sacre du Prin-temps» noch einmal in einer Interpretation hörenwürde, die mich so richtig mitreißt. Aber die Tonkünst-ler und Andrés Orozco-Estrada haben das geschafft …Einfach unglaublich!

Dr. Klothilde Kornfeil, Wieselburg

Eine Trompeterin bei der Sommernachtsgala, das waroriginell und wunderschön dazu! Vielleicht könnten Sieim kommenden Jahr ein Stück für Gitarre und Orches-ter einplanen?

Familie Gonzalez, Wien

Hier könnte Ihre Meinung stehen. Schreiben Sie unter demKennwort «ge:SAGT» an: Tonkünstler-Redaktion, Kulturbezirk 2, 3100 St. Pölten oder [email protected]

Tonkunstler LEBEN

Page 27: Tonkünstler-Magazin Nummer 21

Impressum

Medieninhaber (Verleger)Niederösterreichische Ton-künstler Betriebsgesellschaftm.b.H., Kulturbezirk 2, 3100 St. Pölten. HerausgeberVerein Tonkünstler-OrchesterNiederösterreich. Für den Inhalt verantwortlichJohannes Neubert. Redaktion Mag. Alexander Moore. Koordination Irene Jäger. Mitarbeit Mag. Stefan Lang, Julia Ornetsmüller, Mag. Edith Schweitzer, Victoria Zazzara. Visuelle GestaltungFuhrer, Wien. Produktion AgensKetterl, Mauerbach.BildnachweisWerner Kmetitsch, RalphMecke, Priska Ketterer,Simon Fowler, Natalie Bothur,Tomas Houda, Priska Ketterer, Marco Borggreve,Benjamin Ealovega, GregorSemrad, Sveinn Gunnar Baldvinsson, Eric Brissaud,Gilbert Novy, alle anderen unbenannt. Redaktionsschluss9. 8. 2010. Termin-, Programm- und Besetzungsänderungen blei-ben vorbehalten. Für etwaigeDruckfehler wird keine Haftung übernommen.

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FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY«Ein Sommernachtstraum»Tonkünstler-Orchester NiederösterreichDamenchor des Wiener SingvereinsChristiane Oelze Sopran

Michelle Breedt Mezzosopran

Nicholas Ofczarek Sprecher

Kristjan Järvi Dirigent

Ein Novum am Tonträger-Markt ist dieGesamteinspielung von Mendelssohns«Sommernachtstraum». Der öster reichi -sche Dichter Franzobel unterzog WilliamShakespeares heiteres Spiel einer poetischen Neuinterpretation, Nicholas Ofczarek schlüpft dabei in sämtliche Rollen. Die Produktion entstand 2007 im Auftrag des ersten Musik-Festivals Grafenegg und wurde anschließend imWiener Musikverein eingespielt.

TONKÜNSTLER LIVE (Preiser Records)SACD | Preis € 18Tonkünstler-Freunde € 16,20

Neuerscheinung:

LIVE

SCHUMANN

MANFRED

MARTIN SCHWAB

BRUNO WEILGesamt-aufnahme

EVIL

LIVE

Ebenfalls erhältlich bei

Sämtliche CD-Einspielungen der Tonkünstler können imCD-Fachhandel, in Online-Shops wie Amazon oder perDownload auf iTunes erworben werden. Die Aufnahmen der Tonkünstler sind auch im Online-Shopdes Orchesters direkt unter www.tonkuenstler.at/shop undim Tonkünstler-Kartenbüro Wien erhältlich.

Tonkünstler-KartenbüroMuseumsQuartier WienT: +43 (0)1 586 83 [email protected]

«Keck, pointiert, mit Gespür für das rechte Maß

an ‹Modernisierung› legtder Autor seinem

hinreißenden Puck Nicholas Ofczarek die

verwirrenden Ereignisseim Wald um Athen

in den Mund.»Der Standard

www.tonkuenstler.at/shop

ROBERT SCHUMANN«Manfred»Erscheint im Oktober 2010SACD | Preis € 18Tonkünstler-Freunde € 16,20

LUDWIG VAN BEETHOVENSymphonie Nr. 9 (arr. Mahler)Kristjan JärviSACD | Preis € 18Tonkünstler-Freunde € 16,20

JOSEPH HAYDNPariser SymphonienKristjan Järvi2 CD I Preis € 19,90Tonkünstler-Freunde € 17,90

GUSTAV MAHLERSymphonie Nr. 1 D-DurAndrés Orozco-EstradaSACD | Preis € 18Tonkünstler-Freunde € 16,20

LIVE

Page 29: Tonkünstler-Magazin Nummer 21

BESTELLUNGAlle Informationen zu Konzerten und Preisen finden Sie in der Heftmitte.

FREUNDSCHAFTSKARTE (gültig bis 12. 9. 2011)

ò Tonkünstler-Freund € 39

– 10 % Ermäßigung für 2 Karten pro Konzert,

– 20 % Ermäßigung auf Abonnements

ò Jugendfreund, Geburtsdatum: …..….. …..….. …..…..… € 15

– 50 % Ermäßigung für 1 Karte pro Konzert,

€ 10 je Karte im Abonnement

ò Ich bin bereits Tonkünstler-Freund.

Mitgliedsnummer: …..…..…..….........……

EINZELKARTEN

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Sollte meine Wunschkategorie nicht mehr zur Verfügung stehen,

akzeptiere ich folgende Kategorien: …..…..…..…..…..…..…..…..…..…..…................

GUTSCHEINEGültig für alle Eigenveranstaltungen der Grafenegg Kulturbetriebsges.m.b.H.

sowie alle Veranstaltungen der NÖ Tonkünstler Betriebsges.m.b.H. in Wien

….. Stk. à € 50   ….. Stk. à € 20   ….. Stk. à € 10

CDs TONKÜNSTLER LIVE (Freunde -10%)

..….. Stk. MENDELSSOHN BARTHOLDY «Ein Sommernachtstraum» à € 18

..….. Stk. MAHLER Symphonie Nr. 1 D-Dur à € 18

..….. Stk. HAYDN Pariser Symphonien à € 19,90

..….. Stk. BEETHOVEN Symphonie Nr. 9 (arr. Mahler) à € 18

..….. Stk. SCHUMANN «Manfred» à € 18

ZAHLUNGSWEISEò mit Kreditkarte

ò Visa ò Diners ò Mastercard ò Amex

Karten-Nr.: … … … … … … … … … … … … … … … … Gültig bis: ….. / …..

ò mit Erlagschein

ò Bar/Bankomat

ZUSENDUNGò Standardpost € 1,50 (für Tonkünstler-Freunde gratis)

ò Eingeschrieben € 4

ABHOLUNGò Tonkünstler-Kartenbüro, MQ Wien

ò am Konzerttag im Kartenbüro Grafenegg

INFOSERVICEInformieren Sie mich über Tonkünstler-Veranstaltungen

ò per Post ò per E-Mail

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Es gelten die Allgemeinen Geschäftsbedingungen der NÖ Tonkünstler Betriebsgesellschaft m. b. H. und derGrafenegg Kulturbetriebsgesellschaft m. b. H., zur Einsicht auf www.tonkuenstler.at und www.grafenegg.atoder anzufordern unter T. +43 (0)1 586 83 83

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