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Lichtenberg entdecken

In den hier vorgeschlagenen Touren folgen Sie der GeschichteLichtenbergs durch die verschiedenen politischen Verhältnisse.Die Gemeinde Lichtenberg strebte seit 1896 mit der Amtsüber-nahme des Gemeindevorstehers und späteren BürgermeistersOskar Ziethen politisch das Erlangen der Stadtrechte an. Auchbauliche Voraussetzungen mussten dafür geschaffen werden,u. a. ein Rathaus, höhere Bildungsanstalten für Jungen undMädchen, ein Krankenhaus, Gericht, kommunaler Friedhofsowie ein Gefängnis und Stadtwerke für Gas, Wasser und Elek-trizität. Zahlreiche dieser für eine moderne Stadt erforderlichenGebäude werden im Rahmen der Fuß- und Radtour besucht.Hinzu kommen Zeugnisse des Neuen Bauens in der WeimarerRepublik. In der Zeit des Nationalsozialismus entstanden wei-tere Wohnungsbauprojekte. Die DDR hat ihre Spuren mit in-dustriell gefertigten Wohnbauten, Sportbauten, Verkehrsbautenund Umnutzungen des Wohnquartiers zwischen Rusche- undMagdalenenstraße für Dienststellen des Ministeriums für Staats-sicherheit hinterlassen.

Das wiedervereinigte Deutschland spiegelte sich im bunten Be-zirk zumeist in Umbauten und Sanierungen wieder. Alte Nut-zungen verschwanden und neue wurden gesucht. Im Auf undAb der Geschichte wurden die Gebäude den jeweiligen Bedürf-nissen angepasst.

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Lichtenbergentdecken:Alt-Lichtenberg

Rad- und Fußtouren durch den Bezirk

2Zur Orientierung:

Weg gut befahrbar

Weg mit Einschränkungen

Weg mit Beeinträchtigungen

Hinweis auf Rastmöglichkeiten

zusätzliche Ziele außerhalb der Routen

Orientierungskarte auf den Mittelseiten

Die Autoren: André Deschan Architekt, ArchitekturhistorikerJulia Novak Autorin, RegisseurinSteffen Maria Strietzel Architekt, HistorikerMarina Wesner Architektin

Gestaltung: Jan Lengert ZenonDesign

Redaktion: Thomas Thiele MuseumsleiterAndré Deschan Architekt, Architekturhistoriker

Gefördert durch: Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe BerlinvisitBerlin – Berlins offizielles ReiseportalBüro für Wirtschaftsförderung Berlin LichtenbergBezirksamt Lichtenberg von BerlinAbt. Personal, Finanzen, Immobilien und KulturMuseum Lichtenberg im Stadthaus

E

Bildquellen:Archiv Museum Lichtenberg: 3, 4 (2x), 5 (2x), 6 (2x), 8u, 9o (D. Zeh), 11o,11u (Deutscher), 12 (2x), 13u, 14o, 15 (2x), 18 (2x), 19o (D. Zeh), 20o (P. Thieme), 21o, 22o, 24u, 25 (2x), 26 (2x D. Zeh), 27o (P. Thieme), 28 (2x), 30oHerschel, Holger: 31oHistorisches Archiv am Krankenhaus Königin-Elisabeth Herzberge: 20uHopp, Titus: 7uLandesarchiv Berlin: 13oLo Curto, Giovanni: 8o, 9u, 10 (2x), 14u, 23 (2x), 24o, 29 (2x), 30u, 31uPressestelle Bezirksamt Lichtenberg: 19uReinhold, Michael: 7oUntere Denkmalbehörde Lichtenberg: 27uWolter, Christian: 22u

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Denkmal »Blutmauer« Architekt: Hans Füssel

An der ehemaligen Friedhofs-mauer vollstreckten Freikorps-angehörige im März 1919standrechtliche Urteile. Außeran den Märzkämpfen Beteilig-ten wurden auch Zivilisten er-schossen. Diese Morde gehenauf eine Falschmeldung im»Vorwärts« zurück, der gemel-det hatte »Spartakisten« hätten im Lichtenberger Polizeipräsi-dium 60 Beamte ermordet. Gustav Noske erließ nach dem»Lichtenberger Polizistenmord« einen Schießbefehl. Mit ihmhatten Freikorps die Handhabe, jeden als Aufständischen An-gesehenen zu töten. Diesen Erschießungen und dem Einsatzschwerer Artillerie in Wohngebieten fielen in ganz Berlin etwa1.200 Menschen zum Opfer. Am 13. März 1919 gaben die Auf-ständischen Lichtenberg kampflos auf.

geradeaus auf Möllendorffstraße

Rathaus LichtenbergArchitekt: unbekannt

Das Rathaus wurde von 1896bis 1898 vom Baumeister FritzEmil Knipping errichtet. Derplanende Architekt ist unbe-kannt, es wird Max Hasak ver-mutet. Dies liegt u. a. daran,dass das Archiv im ZweitenWeltkrieg komplett vernichtetwurde. Der Bau wurde ausdem Wunsch der Gemeinde,die Stadtrechte zu erlangen,notwendig. Das Mosaik mitdem Brandenburger Adler er-innert daran, dass Lichtenbergerst spät zur Stadt Berlin kam. Im Eingangsbereich zeigen ge-malte Medaillons die angestrebten Bürgertugenden (Allegorienfür Einigkeit und Gerechtigkeit) und die Wirtschaftsgrundla-gen der Stadt (symbolische Darstellungen von Handel, Ge-werbe, Landwirtschaft und Verkehr).

rechts in die Rathausstraße

0,1

kms

0,13

km

s

7

Möllendorffstraße 6 3

Rathaus Lichtenberg t

Tour Alt-LichtenbergTreffpunkt U-Bahnhof Frankfurter Allee (4,7 km)

U-Bahnhof Frankfurter AlleeArchitekt: Alfred Grenander

Der historische Bahnhof der Ringbahn wurde bereits 1872 er-öffnet, die U-Bahn-Station 1930. Von 1949 bis 1961 trug derBahnhof den Namen Stalinallee, die Umbenennung der Straßeund des Bahnhofs waren ein Geburtstagsgeschenk an Josef Sta-lin. Im Zuge der »Entstalinisierung« erfolgte die Rückbenne-nung.

Erste Planungen für eine U-Bahn-Linie ab der Frankfurter Alleebegannen 1908, die erste Konzession wurde bereits 1914 verge-ben, aber aufgrund des Krieges wurden die Planungen aufgege-ben. Die Bauarbeiten konnten dann 1927 beginnen. Der für diegesamt Linie U5 (ehemals E) bis Friedrichsfelde zuständige Ar-chitekt Alfred Grenander plan-te jeden Bahnhof in einer cha-rakteristischen Kennfarbe. Fürdiesen U-Bahnhof sah er dieGrundfarbe Rot vor und nutztekleinteilige Fliesen. Der Bahn-hof Weberwiese (ehemals Me-meler Straße) war der Stan-dardtyp, an dem sich die ande-ren orientierten. Der BahnhofFrankfurter Allee wurde aller-dings breiter gebaut, um demUmsteigeverkehr zur S-Bahngerecht zu werden.

Alfred Grenander (1863-1931) plante für Berlin zudem Hoch-bahnviadukte und z.B. das Stammhaus für die Knorr-BremseGmbH in Rummelsburg (t Bild rechts).

entlang der Frankfurter Allee, über die Kreuzung links in die Möllendorffstraße, geradeaus

Tour 2 U-Bahnhof Frankfurter Allee t

0,4

kms

6

Start1

Möllendorffstraße 2

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Cecilien-Lyzeum

1910 wurde das unter WilhelmGrieme und nach Plänen vonJohannes Uhlig errichtete Ly-zeum eingeweiht. Die sog. Hö-here Mädchenschule war ver-gleichbar mit der heutigen Se-kundarstufe 1, den Jahrgangs-stufen 5 bis 10. Den Namenerhielt die Schule zu Ehren der

sozial engagierten preußischen Kronprinzessin. In der DDRwurde der Widerstandskämpfer Hans Zoschke Namensgeber,die Schule wurde eine polytechnische Oberschule. Ihren Ehren-namen verlor die Schule bereits 1991, erst 1999 erhielt sie einenpolitisch neutralen Namen. Da es eine höhere Mädchenschulewar, erinnern die Sandsteinfiguren im Eingangsportal an diedamaligen traditionellen Aufgaben der Frauen, Handarbeiten,Kindererziehung und Musizieren.

zurück zur Normannenstraße, nach rechts abbiegen, bis Rudolf-Reusch-Straße, dann nach links abbiegen

Fortschritt Herrenbekleidung

In der Rudolf-Reusch-Straßewurden bereits 1907 Gebäudefür einen Textilbetrieb errich-tet und regelmäßig erweitert.Bis Kriegsende produziertehier die Herrenbekleidungsfa-brik Beha GmbH der Peek &Cloppenburg KG. Bereits imMai 1945 wurde die Produk-

tion wiederaufgenommen und bald darauf der VEB »Fort-schritt« gegründet, der zum größten Betrieb für Herren-konfektion in der DDR wuchs. 1967 wurden 90.000 Anzüge pro-duziert. Eine nach 1989 eingeleitete Neuorientierung scheiterte.Das denkmalgeschützte Stammhaus wurde 2012 zu Wohn-zwecken umgebaut.

nach links in die Normannenstraße, dann wieder links in die Kubornstraße

Exkurs Pfarrer Kuborn/St. MauritiusArchitekt: Max Hasak

Die Kubornstraße erinnert anden Priester Nicolaus Kuborn(1854-1922). Der katholischeTheologe kam 1885 nach Ber-lin und arbeitete im St. Hed-wig-Krankenhaus. 1892 wurdeer Erzpriester in der neu ge-weihten St. Mauritius-Kirche, der ersten katholischen KircheLichtenbergs. Die Kirche steht im heutigen Wohngebiet Frank-furter Allee Süd und ist mit dem Pfarrhaus einziges Zeugnisder historischen Bebauung in diesem Bereich.

Kubornstraße durchlaufen bis zum Kunzeweg, rechts bis Ruschestraße, weiter bis zur Normannenstraße,

links abbiegen

Hans-Zoschke-Stadion

Auf früherem Gartenland eröff-nete der Lichtenberger BC 09im Frühjahr 1926 seinen Platz,den nach dem Krieg die SGLichtenberg-Nord übernahm.Im Zuge des Nationalen Auf-bauwerks wurde das Spielfeldum 90 Grad gedreht, mit kalk-steingefassten Zuschauertra-versen für 18.000 Besuchererweitert und 1952 zum FDGB-Pokalfinale Volkspolizei Dresden – Einheit Pankow (3:0) neueröffnet. Die Spielstätte war von Anbeginn im Visier des Minis-teriums für Staatssicherheit (MfS). Zu viel Öffentlichkeit undbenötigte Fläche für Erweiterungsbauten in der unmittelbarenNähe der Hauptzentrale sollten 1972 zum Abriss führen. Fürden Wohnungsbau benötigte Kapazitäten, aber auch der Ein-spruch der Witwe von Hans Zoschke bei Erich Honecker sollendas verhindert haben.

weiter auf Normannenstraße, nach rechts auf das Gelände des Stasimuseums

0,4

kms

0,2

kms

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St. Mauritius 6

Eingang: Normannenstraße 26-28 7

0,3

kms

0,25

km

s

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Normannenstr./Rudolf-Reusch-Str.5

Schule am Rathaus, Rathausstr. 84

Hans-Zoschke-Stadion tTour 2 Cecilien-Lyzeum t

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Egon-Erwin-Kisch-BibliothekStahlbeton-Skelettbauweise

1972-1977 entstand mit derneuen Leipziger Straße ein be-tont großstädtisches Ensemblevon Wohn-, Geschäfts- und Kul-turbauten im Süden der histo-rischen Friedrichstadt. Die Ge-bäudelösungen für Wohnhoch-häuser in der Skelett-Montage-bauweise SK Berlin 72 wurdenauch anderswo in Ost-Berlinrealisiert. Zu diesen Bauten ge-hört das an der Nordseite derFrankfurter Allee, östlich der S-Bahn errichtete Wohnhochhausmit einer Sparkasse und der Egon-Erwin-Kisch-Bibliothek. Egon-Erwin Kisch (1885-1948) war Schriftsteller, Journalist und Re-porter, der bereits 1933 aus Deutschland ausgewiesen wurde.Über zahlreiche Etappen von Australien, Spanien, Frankreich,USA und Mexiko verbrachte er seine letzten Lebensjahre inPrag, seiner Geburtsstadt. Bis zuletzt engagierte er sich sowohlsozial als auch politisch. Seit der Entstehungszeit wird der groß-zügig angelegte seitliche Anbau als Bibliothek genutzt.

Rathausstraße überqueren

Wohn- und Geschäftshaus

Der Zimmermeister Carl Fi-scher war für dieses repräsen-tative Gebäude, das 1910/11errichtet wurde, Bauherr undAusführender in einem. Dasgroßbürgerliche Gebäude zeigteindrucksvoll die ehemaligeBebauung der in ihrer Entste-hungszeit auch als »Frankfur-ter Linden« bezeichneten Frankfurter Allee vor der Zerstörungim Zweiten Weltkrieg. Heute ist dieses Haus eines der wenigenGebäude, die die Bauten der DDR in diesem Bereich der Frank-furter Allee unterbrechen.

weiter entlang Frankfurter Allee

0,07

km

s0,

3 km

s

11

Frankfurter Allee 149 10

Frankfurter Allee 151 11

Feldherrenhügel/ Offizierskasino Haus 22

Gegenüber dem Haus 1 in derZentrale des Ministeriums fürStaatssicherheit wurde 1960 aufGrundlage einer Planung ausden 1950er Jahren das »NeueSpeisehaus« oder Haus 22 er-richtet. Verantwortlich für das

Vorhaben war – wie bei fast allen Bauten des Ministeriums –der Baustab 110. Der Verköstigung der Offiziere diente der mit200 Plätzen ausgestattete Speisesaal im Erdgeschoss. Im Ober-geschoss stand ein weiterer Saal für Festveranstaltungen undDienstkonferenzen des Ministers bereit.

Richtung Ruschestraße das Grundstück verlassen, dann links bis Dottistraße, rechts abbiegen

Postamt

In der nach dem LichtenbergerFabrikanten Joseph AntonDotti benannten Straße wurde1926 das Postamt Lichtenbergvom Architekt Adolf Mattheuserbaut. Ende der 1940er Jahrenutzte der sowjetische Ge-heimdienst das Gebäude. Ab1950 diente es dem MfS fürstaatspolizeiliche Zwecke. Diein dem Haus untergebrachte

Rundfunkknotenstelle und das internationale Fernmeldeamtgehörten zu den Objekten, die von ihrer Funktion und Bedeu-tung her unmittelbar mit dem MfS verbunden waren. Gegen-über dem Postamt entstand im Rahmen des Ausbaues der MfSZentrale in den 1960er Jahre ein neues Fernmeldeamt. Diesesbildete nach dem Bau eines Verbindungsganges mit dem altenPostamt eine Einheit. Die Brücke wurde nach 1990 abgerissen.

geradeaus bis Rathausstraße, links abbiegen, geradeaus bis Frankfurter Allee, links abbiegen

0,3

kms

0,25

km

s

10

Dottistraße 12-169

Wohn- und Geschäftshaus tTour 2 Feldherrenhügel t

Normannenstraße 198

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Roedeliusplatz

Der um 1897 angelegte Platzsollte der neue Mittelpunkt dersich nach Osten und Nordenausdehnenden Gemeinde Lich-tenberg sein. Damals erhielt erden Namen Wagnerplatz, wur-de aber 1935 umbenannt. Adal-bert Roedelius war der ersteAmtsvorsteher im 1877 neu gebildeten Amtsbezirk Lichtenberg.Zuvor war er u.a. Bürgermeister von Spandau. Bis in die 1920erJahre hinein waren die West- und Nordseite des Platzes weitest-gehend unbebaut. Das Amtsgericht und die Kirche bildeten einEnsemble, die Plonzstraße mit seitlicher Begrünung führte zumstädtischen Friedhof an der Gotlindestraße.

auf dem Platz bleiben

GlaubenskircheArchitekt: Ludwig von Tiedemann

Die vom Architekten Ludwigvon Tiedemann entworfeneund unter der Leitung von Ro-bert Leibnitz errichtete evange-lische Kirche wurde 1905 ein-geweiht. Beide hatten in dergleichen Konstellation 1902 dieBethanienkirche am Mirbach-platz in Weissensee errichtet.Der symmetrische Bau vermischtverschiedene Stile mit der angestrebten Wirkung, ein gotischerBau sei auf den Grundmauern eines romanischen Vorgänger-baus errichtet. Regionale Materialien verstärken diesen Ein-druck. Seit 1998 nutzt die koptisch-orthodoxe Gemeinde denBau, der mittlerweile den Namen St. Antonius & St. Shenouda-Kirche besitzt.

auf dem Platz bleiben

ss

13

Roedeliusplatz 14

Roedeliusplatz 2 15

Glaubenskirche t

U-Bahnhof MagdalenenstraßePlanung: Alfred Grenander

Die Linie U5 (ursprünglich Li-nie E) wurde 1930 eröffnet. DiePlanungen stammten von Al-fred Grenander, der jedemBahnhof eine Kennfarbe zu-wies, dem U-Bahnhof Magda-lenenstraße Hellgrau und Lich-

tenberg Sonnengelb. Während der zweite nach der letzten Sa-nierung wieder in der ursprünglichen Farbigkeit erstrahlt, erhieltder erste zur 750-Jahr-Feier Berlins ein Wandgemälde (300 x 400cm, Porzellanfarben auf Meißner Fliesen). Die Künstler Wolf-gang Frankenstein und Hartmut Hornung schufen eine Serieaus 20 Werken mit dem Titel »Geschichte der deutschen Arbei-terbewegung«.

geradeaus bis Magdalenenstraße, links abbiegen

FinanzamtArchitekten: Karl Reichle, Wilhelm Weygandt

Die Reichsbauverwaltung er-richtete in den 1930er Jahrendas Finanzamt. Nach dem Kriegwurde dort die Polizei-Inspek-tion stationiert, deren Leitungim Juli 1945 Erich Mielkeübernahm. Als 1950 das Mi-nisterium für Staatssicherheit

gebildet wurde, nutzte Mielke die Chance, die Zentrale derStasi an den Ort zu holen, an dem sich bis 1946 die von ihmgeleitete Polizeiinspektion Lichtenberg befand. Damit beganneine Entwicklung, in deren Verlauf die Staatssicherheit erst un-auffällig und dann immer deutlicher den gesamten Häuser-block in Beschlag nahm. Diesem Prozess fielen auch dieHäuser von Bruno Taut sowie die Neuapostolische Kirche inder Normannenstraße westlich des ehemaligen Finanzamtesdurch Abbruch zum Opfer.

weiter geradeaus bis Roedeliusplatz

Tour 2 U-Bahnhof Magdalenenstraße t

0,4

kms

0,2

kms

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Frankfurter Allee/Magdalenenstr.12

Magdalenenstr./Normannenstr.13

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Reformbauten Roedeliusplatz –Schottstraße

Nördlich des Roedeliusplatzesentstanden von 1936 bis 1940insgesamt 1.018 Wohneinhei-ten, die sich entlang der Schott-straße, Plonzstraße, Glaschke-straße und Rüdigerstraße er-strecken. Im Inneren der ge-schlossenen Blockrandbebauungen entstanden begrünte In-nenhöfe. Der Entwurf stammt wahrscheinlich von Willy Schmitzund die GEHAG errichtete die Gebäude unter der Ägide derDeutschen Arbeitsfront (DAF).

geradeaus bis Rüdigerstraße, rechts abbiegen bis Freiaplatz

BVG-Siedlung Freiaplatz(1920-1927) Architekten: Helmut Grießbachund Hans Rehman

Ein Refugium aus Reformbau-ten verschieder Bauetappen istam Freiaplatz zu bestaunen.Das von den Architekten Hel-mut Grießbach und Hans Reh-man entworfene Ensemble be-zeugt die Stadtendwicklung Lichtenbergs von den 1920er bis indie späten 1930er Jahre. Herauszuheben ist die BVG-Wohnsied-lung in der Siegfriedstraße. Die Gemeinnützige Heimstätten-gesellschaft der Berliner Straßenbahn GmbH ließ an mehrerenStandorten in Berlin durchaus wirkungsvoll erscheinendeWohnbauten errichten. Der nördliche, einfacher gestalteteBlock entstand später und wurde mit Zentralheizung versehen.Mittelpunkt des von Albert Brodersen gestalteten Innenhofs wareine runde Brunnenschale mit acht spielenden, nackten Kin-dern. Leider verschwand der Brunnen während der Neugestal-tung in den 1990er Jahren. Nur das Treppenpodest in der Mitteder Rasenfläche blieb erhalten.

am Freiaplatz zurück, über die Rüdigerstraße in die Wotanstraße, am Ende der Straße

nach rechts in die Fanningerstraße abbiegen

0,5

kms

0,3

kms

15

Roedeliusplatz – Schottstraße 18

Freiaplatz 19

BVG-Siedlung t

Amtsgericht LichtenbergArchitekt: Rudolf Mönnich,Entwurf: Paul Thoemer

Das Amtsgericht wurde von1903 bis 1906 unter der Lei-tung des Architekten RudolfMönnich errichtet, der Vorent-wurf stammt von Paul Thoe-mer. Die beiden Architekten

schufen zur Jahrhundertwende fast alle Gerichtsgebäude in Ber-lin. Das Gebäude mit Gestaltungselementen des Barock wareine der Voraussetzungen für die Stadtgründung. Diese Stil-wahl entsprach der Praxis, den Barock als besonders geeignetfür Bauten von staatlicher Bedeutung anzusehen. Zeitgenös-sisch wurde das Gebäude schlicht, einige Details als derb be-wertet. Heute ist das Gericht ein reines Zivilgericht.

links am Amtsgericht vorbei in die Alfredstraße

Justizvollzugsanstalt für Frauen Berlin

Parallel zum Amtsgericht wur-de auch das Gefängnis geplant,das direkt mit dem Gerichtverbunden war. Ursprünglichbot es Platz für ca. 100 Gefan-gene. Der Putzbau wurde durcheinen zusätzlichen Andachts-raum und eine Wohnung auf-gewertet. In den 1930er Jahrenwurde das Gefängnis zu einer

Frauenhaftanstalt, als die es noch heute genutzt wird. Es han-delt sich zudem um die Haupt- und Aufnahmeanstalt von Ber-lin mit 90 Haftplätzen im geschlossenen Vollzug. NachKriegsende wurde es zu einer Untersuchungshaftanstalt dessowjetischen Geheimdienstes. Dass hier verhängte Todesurteileauch an diesem Ort vollstreckt wurden ist wissenschaftlich nichtbelegt. Die U-Haft wurde 1950 vom MfS übernommen und bis1990 betrieben.

zurück Richtung Roedeliusplatz, geradeaus in die Schottstraße

Tour 2 Amtsgericht Lichtenberg t

0,1

kms

0,2

kms

14

Roedeliusplatz 116

Alfredstraße 1117

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Hubertusbad

Baubeginn für das Stadtbadwar bereits 1919, die Bauarbei-ten wurden aber eingestellt, als1920 aus Lichtenberg ein Groß-Berliner Bezirk entstand. Erst1925 ging es mit aktualisiertenPlänen weiter. Verantwortlichwaren nun Rudolf Gleye undOtto Weis. Die Eröffnung fand1928 statt. In dem modernenBad waren neben einer großenMännerschwimmhalle auch ei-ne kleinere Frauenschwimm-halle, medizinische Bäder, einSaunabereich mit Kaltwasser-becken, ein Gymnastiksaal und eine Sonnenterrasse unterge-bracht. Die Fliesen sind in Türkis- und Brauntönen gehalten.Mit Umwälzpumpen wurde das Beckenwasser innerhalb vonzehn Stunden komplett gereinigt.

Die vier »Springer« an derFassade sind Arbeiten vonLudwig Isenbeck, die Foyer-Plastik »Ruhendes Mädchen«schuf 1919 Karl Trumpf. Ge-schwungene Treppen mitgusseisernen Geländern, ex-

pressionistisch gestaltet wie alle Kunstwerke am Gebäude, er-schließen die Etagen. Im Zweiten Weltkrieg beschädigte eineBombe die Nordwestseite. Nach notdürftiger Reparatur erlaub-ten die sowjetischen Behörden im Juni 1945 wieder Wannen-und Duschbäder. Zum Schwimmunterricht kamen die Kinderbis aus Köpenick. Über Jahrzehnte vernachlässigte Wartungund nur notdürftige Reparaturen sowie letztendlich ein Was-serrohrbruch führten 1991 zur Schließung des Bades.

Seit einigen Jahren gibt es einen Förderverein, der sich für eineRevitalisierung des Bades einsetzt.

weiter geradeaus in Richtung Frankfurter Allee, dort nach links abbiegen und weiter bis zum Bahnhof

Ziel: S-Bahnhof Lichtenberg

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Oskar-Ziethen-Krankenhausheute: Sana-Klinikum Lichtenberg

1911 beschloss die Stadtverord-netenversammlung den Neu-bau des Krankenhauses aus po-litischen Gründen: Ein Kran-kenhaus war Bedingung fürdie Stadtgründung. Die Pla-

nung übernahmen die Architekten Johannes Uhlig, Carl Mohrund Paul Weidner. Sie schufen eine für ihre Zeit typische Kran-kenhausanlage. Stilistisch nutzte Uhlig Elemente des Neoba-rock. Das von Ludwig Hoffmann errichtete Virchow-Klinikumscheint als Inspiration gedient zu haben.

Das Haupthaus mit 225 Betten beherbergte Verwaltung undmedizinische Abteilungen. Einige Zimmer standen für Isolier-kranke bereit. Die Patienten wurden in Krankensälen, aber auchin Einbettzimmern untergebracht. Bis 1920 wurde die Anlageerweitert. Sie war nach derzeit modernen Erfordernissen kon-zipiert, das Haupthaus mit ausgreifenden Gebäudeflügeln undzudem separat stehende kleine Gebäude. Diese haben teilsgroßzügige Arkaden in den Obergeschossen, die den Patienteneinen Aufenthalt im Freien erlaubten. Den Namen Oskar Zie-then erhielt das Krankenhaus 1932 - kurz nach dem Tode desersten Bürgermeisters der Stadt Lichtenberg.

Das Haus wurde lange unter städtischer Verwaltung und zwi-schenzeitlich vom Paritätischen Wohlfahrtsverband betrieben.Heute gehört es zur Sana Kliniken AG.

weiter geradeaus, dann rechts abbiegen in die Hubertusstraße

0,14

km

s

0,4

kms

16

Fanningerstraße 3220

Hubertusbad rTour 2 Oskar-Ziethen-Krankenhaus t

Hubertusstraße 47-49 21

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Kinderklinik LindenhofArchitekt: Hermann Blankenstein

Stadtbaurat Hermann Blan-kenstein projektierte den Neu-bau eines Knaben-Erziehungs-heimes, das 1896 eröffnetwurde. Karl Wilker entwickelteein unter dem Namen »Lin-denhof« in die Reformpädagogik eingegangenes Konzept, dasaber nach 1919 in der Stadt keine Befürworter fand. Die Anstaltbestand bis 1941, zog dann aus Berlin nach Struveshof. Nunzog die Kinderabteilung des Oskar-Ziethen-Krankenhauses ein.Nach dem Krieg wurden zügig alle Schäden beseitigt und wei-tere Gebäude errichtet. In den 1980er Jahren galt die Kinderkli-nik als größte ihrer Art. 2012 zogen die Abteilungen inNeubauten des Oskar-Ziethen-Krankenhauses. Das gesamteGelände gehört der Howoge und wird von ihr seit 2016 zueinem Wohngebiet entwickelt.

entlang dem Radwanderweg nach Norden fahren

Landschaftspark Herzberge

Die Flächen des Parksdienten schon der »Städ-tischen Irrenanstalt« alsAnbau- und Beweidungs-flächen sowie für thera-peutische Beschäftigun-gen. Nach einer Nutzungdurch die VEG Garten-bau in den 1980er Jah-ren, verfiel das Gelände.Seit 2007 werden die Flä-chen neu geordnet, eine naturnahe Entwicklung und urbaneLandwirtschaft werden angestrebt, Biotope und Erholungsflä-chen sollen der Bevölkerung zur Verfügung stehen. Eine Schaf-herde lebt mittlerweile in diesem Landschaftsschutzgebiet.

entlang dem Radwanderweg bis zum Rondell fahren

0,8

kms

0,5

kms

19

Gotlindestraße 2-20 3

Hauptstraße 44 4

Landschaftspark Herzberge t

Industrie-Tour – Fahrrad - Start:S-Bahnhof LichtenbergArchitekt: Karl Cornelius

Ende der 1870er Jahre als Rangier-bahnhof errichtet, konnten ihn ab1881 auch Passagiere benutzen. DasBahnhofsgebäude wurde nach Plä-nen von Karl Cornelius 1897 bis 1903errichtet. Der U-Bahn-Anschluss ent-stand 1930/31. Nach weiteren Um-bauten und Erweiterungen wurde inden 1970er Jahren das alte Gebäudeabgerissen. Ein Nachfolgebau ent-stand in den Jahren 1978 bis 1982.

Der neue Bahnhof vereinte drei Fernbahnsteige sowie die S-Bahn und hatte für Ost-Berlin große überregionale Bedeutung.

Bahnhof Lichtenberg Ausstieg Siegfriedstraße Rechts in die Sigfriedstraße/ Gudrunstraße;

rechter Hand Bahntrasse

Zentralfriedhof FriedrichsfeldeGedenkstätte der SozialistenArchitekten: H. Mächtig, A. Fintelmann, H. Blankenstein

Der 1881 eröffnete Friedhofwar der erste seiner Art in Ber-lin. Auf Kosten der Stadt warenArmenbegräbnisse möglich,

die von anderen Friedhöfen abgelehnt wurden. Zugleich stander jeder Konfession offen. Der Friedhof wurde so beliebt, dassdie Stadtverwaltung 1895 ein Anschlussgleis von der Preu-ßischen Ostbahn herstellte, um die Anreise für Trauergäste undBestatter zu erleichtern. 1900 erlangte der inzwischen größteFriedhof Berlins deutschlandweite Berühmtheit als WilhelmLiebknecht, der Mitbegründer der SPD, dort seine letzte Ruhefinden sollte. Über 150.000 Berliner begleiteten den Trauerzug.Da viele Sozialdemokraten hier begraben wurden, erhielt er spä-ter den Namen »Friedhof der Sozialisten«. Auch Rosa Luxem-burg und Karl Liebknecht liegen hier begraben, ebenso wie 30Opfer des Spartakusaufstandes von 1919.

Links am Friedhof Radwanderweg, nach 300m halb links

Tour 2 S-Bahnhof Lichtenberg t

0,9

kms

0,4

kms

18

Weitlingstraße 221

Gudrunstraße/Rüdigerstraße2

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Page 11: Tour 02 Lichtenberg · 2018-12-03 · de aber 1935 umbenannt. Adal - bert Roedelius war der erste Amtsvorsteher im 1877 neu gebildeten Amtsbezirk Lichtenberg. Zuvor war er u.a. Bürgermeister

Stadion Lichtenberg

Der Stadtbaurat Rudolf Gleyeübernahm die Planung diesesStadions, die ersten Erdarbei-ten fanden bereits währenddes Ersten Weltkriegs statt,kamen aber bald zum Erlie-gen. Im Frühjahr 1919 wurdendie Arbeiten im Rahmen vonNotstandsarbeiten fortgesetzt. Die Eröffnung am 25. Juli 1920organisierte das Arbeitersport-Kartell. Die Festrede hielt Be-zirksbürgermeister Oskar Ziethen. Im gleichen Jahr wurde hierauch der Versuch unternommen, Profi-Fußball zu etablieren,was damals noch am Widerstand der Amateur-Fußballer schei-terte. Bis 1933 fanden regelmäßig große Arbeiter-Sportfestesowie Entscheidungs- und Auswahlspiele von Berliner Arbei-terfußballvereinen statt. Bis 1973 diente das Oval der BSG Che-mie (heute TSV Lichtenberg) als Heimstätte, dann als FDJ-Zeltlager für Jugendliche und Studenten. Nach 1989 blieb dieAnlage ungenutzt und verwahrloste.

weiter auf Herzbergstraße

AGA-Automobilvertriebs-gesellschaft

Der Industriestandort Herz-bergstraße beheimatete nebenStahl-, Chemie- und Papier-auch ein Automobilwerk. DieAktiengesellschaft für Auto-mobilbau, kurz AGA (gegrün-det 1909), produzierte in einerkurzen, aber ruhmreichen Ärahier Automobile. Die damals erfolgreichste Rennfahrerin Clä-renore Stinnes gewann mit einem 21 PS starken »Boliden«, einweiterer siegte bei der ersten Rallye in der jungen Sowjetunion.Auch der schwedische König fuhr einen AGA. Die Pleite 1924wurde zu einer Staatsaffäre. Die gegründete Auffanggesellschaftexistierte noch bis 1929. Insgesamt wurden rund 10.000 Autoshergestellt.

weiter auf Herzbergstraße, Verkehr beachten!

0,06

km

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2 km

s

21

Herzbergstraße 82-84 8

Herzbergstraße 81 7

Evangelisches Krankenhaus Königin Elisabeth HerzbergeArchitekt: H. Blankenstein

Auf der ursprünglich Herz-berge genannten Flur entstand1893 nach den Plänen von Her-mann Blankenstein die »Städ-tische Irrenanstalt zu Lichten-

berg«. Im Zuge der Erneuerung des Heil- und Pflegekonzeptesänderte sich 1925 der Name in »Städtische Heil- und Pflegean-stalt Herzberge«. Ab 1940 wurde ein Großteil der psychisch Er-krankten Opfer der nationalsozialistischen Euthanasie-Morde.Nach Auflösung der Psychiatrischen Anstalt entstand 1942 das»Städtische Krankenhaus Herzberge«. Nach Kriegende von derRoten Armee besetzt, nahm das Krankenhaus 1946 wieder psy-chiatrische Patienten auf. Im gleichen Jahr bezog das von dersowjetischen Besatzungsmacht an seinem Standort in Schöne-weide aufgelöste »Königin Elisabeth Hospital« drei Häuser. Inder Folge entwickelte sich in den anderen Gebäuden erneut einepsychiatrische Einrichtung, die ab 1971 »Fachkrankenhaus fürNeurologie und Psychiatrie Berlin-Lichtenberg« hieß. 1980gründete sich mit finanzieller Unterstützung aus der BRD inden Häusern 1, 3 und 5 das »Evangelische Diakoniewerk Köni-gin Elisabeth«. Mit der Fusion beider medizinischer Einrich-tungen wird seit 1992 ein ganzheitlicher medizinischer Ansatzverfolgt. Heute ist die Einrichtung auch ein Lehrkrankenhausder Charité-Berlin.

am Ort bleiben

Neue Kapelle

1986 wurde eine neue Kapelleauf dem Krankenhausgeländeerrichtet, die aber mit einem derhistorischen Gebäude verbun-den ist. In den Verbindungsbauwurde ein Glockenturm inte-griert. Der schlicht gestaltete,dunkelviolette Klinkerbau dient

auch als Galerie für regelmäßig Ausstellungen. Desweiteren imPark des Krankenhauses sind diverse Kunstwerke zu sehen.

Herzbergstraße nach Westen

s0,

2 km

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20

Herzbergstraße 795

Herzbergstraße 796

AGA-Automobilvertriebsgesellschaft t Tour 2 Evangelisches Krankenhaus t

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Außenhandel

Gegenüber dem Verwaltungsgebäudeder Lufttechnischen Anlagen befindetsich das ehemalige Gebäude für Au-ßenhandel. Es sollte unbedingt als Ge-samtensemble betrachtet werden. Nachschrittweisem Ausbau der Produktions-gebäude wurde ab 1979 an der EckeHerzberg-/Siegfriedstraße ein Komplexaus Betriebsgaststätte und dem Verwal-tungsgebäude errichtet. In Stahlbeton-skelettbauweise erheben sich die dreiverschiedenen Scheiben ineinander verzahnt in die Höhe. Dieeinstöckige Betriebsgaststätte liegt leicht zurückgesetzt an derHerzbergstraße. Alle Baukörper stehen etwas erhöht auf einemSockel. Mit ihrer versetzten Anordnung bilden sie eine auffal-lende Ecklösung.

weiter auf Herzbergstraße

Margarinewerk Berolina

1909 errichtete der ArchitektKarl Schramm den schmalen,aber sehr tief in den Block rei-chenden Komplex, der bereits1916 erweitert wurde. Bauherrwar die Van den Bergh’s Mar-garine-Gesellschaft m.b.H. Siewurde 1888 bei Kleve gegrün-det, um dem niederländischenMutterunternehmen Schutz-zölle zu ersparen. In der ersten Hofdurchfahrt sind noch histo-rische Schienenreste zu sehen. Nach Kriegsende bis 1989produzierten hier die Margarinewerke »Berolina«. 2007 erwarbein Investor den Komplex. Heute nutzen verschiedene Gewer-betreibende die Räume.

weiter auf Herzbergstraße, Verkehr beachten!

0,07

km

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1 km

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23

Herzbergstr./Siegfriedstr. 11

Herzbergstraße 55 12

Margarinewerk Berolina t

Lufttechnische Anlagen Werk II

Die »Berliner Luft« wurde in-folge der Industrialisierungimmer dicker. Zur Jahrhundert-wende entwickelte sich folge-richtig eine neue Produktions-sparte: In Betrieben und Ver-waltungsgebäuden wurden zu-

nehmend luft- und wärmetechnische Anlagen installiert. Nacheinem schrittweisen Ausbau der Produktionsgebäude wurde ab1979 in der Herzbergstraße ein Ensemble aus Betriebsgaststätteund Verwaltungsgebäude errichtet. An der Kreuzung bildet daswinkelförmige, aus sechs- und siebengeschossigen Kuben be-stehende Gebäude für die »Produktionsvorbereitung« mit demAutotrans-Verwaltungsbau (1979–1981, Günter Stahn) auf derNordwestseite einen Platzraum. Der Brunnen vor dem Haupt-eingang stammt von Lutz Rudolph.

nach rechts abbiegen in Siegfriedstr. Verkehr beachten!

BVG-Stadion

Der 1922 eröffnete Platz wur-de um 1930 um eine verklin-kerte Tribüne mit 400 Plätzenvon Jean Krämer ergänzt. Ur-sprünglich trug er den Namen»Straßenbahnerplatz«, da ervon den Mitarbeitern des nahegelegenen Straßenbahnhofesgenutzt wurde. 1928 entstandein Freibad auf dem Gelände,

das als Trainingsstätte zu den Olympischen Spielen 1936 ge-nutzt wurde. Ende des Zweiten Weltkriegs legten Fliegerab-wehreinheiten auf dem Gelände ein Munitionslager an. AlsEnde der 1990er Jahre der Platz saniert wurde, kamen mehrereTonnen teils noch scharfer Munition zum Vorschein. Trotz desDenkmalschutzes ist die Tribüne 2016 abgerissen worden.Mittlerweile ist das Schwimmbad nicht mehr nutzbar.

Zurück bis zur Herzbergstraße, nach rechts abbiegen, Verkehr beachten!

Tour 2 Lufttechnische Anlagen Werk II t

0,5

kms

0,5

kms

22

Herzbergstraße 87-999

Siegfriedstraße 74 10

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Konsumgenossenschaft Berlin Architekt: Leberecht P. Ehricht

Die Konsumgenossenschaft Ber-lin und Umgegend eG – kurzKonsum Berlin – ist eine Einzel-handels- bzw. Verbrauchergenos-senschaft, die 1899 aus mehre-ren Vorläufer-Genossenschaftenund Konsumvereinen hervorging. Nach englischem Vorbildsollte sie kleine Handwerksbetriebe gegen die Erzeugnisse derschnell wachsenden Industrie schützen. 1908 hatte die Lichten-berger Vereinigung über 10.000 Mitglieder. Ihr Aufstieg endetemit dem Kampf der Nationalsozialisten gegen »Reste marxisti-scher Wirtschaftsformen«. Nach 1945 bis 1989 wurde sie alsVerband Berliner Konsum-Genossenschaften weitergeführt.

weiter auf Josef-Orlopp-Straße

Norddeutsche KugellagerfabrikGmbH

Die zunehmende Industriali-sierung und der damit einher-gehende Fahrzeugverkehr er-forderten immer mehr Bau-teile. Der Bedarf an Kugella-gern, einem wichtigen Bestand-teil, war in den 1930er Jahrenimmens. Der Maschinenschlos-ser Gerhardt Brandt, der Kauf-mann Richard Brandt, der Ingenieur Franz Heindl und derWerkzeugmachermeister Willy Schulze gründeten daraufhindie Kugellagerfabrik. Der Gebäudekomplex wurde vom Archi-tekten Adolf Meyer-Luyken geplant und 1938/39 errichtet. DieKugellager gehörten im Zweiten Weltkrieg zu »kriegswichtigenErzeugnissen«. Dies führte dazu, dass bei Fachkräftemangelauch Zwangsarbeiter eingesetzt wurden. Nach dem Kriegsendeübernahm die Sowjetunion die Fabrik und die Kugellager gin-gen als Teil der Reparationszahlungen in die UdSSR. Von 1949bis 1989 »VEB Wälzlagerwerk«, wurde es 1991 von einerSchweinfurter Firma übernommen, die es 1992 aufgab.

weiter auf Josef-Orlopp-Straße bis Siegfriedstraße,rechts abbiegen

0,4

kms

0,4

kms

25

Josef-Orlopp-Straße 34-42 15

Josef-Orlopp-Straße 92-96 16

Norddeutsche Kugellagerfabrik GmbH t

BEWAG Gleichrichter- und Umspannwerk Architekt: Hans Heinrich Müller

H.H. Müller war einer der füh-renden Architekten der »Elek-tropolis Berlin« in den 1920’erJahren. 1924 übernahm er dieLeitung der Bauabteilung der

Berliner Städtischen Elektrizitätswerke AG (BEWAG). In dieserPosition gestaltete er die Berliner Umspannwerke und Schalt-stationen in einer sehr eigenen Formensprache früher nordi-scher Backsteinarchitektur, in dem er Volumen, Proportion undDetailausbildung in einer neuen Art variierte. H.H. Müller schufmit dem Bau des Umspannwerkes in der Herzbergstraße einBeispiel der Neuen Sachlichkeit, dass durch ein hochrechtecki-ges Fensterband und einen halbrunden Treppenhausvorbau ak-zentuiert ist.

weiter auf Herzbergstraße, Verkehr beachten!

Siemens-Plania-AG / VEB Elektrokohle

Das Unternehmen GebrüderSiemens & Co. war schon 1872mit einer Teilproduktionsstättein Lichtenberg ansässig. Inden Folgejahren zogen weitereTeile des Unternehmen Sie-mens & Halske an die Herz-bergstraße. Wegen der Lageam östlichen Stadtrand konn-

ten Emissionen, die bei der Produktion von Kohleerzeugnissenwie Kohlestiften und Kohlenstoffelektroden entstanden, durchdie vorherrschenden Westwinde stadtauswärts geleitet werden.1928 erhielt der Betrieb den Namen Siemens Plania AG. Vonden alten Gebäuden verblieben nur das ehemalige Verwaltungs-gebäude und das inzwischen in Teilen durch einen Brand zer-störte Kulturhaus. Das im Stil der DDR-Nachkriegsmoderne der1950er Jahre gestaltete Haus erlebte kulturelle Höhepunkte, u.a. spielten hier 1989 die »Einstürzenden Neubauten«.

geradeaus bis Vulkanstraße, links abbiegen bis Josef-Orlopp-Straße, links abbiegen, große Kreuzung

Tour 2 BEWAG Gleichrichter- und Umspannwerk t

0,4

kms

0,8

kms

24

Herzbergstraße 11113

Herzbergstraße 12814

Tour_02_Lichtenberg 24.11.18 19:21 Seite 24

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Friedhof Gotlindestraße

Der städtische Friedhof wurde1886 gegründet und 1973 auf-gegeben. Trotzdem befindensich hier noch mehrere Mau-soleen und Grabstätten. Be-stattet wurden hier auch OskarZiethen, der erste Bürgermeis-ter der Stadt, und die FamilieLoeper, eine einflussreiche Bauern- und Gutsbesitzerfamilie. Inderen Mausoleum wurde in den 1990er Jahren mehrmals ein-gebrochen. Grabschänder unterbrachen die Totenruhe und ent-wendeten Teile des Begräbnisses. Diese konnten später von derPolizei sichergestellt werden und wurden an unbekannter Stelleder Erde übergeben.

weiter auf Gotlindestraße, nach rechts abbiegen in Ruschestraße, nach rechts abbiegen in Bornitzstraße

Konsumgenossenschaft II

Nicht weit vom Hauptsitz in derJosef-Orlopp-Straße entfernt be-finden sich die Werkstattge-bäude und die Tankstelle. Derlanggestreckte horizontale Bauweist die klassischen Merkmaledes expressionistischen Baustilsdes frühen 20. Jahrhundertsauf. Dreieckige Lisenen beto-nen vertikal aufstrebend dieklare Fassade, gekrönt mit her-vorspringenden, ebenfalls alsDreieck ausgeführten Kapitel-len. Verantwortlich für dieseGebäude war der ArchitektOtto Wettstein, der Bau er-folgte 1926 und 1930. 1928/29 hatte die Solidargemeinschaft ca.170.000 Mitglieder, ihr Eigenkapital entspräche dem heutigenWert von 20 Millionen Euro.

zurück auf Bornitzstraße bis Loeperplatz

0,7

kms

0,4

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27

Gotlinestraße/Plonzstraße 19

Bornitzstraße 46 20

Konsumgenossenschaft II t

Betriebshof Lichtenberg

1913 wurde der damals wohlweltweit größte Straßenbahn-hof eröffnet. Die alte Wagen-halle war 195 m lang, 90 mbreit und bot Platz für 26Gleise. Zudem gab es Gebäudefür Lackier-, Montage- undSchmiedearbeiten, eine Stell-macherei und Lager sowieRäume für Verwaltung undPersonal. Ende der 1920erJahre entstand südlich des Ge-ländes sogar eine Wohnsied-lung für Mitarbeiter.

Um nach dem Krieg auch Oberleitungsbusse aufzunehmen,fanden verschiedene Umbauarbeiten und Erweiterungen statt.Später kamen Omnibusse hinzu, die noch heute zusammen mitden Straßenbahnen hier stationiert sind.

zurück bis Bornitzstraße, nach links abbiegen

Kugellagerfabrik II

In der DDR-Zeit produziertehier die VEB Wälzlagerfabrik»Josef Orlopp« Wälzlager, so-wohl für das Inland als auchfür den Export. Nach Erweite-rungen in den 1970er und1980er Jahren umfasste dasWerksgelände eine Fläche vonrund 51.200 qm, die nördlichvon der Josef-Orlopp-Straße,

östlich von der Siegfriedstraße und südlich von der Bornitz-straße begrenzt wurde. Vor allem im Bereich von Siegfried- undBornitzstraße hatte die Direktion die Errichtung weiterer Pro-duktions- und Lagerhallen veranlasst. Fast der gesamte Bedarfan Blattfedern für den DDR-Kult-PKW »Trabant« wurden hierproduziert.

geradeaus bis Gotlindestraße, links abbiegen, weiter bis zur Kreuzung Plonzstraße

Tour 2 Betriebshof Lichtenberg t

0,2

kms

0,7

kms

26

Siegfriedstraße 30-4517

Bornitzstraße 10518

Tour_02_Lichtenberg 24.11.18 19:21 Seite 26

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Carl-von-Linné-Schule für Körperbehinderte Architekt: Wolf-Rüdiger Eisentraut

Ende der 1970er Jahre wurdediese Schule unter der Leitungvon Wolf-Rüdiger Eisentraut,Mitglied des Entwurfsbüros desBau- und MontagekombinatsIngenieur-Hochbau Berlin, errichtet. Sie war umfassend auf dieBedürfnisse Körperbehinderter ausgerichtet. Der barrierefreieKomplex bestand aus Internat, Vorschule und Schule sowieSport- und Schwimmhalle und wurde 1977 eröffnet. Mit denlocker gestaffelten Gebäudeteilen wollte der Architekt die Mög-lichkeiten des industriellen Bauens in Verbindung mit individu-eller Projektierung aufzeigen. Nach einem Umbau von 2003 bis2013 beherbergt der Komplex als sonderpädagogische Einrich-tung Grund-, integrierte Sekundar- und Berufsschule.

weiter geradeaus

Wohnanlage ScheffelstraßeArchitekt: Hans Kraffert

Hans Kraffert gestaltete dieseL-förmige Blockrandbebauungfür die Berliner Baugenossen-schaft e.G. 1926/27. Prägnantist die Eckausbildung, ein dia-gonal gestellter Staffelgiebelmit expressionistischen Ele-menten. Roter Klinker gliedert die weiße Putzfläche. Durch dieseFassade wird der Block weithin sichtbar und erhält in den langenBlockrändern ein unverwechselbares Gesicht. Die Wohnungenin diesem Block entsprechen den damaligen modernen Ansät-zen, gute Belichtung, gute Durchlüftung und zweckmäßigeGrundrisse. Die bbg wurde bereits 1886 mit nur 28 Mitgliederngegründet und zählt damit zu den ältesten Genossenschaften.Von Beginn an hatte sie das Ziel, ihren Mitgliedern günstigenWohnraum zur Verfügung zu stellen. Ihr erstes Projekt war derBau eines Zweifamilienhauses 1886. Heute ist sie eine der größ-ten Genossenschaften der Stadt mit rund 10.000 Mitgliedern.

weiter auf Scheffelstraße, abbiegen nach rechts in »Am Stadtpark«

0,1

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0,4

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29

Paul-Junius-Straße 15 23

Scheffelstraße/Paul-Junius-Straße 24

Wohnanlage Scheffelstraße t

Loeperplatz

Der Loeperplatz geht auf den ehemali-gen Dorfanger des Dorfes Lichtenbergzurück. Der Name erinnert an die Fa-milie Loeper, eine einflussreiche Bau-ern- und Gutsbesitzerfamilie. So warMartin Friedrich Loeper von 1844 bis1861 Dorfschulze in Lichtenberg. DerGroßbauer Julius Loeper hat ein Denk-mal auf dem Platz erhalten. Zudem be-findet sich hier ein Denkmal für dieOpfer des Faschismus, das wahr-scheinlich schon 1948 von der Vereini-gung der Verfolgten des Naziregimes(VVN) errichtet wurde und somit alseines der ersten seiner Art gelten kann.

am Loeperplatz entlang

Dorfkirche Lichtenberg

Die Dorfkirche wurde im 13.Jahrhundert errichtet, mehrmalsumgebaut und nach Zerstörun-gen wiederaufgebaut. Ursprüng-lich handelte es sich um einenschlichten rechteckigen Bau mitFlachdecke. Typisch für Dorfkir-chen aus dieser Zeit ist das Feld-steinmauerwerk, das in diesemFall sehr sorgsam gefügt wurde.Der Turm wurde erst 1792 ange-

baut. Durch die extremen Kriegszerstörungen – laut Gutachten85 % – sind zahlreiche Spuren auch wieder verschwunden. Zusehen sind noch die Reste zweier Portale an der Südseite des Baues.Auch von der historischen Innenausstattung ist nur noch die spät-mittelalterliche Taufschale erhalten. Alle anderen Stücke sind nach-träglich eingebracht worden.

geradeaus bis Storkower Straße, nach links abbiegen, bis Paul-Junius-Straße, nach links abbiegen

Tour 2 Loeperplatz t

0,1

km0,

7 km

s

28

Loeperplatz21

Möllendorffstraße 3322

Tour_02_Lichtenberg 24.11.18 19:21 Seite 28

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Theater an der Parkaue

Das Gebäude wurde ursprünglich1910/11 als Höhere Knabenschulenach Plänen von Johannes Uhligund Wilhelm Grieme errichtet.1948 verfügte ein Befehl der Sowje-tischen Militäradministration dieUmwandlung in eine kulturelleEinrichtung. Die Bauhaus-SchülerWaldemar Alder und WaldemarHeinrichs waren für die Umgestal-tung und Ausstattung verantwort-lich. Es entstand das »Haus der Kinder« mit einemumfangreichen Freizeitangebot inklusive einer Miniaturstern-warte im Dachgeschoss auf der einen und das »Theater derFreundschaft« auf der anderen Seite. Es ist heute das einzigestaatliche Theater für junges Publikum. Das »Haus der Kinder«schloss 2001, heute befindet sich in den Räumen die Puppen-spielabteilung der Hochschule für Schauspiel »Ernst Busch«.

weiter geradeaus entlang Parkaue bis Str. 77, nach rechts abbiegen, bis Deutschmeisterstraße, nach links abbiegen

AOK Gebäude

Das Gebäude an der Deutsch-meisterstraße, Ecke Parkaue,wurde von dem ArchitektenWilhelm Grimme 1927/28 fürdie Allgemeine Ortskranken-kasse (AOK) entworfen. Es ge-hört zu einer Reihe von Groß-verwaltungsgebäuden, die zwi-schen 1910 und 1930 in deut-schen Großstädten für die Ortskrankenkasse gebaut wurden.Schon ein Jahr zuvor ließ die AOK in Hamburg-Borgfelde einenähnlich gestalteten Wohn- und Geschäftsbau errichten. In derDDR nutzte der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund das Ge-bäude. Nach der Wiedervereinigung erhielt die AOK das Ge-bäude zurück und nutzt es seitdem wieder als Verwaltungsbau.

bis Möllendorffstraße, nach rechts abbiegen, bis Frankfurter Allee, nach rechts zum Ausgangspunkt

der FußtourU-Bahnhof Frankfurter Allee

0,2

kms

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kms

31

Deutschmeisterstraße 16 28

Parkaue 29 27

AOK Gebäude r

Stadtpark Lichtenberg

Der Park geht zurück aufeinen Gutspark, den GeneralWichard von Möllendorff ab1798 anlegen ließ. Hier stan-den Treibhäuser, Orangerien,Sonnen- und Lusthäuser. Imbotanischen Garten wurden

seltene und exotische Bäume gepflanzt. Nach Möllendorffs Todkaufte der Armeelieferant Dotti das Anwesen. Teile veräußerteer wiederum an einen Wachstuchfabrikanten. 1907 erwarb danndie Stadtgemeinde das Grundstück, Parkaue genannt. 1910 ent-stand dann der öffentliche Bürgerpark. Nach dem Zweiten Welt-krieg entstand während der Aufräumarbeiten aus zusam-mengetragenem Schutt der Helenenhügel, ein bei Kindern be-liebter Rodelberg. Im Park befinden sich diverse Kunstwerke,die in den 1960er Jahren aufgestellt wurden und eine DDR-typi-sche Ästhetik widerspiegeln. Ein Beispiel ist eine Kindergruppevon 1965 mit Musikinstrumenten und in Pionierkleidung.

im Park gleich erster Weg nach rechts

Stadion »1.Mai«

Der frühere Spielplatz im Lich-tenberger Stadtpark wurde aufGeheiß der Sowjetischen Mili-täradministration zum Stadionausgebaut und am 1. Mai 1951dem Zentralen Haus der Jun-gen Pioniere übergeben. DieSanierung der Anlage mit Be-sucherterrassen aus Bruch-steinmauerwerk wurde am 7.Mai 2009 mit der feierlichen

Wiedereröffnung abgeschlossen. Nutzer sind u. a. der SV Bau-Union, ein Bogenschützenverein und umliegende Schulen. DieBesonderheit ist die moderne Bogenschießanlage, die auch fürgrößere Wettbewerbe geeignet ist.

zurück zum Weg, abbiegen nach rechts, geradeaus

Tour 2 Stadtpark Lichtenberg t

0,1

kms

0,3

kms

30

Scheffelstraße/Paul-Junius-Straße25

Im Stadtpark Lichtenberg26

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Lichtenberg entdecken

1An der Grenze zu Brandenburgs weiter Landschaft gelegen ist Hohen-schönhausen seit der Bezirksfusion 2001 Bestandteil des Verwaltungsbe-zirkes Lichtenberg von Berlin. Durch einen SED-Beschluss wurde ausder bis 1985 zu Weißensee gehörenden ehemaligen Landgemeinde einselbständiger Bezirk. Die zwischen 1984 und 1989 errichtete Großsied-lung Neu-Hohenschönhausen war das letzte Prestigeobjekt des DDR-Bau-programms. Der heutige Ortsteil Alt-Hohenschönhausen vereinigt diejahrhundertalte dörfliche Geschichte mit der im 20. Jahrhundert auch denBerliner Osten erreichenden industriellen Erschließung. KleinstädtischeSiedlungsformen und Reformbauten bekannter Architekten ergänzen ei-nander. Die naturnahe Seen- und Parklandschaft zwischen Ober- undOrankesee ist das ideale Terrain für das letzte von Ludwig Mies van derRohe in Deutschland gebaute Einzelwohnhaus.

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Hohenschönhausen

Alt-Lichtenberg

Die philanthropische Gründung der Deutschen Kaiserin ist ein Mythos.Zwei Kleinhäuser für arme Familien von 1894 stehen der Ansiedlung vonStadtvillen des aufstrebenden Bürgertums gegenüber. HerrschaftlicheJagd – und Pferderennen machten den Vorort zum Magneten der Wohl-habenden. Kaiser Friedrich Wilhelm II. traf in einem eigens errichtetenPavillon zu seinen Rennbahnbesuchen ein. Im Prinzenviertel wurde sei-nen Familienmitgliedern die Ehre von Straßennamen zuteil. Eine Vorort-idylle am Ostend Berlins, die jene anzog, die am Westend noch nicht Fußfassen konnten, unter ihnen Hedwig Courths-Mahler. Auch andere Pro-minenz wohnte hier, so Ernst Torgler, Fraktionschef der KPD und Ange-klagter im Reichstagsbrandprozess. Das Jahr 1945 erteilte dem Ortsteileinen Platz in der Weltgeschichte. Die deutsche Wehrmacht gestand imOffizierskasino der Festungspionierschule ihre bedingungslose Kapitula-tion ein. Karlshorst wurde zum Standort der Sowjetischen Militäradmi-nistration in Deutschland. Viele der hier wohnenden Menschen verlorenihre Häuser an die Besatzungsmacht. Die nannte den Ortsteil »Karlowka«,bis ihr Nachfolger aus der Russischen Föderation 1994, getrennt von denanderen Siegermächten, verabschiedet wurde.

3 Karlshorst

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