Transversaler Hypermobilitäts Stresstest - Manueller ... · Transversaler Hypermobilitäts- Stress...

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FussSprungg 14 (2016) 187—194 Online verfügbar unter www.sciencedirect.com ScienceDirect Special Issue Original Article Transversaler Hypermobilitäts Stresstest - Manueller Valgus-Varus Stresstest am 1. Strahl unter Darstellung im ap Röntgenbild Transverse hypermobility stress test Christian Kinast , Mohamed Karray Orthopädie Zentrum Arabella Park, Zentrum für Fuß und Sprunggelenk München, Deutschland Eingegangen am 22. Juli 2016; akzeptiert am 6. Oktober 2016 Online verfügbar seit 18. November 2016 SCHLÜSSELWÖRTER Hypermobilität; Metatarsus primus varus; Hallux valgus; Stabilität; Metatarso-Cuneifome Gelenk; Tarsometatarsalgelenk Zusammenfassung Hintergrund: Die Mobilität des 1 Strahls in transversaler Richtung fand bisher wenig Beachtung. Methoden: Die Messungen (n= 50) des Intermetatarsalwinkels IM im ap Röntgenbild vergleichen die Messungen im Stehen und beim präoperativen Varus- und Valgusstress und nach Release der Kapsel vom M 1 Kopf. Resultate: Der präoperative Valgusstresstest im Liegen zeigt IM , die den IM im Ste- hen entsprechen (IM 16 ). Nach Release der medialen und lateralen Kapsel werden vergrößerte IM bei 2 Drittel der Füsse gemessen. Schlussfolgerungen: Der transversale Hypermobilitäts-Stress-Test ermöglicht die intraoperative Testung und Vermessung der Mobilität des 1. Metatarsale gegen- über dem 2. Metatarsale. Der Valgusstresstest mit maximaler Varisierung des M1 entspricht dem Intermetatarsal-Winkel, der im Stehen gemessen wird. Die maximale Varisierung des M 1 beim Valgusstresstest nach dem Release des Metatarsale 1 Kopfes zeigt in diesem Patientenkollektiv zu einem Drittel stabile Verhältnisse im metatarso-tarsalen Übergang, einem Drittel mässig mobile IM 4-5 und zu einem Drittel hypermobile IM >5 Verhältnisse. Korrespondenzadresse: Dr. med. Christian Kinast, Orthopädie Zentrum Arabella Park München Zentrum für Fuß und Sprunggelenk München, Englschalkinger Str. 12, 81925 München, Deutschland. Tel.: +089 99909780; 089999097877. E-Mail: [email protected] (C. Kinast). http://dx.doi.org/10.1016/j.fuspru.2016.10.001

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Online verfügbar unter www.sciencedirect.com

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pecial Issue Original Article

ransversaler Hypermobilitäts Stresstest -anueller Valgus-Varus Stresstest am 1. Strahlnter Darstellung im ap Röntgenbild

ransverse hypermobility stress test

hristian Kinast ∗, Mohamed Karray

rthopädie Zentrum Arabella Park, Zentrum für Fuß und Sprunggelenk München, Deutschland

ingegangen am 22. Juli 2016; akzeptiert am 6. Oktober 2016nline verfügbar seit 18. November 2016

SCHLÜSSELWÖRTERHypermobilität;Metatarsus primusvarus;Hallux valgus;Stabilität;Metatarso-CuneifomeGelenk;Tarsometatarsalgelenk

ZusammenfassungHintergrund: Die Mobilität des 1 Strahls in transversaler Richtung fand bisher wenigBeachtung.Methoden: Die Messungen (n= 50) des Intermetatarsalwinkels IM◦ im ap Röntgenbildvergleichen die Messungen im Stehen und beim präoperativen Varus- und Valgusstressund nach Release der Kapsel vom M 1 Kopf.Resultate: Der präoperative Valgusstresstest im Liegen zeigt IM◦, die den IM◦ im Ste-hen entsprechen (IM◦16◦). Nach Release der medialen und lateralen Kapsel werdenvergrößerte IM◦ bei 2 Drittel der Füsse gemessen.Schlussfolgerungen: Der transversale Hypermobilitäts-Stress-Test ermöglicht dieintraoperative Testung und Vermessung der Mobilität des 1. Metatarsale gegen-über dem 2. Metatarsale. Der Valgusstresstest mit maximaler Varisierung des M1entspricht dem Intermetatarsal-Winkel, der im Stehen gemessen wird.

Die maximale Varisierung des M 1 beim Valgusstresstest nach dem Release desMetatarsale 1 Kopfes zeigt in diesem Patientenkollektiv zu einem Drittel stabileVerhältnisse im metatarso-tarsalen Übergang, einem Drittel mässig mobile IM◦ 4-5◦

und zu einem Drittel hypermobile IM◦ > 5◦ Verhältnisse.

∗ Korrespondenzadresse: Dr. med. Christian Kinast, Orthopädie Zentrum Arabella Park München Zentrum für Fuß und Sprunggelenkünchen, Englschalkinger Str. 12, 81925 München, Deutschland. Tel.: +089 99909780; 089999097877.

E-Mail: [email protected] (C. Kinast).

ttp://dx.doi.org/10.1016/j.fuspru.2016.10.001

188 C. Kinast, M. Karray

KEYWORDSHypermobility;Metatarsus primusvarus;Hallux valgus;Stability;Metatarso-cuneifomejoint;Tarso-metatarsaljoint

SummaryBackground: Little attention has been paid to first ray mobility in the transverseplane.Methods: The measurements (n = 50) compare the intermetatarsal angle (IM◦) in apx-rays preoperatively standing and intraoperatively supine under varus- and valgusstress and after medial and lateral capsular release of the first metatarsal head(M 1).Results: The preoperative valgus stress test in the supine position equals the mea-surements in the ap standing position (IM◦= 16◦). After capsular release of M 1 andvalgus stress test, the IM◦ increased in two-thirds of the treated sample.Conclusions: The transverse hypermobility stress test enables intraoperative testingand measurement of the mobility of the first metatarsal against the second metatar-sal. The valgus stress test with maximal varisation of M1 equals the preoperative apstanding x-ray IM◦ measurement.In this patient sample, the maximum varisation in the valgus stress test after releaseof the M 1 head demonstrates stable relations at the metatarsal-tarsal junction inone-third of the cases, one-third moderate mobile IM◦ 4-5◦, and one-third hypermo-

Tabelle 1 Röntgen ap bei den zur Vermessung vor-liegenden Tests.

T 0 präop. Röntgenbild im StehenT 1 präop Röntgenbild im LiegenT 2 präop Rö. im L. mit ValgusstressT 3 präop Rö. im L. mit VarusstressT 4 Rö. i. L. n. distal. Release mit Valgusstress

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Einleitung

Der Intermetatarsalwinkel stellt ein wesentlichesKriterium dar bei der Wahl des Operationsver-fahrens zur Hallux valgus Korrektur. Die Winkel-beziehung des 1. zum 2. Mittelfussknochen istdynamisch und ändert sich in Abhängigkeit von derBelastung. Deshalb werden ap Röntgenbilder vombelasteten ganzen Fuß für die präoperative Bewer-tung und Indikationsstellung gefordert [1,2]. DiesesBewertungskriterium allein scheint aber nicht aus-zureichen, um der Bewertung der Mobilität des 1.Strahls gegenüber dem 2. Strahl bzw. dem übrigenFußskelett gerecht zu werden. Es erscheint dahersinnvoll zu sein, die Mobilität des 1. Stahls objekti-vierbar - messbar zu machen [3,4]. Klaue hat einenApparat beschrieben, der die vertikale Relativbe-wegung des 1. gegenüber dem 2. Strahl mechanischmisst [5—10]. Klinisch kann diese vertikale Rela-tivbewegung durch Verschiebung des 1. gegenüberdem 2. Strahl abgeschätzt werden [11,12]. Maß-geblich für die Abspreizung des 1. Stahls bei derHallux valgus Deformität ist aber die Auslenkungdes 1. Strahls gegenüber dem 2. Strahl in der trans-versalen Ebene [3,4,13]. Bei der Beurteilung wurdedeshalb vom Autor ein Test angewandt, der dieseAuslenkung nach medial darstellt. Diese Varus-bewegung des 1. Mittelfußknochens kann unterdigitaler Röntgenbilddarstellung festgehalten unddokumentiert werden.

Es wurde ferner die Beobachtung im Verlauf

der operativen Rekonstruktion des Hallux valgusgemacht, dass nach Ablösung der medialen Kap-sel und Durchführung des lateralen Release dieseVarusbewegung des 1. Strahls in unterschiedlichem

Hnmd

T 5 Rö.i. L. n distal Release mit Varusstress

aße interindividuell zunimmt. Dies gab Anlassur vorliegenden Untersuchung mit dem Ziel dienterschiedliche Varusbeweglichkeit des 1. Strahlsegenüber dem 2. Strahl an einem größeren Kol-ektiv manuell zu untersuchen, im Röntgenbild zuokumentieren und zu vermessen, mit der Vorstel-ung verbesserte Auskunft über die Mobilität des 1.trahls zu erhalten und so verbesserte Kriterien zureurteilung des Fußes zu erhalten (Tabelle 1abelle 2 Tabelle 3 Tabelle 4).

aterial und Methoden

ei 50 weiblichen Patienten mit einem Durch-chnittsalter von 57 Jahren (SD 11; min. 22 -ax. 76), die zur Hallux valgus Rekonstruktion

nstanden, wurden konventionelle ap (15◦ gekippteöhre) und seitliche Röntgenbilder im Stehen imeidbeinig gleich belasteten Stand gemacht.

Intraoperativ wurde in Allgemeinanästhesieit Larynxmaske und Fußblock der manuelleypermobilitäts-Stresstest in Rückenlage vorge-

ommen. In gleicher Weise wurde der Test nachedial seitlicher Eröffnung der Haut, Ablösunger medialen Gelenkkapsel und Durchführung des

Transversaler Hypermobilitäts- Stress Test 189

Tabelle 2 Intermetatarsal Winkel bei den Tests 1- 5 (siehe auch Tab. 1).

Minimum◦ Maximum◦ Mittelwert◦ Standard Abw 1 S◦

Präop Rö.stehend 10.8 21.7 16.1 2.8Präop ohne Stress T1 8.1 20.6 13.5 3.1Präop Valgus Stress T2 11.0 24.0 16.0 3.2Präop Varus Stress T3 4.6 16.0 10.8 2.5Release Valgus Stress T4 14.0 26.0 19.6 3.5Release Varus Stress T5 6.2 19 10.7 2.8

Tabelle 3 Intrinsische Metatarsocuneiforme Stabili-tät.Intermetatarsalwinkel bei präoperativem Val-gus —Stress (T2) / Valgustress nach Release (T4)(Varusstress auf das Metatarsale 1).Es wurde die Differenz des IM Winkels zwischenpräoperativem Test ohne Release und nach Releasegebildet.

Differenz T 4 — T 2 % N

0-3◦ 34.5 174-5◦ 31 16>5◦ 34.5 17

Tabelle 4 Gesamte transversale Beweglichkeit Dif-ferenz zwischen Varus- und Valgus-Test.

Diff. Winkel x SD min max

Präop T2 5.2◦ 2.8◦ 0◦ 12◦

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Abb. 1. (T1) Positionierung des Patienten auf dem OPTisch, Fixierung mit der gegenseitigen Hand, Manipula-tion des Großzehen mit den 3 Fingern der gleichseitigenHand

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Release T4 9.2◦ 3.5◦ 3◦ 18◦

ateralen Release mit Durchtrennung des Ligamen-um metatarso-sesamoideum vorgenommen.

er Hypermobilitäts- Stresstest

er Fuss wird über die OP-Tischkante überhängendelagert. Der Empfänger des Mini C-Arm (Fluros-an Hologic) wird der Fußsohle so angenähert, soass die Oberfläche des Empfängers parallel zurußsohle positioniert wird (Abb. 1).

Mit der gegenseitigen Hand des Untersuchersird der Fuß von dorsal die Ferse umfassend sta-ilisiert und in dieser Position beim nachfolgendentresstest fixiert und ein Röntgenbild gemacht (T1)Abb. 5). Mit der gleichseitigen Hand des Untersu-hers wird die Großzehe mit Daumen, Zeige- undittelfinger in Valgusstellung gehalten und maxi-

aler axialer und lateraler Stress auf den erstenittelfusskopf über die Gelenkfläche des Groß-ehens gegeben (Abb. 2). In dieser Position deraximalen Varisierung des 1. Mittelfussknochens

VuvG

bb. 2. Testvorgang für T2 und T4 im OP sind identisch:ntraoperativ nach Release Valgusstresstest (T4)

rfolgt ein weiteres Röntgenbild (T2) (Abb. 6). Deralgusstress des Großzehen wird dann umgekehrt

nd in gleicher Weise wird die Großzehe maximalarisiert und von medial über die Gelenkfläche desroßzehen Stress auf den Metatarsalekopf gegeben

190 C. Kinast, M. Karray

Abb. 3. Testvorgang für T3 und T5 im OP sind identisch:

Abb. 4. Messung des Intermetatarsalwinkels n. Venningu. Hardy Röntgen ap im Stehen (IM◦ 17◦)

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Intraoperativ nach Release Varusstresstest nach Release(T5)

(Abb. 3). In dieser Position der maximalen Valgisie-rung des Metatarsale1 erfolgt ein weiteres Röntgen(T3) (Abb. 7). Der Valgusstresstest mit maximalemStress auf das Metatarsale 1 in Varusrichtung wirddann nach Release wiederholt (Abb. 2) und ein 4.Bild fixiert. In gleicher Weise wird der Valgus-Testnach dem medialen Kapselrelease und lateralemRelease vorgenommen (T4) (Abb. 2) und anschlie-ßend der Varus-Test (T5) (Abb. 3) und im digitalenRöntgen mit dem Mini C-Arm (Fluroscan Hologic)dokumentiert (Abb. 8 und 9).

Die Röntgenbilder im Stehen werden auf einerdigitalen Bildplatte (Fuji Film DR D-Evo G35i) über-nommen und in das dicompacs übertragen. DieMini C-Arm Bilder (Fluroscan Hologic) werden nachexterner Speicherung in das dicompacs Oehm undRehbein übertragen. Mit den digitalen Messmög-lichkeiten des pacs Systems wurden die Bilder vomZweitautor vermessen und ausgewertet.

Die Messungen wurden vorgenommen am Rönt-genbild gemäß der von Vennnig u Hardy 1951und vom Committee of the American OrthopaedicFoot & Ankle Society 2002 beschriebenen Methode[1,14,15,33]: (Abb. 4—9)

Bei 2 Messungen mit maximalem Valgusstress desGrosszehen wurde der maximale Wert in die Aus-wertung einbezogen. Die Differenz zwischen Test1 und 2 für die Valgisierung betrug maximal 1◦ sodass bei der statistischen Auswertung von Messung1 und 2 im Mittel eine Abweichung 0 +/- 1◦ gefundenwurde.

Resultate

Der präoperative Winkel IM◦ im Stehen betrug 16.1◦(SD 2.85; Min 10.8◦ - Max. 21.7◦)

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bb. 5. (T1) Präoperativ im Liegen ohne Stress (IM◦ 15◦)

Der M1 M 2 Index gemessen nach Maestro [16]etrug -4.3 mm (SD 2.55; Min. — 11.9 mm - Max.mm) bei einer M 1 Länge von 64.5 mm (SD 3.61,in. 54 mm — Max. 71 mm) im ap Röntgenbild

emessen. Das heißt, dass in der Mehrzahl der Füßein Index minus vorlag (Tabelle 2). Tabelle 5 stelltas Signifikanz Niveau nach Pearson p 0.01 und 0.05ar.

Transversaler Hypermobilitäts- Stress Test 191

Abb. 6. (T2) Präoperativ im Liegen Valgusstresstest ohneRelease (IM◦18◦)

A(

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Abb. 8. (T4) Intraoperativ Valgusstresstest nach Release(IM◦ 21.5◦)

Abb. 9. (T5) Intraoperativ nach Release Varusstresstest(IM◦12.1◦)

Tabelle 5 Signifikanz Niveau nach Pearson p 0.01 und0.05.

T0 T1 T2 T3 T4 T5

T0 0.01 0.01 0.01 0.01T1 0.01 0.01 0.01 0.01T2 0.01 0.01 0.01 0.01

bb. 7. (T3) Präoperativ im Liegen VarusstresstestIM◦12.7◦)

ntermetatarsal Winkel (IM◦)

s wurde der Messwert des Fußes im Liegen mitalgusstress vor der OP mit dem nach Release ver-lichen, um zu analysieren welche Füße eine hohe

ntrinsische Stabilität des proximalen metatarso-arsalen Übergangs besitzen. Es zeigte sich, dassei der vorgenommenen Differenzierung in 3 Grup-en: je ein Drittel stabil 0-3 mm, mäßig

T3 0.01 0.01 0.01 0.01T4 0.01 0.01 0.01 0.01T5 0.05

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192

4 u. 5 mm mobil und ein Drittel hypermobil> 5 mm waren. Gemessen wurde die Winkelverän-derung zwischen Metatrasale 1 und 2 (siehe Tabelle3). In der Regel wurde wenig Medialisierung derübrigen Metatarssale 2- 5 festgestellt, jedoch gibtes auch eine Gesamtbewegung der Metatarsalia imtarsomeatatarsalern Übergang und eine Mobilitätin der transversalen Ebene des ersten Strahlsgegenüber dem übrigen Tarsus, der aber hier nichtausgewertet werden konnte, da die Darstellung imzweidimensionalen Röntgenbild nicht für uns beidieser Art der Untersuchung wahrnehmbar war undv.a. nicht messbar ist.

Bei Ausführung des Valgustestes und nachfol-gend des Varustestes wird die gesamte transversaleBeweglichkeit des Metatarsale 1 dargestellt inklu-sive vertikaler Bewegung und Rotation. Die gemes-sene transversale Gesamtbeweglichkeit betrug imDurchschnitt 5.2◦ (SD 2.8; 0 - 12) nach Ablösungder medialen Kapsel und lateralem Release wurdeim Durchschnitt 9.2◦ (SD 3.5; 3◦ - 18◦) ermittelt(Tabelle 4).

Die Sesambeinposition wurde gemäß der vonMaestro [16] angegebenen Technik vermessen. Eswurde die Distanz zwischen Metatarsale 2 und late-ralem Sesambein gemessen und lag beim Röntgenim Stehen präoperativ bei durchschnittlich 14.2 mm(SD 1.8 mm; Min. 11 mm, Max. 19 mm) beimliegenden Patienten in Ausgangsstellung präop.10 mm (SD 1.6 mm; Min. 7.6 mm, Max. 14 mm),beim Valgusstresstest ohne Release im Durchschnitt13.3 mm (SD 2.2 mm; Min 9.3 mm, Max. 13.3 mm);beim Varusstresstest 9.0 (SD 2.6 mm; Min. 4.3 mm,Max. 14.0 mm). d.h. die Sesambeine befinden sichnicht in einer festen Position gegenüber M2, son-dern bewegen sich mit dem M 1 Kopf mit beiVarus- und Valgusstress des Grosszehen ohne late-rales Release.

Diskussion

Die Skelettanteile des Fußes sind dreidimensionalim Raum orientiert und verändern ihre Stellungzueinander in Abhängigkeit von dem Funktionszu-stand. Selbst in der stehenden Position gibt esVeränderungen in Abhängigkeit, ob ein entspannterStand, korrigierter Stand, einbeiniger oder beidbei-niger Stand eingenommen wird [17,31]. Beim Pesplano valgus besteht eine Rückfußvalgus Stellung,die zur Entkopplung der osteoligamentären Ver-riegelung führt. So wird eine Vorfußelevation und

eine Hypermobilität der medialen Säule beschrie-ben [18,19,32].

Die Hallux valgus Deformität wird häufig in Kom-bination mit einem Rückfußvalgus gefunden, so

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C. Kinast, M. Karray

ass der Hallux valgus als Folge des Pes plano val-us angesehen wird [10,18,20,21]. Hierbei wird vorllem auf die vertikale Hypermobiltät hingewiesen32]. Im Gegensatz dazu ist aber bei der Halluxalgus Deformität in erster Linie die Varusstellunges Metatarsale 1 auffällig [3,4,20]. Die Korrekturer Medialisierung steht im Vordergrund bei allenodernen Operationsverfahren zur Korrektur desallux valgus [11,12]. Klaue hat einen Apparat zurermessung der vertikalen Bewegung des Metatar-ale 1 gegenüber dem Metatarsale 2 beschrieben,obei er wie auch andere Autoren die Mobili-

ät in der transversalen Ebene wenig Beachtungchenken [6—10,22]. Biomechanische und radiolo-ische Studien zeigen, dass die Bewegungsachsees Metatarso-Cuneifomen Gelenkes 45 -60◦ in derorsomedialen Richtung verläuft [3,13,23—26]. Dieetrachtungen des Operateurs orientiert sich anen ap und seitlichen Röntgenaufnahmen im Ste-en [27]. Füsse mit einer erhöhten Beweglichkeitm tarsometatarsalen Übergang zeigen also einelevation gegenüber dem Rückfuss im seitlichenild und eine medialisierte Stellung des Metatar-ale 1 im Verhältnis zum Metatarsale 2. Es liegt alsommer eine Stellungsänderung im Raum vor, die aufie 2-dimensionale Abbildung im Röntgen projiziertargestellt wird [19]. Es ist eine kombinierte Bewe-ung aus dorsaler Extension, Adduktion / Varsierungnd Rotation [26]:

Im Operationssaal liegt der Patient in der Regelit einem im OSG plantar flektiertem unbelastetem

uß. Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt,ass die Varusstellung des Metatarsale 1 geringerm Liegen ist, als die auf den Röntgenbildern, anenen sich der Operateur zur Korrektur orientiert,ie im Stehen gemacht wurden [28]. Um die Mobi-ität des ersten Strahls auf dem Operationstischeurteilen zu können, hat sich in unseren Händener hier beschriebene Test bewährt. Es zeigte sichm Rahmen unserer Studie, das die maximale Vari-ierung des Metatarsale 1 im Valgusstresstest desetatarsophalangeal Gelenkes der Darstellung imöntgenbild im Stehen entspricht (p = 0.01). Der imtehen gemessene IM Winkel entsprach mit kleinerbweichung von +/- 1◦ dem im Valgusstresstest. Iner hier betrachteten Gruppe lag der mittlere IMinkel im Stehen bei 16. 1◦ mit einer SD von 2.8◦

nd beim intraoperativen Stresstest bei 16.0◦ SD.2◦ (T0 / T2 p = 0.01).

In der sagittalen Ebene stabilisieren das Lig.etatarso-cuneiforme mediale der Peroneus longusnd Flexor hallucis longus [3,25]. In der transver-

alen Ebene destabilisiert die Aktivität der Flexorallucis longus das in Varus stehende Metatarsale 1nd führt zu einer vermehrten Varusstellung [29].ei Verringerung des Intermetatarsal Winkels durch

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ransversaler Hypermobilitäts- Stress Test

ine korrigierende Osteotomie verringert sich dieobilität im Metatarsocuneiformen Gelenk durchie Zentrierung und Anspannung der Plantarfascie12,19,29].

In der Regel werden Verlaufsergebnisse von Hal-ux valgus Korrekturen im Mittel der erreichtenallux valgus Korrektur und der IM Winkel-Korrektureschrieben [2].

Jeuken et al. zeigten, dass der Intermetatarsalinkel nach im Mittel von 14 Jahren bei mehr als

0% der operierten Füße sowohl nach Scarf wie auchhevron Osteotomien eine ähnliche Position einge-ommen hatten wie vor der operativen Korrektur30].

In der hier vorliegenden Studie wurde vor demntraoperativen Test der maximalen manuellenedialisierung und Lateralisierung des Metatarsaledie mediale Gelenkkapsel des Metatarsopha-

angealen Gelenkes vom Metatarsale 1 Kopfbgelöst und über einen transartikulären Zugangie Metatarso-Sesamoidalen Kapselbandverbindun-en durchtrennt, um eine Rezentrierung desetatarsale 1 Kopfes nach distaler Osteotomiend Verschiebung des Kopfes nach lateral zurmöglichen. Nach diesem Release wurde der Val-usstresstest mit Varisierung des Metatarsale 1urchgeführt und in dieser Position die Dokumen-ation im digitalen Röntgenbild vorgenommen undachfolgend vermessen. Es zeigte sich bei der hieretrachteten Gruppe von Hallux valgus Deformi-äten eine variable Zunahme des Intermetatarsalinkels [14,15]. Ein Drittel (34.5%) der Messwerte

eigte eine Zunahme des Intermetatarsalwinkelsach Release im Vergleich zum Messwert ohneelease und Eröffnung der Haut von 0 — 3◦ alsoine hohe intrinsische Stabilität des Metatarso-uneiformen Gelenkes. Ein Drittel 31.5% wiesenine mäßige Mobilität von 4- 5◦ auf und 34.5% vonehr als 5◦ auf.Die distalen Strukturen tragen bei zur Stabilisie-

ung des Metatarsale 1 an das Metatarsale 2. Wer-en diese distalen Strukturen abgelöst, tragen dieroximalen Strukturen in unterschiedlichem Maßur Stabilisierung bei [3,25,29]. Es gibt also Füßeit hoher intrinsischer Metatarso-Cuneiformer Sta-ilität und Füße mit einer Hypermobilität imetatarso-Cuneiformen Übergang.Für die operative Korrektur der Hallux val-

us Deformität bedeutet das, das die mit hoherarso-metatarsaler-Stabiltät weniger auf die stabileekonstruktion des distalen Kapselbandappara-es angewiesen sind und die hypermobilen Füße

ine dauerhaft stabile Rekonstruktion der dista-en Strukturen bedürfen. Weitere Studien sollteneigen, ob eine distale Rekonstruktion mit resor-ierbaren oder nichtresorbierbaren Fadenmaterial

193

usreichend ist oder zusätzliche Fixierungsmaß-amen mit Schrauben oder flexiblen Fäden oderändern im Sinne eines internal bracings sinnvollnd ausreichend für eine nachhaltige Verkleinerunges Intermetatarsal-Winkels im Rahmen der Halluxalgus Rekonstruktion sind. Durch die intraopera-ive Evaluierung der Mobilität des Metatarsale 1ieße sich auch besser die Patientengruppe defi-ieren, die eine Lapidus-Arthrodese mit Fusion desetatarsale 1 an das Metatarsale 2 bedarf und wel-he Patienten einer modifizierten Lapidusfusion desetatarso-Cuneiformen Gelenkes ausreichend ver-

orgt sind.

nteressenkonflikt

. Kinast und M. Karray haben sich an der Studieeteiligt. Das Material wurde nicht andernorts ein-ereicht. Es gab keine anderen Mitarbeiter in diesertudie. Es gab keine Finanzierung von anderer Seitend es wurde keine Assistenz beim Schreiben innspruch genommen.

iteratur

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