Traum von einer gerechten Welt · 2018. 8. 28. · sptantike Manuskripte und als eines der l testen...

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N ur ein paar Stunden zuvor an glei- cher Stelle: ein offenkundig be- trunkener Mann brüllt „Rock ’n’ Roll, Alda!“ in Richtung der Bühne und rutscht dann in der Pfütze seines verschüt- teten Biers aus. Das war beim The-Cure- Konzert, und vermutlich wäre er bei Vol- beat besser aufgehoben gewesen. Denn das dänische Quartett spielt am Montag Musik, zu der man problemlos etwas Bier ver- schütten kann. „Hoi – Hoi – Hoi“, versucht der Sänger und Gitarrist Michael Poulsen die 12 000 Zuschauer in der ausverkauften Schleyerhalle zu animieren. Es gibt schwie- rigere Jobs, denn bereits beim ersten „Hoi“ blickt Poulsen auf ein Meer aus Fäusten und spaßbereite Fans, die auch „Wurstsa- lat“ gebrüllt hätten, wenn er freundlich da- rum gebeten hätte. Das Missverständnis, Volbeat sei „Ro- ckabilly Metal“ oder gar der Elvis des Heavy Metal, fegt das Quartett mit den ersten Tö- nen vom Tisch. Die Kraft von „The Devil’s Bleeding Crown“ oder „Heaven Nor Hell“ liegt in der inhaltlichen Verknappung be- ziehungsweise darin, Heavy Metal, Punk und Rock ’n’ Roll auf den kleinsten Nenner herunterzubrechen: Druck, Alltagsflucht, Party, Lautstärke. Rockabilly oder Country fungieren hier höchstens als lässiges Acces- soire. Die stumpfe Brachialgewalt, mit der Volbeat „I Only Wanna Be With You“ von Dusty Springfield in die Halle prügeln, gleicht einem, der mit dem Vorschlagham- mer ins Bierzelt marschiert und fragt, wo denn, bitte schön, die Party stattfindet. Mit glockenheller Stimme haut Poulsen ein ums andere Mal seine hymnischen Lie- der über miese Zeiten, echte Liebe, Durch- halten und Sich-treu-Bleiben in die Halle – populistisch im besten Sinne und fast schamlos eingängig. Ob „Seal The Deal“ oder eine Hommage an den vor exakt einem Jahr verstorbenen Brandon Carlisle, Drummer der US-Punkband Teenage Bott- lerocket – Volbeat halten die positiven Ge- fühle hoch wie einen Pokal. Denn keiner braucht einen Stinkstiefel auf der Party. Poulsen genießt das sichtlich und läuft immer wieder über die Bühnenrampen, um das Ausmaß seiner Feier besser überschau- en zu können. Und irgendwann ist auch un- erheblich, dass er fast nur deckungsgleiche Lieder schreibt. Das hier ist eventorientier- te Gebrauchsmusik, Kumpelrock. Nach knapp 90 Minuten bekommt der Gitarrist Rob Caggiano Torten ins Gesicht. Das hat sich der frühere Gitarrist der Thrash-Me- tal-Legende Anthrax redlich verdient: so etwas passiert, wenn man den 40. Geburts- tag auf der Bühne verbringt. Alles Gute. Konzert Die Metalband Volbeat verbreitet in der Schleyerhalle gute Laune. Von Michael Setzer Stumpfe Brachialgewalt Traum von einer gerechten Welt E s sind Überlebenskünstler, die sich mit Komik, Komödiantik und Musik durchs Leben schlagen. „Niemands- kinder“ hat sie der schwedische Autor Hen- ning Mankell genannt, und mit ihnen in Maputo, der Hauptstadt von Mosambik, ein Theaterstück entwickelt. Edith Koer- ber, Intendantin der Tri-Bühne, wünscht sich, dass dieses Stück zu einem der Höhe- punkte des 13. Stuttgarter Europa Theater Treffens (SETT) wird. Denn Themen wie Sehnsucht, Migration und Flucht ziehen sich wie ein roter Faden durch das Festival, das vom 11. November bis zum 3. Dezember in der Tri-Bühne stattfindet. Edith Koerber nennt das Festival im Gespräch denn auch „ein Treffen der armen Theater“. Frau Koerber, warum sprechen Sie von „ar- mem Theater“? Stadt und Land haben das SETT-Festival doch ordentlich ausgestattet. Theater, vor allem kleinere Theater kön- nen sich auch in Deutschland immer weni- ger feste Ensemblemitglieder leisten. Viele Schauspieler und Musiker arbeiten mit be- fristeten Zeitverträgen. Noch schwieriger ist es in anderen Ländern, aus denen wir Ensembles nach Stuttgart einladen. Die müssen wir in jedem Fall kräftig unterstüt- zen. Wir sind froh, dass Stadt und Land das SETT finanziell fördern und den kulturel- len Austausch eher armer Theater über- haupt erst ermöglichen. Alle reisen mit kleinem Theatergepäck an. Das Ensemble Ararat Theater aus dem irakischen Erbil kommt sogar ganz ohne Bühnenbild nach Stuttgart. Doch auch diese Produktion hat etwas Besonderes: Fadil Jaf hat „Emigran- ten“ von Slawomir Mrzoek aus dem Polni- schen ins Kurdische übersetzt. Inzwischen gibt es sehr viele Theater- und Tanzfestivals in Stuttgart. Wo sehen Sie in diesem breiten Angebot Ihren Platz? Ich denke, dass jedes Festival ein Unikat ist und wichtig für die Stadt. Wir legen den Fo- kus auf gesellschaftspolitische Themen, die Europa betreffen und auch die globalen Zu- sammenhänge mit einbeziehen. Deshalb gibt es dieses Jahr auch Gastspiele aus Mo- sambik und dem Irak. Das Treffen ist dieses Mal dem schwedischen Schriftsteller und Theaterregisseur Henning Mankell gewidmet, der 2015 starb. Warum? Wir haben Henning Mankell bei der Kon- zeption des Festivals im Jahr 2003 kennen- gelernt. Seither haben wir immer wieder mit ihm und dem Teatro Avendia, in dessen künstlerischem Leitungsteam er war, zu- sammengearbeitet. Mit der Zeit entstand eine tiefe Freundschaft, denn uns verband die gleiche Leidenschaft: den notwendigen Traum von einer gerechten Welt immer wieder künstlerisch zu formulieren. Und jetzt kommt das mosambikanische En- semble mit „Niemandskinder“ von Hen- ning Mankell zum SETT. Sie kündigen an, den Zuschauer erwarte „ein sehr ernstes, dennoch poetisches Pro- gramm“. Worin liegt die Poesie? In der Art und Weise, wie die Ensembles ernste Geschichten erzählen wie zum Bei- spiel die über afrikanische Straßenkinder. Musik und Tanz ist ein wichtiger Haupt- darsteller nicht nur bei den Mosambika- nern. Auch die Schauspieler vom Théâtre Gérard Philipe aus Paris Saint-Denis brin- gen ihr hochmusikalisches Talent in ihre ungewöhnlichen Adaption von „Ein Kind unserer Zeit“ nach Ödön von Horváth ein. Über eine reiche Bildersprache vermittelt die Produktion „Ultimo Ratio“ der Berli- ner Truppe um die Regisseurin Nicole Oder die Poesie. Als Sujet dient der reale Fall eines Kirchenasyls. Künstlerisches Mittel neben Schauspiel und Performance sind Projektionsbilder, die von Bente Theuvsen live am Polylux gezeichnet wer- den, so verschmelzen gemalte Szenerie und Bühnenaktion. „Probebühne Europa“ heißt ein Rahmenpro- gramm, das erstmals angeboten wird. Was erwartet das Publikum bei diesem Debüt? Es sind Performances mit Menschen, die schon lange in Stuttgart leben und die es aus anderen Ländern freiwillig oder unfrei- willig hierher verschlagen hat. Wir zeigen geglückte Beispiele kultureller Verschmel- zungen – von der Liebe über die Wissen- schaft bis zum Kochtopf. Was wollen Sie und das Theater Tri-Bühne über das Festival hinaus erreichen? Wir wollen mit wenigen Mitteln Magie er- zeugen und mit Kunst und Theater mögli- che Antworten auf die Frage „Was ist Zivili- sation?“ finden. Dazu wird auch die Reihe „Probebühne Europa“ nach dem Festival fortgesetzt. Das Gespräch führte Brigitte Jähnigen. Interview Die Tri-Bühne-Intendantin Edith Koerber will mit dem 13. SETT-Festival politische Akzente setzen: Die Theaterstücke, etwa aus dem Irak und Mosambik, kreisen um Flucht und Migration. Die Tri-Bühne-Intendantin Edith Koerber widmet das SETT-Festival einem verstorbenen Freund: dem schwedischen Schriftsteller Henning Mankell. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko Auf neuen Wegen Das soll es in Zukunft regelmäßig geben: 16 junge Büros stellen sich im BDA-Wechsel- raum vor, gefördert – nomen est omen – von der Firma Jung. Jung definiert sich als nicht über 45 Jahre. Um keinen zu bevorzu- gen, präsentieren alle ihre Arbeit auf 35 postkartengroßen Feldern, kurz gefasst in der Formel: 35 x DIN A6 < 45. Hinter dem einheitlichen Format verbirgt sich natür- lich eine große Vielfalt. Gleich zwei Duo- Partnerschaften haben sich aus dem Büro Behnisch heraus selbstständig gemacht: Das Büro Yonder ist aufgefallen durch schräge graue Holzhäuser in Vorarlberg und im Allgäu. Reichel Schlaier ist es gelun- gen, bei Kärcher in Winnenden nicht nur einen großen Auftrag zu ergattern, sondern auch mit dem Kamin der ehemaligen Zie- gelei ein Stück Ortsgeschichte zu erhalten. Das Studio LTA machte sich dagegen, gefördert durch ein Gründerstipendium, direkt nach dem Studium am Leichtbau- Institut bei Werner Sobek selbstständig. Von M gewannen ohne jegliche vorherige Referenz den Wettbewerb zum Luther- Sterbehaus in Eisleben und durften dann auch bauen. MoRe, das sind Fee Möhrle und Tobias Martin Reinhardt, haben beide in Stuttgart studiert, sind dann in Freiburg und Hamburg getrennt marschiert, um nach mehreren Wettbewerbserfolgen im Geschosswohnungsbau fürderhin vereint zu schlagen. Bei Franke Seiffert liegt der Schwer- punkt auf Kindertagesstätten und anderen öffentlichen Bauten, bei Danner Yildiz aus Tübingen auf Wohnbauten. Wer sich wie Seyfried Psiuk in Schwäbisch Gmünd eta- blieren will, muss dagegen flexibel bleiben. Unterschiedliche Herangehensweisen zei- gen sich auch in der Präsentation. Steimle Architekten bringen auf den Postkarten elf kleine Modelle unter. Andere wie Coast oder Somaa, beide spezialisiert auf Innen- architektur, aber nicht nur, ironisieren den Gedanken der Kleinformat-Leistungs- schau und präsentieren sich mit einer Ku- ckucksuhr oder im Kurzvortrag zur Eröff- nung mit einer „Peep Show“, die Blicke hin- ter die Kulissen gewähren will. Gegensätze auch hier: Die beiden Architekten von Raumspielkunst, die unter anderem ganz in Schwarz das Restaurant Noir am Ma- rienplatz eingerichtet haben, legten eine überzeugende Spoken-Word-Präsentation hin, während das durchaus Performance- erfahrene Studio Umschichten mit dem durchgetakteten Format weniger gut zu- rechtkam. Mit dem ständigen Recyceln vorgefun- dener Materialien geht das Duo aus Peter Weigand und Lukasz Lendzinski jenseits konventioneller Architekturvorstellungen ganz eigene Wege. Auf ganz andere Weise tun dies auch Ferdinand Ludwig und Da- niel Schönle, die mit Konstruktionen aus lebenden Bäumen das Verhältnis von ge- bauter und natürlicher Umgebung ganz neu definieren. Ausstellung bis Montag, 28. November, geöffnet dienstags bis freitags von 10 bis 13 und von 15 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr Ausstellung Im BDA-Wechselraum präsentieren sich 16 junge Architekturbüros. Von Dietrich Heißenbüttel Neubau des Kunden- und Besucherzent- rums von Kärcher in der ehemaligen Ziege- lei in Winnenden Foto: Brigida González Vatikanbibliothek Digitalisierung schreitet voran Die vatikanische Bibliothek hat ein wert- volles Vergil-Manuskript digitalisiert und nachgedruckt. Das „Folio XXII recto“ aus der Handschriften-Sammlung „Virgilius Vaticanus“ ist laut Radio Vatikan eines der ältesten und kostbarsten Dokumente der Bibliothek. Das „Aeneis“-Manuskript wur- de demach mithilfe japanischer Technik di- gitalisiert. Die Stiftung Digita Vaticana will weitere 80 000 Manuskripte auf diese Wei- se sichern. „Wir sind froh und glücklich, dass wir unsere Manuskripte digitalisieren und sie auch online stellen können, damit die ganze Welt Zugriff darauf haben kann“, sagte der Präfekt der Bibliothek, Cesare Pa- sini, bei der Vorstellung des Nachdrucks in Rom. Das Blatt zeigt Aeneas, der laut Ver- gils (70 bis 19 v. Chr.) Epos „Aeneis“ aus Troja floh und Rom gründete, sowie seine Frau Kreusa. Der „Virgilius Vaticanus“ der auf etwa 400 nach Christus datiert wird, gilt als seltenes Beispiel für illustrierte spätantike Manuskripte und als eines der ältesten Zeugnisse der „Aeneis“. KNA Frankfurt Kinder dürfen kostenlos in Museen Kinder und Jugendliche bis 17 Jahren kön- nen von 2017 an kostenlos die Frankfurter Museen besuchen. Der Beschluss des Ma- gistrats von vergangener Woche gilt für 13 städtische Museen, wie eine Sprecherin des Kulturdezernats mitteilte. Das pädagogi- sche Angebot in den Museen solle zugleich erweitert werden. Die Stadtverordneten müssen noch zustimmen. Die 46 000 Stu- denten der Frankfurter Universität haben schon jetzt in diesen Häusern freien Ein- tritt. Dafür müssen sie einen Euro pro Se- mester bezahlen. Diese Regelung solle nach einer Probephase nun dauerhaft gelten.dpa Nürnberg Gloger wird neuer Schauspieldirektor Der Schauspiel- und Opernregisseur Jan Philipp Gloger wird neuer Schauspieldi- rektor am Staatstheater Nürnberg. Gloger soll die Nachfolge von Klaus Kusenberg zur Saison 2018/2019 antreten, wie das Haus am Dienstag mitteilte. An diesem Mitt- woch soll er bei einem Pressetermin vorge- stellt werden. Der 1981 in Hagen geborene Gloger arbeitet seit 2007 als Schauspielre- gisseur. Er inszenierte unter anderem be- reits am Bayerischen Staatsschauspiel in München, am Deutschen Theater Berlin, in Augsburg, in Essen sowie in Hamburg. Von 2011 bis 2013 war er Leitender Regisseur am Staatstheater Mainz. 2012 eröffnete seine Neuinszenierung von Richard Wag- ners „Der Fliegende Holländer“ die Bay- reuther Festspiele. dpa Karlsruhe Reformations-Schau in Landesbibliothek Die Badische Evangelische Landeskirche und die Badische Landesbibliothek präsen- tieren gemeinsam eine Ausstellung zum 500-jährigen Bestehen der Reformation. Die Ausstellung „Die Macht des Wortes – Reformation und Medienwandel“ werde vom 23. November bis zum 25. Februar in der Badischen Landesbibliothek in Karls- ruhe gezeigt, teilte die Landeskirche am Dienstag mit. Zu sehen seien Handschrif- ten, seltene Drucke der Inkunabelzeit, frü- he Reformationsschriften und Jubiläums- drucke des 18. und 19. Jahrhunderts. Die Ausstellung thematisiere wesentli- che Aspekte der Geschichte des Reforma- tionszeitalters anhand zentraler Werke aus den Beständen beider Institutionen. Ge- zeigt werden soll auch, welch wichtige Rol- le die Erfindung des Buchdrucks im Refor- mationsgeschehen spielte. Erstmals wür- den auch einige oberrheinische Reforma- tionsdrucke präsentiert, die mit Sonder- mitteln des Landes Baden-Württemberg erworben werden konnten. Dazu zähle et- wa ein Basler Druck von Martin Luthers Sermon über den Ablass von 1518. epd Auszeichnung Meyerhoff erhält Zuckmayer-Medaille Der Schauspieler und Schriftsteller Joa- chim Meyerhoff erhält für seine Verdienste um die deutsche Sprache die Carl-Zuck- mayer-Medaille 2017 des Landes Rhein- land-Pfalz. Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) würdigte am Dienstag in Mainz den gebürtigen Hamburger als einen der „wichtigsten und begabtesten Bühnenschauspieler seiner Generation“ und als einen der „bemerkenswertesten autobiografischen Erzähler im deutsch- sprachigen Raum“. Joachim Meyerhoff wechsle „mühelos zwischen Unterhaltung und Anspruch, ohne dabei jemals flach zu werden“ – mit diesen Worten begründete sie die Entscheidung der Jury. Die Preisver- leihung findet am 18. Januar 2017 im Main- zer Staatstheater statt. Als Theaterschauspieler gehört Meyer- hoff bereits seit mehr als zehn Jahren zum Ensemble des Wiener Burgtheaters. Außerdem stand er unter anderem bereits im Schauspielhaus Hamburg, im Berliner Maxim-Gorki-Theater und im Schauspiel- haus Köln auf der Bühne. Sein dreiteiliger Debütroman „Alle Toten fliegen hoch“ er- schien ab 2011 und wurde bereits mehrfach ausgezeichnet. epd Intendantin Edith Koerber, 1949 in Stuttgart geboren, hatte nach einer Schauspiel- und Ballettausbildung Engage- ments in mehreren Städten. 1975 gründete sie mit ihrem Mann das Theater Tri-Bühne, das sie seit 1982 leitet. Auftakt Das 13. Stuttgarter Europa Theater Treffen (SETT) beginnt an diesem Freitag, 11. November, um 20 Uhr mit der Premiere von „In meinem Alter rauche ich im- mer noch heimlich“ von der Algerierin Rayhana. Es folgt „Niemandskinder“ von Hen- ning Mankell über Straßenkin- der (12. und 13. 11.). Mit Mia Couto und Manuela Soeiro kommen alte Bekannte vom Teatro Avenida aus Maputo nach Stuttgart. Gäste Einen Fall zum Kirchen- asyl verhandelt am 15. und 16. 11. das Berliner Ensemble Hei- mathafen Neukölln. Während der Inszenierung von Nicole Oder wird live gezeichnet – eine Art Live Graphic Novel. Wer Slawomir Mrozeks in pol- nischer Sprache verfasstes Stück „Emigranten“ auf Kur- disch erleben möchte, kann das am 30. 11. und 1. 12. tun. Das Ensemble Ararat Theater ist Neuling beim SETT und kommt aus Erbil, im kurdi- schen Teil des Irak. Infos unter www.sett-festival.eu. bj THEATER AUS ALLER WELT 26 Nr. 260 | Mittwoch, 9. November 2016 STUTTGARTER ZEITUNG KULTUR

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Nur ein paar Stunden zuvor an glei­cher Stelle: ein offenkundig be­trunkener Mann brüllt „Rock ’n’

Roll, Alda!“ in Richtung der Bühne undrutscht dann in der Pfütze seines verschüt­teten Biers aus. Das war beim The­Cure­Konzert, und vermutlich wäre er bei Vol­beat besser aufgehoben gewesen. Denn dasdänische Quartett spielt am Montag Musik,zu der man problemlos etwas Bier ver­schütten kann. „Hoi – Hoi – Hoi“, versucht der Sänger und Gitarrist Michael Poulsendie 12 000 Zuschauer in der ausverkauftenSchleyerhalle zu animieren. Es gibt schwie­rigere Jobs, denn bereits beim ersten „Hoi“blickt Poulsen auf ein Meer aus Fäustenund spaßbereite Fans, die auch „Wurstsa­lat“ gebrüllt hätten, wenn er freundlich da­rum gebeten hätte.

Das Missverständnis, Volbeat sei „Ro­ckabilly Metal“ oder gar der Elvis des HeavyMetal, fegt das Quartett mit den ersten Tö­nen vom Tisch. Die Kraft von „The Devil’sBleeding Crown“ oder „Heaven Nor Hell“liegt in der inhaltlichen Verknappung be­ziehungsweise darin, Heavy Metal, Punkund Rock ’n’ Roll auf den kleinsten Nennerherunterzubrechen: Druck, Alltagsflucht, Party, Lautstärke. Rockabilly oder Countryfungieren hier höchstens als lässiges Acces­soire. Die stumpfe Brachialgewalt, mit derVolbeat „I Only Wanna Be With You“ vonDusty Springfield in die Halle prügeln, gleicht einem, der mit dem Vorschlagham­mer ins Bierzelt marschiert und fragt, wodenn, bitte schön, die Party stattfindet.

Mit glockenheller Stimme haut Poulsenein ums andere Mal seine hymnischen Lie­der über miese Zeiten, echte Liebe, Durch­halten und Sich­treu­Bleiben in die Halle –populistisch im besten Sinne und fastschamlos eingängig. Ob „Seal The Deal“oder eine Hommage an den vor exakteinem Jahr verstorbenen Brandon Carlisle,Drummer der US­Punkband Teenage Bott­lerocket – Volbeat halten die positiven Ge­fühle hoch wie einen Pokal. Denn keinerbraucht einen Stinkstiefel auf der Party.

Poulsen genießt das sichtlich und läuftimmer wieder über die Bühnenrampen, umdas Ausmaß seiner Feier besser überschau­en zu können. Und irgendwann ist auch un­erheblich, dass er fast nur deckungsgleicheLieder schreibt. Das hier ist eventorientier­te Gebrauchsmusik, Kumpelrock. Nachknapp 90 Minuten bekommt der GitarristRob Caggiano Torten ins Gesicht. Das hatsich der frühere Gitarrist der Thrash­Me­tal­Legende Anthrax redlich verdient: so etwas passiert, wenn man den 40. Geburts­tag auf der Bühne verbringt. Alles Gute.

Konzert Die Metalband Volbeat verbreitet in der Schleyerhalle gute Laune. Von Michael Setzer

StumpfeBrachialgewalt

Traum von einer gerechten Welt

Es sind Überlebenskünstler, die sichmit Komik, Komödiantik und Musikdurchs Leben schlagen. „Niemands­

kinder“ hat sie der schwedische Autor Hen­ning Mankell genannt, und mit ihnen inMaputo, der Hauptstadt von Mosambik,ein Theaterstück entwickelt. Edith Koer­ber, Intendantin der Tri­Bühne, wünscht sich, dass dieses Stück zu einem der Höhe­punkte des 13. Stuttgarter Europa TheaterTreffens (SETT) wird. Denn Themen wieSehnsucht, Migration und Flucht ziehensich wie ein roter Faden durch das Festival,das vom 11. November bis zum 3. Dezemberin der Tri­Bühne stattfindet. Edith Koerbernennt das Festival im Gespräch denn auch „ein Treffen der armen Theater“.

Frau Koerber, warum sprechen Sie von „ar­mem Theater“? Stadt und Land haben das SETT­Festival doch ordentlich ausgestattet.Theater, vor allem kleinere Theater kön­nen sich auch in Deutschland immer weni­ger feste Ensemblemitglieder leisten. VieleSchauspieler und Musiker arbeiten mit be­fristeten Zeitverträgen. Noch schwierigerist es in anderen Ländern, aus denen wir Ensembles nach Stuttgart einladen. Diemüssen wir in jedem Fall kräftig unterstüt­zen. Wir sind froh, dass Stadt und Land dasSETT finanziell fördern und den kulturel­len Austausch eher armer Theater über­haupt erst ermöglichen. Alle reisen mitkleinem Theatergepäck an. Das Ensemble Ararat Theater aus dem irakischen Erbil kommt sogar ganz ohne Bühnenbild nach Stuttgart. Doch auch diese Produktion hatetwas Besonderes: Fadil Jaf hat „Emigran­ten“ von Slawomir Mrzoek aus dem Polni­schen ins Kurdische übersetzt.

Inzwischen gibt es sehr viele Theater­ undTanzfestivals in Stuttgart. Wo sehen Sie indiesem breiten Angebot Ihren Platz? Ich denke, dass jedes Festival ein Unikat istund wichtig für die Stadt. Wir legen den Fo­kus auf gesellschaftspolitische Themen, dieEuropa betreffen und auch die globalen Zu­sammenhänge mit einbeziehen. Deshalbgibt es dieses Jahr auch Gastspiele aus Mo­sambik und dem Irak.

Das Treffen ist dieses Mal dem schwedischenSchriftsteller und Theaterregisseur HenningMankell gewidmet, der 2015 starb. Warum? Wir haben Henning Mankell bei der Kon­zeption des Festivals im Jahr 2003 kennen­gelernt. Seither haben wir immer wiedermit ihm und dem Teatro Avendia, in dessenkünstlerischem Leitungsteam er war, zu­sammengearbeitet. Mit der Zeit entstandeine tiefe Freundschaft, denn uns verband die gleiche Leidenschaft: den notwendigen Traum von einer gerechten Welt immer wieder künstlerisch zu formulieren. Undjetzt kommt das mosambikanische En­semble mit „Niemandskinder“ von Hen­ning Mankell zum SETT.

Sie kündigen an, den Zuschauer erwarte „einsehr ernstes, dennoch poetisches Pro­gramm“. Worin liegt die Poesie? In der Art und Weise, wie die Ensemblesernste Geschichten erzählen wie zum Bei­spiel die über afrikanische Straßenkinder.Musik und Tanz ist ein wichtiger Haupt­darsteller nicht nur bei den Mosambika­nern. Auch die Schauspieler vom ThéâtreGérard Philipe aus Paris Saint­Denis brin­gen ihr hochmusikalisches Talent in ihreungewöhnlichen Adaption von „Ein Kindunserer Zeit“ nach Ödön von Horváth ein.Über eine reiche Bildersprache vermittelt die Produktion „Ultimo Ratio“ der Berli­

ner Truppe um die Regisseurin NicoleOder die Poesie. Als Sujet dient der realeFall eines Kirchenasyls. KünstlerischesMittel neben Schauspiel und Performancesind Projektionsbilder, die von BenteTheuvsen live am Polylux gezeichnet wer­den, so verschmelzen gemalte Szenerieund Bühnenaktion.

„Probebühne Europa“ heißt ein Rahmenpro­gramm, das erstmals angeboten wird. Waserwartet das Publikum bei diesem Debüt? Es sind Performances mit Menschen, dieschon lange in Stuttgart leben und die esaus anderen Ländern freiwillig oder unfrei­

willig hierher verschlagen hat. Wir zeigengeglückte Beispiele kultureller Verschmel­zungen – von der Liebe über die Wissen­schaft bis zum Kochtopf.

Was wollen Sie und das Theater Tri­Bühneüber das Festival hinaus erreichen? Wir wollen mit wenigen Mitteln Magie er­zeugen und mit Kunst und Theater mögli­che Antworten auf die Frage „Was ist Zivili­sation?“ finden. Dazu wird auch die Reihe„Probebühne Europa“ nach dem Festivalfortgesetzt.

Das Gespräch führte Brigitte Jähnigen.

Interview Die Tri­Bühne­Intendantin Edith Koerber will mit dem 13. SETT­Festival politische Akzente setzen: Die Theaterstücke, etwa aus dem Irak und Mosambik, kreisen um Flucht und Migration.

Die Tri­Bühne­Intendantin Edith Koerber widmet das SETT­Festival einem verstorbenen Freund: dem schwedischen Schriftsteller Henning Mankell. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Auf neuen Wegen

Das soll es in Zukunft regelmäßig geben: 16junge Büros stellen sich im BDA­Wechsel­raum vor, gefördert – nomen est omen –von der Firma Jung. Jung definiert sich als nicht über 45 Jahre. Um keinen zu bevorzu­gen, präsentieren alle ihre Arbeit auf 35postkartengroßen Feldern, kurz gefasst inder Formel: 35 x DIN A6 < 45. Hinter demeinheitlichen Format verbirgt sich natür­lich eine große Vielfalt. Gleich zwei Duo­Partnerschaften haben sich aus dem BüroBehnisch heraus selbstständig gemacht:Das Büro Yonder ist aufgefallen durchschräge graue Holzhäuser in Vorarlbergund im Allgäu. Reichel Schlaier ist es gelun­gen, bei Kärcher in Winnenden nicht nur einen großen Auftrag zu ergattern, sondernauch mit dem Kamin der ehemaligen Zie­gelei ein Stück Ortsgeschichte zu erhalten.

Das Studio LTA machte sich dagegen,gefördert durch ein Gründerstipendium,

direkt nach dem Studium am Leichtbau­Institut bei Werner Sobek selbstständig. Von M gewannen ohne jegliche vorherigeReferenz den Wettbewerb zum Luther­Sterbehaus in Eisleben und durften dann auch bauen. MoRe, das sind Fee Möhrleund Tobias Martin Reinhardt, haben beidein Stuttgart studiert, sind dann in Freiburg und Hamburg getrennt marschiert, umnach mehreren Wettbewerbserfolgen imGeschosswohnungsbau fürderhin vereintzu schlagen.

Bei Franke Seiffert liegt der Schwer­punkt auf Kindertagesstätten und anderenöffentlichen Bauten, bei Danner Yildiz ausTübingen auf Wohnbauten. Wer sich wieSeyfried Psiuk in Schwäbisch Gmünd eta­blieren will, muss dagegen flexibel bleiben.Unterschiedliche Herangehensweisen zei­gen sich auch in der Präsentation. SteimleArchitekten bringen auf den Postkarten elf

kleine Modelle unter. Andere wie Coastoder Somaa, beide spezialisiert auf Innen­architektur, aber nicht nur, ironisieren denGedanken der Kleinformat­Leistungs­schau und präsentieren sich mit einer Ku­ckucksuhr oder im Kurzvortrag zur Eröff­

nung mit einer „Peep Show“, die Blicke hin­ter die Kulissen gewähren will. Gegensätzeauch hier: Die beiden Architekten von Raumspielkunst, die unter anderem ganzin Schwarz das Restaurant Noir am Ma­rienplatz eingerichtet haben, legten eine überzeugende Spoken­Word­Präsentationhin, während das durchaus Performance­erfahrene Studio Umschichten mit dem durchgetakteten Format weniger gut zu­rechtkam.

Mit dem ständigen Recyceln vorgefun­dener Materialien geht das Duo aus PeterWeigand und Lukasz Lendzinski jenseits konventioneller Architekturvorstellungen ganz eigene Wege. Auf ganz andere Weisetun dies auch Ferdinand Ludwig und Da­niel Schönle, die mit Konstruktionen auslebenden Bäumen das Verhältnis von ge­bauter und natürlicher Umgebung ganzneu definieren.

Ausstellung bis Montag, 28. November, geöffnet dienstags bis freitags von 10 bis 13und von 15 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr

Ausstellung Im BDA­Wechselraum präsentieren sich 16 junge Architekturbüros. Von Dietrich Heißenbüttel

Neubau des Kunden­ und Besucherzent­rums von Kärcher in der ehemaligen Ziege­lei in Winnenden Foto: Brigida González

Vatikanbibliothek

Digitalisierung schreitet voranDie vatikanische Bibliothek hat ein wert­volles Vergil­Manuskript digitalisiert undnachgedruckt. Das „Folio XXII recto“ ausder Handschriften­Sammlung „VirgiliusVaticanus“ ist laut Radio Vatikan eines derältesten und kostbarsten Dokumente derBibliothek. Das „Aeneis“­Manuskript wur­de demach mithilfe japanischer Technik di­gitalisiert. Die Stiftung Digita Vaticana willweitere 80 000 Manuskripte auf diese Wei­se sichern. „Wir sind froh und glücklich,dass wir unsere Manuskripte digitalisierenund sie auch online stellen können, damitdie ganze Welt Zugriff darauf haben kann“,sagte der Präfekt der Bibliothek, Cesare Pa­sini, bei der Vorstellung des Nachdrucks in Rom. Das Blatt zeigt Aeneas, der laut Ver­gils (70 bis 19 v. Chr.) Epos „Aeneis“ ausTroja floh und Rom gründete, sowie seineFrau Kreusa. Der „Virgilius Vaticanus“ der auf etwa 400 nach Christus datiert wird,gilt als seltenes Beispiel für illustriertespätantike Manuskripte und als eines derältesten Zeugnisse der „Aeneis“. KNA

Frankfurt

Kinder dürfen kostenlos in MuseenKinder und Jugendliche bis 17 Jahren kön­nen von 2017 an kostenlos die Frankfurter Museen besuchen. Der Beschluss des Ma­gistrats von vergangener Woche gilt für 13 städtische Museen, wie eine Sprecherin desKulturdezernats mitteilte. Das pädagogi­sche Angebot in den Museen solle zugleich erweitert werden. Die Stadtverordnetenmüssen noch zustimmen. Die 46 000 Stu­denten der Frankfurter Universität habenschon jetzt in diesen Häusern freien Ein­tritt. Dafür müssen sie einen Euro pro Se­mester bezahlen. Diese Regelung solle nacheiner Probephase nun dauerhaft gelten.dpa

Nürnberg

Gloger wird neuer SchauspieldirektorDer Schauspiel­ und Opernregisseur JanPhilipp Gloger wird neuer Schauspieldi­rektor am Staatstheater Nürnberg. Glogersoll die Nachfolge von Klaus Kusenberg zurSaison 2018/2019 antreten, wie das Hausam Dienstag mitteilte. An diesem Mitt­woch soll er bei einem Pressetermin vorge­stellt werden. Der 1981 in Hagen geboreneGloger arbeitet seit 2007 als Schauspielre­gisseur. Er inszenierte unter anderem be­reits am Bayerischen Staatsschauspiel inMünchen, am Deutschen Theater Berlin, inAugsburg, in Essen sowie in Hamburg. Von2011 bis 2013 war er Leitender Regisseuram Staatstheater Mainz. 2012 eröffneteseine Neuinszenierung von Richard Wag­ners „Der Fliegende Holländer“ die Bay­reuther Festspiele. dpa

Karlsruhe

Reformations­Schau in LandesbibliothekDie Badische Evangelische Landeskircheund die Badische Landesbibliothek präsen­tieren gemeinsam eine Ausstellung zum 500­jährigen Bestehen der Reformation.Die Ausstellung „Die Macht des Wortes –Reformation und Medienwandel“ werdevom 23. November bis zum 25. Februar inder Badischen Landesbibliothek in Karls­ruhe gezeigt, teilte die Landeskirche am Dienstag mit. Zu sehen seien Handschrif­ten, seltene Drucke der Inkunabelzeit, frü­he Reformationsschriften und Jubiläums­drucke des 18. und 19. Jahrhunderts.

Die Ausstellung thematisiere wesentli­che Aspekte der Geschichte des Reforma­tionszeitalters anhand zentraler Werke ausden Beständen beider Institutionen. Ge­zeigt werden soll auch, welch wichtige Rol­le die Erfindung des Buchdrucks im Refor­mationsgeschehen spielte. Erstmals wür­den auch einige oberrheinische Reforma­tionsdrucke präsentiert, die mit Sonder­mitteln des Landes Baden­Württembergerworben werden konnten. Dazu zähle et­wa ein Basler Druck von Martin LuthersSermon über den Ablass von 1518. epd

Auszeichnung

Meyerhoff erhältZuckmayer­MedailleDer Schauspieler und Schriftsteller Joa­chim Meyerhoff erhält für seine Verdiensteum die deutsche Sprache die Carl­Zuck­mayer­Medaille 2017 des Landes Rhein­land­Pfalz. Ministerpräsidentin MaluDreyer (SPD) würdigte am Dienstag in Mainz den gebürtigen Hamburger alseinen der „wichtigsten und begabtesten Bühnenschauspieler seiner Generation“ und als einen der „bemerkenswertestenautobiografischen Erzähler im deutsch­sprachigen Raum“. Joachim Meyerhoffwechsle „mühelos zwischen Unterhaltungund Anspruch, ohne dabei jemals flach zuwerden“ – mit diesen Worten begründetesie die Entscheidung der Jury. Die Preisver­leihung findet am 18. Januar 2017 im Main­zer Staatstheater statt.

Als Theaterschauspieler gehört Meyer­hoff bereits seit mehr als zehn Jahren zumEnsemble des Wiener Burgtheaters.Außerdem stand er unter anderem bereitsim Schauspielhaus Hamburg, im BerlinerMaxim­Gorki­Theater und im Schauspiel­haus Köln auf der Bühne. Sein dreiteiligerDebütroman „Alle Toten fliegen hoch“ er­schien ab 2011 und wurde bereits mehrfachausgezeichnet. epd

Intendantin Edith Koerber, 1949 in Stuttgart geboren, hatte nach einer Schauspiel­ und Ballettausbildung Engage­ments in mehreren Städten. 1975 gründete sie mit ihrem Mann das Theater Tri­Bühne, das sie seit 1982 leitet.

Auftakt Das 13. Stuttgarter Europa Theater Treffen (SETT) beginnt an diesem Freitag, 11. November, um 20 Uhr mit der Premiere von „In

meinem Alter rauche ich im­mer noch heimlich“ von der Algerierin Rayhana. Es folgt „Niemandskinder“ von Hen­ning Mankell über Straßenkin­der (12. und 13. 11.). Mit Mia Couto und Manuela Soeiro kommen alte Bekannte vom Teatro Avenida aus Maputo nach Stuttgart.

Gäste Einen Fall zum Kirchen­asyl verhandelt am 15. und 16. 11. das Berliner Ensemble Hei­

mathafen Neukölln. Während der Inszenierung von Nicole Oder wird live gezeichnet – eine Art Live Graphic Novel. Wer Slawomir Mrozeks in pol­nischer Sprache verfasstes Stück „Emigranten“ auf Kur­disch erleben möchte, kann das am 30. 11. und 1. 12. tun. Das Ensemble Ararat Theater ist Neuling beim SETT und kommt aus Erbil, im kurdi­schen Teil des Irak. Infos unter www.sett­festival.eu. bj

THEATER AUS ALLER WELT

26 Nr. 260 | Mittwoch, 9. November 2016STUTTGARTER ZEITUNGKULTUR