Liebe Leserin, lieber Leser!

Physik II Biologie VIChemie IV

Thomas Bührke, Redakteur von

Physik in unserer Zeit

TREFFPUNKT BUCHHerbst 2006

ZEITSCHRIFTENELEKTRONISCHE MEDIEN

Wenn sich eine Reihe mit populärwissenschaftlichen Büchern auf dem hart um-kämpften Markt zehn Jahre lang nicht nur halten kann, sondern immer beliebter

wird, dann ist dies ein Grund zum Feiern. Ein solches Jubiläum feiert Wiley-VCH mitseiner Reihe Erlebnis Wissenschaft.

Griffige Titel, wie Sonne, Sex, Schokolade oder Kaffee, Käse, Karies charakteri-sieren die Bücher, die von Anfang an durch ihre Vielfalt das Interesse einer

großen Leserschaft weckte. Seit zehn Jahren erscheint jährlich eine Staffel von dreibis sechs Titeln mit spannenden Wissenschaftsromanen, außergewöhnlichen Bio-graphien, aufschlussreicher Zeitgeschichte rund um die Bereiche Chemie, Physik, Lebenswissenschaften, Medizin, Kriminologie und Archäologie.

So vielfältig die Themengebiete sind, so unterschiedlicher Profession sind auch dieAutoren. Bei Erlebnis Wissenschaft schreiben sowohl Wissenschaftler aus For-

schung und Industrie als auch Wissenschaftsjournalisten. Mit Carl Djerassi und seinem Stück Oxygen führt das Sachbuchprogramm auch einen Nobelpreisträger inseinen Reihen. Übersetzungen ins Englische, Koreanische oder Chinesische sind keine Seltenheit; sie tragen die Reihe rund um die Welt.

Die bislang rund 50 Bände bieten für jeden etwas. Auweia Chemie oder Donner-wetter Physik liefern Anregungen zur Motivation von Einsteigern in diese Ge-

biete, Heinrich Zankl erzählt von brisanten Affairen und umstrittenen Entscheidun-gen bei der Vergabe von Nobelpreisen. Und sollten Sie den perfekten Mord planen,dann empfiehlt sich als Lektüre Physik auf der Spur von Patrick Voss-de Haan oderJohn Emsleys Mörderische Elemente, das wir in dieser Buchbeilage auf Seite III vor-stellen.

Wie feiert der Verlag den runden Geburtstag? Mit Büchern natürlich, genauer gesagt mit zwei spannenden Sonderbänden Expedition in die Wissenschaft, die

neue Geschichten der Erfolgsautoren enthalten. Der erste Band entführt in die Che-mie und Biologie, der zweite Band enthält Sach- und Spaßgeschichten aus Physik undAstronomie. Hierin erfahren Sie alles, was Sie schon immer über Haarwuchsmittel,Bratkartoffeln und Quantencomputer wissen wollten, aber nie zu fragen wagten.

Neugierig geworden? Dann schauen Sie doch einfach nach unter: www.wiley-vch.de/erlebnis-wissenschaft

THOMAS BÜHRKE

II | Treffpunkt Buch plus | Herbst 2006

PH YS I K |

spielen. Schon allein wegen diesesumfangreichen und weitgehend allge-meinverständlichen Überblicks istdas Buch sowohl für Naturwissen-schaftler als auch für interessierteLaien mit Gewinn zu lesen..

Der Autor legt überzeugend dar,dass für die Entwicklung des Univer-sums bis hin zu menschlichem Lebendas naturwissenschaftliche Zusam-menspiel von Zufall und Notwendig-keit als Erklärung genügt. Die Plausi-bilität eines Gottesglaubens wird dabei nicht in Frage gestellt. Und eswird klar, dass Naturwissenschaftund Religion keine Gegensätze seinmüssen, denn auch theologisch wäreein Lückenbüßergott nicht wün-schenswert, der in die Weltentwick-lung immer wieder korrigierend hät-te eingreifen müssen und mit zu-nehmender naturwissenschaftlicherErkenntnis stets kleiner würde.

Die meisten Theologen teilenheute das naturwissenschaftlicheWeltbild, und Wissenschaftler ver-schiedener Disziplinen verbindet dasStaunen über unsere Welt – ob alsGottes Schöpfung oder als Produktder Naturgesetze.

War es ein Gott? H. Genz, 216 S., 20 Abb., Hanser, München 2006,geb. 19,90 R. ISBN 3-446-20740-6

Dr. Bernd Jantzen, Baden (CH)

V I S U E L L E WA H R N E H M U N G

Reise ins LichtThomas Ditzinger, von Haus aus theo-retischer Physiker, möchte mit sei-nem Buch, das er als Erlebnisführerfür die Augen bezeichnet, die wun-derbaren Fähigkeiten unseres Seh-apparats näher bringen. Dabei ver-spricht er jede Menge Spaß und Be-staunenswertes. Das ist Ditzinger injeder Hinsicht gelungen.

In einer klaren, lebendigen Spra-che nimmt er den Leser mit auf einespannende und amüsante Reise, aufder er eine Vielzahl optischer Täu-schungen, Illusionen und phantasti-

Alles in allem ist das Buch unein-geschränkt zu empfehlen. Aufgrundseines niedrigen Preises bietet es sichinsbesondere auch als Geschenk fürdas nahende Weihnachtsfest an.

Hubble – 15 Jahre auf Entdeckungs-reise (mit DVD). L. L. Christensen, B. Fosbury, 120 S., farb. Abb., WileyVCH, Berlin 2006, geb. 24,90 R. ISBN 3-527-40682-4.

Prof. Michael Vollmer, FH Brandenburg

E R K E N N T N I S |Glaube und Natur-wissenschaft„War es ein Gott, der diese Zeichenschrieb?“ fragt der Autor HenningGenz mit Goethes Faust und meintdabei die Naturkonstanten in denphysikalischen Gesetzen, deren exakte Werte, wie wir sie beobach-ten, Voraussetzung für die Entste-hung von intelligentem Leben sind.Thema des Buches ist die Frage, wo-her die Naturkonstanten ihre Werteerhalten haben und wer oder was dieEntwicklung des Universums und desLebens auf der Erde gesteuert hat.

Nicht alles ist heute naturwissen-schaftlich erklärbar, aber Genz betontdie Wichtigkeit, mit naturwissen-schaftlichen Methoden weiter zu su-chen, anstatt in religiöse Deutungs-muster zu flüchten. Um dies zu ver-deutlichen, beleuchtet er eine Viel-zahl von Aspekten der Entwicklungdes Universums. Er erklärt physikali-sche Konzepte und führt die Leser indie relevanten Fragen der Kosmo-logie, Elementarteilchenphysik undEvolutionsbiologie ein. Expansiondes Universums, Stärke der physikali-schen Grundkräfte, Stringtheorienund Multiversum – das sind nur eini-ge der Stichworte.

Naturwissenschaftler und Philo-sophen verschiedener Epochen kom-men zu Wort, und Genz illustriert seine Ausführungen mit vielen amü-santen und oft überraschenden Bei-

B I L D BA N D |Aufregende ReiseEin komplett farbiges, qualitativhochwertiges, großformatiges Buchüber wissenschaftliche Ergebnisse aufdem neuesten Stand – und das fürknapp 25,– R. Den Autoren der Eu-ropäischen Weltraumorganisation,ESA, ist es gemeinsam mit Wiley VCHgelungen, ein hervorragendes Bilder-buch der Astronomie und Astrophy-sik zu gestalten. Die beiden Astrono-men dokumentieren die Geschichtedes Weltraumteleskops Hubble undzeigen exemplarisch einige derschönsten und spektakulärsten sowieauch wissenschaftlich herausragend-sten Ergebnisse aus der nunmehrüber 15-jährigen Dienstzeit. Man soll-te kein tiefgründiges Physik- oderAstronomiebuch erwarten, sondernsich vor allem an den ästhetischenAufnahmen erfreuen, die von kurzenTexten erläutert werden.

Die faszinierenden Aufnahmenlassen einen an einer Reise durchsUniversum teilnehmen. Sie beginntim Sonnensystem, beispielsweise mitden Kometeneinschlägen von Shoe-maker/Levy 9 auf dem Jupiter undden Polarlichtern auf Saturn und Jupi-ter, führt weiter hinaus zu Planetari-schen Nebel, wie dem phantastischanmutenden Katzenaugennebel.Schließlich gelangen wir zu kollidie-renden Galaxien und Gravitationslin-sen. Der weiteste Blick ins Univer-sum gelang mit einer Langzeitbelich-tung von 28 Tagen.

Der meines Erachtens einzigeSchwachpunkt des Buchs betrifft diefarbliche Gestaltung einiger Hinter-grundfarben und Texte. So kommt eszum Beispiel des öfteren vor, dasskleine gelbe Texte auf braunem Hin-tergrund schwer lesbar sind.

Die beiliegende DVD mit Textenund Untertiteln in mehreren Spra-chen ist eine ideale Ergänzung. Sieenthält einen Film zum Buch, in man-chen Kapiteln fast ein Hörbuch, aller-dings mit deutlich mehr Bild- und vorallem auch Filmmaterial.

Physik in unsererZeit finden Sie imInternet unterwww.phiuz.de

scher Bilder präsentiert. Dabei be-dient sich Ditzinger aller Möglichkei-ten der modernen Computergraphik.Es geht aber nicht nur um die Be-schreibung und Illustration der viel-fältigen Phänomene optischer Täu-schungen, sondern auch um mögli-che Erklärungen und der Möglichkeit,daraus etwas über die Fähigkeitenund Funktionsweisen unseres Seh-

und Wahrneh-mungsappara-tes zu lernen.

Dabei be-gibt man sich indie phantas-tische Welt desLichtes, derWahrnehmungund der Gesetzedes Sehens, der

geometrischen optischen Täuschun-gen, der Wahrnehmung von Formenund Helligkeiten. Außerdem lädt derAutor ein zu einer „Spritztour“ in dieWunderwelt des dreidimensionalenSehens sowie in die Welt des Bewe-gungssehens und seiner Wechselwir-kung mit Farbe, Form und räumlicherTiefe. Kurz: Es macht einfach Freudein diesem Buch zu schmökern.

Illusionen des Sehens. Eine Reise indie Welt der visuellen Wahrneh-mung. Th. Ditzinger, 250 S., zahlr.Abb., Sektrum Akademischer Verlag,geb. 25,– R. ISBN 3-8274-1695-7.

Dr. Eduard Thommes, Heidelberg

U N T E R H A LT U N G |Anleitung zum GiftmordIn der Reihe „Erlebnis Wissenschaft“sind schon mehrere Bände des AutorsJohn Emsley zum Thema „Chemieund Alltag“ erschienen. Im vorliegen-den Buch geht es um nicht ganz soalltägliche Wirkungen chemischerElemente – nämlich ihre Giftigkeitund daraus folgend ihrem Einsatz alsMordinstrument, aber auch durch sieverursachte Unfälle.

Herbst 2006 | Treffpunkt Buch plus | III

H I T L I S T E B E S T S E L L E R | PH YS I K

Nach einer allgemeinen Ein-führung zur Alchimie befasst sich derAutor ausführlich mit Quecksilber,Arsen, Antimon, Blei und Thallium.Weitere giftige Elemente werden imletzten Kapitel kurz abgehandelt. Fürmich macht den besonderen Reiz desBuches die Mischung aus: Sachinfor-mationen – Beschreibungen von Vor-kommen, früheren und heutigen Ver-wendungen und Wirkungsweisen derGifte – werden ergänzt von Schilde-rungen von Kriminalfällen und Unfäl-len, bei denen diese Gifte eine Rollespielten. Man erfährt von einer Mas-senvergiftung aufgrund von arsenver-seuchtem Trinkwasser, welche RolleBlei möglicherweise beim Scheiternder Suche Lord Franklins nach derNordwestpassage spielte und dassSaddam Hussein reichlich Thalliumverbrauchte, um politische Kontra-henten loszuwerden.

Zwar habe ich mich bei einigender kürzeren Wiedergaben von Mord-fällen gefragt, ob wirklich alle in dasBuch hätten aufgenommen werdenmüssen, einige der längeren Ge-schichten lesen sich jedoch sehrspannend.

Für Krimiautoren istdas Buch äußerst nütz-lich, erfährt man dochetliches, was man für einen Giftmord wissenmuss. Die Rezensentinfühlt sich jedenfalls in-spiriert, das ein oder an-dere Element – rein fiktiv! – auszuprobieren.

Der Text ist flüssiggeschrieben und für Laien gut verständlich. An einigenStellen werden Originalzitate von Be-teiligten wiedergegeben – das i-Tüpfelchen wären Abdrucke vonOriginalfotos oder Zeitungsartikelnzur Illustration gewesen. Alles in allem ist das Buch nicht nur Krimi-autoren zu empfehlen.

Mörderische Elemente. ProminenteTodesfälle. J. Emsley, 461 S., Wiley-VCH, Weinheim, 2006, geb., 24,90 R.ISBN 3-527-31500-4.

Dr. Wiebke Salzmann, Mönchhagen

H I T L I S T E B E S T S E L L E R |SAC H B Ü C H E R |1 Nachrichten aus einem unbekannten

Universum – Eine Zeitreise durch die MeereFrank Schätzing Kiepenheuer & Witsch 19,90 f, ISBN 3-462-03690-4.

2 Skurrile QuantenweltSilvia Arroyo CamejoSpringer29,95 f, ISBN 3-540-29720-0.

3 Mörderische Elemente, prominente Todesfälle.John EmsleyWiley-VCH 24,90 f, ISBN 3-527-31500-4.

L E H R B Ü C H E R |1 Gerthsen Physik

Dieter Meschede (Hrsg.)Springer64,95 f, ISBN 3-540-25421-8.

2 Brock MikrobiologieMichael T. Madigan u.a.Pearson Studium 89,95 f, ISBN 3-8273-7187-2.

3 Molekulare GenetikRolf Knippers Thieme 49,95 f, ISBN 3-13-477009-1.

N AC H S C H L AG E W E R K E |1 Handbuch der Nahrungspflanzen

Ben-Erik van WykWissenschaftliche Verlagsgesellschaft 39,– f, ISBN 3-8047-2246-6.

2 Taschenatlas Biotechnologie und GentechnikRolf D. Schmid Wiley-VCH 37,90 f, ISBN 3-527-31310-9.

3 Die chemischen Elemente.Lucien F. Trueb Hirzel49,– f, ISBN 3-7776-1356-8.

Herzlichen Dank an die Lehmanns Gruppe,die diese Liste erstellt hat.

IV | Treffpunkt Buch plus | Herbst 2006

C H E M I E |

G EO G R A PH I E |Die langfristigenFolgen kurzfristigenHandelnsÜbrig geblieben sind von ihnen bes-tenfalls beeindruckende steinerneMonumente, manchmal aber auchnur Spuren, deren Wahrnehmung ein geschultes Auge und empfind-liche Gerätschaften erfordern: Völkerund Kulturen früherer Zeiten gebenuns mit ihren HinterlassenschaftenFragen auf nach ihrem Woher undWohin. Welches Schicksal erlitten dieBewohner der Osterinsel, deren gigantische Steinskulpturen heute dasZiel vieler Touristen sind? Warum ver-ließen die Maya hochentwickelteStädte wie Tikal oder Copán mitihren berühmten Tempelpyramiden?

Jared Diamond, Professor für Geo-graphie an der Universität von LosAngeles, analysiert, welche FaktorenGesellschaften in den Untergang trei-ben können. Dabei steht der Umgangmit den natürlichen Ressourcen imMittelpunkt.

Die Reise in die Vergangenheitbeginnt auf der Osterinsel – dem Au-tor zufolge ein Paradebeispiel für eineim wesentlichen ökologische Kata-strophe. Er gibt eine detaillierte Ana-lyse der gesellschaftlichen und geo-graphischen Einflussfaktoren und dis-kutiert die wichtigsten alternativenTheorien zum Verschwinden der alten Kultur. Ausführlich stellt er dieUntersuchungsmethoden vor: So lie-fert eine Pollenanalyse in Sediment-bohrkernen Informationen über all-mähliche Veränderungen der Vegeta-tion der Insel, während z. B. Kno-chenreste in Müllhalden den For-schern gewissermaßen einen Blick inden Kochtopf der Inselbewohner er-lauben.

Als weitere Beispiele für ver-schwundene Gesellschaften frühererZeiten werden die Anazasi in Nord-amerika, die Maya in Mittelamerikaoder die Wikinger in Grönland aus-führlich analysiert und die verwende-ten Methoden vorgestellt. Immer wie-

der finden sich Parallelen, ähnlicheFaktoren, die schließlich zum Endeführten: ökologische Zerstörung, Kli-maveränderungen, starkes Bevölke-rungswachstum, feindliche Nach-barn, politische Fehlentscheidungen.

Auch Gesellschaften von heutehaben mit diesen Faktoren zu kämp-fen. Diamond gibt auch dafür einigeaugenfällige Beispiele: Ruanda, Haiti,China, Australien – in unterschiedli-chem Ausmaß ist aber jeder Staat be-troffen. Kann man den alten Kulturenzugute halten, dass sie nicht immerdie Auswirkungen ihres Tuns langfris-tig überblicken konnten, so gilt diesfür heutige Gesellschaften in der glo-balen und vernetzten Welt mit vielstärkerer Einschränkung. Doch wersägt schon an dem Ast, auf dem ersitzt? Auf den ersten Blick erscheintes unrealistisch, dass ausgerechnetder Mensch als intelligentes Wesen sounvernünftig handeln sollte. Dochauch dafür gibt der Pulitzer-Preisträ-ger Diamond „gute“ Gründe.

Fazit: Ein spannendes Sachbuchgegen kurzfristiges Denken.

Noch ein Tipp: Das erste Kapitelüber Montana ist mit Abstand das amwenigsten fesselnde. Also entwedergleich bei Kapitel zwei einsteigenoder durchhalten!

Kollaps.Warum Gesellschaften über-leben oder untergehen, geb., 800 S.,Fischer (S.), Frankfurt, 2005, 22,90 R,ISBN 3100139046.Jetzt auch als Taschenbuch erhältlichfür 9,95 R, ISBN 3596167302.

Dr. Doris Fischer-Henningsen,Frankenthal

I N T E R D I S Z I PL I N Ä R |Ein ErlebnisEs beginnt bereits beim Auspacken:Anstelle des erwarteten Buches hältman ein großes Luftkissen in denHänden, das in etwa die Größe einesbequemen Sitzkissens hat. Darin ein-geschlossen befindet sich die ersehn-te Lektüre. Doch um an sie heranzu-

kommen, muss man erst einmal überein Ventil Luft ablassen – und ist damit schon mitten im Thema: Luft.

Was man nun vor sich hat, ist einaufwändig gestaltetes Buch, das gera-dezu verschwenderisch mit sehr aus-drucksvollen Farbbildern ausgestattetist. Es wird der Versuch unternom-men, Aspekte aus Wissenschaft,Kunst und Kultur zu vereinen, umdas Phänomen Luft anschaulich zumachen.

So sind viele Bilder mit kurzen In-formationstexten versehen, in denenman z.B. erfährt, wie groß die inDeutschlandinstallierte Leistung anWindkraftan-lagen ist oderin welchenHöhen sich inder Atmosphä-re aus Sauer-stoff durch Ein-strahlung vonUV-Licht Ozonbildet.

Wem eher nach Kulturgeschichtezumute ist, der kann sich über dievier Elemente des Empedokles infor-mieren oder über die Beschleunigungeines Cadillac Eldorado. Es ist nebendem optischen Genuss durch die brillant ausgewählten Bilder auchdiese Vielseitigkeit, die den Reiz desWerkes ausmacht.

Fazit: Dies ist kein Buch, sondernein Erlebnis, das sich auch als außer-gewöhnliches Geschenk sehr gut eignet.

Oliver Herwig und Axel Thallemer,AIR/LUFT – Einheit von Kunst undWissenschaft, 332 Seiten, ca. 400farbige Abbildungen, geb., mit Airbag, Text in Deutsch und Englisch,Arnoldsche Verlagsanstalt, Stuttgart,2006, 49,80,– R, ISBN 3-89790-214-1.

Dr. Andrea von Frieling, Berlin

Chemie in unsererZeit finden Sie imInternet unterwww.chiuz.de

Herbst 2006 | Treffpunkt Buch plus | V

| C H E M I E

V E R S U C H E |Experimente von spektakulär bis schönDass die Chemie eine Wissenschaftist, die vom Experiment lebt, gerätangesichts sinkender Lehrmitteletatsan Schulen und Universitäten zuwei-len in den Hintergrund. Umso wichti-ger ist es, dass es Autoren gibt, diemit Hilfe spannender Versuche dieFaszination für Chemie als eine Na-turwissenschaft, die man ausprobie-ren kann, wecken (oder vielleichtauch wiedererwecken ?) können. Einer der Meister dieser Klasse istProf. Roesky, der ein neues Buch zudiesem Thema geschrieben hat.

In bewährter Manier werden 80Experimente aus der Chemie be-schrieben, die jeweils mit einemgeistreichen Zitat eines berühmtenWissenschaftlers, Schriftstellers, Ma-lers oder Philosophen zum Themaeingeleitet werden. Zu jedem Ver-such werden die erforderlichen Gerä-te und Chemikalien aufgeführt, dieDurchführung des Experimentes be-schrieben und eine wissenschaftlicheErklärung gegeben. Hinweise zur Ent-sorgung und Literatur runden jedesKapitel ab.

Die beschriebenen Versuche sindoft lehrreich, etliche sind spektakulär(und auch nicht ganz ungefährlich),andere sind einfach nur schön. Her-bert Roesky hat mit seinen „Chemi-schen Kabinettstücken“ einen Klassi-ker der Chemieliteratur geschrieben;in seinem neuen Buch wird ein etwasanderer Schwerpunkt gesetzt, indemer eine ganze Anzahl von Experimen-ten vorstellt, in denen die Ästhetik eine große Rolle spielt und die eine direkte Verbindung zur Kunst und zuden Geisteswissenschaften erlauben.

Einige wenige Versuche aus den„Kabinettstücken“ tauchen wiederauf, was aber dem Anspruch der„Glanzlichter“ als eigenständigesWerk keinen Abbruch tut. Ob aller-dings wie der Klappentext ver-spricht, viele Versuche auch „für da-

heim“ dabeisind, mussbezweifeltwerden. Diemeisten Ex-perimente er-fordern spe-ziellere Che-mikalien oderGeräte, einenAbzug und eine trainierte Hand.

Positiv lässt sich vermerken, dassdie farbigen Abbildungen nicht wiesonst bei Wiley-VCH in Farbtafelsei-ten zusammengefasst, sondern beiden jeweiligen Versuchen zu findensind, was viel Blättern erspart.

Fazit: Ein sehr empfehlenswertesBuch.

Glanzlichter chemischer Experimentierkunst. Herbert W.Roesky, Wiley-VCH , Weinheim,2006, XIV, 222 S., geb., 29,90 R, ISBN 352731511X.

Dr. Michael Henningsen,Frankenthal

E N E RG I E |Alternativen zu Ölund GasNahezu täglich erschrecken uns Mel-dungen vom internationalen Ölmarkt.Die Preise für Benzin und Dieselschnellen seit Jahren unaufhaltsam indie Höhe. Die Ressourcen scheinenin absehbarer Zeit aufgebraucht zusein. Nicht nur im Energiesektorführt dieses unmittelbar zu Preisstei-gerungen. Auch in der chemischenIndustrie steigen die Rohstoffkostenan. Es ist also dringend an der Zeit,nach Alternativen zu suchen. Einigepropagieren die verstärkte Nutzungvon nachwachsenden Rohstoffen; an-dere helfen uns, sich auf bekannte„veraltete“ Technologien zurück zubesinnen. Einen solchen Ansatz lie-fern uns die Autoren Olah, Goeppertund Prakash in ihrem Buch. Sie schil-dern sehr detailliert aber auch ver-

ständlich geschrieben die Produktionvon Methanol und dessen Einsatz-möglichkeiten. Die Grundlagen füreine „Methanol-Wirtschaft“ sind nichtneu. Friedrich Asinger erläuterte inseinem Buch „Methanol – Chemie-und Energierohstoff“ bereits 1986,dass in den 20iger Jahren des letztenJahrhunderts Methanol in der chemi-schen Industrie als Ausgangsmaterialfür eine Vielzahl von Synthesen ge-nutzt wurde. Das nun vorliegendeBuch greift einen Teil der Asinger-Thesen wieder auf und zeigt in sehreindrucksvoller Weise, dass mit Hilfedes technischen Fortschritts der letz-ten zwanzig Jahre Methanol eine in-teressante Rohstoffquelle sein könn-te. Der Schwerpunkt liegt bei Pro-duktionsverfahren für Methanol unddessen Nutzung als Treibstoff und Energieträger. Die Autoren sehen dieNutzung von fossilen Rohstoffen(Erdgas, Erdöl und Kohle) zur Metha-nolproduktion als mittelfristige Per-spektive. Langfristig ist die Umwand-lung von Kohlendioxid in Methanoldas gesteckte Ziel von Olah et al. Fürdiesen Prozess sind große Mengen anWasserstoff notwendig. Daher wid-men die Autoren einen Großteil ihresBuches der Energieproduktion zurHerstellung des H2. Sie diskutieren indiesem Zusammenhang auch die di-rekte Nutzung des Wasserstoffs („Hy-drogen Economy“) und dessen Limi-tierungen im technischen Einsatz. Alles in allem ein sehr gelungenesBuch, welches uns hilft, scheinbarveraltete Ideen mit innovativen An-sätzen effizient zu nutzen und uns solangfristig eine Perspektive im Ener-giesektor zu bieten.

Beyond Oil and Gas: The MethanolEconomy. Von George A. Olah, AlainGoeppert und G. K. Surya Prakash.Wiley-VCH, Weinheim 2006. 1. Auf-lage, XIV + 290 Seiten, Hardcover,24,90 R. ISBN 3-527-31275-7.

Prof. Dr. Roland Ulber, Kaiserslautern

Über die Reich-weiten der Öl- undGasressourcen in-formiert ein Aufsatz in Chemiein unserer Zeit,Heft 4/2005.

PH Y LO G E N I E |Lücke geschlossenDie Methoden der modernen Moleku-lar- und Zellbiologie haben nicht nurdie biomedizinische Forschung revo-lutioniert, sondern auch Einzug inklassische Domänen der Biologie wieTaxonomie und Systematik gehalten.Die Beschreibung und Abgrenzung

von Arten so-wie höherentaxonomi-schen Einhei-ten, aberauch die Auf-klärung ihrerphylogeneti-schen Bezie-hungen unter-einander er-

folgte traditionell im Wesentlichenüber den Vergleich von morphologi-schen oder anatomischen Merkma-len. Im 20. Jahrhundert wurden auchphysiologische, biochemische, etho-logische und ökologische Merkmaleherangezogen. Seit etwa zwei bis dreiJahrzehnten steht die Merkmalsviel-falt von Genomstrukturen zur Ver-fügung, um systematische und phylo-genetische Fragestellungen zu erfor-schen. Dies war erst durch die Ent-wicklung der DNA-Sequenzierungund Amplifizierung von DNA mittelsPolymerasekettenreaktion (PCR)möglich. Inzwischen gibt es keinenBereich der Biodiversitätsforschungmehr, der nicht über molekulare Da-ten neu bearbeitet wird.. Biologen ha-ben sich das ehrgeizige Ziel gesetzt,in den nächsten zehn Jahren einDNA-Barcoding aller Organismendurchzuführen und phylogenetischeStammbäume aller Bereiche des Lebens zu erstellen (so genannte„Tree of Life“-Projekte).

Volker Knoop und Kai Müllersind erfahrene Molekularbiologenund molekulare Phylogenetiker. Siehaben den erfolgreichen Versuch un-ternommen, ein einführendes Hand-buch in das komplexe Gebiet der mo-lekularen Systematik und Phylogene-tik zu verfassen. Damit haben sie eine

VI | Treffpunkt Buch plus | Herbst 2006

B I O LO G I E |

B I O N I K |Nachtigall sprichtDer Pionier der Bionik erzählt auf die-ser CD, was es mit dieser biologi-schen Fachrichtung auf sich hat.

Die Beispiele des Klettverschlus-ses, der Haifischschuppen oder desLotuseffektes sind inzwischen auchso manchem Nichtfachmann geläufig.Doch man erfährt auch weniger Be-kanntes: Dass der Stacheldraht etwaaus Amerika stammt und dort 1860dem Osagedorn abgeschaut wurdeoder dass selbst ein so „triviales Tier“wie die Stubenfliege über 200 Mus-keln verfügt, deren phasenverschobe-ner Flügelschlag bis heute nicht er-klärbar ist.

Die Zeitreise durch die Bionik mitAusführungen zu „Bionik heute“, „Zukunftsprojekte der Bionik“ und„Ausblick“ wird durch Abschnitteüber „Bionik als Sichtweise“ sowiedie „Zusammenarbeit von Biologieund Technik“ergänzt. Vor-angestellt isteine Abgren-zung und DefinitionzwischenTechnischerBiologie undBionik, wobei erstere erforscht undletztere umsetzt. „Bionik ist Lernenvon der Natur für eigenes ingenieur-mäßiges Gestalten“, bringt Nachtigallauf den Punkt.

Bionik als („systemische“) Sicht-weise ist durch Grundprinzipien wieOptimierung statt Maximierung, Ver-netzung statt Linearität, Integrationstatt Addition oder Multi- statt Mono-funktionalität gekennzeichnet. Dasssie dabei auch die evolutive Entwick-lung im Auge hat oder die totale Re-zyklierung oder eher auf Energie-einsparung statt -verschleuderungsetzt, macht sie zur Lebensphiloso-phie nicht nur des „Naturforschers“.Nachtigall sieht sie auch als essenziel-le und nützliche Grundlage vieler an-derer Disziplinen, für die er sie sichals Begleitdisziplin wünscht.

wichtige Lücke geschlossen, da esvergleichbare Handbücher im deut-schen Sprachraum bislang kaum gibt.

Nach einem einführenden Kapitelin die Grundlagen der molekularenGenetik und in die wichtigsten Me-thoden folgt eine kurze Einführung in das Thema Evolution, vor allem Taxonomie und Phylogenetik. Dienächsten acht Kapitel sind wesentlichtechnischer und führen den Anfängersystematisch in die spezielle Metho-dik ein: DNA-Datenbanken, Phyloge-nie-Software-Programme und Align-ments und die Benutzung der wichti-gen Programme MEGA und PAUPwerden erläutert. Dann folgen Aus-führungen über die unterschiedli-chen Möglichkeiten, Stammbäumeüber Maximum Parsimonie, Distanz-methoden, Maximum Likelihood undMrBayes zu rekonstruieren.

Eine kurze Diskussion der statis-tischen Prüfung der Bäume und Ver-zweigungen über Bootstrap- undJackknife-Verfahren runden die The-matik der Stammbaumerstellung ab.In einem abschließenden Kapitelwerden Fragen zur Auswahl der Mar-kergene, des Taxon-Samplings, dermolekularen Uhr, Alignmentlücken,Netzwerken, des Genomaufbaus undGentransfers sowie Entwicklungs-gene kurz angerissen.

Fazit: V. Knoop und K. Müller ha-ben ein hervorragendes Einsteiger-handbuch mit sehr viel Engagementund didaktischem Können produ-ziert, das alle wichtigen Themenberücksichtigt und das man gerne le-sen mag. Es gibt einen kompetentenÜberblick über die molekulare Syste-matik und Phylogenetik. „Gene undStammbäume“ sollte man allen ansHerz legen, die sich mit dieser wichti-gen und zukunftsweisenden Materiewissenschaftlich beschäftigen wollen.

Gene und Stammbäume. Ein Hand-buch zur molekularen Phylogenetik.Volker Knoop, Kai Müller, SpektrumAkademischer Verlag, Heidelberg2006. 310 S., R 29,50. ISBN 13-978-3-8274-1642-1.

Prof. Michael Wink, Heidelberg

Biologie in unsererZeit finden Sie imInternet unterwww.biuz.de

Herbst 2006 | Treffpunkt Buch plus | VII

N EU E R SC H E I N U N G E N | B I O LO G I E

„Man kann nicht schützen, was mannicht kennt“, so das Leitmotiv des1934 geborenen und inzwischenemeritierten Ordinarius für Zoologiean der Universität des Saarlandes. Dabei ging und geht es dem Meisterder Bionik nicht nur um die Kenntnisder Dinge, sondern vor allem auchder „Zusammenhänge“. So gewinntder nüchterne Tonfall der Ausführun-gen recht schnell an Lebendigkeit,wenn es um Beispiele geht, bei de-nen die Gesellschaft die Gesamtschauder Dinge und die notwendige Weit-sicht vermissen lässt. Eine Gesamt-betrachtung, so Nachtigall, würdevor Missmanagement, zusätzlichenKosten, zu hohem Energie- oderfalschen Materialeinsatz bewahrenund letztlich die Lebensqualität –nach dem Motto weniger ist mehr –

sogar erhöhen. An diesen Stellenwird der nüchterne und abgeklärtmoderate Tonfall des Wissenschaftlersunterbrochen, kann Nachtigall seinenEifer und die Begeisterung für seinFach auch dem Ohr des Zuhörersnicht mehr vorenthalten. So habenihn Generationen von Studenten er-lebt – nun können ihm aber auch allediejenigen lauschen, die nicht das Pri-vileg hatten, zu seinen Studenten zuzählen – die „Bionik als Sichtweise“lässt das Hörerlebnis letztlich für allezum Gewinn werden.

Bionik. Was ist das? Was kann das?Was soll das? Werner Nachtigall, sup-posé, Köln 2006. Audio-CD, 67 Minu-ten, R 18,–. ISBN 3-932513-72-X.

Dr. Wilhelm Irsch, Rehlingen-Siersburg

S C H N E L L S C H L AU |Von A wie „Ahnenforschung online für Dummies“ bis Z wie „Zeitmanagement für Dummies“: Seit über zehn Jahren gibt es die erfolgreiche „...für Dummies“-Reihe, dieseit 2005 in der deutschen Lizenz bei Wiley-VCH erscheint.

Neu auf dem Markt ist eine „Genetik für Dummies“, die mit wenig Aufwand viel Durch-blick schafft. Grundlagen der Genetik und Zellbiologie, Replikation und Transkription,Sequenzierungsprojekte, Mutationen und Krankheiten und auch heikle Themen wietransgene Organismen, Stammzellen und das Klonen werden knapp und humorvoll er-läutert. Symbole sortieren die Inhalte nach Wichtigkeit, Querverweise schaffen Über-sichtlichkeit – und das Ganze ohne aufwändige Abbildungen, als Paperback und damitzu einem günstigen Preis. Etwas gewöhnungsbedürftig ist die zwar korrekte, aber imSprachgebrauch überholte Abkürzung der Desoxyribonukleinsäure als DNS statt alsDNA. Interessierte Laien – und die sind Zielgruppe des Buches – werden darüber hin-weglesen. Die Autorin Tara Rodden Robinson arbeitet derzeit als Dozentin im Fachbe-reich Fischzucht an der landwirtschaftlichen Fakultät der State University of Oregon.Davor hatte sie eine Postdoktoranten-Stelle in Genetik an der Auburn University inne.

GGeenneettiikk ffüürr DDuummmmiieess. Tara Rodden Robinson, Wiley-VCH,Weinheim 2006. 394 S., R 19,95. ISBN 3-527-70272-5.

Zu folgenden weiteren naturwissenschaftlichen Themensind aktuell „...für Dummies“-Titel erschienen:– Nanotechnologie für Dummies– Physik für Dummies– Anorganische Chemie für Dummies– Anatomie und Physiologie für Dummies– Diabetes für Dummies– Bluthochdruck für Dummies– Migräne für Dummies– Reflux für Dummies– Rückenschmerzen für Dummies– Alzheimer für Dummies

Eine komplette Übersicht über alle Titel der Reihe finden Sie im Internet unter www.wiley-vch.de/dummies. (cvs)

N EU E R S C H E I N U N G E N VO NJ O H N W I L E Y & S O N S , I N C . |

J. D. Cutnell, K. W. Johnson

Physics7. Auflage, 2006, 1088 S., e 57,90. ISBN 0-471-66315-8.

J. Walker

The Flying Circus of Physics2. Auflage, 2006, 352 S., e 24,90. ISBN 0-471-76273-3.

B. Larijani, R. Woscholski, C. Rosser (Hrsg.)

Chemical BiologyTechniques and Applications.2006, 272 S., e 54,90.ISBN 0-470-09065-0.

E. J. Wagner

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