TTF und TCNQ in Faujasit 40 - Technische Universität Darmstadt · 2012. 12. 10. · TTF und TCNQ...
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Mehrfache Strukturverfeinerungen mit leicht unterschiedlichen Startparametern
führen unter simultaner Berücksichtigung beider Datensätzen zu leicht
unterschiedlichen Ergebnissen mit guter Übereinstimmung mit den gemessenen
Daten. Alle verfeinerten Strukturen weisen folgende Gemeinsamkeiten auf: Das
TTF-Molekül liegt seitlich in verschiedenen Höhen über dem 6-Ringfenster des
Sodalithkäfigs im Superkäfig. Der Abstand des Schwerpunktes von TTF zum
Natriumkation auf Position II* liegt zwischen 3,3 und 4,5 Å. Außerdem weisen
immer zwei Schwefelatome, die durch die zentrale Doppelbindung getrennt und in
Abbildung 4.1 mit S* gekennzeichnet sind, zu diesem Kation. Die Rotation entlang
der Molekülhauptachse variiert um bis zu 30 Grad. Die beiden Enden des TTF
haben die Tendenz, in Richtung der 12-Ringfenster zu weisen. In Abbildung 4.10
sind solche Koordinationen an das Natriumkation schematisch gezeigt, die die
obigen Kriterien aufweisen. In dieser Abbildung sind die kristallographisch
äquivalenten Positionen noch nicht mit gezeigt.
Abbildung 4.10: TTF in NaY.
Aufgrund der Ähnlichkeit der möglichen Positionen und der daraus noch zu
generierenden, symmetrieäquivalenten Lagen ist es nicht möglich, zwischen
diesen anhand der Güte der Kristallstrukturverfeinerung zu unterscheiden.
Das Hauptproblem liegt hier in den niedrigen Besetzungszahlen der Lagen des
Gastmoleküls und den hohen Temperaturfaktoren. Bei der Verwendung von zwei
oder mehr „Rigid Bodies“ zur Lokalisierung von TTF ist es nicht mehr möglich die
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Position und deren dazugehörigen Besetzungsfaktor zu bestimmen. TTF in NaY
liegt in diesem Sinne fehlgeordnet vor.
Die Open-Force-Field-Simulationen ergeben ein ähnliches Bild. Zum einen zeigt
sich eine Koordination von TTF in dem Wirtsgerüst mit einer relativ breiten
Energieverteilung oberhalb 35 kcal/mol (146,4 kJ/mol) (wie in Abbildung 4.11
beschrieben. Zusätzlich ergibt sich noch eine weitere Koordinationsmöglichkeit mit
ca. 33 kcal/mol (138,1 kJ/mol). In diesem Fall ist der Abstand des Schwerpunktes
von TTF zum Natriumkation größer, jedoch weisen hier alle vier Schwefelatome
des TTF vergleichbare Abstände zum Natriumkation auf. Diese liegen bei 3,1 bis
4,3 Å. Die berechneten Adsorptionsenergien sind in beiden Koordinations-
möglichkeiten weit geringer als im Fall von TCNQ in NaY.
Abbildung 4.11: Partialladungsverteilung von TTF und Energieverteilung der TTF-Positionen in NaY aus den Kraftfeldsimulationen.
Abbildung 4.12: Mögliche Koordinationen von TTF an das Wirtsgerüst, C=grau, H=weiß, S=gelb, Na+=rosa.
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Diese zweite Koordinationsmöglichkeit des TTF kann neben der erstgenannten
aufgrund der Ähnlichkeit der Atomlagen und einer sehr niedrigen Besetzungszahl
in der Kristallstrukturverfeinerung nicht zuverlässig verfeinert werden.
4.1.3 TCNQ und TTF in NaY
Die Beladung mit TCNQ und TTF erfolgte nach der in Kapitel 3.1 beschriebenen
Methode. Der angestrebte Beladungsgrad liegt pro Superkäfig bei einem Charge-
Transfer-Komplex, bestehend aus jeweils einem Molekül TCNQ und TTF.
Allerdings wird hierbei kein Überschuss vorgegeben. Ein 1,5facher Überschuss im
Falle des Charge-Transfer Komplexes würde einen Beladungsgrad von 3
Molekülen pro Superkäfig ergeben, wodurch keine quantitative Adsorption mehr
sichergestellt werden kann. Der beladene Zeolith hat eine dunkelblaue bis
dunkelgrüne Farbe. Das Beugungsexperiment wurde am B2, Hasylab
durchgeführt. Als Startmodell für die Kristallstrukturverfeinerung dienten die
Positionen der Gastmoleküle, wie sie bei separater Beladung in NaY gefunden
wurden. Die Rietveldverfeinerung zeigt, dass die Positionen der Gäste tatsächlich
dieser Annahme entsprechen. TCNQ liegt im Zentrum des 12-Ringfensters und
TTF vor dem 6-Ringfenster des Sodalithkäfigs.
4.1.4 HY als Wirt
Im Fall von TCNQ in HY zeigen sich dieselben Intensitätsänderungen wie bei
TCNQ in NaY. Abbildung 4.13 zeigt die Pulverdiffraktogramme von TCNQ,
aufgenommen am B2, Hasylab Hamburg, in der verschiedenen Wirten. Zum
besseren Vergleich wurde der erste Reflex, der in beiden Fällen die stärkste
Änderung zeigt, nicht dargestellt. Die Beugungsbilder der unbeladenen Wirte
(durchgezogen Linie) unterscheiden sich signifikant voneinander, ebenso die der
beladenen Zeolithe (als + dargestellt).
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Abbildung 4.13: Intensitätsänderung en von TCNQ in NaY (oben) und in HY; ����� � � � �
Å.
Die Differenzkurven von beladenem und unbeladenem Wirt weisen jedoch beide
die gleiche für TCNQ charakteristischen Intensitätsänderungen auf. Das Ergebnis
der Rietveldverfeinerung ist, dass sich TCNQ im Zentrum des 12-Ringfensters
befindet, wie in Kapitel 4.1.1 beschrieben.
In dem System TTF in HY befindet sich der Gast auf der gleichen Position wie bei
der Verwendung von NaY als Wirt. Außerdem weisen die Proben die gleichen
charakteristischen Farben auf.
Im Gegensatz dazu steht das System TCNQ und TTF in HY. Es zeigt dieselbe
braune Färbung wie TTF in NaY oder HY, nicht die blaugrüne des Charge-
Transfer-Komplexes in NaY. Das Pulverdiffraktogramm in Abbildung 4.14 zeigt
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neben den Beugungsreflexen des Wirtes noch zusätzliche schärfere Reflexe
anderer Profilform.
Abbildung 4.14: Pulverdiffraktogramm von TCNQ und TTF in HY.
Es handelt sich hierbei um TCNQ als Reinstoff. Die geringere Halbwertsbreite
dieser Reflexe erklärt sich durch einen Teilchengrößeneffekt, die Halbwertsbreite
der Reflexe ist nach Scherrer [Scherrer 1918] umgekehrt proportional zur
Kristallitgröße. Es handelt somit um große TCNQ-Kristalle.
Eine Einlagerung des Charge-Transfer-Komplexes in HY ist nicht möglich. Der
Grund hierfür liegt in der Natriumkationenkonzentration und Verteilung, genauer
an dem Besetzungsgrad der Natriumposition II. Bei dem verwendeten HY ist diese
Position nur noch zu 40,6% besetzt, d.h. nur 1,6 Natriumionen befinden sich in
einem Superkäfig. Diese sind bei einer Beladung von 1 Tetrathiafulvalenmolekül
pro Superkäfig schon zu 62% gesättigt. Das TTF liegt frontal vor dem 6-
Ringfensters des Sodalithkäfiges zum Superkäfig und somit vor dem Natriumion II
und zudem noch fehlgeordnet. Diese Anordnung ist somit sehr raumfüllend und
das Kation ist nur schwer zugänglich für andere Moleküle. Im Gegensatz hierzu ist
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die seitliche Koordination der Cyanogruppe des TCNQ an das Kation zu sehen.
An dieses 6-Ringfenster grenzen drei 12-Ringfenster, in dem sich jeweils 1 TCNQ-
Molekül befinden kann. An jedes Natriumkation auf Position II können sich bis zu
drei Moleküle koordinieren.
Dies führt zu dem Schluss, dass TTF die Kationen absättigt und somit nicht mehr
ausreichende Koordinationsmöglichkeiten für das TCNQ zur Verfügung stehen
und dieses somit nicht mehr adsorbiert wird. Dass TTF zuerst eingelagert wird, ist
höchst wahrscheinlich ein kinetischer Effekt.
Eine geringere Konzentration des Charge-Transfer-Komplexes in HY könnte zwar
vollständig eingebracht werden, aber eine Lokalisierung mit Beugungsmethoden
ist dann nicht mehr möglich.
4.1.5 AgY als Wirt
Alle Gastmoleküle lassen sich quantitativ in AgY einlagern, in den
Pulverdiffraktogrammen zeigt sich keine zweite Phase. Als Startmodelle zur
Strukturverfeinerung der einzelnen Verbindungen wurden die Adsorptionsplätze
der Gäste in NaY und HY eingesetzt. Bei der Lokalisierung der Gäste stellt sich
bei allen Verbindungen dasselbe Problem: Die Güte der Strukturverfeinerung
steigt zwar stark an und die Position der Gastmoleküle bleibt verhältnismäßig
stabil, jedoch zeigen sich immer noch Differenzen zwischen der Messung und
dem Strukturmodell. Eine Bestimmung der Kationenpositionen und vor allem des
dazugehörigen Ag/Na-Verhältnisses führt zu physikalisch-chemisch unsinnigen
Ergebnissen. Das Ag/Na-Verhältnis der Verbindung ist zwar bekannt, nicht aber
der Besetzungsgrad der einzelnen Positionen, auf denen sich Silber- und
Natriumionen gegenseitig ersetzen können. Eine Umverteilung und Änderung des
Besetzungsverhältnisses der Kationenpositionen durch die Beladung ist denkbar.
Eine genaue Lokalisierung der Gäste und Bestimmung der Kationenverteilung ist
unter diesen Umständen jedoch nicht möglich.
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4.1.6 CuY als Wirt
Im CuY konnten weder TTF, TCNQ noch der entsprechende Charge-Transfer-
Komplex quantitativ eingelagert werden. In allen Fällen zeigte sich immer eine
zweite Phase der organischen Moleküle im Pulverdiffraktogramm. Als Grund ist
auch hier die geringe Besetzung der Kationenposition II, angegeben in Tabelle
3.1, zu vermuten.
4.2 DRIFT-Untersuchungen von TCNQ und TTF
Der Einfluss der Koordination der Cyanogruppen des TCNQ an das Natriumkation
II lässt sich mittels DRIFT-Messungen beobachten, während TTF in den
verschiedenen Wirten keine Änderung des Spektrums im Vergleich zum
Reinstoffspektrum zeigt.
Abbildung 4.15: DRIFT-Spektren von TCNQ in verschiedenen Y-Zeolithen.
TCNQ als Reinstoff besitzt eine Valenzschwingungsbande der CN-Gruppe bei
2225 cm-1. Diese Bande verschiebt sich um 19 cm-1 zu höheren Wellenzahlen,
d.h. höheren Energien, wenn TCNQ in den Wirt NaY eingelagert wird. Die
Koordination des Stickstoffs an das Kation bewirkt eine stärkere Polarisierung der
CN-Bindung. Der ionische Charakter der Bindung nimmt zu und verstärkt diese. In
der Literatur ist ein vergleichbarer Effekt bei der Adsorption von Kohlenmonoxid in
Zeolithen beobachtet worden [Catlow 1992, Beran 1983]. Auch bei TCNQ in HY
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und AgY tritt der gleiche Effekt auf. Daher kann davon ausgegangen werden, dass
auch im Fall von TCNQ in HY die Cyanogruppen an jeweils ein Natriumion
koordiniert sind. Dies trifft auch für TCNQ in AgY zu. Hier stellt sich die Frage,
weshalb kein Einfluss des Silberions, welches einen geringeren Ionenradius und
somit eine größere Ladungsdichte als Natrium aufweist, auf das IR-Spektrum
beobachtet wird. Zum einen ist die Anzahl der Silberkationen gering und ihre
genaue Verteilung nicht bekannt. Die größere Ladungsdichte des Silberions sollte
den Polarisierungseffekt verstärken, jedoch ist es fraglich, ob es sich ebenfalls wie
das Natriumkation aus seiner Idealposition um 0,34 Å in Richtung der
Cyanogruppe verschiebt.
Abbildung 4.16: DRIFT-Spektren von TCNQ und TTF in verschiedenen Y-Zeolithen.
Im Falle des Charge-Transfer-Komplexes spaltet die CN-Schwingungsbande bei
kleineren Wellenzahlen in 3 Banden auf, wobei zwei von ihnen bei 2185 cm-1 und
2165 cm-1 eine sehr geringe Intensität aufweisen. Diese beobachtete
Bandenaufspaltung lässt sich folgendermaßen erklären: Nach der Aufnahme eines
Elektrons wird die negative Ladung durch die Cyanogruppen des TCNQ
stabilisiert. Durch Mesomerieeffekte sind die vier Cyanogruppen nicht mehr als
äquivalent anzusehen. Diese Banden treten bei Wellenzahlen unter 2225 cm-1 auf,
es zeigt sich somit eine Schwächung bei allen beobachteten CN-Bindungen der
eingelagerten TCNQ-Moleküle im Vergleich zum TCNQ-Reinstoff. Ist der Charge-
Transfer-Komplex in NaY oder AgY eingelagert, zeigt sich nur eine Verschiebung
der beiden Banden bei niedrigeren Wellenzahlen zu noch kleineren hin (2170 cm-1
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und 2122 cm-1). Die CN-Bindung im Komplex wird noch stärker geschwächt.
Zusätzlich gewinnt die Bande bei 2170cm-1 stark an Intensität.
Alle DRIFT-Spektren zeigen Spuren von reinem TCNQ bei 2225 cm-1, das in den
Beugungsexperimenten nicht beobachtet wird. Daher kann man davon ausgehen,
dass es sich um kleine amorphe TCNQ-Partikel handelt.
4.3 UV-Vis-Untersuchungen von TCNQ und TTF
Mit der UV-Vis-Spektroskopie ist es möglich, den Einfluss des Wirtes auf die
elektronische Struktur des Gastes zu beobachten. Während sich bei TCNQ in den
verschiedenen Wirten nur eine Bandenverbreiterung im Spektrum zeigt, wird bei
TTF und TTF mit TCNQ in den unterschiedlichen Faujasiten eine Verschiebung
der Absorptionsbanden gemessen.
Abbildung 4.17: UV-Vis-Spektren von TTF in verschiedenen Y-Zeolithen.
Im Vergleich zum Reinstoff TTF sind diese Banden zu größeren Wellenlängen
verschoben. Bemerkenswert ist das Spektrum von TTF in NaY, da sich hier das
gesamte Spektrum um 57±3 nm verschiebt, jedoch die Intensitäten der einzelnen
Banden mit denen des Reinstoffspektrums vergleichbar bleiben. Die Spektren von
TTF in HY und AgY zeigen identische Absorptionsbanden. Es tritt aber kein Signal
bei 370 nm auf. Im Allgemeinen werden solche bathochromen Verschiebungen in
der UV-Vis-Spektroskopie in Lösung bei zunehmender Solvenspolarität
beobachtet. Das polare Lösungsmittel stabilisiert den angeregten Zustand des
Moleküls, welches im Grundzustand neutral ist [Foster 1969, Foster 1975]. Das
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Zeolithgerüst ist ebenfalls stark polar. Das Einlagern des Gastes ist aus dieser
Sicht vergleichbar mit dem Lösen in einem polaren Lösungsmittel.
TTF gelöst in Cyclohexana
TTFb
TTF in NaYb
TTF in HYb
TTF in AgYb
[nm]
� /[cm-1 mol-1]
[nm]
[nm]
[nm]
[nm]
303 13.000 310 368 - -
317 12.500 319 375 - -
368 1.900 372 427 448 447
450 270 437 506 502 499
Tabelle 4.1: UV-Vis-Daten von TTF in verschieden Zeoli then; a Daten nach Coffen et al [Coffen 1971]; b Suspension in Mineralöl.
Im Vergleich zum Reinstoffspektrum ist die Charge-Transfer-Bande des
adsorbierten Komplexes hypsochrom, also zu niedrigeren Wellenlängen
verschoben. Ein solcher Effekt tritt bei sehr starken Charge-Transfer-Komplexen in
stark polaren oder protischen Lösungen auf. Das Spektrum von TCNQ und TTF
„in“ HY zeigt kein solches Signal, sondern nur die Absorptionsbande von TTF in
NaY bei ca. 510 nm. Dies belegt das Ergebnis der Röntgenstrukturuntersuchung.
TTF wird eingelagert, während TCNQ als zweite kristalline Phase vorliegt.
Abbildung 4.18: UV-Vis-Spektren von TTF und TCNQ in verschiedenen Y-Zeoli then.
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4.4 Thermoanalyse von TCNQ und TTF
Die Ergebnisse der Thermoanalyse der Reinstoffe TCNQ und TTF sind in
Abbildung 4.19 und die massenspektroskopisch detektierten
Fragmentierungsmuster in Tabelle 4.2 zusammengefasst. TCNQ zersetzt sich ab
einer Temperatur von 285° C. TTF schmilzt bei 115° C und verdampft bei 225° C.
Abbildung 4.19: Thermoanalyse von TCNQ und TTF als Reinstoffe.
Die thermogravimetrische Untersuchung von TCNQ in NaY zeigt, dass es sich
schon bei 210° C zersetzt. Die im Gegensatz zum Reinstoff zusätzlich auftretenden
Massen von 43 und 45 weisen auf aromatische Methoxyverbindungen und
Carbonsäure bzw. Carbonsäureamidderivate hin.
Abbildung 4.20: Ergebnis der Thermoanalyse von TCNQ in NaY und TTF in NaY.
Die Nitrilgruppe wird durch Kristallwasserreste teilweise hydrolisiert. Die Hydrolyse
tritt erst bei erhöhter Temperatur auf, da in den DRIFT-Spektren keine
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Schwingungsbanden der Carbonsäure oder des Säureamids beobachtet werden.
Sie läuft als Nebenreaktion zur normalen Zersetzung ab, da auch die
charakteristischen Strukturfragmente der Nitrilgruppe beobachtet werden. Die
Koordination des TCNQ an das Natriumion II bewirkt eine Aktivierung dieser
Gruppe, was auch die Hydrolyse begünstigt, und die geringere thermische
Stabilität zur Folge hat. Das Signal bei 350° C rührt von reinen TCNQ-Resten her.
Im Gegensatz hierzu wird TTF durch die Adsorption in NaY thermisch stabilisiert,
es zersetzt sich erst bei 250° C anstatt bei 225° C.
Abbildung 4.21: Ergebnis der Thermoanalyse von TCNQ und TTF in NaY.
Die Zersetzung des Charge-Transfer-Komplexes in NaY tritt schon ab 200° C ein.
Es werden die charakteristischen Massen der Einzelkomponenten in NaY
detektiert. Das DTG-Signal setzt sich additiv aus den Diagrammen in Abbildung
4.20 zusammen. Das DTA-Signal der beladenen Zeolithe bei der Zersetzung der
Gäste zeigt eine so geringe Änderung, dass zuverlässige Aussagen nicht
getroffen werden können.
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TTF
Reinstoff
TCNQ
Reinstoff
TCNQ in NaY TTF
in NaY
TCNQ und TTF
in NaY
Temperatur [° C] 225 348 219 343 254 247 336
Masse Fragment
12 C X X X X X X X
14 N X X X X X
26 C2H2 / CN X X X X X X X
27 C2H3 / HCN X X X X X X X
28 C2H4
32 S X X X X
33 HS X X X X
34 H2S X X X X
43 C2H3O X
44 CO2 / CONH2
/CS
X X X X X X X
45 COOH / C2H7N X
Tabelle 4.2: Detektierte Massen in der Thermoanalyse.
4.5 ESR-Untersuchung von TTF und TCNQ
Mittels der sehr empfindlichen ESR-Spektroskopie können ungepaarte Elektronen
beobachtet werden [Schneider 1971]. Die Reinstoffspektren von TCNQ und TTF in
Abbildung 4.22 zeigen symmetrische, relativ scharfe Signale, in denen eine
Hyperfeinstruktur, d.h. eine zusätzliche Aufspaltung der Resonanzlinie,
hervorgerufen durch Magnetfelder, die von Atomkernen mit Spin erzeugt werden,
noch sichtbar ist. In den Reinstoffen liegen ungepaarte Elektronen durch
thermische oder optische Anregung vor [Rybaczewski 1975]. Der Charge-
Transfer-Komplex zeigt ein breites, nahezu symmetrisches Signal ohne
erkennbare Hyperfeinstruktur, welches aufgrund einer sehr viel höheren
Konzentration an ungepaarten Elektronen um den Faktor 1000 intensiver ist.
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Abbildung 4.22: ESR-Spektren der Reinstoffe.
Durch die Einlagerung in den Zeolithen werden die ESR-Signale von TCNQ in
NaY und TTF in NaY aufgrund Wirt-Gast-Wechselwirkungen deutlich verbreitert,
so dass eine Hyperfeinstruktur nicht mehr erkennbar ist. Das Signal des
Komplexes ist ebenfalls um den Faktor 1000 intensiver, stark verbreitert und setzt
sich additiv aus den Spektren der Einzelsubstanzen in NaY zusammen. Die hohe
Signalintensität zeigt, dass es sich hier auch um einen Elektronenübergang
zwischen den beiden Molekülen handelt, der die ungepaarten Elektronen
hervorruft, andernfalls sollte sich die Signalintensität in der Größenordnung der
Einzelsubstanzen bewegen. Dieser Schluss trifft auch auf die Reinsubstanzen zu.
Abbildung 4.23: ESR-Spektren der Substanzen in NaY.
Am auffälligsten jedoch ist die Asymmetrie des Signals, die zustande kommt, da
hier zwei ungepaarte Elektronen zweier entstandenen Radikalkationen beobachtet
werden. Da sich die g-Werte der Radikale im Zentrum der symmetrischen
Spektren für beide Substanzen unterscheiden, wird diese Asymmetrie durch
Addition dieser beiden überlagerten Spektren hervorgerufen, welche im
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Reinstoffspektrum nur sehr schwach ausgeprägt ist. Eine genaue Bestimmung
beider g-Werte ist aufgrund der fehlenden Hyperfeinstruktur, die durch die große
Signalbreite überdeckt wird, nicht möglich.
Es ist festzuhalten, dass durch die Adsorption der Moleküle in NaY die
Signalbreite durch Wirt-Gast-Wechselwirkungen zunimmt und in beiden Fällen
TCNQ und TTF als Reinstoff sowie in NaY einen Charge-Transfer-Komplex bilden.
4.6 Zusammenfassung d er Ergebnisse
Ob TCNQ, TTF oder der Charge-Transfer-Komplex in die verschiedenen Y-
Zeolithe eingelagert werden, ist abhängig von der Kationenkonzentration und
Verteilung, maßgeblich auf Position II. Die Adsorptionsplätze der einzelnen Gäste
in den verschiedenen Wirten sind identisch. Im AgY konnten die Gastmoleküle
nicht lokalisiert werden, jedoch sind alle spektroskopischen Ergebnisse identisch
zu dem analogen Systemen in NaY oder HY. Dies verstärkt die Annahme, dass
sich auch hier das TCNQ im 12-Ringfenster und das TTF im Superkäfig nahe am
Natriumion II befindet.
TCNQ in
NaY
TTF in NaY TCNQ/TTF
in NaY
TCNQ in
HY
TTF in HY
Strahlung Sync. Sync. Neutronen Sync. Sync. Neutronen
Temperatur [K] 11 11 5 11 13 5
wRp [%] 6,98 5,3 3,64 4,80 6,77 3,22
Rp [%] 4,74 3,79 2,87 3,42 4,72 2,46
Einwaage [Molekül/SC] 1,6 1,6 1,1 / 1,0 1,7 1,6
Beladung [Molekül/SC] 1,7 1,7 1,5 1 / 1,3 1,8 1,8
Na+-Gehalt 54,7 55,1 55,1 52,7 35,9 29,7
Position I 1,0 8,0 8,0 5,7 0 0
Position I’ 23,3 16,2 16,2 16,0 18,8 16,7
Position II 30,4 30,9 30,9 31,0 17,1 13,0
Na+-Verschiebung [Å] 0,34 0,14 0,14 0,15 0,41 -0,12
Probenfarbe gelb rotbraun blaugrün gelb rotbraun
Tabelle 4.3: Übersicht der Ergebnisse der Beugung sexperimente zur Lokalisierung d er Gäste.
TTF und TCNQ in Faujasit __________________________________________________________________
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Die stärkste Natriumionenverschiebung in Richtung des Zentrums des Superkäfigs
vom Wirtsgerüst weg bewirkt TCNQ in den verschiedenen Wirten. Dies stellt den
stärksten Einfluss des Gastes auf das Gerüst des Wirtes dar und spiegelt sich
auch in den Ergebnissen der DRIFT-Untersuchungen wieder. Zu bemerken ist,
dass der durch die Rietveldverfeinerung bestimmte Beladungsgrad der
Gastmoleküle pro Superkäfig generell geringfügig höher liegt als durch die
Einwaage möglich. Es handelt sich hierbei um einen systematischen Fehler. Der
Temperaturfaktor und die Besatzungszahl des Gastmoleküls sind miteinander
korreliert und nicht gleichzeitig verfeinerbar. Daher wurde in allen Systemen,
außer TCNQ in NaY, der Temperaturfaktor abgeschätzt und fixiert. Als gute
Abschätzung zeigt sich das 1,5 bis 2-fache des Wertes der Natriumkationen.
Physikalisch sinnvoll ist diese Abschätzung, da der neutrale Gast eine höhere
Beweglichkeit im Wirt aufweist, als das Natrium, welches ionisch an das negativ
geladene Wirtsgerüst gebunden ist.
Es wurden außerdem auch die Zeolithe Mordenit Na8Al8Si40O96 und Linde Typ L
K9Al9Si27O72 als möglich Wirte untersucht. Hier war in beiden Fällen keine
Beladung mit TCNQ oder TTF möglich.
Der Mordenit (Strukturtyp MOR; orthorhombisch; Cmcm; a=18,1 Å; b=20,5 Å;
c=7,5 Å; [Meier 1961]) besitzt in [001]-Richtung Kanäle mit 12-Ringfenstern mit
einem Durchmesser von 7,1 Å. Diese sollten für die untersuchten Gäste
zugänglich sein. In [010]-Richtung verlaufen kleine Kanäle mit einem
Zugangsquerschnitt von 2,6 Å * 5,7 Å, in die Gäste nicht eindringen können. Das
Modul beträgt 5, d.h. es handelt sich um einen unpolaren Zeolith im Vergleich zum
untersuchten Faujasiten. Dies ist der Grund dafür, dass die polaren Gäste nicht
adsorbiert werden.
Der Zeolith Linde Typ L (Strukturtyp LTL, hexagonal, P6/mmm, a=18,4 Å; c=7,5 Å;
[Barrer 1969]) hat ein 1 dimensionales Kanalsystem bestehend aus 12-
Ringfenstern mit einem Durchmesser von 7,1 Å. Das Modul beträgt 3 und ist somit
vergleichbar mit dem Y-Zeolithen. In diesem Kanalsystem befinden sich 44
Prozent der in der Struktur befindlichen Kationen und sollten somit für
Gastmoleküle zugänglich sein. Dass keine Beladung dieses Zeolithen gelungen
ist, könnte am eindimensionalen Porensystem liegen. Durch starke Adsorption der
Gäste am Anfang des Kanals wird dieser verstopft und ein weiteres Eindringen in
den Kristallit erschwert. Im Faujasiten ist das stark verzweigte und somit offene
TTF und TCNQ in Faujasit __________________________________________________________________
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Porensystem 3-dimensional und kann somit von Gästen schnell und einfach
durchdrungen werden.
Höhere Aromaten in NaY __________________________________________________________________
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5 Höhere Aromaten in NaY
In der Literatur ist bekannt, dass Benzol sich im Superkäfig befindet, über sein �-
Elektronensystem an das Natriumkation auf Position II koordiniert und somit
frontal davor liegt [Fitch 1986]. In diesem Kapitel wird untersucht, inwieweit die
Größe der aromatischen Verbindung Einfluss auf den Adsorptionsort des Moleküls
hat. Ab welcher Größe kann es nicht mehr eingelagert werden bzw. tritt vielleicht
eine Mehrfachkoordination vergleichbar mit TCNQ in NaY auf. Denkbar wäre hier
eine Koordination an zwei verschiedene Natriumkationen in benachbarten
Superkäfigen, wobei das Gastmolekül im Zentrum des 12-Ringfensters liegen
müsste.
Es wurden folgende höhere Aromaten in NaY eingelagert:
Naphthalin
Anthracen
2,3-Benzanthracen
Pentacen
Abbildung 5.1: Übersicht der eingelagerten aromatischen Moleküle
5.1 Lokalisierung d er Gastmoleküle
5.1.1 Naphthalin in NaY
Naphthalin wurde hierfür im Gegensatz zu den anderen Verbindungen nicht nach
der in Kapitel 3.1 beschrieben Methode eingelagert. Vorversuche zeigten, dass
Höhere Aromaten in NaY __________________________________________________________________
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Naphthalin während der Trocknung unter den gegebenen Bedingungen auch bei
Temperaturen unter 40° C wieder aus dem Wirtsgerüst heraussublimiert und eine
zuverlässige Trocknung nicht mehr möglich ist. Naphthalin, dass bei 80° C schmilzt
kann auf sehr einfachem Weg eingelagert werden. Beide Substanzen, Wirt und
Gast, werden als Reinstoffe in ein luftdichtes und druckbeständiges Gefäß
gegeben und 14 Tage bei 120° C getempert. Da Naphthalin die kleinste der
untersuchten aromatischen Verbindungen ist und somit die geringste räumliche
Ausdehnung aber die größte Beweglichkeit im Zeolith besitzt, wurde in diesem
System ein Beladungsgrad von 2,4 Molekülen pro Superkäfig angestrebt. Alle
denkbaren Adsorptionsplätze im Superkäfig sind durch die hohe Symmetrie des
Wirtes mindestens zweimal vorhanden. Hierdurch soll eine höhere Beladung und
bessere Verteilung im Wirt und dadurch wiederum eine einfachere Lokalisierung
möglich sein. Das Naphthalin wird dabei vollständig von NaY adsorbiert. Es wird
keine zweite kristalline Phase im Pulverdiffraktogramm beobachtet. Der beladene
Zeolith weist die gleiche weiße Farbe des unbeladenen Wirtes auf. Zur
Lokalisierung des Gastes wurde ein Neutronenbeugungsexperiment am
Messstand D1A des ILL in Grenoble durchgeführt. Die 3-dimensionale
Fourierkarte in Abbildung 5.2 zeigt vor jedem 6-Ringfenster im Superkäfig, die
natürlich kristallographisch als äquivalent zu sehen sind, ein planares Gebilde von
Reststreudichte.
Abbildung 5.2: 3 dim. Fouriermap von Naphthalin in NaY.
Das Ergebnis der Rietveldverfeinerung belegt, dass sich Naphthalin vor dem 6-
Ringfensters des Sodalithkäfigs und somit vor dem Natriumkation auf Position II
befindet. Ein Ring des aromatischen Moleküls ist an dieses Kation koordiniert,
während der zweite Ring in Richtung des 12-Ringfensters weist. Insgesamt gibt es
Höhere Aromaten in NaY __________________________________________________________________
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in einem Superkäfig vier solcher Adsorptionsplätze. Es wurde aber nur ein
Beladungsgrad von 2,1 Moleküle pro Superkäfig ermittelt. Es liegen also ca. 10%
des Naphthalins ungeordnet im NaY vor und erklären die im Vergleich mit anderen
untersuchten Systemen geringfügig schlechtere Strukturmodellanpassung.
Abbildung 5.3: Naphthalin in NaY, C=grau, H=weiß, Na+=rosa.
Diese Adsorptionsposition wird auch durch die Kraftfeldsimulationen bestätigt.
Abbildung 5.4: Partialladung sverteilung von Naphthalin und Energieverteilung d er Naphthalin-Positionen in NaY aus den Kraftf eldsimulationen.
Höhere Aromaten in NaY __________________________________________________________________
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5.1.2 Anthracen in NaY
Das adsorbierte Anthracen verfärbt den Zeolithen nicht. Die Beladung erfolgte
wieder mittels Chloroform als Transportmedium. Die Kristallstrukturverfeinerung
anhand eines Neutronenbeugungsdiffraktogramms führt zu dem Ergebnis, dass
auch hier Anthracen über einen äußeren 6-Ring an das Natriumion auf II
koordiniert ist und die beiden anderen Ringe wieder in das 12-Ringfenster reichen.
Der Beladungsgrad beträgt hier 0,8 anstatt 1,3 Moleküle pro Superkäfig bei sehr
guten Anpassungswerten aus der Kristallstrukturverfeinerung. Dieser Verlust ist,
wie im vorhergehenden Kapitel beschrieben, auf den Trocknungsvorgang bei 40° C
zurückzuführen, jedoch bei weitem nicht so gravierend wie in dem dort
beschriebenen System.
Abbildung 5.5: Anthracen in NaY, Gerüstsauerstoff=rot, Sili zium/Aluminium=blau, C=grau, H=weiß, Na+=violett .
Abbildung 5.6: Partialladung sverteilung von Anthracen und Energieverteilung d er Anthracen-Positionen in NaY aus den Kraftf eldsimulationen.
Höhere Aromaten in NaY __________________________________________________________________
61
Auch diese Position wird durch die Simulation belegt.
5.1.3 2,3-Benzanthracen in NaY
Der mit 2,3-Benzanthracen, welches als Reinstoff eine rote Farbe besitzt,
beladene NaY Zeolith färbt sich gelb. In diesem System lagern sich zwei äußere
Ringe des Gastes an das Natriumion II, d. h. die beiden Kohlenstoffatome, die zu
beiden Ringen gehören, befinden sich am nächsten zu diesem Natriumion. Der
Rest des Moleküls weist in ein 12-Ringfenster. Dies entspricht somit nicht genau
der idealen Position, wie man sie anhand der untersuchten Homologenreihe
erwarten würde. Berücksichtigt man die Größe des 2,3-Benzanthracens mit einer
Länge von 11,4 Å (nicht Van-der-Waals Radius, sondern Abstand der
Atomschwerpunkt der beiden entferntesten Wasserstoffe auf Position 1 und 7), so
zeigt sich, dass 2,3-Benzanthracen weit in den nächsten Superkäfig hineinragt.
Bei einem gefundenen Beladungsgrad von 1,3 Moleküle pro Superkäfig befindet
sich in diesem höchstens ein weiteres Molekül in gleicher Position. Die
beobachtete Abweichung aus der Idealposition kann somit nicht auf Gast-
Gastwechselwirkungen zurückgeführt werden, sondern es handelt sich hier um
einen sterischen Effekt.
Abbildung 5.7: 2,3-Benzanthracen in NaY, C=schwarz, H=weiß,.
Höhere Aromaten in NaY __________________________________________________________________
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5.1.4 Pentacen in NaY
Das Eindringen des Pentacen in NaY bleibt trotz sehr langen Temperns (16 Tage)
erfolglos. Es zeigt sich immer wieder in den Pulverdiffraktogrammmen Pentacen
als zweite Phase. Dieser Gast kann nicht in das zeolithische Wirtsgerüst
eingelagert werden. Da es sich von seinen niederen Homologen nur geringfügig in
seine chemischen Eigenschaften unterscheidet, handelt es sich hierbei um einen
reinen sterischen Effekt. Es ist zu groß, um in das Wirtsgerüst hinein zu
diffundieren.
5.2 UV-Vis-Untersuchung en der höh eren Aromaten in NaY
Das UV-Vis-Spektrum von Naphthalin in NaY zeigt keine starken Veränderungen
im Vergleich zum Reinstoffspektrum.
Abbildung 5.8: UV-Vis-Spektren von Naphthalin.
Das Anthracenspektrum der Wirt-Gast-Verbindung hingegen ist bathochrom um 5-
6 nm verschoben, wobei die Feinstruktur des Spektrums leicht verbreitert ist und
erhalten bleibt.
Höhere Aromaten in NaY __________________________________________________________________
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Abbildung 5.9: UV-Vis-Spektren von Anthracen.
Im Spektrum von 2,3-Benzanthracen sind eine Bandenverbreiterung und eine
Schulter bei höheren Wellenlängen bei den Feinstrukturbanden zu beobachten. In
dem Bereich von 375 bis 425nm sind die Banden um ca. 2 nm bathochrom
verschoben. Das Absorptionsspektrum an sich bleibt aber erhalten.
Abbildung 5.10: UV-Vis-Spektren von 2,3-Benzanthracen.
5.3 Zusammenfassung der Ergebnisse
In der Reihe der untersuchten Aromaten sind die Adsorptionsplätze nahezu
identisch. Die Moleküle orientieren sich mit einem äußeren 6-Ring an das
Natriumion auf Position II und das andere Ende weist in das 12-Ringfenster des
Wirtsgerüstes. In der Tatsache, dass 2,3-Benzanthracen von dieser Anordnung
leicht abweicht, deutet sich schon an, dass Pentacen nicht mehr vom Wirtsgerüst
adsorbiert werden kann. Mit zunehmender Größe des Gastes steigt die
Höhere Aromaten in NaY __________________________________________________________________
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Elektronendonatorfähigkeit des Moleküls und die beobachteten Wirt-Gast-
Wechselwirkungen. Dies zeigt sich zum einem in den UV-Vis-Spektren und zum
anderen, noch deutlicher, an der Verschiebung des Natriumion II aus seiner
Idealposition in Richtung des Gastes. In Tabelle 5.1 sind die Ergebnisse dieser
Stoffklasse zusammengefasst. Der angegebene mittlere Kohlenstoff-
Natriumabstand ist die gemittelte Entfernung der sechs Kohlenstoffatome des
Gastes, welche am nächsten an dem Natriumkation auf Position II sind. Mit
zunehmender Größe des Gastes wird dieser Abstand geringer aber der Fehler
dieses Wertes größer. Das heißt, die Wirtgastwechselwirkungen werden stärker,
aber die Koordination des Gastes weicht zunehmend von einer idealen
symmetrischen Anordnung ab, was nur auf sterische Effekte zurückzuführen ist.
Naphthalin in NaY Anthracen in NaY 2,3-Benzanthracen in NaY
Strahlung Neutronen Neutronen Neutronen
Temperatur [K] 5 5 5
wRp [%] 4,71 3,62 2,62
Rp [%] 3,72 2,89 2,02
Einwaage [Molekül/SC] 2,4 1,2 1,3
Beladung [Molekül/SC] 2,1 0,84 1,5
Na+-Gehalt 52,5 56,5 55,9
Position I 13,5 9,7 8,7
Position I’ 10,9 19,4 21,0
Position II 28,1 27,4 26,2
Na+-Verschiebung [Å] 0,06 0,27 0,42
Mittlerer Abstand
C-Na II [Å]
3,23±0,03 3,15±0,4 3,14±0,7
Probenfarbe weiß weiß gelb
Tabelle 5.1: Zusammenfassung der Ergebnisse.