Udo Proksch und der Fall Lucona

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Udo Proksch: Schweinehirt, Brillendesigner, Betreiber der Wiener Hofzuckerbäckerei Demel und des "Club 45", Society-Löwe mit speziellen Beziehungen zu SPÖ-Politikern - und schließlich wegen sechsfachen Mordes und Versicherungsbetrugs zu lebenslanger Haft verurteilt.

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Vor 25 Jahren, am 2. Oktober 1989, wurde Udo Proksch, Österreichs damals prominentester Justizflüchtling, auf dem Flughafen Schwechat verhaftet.

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Udo Proksch: Schweinehirt, Brillendesigner, Betreiber der Wiener Hofzuckerbäckerei Demel und des "Club 45", Society-Löwe mit speziellen Beziehungen zu SPÖ-Politikern - und schließlich wegen sechsfachen Mordes und Versicherungsbetrugs zu lebenslanger Haft verurteilt.

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Proksch hatte sich Anfang 1988 auf die Philippinen verabschiedet - als gegen ihn gerichtliche Vorerhebungen liefen und nachdem er und ein mutmaßlicher Komplize bereits zweimal in U-Haft waren. Die Ermittlungen hatten sich zunächst auf Versicherungsbetrug konzentriert und waren - für die Öffentlichkeit unverständlich - jahrelang dahingetümpelt.

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Gemutmaßt wurde, dass Proksch seine guten Kontakte zur Politik nützten. Der Fall Lucona, um den es ging, lag zum Zeitpunkt der Verhaftung des Justizflüchtlings nämlich schon mehr als zwölf Jahre zurück: Im Jänner 1977 war der mit ziemlich wertlosem Metallschrott beladene, aber auf 212 Millionen Schilling (rund 15,40 Mio. Euro) versicherte Frachter im Indischen Ozean nach einer Explosion an Bord gesunken. Sechs der zwölf Menschen an Bord kamen ums Leben.

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Als Proksch - mit operativ verändertem Gesicht - von den Philippinen zurückkehrte, hatte sich in Sachen Lucona einiges getan: "Der Fall Lucona" des Journalisten Hans Pretterebner war zum Bestseller geworden, im Parlament hatte sich ein Untersuchungsausschuss mit dem Thema beschäftigt.

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Zwei seiner Freunde, Innenminister Karl Blecha und Nationalratspräsident Leopold Gratz (beide SPÖ), waren zurückgetreten. Und der parteilose Justizminister Egmont Foregger hatte im März 1988 die Anklage gegen Proksch genehmigt.

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Der Gründer des einst oberhalb des Demel logierenden "Club 45", Treffpunkt von SPÖ- und Wirtschaftsprominenz, musste im Wiener Landesgericht auf der Anklagebank Platz nehmen. Im März 1991 wurde er wegen jeweils sechsfachen Mordes und Mordversuchs, Gefährdung durch Sprengmittel und versuchtem schweren Betrugs zu 20 Jahren verurteilt.

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Die Strafe wurde acht Monate später in zweiter Instanz auf lebenslang erhöht. In dem aufwändigen Verfahren hatte das Gericht sogar nach der versunkenen Lucona suchen lassen.

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Proksch verbüßte seine Strafe in der Grazer Justizanstalt Karlau und galt als "Paradehäftling". Im Alter von 67 Jahren, am 27. Juni 2001, starb er im Landeskrankenhaus Graz nach einer Herztransplantation an den Folgekomplikationen einer Herzklappenoperation.

Fotos: APA/KURIER/Richard Räder