Ueber die chemische Beschaffenheit der Flachs- und Hanfpflanze, mit Rücksicht auf die Bedingungen...

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354 K-ane: Ueber die chem. Beschaffenheit f) Dass die Ammoniakverbindung dieser letztern, so wie der Saure aus dem Torfe, eine iippige Entwickelung der Pflanzen be- wirken. g) Dass eucllich Holzkolile und Asche nicht so gut die Pflan- zen gedeihen lassen als die Ackererde oder die in e) und f) ge- nannten Snbstanzen. Bei dieser einfachen Aufziililung der Resultate bleibe ich fiir jetzt stelien und werde in einer spiitern Abhandlung mittheilen, in vviefern die bei diesen Versuchen angevvandten Stoffe zersetzt, in wiefern sie unzersetzt den Pflauzen als Naiirung dargeboten werden. L. Ueber die chemiscbe Beschaffenheit der Flachs- und Hanfpflanze, mit Riicksicht auf die Bedingungen ihres Wachsthums und ihrer Zurichtung. Von Robert =awe. (The Lond., Edinb. and Dubl. phil. Mag. ATo. 157. February 1844. Aus den Proceedings of the Royal Irish Academy.) Man hat gefunden, dass diejenigen Pflanzen, welche man mit der Absicht anbaut, sie spiiter als Nahrungsmittel zu verwenden, dern Erdboden gewisse Bestandtheile theils organischen, theils unorganischen Ursprungs , entziehen, welche der Pflanze oder gewissen Theilen derselben Eigenschaften verleihen , die sie zum Unterlialte des thierischen Organismus tauglich machen. So findet man als Bestandtheile yon Pflanzen Stickstoff, Alkalien, phosphorsaure Salze etc., und der Werth der von einer gewissen Bodenffiiche geIieferten Ernte ist im AIlgemeinen den Stoffen proportional, welche die Friichte aufgenommen haben. Wenn daher durch Weizen, Hafer oder Kartoffeln der Boden erschopft wird, so leidet der Landwirth nicht dadurch denn er wird durch die demselben entzogenen Stoffe bezahlr und legt, wenn er die- sen Mange1 an Material durch frischen Dunger wieder eaetzt, nur

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354 K-ane: U e b e r d i e c h e m . B e s c h a f f e n h e i t

f) Dass die Ammoniakverbindung dieser letztern, so wie der Saure aus dem Torfe, eine iippige Entwickelung der Pflanzen be- wirken.

g) Dass eucllich Holzkolile und Asche nicht so gut die Pflan- zen gedeihen lassen als die Ackererde oder die in e) und f) ge- nannten Snbstanzen.

Bei dieser einfachen Aufziililung der Resultate bleibe ich fiir jetzt stelien und werde in einer spiitern Abhandlung mittheilen, in vviefern die bei diesen Versuchen angevvandten Stoffe zersetzt, in wiefern sie unzersetzt den Pflauzen als Naiirung dargeboten werden.

L. Ueber die chemiscbe Beschaffenheit der Flachs- und Hanfpflanze, mit Riicksicht auf die Bedingungen

ihres Wachsthums und ihrer Zurichtung. Von

Robert =awe. ( T h e Lond., Edinb. and Dubl. phil . Mag. ATo. 157. February 1844. Aus

den Proceedings of the Royal Irish Academy.)

Man hat gefunden, dass diejenigen Pflanzen, welche man mit der Absicht anbaut, sie spiiter als Nahrungsmittel zu verwenden, dern Erdboden gewisse Bestandtheile theils organischen, theils unorganischen Ursprungs , entziehen, welche der Pflanze oder gewissen Theilen derselben Eigenschaften verleihen , die sie zum Unterlialte des thierischen Organismus tauglich machen. So findet man als Bestandtheile yon Pflanzen Stickstoff, Alkalien, phosphorsaure Salze etc., und der Werth der von einer gewissen Bodenffiiche geIieferten Ernte ist im AIlgemeinen den Stoffen proportional, welche die Friichte aufgenommen haben. Wenn daher durch Weizen, Hafer oder Kartoffeln der Boden erschopft wird, so leidet der Landwirth nicht dadurch denn e r wird durch die demselben entzogenen Stoffe bezahlr und legt , wenn er die- sen Mange1 an Material durch frischen Dunger wieder eaetzt , nur

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ein gewisses Capital an, von welchem er im nachsten Jahre wie- der den Nutzen zieht.

Viele Fflanzen , welche' nicht zu Nalirungsmitteln verwendet werden , deren man sich aber z u Luxusgegenstlnden bedient, oder welclie man i n den ICiinsten benutzt, beGnden sich in shn- licher Lage. Beim Anbnue von Indigo oder Tabalr sncht man die griisstrnBgliche Entwiclteluag des Farbstoffes oder des narcoti- schen Principes zu erzielen. Zu diesem Zweclre miissen dem Boden Stoffe entzogen werden ; die Entziehung dzrselben macht sich ab& durch das Verlraufen der werthvollen Theile der Pflan- Zen wieder bezahlt. Es ist dalier in solclien Fallen zur Erhaltung der Fruchtbarlteit des Bodens eine fortgesetzte Ergiinzring des Materials, welches die Pflanzen aufnehmen, aus ausseren Quellen nbthig. Der Landwirth muss durcli den Diinger die .Stoffe er- setzen, welche e r in den reifen Pflanzen zum Verkaufe bringt.

Dr. K a n e erkliirt hierauf, dass dieser Grundsatz .auf ge- wisse Classen von Pflanzen zu beschranken sei, indem durch ubereinstimmende Nachforschungen yon Pflanzenphysiologen und Chemikern klar dargelegt sei , dass gewisse , .fiir die gesarnmte RZenschheit hoclist wiclitige Pflanzensubstanzen nicht durch der Erde entnommene §toffe gebildet werden, sondern dasssie sich durch die Lebensthiitigkeit der Pflanzen aus Bestandtheilen der Atmosphiire erzeugen. Diese Classe h'orper bezeichnete e r als .hauptsiichlich aus Kohlenstoff bestehend , verbunden niit Wasser- stoff und . Sauerstoff im Verhdtnisse, worin sie Wasser bilden. Die Kolilensiiure der Atmosphare mit dem bestiindig darin enthal- tenen WasserdampTe liefert die Elemente des Zuckers, des Gum- mi's, des Stiirkernehls und der Holzfaser, und der Sauerstoff der durcli die Lebenstliiitiglieit der Pflanze entcvickelten Kolilensiiure bewirkt, wie belrannt , die Verbesserung der Luft, welche wir einathmen. Nehmen wir dalier den Zuclter oder die Holzfaser einer Pflanze, so haben wir einen Stofl', welcher in Uezug anf seine Bestandtheile nnahhangig von dem Erdboden gebildet ist. Zu seiner Bildung verlangt derselbe eine in gesundem Wachs- thume begriffme Pflanze, und damit die Pflanze sich in gesundem Wachsthume befinde., muss sie den] Erdboden verschiedene Stoffe entziehen, so dass die Ernte wirklich stark ersch6pfend wirlrt. Doch gehen diese Stoffe nicht in den Zucker oder die Faser ein, sie bleiben in anderen Theilen der Pflanze , und .wenn, wie diess

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in der Wirklichkeit gewohnlich geschieht , der Zucker oder die Faser der werthvolle Theil der Fruchb ist , so werden die Ele- mente, welche seine Erzeugung kostspielig machen, weggewor- fen und verderben; sie dienen in der Folge zu keinem nutzlichen Zwecke, ohgleich nichts leichter ware, als sie d a m zu verwenden. Unter diesen Umstiinden befindet sich nach Dr. K a n e gegenwiir- tig die Cultur einer Pflanze , die fur die landmirthschaftliche In- dustrie Irlands von der hochsten Wichtigkeit ist, die des Flachses, und eben so die einer anderen, welche, obgleich hier bis jetzt noch nicht erbaut , doch rnit Erfolg angebaut werden konnte und, wie er glaubt, immer mit betrachtlichem Nutzen veredelt werden wiirde, des Hanfes. Im Flachs und Hanf ist der werthvolle Theil der Pflanze die Holzfaser ; j e reiner diese Faser ist , desto mehr wachst ihr Werth; dennoch enthalt die reine Faser keinen dem Erdboden entzogenen Bestandtheil. Es iut bekannt, dass sie nur durch die Bestandtheile der Atmosphare erzeupt wird. Daher findet nach Dr. K a n e das Aussaugen des Bodens durch Flachs und H a d , welclies , trotz des hohen Geldwerthes dieser Friichte, die Landwirthe zuriickschreckt , ihren Grund hanptsachlich in sol- chen Ursachen, welche durch Beobachtung der wahren Bedingun- gen des Gedeihens der Pflanzen und ihrer Zusammensetzung leicht vermieden werden konnen, so dass jene Faserernten, wie Flachs und Hanf, statt die aussaugendsten und kostspieligsten zu sein , die dem Lande am wenigsten nachtheiligen uud mit die billigsten, welche gebant werden konnen, sein wurden.

Da die chemische Zusammensetzung dieser Pflanzen iiiemals untersucht worden ist, so unterzog sich Dr. K a n e sowohl der Bestimmung ihrer organischen als ihrer unorganischen Bestand- theile und gelangte durch eine bedeutende Reihe Analysen, deren Details in der Abhandlung gegehen sind, zu folgenden Resultaten.

Zusammensetzung des bei 212" F. getrockneten Hanfstengels : Kohlenstoff 39,94 Wasserstoff 5,06 Sauerstoff 48,72 Stickstoff 1,74 Asche 4,54

100,oo.

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Zusammensetzang von bei 213" getrockneten HanfblPttern : Kohlenstoff 40,50 Wasserstoff 5,98 Stickstoff 1,852 Sauerstoff 29,70 Asche 22,oo

100,oo.

Die Asche der Hanfpflanze fand er zusammengesetzt aus :

Natron 0,752 Kalk 43,05

Thonerde 0,37 Kieselerde 6,75 Phosphorsgure 332 Schwefelslure 1 , l O

Kohlensaure 31,90

Kali 7,m

Bittererde 4,88

Chlor l,53

lO0,OO.

Die Faser von gehecheltem Hanf gab, bei 212" getrocknet, nur 1,4 Proc. Asche. Es ist nicht nothig, ihre organische Zu- sammensetzung aufzufuhren, da sie identisch mit der der gewiihn- lichen Holzfaser und daher wohl bekannt ist. Sie enthglt daher keinen Stickstoff.

Die charakteristischen Bestandtheile der Hanfpflanze sind, wie man sieht , Stickstoff und Kalk. An ihnen ist sie besonders reich, und die Sorge des Landwirthes ist es, sie mit denselben reichlich zu versehen.

Wenn der Hanf zur Abscheidung der faserigen Rinde vom inneren Stamme gerostet wird, so lost das Wasser, wie bekannt, verschiedene Substanzen aus der Pflanze auf und erlangt dadurch narcotische Eigenschaften. Dr. N a n e dampfte eine Qoantitiat dieser Hanffliissigkeit bis zur Trockne ein und analgsirte das so erhdtene Extract, urn zu sehen, was das Rosten fur eine Wir- kung auf die Pflanze hervorgebracht habe. Er fand die Zusam- mensetzung des bei 212" getrockneten Hanfextractes :

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Kohlenstoff 28,23 Wasserstoff 4,16

Sauerstoff 15,OS Asche 49,20

Stickstoff 3,28

100,oo.

Schliessen wir die Asche aus, so bestand der organische Theil aus:

Kohlenstoff 55,66 Wasserstoff 8,21 Stickstoff 6,45 Sauerstoff 29,68

100,oo.

Die Zusammensetzung nahert sich der slickstoffhaltiger thie- rischer Substanzen und iibertrifft den gewohnlich kauflichen thie- rischen Diinger. Das Wasser, in welchem der Hanf gerostet wurde, enthalt so den meisten Stickstoff der Pflanze und wiirde, uber den Boden ausgegossen , demselben seine Fruchtbarkeit wiedererstatten.

Die Asche des Hanfextractes verdient eben so erwahnt zu werden, denn die Pflanze giebt beim,Rosten dem Wasser haupt- sachlich ihre Ioslichen Bestandtheile ab. Die Asche der Hanf- blatter enthalt in 22 nur 1,77 im Wasser losliche Theile oder 8,05 Procent, wahrend die Asche des Hanfextractes in 49,2, 29,70 im Wasser losliche Theile oder 60,4 Proc. enthalt. SO werden fast alle alkalischen Bestandtheile der ,Asche durch das Wasser aufgelost, wahrend die erdigen Stoffe mit den ubrigen Theilen des Stengels verbunden zuruckbleiben.

Dr. K a n e uutersuchte hierauf den Stengel, wie e r nach Be- handlung der Faser durch Riisten und Schalen zuriickbleibt. Bei 212" getrocknet, bestand der Hanfriickstand nun aus :

Kohlenstoff 56,80 Wasserstoff 6,48 StickstoR 0,43 Sauerstoff 34,52 Asche 1,77

100,oo.

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Die Asclie enthalt nur eine Spur Alkali, und man sieht, dass der Stickstoff fast verschwunden ist.

,4us diesen Untersuchungen geht klar hervor, dass der Hanf vermoge der Quantitat Stickstoff, Phosphorsaure, Kali , Bitter- erde und Kalk, welche e r der Erde entzieht, wie die Erfahrung zeigt , eine den Boden sehr aussaugende Frucht sein muss ; da jedoch die so ausgezogenen Stoffe nicht in der werthvollen Faser, sondern im iibrigen Stengel, der Spreu und dem Rostewasser gefunden werden, so kann man durch sie dem Boden zuruckge- ben, was ihm entzogen wurde, und in der That wiirde, wenn der Process der Zubereitung der Faser ohne irgend einen Yerlrist ausgefuhrt werden konnte , derselbe Stickstoff und die unorgani- schen Bestandtheile, wie diese chemischen Untersuchungen und physiologischen Forschungen zeigen , fur eine Reihe auf einander folgender Hanfernten dienen kiinnen ; die auf Kosten der Atmo- sphare gebildete Faser allein wird verkauft und die Frucht da- durch vollkommen von jeder den Boden ausziehenden Eigenschaft befreit.

Die den Flachs betreffenden Untersuchungen des Dr. K a n e waren genau von derselben Art als jene schon beim Hanf be- schriebenen und haben ihn zu ahnlicher Folgerung in Bezug auf den praktischen Anbau dieser wichtigen Pflanze gefiihrt. Die hauptsachlichen Resultate seiner Analysen sind folgende:

Die Pflanze hatte ihre gewiihnliche Anzahl Blatter , die Samenkapseln waren jedoch noch nicht reif.

Flachsstengel, bei 212" getrocknet.

Kohlenstoff 38,72 Wasserstoff 7,33 Stickstoff 0,56 Sauerstoff 48,39 Asche 5,OO

100,oo.

Hier zeigt sich eine grosse Verschiedenheit in der Zusam- mensetzung der Hanf- und der Flachspflanzen, obgteich sie sich in ihren Verwendungen so sehr gleichen. Der Hanf enthalt eine grosse Menge Stickstoff, der Flachs sehr wenig. Der Hanf ent- halt mehr SauerstoK, a l s mit dem Wasserstoffe Wasser bilden wiirde ; Flachs erithidt im Cegentheil ein Uebermaass Wasserstoff.

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Die Verschiedeiiheit ist eben so bemerkbar in der Zusammen- setzung der Asche.

Die Asche des Flachses besteht aus: Kali 9,754 Natron 9,85 Kalk 12,33

Thonerde 6,08 Kieselerde 21,35 Phosphorsaure 10,84 Schwefelsaure 2,65 Chlor 2,41 Kohlensaure 16,95

Bittererde 7,79

100,oo.

Die grosse Menge Kalk, welche den Hanf charakterisirte, verschwindet h e r , und die hauptsachliche Eigenschaft der Asche ist das Vorhandensein von Natron und Kali in gleichea Mengen, vie1 Bittererde und besonders der starke Antheil Phosphorsaure. Dr. K a n e traf bei keiner Analyse von Pflanzenasche eine solche Menge Phosphorsanre an, und es ist daher wohl die ausserordent- lich erschopfende Kraft des Flachses leicht zu erklaren.

Dr. K a n e bemerkt , dass in dieser Flachsasche BaIi, Natron, Schwefelsaure und Chlor in sehr einfacher Beziehung zu einander stehen und dass die oben gegebenen Zahlen genau mi$ denen von zwei Atomen Schwefelsiiure, zwei Atomen Chlor , sechs Kali und neun Natron ubereinstimmen, so dass , menn alles Natron (in der Asche) als kohlensaures angenommen wird , das Kali sich gleichmassig zwischen Schwefelsaure, Salzsliure und Bohlensaure vertheilt. Dr. H a n e vermuthet, dass dieses einfache Verhaltniss wahrscheinlich zufallig ist , empfiehlt es aber der Aufmerksamkeit fdr kdnftige Analysen von Flachsasche anderer Gegenden.

Das Rosten des Flachses zum Loslijsen des aus faseriger Rinde bestehenden Ueherzuges ist wie bei dem Hanfe mit Losung gewisser Bestandtheile der Pflanze verhunden. Das Extract des Rostewassers wurde analysirt; es lieferte, bei 212" ge- trocknet :

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Kohlenitoff 30,69 Wasserstoff 4,24 Stickstoff 2,24 Sauerstoff 20,82 Asche 43,Ol

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100,oo. Der organische Theil dieses Extractes bestand daker aus:

Kohlenstoff 52,93 Wasserstoff 7,31 Stickstoff 3,86 Sauerstoff 35,90

100,oo. Der Stickstoff der Pflanze ist hierin wie bei dem Hanfe con-

centrirt, die Gesammtmenge des Stickstoffes ist aber nicht halb so gross. In der Asche des Extractes sind die loslichen alkali- schen Stoffe, mie beirn’Hanfe, ebenfalls iiberwiegend. Die Asche der Pflanze lieferte 33,90 Proc. im Wasser iosliclie Stoffe, wah- rend die Asche des Flachsrosteextractes 60 Proc. im Wasser 10s- liche Stoffe lieferte. Die Flachsroste ist daher an allen zur Productioii einer neuen Pflsnzengeneration niithigen Materialien reich, und Dr. K a n e halt es fur eine geniigende Bestatigung der friiher in seiner Abhandlung aufgestelICen Ansichten , dass Land- wirthe in vielen Fallen, wo sie den Boden mit Wasser, in wel- chern Flachs gerostet worden war, begossen hatten , dasselbe als einen sehr wirksamen Dunger befunden haben.

Nachdern die Flachsfaser aus dern Stengel entfernt worden war , wurde der Ruckstand oder die Spreu folgenderrnaassen zusammengesetzt gefunden :

Kohlenstoff 50,34 Wasserstoff 7,33 Stickstoff 0,24 Sauerstoff 40,52 Asche 1,57

100,oo.

Dieser ist in der Zusammensetzung mit dem zuriickbleibenden Sdnfstengel immer identisch und deshalh zu derselben Verwen- dung geeignet. Bringt man ihn mit dern Rostewasser wieder in

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den Boden, so muss er dernseIben aIIes das zuruckgeben, was die Flachspflanze ihm vorher entnornmen hatte, iind da die merthvolle Faser durch die Atmosphare hervorgebracht tvurde, so durfte die p o s s e Quelle von Ausgaben bei dem Anbau dieser Pflanze hesei- tigt sein.

Dr. K a n e legte der Academie endlich einige Tabellen vor, i n welchen er den durchschnittlichen Ertrag eines gesetzlichen Ackers Faserfriichte und Futterfruchte angenonimen und mit den durch S p r e n g e l ’ s , B o u s s i n g a u l t ’ s und seine eigenen Andy- sen ergiinzten Angaben die Gewichte der Xaterialien, weIche dem Boden durch jede Frucht entzogen werden, verglichen hatte, wonach es schien, dass die Faserfruchte gegenmiirtig den Boden mehr aussaugten als die Futterfriichte ; whhrend der Laiidwirth die Stoffe, welche die Futterfriichte dem Boden entziehen, be- nutzt, werden die durch die Faserfriichte dem Boden entnomme- nen Substanzen jetzt wirklich als unniitz und werthlos verworfen. Es ist daher, mie Dr. K a n e rneint, von vielern Interesse fur die landwirthschaftliche Industrie Irlands , dass die vorher in dieser AbliandIung aufgestellten Aussichten auf Benutzung der Ruck- stiinde yon der Zubereitung des Flachses und Hanfes durch prak- tische Leute probirt werden, da, wenn sie sich bestiitigen sollten und jene Riickstinde mit Erfolg zur Zubereitung und Zurichtung des Erdbodens fur eine andere Ernte angewandt werdeu konn- ten, diese Ii’aserpflanze praktisch ihrer erschopfenden Eigenschar- ten beraubt und dm grosste Hinderuiss, welches ilirem ausgebrei- teten Anhau in diesem Lande entgegensteht, beseitigt seiii wurde.

LI. Ueber den Mannit und die Milchsaure.

Von P. A. Pavre.

(Ann. de Uiim. et de Phys. 3. Scvie , T. XI. Alai 1844.)

Das gemeinschaftliche Vorkommen des Maniiits in versshiede- nen Aussclreidungen und im Safte gewisser Pflaiizen, seine Bil- dung bei der schleimigen Gghrung des Zuckers neben der Milch-