Über meinen GLAUBEN - … · Am Anfang war das Wort (Meditation) 12 Teil 3 – Wichtige Aspekte...

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Über meinen GLAUBEN über mein LEBEN reden Ein Arbeitsheft entworfen von Karlheinz Oesterle

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Über meinen GLAUBENüber mein LEBEN reden

Ein Arbeitsheft entworfen von Karlheinz Oesterle

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Inhaltsverzeichnis:

Teil 1 – Dein Glaube soll nicht aufhören 2

„Ich bin zum Leben gekommen“ 3

Drei sehr wichtige Fragen 4

Durch Vertrauen glücklich machen 4

Eine herausfordernde Frage 6

Eine herausfordernde Bitte 6

Mehr noch (Meditation) 7

Eine herausfordernde Aussage 8

Jetzt schon und doch noch nicht 8

Ein herausforderndes Versprechen 9

Halt los (Meditation) 9

Ein herausforderndes Zitat 10

Teil 2 – Grundsteine des Glaubens 11

Die Grundlage von Jesu Glauben 11

1. Grundstein „Hingabe“ 11

2. Grundstein „die Nähe Gottes“ 11

3. Grundstein „Gottes Liebe“ 11

Glaubensgrundlage der ersten Gemeinde 11

Am Anfang war das Wort (Meditation) 12

Teil 3 – Wichtige Aspekte des Glaubens 13

1. Glaube verbindet mit

unsichtbaren Wirklichkeiten 13

2. Seid fest im Glauben 14

3. Glaube eröffnet uns Gottes Möglichkeiten 15

4. Gott will unser Herz erreichen 15

5. Glaube ist eine Frucht des Geistes 16

Teil 4 – Wachsen, im Glauben weiterkommen 17

1. Vergleich mit dem Baum 17

2. Vergleich mit Kompost und Mist 18

Theo und Sofia (ein Märchen) 20

3. Vergleich mit den Jahreszeiten 22

Werden lassen (Meditation) 23

4. Vergleich mit Farben und Düften 23

© K. Oesterle / Ev. Jugend Steinheim 2005

Hintergrundbilder Oesterle privat

Teil 1 - Dein Glaube soll nicht aufhören

„Jesus Christus spricht: Ich habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre“. Lk. 22,32

Die diesjährige Jahreslosung stand dem Thema Patenschaft. Für viele sind die Losungen der Herrnhuter Bruderschaft ein Begleiter durch das Jahr und durch das Leben. Die Jahreslosung, ein Bibelwort das durch das ganze Jahr begleiten will, nehmen viele Christen als gemeinsame Orientierung. Jesus selbst hat Interesse daran, dass dein Glaube nicht aufhört. Rede über deinen Glauben. Freue dich über deinen Glauben. Rechne mit der Kraft der Fürbitte Jesu. Er hat Interesse, das die Beziehung zu seinem Vater nicht ge- und zerstört wird. Er weiß auch, dass Glaube als Beziehungsgeschehen angefochten ist. Deshalb, stehe dazu, wo dein Glaube bedroht ist, wo er droht aufzuhören. Außerdem hat Jesus auch Interesse daran, dass du nicht aufhörst zu leben, dass du nicht resignierst, aufgibst, dein Leben zerstören lässt oder gar selbst zerstört. Glaube als Vertrauen ist die Grundlage für das Leben mit anderen Menschen, Freunden, Familie, Mitschülern, Mitarbeitern und nicht zuletzt mit den „Feinden“ mit den Menschen die mir nicht so liegen, die mir Schmerz zufügen, die mich ablehnen und mich fertig machen wollen. Rede über dein Leben. Bringe dein Leben in Berührung mit dem Vertrauen auf Gott, mit dem Glauben an seine Möglichkeiten und du erfährst, dass du durch die unmöglichsten Situationen in deinem Leben liebevoll und gütig hindurchgetragen wirst. Freue dich über alles, wo es dir in deinem Leben gut geht und stehe dazu, wo dir dein Leben Mühe macht und du, in welcher Art und in

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welcher Beziehung auch immer, ans Aufhören denkst. Höre nicht auf, auf die Stimme des Lebens, auf die Worte die Leben schenken, zu vertrauen und du hörst nicht auf zu leben. Jesus spricht zu dir. Spreche auch du mit ihm, bete. Spreche mit dir selbst in dem du schreibst, nachdenkst, reflektierst. Sprich mit Freunden, mit Vertrauten. Sprich mit deiner Familie, mit Eltern, Großeltern und Geschwistern. Sprich über dein Leben. Stell dich immer wieder neu auf die Basis des Urvertrauens zu den Menschen und zu Gott!Glaube und Leben sollen auch in der Evang Jugend Steinheim nicht aufhören. Das Ziel unserer Arbeit ist und bleibt: „Menschen zum Glauben führen und helfen, dass sie im Glauben wachsen“. Der Glaube an Gott ist unser Angebot, unsere Einladung, unser Programm, unser Konzept und das soll natürlich, überzeugend, anziehend, ehrlich, verständlich und identisch sein. Glaube ist Vertrauen. Durch den Glauben ist es möglich dem Leben zu trauen, dem Leben mit seinen klaren Wegen und mit seinen Unwegsamkeiten. Wir Glauben an den Schöpfer des Lebens. Wir Glauben an den, der spricht: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“. „Ich glaube“ und „ich lebe“ sind für mich dabei zwei identische Aussagen. Sie gehören unzertrennlich zusammen. Glaube an den Gott des Lebens, hilft zum Leben und zum Glauben. Deswegen, wenn wir über Glauben reden, dürfen und müssen wir über das Leben, am besten über unser Leben und über das Leben im Hier und Jetzt reden. So wie das Leben tausend Facetten hat, sich bunt und vielfältig präsentiert, so ist auch der Glaube bunt und vielfältig. Glaube und Leben haben auch das gemeinsam, dass sie geteilt sein wollen. Wollten sie sich nicht teilen und mitteilen wären sie, in meinen Augen, nicht Leben und nicht Glauben. Vielleicht denkst du jetzt, Leben spielt sich doch auf der Erde ab und der Glaube hat es mit dem Himmel zu tun? Und du fragst dich, ob Glaube und Leben nicht ganz unterschiedliche Ebenen sind. Außerdem beschäftigt dich eventuell die Spannung, dass es beim Leben um die sichtbare Wirklichkeit, um das Fassbare, Beweisbare und beim Glauben um die unsichtbare Wirklichkeit, das Unfassbare, das Nichtbeweisbare geht. Und schon beginnt der Kopf zu rauchen. Theologen und Philosophen, auch Psychologen und Mediziner versuchen das Leben im Dieseits und im Jenseits zu erfassen, zu beschreiben, zu erklären. Und jetzt wollen wir „kleinen Köpfe“ uns bei den „Großkopfeten“ mit einreihen, selbst kleine Theologen und Philosophen werden. Geht das? Lohnt es sich, dass wir uns über Gott und die Welt, den Kopf zerbrechen? Den Kopf sollten wir uns tatsächlich nicht zerbrechen. Aber unser Herz sollten wir aufmachen. Die dicke Vorsichtsschale um unsere Seele darf ruhig etwas zerbrechen. Es schadet nicht, wenn frische Luft in Geist und Seele eindringt. Frischer Wind und Sonne für das Herz. Es gibt nichts sinnvolleres, als sich mit dem Glauben und mit dem Leben zu beschäftigen. Ich kann dich aber beruhigen, die Anstrengung wird sich lohnen. Manchmal geht Leben und Glauben viel einfacher wie du denkst. Lebe und glaube einfach, ganz natürlich, ganz ursprünglich, ganz menschlich, ganz kindlich, ganz locker, ganz relaxt, ganz du selbst.

Mit Jesus preise ich den Vater, den Herr des Himmels und der Erde, weil er dies den Weisen und Klugen verborgen hat und es den Unmündigen offenbart hat. (Mt. 11,25)

Manches müssen wir mit unserem Gehirn, mit dieser phänomenalen Lernmaschine im Kopf durchdenken. Aber eigentlich muss und vor allem darf Glaube und Leben mit dem Herzen erfasst werden. Gerade die „kleinen Köpfe“ haben oft das größte Herz. Staunen können ist gefragt.

„Ich bin zum Leben gekommen“Mich haben schon immer Menschen, Gemeinschaften, Bewegungen interessiert, die sich bewusst auf den Weg machen um mit anderen, andersartigen, gerade auch mit schwachen Menschen Leben zu teilen. Orte an denen Leben und Glaube sich berühren. So war ich vor Jahren in Spello in der Nähe von Assisi um einen Mann zu besuchen, der in der Summe seines suchenden Lebens sagen konnte: „Ich fühle mich in Gott geborgen wie ein Fisch im Wasser.“ Ich wurde in sein Haus eingeladen. Ich glaube ich war der erste Protestant in dieser italienischen Gemeinschaft. Leider sprach ich kein italienisch. Mit englisch kam ich auch nicht sehr weit. Zum guten Glück lebte in dieser Zeit auch ein Deutscher in dieser Gemeinschaft mit. Wir lernten uns kennen. Er hatte dem weiten Umkreis der Roten Armee Fraktion (RAF) angehört. War mit der eskalierenden Gewalt nicht einverstanden. Um sich aus den Fängen der

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RAF zu befreien floh er in einer Nacht- und Nebelaktion aus Frankfurt und landete irgendwann als Aussteiger in Indien. Er schloss sich dort so manchem Guru und so mancher scheinbar freien aber letztlich doch undurchsichtigen Kommune an. Herabgekommen machte er sich auf den mühsamen Weg zurück nach Europa. Er hatte jeglichen Kontakt zu seinen „alten Freunden“ verloren. Er kam durch Italien. Er schlug sich so recht und schlecht durch. Er kam in die Nähe von Assisi. Die Geschichte des Franz von Assisi war ihm wohl bekannt. Da er sowieso nicht wusste wohin er gehen sollte, blieb er für mehrere Wochen in der Umgebung von Assisi. Eines Tages stieß er dabei auf die Gemeinschaft von Bruder Carlo Carretto. Diese Gemeinschaft bot Menschen deren Leben aus dem Ruder gelaufen war die Möglichkeit zum Mitleben in einem einfachen Kloster an. Der deutsche Aussteiger zog ins Kloster ein. Als ich ihn dort kennen lernte, lebte er bereits seid fast zwei Jahren in der Kommunität mit. Wenn Suchende sich bei einem treffen der von sich behauptet „ich habe gesucht und gefunden (ein Buch von Carlo Carretto), dann wird es prickelnd. Dann sprudeln die Fragen. Dann kommt es zu höchster Aufmerksamkeit. Dann gehen Augen, Ohren und das Herz auf. Nach einer langen stillen Meditation in Carlos Kapelle, machten der Aussteiger (er hat mir seinen Namen nicht verraten) und ich einen gemeinsamen Spaziergang und ich fragte ihn, was ihn hier in der Gemeinschaft hält. Er sagte es kurz und bündig in einem Satz: „Ich habe hier zum Leben gefunden!“ Wir haben noch lange über diesen Satz gesprochen und seid dieser Begegnung ist mir zutiefst klar, dass wenn ich über meinen Glauben rede ich über mein Leben rede und wenn ich über mein Leben rede, auch zum Ausdruck kommt, was ich glaube.

Zeige mir dein Leben und ich sage dir was du glaubst. Was denkst du spontan über diese Behauptung?

Drei sehr wichtige FragenIch will dir jetzt drei sehr wichtige Fragen stellen. Antworte ehrlich! Wenn du die Fragen nicht verstehst, dann ist es für dich überlebensnotwendig, dass du mit diesem Heft, mit diesem Thema weitermachst und dich neu mit Leben und Glauben beschenken lässt. Wenn du die Fragen verstehst, wirst du allein schon aus gesunder Neugier und aus dem Bedürfnis heraus noch mehr verstehen zu wollen weiter lesen und weiter arbeiten wollen.1. Bist du noch vom Leben berührt? 2. Bist du von der Sehnsucht berührt? 3. Lässt du dich überhaupt noch berühren? Wenn du über deinen Glauben und über dein Leben redest, dann redest du über das, was dich berührt, umtreibt, dich nicht in Ruhe lässt bis du die Ruhe, dein Glück, den wunderbaren Augenblick, den zeitlosen Moment entdeckst und befreit aufatmen und staunen kannst. Was ist, wenn das aber nicht geschieht? Das Ergebnis ist lähmende, gefühlslose Gleichgültigkeit. Wenn wir miteinander über unseren Glauben und unser Leben reden, wird das Staunen nicht ausbleiben. Nähe und Geborgenheit werden uns geschenkt. Liebe, Verstehen und Wertschätzung werden wachsen. Es werden sich Gaben entfalten. Du wirst feinfühliger, aufmerksamer und damit auch verletzlicher, und in gutem Sinne Mitleidender. Du kannst nicht gleichgültig bleiben. Aber in noch größerem Maße wirst du fröhlicher,

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gespannter, neugieriger, von der Lust auf Leben gepackt! Dein Herz geht auf. Offenheit und Ehrlichkeit und Fairness werden Raum gewinnen. Du wirst neu Vertrauen wagen. Dich werden die Glaubens- und Lebensfragen in eine gesunde Spannung versetzen. Du wirst aufbrechen. Du wirst deine Mauer und deine Schale der Vorsicht ablegen können ohne dich dabei selbst zu verlieren. Du wirst bereit sein zur Verletzlichkeit auch aus der Erfahrung heraus, dass Leben nicht ohne Verletzungen geht. Du wirst bereit sein an Verletzungen zu arbeiten, auch aus der Erfahrung heraus, dass der Verletzte besser trösten, der Schwache besser stärken und der selbst nach Heil suchende besser zur Heilung beitragen kann.

Durch Vertrauen glücklich machen.Wir möchten in unserer Arbeit, durch die Gruppen und Kreise, durch die Freizeiten und andere Projekte und vor allem durch unser Leben Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zu einem gesunden, Leben schenkenden Vertrauen an den dreieinigen Gott - Vater, Sohn und Heiligen Geist - führen. Damit dies gelingen kann müssen wir immer wieder neu unseren Glauben formulieren und unser Leben beschreiben. Am Anfang steht das Lebensschaffende Wort (Genesis 1). Wir vertrauen den Weissagungen aus dem Buch des Lebens, der guten Nachricht und wollen am Ende gerne unseren Anteil am Baum des Lebens (Offenbarung 22,19) dankbar und mit glücklichem Herzen in Empfang nehmen. Erinnert euch an das Ziel für die Dorffreizeit 05: „die Kinder durch Vertrauen glücklich machen“. Bei unserer Auswertung kam zum Ausdruck, dass wir dieses Ziel während der Dorffreizeitwoche auch häufig erreicht haben. Wir haben gute, ja wunderbare Erfahrungen gesammelt. Wir wollen uns nun gegenseitig als Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen durch Vertrauen glücklich machen.

Bist du bereit?

Bist du bereit zum Reden?Bist du bereit zum Nachdenken?

Bist du bereit zur Reflexion?Bist du bereit für das Lob?

Bist du bereit zum Austausch?

Bist du bereit für gesunde, helfende Kritik?Bist du bereit um zu berühren und berührt zu werden?Bist du bereit für die Herausforderung des Glaubens?

Bist du bereit um dein Leben zu teilen?Bist du bereit über das Gelungene zu reden?

Bist bereit deine Narben und Wunden zu zeigen?Bist du bereit um Liebe zu empfangen und Liebe zu geben?

Bist du bereit für die Liebe Gottes?

Bist du bereit?

Zum Nachdenken und für das Gespräch in Gruppen:Mein erster Versuch, meinen derzeitigen Glauben zu beschreiben:

Mein erster Versuch, ein paar Sätze zu dem was mich momentan in meinem Leben beschäftigt zu formulieren:

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Meine Antwort auf die drei Fragen bist du noch vom Leben berührt? Bist du von der Sehnsucht berührt? Lässt du dich überhaupt noch berühren?

Sei bereit, andere durch Vertrauen glücklich zu machen. Wer macht dich durch Vertrauen glücklich?

Wen machst du durch Vertrauen glücklich?

Eine herausfordernde Frage"Wird der Menschensohn, wenn er kommt, Glauben/Treue vorfinden auf Erden? Lukas 18,8

Diese Frage hat mich vor Jahren einmal tief betroffen gemacht und sie hat sich so in mein Herz eingegraben, dass ich sie nicht mehr vergesse. Ich möchte, dass Jesus bei mir Glauben findet! Willst du das auch bei dir? Als ich zum Glauben kam, löste diese neue Haltung, diese ungewohnte neue Überzeugung von Gott bei vielen um mich herum Fragen, Skepsis, ja sogar bedrohliche Ängste aus.Die erste Reaktion meiner Mutter äußerte sich in der ängstlichen Aussage „Karlheinz, hoffentlich wirst du jetzt nicht verrückt!Ein Freund meinte: "Karlheinz, willst du dich jetzt selbst aufgeben?"Ein anderer Freund sagte über mich: "Jetzt wird er eng und verliert das Leben." Ein Bekannter meiner Familie sagte zu meinem Vater: "Karl, du musst nur warten, diese jugendliche Spinnerei geht bestimmt bald wieder vorbei.“Mein Schwager arbeitet als Krankenpfleger in der Psychiatrie und er sagt immer wieder mit echter Betroffenheit, dass viele Kranke auf der geschlossenen Station Menschen mit religiösen Wahn-vorstellungen sind.

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Gott sei Dank ließ ich mich durch diese Aussagen nicht in meinem Vertrauen beirren. Die Ängste, die Sorgen und die Bedenken der Anderen haben mir aber auch geholfen, ständig an der Frage zu bleiben "wie bekomme ich einen gesund machenden, fröhlichen, Gott gemäßen Glauben?"Welcher Glaube ist in mir über die Jahre hinweg gewachsen? Gibt es bei mir etwas zu finden. Ich wünsche, dass man mir anmerkt, dass ich gefunden habe. Dass ich den gefunden habe, der mich sucht, der mir die Sehnsucht nach Ihm so tief ins Herz gepflanzt hat, dass ich gar nicht anders kann als mich nach ihm auszustrecken. Er streckt sich nach mir und auch nach dir aus und das aus Liebe und Wertschätzung. Bei allem Zweifel ist deine Sehnsucht schon der Beginn deines Glaubens!

Eine herausfordernde Bitte"Ich glaube, hilf meinem Unglauben!" Markus 9,24

Ich kann mich sehr stark mit diesem Ausruf identifizieren. Es war auch schon oft der Ruf meines Herzen. Es ist ein paradoxer, widersprüchlicher Ausruf. Was drückt dieser Ausruf aus? Eben meine Widersprüchlichkeit! Wer wollte behaupten, dass er nicht ab und zu widersprüchlich denkt, lebt, fühlt, handelt. Hier ein paar Beispiele:

Gott, ich weiß dass es dich gibt. Du bist ein lebendiger Gott und trotzdem fällt es mir immer wieder schwer mich mit meinem Leben und mit meinen Lebensfragen an dich zu wenden.

Du willst mir Last und Sorge abnehmen. Das glaube ich und trotzdem plage ich mich viel zu sehr mit meiner Last und Sorge, werde müde und strauchle.

Fast täglich (und das ist nicht übertrieben) mache ich mir bewusst, dass Gott die Menschen liebt. Er liebt mich, meine Frau, meine Familie, die Schüler und Lehrer an der Hillerschule, die Kinder in den Jungscharen, die Jugendlichen am Gemeindehaus, eben die Menschen die so täglich um mich herum sind. Ich will lieben. Ich will geduldig das Beste für sie erhoffen. Ich will mit großem Verstehen auf sie eingehen. Wollen und vollbringen liegen oft meilenweit auseinander.

Natürlich wollen die meisten von uns immer nur das Beste. Am liebsten würden wir Fehler und Fehlentscheidungen vermeiden. Wer wäre nicht gerne perfekt in dem Sinne von „ohne Schwächen“. Gerne würden wir voll Vertrauen durch unser Leben gehen. Am liebsten würden wir uns eben nicht helfen lassen müssen. Aber wenn ich soweit bin, dann merke ich, dass ich nur mir selbst vertraue. Gerade wenn ich meine, dass ich richtig toll bin, fängt der Abstieg zum „nicht an andere und nicht an Gott glauben müssen“ an.

Du darfst zu dem stehen, was dir in der Beziehung zu Gott gelingt und was dir misslingt, denn genau da beginnt ja das Vertrauen.

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Welche Widersprüchlichkeiten kannst du in deinem Glauben und Leben entdecken?

Welche Glaubensfragen treiben dich um?

Welche Zweifel kommen bei dir immer wieder auf?

Würdest du diese Widersprüchlichkeiten, Fragen und Zweifel jemanden anvertrauen?

Was hilft dabei zum Vertrauen?

Was macht Vertrauen eher schwer?

Mehr nochZu machen

Dicht machenFensterläden herunter

Schotten dichtMauern bauen

Grenzen ziehenentziehen

Heraus nehmenAbhauen

SchweigenSchmollen

Mehr nochTraurigkeit zulassen

Wut und HassEinsamkeit empfinden

VerlassenheitMehr noch

Ausgeliefert seinBedrohliche ÄngsteBedrückende Sorgen

Nicht mehr weiter wissenDunkle Abgründe sehenEs nicht mehr blicken

Kein Durchblick mehr habenMehr noch

ZerbruchAuf dem Scherbenhaufen sitzen

Eiternde Wunden kratzenSinnlosigkeit empfinden

Nacht der SeeleWie lange noch?

Wie schwer noch?Wie kalt noch?Mehr noch?

(im Sommer 2004zum ersten Mal so formuliert)

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Eine herausfordernde Aussage"Es ist aber der Glaube die Substanz dessen, was wir erhoffen, das Überzeugt sein von dem, was wir nicht sehen!" Hebräer 11,1

Mein Wunsch ist, dass wir in unserer Gemeinde keine entmutigten, schwachen, furchtsamen Christen erzeugen, sondern die Schwestern und Brüder so fördern, dass sie Freude und Frucht, Friede und Erlösung (auch in dem Sinne von Lösungen finden) in ihrem Glauben erfahren, dass ihr Glaube Substanz hat. Wie können wir das erreichen? Jeder muss seine Beziehung zu Gott selbständig gestalten. Jeder darf durch das Gebet, das Wort Gottes, die Gemeinschaft, aus der Kraft des Heiligen Geistes und aus der Kraft der Vergebung leben und in Barmherzigkeit dienen, Verantwortung tragen.Das sind Grundlagen unseres Glaubens ohne die unser Vertrauen nicht bestehen bleiben kann. Diese Glaubensgrundlagen gelten für alle und alles. Diese Grundlagen bedürfen der ständigen Pflege. Sie benötigen Erneuerung, damit sie den Lebensbedingungen, dem Alter, den Lebenssituationen angepasst werden können. Ich lese die Bibel anders wenn ich gut drauf oder gerade total unten bin. Ich bete auch anders. Gemeinschaft gestaltet sich anders wenn ich verliebt oder wenn ich nicht verliebt bin. Die Kraft Gottes hat für den Jugendlichen der selbst gerade in Saft und Kraft steht eine andere Bedeutung wie für einen 45-jährigen Familienvater dem oft genug seine Grenzen aufgezeigt wurden. Vergebung bedeutet für einen wohlerzogenen jungen Mann etwas völlig anderes als für eine auf die schiefe Bahn geratene Frau.Die Grundlagen unseres Glaubens wollen in unseren Gedanken gegenwärtig sein, unseren Willen beeinflussen und unsere Gefühle durchdringen, uns sattes, fröhliches und vor allem sinnerfülltes Leben geben. Allerdings geschieht dies in einer geheimnisvollen Spannung von „jetzt schon und doch noch nicht“.

Jetzt schon und doch noch nichtdie Sonne durch Wolken brichtein Augenblick, der ganz erfüllt

die letzte Erfüllung bleibt verhülltJetzt schon und doch noch nicht

das, was trägt zerbrichtin tiefster Zerbrochenheitein Raum der Geborgenheit

Jetzt schon und doch noch nichtdie enge Schale bricht

der Schmetterling als Zeichendas Eins-sein ist zu erreichen

Jetzt schon und doch noch nichtdie Kerze als Hoffnungslichtdie brennend sich verzehrt

das Geheimnis der Hoffnung lehrtJetzt schon und doch noch nichtHören auf den Gott der spricht

Er ist da in Brot und Weinin seiner Nähe darf ich Ich sein

Jetzt schon und doch noch nichtAuf der Spur der Sehnsucht gehen

Verwandlung wird geschehenWurzeln auf Erden geschlagen

werden über die Erde hinaustragen

(im Sommer 2005 als Idee für ein Lied entstanden)

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Ein herausforderndes Versprechen

"Gott hat jedermann ausgeteilt das Maß des Glaubens" Römer 12,3

Gott teilt Glaube aus, heute, an diesem Wochenende, wenn du dieses Heft liest und in aller Zukunft. Glaube ist ein Geschenk Gottes. Er schenkt es in unvorstellbarem Maße, in unermesslichem Ausmaß. Gottes Vertrauen geht nicht aus! Ich muss trotzdem nicht täglich oder wöchentlich (im Hauskreis, Bibelkreis oder unter frommen Geschwistern) meinen geistlichen Puls messen. Von Zeit zu Zeit ist es jedoch angebracht, sich über seinen Glauben Gedanken zu machen, sein Glaubensbekenntnis zu formulieren. Am allerbesten ist, wenn andere meinen Glauben bemerken und danach fragen. Sei bereit über dein persönliches Leben und deinen persönlichen Glauben zu reden. Wo Leben und Glauben zusammengehören wird Identität, wird das Selbst, wird selbstständiger Glaube sichtbar und der ist nach wie vor, ich meine sogar in unserer Zeit sogar deutlich vermehrt, anziehend und ansteckend.Glaube darf verglichen werden. Wer verständnisvoll und staunend die Andersartigkeit und Buntheit des Glaubens im Andern annehmen kann ist auf der richtigen Fährte. Wer mit einseitigen Schlagworten und engen Glaubenssätzen andere verwirrt und in die Enge treibt, ist auf der falschen Fährte. Nicht du bestimmst über den Glauben des anderen. Gott teilt Glaube aus und das für jeden in dem Maße, das er für diesen jeweiligen Menschen für gut hält. Glaube ist und bleibt Geschenk. Geschenke gehören angenommen und bestaunt. Achtung, das Geschenk des Glaubens braucht nicht neidisch beäugt zu werden! Warum nicht? Weil sich echter, geschenkter Glauben teilen, mitteilen, austeilen will. Ehrlicher Glaube vertreibt Stolz und auch Neid!Ein Geschenk muss natürlich auch ausgepackt werden. Das Geschenk des Glaubens darf und soll sich ins Leben umsetzen, darf wachsen.

"Denn aus Gnade seid ihr selig geworden durch den Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es!" Eph. 2,8

Halt los

HaltHalt an

Halt inneLass los

GeschäftigkeitEhrgeizErfolge

NiederlagenStolz

ZerbruchAll die Haltlosigkeiten

Was hält noch in der EinsamkeitWas hält im freien FallWas gibt wirklich Halt

LosLasse los

Lass raus, was lang verdrängtWas schmerzt

Die tiefe SehnsuchtLass Freude zuLass das Leid zuLass es rumorenLass es wüten

SingenSchreien ...Lass es raus

Halte ausNimm an

Es löst sichErlöst sein

Gehalten im LoslassenVom Erlöser

Gehe neuGelassen

Los

(geschrieben im Herbst 2004)

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Ein herausforderndes Zitat

Glaube ist ein Vertrauen das sich nicht beirren lässt!

Diesen Satz habe ich einmal irgendwo als Zitat gehört. Ich weiß nicht von wem das Zitat stammt. Es begleitet mich. In meinem Leben gibt es genug Irrungen und Verwirrungen. Sicher, es gibt auch Klarheiten und Gewissheiten. Es gibt Auseinandersetzungen und Beziehungen, die können echt verwirren. Es gibt Schicksalsschläge die können einen aus der Bahn werfen. Es gibt Momente, wo du nicht mehr weißt, wo dir der Kopf steht. Es gibt Situationen in denen du dich zerrissen und einsam fühlst, in denen Angst aufkommt und du dich fragst, ob auch du verrückt, wirr werden könntest. Was bringt einem da eigentlich der Glaube? Meine Erfahrung ist, dass sich der Glaube gerade in diesen Lebensabschnitten am meisten meldet. Nicht unbedingt so, wie er mir in vielen gut gemeinten Ratschlägen gelehrt wurde. Auch nicht unbedingt so, wie ich ihn in vielen amerikanischen Erfolgsbüchern lese. Der Glaube bringt sich in meinem Herzen zur Sprache. Der Glaube bringt mich in Verbindung mit Jemand, mit Etwas, mit dem Größeren, mit dem, nach dem das Herz sucht und dem er zutraut, dass er hilft, versteht, trägt und hält. Mein Herz ruft, schreit, klagt, weint, sehnt sich. Und auf einmal ist da eine Zwiesprache die nur ich führen kann. Dieses Gespräch des Herzens verbindet mich mit einem Herzen das größer ist als irgendein menschliches Herz. Größer auch als Meines. So groß, dass ich es nicht fassen kann, mich aber von Ihm erfasst weiß. Eigenartig. Glaube schafft eine Gemeinschaft die mich meine Einsamkeit aushalten lässt. Glaube erfüllt mich mit einer Gegenwart, die mich meine Leere ertragen lässt. Glaube stellt mich in ein Licht, das mich meine Dunkelheiten annehmen lässt. Glaube lässt mich in einen Raum eintreten in dem sich Enge und Bedrohung auflösen und auf geheimnisvolle Weise Trost sich ausbreitet. Vieles im Leben verwirrt mich. Der Glaube erweist sich in meinem Leben, bis hierher, immer noch einmal weiter, tiefer, stärker als alle Irrungen und Verwirrungen. „Die Liebe Gottes ist ausgegossen in mein Herz!“

Wenn dich jemand nach deinem Glauben fragt und du müsstest ihn in 3 Minuten erklären, was wäre dir wichtig? Mache dir hier ein paar Notizen und dann nimm die Gelegenheit wahr und erkläre deine Gedanken jemand anderem.

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Teil 2 - Grundsteine des Glaubens

Unsere Glaubensgrundlagen, die Grundelemente unseres Glaubens bauen auf das Fundament von Jesus. "Einen andern Grund kann niemand legen, als welcher gelegt ist, nämlich Jesus Christus."

Die Grundlage von Jesu GlaubenAuf welche Grundlage baute Jesus sein Vertrauen, seinen Glauben?1. Grundstein „Hingabe“Markus 1,9ff : "Er ließ sich taufen von Johannes im Jordan" Jesus ist bereit zur Hingabe. Jesus willigt ein, dass an ihm vollzogen wird, was so viele andere seines Volkes auch wollen. Sie Geben ihr Leben Gott hin. Sie wollen ihr Leben mit Gott gemeinsam führen. Das neue Leben ist das Leben in Gemeinschaft mit dem Schöpfer. Dieses neue Leben soll und darf durch den Taufakt tief ins Bewusstsein dringen. Taufe wird dabei als Reinigung, als Zeichen der Umkehr, der Buße verstanden. Es symbolisiert die Abkehr von den Wegen die das Leben zerstören und die Hinkehr in die offenen Vaterarme und damit zu einem neuen Lebensweg, der zu einem erfüllten Leben führen darf und soll. Jesus bestätigt durch seine Taufe, dass dieser Akt der Hingabe wichtig ist.2. Grundstein „die Nähe Gottes„"Der Himmel tut sich auf und der Geist Gottes kommt auf ihn herab.“ Gott schenkt Jesus seine Nähe und seine Kraft. Tiefe innere Verbundenheit von Vater und Sohn durch den Heiligen Geist. Jeder Mensch auf dieser Erde braucht Nähe, Geborgenheit, Heimat. Jeder Mensch auf dieser Erde wünscht sich tiefe innere Verbundenheit zu anderen die ihn annehmen, bei denen er sein kann, leben darf, frei atmen kann. Sicher gestaltet jeder Mensch Nähe auf seine Weise. Über Jesus tut sich der Himmel auf, der Bereich in dem nach unserer Vorstellung alles gut ist. Im Geist Gottes schenkt der Vater seinem Sohn seine Gegenwart, seine Nähe. Gott kommt. Gott will Nähe schenken. Das Göttliche ist Nähe und Geborgenheit. Das Widergöttliche ist Trennung und Verlassenheit.3. Grundstein „Gottes Liebe„"Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen". Die Mitte von Jesu Vertrauen ist die Wertschätzung Gottes, seine Liebe, sein Wohlgefallen. Das ist die absolute Mitte des Glaubens.

Glaubensgrundlage der ersten Gemeinde

"Brüder was sollen wir tun?" Apg. 2,36ff"Kehrt jetzt um/tut Buße und macht einen neuen Anfang/glaubt!"

Am Anfang des Glaubens stehen natürlich viele Fragen. Am Anfang des Glaubens steht Unsicherheit. Am Anfang des Glaubens steht das Suchen. Am Anfang des Glaubens steht auch die Aufmerksamkeit. Irgendwie muss ich ja wahrnehmen, bemerken, dass da noch etwas ist. Es ist für mich schon beeindruckend, dass Gott über die Jahrhunderte hinweg dafür gesorgt hat, dass es eben Brüder und Schwestern gibt, Menschen die ihn gefunden haben und in fast allen Sprachen der Welt und in ungeheuer kreativer Weise Glaube bis heute weitergeben. Gott würde sogar aus Steinen seine Jünger erwecken. Ja, so stark ist sein Wunsch, dass Glaube nicht aufhört.Ändert eure Lebens- und Denkweise. Am Anfang des Glaubens steht die tiefe Erkenntnis „leben ist allein nicht möglich!“ Wir sind Individualisten. Wir sind eigenständige, eigenwillige Personen. Das ist auch gut und recht so. In unserer Einzigartigkeit, die Stärken und Schwächen einschließt, auch Jugend und Alter, Sterben und Werden, oben und unten, hell und dunkel, sind wir auch Partner. Wir sind Gebende und Nehmende. Liebe funktioniert nur im Austausch. Wir sind voneinander abhängig. Freiheit findet nur, wer sich freiwillig auf Verbindungen, auf gesunde Bindungen und damit auch Verbindlichkeiten einlässt und sie fröhlich mitgestaltet. Dazu gehört Lust und Frust, Sieg und Niederlage, Freude und Schmerz, Einsamkeit und Gemeinsamkeit, Verlust und Gewinn. Kehrt um. Denkt um. Ändert euch. Lasst euch verändern, verwandeln. Macht einen neuen Anfang als Kinder Gottes. Glaubt an den, der uns gerade auch dann durchträgt, wenn unser Vertrauen zu andern gestört ist.

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Formuliere deinen Satz der Hingabe:

In welcher Weise darf dir Gott nahe sein? Formuliere deine Einladung!

Darf dir Gott seine Wertschätzung schenken? Welcher Satz von Gott würde dir den Himmel öffnen und dir so richtig gut tun?

Bruder, Schwester, was soll ich tun?Entdeckst du Denk- und Verhaltensweisen die du gerne verändern würdest?Siehst du in deinem Lebenswandel Verhaltensweisen die sich verwandeln sollen?

Am Anfang war das Wort

Am Anfang war das Wort

Gottes Anfangswort

Das Wort, das den Anfang bildet

Schöpfungswort

Durch das du von Anfang an

nach seinem Bild gebildet

geschaffen bist

wertvoll

gewollt

geliebt

Worte

mit denen du anfangen kannst

Die der Anfang allen Lebens sind

Ganz tief dein Herz berühren

Als Sehnsucht zu spüren

Dir Leben schenken

Vertrauen wecken

Das Wort ist die Antwort

von Anfang an

deshalb fange an

und antworte

Am Anfang ist das Wort

(Im Januar 2005 für den ersten W3

Gottesdienst geschrieben)

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Teil 3 - Wichtige Aspekte des GlaubensBestimmt gibt es auch noch andere Aspekte die wichtig sind. Die im Folgenden erwähnten wurden mir durch Gespräche und im Bibel- und Bücherlesen wichtig. Ich pflege hiermit das Prinzip, dass ich das was andere von anderen gelernt und in unterschiedlicher Form und Weise an mich weitergegeben habe, dass ich das nun an euch gebe, damit ihr es wieder an andere zum Weitergeben gebt. Kompliziert? Eigentlich nicht. Erinnere dich, Glaube ist nur Glaube, wenn er geteilt, mitgeteilt wird.

1. Glaube verbindet mit unsichtbaren Wirklichkeiten

"Glaube ist das Überzeugt sein von dem was wir nicht sehen!" Hebräer 11,1

Glaube bezieht sich auf das Unsichtbare. Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen. Gott selber ist nahe, aber wir können ihn nicht sehen. Wir sind überzeugt und können deshalb bezeugen, erklären, beschreiben, was wir erkannt haben. Wir dürfen und können als zeugen auftreten.

"Im Glauben erkennen wir, dass die Welt durch Gottes Wort gemacht ist, dass alles was man sieht, aus nichts geworden ist." Hebräer 11,3

Der Glaube verbindet uns ganz grundsätzlich mit Gott selbst. Gott wollte diese Verbundenheit, die eine Verbundenheit des Herzens ist, nie auflösen. Gott will die Menschen aber auch nicht wie Marionetten an sich binden. Gott schenkt Freiheit. Freiheit in Verbundenheit. Geht das überhaupt? Der Mensch ersehnt sich beides, die Freiheit, die Selbstständigkeit, das selbst entscheiden können und die liebevolle Verbundenheit im Sinne von Zugehörigkeit, Heimat haben, Geborgenheit. Es gibt natürliche, schöpfungsgemäße Bindung von Kindern an die Mutter, die Eltern, an die Familie. Genauso natürlich ist die Ablösung, die Trennung, das Eigenständig werden. Wer eine gesunde Bindung hatte, wird sich besser seinen Weg suchen und ihn finden können. Natürliche Verbundenheit hat eine sichtbare (äußere Ähnlichkeiten, erlebbare Prägungen) und eine unsichtbare Dimension (Segen und Fluch, Geheimnisse die bestimmte Verhalten und eigenwilliges Denken hervorbringen).Diese Beispiele deuten bereits das Geheimnis von Zusammenhängen an. Ich bin davon überzeugt, dass es Wirklichkeiten gibt, die unsichtbar sind. Das Thema Heiliger Geist muss ein Thema bleiben. Die Auseinandersetzung mit Engeln muss eine Auseinandersetzung bleiben. Die Dimension von dunklen Mächten, Dämonen und Geistern sollte nicht nur ins Reich der Märchen verdrängt werden. Der Glaube verbindet uns mit unsichtbaren Wirklichkeiten. Diese unsichtbaren Wirklichkeiten haben Einfluss auf uns und unser Leben. Der Glaube öffnet uns gewissermaßen die Augen des Herzens für Wirklichkeiten die entweder dem Leben dienen (Heiliger Geist, Gottes Engel) oder die Leben zerstören wollen (Mächte die Angst und Schrecken verbreiten). Der Glaube verbindet uns mit dem Schöpfungswort. Mit dem Wort des Lebens, mit Jesus selbst. Jesus sagt „ich bin gekommen, damit ich die Werke des Teufels zerstöre“. Eine Mitarbeiterin fragt: „liebt Gott auch den Teufel?“ Natürlich erfordert diese Frage auch eine ausgiebige Erklärung und Deutung darüber, wer oder was wir unter Teufel zu verstehen haben. Glaube verbindet und mit dem Schöpfungswort und das sagt klar und eindeutig „und es war alles sehr gut“.Das Wort des Lebens sagt auch ganz grundsätzlich „also hat Gott die Welt geliebt!“ Wer will Gott sein Gut-Sein und seine Liebe auch dem Teufel gegenüber absprechen? Glaube verbindet uns mit dem Rufen Gottes „Komm“ und „ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein!“ Gott will die Verbindung zu uns. Der Schöpfer liebt seine Geschöpfe. Er gibt seinen Geschöpfen die Möglichkeit in ein Gegenüber, in eine Partnerschaft einzutreten. Gott erhebt sein Geschöpf Mensch auf Augenhöhe. Er will uns liebevoll in die Augen schauen. Liebe ist nur dann Liebe, wenn sie freiwillig angenommen werden kann. Glaube ist freiwillige Verbundenheit! Glaube verbindet uns mit der fast unsichtbaren Wirklichkeit der Liebe. Für mich ist und bleibt Liebe die stärkste Wirklichkeit, die Kraft mit der stärksten und schönsten Wirkung.

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2. Seid fest im Glauben„Wie ihr nun angenommen habt den Herrn Jesus Christus, so wandelt in ihm und seid verwurzelt und gegründet in ihm und fest im Glauben, wie ihr gelehrt seid, und seid reichlich dankbar.“ Kolosser 2,6+7

„Wie bist du eigentlich zum Glauben gekommen?“ Wenn du schon einmal in Amerika warst und du zu einer christlichen Familie oder zu Christen überhaupt Kontakt hattest, dann wurde dir mit großer Wahrscheinlichkeit diese Frage gestellt. „Ich bin in den Glauben hineingewachsen. Die Familie hatte großen Anteil. Der Religions-Unterricht gab mir einige Impulse. Die Kinderkirche war mir eine Hilfe und die Jungschar und überhaupt, die Freizeiten ...“ Manchmal hat man den Eindruck, dass eine solche Antwort die Frager nicht vom Hocker reißt. „Ich war Alkoholiker. Ich war nach dem wiederholten Scheitern einer wichtigen Beziehung völlig am Ende. Ich dachte an Selbstmord. Es war in einer sehr dunklen Nacht. Alles erschien mir ausweglos. Genügend Tabletten hatte ich schon in der Tasche und die Flasche Schnaps. Ich war auf dem Weg zu meiner Lieblingsbank und da begegnete mir ein Mensch. Vielleicht war es auch ein Engel ...“ Die Zuhörer sitzen mit offenem Mund da. Geil!Wer ist nun besser gegründet und verwurzelt im Glauben? Ich will gar nicht darüber streiten. Jeder hat seinen Weg des Lebens und des Glaubens. Ich sage sowieso viel lieber wie ich zum Leben gekommen bin. Und außerdem ist es mir wichtig, dass ich mein zum Glauben kommen eher so erlebt habe, dass nicht ich der Initiator war, sondern Gott. Und, dass es bei mir eher um eine freiwillige Einwilligung ging. Gott kam mir entgegen. Ich gestehe, das war wunderbar, auch geheimnisvoll, aber vor allem überraschend. Ich erzähle gerne über meine ersten Glaubenserfahrungen. Für mich ist es wichtig, dass ich mich dankbar zurückerinnern kann. Mein zum Glauben kommen hat oft mit meinem im Glauben bleiben zu tun. Es lohnt sich, seinen Glauben gelegentlich zu reflektieren.

Der folgende Fragebogen kann dir dabei eine Hilfe sein:Fragen zur Reflexion meiner Glaubensgeschichte:1. Wie hast du Jesus Christus als deinen Herrn angenommen?

2. Was ist dir im Moment in deinem Glauben, in deiner Beziehung zu Jesus am wichtigsten? Worin wandelst du gerade mit ihm?

3. Was sind deine „Wurzelerfahrungen“ in Bezug auf Glauben?

4. Auf was gründest du deinen Glauben? Was macht dich fest, gewiss im Glauben?

5. Wie ihr gelehrt seid – welche Menschen. Bücher, Bibelverse, Aussagen ... prägen deinen Glauben? Welche Lehre hilft dir? Welche Lehre verunsichert dich?

6. und seid reichlich dankbar – Formuliere deinen Dank!

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3. Glaube eröffnet uns Gottes MöglichkeitenGlaube hebt uns über unsere begrenzten menschlichen Möglichkeiten hinaus zu dem hin, dem alles möglich ist. Glaube darf aber nicht zur Droge werden oder zu einer Methode der Verdrängung von unangenehmen Problemen. Glaube darf auch nicht als moralischer Zeigefinger missbraucht werden im Sinne von „dann mag dich Gott aber nicht mehr!“

Jesus aber sprach zu dem Vater des besessenen Knaben: Du sagst, wenn du kannst – alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt. Sogleich schrie der Vater des Kindes: Ich glaube; hilf meinem Unglauben! Markus 9, 23+24

Nicht nur einmal sagt Jesus „alle Dinge sind möglich bei Gott.“ Gott sprengt jeglichen Horizont. Gott macht es möglich, dass ein bunter Schmetterling aus einem engen Kokon heraus in die Weite der bunten Natur fliegt. Gott macht es möglich, dass aus einem Apfelkern ein neuer Apfelbaum wächst. Gott macht die Unendlichkeit des Alls möglich. Macht er es möglich oder eben nicht? Spannend! Wer ist dieser Gott und wer ist der Mensch? Erste Priorität in unserem Glauben ist und bleibt, Ich darf Gott kennen- und lieben lernen. Mit dieser ersten Priorität verbunden, ich darf mich und die anderen Menschen kennen- und lieben lernen.Wenn es diesen faszinierenden Schöpfergott gibt, was hält dich ab nach ihm zu suchen? Die erste und beste Möglichkeit die uns Gott ermöglicht, ist das Angebot zu vertrauen, zu glauben. Er will eine Liebes- und Vertrauensbeziehung zu uns. Mit diesem Hintergrund dürfen wir uns an die Geschichten aus dem alten Testament und auf die Geschichte mit Jesus Christus einlassen. Versuche es und du wirst von einem Geist erfasst, der dir die Möglichkeit erschließt mit den Schmetterlingen und Apfelbäumen auf dieser Erde gut umzugehen. Der dir die Möglichkeit erschließt über diese Erde hinauszuschauen, hinein ins All, in alle Möglichkeiten Gottes. Du wirst den Himmel und die Erde entdecken, dich daran freuen. Du wirst so viel neu verstehen und du wirst noch mehr Staunen!

4. Gott will unser Herz erreichenDie folgenden Verse aus dem Römerbrief haben mich im Schreiben dieses Arbeitsheftes nochmals sehr stark berührt. Ich weiß nicht so richtig warum. Aber ich glaube, dass gerade dieser Text aus dem Römerbrief auch den ein oder anderen von euch berühren wird.

Denn Christus ist des Gesetzes Ende; wer an den glaubt, der ist gerecht. Mose nämlich schreibt von der Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz kommt: „Der Mensch, der das tut, wird dadurch leben.“ Aber die Gerechtigkeit aus dem Glauben spricht so: „Sprich nicht in deinem Herzen: Wer will hinauf gen Himmel fahren?“ – nämlich um Christus herabzuholen – oder: „Wer will hinab in die Tiefe fahren?“ – nämlich um Christus von den Toten heraufzuholen, sondern was sagt sie? „Das Wort ist dir nahe in deinem Munde und in deinem Herzen.“ Dies ist das Wort vom Glauben das wir predigen. Denn wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist, und in deinem Herzen glaubst, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet. Denn wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Mund bekennt, so wird man gerettet. Römer 10, 6-10

Es gibt genügend Instanzen die über uns richten (Eltern, Lehrer, Vorgesetzte, Politiker, Gesetzeshüter ...) Die wichtigste Instanz die uns richtet ist unser Herz, unser eigenes Gewissen. Unser Herz will den Himmel, das Schöne, das Vollkommene. Unser Herz will aber auch hinab in die Tiefe des Totenreiches, wo alle unsere Lieben begraben sind mit ihren Schicksalen, Schmerzen, Krankheiten, erlöst in Staub und Erde. In unserem Herzen leben die Freude und der Schmerz, die Lust und die Last. Schaue das Kreuz an. Ganz oben steht Freude, ganz unten steht Schmerz, links kannst du Lust und rechts kannst du Last lesen. Im Kreuz fließt alles zusammen. Im Kreuz wird alles recht und gut, wird alles in Ordnung gebracht. Siehst du es? In der Mitte des Kreuzes kannst du Jesu Herz sehen, in dem die Liebe des Vaters pulsiert und das dein pulsierendes Herz mit dieser väterlichen Liebe erreichen will. Lass es geschehen!

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5. Glaube ist eine Frucht des Geistes"Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit." Gal. 5,22

Unser Gott, an den wir glauben, ist der Herr des Lebens. Er ist die Mitte unseres Lebens, d.h. unseres Wesens, unserer Art, unseres "Soseins". Glaube ist der Mittelpunkt und Ursprung unseres Lebens! Deswegen ist Glaube auch nie etwas statisches, sondern er setzt stets in Bewegung, verändert. Glaube will wachsen, Frucht bringen. Glaube selbst ist Frucht. „Lass es geschehen“ bedeutet, lass den Heiligen Geist in dir wirken. Götter sind oft genug Bilder aus der Vergangenheit. Es gibt die griechischen, die nordischen und noch so manch andere Gottheiten. In Fantasyfilmen, in der Fantasyliteratur und auch in vielen Spielen werden sie neu zum Leben gebracht. Es gibt schöne und schreckliche Bilder von diesen Gottheiten. Das Bedürfnis sie wieder zurück ins Leben, ins Jetzt zu holen ist bemerkenswert stark. Offensichtlich hat vor allem die heutige Jugend ein sehr großes Bedürfnis nach der Gegenwärtigkeit von Göttern und Mächten. Die Menschen haben nach wie vor ein sehr großes Bedürfnis nach dem lebendigen Gott der im Jetzt, der heute anwesend, gegenwärtig, nah ist. Gott ist uns nahe im Heiligen Geist. Die Wohnung des Heiligen Geistes ist nicht der Tempel in Jerusalem. Auch nicht der Raum einer charismatischen Freikirche. Der Raum des Heiligen Geistes ist der Tempel unseres Herzens. Alle Frucht die uns durch den Geist Gottes geschenkt wird, ist für das Herz bestimmt.Frucht erfreut. Frucht macht satt. Frucht ergötzt Leib und Seele. Früchte haben es an sich, dass sie Phasen des Wachstums benötigen. Zuerst steht da die Blüte. Die Blüte muss bestäubt werden. Sonne und Regen sind notwendig. Ein guter Standort tut das Seine dazu. Manchmal ist ein gewisser Schutz angebracht. Das Ernten ist etwas vom Schönsten und das Beschneiden etwas vom Schmerzlichsten. Erlaube es dem Heiligen Geist, dass er in dir die Frucht des Glaubens reifen lassen darf!

Wie geht es dir mit den Aussagen zu den unsichtbaren Wirklichkeiten? Welche Erfahrungen hast du damit gemacht? Welche weiteren Fragen hast du dazu?

Wie ging es dir mit den Fragen zur Reflexion deines Glaubens? Kannst du zu deinen Weg des Glaubens stehen?

Gottes Möglichkeiten – welche hast du entdeckt? Wie geht es dir mit dem Kennen- und Liebenlernen von Gott, von Menschen und von dir selbst?

Kannst du mit den Aussagen über das Herz überhaupt etwas anfangen? Welche Fragen hast du dazu? Versuche „Herz“ mit deinen Worten zu beschreiben.

Glaube als Frucht des Heiligen Geistes. Erlebst du dass Gott nahe, gegenwärtig ist? Wie erlebst du es? Kannst du deinen Glauben als Frucht des Heiligen Geistes sehen und annehmen?

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Teil 4 – Wachsen, im Glauben weiterkommenGott der Schöpfer hat seine Schöpfung nach ganz bestimmten Ordnungen, nach Lebensprinzipien geschaffen. Diese Ordnungen können nicht umgestoßen werden. Diese Ordnungen sind Leben, fördern Leben und wenn sie nicht eingehalten werden wird Leben zerstört. Ich halte durchaus etwas von einer so genannten Schöpfungstheologie. Theologie verstanden als eine lebendige Lehre die uns zur Freude an Gott und eben an seiner Schöpfung und an seinen Geschöpfen führen soll und kann.Ein grundsätzliches Lebensprinzip Gottes ist das des Wachstums. Leben ist wachsen. Leben ist werden und sterben. Leben ist annehmen und loslassen. Leben ist zeugen und gezeugt werden, klein sein und groß werden, Kind sein und Erwachsen werden, blühen und reifen, Frucht werden und vergehen. Auch der Glaube ist auf Wachstum angelegt. Glauben und Vertrauen beinhalten in sich selbst das Wachsen. Wobei wachsen im Glauben die Vorstellung von immer größer werden auf den Kopf stellt.

Der Täufer Johannes sagt, „er, Jesus muss wachsen, ich aber muss abnehmen.“ Johannes 3, 30

Wachsen im Glauben heißt, sich noch mehr Gott hingeben, ihn noch näher sein lassen, ihn mich noch mehr lieben lassen, mich noch mehr beschenken lassen.In dem ich das tue werde ich allerdings nicht klein und wachse auch nicht in die falsche Demutshaltung von „ich kann nichts, Gott kann alles“ hinein. Im Glauben wachsen bedeutet, dass ich mehr und mehr entdecke wer ich bin und was ich kann und das auch fröhlich und selbstbewusst umsetze. Ich darf die Gaben, die mir das Leben, der Schöpfer, Gott selbst gegeben hat, einsetzen, ausleben, weitergeben, weiterschenken und das im Vertrauen darauf, dass mein Leben und meine Gaben Sinn haben und Sinn machen.Ich will im Folgenden vier Vergleiche mit der Natur anstellen. Aus meiner Tätigkeit als Hobbygärtner und aus der Freude an der Beobachtung der Natur, wurden mir diese Vergleiche wichtig.

1. Vergleich mit dem Baum

„Gesegnet ist der Mensch, der sich auf Gott verlässt. Der ist wie ein Baum der am Wasser gepflanzt ist und am Bach seine Wurzeln ausstreckt.“ Jeremia 17,7-8

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Unseren Glauben können wir mit dem Baum vergleichen. Jeder Baum wächst in zwei Richtungen. Er wächst in die Erde. Er ist ganz und gar mit der Erde verwurzelt, verwachsen, verwoben. Und der Baum streckt sich zum Licht. Jeder Baum sucht und braucht die Sonne, die Wärme. Jeder Baum braucht Platz um zu wachsen. Er braucht Platz nach unten und nach oben. Er muss sich in die Erde und in den Himmel ausstrecken können. Ansonsten wird er nicht wachsen. Es gibt in unserem Glaubensleben bestimmte Wurzelerfahrungen, Offenbarungen, modern ausgedrückt "Aha - Erlebnisse" (siehe unter „Fragen zur Reflexion meiner Glaubens-geschichte“ S. 25).Hier sei nochmals der Text aus Kol. 2,6+7 erwähnt. „Wie ihr nun angenommen habt den Herrn Jesus Christus, so wandelt in ihm und seid verwurzelt und gegründet in ihm und fest im Glauben, wie ihr gelehrt seid, und seid reichlich dankbar.“

Nur die Hälfte des Baumes ist zu sehen!

Wurzeln greifen tief in die dunkle, feuchte Erde.Sie empfangen aus der Tiefe die Kraft um

Wachstum zu schenken.Wurzeln geben Halt,

sie tragen Stamm, Geäst, Blätter, Blüten und Frucht.

Wurzeln sind nicht unbedingt schöndoch unbeschreiblich wertvoll.

Wurzeln sind nur bedingt sichtbarund trotzdem weiß man, sie sind da.

Wurzeln sind empfindlichund brauchen einen liebevollen, schützenden

Umgang.Wurzeln sind gemeinschaftsfähig,

sie vernetzen sich.Wurzeln nehmen aufund geben weiter.

(aus dem „Wurzelheft“ MAWo 2001)

Dieser Text kann neben den Hilfen zur Reflexion meiner Schritte im Glauben auch noch etwas anderes deutlich machen. Die Worte wandeln, verwurzelt, gegründet und fest sind für mich geerdete Begriffe, sie haben es mit der Erde zu tun. Beim Wandeln berühren die Füße die Erde. Beim verwurzelt sein durchdringen wir die Oberfläche und gehen in die Tiefe. Beim gegründet sein denke ich an einen Fels oder an ein Fundament das fest mit der Erde verbunden ist. Und eben fest, Festigkeit ist für mich eher Materie und nicht so sehr Luft und Wasser. Materie die aus der Erde gewonnen wird. So genannte natürliche Ressourcen. Wenn ich den Baum mit einbeziehe, dann ist es das Holz aus dem man so viel Schönes machen kann. Aus festem Buchen- oder Eichenholz sind die Balken in Burgen und in den altehrwürdigen Häusern die bis heute Schutz geben. Die Lehre Christi geht über das Herz in die Hände und in die Beine und dann auch als Dank und Lob durch den Mund. Jetzt kommt das Erheben, das Ausstrecken der Hände zum Himmel als Geste der Dankbarkeit und Freude. Wie der Baum, der seine Äste und Zweige dem Licht entgegen streckt. Seine Blätter sind durchweht vom Wind des Geistes. Vögel finden Schutz in seiner Krone. Es singt im Baum. Frucht wächst. Es darf geerntet werden. Der Glaube gleicht einem Baum. Suche dir deinen Lieblingsbaum. Es muss auch nicht nur einer sein. Ich selbst bin fasziniert von der knorrigen Eiche und von der immergrünen Kiefer. Es gibt bestimmte Bäume in und um Steinheim, die ich immer wieder aufsuche. Warum sich nicht einmal ganz auf einen Baum konzentrieren. Nimm ein Blatt in deine Hand. Schaue es dir an. Schaue durch die Äste, Zweige und Blätter zum Himmel. Spüre den Boden auf dem du stehst, sitzt oder liegst. Stell dir vor, dass es unter der Erde Wurzeln gibt die sich in die Tiefe und Weite verzweigen. Rieche das Laub, die Erde und spüre die Kraft! Komm zum Staunen. Komm zum Danken. Zufriedenheit kommt!

2. Vergleich mit Kompost und MistEs sammelt sich viel in unserem Leben an. Manches können wir gleich verarbeiten und manches müssen wir weglegen, beiseite legen.Es sammelt sich auch viel an, was für unser Leben scheinbar nicht so gut ist. Wir nennen es abwertend Mist. Mist und Kompost haben vieles gemeinsam. Sie brauchen Zeit um zu verrotten. Den Mist den ich baue, kann ich be- und verarbeiten. Mist lebt, er gärt, er fault. Falsch behandelt stinkt er auch kräftig. Letztendlich wird er immer zu Erde und damit zu Kraft. Das gleiche geschieht mit dem Kompost. Mist und Kompost verwandeln sich zu guter Erde. So kann mancher Mist verwandelt werden. Verwandlung ist die zarte oder gnädige Art der Veränderung. Werte den Mist, deinen Mist auf!

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Ich nehme noch einmal den Kompost in den Blick. Ein Kompost wird normalerweise gepflegt und gehegt. Er braucht einen guten Platz. Bei richtiger, abwechslungsreicher Beschichtung verrottet er besser und stinkt nicht. Ein aufgelockerter, erdiger Untergrund zieht Würmer und Insekten an die bei der Verwandlung einen wesentlichen Beitrag leisten. Der Kompost braucht Ruhe und den Schutz der obersten Schicht. Und ganz wesentlich, der Kompost braucht Luft. Gnädige zarte Veränderung, eben Verwandlung geschieht, wenn man mit dem Kompost, mit dem Mist liebevoll, mit Zuwendung und sehr großer Hoffnung umgeht. Ich freue mich immer auf den Moment, wenn ich den Kompost sieben kann und hinter dem Sieb ein Berg mit dunkler, kraftvoll riechender Erde wächst.Ein anderes Bild: Jesus verwandelt Wasser in Wein. Das Ziel dieser, und ich glaube jeglicher Verwandlung ist die Freude, das Fest. Es gibt nichts, was für Jesus wertlos sein könnte. Es gibt schon gar keinen wertlosen Menschen. Verwandlung von Mist in gute Erde, von Zerstörendem in Aufbauendes, von Unheilvollem in Heilsames geschieht ganz wesentlich durch Vergebung. Vergebung verwandelt!

Wenn wir unsere Sünden bekennen so ist er treu und gerecht, dass er unsere Sünden vergibt und heilt uns von aller Untugend."

Sünden bekennen ist wie den Mist umschaufeln oder den Kompost umsetzen damit Luft hinkommt. Luft, der Odem Gottes, der Heilige Geist verwandelt. Neues darf werden. Bei uns ist der Weg zum Kompost richtig ausgetreten. Wenn ich die Küchenabfälle in die Ecke unseres Gartens trage, wandle ich an Blumen vorbei, an blühenden Büschen, an Himbeersträuchern. Ich habe mir angewöhnt, dass ich auf diesem Weg immer das Wachsen, im Winter das Ruhen, wahrnehme.Den Mist in der Hand, die Blume vor Augen! Ist das nicht auch ein richtig gutes Bild für Glauben? Natürlich frage ich mich, ob die Computer- und Playstationgeneration hier richtig mit kann. Leiser Zweifel regt sich in mir. Vielleicht muss ich doch noch ein Kapitel über das Recycling von Elektrogeräten einfügen. Dem Romantiker in mir stehen da allerdings die wenigen noch vorhandenen Haare zu Berge. Noch einmal kurz gesagt, du darfst mit deinen Fehlern, Schwächen, mit deinem Mist so umgehen, dass daraus gute Erde wird. Außerdem, der reife Kompost und der reife Mist muss verteilt werden. Auf einem Haufen Mist wachsen vorzüglich Gurken und auch Kürbisse. Doch was wäre ein Garten nur mit Gurken und Kürbissen.Das, was unser Leben verwandelt ist märchenhaft schön. In Märchen geschieht oft Verwandlung. Leider ist das Märchen bei vielen ein Synonym für „nicht wahr“ geworden. Gerade gute Märchen weisen gezielt und gekonnt dezent auf grundlegende Wahrheiten hin. Auch der Glaube ist für viele wie ein Märchen, das einer weltfremden Phantasie entspringt. Dieselben jungen Menschen die das behaupten sitzen dann allerdings stunden- und tagelang vor Computerspielen, vor dem Gameboy herum und spielen fantastische, märchenhafte Spiele. Wirklich unwirklich. Du verstehst mich mal wieder nicht? Ich sage es noch deutlicher, diese Spiele sind oftmals Mist. Verwandelt weisen sie allerdings über das hinaus, was du Wirklichkeit nennst und eröffnen dir neue Horizonte. Wundere dich nicht, wenn in dir bei den Computerspielen die Sehnsucht nach wahrem Leben und nach wahrem Glauben aufbricht. Du darfst suchen. Du darfst klagen. Du darfst deine Last benennen und ablegen, was dich vom Leben trennt.

Vergleich mit dem Baum

Was erhebt meinen Glauben macht ihn leicht und unbeschwert

mein Dank, mein Lobpreis mein Freudenpsalm (Apfelzettel einkleben)

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Vergleich mit Kompost und MistWas gibt meinem Glauben Tiefe und Halt, Boden, Nahrung

Meine Fragen, meine Zweifel, meine Last mein Klagepsalm

Theo und Sofia – ein MärchenSie lebten im selben Ort. Ja, sie wohnten in der gleichen Strasse. Er war ein hübscher, dunkelhaariger, aufgeweckter Junge. Er hieß Theo. Sie war ein bildschönes, blondlockiges, nachdenkliches Mädchen. Sie hörte auf den Namen Sofia. Theos Eltern waren fromm. Sie besuchten regelmäßig die Kirche, lasen viel in der Bibel und beteten beim Essen. Theo hatte damit lang keine Schwierigkeiten. Nur ein Problem machte ihm oft zu schaffen. Es war ihm in seiner Familie zu ruhig. Er konnte einfach nicht „so brav“ sein. Sofias Eltern waren rechtschaffene, humane Bürger. Man traf sie in Gremien und oft bei politischen Veranstaltungen. Beim Essen wurde oft über Gott und die Welt diskutiert. Für Sofia war das soweit in Ordnung. Nur ein Problem machte ihr zu schaffen. Sie fühlte sich bei den unzähligen Diskussionen überfordert. Sie konnte nicht „so aus sich heraus“ wie es die Eltern erwarteten. Obwohl sie in derselben Strasse wohnten, lebten Theo und Sofia in ihrer eigenen Welt. So kam es, dass sie sich zwar ab und zu begegneten aber doch nicht sahen. Eigenartiger weise entwickelten beide, Theo und Sofia, dieselbe Gewohnheit: sie unternahmen ausgiebige Spaziergänge.Sofia sagte zu ihren Eltern „ich gehe, um ein wenig über die Ursprünge des Lebens nachzudenken. Das kann ich am besten in der Natur“. So gesagt und getan. Die Eltern konnten trotz aller Angst nichts dagegen haben. Sofias eigentlicher Grund für die Spaziergänge aber war die Sehnsucht nach Ruhe.Theo sagte zu seinen Eltern: „Ich gehe ein wenig in Gottes Schöpfung wandern. Da kann ich am besten beten.“ Die Eltern konnten trotz aller Sorge nichts dagegen haben. Sein eigentlicher Grund für das Wandern aber war seine innere Unruhe und die Sehnsucht nach Abenteuern.Sofia ging immer nach Osten aus dem Dorf. Sie stieg den kleinen Hügel hinauf. Durchquerte das kleine, lichte Wäldchen bis sie zu der Naturwiese kam. Dort schaute sie immer nach den Blumen. Dabei ließ sie sich viel Zeit. Dann setzte sich Sofia auf eine Bank und schaute nach Osten. Schaute dorthin wo die Sonne aufgeht und dachte wieder und wieder über die Frage nach „woher komme ich? Woher kommen die Blumen? Woher kommt das Leben?“ Sofia fielen dann oft Begebenheiten aus ihrem Leben ein. Schöne und schlimme und sie empfand dabei nochmals die Freude oder den Schmerz. Warum musste es schlimme, schmerzliche Situationen geben? Warum konnte sich nicht Höhepunkt an Höhepunkt reihen? So fragte sie sich manchmal. Aber sofort fiel ihr auch die ein oder andere schlimme Geschichte ein, die sie in ihrem Leben nicht missen wollte, weil sie so viel daraus gelernt hatte. Auf dem Rückweg pflückte Sofia immer eine Blume und legte sie in ihr Tagebuch. So wie es eben viele Mädchen machen.

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Theo ging immer nach Westen aus dem Dorf. Er ging über die Ebene bis zu den Felsen. Er setzte sich an den äußersten Rand der Felsen. Er ließ seine Füße über dem Abgrund baumeln und schaute in das breite Flusstal hinunter. Oft nahm er einen Stein und warf ihn hinab. Folgte dem Stein mit den Augen bis er irgendwo da unten hart aufschlug. Dann und wann hatte er auch schon eine Papiertaube gefaltet und sie mit dem Wind in das Tal hinab gleiten lassen. Wenn sein Blick dann nach Westen ging und er die untergehende Sonne beobachtete, dachte er wieder und wieder über die Frage nach „wohin gehe ich? Gibt es den Himmel? Das ewige Leben? Wohin gehen eigentlich die guten Menschen und wohin gehen die bösen Menschen? Und bin ich nun gut oder böse? oder bin ich womöglich gutböse?“ Theo fielen Geschichten aus seinem Leben ein. Ob das was er erlebte aber gut oder böse war, das vermochte er nie zu beurteilen. Auf dem Rückweg suchte Theo immer einen besonderen Stein und bewahrte ihn in seiner Tasche auf. So wie es eben viele Jungen machen.So lebte Sofia in der Vergangenheit.Theo lebte in der Zukunft.Es verging einige Zeit. Theo und Sofia behielten ihre Gewohnheiten bei.Bis eines Tages etwas Schreckliches, genau in der Strasse in der die beiden lebten, geschah. Was war es eigentlich gewesen? Ein Unfall. Ein Schicksalsschlag. Mord. Selbstmord. Ein Feuer. Diebstahl. Es war jedenfalls so schrecklich, dass alle im Dorf darüber sprachen. Und es war so schrecklich, dass es die alten, die uralten Fragen nach dem Sinn hervorrief.In Theos Elternhaus brachen die Fragen nach der Gerechtigkeit und der Güte Gottes auf. Auch „warum Gott da nicht eingegriffen hat“. Die Antworten der Eltern waren lang. Manche waren verständlich und die ein oder andere aber auch unklar und irgendwie unfassbar. Theo wollte noch so vieles fragen, doch irgendwann wollte er nicht mehr. Stattdessen ging er, seiner Gewohnheit gemäß und um seinen inneren Dampf abzulassen Richtung Westen aus dem Dorf. Eine Frage ließ ihn allerdings nicht mehr los, sie drehte sich wieder und wieder in seinem Kopf und in seinem Herzen: „Was hat das Leben für einen Sinn?“Auch die Eltern von Sofia sprachen über das Schreckliche. Ihr Fragen ging oft in andere Fragen über. Je länger sie miteinander redeten umso sachlicher wurden die Eltern und umso unruhiger wurde Sofia. Es gab noch so viele Fragen. Doch irgendwann hatte Sofia die Fragen satt. Stattdessen verließ sie das Haus und ging ihrer Gewohnheit gemäß Richtung Osten aus dem Dorf um dringend frische Luft zu schnappen. Eine Frage jedoch drehte sich in ihrem Kopf und ihrem Herzen: „Was hat das Leben für einen Sinn?“Beide Sofia und Theo waren so vertieft in ihrem Suchen, dass sie nicht auf den Weg achteten. Manchmal kommt es vor, dass wenn Gedanken im Kopf kreisen, sich im Herzen immer dieselbe Frage dreht und es keine Antwort, scheinbar keinen Weg gibt, dann dreht man sich im Kreis. So kam es, dass Sofia, ohne es zu merken, von Ost nach West abbog und Theo von West nach Ost. So kamen beide in den finsteren Wald. Obwohl es Tag war, war es dort finster. Und wie es das Schicksal, oder wer auch immer, will treffen sich die beiden mitten in diesem finsteren Wald. Sie nahmen sich erst wahr, als sie fast zusammenstießen. Sie konnten einander nicht mehr ausweichen. Theo erschrak und rief „wer bist du?“. Sofia schrie nur und machte wieder ein paar Schritte zurück. Doch jetzt geschah etwas Seltsames. Obwohl sie sich schon oft begegnet waren, sahen sich jetzt zum ersten Mal. Theo fragte unvermittelt: „Wo gehst du denn hin?“ Sofia antwortete genauso unvermittelt mit der Frage: „Wo kommst du denn her?“Ein Vogel flatterte auf. Sein Ruf echote durch den finsteren Wald. Ein Hase tauchte kurz auf und verschwand so schnell wie er gekommen war. Theo sah Sofia an und Sofia sah Theo an und auf einmal war da die tiefe Verbundenheit von zwei Menschen die im anderen die Suche nach Leben entdecken und in diesem Entdecken das finden, was sie so lange gesucht haben. „Weißt du eigentlich wo wir sind?“ Konnte deshalb das Mädchen vertrauensvoll fragen. Theo schaute sich um. „Ich glaube, hier war ich noch nie! Aber es könnte der finstere Wald sein. Ich glaube wir haben uns verirrt“, konnte der Junge frei und offen zur Antwort geben. „Der finstere Wald?“ fragte Sofia mit weit aufgerissenen Augen. Dieser Teil des Waldes, so hieß es im Dorf, war gefährlich. Jetzt hätte sie gerne die Hand von Theo genommen. Doch sie traute sich nicht. Theo hatte auf einmal die Warnung seiner Mutter im Ohr, „gehe niemals in den finsteren Wald!“ Theo sah nachdenklich aus. Doch dann huschte ein geheimnisvolles Lächeln über sein Gesicht. Ihm wurde schlagartig bewusst, je öfter Mutter dieses Verbot aussprach, umso mehr wuchs seine Neugier. Jetzt stand er mitten im finsteren Wald und ihm gegenüber stand Sophia. Gerne hätte er die Hand des Mädchens genommen und gesagt, „du brauchst keine Angst zu haben, ich beschütze dich“. Doch er traute sich nicht.Doch wenn zwei Menschen gleichzeitig feststellen, dass sie sich verirrt haben und sich in derselben Situation befinden, dann tun sich oftmals neue Türen auf. So war es auch bei Theo und Sofia.

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„Ich meine, wir müssen nach Westen, denn ich bin in Richtung Osten gelaufen“, schlug Sofia vor. “Ich war in Richtung Westen unterwegs, also müssen wir wohl nach Osten“, war Theo überzeugt. Wieder schauten sie sich an und jetzt konnten sie lachen. Wie von selbst geschah es, dass sie sich die Hand gaben und zugleich ausriefen, „dann müssen wir wohl gemeinsam suchen!“Sie suchten gemeinsam und sie fanden den Weg. Nicht nur das, auf ihrer langen Wanderung erzählten sie sich warum sie unterwegs waren. Sie waren erstaunt, dass sie wegen derselben Frage unterwegs waren. Der Frage nach dem Sinn des Lebens. Sofia erzählte von ihrer Wiese und der Bank im Osten und der Frage nach dem „Woher“. Theo erzählte von den Felsen und dem mächtigen Fluss im Westen und der Frage nach dem „Wohin“.Als sie im Dorf ankamen erschien ihnen die Hauptstrasse irgendwie anders. Hatte sie sich verändert oder hatten sie sich verändert?„Tschüss Theo!“ Sofia ließ seine Hand los. Doch sie ging nicht sofort. Sie griff in ihre große Manteltasche, holte das Tagebuch heraus und aus dem Tagebuch eine getrocknete, blaue Kornblume. „Hier Theo. Ich glaube ich habe heute entdeckt, dass das Leben etwas sehr wertvolles ist. Danke Theo für das Lachen und den gemeinsamen Weg.“ Sofia wollte sich schnurstracks umdrehen und nach Hause eilen. Theo hielt sie fest. „Halt Sofia!“ Theo griff in seine Hosentasche und zog einen glänzenden Stein hervor. „Ich will dir auch was schenken.“ Sofia nahm den Stein. Theo hielt sie immer noch sanft fest. „Auch ich habe heute etwas sehr wertvolles entdeckt!“ Theo lächelte Sie an. „Was?“ Wollte sie wissen. „Ich habe heute gelebt“, flüsterte Theo ungewöhnlich leise.Ob sie sich geküsst haben? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, sie gingen ab diesem Tag oft zusammen, Theo und Sofia. Mal nach Osten und mal nach Westen. Die Frage nach dem Sinn des Lebens blieb ein Begleiter. Über das schreckliche Geschehen durch das sich ihre Gewohnheiten, ja ihre Wege geändert hatten, sprachen sie noch manches Mal. Irgendwie lag in dem Ganzen ja auch eine Art von Antwort. Aber was die Beiden nun am häufigsten taten, war einfach das Jetzt zu leben. Das machte richtig Sinn. Und das konnten sie zu Zweit besonders gut. Und wenn sie nicht gestorben sind, leben sie noch heute.

(ein Märchen von Karlheinz Oesterle)

3. Vergleich mit den JahreszeitenGlaube ist etwas sehr Kostbares und wer das erfahren hat, möchte Glauben auskosten. Glaube ist für sie wie eine wunderbare Kost die Leib und Seele sättigt und erfüllt. Manche Christen sprechen von ihrem Glauben als „lebendige Beziehung“ zu Gott. Es ist tatsächlich so, Glaube ist nur dann Glaube wenn er lebendig ist, zum Leben hilft, Geist, Seele, Verstand und Wille lebendig hält. Wir durchlaufen Phasen des Lebens. Wir werden geboren, sind Kinder, werden Jugendliche, Erwachsene, gehen durch die Lebensmitte hin zum rüstigen Alten, eventuell zum schwachen Alten und hin bis zum Tod. Während dieser Lebensphasen durchleben wir hoffentlich viele Jahreszeiten. Wir durchleben den Wechsel von einer Lebensphase zur nächsten und den Wechsel der Jahreszeiten. Eigentlich ist es mehr wie ein Wechsel, es ist ein Fortschreiten. Man kommt in das fortgeschrittene Alter. Mit dem Fortschreiten dürfen wir auch in unserem Leben und in unserem Glauben Fortschritte machen. Fortschritt in unserer Gesellschaft heißt immer besser und immer größer. Was bedeutet Fortschritt im Leben. Ist alt werden wirklich ein Fortschritt oder nicht eher ein Rückschritt? Am Anfang das Ende sehen und vom Ende her den Anfang sehen. Am Anfang des Lebens steht die liebevolle Annahme zweier starker Menschen, Mutter und Vater. Sie nehmen das hilflose, abhängige Kind in ihre traute Zweierschaft hinein und werden so Familie. Das Kind wird zur Selbstständigkeit erzogen. Es lernt gehen und laufen, sprechen, sich kontrollieren. Es geht in Kindergarten und Schule. Lernt einen Beruf. Findet seine Art zu leben. Findet Freunde und wenn es gut läuft eine Zweierschaft, seine Partnerschaft. Dann kommen viele, sehr viele Herausforderungen. Jahre der Kraft. Sie gehen schneller vorbei als mancher denkt. Das Alter. So lange wie möglich rüstig bleiben, selbstständig, unabhängig. Aber dann kommt über kurz oder lang und für manchen auch länger oder kürzer wieder eine Zeit der Abhängigkeit und des sich fallen lassen Müssens. Der Anfang ist wie das Ende. Das Ganze hat sich gedreht. Jetzt ist der Ältere der Schwache und das Kind der Starke. Im Wechsel der Jahreszeiten fortschreiten. Das Lebensrad dreht sich unaufhörlich. Die Zeit schreitet fort und gleichsam wiederholen sich die Dinge. „Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ Genesis 8,22

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Solange wir leben wird es in unserem Glauben Blütezeiten geben. Sicher steht der Frühling mehr für das junge Leben. Aber wenn ein Enkel seinen Opa oder seine Oma besucht, dann ist auch für den alten Menschen wieder Frühling.Solange wir leben wird es in unserem Glauben Wachstumsphasen geben. Wir werden bis zum letzten Atemzug nie auslernen. Die größte Überraschung werden wir gar erst nach diesem letzten Atemzug erleben. Seele sei bereit! Geist sei offen! In den Sommer-Zeiten unseres Glaubens darf viel wachsen, vierzig, sechzig hundertfältig. Kornfelder sind etwas Herrliches. Nimm eine Pflanze. Sehe dir die Knoten an. Sie brauchen am längsten um zu wachsen. Die Pflanze braucht diese Zeit des Wartens, die Zeit der Krise. Die Knoten geben den Halt bei Sturm und Regen. Ohne die empfindlichen Blätter gibt es kein Weiterwachsen. Über die Blätter nimmt die Pflanze die Energie der Sonne auf. Und natürlich die Ähre, die Körner. Kraft pur. Solange wir leben wird es in unserm Glauben Erntezeiten geben. Die Ernte sichert das Weiterleben. Wie viele Äpfel verfaulen im Herbst ungeerntet an unseren heimischen Bäumen. Der sauberpolierte Apfel aus Neuseeland oder aus Chile lässt sich so einfach im Supermarkt erstehen. Ernte heißt immer beides, Mühe und Glück, schmerzender Rücken und zufriedene Müdigkeit, Arbeit und Genuss. Im Glauben ernten wir nur in dieser Spannung! Solange wir leben wird es in unserm Glauben immer Ruhezeiten geben. Wenn wir sie uns nicht gönnen, werden die Seele und der Körper ihr Tribut einfordern. Der Winter ist gleichzeitig streng in seiner Kälte und gnädig in seinem Zudecken. Winternächte drängen zum Nachdenken im Schein einer Kerze und zur Entspannung am warmen Ofen. Manch einer nimmt den Stift zur Hand und schreibt in ein Tagebuch. Beim Schreiben sich erkennen und seinen Glauben bekennen. Wage es!

Mein Glaubensbekenntnis:

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4. Vergleich mit Farben und DüftenGott aber sei gedankt, der uns allezeit Sieg gibt in Christus und offenbart den Wohlgeruch seiner Erkenntnis durch uns an allen Orten! 2. Korinther 2,14

Ziel unseres Glaubenslebens ist es ein Wohlgeruch für Gott zu werden, indem wir vertrauensvoll das Wachsen lassen, was er selbst, der Schöpfer, mein Schöpfer, dein Schöpfer in dich, in mich, in uns hineingelegt hat. Die größte und wichtigste Erkenntnis ist und bleibt, dass uns Gott liebt und wir ihn lieben dürfen, den Nächsten und uns selbst. Gott erkennen ist wie an einer Rose riechen. Gott erkennen ist wie der frische Duft einer Frühlingswiese die dich erfasst und ganz durchdringt. Gott erkennen ist wie der Spaziergang durch ein Lavendelfeld. Du kannst Gott erkennen wenn du dich auf die Bank am Waldrand setzt und den Sonnenuntergang mit allen Sinnen aufnimmst. Du kannst Gott erkennen wenn du an einem Bach anhältst und das Fließen beobachtest und du deine Hände, deine Füße, dein Gesicht mit dem frischen, lebendigen Wasser erquickst. Du kannst Gott in einer hellen Vollmondnacht im Bestaunen der Sternenfülle erkennen. Du kannst Gott im Lächeln eines Kindes entdecken. Du kannst Gott erkennen! Manchmal überrascht dich der Duft von Klee oder von Jasmin oder von einem unaufdringlichen Parfüm eines Menschen und es tut dir gut, lässt dich Leben spüren, Leben riechen, Leben wahrnehmen. Lässt dich eben Leben. Gesunder Glaube wirkt wie guter Duft, er ist nicht muffig. Ein gesunder Glauben duftet nach Leben. Der Regenbogen ist das Friedenszeichen Gottes. Gottes Friede ist bunt. Buntheit nicht Alltagsgrau macht zufrieden. Gott ist kreativ. Gott ist mehr als ein Künstler. Gott ist mehr als ein Maler. Buntheit des Glaubens darf niemals zur Bedrohung werden. Die Vielfalt und Buntheit des Lebens und Glaubens sind Gottes Erfindung. Mit dieser Erfindung will er uns immer noch einladen, uns das Finden leicht machen. Erfreue dich an der Buntheit Gottes und stimme mit mir zusammen ein in den Dank und das Lob und in die Anbetung.

Werden lassen

Du darfst wachsendich entwickeln

Unter gewisser FürsorgeBegleitet mit guten Absichten

Im Bewusstsein der BegrenzungIn der Annahme von Abhängigkeiten

leben lassenDich aushalten lassen

Was dir das Leben zumutetSchützen wo Schutz möglich ist

Mitleiden wo der Schmerz schmerztDa sein

Für dich seinZulassen

Was von Innen nach Außen drängtLicht und Gegenwart sucht

Angenommen sein willWas dazu gehörtGehört sein will

Weil es zu dir gehörtEinlassen

Auf das UnvermeidlicheAuf die Veränderung

Die Chance sehenMit der Angst umgehen

Neues entdeckenDas Herz weit aufmachen

und lassenWas sterben mussAnders werden will

Manches auch belassenDankenStaunen

Still sich freuenGelassen werden

(geschrieben im Mai 2004)

Vergleich mit Farben und Duft. Wohin soll mein Glaube ausstrahlen?meine Bitte, ich habe ein Herz für - Herzzettel einkleben

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