Über Novocainoxyd

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Aus dem Pharmakologisehen Institut tier Universitgt Heidelberg. ~ber Novocainoxyd. Von Werner Keil. (E4ngegangen am 1. VII. 1935.) Polonowsky ~ hat gezeig~, dab dutch/Jberfiihren yon Alkaloiden mit tertigrem Stiekstoffatom in ihr N-Oxydderivat eine weitgehende Ent- gi~ung auftritt. Er nennt diese neuen Derivate Genalkaloide. Unter diesen seheinen die des Atropins und des Skopolamins eine therapeutisehe Bedeutung zn besitzen, wghrend Germmorphin nach frtiheren Unter- suehungen 2 keine giinstigeren Eigenschaften gegeniiber dem Morphin zeig~. Ieh babe nun versueht, dutch Umwandlung yon Novoeain (I) in Novo- eainoxyd (II) ebenfalls eine Entgiftung zu erzielen. Das gewonnene Novo- eainoxyd bietet als vorauszusehenden Vorteil eine gute WasserlSsliehkeit der freien Base. /02 Hb / C~H~ CO 0CH2. CH~--N CO 0CH~. CH2--N----~(0H)2 \/ \,/ NH~ NH2 I II Darstellung yon Novocainoxyd. Frisch dargestelltes f~eies Novocain (12 g) wird mit einer LSsung von 10 ccm Perhydrol in 25 ccm Wasser iibergossen. Nach 48stiindigem Stehen filtriert man yon wenig unverbrauchtem Novocain ab. Man fgllt nun mit alkoholischer Pikrins~iure das Novocainoxyd als Pikrat aus. Es wird aus heil]em Wasser umkristallisiert. 2600 mg Substanz geben 0,333 ccm N (764 ram, 12~ C18H25Ns011 (487,2). Bet.: :N 14,93%, gel.: N 15,06%. Das Novoeainpikrat bildet in kaltem Wasser sehr sehwerlSsliehe Kristalle yore Fp. 172~ Ein Misehsehmdzpunkt mit Novocainpikrat zeigte 135~ wiihrend reines Novoeainpi~at bei 1420 sehmilzt. Zur Darstellung der freien Base wird das Pil~at mit 50~oiger Schwefel- sgure angerieben; die Pikrinsgure wird mit Chloroform entfemt. Die Sehwefelsgure wird dann mit Bariumhydroxyd, der (Jbersehu$ an Barium 1 Polonowsky, M.: J. Pharmacie VIII, 11, 385 (1930). -- ~ Keil, %V., H. Schmidt u. A. Gfinther: Dtsch. med. %Vschr. 59, 959 (1933).

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Aus dem Pharmakologisehen Institut tier Universitgt Heidelberg.

~ber Novocainoxyd.

Von Werner Keil.

(E4ngegangen am 1. VII. 1935.)

P o l o n o w s k y ~ hat gezeig~, dab dutch/Jberfiihren yon Alkaloiden mit tertigrem Stiekstoffatom in ihr N-Oxydderivat eine weitgehende Ent- gi~ung auftritt. Er nennt diese neuen Derivate Genalkaloide. Unter diesen seheinen die des Atropins und des Skopolamins eine therapeutisehe Bedeutung zn besitzen, wghrend Germmorphin nach frtiheren Unter- suehungen 2 keine giinstigeren Eigenschaften gegeniiber dem Morphin zeig~. Ieh babe nun versueht, dutch Umwandlung yon Novoeain (I) in Novo- eainoxyd (II) ebenfalls eine Entgiftung zu erzielen. Das gewonnene Novo- eainoxyd bietet als vorauszusehenden Vorteil eine gute WasserlSsliehkeit der freien Base.

/02 Hb / C~H~ CO �9 0CH2. CH~--N CO �9 0CH~. CH2--N----~(0H)2

\ / \ , / NH~ NH2

I II

Darstellung yon Novocainoxyd.

Frisch dargestelltes f~eies Novocain (12 g) wird mit einer LSsung von 10 ccm Perhydrol in 25 ccm Wasser iibergossen. Nach 48stiindigem Stehen filtriert man yon wenig unverbrauchtem Novocain ab. Man fgllt nun mit alkoholischer Pikrins~iure das Novocainoxyd als Pikrat aus. Es wird aus heil]em Wasser umkristallisiert.

2600 mg Substanz geben 0,333 ccm N (764 ram, 12~

C18H25Ns011 (487,2). Bet.: :N 14,93%, gel.: N 15,06%.

Das Novoeainpikrat bildet in kaltem Wasser sehr sehwerlSsliehe Kristalle yore Fp. 172 ~ Ein Misehsehmdzpunkt mit Novocainpikrat zeigte 135 ~ wiihrend reines Novoeainpi~at bei 1420 sehmilzt.

Zur Darstellung der freien Base wird das Pil~at mit 50~oiger Schwefel- sgure angerieben; die Pikrinsgure wird mit Chloroform entfemt. Die Sehwefelsgure wird dann mit Bariumhydroxyd, der (Jbersehu$ an Barium

1 Polonowsky, M.: J. Pharmacie VIII, 11, 385 (1930). -- ~ Keil, %V., H. Schmidt u. A. Gfinther: Dtsch. med. %Vschr. 59, 959 (1933).

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dutch Kohlensiiure in iiblicher Weise entfernt. Die erhaltene LSsung yon Novocainoxydhydrat wird im Vakuum eingedampft. Der hinterbleibende Sirup kristallisiert beim Anreiben mit Aceton. Die Novoeainoxydhydrat- kristalle werden fiber Chlorcaleium in der Kiilte getrocknet.

4,730 mg Substanz geben 0,431 ecru N (764 ram, 220).

C12H22N20 a (258,2). Bet.: 10,85~ N, gel.: 10,60% N.

Das Novoeainoxydhydrat bildet farblose, in Wasser leicht 16sliehe, a~ der Luft nicht zerfliegliehe Kristalle. Es is~ im Ather uad i~ Chloroform sehr wenig 15slich. In Aceton sehwer 15slieh, leichter 15slich in wgsserigem Aeeton. Bei lgngerem Stehen am Lieht fgrbt es sieh leicht brgunlich.

Pharmakologische Untersuchung des Novocainoxydhydrats.

Im Regnierschen Augenreizversuch zeigte eine 4%ige LSsung yon Novocainoxydhydrat etwa die gleiche Sti~rke wie eine 2~oige brovocain- hydratlSsung.

1110 12 14 16 18 20 [ 22

1 eem 4%ige NovoeainoxydlOsung . . 100 100 100 100 52 ] 54

114o 42 - - 46 - - 50 i 52

100 -- 10o -- 61 2%ige NovoeainhydratehloridI6sung . 100[ Eine 2~/oige NovocainoxydhydratlTsung bewirkte nur eine ganz kurz

andauernde Ani~sghesie. Im Quaddelversueh am Mensehen zeigte erst eine 1/2~ LTsung

yon Novoeainoxydhydra~ eine An/isthesie von 2 Minuten, wi*hrend be- reits eine 1/s~ NovocainehlorhydratlTsung die gleiche (2--3 Minu~en) Aniisthesie ergab. Daraus li~l~t sieh folgern, dab dem Novocainoxydhydrat eine etwa 1/4 so starke Wirkung zukommt wie dem Novoeainchlorhydrat.

Was die Toxizitgt anbelangt, so waren 160 mg Novoeainoxydhydrat pro kg Kaninehen ohne Wirkung. Erst hThere Doser~ erzeugen Kriimpfe. Fiir das Kaninehen ist also auf jeden Fall eine Vergr6Berung der theI'a- pentischen Brei*e zu beobachten.

Andere Lokalangsthetica, wie z. B. Pantoeain lassen sieh ebenfalls in ihre N-Oxydderivate iiberfiihren, doeh berei~et ihre Reindarstellung viel grSBere Sehwierigkeiten.

Zusammenfa s sun g .

1. Novocainoxydhydrat wurde aus Novoeain und Wasserstoffhyper- oxyd in reinem Zustande dargestellt.

2. Novoeainoxydhydrat wirkt am Kaninehenauge halb so stark wie Novoeainhydroehlorid, beim Menschen im Quaddelversuch nut etwa 1/4 so stark wie Novoeainhydrochlorid.