UHREN - Welt

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Longines_HQ • Visual: HH1_SP1 • Magazine: Welt_Uhren 1 (DE) • Issue: 01/04/2021 • Doc size: 510 x 335 mm • Calitho #: 02-21-145131 • AOS #: LON_24110 • HN 19/02/2021

3 TAGE, 19 STUNDEN, 14 MINUTENSo lange benötigte Howard Hughesfür seine Weltumrundung, die ihn 1938 zum schnellsten Mann der Lüfte machte. Bei der Bestimmung der Position seines Flugzeugs in der Nacht und über dem Ozean vertraute er auf einen Longines-Chronometer, der speziell für die astronomische Navigation entwickelt worden war.

Longines_HQ • Visual: HH1_SP1 • Magazine: Welt_Uhren 1 (DE) • Issue: 01/04/2021 • Doc size: 510 x 335 mm • Calitho #: 02-21-145131 • AOS #: LON_24110 • HN 19/02/2021

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IMPRESSUM

CHEFREDAKTION: R A A ARTDIREKTOR: A F R A

AR M R EKTORAT M A

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Nie zuvor habe ich so intensiv empfunden, dass das Leben eine Frage der Geschwindigkeit ist, wie derzeit.ermutlich liegt es daran, dass der Kontrast von schnell und langsam derart den Alltag dominiert. Einer-

seits gilt es, stets rasche Entscheidungen zu treffen, um sich den Gegebenheiten anzupassen. Das führt beimir oft genug zu Ergebnissen von eher überschaubarer ualität: Stehe ich beispielsweise abends nach ei-nem Tag im omeoffice vor der Wahl, entweder auf der Couch beim Bierchen bis tief in die Nacht Lieb-lingsfolgen von „Miami ice“ noch einmal präzise zu analysieren oder am nächsten Morgen früh aufzuste-hen und mein Rocky-Balboa-Trainingsprogramm durchzuziehen, dann – na ja, Sie wissen schon. Nicht alleschnellen Entscheidungen betreffen natürlich so banale Dinge. Und andererseits sind da die Tage, an denendie Zeit zu stehen scheint. Meistens behelfe ich mir mit einem Blick auf meine Armbanduhr. Sie tickt soschön gleichmäßig, der stetige Lauf des Sekundenzeigers erinnert mich daran, dass die Welt sich weiter-dreht und schon ganz bald wieder ganz anders aussehen kann. Deshalb ist diese Begleiterin für mich nochwichtiger geworden – und vielen meiner Bekannten geht es ganz genauso. Ansonsten freue ich mich aufdas, was vor uns liegt: Die Temperaturen steigen, das Leben findet wieder vor der Tür statt. Wir haben Uh-ren inszeniert, die Sie bei allem begleiten, was man unter freiem immel tun kann. Und wenn ich die Wahlzwischen Sonny Crockett aus „Miami ice“ und Rocky habe, optiere ich von nun an ganz bestimmt für Ro-cky. Also: vielleicht. Denn Crockett ist ja nun wirklich ein cooler Typ.

DANN S NE RAUS

Trends des Jahres: Die isolierten Menschen sind auf den und

gekommen und Stahluhren boomen. Der „ eritage Chrono“ von Tudor vereint viele orzüge

dieser Art Uhren: n ihm arbeitet ein stabiles Manufakturwerk, 2 mm

Durchmesser sind nicht zu auffällig, 210 Euro ergeben ein

gutes Preis-Leistungs- erhältnis.

Halsband/Leine: Hermès,Halsband/Leine: Hermès,HHemd: Bottega Veneta,ges. bei mytheresa.com

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11MACH NEU

Stillstand ist Rückschritt: Drei bekannte Modelle,

die sich sehr schön verjüngthaben

12PRÄZISE VON

BERUF Detlev Diehm ist

Maßschneider. An seinem Arm tickt eine Rolex aus den

80er-Jahren – und hilft ihm beim Design

14SCHAU MAL

Ästhetisches, Verspieltes,Genaues, Stabiles,

Filigranes, überhaupt Inspirierendes – auf unserem

Streifzug durch dieWelt der Uhren haben wir

für jeden Geschmack etwas gefunden

22WIR MÜSSEN

HANDELN Ricardo Guadalupe ist seit

2012 CEO bei Hublot. Ein Gespräch über

Digitales, Kunden und dieFrage, wie man

sich stets verändert, ohnebeliebig zu wirken

INHALT

„Art Sharing“ nennt Swatch das Prinzip, Kunst mit Uhren-Editionen zu würdigen.Jetzt zeigen sechs neue Modelle Bilder aus dem New Yorker MoMA, das sich davonAufmerksamkeit für die Sammlung verspricht. Drei Bilder der brasilianischen Künst-lerin Beatriz Milhazes lassen die Käufer selbst kreativ werden. Im „Swatch X You“-Programm können sie online frei den Ausschnitt bestimmen, mit dem ihre Uhr dannbedruckt wird.

SZENE

VON DER WAND AN DIE HAND

Feinuhren und Sportwagen haben schon immer zusammengehört – aber derzeit entstehenbesonders viele neue Kooperationen. So kündigten Ferrari und Richard Mille eine Zusam-menarbeit an, die sowohl Sponsoring vorsieht als auch Technologietransfer. Porsche undTAG Heuer haben entschieden, ihre gemeinsame Geschichte mit Heroen wie SteveMcQueen in eine feste Partnerschaft zu überführen. Und auch Aston Martin und Girard-Perregaux machen gemeinsame Sache – Schnelligkeit kann derzeit weniger schaden denn je.

GESCHWINDIGKEITSRAUSCH

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Das schrille Memphis-Design der 1980erist inzwischen voll zitierfähig. Jetzt wirdmit der „Tissot Heritage Memphis“ aucheine Uhr aus diesen Jahren wieder aufge-legt. Die Arbeiten der Gestalter um Etto-re Sottsass waren ein Protest gegen dasDiktat des Funktionalismus. Ihn mit derEntwicklung einer Uhr zu beauftragenwar umso mutiger, aber auch sehr erfolg-reich. Die neuen Modelle haben einleicht modifiziertes Gehäuse, natürlichein Quarzwerk, und kosten ab 350 Euro.

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Herausragende historische Stücke ausseiner Produktion würdigt Seiko zwei-fach: mit modernen Interpretationenund einer kleinen, authentischen Neu-auflage. Die „Alpinist“ war 1959 die ersteSportuhr des Hauses. Drei aktuelle Modelle übersetzen jetzt ihren Geist inunsere Zeit. Aber natürlich trägt nur dasFaksimile so ein schön nostalgischesSchweißband wie das Vorbild. Auto-matik, 1959 Exemplare, 3000 Euro.

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TISSOT

1988

HERITAGEMEMPHIS 2021

Umstritten ist, ob das Vorbild wirklicheine Autofahrer-Uhr war oder einfachein schön schräges Produkt der Roaring Twenties. Auf jeden Fall saßdie Krone 1921 noch links. Seit 2005baut Vacheron die „American“ wieder,mit der Krone rechts. Bei der „Collecti-on Excellence Platine“ zum 100. Ge-burtstag bestehen Gehäuse, Blatt undArmbandnaht aus Platin, die applizier-ten Ziffern aus Weißgold. Handaufzug,100 Exemplare, 50.000 Euro.

VACHERON CONSTANTIN

HISTORIQUESAMERICAN 1921

1921

2021

24MACH ES ZU

DEINEM PROJEKTImmer mehr Manufakturen bietenan, Uhren nach eigenen Wünschen

zu gestalten. Jan Lehmhaus hatsich umgesehen, was möglich ist

27EIN HERZ FÜRFUNKTIONEN

Unsere Trendseite zeigt, wie schönKompliziertes sein kann

28IST DIE MESSE

GELESEN?Die Baselworld ist Geschichte,dafür zeigen die großen Manu-

fakturen ihre Uhren jetzt virtuell.Zwei große Unternehmen haben

schon vorgelegt

30DAS GLÜCK IST

VOR DER TÜR Nichts ist derzeit so beliebt wie

robuste Stahluhren. Unser großesShooting zeigt, welches Modell am

besten zu welchem Sport passt

42ICH BIN VIELE

Wie es Hermès mit seiner neuen„H08“-Kollektion gelungen ist,

Uhren für fast jede Lebenslage zukonstruieren

INHALT

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Im Shooting: Breitling „Chronomat B01 42 Bentley“

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Als sie Anfang der 0er-Jahre in die itrinen derJuweliere kam, träumte ein Teenager in Augs-burg gerade seinen ersten Traum von Mode.Bildfetzen voller Urgewalt, in denen zumeistDavid Bowie, den Anzug als Teil seiner selbstam Körper, eine feine Uhr am andgelenk, seinPublikum Zeit und Raum enthob und in einhöheres Dasein versetzte. Selbstredend landeteich hart – auf dem Boden einer Maßschneider-werkstatt. Dort lernte ich zunächst noch einmalvon Grund auf, mich als völliger Nichtsnutz zufühlen. Doch der Traum von einer Uhr blieb.Deshalb war ich froh, als mir ein Kunde vor einpaar Jahren eine Role „Oyster“ aus Stahl ver-kaufte, die in den Jahren meiner kolossalstenFantasien den Markt eroberte.

eute versuche ich, mit meiner Arbeit als Maß-schneider in München andwerk und Mode zuverbinden. Bei aller Großartigkeit bleibt das einmühseliges Geschäft es gibt Abende, an denenich mich frage, ob ich mein Geld nicht irgend-wie einfacher verdienen sollte, und ob der ganzeAufwand mit bis zu 0 Stunden Arbeit für einenZweiteiler wirklich honoriert wird. Genau indiesen Momenten ist es gut, einen Begleiter zuhaben, dessen Robustheit ihn einfach präzisevor sich hinticken lässt. Natürlich ist eine Role nicht die Krone derndividualität, dafür tragen sie zu viele. Aber

wenn es darum geht, Mechanik in ein optimaleserhältnis zu setzen, dann können Sie fast jeden

Uhrmacher fragen: Man kann Uhren flacherbauen oder höher, kleiner oder größer, leichteroder schwerer, aber in Sachen Genauigkeit undStabilität gibt es nichts Besseres. Die Prinzipien,nach denen die Uhren konstruiert werden, sind

dabei dem ernehmen nach eher einfach. EineParallele zu meinem Beruf. Schere, Nadel, Fa-den, Stoff und ände sind alles, was ich theo-retisch brauche, um meine Arbeit zu tun. Natür-lich lasse ich mir von Maschinen helfen, aber dassteht bei mir nicht im Mittelpunkt. m Entstehungsprozess halte ich mich an die

Devise, mit so wenig komplizierten Berech-nungen und Stoff auszukommen, wie es irgend-wie möglich ist. Ein gutes Schnittmuster hatsaubere, klare Linien – und obwohl ich die italie-nische Geschmeidigkeit wirklich sehr liebe,bleibt das ideelle Zentrum der Maßschneidereiimmer das Understatement und wird niemalsder Showeffekt sein. Für eine „Oyster“ aus Stahlgilt dasselbe. Wenn ich sage, dass mich bei meiner Uhr immerdie Robustheit fasziniert hat, dann passt das zumeinen Lieblingsstoffen. ch weiß, wie sehrmanche Kollegen es als ihre Aufgabe begreifen,Bekleidung aus immer feineren Geweben her-zustellen. Aber das bin nicht ich. Ein bisschenGewicht und Stand dürfen meine Materialienschon haben. Denn erstens lassen sie sich vielbesser verarbeiten als die ultraleichten ualitä-ten, zweitens kann man diese Gewebe besserbei höheren Temperaturen tragen als gemeinhinangenommen – wenn im Sommer 0 Gradherrschen, brauche ich ohnehin kein Jackett.

inzu kommt drittens, dass schwerere Stoffeeinfach länger leben, man kann sie immer wie-der aufarbeiten.Das Argument einer langen Lebensdauer desProdukts darf Role wie wohl kaum ein anderesUnternehmen für sich in Anspruch nehmen. Beisachgerechter Wartung haben Sie einen Gegen-

stand, den Sie vererben können. Das führt fürmich mitten ins Zentrum dessen, was ich alsLu us definiere: Nachhaltigkeit ist ein Mode-wort, das mir ein bisschen zu häufig gebrauchtwird, aber ein Erzeugnis, das sich nicht reparie-ren lässt, halte ich für so wenig durchdacht, dasses sich dabei unmöglich um etwas wahrhaftE klusives handeln kann. Was schnell kaputtgeht und auch bleibt, ist billig. Kein Anzug wird je perfekt sein. Schon allein,weil er in ganz unterschiedlichen Körperhaltun-gen sitzen muss. Aber Maßarbeit gewinnt ihrLeben ja gerade dadurch, dass eine and nichtstotal Ebenmäßiges erschaffen kann. Ein mecha-nischer Zeitmesser profitiert davon, dass einMensch ihn zusammenbaut, wenn ich nur wis-sen will, wie spät es ist, reicht ein andydisplay.So wird die „Oyster“ umso mehr zu meiner Uhr,weil ich sie als einen fast perfekten Gegenstandansehe. Als ein Ding, an dem im Grunde nichtsverbessert, hinzugefügt oder weggelassen wer-den kann, ohne es zu kompromittieren. Als einvöllig selbstverständliches Design, das trotzdemvoller formal interessanter Lösungen ist. Redu-ziert, aber dabei nicht ohne Glamour, und das istvielleicht das größte gestalterische Kunststückan dem Modell. Diesen Anspruch stelle ich auch an mein Tun:Kann ich nichts mehr weglassen, und ist dasfertige Modell trotzdem interessant genug, umnach einigen Jahrzehnten noch immer zu fas-zinieren st es technisch perfekt und dabeitrotzdem lässig st es elegant, ohne manieriertzu wirken Und sollte ich das alles einmal ausden Augen verlieren, reicht ein Blick auf mein

andgelenk, um mich daran zu erinnern.

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W ie seine „Oyster“ von Role dem Münchner Maßschneider Detlev Diehm seit Jahren bei seiner Arbeit hi l f t

... undmisst

dabei immerpräzise

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... siefühlt sichdraußenwohl ...

... setzt beider Arbeitein Design-Statement ...

Diese Uhr ist guterStoff ...

TUTIMA UHRENFABRIK GMBH NDL. GLASHÜTTE01768 Glashütte/Sa. · Deutschland · Tel. +49 35053 320 20 · Exklusiver Katalog unter [email protected] · www.tutima.com

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Die Fähigkeit, Töne elektrischzu erzeugen, brachte in den90er-Jahren eine ganz neuePerspektive auf die Welt hervor – und dabei ging es nie in erster Linie darum,zugedröhnt bis zum Mittagdes Folgetags zu tanzen. Der Westen hatte gesiegt, der farbenfrohe Optimismusdominierte, und den zitiertChanel jetzt mit einer limitier-ten Capsule-Collection ihrer„J-12“. „Electronic“ heißt dieSerie, die in Design und Farb-gebung etwas von der flirren-

den Zuversicht einfängt, dieeine Clubszene hervorbrachte,wie es sie nie zuvor gegebenhatte. Arnaud Chastaingt,Chefdesigner des Hauses,wollte dem Keramik-Klassikereine zusätzliche Bühne bauen.Bei der auf zwölf Exemplarelimitierten „XRay“-Version für630.000 Euro bilden 58 Saphi-re ein Farbspiel, in der Mittesind Diamanten eingelassen.Es gibt auch Versionen, die klassisch mit Schwarz undWeiß spielen, bei ihnen stehenDiamanten im Mittelpunkt –es besteht die Gefahr, beiihrem Anblick in tiefste Trance zu verfallen.

CHANEL

IKONISCHELEKTRONISCH

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ZEITFENSTER

Wenn es um die Konstruktion von Werken geht, ist Jaeger-LeCoultre seit jeher einer der größten Namen inder Uhrenwelt. Seit einiger Zeit konzentriert sich dieManufaktur aus dem Vallée de Joux wieder auf kom-plizierte Funktionen. Die „ReversoHybris Mechanica Calibre 185“ ist die erste Uhr der Welt mit vierZifferblättern. Zu ihren elf Kom-plikationen gehören ein Schlag-werk mit Minutenrepetition,ein springender ewiger Kalender und Mechanismen,die den Lauf der Sterne bestim-men. Zwölf Patente konnte das Hausanmelden – und für das, was die Uhrleistet, ist das Weißgoldgehäuse mit15,15 mm nicht sehr hoch. Der Preisvon mehr als 1,6 Millionen Euro istnatürlich astronomisch, aber daspasst schon, denn astronomisch istdie Rückseite der Uhr (l.) ja auch.

JAEGER-LECOULTRE

IM HIMMEL

„Partneruhren“ sind stilistisch ein heikles Thema – schon weil sich ein gelungenes Design nicht beliebig skalieren lässt. Für Paare, die ihren Uhren-geschmack teilen, damit aber nicht als Team antreten wollen, taugen dieseneuen Automatik-Modelle von Mühle Glashütte. Die helle „Teutonia IV LadyGold“ kostet 8500 Euro, die meerblaue „Teutonia IV Kleine Sekunde Gold“10.500 Euro. Beide haben ein Gelbgoldgehäuse und sind auf je 50 Exemplarelimitiert. Das sächsische Unternehmen, eigentlich bekannt für seine robusteBauweise, beherrscht also auch das klassisch-elegante Fach.

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Die einfachsten Bedürfnisse erfordern oftmals die aufwendigsten Konstruktionen. Wer zum Beispiel aufeinen Blick einschätzen möchte, wie lange es noch biszum Sonnenuntergang dauert oder wann der Morgenanbricht, findet nur wenige Armbanduhrmodelle, diedas ermöglichen. Die sich übers Jahr ändernde Tages-länge macht es so kompliziert. Und mehr noch, dass sieje nach Breitengrad variiert. Krayons „Lady Anywhere“zeigt Tag und Nacht in wechselnd großen Kreissegmen-ten. Beim Juwelier lässt sie sich jederzeit auf einenneuen Lieblingsort einstellen. Handaufzug, Roségold-gehäuse, 122.000 Euro.

KRAYON

SUNDOWNER

Die Anzeige einer zweitenZonenzeit wird bestimmt vielhäufiger benutzt als eine Chronographenfunktion.Fendis „Selleria Man GMT“ist mit dem stilisierten Flieger an der Spitze desGMT-Zeigers eindeutigeine Uhr für unterwegs,eine für (Welt-)Reisen-de. Die 24-Stunden-Skala in Fendi-Gelbzeigt ihnen, wie spät esdaheim in etwa ist. Daserste Stahlband der Kollektion ist mattschwarzbeschichtet wie das kissenförmige Gehäuse. Eslässt sich aber auch gegen einLederband wechseln. Ganzunkompliziert und natürlichauch unterwegs. Edelstahl,Automatikwerk, 2800 Euro.

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AUF DEM NACHTFLUG

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Die Konsequenz, mit derNomos Glashütte eineDesignsprache mit Ex-pertise bei der Werks-konstruktion und einemkonstruktion und einemerreichbaren Preisniveauerreichbaren Preisniveauverbindet, macht dieUhren einzigartig. Uhren einzigartig. Nun haben die Sachsen ihr KaliberSachsen ihr KaliberDUW 6101 in das Stahl-gehäuse ihrer „Metro“-Serie eingeschalt. DerDatumsring, der den Tagam Rand des Zifferblattsrot einrahmt, wurdepatentiert. Die „neomatik41 update“ ist bis 50 Meter wasserdicht,hat ein Textilband und kostet 3500 Euro.

Uhren einzigartig.

Sachsen ihr KaliberDUW 6101 in das Stahl-DUW 6101 in das Stahl-gehäuse ihrer „Metro“-gehäuse ihrer „Metro“-Serie eingeschalt. DerDatumsring, der den TagDatumsring, der den Tagam Rand des Zifferblattsrot einrahmt, wurdepatentiert. Die „neomatik

50 Meter wasserdicht,hat ein Textilband und

NOMOS GLASHÜTTE

ROT ANGEMERKT

Taucheruhren, die nichtexakt der DIN-Norm fürprofessionelles Unterwasser-gerät entsprechen, werdengern als „Desk Diver“ verspottet. Louis Vuittonbaut solcher Kritik mit demNamen seiner neuen, sport-lichen „Tambour“-Modellevor: Die „Street Diver“ seienperfekt für den Weg vomClub ins Gym, vom Büro zumStrand. Unbesorgt schwim-men kann man mit ihnen hierwie da. Die verschraubteKrone bei 3 Uhr hält dasGehäuse bis zu einem Druckvon 10 bar wasserdicht. Mitder zweiten Krone wird die innen liegende Taucher-lünette am Minutenzeigerausgerichtet, um die unterWasser verbrachte Zeit zumessen. „Tambour StreetDiver Black Blaze“, Auto-matik, Stahlgehäuse PVD-vergoldet, 13.300 Euro.

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Gerade auf hoher See sind die Herausforderungen an Mensch und Material hoch. Seit 25 Jahren fertigen wir Zeit-Messinstrumente,

die in diesen Anforderungen bestehen. Diese Erfahrungswerte kommen besonders in den Einsatzuhren unseres Familienunternehmens

zum Tragen. Die extremen Outdoor-Uhren zeichnen sich durch ein einzigartiges Design, höchste Präzision und Funktionalität unter allen

Bedingungen aus. Perfekt für alle, bei denen eine Uhr auch einmal etwas mehr aushalten muss. In Aktion sind diese Zeitmesser in

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Nach dem Erfolg seiner Retro-Taucheruhr2020 hat Mido noch viel tiefer ins Firmen-archiv geschaut und einen Sportchrono-graphen der 1940er überarbeitet: Die „Multifort Patrimony Chronograph“wird von einem Automatikkaliber mit 60 Stunden Gangreserve angetrieben. Der Kontrast von rosévergoldetem Stahl-gehäuse und blauem Blatt mit Sonnen-schliff wäre vor 80 Jahren undenkbargewesen. Für echte Traditionalisten gibtes zwei weitere Ausführungen: vergoldetmit silberweißem Blatt und mit schwar-zem Blatt im Stahlgehäuse. Die Modellekosten 1850 bis 1950 Euro.

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Eine Uhr, die einen Blick insRäderwerk erlaubt, lässt einenimmer glauben, man könne gleichsam in die Zeit schauen.Chronoswiss ist der erste Hersteller, der einen Glasboden aufder Rückseite verwendete, sodass das Werk dort sichtbarwurde. Beim neuen „Opus Chronograph Flag“ ist durch dieSkelettierung auch auf der Vorderseite was los – die 300 Teile,aus dem das Kaliber gefertigt ist, ergeben in dem 41-Milli-meter-Stahlgehäuse aber ein stimmiges Bild (9800 Euro).

WAS ZUMGUCKEN

CHRONOSWISS

Mit nichts konnten Max Büsser und seineFreunde vor zehn Jahren mehr überraschenals mit einer relativ traditionell ausschauen-den Uhr, der „Legacy Machine“. Zum Geburts-tag haben sie das Modell jetzt „auf Steroid gesetzt“: Die „LMX“ zeigt unter ihrer gläser-nen Kuppel auf emaillierten Blättern zwei unabhängige Zonenzeiten. Deren schrägeStellung macht die Kraftübertragung extrakompliziert. In drei Federhäusern wird dieEnergie dafür sowie für sieben Tage Gang-reserve gesammelt und auf einer rotierendenSphäre angezeigt. Handaufzug, Rotgoldgehäu-se, limitiert auf 18 Exemplare, 124.950 Euro.

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Der „Noramis Datum Deutschland Klassik 2021“ sieht man nichtsofort an, dass sie einer Motorsportveranstaltung gewidmet ist: Sie ist kein Chronograph, hat kein Rallye-Armband, zeigt keinemarkigen Kontraste. Und bringt genau damit den Geist der ADAC-„Oldtimer-Wanderung“ auf den Punkt, die Anfang Juli in Sachsenabgehalten werden soll. Ohne Stoppuhr und frei von Richtzeitenwill man dort reisen, ohne zu rasen. Union Glashütte hat die Uhrnicht museal gestaltet, sondern sanft historisierend, mit hoch gewölbtem Glas über den distinkten Ziffern und dem segmentier-ten Blatt. Das Modell ist auf 200 Exemplare limitiert. Automatik,Edelstahlgehäuse am Lederband, 1980 Euro.

UNION GLASHÜTTE

REISEN STATT RASEN

Seit 2002 gehört IWCs „Big Pilot’sWatch“ zu den emblematischenStücken der Kollektion. Mit einemDurchmesser von 46, 2 Millimeternreicht sie nicht an die 55 Millimeterder Vorlage aus den 40er-Jahrenheran, ist aber doch für viele Hand-gelenke viel zu groß, vor allem diewichtigen asiatischen. Die „BigPilot’s Watch 43“ hat alles, was eineklassische Fliegeruhr ausmacht:von der kräftigen, auch in Hand-schuhen bedienbaren Krone bis zuden Nieten auf dem Lederband.Und wie die große Schwester wirdsie von einem Manufakturkalibermit Pellatonaufzug angetrieben.Wer sie wegen ihrer Größe nichtfür voll nimmt, bedenke, dass siemit dem Verzicht auf Datums-fenster und Gangreserveanzeigedem historischen Vorbild im Grunde ähnlicher ist. 8700 Euro amLeder-, 9700 Euro am Stahlband.

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Ihre Vorbilder haben die Zeitmesservon Meistersinger bei den frühen Kirch-turmuhren . Die „Bell Hora“, mit der dasUnternehmen seinen 20. Geburtstagfeiert, beherrscht sogar die Zeitanzeigeper Glockenschlag. Zu jeder vollenStunde gibt sie einen sanften Ton vonsich. Die „Sonnerie au Passage“, so heißtdiese Art der klingenden Zeitangabe, istzumeist eine Spezialität höchst kom-plizierter Kostbarkeiten. Die „Bell Hora“gibt es für 3490 Euro: mit Automatik-werk im Stahlgehäuse – und einemDrücker zum gelegentlichen Abschalten des Schlagwerks.

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WEM DIE STUNDE SCHLÄGT

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MEERESLEUCHTEN

Taucheruhren haben allenGrund für starke Farben.Schließlich sollen sie auch unterWasser gut zu erkennen sein.Dabei gilt: Was an der Luftauffällt, ist in der Tiefe wo-möglich unbrauchbar. Rottaugt, weil zu langwellig, garnicht gut, es wird unterhalb von5, 6 Metern komplett absorbiert.Tutima Glashütte ist mit zweineuen „M2 Seven Seas“-Modell-len in Orange und Zitronengelbauf der sicheren Seite, bei derWasserdichtigkeit mit 50 barsowieso. Und für die Sicht-barkeit auf dem Wakeboardoder an der Strandbar sorgendie neuen, farblich passendenBänder aus Kevlar und Kaut-schuk. Damit behält man unterWasser die Orientierung undhat an Land etwas, worüberman sich locker unterhaltenkann. Automatik, Titangehäuse,1670 Euro.

Ob Blockchain-Pass, Uhren aus Recycling-Material oder die Welt-tournee anstelle herkömmlicher Messen: Breitling geht neue Wegebei der Produktentwicklung und -vermarktung. Dahinter steckt beidiesem Unternehmen mit Georges Kern der CEO persönlich – kaumjemand sorgt für so viel Geschwindigkeit wie er. Jetzt hat die Firmaden ersten Uhren-Abonnement-Dienst gestartet, „Breitling Select“.Zunächst in den USA, bald auch in Deutschland, können registrierteNutzer innerhalb von zwölf Monaten bis zu drei Uhren aus einemPool wiederaufbereiteter Modelle auswählen, zur Probe tragen undanschließend eines davon erwerben.

BREITLING

GESCHÄFTS-MODELL

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Forrest Gumps Worte „Das Leben ist wie einePralinenschachtel – man weiß nie, was drin-steckt“ könnten das Motto der Manufaktur sein,der Ricardo Guadalupe vorsteht: Kein andererHersteller überrascht immer wieder mit so vie-len Materialien und Kooperationen wie Hublot.Mit rund 600 Millionen Euro geschätztem Jah-resumsatz 2019 gehört die relativ junge Markeinzwischen zu den Top Ten der Branche. Der 56-jährige Schweizer führt seit 2012 das Unterneh-men, bis zum vergangenen Jahr ging es immersteil bergauf. Im Gespräch wirkt er allerdingsnicht wie ein Mann, den die Krise lange zurück-werfen könnte.

Herr Guadalupe, das vorerst letzte Mal persönlichzusammengesessen haben wir Anfang 2020 in Du-bai. Damals ging es viel um das 40-jährige Jubilä-um Ihres Unternehmens.Oh ja, da sah die Welt noch ganz anders aus.

Wenn Sie sich erinnern, was seitdem passiert ist:Was kommt Ihnen dann zuerst in den Sinn?Spontan, dass wir im März vorigen Jahres unse-re Werkstätten schließen mussten. Das tat sehrweh, ohne unsere Ateliers sind wir aufge-schmissen. Mir war am wichtigsten, unsere Mit-arbeiter vor diesem Virus zu schützen. Deshalbhaben wir fast zwei Monate lang tatsächlich al-les ruhen lassen, auch weltweit in unseren Bou-tiquen. Der erste Lockdown war eine starke Er-fahrung, kein Zweifel.

Gab es auch etwas Positives, das Sie gelernt haben?Dass Menschen auch zu Hause produktiv seinkönnen, ist eine schöne Erkenntnis. Zuvor wa-ren wir da immer skeptisch, aber jetzt hat sichdas etabliert. Wir werden das Prinzip also fürunsere Mitarbeiter künftig stärker anwenden.Bei den Uhrmachern bleibt das aber natürlichunmöglich, die brauchen ihren Werktisch.

Wie sieht es beim Umgang mit Ihren Kunden aus?Wir müssen digital enger mit ihnen in Kontakttreten. Geschlossene Boutiquen lassen uns keineandere Wahl, wir brauchen neue Werkzeuge,denn wir erleben quasi unsere eigene digitaleRevolution. Wir leben sehr von unseren Kun-den-Events oder von unseren Partnerschaftenwie der mit dem Fußball oder in der Kunst-Sze-ne. Bei all dem müssen wir uns neu erfinden, derpersönliche Kontakt wird noch eine Weileschwierig bleiben. Aber wir haben im vergange-nen Jahr zum 40. Jubiläum eine digitale Ausstel-lung eröffnet und das Ereignis live übertragen.Das war ein ermutigender Anfang.

Derzeit wandelt sich das Konzept von Öffentlich-keit. Es gibt weniger Gelegenheiten, Uhren bei Par-tys, in Restaurants oder auf Vernissagen zur Schauzu stellen. Das ist aber für Hublot wichtig, oder?Schließlich bauen Sie Uhren, die man sehen soll.

DIGITAL LOKAL Seit 2012 ist Ricardo Guadalupe CEO von Hublot .Seine Manufaktur ist bis 2019 kräft ig gewachsen.

Hier sagt er , was er seit März 2020 gelernt hatF

IM GESPRÄCH

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Ich denke, dass Luxusprodukte ganz allgemeinGegenstände sind, mit denen man seine Persön-lichkeit markiert, sie drücken aus, wer man istoder sein will. Das bedeutet aber auch, dass mansie sich vor allem für sich selbst kauft. Die Funk-tion eines Statussymbols, dass der Träger einebekannte Marke zur Schau stellt, kommt erst da-nach. Trotz der Einschränkungen sollte deshalbweiter eine Nachfrage nach feinen Uhren beste-hen, sie haben einen positiven Effekt auf diePsyche. Sie sind nicht lebenswichtig, aber hebendie Laune doch beträchtlich.

Untermauern das Ihre Geschäftszahlen?Wann immer wir Zugang zu unseren Kundenhaben, stimmen die Verkäufe nach wie vor.Wenn alles zu ist, ist alles zu, da können wirauch nichts mehr machen. Aber das vierte Quar-tal 2020 war sehr erfreulich, solange die Ge-schäfte geöffnet waren. Wir gehören zurLVMH-Gruppe, auch dort gab es Einbußen.Aber die Menschen haben auch im Corona-Jahrnoch gern Luxusprodukte erstanden.

Wir haben 2020 den Zusammenbruch des Shop-pingtourismus erlebt. Entsprechend viel wird inder Branche von der Bedeutung lokaler Kunden ge-sprochen – in Deutschland haben Städte wie Bre-men oder Stuttgart eine völlig neue Bedeutung inden Überlegungen vieler Luxusmarken bekommen,sie werden ernst genommen als Marktplätze.Auch wir haben erfahren, dass unser Geschäft inden Ländern am stärksten war, in denen wir ei-ne starke lokale Klientel haben. Deutschland ge-hört dazu, da wir vor Ort gut aufgestellt sind.Gerade in Frankfurt und Berlin waren die Zah-len in Ordnung, auch Juweliere wie Wempe ha-ben zum Erfolg beigetragen. Das Gegenbeispielsind Städte in der Schweiz wie Interlaken oderLuzern. Dort haben wir gelitten, mehr als 80Prozent der Umsätze hingen von Touristen ab,gerade von denen aus China. Es ist immerschlecht, sich auf eine Kundengruppe zu verlas-sen. Auch in Frankreich und England haben wirNachholbedarf bei den lokalen Konsumenten.

Wie reagieren Sie darauf?Wir müssen vor Ort aktiver werden, in den Me-dien, die dort eine Rolle spielen, auch lokale Bill-boards sind eine Idee. Und wenn wir wiederKunden-Events veranstalten können, sollte esdabei mehr um die Region gehen, in der siestattfinden.

Ist es schwieriger, einem lokalen Kunden eine Uhrzu verkaufen als jemandem, der nur auf der Durch-reise ist?Das ist ganz sicher so, die Verkäufer müssen dasProdukt besser kennen und beweisen, dass sieauch in der Region Bescheid wissen, damit derKunde sich ernst genommen fühlt. Für unsereMitarbeiter ist so ein Verkauf aber viel befriedi-gender, es entsteht ein echter Kontakt. Über-haupt soll, wer in unsere Boutiquen kommt, vorallem eine schöne Zeit haben, auch wenn er odersie am Ende erst einmal nicht zugreift. Entspre-chend bilden wir unser Personal aus.

Welche Rolle spielt der Service?Er gewinnt an Einfluss. Wenn jemand merkt,dass wir uns auch nach dem Kauf kümmern, er-

höht das die Motivation, bei uns zu bleiben. Daliegt aber noch eine Menge Arbeit vor uns.

Sie haben den Vorteil, in einer Industrie tätig zusein, deren Nachhaltigkeit außer Frage steht, weilUhren bei regelmäßiger Wartung lange leben. Wieprofitieren Sie davon?Wir wollen uns nicht beklagen. Aber auch hiergibt es noch einiges zu tun. Als Firma, die mitvielen Materialien arbeitet, wissen wir, dass esbei der Glaubwürdigkeit von einem Werkstoffwie Gold viele Fragezeichen gibt. Immer mehrKunden wollen wissen: Wo genau kommt dasher, wie sind die Zustände in den Minen, wiewird es verarbeitet? Das gilt auch für Diaman-ten, für Gummi, für Titan, für Stahl. Wer da kei-ne Antworten liefert, hat ein Problem. Wir ver-suchen außerdem, auch bei dem nachhaltig zusein, was die Uhr umgibt, also beispielsweise dieBox, in der sie geliefert wird.

Die Nachhaltigkeitsdebatte und das Virus habendafür gesorgt, dass sich der Begriff von Luxus ge-wandelt hat – es ist nicht mehr angesagt, sich mög-lichst viele Dinge leisten zu können.Das wird nach meiner Ansicht auch so bleiben,wenn wir die Pandemie im Griff haben. Und dasentsprechende Verhalten lässt sich nicht nur imLuxussektor beobachten. Nehmen wir das The-ma Ernährung, auch da wollen die Konsumen-ten viel mehr wissen – und sie greifen zu lokalenLebensmitteln, schon um den regionalen Bau-ern zu helfen. Wer wie wir exklusive Produkteherstellt, muss nachweisen, dass er echtenMehrwert liefert.

Sie gelten als Unternehmen, das sich stets verän-dert. Half das, dem Druck in der Pandemie stand-zuhalten?Es ist durchaus möglich, dass wir uns besondersschnell an die neuen Gegebenheiten angepassthaben. Als junge Marke konnten wir auch vorder Krise schon keine lange Tradition für uns inAnspruch nehmen, die uns geholfen hätte; des-halb standen wir dem Wandel immer besonderspositiv gegenüber. Wir haben immer darauf ge-achtet, dass alle Abteilungen von der Forschungbis zum Marketing ständig im Gespräch sindund es wenig Hierarchien gibt. Nur so kann manüberhaupt schnell genug zu immer neuen Mo-dellen kommen. Manchmal funktioniert auchnicht, was wir uns vornehmen – aber das ist im-mer noch besser, als wenn sich Entscheidungenzu lang hinziehen.

Einerseits geht es also um Innovationsgeschwin-digkeit, andererseits sind Sie schon seit 2004 imUnternehmen und seit 2012 der CEO. Wie wichtigist Kontinuität für Ihre Manufaktur?Ich vergleiche unsere Mannschaft gern mit ei-nem Team, das beim Fußball in der ChampionsLeague oben mitmischt. Da brauchen Sie aufden Schlüsselpositionen die besten Spieler, unddie sollten für eine Weile zusammenbleiben,weil sie dann besser harmonieren. Viele Mitar-beiter sind schon einige Jahre dabei, aber wirwollen jungen Leuten auch Aufstiegschanceneröffnen.

Sie haben beinahe Ihr gesamtes Berufsleben beiHublot verbracht. Was heißt das für Sie persönlich?Für mich war und ist es ein großes Abenteuer.Als ich anfing, waren wir eine sehr kleine Mar-ke. An dem Erfolg teilzuhaben, dass wir nun eingroßer Name in der Uhren-Szene sind, ist einewundervolle Sache. Ich habe großes Glück ge-habt. Mir ist aber auch klar, dass der Tag kom-men wird, an dem ich die Verantwortung wei-tergeben werde – und ich versuche, etwas auf-zubauen, das stark genug sein wird, auch ohnemich weiter Erfolg zu haben.

Wann immer der Rücktritt sein wird – wie möch-ten Sie gern erinnert werden?Mich würde es freuen, wenn ich als Leader gel-ten würde, aber als einer, der seine menschlicheSeite nie verloren hat, nicht zum Diktator wur-de. Man darf nie die Fähigkeit verlieren, sich po-sitiv beeinflussen zu lassen. Wenn das eine Rollespielen würde, fände ich es schön.

Interview: Philip Cassier

Die schlichte „Classic FusionTitanium Blue“ 38 mm kostet

6500 Euro. Die „Big Bang UnicoYellow Magic Data Sheet“ ist die Messeneuheit in Keramik

(25.900 Euro). Die „Takashi Mura-kami All Black“ entstand in Koope-

ration mit dem japanischen Künstler (26.900 Euro)

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Page 13: UHREN - Welt

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Trotz aller Diskussionen darüber, wie sich Lu-xus derzeit verändert, wird eines immer gleichbleiben: Ein exklusives Produkt ist idealerweiseeinzigartig. Nun sind Uhren, obwohl Ausdruckpersönlichen Stils, ihrer Konzeption nach Seri-enprodukte: mit handwerklichem Aufwand ge-fertigt, aber doch möglichst identisch in Technikund Gestaltung. Das erleichtert die Reparatur,den Austausch standardisierter Teile – und dieBestellung anhand verlässlicher Bilder. Immeröfter erscheinen seit einiger Zeit neue Modellein limitierten Auflagen; der Besitz eines solchenStücks zeigt, über Außergewöhnliches infor-miert zu sein und gute Verbindungen zu Händ-lern zu haben. Manchen Kunden aber ist das nicht mehr genug.Sie geben eine ganz persönliche Uhr in Auftrag:mit Emaille-Malereien nach Wunsch, einerkomplizierten Gravur oder sogar einem ganzeinmaligen Gehäuse. In den großen Manufaktu-ren, unter deren Dach viele Kunsthandwerkerarbeiten, haben solche echten Maßanfertigun-gen eine lange Tradition; sie reicht zurück bis inEpochen, in denen Kaiser und Könige einandermechanische Automaten als Zeichen gegenseiti-ger Wertschätzung schenkten.Bis heute werden entsprechende Angebotenicht laut kommuniziert. Der Kunde sollteschon wissen, was möglich ist – und wo er sichdafür vorstellen muss. „Das Interesse an indivi-dualisierten Modellen ist im Laufe der Jahre im-mer größer geworden. Diese Uhren werden oftzu Familienerbstücken“, sagt Marc Hayek, Präsi-dent und CEO von Blancpain. Der Service der„Métiers d’Art“-Ateliers des Hauses wird nichtnur langjährigen Kunden angeboten. „Vertrauenund Zuverlässigkeit sind jedoch sehr wichtig.Ein langer und anspruchsvoller Prozess mit vie-len Arbeitsschritten und Fähigkeiten geht derKreation einer personalisierten Uhr voraus.“ Zur Palette gehören auch Schnitzerei, Intarsien-arbeiten und Metalllegierungen wie Shakudo.„Wir forschen und entwickeln ausgiebig dieTechniken, die wir in die Métiers-d’Art-Work-shops integrieren“, sagt Marc Hayek. Das sei auf-wendig und bedürfe hoher Investitionen. „Abersie sind es unbestreitbar wert.“ Eine Spezialität von Blancpain ist, dass Kundenmit den Graveuren des Hauses einen individuel-len Rotor planen können, der bei einem Auto-matikwerk für den Selbstaufzug sorgt. Wenn dieReinzeichnung gefällt, sticheln, feilen undschleifen die Experten das Relief des Lieblings-rennpferds oder das Porträt des Sohnes undkünftigen Uhren-Erben aus dem goldenen Roh-ling. Marc Hayek kennt die Erwartungen seinerAuftraggeber: „Das Werk muss die Realität tat-sächlich widerspiegeln, aber gleichzeitigschmeichelhaft sein.“

IST VOLL MEINS

Immer mehr Manufakturen ermöglichen es Kunden, bei der

Gestaltung ihrer Uhren mitzuwirken.Vor al lem bei digitalen Anbietern s inddafür nicht immer hohe Beträge nötig

TREPORT

Automat: Jaquet Drozanimiert auf Kunden-wunsch komplexeSzenen wie diesenBruterfolg

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Alain Delamuraz, CEO von Blancpains Kon-zernschwester Jaquet Droz, spricht vom Luxus-Trend zur „Hyper-Personalisierung“. Mit un-endlicher Geduld und das Auge fest am Mikro-skop, setzen die Emaille-Maler des Hauses indi-viduelle Bildwünsche auf ein Zifferblatt. Die Mi-niatur entsteht Schicht für Schicht, in etlichenBrennvorgängen. Immer in der Gefahr, dass einbuchstäblich winziger Fehler alles verdirbt. Da-mit der Kunde seiner Gestaltungsfantasie freienLauf lassen kann, beherrscht die Manufakturauch rares Handwerk wie den Einsatz verschie-denster farbiger Mineralien. Bei den anspruchsvollsten Wunsch-Uhrenkommt gleich eine ganze Reihe dieser Techni-ken zum Einsatz: „Eine der extravagantesten,die Jaquet Droz gemacht hat, war ein Automat,mit Minutenrepetition“, sagt Delamuraz. „Dasgesamte Dekor wurde mit zwei verschiedenenVögeln personalisiert, die sich mit unterschied-licher Animation bewegen. Das Zifferblatt wur-de außerdem mit Smaragden verziert.“Vacheron Constantin hat schon vor Jahrhun-derten Uhren für Menschen mit Macht und Kul-tur maßgefertigt. Heute kümmert sich mit „LesCabinotiers“ eine eigene Abteilung darum, mitden Kunden Unikate zu planen, und beschränktsich dabei nicht auf delikate Dekoration. ZumTeam gehören auch Konstrukteure, die techni-sche Superlative entwickeln können, wenn dasZeit- und Geldbudget des Auftraggebers es dennzulassen.Acht Jahre dauerte die Entwicklung der kompli-ziertesten Uhr der Welt für einen geduldigen

Sammler: Um ein dreiachsiges Tourbillon alsHerz der „Reference 57260“ gruppieren sichaberhunderte Bauteile, ermöglichen 57 mecha-nische Funktionen, darunter nie Dageweseneswie einen ewigen hebräischen Kalender. DerKäufer und Mit-Schöpfer blieb bis heute unge-nannt; immerhin gestattete er eine Präsentationder horologischen Sensation. Viele andere Pro-dukte der Cabinotiers bleiben der Öffentlichkeitverborgen.Cartier bietet mit seiner Kompetenz in SachenSchmuck und Juwelen sowie einem Firmenar-chiv ebenfalls alle Möglichkeiten zur Anferti-gung eines Unikats. Dabei wird auf das gestalte-rische Prinzip geachtet: Eine Kommission weistKundenwünsche ab, die ihr nicht genug Cartiersind. Bei Jaeger-LeCoultre dagegen gilt dieFaustregel, dass man jeden Wunsch gern erfüllt,auch Lieblings-Kunstwerke in luzide Emaille-Miniaturen umsetzt – aber Porträtaufträge nichtnach Fotos fertigt, sondern um gemalte Vorla-gen bittet.Jaegers „Reverso“ ist mit ihrem Wendegehäuseder ideale Träger für persönliche Bilder und be-deutende Texte. „Will you marry me?“, wie in ei-ner Anzeige vorgeschlagen, steht aber kaumeinmal auf der Gravurplatte. Die bei Weitemmeisten Kunden, so heißt es aus dem Haus, be-schränkten sich auf Initialen, ein Datum oder dieKombination aus beidem. Der Trend zur Indivi-dualisierung nehme ständig zu, die Gestaltungder Uhr beim Juwelier zu besprechen gehörezum Einkaufserlebnis. Gleichzeitig aber hat dasUnternehmen auf seiner Website die Möglich-

Links: Bei Cartier werden die Ideen der Kunden zunächst in Skizzen und Handzeichnungen umgesetztMitte: Piagets „Infinitely Personal“-Programm erlaubt die Auswahl von Blatt, Lünette und Werksfarbe übers Netz

Rechts: Jaeger-LeCoultres Kunsthandwerker lassen auf dem „Reverso“-Gehäuse auch Kirschen blühen

„Wir erhal tenjährl ich mehrere

Tausend Anfragen nacheinem ,Auszug

aus dem Archiv ’“DANIEL HUG, Head of Branding

and Heritage bei Longines

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keit eingerichtet, dass der Kunde die Gravur sei-ner „Reverso“ auch daheim auswählen und be-auftragen kann.Damit schließt es sich einem Trend an, der neueImpulse gibt und den Kundenkreis erweitert:die Gestaltung einer eigenen Uhr am Bild-schirm, zu Hause oder in der Markenboutique.Die traditionsverhaftete Branche, die sich mitihren mechanischen Produkten lange als Ge-genentwurf zur Welt der Elektrik verstand, hatdie eigene Digitalisierung lange aufgeschoben.Wer rechtzeitig neue Kommunikations- undVertriebskanäle eingerichtet hatte, profitiertspätestens jetzt davon.Bei Nomos Glashütte haben Kunden schon seiteiner ganzen Weile die Möglichkeit zum On-line-Gravurauftrag. Das Tool wurde ursprüng-lich dafür eingerichtet, um die „Campus“-Uhrenmit einer kostenlosen Widmung zu versehen,aber inzwischen nutzen immer mehr Kunden esfür die kostenpflichtige Personalisierung ande-rer Modelle. Inzwischen würden etwa 15 Pro-zent der ausgelieferten Uhren mit Widmung be-stellt, sagt Verkaufsleiterin Simone Elbe, „diemeisten Aufträge erfolgen von zu Hause“. Dabeizeigen sich die Nomos-Kunden gesprächig, underfinderisch sind sie auch: „Ich konnte mir keinAuto leisten. Hoffe, du freust dich trotzdem“, istjedenfalls ein recht spezielles Statement.Microbrands, die von vornherein auf rein digita-le Präsentation und Netz-Vertrieb setzen, sindauch bei der Individualisierung Vorreiter; dieschottische Firma Anordain beispielsweise, diebei der Gravur neben Texten auch die freie Aus-wahl eines Landkarten-Ausschnitts zulässt.Oder Vortic Watch in Colorado, dessen Kundendie Umwidmung ihrer historischen Zeitmesserfernsteuern können. Vortic fotografiert Ziffer-blatt- und Werksseite eingesandter Taschenuh-ren und fügt die Bilder in ein Planungstool ein,mit dem der Besitzer am Bildschirm Gehäuse,Krone und Lederband für den Umbau zur Arm-banduhr wählt.Voraussetzung für diese Verfahren – und für dieKaufentscheidung – ist eine Bildqualität, die vorwenigen Jahren auf Heim-Computern nichtmöglich war. Porsche Design hat bei der Ent-wicklung seines „Timepieces Configurator“ da-für gesorgt, dass bei der Gestaltung des Wunsch-Chronos jede Änderung aus dem riesigen Reser-voir an Möglichkeiten sofort realistisch im Bilderscheint. Ein Klick wechselt die Lünette, zeigtdas Armbandstitching in einer der 19 wählbarenGarnfarben, bestimmt Felgenform und -lackfar-be für den Automatik-Rotor. Bei eineinhalb Mil-lionen Kombinationsmöglichkeiten hat derKunde eine gute Chance, tatsächlich etwas Ein-maliges zu erstellen. Das Zusammenstellen von Komponenten undVariablen aus „Pull-down“ Menüs ist streng ge-nommen keine echte Maßfertigung, sonderneher Maßkonfektion. Die aber kann auch im Lu-xusbereich funktionieren: „Seit der Einführungunseres ,Infinitely Personal‘-Programms im ver-gangenen Herbst haben wir mehrere Dutzend

Bestellungen entgegengenommen“, sagt Quen-tin Hébert von Piaget. Mit dem Online-Tool las-sen sich in den Boutiquen der Marke bislangzwei High-End-Modelle vielfältig konfigurie-ren, die „Altiplano Tourbillon“ und die „Altipla-no Ultimate Concept“. „Und es kamen auch imLockdown Aufträge europäischer Kunden, dieihre Boutique online besucht haben.“ Dank gu-ter Kameras und Präsentationstechnik nähmendie Kunden das als ganz persönlichen und ent-spannten Service gern an – auch neue Klientel.Piaget will das Programm bald erweitern, inte-griert womöglich seinen Fingerprint-Service,bei dem der Fingerabdruck des Kunden auf demZifferblatt in Diamanten gefasst wird.Man bleibt aber auch ansprechbar für ganz indi-viduelle Projekte. „Im Idealfall kommen dieKunden dafür zu uns nach Genf, sprechen mitden Designern und den Experten der Ateliers,entwickeln mit ihnen ein Pflichtenheft.“ Ver-weigert werde nichts, sagt Hébert, solange dasfertige Produkt den Design-Codes der Markeentspreche und nicht etwa ein anderes Label inden Vordergrund rücke. Eineinhalb Jahre brauchten Entwurf und Anfer-tigung einer Uhr in Tempelform, das Gehäusebesetzt mit Baguette-Diamanten. „Eine Double-Secret-Watch“, sagt Hébert, „unter einem gro-ßen gelben Diamanten auf der Oberseite findetsich das Zifferblatt – und darunter noch einzweites.“ Natürlich braucht es auch ein indivi-duelles Vermögen, um sich so etwas zu leisten.Und es geht noch diskreter und immateriell:Sammler – oder Erben – historischer Uhrenfreuen sich an deren Einzigartigkeit, indem sieihre Geschichte recherchieren und dokumentie-ren lassen. Longines führt beispielsweise seit1867 lückenlos Buch über die Seriennummernaller Uhren, weiß, wann sie wohin geliefertwurden. Wer ins Firmenmuseum nach St. Imierkommt, kann dort selbst einen Blick in die Kata-loge mit zum Teil noch handschriftlichen Auf-zeichnungen werfen. Oder er stellt online denAntrag auf einen Archiv-Auszug. „Das Interesse unserer Kunden und Sammler istso groß, dass wir einen ständigen Zuwachs derAnfragen erleben. Inzwischen sind es Tausendepro Jahr“, sagt Daniel Hug, der bei Longines denschönen Titel „Head of Branding and Heritage“trägt. „Für ein Echtheitszertifikat muss uns dieUhr natürlich zugesendet werden.“ Dass Longi-nes diesen Service auf der Website bewirbt, hatdabei noch einen weiteren Grund: „Manchmalkann man dabei als Marke auch ältere Modellenentdecken, die man selbst vergessen hat“, erklärtHug. „Die Entwicklung neuer Modelle in derHeritage-Kollektion erfolgt üblicherweise auf-grund von internen Recherchen. Aber manch-mal sind es auch Hinweise von Sammlern, dieuns zu einem Modell inspirieren.“Danach ist deren Uhr zwar nicht mehr einmalig,aber als Urbild eines neuen Modells doch ganzeinzigartig. Und so was hat nun wirklich nichtjeder in seinem Besitz.

Jan Lehmhaus

Brillanten: Piaget bildet,Linie für Linie, den Finger-

abdruck des Kunden abund fasst ihn glänzend

aus (o.) Gravur: BeiBlancpain verwandeln

Spezialisten die Platinenund Brücken des

Uhrwerks in Lieblings-landschaften und

Sehnsuchtsorte (u.)

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HÖCHSTFUNKTIONAL

LEISTUNGSSCHAU

Astronomisch: Zwischen 88 Tagenund 29 Jahren brauchen die Edel-

stein-Planeten für eine Runde um dieSonne. „Midnight Planétarium“ vonVan Cleef & Arpels, 219.000 Euro

Uhren-Fans s ind wohl die

einzigen Menschen, die

Komplikat ionenlieben.

Diese s ieben Model le

zeigen, woran das l iegt

Illusorisch: In der „Rotonde de CartierSquelette Double Tourbillon Mysterieux“

scheint die Hemmung frei im Raum zurotieren. Im Set mit zwei weiteren kom-plexen Spezialitäten für 540.000 Euro

Nautisch: „Marine Mega Yacht 44“ vonUlysse Nardin mit Tourbillon, Mond-phase, Tidenindikator und Anker zurGangreserveanzeige, 310.000 Euro

Arabisch: Mit der „Hijri“ präsen-tiert Parmigiani die erste Armband-uhr mit Ewigem Islamischem Kalen-

der, 80.000 Euro

Akribisch: Souverän verwaltet die„Senator Cosmopolite“ von GlashütteOriginal nicht 24, sondern gleich 35

Zeitzonen, 21.000 Euro

Exzentrisch: In der „GMT Quadruple Tourbillon“von Greubel Forsey sorgen zwei Doppeltourbillonsfür den völlig gleichmäßigen Lauf von Zeigern und

Mini-Globus, 816.340 Euro

Klassisch: Flyback-Chronograph, EwigerKalender mit Großdatum und Mondphase,

Tourbillon mit Sekundenstopp. „Datograph Perpetual Tourbillon“

von A. Lange & Söhne, 285.000 Euro

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Page 15: UHREN - Welt

enn in dieser Woche Her-steller, Händler und Journa-listen bei der virtuellen Leis-tungsschau der SchweizerUhrenindustrie abends ge-nug in ihren Computerbild-

schirm geschaut haben, dürfte Wehmut auf-kommen. Nicht dass alles an den Messen in Ba-sel und Genf ein einziger Spaß gewesen wäre –aber nach den Präsentationen luden die Manu-fakturen gern noch zu einer Party oder zu einemDinner ein. Was dabei passierte, ist völlig uner-setzbar. Selbst die diskretesten VertreterSchweizer Uhrmacherei neigen in diesen Situa-tionen dazu, über Dinge zu sprechen, die siesonst mit einer Brillanz hinweglächeln, dieweltweit ihresgleichen sucht. Zu keinem anderen Zeitpunkt lässt sich deshalbder totale Wandel der Uhren-Szene so gut beob-achten wie im Frühling. Die Baselworld ist seit2020 Geschichte, Rolex und Patek Philippe stell-ten hier wichtige Jahre lang ihre Neuigkeitenvor, aber auch LVMH-Marken wie Tag Heuerund Hublot, bis 2018 war auch die Swatch Groupmit einem Riesenstand und Marken wie Omegaund Glashütte Original vor Ort. Das GenferKlassentreffen hatte traditionell bereits im Janu-ar stattgefunden. Manufakturen aus dem Riche-

mont-Verbund – unter anderem Cartier, IWC,A. Lange & Söhne – und einige freie Firmen wieAudemars Piguet hatten ihre Novitäten präsen-tiert. Spätestens Anfang April war der Markt da-mit sortiert, alle Beteiligten wussten ziemlichgenau, womit sie zu rechnen hatten.Im Frühjahr 2021 lesen sich diese Sätze wie Re-likte aus der Vorzeit. Für die Baselworld wäre esauch ohne die Covid-Krise eng geworden. Jah-relang hatten sich ihre Organisatoren wie un-verwundbar gefühlt und das Preisniveau für dieAussteller in Höhen geschraubt, die diese als zu-nehmend unverschämt empfanden. Auch dieHoteliers spielten gern mit – 700 Franken für einZimmer ohne Dusche waren keine Ausnahme.Der Unmut war entsprechend, die SwatchGroup ging. Vergangenes Jahr fiel die Veranstaltung wegenCovid aus. Hinter den Kulissen gab es Streit, so-dass Rolex, Patek Philippe, Chanel, Chopardund Tudor sich zurückzogen und Statements inungekannter Schärfe veröffentlichten – wennein Mann wie Patek Philippes Chef ThierryStern öffentlich von „nicht mehr vorhandenemVertrauen“ spricht, dann muss es hinter den Ku-lissen schon ziemlich zur Sache gegangen sein.Über Jahrzehnte hatten die Manufakturen demStandort Basel die Treue gehalten, es war gera-

WLederjacke und Einstecktuch: François-Henry Bennahmias von Audemars Piguetund Raynald Aeschlimann von Omega

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Audemars Piguets Hoffnung: „Code 11.59 Selfwinding Chronograph“ (45.200 Euro)

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dezu undenkbar, dass sie sich wegbewegenwürden. Doch 2021 kam es zur Revolution: Diegenannten Unternehmen präsentieren ihr Pro-gramm gemeinsam mit den Richemont-Manu-fakturen seit dem 7. April bei dem digitalenEvent „Watches and Wonders“. Dem zuvorgekommen sind von den großen Un-ternehmen Omega und Audemars Piguet. DieStrategie dahinter liegt auf der Hand. Bei einer

derartigen Vielzahl von (digitalen) Events wieim April ist es kaum mehr möglich, starke

eigene Akzente zu setzen. Doch bei denbeiden Präsentationen wurde auch er-kennbar, wie unterschiedlich sich ver-schiedene Hersteller den Weg in dieZukunft vorstellen. Bei Omega sprechen alle Anzeichen

dafür, dass die Weiterentwicklung derKollektion etwas Behutsames behalten

wird. Bei dem Unternehmen, das JamesBond ausstattet, führte CEO Raynald Ae-

schlimann im Doppelreiher durchs Programm,flankiert von Uhrmachern und Konstrukteurenin weißen Kitteln. Im Mittelpunkt stehen auchdieses Jahr wieder die Toolwatches, und hier vorallem die „Seamaster“-Serie.Bei der 1957 eingeführten Taucheruhr gibt es mitBronze-Gold ein neues Material. Drei Jahre dau-

erte die Entwicklung, die dem Klassiker nun ei-nen völlig neuen Look mit sanften Rosatönenverleiht. Neben Gold besteht die Legierung ausPalladium, das zur Gruppe der Platinmetalle ge-hört, auch Silber ist beigemischt.Für einen Fokus auf traditionelle Werte derFeinuhrmacherei spricht auch AeschlimannsAnkündigung, möglichst rasch alle seine Model-le mit „Master-Chronometer“-Zertifikat auszu-statten. Neben einer besonders hohen Gangge-nauigkeit sind die entsprechenden Kaliber auchextrem widerstandsfähig gegen Magnetismus.Die Antwort auf die Frage, wann genau es soweit sein soll, umging Aeschlimann im Inter-view mit aller Schweizer Eleganz. Und für die Fans klassischer Ästhetik haben dieBieler die „De Ville Trésor Power Reserve“ vor-gestellt. Sie zeigt eine ungewöhnliche Ziffer-blattgeometrie: mit der kleinen Sekunde bei 6und der Gangreserveanzeige bei 12 Uhr. Ganz anders präsentierte sich das Familienun-ternehmen Audemars Piguet aus Le Brassus imVallée de Joux. CEO François-Henry Bennah-mias und der Kreativdirektor Michael Friedman– zwei Männer, die viel und vernehmlich redenmögen – lümmelten sich in der Firmenzentraleauf einer gigantischen Couchlandschaft undkündigten stolz eine Partnerschaft mit MarvelComics an: Deren Zeichner haben der Welt Hel-den wie Captain America, Hulk und Iron Mangeschenkt – und als Bennahmias seinen glatz-köpfigen Partner mit den Worten „mach weiter,Kürbiskopf!“ zur genaueren Erläuterung einerUhr motivierte, füllten sich auch die Zuschauerfür kurze Zeit wie in einem Paralleluniversum. Bei diesem dröhnenden Ton sollte es bleiben.Das Stahlsport-Modell „Royal Oak“, seit 1972 istes auf dem Markt, liegt nun mit einem grünenZifferblatt vor. Mit der „Royal Oak OffshoreSelfwinding Flying Tourbillon Flyback Chrono-graph“ kommt eine Superuhr im Wert von mehrals 200.000 Euro auf den Markt. Inhaltlich am interessantesten ist allerdings,was die Schweizer mit ihrer „Code 11.59“-Serievorhaben. Auf der Genfer Messe hatten die Mo-delle im Jahr 2019 keinen glücklichen Start, nachder Vorstellung inszenierten selbst erklärte Uh-ren-Experten im Netz einen Sturm der Häme,ohne eine der neuen Uhren je in der Hand gehal-ten zu haben. 2021 versucht die Manufaktur, die„Code“ mit einem Materialthema ansprechenderzu machen. Das achteckige Mittelteil des Gold-gehäuses, eine Reminiszenz an die „Royal Oak“,steckt jetzt in einer Variante aus schwarzer Ke-ramik, dafür wurde mit dem TraditionsbetriebBangerter kooperiert.Laut munterem Pressetext handelte es sich umeine Aufgabe, für die die Konstrukteure „das Un-mögliche möglich machen“ mussten. Ob dasreicht, um die Serie beim Publikum entschei-dend voranzubringen, bleibt gleichwohl frag-lich. Vielleicht würden einige eher leise Hinwei-se auf die uhrmacherische Exzellenz des Hauseshelfen. Es gibt Dinge, die lassen sich mit Heldenallein nicht lösen. Nun wird es spannend sein, zu beobachten, wiedie anderen Branchengrößen die digitalen Mög-lichkeiten nutzen. Und es bleibt zu hoffen, dassbald wieder persönliche Treffen möglich sind.Nicht unbedingt wegen der Partys und Dinners– aber Uhren wirken eben wirklich ganz anders,wenn man sie in die Hand nehmen kann. pec

ZEIT FÜRNEUE HELDEN Auch 2021 s ind bisher nur virtuel le Messen möglich. Da kann man auch vor der „Watches and Wonders“ schon mal zeigen, wohin die Strategie führt . Omega setzt auf behutsame Entwicklung , Audemars Piguet entdeckt die Welt der Comics

DIGITAL

Neues Werk, neue Geometrie, klassi-scher Look: Omegas „De Ville TrésorPower Reserve“ spricht Fans vonreduzierten Designs an (17.100 Euro)

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Page 16: UHREN - Welt

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Badminton ist seit1992 olympisch, beimFederball darf esaber gemächlichzugehen: Rado „Golden Horse Automatic LimitedEdition“, poliertesGehäuse, gravierterGehäuseboden, wasserdicht bis 50 Meter, 6100 Euro

Wichtig ist , was vor der Tür passiert :

Endlich spielt das Leben wieder

draußen. Mit diesenStahluhren spielen

Sie ganz vorn mit

Fotos: Christian HagemannStyling: studio.Stadelmann

Model: Leonard Löhnc/o Viva Models

AN DER FRISCHEN

LUFT

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1853 baute der Schweinfurter Philipp Moritz Fischer das erste Fahrrad, an dem sich Pedale fanden, Patek Philippe war da schon 14 Jahre alt:„Nautilus Travel Time Chronograph“, Referenz 5990/1A, Stoppuhr mit 60-Minuten-Zähler, Zwei-Zeitzonen-Mechanik, um 51.000 Euro.Fahrrad: Tokyobike, Jacke: Prada über mytheresa.com, Hemd: Etro, Shorts: Brunello Cucinelli

Page 17: UHREN - Welt

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Fischerei gibt es, seit Menschen die Erde bevölkern – und zum Spaß wird auch schon seit Jahrhunderten geangelt: GlashütteOriginal „SeaQ“, Automatikaufzug mit 40 Stunden Gangreserve, Ziffern mit Super-LumiNova, 10.000 Euro

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460 v. Chr. empfahlen Ärzte in Griechenland erstmalig, sich bei einem Spiel mit einer Kugel zu entspannen: Chopard „Alpine Eagle 44 mm“, Fylback-Chronograph als Chronometer zertifiziert, 60 Stunden Gangreserve, um 19.000 Euro.Boule-Set: Manufactum

Page 18: UHREN - Welt

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Wenn den Engländern Ende des 19. Jahrhunderts zu Hause langweilig wurde, spielten sie nach dem Essen auf demTisch noch eine Runde Wiff Waff,heute auch als Pingpong oderTischtennis bekannt: Jaeger-LeCoultre „Polaris Mariner Memovox Stahl“, Zifferblatt mit Sonnenschliff, Spahirglasboden, Alarmfunktion, 17.300 Euro.Tischtennis-Set: Louis Vuitton

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Alles Leben stammt aus dem Wasser, seit1896 ist Schwimmen auch im olympischenProgramm: Wempe „Iron Walker Taucheruhr“,Automatik mit Datumsanzeige und innenliegender Taucherlünette, 2975 Euro

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Über Jahrtausende war das Reiteneine Notwendigkeit, um 1900 etablierte sich der Pferdesport:Rolex „Oyster Pepetual 36“, Manufakturwerk, Oystersteel, Zifferblatt in Candy Pink, 5200 Euro.Sattel: Hermès, Gerte: Fundus

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Die ersten kommerziellen Tennisanlagenentstanden nach 1500 in Paris, heutegehören die French Open zu den vierGrand-Slam-Turnieren: Audemars Piguet„Royal Oak Offshore Chronograph Automatik“, 42 mm Durchmesser, aufgesetzte Indexe und Weißgold-Zeigermit Leuchtbeschichtung, 32.500 Euro.Tennisschläger und Ball: Wilson

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Wer Golf erfunden hat, weiß niemand, sicher ist aber, dass das schottische Parlament denSport 1457 erstmalig verbot und anordnete, stattdessen Bogenschießen zu üben: Breitling„Chronomat B01 42 Bentley“, einseitig drehbareLünette, als Chronometer zertifiziert, 7900 Euro.Golfeisen und Bälle: Titleist

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Alles begann, als englische Eliteschülerzu Beginn des 19. Jahrhunderts hintereiner Schweineblase herliefen, inDeutschland schoss Helmut Rahn 1954für den Fußball das Tor zum Glück:Longines „Spirit“, verschraubte Krone,60 Stunden Gangreserve, 2700 Euro.Fußball: Manufactum

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Seit im Jahr 1864 Schandauer Turner in der Sächsischen Schweiz den Falkenstein bezwangen, gilt Kletternin Deutschland als Sport:Zenith „ChronomasterSport El Primero-Schaltradchronograph“,Automatikwerk, Keramiklünette mit Zehntelsekundenanzeige,9700 Euro.Karabiner/Seile: Black Diamond

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Seilspringen kam im 17. Jahrhundert in Hollandauf – heute schulen nichtnur Boxer ihre Koordinationmit dem Gerät: Omega„Speedmaster Moon Professional“, Chronographmit Handaufzug und Co-Axial-Hemmung, unempfindlich gegenüberMagnetfeldern von bis zu15.000 Gauß, 6100 Euro.Springseil: Louis Vuitton,Flasche: Adidas

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Ist es die Kissenform des Titan-Gehäuses, diegleichzeitig rund und rechteckig wirkt? Sind esdie Erinnerungen an den Futurismus der 70er-Jahre, die das Design weckt? Ist es, dass das Zif-ferblatt dreidimensionale Tiefe aufweist, abertrotzdem nichts schwer wirkt? Mit letzter Si-cherheit lässt es sich nicht bestimmen – aberwer die neue „H08“-Kollektion von Hermès inder Hand hält, denkt recht schnell: Das hat einFranzose entworfen. Es mag ein Klischee sein,dass niemand unsere westlichen Nachbarn beijener Raffinesse übertreffen wird, die Gegen-sätzliches vereint. Aber der Blick auf die Uhr be-stätigt die Annahme, dass die Realität bei vielenStereotypen Pate steht. Nun ist es nicht so, dass Philippe Delhotal, derbei Hermès für das Design der Uhren zuständigist, unangenehm berührt wäre, wenn man ihndas mit der Raffinesse wissen lässt. Er strahltselbst die feingliedrige Doppelbödigkeit aus, dieviele Menschen den Franzosen so gern nachsa-gen. Für Delhotal ist sein Talent, Dinge zusam-menzufügen, die einander widersprechen, dasgrößte Kapital: Wenn ein Unternehmen, dessenUrsprung der Umgang mit Leder war, für Fein-mechanik ernst genommen werden will, musses sich von denen unterscheiden, die immerschon Uhren fertigten. Heute steht der Name Hermès längst nicht nurfür Handtaschen wie die Kelly-Bag. Chanel stieg1987 ins Uhrengeschäft ein, Gucci 1997, die Pari-ser sind bereits seit 1912 vertreten. Und doch hatsich das Unternehmen mit jeder Kollektion neubewiesen. Die Strategie, die das Team unter derLeitung von Laurent Dordet fährt, setzt zuerstbei der Qualität der Werke an. Bis auf wenige Ausnahmen fertigt Hermès dieKomponenten für seine Kaliber selbst – so auchfür das H1837, das in der neuen Serie tickt. DerZusammenbau und die Finissage erfolgen eben-

falls in einer Schweizer Manufaktur, an der dieFranzosen beteiligt sind. Den Aufwand würdi-gen die Kunden mit Vertrauen. Ein Prinzip, vondem die Pariser leben: Ja, ihre Produkte kostenviel Geld, aber es gibt nirgendwo verdeckte Ab-striche bei der Qualität: „Unsere Manufakturenstehen immer offen“, sagt Dordet, ein Mann mitstrenger Brille, und damit ist das Thema dannauch erledigt.Doch weil das nicht reicht, kommt noch die Ideehinzu, die Zeit, diesen ewigen Gegner des Men-schen, nicht nur zu messen, sondern auch zuverschönern. Unübertroffen ist bis heute wohldie „Le temps suspendu“, für die das Haus mitdem Konstrukteur Jean-Marc Wiederrecht ko-operierte. Auf Knopfdruck springen die Zeigerknapp links und rechts neben die 12 – in eine Po-sition, die eigentlich nicht vorkommt: Die Zeitsteht hier still. Nach einem weiteren Knopf-druck zeigt das Modell wieder die korrekte Zeitan. Eine Spielerei, die kein Mensch je brauchenwird – und die genau deshalb eine Leichtigkeitherstellt, die ans Poetische grenzt. So weit treibt es Philippe Delhotal, der seit 2009im Unternehmen ist, diesmal nicht – wir befin-den uns in einem Preisbereich um 5000 Euro.Aber man kann sagen, dass sich die „H08“-Linie,die in drei Modellvarianten vorliegt, durch eineeigene Eleganz abgrenzt. Natürlich sind die Re-miniszenzen an das Werk Gérald Gentas spür-bar, er kreierte in den 70er-Jahren Evergreenswie Patek Philippes „Nautilus“ oder AudemarsPiguets „Royal Oak“. Trotzdem glaubt man Del-hotal, wenn er sagt, diese Modelle hätten nichtbei seiner Arbeit Pate gestanden.Ihm habe beim Designprozess ein urbaner Mannvorgeschwebt, der sich durch seine Vielseitig-keit auszeichne. Damit benennt er die Eigen-schaft, die derzeit wohl am meisten gefragt ist.Dinge wie Härte und Willenskraft reichen nichtmehr, um sich in der Realität des Jahres 2021 zu-rechtzufinden. Und einen freundlichen Beglei-ter, der einen bei allem, was so anliegt, nie imStich lässt, haben die Pariser allemal in die Weltgesetzt. Mehr lässt sich nicht verlangen.

Philip Cassier

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