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Ulrike Eichhorn Palladio und sein Leben 1508−1580 Palladio im Veneto VOL. 1 D IE PALLADIO -A LDINEN

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Ulrike Eichhorn

Palladio und sein Leben 1508−1580

Palladio im VenetoVOL. 1

Die PallaDio-alDinen

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Ulrike Eichhorn

Palladio im VenetoVOL. 1

Palladio und sein Leben 1508−1580

Die PallaDio-alDinen

Edition Eichhorn

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Palladio in Rom - VOL. 2

V. Vorbereitung auf ein Abenteuer Palladio in Rom 1541Das Rom der RenaissanceDas Zeitalter der ReformationDie Macht der Päpste

VI. Lehrling der Antike Palladios Studien 1541−1554Ausflüge in die UmgebungReisen zu den Stätten der AntikePalladios Publikationen

Palladio Werkschau - VOL. 3

VII. Werke ■ Villenbaute und -projekte in der Terraferma ■ Stadthäuser und Fassaden ■ Basiliken, Bürgerhäuser und Loggien ■ Brücken- und Wasserbauprojekte ■ Theaterprojekte ■ Portale ■ Sakrale Bauten und Projekte ■ Grabaltare ■ Gioiello di Vicenza und Scuola dei Mercanti

VIII. Personen ■ Bauherrenverzeichnis ■ Künstlerkollegen und Schüler

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586740804832858876886 930938

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Edition Eichhorn

Inhalt

Einführung

Palladio im Veneto - VOL. 1

I. An der Wiege der Gelehrten Kindheit in Padua 1508−1523Die Terraferma, Geschichte und Landschaft Berühmte Steinmetze und Bildhauer

II. Im Kreis der Kreativen Steinmetz in Vicenza 1523−1540Die Familie, Frauen, Kinder und FreundeVorbilder der AntikeArchitekten der Renaissance

III. Landhäuser und Paläste für den Adel Konstrukteur in der Terraferma 1540−1560Der Adel und sein EinflussDie Serenissima und ihre RegierungsstrukturDie Dogen der Stadt

IV. Im Licht der Lagune Baumeister für den Klerus 1560−1580Ducati, Scudi, Troni und Lire, Palladios Einkünfte

Nachwort

Appendix ■ Lebensdaten ■ Zeittafel (Personen und Alter) ■ Werkverzeichnis ■ Personenindex ■ Quellen- und Bildnachweis ■ Impressum

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6790140150

197242 285 294

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Palladio und sein Leben 1508−1580

Die PallaDio-alDinen

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Es ist wirklich

etwas Göttliches in seinen Anlagen.

J. W. von Goethe

19. September 1786

Italienische Reise

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V o r w o r t

Es ist wirklich etwas Göttliches in seinen Anlagen schrieb Johann Wolfgang von Goethe am 19. September 1786 in sein Tagebuch. Noch heute sind Palladios Villen weltberühmt. Sie werden bewundert, gemalt, fotografiert, kopiert, interpre-tiert und vielfach publiziert. Seit 1994 tragen Sie sogar den Titel des Weltkulturerbes. Wie kommt es zu dieser Faszination für einen Architekten, der vor mehr als 500 Jahren geboren wurde und dessen Persönlichkeit völlig im Dunkeln liegt?

Obwohl Palladio zu den berühm-testen Architekten der Renaissance zählt und seine Bauten über alle Grenzen hinweg bekannt sind, wissen

wir über den Menschen Palladio nur sehr wenig. Sein Wirken und Schaffen wird unbestritten gewürdigt, doch wo liegen die Wurzeln für dieses kreative Leben? Welche Einflüsse und vor allem welche Menschen prägten den Baumeister?

Diese Fragen bilden den Hauptansatz meiner Palladio-Publikation, die Teil einer Reihe in der Edition Eichhorn ist. Diese Reihe, die sich den

Villa Foscari La Malcontenta, Mira an der Brenta

Wer war dieser Mann?

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Biografien von Architektinnen und Architekten widmet, setzt den Schwerpunkt weniger auf die Werke – die überdies bereits hinlänglich untersucht wurden –, sondern vielmehr auf die Einbettung in den zeitlichen und historischen Kontext. Sie nimmt Bezug auf die Herkunft, die Ausbildung, die Vorbilder, Mentoren und das pri-vate Leben von Architekten, die unserer Kultur Bauwerke hinterließen, die zeitlos überzeugen und begeistern. Nicht zuletzt liegt mir auch der Einfluss von Frauen auf das Leben und Schaffen der Künstler am Herzen. Dieser Fakt wird meist wenig betrachtet, da Überlieferungen oft nur spärlich vorhanden sind. Dennoch war und ist die Wirkung von Künstler-Frauen beachtlich – so auch im Leben Palladios.

Als ich im Herbst 2009 eine Reise in den Veneto plante, standen selbstverständlich die Villa Rotonda, das Teatro Olimpico und die Kirche Il Redentore in Venedig auf der Besuchsliste. Doch wie konnte ich dem Menschen Palladio näher kommen?

Zunächst begann meine Spurensuche in Padua, dem Geburtsort von Palladio. Hier vertiefte ich mich in der Biblioteca Civica in alte Stadtpläne, Ansichten und Schriften. Der Besuch des Palladiomuseums und das Studium in der Fondazione Palladio waren natürlich unerlässlich – und die Streifzüge durch Vicenza ein absolutes Muss. So spürte ich all den Orten nach und besuchte die Werke, die noch heute als Zeitzeugen auszumachen sind. Plötzlich sah ich mich tiefer und tiefer in die Lebensgeschichte des

Architekten hineingezogen – Palladio wurde lebendiger, menschlicher. Auf der Reise durch den Veneto entwickelte ich eine Art Suchtverhalten, das immer neu befriedigt werden wollte. Villa um Villa, Palazzo um Palazzo standen auf der Liste der Tagesunternehmungen, bis der Urlaub ein Ende fand. Doch Süchte kehren wieder. Eine erneute Reise nahm den Faden bald auf, führte nach Venedig und in entlegenere Regionen des Veneto, Ansicht von Padua, Illustration aus der Nürnberger „Schedel’schen Weltchronik“, Hartmann Schedel, (1440-1514)

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spürte weniger bekannten Projekten nach, die mich nach und nach, in kleinen Schritten, dem Leben des Architekten näherbrachten. Gleichwohl wären zahl-reiche Fragen nicht lösbar gewesen, hätte zuletzt nicht eine Reise nach Rom die Spurensuche vollendet und die Sucht Palladios zutage gebracht: die Antike.

Mit dem Ihnen vorliegenden Buch lade ich Sie herzlich zu einer architek-tonischen Zeitreise ein. Ich möchte Sie in das ereignisreiche Italien des 16. Jahrhunderts entführen und mit Ihnen in das Leben und die Zeit des berühmten Künstlers eintauchen, den Wurzeln und den Ursprüngen seiner Tätigkeit im Veneto folgen, dem Geheimnis seines Erfolges nachspüren und vor allem — und das liegt mir sehr am Herzen — den Menschen kennenlernen.

Dieses Buch blickt hinter die Kulissen der so bekannten Architektur und ihrer Auftraggeber. Es schaut auf die Personen, die Palladio geprägt, geför-dert, unterstützt, beauftragt und begleitet haben. Dabei spielen ver-

Palazzo della Ragione, Vicenza

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wandtschaftliche Verbindungen, die zwischen diesen Personen bestanden, eine entscheidende Rolle. Aufgrund ihres großen Einflusses auf das Leben und Werk Palladios werden diese Netzwerke vertieft beschrieben.

Die vorausgegangene Recherche zu diesen Personen stützte sich hauptsächlich auf die Vicentiner Adelsbücher sowie die Informationen der ersten Palladio-Biografen: Magrini, Pane und Zorzi. Für die Recherchen zu den Vorbildern wurden vornehmlich Werke Vasaris und Angaben aus der italie-nischen Enzyklopädie Treccani des Istituto della Enciclopedia Italiana herangezogen.

Sämtliche Bezeich-nungen italienischer Bauwerke, Orte, Per-sonen etc. wurden in der Landessprache vor-genommen, um dem Thema auch sprachlich möglichst nahezu-kommen. Die Schreib-weise der Namen stützt

sich zudem auf die alten Vicentiner Adelsbücher, um historische Exaktheit zu gewährleisten – waren zur Zeit Palladios doch teilweise andere Bezeich-nungen als die heutigen gebräuchlich. Auch hier wurde also die Verwendung der originalen Variante vorgezogen. Beispielsweise wurde Palladio entspre-chend den Dokumenten von Magrini und Zorzi Andrea dalla Gondola genannt; die Familie Poiana bzw. Pojana nach ihrer alten Schreibweise Pogliana zitiert und die Familie Civena als Familie Civenna ausgeführt etc. Ebenso wurde auch bezüglich der Bezeichnungen der Bauten und Projekte verfahren. Ihre Entstehungszeiten wurden wie folgt systema-tisiert: Entwurf, Bauzeit, Weiterbau, Vollendung

durch Nachfolger. Ledig-lich Städtenamen sowie die Namen von Königen, Kaisern und Päpsten wurden zum Zweck der besseren Lesbarkeit in ihren deutschen Vari-anten verwendet, um Ver-wirrungen zu vermeiden.

Um ein idealer Reise- und Alltagsbegleiter zu sein, in die Tasche zu passen, um das täg-liche Schmökern und

Giovanni da Schio, Persone Memorabili in Vicenza,

1825–1829

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D i e P a l l a D i o - a l D i n e nPalladio und sein Leben 1508–1580

Palladio im Veneto VOL. 1An der Wiege der Gelehrten Im Kreis der Kreativen Landhäuser und Paläste für den Adel Im Licht der Lagune

ISBN: 978-3-944377-10-0ca. 500 SeitenSoftcover 10,4 x 18 cm

Palladio in Rom VOL. 2Vorbereitung auf ein Abenteuer Lehrling der Antike Reisen zu den Stätten der AntikePalladios Publikationen

ISBN: 978-3-944377-11-7ca. 450 SeitenSoftcover 10,4 x 18 cm

Palladio Werkschau VOL. 3100 Werke in der Übersicht BauherrenverzeichnisKünstlerkollegen und Schüler

ISBN: 978-3-944377-12-4ca. 500 SeitenSoftcover 10,4 x 18 cm

das Nachschlagen vor Ort zu erlauben, wurde das Buch in der vorliegenden kleinformatigen Größe gedruckt, den Aldinen. Aldinen sind kleinforma-tige, handliche Bücher. Sie wurden zwischen dem 15. und dem 16. Jahrhundert von der Druckerei Aldina in Venedig herausgegeben. Ihr Gründer, Aldus Manutius (1449−1515), hatte sich – nach privaten Studien in Rom und Verona – beson-ders der Wiederentdeckung antiker Literatur gewidmet, die er in Venedig in der Biblioteca Nazionale Marciana vorfand. Von nun an machte er es sich zur Aufgabe, diese Schriften zu editieren und neu herauszugeben. Manutius lud bedeutende Humanisten, wie Pietro Bembo und Francesco Petrarca, ein und bat sie um die redaktionelle Begleitung seiner Edition antiker Werke, u. a. von Aristoteles, Homer und Sophokles. Das Besondere an seiner Ausgabe war ihr kleines, ein dem Oktavheft in etwa entsprechendes Buchformat, das relativ preisgünstig hergestellt werden konnte. Für seine neue Edition entwickelte er zur Freude der Anhänger antiker Schriften einen kunstvollen neuen Schrifttyp: den aldinischen Schrifttyp, der den Lettern der Renaissance Antiqua entspricht. Diese Schriftart finden Sie auch im vorliegenden Druck wieder – in unseren Palladio-Aldinen.

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An allen dargestellten Orten lassen sich die Spuren Palladios verfolgen und nachempfinden. So ver-schieden diese kunsthistorisch wertvollen Stätten sind, so facettenreich spiegeln sie auch ganz unter-schiedliche Schaffensperioden des Künstlers wider – jedes einzelne Werk, jeder einzelne Aufenthaltsort

sind Symbol eines Lebensabschnitts dieses vielreisenden und produk-tiven Künstlers. Im Veneto begann sein Leben und seine Karriere, in Rom die fachliche Ausbildung Palladios, hier wurzelt sein künst-lerisches Können. In Venedig erreicht seine Schaffenskraft ihren Höhepunkt, er wird ein Meister des Kirchenbaus. Nahe Venedig, in Maser, starb dieser große Kreative, dessen Werk wir noch heute

bestaunen. So lassen sich auch seine Werke entspre-chend der Aufenthaltsorte betrachten: Die Villen, Stadtpaläste und Loggien, die Theater, Brücken, Kirchen und Grabmale sowie die Publikationen. Immer mit Blick auf die historischen beziehungs-weise politisch-sozialen Kontexte der Zeit, auf die Einflüsse, die Palladios Leben prägten.

Ein Mann, der ebenso publizierte und mit seinen Werken weltberühmt wurde, besuchte mehr als 200 Jahre nach Palladios Tod seine Bauten in Italien.

I quattro libri dell’architettura, Andrea Palladio, 1570

Im Veneto begann

sein Leben und seine Karriere,

in Rom die fachliche

Ausbildung.

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Er schrieb Eindrücke und Gedanken in einem Tagebuch nieder, das er später veröffentlichte: Johann Wolfgang von Goethe. Bereits sein Vater hatte diese Stätten besucht, Palladios Werke bewundernd beschrieben und die Notizen seinem Sohn vermacht. Einige dieser Eindrücke sind als Zitate den Werken vorangestellt. Sie sind in der originalen Version seines Tagebuches abgedruckt, um auch hier der damaligen Sprache möglichst nahezukommen und um zu zeigen, dass alles Veränderungen unterworfen ist: die Sprache, die

Kunst, die Literatur, das Handwerk, die Technik – und die Architektur. So wird auch diese Edition eines Tages, der Zeit entsprechend, verändert und aktualisiert werden. Das Leben und Wirken Palladios ist derartig umfangreich und spannend, dass die historische Recherche wohl nie ganz abgeschlossen werden kann und immer wieder neue, unentdeckte Spuren auftauchen. Deshalb freue ich mich über Ihre Hinweise, Korrekturen und weiterführende Informationen, damit diese in einer nächsten Ausgabe berücksichtigt werden können – und noch viele neugierige Leser errei-chen werden, die sich für Palladio und seine Bauten begeistern.

Für den jetzigen Moment bleibt mir, Ihnen eine unterhaltsame Reise und viel Freude mit der vor-liegenden Palladio-Aldine zu wünschen.

Ulrike Eichhorn

Berlin, den 18. April 2017

Porträt des Aldus Manutius, ca. 1499

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Blick auf die Basilica di San Giorgio Maggiore, Venedig

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„Palladio“ – so lautet der Künstlername des berühm-testen Architekten der italienischen Renaissance. Sein Name wurde erstmalig in einem Dokument aus Vicenza erwähnt. Es stammt aus dem Jahr 1540 und thematisiert einen Mann namens Andrea, der lapidarius – Steinmetz – genannt wurde.

Inzwischen gilt als gesichert, dass der Lapidarius oder auch Scalpellino Andrea di Pietro dalla Gondola, Sohn des Pietro mit der Gondel, am 30. November 1508 in Padua geboren wurde. Der Name Andrea wird zurückgeführt auf den altgrie-chischen Begriff andreia, der Tapferkeit, Tüchtigkeit und Mannhaftigkeit bedeutet. Sowohl in der ortho-doxen als auch in der römisch-katholischen Kirche trug ein Gesandter von Christus, ein Apostel, den Namen Andreas. Der Tag seiner Kreuzigung war der 30. November – Geburtstag Palladios.

Gemäß dem Palladio-Biografen Antonio Magrini, der viele Jahre den Renaissance-Architekten

D i e P e r s o n P a l l a D i o

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erforschte, trug der Steinmetz einen zweiten Vornamen: Giovanni. Ob dieser Name einem Paten oder möglicherweise einem anderen Familienmitglied zugeschrieben werden kann, ist bis heute unbekannt.

Noch immer ungeklärt ist, wie Palladio aussah – welche Statur er hatte, welcher Gesichtsausdruck ihn prägte.

Antonio Magrini1805−1872

Lehrer der Vicentinischen Geschichte und Geo-grafie, Archivar, Palladio-Biograf

Magrini wurde im Jahr 1828 zum Priester geweiht. Er untersuchte die Geschichte der Stadt Vicenza, besuchte öffentliche und private Bibliotheken. Magrini arbeitete in den Archiven von Vicenza, Padua und Venedig an bis dato wenig erforschten bis

unbekannten historischen Themen rund um den Architekten.

Werke:

Magrini, Antonio: Memorie intorno la vita e le opere di Andrea Palladio. Colla serie di ventisette scritture del medesimo architetto, ora la prima volta unite, 1845

Magrini, Antonio: Memorie intorno Andrea Palladio, nell inaugurazione del suo monumento, Vicenza 1845

Wenn man diese Wercke nicht

gegenwärtig sieht, hat man doch keinen Begriff

davon. Palladio ist ein recht innerlich

und von innen heraus groser

Mensch gewesen.J. W. von Goethe

19. September 1786Italienische Reise

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Andreas Palladius Vicentinus, 1716Bernard Picart, StahlstichIllustration zur Publikation von Giacomo Leoni: Die Architektur des Andrea Palladio, (Herausgegeben von Sebastiano Ricci, übersetzt von Nicholas du Bois) angeblich nach einem Original von Paolo Veronese, Britisches Museum, London

Porträts, die zu Palladios Lebenszeiten geschaffen wurden, geben uns allerdings einen Eindruck des damaligen Stils: Päpste, Kaiser, Könige, Fürsten, Grafen, Künstler und einflussreiche Bürger ließen Gemälde anfertigen, die der Nachwelt erhalten sind. Sie lassen zeitgenössische Kleidungsstile oder auch Insignien erahnen. Diese von Künstlern angefertigten Bildnisse konnten sich vornehm-lich vermögende Personen leisten, die namhaf-te Maler beauftragen und entlohnen konnten. Nicht so Palladio. Es ist kein Porträt bekannt, das ihm nachweislich zugeordnet werden könn-te. Dennoch gibt es einige Bildnisse, die bereits in Publikationen über ihn veröffentlicht wurden und den Künstler vermutlich darstellen.

Porträt Andreas Palladius Vicentinus

Das Porträt, datiert auf das Jahr 1715, mag eine Radierung oder ein Kupferstich sein und stellt ei-nen jungen Mann im Alter von ungefähr 30 Jahren dar. Das Bildnis zeichnen kraftvolle Gesichtszüge und ein direkter Blick aus – wenngleich er sich etwas skeptisch zur Seite wendet. Er trägt eine Art Mütze, deren Spitze seine Stirn berührt. Soll die Person möglicherweise einen Müller darstel-len? Seine Kleidung sieht etwas derangiert aus, eine Art Weste spannt an den Knöpfen über dem Oberkörper und ein Teil des Umhangs scheint

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aus dem Bild herauszuwachsen. Der Künstler stellt außerdem einen Zirkel, ein Messband und einen rechten Winkel dar. Wie auch immer der Zeichner im Jahr 1715 wissen konnte, wie Palladio um 1540 wohl ausgesehen haben könn-te – er benannte den Mann als „Andreas Palladius Vicentinus“.

Porträt eines Mannes

Dieses Porträt von El Greco stellt einen älteren Mann dar, der mit einem weiten, vielleicht sam-tenen Umhang bekleidet ist. Er steht aufrecht, gelehnt an einen Tisch. Seine linke Hand liegt auf dem Rücken eines Buches. Die rechte Hand öffnet sich zum Betrachter hin. Ein freundli-cher, zufriedener Gesichtsausdruck, den Palladio um 1570, als das Bild entstand, sicherlich haben konnte, zeichnet die Porträtierte Person aus: Er befand sich auf dem Höhepunkt seiner Karriere, hatte drei Söhne, die ihn unterstützten, und eine Tochter, die ihm Enkel schenkte. Sowohl die Entstehungszeit als auch das Alter der abgebil-deten Person sprechen für die Porträtierung des berühmten Architekten. Dennoch kann ihm das Bildnis nicht nachweislich zugeordnet werden.

El Greco hielt sich zwischen 1567 und 1570 in Venedig auf. Er schuf vornehmlich Porträts, die er im Stil Tizians malte, bevor er als Künstler in der Porträt eines Mannes, um 1570

El Greco (1541–1614), Öl auf LeinwandStaatliches Museum für Kunst, Kopenhagen

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Villa Farnese in Rom angestellt wurde. Obwohl El Greco in Kreisen verkehrte, in denen auch Palladio zu Gast war, erscheint es unwahrschein-lich, dass ein aufwendiges Ölbildnis im Auftrag eines Gönners erstellt wurde. Denkbar wäre, dass El Greco, der sich in den 1560er Jahren mit der Vitruv-Ausgabe von Daniele Barbaro (un-ter Mitwirkung Palladios) beschäftigte, ein Bild schuf, das sein Talent als Porträtmaler bezeugen sollte – und das dazu gedient haben könnte, sich für die Anstellung in Rom zu bewerben.

Kopie eines Gemäldes

Ein weiteres Bildnis, das häufig verwendet wird, zeigt einen Mann in reiferen Jahren. Dieses Gemälde soll eine Kopie sein, die ein unbekann-ter Künstler im 18. Jahrhundert anfertigte. Das Original wird auf Giovanni Battista Maganza d.  Ä.118 zurückgeführt, der es im Jahr 1576 er-schuf: Auf dem Papier, das der Porträtierte in der Hand hält, befindet sich der Schriftzug „Andrea Palladio Architeto Vicentino 1576“. Zu diesem Zeitpunkt war der Architekt 68 Jahre alt. Auch auf diesem Bild schaut der Mann seitwärts. Er trägt einen silbern schimmernden Vollbart, der je-nem auf dem Gemälde El Grecos ähnelt. Die ova-le Gesichtsform und lang wirkende Nasenpartie entspricht ebenso der Darstellung, die der grie-chische Maler anfertigte. Ein wenig unstimmig

Porträt, Kopie eines Gemäldes, 18. JahrhundertVerfasser unbekannt, Öl auf LeinwandMutmaßliche Kopie eines Gemäldes von Giovanni Battista Maganza, 1576, Villa Valmarana Ai Nani, Vicenza

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Porträt, nach einem Gemälde von MaganzaFrancesco Zucchi (1692−1764), KupferstichAshmolean Museum, Oxford

wirkt eine Hand, die von linker Seite aus in das Bild zeigt und ein ausgerolltes Papier hält. Es scheint, als wäre die Hand sowie die Papierrolle im Vordergrund eine Ergänzung zu dem Original.

Kupferstich

Auch dieser Stich wurde mutmaßlich nach dem Ölgemälde von Giovanni Battista Maganza d. Ä. angefertigt. So fraglich die Identität auch sein mag: Die Porträts 2 bis 4 weisen Gemeinsamkeiten auf. Bild 3 und 4, die eine Kopie von Giovanni Battista Maganza d. Ä. sein sollen – wenn auch gespiegelt – zeigen das Porträt eines älteren Mannes mit einge-fallenen Wangen, herabhängenden Mundwinkeln und leicht gebückter Körperhaltung. Dennoch wirken der Gesichtsausdruck lebendig, der Blick wach und der Mann gepflegt. Wenn wir beden-ken, dass Palladio im Jahr 1572 seine zwei ältes-ten Söhne verlor – ein Ereignis das zeitlich zwi-schen der Erstellung der Bilder 2 und 3 bzw. 4 stattfand –, dann könnte es durchaus sein, dass auch das Bild von El Greco ein Porträt Palladios ist. Die in kürzester Zeit zu beklagenden Tode seiner Söhne könnten Palladio gezeichnet ha-ben, sodass der kräftige Mann, der auf El Grecos Bild dargestellt ist, dieselbe Person ist wie der um Jahre gealterte Architekt, den der Maler Giovanni Battista Maganza Porträtierte. Möglicherweise werden Wissenschaftler eines Tages dieses Rätsel

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lösen können. Wie dem auch sei, bildeten die letztgenannten Porträts die Grundlage für die Anfertigung einer Statue, die Palladio zu Ehren in Vicenza aufgestellt wurde. Sie befindet sich auf der Westseite des Palazzo della Ragione an der Piazzetta Palladio.

Statue des Palladio

Die Marmor-Statue wurde von dem römischen Künstler Vincenzo Gajassi kreiert. Sie steht auf ei-nem drei Meter hohen Sockel, auf dem sich gern Touristen niederlassen, um sich von den Besuchen der zahlreichen Sehenswürdigkeiten auszuruhen. Auch hier hat man Palladio das mittelalterliche Symbol der Baukunst – den Zirkel – in die Hand gelegt. Diesen wird der Architekt bei der Planung der Villa Rotonda, seinem berühmtesten Werk, auf jeden Fall benötigt haben. Doch bevor wir uns dem Gebäude zuwenden, kehren wir in die Zeit zurück, in welcher Andrea di Pietro dalla Gondola geboren wurde. Man schrieb das Jahr 1508 …

Statue des PalladioVincenzo Gajassi, MarmorPiazzetta Palladio, Vicenza

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Hydrographische Karte der Terraferma

Brescia

Bologna

Rimini

Venezia

Verona

Udine

Trieste

Feltre

Rovigo

Cividale

AquileiaBassano del Grappa

Treviso

Padova

Piave

Tagliamento

Brenta

Vicenza

Bacchiglione

Cismon

Po

Po

AdigeGuà

Montagnana

Lombardei

Emilia Romagna

TrentinoVeneto

Friaul

AdriaIstria

Adige

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Nun denn in Padua! ... Vom Observatorio konnte ich durch den Tubus ganz deutlich den Markusthurm von Venedig und die anderen geringeren Thürme sehn.

J. W. von Goethe26. September 1786

Italienische Reise

Pa D u a

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i . a n D e r wi e g e

D e r g e l e h r t e nKindheit in Padua 1508–1523

Palladio wurde in eine Zeit geboren, die von krie-gerischen Auseinandersetzungen geprägt war. Er wuchs in Norditalien auf – in einer Region, die sich von den Alpen bis zum Adriatischen Meer er-streckt, und die von dem Hoch- und Mittelgebirge sowie der weiten Ebene um die Mündung des Po charakterisiert ist. Im Zentrum dieses Gebiets liegt die Hauptstadt des Veneto (Venetiens): das auf über hundert Inseln erbaute Venedig mit seinen zahlrei-chen Kanälen und den typischen Brücken. Folgen wir von Venedig aus dem Flusslauf der Brenta, ge-langen wir in das Herz des Veneto, die Terraferma (Festland) .Im Zentrum der Terraferma, nahezu dreißig Kilometer von Venedig entfernt, erheben sich in

Castello Vecchio (Osservatorio), am Zufluss des Tronco in den Bacchiglione

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leichten Dunst gehüllte Berge: die Colli Euganei (Euganeische Hügel). An den Ausläufern die-ser Hügel-Landschaft liegt Padua, die Stadt des Heiligen Antonius. Bereits aus der Ferne sind die Kuppeln der Basilika auszumachen, benannt nach dem Namenspatron. Ganzjährig wird sie von Gläubigen aus aller Welt besucht. Padua gilt als eine historisch sehr bedeutende Handelsstadt. An der antiken Handelsstraße, der Via Postumia und dem Zusammenfluss von Brenta und Bacchiglione gelegen, bildete sie ein Zentrum, das über Jahrtausende hinweg eine Lebensgrundlage für die dort Ansässigen bot. Doch nicht nur wirtschaftlich bildete dieser Ort einen bedeutsamen Mittelpunkt, auch ganz Padua galt über viele Jahrhunderte hin-weg auch als Zentrum der Gelehrsamkeit. Schon im Jahr 1222 wurde hier eine Universität gegrün-det, die als die älteste Italiens bekannt ist, vor allem durch den berühmten Galileo Galilei (1564–1642), der sich eingehend mit Mathematik, Mechanik, Hydraulik und Astronomie beschäftigte. Von sei-nem Haus in der heutigen Via Galileo Galilei aus sind es nur wenige Schritte bis zu dem Ort, an dem Andrea dalla Gondola seine Kindheit verbrachte. Ein Streifzug durch die historische Entwicklung der Stadt mit ihren Lenkern, Gestaltern und Machthabern bringt uns die damalige Zeit näher.

Padua gilt als eine der ältesten Städte des Veneto.

Der Sage nach gehen die Ursprünge der Stadt, früher als Patavium bezeichnet, auf das Jahr 1184  v.  Chr. zurück, als sich auf einer Flussinsel Siedler niederließen und eine Hafenstadt gründe-ten. Die ersten Pataviner be-fuhren damals auf einfachen Einbäumen die Arme des Hauptdeltas des Medoacus, der späteren Brenta. Im drit-ten Jahrhundert v. Chr., zur Zeit des großen Gallischen Krieges, begannen sich auch die freundschaftlichen und dauerhaften Verbindungen der Veneter zu den Römern zu etablieren: Beziehungen, die sich im Laufe des zweiten vorchristlichen Jahrhunderts, seit der Gründung der römischen Kolonie Aquileia, bedeutend verstärkten.

In der Antike erlangte auch Padua – dank der günstigen geografischen Lage und des vorzügli-chen Netzes von Überlandstraßen – zur Zeit des Augustus ein ungewöhnliches Maß wirtschaftli-chen Wohlstands. Nicht nur durch die Nähe zu diesem bestens ausgebauten Wegenetz, sondern vor allem auch durch den Handel mit Wolle erfuhr Padua ein enormes wirtschaftliches Wachstum. Rund um die Stadt wurde bereits vor Christi Geburt

Vor allem auch durch den Handel mit Wolle erfuhr Padua ein enormes wirtschaftliches Wachstum.

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besonders intensiv Schafzucht betrie-ben. Die von den Tieren gewon-nene Wolle galt als sehr hochwer-tig und wurde in

Padua zu feinen Stoffen verarbeitet, die über die Grenzen hinaus bis nach Rom, Byzanz und Paris vertrieben wurden. Doch der wirtschaftliche Erfolg gab auch Anlass zu Auseinandersetzungen: In- und ausländische Machthaber beanspruchten die Stadt, lieferten sich erbitterte und teil-weise blutige Kämpfe. Plünderungen und Brände waren nicht ungewöhnlich. Der Krieg, der zuerst gegen Heinrich VII. und später gegen Cangrande della Scala I. über lange Jahre hinweg und mit großer Erbitterung sowie abwechseln-dem Kriegsglück ausgefochten wurde, endete am 10. September 1328 mit dem Einzug des Scaligers in Padua. 1337 wurde die Stadt von einem Heer, anrückend aus Venedig, Florenz und Carrara, befreit. An jenem Tag begann die Herrschaft de-rer von Carrara. Ubertino da Carrara, ein star-ker und kluger Fürst, machte es sich zur Aufgabe, eine geordnete und befriedete Zivilverwaltung in Padua einzurichten – nach langen Jahren äuße-ren Krieges und innerer erbitterter Parteikämpfe.

Da Carrara restaurierte die Verteidigungsanlagen und die durch den Krieg beschädigten Gebäude. Unter seiner Herrschaft erblühte die Wirtschaft Paduas, die sich vor allem auf den Wollhandel gründete, wieder zu neuem Leben. Leider führten jedoch Feindseligkeiten mit Venedig zum ersten Sturz der Herrschaft der Da Carrara. 1405 endete Paduas Rolle als Stadtstaat mit eigener politischer Geschichte. Es begann die Epoche des 15./16. Jahrhunderts, die geprägt war von dem Stil der Renaissance, der Wiedergeburt der Antike …

Doch der wirtschaftliche

Erfolg gab auch Anlass zu Streitigkeiten…

Unterführung der Gualchiere (Maschinen für das Walken und Waschen der Wolle). Um 1217 erbaut, mehrmals renoviert, befanden sich hier sehr betriebsame Mühlen.

Page 25: Ulrike Eichhorn Die PallaDio lDinen€¦ · I quattro libri dell’architettura, Andrea Palladio, 1570 Im Veneto begann sein Leben und seine Karriere, in Rom die fachliche Ausbildung.

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D i e t e r r a f e r m a Geschichte und

Landschaft

Politik und landwirtschaftliche Nutzung

Die südlich der Alpen gelegene Landschaft – dominiert von den aus den Gebirgen in die Adria mündenden Flüssen und seit dem 15. Jahrhundert verwaltet von der Republik Venedig – wird als Terraferma (Festland) bezeichnet. Sie umfasst neben dem Gebiet der Stadt Venedig auch den Küstenstreifen bis Grado im Osten und Chioggia im Süden. Zum Zeitpunkt ihrer größten Ausdehnung zählte sowohl das gesamte Gebiet des Veneto, Friaul und Teile der Lombardei – vom Po bis zur Etsch – dazu als auch der süd-liche Alpenrand bis hin zu den Julischen Alpen.

Der Beginn der venezianischen Terraferma-Politik wird gewöhnlich auf die Eroberung von Mestre im Jahr 1337 sowie Treviso und Bassano del Grappa 1339 datiert. Mit der Machtübernahme der oberitalienischen Gebiete durch Kaiser Karl V. drohte das Ende der venezianischen Herrschaft über das Land, doch Karl V. verzichtete am 29. Juli 1523 letztendlich ausdrücklich auf sämtliche Rechte eines Lehnsherrn über die Terraferma.

Somit konnten sich Adel und Klerus Macht und Einfluss am Entrée sowie in der Region Venedig sichern und dau-erhaft in die dortige Entwicklungspolitik eingreifen. Dies war vor allem deshalb von größter Bedeutung, da mit der

… Wenn es möglich ist, an einem Fluss

zu bauen, wird das sehr zweckdienlich

sein, und die Annehmlichkeit

fördern, denn man wird so Erträge mit

geringen Kosten auf Kähnen in die

Stadt bringen …Andrea Palladio

I quattro libri dell’architettura, II. Buch