Umsetzung des Bilderbuches „Die kleine Maus sucht einen … des... · kleinen Maus, die auf der...

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© Friederike Hogrebe 1 Integration von Schülerinnen und Schülern mit einer Sehschädigung an Regelschulen Didaktikpool Umsetzung des Bilderbuches „Die kleine Maus sucht einen Freund“ von Eric Carle Adaptiertes Material - für blinde, sehbehinderte und sehende Kinder Friederike Hogrebe, 2013 Technische Universität Dortmund Fakultät Rehabilitationswissenschaften Rehabilitation und Pädagogik bei Blindheit und Sehbehinderung Projekt ISaR 44221 Dortmund Tel.: 0231 / 755 5874 Fax: 0231 / 755 6219 E-mail: [email protected] Internet: http://www.isar-projekt.de

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© Friederike Hogrebe

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Integration von Schülerinnen und Schülern mit einer

Sehschädigung an Regelschulen

Didaktikpool

Umsetzung des Bilderbuches „Die kleine Maus sucht einen Freund“ von Eric Carle

Adaptiertes Material - für blinde, sehbehinderte und sehende Kinder

Friederike Hogrebe, 2013

Technische Universität Dortmund Fakultät Rehabilitationswissenschaften

Rehabilitation und Pädagogik bei Blindheit und Sehbehinderung

Projekt ISaR 44221 Dortmund

Tel.: 0231 / 755 5874

Fax: 0231 / 755 6219

E-mail: [email protected]

Internet: http://www.isar-projekt.de

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Umsetzung des Kinderbuches "Die kleine Maus sucht einen Freund" von Eric Carle

Friederike Hogrebe, 2013

Das Bilderbuch „Die kleine Maus sucht einen Freund“ von Eric Carle erzählt die Geschichte einer

kleinen Maus, die auf der Suche nach einem Freund verschiedenen anderen Tieren begegnet, die

aber das Freundschaftsangebot jeweils verneinen. Am Ende des Buches trifft die kleine Maus

schließlich auf eine andere kleine Maus und findet in ihr einen echten Freund.

Im Originalbuch "Die kleine Maus sucht einen Freund" sind die Tiere jeweils so gestaltet, dass der

hintere Teil des Tieres auf einer und das Vorderteil des Tieres auf der Umseite abgebildet sind. Auf

diese Darstellung, die im Original zum Mitraten einlädt, wurde in dieser Umsetzung bewusst

verzichtet, um die Tiere vollständig in einem Tastraum abbilden zu können. Aus diesem Grund war

der Erste Schritt der Umsetzung die Verkleinerung der Originalzeichnungen mithilfe eines Kopierers

um 10%, denn nur so war es möglich, die Gesamtdarstellung eines Tieres auf einer Seite abzubilden.

Bei dieser Umsetzung wurden, aus Zeitgründen, vier von zehn Tieren (Pferd, Löwe, Krokodil, Fuchs)

und die Schlussszene des Buches ausgewählt. In der Originalversion schlängelt sich eine Schlange

über die Gesamtheit aller Seiten des Buches am unteren Bildrand. Diese Darstellung ist meiner

Meinung nach bereits für sehende Kinder der Adressatengruppe sehr schwer verständlich. Aus

diesem Grund wurde auf dieses Detail verzichtet.

Zuerst erfolgte ein Abpausen der Abbildungen der Tiere mithilfe von Transparentpapier und

anschließend wurde dieses Transparentpapier auf Tonkarton aufgeklebt. Die auf diese Wiese

hergestellten Schablonen dienten dazu, die Umrisse der einzelnen Körperteile der Tiere auf die

ausgewählten Materialien zu übertragen. Diese Materialien wurden anschließend ausgeschnitten

und in Schichten nacheinander aufgeklebt.

Herstellung der Tastabbildungen

Für die Herstellung der taktilen Grafiken wurden Materialien ausgewählt, die möglichst nah an den

Tasteindruck des Originaltieres heranreichen. Ein weiteres Kriterium für die Auswahl der Materialien

war ein angenehmer Tasteindruck.

Die einzelnen Körperteile wurden aus dem für das einzelne Tier ausgewählten Material

ausgeschnitten und anhand von visuell-räumlichen Gesichtspunkten übereinander angeordnet. Als

Grundlage des Tastbilderbuches wurde 160g starkes Papier ausgewählt und die einzelnen

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Körperteile mit Holzleim darauf geklebt. Um die Teile genau positionieren zu können, wurde der

Umriss der Tiere vorher auf das Papier übertragen.

Der Protagonist des Buches ist die kleine Maus, die auf der Suche nach einem Freund ist. Kopf und

Körper der Maus wurden bei dieser Umsetzung aus grauem Filz hergestellt. Die Darstellung der

Augen erfolgte durch kleine schwarze aufgenähte Perlen und die der Schnurrhaare durch kurze

eingezogene Nylon-Fäden. Der Schwanz des Tieres wurde durch Jutegarn abgebildet. Zur leichteren

Identifikation und Wiedererkennung der Maus geschah eine Platzierung in der Begegnung mit

anderen Tieren jeweils an der gleichen Stelle der Buchseite.

Das erste Tier, dem die kleine Maus begegnet, ist ein Pferd. Pferdekörper und –kopf bestehen aus

braunem Filz, Schweif und Mähne dagegen aus aufgeklebten Wollfäden. Die Hufe sind aus

Moosgummi ausgeschnitten worden.

Als nächstes tritt ein Krokodil auf. Das Krokodil besteht aus Moosgummi. Die Struktur des Rumpfes

wurde durch schräge Einschnitte in das Obermaterial des Moosgummis hergestellt. Besonders

markant bei einem Krokodil sind die scharfen Zähne. Diese wurden bei dieser Umsetzung aus

laminiertem Papier ausgeschnitten.

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Der Löwe besteht aus Samtpapier, die Mähne und die Schwanzspitze aus Fellimitat. Auch bei diesem

Tier wurden Schnurrhaare aus Nylon angebracht.

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Den Fuchs, dem die Maus als nächstes begegnet, wurde aus orangenem Filz ausgeschnitten und der

Schwanz aus Samt.

Die beiden Bäume bestehen aus Strukturpapier und die Schlange aus Schlangenlederimitatfolie.

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Überlegungen zur Perspektive

Besonders bei den ersten 4 Tieren dieser Umsetzung stellte sich die Frage der Perspektivität und der

Darstellung der Körperpositionen der jeweiligen Tiere. In diesem Fall wird deutlich, dass taktile

Grafiken immer nur ein Annäherungsversuch darstellen, die an die Vorstellungen der Visualität der

Proportionen von sehenden Menschen angelehnt sind.

Ein Kind, welches unter Umständen noch keine Vorstellung von den abgebildeten Tieren entwickelt

hat, kann Schwierigkeiten haben, beispielsweise die Besonderheiten der Beinstellung vierbeiniger

Tiere in der Seitenansicht zu verstehen. Dennoch wurde sich bei dieser Umsetzung dafür

entschieden, die Körperteile der Tiere in mehreren Schichten aufzutragen und somit zumindest

einen Eindruck von der Perspektivität zu erhalten. So sind die Beinpaare der Tiere, die in der

visuellen Ansicht „weiter vorne im Bild“ sind, auch in der taktilen Grafik, als vorstehende oberste

Lage der Abbildung zu ertasten.

Schrift und Aufbau des Buches

Bei diesem Tastbilderbuch wurde die Schriftart Arial in Größe 28 verwendet. Dieser Schriftgrad ist

etwas größer als die empfohlene Mindestgröße für Schülerinnen und Schüler mit einer

Sehschädigung, allerdings kann dies aufgrund des geringen Textumfangs des Buches realisiert

werden. Als Untergrundmaterial für die Texte wurde 160g-Papier verwendet.

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Die bedruckten Seiten sind mit matter Folie laminiert. Dadurch ist die Haltbarkeit erhöht und die

Textseiten vor Verschmutzung geschützt. Matte Laminierfolien verhindern eine Spiegelung und

damit eine Blendung von Schülerinnen und Schülern, deren Blendempfindlichkeit erhöht ist.

Die taktilen Grafiken wurden jeweils so ergänzt und mit Holzleim auf den laminierten Seiten

aufgeklebt, dass diese auf der linken Seite liegen, während der Text auf der rechten Buchseite

aufgebracht wurde.

Die Punktschrift wurde auf selbstklebende Folie gedruckt und jeweils unter die Schwarzschrift

geklebt (auf dem Bild nicht zu erkennen). So können einzelne Reihen mit Punktschrift gegebenenfalls

ausgetauscht werden. Die Punktschrift ist jeweils satzweise unter den Sätzen der Schwarzschrift

aufgebracht, sodass eventuell eine Simultanerfassung durch Punktschrift- und Schwarzschriftleser

möglich ist.

Die Seiten sind quer in einen Din-A4-Ordner eingeheftet.

Kritische Reflexion des Gesamtergebnisses

Bei einer erneuten Umsetzung wäre es eventuell sinnvoll die Verteilung der Seiten zu verändern,

sodass der Text über ein bestimmtes Tier immer auf der Rückseite des Bildes zu finden ist. In diesem

Fall könnten die Seiten leichter um weitere ergänzt oder nur eine Auswahl verwendet werden.

Außerdem wäre möglicherweise die Verwendung von Wackelaugen sinnvoller, da die Augen aus den

Perlen schwer zu ertasten sind.

Fraglich ist es, ob die Mäuse vergrößert werden sollten. Einerseits würde dies das Ertasten

erleichtern, aber andererseits würde es die Proportionen zwischen den Mäusen und den anderen

Tieren verfälschen.