Ungewöhnliche Klangfarben faszinierten - Mannheimer Morgen - … · 2019. 6. 15. ·...

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KULTUR MAINFRANKEN THEATER WÜRZBURG - RICHARD WAGNERS „GÖTTERDÄMMERUNG“ WAR EIN GANZ BESONDERES HÖR- UND SEHERLEBNIS Ungewöhnliche Klangfarben faszinierten 06. Juni 2019 Autor: Felix Röttger Museumswärterinnen sind die Nornen Silke Evers, Marzia Marzo, Barbara Schöller, die als Erdas Töchter ihre Schicksalsfäden spinnen. Den jungen Hagen umgarnen sie mit dem Fadenspiel. © Nik Schölzel „Jetzt erst recht“: Das scheint die Devise im Mainfranken Theater Würzburg zu sein, wenn es mitten in der Bauphase mit einer Inszenierung von Wagners „Götterdämmerung“, dem letzten Drama aus der Ring- Tetralogie, in die Vollen greift. Der Mut wurde belohnt. Die für ein Stadttheater herausfordernde Produktion war nur dank der tatkräftigen Unterstützung des rührigen Richard-Wagner-Verbands und der Herbert-Hillmann- und Margot-Müller-Stiftung zu stemmen. 13:50 11:39 NEWSTICKER ODENWALD-TAUBER Bofsheim: 17- Jähriger nach Moped-Unfall schwer verletzt

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  • KULTURMAINFRANKEN THEATER WÜRZBURG - RICHARD WAGNERS „GÖTTERDÄMMERUNG“ WAR EIN GANZBESONDERES HÖR- UND SEHERLEBNIS

    Ungewöhnliche Klangfarben faszinierten

    06. Juni 2019 Autor: Felix Röttger

    Museumswärterinnen sind die Nornen Silke Evers, Marzia Marzo, Barbara Schöller, die als Erdas Töchter ihreSchicksalsfäden spinnen. Den jungen Hagen umgarnen sie mit dem Fadenspiel.© Nik Schölzel

    „Jetzt erst recht“: Das scheint die Devise im MainfrankenTheater Würzburg zu sein, wenn es mitten in derBauphase mit einer Inszenierung von Wagners„Götterdämmerung“, dem letzten Drama aus der Ring-Tetralogie, in die Vollen greift. Der Mut wurde belohnt.Die für ein Stadttheater herausfordernde Produktion warnur dank der tatkräftigen Unterstützung des rührigenRichard-Wagner-Verbands und der Herbert-Hillmann- undMargot-Müller-Stiftung zu stemmen.

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    Bofsheim: 17-Jähriger nachMoped-Unfall schwerverletzt

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  • Margot-Müller-Stiftung zu stemmen.

    Schlüssige InszenierungDie Erwartungen an Regisseur Tomo Sugao waren imVorfeld hoch; schließlich hatte er in Würzburg schon mitBravour Meyerbeers „Hugenotten“ inszeniert.Bühnenbildner Paul Zoller schöpfte alle Möglichkeitenaus, die eine in die Jahre gekommene Drehbühne für eineszenische Aufführung zu leisten vermag. Ein halbrunder,leicht durchschimmernder Vorhang trennte ein düsteresund verlassen wirkendes Völkerkunde-Museum von einerhellen Halle nebst Polstergarnitur. Getrennt wurde so dieGötter- von der Menschenwelt, die sich grellbuntausstaffierte und mit Luftballons und Sektgelagenamüsierte. Die Vitrinen beherbergten den Stumpf derabgesägten Weltesche, Fafners Drachenkopf, den vonSiegfried zertrümmerten Amboss und von Brünnhilde,deren Ross Grane, das bizarr die Beine in den Himmelstreckte. Mit dem Rest seines abgeschlagenen Speersschien Wotan breitbeinig auf seine letzte Schlacht zuwarten. Bedrückend aschgraue Farben suggerierten, alleSchaustücke könnten bei der geringsten Berührung zuStaub zerfallen. Doch weit gefehlt, denn die Herrschaftenhatten ihre Rollen nicht vergessen und entstiegen baldden engen Gehäusen.

    Stumm und starr schauten sie aber zunächst im Vorspielauf den kleinen Jungen, der staunend im Museumherumstreifte. Es ist der kleine Hagen, dessenungeduldiger Vater Alberich ihm ein Buch über dieNibelungen-Mythologie aufnötigte, in das der Junge nurwiderwillig hineinschaute. Es setzte Prügel, und alsAlberich später noch einmal seinen Sohn im Traum aufdas skrupellose Streben nach dem Ring einschwörte, warder Weg in den Untergang vorgezeichnet.

    Präzise gelang die Lichtführung von Mariella von Vequel-

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  • Präzise gelang die Lichtführung von Mariella von Vequel-Westernach, mit der sie immer eine zur Musik undHandlung adäquate Atmosphäre vermittelte. In besterErinnerung sind die Kostüme von Carola Volles für die„Sizilianische Oper“, für die Götterdämmerung wählte siefür die in den Vitrinen ausgestellten, dann zum Lebenerweckten Sagengestalten fantasievolle Kostüme. Zumironischen Seitenhieb auf die selbst im Kulturbetrieb zukonstatierende Allgegenwart des amerikanischenPräsidenten geriet die Doppelgänger-Nummer, denn nichtnur König Gunther aus dem Heldenstamm derGibichungen, sondern auch die Herren seiner höfischenEntourage trugen „Stars and Stripes“ nachempfundeneblaue Anzüge mit roten Krawatten und nahezu identische– je nach Lichteinfall – wasserstoff- bis karottenblondeFrisuren.

    Ohne die Transkription des Dirigenten und KomponistenEberhard Kloke für ein mittelgroßes Orchester mit 63Musikern hätte es die Würzburger Aufführung nichtgegeben. Erst im vorigen Jahr wurde diese Fassungfertig und war jetzt in Würzburg zum ersten Mal zu hören.Wagner sieht im Original schon allein 64 Streicher beieiner Gesamtzahl von 115 Instrumentalisten vor. Dennauf die Coburger Fassung, die auf von Richard Wagnerverlangte Instrumente verzichtet und das Orchesterlediglich verkleinert, wollte sich GeneralmusikdirektorEnrico Calesso wegen des Verlusts von wichtigenKlangfarben nicht einlassen.

    Millimeter-Arbeit gefragtSo war Millimeter-Arbeit im vollen Orchestergrabengefragt, um allen für den „Ring“ typischen Instrumentenwie Wagnertuben, Basstrompete undKontrabassposaune sowie den zusätzlich zum Einsatzgebrachten Instrumenten Altflöte, Heckelphon,Kontrabassklarinette, Kontrafagott sowie Celesta undXylorimba, eine Art Xylofon mit größerer Reichweite,ihren gebührenden Platz einzuräumen. Die Celesta

    RÄTSEL

    © MM-Grafik

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  • ihren gebührenden Platz einzuräumen. Die Celestaersetzte immerhin fünf Harfen, eine weniger als Wagnervorsieht. Mit ihren fremdartigen Stierhörnern entstiegendrei Bläser sogar dem Graben, um am BühnenrandHagens Gefolge aufzurufen.

    Dass Calesso im Vergleich zu anderen Einstudierungenungewöhnlich viele Proben ansetzte, zahlte sich aus,denn nach einem eher verhaltenen Beginn sorgte derDirigent mit seinem ungewöhnlich besetzten Ensemblefür bewegende, später betörende Bilder, mit denen überfünf Stunden wie im Fluge verging.

    Es waren noch nie gehörte Klänge mit deutlichherauszuhörenden Instrumenten, die für den typischenWagner-Sound mit hypnotischer Wirkung sorgten. Wo esweniger „fett“ dröhnte, setzte sich dafür eindifferenzierteres Klangbild durch. So wurde es auch miteinem schlankeren Orchester eine „große“ Oper, weil dieFeinabstimmung zwischen Bühne und Graben gelang.Schon nach dem ersten Aufzug setzte spontaner Beifallein.

    Als Rollendebütanten fügten sich erfahreneGesangssolisten nahtlos in die Inszenierung undmusikalische Konzeption ein und zeigten sich auch inden Extrempartien den hohen Ansprüchen gewachsen.Elena Batoukova-Kerl bewältigte den Kraftakt alsBrünnhilde mit darstellerischer Wucht undhochdramatischen Sopranfarben, ohne an lyrischenQualitäten einzubüßen. Tenor Paul McNamara sangeinen nur oberflächlich heldenhaft-unbekümmerten, weiltraumatisierten Siegfried, dessen Tenor die dynamischenSchattierungen differenziert zu Gehör brachte.

    Sängerische GlanzleistungDie tiefsten Stimmlagen sind zumeist den Bösewichtenvorbehalten; den Hagen gab Bassist Guido Jentjens mitstarkem Volumen und Klangfarben; eine sängerische

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  • starkem Volumen und Klangfarben; eine sängerischeGlanzleistung mit allen Differenzierungen undZwischentönen in einer vom Intellekt beherrschten undzugleich skrupellosen Rolle. Kosma Ranuer verkörperteeinen leicht verführbaren, durchsetzungsschwachenKönig Gunther mit einem klangschönen Bariton ohneSchärfen. Als Charakterbass mit einer kauzig-rauhenMentalität brach Igor Tsarkov als ein vom Ehrgeizzerfressener Alberich gekonnt aus dem Reigen der„Schönsänger“ aus.

    Umso gefälliger kam der Mezzosopran von SandraFechner mit gepflegter Artikulation über die Rampe.Claudia Sorokina brachte als Gunthers SchwesterGutrune einen in der Mittellage fein ausbalanciertenlyrischen Sopran ein. Die Rollen der in Schwarzgekleideten, mit roten Handschuhen die Vorhängebedienenden drei Nornen mit der Macht über dasSchicksal der Menschen und Götter wurden von MarziaMarzo, Barbara Schöller und Silke Evers alsMuseumswärterinnen interpretiert; ebenso wie dieRheintöchter, die von Akiho Tsujii, wiederum Silke Eversund Hiroe Ito mit launiger Spielfreude gespielt wurden,zeigten sich beide Trios auch stimmlich auf der Höhe.

    Die Übertitel wurden insgesamt dankbar angenommen,wenn in der Balance zwischen Bühne und Graben dieTextverständlichkeit zu kurz kam.

    Ist Hagen im Vorspiel noch in den Fängen des Vaters undder Nornen, irrten Alberich und Hagen im Finale vor derbrennenden Götterburg planlos umher, doch der allesLeben verschlingende Weltenbrand ist ausgeblieben. Sokeimte in der Schlussszene, als der junge Hagen undKlein-Siegfried zwischen den zerstörten Vitrinen imMuseum Fangen spielten, die Hoffnung auf, dass einefriedvolle Welt ohne Kriege, Hass und Zwietracht keineUtopie bleiben muss.

    Die weiteren Vorstellungen sind am 9. Juni (16 Uhr), 16.

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  • Die weiteren Vorstellungen sind am 9. Juni (16 Uhr), 16.Juni (15 Uhr) und 20. Juni (16 Uhr).

    © Fränkische Nachrichten, Donnerstag, 06.06.2019

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