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Peak Oil Praktikum SS 2007

O.Univ.-Prof. Dr. Gerald Schöpfer 2Peak Oil PraktikumI:WSUI:WSUI:WSUI:WSU

Zum Wert einer historischen Betrachtung des Umweltthemas

Lehrt uns, „bereits begangenen Fehler nicht noch einmal zu begehen, sondern den inzwischen immer größer gewordenen Gefahren mit wirksameren Mitteln entgegenzutreten“ und außerdem „führt gerade die Vorgeschichte einer bestimmten Problemstellung stets am unmittelbarsten in das Problem selber ein, indem sie uns zeigt, wie die bisherige Entwicklung verlaufen ist und auf welchem Punkt wir uns selbst innerhalb der durch diese Entwicklung in Gang gesetzten Prozesse befinden.“

Jost HERMAND (Hg.), Mit den Bäumen sterben die Menschen. Zur Kulturgeschichte der Ökologie, Wien 1993, S. IX..

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Was ist eine Katastrophe?

� Begriff kommt aus dem Griechischen: = Schlussteil einer griechischen Tragödie.

� Letzte Wendung = „strophe“

� In den Abgrund = „Kata“

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Katastrophen als Extreme oder als Systembrüche?

� Bei Erdbeben liegt die Definitionsgrenze nicht bei Stärke des Ereignisses, sondern bei der Frage, welche Schadens-Auswirkungen damit verbunden waren.

� Die Natur kennt keine Katastrophen. Ein meteorologisches Ereignis wird erst dadurch zu einer Katastrophe, dass davon Menschen und/oder Infrastruktur betroffen sind.

� Auch der Zeitfaktor spielt eine Rolle: Zeitlich begrenzte Katastrophen: Blatt, das vom Baum fällt, Wasser, das wieder abfließt.

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Das Überraschungsmoment der Katastrophen

� Tsumaniwellen im Dezember 2004: Indischer Ozean ca. 220.000 Opfer an den Küsten von 13 Ländern, weil überraschend

� Besonderer Fall: Die schleichende Katastrophe

� Beispiel: Frosch im wärmer werdenden Wasser.

� Gefährlichkeit deshalb, weil durch eine lange Zeit unbemerkte Struktur-Veränderungen passieren, die zunächst als ungefährlich erscheinen.

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Beispiel: Osterinseln

Der abrupte Bruch zur Katastrophe wird lange in winzigen Schritten vorbereitet:

Polynesische Bevölkerung auf den Osterinseln, es fiel den Einheimischen nicht auf, dass kontinuierlich zu viel Holz geschlägert wurde. Ca. 900 nach Christus war die relativ kleine Insel (30 mal 6 Km) komplett ohne Wald. Als am Ostersonntag 1722 die Insel vom ersten europäischen Seefahrer, dem Holländer Roggeveen, betreten wurde, gab es keinerlei Bäume mehr, die höher als 3 Meter waren. Die rivalisierenden Stämme der Osterinseln hatten einen ungeheuren Holzverbrauch, weil sie dieses für den Transport benötigten, um das Material für gewaltige Steinstatuen bis zu 87 Tonnen von den Steinbrüchen zu den Aufstellungsorten zu bringen. Zu spät erkannten sie, dass ihnen das Holz für den Bau der für ihre Ernährung (Fischerei) notwendigen Kanus plötzlich fehlte. Sie waren aber wegen der fehlenden Schiffe auch nicht mehr in der Lage, die Insel zu verlassen. Sie hatten sich allmählich selbst die Lebensgrundlage gefährdet.

� Beispiel: Aus J. Diamond , Kollaps. Warum Gesellschaften überleben oder untergehen. Frankfurt/Main (Verlag Fischer), 2005, S.105-123 ff.

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Weitere Beispiele als Prototypen für schleichende Katastrophen:

1) Der Erdölverbrauch

2) Die Überalterung der Bevölkerung in den meisten Industriestaaten.

3) Die zunehmende öffentliche Verschuldung.

Lit .: Günther OSSIMITZ - Christian LAPP , Katastrophen – systemisch betrachtet. In: Forum Österreichischer Wissenschaftler für Umweltschutz, Wissenschaft & Umwelt, Katastrophen in Natur und Umwelt, Wien, Dezember 2006, S. 55 – 66.

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Zum Erdölverbrauch:

Bislang gab es mit Erdöl – vor den so genannten Erdölkrisen keinerlei Probleme mit der Versorgung, die Wirtschaft wurde zusehends vom Erdöl abhängiger. Die Prognosen aus Meadows et. al in „Grenzen des Wachstums“ aus den siebziger Jahren sind (noch) nicht eingetroffen und es wird derzeit mehr Erdöl als jemals zuvor verbraucht. In einer längerfristigen Betrachtung wird klar, dass der bisherige bedenkenlose Verbrauch bald seinen Kulminationspunkt gefunden haben wird. Doch so lange es noch einigermaßen weiter geht, gibt es keine radikale Veränderung …

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Eskalierende Rückkoppelungen

� Beispiel:Katastrophenpotential des Wettrüstens

� Systeme mit einem endogenen Katastrophenpotential –Systeme, deren Funktionieren auf einem permanenten Wachstum aufgebaut ist, haben in sich den Keim zur finalen Katastrophe.

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Beispiele:

� Pyramidenspiele- die Letzten müssen unweigerlich „die Hunde beißen“.

� Krebszellenihr ungehemmtes Wachstum zerstört den Gesamtorganismus.

� VerschuldungsspiraleZur Abdeckung der alten Schulden werden laufend neue gemacht – die Zinsenlast steigt unaufhaltsam.

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Denkanstoss:

� Zwischen Scylla und CharybdisMeerenge von Messina

� Scylla: 6 köpfiges Ungeheuer, das 6 Opfer fordert

� Charybdis: Wirbelstrom, der das gesamte Schiff in den Abgrund reißt.

… wer nicht den Mut zur Skylla hat, geht zur Gänze un ter!

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„Fortschritt“ in Wirtschaft und Gesellschaft

� Ausgangspunkt: „neolithische Revolution“

� Nomaden versus Sesshaftigkeit

� (Thesen von Ferdinand Braudel )

� Periodisierungsversuche � (Altertum, Mittelalter, Neuzeit)

� „Herbst des Mittelalters“: Was passierte ab 1348?

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Stufentheorien

� Einfluss des Evolutionsgedankens (Charles Darwin )

� Friedrich List� Wilder Zustand (Jagd und Fischerei)� Hirtenstand � Agrikulturstand (Ackerbau)� Agrikultur-Manufakturstand (Landwirtschaft und Gewerbe)� Agrikultur-Manufaktur-Handelsstand (Landwirtschaft, Industrie und

Handel)

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Stufentheorien

� Bruno Hildebrand� Naturalwirtschaft (direkter Austausch von Produkten)� Geldwirtschaft (Einführung des universellen Tauschmittels Geld)� Kreditwirtschaft

� Karl Bücher� Hauswirtschaft� Stadtwirtschaft� Volkswirtschaft� Heute kann man hinzufügen: 4. Globalisierung

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Stufentheorien

� Karl Marx� Urkommunismus (These)� Sklavenhaltergesellschaft des Altertums (Antithese)� Feudalismus (Synthese = neue These)� Kapitalismus (Antithese)� Sozialismus (Synthese) = klassenlose Gesellschaft

� Colin Clark� 1940 "The Conditions of Economic Progress". � Primäre Produktion (von Grundstoffen durch Bergbau, Landwirtschaft

usw.)� Sekundäre Produktion (von Gewerbe und verarbeitender Industrie)� Tertiäre Produktion (Lieferung von Diensten an Haushalte, wie

Verkehrsleistungen, Schulen, ärztliche Betreuung, Unterhaltung usw.)

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Berufstätigenstruktur in Österreich

Berufstätigenstruktur in Österreich 1869 - 1991

0%10%20%30%40%50%60%70%80%90%

100%

1869

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1890

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1991

Agrarsektor Industriesektor Servicesektor

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Stufentheorien

� Walt Whitman Rostow� 1960 "Stages of Economic Growth". � Traditionelle Gesellschaft� Schaffung von Voraussetzungen für den wirtschaftlichen Aufstieg� „Take-off“� „Drive to Maturity“� Zeitalter des Massenkonsums� Stadium jenseits des Massenkonsums

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Soziale und umweltpolitische Auswirkungen

� Diskussionspunkte zum permanenten Fortschritt?

� Soziale und umweltpolitische Auswirkungen der produktionstechnischen Fortschritte.

� z.B.: Liste des Stanford Research Instituts

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Die Risikospirale

„Beim Umgang mit Gefahren, Chancen und Risiken werden technische Verfahrensweisen sowie institutionelle Regeln entwickelt, die Unsicherheit bewältigen wollen, aber ihrerseits neuartige Unsicherheiten schaffenkönnen, sodass eine Risikospirale in Gang gesetzt wird. Vermutlich handelt es sich hierbei um eine Universalie der Existenz innerhalb einer instabilen Welt. Die Vorstellung, historischer „Fortschritt“ müsse automatisch zu einer Zunahme der Sicherheit führen, ist hochproblematisch, nicht nur im Kontext industrieller Technik.“

� Rolf Peter SIEFERLE, Die Risikospirale. In: Forum Österreichischer Wissenschaftler für Umweltschutz, Wissenschaft & Umwelt, Katastrophen in Natur und Umwelt, Wien, Dezember 2006, S. 157– 166 f

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Soziale und umweltpolitische Auswirkungen

� Beispiel Dammbau:� bringt an sich mehr Sicherheit vor Überschwemmungen. � 1931 gab es in der chinesischen Provinz Honan Dammbrüche, bei denen mehr

als eine Million Menschen ertranken.

� Schlagwort: Technikfolgen-Abschätzung.

� Problem: menschliche Bedürfnisse, die immer weiter wach sen Weizsäcker hat 1989 dargelegt, dass das, was die reichsten 10 % der Menschheit an Ressourcen verbrauchen, nicht auf die übrigen 90 % ausdehnbar ist, ohne dass es zu einer ökologischen Katastrophe kommt. .

� Franz M. WUKETITS, Der Lebensstil, der zur Katastrophe führt. In: Forum Österreichischer Wissenschaftler für Umweltschutz, Wissenschaft & Umwelt, Katastrophen in Natur und Umwelt, Wien, Dezember 2006, S. 167– 173.

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Qualitatives Wachstum – Ein Ausweg?

� Ein Ausweg?

� Schlagwort: „Qualitatives Wachstum“

� Diskussionspunkt: � Wie entwickelt sich insgesamt der Technologische Fortschritt?� These von Alfred North Whitehead

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Die Bevölkerungsexplosion

� Das Bevölkerungswachstum induzierte neue Produktionsmethoden.

� 1000 v.Chr.: rund 100 Mio. Menschen� 1000 n.Chr: rund 300 Mio. Menschen

� Trotz Kriege, Seuchen und Hungersnöte im langen Trend unaufhaltsamer Anstieg der Bevölkerung, aber noch keine Bevölkerungsexplosion.

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Die Bevölkerungsexplosion

� Um 1600: erst 500 Mio. Menschen� davon 96 Mio. in Europa

� (= ca. 1/5 der Weltbevölkerung)

� Um 1850: über 1 Milliarde Menschen

� 2006: ca. 6,555 Milliarden Menschen

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Die Bevölkerungsexplosion

� Asien: 3968 Millionen mit Türkei = 60,5% � Afrika: 924 Millionen = 14,1 % � Europa: 732 Millionen ohne Türkei = 11,2 %� Lateinamerika

und Karibik: 566 Millionen = 8,6 % � Südamerika : 378 Millionen = 5,7 % � Nordamerika: 332 Millionen = 5,1 %� Ozeanien: 33 Millionen = 0,5 %

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Entwicklung der Weltbevölkerung

� Früher:hohe Kindersterblichkeit und hohe Geburtenziffern.

� Die mittlere Lebenserwartung war weit geringer:� Männer 1871-1880 35,6 Jahre, heute: 68 Jahre� Frauen 1870-1880 38,5 Jahre, heute: 74 Jahre

� Gründe für den Anstieg?

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Entwicklung der Weltbevölkerung

Oben: absolut in Millionen Menschen; unten: relativer Zuwachs pro Jahr in %

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Bevölkerungsentwicklung in Österreich

Bevölkerungsentwicklung in Österreich ab 1780

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Geburten- und Sterberate in Österreich

1875

1885

1895

1905

1913

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SterberateGeburtenrate

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Geburten- und Sterberate in Österreich 1875 - 1995

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Sorge vor Hungersnöten

� Ökonomische Dogmengeschichte:

� Turgot, Gesetz vom abnehmenden Ertragszuwachs.

� Malthusianismusbenannt nach Robert Thomas Malthus (* 1766 - † 1834)

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Zur realen Situation in Mitteleuropa

� Wilhelm Abel � Agrarkrisen und Agrarkonjunktur in Mitteleuropa vom 13. bis zum

19. Jahrhundert (Habilitationsschrift, Berlin–Hamburg 1935, 21966, 31978, japan. 1972, franz. 1973, ital. 1976, engl. 1980).

� Der Pauperismus in Deutschland am Vorabend der industrie llen Revolution (Dortmund 1966, Hannover 1970)

� Massenarmut und Hungerkrisen im vorindustriellen Europa . Versuch einer Synopsis (Hamburg–Berlin 1974, 1977, 1986).

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Agrarrevolution

� Agrarrevolution: Eine zentrale Voraussetzung der industriellen Revolution� Vgl. Thesen von Bairoch und Cipolla .� Beginn: ab 1700 in Holland.

� Massnahmen� Auflassung der Brache. Dauernder Fruchtwechsels anstelle der

Dreifelderwirtschaft.

� Einführung und Ausbreitung neuer Kulturen. (z.B. Rübe, Klee, Raps, Hopfen, Buchweizen, Mais, Karotten, Kohl und Kartoffel).

� Verbesserung der traditionellen und Einführung neuer Geräte. Verwendung von Eisen. Sense statt Sichel.

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Agrarrevolution

� Weitere Massnahmen� Auswahl von Saatgut und Zuchtvieh. Milcherträge pro Kuh

verdreifacht, Hektarerträge des Getreides steigen an.

� Ausdehnung der Bodenfläche und Melioration.

� Einsatz von Zugpferden für landwirtschaftliche Arbeiten. Gegenüber Ochsen um 50% schneller: Produktivitätssteigerung. Im 17. Jh. war es möglich, mit einem Ochsen ca. 0,4 Hektar pro Tag zu bearbeiten, nun schaffte man mit Pferden ca. 0,6 Hektar. Mit der Verbesserung des Pfluges stieg die Leistung Ende des 18. Jhs. auf 0,8 Hektar und mit dem Dampftraktor des 19. Jhs. auf 5 Hektar. Heute kann in 12 Stunden bis 40 Hektar bearbeiten.

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Agrarrevolution

� Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität.

� Europas Klima:Zusätzliche Nachfrage nach Textilien.

� Textilindustrie als „Leading Sektor“ der Industrialisierung.� Um 1840 in England 75% der Fabrikarbeiter in der Textilindustrie.

� Impulse für chemische Industrie und Hüttenindustrie.

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Industrielle Revolution

� Warum begann die Industrielle Revolution in Großbritannien?

� Großen Neuerungen in Textilindustrie und Maschinenbau.

� Weber James Hargreaves : erfand "Jenny" = Spinnrad mit bis zu 80 Spindeln

� Weiterentwicklung durch Richard Arkwright und Samuel Crompton .

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Industrielle Revolution

� Rationalisierung und Freisetzungen:Nach Einführung automatischer Spinnmaschinen mechanisierte man den Webvorgang.

� Englischer Landpfarrer Edmund Cartwright : � Erfinder des mechanischen Webstuhls.

� Später Verbindung mit Dampfmaschine als Antriebskraft = Maschinenweberei� 1760 GB importiert 2,5 Mio. Pfund Rohbaumwolle.� 1787 GB importiert 22 Mio. Pfund� 1837 GB importiert 366 Mio. Pfund Lit: David Landes , "Der entfesselte Prometheus".

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Industrielle Revolution

• Induktionswirkung auf weitere Produktionsbereiche:� Mehr Maschinen, mehr Eisen, mehr Bleichmittel, mehr Farbstoffe usw.

� Ernste Ressourcenprobleme während der Industriellen Revolution.

� Vgl. Kameralist Gottlob von Justi: � Bei Gleichbleiben des Verbrauches an Holz, wird dieses bald zu Ende

gehen.

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Industrielle Revolution

� Historisch motivierte Sorge:� Phänomen Verkarstung – Venedig als Hauptverursacher.

� Briten verspüren Holzmangel:� Problemlösung I: Importe aus Skandinavien� Wird seit Napoleon durch Kontinentalsperre unmöglich

� Problemlösung II: Neues Feuerungsmittel bei der Verhüttung des Erzes , um von der immer teureren Holzkohle unabhängig zu sein:

� Entwicklung der Verkokung durch Abraham Darby .

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Industrielle Revolution

� Doppelter Effekt: Unabhängigkeit vom Holz und Nutzung der englischen Kohlelagerstätten.

� Durch immer größere Hochöfen und das sogenannte "Puddelverfahren" gelang es England innerhalb kürzester Zeit, Eisen in jeder beliebigen Menge herzustellen und damit in Europa eine drückende Vormachtstellung zu erreichen.

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Symbol der Industriellen Revolution

� Symbol der industriellen Revolution war die Dampfmaschine :James Watt ( Patent 1769)

� Wichtigster Energiespender der damaligen Zeit.� Wurde in der Industrie, im Bergbau, wie auch im Fluss-, See- und

Landverkehr eingesetzt.� Dampfmaschine benötigte technische, wissenschaftliche und

handwerkliche Verfeinerungen. Präzision im Zylinderbau. Weitere Folgeentwicklungen, z.B. im Bereich der Werkzeugmaschinen.

� In der Industrie und der Arbeitnehmerschaft zunehmende Spezialisierung.

� Zunehmende Arbeitsteilung (Adam Smith – Vor- und Nachteile)

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Verkehrsrevolution

Prämissen der Globalisierung:� VERKEHRSREVOLUTION� Kanalbau: Wassertransport stets billiger als Landtransport

� Für Massengüter (schlechte Straßen) gab es in vorindustrieller Zeit im Landverkehr hohe Transportkostenbelastung.

� GB: Konsortien von Grundherren, Großkaufleuten und Unternehmern bauen Kanäle.

� 1761: Kanalverbindung zwischen Manchester und Hafen Liverpool. � 1777 "Grand Trunk" verbindet Liverpool mit Bristol.� Senkung der Frachtkosten um vier Fünftel.� Bis 1824 in England 4.000 km künstliche Wasserstraße.

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Verkehrsrevolution

� Straßenbau� Private pachteten vom Staat Straßen und übernahmen die

Verpflichtung, ihren Zustand zu verbessern.� Finanzierung durch "Chaussee-Gelder" .� John MacAdam , schottischer Wegebauingenieur

� Dampfschiff

� Vordringen Englands als Kolonialmacht: Aufschwung des Überseehandels

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Verkehrsrevolution

� Britische Handelsflotte� 1760: 487.000 Tonnen� 1780: 1,750.000 Tonnen� 1800: 1,900.000 Tonnen

� 1690 französischer Physiker Denis Papin : Dampfboot mit Schaufelrädern.

� Robert Fulton (1765-1815): Dampfschiff, Untersee-Boot und Seemine.

� Dampfer war um 2/3 schneller als ein Segelschiff.

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Verkehrsrevolution

� Forstmeister Josef Ressel : 1827 Patent für "Schiffsschraube".� Seereise von Liverpool nach New York:� Schaufelradantrieb: 27 Tage� Schiffsschraube: 15 Tage� Ab 1880 wurde für 80% der Neukonstruktionen Stahl

eingesetzt. � Neue Technologien setzten sich langsam durch.� Anteil der Dampfschiffe an der Gesamttonnage:

1847 4% der britischen Handelsflotte1850 6%1870 16%1900 75%

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Verkehrsrevolution

� Das Segelschiff war langsamer, aber im Betrieb billig. � Ab 1900 Dieselmotoren .� Damit begann das Öl die Kohle als Energieträger in diesem

Sektor zu verdrängen. � Vor dem Ersten Weltkrieg wurden nur 3% der englischen

Handelsschiffe mit Öl betrieben. � In den 20er Jahren stellte fast die gesamte Flotte auf Öl um.

� 1965 fuhren 95% mit Dieselmotoren oder mit ölbeheizten Dampfkesseln.

� Gesamttonnage 1913: 213 Mio. Tonnen� Hat sich seitdem mehr als verzehnfacht

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Verkehrsrevolution

� Vor dem Aufkommen der ersten Massengutfrachter um 1886wurde das Erdöl noch in Fässern mittels Segelschiffen nach Europa gebracht.

� Heute zählt der Bau von Riesentankern zu den wichtigsten Aufträgen. Mammutschiffe mit etwa 33.000 Tonnen verbautem Stahl und einer Tonnage von 250.000 Tonnensind keine Seltenheit.

� Die Gesamttonnage der britischen Handelsflotte um 1760 kann heute auf zwei Riesentankern untergebracht werden.

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Verkehrsrevolution - Eisenbahn

� Eisenbahnen� Abtransport der Kohle von den Gruben zu den

Industriezentren: Erste „Pferde-Eisenbahnen“.

� Idee zu dampfbetriebenem Fahrzeug: Denis Papin.

� Nicolas Cugnot : dampfbetriebene Zugmaschinen für schwere Geschütze.

� 1801 Richard Trevithick : englische Gesetzgebung war dagegen.

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Verkehrsrevolution - Eisenbahn

� George Stephenson (1781-1848): „Bahnbrecher“ der Eisenbahn.

� Stockton-Darlington (1825, 18 km/h).

� Liverpool-Manchester (1829, Reisegeschwindigkeit 30 bis 40 km/h, Höchstgeschwindigkeit 60 km/h.

� Eisenbahnboom in ganz Europa.� 1832 Paris nach Orléans, � 1835 Brüssel-Mechelen und Nürnberg-Fürth.

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Verkehrsrevolution - Eisenbahn

� Kosten der Massengutfrachten sanken auf ein Zwanzigstel, im Personenverkehr sanken die Kosten auf ein Drittel bis ein Fünftel.

� Arbeitsteilung Stadt-Land, Pendlerwesen.

� "Eisenbahnbaukrisen-theorien" (Cassel , Spiethoff , Marx und Tugan-Baranowsky ).

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Revolution im Kommunikationswesen

� Parallel zur Entwicklung des Eisenbahnwesens: Kommunikationswesen

� Telegraf: Gauß/Weber/Morse

� Telefon: Graham Bell .

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Ökologisches Bewusstsein

� Reicht bis in das späte 18. Jahrhundert zurück.

� Lange „Dominanz der Wälder und Wildnischarakter der Landschaft“.

� Merkantilismus bzw. Colbertismus : Ausnutzung der Forste.

� Theoretische Basis: Forstwirtschaftliche Abhandlungen, wie Hans von Carlowitz , Sylvicultura oeconomica (1713) und Gottfried Moser , Grundsätze der Forstökonomie (1757).

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Ökologisches Bewusstsein

� Langsam wachsende Eichen und Buchen wurden durch Fichten, Kiefern und Tannen ersetzt. Wildtiere wurden im Interesse des Waldes abgeschossen.

� Dennoch: Ende des 18. Jahrhunderts in Mitteleuropa Holzkrise.

� Holz wurde als Baustoff und als Holzkohle zur industriellen Feuerung verwendet. Glasfabriken benötigten Pottasche (aus Holz gewonnen), Papierfabriken brauchten Holzzellulose.

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Ökologisches Bewusstsein

� Eisenbahnbau benötigte Unmengen von Holz für Schwellen benötigt. Holzbedarf für Bergwerke und für aufkommende Elektrifizierung (Masten).

� Ende des 18. Jhs. kommt es mit Rousseau zur „Zurück zur Natur“-Bewegung“. Verklären des einfachen Bauernlebens.

� Industrielle Revolution überrollte das retrospektive Besinnen auf die Natur.

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Ökologisches Bewusstsein

� Auftreten von umweltbewussten Mahnern :

� Alexander von Humboldt (1808, „Ansichten der Natur“), beschreibt südamerikanische Urwälder. Verweist auf die Zusammenhänge zwischen Geographie, Meteorologie, Biologie etc.

� Heinrich Riehl , Verfasser der „Naturgeschichte des deutschen Volkes als Grundlage einer deutschen Sozialpolitik“ (1851-69). Trat auch für ein „Recht auf Wildnis“ ein, gegen allgemeine Verstädterung und Landschaftsverwüstung.

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Ökologisches Bewusstsein

� Schriftsteller und Journalist Peter Rosegger . Galionsfigur der „Heimatschutz-Bewegung“. Ziel: „Heimat in ihrer natürlichen und geschichtlich gewordenen Eigenart“ zu bewahren und „Rettung der einheimischen Tier- und Pflanzenwelt“ .

� Ende des 19. Jahrhunderts registrierte man, dass einzelne Tierarten und einzelne Pflanzensorten bereits vom Aussterben bedroht seien – als Reaktion wurden z.B. in vielen alpenländischen Regionen das Sammeln von Alpenpflanzen unter Verbote gestellt.

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Ökologisches Bewusstsein

� Allerdings geriet die Heimatschutz-Bewegung, die mit Autoren, wie Hermann Löns der kapitalistischen Ausbeutung der Natur entgegentrat, immer mehr in das nationalistische und rassistische Fahrwasser.

� 1866 hatte Ernst Häckel in seinem Buch „Generelle Morphologie der Organismen“ den Begriff der Ökologie geprägt und er sprach sich für eine Beachtung der Wechselbeziehungen zwischen allen Organismen in einem Biotop aus.

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Nominaler Erdölpreis 1985-2006

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Ölkrisen 1973 und 1979

� Ölkrise = Ölpreisanstiege, die zu Rezessionen führen.

� Ölkrise 1973 � OPEC drosselt Ölproduktion um ca. 5 %.� 17. Oktober 1973: Ölpreis steigt von drei Dollar pro Barrel (159 Liter)

auf über fünf Dollar. Anstieg = ca. 70 Prozent. � Im Folgejahr stieg der Ölpreis auf über zwölf Dollar.� „Ölembargo“ (Algerien, Irak, Katar, Kuwait, Libyen, Saudi-Arabien und

die Vereinigten Arabischen Emirate) wegen Yom-Kippur-Krieg.� Störanfälligkeit und Abhängigkeit der Industriestaaten wurde sichtbar.� Reaktion: Austrokeynesianismus� 1 autofreier Tag pro Woche, Energieferien im Februar und Sommerzeit.

� Ölkrise 1979� Förderungsausfälle und Unsicherheit Revolution im Iran und Angriff

Iraks auf Iran (Erster Golfkrieg).

O.Univ.-Prof. Dr. Gerald Schöpfer 58Peak Oil PraktikumI:WSUI:WSUI:WSUI:WSU

Schlusswort

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