uni[ma]gazin 2/2015

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Auf Ritalin ins Luftschloss unimagazin Ausgabe 2015 | 02 Unabhängiges Mannheimer Studierendenmagazin

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Das uni[ma]gazin ist ein von Studierenden der Universität Mannheim erstelltes unabhängiges Magazin, das einmal im Semester gedruckt wird und durchgehend online erscheint. Das Magazin ist komplett eigenständig und unabhänig von der Uni sowie dem AStA und kann deshalb auch über kritische Themen objektiv berichten.

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Auf Ritalinins Luftschloss

unimagazin

Ausgabe 2015 | 02

Unabhängiges Mannheimer Studierendenmagazin

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2 unimagazin campusleben

ABSOLVENTUM MANNHEIMAbsolventennetzwerk der Universität Mannheim e. V.SchlossD-68131 Mannheim

Telefon +49(621)181-1057Fax +49(621)181-1087E-Mail [email protected] www.absolventum.de

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3 editorial unimagazin

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Dann komm zum uni[ma]gazin!

Erstiabend: 16.09., 19 Uhr, EW 159

Wöchentliche Redaktionssitzung jeden Mittwoch in EW 159, 19 Uhr. Mitmachen jederzeit möglich!

Es brodelt im Topf der Hochschulfinanzierung

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Baby, Bib, Bachelor – Studieren mit Kind

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Flügel verleihen – Vorurteile beseitigen

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DIY – Mensarezepte lecker nachgekocht

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Nicht ohne mein Fahrrad! 16

Frauen gründen anders 18

Schon vor dem Abschluss ausgebrannt

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Auf Ritalin ins Luftschloss24

Döner-Ästhetik27

Nützlicher Krempel30

Klebrige Kunst32

Leinen los im Hafen49!35

Musikjournalismus-Workshop35

Inhalt Editorial

Liebe Studierende,

Stress im Uni-Alltag kennen wir alle zur Genüge, gerade die Klausurenphase kann uns geradezu in den Wahnsinn treiben. Viele KommilitonInnen helfen in dieser Zeit mit Kaffee, Traubenzucker oder Energydrinks nach um länger wach zu bleiben. Aber es gibt auch Studierende, denen das nicht genug ist, die noch einen entscheidenden Schritt weiter gehen: Unsere Titelgeschichte widmet sich dem Phänomen Ritalin. Das Medikament lässt einen fokussiert werden, man kann besser lernen. Es birgt aber auch viele Risiken und ist deshalb verschrei-bungspflichtig. Wir haben mit einem Konsumenten gesprochen und uns mit den Auswirkungen auf die Betroffenen sowie die Studienlandschaft beschäftigt.Nur wenige greifen tatsächlich zu solchen Mitteln. Andere hingegen müssen Medikamente nehmen, da die Erschöpfung sie krank gemacht hat; das Krank-heitsbild Burnout ist auch in der Unilandschaft nicht mehr unbekannt. Mit viel Stress haben auch die Gründerinnen zu kämpfen, die wir in unserem Artikel über Startup Gründungen von Frauen vorstellen. Ob dieser sich gelohnt hat, findet ihr ab Seite 18 heraus.Wenn Ihr danach noch nicht genug vom uni[ma]gazin habt, dann werdet selbst aktiv: Kommt zu unseren Treffen und werdet Teil unserer Redaktion!

Dora Köhler & Paul RamischChefredaktion

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Es brodelt im Topf der Hochschulfinanzierung

Allein der Begriff „Hochschulfinanzierung“ klingt schon zu trocken, um sich damit wirklich beschäftigen zu wollen. Doch was sich in diesem Jahr an der Universität Mannheim aus diesem Wort herausholen lässt, ist alles andere als langweilig.

Der Topf, der Finanzierungsmaßnahmen, Pakte, Buchungssysteme und vor allem Einsparungen umfasst, brodelt und schon bald wird so einiges, was wir Studierende

als selbstverständliche Leistungen der Universität genießen, verdampft sein.

Text: Clara Schäper · Foto: Paul Ramisch

Geschlossene Bib-Türen schon um sieben? Mit den Kürzungen wird das wahrscheinlich Realität.

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Was ist also der aktuelle Stand? Wie wir bereits im April online berichteten, gilt ab diesem Jahr der neue Hochschulfinanzierungspakt „Perspektive 2020“, der vor allem die Grundfinanzierung der Hochschulen er-höht. Tatsächlich ist diese Erhöhung hauptsächlich eine Umschichtung der zweckgebundenen Qualitäts-sicherungsmittel, die früher mal die Studiengebühren waren. Diese ca. sechs Millionen Euro pro Hochschule wurden in Baden-Württemberg nur an der Universität Mannheim voll ausgeschöpft und in die Verbesserung der Lehre gesteckt. Die meisten anderen Hochschulen des Landes profitieren nun von der Umschichtung, da sie Gelder, die bei ihnen vorher nicht abgerufen wur-den, jetzt in der Grundfinanzierung flexibler einsetzen können. Dieter Zinser, Leiter des Rektoratsbüros der Uni Mannheim erklärt, „wir wer-den nun dafür ‚bestraft’, unsere Hausaufgaben gemacht zu ha-ben“.

Das Qualitätssicherungsmit-tel-Gremium (QSM), welches bisher für die Verteilung dieser Mittel an unserer Universität zu-ständig war, traf sich Ende letz-ten Semesters, um seine Auflö-sung bekannt zu geben. Wie sich allerdings heraus stellte, sind noch „alte“ QSM übrig, weil sie nicht, wie ursprünglich geplant, ausgegeben wurden. In den kommenden Wochen und bis spätestens 31.12.2016 muss nun das „alte“ Gremium nochmal ta-gen denn nur sie dürfen über die alten Mittel verfügen. Max Meisenheimer, ehemaliger Vorstand und Mitglied des Gremiums erklärt, dass die letzte Amtshandlung des Gremiums das Erstellen eines „Rankings der Anträge“ war, welches dem Rek-torat übergeben wurde und zeigen sollte, welche An-träge dem Gremium besonders wichtig waren. In die weitere Planung der Neuverteilung der Mittel, die nun als Teil der Grundfinanzierung im alleinigen Entschei-dungsspielraum des Rektorats liegen, wurde das Gre-mium allerdings nicht mehr mit eingebunden.

Sparmaßnahmen sind unausweichlich

Aber wo liegt nun das Problem? Die Gelder sind nicht weg, sie liegen nur nicht mehr unter der Mitbestim-mung der Studierenden und sind nicht wesentlich erhöht worden. Also kann doch alles beim Alten blei-ben? Leider nein. Zusätzlich zu dem Hochschulfinan-zierungspakt kommen schon ab diesem Semester wirksame, erhebliche Sparmaßnahmen auf unsere Universität zu. Herr Zinser betont, dass man hier klar zwischen Pakt und Einsparungen differenzieren müs-se. Bereits seit ca. drei Jahren wirtschaftet die Univer-sität Mannheim mit einem Defizit, das früher oder spä-

ter durch Einsparungen ausgeglichen werden musste. „Die Kürzungen müssen jetzt gemacht werden, da die Steigerung der Grundfinanzierung bis 2017 nicht groß genug ist, um das Defizit auszugleichen“, so Meisen-heimer. Nach dem Motto „Man muss mal sparen, aber es kommt ja der neue Pakt“ (Meisenheimer) wurde das Angebot der Universität z.T. noch erweitert und aus den Vollen geschöpft.

Jetzt wird die Universität also von der Realität ein-geholt und kündigt ein straffes Sparprogramm an, um das Loch im Haushalt zu stopfen. Das Ergebnis der Dekane nach erster Prüfung der Finanzlage war: kei-ne Einsparungen über eine Millionen Euro, wobei hier manche Fakultäten, wie zum Beispiel die Sozialwis-senschaften stärker betroffen sein werden, als ande-

re, wie zum Beispiel die VWL die noch aus Rückzahlungen eines vergebenen Kredites an die Uni-versität schöpft.

Am 11. Juni tagte der Univer-sitätsrat. Hier äußerte sich das Rektorat zum ersten Mal seit Be-ginn des Semesters mit Zahlen und Fakten über die Sparmaß-nahmen. Ein paar Tage später bei der Verkündung dieser ge-genüber AStA und Fachbereichs-vertretungen klangen die vorge-stellten Maßnahmen allerdings nicht mehr, wie Herr Zinser noch im Mai erklärte, nach Grundzü-gen, die erst im Herbst beschlos-sen werden würden, sondern nach einem festen Plan, der nur

noch den Dekanen zum „Abnicken“ vorgestellt wird.

Die Studierenden bleiben außen vor

Die harten Fakten sind Einsparungen von insgesamt 3,5 Millionen Euro. Diese fallen zu 1,8 Millionen den Fa-kultäten, also der direkten Lehre zur Last (Tutorien, PC-Pools, etc.), und zu 1,7 Millionen den Institutionen und der Zentrale der Universität. Hier verteilen sich die ge-nauen Sparbeiträge mit ca. 600.000 - 700.000 Euro auf die Universitätsbibliothek, mit 200.000 Euro auf das Rechenzentrum, mit ca. 300.000 Euro auf das Studium Generale und mit ca. 700.000 Euro auf die Zentrale. Nun liegt es an den Fakultäten und den Institutionen, zu entscheiden, wie sie die Einsparungen am wenigs-ten schmerzhaft umsetzen.

Wie sich die Situation auf Übungen, Lehrangebote und Seminare der einzelnen Fakultäten (die ursprüng-lich verlauten ließen, die Sparbeträge dürfen bei Ih-nen eine Millionen Euro nicht überschreiten) genau auswirkt, bleibt nun abzuwarten. Erschwert wurde die Analyse der Finanzen zusätzlich durch Probleme mit dem neuen Buchungssystem von SAP. Seit Sommer letzten Jahres wurde dieses ohne Schulungen der An-

„ Jetzt wird die Universität von

der Realität eingeholt und

kündigt ein straffes Sparprogramm an.“

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gestellten an unserer Universität eingeführt. Bis zu Beginn der Semesterferien hat kein einziger Kontoinhaber, sprich auch keine Fakultät, kein Lehrstuhl und kein Sekretari-at Kontoeinsicht gehabt. Gestemmt wird die Arbeit an diesem Problem vom Studienbüro, zusätzlich zu deren normal ausgelastetem Alltag, bei dem im Rahmen der Einsparungen auch Stellen gekürzt werden. Herr Zinser ver-spricht hier eine „bessere Übersicht“, sobald das System, das seit den Ferien läuft, etab-liert ist.

Von 6 Millionen zu 750.000 € Mitbestimmung

Übersicht ist ein gutes Stichwort, denn wer bei diesem Finanz- und Zuständigkeitsge-schiebe noch den Überblick behält: Respekt. Die intransparenten Entscheidungsfindungen und Prozesse lassen uns Studierende eher außen vor als mittendrin. Die Studierenden-vertreter, die über das Semester hin stets in Gesprächen mit dem Rektorat „vertröstet“ und zum Abwarten verdammt waren sehen sich nun den blanken Zahlen gegenüber. Sie müssen in dem Wirrwarr aus Gebuhle um Gelder nun entscheiden, wo sie die Ihnen obliegenden 750.000€, die die Restpossen der QSM-Mittel darstellen, einsetzen, näm-lich dort, wo die Einsparungen uns Studenten am meisten tangieren. Das neue, verkleiner-te Gremium das sich aus Vertretern aus ASta und Fachbereichsvertretern zusammenstellt, konstituiert sich noch diesen September neu.

Es besteht also „keine kausale Verbindung zwischen Sparmaßnahmen und Finanzie-rungspakt“ (Zinser) und doch erinnern die Zustände stark an die „Verhandlungen hinter verschlossenen Türen“, von denen Max Mei-senheimer, der auch Landeskoordinator der Juso-Hochschulgruppen Baden Württemberg ist, berichtet. Bereits im Sommer letzten Jah-res forderten die Studierenden von der Lan-desregierung mehr Mitsprache in Gestaltung und Planung des neuen Hochschulpaktes. Es wurde damals zwar ein Treffen mit den Frakti-onsvorsitzenden anberaumt, aber für die Stu-dierenden kam dabei „nichts Gutes“ heraus. Auch unser Rektor Professor Dr. Ernst-Ludwig von Thadden kritisierte den Prozess durch-gängig. Die baden-württembergische Wis-senschaftsministerin Theresia Bauer betont in einem Interview mit „campus tv“ im Mai, dass diese „gewisse Einbuße an Mitspra-cherechten“ in der studentischen Mitbestim-mung gerechtfertigt sei. Rektoratsleiter Herr Zinser sieht den Fall, dass die Universität nun

immerhin freieren Umgang mit den Geldern habe als Glücksfall.

Den Studierenden bleibt vorerst nur übrig hinzunehmen, dass das Angebot an der Uni-versität eher „weniger wird, als mehr“, wie es der Rektor bereits bei der Erstsemesterbegrü-ßung im Herbstsemester 2014 ankündigte.

Die konkrete Einschnitte:Konkrete Einschnitte, die durch die Grundfinanzierung getragen werden sind:•  Kürzung der Öffnungszeiten der Bibliothek

auf 8-19 Uhr (während der Bestand an Literatur kaum eingeschränkt wird), Kompromisslösungen wie ein Rotationsmodell der Öffnungszeiten zwischen den Bibliotheksbereichen oder Schließung der Bibliotheken an Sonntagen werden diskutiert.

•  Einsparungen am Rechenzentrum. VPN-Client, eCUM, Drucker und weitere Serviceleistungen, die den Studienalltag aufrecht erhalten, werden aber als unverzichtbar bestehen bleiben.

•  In den Fakultäten gibt es voraussichtlich ein verkleinertes Angebot an Übungen, Seminaren und Tutorien.

•  Bei den Studienbüros sowie Stellen, die sich mit Internationalisierung beschäftigen, wird weniger gekürzt. Das Rektorat wird eine halbe Stelle im Sekretariat einsparen, die Gleichstellungsbeauftragte der Uni wird weniger gut ausgerüstet und die universitäre KiTa wird als solche nicht mehr weiter betrieben werden.

•  Am 14.10. findet die nächste Uniratssitzung statt, für diese planen Fachbereichsvertreter und Fachschaftsrat eine „Aktion“, die die Beteiligung und Anteilnahme aller Studenten unterstreichen soll. Außerdem findet eine Podiumsdiskussion mit der Kanzlerin, dem Rektor und dem Leiter des Rektoratsbüros, sowie drei Studierendenvertretern zu dem Thema Hochschulfinanzierung statt.

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Sparen an der Spardiskussion Die studentische Diskussion geht am

eigentlichen Thema vorbei und die Universität nutzt die Situation, um die Mitbestimmung der Studierenden zu

beschneiden. Kommentar: Paul Ramisch

Eine Universitätsbibliothek, die bis 19 Uhr geöffnet hat? Das hat zurecht auf Facebook einen Sturm der Entrüstung ausge-löst. Schon jetzt ist in der Prüfungsphase ab einer gewissen Uhrzeit kaum ein Platz zu finden. Mit den eingeschränkten Zeiten wird sich dies noch verschärfen. Gerade Studierende, die auf regelmäßigen Zugang zur Fachliteratur angewiesen sind, werden darunter besonders leiden.

Zwei weitere Aspekte gehen aber in der Diskussion bisher unter: Zum einen ist da die Einschränkung der studentischen Mitspracherechte, ausgelöst durch die – grundsätzlich neut-rale – Umverteilung in den Geldtöpfen. Gerade nun, wo mas-sive Sparmaßnahmen durchgeführt werden müssen, ist es fatal, dass die Studierendenschaft ihrer Mitbestimmungs-rechte beraubt wird. Anstatt echter Mitbestimmung gibt man sich großzügig und lädt zum unverbindlichen Dialog ein.

Fataler noch sind aber die Auswirkungen für die Lehre und die Forschung. Eingeschränkte Bibliotheksöffnungszeiten sind zwar plakativ, aber die Lehre und die Forschung sind die beiden Grundpfeiler einer Universität. Grundpfeiler, die nun untergraben werden. Die Folgen sind für die Studieren-den kaum abzuschätzen und werden auch nicht öffentlich diskutiert. Aber genau diese Diskussion bräuchte es nun, denn der Kahlschlag ist unausweichlich.

Und wer sind die Schuldigen? Die Universität hatte of-fenbar darauf gehofft, dass die Mittel erhöht werden und die aktuellen Defizite damit ausgeglichen werden können. Zwar wurden bereits im letzten Jahr Sparmaßnahmen ange-kündigt, deren Umfang war jedoch unklar. Nun wurden die Mittel vom Land nicht erhöht und die Misswirtschaft muss beseitigt werden. Verschlimmert wird die Situation durch Intransparenz, Unwissenheit und ein Kompetenzwirrwarr. Keine gute Werbung für das Mekka der Betriebswirtschafts-lehre.

Die Probleme, die mit der SAP-Finanzhaltungssoftware auftreten, weil an Einführungsschulungen gespart wurde, muten da an wie blanker Hohn. Diese führen dazu, dass die zum Sparen gezwungenen Stellen keinen Einblick in ihre ei-genen Finanzen besitzen. Vielleicht sollten die Verantwortli-chen im nächsten Semester die Vorlesung Wirtschaftsinfor-matik für Nebenfachstudienerde besuchen – sofern diese nicht schon eingespart wurde. WWW.ALTEFEUERWACHE.COM

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Wenn das neue Semester beginnt, habe ich vor allem folgende „Probleme“: „Das Semi-nar um 08:30 Uhr klingt toll, aber 08:30 Uhr ist ja wirklich sehr früh. Vielleicht doch lieber das weniger interessante Seminar um 10:15 Uhr und dafür länger schlafen? Und freitags in die Uni ist auch doof, weil ja donnerstags immer der Schneckenhof ansteht. Ich muss außerdem noch dieses Referat für nächste Woche vorbereiten und die Bewerbung für mein Auslandssemester abgeben. Naja, ma-che ich morgen!“ Ein Kind kommt da nicht vor.

Deutschlandweit haben ungefähr fünf Pro-zent aller Studierenden Kinder. Mannheim liegt mit drei bis vier Prozent unterhalb des Durchschnitts. Karla Leideck gehört zu diesem kleinen Kreis Minderheit und ihre Freundin Isabel Klaverfeld in wenigen Tagen auch. Kar-la ist 28 Jahre alt, verheiratet, hat zwei Kinder im Alter von zwei und drei Jahren und studiert Englisch und Politikwissenschaft auf Lehramt an der Universität Mannheim. Ihre Freundin Isabel ist zum Zeitpunkt des Interviews nur wenige Tage von ihrem Geburtstermin ent-fernt, seit Kurzem verheiratet und studiert ebenfalls Lehramt. Dass unsere Tagesabläufe sich stark unterscheiden, wird mir ziemlich schnell bewusst. Als wir uns gemeinsam mit Isabel um 10:00 Uhr zum Interview treffen, ist Karla schon seit vier Stunden wach. Ihre beiden Kinder sind schon in der Kita und das Seminar um 08:30 Uhr hat sie auch schon be-

sucht. Ich bin gerade mal eine Stunde wach, musste mich nur um mich selbst kümmern und komme trotzdem fünf Minuten zu spät. „Meine Kinder machen mich zwangsweise zum Frühaufsteher“, erklärt Karla lachend. „Während meine Kommilitonen über Vorle-sungen und Seminare in B1 meckern, passen die perfekt in meinen Tagesablauf.“ Beide sehen den größten Unterschied zwischen Studierenden mit und ohne Kind vor allem in den unterschiedlichen Tagesabläufen und der Strukturierung des Alltags. Während ich mei-ne Kurse so lege, dass sie nicht mit meinen Schlafzeiten kollidieren und dann schaue, ob sie mich thematisch interessieren, achten Karla und Isabel auf ganz andere Dinge: „Ich wähle meine Kurse nicht nach den interessan-testen Themen aus, sondern danach, welches Seminar zeitlich am besten passt. Das Semi-nar um 08:30 Uhr passt für mich super, weil ich dann nach der Krippe direkt in die Uni kann. Vorlesungen um 17:15 Uhr sind für mich natürlich unpraktisch, weil ich da bei meinen Kindern sein möchte“, erklärt Karla.

„Meine Kinder machen mich zwangsweise zum Frühaufsteher“

Die beiden Frauen haben sich bewusst für Nachwuchs entschieden, sind sich aber nicht einig, ob das Studium tatsächlich der per-fekte Zeitpunkt zum Kinderkriegen ist. Karla erklärt, dass sie die Vorteile vor allem in ih-

Baby, Bib, Bachelor– Studieren mit Kind

Mit Studierenden verbindet man lange Tage in der Bibliothek, Ausschlafen,

aufregende Auslandssemester und durchfeierte Nächte. Kinder tauchen in diesen Vorstellungen eher selten auf. Aber wie genau studiert es sich eigentlich mit Kind?

Ist das Studium wirklich der richtige Zeitpunkt für Familienzuwachs?

Text: Samira Franzel · Fotos: Tamara Milutinović

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rer zeitlichen Flexibilität sieht und nicht komplett aus dem Studium aussteigen muss, wie zum Beispiel im Job: „Wenn eines meiner Kinder krank wird, kann ich eine Vorlesung auch mal spontan sausen lassen und mir die Unterlagen von einer Freundin besorgen. Das geht beim Arbeiten natürlich nicht so einfach. Au-ßerdem sehe ich es auch als Vorteil, dass ich nicht komplett aussteigen muss, sondern einfach weniger Kurse belegen kann. Ich denke, es ist schwer wieder rein zu kommen, wenn man länger ausschließlich Mut-ter war“, erklärt Karla. Natürlich ist sie sich auch der Nachteile bewusst, denn ein Auslandsstudium ist für Studierende mit Kind natürlich nicht so einfach zu or-ganisieren und die Vortragsreihen, die hauptsächlich abends stattfinden, kann sie auch nicht besuchen. Isabel erwartet ihr erstes Kind in wenigen Tagen und sieht auch Vorteile bei Eltern mit festen Jobs: „Ein fes-tes Gehalt macht die Sache mit Sicherheit um einiges leichter. Außerdem werde ich wahrscheinlich ein Jahr länger studieren müssen.“

Bei finanziellem und rechtlichem Beratungsbe-darf können sich Studierende mit Kind in Mann-heim an Doris Neubauer vom Studierendenwerk wenden. Die Sozialberaterin weiß, welcher Zeitauf-wand werdenden Müttern und Vätern bevorsteht, um verschiedene Arten der Unterstützung zu er-halten und kennt auch die weiteren Anlaufstellen: „Die häufigsten und schwierigsten Fragen sind vor allem, welche Form der Unterstützung Studierenden zusteht und welche Unterstützungen sich gegensei-tig ausschließen. Es ist nicht so einfach zu wissen, ob man Wohngeld bekommen kann oder wie es sich mit dem BAföG verhält, wenn das Kind erst mal da ist“, erklärt die Diplom-Sozialberaterin. Neben der Sozialberatung bietet das Studierendenwerk Mann-heim auch diverse Betreuungsangebote. Insgesamt stehen Studierenden 93 Plätze für ihren Nachwuchs in Krippen und Kindergärten zur Verfügung. Bereits ab einem Jahr können die Kinder tagsüber betreut werden, während Mama und Papa fleißig sind. Das

Mit dem Babybauch in die Uni: Für Isabel war das im letzten Semester normal.

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einzige Problem: Pendelnde Studierende können das Betreuungsangebot nicht wahr-nehmen.

„Kinder sind keine Pakete und der Alltag mit Kind wird häufig ganz anders laufen als schwangere Studierende es sich im Vorhinein ausgemalt haben.“

Nachwuchs erfordert viel Verantwortung und kann mitunter an den Nerven zehren, weiß auch Karin Jörns, psychologische Beraterin an der Universität Mannheim. Oftmals brauchen Studierende auch Unterstützung von außen, denn insbesondere Geldknappheit ist ein häufiges Problem, mit dem Studierende mit Kind zu kämpfen haben. Die Diplom-Sozialar-beiterin zeigt oftmals auch auf, welche Vortei-le Studierende mit Kind nutzen können, von denen sie noch nichts wussten. Dazu gehören zum Beispiel Sonderregelungen bei der Kurs-wahl, die Möglichkeit eines Prüfungsrücktrit-tes, wenn das Kind krank ist, und auch, dass die Universität darauf achtet, dass Vorlesun-gen zu familienfreundlichen Zeiten stattfin-den, um Eltern den Alltag mit ihrem Kind zu erleichtern. „Kinder sind keine Pakete und der Alltag mit Kind wird häufig ganz anders laufen als schwangere Studierende es sich im Vorhi-nein ausgemalt haben.“ Es ist in Ausnahme-fällen möglich, ein Kind mit in eine Vorlesung zu nehmen. Aber was tun, wenn das Kind

quengelt? Es ergibt aber genauso wenig Sinn, schon ein Urlaubssemester zu beantragen, wenn man noch den Schwangerschaftstest in der Hand hält. Studienplanung ist wichtig. Die zukünftigen Eltern sollten sich dann fest-legen, wenn es notwendig ist. Somit können sie sich möglichst viel Flexibilität erhalten“, erklärt die Beraterin. Generell müssen sich Studierende, die ein Kind bekommen möch-ten, über ihren wirtschaftlichen Status im Klaren sein. Eine wichtige Rolle spielt auch, welche Entlastungsmöglichkeiten vorhanden sind, ob Großeltern in der Nähe sind, es einen anderen flexiblen Babysitter gibt und welche Aufgaben der Partner übernehmen kann und will.

Aber was sagen eigentlich Kommilitonen und Dozenten zu schwangeren Studierenden und Kindern in Vorlesungen? „Meine Freunde und die meisten meiner Kommilitonen haben positiv reagiert und sich für mich gefreut. Al-lerdings kommt man sich schon wie ein Exot vor, denn die Blicke bleiben natürlich nicht aus, wenn ich hochschwanger über den Eh-renhof laufe“, erklärt Isabel. Karla berichtet auch von einigen negativen Erfahrungen: „Ich bekam schon oft Blicke und Kommentare von Mitstudierenden, nach dem Motto: ‚Konnte die nicht richtig verhüten oder was?‘ Sowas ärgert einen natürlich schon. Die Dozenten sind aber durchweg sehr nett und zeigen

Isabel und Karla im Gespräch mit unserer Redakteurin Samira.

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Verständnis, wenn man mal fehlt oder eine Deadline verschieben muss. Und solange die Kinder in der Vorlesung ruhig sind, kann ich sie auch jederzeit mitbringen.“

„Meine Prioritäten haben sich komplett verschoben.“

Isabel freut sich schon auf den Nachwuchs und hat auch schon einen groben Plan, wie der Alltag als kleine Familie aussehen soll: „Mein Mann nimmt vier Wochen Elternzeit, wenn unsere Tochter auf der Welt ist. Im Herbstsemester wird er dann nachmittags auf sie aufpassen, während ich versuchen werde, meine Kurse auf den Nachmittag zu legen. Im Frühjahrssemester 2016 hoffe ich, dass wir sie in der Krippe unterbringen können. Das ist zumindest unser Plan“, erzählt sie lachend.

Auch Karlas Mann war nach der Geburt des ersten Kindes zwei Monate zu Hause. Heute gehen beide Kinder in eine Krippe und ver-bringen Zeit mit den Großeltern. „Organisati-on ist die halbe Miete“, erklärt Karla. „Außer-dem ist es wichtig, dass man sich auf seinen Partner verlassen kann und man als Team zu-sammenarbeitet. Natürlich läuft nicht immer alles wie geplant, aber meine beiden Kinder würde ich auf keinen Fall wieder hergeben, für kein Auslandssemester und keine durchfeier-ten Wochenenden der Welt. Meine Prioritäten haben sich komplett verschoben. Nach einer versauten Klausur geht die Welt nicht unter. Wenn meine Kinder krank sind, macht mir das schon mehr Sorgen“, erklärt die Studierende mit einem Augenzwinkern.

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Im Winter gen Süden – viele Zugvögel tau-schen in unseren Breitengraden den Winter gegen den Sommer aus. Eine Gemeinsam-keit, die sie mit vielen jungen Deutschen tei-len: Seit 2008 sind mehr als 20.000 Deutsche mit „weltwärts“, dem Freiwilligenprogramm des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), in Länder wie Nicaragua und Nepal gereist, um sich in Bereichen wie Bildung oder Gesund-heit zu engagieren. Umgekehrt ist das nur selten der Fall, aber Richard Muhizi hat sei-ne Chance ergriffen. Er lebt seit Ende August in Mannheim und arbeitet in der Diakonie Werkstatt Neckarau. Muhizi hat in Uganda BWL studiert; statt Unternehmen zu beraten, betreut er jedoch seit sieben Monaten unent-geltlich täglich 12-17 Menschen mit Behinde-rung. Die Werkstatt arbeitet eng mit mehr als 70 Unternehmen in der Umgebung zusam-men. Muhizis Projektgruppe faltet Verpa-ckungen für ein Gesundheits-Unternehmen. „Ich betreue die Gruppenmitglieder, helfe bei Schwierigkeiten und kontrolliere ob alle benötigten Materialien vorhanden sind. Wenn ein Betreuer krank ist, helfe ich aber auch mal in einer anderen Gruppe aus“, so Muhizi. Dafür bekommt er vom BMZ im Rah-men des Bundes-Freiwilligen-Dienst 350€ im Monat und seine Gastfamilie einen Unkos-tenbeitrag.

2011 beginnt die Vereinsgeschichte der Zugvögel. Einige weltwärts-Freiwillige in Ecuador gründeten noch vor Ort einen Verein, um jungen Ecuadorianer/-innen die Chance auf einen Freiwilligendienst in Deutschland

Flügel verleihen – Vorurteile beseitigen

Mannheim ist seit mehreren Monaten das Zuhause von Richard Muhizi. Der

26-Jährige aus Ruanda ist einer von sechs Freiwilligen in Deutschland denen der Verein „Zugvögel, interkultureller Süd-Nord Austausch e.V.“ Flügel verleiht und damit

zu mehr Verständigung beitragen will.

Text: Samira Franzel · Illustration: Paul Ramisch

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zu geben. In anderen Ländern gibt es ähnliche Ide-en; der Zusammenschluss zum heutigen Zugvögel Verein mit aktuell 300 Mitgliedern die sich in 22 Re-gionalgruppen engagieren, folgt schnell.

Nach seinem Jahr in Namibia wollte sich Tobias Stäbler, weltwärts-Heimkehrer und Teil der Regi-onalgruppe Mannheim/Heidelberg, weiter enga-gieren und die Idee der Zugvögel überzeugte ihn gleich: „Interkultureller Freiwilligenaustausch ist momentan eine Einbahnstraße, das wollen wir ändern“. Gemeinsam organisieren sie Spenden-aktionen oder Informationsveranstaltungen zu

entwicklungspolitischen Themen. Zusammen mit einem weiteren Mitglied ist Stäbler Muhizis Beglei-ter während dessen Zeit in Mannheim. Die beiden organisierten im Vorfeld zusammen mit der Regi-onalgruppe eine passende Projektstelle und eine Gastfamilie, vor Ort helfen sie vor allem mit Hür-den wie der Einrichtung eines eigenen Kontos und notwendigen Versicherungen. Der Verein finanziert sich durch seine Mitgliedsbeiträge und Spenden – letztere werden ausschließlich für das Freiwilligen-programm verwendet.

„Ja, wir haben sogar Internet und ich skype regelmäßig mit meinen Eltern“

Nach seinem Abschluss an der Universität in Ugan-da wollte Muhizi neue Erfahrungen sammeln, sei-ne Familie war zuerst skeptisch, denn Vorurteile gegenüber Deutschland gibt es auch in Ruanda: „Viele Leute glauben, dass alle Deutschen in Saus und Braus leben und keinerlei Sorgen haben. Das ist natürlich Quatsch. Aber genauso falsch ist die Vorstellung von vielen Europäern, dass alle Afrika-ner arm sind“ erzählt Muhizi. „Ja, wir haben sogar Internet und ich skype regelmäßig mit meinen El-tern“ fügt er mit einem Augenzwinkern hinzu.

Genauso wichtig wie das Freiwilligenprogramm ist es für die Zugvögel Machtungleichgewichte zu thematisieren, die während der Kolonialzeit ent-standen sind und bis heute bestehen: „Sich global frei zu bewegen ist für viele Deutsche mittlerwei-le eine Selbstverständlichkeit. Für den Großteil der Erdbevölkerung ist das aber nicht so einfach“, sagt Stäbler. Der Verein spricht nicht von „Entwick-lungs-“ oder „Schwellenländern“ sondern immer vom „Globalen Süden“. Diese Einteilung ist nicht geographisch zu verstehen sondern stellt eine soziopolitische Einordnung dar. Damit wollen die

Zugvögel klar machen, dass die ungleiche Vertei-lung von Machtverhältnissen im täglichen Diskurs aufrechterhalten wird, erklärt Stäbler: Der globale Norden, „die „fortschrittliche“ westliche Welt, de-finiert, welches Land entwickelt und welches un-terentwickelt ist und demonstriert so seine Über-legenheit. Unsere Freiwilligen engagieren sich da, wo sie wirklich gebraucht werden. Das sehen wir als ersten Schritt in Richtung Gleichberechtigung.“ Die Partnerorganisationen im jeweiligen Land wäh-len die Kandidaten selbstständig aus, so soll ein „westlicher“ Blick vermieden werden.

Muhizi fliegt im August zurück nach Ruanda und möchte zusätzlich soziale Arbeit studieren. Die-se Idee kam ihm während seines Engagements in Mannheim. Seine Zeit in Deutschland wird ihm feh-len, da ist er sich sicher: „Ich werde meine Arbeit und die neuen Leute sehr vermissen. Außerdem kann man in Ruanda nicht so einfach und komfor-tabel reisen aber ich freue mich natürlich auf mei-ne Familie und Freunde. Außerdem freue ich mich, allen von meinen Erfahrungen in Deutschland zu erzählen damit Vorurteile hoffentlich bald kein Thema mehr sind – weder in Deutschland noch in Ruanda.“

„Interkultureller Freiwilligenaustausch ist momentan eine Einbahnstraße, das wollen wir ändern“

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DIY – Mensarezepte lecker nachgekochtDaherreden, wie schlecht das Essen in der Mensa immer schmeckt, ist leicht. Wir

stellen euch drei Rezepte vor, mit denen ihr Klassiker aus der Mensaküche einfach und preiswert zu Hause nachkochen könnt. Viel Spaß beim Nachkochen und natürlich

einen Guten Appetit!Text & Fotos: Julia Keith

Biolachs mit Tagliatelle an Zitronensauce Nicht ganz so preiswert wie das Original aus der Men-sa, geschmacklich jedoch 1a. Und das sollte selbst den größten Sparfuchs überzeugen.

Zutaten für 1 Portionen: 100 g Biolachsfilet 3,30 €200 ml Sahne 0,40 €1 Zitrone 0,59 €150 g Tagliatelle 0,30 €Etwas Öl, Mehl, Salz, Pfeffer und Paprika

Preis: 4,60 €

ZubereitungZuerst das Nudelwasser aufsetzen. Wenn es kocht die Tagliatelle hineingeben und nach Packungsan-weisung garen. Währenddessen die Zitrone halbieren und auspressen. Das Lachsfilet mit etwas Zitronensaft beträufeln und mit Salz und Pfeffer würzen.Sobald die Nudeln im Wasser sind, das Fischfilet mit etwas Öl in einer Pfanne auf kleiner Stufe anbraten. Am besten den Lachs nur einmal wenden, da dieser ansonsten schnell zerfällt. In einem separaten Topf die Sahne mit dem restlichen Zitronensaft mischen und erwärmen. Mit etwas Salz, Pfeffer und Paprika abschmecken und fertig ist die Soße.

Brokkolicremesuppe Im Ranking um die schlechtesten Gerichte ist die Suppe in der Mensa ganz vorne mit dabei. Hier ein Suppenrezept, das nach mehr als der salzigen Maggie-Gewürzmischung schmeckt und das preislich selbst der Tütensuppe Konkurrenz macht.

Zutaten für 2 Portionen: 250 g Brokkol 1,19 €1 mittelgroße Kartoffeln 0,20 €1 Karotte 0,16 €½ Zwiebel 0,15 €100 ml Sahne 0,20 €WasserEtwas Öl, Salz und Pfeffer

Preis: 1,90 €

ZubereitungDie rohe Kartoffel und die Karotte schälen und in Würfel schneiden. Die Brokkoliröschen abschneiden und einen Teil des Stiels ebenfalls würfeln. Die Kartof-felwürfel kurz in etwas Öl anbraten, mit dem Wasser ablöschen und den Brokkoli hinzugeben. Mit Wasser aufgießen, bis das Gemüse knapp bedeckt ist. Das Ganze etwa 15 Minuten köcheln lassen. Anschließend die Suppe mit einem Pürierstab pürieren, mit der Sahne verfeinern und nach Belieben mit Salz und Pfeffer würzen.Tipp: Auf diese Weise lassen sich alle möglichen Cremesuppen zubereiten. Einfach den Brokkoli durch das Gemüse eurer Wahl ersetzen.

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Gemüselasagne Natürlich dürfen auch die Vegetarier unter euch nicht zu kurz kommen. Gemüselasagne selbst zuzuberei-ten ist vielleicht ein wenig aufwändig, dafür kann man aber auch genau die Gemüsesorten wählen, die einem am besten schmecken.

Zutaten für 2 Portionen:

½ Zucchini 0,30 €½ Aubergine 0,30 €1 Zwiebel 0,30 €1 kleine Dose Erbsen 0,89 €1 kleine Dose Mais 0,89 €1 Dose stückige Tomaten 0,50 €Lasagneplatten 0,50 €100 ml Milch 0,15 €100g geriebener Käse 0,80 €1 EL Butter, 1 EL MehlEtwas Öl, Salz und Pfeffer

Preis: 4,60 €

ZubereitungZwiebeln, Aubergine und Zucchini würfeln und in einer Pfanne andünsten. Mit den Tomaten ablöschen, die Soße aufkochen lassen und anschließend Erbsen und Mais hinzufügen. Ein wenig würzen und fertig ist die Gemüsefüllung.Für die Béchamelsauce die Butter in einem kleinen Topf bei mittlerer Hitze zum Schmelzen bringen und mit dem Mehl vermengen. Anschließend die Milch hinzugeben und gut verrühren, bis keine Klümpchen mehr zu sehen sind. Die Mischung kurz aufkochen und solange köcheln lassen, bis sie eindickt. Aber Achtung: Immer gut rühren, da die Sauce schnell anbrennt!Nun immer abwechselnd die ungekochten Lasag-neplatten, eine dünne Schicht Béchamelsauce und reichlich Gemüsefüllung in einer Auflaufform schich-ten, bis sie gefüllt ist. Nun die Lasagne mit dem Käse bestreuen und für 35 - 40 Minuten bei 180°C im Ofen backen. Wenn der Käse schon dunkel ist, aber die Lasagne noch nicht gar, die Auflaufform einfach mit etwas Alufolie abdecken.

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16 unimagazin

Nicht ohne mein Fahrrad! Das Fahrrad ist für viele Studierende das Transportmittel der Wahl. Man ist schneller

als zu Fuß, von Fahrplänen und Ticketpreisen unabhängig und kann sich die laufenden Kosten für ein Auto sparen. Doch was tun, wenn das Fahrrad gestohlen

oder beschädigt wurde?

Text: Dora Köhler · Foto: Emil Winklmeier via jugendfotos.de

Fahrraddiebstähle sind gerade in Unistädten häufig, denn dort wo viele Studierende leben, sind auch vie-le Räder zu finden. Laut der Kriminalstatistik des BKA (Bundeskriminalamts) wurden im letzten Jahr deutsch-landweit 339.760 Fahrraddiebstähle gemeldet, von denen jedoch lediglich 9,6% aufgeklärt wurden. Herr Schätzle von der Polizei Mannheim erzählt, dass die meisten Fahrräder in Mannheim in Bahnhofs- und Uni-versitätsnähe gestohlen werden. Insgesamt gab es in Mannheim im vergangenen Jahr 2004 gemeldete Fahr-raddiebstähle. Die wenigsten wurden aufgeklärt. Die 2004 Diebstähle beinhalten keine Fälle unbefugten Gebrauchs, also wenn ein Rad „ungefragt ausgeliehen“ wird und an anderer Stelle wieder auftaucht; insgesamt ist die Zahl daher noch etwas höher. Im Jahr 2013 wur-den in Mannheim etwa 80 Fälle weniger gemeldet.

Ist es aussichtslos sein Rad zu schützen?Wer dem Fahrradklau entkommen möchte, sollte selbstverständlich in ein gutes Schloss investieren. Die Abteilung des ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahr-rad Club e.V.) in Mannheim gibt den Hinweis, dass der Wert des Schlosses etwa zehn Prozent des Fahrrad-wertes entsprechen sollte. Am schwierigsten zu kna-cken sind Bügelschlösser. Diese sind allerdings auch am teuersten. Wer sich bei der Wahl des Schlosses unsicher ist, kann außerdem auf das Siegel des ADFC achten. Es weist darauf hin, dass das Schloss von dem Verein auf seine Sicherheit geprüft wurde. Des Wei-teren gilt die Devise: Anschließen und nicht nur ab-schließen, denn viele Schlösser fungieren höchstens als Wegfahrsperre, das Rad kann sonst immer noch weggetragen werden.

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Gestohlene Räder werden selten für den Eigen-bedarf genutzt. Meistens werden sie weiterver-kauft und zuvor oftmals umlackiert, sodass sie nicht mehr auf Anhieb erkennbar sind. Bestimm-te Teile werden auch einzeln verkauft. So kann es passieren, dass Diebe mit einem hochwertigen Rad bis zu 1000€ Gewinn erzielen. Damit Fahrrä-der, trotz neuem Anstrich, weiterhin dem Besitzer zugeordnet werden können, kist es möglich diese zu codieren. Dabei wird eine Nummer auf das Rad graviert und danach registriert. Diese Codierung macht, sofern Diebe sie bemerken, das Rad für den Weiterverkauf uninteressant.

In Mannheim bietet die Jugendverkehrsschule Radcodierungen nach telefonischer Absprache an, die Polizei veranstaltet des Öfteren Aktionen, bei denen Codierungen möglich sind und die Fahrrad-werkstatt BIOTOPIA am Bahnhof bietet ebenfalls an Fahrräder zu kodieren.

Soll das Rad einmal länger am Bahnhof stehen, kann außerdem das Fahrradparkhaus von BIOTO-PIA genutzt werden. Dort kann das Rad sicher un-tergestellt und jederzeit wieder abgeholt werden. So ist es vor Dieben sicher. Eine Tagesparkkarte gibt es für einen Euro.

Und was wenn es schon zu spät ist?

Geklaute Räder sollten trotz geringer Aufklärungs-rate bei der Polizei gemeldet werden, ansonsten stehen die Chancen auf Wiedererlangung noch schlechter. Sollte beispielsweise „nur“ der Reifen zerstochen worden sein, kann die Fahrradwerk-statt des AStA der Uni weiter helfen. Sie stellt Werkzeug und Knowhow zur Verfügung und hilft beim Reifenwechsel ebenso wie bei der kaput-ten Gangschaltung. Während der Vorlesungszeit ist die Werkstatt dienstags in L9, 7 von 14:00 bis 16:00 Uhr zu finden.

Ist das Fahrrad verschwunden oder bei einem spontanen Ausflug einfach nicht dabei, kann ein Fahrradverleih die Rettung sein. Ab August 2015 geht eine vom AStA organisierte Kooperation mit VRN Nextbike in die Testphase. Bis November können Studierende der Uni Mannheim die VRN Nextbike-App mit ihrer Uni-Email-Adresse herun-terladen und den Fahrradverleih für 30 Minuten kostenfrei nutzen. Über einen Fortbestand der Ko-operation wird nach der Evaluation der Testphase entschieden.

Tatsächlich gelten jedoch nur zwei goldene Re-geln, damit Fahrräder in Mannheim nicht abhan-denkommen:

1. Schließe dein Fahrrad immer ab, egal für wie lange du es aus den Augen lässt.

2. Lass das Fahrrad nicht am Bahnhof stehen, selbst wenn es an einen Laternenpfahl ge-schweißt wurde.

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„Man muss diesen Gründergeist mitbringen, das heißt, den Willen, etwas von Null aus aufzubauen mit wenig Mitteln. Man muss bereit sein, enorm viel zu geben, auch wenn der Erfolg sich erst später einstellt“. Laut Maria Pentschev, der Mitgründerin des Sockenlabels von Jungfeld, sind das die Eigenschaften, die Frau als angehende Gründerin mitbringen sollte.

Längst gilt nicht mehr nur Berlin als Hotspot für Start-Up-Unternehmen. Auch Städte wie Mannheim werden immer interessanter als Standorte für junge Unterneh-mensgründerInnen. Neben von Jungfeld haben auch die drei Frauen von Kuchen im Glas ihren ersten Laden hier eröffnet und verschicken von Mannheim aus ihrGe-bäck im Glas nach ganz Deutschland. Für den Standort Mannheim sprachen die guten Konditoreien, ein pas-

sendes Netzwerk und die Möglichkeit der räumlichen Zusammenarbeit der drei. Die Stadt Mannheim unter-stützt bereits durch die acht branchenübergreifenden Existenzgründungszentren der mg: mannheimer grün-dungszentren gmbh über hundert Unternehmen und ist damit Vorreiter in Baden-Württemberg. Eines dieser Zentren ist das Gründerinnenzentrum gig7, welches speziell Frauen in allen Gründungsphasen unterstützt.

Ob Start-Up, Praxis oder Restaurant; in G 7 wird Frau-en ein Umfeld geboten, in dem genau darauf eingegan-gen wird, wie jede Einzelne von ihnen gründen möchte. Das Motto lautet hier: Frauen gründen anders. Und das sei auch gut so, wie Barbara Limbeck, die Leiterin des gig7, verrät. Ihrer Erfahrung nach haben Frauen andere Denkstrukturen, was das Gründungsverhalten angeht,

Die drei Frauen von Kuchen im Glas: Alexandra Bald, Stephanie Becker und Linda Dröge · Foto: Anna Logue

Frauen gründen anders Mannheim wurde in den letzten Jahren für Unternehmensgründungen immer

beliebter. Wer selbst mit dem Gedanken spielt, ein Start-Up ins Leben zu rufen, findet im Gründerinnenzentrum gig7 eine Anlaufstelle. Von ihren Erfahrungen, Höhen und

Tiefen, berichten die Gründerinnen der Mannheimer Start-Ups „Kuchen im Glas“ und „von Jungfeld“.

Text: Leonie Ader, Natalie Buss und Ann-Christin Schiller

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arbeiten sehr sorgfältig und risikobewusst. Vie-le wollen aus eigener Kraft heraus etwas auf die Beine stellen und sich durch gute und genaue Planung gegen mögliche Rückschläge absi-chern. Das gig7 sei ein Raum frei von Rivalität und Ellbogenmentalität, dort werde die indivi-duelle Gründungs- und Lebenssituation in der Beratung berücksichtigt.

Beratungsangebote, wie sie das Gründerin-nenzentrum anbietet, seien laut Pentschev sehr sinnvoll: „Diese Institutionen sind sehr gut zu-geschnitten auf alle Formen der Existenzgrün-dung, nicht nur auf Start-Up-Unternehmen“. Das Kuchen im Glas-Team bekommt beispielsweise Unterstützung vom gig7, indem es die Räum-lichkeiten für Büro und Ladengeschäft zu ver-günstigten Mietkonditionen nutzen kann. Hinter Kuchen im Glas stehen jedoch keine gänzlich un-erfahrenen Geschäftsfrauen. Die Geschäftsidee wurde bereits 2006 online umgesetzt, das Team bestehend aus Linda Dröge, Alexandra Bald und Stephanie Becker besteht aber erst seit 2012.

Der Mangel an Frauen im Unternehmertum ist spürbar

In die kostenfreie Vorgründungsberatung des gig7 können aber auch Frauen kommen, die bis-her nur eine Idee mitbringen, aber noch keine

praktischen Erfahrungen haben. Im Rahmen des „EXI-Gutschein-Mannheims“, einer Initia-tive des Verbunds Start im Quadrat können zu-sätzlich je nach individuellen Voraussetzungen Seminare, Coachings und individuelle Beratun-gen in Anspruch genommen werden, sodass auch Nicht-BetriebswirtInnen das passende Handwerkszeug zur Existenzgründung an die Hand gelegt wird.

Frauen stehen dabei anderen Herausforde-rungen gegenüber als Männer. Hier ist nicht nur die Frage nach der Vereinbarkeit von Beruf und Familie gemeint, sondern auch der spürbare Mangel an Frauen im Unternehmertum. „Man kann schon sagen, dass es eine Männerdomä-ne ist. Es gibt relativ wenige Frauen in dieser Branche, das merkt man besonders auf Netz-werktreffen“, sagt Pentschev. Die Idee zu von Jungfeld hat sie zusammen mit dem Mannhei-mer Student Lucas Pulkert entwickelt, da sich die Persönlichkeiten der beiden im Geschäfts-leben sehr gut ergänzen. Ein gut harmonieren-des Team ist für den Erfolg einer Gründung laut Pentschev essentiell.

Damit junge Frauen einen Start ins Unter-nehmertum finden, kann es laut Limbeck sehr hilfreich sein, im Austausch mit anderen Grün-derinnen zu stehen. Erfolgsgeschichten gibt

„Man kann schon sagen, dass es eine Männerdomäne ist. Es gibt relativ wenige

Frauen in dieser Branche“

Das Gründerinnenzentrum im Quadrat G7 Foto: Leonie Ader

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es beim gig7 zahlreiche: Mehrere Apotheke-rinnen haben den Schritt von Angestellten-verhältnis zur Selbstständigkeit gewagt, eine alleinerziehende Kellnerin ist nun selbst Che-fin in ihrem Restaurant und ein Team junger Frauen hat eine internationale Altenpflegever-mittlung ins Leben gerufen. Achtzig Prozent all jener, die nach der Beratung des gig7 tat-sächlich gründen, können ihr Unternehmen etablieren. Trotzdem gibt es einige, die aufge-ben oder merken, dass die Selbstständigkeit doch nicht das Richtige für sie ist. Oft ist dies jedoch kein Scheitern, sondern eine bewusste Entscheidung. Was bleibt, sind wertvolle Er-fahrungen und Know-how.

Für Studentinnen der Universität Mann-heim wird einmal im Monat ein Erstbera-tungsgespräch des gig7 in der Uni angeboten. Schließlich sollte keine gute Idee an Zag-haftigkeit scheitern. Die vier Stammberate-rinnen des Gründerinnenzentrums können aufgrund ihrer zahlreichen Erfahrungen re-alistische Einschätzungen geben. Sie selbst waren in verschiedenen Branchen angestellt und selbstständig und können den baldigen Gründerinnen ihre Erlebnisse und Netzwerke im Kunst- und Kulturbereich, der Unterneh-mensberatung, im Controlling und der Krea-tivwirtschaft zu Nutze machen. Auch bei Ter-minen, wie Besuchen bei Versicherungen oder Geldgebern, können die Frauen auf Wunsch von den Beraterinnen begleitet werden. Durch eine vertrauensvolle Unterstützung ist eine Spezialisierung nicht in allen bürokratischen Schritten notwendig. Stattdessen sind mehr zeitliche und gedankliche Ressourcen frei, um sich auf die Weiterentwicklung von Geschäft-sidee zu konzentrieren. Und das trägt auch in Mannheim zu einer interessanten und vielfäl-tigen Unternehmenskultur bei.

unimagazin kaleidoskop

„Die weibliche Perspektive steht im Vordergrund.“

Die gebürtige Berlinerin Lea-Sophie Cramer war nach ihrem

BWL-Studium an der Universität Mannheim unter anderem Beraterin

bei der Boston Consulting Group und für die Rocket Internet GmbH

tätig. Ende 2012 gründete sie zusammen mit Sebastian Pollok

das E-Commerce Start-Up Amorelie und vertreibt seitdem online Sexspielzeug und Dessous.

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In Mannheim, wo Sie selbst Ihr BWL-Studium abgeschlossen haben, gibt es ein Gründerinnenzentrum, das Gründungsinteressierten und Unternehmerinnen ein vielfältiges Angebot an Beratung und Coaching bietet. Das Motto lautet: Frauen gründen anders. Würden Sie dieser Aussage zustimmen?

Eine Frage, die man aus meiner Sicht nicht pau-schal beantworten kann. Frauen haben auf viele Sachen einen anderen Blickwinkel als Männer und auch andere Führungsansätze. Das kann dann natürlich auch dazu führen, dass sie anders gründen und führen.

Mit welchen Herausforderungen wurden Sie in der Gründungsphase von Amorelie speziell als Frau konfrontiert?

Von der Ansprache oder Akzeptanz hat sich im Vergleich zu vorherigen Jobs nichts geändert. Natürlich macht man sich immer im Vorfeld Ge-danken, aber das liegt mehr an dem generellen Wagnis, einen Neuanfang zu starten, als an einer speziellen Branche. Ich weiß aber, dass ich in die-sem Punkt privilegiert bin und bei meinen bishe-rigen Jobs „Glück“ hatte, weil die Tatsache, dass ich eine Frau bin nie ein Thema war. Zudem habe ich viel Rückendeckung und Unterstützung erfah-ren. Es gibt jedoch immer noch genug Beispiele, bei denen das Geschlecht zum Thema gemacht wird und mehr als die Qualifikation zählt. Das ist mehr als falsch und wir sollten alles geben, um diesen Umstand zu ändern.

Welche Vorteile hatte es, Amorelie nicht allein, sondern zusammen mit Sebastian Pollok ins Leben zu rufen? Wie ergänzen Sie sich?

Ein tolles Team zeichnet sich dadurch aus, dass 1 + 1 mehr als 2 ergeben. Das erlebe ich bei uns genau so! Dadurch, dass wir ein geschlechter-gemischtes Gründerteam mit unterschiedlichen Blickwinkeln sind, wirken diese sich positiv auf unser Geschäft aus und gerade in unserem Busi-ness, das sich mit Liebe und Körperlichkeit be-schäftigt, spielen beide Geschlechter eine Rolle. Man kann sich gegenseitig ergänzen und ausglei-chen. Zu zweit macht es zudem mehr Spaß und schwierige Zeiten durchlebt man leichter.

In einem Interview mit der Berliner Morgenpost sagten Sie: “Wir sind ein hochwertiger Lifestyle-Onlineshop für die moderne, selbstbewusste Frau und ihren Partner.“ Wie sprechen Sie speziell die Bedürfnisse von Frauen an? Fällt Ihnen das leichter, weil Sie selbst eine Frau sind?

Unser Fokus liegt bei Frauen und Paaren ab 25 Jahren. Bei der Kommunikation stellen wir die weibliche Perspektive in den Vordergrund, sprich frische, bunte Farben, ein schlichtes Design und natürliche Bilder von Frauen und Paaren (ohne Nacktheit). Bei Paaren sind es meist die Frauen, die entscheiden, welches Produkt gekauft wird oder nicht. Ich gehöre genau zu unserer Zielgrup-pe, oder anders gesagt, ich komme aus der Ziel-gruppe heraus und kann somit die Bedürfnisse von diesen Frauen sicherlich leichter verstehen.

Was würden Sie den potenziellen Start-up Gründerinnen der Universität Mannheim raten? Welche persönlichen Eigenschaften müssen sie mitbringen?

Es ist sehr wichtig, flexibel zu bleiben und sich immer wieder neu zu fokussieren. Genauso wich-tig ist es, sich ein gutes Netzwerk aufzubauen, um von neuen Ideen, spannenden Leuten oder neuen technischen Fortschritten früh zu erfah-ren. Natürlich sind Mut, Ehrgeiz und Risikobe-reitschaft Eigenschaften, die mitgebracht werden müssen. Aber all das bezieht sich sowohl auf Gründer als auch auf Gründerinnen. Man sollte an die Idee glauben und sich nicht unterkriegen lassen. Gründet etwas, an dem ihr lange mit Op-timismus und Spaß weiterarbeiten wollt. Meine Erfahrung ist auch, dass es durchaus Sinn ergibt, so viel wie möglich über seine Ideen zu sprechen. Viele halten ihre Ideen geheim, verpassen aber so unheimlich wichtigen Input von den vielen Menschen, mit denen man sich austauscht. Ich habe mit ein paar weiteren Business Angels eine Beteiligungsgesellschaft namens Starstrike Ven-tures (www.starstrike-ventures.com) gegründet, um unsere Erfahrungen gründungsinteressierten Abiturienten, Studenten, Schülern oder Arbei-tenden weiterzugeben und auch Kapital zu inves-tieren. Ich kann nur raten, diese Expertise, den Austausch und die Erfahrung zu nutzen. Deshalb schreibt uns gerne eine E-Mail !

Ihre Heimatstadt Berlin hat den Ruf einer Kreativschmiede. Hier sammeln sich neben Amorelie noch viele weitere Start-ups. Sehen Sie Mannheim als attraktiven Standort für die Gründung eines Start-ups?

An Berlin ist toll, dass man durch die ganze Start-up-Szene super netzwerken kann. Das könnte zu Anfang in Mannheim fehlen. Im Grunde kann sich aber überall etwas bilden, wo kluge Köpfe sitzen und das ist an der Universität Mannheim auf je-den Fall so.

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Der einstige Klischeestudent, der guten Gewissens nach der letzten Party erstmal einige Tage schläft und Universitätsgebäude grundsätzlich meidet, scheint heute nur noch selten auffindbar. Der Mythos fleißi-ger Studierender entspricht stattdessen immer mehr der Realität, was spätestens einige Wochen vor den Prüfungen unschwer aus den müden Gesichtern in überfüllten Bibliotheken abzulesen ist. Verantwort-lich dafür könnten die inzwischen stark durchstruk-turierten Studienpläne sein, die deutlich mehr Ar-beitsaufwand abverlangen und für Nebenjobs und Freizeitaktivitäten nicht mehr viel Zeit lassen. Doch nicht alleine die Umstellung auf die neuen Studien-gänge schafft erschwerte Umgebungsbedingungen, auch auf dem Arbeitsmarkt werden Flexibilität und Zusatzqualifikationen, wie ehrenamtliche Tätigkei-ten, immer öfter vorausgesetzt. Dass schon einigen Studierenden der hohe Leistungsdruck zum Verhäng-nis wurde, zeigt eine vom HIS 2010 veröffentlichte Befragung deutscher Exmatrikulierter zu den Motiven

ihres vorzeitigen Studienabbruchs. Dabei gaben 20% der Befragten an, das Studium beendet zu haben, weil sie sich den hohen Anforderungen nicht gewach-sen fühlten. Der direkte Vergleich belegt außerdem, dass es in Bachelorstudiengängen häufiger zu einem Abbruch kommt als in herkömmlichen Studiengän-gen.

Studierende der Universität Mannheim suchen immer häufiger psychologische Beratung auf

Ratsuchenden bietet das Studierendenwerk Mann-heim mit der psychologischen Beratungsstelle (PBS) einen Anlaufpunkt. 2013 nahmen bereits 733 Studie-rende die Hilfe in Anspruch; die Anfragen sind seit den Vorjahren deutlich gestiegen. Am häufigsten werden Lern- und Leistungsprobleme angesprochen, dazu werden zunehmend Prüfungsangst, Selbstwert-probleme und Depressionen genannt. 16,9% der Per-sonen äußerten sogar Suizidgedanken, die vermut-lich das Resultat dieser Ängste sind.

Schon vor dem Abschluss ausgebrannt

Während ein Studium früher einmal die wohl ungezwungenste Zeit des Lebens

bedeutete, ist es heute mit weitaus mehr als wilden Studipartys verbunden. Der Diplom-Psychologe Dr. Christoph Abel erklärt, welche Folgen zu

hoher Leistungsdruck haben kann und zeigt, wie man stressige Prüfungsphasen auch ohne Burnout erfolgreich meistert.

Text & Foto: Nadine Reuter

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Auch Dr. Christoph Abel schließt psychische Erkrankungen als Folge des hohen externen Drucks nicht aus. Der Diplom-Psychologe ist selbst Absolvent der Uni Mannheim und arbeitet aktuell in einer Psycho-therapeutischen Praxis in Köln. Das Hauptproblem der Umstellung auf Bachelor- und Masterstudiengänge sieht er in dem Autonomieverlust, der aus der stärkeren „Verschulung“ des Studiums resultiert: „Studieren-de haben weniger das Gefühl, Herr ihres Schicksals zu sein, sondern sie werden fremdbestimmt und Fremd-bestimmung schafft viel Stress.“ Eine Diagnose des Erschöpfungssyn-droms, das vielen auch als Burnout bekannt ist, ist daher heute, sogar vor Eintritt in den Arbeitsmarkt, gar

nicht so abwegig. Bei der Vorberei-tung auf Prüfungen wird schließlich eine Stresssituation geschaffen, de-ren psychischer Druck unter ande-rem von Schlaflosigkeit und Interes-senlosigkeit begleitet werden kann. Doch nicht jede Stresssituation hat direkt ein Burnout zur Folge. Das zen-trale Problem sieht Dr. Abel in dem Zustand der Belohnungsarmut, der speziell durch das Zurückstellen so-zialer Bedürfnisse, wie Beziehungen oder Freundschaften, kreiert wird. Verbietet man sich solche Belohnun-gen über einen längeren Zeitraum, kann daraus schnell eine Depressi-on resultieren, zu der Burnout nur eine Zusatzdiagnose ist. Irgendwann ist dann eine Erholung trotz Pausen nicht mehr möglich, der Prozess nimmt weiter seinen Lauf und kann letztlich bis hin zur totalen Erschöp-fung führen.

„Man sollte darüber nachdenken, wie sehr man seine Grundbedürfnisse noch erfüllt.“

Durch das frühe Erkennen von An-zeichen kann oft noch rechtzeitig eingeschritten werden, da Burnout vielmehr ein schleichender Prozess als ein plötzlicher Zustand ist. Oft betrachtet man sich anfangs nicht als gefährdet, weshalb ehrliche Rückmeldungen von Freunden und Bekannten über eigene Verhaltens-änderungen für eine realistische Selbsteinschätzung hilfreich sind. Eindeutige Warnsignale sind laut Dr. Abel die langfristige Vernachlässi-gung sozialer Beziehungen, ein ge-ringes Gefühl der Selbstbestimmung und ein abnehmender Selbstwert.

Auch wenn ein Studium mit Stress verbunden ist, dürfen zusätzlich der Spaß am Lernen und Phasen der Er-holung nicht zu kurz kommen. Um in Belastungssituationen einem Burn-out direkt vorzubeugen, betont er, dass ausreichend guter Schlaf und gesunde Ernährung unerlässlich sind. „Es ist sehr wichtig, dass das parasympathische Nervensystem, das für Erholung und auch die Konso-lidierung von Lernprozessen zustän-dig ist, aktiviert wird.“ Trotz engem Zeitplan, sollten deshalb zweimal 20 Minuten pro Tag zur Regenerie-rung, beispielsweise durch moderate sportliche Aktivitäten oder Meditati-on, aufgebracht werden.

Obwohl das Befolgen dieser Rat-schläge effizientes Lernen deutlich erleichtert, sind für die Vermeidung eines Burnout-Syndroms auch das ei-gene Leistungsverhalten und der in-dividuelle Umgang mit Misserfolgen entscheidend. Wer sehr perfektionis-tisch ist und damit zu hohe Ansprü-che an sich selbst stellt, setzt sich nur noch zusätzlich unter Druck und ist stärker gefährdet. Es kann ja nicht jede Klausur mit Bravour bestanden werden und vielleicht wird sich der ein oder andere sogar eingestehen müssen, dass das falsche Studien-fach gewählt wurde, ohne es direkt als persönliches Scheitern zu emp-finden. So lautet der abschließende Rat des Experten: „Ball flach halten, Ansprüche senken und realistisch sein. Alle wollen immer so toll sein und man vergisst darüber, zufrieden zu sein.“

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Googelt man „Ritalin“ und „Studium“ findet man Artikel, die bereits 2009 ver-öffentlicht worden sind. Das Ganze ist also keine komplett neue Erscheinung, Fakten zum Thema sind dennoch rar. In einer 2011 von der Uni Mainz durchge-führten Studie gaben etwas mehr als zwei Prozent der befragten Studieren-den an, schon einmal Stimulanzien wie Ritalin als „cognitive enhancement“ genommen zu haben. Laut aktuelleren Zahlen aus dem diesjährigen ZEIT-ON-LINE Drogenberichts haben vier Pro-zent das Mittel „schon mal probiert“. Ein Massenphänomen scheint es also auch nicht zu sein, was auch Katja Bär, Pressesprecherin der Universität Mann-heim, bestätigt: „Ritalin ist nur am Rand ein Thema“, erklärt sie auf Nachfrage des uni[ma]gazins. Für Sie geht das Phänomen auf den zunehmenden Druck mit dem Studierende zu kämpfen haben zurück. „Gerade in der BWL“, sagt Bär, „machen sich die Studierenden großen Druck. Man kommt mit einem Einser-Schnitt hier an die Universität und auf einmal ist man nur noch von solchen

Einserkandidaten umgeben und die Ausdifferenzierung findet statt.“ Auch hier sind also nur vage Vermutungen zu finden, daher haben wir nach Studie-renden gesucht, die tatsächlich Ritalin zur Leistungssteigerung konsumieren und haben Andreas* kennen gelernt. Andreas studiert nicht BWL, sondern VWL an der Universität Mannheim. Er ist einer, den man wohl als Durchstarter bezeichnen würde: Notendurchschnitt Eins-Komma, ein guter Nebenjob und mehrere ehrenamtliche Tätigkeiten zur „Lebenslauf-Optimierung“, wie er es selbst nennt. In den Semesterferien hat er stets einen Praktikumsplatz. Auf die Frage, ob ihm sein Studium denn Spaß mache, antwortet er sofort mit „Ja“. „Es ist anspruchsvoll, aber man hat immer im Hinterkopf, dass man spä-ter alle Chancen hat. Das ist eigentlich das Motivierende.“ Andreas redet be-dacht, ohne dabei unsympathisch oder herablassend zu wirken, dafür scheint er viel zu geerdet. Er wägt seine Wor-te ab. Nur das Herumspielen mit dem Kaffeebecher lässt darauf schließen,

Auf Ritalin ins Luftschloss

Mythos oder Fakt: Das Ritalin von Studierenden zur Leistungssteigerung missbraucht wird ist immer wieder Thema in der Öffentlichkeit. Wir haben uns auf die Suche

gemacht herauszufinden, was wirklich hinter dem Phänomen Ritalin steckt.

Text: Lars Sellien · Foto: Leonie Ader

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dass er etwas nervös ist. Andreas hat im ersten Semester von einem Bekannten Ritalin empfohlen bekommen. Seine ers-te Erfahrung mit dem Mittel beschreibt er als „faszinierend“. Faszinierend waren für ihn, aus seiner analytisch, rationalen Sicht, die vielen Möglichkeiten, die sich ihm nun boten: „Ich nutze Ritalin als Mit-tel, um mein Ziel zu erreichen und glaube, dass ich nicht in diesem Notenbereich stehen würde, ohne nachzuhelfen.“ Sei-nen Umgang mit dem Mittel beschreibt er als „professionell“. Er missbrauche Rita-lin nicht als Party-Droge und beschränke die Nutzung auf „die heiße Zeit im Semes-ter“. „Ich möchte die Distanz zum Mittel wahren, da ich Einige kenne, die negative Erfahrungen gemacht haben.“, begründet er seine Einstellung. Auch hier zeigt And-reas wie zielstrebig und gewinnmaximie-rend er denkt.

„Man kriegt diesen Tunnelblick, bei dem alles Störende ausgeschaltet wird.“

Die Wirkung des Mittels beschreibt er ge-nauso, wie man es auch aus dem Internet erfährt: Man werde fokussierter, zielge-richteter, detailorientierter und selbstbe-wusster. „Man kriegt diesen Tunnelblick, bei dem alles Störende ausgeschaltet wird.“, sagt er. Die Nebenwirkungen sei-en erträglich. „Man hat einen trockenen Mund, muss häufiger auf die Toilette gehen, die Hände zittern und der Puls steigt“, beschreibt Andreas. Über die Ri-siken hatte er sich im Voraus informiert. Er spricht sehr wissend über das Mittel, mit dem er seine Lernleistung steigert: „Zum professionellen Umgang gehört für mich auch, dass man weiß, was man sich da eigentlich reinstopft. Alles andere ist ja auch Kinderkram.“ Wägt man diese Risiken gegen die Erfolge, die durch das Mittel erzielt werden, ab, spricht, aus An-dreas‘ Sicht eigentlich nichts mehr gegen den Konsum zur Leistungssteigerung. Durch Ritalin, sagt Andreas, kenne er kei-ne schlechten Lerntage mehr: „Wenn man um 10 Uhr morgens merkt, heute bin ich nicht so fit, dann nimmt man das und es

wird ein hochproduktiver Tag.“ So nutzt Andreas das Mittel sowohl in der Lern-phase als auch während den Klausuren selbst. Und wie kommt man an das Mittel ran? Ritalin ist immerhin ein verschrei-bungspflichtiges Medikament. „Man kennt immer irgendjemanden der einen kleinen Bruder mit ADHS hat oder eben über andere Kanäle aus dem Ausland. Mit einer gewissen Risikobereitschaft ist es kein Problem an Ritalin ranzukommen,“ erläutert Andreas das scheinbar nicht vor-handene Problem.

Wäre das Gemeinschaftsgefühl unter den Studierenden stärker ausgeprägt, hätte ich vielleicht mehr Skrupel Ritalin zu nehmen.

Auf die Frage ob er sich nicht als eine Art Marionette der Leistungsgesellschaft fühle und mit Ritalin die „Droge der Pflichterfüller-Generation“ nähme, ant-wortet er abgeklärt: „Die einen sind Idea-listen und ich bin eben schon immer eher dem Pragmatismus zugehörig gewesen. Es hat meiner Meinung nach keinen Sinn gegen das System anzurennen.“ Er sieht sich gerne als „Pflichterfüller“, wenn am Ende der Pflicht auch eine ordentliche Be-lohnung steht. Auf die Frage ob er es nicht unfair seinen KommilitonInnen gegen-über fände, dass er mit Ritalin nachhilft, antwortet Andreas zunächst sehr hart: „Es ist auch möglich ohne Ritalin oder Ähnli-ches da oben dabei zu sein. Aber hier in Mannheim ist die Konkurrenz schon groß. Vielleicht habe ich eben die Fähigkeit, nicht am Idealismus zu zerbrechen und mit Ritalin nachzuhelfen. So werden viel-leicht die Talente ausgeglichen.“ Nach mehrmaligem Nachfragen rudert er etwas zurück und schiebt das Problem auf das Gesamtsystem Universität: „Die Hemm-schwelle wird reduziert durch die Art und Weise wie die Studenten miteinander umgehen. Jeder konzentriert sich nur auf sich. Wäre das Gemeinschaftsgefühl un-ter den Studierenden stärker ausgeprägt, hätte ich vielleicht mehr Skrupel Ritalin zu nehmen. Wir sind hier alle nur Nummern in einem riesigen System und was uns am

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Ende unterscheidet, ist nur die Leistung.“ Das Gespräch mit Andreas hinterlässt Fragen. Ei-nerseits erscheint sein Handeln hochgradig unfair, aber andererseits beeindruckt seine Zielstrebigkeit zum Erfolg.

Die medizinischen Sicht

Steht man mit seiner Ablehnung gegenüber Ritalin sich eher selbst im Weg? Als nächstes haben wir uns mit Prof. (apl.) Dr. Dr. Esther Sobanski, Leitende Oberärztin an der AHG-Klinik für Psychosomatik in Bad Dürkheim und Leiterin der Arbeitsgruppe „ADHS im Er-wachsenenalter“ am Zentralinstitut für seeli-sche Gesundheit in Mannheim in Verbindung gesetzt. Sie erklärt, dass das Medikament vor Allem bei „schon vorhandenen Problemen wie Herzleiden, Bluthochdruck oder Epilepsie zu Komplikationen führen könnte“. Für sie ist der viel entscheidendere Aspekt, aber die Ein-stellung die man seinem Körper gegenüber pflegt: „Man lebt an seinem Körper vorbei, da man ständig über die eigenen Leistungsgren-zen geht. Am Ende wird kein reales Ergebnis mehr produziert. Dieses ständige Missachten der physiologischen Grenzen, kann man als selbstgefährdendes Verhalten beurteilen.“ Ist es also übertrieben ehrgeizig und leis-tungsorientiert, mit Ritalin nachzuhelfen und sich selbst zu einem Lern-Zombie zu machen?

Andreas erzählt, dass er das Medikament auch schon während Prüfungen genommen hat. Verstößt der Konsum von Ritalin nicht gegen die Prüfungsordnung? Filomena Saia-Merkel, Leiterin des Prüfungsausschuss BWL, erklärt, dass ein Ausschluss von einer Prüfung nur aufgrund von massivem Stören erfolgen kann. Da es keine Grundlage zur Einschränkung von Ritalin-Konsum gemäß der Prüfungsordnung vor und während der Prüfung gibt, seien der Prüfungskommission die Hände gebunden. „Wir müssten immer davon ausgehen, dass das Mittel demjeni-gen verschrieben wurde. Wird jemanden des Täuschungsversuchs beschuldigt, so wäre der Prüfungsausschuss in der Bringschuld und müsste beweisen, dass das Mittel dem Beschuldigten nicht verschrieben wurde“, er-klärt Saia-Merkel das Dilemma.

Was bleibt also am Ende? Das Resultat ist ernüchternd. Studierende wie Andreas fahren sehr gut mit ihrer „cognitive enhancement“-Strategie, die Prüfungskommission kann solches „Doping“, wie Dr. Sobanski das Mit-tel nennt, nicht verhindern, die körperlichen Nebenwirkungen sind noch nicht klar abseh-bar. Das heißt letztendlich ist es den Studie-

renden selbst überlassen zu entscheiden ob das „dopen“ in Ordnung ist oder nicht, wobei der Körper langfristig unabsehbare Schä-den tragen kann. Prof. Dr. Bernward Gesang vom Lehrstuhl für Philosophie III an der Uni Mannheim hat sich intensiv mit jeglicher Form von „enhancement“ aus der Perspek-tive des humanen Utilitarismus auseinander gesetzt. In seinem Buch „Perfektionierung

des Menschen“ fast er seine Ergebnisse wie folgt zusammen: „Ob es wirklich „genug“ mit dem Fortschritt ist, das zu entscheiden ist in einer liberalen modernen Gesellschaft Sache des Einzelnen, wenn dieser Fortschritt die Ge-sellschaft nicht massiv gefährdet. Jeder, der des Wettlaufs um Perfektion überdrüssig ist, muss aus diesem „Hamsterrad“ aussteigen können. Niemand darf durch Gesetze oder so-ziale Umstände gezwungen werden, sich ver-bessern zu lassen. [...] Darüber hinaus muss es in einer freien Gesellschaft aber dem Ein-zelnen auch erlaubt sein, sich zu verbessern, wenn das höchstens ihm selbst schadet.“

„Enhancement“ oder speziell Ritalin-Kon-sum zur Steigerung der Lernleistung ist für ihn also solange vertretbar, wie es niemand anderen beeinflusst oder schadet. Ist an un-ser Uni dieser Fall noch gegeben oder werden Spitzenergebnisse in den Prüfungen schon längst mit Hilfe von Medikamenten in Sphären verschoben, die für Studierende ohne einen Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetzes nicht mehr erreichbar sind? Die Frage lässt sich kaum beantworten dafür fehlen die Zah-len, mit jedem weiteren Konsumenten steigt aber die Gefahr.*Name von der Redaktion geändert

„Man lebt an seinem Körper vorbei, da man ständig über die eigenen Leistungsgrenzen geht.

Am Ende wird kein reales Ergebnis mehr produziert.“

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Döner-ÄsthetikNein. Das ist nicht das Unwort des Jahres 2015. Wir finden die unzähligen

Dönerbuden Mannheims einfach ansehnlich. Um diese Vielfalt festzuhalten, sind wir mit der Kamera losgezogen und haben eine kleine Auswahl abgelichtet.

Fotos: Maximilian Ogger, Leonie Ader

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Nützlicher KrempelStundenlanges wühlen, feilschen und Schnäppchen jagen, sind die Erwartungen die man gewöhnlich an einen Flohmarkt stellt. Wer dabei etwas besonders praktisches

zum günstigen Preis ergattert, schont damit den Geldbeutel und liegt im Trend. Deswegen möchten wir euch Flohmärkte in und um Mannheim vorstellen.

Text: Leonie Ader, Samira Franzel, Dora Köhler

KrempelmarktGewagte These: Viele Studie-rende sind keine Frühaufsteher.  Für FlohmarktgängerInnen wäre das zwar eine vorteilhafte Eigenschaft, aber auf dem Mannheimer Krempelmarkt findet man auch nach 12 Uhr noch etwas. Für Sammler und Ken-ner wird es dann vielleicht schon schwieriger, aber leer gekauft ist das 68 Tausend Quadratmeter große Messplatz-Gelände wohl nie.  Der Flohmarkt findet ca. siebenmal im Jahr im-mer samstags von 8 – 16 Uhr statt und man kann  bei jedem Wetter sein Shopping-Glück versuchen.  Nächste Termine: 12.09.2015 & 17.10.2015;

Was gibt es zu sehen?

Es finden sich Gameboys und Nintendos, Massen an Schallplatten und CDs, auch Kassetten, Spiele, Bü-cher, Klamotten, Schmuck und Schuhe für jeden Stil und Anlass, gerade noch so auf dem Fahrrad transpor-table Möbel und Lampen, Küchenutensilien, Fahrrä-der, Werkzeuge und Einzelteile und viele ausgefallene, teilweise echt stylische Dinge, über deren Nutzen man sich aber vielleicht auch streiten kann.    An einigen Ständen verkaufen Händler wertvollere Antiquitäten, größtenteils verkaufen allerdings Laien.

Lohnt es sich?

Die Atmosphäre ist generell sehr nett und freund-schaftlich. Es gibt zwar einzelne Trödler, die nicht so flexibel mit ihren Preisen sind, aber davon sollte man sich nicht abschrecken lassen. Genau so kann es pas-sieren, dass man gegen Ende mal eine Kleinigkeit ge-schenkt bekommt! 

Den Krempelmarkt gibt es schon seit 1970 und er war immer als gemeinnützige Aktion gedacht. Der Verein „Projekt Freiraum e.V.“ deckt mit den Standgebühren die entstehenden Unkosten. Der Überschuss wird an soziale, ökologische und kulturelle Projekte in der Re-gion gespendet. Darunter waren u.a. schon das „Zeit-raum Exit“ und die „Creative Factory“ im Jungbusch. Auch selbst kann man seinen Krempel auf dem Markt losweden.Schön:  Ein altes Telefon: Wäre es nicht eine zauberhafte Idee, deine besten Freunde mal wieder mit dem Marmor-Telefon anzurufen und zu einem geschmackvollen Din-ner an einer Tafel mit zwölf passenden Stühlen einzu-laden? Witzig: Partyking-Vinyl: Bei oben erwähntem Dinner könnte man die Stimmung z.B. mit dem „Partyking“ auflo-ckern! 

Nützlich: 

Ein elekotronische Schachschule: Sehr nützlich für alle, die noch kein Schach spielen können und die ersten Versuche lieber ohne erfahrenen menschlichen Gegner wagen möchten. (Der Verkäufer hat sich die „Sprechende Schachschule“ vor ca. 30 Jahren, nach seiner Wehrdienstzeit, die er mit einem Bundesliga-Schachspieler verbracht hat, zugelegt.)

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NachtflohmarktDer Nachtflohmarkt der Theatergruppe „RAMY“ und der „Theater Performance Kunst, RAMPIG“ bietet ne-ben dem üblichen Ständechaos sogar noch eine Bar und groovige Soul- und Jazzbeschallung. Außerdem kann in- und outdoor bei Kerzenschein gestöbert wer-den.  Er findet in Heidelberg im Haus der Jugend statt.

Was gibt es zu sehen? Es  geht so ziemlich alles über den Tisch – Klamotten, Spielzeug, Bücher Trödel, antiker Schmuck, Pelzmän-tel….  Persönliches Highlight: Der große Trend waren Rollschuhe, außerdem das vom Verkäufer selbstge-malte Portrait Gorbatschows

Lohnt es sich?

„Wir machen diesen Flohmarkt, um unsere Theater-kasse aufzubessern“, erklärt Leoni Awischus, die mit Sarah-Lina Mantler den Flohmarkt organisiert.    Wer beim handeln einen guten Zewck unterstützen möch-te, ist hier also goldrichtig!Inspiration hatten vorher schon Stände am Mannhei-mer Nachtflohmarkt im Louisenpark gegeben.Die Bar mit Essen und Trinken zu fairen Preisen (Sup-pe, Süßes, Kaffee oder ein kühles Getränk) sowie Soul, Funk, Disco und HipHop-Musik im Hintergrund, Kicker, rosa Einhörner + Kunstinstallation am Eingang  sind echte Besonderheiten.Der Flohmarkt richtet sich ausschließlich an private, nicht gewerbsmäßige Anbieter! 

Fazit

Die Standinhaber sind sehr zufrieden: Organisation war super und entspannt und das Geschäft läuft gut! Auch die Besucher sind begeistert vom guten Angebot.

Hübsch und HerzlichZum Mädchenflohmarkt Hübsch und Herzlich standen Hunderte vor einem Altbau im Jungbusch in der Schlan-ge und warteten auf den Einlass. Auch dass es eine ge-ringe Eintrittsgebühr gab, hat die BesucherInnen nicht abgeschreckt. Innen erstreckten sich schön dekorierte und gut präsentierte Stände über drei Räume.

Was gibt es zu sehen?

Der Mädchenflohmarkt bietet größtenteils Kleidung, aber auch Schmuck und Accessoires waren zu finden.

Ich persönlich habe eines der wenigen Bücher erstan-den. Aber vor allem Kleidungssuchende Mädchen kommen bei diesem Flohmarkt auf ihre Kosten.

Lohnt es sich?

Hübsch und Herzlich ist in etwa so wie ein Glamping-Zelt auf einem Festival. Man redet sich ein zu campen bzw. einen Flohmarkt zu besuchen, aber eigentlich ist es für die originale Flohmarkterfahrung viel zu hübsch. Man könnte auch sagen, dass der Flohmarkt mit der Gentrifizierung des Jungbusches d‘Accord geht. Hier fühlt sich nur wohl, wer kein Problem mit Menschen-massen hat. Trotzdem gibt es schöne Teile und das Ge-samtbild ist stimmig. Für Musikalische Unterstützung sorgt ein DJ.

Schön:

Schön ist dieser Flohmarkt wirklich, die Acce-soiresammlung kann hier leicht aufgefüllt werden.

Witzig:

Sogar die Verkäuferin gab zu, dass dieser BH zumin-dest nicht alltagstauglich ist und bei ihr nur im Schrank herumlag.

Nützlich:

Ein schönes Kleid oder eine Vintage-Schreibtischlam-pe? Beides kann auf seine Weise nützlich sein.

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Manche Menschen kleben sich Post-its an den Com-puterbildschirm, um sich an einen wichtigen Termin oder das Lieblingszitat zu erinnern Die Streetart-Künstlerin Barbara. Hingegen, klebt in Heidelberg seit einigen Monaten Sprüche und Kommentare und macht damit Menschen im öffent-lichen Raum auf alltägliche Merk-würdigkeiten aufmerksam. Barba-ra. klebte zunächst in Berlin und jetzt in Heidelberg; Auf Warn-, Ver-bots- und Hinweisschildern sind ihre oftmals politischen Sprüche zu finden. Da Barbara. anonym bleiben möchte, war ein Interview nur über ihre offizielle facebook-Seite möglich. Im Interview hat sie uns mehr (oder weniger) über sich und ihre Klebewut verraten. Barbaras erstes Buch „Dieser Be-fehlston verletzt meine Gefühle“ ist im Bastei Lübbe Verlag erschienen.

Die erste Frage ist ja quasi obligatorisch: Wer ist eigentlich Barbara.?

Meine Antwort auch: Ich bin Barbara.

Warum gibt es Barbara. denn?

Weil meine Eltern mich gezeugt haben oder zumindest schlecht verhütet haben. Ich bin darüber ganz froh.

Eine große Zahl an Fans sicherlich auch, sonst wäre der Schilderdschungel in Heidelberg sehr langweilig. Hast du ein Lieblingsschild?

Ja, das „Bekleben verboten“-Schild (3) mag ich ganz besonders, weil es ein Verbot ist, welches mich direkt betrifft. Das motiviert mich sehr dort immer wieder et-was zu kleben, direkt neben das Schild.

Kam schon mal eine Antwort zu einem deiner Zettel?

Im Internet jede Menge, auf der Straße ist mir bisher nichts aufgefallen. Meine Zettel und Plakate haben aber auch meistens eine recht kurze Lebensdauer. Papier ist nicht sehr wetterfest. Ich hab mal versucht meine Plakate mit diesem 3-Wetter-Taft zu versiegeln, aber das hat nicht funktioniert. Ich glaube die Wer-bung lügt.

Die Polizei hat also bisher auch nicht versucht dich aufzuspüren? Streng genommen wäre das Bekleben von Schildern ja Sachbeschädigung.Ich habe keine Angst vor der Polizei und denke, dass die Besseres zu tun haben sollten als mich zu verfol-

gen. All meine Aktionen sind so angebracht, dass sie rückstandsfrei und ohne Aufwand entfernt werden können. Ich denke, das sollte ge-sellschaftlich akzeptabel sein.

Die große Zahl der Fans auf Facebook lässt das auf jeden Fall vermuten! Hättest du mit so viel Aufsehen gerechnet?

Nein, gar nicht. Ich klebe schon seit langer Zeit meine Botschaften im öffentlichen Raum und hab das immer nur für mich gemacht und so

gut wie nie irgendein Feedback erhalten. Anfang 2014 hab ich dann entschieden, Fotos in sozialen Netzwer-ken zu veröffentlichen. Die Resonanz hat mich dann doch überrascht.

Du sagst, alles damit angefangen hat, dass du als Kind gemeinsam mit deinem Großvater Hakenkreuze, die an Wände gemalt worden waren, in Windmühlen umgewandelt hast. Machst du das immer noch und was reizt dich bis heute an der Street-Art?

An einem Hakenkreuz gehe ich niemals kommentarlos vorbei. Das ist das Erbe meiner Großeltern, die mir be-reits als kleines Kind erklärt haben, wie wichtig es ist seine Stimme gegen Unmenschlichkeit zu erheben. Der öffentliche Raum ist voll mit Botschaften, meistens Ge-bote oder Verbote. Mich reizt es täglich aufs Neue die-sen Botschaften Antworten zu geben.

Also ist das Ziel die Leute auf die kleinen und großen Merkwürdigkeiten und Unmöglichkeiten im Alltag aufmerksam zu machen?

Ich möchte keinen moralischen Zeigefinger gegenüber anderen erheben, sondern nur meine Meinung zum Ausdruck bringen. Als Künstlerin freue ich mich natür-lich sehr, wenn meine Arbeit auch anderen etwas be-deutet.Danke für das Interview!

Klebrige KunstDie Heidelberger Streetart-Künstlerin Barbara. klebt munter gegen den deutschen Schilder-Dschungel an, oder besser: Sie klebt dabei mit! Viele ihrer Anmerkungen

sind politischer Natur (1, 2), andere dafür vor allem lustig (3, 4). Wir haben uns zum Chat verabredet, um mehr über ihre Arbeiten zu erfahren.

Text: Dora Köhler · Fotos: Barbara.

„An einem Hakenkreuz

gehe ich niemals kommentarlos

vorbei“

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Auf dem sonnigen Deck des Restaurants „Küche“ emp-fangen uns Sebastian und Niklas zum Interview, um mit uns über das Konzept – ihr Konzept – den Hafen49 zu sprechen.

Der Hafen49, so Sebastian, lässt sich am besten als „Open-Air-Location“ beschreiben. Auf dem sandigen Gelände mit Raum für ca. 1400 Personen, kommen insbesondere Fans der elektronischen Musik auf ihre Kosten. Es legen sowohl Größen der Electro-Szene als auch regionale DJs auf. Doch bei der Frage, wie man den Hafen49 mit nur einem Wort beschreiben könnte, müs-sen Niklas und Sebastian lange überlegen. Schließlich fällt ihre Entscheidung auf das Wort „mutig“, denn das Feiern unter freiem Himmeln birgt Risiken, denen sich die Veranstalter nicht entziehen können. Wenn das Wetter nicht mitspielt, kann die Veranstaltung nicht stattfinden, obwohl die Acts gebucht und das Datum auf Facebook geteilt worden ist. Sebastian und Niklas arbeiten hierfür mit einem Meteorologen zusammen, dessen Aussagen meist zuverlässig sind.

In Mannheim gibt es aber noch etliche Alternativen, wenn es um Outdoor-Veranstaltungen geht. Sei es das

Maifeld Derby, die Time Warp oder das Holi-Festival: Mannheim hat als Musikstadt einiges zu bieten. Aber was macht Hafen49 wirklich einzigartig? Diesbezüg-lich sind sich Sebastian und Niklas einig: Im Gegen-satz zum Holi-Festival befindet sich Hafen49, laut den Jungs, nicht auf der Kommerzialisierungsebene. Die Musik spiele beim Holi-Festival keine Hauptrolle mehr. Dagegen bietet Hafen49 lediglich einen Rahmen, wäh-rend die Musik im Zentrum steht.

Auf die Kritik bezüglich der hohen Eintrittsprei-se, erläutert Sebastian, dass Hafen49 noch sehr hu-man ist. Zumal sie es bewerkstelligen internationale Künstler einzufliegen, die sonst – unterm Strich – nur vor 80- bis 100 000 Menschen spielen. Außerdem ist Hafen49 „keine ‚Durchlauflocation’, in der man einen Fünfer Eintritt zahlt“ – den Gästen ist eine gute Par-ty das Geld wert. Vor allem das Pre-Opening hat das Hafenteam ,,emotional überfahren“. Ende April hatten sie sich kurzfristig dazu entschlossen, Nachtschichten einzulegen, um frühzeitig zu eröffnen. Das Resultat ließ sich sehen: Euphorisierte Besucher, tolles Wetter und ein wahnsinniges Feedback.

Leinen los im Hafen49! – Über Mut, elektronische Musik und das Wetter

Anstatt in ranzigen, dunklen Clubs wird im Hafen49 bei Tageslicht zu elektronischer

Musik getanzt. „Feiern ist, was du draus machst“ lautet der Slogan der „Hafenjungs“. Im Interview erzählten sie uns, was sich hinter ihren Veranstaltungen verbirgt und

warum sie ihren Preis wert sind.

Text: Tamara Milutinović & Yvonne Tran · Foto: Florian Schmitt

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Wie steht es denn nun mit dem Rock n‘ Roll, sind die wilden, un-gezügelten Zeiten vorbei? Leider irgendwie schon, man wird wohl kaum mehr einen zugedröhnten Lou Reed interviewen, der gerade seinen Fix von seiner transsexu-ellen Freundin bekommt. Darüber kann man traurig sein, aber man muss es nicht. Es gibt immer noch echte Originale, Udo Lindenberg etwa lädt Journalisten schon mal auf einen Eierlikör ein und Snoop Dog sitzt gerne standesgemäß wie ein König auf einem Thron und bittet Journalisten zur Audi-enz.

Aber auch handfestes Wissen der Branche wurde natürlich ver-mittelt und zunächst gab es eine Einführung in die verschworene Welt der Kritiker. Da gibt es z.B. den altehrwürdigen Feuilleton-Kritiker, kreative Wortakrobaten und enfant terribles wie Frederic Schwilde. Letzterer hatte übri-gens Fler derart geschmäht, dass es von gekränkten Fans Morddro-hungen hagelte und er seinen Wohnort wechseln musste. Aber grau ist alle Theorie, bei einer Schreibaufgabe durften die Teil-nehmer selber Hand anlegen und auch eine Plattenrezension sch-reiben, was ganz eigene Heraus-forderungen stellt. Lässt man der eigenen Kreativität freien Lauf und webt wunderschönste Meta-

phern, oder will man objektiv in-formieren? Gibt man sich neutral, lobt und züchtigt in Maßen, oder schreibt man gar einen emphati-schen Verriss? Alles ist legitim, man muss es nur können, daher gab es anschließend auch eine Runde Feedback aus der Gruppe. Wobei, zu zahm sollte man natür-lich auch nicht sein, das gebietet allein schon die journalistische Ehre.

Ohnehin hat sich in der Mu-sikbranche in den letzten Jahren viel geändert. Plattenverkäufe brechen ein und es wird statt-dessen heruntergeladen und gestreamt. Auch wenn Musik-journalisten nicht unbedingt am Prekariat vorbeischrammen, so steht man doch vor großen He-rausforderungen. Print, so wird oft postuliert, stirbt und jeder will alles nur noch kostenlos. Doch neue Geschäftsmodelle wie kostenlos verteilte, werbefi-nanzierte Magazine wie die Int-ro, oder der Onlinejournalismus hauchen neues Leben ein und wer mit Leidenschaft und Krea-tivität bei der Sache ist kann es auch heute nach wie vor zu etwas bringen. Außerdem, in welchem Beruf hat man sonst die Gele-genheit seine Lieblingskünstler kennenzulernen und sich in ih-rem Glanz zu sonnen?

Impressumuni[ma]gazin – Das unabhängige Mannheimer Studierendenmagazin

Wöchentliche Redaktionssitzung jeden Mittwoch in EW 159, 19 Uhr. Mitmachen jederzeit möglich!

www.uni-ma-gazin.defb.com/uniMAgazin.Mannheimoeffentlichkeitsarbeit @uni-ma-gazin.de

Herausgeber: uniMAgazin e.V.Auflage: 2.000 Exemplare, Druck: Thalmann Druck & Design

RedaktionChefredaktion: Dora Köhler, Paul RamischCampusleben: Natalie Buss, Ann-Christin SchillerKultur: Nadine ReuterKaleidoskop: Sabrina Degen, Tamara MilutinovićLayout: Paul RamischBildredaktion: Leonie Ader, Tamara MilutinovićAnzeigen: Maximilian Ogger, Clara SchäperÖffentlichkeitsarbeit: Julia Keith, Alexander Sölch

AutorInnenLeonie Ader, Natalie Buss, Samira Franzel, Julia Keith, Dora Köhler, Tamara Milutinović, Maximilian Ogger, Nadine Reuter, Paul Ra-misch, Clara Schäper, Ann-Christin Schiller, Lars Sellien, Yvonne Tran und Jonas Heintz

Das Copyright liegt, soweit nicht anders angegeben, bei den Her-ausgebern. Nachdruck, Verviel-fältigung oder Sendung nur mit schriftlicher Genehmigung.

Das uni[ma]gazin lud zum Musikjournalismus-

Workshop ein

Chefredakteur des Popkultur-Magazins Intro und Leiter des Workshops Daniel Koch plauderte aus

dem Nähkästchen und gab wertvolles Insiderwissen aus der Welt der Musikjournalisten mit auf den Weg.

Text: Jonas Heintz

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FR 02 10 2015 - CAFÉ CENTRAL / WHM

KC REBELL

SA 10 10 2015 - ALTE FEUERWACHE / MA

THE CAT EMPIRE

FR 16 10 2015 - HALLE02 / HD

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KAYEFMI 21 10 2015 - ALTE FEUERWACHE / MA

SOPHIE HUNGERSA 24 10 2015 - HALLE02 / HD

ASPSA 24 10 2015 - MAIMARKTCLUB / MA

Irie RévoltésFR 30 10 2015 - STADTHALLE / WHM

HEATHER NOVA

MO 28 09 2015 - CAFÉ CENTRAL / WHM

NISSEMI 30 09 2015 - HALLE02 / HD - AUSVERKAUFT!

ANNENMAYKANTEREITMI 30 09 2015 - CAFÉ CENTRAL / WHM

ROMANO

MI 04 11 2015 - HALLE02 / HD

ARCHIVEFR 06 11 2015 - CAFÉ CENTRAL / WHM

CHEFKETMI 06 11 2015 - HALLE02 / HD

HERRENMAGAZINSO 08 11 2015 - CAFÉ CENTRAL / WHM

RUSSKAJASO 08 11 2015 - HALLE02 / HD

ASTRONAUTALISDI 10 11 2015 - CAPITOL / MA

ANATHEMAMI 11 11 2015 - ALTE FEUERWACHE / MA

FRISKA VILJORSO 15 11 2015 - HALLE02 / HD

BOY

MO 23 11 2015 - MAIMARKTCLUB / MA

ALT J

SO 01 11 2015 - CAFÉ CENTRAL / WHM

CELO & ABDIMI 04 11 2015 - HALLE02 CLUB / HD

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DI 22 09 2015 - HALLE02 / HD

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THE COMPUTERS