Universität Stuttgart · Rest des Territoriums an Hannover. 3.5. Das Land Hadeln Ganz im Norden...

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Universität Stuttgart Institut für Geographie --------------------------------------------------------------------------- Exkursion und Regionales Seminar „Nordwestdeutschland“ Sommersemester 2001 Leitung Dr. E. Wehmeier ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Ausarbeitung zum Thema: Territoriale Entwicklung seit 1648 ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Christian Greifendorf

Transcript of Universität Stuttgart · Rest des Territoriums an Hannover. 3.5. Das Land Hadeln Ganz im Norden...

Universität Stuttgart

Institut für Geographie ---------------------------------------------------------------------------

Exkursion und Regionales Seminar „Nordwestdeutschland“

Sommersemester 2001

Leitung Dr. E. Wehmeier

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Ausarbeitung zum Thema:

Territoriale Entwicklung seit 1648

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Christian Greifendorf

1 Verwendete Literatur

Abbildungen

Leisering, W. (Hrsg.): Putzger, historischer Weltatlas. 222 Seiten, Berlin 1990

1, 2, 3

Sante, G.W. (Hrsg.): Geschichte der Deutschen Länder. Band 1, 843 Seiten, Würzburg, 1964

Sante, G.W. (Hrsg.): Geschichte der Deutschen Länder. Band 2, 1020 Seiten, Würzburg 1964

Storch, D. (Red.): Niedersachsen, politische Landeskunde. 168 Seiten, Hannover, 1987

7, 8, 9, 10

Matull, W. u.a.: Das Land Niedersachsen, Gegenwart und Tradition. 314 Seiten, Hannover, 1955

Meyer, H.-H. und Seedorf, H.H. (Hrsg.) Landeskunde Niedersachsen. Band 2, 896 Seiten, Neumünster, 1996

4, 6

Schrepfner, H.: Landeskunde von Deutschland, Band 1 : Der Nordwesten, 279 Seiten, Leipzig, 1935

5

Index

Kapitel Nummer

Überschrift Seite

Literaturverzeichnis

2

1.

Die Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges 4

2.

Die Verbindung Hannovers mit England ab dem 17. Jahrhundert bis zum Napoleonischen Krieg

5

3.

Die kleineren Fürstentümer in Norddeutschland 6

3.1.

Schaumburg-Lippe 6

3.2.

Grafschaft Oldenburg 6

3.3.

Stadt und Stift Bremen 6

3.4.

Herzogtum Verden 7

3.5.

Das Land Hadeln 7

3.6.

Ostfriesland 7

4.

Das Bistum Osnabrück und Fürstbistum Münster 8

5.

Die Zeit Napoleons und der Wiener Kongress 8 f

6.

Das 19. Jahrhundert nach dem Wiener Kongress 9 ff

7.

Der Nordwesten im 20. Jahrhundert bis zum Zweiten Weltkrieg

11 ff

8.

Nach dem Zweiten Weltkrieg 14 f

9.

Der politische Nordwesten in neuester Zeit 15

Exkurs Die Stadt in Nordwestdeutschland 16 f

1. Die Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges Der Dreißigjährige Krieg 1618-1648 wirft den Nordwesten, wie ganz Deutschland,

weit zurück. Weite Landstriche werden verwüstet, andere bleiben verschont, Städte

werden zu Seuchenherden. Erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts ist die

entstandene Bevölkerungslücke wieder geschlossen.

Vor dem Dreißigjährigen Krieg ist das im Nordwesten herrschende Haus der Welfen

in vier Familienzweige gespalten. Bis nach dem Krieg werden drei der Linien

ausgestorben sein: Bereits 1584 stirbt das Haus Calenberg aus, 1596 das Haus

Grubenhagen und während dem Krieg 1634 die Linie Wolfenbüttel. Abb.1: Der Nordwesten Deutschlands 1648 nach dem

Dreißigjährigen Krieg

Das überlebende Haus Lüneburg nutzt die Gelegenheit der Wiedervereinigung der

Welfischen Erblande nicht aus, sondern teilt das Gebiet – nach dem Testament

Herzog Georgs - erneut in zwei Fürstentümer auf. Es entsteht so das Haus

Calenberg neu, das 1584 eigentlich ausgestorben war. Die Linie Calenberg residiert

in Hannover, die Linie Lüneburg in Celle.

Beim Westfälischen Frieden von 1648 - im Rathhaus von Osnabrück im Friedenssaal

- werden Bremen und Verden Schwedisch. Magdeburg, Halberstadt und Minden

fallen an Brandenburg.

Die sogenannten „vier welfischen Brüder“ regieren in der Folgezeit in Hannover (Linie

Calenberg) und Celle (Linie Lüneburg) und bauen die Fürstentümer zu Zentral-

staaten mit einem stehenden Heer aus. Ein stehendes Heer verursacht höhere

Kosten und eine straffere Organisation, die letztlich zu absolutistischen Strukturen

führt. Nach dem Vorbild Frankreichs entstehen auch im deutschen Nordwesten

absolutistische Herrschaftsstrukturen.

2. Die Verbindung Hannovers mit England ab dem 17. Jahrhundert bis zum Napoleonischen Krieg Herzog Ernst August von der Linie Calenberg heiratet 1658 Sophie von der Pfalz, der

als Enkelin König Jakobs I. von England die Englische Krone zusteht. (Seit 1701 im

„act of settlement“ verbrieft) Allerdings besteigt erst ihr Sohn Georg Ludwig als

George I. - im Todesjahr Sophies 1714 - den Englischen Thron.

Die enge Verbindung zu England wirkt sich für die Hannoveranische Linie sehr

positiv aus, da nun eine Großmacht dem deutschen Fürstentum den Rücken stärkt.

Georg I. kauft Bremen und Verden von Schweden zurück und schenkt sie 1720 dem

Haus Hannover – seiner Familie. 1737 stiftet sein Nachfolger Georg-August die nach

ihm benannte Universität in Göttingen. Als King George II. besucht er häufig sein

Stammland. Diese Personalunion mit der Englischen Krone besteht bis in das Jahr

1837. Als Herzogtum bleibt Hannover Teil des Deutschen Reiches.

1689 beansprucht das Haus Hannover das Herzogtum Lauenburg, das nach dem

Aussterben der Askanier herrenlos ist.

Im Jahre 1692 erlangt die Hannoveraner Linie Kurfürstenwürde, die allerdings erst

1708 vollständig anerkannt wird.

1705 findet dann doch die Vereinigung der beiden Fürstentümer zu einem einzigen

hannoveranischen Kurfürstentum statt.

Da der Englische König zugleich in Personalunion immer auch Herzog von Hannover

ist, regiert dort ein geheimer Staatsrat. Besonders zu erwähnen ist dabei der

geschickte Politiker Gerlach Adolph Freiherr von Münchhausen (Premierminister

1730-1770).

1757 im Siebenjährigen Krieg allerdings erweist sich die enge Verbindung zu

England als Nachteil: Das Kurfürstentum wird von Frankreich besetzt. 1763 ist die

Vorkriegssituation wieder garantiert.

3. Die kleineren Fürstentümer in Norddeutschland Neben den beiden großen norddeutschen Fürstentümern Preußen und Hannover

gibt es noch eine Reihe kleinerer Gebiete, die ihre territoriale Unabhängigkeit noch

lange wahren können.

3.1. Schaumburg-Lippe Die Grafschaft Schaumburg-Lippe beispielsweise kann der Mediatisierung entgehen

und steigt 1789 sogar zum Fürstentum auf. Als Staat, dann Bundesland im

Deutschen Reich besteht zumindest der flächenmäßig größte Teil des Fürstentums

weiter. Erst 1946 geht die Eigenständigkeit verloren, als es Teil von Niedersachsen

wird. Vor allem die geschickte Außenpolitik von Lippe bis zum Wiener Kongress ist

für das lange Fortbestehen des Landes entscheidend. Verträge mit Preußen,

Österreich und Russland und der Anschluss an den Rheinbund garantieren dem

Kleinstaat in jedem Fall den status quo.

3.2. Grafschaft Oldenburg Graf Anton Günther regiert Oldenburg in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Er

wahrt die Neutralität. Sein Testament sieht eine gemeinsame Regierung von

Oldenburg durch König Friedrich III. von Dänemark und Herzog Christian Albrecht

von Holstein-Gottorf vor. So ist Oldenburg 1667 bis 1772 dänisch. 1793 fällt die

Herrschaft von Jever an Zarin Katharina II., 1818 tritt Russland das Gebiet wieder an

Oldenburg ab. 1774 gelangt Oldenburg durch Tausch wieder unter die Herrschaft

des Hauses Holstein-Gottorf. Da das Haus Gottorf inzwischen den russischen

Zarenthron bestiegen hat überlässt Großfürst Paul Petrowitsch (später Zar) das Land

Bischof Friedrich August von Lübeck. Gleich darauf wird die Grafschaft zum

Fürstentum erhoben. Der Reichdeputationshauptschluss vergrößert das Fürstentum

1803 auf die fast doppelte Fläche, Die Ämter Vechta und Cloppenburg fallen an

Oldenburg. 1810 gehört das Gebiet zu Frankreich, 1829 wird aus dem Herzogtum ein

Großherzogtum. Im Gegensatz zu Hannover, das ab 1866 unter preußischer

Herrschaft steht, kann sich Oldenburg als Kleinstaat bis zum Ende des Kaiserreiches

behaupten.

3.3. Stadt und Stift Bremen 1646 wird die Reichsfreiheit der Stadt Bremen anerkannt. 1648 beim Westfälischen

Frieden wird das ehemalige Erzstift Bremen zum weltlichen Fürstentum umgewandelt

und fällt an Schweden. Die Festung Stade ist der Regierungssitz des schwedischen

Bremen, die Stadt Bremen selbst bleibt – abgesehen vom Dom – unabhängig. Das

Herzogtum Bremen gehört erst seit 1720 zu Kurhannover.

3.4. Herzogtum Verden Südlich Bremen schließt sich das ehemalige Bistum Verden an Bremen an. Die

Geschichte des Herzogtums gleicht der von Bremen, da auch Verden 1648

säkularisiert wird und seit diesem Zeitpunkt zu Schweden gehört. 1712 bringt

Kurhannover einen großen Teil des Landes in seinen Besitz, bis 1720 fällt auch der

Rest des Territoriums an Hannover.

3.5. Das Land Hadeln Ganz im Norden des Gebietes an der Elbmündung liegt das Land Hadeln, das von

den Herzögen von Sachsen-Lauenburg regiert wird. Erst 1731 fällt das Land an

Kurhannover, nachdem das Adelsgeschlecht derer von Sachsen-Lauenburg

ausgestorben ist.

3.6. Ostfriesland 1654 wird Friesland Fürstentum. 1682 landet der Kurfürst von Brandenburg in

Ostfriesland, nachdem der Kaiser dem Bischof von Münster, dem Kurfürst von

Brandenburg und dem Pfalzgrafen von Neuburg die Erlaubnis erteilt hat das Land

neu zu ordnen. Dies erschien notwendig, da Fürstin Christine Charlotte Ostfriesland

ins Chaos gestürzt hatte. 1691 soll ein Erbvertrag mit den Welfen die Anwartschaft

auf Ostfriesland regeln. Der von Fürst Christian Eberhard ersonnene Plan wird aber

vom Kaiser abgelehnt. Brandenburg, sprich Preußen, erhält das Land nach

Aussterben des Hauses Cirksena 1744. Friedrich der Große besetzt Ostfriesland.

4. Das Bistum Osnabrück und Fürstbistum Münster Das Bistum Osnabrück wird seit dem Frieden von Osnabrück abwechselnd von

katholischen und lutherischen Bischöfen regiert. Dieser vertraglich geregelte

Wechsel, „Alternation“ genannt, wird solange durchgeführt bis das Bistum 1803 an

Hannover fällt. Bereits seit 1667 steht das Bistum unter der Jurisdiktion vom

Fürstbistum Münster.

Das Fürstbistum Münster besteht als selbständiges Gebiet bis 1813 und ist mehrfach

in Kriege mit den Niederlanden verwickelt (1666 und 1672-74), die sich auf der

Landkarte aber letztendlich nicht bemerkbar machen.

5. Die Zeit Napoleons und der Wiener Kongress Napoleon erobert bis 1807 große Teile des heutigen Nordwestdeutschlands. Auch

die Unterstützung Englands kann nichts daran ändern, dass das Fürstentum

Hannover wie auch Abb.2: Norddeutschland zur Zeit des Wiener

Kongresses 1815

die anderen Fürstentümer der Welfen, Frankreich zufallen. Für seinen Bruder Jérôme

schafft Napoleon I. ein eigenes Königreich, das Königreich Westphalen, das durch

willkürliche Grenzziehungen in Departements unterteilt wird.

Erst nach dem „Siege bei Leipzig“ werden die Verhältnisse, die vor dem

französischen Übergriff herrschten, wieder hergestellt.

Im Jahre 1815 auf dem Wiener Kongress werden die Karten neu gemischt und eine

Verzichtserklärung Preußens, die Preußen auf Druck Englands abgeben muss,

sichert den Fortbestand Hannovers, das – erst 1814 – zum Königreich erklärt wurde.

Beträchtliche Gebietszuwächse handelt der geschickte Diplomat Georg Herbert Graf

Münster hier für Hannover heraus. Bei der vernichtenden Schlacht von Waterloo, die

Napoleons Macht bricht, sind Hannoveraner Truppen nicht unwesentlich beteiligt.

„Der Raum des Landes Niedersachsen wird 1815 von vier Staaten eingenommen:

dem Königreich Hannover, dem Herzogtum Oldenburg, dem Herzogtum

Braunschweig und dem Fürstentum Schaumburg-Lippe.“ (Geschichte der deutschen

Länder, Band 2)

6. Das 19. Jahrhundert nach dem Wiener Kongress Besonders wichtig für die sogenannten Mittelstaaten, zu denen Hannover und seine

kleineren Nachbarn gehören, ist die Wahrung der Unabhängigkeit im preußisch-

österreichischen Konflikt um die Vormachtstellung auf deutschem Boden. Es geht um

die „Deutschlandfrage“, die Frage nach einem modernen Nationalstaat:

Großdeutsche Lösung mit dem Vielvölkerstaat Österreich oder Kleindeutsche, aber

kulturell homogene Lösung, nur mit Preußen.

Auf Helgoland (britisch bis 1890) entsteht 1841 das „Deutschlandlied“ von Hoffmann

von Fallersleben, das den Nationalstaatsgedanken ausdrückt.

Eine zusätzliche Lösung bietet sich für die Mittelstaaten an:

Die Zusammenarbeit um eine dritte Macht darzustellen („Triasgedanke“). Da die

Staaten aber nicht bereit sind auch nur einen Teil ihrer Souveränität aufzugeben,

wird die Frage von außen entschieden. Preußen annektiert Hannover 1866 (Der

Staatsschatz der Welfen dient Bismarck als Kasse für geheime

Staatsangelegenheiten und den Geheimdienst). Die Kleindeutsche Lösung wird unter

der Vorherrschaft Preußens von Bismarck durchgesetzt.

Abb.3: Das deutsche Reich 1866 unter der Vorherrschaft Preußens und Österreichs

Der Verfassungskampf in den Nordwestdeutschen Territorien, der Kampf des Volkes

für Demokratie prägt das 19. Jahrhundert für die Bevölkerung.

1838 entstehen erste Eisenbahnverbindungen, 1867 schließlich sind Oldenburg und

Wilhelmshaven durch eine Zugstrecke verbunden.

Seit Ende des Jahrhunderts entstehen die für die Industrie so wichtigen Kanalbauten.

Ab 1855 entsteht der Hunte-Ems-Kanal (ab 1922 Küstenkanal), 1880-1887 entsteht

der Ems-Jade-Kanal, 1899 der Dortmund-Ems-Kanal.

Abb.4: Kanäle in Nordwestdeutschland und ihre Baudaten

7. Der Nordwesten Deutschlands im 20. Jahrhundert bis zum Zweiten Weltkrieg Der erste Weltkrieg führt zur Abschaffung der konstitutionellen Monarchie in

Deutschland. Die erste Demokratie auf deutschem Boden, die von den

Siegermächten – der sogenannten Entente – den Deutschen 1918 aufgezwungen

wird, wird vom Volk nicht wirklich toleriert. Die gleichen wirtschaftlichen Probleme wie

in ganz Deutschland herrschen im Norden Deutschlands: Wirtschaftskrise und

Inflation, erzeugt durch die drückenden und völlig überzogenen Reparations-

leistungen an Frankreich, lösen eine stark nationale Stimmung aus, die letztlich in der

Nationalsozialistischen Diktatur und dem Zweiten Weltkrieg gipfelt. Bereits 1932

bildet die NSDAP in Oldenburg die Regierung.

Abb.5: Von Hitler geplantes

Reichsautobahnnetz in Norddeutschland

1938 entsteht nach dem Willen des Regimes mitten auf der grünen Wiese,

verkehrsgünstig am Mittellandkanal (erbaut 1905-1938,mit Zwangsarbeitern fertig-

gestellt) gelegen, eine Fabrik in der das von Ferdinand Porsche

Abb.6: Volkswagenwerk in Wolfsburg. Im Vordergrund der Mittellandkanal.

konstruierte KdF-Fahrzeug (KdF =„Kraft durch Freude“) gebaut werden soll. Wirklich

produziert werden im Wolfsburger Volkswagenwerk ab 1939 dann allerdings

geländegängige „Kübelwagen“ zum Kriegseinsatz. Erst nach dem Krieg kommt der

„Käfer“.

Das Land wird von den Nationalsozialisten in „Gaue“ untergliedert, die, der sozia-

listischen Komponente des Regimes gerecht werdend, mit der gewachsenen,

aristokratischen Struktur nichts mehr gemeinsam haben (Weser-Ems, Südhannover-

Braunschweig(!) und Osthannover). Abb.7: Gedenkstätten für die Opfer des Naziregimes in Niedersachsen

In den 15 Emslagern werden Kriegsgefangene und politische Gegner eingesperrt, im

Sammellager Bergen-Belsen seit 1943 jüdische Gefangene aus den besetzten

Gebieten.

8. Nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 nach der Kapitulation wird Nordwestdeutschland – logischer Weise –

Englisches Besatzungsgebiet, 1946 wird das Bundesland Niedersachsen aus der

Taufe gehoben. Es setzt sich aus den ehemaligen Fürstentümern Oldenburg,

Hannover, Braunschweig und Schaumburg-Lippe zusammen, was nicht ohne

regionalen Widerstand vor sich geht. Die preußischen Entwicklungen werden nicht

weiter beachtet, der Name Preußen sogar verboten, da sich Hitler - illegitimer Weise

– in die Tradition des preußischen Adels gestellt hatte. Abb.8: Niedersachsen entsteht anno 1946

1961 bilden Vertriebene und Flüchtlinge 30 Prozent der niedersächsischen Bevöl-

kerung. Sie werden in Lagern untergebracht und von der einheimischen Bevölkerung

zunächst nicht wirklich akzeptiert. Das bekannteste Lager ist das Lager „Friedland“.

Abb.9: das Lager „Friedland“

Abb.10:Flüchtlinge aus den verlorenen Gebieten im Osten nach dem Krieg

9. Der politische Nordwesten in neuester Zeit Besonderes internationales Aufsehen erregte Hannover im Jahr 2000, als die

Weltausstellung hier stattfindet, die allerdings ein riesiges öffentliches Finanzloch

zurücklässt. Auch die Absage der Teilnahme der USA wird negativ aufgenommen.

Der derzeitige Bundeskanzler Gerhard Schröder stammt aus Hannover und war

Ministerpräsident des Bundeslandes Niedersachsen.

Niedersachsen ist im Bundesdurchschnitt gesehen ein relativ strukturschwaches

Gebiet. So erhielt das Bundesland durch den Länderfinanzausgleich von 1997 zum

Beispiel 672 Millionen DM vom Bund. Zum Vergleich: Mecklenburg-Vorpommern

erhielt im selben Jahr 835 Millionen, während Baden-Württemberg 2,423 Milliarden

an die finanziell schwächeren Länder abgeben musste.

Die Welfen bzw. das Haus Hannover macht durch die öffentlichen Fehltritte von

Ernst-August von Hannover immer wieder auf sich aufmerksam.

Im Bundesrat, dem staatlichen Organ, in dem der föderalistische Gedanke am besten

zum Ausdruck kommt, stellt Niedersachsen fünf Mitglieder.

Exkurs: Die Stadt in Nordwestdeutschland

Zunächst gibt es keine großen Städte in Norddeutschland. Sogenannte Wike sind

Marktorte, die überregionale Bedeutung besitzen, aber nicht mit der mittel-

alterlichen, befestigten, süddeutschen Stadt zu verwechseln sind. In Friesland

sind die Städte zunächst noch spärlicher gesät. Jährliche Markttage in Dörfern

ersetzen die überregionale Bedeutung der Stadt. Die meisten Städte sind

landesherrschaftliche Gründungen. Wichtig werden die autonomen Stadtstaaten

im Zusammenhang mit den Hansen ab dem 11. Jahrhundert. Geführt werden sie

von einem starken Patriziat. Gilden und Zünfte regeln das Zusammenleben, die

Verteidigung und Verwaltung, ähnlich wie in den süddeutschen,

holländischen oder italienischen Städten des ausgehenden Mittelalters bzw. der

anbrechenden Neuzeit, der Renaissance. Im 16. Jahrhundert werden die

autonomen Stadtstaaten durch den allmählichen Niedergang der Hanse

geschwächt. Oft werden sie von den Adelshäusern des Umlandes erobert und

eingegliedert, was zur Zeit einer starken Hanse noch nicht möglich gewesen

wäre. Nach dem Dreißigjährigen Krieg entwickeln sich die Regierungssitze zu

wichtigen überregionalen Zentren. Der große Ausnahmefall einer Stadtgründung

in Deutschland ist sicher Wolfsburg, das als planmäßige Anlage 1938 entsteht.

Quelle zum Länderfinanzausgleich Südwestpresse vom 22.06.2001