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www.tu-dortmund.de/unizet | [email protected] Verglichen Während die Deutschen in ihrer Auto- werbung eher auf Nüchternheit set- zen, verbinden die Amerikaner gern den Cowboy mit ihren Fahrzeugen. Dies fand Bettina Temath heraus. Seite 4 12/10 | Nr. 422 Ausgezeichnet In seinem kräftigen Rot und mit der auf- fälligen Front ist das IBZ einer der mar- kantesten Punkte auf dem Campus der TU Dortmund. Genau für diese Markanz ist es nun ausgezeichnet worden. Seite 3 Gewürdigt Erika Spiegel ist eine Persönlichkeit, die wie kaum eine zweite den Brückenschlag zwischen unterschiedlichen Disziplinen vorangetrie- ben hat. Dafür hat sie jetzt die Ehrendok- torwürde erhalten. Seite 6 Senat der DFG bewilligt drei Sonderforschungsbereiche 20 Millionen Euro für Großforschungsprojekte an der TU Dortmund E in ganz neuer Sonderforschungs- bereich (SFB) und zwei bestehende, die weiter gefördert werden – das ist die äußerst erfolgreiche Bilanz der TU Dortmund bei der aktuellen Bewilligungs- runde der Deutschen Forschungsge- meinschaft (DFG). »Damit werden in den nächsten vier Jahren für die TU Dortmund insgesamt 20 Millionen Euro zusätzliche Forschungsgelder zur Verfügung stehen«, so TU-Rektorin Prof. Ursula Gather. »Das ist ein Riesenerfolg, der unsere Profilbe- reiche nachhaltig stärkt.« Der neue Sonderforschungsbereich Ver- fügbarkeit von Information durch Analyse unter Ressourcenbeschränkung (SFB 876) wird durch die Fakultät für Informatik ko- ordiniert. Zusätzlich werden der SFB 708 (Fakultät Maschinenbau) und der SFB/ Transregio 10 (Fakultät Maschinenbau) für weitere vier Jahre durch die DFG ge- fördert – ein Beleg für die hohe Qualität der Forschung in diesen Projekten. Insge- samt ist die TU jetzt Sprecherhochschule von vier Sonderforschungsbereichen und einem SFB/Transregio. Verfügbarkeit von Information durch Analyse unter Ressourcenbeschränkung Der SFB 876 befasst sich mit verschie- denen Facetten der Datenverarbeitung – von der Analyse riesiger Datenberge über Energieeffizienz von Kleingeräten bis hin zur intelligenten Vernetzung von Sen- sordaten. Denn im »Petabyte-Zeitalter« (1 Petabyte = 1 Billiarde Bytes) steht dem Vorhandensein einer solchen Datenfül- le eine sehr begrenzte Verfügbarkeit von Information gegenüber. Wie findet man in dieser Datenflut die Information, die man braucht? Die jetzt vorhandenen Da- tenmassen erfordern neue Methoden der Datenanalyse. Man kann nicht mehr da- von ausgehen, dass Daten an einem Ort dauerhaft gespeichert sind. Sie sind auf verschiedene Orte verteilt und strömen in Rechner oder durch Rechner hindurch. Moderne Mobiltelefone (SmartPhones) leiten sehr viele Daten durch, wenn man telefoniert oder im Internet surft. Diese Dienste kosten aber Energie. Das merkt man an den kurzen Batterielaufzeiten. Der SFB 876 entwickelt Algorithmen, die weniger Energie verbrauchen, indem sie sich an das Nutzungsverhalten anpas- sen: Selten benutzte Dienste sollen in den Hintergrund verlagert und häufige vorbe- reitet werden. Zusätzlich zu den Alltags- geräten gibt es auch Spezialsensoren, die mit Intelligenz ausgestattet werden sol- len. Fabriken messen beispielsweise an vielen Stellen die Parameter ihrer Produk- tion. Am Ende der Fertigung wird dann die Qualität des Produktes überprüft. Wenn das Produkt erst am Ende ausgeschieden wird, sind bereits Ressourcen vergeudet worden. Wenn aber anhand der Messun- gen direkt festgestellt wird, dass dieses Werkstück nicht mehr die gewünschte Qualität erreichen wird, kann es sofort ausgeschleust werden. Ziel des SFB 876 ist es, aus immer größeren Datenmengen Informationen zu gewinnen – und zwar zeitnah, ohne großen Energiebedarf und direkt vor Ort. Hierzu arbeiten die Fakul- täten Informatik, Statistik, Elektrotechnik und Informationstechnik, Maschinen- bau und Physik mit zwei Lehrstühlen der Universität Duisburg-Essen sowie dem Dortmunder Leibniz-Institut für Analy- tische Wissenschaften (ISAS) und der Dortmunder Firma B&S Analytik zusam- men. Prof. Katharina Morik, Inhaberin des Lehrstuhls für Künstliche Intelligenz der TU Dortmund, koordiniert als Sprecherin die zwölf Einzelprojekte des neuen Son- derforschungsbereichs, in denen 19 Pro- fessorinnen und Professoren und etwa 60 Wissenschaftliche Mitarbeiter arbeiten. Die DFG fördert den SFB 876 zunächst für vier Jahre mit circa sieben Millionen Euro. Surface Engineering für Werkzeugsysteme der Blechformteilefertigung Die Oberflächenbeschichtung von Um- formwerkzeugen steht im Mittelpunkt des Sonderforschungsbereichs 708 (3D- Surface Engineering für Werkzeugsyste- me der Blechformteilefertigung), der jetzt von der DFG für weitere vier Jahre mit 7,8 Millionen Euro gefördert wird. Durch die Beschichtung sollen Umformwerkzeuge vor Verschleiß geschützt werden, denn die Bearbeitung beispielsweise von hö- herfesten Blechen stellt hohe Anforde- rungen an die Werkzeuge. Durch den bes- seren Verschleißschutz kann eine längere Einsatzdauer des Werkzeugs erreicht und somit auch Wartungs- und Reparaturzei- ten verringert werden. Die 15 Teilprojekte sind in drei Bereiche aufgeteilt: Erzeugung, Modellierung und Bearbeitung. In diesen wird nicht nur die Beschichtung, sondern die gesamte Pro- zesskette des Werkzeugbaus abgebildet und erforscht. Insgesamt arbeiten 43 Wissenschaftliche Mitarbeiter an diesem Forschungsvorhaben. Für die Maschi- nenbauer ist besonders die Zusammen- arbeit mit den beteiligten Informatikern, Mathematikern und Statistikern wichtig. Erst diese Vernetzung ermöglicht die not- wendige durchgängige Prozesssimula- tion von der Werkzeugauslegung bis zur endgültigen Umsetzung. Koordiniert wird der Sonderforschungsbereich durch den Sprecher Prof. Wolfgang Tillmann vom Lehrstuhl für Werkstofftechnologie der TU Dortmund. Integration von Umformen, Trennen und Fügen für die flexible Fertigung von leichten Tragwerk- strukturen Der Transregio 10 (Integration von Umfor- men, Trennen und Fügen für die flexible Fertigung von leichten Tragwerkstruk- turen) ist ein Großforschungsprojekt, an dem neben der TU Dortmund die TU Mün- chen und das Karlsruher Institut für Tech- nologie beteiligt sind. Seit 2003 forschen Wissenschaftler an den drei Hochschu- len an der Gestaltung von integrierten Prozessketten für die Fertigung leichter Tragwerkstrukturen. In Dortmund laufen die Fäden der Einzelprojekte zusammen, Sprecher des Forschungsprojektes ist Prof. A. Erman Tekkaya vom Institut für Umformtechnik und Leichtbau. Ziel ist es, wissenschaftliche Grundlagen und Methoden zu entwickeln, die z. B im Flugzeugbau, in der Automobilindustrie oder in der Raumfahrttechnik eine au- tomatisierte Fertigung auch in kleinen Stückzahlen ermöglichen. In einer inte- grierten Prozesskette sollen Umformen, Trennen und Fügen optimal verbunden werden, so dass eine flexible Fertigung leichter Tragwerkstrukturen erreicht wird. Im Transregio 10 werden drei wesentli- che Schwerpunkte bei der Prozesskette Umformen, Trennen und Fügen betrach- tet: Funktionsintegration durch Einbet- tung von Funktionselementen in Leicht- bauprofile (z.B. Licht- und Signalleiter), belastungsangepasste Bauteile und Rahmenstrukturen durch gezielte Profil- querschnittsänderungen und das Fügen, die Bearbeitung und die Charakterisie- rung der leichten Tragwerke. Die dritte Förderperiode wird jetzt durch die DFG mit 9,1 Millionen Euro bis 2014 gefördert. Rund 5 Millionen Euro davon stehen für Forschungsarbeiten an der TU zur Verfügung. In Zukunft wollen sich die Forscher insbesondere auf die Fle- xibilität in der Fertigung konzentrieren. Diese soll so gestaltet werden, dass eine hohe Variantenvielfalt auch kurzfristig in unterschiedlichen Stückzahlen mit ho- her Genauigkeit produziert werden kann. (unizet) Die Freude steht ihnen ins Gesicht geschrieben: Prof. Wolfgang Tillmann, Prorektor Prof. Metin Tolan, Prof. Katharina Morik, Prof. Peter Marwedel, Prof. Wolfgang Rohde, Dr. Michael Marré und Prof. A. Erman Tekkaya Akademische Jahresfeier am 16. Dezember Ganz im Zeichen der Würdigungen und Ehrungen steht in diesem Jahr die Aka- demische Jahresfeier. Am 16. Dezember laden das Rektorat und die Gesellschaft der Freunde der TU Dortmund ab 17 Uhr ins Audimax ein. Als Festredner konnte der Vorsitzende Geschäftsführer der RUHR.2010 GmbH, Prof. h.c. Fritz Pleitgen, gewonnen werden. Bereits vor der Jahresfeier – um 16 Uhr – wird die Fotoausstel- lung Ruhr.2010 im Foyer des Audimax eröffnet. Der Fotograf Manfred Vollmer prä- sentiert Eindrücke aus der Kulturhauptstadt. Die Jahresfeier selbst beginnt dann um 17 Uhr mit einer musikalischen Einstimmung durch das Universitätsorchester. Im Rahmen der Feier würdigt die Hochschule ihre besten Promotionen und Ab- schlussarbeiten. Außerdem wird die Ehrennadel für besondere Verdienste um die TU Dortmund verliehen sowie die Martin-Schmeißer-Medaille und der Lehrpreis. Nach der Jahresfeier laden Rektorat und Freundegesellschaft zum Empfang in die Mensa.

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Die Dezember 2010-Ausgabe der unizet der Technischen Universität Dortmund

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VerglichenWährend die Deutschen in ihrer Auto-werbung eher auf Nüchternheit set-zen, verbinden die Amerikaner gern den Cowboy mit ihren Fahrzeugen. Dies fand Bettina Temath heraus.

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AusgezeichnetIn seinem kräftigen Rot und mit der auf-fälligen Front ist das IBZ einer der mar-kantesten Punkte auf dem Campus der TU Dortmund. Genau für diese Markanz ist es nun ausgezeichnet worden.

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GewürdigtErika Spiegel ist eine Persönlichkeit, die wie kaum eine zweite den Brückenschlag zwischen unterschiedlichen Disziplinen vorangetrie-ben hat. Dafür hat sie jetzt die Ehrendok-torwürde erhalten.

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Senat der DFG bewilligt drei Sonderforschungsbereiche20 Millionen Euro für Großforschungsprojekte an der TU Dortmund

Ein ganz neuer Sonderforschungs-bereich (SFB) und zwei bestehende, die weiter gefördert werden – das

ist die äußerst erfolgreiche Bilanz der TU Dortmund bei der aktuellen Bewilligungs-runde der Deutschen Forschungsge-meinschaft (DFG). »Damit werden in den nächsten vier Jahren für die TU Dortmund insgesamt 20 Millionen Euro zusätzliche Forschungsgelder zur Verfügung stehen«, so TU-Rektorin Prof. Ursula Gather. »Das ist ein Riesenerfolg, der unsere Profilbe-reiche nachhaltig stärkt.«

Der neue Sonderforschungsbereich Ver-fügbarkeit von Information durch Analyse unter Ressourcenbeschränkung (SFB 876) wird durch die Fakultät für Informatik ko-ordiniert. Zusätzlich werden der SFB 708 (Fakultät Maschinenbau) und der SFB/Transregio 10 (Fakultät Maschinenbau) für weitere vier Jahre durch die DFG ge-fördert – ein Beleg für die hohe Qualität der Forschung in diesen Projekten. Insge-samt ist die TU jetzt Sprecherhochschule von vier Sonderforschungsbereichen und einem SFB/Transregio.

Verfügbarkeit von Information durch Analyse unter

Ressourcenbeschränkung

Der SFB 876 befasst sich mit verschie-denen Facetten der Datenverarbeitung – von der Analyse riesiger Datenberge über

Energieeffizienz von Kleingeräten bis hin zur intelligenten Vernetzung von Sen-sordaten. Denn im »Petabyte-Zeitalter« (1 Petabyte = 1 Billiarde Bytes) steht dem Vorhandensein einer solchen Datenfül-le eine sehr begrenzte Verfügbarkeit von Information gegenüber. Wie findet man in dieser Datenflut die Information, die man braucht? Die jetzt vorhandenen Da-tenmassen erfordern neue Methoden der Datenanalyse. Man kann nicht mehr da-von ausgehen, dass Daten an einem Ort dauerhaft gespeichert sind. Sie sind auf verschiedene Orte verteilt und strömen in Rechner oder durch Rechner hindurch.

Moderne Mobiltelefone (SmartPhones) leiten sehr viele Daten durch, wenn man telefoniert oder im Internet surft. Diese Dienste kosten aber Energie. Das merkt man an den kurzen Batterielaufzeiten. Der SFB 876 entwickelt Algorithmen, die weniger Energie verbrauchen, indem sie sich an das Nutzungsverhalten anpas-sen: Selten benutzte Dienste sollen in den Hintergrund verlagert und häufige vorbe-reitet werden. Zusätzlich zu den Alltags-geräten gibt es auch Spezialsensoren, die mit Intelligenz ausgestattet werden sol-len. Fabriken messen beispielsweise an vielen Stellen die Parameter ihrer Produk-tion. Am Ende der Fertigung wird dann die Qualität des Produktes überprüft. Wenn das Produkt erst am Ende ausgeschieden wird, sind bereits Ressourcen vergeudet worden. Wenn aber anhand der Messun-gen direkt festgestellt wird, dass dieses

Werkstück nicht mehr die gewünschte Qualität erreichen wird, kann es sofort ausgeschleust werden. Ziel des SFB 876 ist es, aus immer größeren Datenmengen Informationen zu gewinnen – und zwar zeitnah, ohne großen Energiebedarf und direkt vor Ort. Hierzu arbeiten die Fakul-täten Informatik, Statistik, Elektrotechnik und Informationstechnik, Maschinen-bau und Physik mit zwei Lehrstühlen der Universität Duisburg-Essen sowie dem Dortmunder Leibniz-Institut für Analy-tische Wissenschaften (ISAS) und der Dortmunder Firma B&S Analytik zusam-men. Prof. Katharina Morik, Inhaberin des Lehrstuhls für Künstliche Intelligenz der TU Dortmund, koordiniert als Sprecherin die zwölf Einzelprojekte des neuen Son-derforschungsbereichs, in denen 19 Pro-fessorinnen und Professoren und etwa 60 Wissenschaftliche Mitarbeiter arbeiten. Die DFG fördert den SFB 876 zunächst für vier Jahre mit circa sieben Millionen Euro.

Surface Engineering für Werkzeugsysteme der

Blechformteilefertigung

Die Oberflächenbeschichtung von Um-formwerkzeugen steht im Mittelpunkt des Sonderforschungsbereichs 708 (3D-Surface Engineering für Werkzeugsyste-me der Blechformteilefertigung), der jetzt von der DFG für weitere vier Jahre mit 7,8 Millionen Euro gefördert wird. Durch die

Beschichtung sollen Umformwerkzeuge vor Verschleiß geschützt werden, denn die Bearbeitung beispielsweise von hö-herfesten Blechen stellt hohe Anforde-rungen an die Werkzeuge. Durch den bes-seren Verschleißschutz kann eine längere Einsatzdauer des Werkzeugs erreicht und somit auch Wartungs- und Reparaturzei-ten verringert werden.

Die 15 Teilprojekte sind in drei Bereiche aufgeteilt: Erzeugung, Modellierung und Bearbeitung. In diesen wird nicht nur die Beschichtung, sondern die gesamte Pro-zesskette des Werkzeugbaus abgebildet und erforscht. Insgesamt arbeiten 43 Wissenschaftliche Mitarbeiter an diesem Forschungsvorhaben. Für die Maschi-nenbauer ist besonders die Zusammen-arbeit mit den beteiligten Informatikern, Mathematikern und Statistikern wichtig. Erst diese Vernetzung ermöglicht die not-wendige durchgängige Prozesssimula-tion von der Werkzeugauslegung bis zur endgültigen Umsetzung. Koordiniert wird der Sonderforschungsbereich durch den Sprecher Prof. Wolfgang Tillmann vom Lehrstuhl für Werkstofftechnologie der TU Dortmund.

Integration von Umformen, Trennen und Fügen für die flexible Fertigung von leichten Tragwerk-

strukturen

Der Transregio 10 (Integration von Umfor-men, Trennen und Fügen für die flexible Fertigung von leichten Tragwerkstruk-turen) ist ein Großforschungsprojekt, an dem neben der TU Dortmund die TU Mün-chen und das Karlsruher Institut für Tech-nologie beteiligt sind. Seit 2003 forschen

Wissenschaftler an den drei Hochschu-len an der Gestaltung von integrierten Prozessketten für die Fertigung leichter Tragwerkstrukturen. In Dortmund laufen die Fäden der Einzelprojekte zusammen, Sprecher des Forschungsprojektes ist Prof. A. Erman Tekkaya vom Institut für Umformtechnik und Leichtbau.

Ziel ist es, wissenschaftliche Grundlagen und Methoden zu entwickeln, die z. B im Flugzeugbau, in der Automobilindustrie oder in der Raumfahrttechnik eine au-tomatisierte Fertigung auch in kleinen Stückzahlen ermöglichen. In einer inte-grierten Prozesskette sollen Umformen, Trennen und Fügen optimal verbunden werden, so dass eine flexible Fertigung leichter Tragwerkstrukturen erreicht wird. Im Transregio 10 werden drei wesentli-che Schwerpunkte bei der Prozesskette Umformen, Trennen und Fügen betrach-tet: Funktionsintegration durch Einbet-tung von Funktionselementen in Leicht-bauprofile (z.B. Licht- und Signalleiter), belastungsangepasste Bauteile und Rahmenstrukturen durch gezielte Profil-querschnittsänderungen und das Fügen, die Bearbeitung und die Charakterisie-rung der leichten Tragwerke.

Die dritte Förderperiode wird jetzt durch die DFG mit 9,1 Millionen Euro bis 2014 gefördert. Rund 5 Millionen Euro davon stehen für Forschungsarbeiten an der TU zur Verfügung. In Zukunft wollen sich die Forscher insbesondere auf die Fle-xibilität in der Fertigung konzentrieren. Diese soll so gestaltet werden, dass eine hohe Variantenvielfalt auch kurzfristig in unterschiedlichen Stückzahlen mit ho-her Genauigkeit produziert werden kann. (unizet)

Die Freude steht ihnen ins Gesicht geschrieben: Prof. Wolfgang Tillmann, Prorektor Prof. Metin Tolan, Prof. Katharina Morik, Prof. Peter Marwedel, Prof. Wolfgang Rohde, Dr. Michael Marré und Prof. A. Erman Tekkaya

Akademische Jahresfeier am 16. Dezember

Ganz im Zeichen der Würdigungen und Ehrungen steht in diesem Jahr die Aka-demische Jahresfeier. Am 16. Dezember laden das Rektorat und die Gesellschaft der Freunde der TU Dortmund ab 17 Uhr ins Audimax ein. Als Festredner konnte der Vorsitzende Geschäftsführer der RUHR.2010 GmbH, Prof. h.c. Fritz Pleitgen, gewonnen werden. Bereits vor der Jahresfeier – um 16 Uhr – wird die Fotoausstel-lung Ruhr.2010 im Foyer des Audimax eröffnet. Der Fotograf Manfred Vollmer prä-sentiert Eindrücke aus der Kulturhauptstadt. Die Jahresfeier selbst beginnt dann um 17 Uhr mit einer musikalischen Einstimmung durch das Universitätsorchester. Im Rahmen der Feier würdigt die Hochschule ihre besten Promotionen und Ab-schlussarbeiten. Außerdem wird die Ehrennadel für besondere Verdienste um die TU Dortmund verliehen sowie die Martin-Schmeißer-Medaille und der Lehrpreis. Nach der Jahresfeier laden Rektorat und Freundegesellschaft zum Empfang in die Mensa.

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Seite 2 12/10 | Nr. 422unizet | Campus und Leben

Liebe Leserinnen und Leser,

man kann Philosophen oder Dichter, Politiker oder Konzernchefs konsul-tieren – wenn es um die Vergangenheit geht, sagen sie alle etwas anderes. Entweder heißt es, das Zurückblicken sei nur eine Ausrede, um sich nicht mit der Zukunft beschäftigen zu müssen. Oder: Nur wer seine Vergangenheit würdigt, hat überhaupt eine Zukunft. Ich entscheide mich für den Mittelweg des ehemaligen britischen Premiers Harold Macmillan, der sagte: »Die Ver-gangenheit ist ein Sprungbrett, kein Sofa:«

Auch die TU Dortmund hat keinesfalls vor, sich auf ihren Erfolgen – und davon gab es einige in diesem Jahr – auszu-ruhen. Vielmehr haben wir einige wich-tige Sprungbretter für die Zukunft ge-baut. Darauf darf die Universität und dürfen alle Mitarbeiter, die diese in harter Arbeit entworfen und zusam-mengesetzt haben, stolz sein.

In der Forschung sind so drei Skizzen entstanden, die wir in der aktuellen Runde der Exzellenzinitiative einge-reicht haben – zwei Anträge für Exzel-lenzcluster, einen für eine Graduier-tenschule. Wie auch immer die erste Entscheidung im März ausfällt. Die Spitzenforschung in diesen Bereichen werden wir in jedem Fall weiter voran-treiben.

In anderen Förderwettbewerben wa-ren wir schon erfolgreich: Gerade hat die Fakultät Informatik einen neuen Sonderforschungsbereich eingewor-ben, zwei weitere an der Fakultät Ma-schinenbau wurden verlängert. Damit ist die TU Sprecher von vier SFBs und einem Transregio. Das, genauso wie viele andere neue Forschungsprojekte, kann sich mehr als sehen lassen.

Auch in Wettbewerben für die Lehre wurden unsere Konzepte belohnt – wie die Initiative TeachING-LearnING.EU, die die Ausbildung von Ingenieu-ren verbessern soll. Zudem haben wir mehrere neue Studiengänge an den Start gebracht; andere reformieren wir, so auch die Lehrerbildung, unterstützt von unserem neuen Dortmunder Kom-petenzzentrum für Lehrerbildung (Do-koLL). Auch mit der Vorbereitung auf den doppelten Abiturjahrgang war und ist die ganze Universität beschäftigt. Nur deshalb können wir dem Ansturm gelassen entgegenblicken und sagen: Wir freuen uns auf viele neue Studie-rende.

Ein ereignisreiches Jahr also. Dabei fehlt noch ein ganz wichtiger Teil: die Kulturhauptstadt Ruhr.2010. Alle Fa-kultäten waren dabei, haben zur Ruhr-gebietskultur gelehrt und geforscht, getagt und ausgestellt. Letzteres mit Vorliebe in unserem neuen Campus Stadt im Dortmunder U. Das Jahr der Kulturhauptstadt mag nun vorbei sein, aber viele Projekte und Kooperationen und erst recht der Geist von Ruhr.2010 leben weiter – dank des unermüdli-chen Einsatzes der Fakultäten.

Ein großes Dankeschön an alle, die mit ihrer Hingabe und Tatkraft die Erfolge dieses Jahres möglich gemacht haben. Sorgen wir dafür, dass sie Sprungbret-ter für 2011 sind.

Herzlich

Ihre

StudiumEngagiert präsentiert Engagement hat Motive

Wer ist der Ritter der Tafelrunde? Wer schmeißt ´ne Runde? Und wieso freiwillig? Eine Antwort

auf diese und andere Fragen erhalten die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung Engagement hat Motive, die noch bis zum 19. Dezember von Studium-Engagiert im Foyer der Universitätsbi-bliothek präsentiert wird. Diese Wan-derausstellung der Freiwilligen-Agentur Dortmund präsentiert sieben Menschen, die sich im Raum Dortmund freiwillig für sich und andere Menschen in verschie-densten gemeinnützigen Organisationen engagieren. Sieben von 23 Millionen, die täglich mithelfen, unser Land bunter und menschlicher zu gestalten. Engagement hat viele Motive und Gesichter. 23 Milli-onen Bundesbürger engagieren sich frei-willig und tragen mit ihrem Engagement maßgeblich zu einer lebendigen, toleran-ten und solidarischen Gesellschaft bei. Das Projekt StudiumEngagiert hat die Förderung einer studentischen Engage-mentkultur an der TU Dortmund zum Ziel und möchte mit dieser Ausstellung einen gewinnbringenden Diskurs rund um die Thematik bürgerschaftliches Engage-

ment anregen sowie auf ein freiwilliges Engagement neugierig machen. Studium-Engagiert berät und begleitet Studieren-de aller Fachbereiche auf ihrem Weg in ein bürgerschaftliches Engagement und eröffnet die Chance, individuelle Kompe-tenzen in Gruppenprojekten einzubrin-gen. Lehrenden wird die Möglichkeit ge-boten, mit Hilfe von Projekten ihre Lehre um einen Praxisanteil zu erweitern. (Sab-rina Mitze

Von Dortmund in die Welt: 7. Internationaler Bildungstag

Kontakt: Roland Breker, Yvonne Kuhnke, Ute Lüttich, Jana York, Fakultät Reha, Tel.: 755-4549, Mail: [email protected]; [email protected]

Hoher Besuch auf dem Campus Bildungsministerin Annette Schavan zu Gast im BMZ

Wie erfolgreich der Transfer von Forschungsleistungen in die An-wendung funktionieren kann,

davon überzeugte sich am 4. November Prof. Annette Schavan, Bundesministerin für Bildung und Forschung, bei ihrem Be-such der BioMedizinZentrumDortmund GmbH. Bei diesem Anlass trafen auch TU-Rektorin Prof. Ursula Gather, Kanzler Albrecht Ehlers und Prorektor Prof. Uwe Schwiegelshohn mit der Ministerin zu-sammen.

Herausragender Standort

»Ich freue mich, dass Dortmund ein he-rausragender Standort für den Techno-logietransfer in Europa ist – und zwar einer, der auch immer wieder neue eige-ne Strukturen entwickelt, um Ideen aus dem Labor noch effi zienter in den Markt bringen«, freute sich Prof. Schavan bei ihrem Besuch. Mit 22 Unternehmen und rund 300 Beschäftigten zählt das BMZ zu den größten Biomedizinzentren in

Deutschland. Auf einer Fläche von mehr als 17.000 Quadratmetern profi tieren die ansässigen Unternehmen von den Forschungsergebnissen des benachbar-

Von Dortmund aus in die Welt, in neue Kulturen eintauchen, Sprach-kenntnisse ausbauen und über den

eigenen Tellerrand schauen: Es gibt un-zählige Gründe für junge Menschen, eine Zeit ihres Lebens im Ausland zu verbrin-gen. Und ebenso viele Wege. Aber welcher ist der richtige? Und wie packe ich so ein Vorhaben am besten an? Beim 7. Interna-tionalen Bildungstag im Rathaus hatten sich am 17. November die Dortmunder Hochschulen, Bildungseinrichtungen und andere Organisationen zusammengetan, um Antworten auf diese und mehr Fragen zu geben.

»Wir wollen die Jugendlichen ermuntern, internationale und interkulturelle Erfah-rungen zu sammeln und ihnen zeigen, dass es auch fi nanziell machbar ist«, erklärt Mechthild Heikenfeld, Wissen-schaftsreferentin der Stadt Dortmund, den Hintergrund der Veranstaltung. Ilkay Gecgel ist ein gutes Beispiel: Der Stu-dent der TU Dortmund hat ein Jahr lang am Canisius College in Buffalo verbracht. Dank einer Kooperationsvereinbarung zwischen beiden Hochschulen wur-

den ihm die Studiengebühren von rund 40.000 Dollar erlassen. Ein Auslands-Bafög sorgte für eine weitere fi nanzielle Entlastung.

Aber nicht nur die eher klassischen Wege wie ein Auslandsjahr in der Schule oder im Studium oder Work & Travel, sondern auch weniger bekannte Programme füh-ren heraus aus Deutschland: Das Freiwil-lige Soziale oder Ökologische Jahr kann auch in anderen Ländern absolviert wer-den, viele heimische Unternehmen bieten Praktika in ausländischen Zweigstellen an und auch Auszubildende können für einige Wochen in einem anderen Land ar-beiten. Organisationen wie die Auslands-gesellschaft, die Handwerkskammer Dortmund und Auslandsvermittlungen standen im Rathaus bereit, informierten die Reisewilligen und gaben ihnen Tipps. Denn es lohnt sich in jedem Fall, das sagen alle, die die Erfahrung gemacht haben. Und wenn Ilkay Gecgel darüber nachdenkt, was ihm das Jahr in Buffalo gebracht hat, fällt ihm ein: »Man denkt viel globaler und realisiert, dass man nicht allein ist auf der Welt.« (age)

Ministerin Annette Schavan (im Bild links) besuchte das BioMedizinZentrumDortmund.

ten Max-Planck-Instituts für molekula-re Physiologie, des Leibniz-Instituts für Analytische Wissenschaften (ISAS) und der Technischen Universität Dortmund.

Die Technische Universität Dortmund baut den Bereich Biomedizin seit meh-reren Jahren erfolgreich aus. Bereits im Jahr 2003 startete an der Fakultät Che-mie der bundesweit erste Studiengang Chemische Biologie in Kooperation mit dem Max-Planck-Institut für molekula-re Physiologie. Derzeit bereiten die bei-den Partner einen Masterstudiengang in Quantitativer Biologie vor. Zudem hat die TU Dortmund den Bereich jüngst wieder durch neue Professuren gestärkt: So wur-de im Jahr 2009 eine Stiftungsprofessur in Chemischer Biologie eingerichtet und in diesem Jahr eine neue Professur für Hefegenetik ausgeschrieben. Zudem konnte eine Lücke, die durch Wegberu-fung entstanden war, zügig mit einem hervorragenden Kandidaten wieder ge-füllt werden. Auch Fakultäten wie Ma-thematik, Statistik, Physik und Informa-tik haben Professoren berufen, die im Bereich Biomedizin lehren und forschen. Das BMZ belebt den Transfer biomedi-zinischer Forschungsergebnisse in die Wirtschaft, wie erfolgreiche Ausgründun-gen zeigen.(unizet)

Wie geht‘s in die weite Welt? Tipps gab es von Profi s beim Internationalen Bildungstag.

TU Dortmund kooperiert mit der University of Pennsylvania

Die Technische Universität Dortmund und die University of Pennsylvania (UPenn) haben einen Kooperations-

vertrag geschlossen und damit ihre seit 1994 bestehende Partnerschaft weiter gefestigt. UPenn ist eine der renommier-testen und ältesten Universitäten der Vereinigten Staaten. Mit jährlichen For-schungsausgaben in Höhe von rund 750 Millionen Dollar zählt sie zu den größten Forschungsinstitutionen der USA. Die Unterzeichnung der Kooperationsver-einbarung fand anlässlich des Besuchs einer Delegation von Wissenschaftlern der Universitätsallianz Metropole Ruhr (UAMR: Universitäten Bochum, Dortmund und Duisburg-Essen) bei den Elite-Uni-versitäten Princeton und UPenn statt. Die TU Dortmund wurde dabei von Prof. Katharina Morik (Fakultät Informatik)

und Prof. Roland Winter (Fakultät Che-mie) vertreten. Gemeinsam mit Joseph S. Sun, dem Director of Academic Affairs der School of Engineering der University of Pennsylvania unterzeichnete Prof. Mo-rik für die TU Dortmund die neue Koope-rationsvereinbarung, die unter anderem den Studierenden- und Wissenschaftler-austausch regelt. Mit der Princeton Uni-versity wurden unter anderem die Details eines Praktikantenaustauschprogramms besprochen. Dieses Programm wird im kommenden Sommer Studierenden der ingenieurwissenschaftlichen Fakultäten der Princeton University ein Forschungs-praktikum an einer der drei UAMR-Hoch-schulen ermöglichen. Im Gegenzug erhal-ten Studierende der UAMR-Universitäten die Möglichkeit, an der Princeton Univer-sity ein Praktikum zu absolvieren. (unizet)

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Seite 312/10 | Nr. 422 unizet | Campus und Leben

Studierende aus aller Welt kamen beim Internationalen Empfang 2010 zusammen

Traditionell begrüßte die Rektorin der Technischen Universität Dortmund, Prof. Ursula Gather, die internati-

onalen Studienanfängerinnen und Stu-dienanfänger auf dem Internationalen Empfang am 11. November. Neben der Rektorin begrüßte auch Dortmunds Ober-bürgermeister Ullrich Sierau die neuen Studierenden. Auf dem Programm stan-den im Internationalen Begegnungszen-trum neben der Verleihung des DAAD-Preises und des DAAD Erasmus-Preises auch der Preis für die beste internatio-nale Fachschaft. Zusätzlich wurden die Preisträger des Filmwettbewerbs des Re-ferats Internationales ausgezeichnet. Ab-gerundet wurde das Programm durch den Vortrag So many places…so little time! von Alex Tagaroulias, Marketing Manager an der australischen University of New-castle.

Die diesjährige DAAD-Preisträgerin ist die Lehramtsstudentin Ilona Edit Kohut. Sie beteiligte sich rege am kulturellen Campusleben der TU Dortmund und trug als Fachschaftsrätin in der Fachschaft Kunst zur Verbesserung der Situation internationaler und deutscher Studie-render bei. Marcus Kreutler und Stefa-nie Brünung vom Erich-Brost-Institut für internationalen Journalismus erhielten den DAAD-Erasmus-Preis für besondere Verdienste bei der Umsetzung des Eras-mus-Programms der EU in Deutschland. Die Preisträger des Filmwettbewerbs des Referats Internationales sind Anna Vas-kova und Henrik Veldhoen. Studierende

der TU Dortmund hatte die Aufgabe, in einminütigen Filmen das Thema TU Dort-mund – neu hier? frei zu interpretieren. Den Sonderpreis Marketing erhielt Vla-dislav Berg für seinen Film. Als beste in-ternationale Fachschaft wurde die Fach-schaft Psychologie für ihr Engagement

bei der Planung und Implementierung der Aktivitäten für eine bessere Integration der internationalen Studierenden ausge-zeichnet. (unizet)

Kontakt: Anna-Julia Toll, Tel.: 755-6351, Mail: [email protected]

15 Bands in der 15. Runde des TU-Jazzfestivals

Am 22. Januar 2011 findet im Fritz-Henßler-Haus, dem Haus der Ju-gend, zum 15. Mal das Jazzfestival

der TU Dortmund statt, wie immer auf drei Bühnen, aber trotzdem dieses Mal ganz anders. Denn es sind dieses Mal 15 Bands eingeladen worden, die in den ver-gangenen 15 Jahren ihr Publikum schon einmal beim Jazzfestival der TU begeis-tert haben. Und: Alle Bands haben einen direkten Bezug zur TU Dortmund. Sei es, dass die Mitglieder der Gruppen dort stu-diert haben, sie aktuelle Bands der TU selbst sind oder dass die Musiker Inst-rumentallehrerinnen oder -lehrer der TU sind. Das bedeutet, dass jede Band nur 30 Minuten spielen kann, dafür wird aber auch eine breite Palette musikalischer Stilrichtungen geboten.

Top-Act wird Joscho Stephan (Gitarre) mit seinem kongenialen Partner Peter Schmutter (Gesang, Mouthharp) sein, der seit seinem vergangenen Auftritt eine erstaunliche Entwicklung gemacht und sich vor allem in der Gitarrenszene einen guten Ruf erspielt hat. »Back to the roots« spielt er nun mit Peter Schmutter, seines Zeichens selbst in frühen Jahren Jugend jazzt-Gewinner in seinen beiden Diszipli-nen, und Absolvent der TU Dortmund.

Der große Konzertsaal des Fritz-Henßler-Hauses mit seiner großen Bühne wird dieses Mal den Big Bands überlassen, die ein Feuerwerk von Swing- und Latin-Werken vom Stapel lassen (Groove m.b.H. und Hava Nice Day von der TU-Dortmund,

Blechwerk aus Herne), mit und ohne Ge-sang, bevor die alternative Blaskapelle atemgold 09 den Abend beschließt, die viele in Dortmund und Umgebung sicher schon auf Demos gehört haben. Neben Stephan/Schmutter sind im Café drei weitere Combos zu hören (Daniela Ro-thenburg mit ihrem Quartett, Andreas Wil-denhain & Terra Incognita), und den Auf-takt bildet das Quartett Saxophonics um Stefan Olfers. Das Café wird wieder, wie in den Jahren vorher, für die besinnlicheren Momente reserviert sein. Im Garten-saal geht traditio-nell die Post ab, von Gypsy-Jazz (Douce Ambience), über L a t i n - R h y t h m e n (Triptych) bis hin zu Funk (Lou Canova). Und zum Schluss spielen bei Rondoprinz waschechte Rock-Musiker, die teilwei-se die Lehrbeauftragten der TU sind, die den Musikstudierenden das nötige mu-sikalische Handwerkszeug beibringen. Bekanntlich haben die Veranstalter des Jazzfestivals um Dr. Wilfried Raschke (s. Foto) da keine Berührungsängste. (Wil-fried Raschke)

Ausgezeichnetes »gutes« Gebäude Das Internationale Begegnungszentrum erhielt den Architekturpreis des BDA

In kräftigem Rot leuchtet seit fast einem Jahr das Internationale Begegnungs-zentrum (IBZ) an der Emil-Figge-Straße

– und seine hohe, mit großen Fenstern durchzogene Gebäudefront macht es zu einem der markantesten Punkte auf dem Campus der TU. Genau für diese Markanz ist es nun ausgezeichnet worden: Als ei-nes von drei Bauwerken in der Region hat das IBZ am 8. November die Auszeich-nung guter Bauten erhalten, die die Regio-nalverbände Dortmund und Hamm-Unna

des Bundes Deutscher Architekten (BDA) erstmals gemeinsam ausgerufen haben.

Auszeichnung soll Debatte um »gute« Architektur fördern

»Bei dem Preis geht es um die Wahrneh-mung ›guter‹ Architektur in der Öffent-lichkeit«, erklärt Richard Schmalöer, Ar-

chitekt und Stadtplaner aus Dortmund und Mitglied des BDA-Regionalverbands. Der Preis solle außerdem eine Debatte über neue Qualitätsmaßstäbe in der zeit-genössischen Architektur und über die Frage fördern, was »gute« von »schlech-ter« Architektur unterscheidet.

Das Internationale Begegnungszentrum wurde entworfen von TU-Prof. Christoph Mäckler zusammen in Zusammenarbeit mit den Berliner Architekten Imke Woelk & Partner. Die Projektleitung lag bei Dr. Martin Cors vom Lehrstuhl Städtebau. Nun gehört es offiziell zu »guter« Archi-tektur: In der »städtebaulich amorphen und durch wahllos zusammenstehende Universitätsbauten geprägten Emil-Figge Straße« besteche das Gebäude »durch seinen ikonographischen Charakter«, urteilte zum Beispiel der Architekt Peter Bastian, den das IBZ an Fabriken und Kir-chen der frühen Moderne erinnert. Neben der knallroten Farbe und der flexiblen Innenraumgestaltung, die das Gebäude sehr offen und im Prinzip als einen gro-ßen Raum belässt, falle das Internationa-le Begegnungszentrum vor allem durch die Gebäudefront auf: Wie ein Bühnen-turm wirke die zur Straße gerichtete Sei-te, die mit ihren großen Fenstern wie ein »Schaufenster … Einblick und Ausblick auf den Universitätscampus« gewährt, so Architekt Martin Cors. So hat es der Bau unter die ersten drei von 30 eingereichten regionalen Projekten geschafft. Die Aus-zeichnung guter Bauten wurde sowohl an die Architekten als auch an die Bauherrin, die TU Dortmund, verliehen. Eine Plakette weist das IBZ als »ausgezeichnet« aus. Außerdem entschied sich die Jury für die Prämierung eines Wohnhauses in Kirch-hörde und der ungewöhnlichen Glast-rennwand in der Evangelischen Kirche St. Petri in der Innenstadt. Die Gewinner-projekte nehmen nun am übergeordneten Architekturpreis Nordrhein-Westfalen teil. (age)

Oberbürgermeister Ullrich Sierau, Prof. Günther Rötter (Dekan Fakultät Kunst- und Sport-wissenschaften), Elena Krischko (Fachschaft Psychologie), Prof. Klaus-Peter Busse (Fakultät Kunst- und Sportwissenschaften), Ilona Edit Kohut, Dr. Barbara Schneider (Referentin Interna-tionales) und TU-Rektorin Prof. Ursula Gather (v.l.)

Das Internationale Begegnungszentrum wird als »gute« Architektur wahrgenommen.

Nach dem U in der Stadt und dem U auf den Westfalenhallen hat Dort-mund jetzt sein drittes U. Am 3. No-

vember drückte TU-Rektorin Prof. Ursula Gather gemeinsam mit dem Vorsitzen-den der Gesellschaft der Freunde der TU Dortmund, Prof. Bodo Weidlich, gegen 19 Uhr auf den Buzzer und illuminierte das neue rotierende TU-Logo auf dem höchs-ten Gebäude des Campus, dem Mathe-Tower. Wer sich nun der Technischen Uni-versität Dortmund nähert, wird bereits von Weitem den markanten Schriftzug wahrnehmen – ein grünleuchtendes Sig-nal, das vom Campus bis in die Stadt hi-nein strahlt. Prof. Gather unterstrich die Außenwirkung, die das TU entwickeln wird: »Über 85.000 Fahrzeuge fahren pro Tag allein auf der B1 an der TU vorbei, es wird bis in die Stadt zu sehen sein – und das jeden Tag!« Die TU Dortmund verfü-ge damit über ein identitätsstiftendes Wahrzeichen, so die Rektorin, wer im zunehmenden Wettbewerb der Univer-sitäten Erfolg haben wolle, der müsse auch sichtbar sein: »Dies gilt natürlich in erster Linie für unsere Leistungen in Forschung und Lehre«, sagte die Rektorin weiter. Interessant sind sicherlich auch die technischen Daten des TU-Logos: 4,70 Meter hoch und 6,10 Meter breit wiegt es 6,7 Tonnen. 910 LED sorgen im Inneren für das weithin strahlende grü-ne Licht.Die TU-Rektorin stellte auf der kleinen Feier in ihrer kurzen Ansprache eindeutig klar: »Das Logo wird aus unse-rem Etat für Baumaßnahmen finanziert.« Zusätzlich habe die Freundegesellschaft der TU Dortmund angekündigt, einen deutlichen Beitrag zur Finanzierung des TU-Logos beizusteuern. Die Kosten für das neue Leuchtlogo beliefen sich auf 80.000 Euro, so die Rektorin, eine Inves-tition, die auf Jahre hinaus zu betrachten sei. Auch in puncto Verbrauch zeigt sich das TU sparsam: Modernste LED-Technik sorge dafür, dass die Stromkosten für die Beleuchtung bei 200 Euro jährlich liegen. Auch DFG-Präsident Prof. Matthias Klei-ner zeigte sich begeistert von dem neu-en Symbol auf dem Mathetower. Für die nächsten fünf Jahre will er persönlich die Kosten für die Beleuchtung des TU-Logos übernehmen. (Unizet)

Glückwunsch

Sylvia Ebbes (Ref. 1) feierte am 19. und Gerhard Wentzek (ITMC) am 4. Novem-ber 25-jähriges Dienstjubiläum.

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Der Cowboy und der Ingenieur Deutsche und amerikanische Autowerbung im Vergleich

nrwision ist da – der einmalige Fernsehsender für NRW

Prominente Medienmacher wie die Journalistin und Autorin Christine Westermann, Fußballreporter Man-

fred Breuckmann, 1LIVE-Moderatorin Sabine Heinrich sowie TU-Rektorin und Intendantin Prof. Ursula Gather waren dabei, als ZDF-Moderator und Journalis-tik-Professor Michael Steinbrecher am 29. Oktober das Geheimnis lüftete und den neuen Namen des TV-Lernsender.NRW bekannt gab.

nrwision heißt es ab sofort on air in Trai-lern und Moderationen. nrwision – eine gelungene Mischung aus NRW und Vision: Das passt zu einem landesweiten Fern-sehsender, der neue Ideen ins Programm bringt. Während der Sendung, die rund um die Bekanntgabe des neuen Namens im Studio des Dortmunder Technologie-Zentrums aufgezeichnet wurde, nutzten Journalistik-Studierende die Gelegen-heit, den bekannten Medienmachern in ungewöhnlichen Interviewsituationen ihre Geheimnisse zu entlocken.

Der Fernsehsender nrwision ist bereits seit Anfang 2009 Bestandteil des Pilot-projekts Ausbildungs- und Erprobungs-fernsehen in NRW, das von der Landesan-stalt für Medien NRW gefördert wird. Das

Institut für Journalistik der TU Dortmund entwickelt und betreibt den Lernsender unter der Projektleitung von Prof. Dr. Mi-chael Steinbrecher.

Unter dem Motto »Jeder kann mitma-chen« ermöglicht es der Sender ange-henden Medienprofis und Hobby-Fil-mern, ihre Werke landesweit an einem großen Publikum zu testen und bringt damit Ideen ins TV, die im klassischen Fernsehen nicht zu sehen sind. Eins die-

ser Formate, das Dortmunder Journalis-tik-Studenten entwickelt haben, wurde auch an diesem Abend präsentiert. Bei den »Bettgeschichten« gingen dabei die Studentinnen Jennifer Dacqué und Lena Breuer mit den Medienprofis Christine Westermann und Manfred Breuckmann wortwörtlich ins Bett und stellten ihnen in dieser ungewöhnlichen Interviewsitu-ation keine alltäglichen Fragen. Michael Steinbrecher, Professor am Institut für Journalistik und als ZDF-Moderator ein

Interview-Experte, war zufrieden mit dem Abend: »Wir wollen Zeichen setzen und in der TV-Landschaft Raum für neue Ideen geben. Der neue Name soll uns noch be-kannter machen. Jetzt legen wir erst rich-tig los.“«

Dass nrwision ein Sender zum Mitma-chen ist, spiegelt sich auch in der Na-mensfindung wider: Aus mehr als 100 Vorschlägen der Zuschauer und Pro-grammzulieferer wurden drei in die enge-re Wahl genommen und zur Abstimmung gestellt. Mit 53 Prozent machte am Ende nrwision das Rennen. »Eine Mischung aus NRW und Vision, das passt zu uns«, so Chefredakteur Stefan Malter. »Wir sind und wollen eine Plattform sein, auf der alle Bürger, Studierende , Schüler und Azubis in Nordrhein-Westfalen ihre Ide-en und ihr kreatives Potenzial herzeigen können und damit demonstrieren, dass Fernsehen nicht bloß konsumiert werden muss.« Mit der Veranstaltung feierte der Sender dabei nicht nur sich selbst, son-dern auch eine öffentlich zugängliche Plattform für TV-Fans, die es zu nutzen gilt. (Stefanie Opitz)

Kontakt: Stefanie Opitz, Tel.: 475 415-16, Mail: [email protected]

Graslandschaften, am Horizont schneebedeckte Berge, die im Schein der untergehenden Sonne

erstrahlen. Im Vordergrund ein Cowboy, der lässig an seinem Pickup lehnt. Das ist keine Szene aus einem modernen Wes-tern, sondern eine typische amerikani-sche Autowerbung aus den 1980ern. Zum selben Zeitpunkt sah die Autoreklame in Deutschland ganz anders aus; hier stand eher der Ingenieur im Vordergrund; was zählte waren Funktionalität, Fortschritt und Wirtschaftlichkeit.

Herz oder Kopf?

Woher kommen die Unterschiede, warum setzen die Amerikaner mehr auf das Herz und die deutschen Autohersteller eher auf den Kopf des Kunden? Dr. Bettina Te-math von der TU Dortmund untersuchte 762 deutsche und amerikanische Auto-mobilanzeigen der Jahrgänge 1980/1981 und 2005/2006. Dabei fand sie vor allem

heraus, dass die Globalisierung auch in der Autobranche eine gewichtige Rolle spielt. Im Zentrum der Untersuchungen, die Temath für ihre Doktorarbeit an der Dortmunder Amerikanistik führte, stand die Frage, inwiefern die Automobilwer-bungen kulturelle Diskurse der jeweiligen Länder aufnehmen, rekonstruieren und »umerzählen«. »Amerikanische Anzei-gen reproduzieren beispielsweise Auto-mobilitätskonzepte, die sich in vielerlei Hinsicht an einer zum Mythos geworde-nen Pionierzeit orientieren, in der die Siedler die Grenze zwischen Zivilisation und Wildnis immer weiter nach Westen vorantrieben. Sie betonen häufig Größe, Kraft und Geländegängigkeit und stellen das Auto inmitten unberührter Natur dar. Der Autofahrer wird so selbst zum Pio-nier und Eroberer«, so Temath. In deut-schen Anzeigen ist das Bild ein anderes. Hier werden selbst Geländewagen stets auf der Straße abgebildet. Auch stehe in Deutschland der Maschinencharakter des Wagens an erster Stelle, so Temath. Während amerikanische Automarken

Bereits zum zweiten Mal wurden am 27. Oktober die Lehrpreise der Wirt-schafts- und Sozialwissenschaftli-chen Fakultät verliehen. Da die Wi-So-Fakultät die Qualität ihrer Lehre kontinuierlich verbessern möchte und großen Wert auf die aktive Mit-gestaltung durch die Studierenden legt, wurden die Preisträger über die in jedem Semester stattfindende stu-dentische Lehrveranstaltungskritik ermittelt. Ihre Urkunden erhielten die Ausgezeichneten aus den Händen der beiden Vorsitzenden des Fachschafts-rates, Marc Middelmann und Jasmin Ulrich. Folgende Veranstaltungen sind als »Gewinner« ihrer Kategorie hervor-gegangen: Sommersemester 2010: Dr. André Jungen: Ertragsteuern (Katego-rie: bis zu 50 Teilnehmer), Prof. Dr. Jens Rowold: Human Resources: Vertiefung (Kategorie: 51 - 200 Teilnehmer), Prof. Dr. Peter Witt: Gründungsmanagement (Kategorie: mehr als 200 Teilnehmer) Wintersemester 2009/2010: JProf. Dr. David Woisetschläger: Services Management (Kategorie: bis zu 50 Teilnehmer), Prof. Peter Witt: Innovati-onsmanagement (Kategorie: 51 - 200 Teilnehmer), Prof. Peter Witt: Planung und Projektmanagement (Kategorie: mehr als 200 Teilnehmer) Sommer-semester 2009: Prof. Ludger Linne-mann: Geldpolitik (Kategorie: bis zu 50 Teilnehmer), Prof. Wolfgang Leininger: Preis- und Allokationstheorie (Kate-gorie: 51 - 200 Teilnehmer), Prof. Peter Witt: Gründungsmanagement (Katego-rie: mehr als 200 Teilnehmer)

Prof. Gerhard Naegele, Direktor des Institutes für Gerontologie der TU Dortmund, wurde von der Türkischen Gesellschaft für Gerontologie mit dem Gerontologiepreis der Türkei des Jah-res 2010 ausgezeichnet. Die Gesell-schaft würdigt damit das große Enga-gement Naegeles für die Steigerung der Qualität der Forschung und Lehre im Fach Gerontologie an der Akdeniz University Antalya.

Ließ sich von Lena Breuer ungewöhnliche Geheimnisse entlocken: Manni Breuckmann

ihre Wagen nach wilden Tieren, India-nern und Entdeckern benennen, werden die meisten deutschen Autos nüchterner benannt. Damit wird der Wagen, der oft in einer sterilen Studio- oder Asphaltku-lisse präsentiert wird, als technisch-wis-senschaftliche Attraktion inszeniert, die der Fahrer kühl kontrolliert.

Deutsche Sachlichkeit und amerikanische Emotionalität

Waren die beiden »Reklamewelten« An-fang der 1980er noch klar getrennt, mit der deutschen Sachlichkeit auf der einen und der amerikanischen Emotionalität auf der anderen Seite, konnte Bettina Temath 2005/2006 eine Angleichung der beiden Stile belegen. »Dominanz, Aggres-sion und Patriotismus haben nach wie vor in amerikanischen Anzeigen einen höhe-ren Stellenwert, aber die Ästhetik des automobilen Designs, Freiheitserleben, Aufregung und Individualität gehören mittlerweile sowohl in neueren amerika-nischen als auch in neueren deutschen Anzeigen zu den quantitativ wichtigsten Themen«, sagt Temath. Das Bild steht auf beiden Seiten des Atlantiks mittler-weile im Vordergrund, die verglichenen Anzeigen weisen alle nur sehr wenig Textteile auf und der Mensch, der Fahrer des Wagens, ist mittlerweile in den Hin-tergrund gerückt. Es geht vorrangig um Produktzentrierung, Visualisierung und Emotionalisierung des beworbenen Wa-gens. Während sich Anfang der 1980er die Werbungen also noch deutlich unter-schieden, ist heute fast keine Abgrenzung mehr zu erkennen. Auch der inhaltliche Rahmen stimmt heute mehr als früher überein. »Zusammenfassend weisen die Ergebnisse auf die Herausbildung eines globalen Stils in der Autowerbung hin, der hauptsächlich visuell kommuniziert und emotionales Erleben in den Vordergrund stellt. Kulturell bedingte Unterschiede sind insgesamt weniger deutlich ausge-prägt, aber nicht verschwunden.« (unizet)

Kontakt: Dr. Bettina Temath, Mail: [email protected]

Fachdidaktisches Forschungs- und Nachwuchskolleg gestartet

Im Universitätsgästehaus in Bommer-holz fand am 5. und 6. November die Auftaktveranstaltung des Forschungs-

und Nachwuchskollegs Fachdidaktische Entwicklungsforschung zu diagnosegelei-teten Lehr- und Lernprozessen (FUNKEN) statt. Die ersten sechs Stipendiatinnen und Stipendiaten mit ihren Betreuern sowie das Leitungsteam haben sich dort zu einem ersten systematischen Gedan-kenaustausch getroffen und ihre Arbeit damit auch »offiziell« aufgenommen. In einem aufwändigen Auswahlverfahren wurden im Laufe des Sommers zunächst sechs Stipendiatinnen und Stipendiaten (fünf Doktorandinnen, ein Post-Doc) aus den Fächern Biologie, Deutsch, Englisch und Mathematik ausgewählt, die in den kommenden Jahren die Gelegenheit er-halten, im Rahmen eines strukturierten Förderprogramms an ihren Forschungs-themen weiter zu arbeiten. Im Frühjahr 2011 sollen vier weitere Plätze vergeben werden. Gefördert wird das Kolleg im Rahmen des Programms zum Ausbau der Fachdidaktiken von der Landesregierung NRW (Förderungshöhe 1,76 Mio. Euro für die Jahre 2010 bis 2014).

Ziel der Etablierung des Forschungs- und Nachwuchskollegs durch das Lei-tungsteam (Renate Hinz, Stephan Huß-mann, Bernd Ralle, Sprecherin Susanne Prediger und Jörg Thiele) ist die Stärkung der unterrichtsnahen fachdidaktischen Forschung, wozu zum einen die Intensi-vierung der inhaltlichen Kooperation der Dortmunder Fachdidaktiken zählt, zum anderen die systematische Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Inhaltlich knüpft das Kolleg dabei mit der Thematisierung einer prozessbegleiten-den Diagnostik und Förderung von indi-viduellen Lern- und Entwicklungsbiogra-phien an eine der zentralen Leitideen der Dortmunder Lehrerbildung an.

Auf der methodologischen Ebene basiert die Konzeption des Kollegs auf dem For-schungsprogramm der fachdidaktischen Entwicklungsforschung, im dem das Verstehen und Erklären von Lehr- und Lernprozessen auf der einen Seite und ihrer Gestaltung und Veränderung durch

Unterrichtsentwicklung auf der anderen Seite konsequent und iterativ aufeinan-der bezogen werden.

Ziel des Kollegs ist die systematische Ausbildung eines fachdidaktischen Nachwuchses auf einem möglichst ho-hen wissenschaftlichen Niveau. Durch den gemeinsamen Forschungsrahmen, strukturierte Aus- und Fortbildungsan-gebote, eine intensive Betreuung und Beratung sowie die enge Kooperation mit ausgewiesenen nationalen und interna-tionalen Expertinnen und Experten soll dieser Anspruch in den nächsten Jah-ren weiter mit Leben gefüllt werden. Der erste Schritt wurde dazu in Bommerholz getan, wo die Kollegiatinnen und Kollegi-aten ihre Forschungsvorhaben vorstellen und im internen Kreis intensiv diskutie-ren und weiter entwickeln konnten. Als besonders gewinnbringend wurde dabei einhellig von allen Beteiligten die offene Diskussionsatmosphäre und der inter-disziplinäre Austausch über die traditio-nellen Fächergrenzen hinweg gelobt. Der »Funke« für die Weiterentwicklung der Fachdidaktiken an der TU Dortmund, so das Fazit des ersten gemeinsamen Tref-fens, ist übergesprungen. (Jörg Thiele)

Funktional, fortschrittlich und wirtschaftlich: So sehen die deutschen Werber ihr Produkt.

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Neuer Promotionsstudiengang American Studies: Transnational/Transatlantic Studies

Ab dem Wintersemester 2010/11 bietet die Fakultät Kulturwissen-schaften der TU Dortmund ge-

meinsam mit den Fakultäten für Philolo-gie und für Geschichtswissenschaft der Ruhr-Universität Bochum den Promoti-onsstudiengang American Studies: Trans-national/Transatlantic Studies an. Der Studiengang ist in seiner philologisch-kulturwissenschaftlich-historischen Ausrichtung zukunftsweisend und ein Alleinstellungsmerkmal der beiden Ruhr-gebiets-Universitäten.

Forschungsarbeiten unterstützen

In dem dreijährigen strukturierten Stu-diengangs soll die Forschungsarbeit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch themenbezogene fachspezifische und in-terdisziplinäre Seminare, Austausch mit anderen Teilnehmern und enge Beratung der beteiligten Hochschullehrer unter-stützt werden. In begleitenden Veran-staltungen soll zudem die Fähigkeit zur erfolgreichen Planung, zügigen Durch-führung und wirksamen Präsentation von wissenschaftlichen Forschungsarbeiten erlangt werden. Schlüsselkompetenzen, die Fähigkeiten im Sinne eines Transat-lantischen Managements unterstützen,

Manfred Sauer, Bürgermeister der Stadt Dortmund, Carol Strauss Kahn, Prof. Kornelia Freitag, Ruhr-Universität Bochum, Prof. Walter Grünzweig, TU Dortmund, und Prof. Michael Wala, Ruhr-Universität Bochum (v.l.)

werden sowohl durch die von beiden Uni-versitäten angebotenen Einrichtungen und Programme als auch im Rahmen von Auslandssemestern vermittelt. Die feier-liche Unterzeichnung der Kooperations-vereinbarung fand am 27.Oktober an der

Ruhr-Universität; es schloss sich ab 17.30 Uhr ein Festvortrag von Carol Strauss Kahn (Direktorin des Leo Baeck Institute, New York) mit einem Empfang im Inter-nationalen Begegnungszentrum der TU Dortmund an. (unizet)

Neue Erwerbungen für das Archiv der TU Dortmund

Das Archiv der TU Dortmund besteht zwar noch nicht lange, doch in den letzten Monaten konnten erneut

einige wichtige Aktenbestände eingewor-ben werden. Sie ermöglichen, die wech-selvolle Geschichte der TU Dortmund noch transparenter zu machen. Bereits zu Beginn dieses Jahres wurde der bedeu-tende Teilnachlass des Gründungskanz-lers Dr. Heribert Röken (*1925, †2006) in den Archivbestand aufgenommen. Dr. Röken begleitete und prägte zwischen 1965 und 1989 als Kanzler in besonde-rer Weise die hochschulpolitische und verwaltungstechnische Entwicklung der Universität Dortmund. Er hinterließ ei-nen weitreichenden und umfangreichen dienstlichen Nachlass. Dieser macht es möglich, bislang bestehende Lücken in der historischen Überlieferung der Hoch-schule zu schließen.

Gegen Mitte des Jahres fand die Überlas-sung des wissenschaftlichen Nachlasses einer weiteren bedeutenden Persön-lichkeit statt. Prof. Ingo Wegener (*1950, †2008) war zwischen 1987 und 2008 an der TU Dortmund tätig. Das hochge-schätzte Mitglied der Universität beein-flusste auch international die Forschung und Lehre im Fach Informatik. Sein umfassender Nachlass enthält wichti-ges Archivgut, das unter anderem auch einen Einblick in die Forscherpersön-lichkeit und sein über die TU Dortmund hinaus reichendes Wirken erlaubt. Seit dem Frühherbst 2010 betreut das Uni-versitätsarchiv auch die Altbestände der 1946 gegründeten Sozialforschungsstel-

le (SFS) in Dortmund-Eving, die seit 2007 eine wissenschaftliche Einrichtung zur Arbeitsforschung an der TU Dortmund ist. Das Archiv der Sozialforschungsstelle der Universität Münster, Sitz Dortmund, so die genaue Bezeichnung dieses namhaf-ten Bestandes, umfasst Unterlagen zur Geschichte der Forschungseinrichtung von 1945 bis 1970. Einen ersten Einblick in die Bestände gewährt das Findbuch zum Bestand, das unter www.sfs-dort-mund.de/odb/Repository/Publication/Doc/1181/badf_band_166.pdf einsehbar ist. Die Bestände der SFS sind in Abspra-che mit dem Universitätsarchiv für For-schung und Lehre nutzbar.

Haben auch Sie als Einzelperson oder als Mitglied einer Einrichtung (Lehrstuhl, Institut, Fakultät, etc.) Materialien, die für die laufenden Dienstgeschäfte nicht mehr benötigt werden? Möchten Sie sich von über die Jahre angesammelten Un-terlagen trennen, wissen aber nicht, ob diese für die Geschichte der TU Dortmund wichtig sind? Natürlich steht das Univer-sitätsarchiv als Serviceeinrichtung auch für Beratungen zur Verfügung. Wir be-mühen uns um eine tiefgehende inhalt-liche Erschließung und sorgen für einen schonenden Umgang und eine sichere Lagerung Ihrer Unterlagen. Es ist selbst-verständlich, dass archiv- und daten-schutzrechtliche Vorgaben und Gesetze beachtet werden. (Stephanie Marra)

Kontakt: Dr. Stephanie Marra, Tel.: 755-5066 oder -5061, Mail: [email protected]

Moderne Verwaltung: drei Lernpreise für die TU

Erfolgreiche Teilnehmerinnen des H2-Qualifierungslehrgangs (v.l.): Katja Laube, Brigitte Hügen, Sabrina Günzel, Sonja Riedel, Tanja Burda und Eva-Susanne Eichendorf-Harhaus

Die rechtliche Autonomie der Hoch-schulen in NRW, die Umstellung der Haushaltsführung und die inter-

nationale Ausrichtung der Universitäten stellt auch die Hochschulverwaltung vor neue Aufgaben. Zum vierten Mal haben sich Mitarbeiterinnen der TU Dortmund dieser Herausforderung angenommen und sich in einem speziellen Qualifizie-rungslehrgang weitergebildet. Dafür wur-den vier von ihnen mit dem Lernpreis be-lohnt.

520 Stunden umfasst der H2-Qualifi-zierungslehrgang, den die Westfälische Wilhelms-Universität Münster anbietet. In 13 Monaten haben sich die Mitar-beiterinnen in den hochschulspezifisch bestückten Bereichen Recht, Finanzma-nagement, Personelle Ressourcen und

Soft Skills weitergebildet und ihr Wissen in 15 Klausuren und einer mündlichen Prüfung unter Beweis gestellt. Und ihr Engagement wurde belohnt: Tanja Burda (Institut für Roboterforschung), Sabrina Günzel, Brigitte Hügen (beide Verwaltung) und Eva-Susanne Eichendorf-Harhaus (Humanwissenschaften und Theologie) nahmen am Ende der Fortbildung einen Lernpreis für ihre guten Leistungen ent-gegen.

Ein hohes Maß an persönlichem Engage-ment auch während der Freizeit war not-wendig, um den H2-Lehrgang erfolgreich abzuschließen. Die Unterstützung der Vorgesetzten und der Kolleginnen und Kollegen hat dazu beigetragen, dass die Zeit des Lehrgangs in guter Erinnerung bleiben wird. (unizet)

Schülerinnen und Schüler zweier achter Klassen des Max-Planck-Gymnasiums in Dortmund haben im Projekt »Bild-Sucher!« die Stadtkirche St. Reinoldi in den Brennpunkt ihrer Kameras genommen. Das von Rosa Fehr-von Ilten (Max-Planck-Gymnasium) und Prof. Barbara Welzel (TU Dortmund) in Kooperation mit der Conrad-von-Soest-Gesellschaft und der Initiative »rettetreinoldi« durchgeführte Projekt bestand zunächst aus vier Blöcken: Informationen über mittelalterliche Kirchen – zeichnerisches Erkunden von architektonischen Strukturen, das Vorstellen von Architekturfotografien von Michael Ostermann, die gotische Kirchenbauten mit künstlerischer Bildabsicht thematisieren –, ein Ortster-min in St. Reinoldi, zeichnerisches und fotografisches Erkunden des Bauwerks und seiner Ausstattung und eine kunsthistorische Führung.

Doch kann ein Projekt kultureller Bildung, das auf den Dialog zwischen den Generationen und zwischen verschiedenen Gruppen der Gesellschaft setzt, hier nicht enden. Vielmehr gilt es, die Blickweisen der Schülerinnen und Schüler in Dialogen, die die Grenzen der Schule überschreiten, fruchtbar zu machen. Den zweiten Teil des Projektes bilden daher »Veröffentlichungen« von ausgewählten Fotos: in www.schaubuero.de – in einer Ausstellung in St. Reinoldi (8. bis 16. Dezember) – in einer Postkartenserie im Kontext der Initiative »rettetreinoldi«, um sich am Engagement für den Erhalt der Kirche zu beteiligen, durch Verkaufserlöse und durch das Anstiften neuer Blicke. Ob die Bilder – über die Erfahrungen, die die Jugendlichen selbst mit ihnen gemacht haben – etwas austragen? Das liegt an den Rezipienten: Möchten Erwachsene mit den Augen junger Menschen auf Bauwerke schauen, für die sie längst eigene Bilder im Kopf haben? Den »Bild-Suchern« ist dafür zu danken, dass sie eine Auswahl ihrer Fotos veröffentlichen. Sie machen damit ein konkretes Angebot für solche Verhandlungen. Kulturelle Teilhabe heißt auch, zum »Bild« der Stadt beizutragen. (Barbara Welzel)

Fachleute formulierten gemeinsam die Bedeutung des künstlerischen Denkens

Können künstlerische Methoden auch in außerkünstlerischen Fel-dern angewendet werden? Diese

Frage beantworteten am vergangenen Wochenende mehr als 170 Fachleute aus verschiedensten Disziplinen während des zweitägigen Symposiums »Kunst fördert Wirtschaft« in der DASA Dortmund mit einem deutlichen »Ja«. Dies schlug sich in einer Resolution nieder, die die Teilneh-merinnen und Teilnehmer gemeinsam im Rahmen des Symposiums erarbeiteten. Beeindruckende Vorträge, beispielsweise vom Neurobiologen Prof. Gerhard Hüther, dem Philosophen und Staatsminister a.D. Prof. Julian Nida-Rümelin und Total-künstler und Documenta-Teilnehmer Prof. Timm Ulrichs, regten die hochkarätige Zuhörerschaft des Symposiums an, über die Rolle von künstlerischen, non-linea-ren Methoden in Wissenschaft und Wirt-schaft neu nachzudenken. In Workshops, Diskussionsgruppen und zwischen den Vorträgen erfolgte ein reger Austausch

von zukunftsweisenden Ideen, Visionen und Denkansätzen, wie die Zusammenar-beit von künstlerischen und außerkünst-lerischen Feldern in Zukunft gestaltet werden könnte. Dabei waren sich alle An-wesenden einig: Innovation lässt sich vor allem durch künstlerisches Denken ge-stalten, egal ob in der Wissenschaft oder Wirtschaft. Was genau »künstlerisches Denken« bedeutet, fasste Initiatorin und Künstlerin Prof. Ursula Bertram (Foto, am Rednerpult) von der IDfactory der Tech-nischen Universität Dortmund in ihrem Vortrag zusammen: »Wir müssen den Mut entwickeln, wegzudenken. Wir müs-sen neue Wege suchen, lineare Systeme immer wieder in Frage stellen und auf-brechen, um durch kreative Zusammen-arbeit innovative Ideen zu generieren.« Weitere Informationen zum Symposium: www.id-factory.de. (IDfactory)

Die Initiatorin des Symposiums Prof. Ursula Bertram (Foto: Mark Wohlrab)

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Dortmunder Hochfrequenztechnik in Brasilien

Dr. Stephan Pachnicke, Oberinge-nieur am Lehrstuhl für Hochfre-quenztechnik an der Fakultät für

Elektrotechnik und Informationstech-nik, folgte in der Zeit vom 15. bis zum 26. November der Einladung von Prof. Darli Mello, eine Gastvorlesung an der Univer-sidade de Brasília zu halten. Während seines Lehraufenthaltes nahm Stephan Pachnicke am 19. November auch die Gelegenheit zu einem Gastvortrag an der Pontifícia Universidade Católica do Rio de Janeiro wahr. »Beide Hochschulen ge-hören, insbesondere auf dem Gebiet der Kommunikations- und Nachrichtentech-nik, zu den besten ihres Landes«, erläu-tert Dr. Pachnicke. Seine Gastvorlesung am Departamento de Engenharia Elétrica an der Universidade de Brasília hat sich mit verschiedenen Themengebieten der optischen Übertragungs- und Nachrich-tentechnik beschäftigt.

Pachnicke besprach im Kreis interessier-ter Master- und Promotionsstudenten der optischen Kommunikationstechnik ein breites Spektrum, angefangen von grundlegenden physikalischen Effekten bis hin zu numerischen Simulationsme-thoden. »Natürlich habe ich mit den Stu-dierenden auch aktuellste Forschungs-ergebnisse wie z.B. die Graphikkarten (GPU) basierte Beschleunigung von Si-mulationen diskutiert.« Ergänzt wurde die Vorlesung durch praktische Übungen mit aktuellen Simulationsprogrammen, z.B. zur Auslegung von Übertragungs-systemen der nächsten Generation mit Kanaldatenraten von mehr als 100 Gb/s,

welche in wenigen Jahren das Rückgrat des Internets bilden sollen.

An der PUC Rio referierte Pachnicke zum effizienteren Entwurf von komplexen op-tischen Übertragungssystemen. Im Fokus standen neuartige Forschungsergeb-nisse, die die Simulationszeit erheblich verkürzen können. Damit ist es möglich, Simulationen, die bisher über ein Jahr Zeit beanspruchten, in weniger als einer Stunde zu berechnen. Die Zuhörer zeig-ten großes Interesse an den Forschungs-arbeiten, und es kam zu angeregten Dis-kussionen.

Finanziert wurde dieser Aufenthalt in Brasilien durch das Optical Communica-

tions and Networks Laboratory der Uni-versidade de Brasília. Er ist ein weiterer wichtiger Kooperationsschritt zwischen den Lehrstühlen in diesem Forschungs-bereich.

Seit mehreren Jahren verwenden die zwei brasilianischen Universitäten die am Lehrstuhl für Hochfrequenztechnik entwickelte und kommerziell vertriebe-ne Simulationssoftware PHOTOSS. Dabei handelt es sich um eine Simulations-software zum Design und zur Analyse faseroptischer Punkt-zu-Punkt-Strecken und von Übertragungssystemen auf der physikalischen Ebene. Die intuitive gra-phische Oberfläche ermöglicht das Er-stellen photonischer Netzwerke mit nur wenigen Mausklicks. Die flexible Kompo-nentenbibliothek umfasst eine Vielzahl von Simulationsmodellen und typischen Parametersätzen und kann einfach um benutzerdefinierte Komponenten mit angepassten Parametern erweitert wer-den. Etliche Komponenten können un-terschiedlich komplex modelliert werden. Physikalische Modelle bieten einen Ein-blick, welche Phänomene die Übertragung wie beeinflussen, vereinfachte Modelle erlauben die schnelle Berechnung der weniger entscheidenden Komponenten. Die integrierte Programmierschnittstelle ermöglicht die Einbeziehung benutzer-definierter Komponentenmodelle und Si-mulationsalgorithmen. (Dunja Rauh)

Kontakt: Dr. Stephan Pachnicke, Ruf: 6675, E-Mail: [email protected]

Dr. Stephan Pachnicke (vorne, 3. v.l.) mit den Teilnehmern seiner Gastvorlesung an der Universidade de Brasília

Rudolf Chaudoire-Preis für Nachwuchswissenschaftler

Dr. Swantje Bargmann von der Fa-kultät Maschinenbau und Dr. Pa-vel A. Stoimenov von der Fakul-

tät Statistik sind die Träger des Rudolf Chaudoire-Preises der TU Dortmund, der dieses Jahr bereits zum 15. Mal verlie-hen wurde. Die beiden Nachwuchswis-senschaftler werden für ihre herausra-genden wissenschaftlichen Leistungen geehrt. Die Auszeichnung ist verbunden mit einem Stipendienzuschuss, der dem Forschungsnachwuchs einen Aufenthalt an einer ausländischen Universität oder einer Forschungsinstitution ermöglicht.Dr. Swantje Bargmann (Fakultät Maschi-nenbau) erhält die Auszeichnung für ihre besonderen Leistungen bei der Entwick-lung von Computermodellierungen von Gradienten-Kristallplastizität. Im Rah-

Dr. Gert Fischer, Mitglied des Vorstands der Rudolf Chaudoire-Stiftung, Prof. Andreas Brümmer, Dekan Fakultät Maschinenbau, Dr. Swantje Bargmann, Preisträgerin, Dr. Pavel A. Stoimenov, Preisträger (v.l.).

Ehrendoktorwürde für StadtsoziologinErika Spiegel hat den Brückenschlag zwischen den Disziplinen vorangetrieben

Eine Persönlichkeit, die wie kaum eine zweite den Brückenschlag zwischen unterschiedlichen Dis-

ziplinen vorangetrieben hat« – so wür-digte Rektorin Prof. Ursula Gather die Stadtsoziologin Erika Spiegel, der am 9. November von der Dekanin Prof. Christa Reicher die Ehrendoktorwürde der Fakul-tät Raumplanung verliehen wurde. Erika Spiegels Einsatz für den fächerübergrei-fenden Diskurs spiegelte sich auch in der Zuhörerschaft im Rudolf Chaudoire Pa-villon wider. Vertreter verschiedenster für die Raumplanung relevanter Fachrich-tungen waren ebenso präsent wie unter-schiedliche Planergenerationen – von der Studentin bis zum Professorenkollegen aus der Gründerzeit der Fakultät.

Weg weisende Impulse

Peter Zlonicky, von 1976 bis 2000 Pro-fessor für Städtebau und Bauleitpla-nung an der Fakultät Raumplanung, ging in seinem Vortrag Raumplanung weiter denken. Erika Spiegel auf Zeitreise und erinnerte an verschiedene Stationen in ihrem Leben: ihr Wirken in Dortmund als Professorin für Soziologische Grundlagen der Raumplanung von 1968 bis 1978, ihre Tätigkeit als Leiterin des Deutschen Insti-tuts für Urbanistik bis 1981 und die Pro-fessur an der TU Hamburg-Harburg bis zu ihrer Emeritierung 1993. Zlonicky würdig-te Spiegels Beiträge zur Ausgestaltung der damals noch jungen Fakultät Raum-planung ebenso wie ihre Verdienste als herausragende Wissenschaftlerin.

Erika Spiegel hat der räumlichen Planung immer wieder wegweisende Impulse ge-geben, sei es mit ihren Ausführungen über »gelichtete Städte« aufgrund von Bevölkerungsrückgang und demografi-schem Wandel, sei es mit Aussagen zur

Krise der regulativen Politik oder ihren Forderungen nach einer Neudefinition der Stadtplanung. Auch in ihrem Vortrag Zur wachsenden Divergenz von Stand-ort, Funktion und Gestalt betrat sie an diesem Abend Neuland. Hinter dem eher abstrakten Titel verbarg sich der Hinweis auf ein für jeden Stadtnutzer alltägliches Phänomen: Städte würden zunehmend so gestaltet und umgebaut, dass sie für den Stadtbewohner nur noch schwer lesbar seien. Gründe nannte Eri-ka Spiegel zahlreiche. Historische Ge-bäude erfahren Umnutzungen, bei der die neue Funktion nichts mehr mit der ursprünglichen Bestimmung zu tun hat – aus Bahnhöfen werden Museen, aus Molkereien Kunsthochschulen. Auch sei-en viele Wirtschaftsunternehmen nicht mehr in einst für sie typischen Stadtbe-reichen zu finden, sondern können sich

prinzipiell überall niederlassen und bei Bedarf Standorte gemäß ihren Anforde-rungen »umdefinieren«. Und schließlich stellte Erika Spiegel auch die Nutzungs-mischung, lieb gewordenes Leitbild vie-ler Stadt- und Raumplaner, in Frage: Die kleinräumige Nachbarschaft von Woh-nen, Gewerbe, Einkauf, Bildungsstätten und anderen Nutzungen – gemeinhin als Beitrag zur Belebung von Stadtquartie-ren und Schlüssel für eine nachhaltige Stadtentwicklung angesehen – könne zur Unübersichtlichkeit der Städte bei-tragen und bei den Stadtnutzern für Ori-entierungslosigkeit sorgen. Durchaus provokative Thesen, die die anwesenden Planerkollegen zum Nachdenken anreg-ten und beim anschließenden Empfang für Diskussionsstoff sorgten. Reaktionen, die der Geehrten angesichts ihrer Vita vertraut sein dürften. (Katrin Gliemann)

Die Stadtsoziologin Erika Spiegel (r.) nahm die Urkunde in Anwesenheit des Festredners Prof. Peter Zlonicky von Dekanin Prof. Christa Reicher entgegen.

men ihrer Arbeiten beschäftigt sie sich mit der Modellierung und numerischen Simulation von Werkstoffverhalten. Dr. Pavel A. Stoimenov (Fakultät Statistik) beschäftigt sich in seinen Forschungs-arbeiten mit statistischen Modellen und Methoden zur Erklärung und Beschrei-bung zeitvariabler Abhängigkeiten und Volatilitäten auf Kapitalmärkten. So hat Stoimenov neue Verfahren entwickelt, die die Defizite des bekannten Korrelations-koeffizienten überwinden. (unizet)

Zur Rudolf Chaudoire-Stiftung: Die Ru-dolf Chaudoire-Stiftung ist aus dem Ver-mächtnis eines im Ruhrgebiet ansässi-gen Industriellen, dem die Förderung der Berufsbildung junger Menschen am Her-zen lag, hervorgegangen. (Unizet)

Zum dritten Mal hat die Fakultät Raumplanung am 3. November den Städtebaupreis an Studierende verlie-hen. Fünf Belobigungen sprach die Jury – Prof. Ingrid Krau, Prof. Anne Klasen-Habeney, Prof. Klaus Köpke, Fakultäts-dekanin Prof. Christa Reicher, Ludger Wilde und der ehemalige Fachgebiets-leiter und Stifter des Preises, Prof. Peter Zlonicky – für studentische Entwürfe aus, die in den vergangenen zwei Jahren entstanden sind. Der Städtebaupreis ging zum einen an Holger Hoffschröer, zum anderen an Verena Andreas, Ka-tharina Eichmann und Melanie Schröter (zweiter Studienabschnitt). Hoffschröer hat sich in seiner Diplomarbeit Stadt-quartier der Zukunft mit der Entwicklung städtischer Quartiere im brandenburgi-schen Rathenow beschäftigt. Andreas, Eichmann und Schröter haben in ihrem Entwurf neue Visionen für den Stadt-teil Casablanca von Havanna (Kuba) geschaffen. Anerkennungen erhielten Roman Walczak und Maria Eickhoff für ihren Entwurf einer neuen Innenstadt von Ravenna (Italien) sowie Henning Fort, Aaron Happel, Natalie Materi und Tim Strecker (erster Studienabschnitt) für ihr Umnutzungskonzept Dortmund-Wickede – Grün verbindet. Die noch un-vollendete Arbeit Unsichtbare Stadt von Niklas Förstemann, Hong Zhu, Christo-pher Parasibu, Kathrin Pinno, Lisa Reu-denbach, Marc Schönberger, Peng Shao, Magnus Terbahl, Leif von Nethen und Annika Bellmann erhielt eine Sonderan-erkennung. (age)

Alle zwei Jahre vergibt die Internati-onal Dielectric Society den mit 1.000 Euro dotierten Peter Debye Prize for Young Investigators for Excellence in Dielectric Research. Preisträger des Jahres 2010 ist der 33-jährige Dr. Cata-lin Gainaru. Er forscht derzeit als Post-

doktorand bei Prof. Roland Böhmer am Lehrstuhl Experimentelle Physik III. Mit dem angesehenen Preis wurden die in-novativen, dielektrischen Experimente ausgezeichnet, die Dr. Gainaru an einer Vielzahl von unterschiedlichen Materi-alien durchgeführt hat, darunter solche an Polymeren, glasbildenden Flüssig-keiten, hydrierten Proteinen sowie an kristallinen Festkörpern. Die dielektri-sche Spektroskopie dient zur Untersu-chung des Verhaltens einer Probe beim Anlegen eines elektrischen Wechsel-feldes. Aus der Antwort des Materi-als auf dieses Wechselfeld können die Wissenschaftler Rückschlüsse auf die molekulare Struktur und die Dynamik in Festkörpern und Flüssigkeiten ziehen. Vorteil der dielektrischen Spektroskopie ist vor allem der breite Frequenzbereich, der im Labor der Dortmunder Arbeits-gruppe mehr als 15 Größenordnungen umfasst und auch deshalb besonders vielfältige Messmöglichkeiten eröffnet. Darüber hinaus erlaubt das Verfahren spektroskopische Untersuchungen auch bei besonders tiefen Temperatu-ren. In Dortmund werden Proben unter sehr tiefen Temperaturen untersucht, bis zu vier Grad über dem absoluten Nullpunkt, das entspricht minus 269,15 Grad Celsius. Catalin Gainaru unter-sucht so z.B., warum Wasser-Proteinge-mische unter bestimmten Bedingungen auch bei Temperaturen unter null Grad Celsius nicht gefrieren. »Das genaue Verständnis dieses Prozesses«, so der Dortmunder Wis-senschaftler, »er-möglicht vielfältige Anwendungsmög-lichkeiten bei-spielsweise in der Medizin oder in der Lebensmitteltech-nologie«.

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UNICUM Beruf: Metin Tolan ist Professor des Jahres

Dr. Jens Dreyer forscht am SüdpolNeun Monate von der Außenwelt abgeschnitten

Insgesamt 13 Monate wird der Physiker Jens Dreyer in einem Team von etwa 50 Personen im berühmten Forschungs-

camp Amundsen Scott verbringen und in dieser Zeit helfen, das größte Neutrino-teleskop, IceCube, am südlichsten Punkt der Erde zu komplettieren. Seit 2004 be-schäftigt sich Dreyer mit IceCube, promo-vierte zu Beginn dieses Jahres über das Forschungsprojekt an der Technischen Universität Dortmund, Experimental-physik Vb, bei Prof. Wolfgang Rhode. An-schließend bearbeitete und analysierte er in der Arbeitsgruppe Hochenergie- und Teilchenphysik von Prof. Julia Becker, (Theoretische Physik IV der Ruhr-Univer-sität Bochum) Daten von IceCube, welche entweder auf Datenbändern halbjährlich per Schiff oder täglich per Satellit in den Norden geschickt werden. Doch das hat ihm nicht gereicht: Er will mit eigenen Augen sehen, wie das Projekt am Südpol gehalten wird.

Neun Monate sind die Forscher und das restliche Team (Koch, Klempner, Arzt etc.) völlig von der Außenwelt abgeschnit-ten. Zwar sind sie via Satellit telefonisch erreichbar und auch die wissenschaft-lichen Daten werden regelmäßig nach Deutschland übertragen – doch egal was passiert: Kein Transportmittel der Welt schafft es während des langen polaren Winters (Februar bis Oktober), die Station zu erreichen. Temperaturen bis minus 60 Grad, Dunkelheit, Stürme und Distanzen

von vielen tausenden Kilometern sind unüberwindbare Grenzen. Kein Wunder also, dass die University Wisconsin-Ma-dison ihre »Winter Over Experiment Ope-ratoren« entsprechend vorbereitet. Vor Reiseantritt hat Dreyer in Madison, Dela-ware und Denver für den mehrmonatigen Ausnahmezustand trainiert.

Zum IceCube: Das Großteleskop IceCube nutzt das kristallklare Eis des Südpols, um nach Spuren von hochenergetischen kosmischen Neutrinos zu suchen – geis-terhafte Teilchen, die aber wichtige Er-kenntnisse über die ungeklärte Herkunft der kosmischen Strahlung liefern. Die kosmische Strahlung besteht aus ge-ladenen Teilchen, die von kosmischen Mag netfeldern abgelenkt werden. Darum kann man ihren Ursprung nicht identifi-zieren. Nun werden an der gleichen Stelle auch Neutrinos produziert. Diese neutra-len, sehr leichten Teilchen bewegen sich auf einer nahezu schnurgeraden Bahn, ohne von Magnetfeldern beeinflusst zu werden. Sobald sie durch die Erde hin-

durchgehen, verwandeln sich einige der Neutrinos in Myonen, die einen Lichtke-gel hinter sich herziehen. Den können Sensoren erfassen. Daher verfügt Ice-Cube derzeit über 79 Kabelstränge mit 4.740 Sensoren, die in mit heißem Was-ser gebohrten Löchern bis zu 2.500 Me-ter tief ins Eis versenkt werden. Mit Hilfe der Ankunftszeiten des Lichts können die Forscher die Herkunft der Neutrinos berechnen. Jens Dreyer hilft, den Detek-tor dieses Jahr vor Ort zu komplettieren. Das internationale Forschungsprojekt wurde von der University of Wisconsin in Madison entwickelt und von der ameri-kanischen Wissenschaftsstiftung NSF mit mehreren europäischen Universitä-ten co-finanziert. Mit einem Budget von 295 Millionen US-Dollar handelt es sich um das ehrgeizigste und teuerste For-schungsprojekt, das gegenwärtig in der Antarktis durchgeführt wird. (unizet)

Kontakt: Prof. Dr. Dr. Wolfgang Rhode, Tel: 755-3550, Mail: [email protected]

Der »Professor des Jahres« in der Kategorie Naturwissenschaften/Medizin kommt von der TU Dort-

mund. Das Karriere-Magazin UNICUM Beruf vergibt dieses Jahr den Titel an Prof. Metin Tolan, Inhaber des Lehrstuhls für Experimentelle Physik I und Prorektor Forschung der TU Dortmund. Mit dem Titel »Professor des Jahres« zeichnet das Magazin alljährlich akademische Lehrkräfte aus, die sich in besonderem Maße für die berufliche Qualifikation und Orientierung ihrer Studenten einsetzen. Rund 600 Professorinnen und Professo-ren verschiedenster Fachrichtungen aus ganz Deutschland waren dieses Jahr für den Titel nominiert.

Tolan sei außerordentlich erfolgreich dar-in, so die Jury, seine Absolventen in Lohn und Brot zu bringen. Bereits vor knapp zehn Jahren etablierte er zum Beispiel das Seminar »Berufsfelder in der Physik«, in dem seither erfolgreiche Berufseinstei-ger Studenten Chancen und Wege aufzei-gen, als Physiker Karriere zu machen. Der frisch gebackene »Professor des Jahres« setze sich vorbildlich für die berufliche Zukunft seiner Studierenden ein.

Prof. Metin Tolan wurde am 27. März 1965 in Oldenburg geboren. Er studierte von 1984 bis 1989 an der Christian–Alb-rechts–Universität (CAU) in Kiel Physik. 1994 erhielt seine Promotion den Uni-versitätspreis der Kieler Universität. Es

folgten begleitend zu seinem Habilitati-onsverfahren mehrere Forschungsauf-enthalte in den Vereinigten Staaten. 1998 erhielt Tolan die Venia Legendi. März 2001 wurde er auf den Lehrstuhl Experimentel-le Physik I an der TU Dortmund berufen, Juli 2001 übernahm er hier zusätzlich die Leitung des Institutes für Beschleuniger-physik und Synchrotronstrahlung. April 2003 wurde er ordentliches Mitglied der Nordrhein–Westfälischen Akademie der Wissenschaften. Seit dem 1. September 2008 ist Tolan Prorektor für Forschung an der TU Dortmund. Tolan ist Mitglied des Vorstandes der Deutschen Physika-lischen Gesellschaft (DPG) sowie Vorsit-zender des Wissenschaftlichen Rates des Deutschen Elektronen-Synchrotrons (DESY). (unizet)

Prof. Christa Reicher, Dekanin der Fakultät Raumplanung, ist in den Wissenschaftlichen Beirat des Bun-desinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung berufen und am 12. November zur Vorsitzenden des Wis-senschaftlichen Beirates gewählt wor-den.

Wenn am Südpol nach kosmischen Neutrinos gesucht wird, ist der Physiker Jens Dreyer dabei.

Mathe sicher könnenTU Dortmund und Deutsche Telekom forschen für besseren Mathematikunterricht

Die Deutsche Telekom Stiftung hat die Verbesserung der mathe-matischen Bildung zu einem der

Schwerpunkte ihrer Arbeit gemacht. Auch an der TU Dortmund unterstützt die Tele-kom Stiftung Forschungsprojekte, die mit ihren Ergebnissen und erarbeiteten Kon-zepten Mathematikunterricht entlang der gesamten Bildungskette effektivieren wollen. Das neue, von der Stiftung mit 1,4 Millionen Euro unterstützte Projekt Ma-the sicher können startet jetzt an der TU Dortmund. Es soll Unterrichtsstrukturen, -konzepte und -materialien für leistungs-schwächere Lernende und deren Leh-rende in der Sekundarstufe I erforschen. Zeitgleich können die Dortmunder Wis-senschaftlerinnen und Wissenschaftler in zwei weiteren Telekom Stiftungs-Pro-jekten wichtige Meilensteine realisieren. Im Rahmen des Projekts dortMINT, das Diagnose und individuelle Förderung als eine wesentliche Kompetenz zukünftiger Lehrkräfte etablieren will, wird jetzt die Forschungswerkstatt dortMINT eröffnet. Sie soll ab sofort zentrale Anlaufstelle für alle MINT-Lehramtsstudierenden (Ma-thematik, Informatik, Naturwissenschaf-ten und Technik) sein. Und im Projekt PIK AS, einem Kooperationsprojekt der Deut-schen Telekom Stiftung, des Ministeri-ums für Schule und Weiterbildung und der TU Dortmund zur Weiterentwicklung des Mathematikunterrichts in der Grund-schule, können die Wissenschaftler nach rund 20 Monaten Projektlaufzeit eine erste Bilanz ziehen.

Mathe sicher können

Fast 40 Prozent der 15-jährigen in Deutschland erreichen am Ende der Pflichtschulzeit lediglich das mathema-tische Kompetenzniveau der sechsten Klasse. Rund ein Fünftel rechnet laut PISA-Studie 2006 nur auf Grundschulni-veau und kann Anforderungen, die über

elementare Standardaufgaben hinaus-gehen, nicht bewältigen. Dieses Miss-stands nimmt sich das neue Projekt Mathe sicher können an, das von der Deutschen Telekom Stiftung initiiert wur-de und mit 1,4 Millionen Euro unterstützt wird. In dem vom Institut für Entwicklung und Erforschung des Mathematikunter-richts (IEEM) koordinierten und zunächst auf drei Jahre angelegten Verbundprojekt arbeiten die Dortmunder Mathematik-didaktiker mit den Universitäten in Ber-lin (Freie Universität), Freiburg (PH) und Münster zusammen.

40 Prozent der 15-jährigen entspricht rund 150.000 Schüler pro Jahr. Diese müssen im Hinblick auf ihre weiteren Bil-dungs- und Berufschancen als Gruppe gesehen werden, deren gesellschaftliche Teilhabe massiv erschwert ist, da sie die Mindeststandards am Ende der Regel-schulzeit nicht erreichen. Hier setzt Ma-

the sicher können an. Im Projekt werden in der Sekundarstufe I Unterrichtsstruk-turen, -konzepte und -materialien für leistungsschwächere Schüler und deren Lehrkräfte entwickelt und erforscht. Da viele Schwierigkeiten auf Probleme in der Grundschule zurückzuführen sind, wird sich Mathe sicher können auch der Siche-rung mathematischer Basiskompetenz in der Primarstufe widmen.

Forschungswerkstatt dortMINT

Aktuelle Unterrichtsforschung zeigt: Schüler können dann besonders effek-tiv und nachhaltig lernen, wenn der Un-terricht an ihre individuelle Lernstände anknüpft. Doch die Umsetzung dieser Erkenntnis im alltäglichen Unterricht ist noch Mangelware. Der Grund: Die hierfür notwendigen Kompetenzen der

Lehrkräfte – Diagnosefähigkeiten und Handlungskompetenzen zur Umsetzung individueller Förderungsmaßnahmen – wurden bislang in der Lehrerausbildung nur stiefmütterlich behandelt. An diesem Missstand setzt das Projekt dortMINT an, für das die TU Dortmund als Gewinner ei-nes bundesweiten Exzellenzwettbewerbs von der Deutsche Telekom Stiftung Ende 2009 Fördermittel in Höhe 1,5 Millionen Euro bekam. dortMINT will insbesondere in den MINT-Fächern Diagnose und indi-viduelle Förderung (DiF) als eine wesent-liche Kompetenz zukünftiger Lehrkräfte etablieren.

Die hierfür notwendige Vernetzung über die Fächergrenzen hinweg sichert die zentrale Forschungswerkstatt dortMINT, die jetzt eröffnet wurde. Die Werkstatt ist Anlaufstelle für alle Lehramtsstudie-renden, denen hier Materialien, Beratung und fächerübergreifende Unterstützung für die Konzeption und Bearbeitung ihrer eigenen Forschungsarbeiten zum The-menkreis Diagnose und individuelle För-derung bereitgestellt werden.

PIK AS

PIK AS (Prozess- und inhaltsbezogene Kompetenzen – Anregung von fachbezo-gener Schulentwicklung) zielt darauf ab, Lehrkräfte, Schulleiter und Lehrerfortbil-der bei der Einführung des neuen Mathe-matiklehrplans für die NRW-Grundschu-len zu unterstützen. Hiernach kommt es in den ersten Schuljahren nicht nur darauf an, Basiswissen wie das Einmaleins zu erwerben, sondern es geht vor allem auch um die Entwicklung der von Problemlöse-fähigkeit. Das Erforschen, Entdecken und Erklären soll in der Grundschule stärker

geschult werden. Eine Projektgruppe aus Lehrern, Mathematikdidaktikern und Er-ziehungswissenschaftlern erarbeitet auf wissenschaftlicher Grundlage Materia-lien, die an 15 Kooperationsschulen er-probt und weiterentwickelt werden. Die so erstellten Tipps und Videos für den Un-terricht werden in Fortbildungsveranstal-tungen sowie über eine eigene Internet-seite zur Verfügung gestellt. Das Projekt wird von der Deutsche Telekom Stiftung mit 670.000 Euro, vom Ministerium für Schule und Weiterbildung Nordrhein-Westfalen mit 450.000 Euro und von der TU Dortmund mit 250.000 Euro gefördert.

Nach rund 20 Monaten Laufzeit kann PIK AS eine äußerst positive Bilanz zie-hen. Zu den Tagungen, Workshops und Weiterbildungsseminaren des Projekts kamen über 1.000 Teilnehmer, wobei die Nachfrage weit größer war, als Plätze zur Verfügung standen. Auf die Webseite www.pikas.tu-dortmund.de wurde über 400.000 Mal in einem Jahr zugegriffen. Das dort bereitstehende Fortbildungs-, Unterrichts- und Informationsmaterial für zeitgemäßen Mathematikunterricht wird deutschlandweit eingesetzt. (Ole)

Neue Anlaufstelle für die MINT-Fächer: Projektleiter Prof. Christoph Selter, Dr. Ekkehard Winter (Deutsche Telekom Stiftung), Projektleiter Prof. Stephan Hußmann, Prof. Susanne Prediger und Prorektor Studium Prof. Walter Grünzweig (v.l.)

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Seite 8 12/10 | Nr. 422unizet | Wissenschaft und Praxis

Impressum

Herausgeber Technische Univer-sität Dortmund, 44221 Dortmund (Referat für Öffentlichkeitsarbeit) Chefredakteurin Angelika Willers (Wi), Ruf: (0231) 755-5449, E-Mail: [email protected] Layout: Angelika Willers Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe Alexandra Gehrhardt (age), Jessica Donato, Katrin Gliemann, Stephanie Marra, Sabrina Mitze, Stefanie Opitz, Alke Töllner, Ole Lünnemann (Ole), Dunja Rauh, Wilfried Raschke, Jörg Thiele, Barbara Welzel Weitere Mitarbeit Sylvia Ebbes (Ver-trieb), Jürgen Huhn (Fotos), Gabriele Scholz (Redaktionsassistenz) Internet www.tu-dortmund.de/unizet Basisge-staltung grimm.design, Düsseldorf

unizet erscheint neun Mal im Jahr während der Vorlesungszeit.

ISSN 1439-1198

Marketing in Kooperation mit der Henkel AG & Co. KGaA

Um die Bachelorausbildung pra-xisnah zu gestalten und den Stu-dierenden einen Einblick in den

Berufsalltag zu ermöglichen, bietet der Lehrstuhl für Marketing regelmä-ßig Projektseminare in Kooperation mit namhaften Unternehmen an. Im Som-mersemester 2010 wurde die 25. Projekt-lehrveranstaltung durchgeführt. In Ko-operation mit der Henkel AG & Co. KGaA aus Düsseldorf haben 20 Bachelorstu-dierende für die fünf etablierten Marken Perwoll, Somat, Sil, WC Frisch und Vernel jeweils in Viererteams unterschiedliche Low-Budget-Kommunikationskonzepte entwickelt und getestet. Da klassische Kommunikationsmaßnahmen sehr kost-spielig sind, die Zielgruppe aber häufig nicht erreicht wird, möchte der Konzern neue Wege beschreiten und setzte dabei auf die Unterstützung der Studierenden. Durch innovative Ideen aus dem Guerilla- und Social Media Marketing entwickel-ten die Studierenden kreative Konzepte, welche auf die jeweilige Zielgruppe ge-

nau zugeschnitten und gleichzeitig ver-gleichsweise günstig sind, so dass eine originellere und effizientere Kommuni-kation gelingt. Den Studierenden wur-de somit die Möglichkeit geboten, einen Eindruck von der Arbeit eines Brand Ma-nagers zu gewinnen und wertvolle Erfah-rungen für den späteren Berufseinstieg zu sammeln.

Im aktuellen Semester bietet der Lehr-stuhl für Marketing sogar zwei Projekt-seminare an. In Zusammenarbeit mit der Rotkäppchen Peter Jülich GmbH & Co. KG entwickeln Studierende Konzepte für innovative Produktvarianten in neuen Marktsegmenten. Zudem wird mit der TU als Kooperationspartner eine Projekt-lehrveranstaltung durchgeführt, bei der den Studierenden wertvolle Einblicke ins TU-Marketing gewährt werden. (Alke Töll-ner)

Kontakt: Alke Töllner, Mail: [email protected]

»Mobilität ist auch ein Teil von Teilhabe«Projekt MogLi hilft Kindern mit geistiger Behinderung in die Selbstständigkeit

Komplizierte Fahrpläne, vielbefahre-ne Straßen: Für Kinder und Jugend-liche mit geistiger Behinderung ist

der Weg zur Schule oder zu Freunden nicht einfach. Im Forschungsprojekt »Mobilität auf ganzer Linie«, kurz MogLi, haben Wissenschaftler aus Dortmund, München und Gießen ein Konzept entwi-ckelt, um Schülerinnen und Schüler mit geistiger Behinderung fit für den selbst-ständigen Schulweg zu machen. Nach drei Jahren ist das Projekt jetzt zu Ende gegangen.

Normalerweise werden Schulpflichtige mit dem Fahrtdienst zur Schule gefah-ren und nachmittags wieder nach Hau-se gebracht – so war es bisher auch in der Vechtetalschule, einer Förderschule Geistige Entwicklung in Nordhorn an der niedersächsischen Grenze zu den Nie-derlanden. »Die Gefahr dabei ist, dass sie dann immer gefahren werden. Das passt nicht zum Gedanken von Inklusion und sozialer Teilhabe. Selbstständige Mobili-tät sei auch ein Teil von Inklusion, erklärt Meindert Haveman, Professor am Lehr-stuhl Rehabilitation und Pädagogik bei geistiger Behinderung, den Ausgangs-punkt des Projekts. Gemeinsam mit dem Lehrstuhl Geistigbehindertenpädagogik der Justus-Liebig-Universität Gießen und dem Lehrstuhl für Verkehrstechnik der TU München wurde darum ein Konzept entwickelt, um speziell die Mobilität von Kindern und Jugendlichen mit geistiger Behinderung im Öffentlichen Personen-nahverkehr (ÖPNV) zur fördern. Dabei ging es zum einen darum, den Mädchen und Jungen die nötigen Kompetenzen

zu vermitteln, um sich zu Fuß oder mit dem Bus zurecht zu finden, zum anderen aber auch darum, Barrieren aufzuspüren und zu beseitigen. »Es gab zum Beispiel mehrere unterschiedliche verschiedene Fahrplansysteme«, sagt Vera Tillmann, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl, die das Projekt von Dortmun-der Seite aus betreut hat. Heute gibt es nur noch eines.

Bus-Diplom als höchste Auszeichnung

Im Projekt hat Tillmann ein fächerüber-greifendes Curriculum für das Training im Unterricht entwickelt: Mithilfe von Schautafeln und Miniaturampeln wur-den sie in visueller und auditiver Wahr-nehmung geschult, lernten, wie sie sich am Zebrastreifen verhalten müssen und was die Verkehrsschilder bedeuten. Im Anschluss wurde in der Realität weiter-geübt: Nach dem Fußgänger- und dem Fahrraddiplom stand eine Busschulung auf dem Programm. Jedem Kind wurde außerdem ein Mobilitätstrainer zur Seite gestellt, der es morgens und nachmittags auf dem gesamten Schulweg begleitete. Je selbstständiger das Kind zu Fuß und mit dem Bus wurde, umso mehr wurde die Unterstützung abgebaut. Wer den Weg ganz allein schaffte, wurde belohnt: Dann gab es die höchste Auszeichnung, das Bus-Diplom.

»Das Lernen in der Situation selbst ist sehr gut gelaufen«, blickt Prof. Haveman

zurück. Und wenn doch mal jemand eine Station zu weit fuhr oder in den falschen Bus gestiegen war, griff ein Notfallma-nagement aus Mobiltelefon und der ei-gens eingerichteten Mobilitätszentrale in der Schule, in der solche Notrufe ange-nommen wurden.

Ein Drittel der Schüler fährt jetzt selbstständig

Mit den Ergebnissen in ganz Europa einzigartigen Projekts ist das Forscher-team sehr zufrieden: »Etwa ein Drittel der Schüler fährt jetzt selbstständig mit dem Bus zur Schule, das hätten wir im Vorhinein nie erwartet«, gibt Tillmann zu. Und nicht nur das: Sie nutzen ihre

Das Forschungsprojekt

Das interdisziplinäre Forschungspro-jekt MogLi lief von Juni 2007 bis Ende Oktober dieses Jahres. Zu den Projekt-partnern der Technischen Universität Dortmund gehörten die Justus-Liebig-Universität Gießen, die Technische Universität München, der Landkreis Grafschaft Bentheim und die Vech-tetalschule in Nordhorn, an der das Projekt durchgeführt wurde. Gefördert wurde MogLi vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie.

Ganz anders als gedacht: Der neunte Dortmunder Wissenschaftstag führte unter anderem in die WDR-Redaktion Planet Wissen, mit dem das Institut für Journalistik eng kooperiert.

Hinter den Kulissen: Unterwegs beim Dortmunder Wissenschaftstag

Neue Farbe ins TV – Innovatives Fernsehen aus Dortmund« steht auf einem Schild, das hinter der

Windschutzscheibe von Bus 10 klemmt. Auch die anderen neun Busse, die an die-sem Nachmittag vom Südwall aus in alle Richtungen ausschwärmen, haben Ziele, die so auf keinem Fahrplan stehen: das ISAS und das Dortmunder U, außerdem Orte, an denen Elektroautos entstehen, Apps für Smartphones und ein neues Fernsehen für Dortmund und NRW. Bei der neunten Auflage des Dortmunder Wissenschaftstages, zu dem die Stadt, die Dortmund Stiftung und die Arbeits-gemeinschaft der Dortmunder Wissen-schaftseinrichtungen windo jährlich ein-laden, blickten am 10. November fast 360 wissensdurstige Bürgerinnen und Bürger hinter die Kulissen der heimischen Wis-senschaftslandschaft. Also: Rein in den Bus und auf geht’s!

Hinter den Kulissen ist vieles anders als erwartet. »Es ist viel kleiner als ich dach-te«, sagt eine Frau, als sie in dem Studio steht, aus dem der WDR Planet Wissen sendet. Und es ist viel aufwändiger, als es vor der Kamera aussieht. Es braucht Autoren, die ein wissenschaftliches The-ma verständlich aufarbeiten, Teams, die Beiträge dazu drehen, und Gäste, die zum Beispiel als Experten befragt werden können. Knapp ein halbes Jahr dauert es, verrät WDR-Redakteur Dr. Martin Gresch, von der Idee bis zu dem Moment, in dem die Sendung letztendlich im Kasten ist. Ein halbes Jahr für eine einzige Sendung. Planet Wissen läuft fünfmal in der Woche.

Hinter den Kulissen entstehen aber auch völlig neue Ideen, wie Fernsehen ausse-hen kann. Bei nrwision, dem TV-Lernsen-der für das Land NRW, wird Fernsehen zum Experiment. Und nrwision will Platt-form zum Experimentieren sein, mit neu-

en Sendeformen und neuen Formaten. Nicht nur für Profis, sondern vor allem für diejenigen, die frische Ideen auf den Bildschirm bringen und ohne Quoten-druck ausprobieren wollen, was funktio-nieren kann. Eine Talkshow im Bett? Ein Magazin für homosexuelle Jugendliche? Und eines speziell für Senioren? »Hier können Sendungen stattfinden, die auch Forum sind«, erklärt Chefredakteur Ste-fan Malter. Regie führen die Profis vom Institut für Journalistik der Technischen Universität, das Programm sollen die Bürger gestalten. Alles, was im Sender

geschieht, wird dokumentiert, wissen-schaftlich ausgewertet und fließt wieder ins Programm ein. 30 bis 40 Einsendun-gen bekommt der Sender jede Woche, von Privatpersonen, Bürgergruppen, In-stitutionen und den Lehrredaktionen an Universitäten, Fachhochschulen oder Be-rufskollegs in Nordrhein-Westfalen. Neue Ideen sind bei den Profis immer sehr will-kommen. »Gibt es auch ein Programm für Kinder?«, fragt eine Dame aus Bus 10. »Noch nicht«, antwortet Stefan Malter, »aber Sie können gern eins stricken!« So funktioniert innovatives Fernsehen. (age)

In Kooperation mit der Henkel AG & Co. KGaA aus Düsseldorf haben 20 Bachelorstudierende für die fünf etablierten Marken Perwoll, Somat, Sil, WC Frisch und Vernel jeweils in Viererteams unterschiedliche Low Budget Kommunikationskonzepte entwickelt und getestet.

neue Selbstständigkeit auch, um sich mit Freunden zu treffen oder ins Kino zu ge-hen. »Sie sind viel selbstbewusster und selbstsicherer!« (age)

Kontakt: Vera Tillmann, Tel.: 755-5591, Mail: [email protected]

Selbstständig und mobil: Menschen mit Behinderung nutzen den ÖPNV