UNTERGRUNDS POESIE DES - absolut MEDIEN · 2009. 10. 26. · mit seiner irrwitzigen Sammlung von...

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POESIE DES UNTERGRUNDS PRENZLAUER BERG KONTROVERS 1976–1990 EIN FILM VON MATTHIAS ABERLE

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POESIE DESUNTERGRUNDSPRENZLAUER B

ERG KONTROVERS

1976–1990

EIN FILM VON

MATTHIAS ABERLE

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PRESSEINFO

Poesie des UntergrundsPrenzlauer Berg kontrovers 1976–1990

Ein Film von Matthias Aberle

INHALT

Credits, Links und Kontakt Seite 2

Kurzinformation zum Film Seite 3

Filminformation (lang) Seite 4

Protagonisten im Film Seite 5

Regie: Matthias Aberle Seite 7

Buch: Bert Papenfuß Seite 7

Produktionsfirma Wydoks Seite 8

DIE LETZTEN JAHRE, von Florian Günther Seite 9

Die DVD Seite 10

Pressebetreuung: Katharina Göbel: [email protected] Schuster: [email protected]

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Credits

Regie und Schnitt: Matthias AberleBuch und Beratung: Bert PapenfußKamera: Frank Brünner bvkTon: Christoph RohnTonmischung: Bernd JestramAssistenz: Tiffany Arndt, Lina ErnstFahrer: Steffen Schmidt, Daniel RöttgerBest Boy Ever: Daniel RöttgerIT und Web: Uwe DrbalPresse: Katharina GöbelProduktion: Wydoks Film

Dokumentarfilm / D 2009 / 87 Min.16:9 HDV, Stereo

Links:Filmsite: www.untergrundpoesie.comRegisseur: www.matthias-aberle.deFilmproduktion: www.wydoks.comVerlag: www.absolutmedien.de

absolut MEDIEN GmbHAdalbertstr. 15 D-10997 BerlinFon: +49(0)30-2853987-0 Fax: +49(0)[email protected]

Pressebetreuung:Katharina Göbel: [email protected] Schuster: [email protected]

Der Autor Bernd Papenfuß steht gern für Interviews zur Verfügung. Anfragen bitte über: Katharina Göbel ([email protected]).

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Kurzinformation zum Film

Der Prenzlauer Berg in Ost-Berlin: Transitraum der DDR-Künstlerszene zwischen Ost und West. Ab den 1970er Jahren tauchen Künstler aus der „Realität, die versagt hat“, in die Prenzlberger Hinterhoflandschaft ab. Unter ihnen Persönlichkeiten wie Cornelia Schleime, Harald Hauswald, Sascha Anderson, Alexander Zahn, die Mitglieder der Punkbands Rosa Extra und Planlos. Im Prenzlauer Berg experimentiert man zwischen Dadaismus und Punk, schreibt, fotografiert, malt, musiziert und filmt. Bis die Mauer fällt.

Mit sehr persönlichen Interviews und zum Teil unveröffentlichtem Archivmaterial zeichnen Matthias Aberle und Bert Papenfuß in ihrem Dokumentarfilm ein stilles bis schrilles Porträt der kontroversen Prenzlauer Berg-Künstlerbohème von den 1970er Jahren bis zur Wiedervereinigung.

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Filminformation lang

Freiberuflich und zugezogen – das gab es im Berliner Stadtbezirk Prenzlauer Berg schon in den 1970er Jahren. In dieser Zeit lassen sich etliche Künstler aus Dresden, Radebeul, Halle und Weimar im „Marzahn der Gründerzeit“ unweit der Mauer nieder. Zusammen mit den Berliner „Kollegen“ experimentiert man im Prenzlauer Berg zwischen Dadaismus und Punk, schreibt, fotografiert, malt, musiziert und filmt. Die Künstlerbohème vom Prenzlauer Berg – das waren vor allem junge Menschen, die ihrem wilden, oft zerrissenen Inneren eine Form geben wollten. Sie wollten die Welt erobern und stießen dabei an Grenzen. Die Grenzen wiederum waren aber auch Impulsgeber für das künstlerische Wirken der Künstlerbohemians. Die Malerin Cornelia Schleime saß nach vier gescheiterten Ausreiseanträgen im Prenzlauer Berg fest. Im Medium Film fand sie neue Ausdrucksformen, um den Zustand des Wartens und der zunehmenden Frustration künstlerisch zu interpretieren. Der Objektkünstler Reinhard Zabka begann nach wiederholten Ausstellungsverboten seine Werke im dadaistischen Stil zu zersägen, expressiv neu zu arrangieren und zu collagieren. Punkbands, wie Rosa Extra und Planlos, formierten sich und probten den Aufstand gegen eine staatlich verordnete Zukunft.Der Prenzlauer Berg – kreative Spielwiese und Wartezimmer ausreisewilliger Künstler zugleich – war selbstverständlich im Visier der Staatssicherheit. Die dort ansässige Künstlerszene war deswegen aber noch lange keine Erfindung der Stasi, wie Wolf Biermann nach der Enttarnung von Sascha Anderson und Rainer Schedlinski öffentlich erklärte. Großartige Literaten und Künstler stammen aus dieser Prenzlauer Berg-Connection. Die unterschiedlichen Schaffens- und Lebenswege dieser Künstler stellt Matthias Aberle in seinem Dokumentarfilm dar. Elke Erb, Harald Hauswald, Sascha Anderson, Cornelia Schleime, Alexander Zahn, die Punkbands Rosa Extra und Planlos werden von Bert Papenfuß und dem Regisseur befragt, wie sie selbst ihre Rolle in der untergehenden DDR beurteilen, und wie sie sich in der neuen Ordnung zurechtgefunden haben. Mit diesen sehr persönlichen Interviews und zum Teil unveröffentlichtem Archivmaterial zeichnen Matthias Aberle und Bert Papenfuß ein stilles bis schrilles Porträt der kontroversen Prenzlauer Berg-Künstlerbohème von den 1970er Jahren bis zur Wiedervereinigung.

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Protagonisten im Film

Cornelia Schleime, geboren 1953 in Ost-Berlin, ist Malerin, Performerin, Filmemacherin und Autorin. Ihre Installationen anlässlich der Türenausstellung im Herbst 1979 in Dresden hatten 1981 ein Ausstellungsverbot zur Folge. Nach mehreren gescheiterten Ausreisanträgen siedelte sie 1984 nach Westberlin über. Im Zusammenhang mit der Ausreise aus der DDR verschwand fast ihr gesamtes bis dahin geschaffenes Œuvre – erhalten blieben einige Filme aus dieser Zeit. In den 1990er Jahren wandte Cornelia Schleime sich besonders der Malerei zu und erhielt mehrere bedeutende Kunstpreise.

Der Fotograf Harald Hauswald, geboren 1954 in Radebeul, wurde vor allem durch seine Alltags- und Berlinfotografien bekannt. Hauswald gilt als bedeutender kritischer Chronist der Endzeit der DDR. 1997 erhielt Hauswald das Bundesverdienstkreuz und 2006 den Einheitspreis der Bundeszentrale für politische Bildung. 2007 konnte er für sein Buch Alexanderplatz zahlreiche bekannte Autoren wie Freya Klier, Thomas Brussig und Alexander Osang dazu gewinnen, ihre ganz persönlichen Erlebnisse und Eindrücke über den Alexanderplatz niederzuschreiben.

Der Objektkünstler Reinhard Zabka wurde 1950 in Erfurt geboren. Über den Prenzlauer Berg gelangte er in die Prignitz, wo er in seinem Sommeratelier halb öffentlich in einer ständigen Ausstellung ohne ausdrückliches Konzept lebte. Nach der Wende erklärte Reinhard Zabka sein Atelier zum Museum. Das Lügenmuseum mit seiner irrwitzigen Sammlung von Dingen ist ein großer Erfolg und wird zu Festivals sowie internationalen Kunstsymposien eingeladen.

Der Fotograf Hartmut "Tex" Köppen strebte in den 1980er Jahren eine Volksabstimmung zum Thema Reisefreiheit an. Drei Tage Gefängnis in Berlin-Hohenschönhausen und 12.000 Mark Strafe waren die Folge.

Elke Erb, 1938 in Scherbach/Eifel geboren, siedelte 1949 in die DDR nach Halle (Saale) über. Sie studierte Germanistik, Geschichte und Pädagogik. Seit 1966 arbeitet Erb als freie Schriftstellerin. Ihr Werk reicht von Kurzprosa über Lyrik bis hin zu prozessualen Texten, Übersetzungen und Nachdichtungen. Zu DDR-Zeiten gab Erb das Jahrbuch der Lyrik heraus und arbeitete an einer inoffiziellen Lyrik-Anthologie. Ein vom Vorstand unter Hermann Kant betriebener Versuch, sie aus dem Schriftstellerverband der DDR auszuschließen, konnte beim Bezirksverband Berlin nicht durchgesetzt werden. Elke Erb ist Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste.

Der Schriftsteller Sascha Anderson, geboren 1953 in Weimar, veröffentlichte in den 1980er Jahren zahlreiche Untergrund-Publikationen und spielte in mehreren Rockgruppen (Zwitschermaschine, Fabrik). Unter anderem war er maßgeblich an der westdeutschen Veröffentlichung der DDR von unten-LP beteiligt. Nach der Wende war Anderson Mitbegründer des Lyrikverlages Druckhaus Galrev. 1996 rief er gemeinsam mit Bert Papenfuß-Gorek die Edition Poetische Boegen ins Leben. In den 1990er Jahren wurde Anderson außerdem als ehemaliger Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit enttarnt.

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Alexander Zahn ist Regisseur und drehte 1991 den Film Die Wahrheit über die Stasi, eine Satire über die untergegangene DDR, vor allem über die beiden gar nicht so gegensätzlichen Pole Opposition und Staatssicherheit.

Michael „Pankow“ Boehlke, Henryk Gericke und Michael „A-Micha“ Horschig spielten in Planlos, einer der ersten Punkbands in der DDR.

In der Ost-Berliner Punkband Rosa Extra spielten Bernd Jestram und Ronald Lippok, Bert Papenfuß schrieb die Texte und sang anfänglich. Diese Melange setzte sich bei der Nachfolgeband Ornament & Verbrechen fort.

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Regie: Matthias Aberle

Matthias Aberle studierte in Paris Regie und sammelte als Regieassistent an der Opéra seine ersten Erfahrungen. Es folgten eigene Theater-Inszenierungen in Stuttgart, Berlin und Rheinsberg. Ab 1998 floss das Medium Film in seine Inszenierungen mit ein. Seit 2000 arbeitet Matthias Aberle als freier Regisseur, Autor und Produzent in Berlin. Seine Schwerpunkte liegen auf politischen und sozialkritischen Dokumentationen sowie im fiktionalen Bereich.

Filmographie (Auswahl):

2008 WORST PRESIDENT EVERDokumentarfilm 2007 WAS SIEHT EIN CHAMÄLEON, WENN ES IN EINEN SPIEGEL SIEHTDokufiktion2004 INTIMATE ABSTRACTIONS – Leben und Werk von Louise BourgeoisDokumentarfilm 2003 (P)RESIDENT EVIL / Dokufiktion2003 NEW WORLD ORDER / Kurzfilm2003 EMBEDDED / Kurzfilm

Buch: Bert Papenfuß

Bert Papenfuß, geboren 1956 in Reuterstadt Stavenhagen, gelernter Elektronikfacharbeiter, arbeitete als Ton- und Beleuchtungstechniker in Schwerin und Berlin am Theater. Seit 1980 ist er freier Schriftsteller. Sein literarisches Wirken ist geprägt von der engen Zusammenarbeit mit Malern und Musikern. Er war/ist Mitherausgeber und Redakteur verschiedener kulturpolitischer Zeitschriften und Magazine, unter anderem bei GEGNER (früher SKLAVEN), Zonic, TorTour und floppy myriapoda (Subkommando für die freie Assoziation).Der Autor lebt in Berlin.

Auszeichnungen:

2008 Eugen Viehof-Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung, München1998 Erich Fried Preis, Wien1991 F. C. Weiskopf Preis, Berlin1988 N. C. Kaser Preis, Lana, Südtirol

Jüngste Veröffentlichungen:

ATION-AGANDA. GEDICHTE 1983/1990. Urs Engeler Editor, Basel/Weil am Rhein und Wien, 2008.RUMBALOTTE CONTINUA. 5. Folge. Verlag Peter Engstler, Ostheim/Rhön, 2008.RUMBALOTTE CONTINUA. 4. Folge. Karin Kramer Verlag, Berlin, 2007.

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Die Produktionsfirma: 20 JAHRE WYDOKS

November 1989: Die Mauer fällt und Feeling B-Bandleader Aljoscha Rompe und Freunde besetzen die Schönhauser Allee 5 im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg. Verschiedenste Künstler zieht es auf dieses Gelände im damaligen Ostberlin. Ein Hort der Visionäre in Zeiten des Aufbruchs.

Der Verein Wydoks wird gegründet. Der Name, abgeleitet von widok (poln. Ausblick, Blick), ist Programm. Den gesellschaftlichen Umbruch fest im Blick, entstehen unter dem Dach des Vereins in der Schönhauser Allee 5 künstlerische Werkstätten, Ate-liers, ein Tonstudio, ein Filmatelier und der Wydoks Club.

1999 ist das Künstlereldorado in der Schönhauser Allee 5 Geschichte. Das WY-DOKS FILMBÜRO (gegründet 1990) dagegen bleibt. Hier entstehen in der Anfangs-zeit vor allem dokumentarische Filme. Neben Konzertmitschnitten von Feeling B, Rammstein, Ganjaman & Junior Randy u. v. a. Bands der Berliner Musikszene, pro-duziert WYDOKS Dokumentarfilme über die Hauptstadt im Wandel, das Zusammen-treffen und -stoßen von Menschen, über das, was die Gesellschaft bewegt.

Seit 2000 produziert das Filmbüro unter dem Label WYDOKS FILM Filme im fiktiona-len sowie dokumentarischen Bereich, Musikvideos, Trick- und Imagefilme.

Filmographie (Auswahl):

2008 WORST PRESIDENT EVER2007 WAS SIEHT EIN CHAMÄLEON, WENN ES IN EINEN SPIEGEL SIEHT2006 KWON2005 LOUISE BOURGEOIS – INTIMATE ABSTRACTIONS2004 INTIMATE ABSTRACTIONS – Leben und Werk von Louise Bourgeois2003 (P)RESIDENT EVIL2003 NEW WORLD ORDER 2003 EMBEDDED 2002 KERZENKOTZER 1997 FEELING B IM TACHELES 1996 DER SÜSSE WAHN 1995 DANN ERHOB SICH DIE KNITTRICH 1994 DIE KNITTRICH 1993 DIE MASKE DES ROTEN TODES 1992 BILDER EINER UNRUHEVOLLEN JUGEND1990 DIE WYDOKS KOMMEN

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Ein Stimmungsbild: DIE LETZTEN JAHRE, von Florian Günther

Wie aus einem Nebel tauchen sie auf. Die Jobs, die Frauen, die man sich schön trinken mußte, die überfüllten Lokale, Schlägereien, Krach, die leeren Straßen, Putz, der hinter der Tapete rieselte, Bullen an jeder Ecke ... Ich war jung, siebzehn oder achtzehn, arbeitete als Drucker im ND und schlief, meistens betrunken, auf Parkbänken, in Hausfluren oder bei flüchtigen Kneipenbekanntschaften, bevor man mir eine baupolizeilich gesperrte Parterrebude in der Kopernikusstraße in Friedrichshain zuwies; nahe der Warschauer Brücke, inmitten zahlreicher Stampen, aus denen Geschrei und röhrendes Gelächter drang. Das Zimmer war hoch und schmal. Nie schien die Sonne herein. Das Außenklo war winters zugefroren und der Ofen schaffte es nur mit Mühe gegen Zug und Kälte anzukommen. Aber wenn man sich mal einsam fühlte, brauchte man nur die Fenster aufzulassen:„Tippstn du da?“„Ach … nüscht besonderes …“„Ich bin Sylvia. Ausm Hinterhaus. Ich hab dich vorhin schon in Juhnkes Bierbar sitzen sehn.“„Is ja n Ding … Komm doch rein! Dann können wir n bißchen plaudern …“„Hast du was zu trinken da?“„Sicher!“Es war ganz leicht. Die Geschichten und Gedichte über all die Frauen und Männer aus den umliegenden Straßen, den Kneipen, dem RAW Franz Stenzer und NARVA, dem Glühlampenwerk auf der anderen Seite der Bahngleise, flogen einem zu, interessierten aber niemanden. Die zerknitterten Manuskripte, die ich voller Tippfehler, dafür aber in schöner Regelmäßigkeit verschickte, kamen stets zurück. Schlitzohrige Nutten, Knastologen, breitbeinige Bullen, Asoziale und müde Schlachthofarbeiterinnen, die frustriert und einsam vor sich hinsüffelnd in ihren plüschigen Buden hockten, entsprachen nicht der angemahnten Wirklichkeit. Meine Hoffnungen, je gedruckt zu werden, schwanden immer mehr.Ich leistete meinen Wehrdienst ab, tingelte von einem Job zum nächsten und wurde Gründungsmitglied von Klick & Aus. Ich erinnere mich noch an unser erstes Konzert im Brecht-Klub, der zum Bersten voll war: Die Leute, noch mal so viele wie drinnen, standen draußen auf der Straße und verlangten lautstark Einlaß. Mein Gesang, der eigentlich ein infernalisches Gebrüll war, kämpfte gegen Baß und Schlagzeug an. Die Texte waren so schlecht zu verstehen, daß es Proteste von der Stasi gab, die nicht recht wußte, wie sie damit umgehen sollte. Ein chaotisches Spektakel, doch irgendwie nicht meine Welt. Nach fünf oder sechs Konzerten verließ ich die Band und zog wie üblich um die Häuser. Lernte Frauen wie die dicke Inge oder die schorfige Madeleine kennen, lachte mit ihnen, fickte, trank und hörte ungarische Tanzmusik. Die Bullen wurden meine ständigen Besucher. Nach einem Kurztrip auf dem Friedhof (man entließ mich, weil ich – angeblich gegen ihren Willen – mit einer geistig behinderten Angestellten geschlafen hatte) erwischte ich einen Job in der Berliner Stadtbibliothek, wo ich den lieben langen Tag herumsaß; Schilder für Karteikästen malte und in anrüchigen halbverbotenen Schmökern las. Die 80er Jahre sollten noch lange dauern. Die Wohnung wurde nach einem verheerenden Rohrbruch zum zweiten Mal baupolizeilich gesperrt. Das Schreiben hing ich an den Nagel.

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Die DVD

Außer dem Dokumentarfilm POESIE DES UNTERGRUNDS finden sich auf der DVD folgende Extras:

01 geh übern flußInterview mit Cornelia Schleime23:16 Min.

02 Die andere Seite einer StadtInterview mit Harald Hauswald19:22 Min.

03 ReisefreiheitInterview mit Hartmut „Tex“ Köppen15:30 Min.

04 Berührung ist nur eine RanderscheinungInterview mit Elke Erb11:44 Min.

05 Die Wahrheit über die StasiInterview mit Alexander Zahn08:44 Min.

06 GedenkminuteLesung Peter „Schappy“ Wawerzinek06:47 Min.

07 Die Wahrheit über die StasiFilmausschnitte06:35 Min.

DVD Credits

Disk Land/Jahr Länge Bild Ton SpracheDVD 9

codefreeD

200987 Min. +

92 Min. Extras16:9PAL

Stereo teilw. Mono

Deutsch

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