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Profil zeigen VI:Gründerinnen und Gründer der TU Berlin

ISBN 978-3-7983-2376-6

Wir unterstützen Sie in jeder Phase Ihres Gründungs-vorhabens – egal, ob Sie nur eine erste Idee oder schon einen fertigen Businessplan haben.

Unternehmen gründen. Die Zukunft in die eigene Hand nehmen

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realisierung und umsetzung:

TU Berlin | GründungsserviceHardenbergstraße 3810623 Berlin

www.gruendung.tu-berlin.de

in kooperation mit:

Nationales Alumniprogramm der TU Berlin Straße des 17. Juni 13510623 Berlin

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DIESES VORHABEN WIRD VON DER EUROPÄISCHEN UNION UND VOM LAND BERLIN KOFINANZIERT

Mit der Wanderausstellung »Profil zeigen: Gründerinnen und Gründer der TU Berlin« und in dem dazugehörigen Katalog dokumentiert die Technische Universität weitere 25 Erfolgs-geschichten aus ihren Reihen.Die vorliegende Ausgabe des fortgeführten Ausstellungskatalogs präsentiert ausführlich weitere Gründerpersönlichkeiten und verschafft einen Überblick über alle 125 bisher porträtierten Alumni-Unternehmen.Wir laden Sie herzlich ein, unsere Gründerinnen und Gründer kennen zulernen und freuen uns Sie zu unterstützen, falls Sie ähnliche Ziele haben sollten. Profil zeigen VI:

Gründerinnen und Gründer der TU Berlin

Coverfoto: Christoph Lambio

unsere angebote:

k Sensibilisierungk Orientierungk Beratungk Qualifizierungk Raum- und Gerätenutzung

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Profil zeigen VI:Gründerinnen und Gründer der TU Berlin

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seit 2010 alle gründungsbezogenen Aktivitä-ten der Universität bündelt und als Schnittstel-le zu Investoren, Business Angels und Gründer-zentren fungiert. Eine große Rolle beim Ausbau der Gründungs-kultur und Auf bau des Gründungsnetzwerkes an der Technischen Universität Berlin spielt die vom Europäischen Sozialfonds geförderte Wanderausstellung »Pro�l zeigen: Gründe-rinnen und Gründer der TU Berlin« des Pro-jekts HUMAN VENTURE. Bereits seit 2007 zeigt die Ausstellung ausgewählte Gründerin-nen und Gründer aus den Reihen der TU Berlin und sensibilisiert universitätsintern und -extern für das Thema »Unternehmensgründung«. Die vorliegende Ausgabe des fortgeführten Ausstel-lungskatalogs präsentiert ausführlich wei tere 25 Gründerpersönlichkeiten und verscha�t ei-nen Überblick über alle 125 bisher porträtier-ten Alumni-Unternehmen.Der Wanderausstellung sowie den Gründerin-nen und Gründern wünsche ich weiterhin viel Erfolg und den Leserinnen und Lesern dieses Katalogs eine spannende Lektüre.

Berlin, November 2012

Prof. Dr.-Ing. Jörg Steinbach

Mit der Wanderausstellung »Pro�l zeigen: Gründerinnen und Gründer der TU Berlin« und in dem dazugehörigen Katalog dokumen-tiert die Technische Universität weitere 25 Er-folgsgeschichten aus ihren Reihen. Die TU Ber-lin geht konsequent den Weg, die Förderung von Unternehmensgründungen aus der Wis-senschaft zu unterstützen und eine nachhaltige Gründungskultur an der Universität systema-tisch auszubauen. Die vielfältigen und geziel-ten Maßnahmen zur Förderung des Unterneh-mertums bringen erfreuliche Ergebnisse: Im Juli 2011 wurde die TU Berlin vom Bundesmi-nisterium für Wirtschaft und Technologie als eine von drei deutschen Hochschulen bundes-weit mit dem Titel »EXIST – Die Gründerhoch-schule« ausgezeichnet.Mit vielen Angeboten zum Thema »Gründung«, wird das Pro�l der TU Berlin als unternehme-rische Universität noch weiter geschärft. Diese reichen von der akademischen Lehre und For-schung im Bereich »Entrepreneurship« über individuelle Beratung, Nutzung von Geräten und Räumlichkeiten bis hin zu praxisorientier-ten Quali�zierungsprogrammen. Ein wichtiger Schritt zur Stärkung eines gründungsfreund-lichen Umfeldes war die Einrichtung des Zen-trums für Entrepreneurship der TU Berlin, das

Grußwort von Prof. Dr.-Ing. Jörg Steinbach präsident der technischen universität berlin

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Grußwort von Prof. Dr.-Ing. Jörg Steinbach präsident der technischen universität berlin

Grußwort von Sandra Scheeresberliner senatorin für bildung, jugend und wissenschaft

Der Bildungspolitik fällt im Zusammenhang mit der Förderung von Gründungen aus der Wissenschaft eine zentrale Rolle zu, in dem sie geeignete Rahmenbedingungen zur Verfügung stellt, Ideenreichtum und kreative Ansätze zur Entwicklung innovativer, marktfähiger Produk-te belohnt und Perspektiven zur Scha�ung neu-er Arbeitsplätze aufzeigt.

Ich freue mich, dass die Technische Universi-tät Berlin die Förderung von Unternehmertum und Gründung als wichtige universitäre Aufga-be neben Forschung und Lehre betrachtet und das gründungsfreundliche Umfeld an der Uni-versität systematisch ausbaut. Mit der Auszeich-nung als »Gründerhochschule« im Rahmen des letztjährigen EXIST Wettbewerbs des BMWi wurden die langjährigen Anstrengungen um Unternehmensgründungen belohnt und neue Ziele zur Etablierung der nachhaltigen Grün-derkultur gesetzt. Die Ergebnisse der aktuellen Gründungsumfrage zeigen zum wiederholten Mal, dass die Bemühungen Früchte tragen: Im Jahr 2011 wurden in den befragten Unterneh-men rund 16.000 Mitarbeiterinnen und Mitar-beiter beschäftigt und ca. 1,1 Mrd. Euro Umsatz erwirtschaftet.

Die von meinem Haus unterstützte und im Rahmen des Europäischen Sozialfonds geförder-te Wanderausstellung des Projektes HUMAN VENTURE »Pro�l zeigen: Gründerinnen und Gründer der TU Berlin« setzt ein Zeichen, in dem sie erfolgreiche Gründerinnen und Grün-der aus der TU porträtiert und als Vorbilder darstellt. Der vorliegende Ausstellungskatalog »Pro�l zeigen VI«, der durch den Europäischen Sozialfonds und private Sponsoren �nanziert wurde, stellt weitere 25 Alumni-Unternehmen ausführlich vor und spiegelt damit die Vielfalt der Unternehmensgründungen und das Grün-dungspotenzial der TU Berlin wieder.

Ich danke ausdrücklich den vorgestellten Alumni-Unternehmen für ihre Unterstützung beim Zustandekommen dieser außergewöhn-lichen Ausstellung. Den porträtierten Gründer-persönlichkeiten wie auch der TU Berlin mit ihren Gründungsangeboten wünsche ich wei-terhin viel Erfolg.

Berlin, November 2012

Sandra Scheeres

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InhaltGründerinnen und Gründer der TU Berlin

Jutta Horstmann Data In Transit

Reinhard MüllerEUREF AG

Jenifer und Gunnar EisenbergEisenberg Audio

Holger Grosse und Dr. Robert Wetzker aklamio GmbH

Prof. Dr. Oliver Meyeraem – GmbH

Johannes SchabackVisual Meta

Claudia MeierProcedera

Dr. Sven Ehlert und Tim Bärmanndigicare GmbH

Martin DresengeoSYS

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gefördert von

sponsoren

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Corinna PowallaModomoto

Dr. Robert Klöpper und Tomasz GingoldResonic Dr. Kai-Oliver Schäfer Octopus Fluids

Birgitt Clauseßkultur Jörg Muchametoweagleyard Photonics

Detlef Weidenhammer und Wilfrid KettlerGAI NetConsult

Noara Kebir und Daniel PhilippMicroEnergy International

Christoph NefzgerStellenticket

Malte Metzing und Bastian AlbersmyBus

Tilman IssingPinuts

Dr. Martin NägeleOptoprecision

Dr. Claas Junghans Schulz Junghans Patentanwälte

Dr. Jörg Lüddemann InMediasP GmbH

Steffen Förster Aristos

Christian Schram K&S Ingenieurpartnerschaft Krug

Carsten Gertz, Jens-Martin Gutsche und Jens RümenappGGR Planung

Alle bisher porträtierten Gründerinnen und Gründer

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»Freie Software ist die Basis unseres Erfolgs.«Jutta Horstmann Data In Transit

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Zwei Studiengänge hat Jutta Horstmann mit dem Diplom abgeschlossen – und beide prägen die Gründerin des Bonner IT-Beratungsunter-nehmens Data In Transit bis heute. An der TU Berlin studierte die gebürtige Karlsruherin bis 2005 Informatik; schon zuvor hatte sie an der Freien Universität Berlin ihr Diplom als Politikwissenschaftlerin abgelegt. Politik und Informatik? Nur auf den ersten Blick eine un-gewöhnliche Kombination, denn beide Rich-tungen prägen die Firmenphilosophie ihres Unternehmens. »Ich denke IT immer auch po-litisch«, sagt die 36-jährige. Dafür folgt sie drei Richtlinien: Zum einen fokussiert sie sich auf Freie Software – also auf Programme, deren Quellcode kein Geheimnis der Entwickler, son-dern für alle Nutzer zugänglich ist. Zweitens arbeitet Horstmanns Beratungsunternehmen ökologisch und nachhaltig, und drittens wirkt sie in Initiativen mit, die Anzahl von Frauen in technischen Berufen zu vergrößern.

beginn als einzelkämpferin Alle guten Hal-tungen nützen natürlich wenig, wenn das Un-ternehmen ökonomisch auf wackeligen Füßen stünde. Doch die Wahl-Rheinländerin, die Data In Transit im Jahr 2006 noch in Berlin gründete und dann nach Bonn umzog, hat in dieser Hin-

sicht Gutes zu vermelden. »Wir verfügen über eine attraktive Kundenstruktur und besitzen einen guten Ruf, sodass neue Kunden häu�g direkt auf uns zukommen.«

In der ersten Phase war die Gründerin noch als Einzelkämpferin aktiv, inzwischen arbeiten vier Leute für das Unternehmen – Tendenz steigend, schließlich wachse der Markt: Immer mehr Konzerne starten IT-Projekte und nut-zen dafür Open-Source-Software. »Das ist vor allem immer dann sinnvoll, wenn Portale mit o�enem Charakter entstehen sollen, bei denen die Kunden nicht nur Informationen bekom-men, sondern auch selber welche ins Netz stel-len«, erklärt Horstmann. Derzeit besonders angesagt ist die Software Drupal, ein Content Management System, mit dem sich lebendige Communities im Internet gestalten lassen. An-ders als »geschlossene« Konkurrenzsoftware lebt Drupal davon, dass die Nutzer selbst die kostenlose Software immer weiterentwickeln. »Dadurch wird das Produkt immer besser«, er-klärt die Open-Source-Expertin, die Mitglied in diversen Initiativen und Verbänden zu diesem Thema ist.

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öffentliche präsenz ist wichtig Zu ih-ren Kunden zählt Jutta Horstmann große Un-ternehmen wie die Postbank, Deutsche Post DHL, den Burda Verlag oder den Kinder kanal von ARD und ZDF. Aber ihre Firma schult und berät auch kleinere Unternehmen. Die Grün-derin ist als Frau in der männlich dominierten IT-Branche in der Regel deutlich in der Minder-heit. »Vor allem zu Beginn gab es schon einmal Sprüche wie ›Frauen gehören an den Herd‹«, sagt Jutta Horstmann. Heute sieht sie die Schie�age auch positiv: »Als Frau in der Bran-che bleibt man bei den Männern im Gedächt-nis« – und diese Präsenz ist im IT-Beratungs-geschäft von großer Bedeutung. »Wir müssen uns auch in der Ö�entlichkeit zeigen«, sagt die Gründerin, »und klarmachen, dass wir die neu-esten Entwicklungen und Lösungen parat ha-ben.« Daher schreibt Jutta Horstmann regel-mäßig Fachbeiträge, präsentiert sich und ihr Unternehmen auf Messen oder hält auf Konfe-renzen Vorträge zu technischen oder unterneh-merischen Themen.

Ihr Ziel für die Zukunft: die Verdopplung der Mitarbeiterzahl bis ins Jahr 2017, dazu neue Themen wie die Entwicklung von Lösungen für die mobile IT, in ihren Augen der Wachs-

tumsmarkt der Zukunft. Wobei die Diplom-In-formatikerin den Wachstumsbegri� nicht rein ökonomisch interpretiert. »Ich stelle mir unter Wachstum keine Yacht vor, sondern die Mög-lichkeit, meinen Mitarbeitern und mir eine ge-sicherte Existenz zu bieten.«

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9unternehmen Data in Transitwww.dataintransit.com

brancheInformationstechnologie, Softwareentwicklung

jahr der gründung 2006

mitarbeiter / innen bis zu 5

zur personJutta Horstmann

studiengang (abschluss)

Informatik (2005)

mein rat an gründungsinteressierte

4 wichtige Punkte:• Kundenorientiert vorgehen, 

im ständigen Dialog mit dem Kunden stehen

• Finanzen langfristig planen, sich zu allen buchhalterischen Themen

externen Sachverstand einholen.• Falls möglich: Zu zweit gründen. Verantwortung gemeinsam tragen

und Erfolge gemeinsam feiern.• Disziplin ist zentral: Strukturiert und fokussiert arbeiten. Und dabei

sich selbst nicht vernachlässigen, sondern genauso diszipliniert die

F-Wörter p�egen (Feierabend, Freizeit, Freunde, Familie).

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»Man kann alles erreichen – man muss es nur wollen!«Reinhard MüllerEUREF AG

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Für Reinhard Müller schließt sich im Jahr 2012 ein Kreis. Als der gebürtige Rheinländer vor 40 Jahren mit seinem Studium begann, erhielt er BAFÖG. Heute kann der Architekt etwas zu-rückgeben, wie er sagt: Das von ihm geplante Stadtquartier »EUREF-Campus« an der Torgau-er Straße in Berlin-Schöneberg wird eingeweiht – inklusive eines eigenen Campus der TU Ber-lin, der sich mit dem Zukunftsthema »Stadt und Energie« beschäftigt. 5000 Menschen werden auf dem Gelände ar-beiten. Geprägt ist es durch den 78 Meter ho-hen Gasometer, aus dem zum Beispiel Günther Jauch seine Sonntagabend-Talkshow sendet. »Wir entwickeln hier die Vision einer intelli-genten Stadt von morgen«, sagt der 59-jährige, inklusive 100 Wohnungen, 20 Gastronomiebe-trieben und nachhaltiger Energieversorgung. Der Sprung vom Studenten zum Campus-Ent-wickler ist riesig, in Reinhard Müllers Fall aber beinahe folgerichtig. Als Sohn eines Konditor-meisters bewarb er sich für das Architektur-studium an der Fachhochschule Düsseldorf – 17-jährig, ohne Abitur, nur mit der mittleren Reife, die er am Gymnasium erlangt hatte. »Ich habe mich immer nur für Kunst und Architek-tur interessiert und war ein eher mittelmäßi-ger Schüler«, erinnert er sich. Er absolvierte die

Aufnahmeprüfung – künstlerisch arbeiten �el ihm leichter – und wurde angenommen. berlin statt bund Als er einige Zeit später für die Bundeswehr gemustert werden sollte, hatte er seinen Immatrikulationsbeleg für das dritte Semester schon in der Tasche und wur-de zurückgestellt. Mit Auszeichnung bestand er 1975 sein Studium nach acht Semestern – dann meldete sich die Musterungskommission wie-der. »Ich hatte mich sowieso entschieden, mei-nen Diplom-Ingenieur zu machen, den ich an der Fachhochschule damals noch nicht ablegen konnte. Deswegen ging ich nach Berlin und musste somit auch nicht zur Bundeswehr.« In der damals noch geteilten Stadt rechnete man ihm an der TU Berlin die ersten vier Se-mester und das Vordiplom an, so dass er schon 1978 seinen Abschluss als Stadt- und Regional-planer in der Tasche hatte. Ohne zu zögern, gründete er das Architektur-büro A.R.M. – ohne eigenes Kapital. »Ich konn-te mir nicht vorstellen, als Angestellter zu ar-beiten«, erklärt er heute, »wusste aber auch noch nicht, was ich stattdessen tun könnte.« Er erinnerte sich an eine Vorlesung, in der ein Professor seinen Studenten einbläute, dass in den Berliner Sanierungsgebieten private Inves-

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toren Vorrang vor den großen Sanierungsträ-gern wie der »Neuen Heimat« hätten. »Ich habe mich mit einem Freund zusammengetan, der über ausreichend Kapital verfügte. Zusammen haben wir Grundstücke oder Gebäude gekauft, diese saniert und anschließend wieder ver-kauft.« Müller legt Wert darauf, dass er fair mit den Verkäufern umgegangen ist – »das war für mich immer ein Maßstab, wenn ich Geschäf-te gemacht habe.« 1985 gründete er die REM Gesellschaft für Stadtbildp�ege und Denkmal-schutz, mit der er denkmalgeschützte Bauten sanierte.

stiftungsarbeit statt eigener firma Nach dem Mauerfall weitete Reinhard Müller seine Geschäfte in den Osten Deutschlands aus und führte seine beiden Firmen mit zwei anderen Partnern zum Unternehmen Wert-Konzept zu-sammen. Insgesamt entwickelte und initiierte er mehr als 400 Immobilien-Projekte in Berlin und den neuen Bundesländern, die Investiti-onen lagen bei mehr als vier Milliarden Euro. Nach 20 Jahren Selbstständigkeit erhielt er ein Angebot, das Müller nicht ausschlagen konnte. »Die börsennotierte IVG Immobilien AG aus Bonn wollte unsere Firma kaufen.« Er sagte ja – und es ging ihm plötzlich so gut, dass er ei-

gentlich nicht mehr arbeiten musste. »In ei-ner solchen Situation und mit 48 Jahren, fragt man sich dann schon, was man nun noch tun möchte.« Müller fand mehrere Lösungen. Zu-nächst konzentrierte er sich auf die für landes-eigene Baudenkmäler ausgerichtete Stiftung Denkmal schutz Berlin, die er mit seiner Frau Maria, Dr. Lothar de Maizière und anderen Partnern ins Leben rief und die 20 Millionen Euro zusammenbrachte – Geld, das zum Bei-spiel in die Sanierung des Brandenburger Tors oder des Strandbads Wannsee �oss.2008 schließlich gründete er die EUREF AG, die sich einem großen Projekt widmet: dem Gaso-meter-Gelände in Schöneberg – einem Ort, wo sich für Reinhard Müller vielleicht ein weiterer Kreis schließen könnte. »Ich stelle mir vor, nach Fertigstellung aller Objekte, hier als eine Art »Campus-Manager« herumzulaufen und dar-auf zu achten, dass alles läuft«, sagt er mit ei-nem Lächeln – und man nimmt ihm diese Rolle sogar ab. Denn: »Gebäude und erst recht so ein Campus sind wie P�anzen – man muss sie p�e-gen, damit sie gut gedeihen.«

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unternehmen EUREF AGwww.euref.de

brancheImmobilienprojektentwicklung

jahr der gründung 2008

mitarbeiter / innen 21 – 50

zur personReinhard Müller

studiengang (abschluss)

Stadt- und Regionalplanung (1978)

mein rat an gründungsinteressierte

Durchhalten und gute Mitstreiter suchen!

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»Wer schnell sein will, muss langsam gehen. Sonst stürzt man.«Jenifer und Gunnar EisenbergEisenberg Audio

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Die Berliner Musikszene tri�t sich in Kreuzberg oder Neukölln, Mitte oder Prenzlauer Berg. Aber Charlottenburg? Ist für manchen Kiez-Kreativen so weit entfernt wie Potsdam. »Wir kennen diesen Vorbehalt«, lächelt Gunnar Ei-senberg, der zusammen mit seiner Frau Jenifer in der Nähe des Charlottenburger Schlossparks das Unternehmen Eisenberg Audio betreibt. Doch für die beiden gibt es gute Gründe, in die-ser Gegend Berlins zu bleiben: »Zum Beispiel die Nähe zur TU, von der wir junge Mitarbei-terinnen und Mitarbeiter rekrutieren.« Und so-wieso: Da die angesagten Viertel in der Musik-szene alle paar Jahre wechseln, kann es nicht schaden, seine unternehmerische Heimat in ei-nem Viertel zu �nden, das »zwar nie richtig in, aber eben auch nie richtig out sein wird«, wie Gunnar Eisenberg sagt.Das Unternehmen entwickelt eine innovative Software für Musiker. »Arti�cial Intelligence Studio Technology« nennt sich die Technik, kurz AIST. »Es handelt sich um einen Synthe-sizer, mit dem unsere Kunden sehr einfach Klänge herstellen und manipulieren können«, erklärt der 34-jährige, der an der TU Berlin Elektro- und Nachrichtentechnik studierte und 2008 promovierte. Das Besondere: Die Soft-ware sieht sehr schlank aus und lässt sich intui-

tiv bedienen. Auf zu viele Knöpfe und unüber-sichtliche Features hat der Entwickler bewusst verzichtet. »Wir möchten es den Musikern ein-fach machen. Unsere Software soll die Kunden nicht verwirren, sondern inspirieren.«

musiker inspirieren statt verwirren Wenn Gunnar Eisenberg den Prototypen des Synthesizers vorstellt, wird schnell klar, was er meint. Die Ober�äche wirkt aufgeräumt: ein Keyboard, drei Drehknöpfe. Doch dahin-ter erwartet den Nutzer eine Vielzahl von Klän-gen und möglichen Kombinationen. »Dabei war uns wichtig, dass sich eine Violine tatsäch-lich wie eine Violine anhört – und dass man sie auch dann noch als Violine erkennt, wenn man sie beispielsweise in einen Chor überführt.« Morphen nennt sich diese Technik: Violine und Chor bilden dann eine eigene Klangwelt.

Schon als Schüler und später als Werkstudent sammelte Gunnar Eisenberg als Mitarbeiter von Native Instruments, dem Marktführer für softwarebasierte Synthesizer, erste Erfahrun-gen im digitalen Audiobereich. »Diese Zeit hat mich geprägt. Native Instruments war damals ein Pionier, und ich war dabei, als aus nichts et-was Tolles entstand.« Nach der Promotion ar-

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beitete er von 2008 bis 2010 noch einmal für das Unternehmen. »Ein guter Job«, sagt er, »aber als Angestellter beobachtete ich immer wieder Vorgänge oder Entscheidungen, die ich nicht nachvollziehen konnte.« So entstand 2009 der Wunsch, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen – und da tri�t es sich natürlich ausgezeichnet, wenn die Ehefrau das ökonomische Know-how beisteuern kann: Jenifer Eisenberg studierte an der TU Berlin BWL und stammt, wie sie sagt, aus einer »traditionellen Unternehmerfamilie« . Sie übernahm nach der Gründung des gemein-samen Unternehmens im Jahr 2010 die kauf-männische Verantwortung.

heiße phase, drei kleine kinder Derzeit arbeitet die Firma mit sechs Mitarbeitern da-ran, die erste kommerzielle Version des Syn-thesizers marktfertig zu machen. Während Gunnar Eisenberg an den technischen Fi-nessen feilt, erarbeitet Jenifer Strategien für den Verkauf und Vertrieb. »Das beginnt bei der Frage, wie teuer die Software letztlich sein soll. Zudem müssen wir den Vertrieb so schlagkräftig gestalten, dass die Software nach der Veröffentlichung überall dort zu ha-ben ist, wo wir Interessenten vermuten«, sagt die BWL-Absolventin. Keine Frage: Im Hause

Eisenberg beginnt jetzt eine heiße Phase, in der jeder Tag auch gerne 48 Stunden haben dürfte. Zumal die Familie zu fünft ist: Das jüngste der drei Kinder kam Anfang 2012 zur Welt. »Trotzdem: Ich bin freitags nach einer Woche im eigenen Unternehmen nicht so er-schöpft wie nach einer Arbeitswoche als An-gestellter«, resümiert Gunnar Eisenberg. Viel Motivation schöpfen beide aus den Rück-meldungen, die das Gründerpaar regelmä-ßig erhält. »Positives Feedback von Musikern oder Gründungsexperten schafft Vertrauen in die Geschäftsidee«, sagt Jenifer Eisenberg. Und wenn es am Ende nicht reicht? »Es wäre sehr hart, wenn wir scheitern würden «, sagt Gunnar Eisenberg. »Aber schlimmer wäre es, eines Tages den Kindern erklären zu müssen, warum man die Chance, die man hatte, nicht ergriffen hat.«

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unternehmen Eisenberg GmbHwww.eisenberg-audio.de

brancheSoftware

jahr der gründung 2012

mitarbeiter / innen 6 – 20

zum teamDr.-Ing. Gunnar Eisenberg,

Jenifer Eisenberg

studiengang (abschluss)

Nachrichtentechnik (2003) und Promotion zum Dr.-Ing. (2008)

BWL (2002)

unser rat an gründungsinteressierte

Eine Unternehmensgründung ist wie Klettern. Man sollte stän-dig einen guten Stand haben und konzentriert nach dem nächsten

Gri� suchen.

preise2010 Gründerwettbewerb – Mit Multimedia erfolgreich starten,

2011 EXIST-Gründerstipendium,2012 StarTUp-Label

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»Ausprobieren. Lernen. Verbessern.«Holger Grosse und Dr. Robert Wetzker aklamio GmbHWollte ein Kunde im Zeitalter vor dem Inter-net ein Fahrrad kaufen, freuten sich die Inhaber von Zweiradgeschäften. Umso mehr, wenn der Käufer anschließend das Geschäft empfahl, weil ihm die Beratung, die Qualität des Pro-dukts oder der Preis ge�elen. Auch beim Shop-pen im Internet setzen viele Menschen auf Empfehlungen von Freunden und Bekannten – der heutige e-Commerce nutzt das allerdings noch viel zu wenig. Das junge Unternehmen aklamio möchte das ändern, mit einer ausge-feilten Technologie. »Wir wollen alle drei Sei-ten – den Käufer, seinen Freund und den Shop – glücklich machen«, sagt Holger Grosse. »Unser Geschäftsmodell soll eine Win-Win-Win-Situa-tion erzeugen.« Der 34-jährige hob das Start-up 2011 mit sei-nem Kommilitonen Robert Wetzker, den er an der TU Berlin kennenlernte, aus der Taufe. Dritter im Team war der Interaktionsdesigner Andreas Thom, der in Potsdam sein Studium absolvierte. »Über unser Software-Tool, das Shopbetreiber mit wenigen Mausklicks in ihre Seiten einbauen können, empfehlen Kunden ei-nen Shop oder einzelne Produkte ihren Freun-den auf Facebook und Twitter oder per E-Mail weiter«, erzählt Grosse. Wird einer der Freunde Kunde des Shops, erhalten die Empfehler eine

Prämie von bis zu 20 Prozent des vermittelten Umsatzes – das Geld können sie behalten, mit dem geworbenen Freund teilen oder als Spende einer wohltätigen Einrichtung zukommen lassen.Der Vorteil der Kunden liegt auf der Hand. »Und auch die Shopbetreiber pro�tieren, weil sie keine Entwicklungskosten für eine eigene Empfehlungslösung haben und mit aklamio deutlich e�ektiver und billiger Neukunden ge-winnen können. Schließlich fallen die höchsten Kosten gewöhnlich in der Neukundenakquise und in der Kundenbindung an.«

maschinen lernen lassen Komplizierte Technologien interessierten Holger Grosse schon immer. »Ich habe als Jugendlicher viel am Computer gespielt, mich aber auch in die Betriebssysteme und Programmiersprachen eingedacht.« Sein Berufsziel: Etwas zu machen, was Praxis und Theorie verbindet. Seine Wehr-dienstzeit bot ihm genug Freiraum, sich viele Hochschulen in Berlin anzuschauen. Die beste Kombination seiner Wünsche sah er an der TU Berlin, wo er von 1999 bis 2006 Informatik stu-dierte. Nach dem Diplom erhielt er das Ange-bot, an das renommierte Institut für verteilte künstliche Intelligenz der TU zu wechseln, wo er auch schon als Student gearbeitet hatte.

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Ein Schwerpunkt der Arbeit dort lag beim »Ro-bocup«, bei dem Roboter gegeneinander Fuß-ball spielen. »Wir waren in der Liga tätig, in der sich verschiedene Teams in der Simulation mes-sen.« Die »Robocup«-Turniere führten Grosse bis in die USA und nach China. Sein größter Er-folg als Robo-Coach: Ein sechster Platz bei der Weltmeisterschaft.

gründung aus der forschung Die Be-schäftigung mit den Robotern, mit den Schnitt-stellen zwischen den Programmen und den Algorithmen, die im Laufe eines Spieles dazu-lernen, faszinierten den technologiebegeister-ten Berliner. Er traf am Institut auf Robert Wetzker, der bis 2010 dort promovierte. Auch dieser hatte sich auf lernende Maschinen spezia lisiert, schrieb seine Doktorarbeit über Empfehlungsalgorithmen im Internet und brachte eine Geschäftsidee mit. »Ich hatte ge-rade meinen ersten Job angefangen, als Robert mich fragte, ob ich mir ein eigenes Unterneh-men vorstellen könnte«, erzählt Grosse. Er überlegte nicht lange und verließ seinen Uni-Job. »Wir haben drei, vier Monate lang den Prototyp programmiert und dabei im Grun-de nur einen Fehler gemacht: Wir hätten un-ser Produkt zwischendurch einem potentiellen

Kunden zeigen sollen.« Heute läuft die Soft-ware zwar gut, aber die Gründer haben einige Arbeitsstunden umsonst investiert, weil die Shops bestimmte Funktionalitäten nicht benö-tigen. Durch die Förderung durch das Exist-Pro-gramm, das die Gründer seit der o�ziellen Fir-mengründung seit März 2011 für ein Jahr absi-cherte, sind diese weich in die Selbstständigkeit gestartet. Und die Aussichten sind gut: Immer mehr Shops nutzen die Tools von aklamio, wo mittlerweile acht Menschen arbeiten – und die potentielle Zielgruppe für das Geschäft ist rie-sig, sagt Grosse: »Schon jetzt gibt es hundert-tausende Shops im Netz – und es werden täg-lich mehr.«

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unternehmen aklamio GmbHwww.aklamio.com

brancheInternet

jahr der gründung 2011

mitarbeiter / innen 6 – 20

zum teamDr. Robert Wetzker,

Holger Grosse

studiengang (abschluss)

Wirtschaftsingenieurwesen (2005)

unser rat an gründungsinteressierte

Weniger planen, dafür schnell aus-probieren und �exibel

reagieren.

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Viel Wind zu machen, liegt Oliver Meyer. Und das ist durchaus wörtlich zu verstehen, denn Aerodynamik ist seine Passion. Das Fach faszi-niert ihn, seit er in der elften Klasse an einem Schülerinformationstag der TU Berlin zum ersten Mal einen Windkanal in Aktion erlebte. Heute steht er mit seiner Firma aem, die er zu-sammen mit seinen Partner Joachim Wenzkus führt, kurz davor, sich einen persönlichen Traum zu erfüllen: Den Bau eines selbst erdachten und geplanten Windkanals.Oliver Meyer studierte von 1989 bis 1996 an der TU Luft- und Raumfahrttechnik und heuerte dann beim Triebwerkshersteller BMW / Rolls-Royce an. Drei Jahre blieb er, jedoch ohne voll und ganz in seiner Tätigkeit als Ingenieur für Sondermesstechnik aufzugehen. »Die indus-triellen Zwänge waren eher nicht mein Ding, vermut lich bin ich dazu auch irgendwie zu kan-tig«, sagt er. Die O�enheit und den Eigensinn wis senschaftlicher Forschung vermisste er. Er suchte und fand einen Weg zurück an die TU: 1999 wurde Oliver Meyer Lehrassistent im Fach bereich Aerodynamik, vier Jahre später promovierte er.

vertrag mit folgen Einige Zeit später er-fuhr der gebürtige Berliner von einem geplan-ten Großprojekt: BMW wollte mehrere neue Windkanal-Anlagen bauen. Oliver Meyer war Feuer und Flamme und unterschrieb einen zweijäh rigen Arbeitsvertrag bei dem Autoher-steller. Eine Unterschrift mit Folgen, denn dort lernte er den heute 53-Jährigen Joachim Wenz-kus kennen – und schätzen. Je näher das Ende des Projekts rückte, umso konkreter wurden ihre Pläne, zu gründen.»Wir sind unterschiedliche Charaktere, die sich aber gerade deshalb gut ergänzen. Und in ent-scheidenden Fragen sind wir fast immer einer Meinung«, sagt Oliver Meyer, der darin einen wesentlichen Grund für das Wachsen und Ge-deihen von aem sieht. Oliver Meyer, der ru-hige und überlegte Forscher-Typ, der sich ger-ne in Fachfragen vertieft. Joachim Wenzkus, ein kommunikativer Rheinländer, der im Umgang mit Kunden und Mitarbeitern erst richtig auf-blüht.Mit einem über drei Jahre laufenden Projekt-auftrag von BMW in der Tasche, der den bei-den in der Startphase Halt und Sicherheit gab, machten sie sich im März 2006 selbstständig. aem übernimmt heute für Unternehmen aus der Autoindustrie und dem Flugzeugbau alles,

»Plan A mit Leidenschaft verfolgen, Plan B für ruhige Nächte aufbewahren.«Prof. Dr. Oliver Meyeraem – GmbH

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was mit aerodynamischen Messungen und Tests von Fahrzeugen und Fahrzeugteilen zu tun hat – von der Detailarbeit im Windkanal bis hin zum kompletten Projektmanagement, der Erforschung und Umsetzung von Grundlagen-wissen sowie der Planung von Windkanälen. Eine Nische, in der sich nicht besonders viele Firmen tummeln, erst recht nicht welche, die sich einzig und allein auf Aerodynamik fokus-sieren wie es aem tut.

eine gute mischung Das Unternehmen ist Zug um Zug größer geworden, gegenwärtig arbeiten 30 Mitarbeiter für den Dienstleister. In zwei Jahren sollen es 40 sein, diverse neue Projekte in Deutschland und China werfen ih-re Schatten voraus. »Unsere Geschäfte gehen gut«, sagt Oliver Meyer, wohl wissend, dass das nicht immer so war. Die Finanzmarktkrise von 2008, unter der nicht zuletzt die Autoindustrie zu leiden hatte, spürte aem überdeutlich. Die Aufträge gingen zurück, die Wachstumsträume lösten sich in Wohlgefallen auf. »Uns kamen damals schon existenzielle Zweifel, ob wir auf dem richtigen Weg sind«, sagt der 42-jäh-rige. Letztlich bissen sie sich durch, was rück-blickend eine gute Lektion gewesen sei.Für Oliver Meyer persönlich ist die gegenwär-

tige Situation nahezu perfekt, seit er im Ja-nuar 2012 – ergänzend zu seinen Aufgaben bei aem – Professor für Strömungsmechanik an der Universität der Bundeswehr in Mün-chen ist. Vier bis fünf Tage pro Woche forscht und lehrt er dort, ein bis zwei Ta-ge führt er einen Teil der aem-Geschäfte, be-sucht Kunden, plant zusammen mit Joachim Wenzkus den Fortgang der Firma. »Mir ge-fällt diese Mischung aus fachlicher Tiefe und praktischem Unternehmertum«, sagt er. Viel ändern möchte er daran in den kommen-den Jahren nicht – Hauptsache, der Traum vom selbst gebauten Windkanal wird wahr.

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zur personProf. Dr. Oliver Meyer

studiengang (abschluss)

Luft- und Raumfahrttechnik (1996)

mein rat an gründungsinteressierteGenau den avisierten Markt

und potenzielle Kunden kennen! Am besten schon mit Aufträgen im

Gepäck die Gründung angehen.

unternehmen aem – GmbHwww.aem-aero.com

brancheIngenieurdienstleistung

jahr der gründung 2006

mitarbeiter / innen 21 – 50

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»Do things with passion or don’t do them at all.« Johannes SchabackVisual Meta

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Tempo, Tempo, Tempo: Johannes Schaback hält nicht viel von Stillstand. Der gebürtige Göttinger spricht schnell. Er erklärt präzise, aber kurz und knapp. Nebenbei hält er immer das Großraumbüro im Blick, das direkt neben dem gläsernen Besprechungsraum liegt. Ob-wohl erst 30 Jahre alt, leitet der Informatik- Absolvent der TU Berlin ein 70-Mitarbeiter-Un-ternehmen: Die Visual Meta GmbH, die mit dem Shoppingvergleichsportal ladenzeile.de erfolgreich ist. Die Grundlagen dafür legte Schaback im Studi-um, das er vornehmlich wegen seines großen Spaßes an Computerspielen gewählt hatte. »Ich habe schon als Jugendlicher mit der Program-miersprache Java Spiele entwickelt und wusste schon damals, dass ich später in dieser Branche arbeiten wollte.« Nach dem Vordiplom wech-selte er an die Uni ins chinesische Shanghai. »Wir haben Tage und Nächte programmiert, wirklich sehr hart gearbeitet und viel gelernt«, sagt er. Schon vor dem Diplom, für das er nach Berlin zurückkehrte, hatte er seinen ersten Webshop für asiatische Mode entwickelt. »Das war ein Projekt, das ich mit Freunden eher neben-bei gestemmt habe. Technisch nicht schlecht – wir hatten nur leider keine Ahnung, wie wir potentielle Kunden auf die Seite bekommen sollten.«

branchenkontakte helfen Johannes Scha-back merkte aber, dass es ihm liegt, eine eigene Idee umzusetzen. Er plante eine Internetseite, auf der man auf Börsenkurse wetten kann. Die-ses Mal war er allerdings »schlauer als vorher«. Er suchte nach Know-how, um sein Geschäfts-modell weiterzuentwickeln – und fand über »Freunde von Freunden« Zugang zur Berliner Start-up-Szene. »Eines Tages erhielt ich Gele-genheit bei Oliver Samwer meine Idee vorzu-stellen.« Eine Art Ritterschlag in der Branche: Der Unternehmer und seine beiden Brüder ver-kauften 1999 ihr Internetauktionshaus alando an Ebay und sind seither maßgeblich an vielverspre-chenden Gründungen, unter anderem Zalando und Groupon, beteiligt. »Als erstes sagte er mir, dass meine Idee nichts tauge«, erinnert sich Scha-back. »Dann aber bot er mir an, in seinem Un-ternehmen anzufangen, um Erfahrung zu sam-meln und anschließend darauf möglicherweise zu gründen – das war eine attraktive Chance.« Samwer betreibt in Berlin mit seiner Firma Rocket Internet einen Inkubator, in dem Krea-tive und High-tech-Köpfe weltweit existierende Websites analysieren und anschließend versu-chen, die erfolgreichen Ideen auf andere Märk-te zu übertragen. Schaback startete dort An-fang 2007, und nach einer Zwischenstation bei

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esanum.de – einer Art exklusives Facebook für Ärzte – schwebte die Idee im Raum, das ame-rikanische Shoppingvergleichsportal like.com auf den deutschen Markt zu übertragen, oder auch »clonen«, wie es im Jargon etwas abfällig heißt. »Danach ging alles rasend schnell.« Scha-back �og nach München, um dort seinen heuti-gen Kompagnon, den Investmentbanker Robert Maier, zu tre�en. Die beiden verstanden sich gut, die Idee schien zu tragen – und die Samwers steuerten die Anschub�nanzierung bei.

empfehlungen per bildvergleich »Wir hat-ten innerhalb von drei Monaten die Seite am Start«, erzählt Schaback. Internet-Shopper, die hauptsächlich nach Kleidung oder Möbel su-chen, landen auf ladenzeile.de und werden von dort auf unterschiedliche Anbieter vom klei-nen Online-Shop bis hin zu Amazon oder Otto weitergeleitet. Pro Vermittlungsklick, der zu einem Kauf führt, verdient Visual Meta Geld. Der besondere Clou: Das System vergleicht Pro dukte per Bild- und Textanalyse vergleichen und spricht Empfehlungen für die Kunden aus. »Wenn ein Kunde eine Designer-Handtasche gut �ndet, aber nicht so viel Geld bezahlen will, kann er sich in unserem System vergleichbare Produkte anzeigen lassen«, erklärt der Gründer.

Schon nach wenigen Monaten war die Seite pro�tabel. Mittlerweile ist ladenzeile.de unter dem Namen ShopAlike auch in Frankreich, Ita-lien, Spanien, Großbritannien, Polen und den Niederlanden online und wächst beständig. Schaback: »Für unseren internationalen Ansatz benötigten wir viele Muttersprachler im Team, wofür Berlin beste Voraussetzungen bot«. Die gute Entwicklung des Unternehmens �el auch dem Medienhaus Axel Springer auf, das seine digitalen Geschäfte derzeit mit Volldampf aus-baut. »Ende 2011 wurde Axel Springer unser neuer Mehrheitseigner. Robert Maier und ich führen das Unternehmen aber weiter und kön-nen immer noch alles so umsetzen, wie wir es möchten«, sagt Johannes Schaback. Was er in ein paar Jahren machen wird? Er hat keine Ah-nung. Fest steht nur eines: »Ich möchte so ar-beiten wie bisher: Mit Verantwortung und der Möglichkeit, selbst etwas zu gestalten.«

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unternehmen Visual Meta GmbHwww.ladenzeile.dewww.visual-meta.com

brancheeCommerce

jahr der gründung 2009

mitarbeiter / innen 51 – 100

zur personJohannes Schaback

studiengang (abschluss)Informatik,

Master of Science, (Shanghai Jiao Tong)

(2007)

mein rat an gründungsinteressierte

Erfolg ist eine Funktion über Arbeits-einsatz, Kommunikationsstärke,

Kompetenz und Geschwindigkeit.Versucht die Funktion durch Spaß

und Begeisterung zum globalen Maximum zu optimieren.

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»Es hat keinen Sinn darüber nach-zudenken, weshalb irgendetwas nicht geht. Es hat nur Sinn darüber nachzudenken, wie etwas geht.«Claudia MeierProcedera

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Ein herber Rückschlag, der andere entmutigt hätte, bestärkte Claudia Meier erst recht darin, weiterhin selbstständig zu arbeiten: Sie wurde von einem potentiellen Geschäftspartner so sehr über den Tisch gezogen, dass sie in die In-solvenz gehen musste. Heute sitzt die 47 Jah-re alte Berlinerin und Gründerin vergnügt und hochkonzentriert zugleich an ihrem großen Konferenztisch, von dem sie über die Dächer von Wilmersdorf blicken kann. Wenn sie von ihren Erfahrungen erzählt, kommt die Frau mit den kurzen blonden Haa-ren immer wieder auf eine Eigenschaft zu sprechen, die sie antreibt. »Ich langweile mich sehr schnell und brauche immer wieder neue Heraus forderungen, damit ich zufrieden bin.« Das spürte sie zum ersten Mal, als sie nach der Schule 1984 eine Lehre bei der Berliner Bank begann. »Die normalen Tätigkeiten und Rou-tinen stellten mich nicht zufrieden, ich wollte immer direkt mehr.« Auch ihre Ausbilder re-alisierten die Ungeduld der jungen Frau und setzten sie schon direkt nach der Lehre als Ver-treterin von erfahrenen Mitarbeitern in ver-schiedenen Filialen ein.

im sondereinsatz Diese Rolle als »Feuer-wehrfrau« behielt sie auch nach der Ausbil-dung. Claudia Meier arbeitete im »Sonderein-satz«, wie es bei der Berliner Bank heißt. »Der Job klingt so, wie er sich auch gestaltete«, erin-nert sie sich. »Ich musste zum Beispiel die Lei-tung einer Zweigstelle übernehmen, weil der Filialchef verhaftet worden war.« Im Anschluss erhielt sie von der Bank das An-gebot, die Kernsoftware – also das System, auf dem zum Beispiel sämtliche Buchungsvor-gänge laufen – gemeinsam mit anderen Kolle-gen neu auszurichten. Das Problem: Die Bank nutzte zu dieser Zeit rund 1600 unterschiedli-che Programme. Als Projektleiterin mit 15 IT-Mitarbeitern macht sie sich gemeinsam mit Experten von Siemens an die Arbeit, herauszu-�nden, was diese Programme bewirken bis die Zusammenarbeit mit dem Konzern schließlich eingestellt wurde. »Ich beschloss, etwas Neu-es zu beginnen und zu studieren: Betriebswirt-schaftslehre an der TU Berlin.« Die Bank je-doch wollte sie behalten, um weiter von ihrem Know-how zu pro�tieren. Also schlug Claudia Meier einen Deal vor. Sie studierte – und ar-

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beitete nebenbei bei vollem Gehalt und freier Zeiteinteilung für die Bank. »Nebenbei«, wie sie mit einem Lächeln sagt, bekam sie zwei Kinder. Nach dem Studium begann sie wieder in Teilzeit bei der Bank, bis diese im Zuge des Banken skandals 1999 alle Projekte stoppte. Claudia Meier machte sich selbstständig und gründete eine Firma für Organisationsentwick-lung. Darüber hinaus ließ das Thema Software die Gründerin nicht mehr los, und als sich ei-ne Chance ergab, gri� sie zu: Im Zuge der ge-platzten New-Economy-Blase ging eine Firma pleite, die ihr bisher eine wichtige Organisati-onssoftware geliefert hatte. Claudia Meier be-schloss, diese aus der Konkursmasse zu kaufen. Beim Bieten lernte sie Manuel Junker kennen, der sich ebenfalls für das Unternehmen inter-essierte – und die beiden Gründer beschlossen, zusammenzugehen. Gemeinsam führten sie die Organisationssoftware Nautilus weiter, der Kundenstamm bleibt erhalten.

der geplatzte deal »Es lief wirklich hervor-ragend, bis ein großes Softwarehaus auf uns zutrat und uns kaufen wollte.« Nach langen Verhandlungen stand der Deal vor dem Ab-schluss »Wir hatten alles über Monate geklärt – selbst die Frage, in welchem Büro hinterher

welcher Stuhl stehen sollte. Dann kam plötz-lich ein Fax, in dem es hieß, dass die Firma uns nicht mehr kaufen will.« In der Zwischenzeit hatten die Gründer allerdings den Vertrieb ver-nachlässigt, weil sie sich auf den Kauf verlassen hatten. Das Ergebnis: »Wir mussten Insolvenz anmelden – und nachdem wir das getan hatten, stand der ehemalige Kau�nteressent wieder vor der Tür, um sich die Rosinen für einen sehr günstigen Preis aus unserer Insolvenzmasse zu picken.« Claudia Meier hat bis heute noch nicht ihren Frieden mit den Ereignissen gemacht, be-wies damals aber auf Rat ihres Anwalts kühlen Kopf. Auf den Trümmern – und einer Million Euro Schulden – baute sie gemeinsam mit Manuel Junker 2008 eine neue, 23 Mitarbeiter starke Firma auf, Procedera, mit der sie wieder Ban-ken und Sparkassen berät. »Das können wir, da haben wir Kontakte – und für das Abenteuer gründen wir neue Firmen.« – wie Nouvenyo zum Beispiel. Das Unternehmen unterstützt Kunden, die eine spezielle SAP-Software nut-zen. »So wird mir nicht langweilig.« Und das ist ihr noch immer besonders wichtig.

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unternehmen Procedera Consult GmbH www.procedera.de

brancheUnternehmensberatung

jahr der gründung 2008

mitarbeiter / innen 21 – 50

zur personClaudia Meier

studiengang (abschluss)BWL (1996)

mein rat an gründungsinteressierte

Gründen Sie. Die Sicherheit sind Sie in Ihrer Person mit Ihrem

Wissen und Können. Und es geht immer weiter. Egal was passiert.

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»Niemals aufgeben!«Dr. Sven Ehlert und Tim Bärmann digicare GmbH

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»Wenig Stress, gute Bezahlung« – so erinnert sich Sven Ehlert an seinen Job beim Fraunhofer Institut für o�ene Kommunikationssysteme. Knapp fünf Jahre lang genoss der promovierte Informatiker diese Vorzüge. Dann wollte er den Wechsel. »Die Stelle hatte mich nicht mehr ausgefüllt.«, sagt Ehlert. »Ich wollte mehr er-reichen. Etwas Neues auf die Beine stellen.« Die zündende Idee kam seinem Gründerkol-legen Tim Bärmann, der ebenfalls an der TU Berlin Informatik studierte, als er nach Feier-abend etwas für seine Fitness tun wollte, das Studio aber bereits geschlossen hatte. Bär-mann und Ehlert tüftelten an einer Lösung des Dilemmas. Das Ergebnis: Hörsport – »ein Online-Angebot, das das komplette Wis-sen eines Personal-Trainers digitalisiert«, sagt Ehlert, der mit Bärmann zur Realisierung des Projekts zunächst die GmbH Hikuku grün-dete und diese Anfang 2012 in Digicare umbe-nannte.

training mit banderas Die Sache funktio-niert ganz einfach: Vor jeder Fitness-Einheit lädt sich der Nutzer eine individuelle Audio-Datei aus dem Netz und überspielt sie auf ei-nen MP3-Player. Es erklingt die Stimme eines Trainers, der Übungen vorgibt und erklärt.

Nach den 20- bis 45-Minuten langen Einheiten gibt der Nutzer auf der Internetseite von Hör-sport Rückmeldung: Was war zu schwer oder zu einfach? Wo hakte es, was würde man gerne verstärkt trainieren? Die Online-Software er-stellt dann auf Basis dieser Daten die Übungen fürs nächste Mal. »Auf diese Weise ist sicher ge-stellt, dass es sich tatsächlich um Programme handelt, die den individuellen Bedürfnissen gerecht werden«, sagt Ehlert, der neben sei-ner Zeit an der TU Berlin auch in Bologna und Stockholm studierte. Die technische Heraus-forderung liegt darin, die Audio-Dateien so zu gestalten, dass sie möglichst natürlich wirken. »Unsere Kunden wollen keine Ansprachen, die einer Bahnhofsdurchsage ähneln.« Zur Auswahl stehen vier Stimmen. Ein besonderes Bonbon für weibliche Kunden: Eine davon gehört Bernd Vollbrecht, dem deutschen Synchronsprecher von Antonio Banderas.

tu als retter in notlage Obwohl Hörsport von Beginn an großen Kundenzuspruch er-hielt, geriet das unternehmerische Vorhaben im Frühjahr 2010 in eine heftige Schie�age: In letzter Sekunde platzte eine als sicher verbuch-te Förderung. »Wir hatten unsere Zukunft dar-auf verwettet«, erinnert sich Ehlert. Erste Hilfe

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leistete die TU: Die Hochschule stellte Raum und IT zur Verfügung, das Unternehmen konn-te weiterarbeiten. »Das war eine ganz enge Bu-de«, erinnert sich der Gründer. Sieben Leute arbeiteten damals bereits im Team – »und wer morgens als Letzter kam, für den blieb nur noch Platz am Katzentisch«. Im November 2010 ergatterte die GmbH dann eine andere För-derung aus dem Programm Gründung Inno-vativ des Landes Brandenburg. »Dieses Geld kam keinen Moment zu früh«, sagt Ehlert, der bei Digicare für IT und Finanzen zuständig ist.

Künftig soll das Unternehmen, das 2011 von Berlin nach Bernau zog, ohne Förderungen auskommen, wobei das derzeitige B2C-Ge-schäftsmodell zwar gut funktioniert, aber auch limitiert ist. »Wir wachsen als Unternehmen nicht in dem Tempo, in dem wir neue Nutzer generieren«, hat der Gründer analysiert. Daher hat man zusammen mit einem Business-Angel ein zweites Modell entwickelt: Zielgruppe sind große Unternehmen, die Hörsport für ihre eige nen Online-Auftritte lizensieren. »Dieses B2B - Geschäft ist für uns eine neue Herausfor-derung«, sagt Ehlert. »Wir mussten erst ler-nen, wie man Telefonate mit potenziellen Kunden vorbereitet und das Angebot sinnvoll

präsentiert.« Einen ersten Erfolg hat Digicare schon zu vermelden, weitere sollen folgen. »Ich denke, dass unser Angebot einen Nerv tri�t. Schließlich wird nicht zuletzt durch den demo-gra�schen Wandel die Prävention im Gesund-heitsbereich immer wichtiger.« Und dass auch ältere Fitness-Freunde den Weg übers Internet zu Hörsport �nden, beweist der »Senior« un-ter den Kunden: 70 Jahre alt – und immer noch sehr beweglich.

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unternehmen digicare GmbHwww.hoersport.de

brancheGesundheit, Fitness, Onlinedienstleistungen

jahr der gründung 2010

mitarbeiter / innen6 – 20

zum teamDr. Sven Ehlert, Tim Bärmann

studiengang (abschluss)

Informatik (2009)

unser rat an gründungsinteressierte

Auch wenn du glaubst, du bist unabkömmlich in deinem Team – nimm mindestens

einmal Urlaub im Jahr!

preise Preisträger Gründerwettbewerb

»Mit Multimedia erfolgreich starten« – 2009; TU-Startup Label für die erfolgreiche Ausgründung

aus der TU – 2011; 2. Platz AOK Leonardo Preis für digitale

Prävention – 2012

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»Mach’ was Sinnvolles«, gab Mutter Dresen ihrem Sohn Martin mit auf den Weg. Und was macht der Filius? Studiert Geogra�e. »Ziemlich unsinnig, denn Ende der 90er-Jahre gab es für Geografen eigentlich nur drei Karrierewege: Lehrer, Taxifahrer oder Barmixer.« Aber selbst das Lehramt kam für den Berliner, der heute das Unternehmen geoSYS leitet, nie in Frage, denn schon früh schlummerte in ihm der Wunsch, selber unternehmerisch tätig zu wer-den. »Ich habe schon bei meinen ersten Erfah-rungen in der Arbeitswelt gemerkt, dass ich mich nur ungern in Hierarchien einfüge. Ich möchte einfach nicht von Entscheidungen an-derer abhängig sein, die ich selber nicht beein-�ussen kann.«

letzter mohikaner an der uni Zwar ver-besserte das Geogra�e-Studium nicht direkt seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt, aber es half ihm gleich auf zwei Ebenen, seinen Weg als Gründer zu �nden. »Erstens interessierte ich mich tatsächlich für die Inhalte des Fachs, und zwar vor allem für die Schnittstellen zwischen Geogra�e und Informatik. Zweitens gab mir die besondere Situation meines TU-Jahrgangs die nötigen Impulse für die Gründung.« Als Geogra�e-Student war Dresen an der TU Ber-

lin von 1996 bis 2000 eine Art letzter Mohika-ner: Der Studiengang wurde Anfang des neuen Jahrtausends eingestellt, zuletzt hatte er nur noch sieben Kommilitonen. »Da wurden wir Studenten und die Professoren natürlich ein eingeschworener Haufen«, erinnert sich Dre-sen, der in seiner Freizeit als Kletterer oder Tau-cher die Höhen und Tiefen der Erde erkundet. Eine besonders wichtige Rolle spielte Professor Frithjof Voss. »Er war es, der als echte Karriere-Alternative für Geografen die Selbstständigkeit ins Spiel brachte«, sagt der Gründer. »Er kam selber aus der Wirtschaft an die TU und wusste, wie das Wechselspiel aus Unternehmen und Forschung funktioniert.«

Sein Spezialgebiet hatte Martin Dresen zu die-ser Zeit schon gefunden: GIS, also Informati-onssysteme, mit deren Hilfe man geogra�sche Daten erfassen, organisieren und auswerten kann. Der Student hatte sein Studium noch gar nicht abgeschlossen, da erhielt er schon die ers-ten Projektanfragen von Konzernen wie der Telekom oder Nokia. Und weil Dresen und sein Team aus drei weiteren GIS-Experten diese Auf-träge nicht als TU-Studenten annehmen konn-ten, stellte das Quartett im Jahr 2000 kurzer-hand das Unternehmen geoSYS auf die Beine.

»Wer an der Küste bleibt, kann keine neuen Ozeane entdecken.« *Martin DresengeoSYS

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* Zitat: Fernando Magellan

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»Das ging rückblickend alles recht einfach«, er-innert sich der Gründer. »Wir verfügten über keinen Business-Plan, benötigten keinen Kre-dit. Und richtig Ahnung von BWL hatte kei-ner.« Dresen selber hatte von 1994 bis 1996 an der TU immerhin ein paar Semester VWL stu-diert – »aber bewusst nicht BWL, weil ich mich in diesem Umfeld nicht wohl fühlte«.

schieflage in der krise Zur echten Heraus-forderung wurde das Unternehmertum für Martin Dresen jedoch, als 2003 und 2004 die New Economy in die Krise rutschte. Plötzlich stoppte der Großkunde Telekom alle Projekte. Die Ausgaben blieben hoch, die Einnahmen sanken – »diese Schie�age erkennt man auch ohne BWL-Kenntnisse«, sagt der 40-jährige. Ei-nige Monate lang konsolidierte sich geoSYS auf niedrigem Niveau; als Lehre aus der Krise ent-wickelte das Unternehmen mit Weiterbildungs-angeboten ein zweites Geschäftsfeld. »Hier sind wir nicht so sehr von Großkunden abhängig.«

Sein Herzblut gehört jedoch weiterhin den grö-ßeren Projekten, bei denen er und sein Team Regionen geogra�sch erfassen und so analysie-ren, dass sich für den Kunden ein Mehrwert er-gibt. Für die Telekom erkundete geoSYS, an

welchen Stellen es sinnvoll ist, ö�entliche Tele-fon-Anlagen zu WLAN-Stationen umzurüsten; für den Truck-Hersteller MAN entwickelte er eine mobile IT-Lösung, damit das Unterneh-men seine Flotte in einem riesigen Land wie Indien steuern kann. Und auch den Rat sei-ner Eltern, etwas Sinnvolles zu tun, beherzigt Dresen: geoSYS engagiert sich auch in der Ent-wicklungszusammenarbeit. Zum Beispiel in Äthiopien. Dort erfasst das Unternehmen ein Öko-Reservat und schult die Mitarbeiter, so-dass sie selber dafür sorgen können, dass die Natur des Waldstücks intakt bleibt.

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unternehmen geoSYSwww.geosysnet.de

brancheGeoinformationstechnologie, Webmapping

jahr der gründung 2000

mitarbeiter / innen 6 – 20

zur personMartin Dresen

studiengang (abschluss)

VWL, Geographie (2001)

mein rat an gründungsinteressierte

Bei einem Businessplan- Wett bewerb mitmachen und das

Handwerkszeug erlernen.

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»Have the time of your life!«Corinna PowallaModomoto

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Viele Männer gehen nicht gerne Klamotten ein-kaufen. Das ist nicht neu. Dass jemand diesen Umstand nutzt, um ein Unternehmen zu grün-den, dagegen schon. Corinna Powalla kam die Idee, als sie in ihrem Freundes- und Bekannten-kreis immer wieder auf das gleiche Dilemma stieß: »Männer wollen gut aussehen. Sie wollen auch regelmäßig neue Kleidung, die zu ihrem individuellen Erscheinungsbild passt. Aber Shopping? Entweder haben sie darauf einfach keine Lust, oder sie haben schlichtweg keine Zeit.« Schon bald erkannte die Diplomkauf-frau, die 2010 ihr BWL-Studium an der TU Ber-lin abschloss, den Bedarf für ihre Dienstleis-tung: kuratiertes Shopping im Internet. Modomoto sammelt Informationen über den männlichen Kunden – und stellt für ihn eine neue Garderobe zusammen.

e-commerce trifft boutique Der Ablauf des Geschäfts ist simpel und vereint die Vorzü-ge des Internetshoppings mit denen einer Bou-tique. Zunächst füllt der Kunde im Internet ei-nen Fragebogen aus. Gewünscht sind neben den Angaben zur Hosengröße oder Kragen-weite auch Informationen über Lieblingsmar-ken oder modische Vorlieben. Das Ganze geht schnell. »Schließlich möchte der Mann die Zeit,

die er durch uns im Kauf haus spart, nicht im Vorfeld beim Ausfüllen eines Fragebogens ver-geuden.« Sobald Modomoto die Daten erhält, vereinbaren eine Stylistin des Berliner Start-ups und der Kunde einen Telefontermin für eine Beratung. »Wir versuchen im Gespräch heraus-zubekommen, was er wirklich will. Ob es zum Beispiel bestimmte Anlässe gibt, für die er sich neu einkleiden möchte.« In der Regel er-hält die Beraterin ein Foto des Kunden – und startet die Einkaufstour. »Wir beziehen unse-re Kleidungsstücke ganz normal, wie es Bou-tiquen auch tun. Die Kleidungsstücke hängen bei uns aber nicht in einem Ladenlokal an der Stange, sondern wir verschicken sie direkt aus unserem Lager an die Kunden «, sagt Powalla. Das Geld verdient die Firma nicht durch die Be-ratung, die für den Kunden kostenlos ist, son-dern durch die Gewinnmarge der Bekleidungs-industrie.

männer als ideale zielgruppe Für ihre Zielgruppe hat die 30-jährige nach den ersten Monaten als Che�n von Modomoto viel Lob üb-rig. »Einerseits möchten sie Qualität, anderer-seits ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.« Da-mit kann mal als Betriebswirtin arbeiten. Hinzu kommt, dass die Modewelt bei Männern nicht

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so facettenreich ist, wie bei den Damen. »Es ist recht einfach, bestimmte modische Typen zu identi�zieren und zu bedienen«, sagt Corinna Powalla. Daher plant sie bis auf weiteres nicht, die Modomoto-Dienstleistung auch für das weibliche Geschlecht anzubieten. »Ich befürch-te, Frauen sind dafür einfach zu komplex.« Corinna Powalla gründete Modomoto im Herbst 2011. Das erste Quartal verlief sehr zu-friedenstellend. »Wir haben in Magazinen und Blogs auf uns aufmerksam gemacht, die Anzahl der Kunden lag schon früh über der Tausender-marke und wächst weiter.« Schon längst kann Corinna Powalla die Telefonate mit den Kun-den nicht mehr selbst erledigen; im Büro in der Oranienstraße in Kreuzberg arbeiten mittler-weile sechs Berater. Für die Gründerin besteht die größte Herausforderung darin, bei den nächsten Schritten die nötige Geduld zu zei-gen. »Schnelles Wachstum bedarf einer guten Vorbereitung«, sagt sie und berichtet von ih-rer Zeit bei anderen Berliner Start-ups: »Inter-ne Strukturen und Kooperationen mit Dienst-leistern müssen rechtzeitig aufgebaut werden, zum Beispiel mit Lieferanten.«

Schwerpunkt des zweiten Halbjahres 2012 soll eine dezente Marketingo�ensive sein – pass-genaue Print-Anzeigen und lancierte PR-Ge-schichten inklusive. Das lohne sich in den Au-gen der Gründerin schon deshalb, weil die Idee von Modomoto in Männer- und Frauenkreisen stets für Gesprächssto� sorgt: »Männer, die pri-ma aussehen, ohne, dass man sie zum Shopping überreden muss – ich glaube, das ist ein Ansatz, mit dem beide Geschlechter wunderbar leben können.«

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unternehmen Modomotowww.modomoto.de

brancheCurated Shopping / Herrenbekleidung

jahr der gründung 2011

mitarbeiter / innen 6 – 20

zur personCorinna Powalla

studiengang (abschluss)

BWL (2010)

mein rat an gründungsinteressierte

Sich frühzeitig mit Experten in Verbindung setzen und über die

eigenen Ideen sprechen.Networken, networken,

networken!

preiseStart-up des Jahres 2012

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»Beim Business geht es nicht um Leben und Tod.«Dr. Robert Klöpper und Tomasz GingoldResonic

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Ein abendlicher Skype-Chat – und die Welt von Robert Klöpper und Tomasz Gingold begann sich langsam aber sicher zu verändern. Erste-rer arbeitete in Japan nach seiner Promotion als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Tokyo Institute of Technology, letzterer in einer Un-ternehmensberatung in Deutschland. Die bei-den Berliner kannten sich schon 15 Jahre vom Triathlon und waren »lose in Kontakt«, wie Gin-gold sagt. »Beim Skypen erzählte mir Robert begeistert von einer Er�ndung, die er gemacht hatte – und war danach erst einmal wieder für zwei Wochen im Labor verschwunden.« Diese »Er�ndung« ist ein Verfahren, mit dem man die vollständigen Trägheitseigenschaften mechanischer Strukturen und damit den Zu-sammenhang zwischen Kräften und Bewegun-gen messen kann. Klingt für Laien zunächst un-verständlich, ist aber ein Quantensprung in der Messtechnik. Die Innovation ist die Geschäfts-grundlage der Firma Resonic, die heute im »Chic« – dem Charlottenburger Innovations-Centrum – in zwei Räumen und einer kleinen Werkstatt arbeitet. »Mit unseren Messständen sind wir technologisch weit vorne«, erzählt Robert Klöpper, der sein Grundstudium an der TU Berlin in Maschinenbau beendet hat und danach ein deutsch-französisches Doppel-

diplom in Karlsruhe, Paris und Metz sowie sei-nen Doktor in Tokio gemacht hat. »Mit der bisher vorherrschenden Technologie, dem Pen-delverfahren, benötigt man mehrere Tage bis zu einer Woche, um die Werte zu erhalten. Wir scha�en die zehn erforderlichen Parameter in 20 Sekunden: also die Masse, die drei Koordina-ten der Schwerpunktlage sowie den Trägheits-tensor, der aus jeweils drei Trägheitsmomenten und Trägheitsprodukten besteht.«

reduzierung von motorschwingungen Zum besseren Verständnis hierzu ein Anwen-dungsbeispiel: Bei der Neuentwicklung von Motoren müssen Autohersteller die Motorauf-hängung optimal einstellen, damit möglichst geringe Vibrationen vom Motor auf die Ka-rosserie übertragen werden. Für die Erhebung der hierfür benötigten Trägheitsparameter gab es bisher zwei gängige Verfahren. Die Ermitt-lung dieser Parameter dauert mit dem Pendel-verfahren sehr lange. Mit der zweiten gängigen Methode, bei der die Zahlen aus CAD-Model-len abgeleitet werden, erhält man ungenaue Werte. Das heißt, man hatte bisher die Wahl zwischen einem hohen Arbeitsaufwand beim Messen (Pendelmethode) oder nicht optimal ausgelegten Motorauf hängungen (wegen un-

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genauer Werte bei der CAD-Methode). »Mit unserer Methode sind wir nun schneller als das Pendel- und genauer als das CAD-Verfahren.«, erklärt Tomasz Gingold, der an der TU Berlin Technische Informatik studierte. Dazu legen die Ingenieure den Motorblock auf eine federnd gelagerte Aluminiumplatte, die in einen weißen Stahlrahmen eingespannt ist. »Mit einer Hand stößt man den Motor leicht an, und die Schwingungen werden über die Federn und die Elektronik mit Hilfe unserer Algorith-men in einen Rechner übertragen und dort ana-lysiert.« Die Arbeit daran startete Klöpper am Tokyo Institute of Technology, das auch noch einen Teil des Patents besitzt. Ihre Weiterent-wicklung der Er�ndung patentierten die beiden Gründer in Deutschland. »Ich habe hier einfach die besten Chancen gesehen, mit dem Produkt an den Markt zu kommen«, begründet Robert Klöpper die Standortentscheidung. »Hier sind wir nah dran an den wichtigen Kunden. Zudem wäre es als Deutscher in Japan nicht so einfach gewesen, diesen Markt zu erobern.«

preisfindung eine kunst für sich Das Geschäftsmodell der zwei Gründer entwickelt sich gerade noch. »Es ist zum Beispiel wahnsin-nig schwierig, die richtigen Preise zu �nden«,

erzählt Gingold. »Wir dürfen ja nicht zu teuer werden, weil dann doch wieder die alten Mess-techniken attraktiv werden – aber auch nicht zu niedrig rangehen, um die Preise nicht für die Zukunft zu verderben.« Noch führen die beiden die Firma mit sehr geringen Gehältern. Gewin-ne stecken sie in die Entwicklung, gleichzeitig bringen sie sehr viel Arbeitszeit ein. Drei ihrer Messgeräte stehen derzeit bei Kun-den – abgerechnet wird per Einzelmessung oder Jahres�atrate. Zudem misst Resonic selbst bei den Firmen. »Da müssen wir dann für ein paar Tage mit dem Gerät hinfahren, auf bauen, messen, auswerten, abbauen.« Zwei weitere Messstände stehen dafür zur Verfügung. Für die Zukunft peilen die Gründer Kooperati-onen mit größeren Testcentern und eine Aus-weitung ins Ausland an. In Italien und Großbri-tannien haben sie bereits Kunden, der nächste größere Schritt wird wahrscheinlich in Rich-tung Japan gehen.Die Vielfalt der Möglichkeiten ihrer Techno-logie stimmt sie optimistisch. »Wir haben bis-her Motorblöcke, Rennmotorräder oder große Lkw-Reifen vermessen«, sagt Gingold, während er in der kleinen Werkstatt auf den Messstand zeigt. »Wenn wir hochskalieren, können wir ganze Hubschrauber oder Lkw analysieren.«

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unternehmen Resonic GmbH www.resonic.de

brancheMaschinenbau

jahr der gründung 2011

mitarbeiter / innen bis zu 5

zum teamTomasz Gingold,

Dr. Robert Klöpper

studiengang (abschluss)

Technische Informatik (2006)

unser rat an gründungsinteressierte

Lasst euch beraten, lernt von den Guten. Gründen kann extreme

Belastungen mit sich führen, sorgt für ausreichend Ausgleich.

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»Qualität zahlt sich immer aus.« Dr. Kai-Oliver Schäfer Octopus Fluids

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Nach dem Studium sah es für Kai-Oliver Schäfer zunächst einmal gar nicht nach einer Unterneh-mensgründung aus. Der gebürtige Friese stu-dierte von 1988 bis 1996 an der TU Berlin Che-mie. Anschließend promovierte er, jedoch in einem kleinen, feinen Spezialthema, für das sich in der Industrie praktisch niemand interessiert, und erst recht kein Thema, mit dem sich ein jun-ger Doktor der Chemie in das Abenteuer der Selbstständigkeit stürzt.»Eigentlich schwebte mir damals eine Unikarrie-re vor«, sagt der heute 44-jährige. Doch die dünn gesäten Stellen in der universitären Forschung sind hart umkämpft und Schäfer hatte schon brillantere Köpfe resignieren sehen. Also wälzte der Chemiker, dessen Ehefrau zu jener Zeit ei-nen gut dotierten Job in Berlin hatte, Stellenan-zeigen – und wurde fündig: die Barock-Bürobe-darf GmbH, einer der ältesten Tintenhersteller Deutschlands, suchte einen Chemiker. Schäfer bekam den Job. »Dort lernte ich im Grunde alles über Tinte in der praktischen Arbeit. An der Uni bekommt man das ja nicht vermittelt«, sagt er. Fünf Jahre ging das so, bis zum Konkurs der Barock-Bürobedarf GmbH.Worauf Gunther Lange ins Spiel kam. Lange war seit dem Jahr 2005 ein Kunde von Barock-Bürobedarf. Seine Firma, Octopus Concept,

machte gute Geschäfte mit Tintenstrahldru-ckern, um genau zu sein, mit dem Wiederauf-füllen der Tintenpatronen und dem Ersetzen der relativ teuren originalen Tintenpatronen der Druckerhersteller durch günstigere Nachbau-ten. Lange verkaufte Druckertinte und Re�ll-Zubehör vornehmlich an Großhändler, die wie-derum verkauften sie im Einzelhandel – meistens in so genannten Tintentankstellen« – an die Be-sitzer eines Tintenstrahldruckers.

tintenspezialist gesucht Nach der Insol-venz von Barock-Bürobedarf sucht Lange hände ringend jemanden, der ihm Tinte her-stellt und liefert, wobei die Herstellung alles an-dere als banal ist. »Die Tinte ist in jedem Tin-tenstrahldrucker ein bisschen anders«, erklärt Kai-Oliver Schäfer. Ober�ächenspannung, Vis-kosität und Tinteneigenschaften variieren stän-dig. Also braucht man für die Herstellung einen Spezialisten, einen wie Kai-Oliver Schäfer. Lan-ge und er kannten sich bereits einige Jahre. Die Chemie zwischen den beiden stimmte. Also beschlossen sie im Sommer 2011, dass die Gele-genheit günstig ist. Octopus Concept bekommt ein Schwesterunternehmen: die Octopus Fluids. Seitdem stellt Octopus Fluids jene Tinte her, die Octopus Concept via Großhandel und auch

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über die eigene Webseite vertreibt. Octopus ist jetzt einerseits unabhängig von der Gnade oder der Pro�tabilität eines Tinten-Zulieferers. An-dererseits kann das Unternehmen sehr schnell reagieren, was in dem Geschäftsfeld wichtig ist. »Sobald ein neuer Drucker auf den Markt kommt, geben wir Gas, um rasch eine Alter-native zu den Original-Patronen am Start zu haben«, sagt Kai Oliver Schäfer. Und noch ei-nen Vorteil hat das Ganze: Kunden, die eine ganz spezi�sche Tinte benötigen, werden fün-dig, denn Schäfer kann Tinte nach individuel-len Wünschen herstellen – zum Beispiel extrem schnell trocknende Tinte für das industrielle Bedrucken von Verpackungen.

50 unterschiedliche tinten Und so steht Unternehmensgründer Schäfer jetzt quasi je-den Tag in seinem Labor, das er vor einigen Monaten für gut 75.000 Euro mit seinem Part-ner einrichtete. Zudem verfügt das Unterneh-men über eine moderne Produktionsanlage, mit der derzeit rund 750 kg Tinte monatlich ge-fertigt werden. Rezepturen für 50 verschiedene Tinten gibt es mittlerweile, in einem Jahr sollen es dreimal so viele sein. In einem Gewerbege-biet in Dresden hat Octopus seinen Sitz. In ei-nem Gebäudeteil mixt, prüft und testet der

Chemiker Schäfer vor sich hin – im anderen verkauft und vertreibt der Kaufmann Lange Tinte und Patronen.»Eine gelungene Arbeitsteilung«, �ndet Kai-Oliver Schäfer, der alles Betriebswirtschaftliche ohnehin nicht zu seinen Stärken zählt, und der sich in der Selbstständigkeit, die ihm zwar viel Arbeit, aber auch große Freiräume ermöglicht, sehr wohl zu fühlen scheint. Von dem derzeiti-gen Umsatz könne die Firma gut leben. Die Aussichten sind positiv. Neben ihm gibt es noch einen Mitarbeiter. In fünf Jahren sollen es fünf sein.

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unternehmen Octopus Fluids GmbH & Co. KG www.octopus-�uids.de

brancheChemie

jahr der gründung 2011

mitarbeiter / innen bis zu 5

zur person Dr. Kai-Oliver Schäfer

studiengang (abschluss)

Chemie (1996)

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»Schau’n wir mal, dann sehn wir schon!«Birgitt Clauseßkultur

Im Berufsleben geradeaus gehen? Das interes-siert Birgitt Claus nicht. Sie mag die Kurven und das Abenteuer. »Ich bin unternehmungs-lustig«, sagt sie. »Und viel Schlaf benötige ich auch nicht.« Beides sind wichtige Eigenschaf-ten, wenn man ein Unternehmen leitet – erst recht, wenn es eine Catering�rma mit einer ganz besonderen Zielsetzung wie Esskultur ist. Doch dazu später mehr. Denn eigentlich hatte Birgitt Claus zu Beginn ihrer beru�ichen Lauf bahn ganz andere Pläne: Krankenschwester wollte sie werden, die Aus-bildung absolvierte sie in Regensburg. Eine An-stellung am Humboldt-Krankenhaus führte sie nach Berlin. Parallel zum Job schrieb sie sich an der TU Berlin für die Fächer Politik und Ar-beitslehre ein. Nun hatte sie das Lehramt an-visiert. »Die Aussichten waren damals nicht sehr gut«, erinnert sie sich an die Zeit Mitte der 90er-Jahre. »Als ich mich nach dem Examen für einen Referendariatsplatz bewarb, kamen 1100 Bewerber auf 400 Stellen.« Birgitt Claus hatte Glück: Sie bekam einen Platz. Aber sie trat ihn nicht an. »Es war ein Risiko. Ich war als allein-stehende Mutter unterwegs, ich hatte nichts außer meinen Bafög-Schulden. Aber ich habe mich einfach nicht als Lehrerin gesehen.«

gute idee – aber damit geld verdienen? Ihr Weg ging in eine ganz andere Richtung. »Ja-panische Esskultur am Beispiel der Sushi-Zube-reitung« hieß ihre Abschlussarbeit an der Uni. »Es hat mir unglaublich viel Spaß gemacht, mich mit den Themen Essen und Kultur zu be-schäftigen.« So viel Spaß, dass sie 1998 das Un-ternehmen Esskultur gründete. Die Geschäfts-idee: Interessierten Menschen nicht nur ein gutes Essen zu bieten, sondern dieses auch in den kulturgeschichtlichen Kontext einzuord-nen. Vier Jahre lang hielt sich die Firma mit kleine-ren Koch-und-Kultur Events bei privaten Kun-den über Wasser. Das war nicht immer ein-fach. Da gab es zum Beispiel den »schwarzen Donnerstag«: Innerhalb weniger Stunden bra-chen drei große Aufträge weg. »Wir hatten da-mals schon zehn festangestellte Mitarbeiter, und plötzlich fehlten 20.000 Mark.« Über Um-wege ergatterte die Gründerin einen Kredit bei der GLS-Bank, für den sie sieben Bürgen �nden musste. »Ich ging Klinken putzen – und habe es gescha�t.« Das Unternehmen erholte sich �-nanziell, als schon bald erste größere Catering-Aufträge dazu kamen. »Wir erarbeiteten uns ei-nen guten Ruf, da wir nicht nur leckeres Essen ablieferten, sondern uns mit den Inhalten der

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Veranstaltungen auseinandersetzten«, berichtet die Gründerin. Ein Meilenstein in der Unternehmensgeschichte war ein Auftrag des Ethnologischen Museums Dahlem. In der Nacht der Museen war dort eine Tango-Veranstaltung geplant. Esskultur über-nahm das Catering, es gab Arsado, die argenti-nische Variante eines Barbecues.

neues kantinenkonzept »Die Kantine des Museums war in keinem guten Zustand«, erin-nert sie sich. Umso interessanter war, dass das Museum kurze Zeit später einen neuen Päch-ter suchte. »Wir haben uns beworben. Mit-te August 2001 bekamen wir die Zusage. Am 1.  September sollte es losgehen.« Sehr wenig Zeit, wenn man noch nie eine Kantine geführt hat. »Immerhin war uns eines klar: Wir möch-ten es anders machen als unsere Vorgänger.« Ihr Team stellte die Kantine auf den Kopf, kon-zipierte sie nicht mehr als anonyme Futtersta-tion, sondern einen freundlichen Ort, wo man gerne ist – und auch isst. »Heute ist die Kantine eigentlich immer voll, es gibt sogar eine Menge Stammgäste aus der Nachbarschaft.« Nach dem Erfolg in Dahlem zögerte Birgitt Claus einen Moment, als sie 2010 das Angebot bekam, auch die neue Kantine des Berliner Tagesspiegels

zu übernehmen. Doch die jahrelange gute Zu-sammenarbeit mit dem Verlag stimmte sie zu-versichtlich – und sie nahm an. Zudem bietet das Unternehmen weiterhin spezielle Veran-staltungen, Kochkurse sowie kulinarische Ent-deckungsreisen.

Das Team besteht aus 35 Mitarbeitern. »Viel mehr sollen es nicht werden, damit das per-sönliche Miteinander nicht zu kurz kommt«, sagt Birgitt Claus, die für die Zukunft noch vie-le neue Ideen hat, darunter auch ein Buch, das sich – ganz wie ihr Unternehmen – den Themen Kochen und Kultur widmen soll. Nur eines wird die lebenslustige Macherin nicht tun: ein eigenes Restaurant erö�nen. »Sicher, das wäre vielleicht lukrativ«, sagt sie. »Aber jeden Tag bis in die Nacht hinein arbeiten? Nein danke. Dafür sind mir Freunde und Familie viel zu wichtig.«

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zur personBirgitt Claus

studiengang (abschluss)

Staatsexamen Lehramt (1998)

mein rat an gründungsinteressierte

Ratschläge gebe ich nicht so gerne.

preiseFrauengründerpreis Berlin 1998Grünerdpreis des ZDF-magazin

WISO 1998Neuköllner Gründerpreis 1999

unternehmen eßkulturwww.esskultur-berlin.de

brancheGastronomie und Veranstaltungen

jahr der gründung 1998

mitarbeiter / innen 21 – 50

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»Fehler sind menschlich,aber sie dürfen sich nicht wiederholen.«Jörg Muchametoweagleyard Photonics

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Eine Menge Berufserfahrung und die richtige Gelegenheit gaben Jörg Muchametow den An-lass, 2002 ein Unternehmen zu gründen. Heute hat die eagleyard Photonics GmbH rund 30 Mit-arbeiter – und noch immer merkt man dem 54 Jahre alten Berliner die Gründerbegeisterung an, wenn er über seine Firma und ihre Produkte spricht. Mit hohem Entwicklungsaufwand  pro-duziert das Unternehmen, das im Innovations- und Gründerzentrum Adlershof sitzt, 300 unter-schiedliche Laser – wobei jeder Kunde aus Bran-chen wie der Medizin- oder der Messtechnik einen nach den speziellen Bedürfnissen ent-wickelten Laser bezieht. Die kleinen High-tech-Produkte, die elektrische Energie in Licht wan-deln, sehen zwar unscheinbar aus, kosten aber bis zu 4000 Euro pro Stück. Das Know-how für die Präzisionsgeräte sam-melte Jörg Muchametow, der zwei erwachse-ne Söhne hat und mit seiner Frau in Heiligensee am Rande der Hauptstadt lebt, in einer ganzen Reihe von Jobs – wobei er erlebte, wie sich die Computer von schrankgroßen Rechnern zu PCs entwickelten und Laser immer leistungsfähiger wurden.

studienwunsch schon in der schulzeit Muchametow begann sein Studium der Elektro-technik an der TU Berlin im Jahr 1976. »Fernse-her ausschlachten, ein bisschen rumlöten, mit �schertechnik konstruieren – diese Dinge ha-ben mich immer schon interessiert. Deswegen war mir schon während der Schulzeit klar, dass ich dieses Fach studieren möchte.« Der talen-tierte Techniker grinst, wenn er an seine Stu-dienentscheidung zurückdenkt: »Damals gab es keinen Numerus Clausus für das Fach. Des-wegen konnte ich es in der Schule beim Abitur etwas ruhiger angehen lassen.« Seinen Schwer-punkt legt er auf die Schnittstelle zwischen Elektrotechnik und Informatik. »Das hat mich einfach am meisten interessiert.« Dass er sich in seiner Diplomarbeit mit bildge-benden Verfahren beschäftigte, war ein Grund, warum er nach dem Studium am 1.Januar 1984 vom Fleck weg von einem Start-up angewor-ben wurde. »Das Unternehmen hatte eine Technologie entwickelt, mit der die Bilder ei-ner CCD-Kamera in einen Computer gela-den wurden, der diese anschließend auswerte-te.« Ein Einsatzgebiet: Warenausgangssysteme von Telefonherstellern, die automatisch über-prüfen sollten, ob beim Tastendruck auf ei-ne Nummer diese auch tatsächlich im Dis-

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play erscheint. »Die Technik war aber nicht ausgereift.« Nach einem Jahr kündigte Jörg Muchametow. »Mir war damals klar, dass ich zuerst in der Industrie Erfahrungen sammeln wollte«, sagt der Sohn eines Schreibwarenhänd-lers – wobei die Idee, später einmal selber zu gründen, noch lange nicht vom Tisch war.

goldene zeiten für informatiker Bis es soweit war, vergingen 20 Jahre. Jörg Mucha-metow war gefragt im Job, sein Know-how passte genau in die Zeit. »Das waren damals goldene Zeiten für Informatiker. Ich habe sechs Bewerbungen geschrieben und ebenso viele Zusagen bekommen.« Er wechselte zu SEL, ein Unternehmen, das ein Jahr später in dem französischen Alcatel-Konzern aufging. »Nach der Übernahme hätte ich nach Stuttgart gehen müssen, was ich nicht wollte.« Mucha-metow wechselte stattdessen zu Nixdorf, an-schließend 1990 als Entwicklungsingenieur für faseroptische Transceiver zu Siemens. Dort verantwortete er schließlich den Bereich Laser-komponenten, der weltweit einen Umsatz von mehr als zehn Millionen Euro erzielte. Um 2000 herum bekam er das Angebot, für ein Start-up-Unternehmen aus München ein Berli-ner Büro und ein dazugehöriges Laserwerk auf-

zubauen. »Das war sehr spannend, ich bekam viel Verantwortung und hatte schnell 30 Mitar-beiter.« Allerdings machte der Zusammenbruch der New Economy der Muttergesellschaft ei-nen Strich durch die Rechnung. Das Geld ging aus. »Das war für mich die schwierigste Zeit, weil ich die ganzen Leute entlassen muss-te.« Er selbst stand wieder vor der Entschei-dung: »Suche ich mir wieder einen neuen Job oder mache mich nun endlich selbstständig?«

Und dann kam die Gelegenheit: Muchametow p�egte einen guten Kontakt zum Ferdinand-Braun-Institut, das wiederum eng mit der TU Berlin zusammenarbeitet. Das Institut suchte ein Unternehmen, um spezielle Hochleistungs-laser auf den Markt zu bringen, und Jörg Much-ametow war der richtige Mann dafür. Ge-meinsam mit seinem ehemaligen Mitarbeiter Dr. Thomas Laurent gründet er eagleyard Pho-tonics – und wächst seit zehn Jahren kontinu-ierlich: mit Fertigungen in Berlin und zum klei-nen Teil im Ausland, Kunden in der ganzen Welt und »mit viel Entscheidungs- und Gestal-tungsspielräumen, die ich sehr genieße«.

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unternehmen eagleyard Photonics GmbHwww.eagleyard.com

brancheOptische Technologien / Halbleiterlaser

jahr der gründung 2002

mitarbeiter / innen 21 – 50

zur person Jörg Muchametow

studiengang (abschluss)

Elektrotechnik

mein rat an gründungsinteressierte

Der Aufbau eines Unternehmens ist eine Teamleistung und kann nur funktionieren, wenn Ziele, Aufgaben und Verantwortung

klar vereinbart werden.

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»Unabhängig sein und eigene Ideen verwirklichen.«Detlef Weidenhammer und Wilfrid KettlerGAI NetConsult GmbH

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Wenn die beiden Informatiker Detlef Weiden-hammer und Wilfrid Kettler über die Geschich-te ihres gemeinsamen Unternehmens sprechen, fällt eine Vokabel besonders häu�g: »Aware-ness«. Dabei handelt es sich nicht um einen vermeidbaren Anglizismus – es fällt schwer, einen deutschen Begri� zu �nden, der genau beschreibt, was die beiden Geschäftsführer der GAI NetConsult GmbH damit aussagen wol-len. »›Awareness‹ steht für die Beachtung und die Aufmerksamkeit, die einem Thema zuteil wird. Die Frage ist: Haben Medien, Privat leute oder Unternehmen ihre Antennen für ein The-ma geö�net – oder nicht?«, beschreibt Weiden-hammer. Das Thema, mit dem sich ihre 1994 gegründe-te Firma beschäftigt, ist die Sicherheit von In-formationen in Firmennetzwerken und im In-ternet. »Ganz o�en gesagt: Als wir gründeten, war die ›Awareness‹ dafür nicht besonders aus-geprägt«, gesteht Weidenhammer. Mitte der 90er-Jahre blühte in der noch jungen Informa-tionsgesellschaft der Optimismus. »Fast überall sah man Chancen. Risiken wurden recht erfolg-reich verdrängt.« Ihre ersten Aufträge erhielt die Berliner Firma dann von Unternehmen, die sich diese Fahrlässigkeit nicht leisten wollten, vor allem aus der Bankenbranche. »Heute da-

gegen ist Informationssicherheit fast überall ein Thema«, sagt Weidenhammer; zu den Kunden des Unternehmens zählen sowohl ö�ent liche Verwaltungen als auch mittlere und größe-re Unternehmen vorrangig aus den Branchen Energieversorgung, Finanzdienstleistung, Ge-sundheitswesen sowie Chemie und Pharma.

risiken finden, lösungen bieten Die Idee der Firma ist es, die Kunden nicht nur auf Sicher heitsrisiken aufmerksam zu machen, sondern gleichzeitig auch eine Lösung der Pro-bleme zu bieten. Dabei pro�tiert die Firma mit Sitz im Technologie- und Gründerzentrum Am Borsigturm im Nordwesten Berlins von den zwei unterschiedlichen Expertisen der beiden Gründer. »Eigentlich sind wir zwei Firmen in einer«, sagt Wilfrid Kettler. Während er die Ent-wicklung von Software abdeckt, ist sein Kolle-ge Detlef Weidenhammer Netzwerk- und Si-cherheitsspezialist. »Der eine will Sicherheit programmieren, der andere will sie knacken«, bringt Kettler den Unterschied auf den Punkt. Die Geschäftsidee der Firma, diese beiden Per-spektiven zu kombinieren, war jedoch 1994 noch kaum vermittelbar. »Also verdienten wir das Geld erst einmal getrennt: Für einige Kun-den entwickelten wir, andere berieten wir in

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Sicherheitsfragen«, sagt Detlef Weidenhammer, der wie sein Gründerkollege sein Informatik-studium an der TU 1981 beendete. Kettler: »Wir kannten uns schon damals, gingen aber zunächst einmal eigene Wege, um dann 13 Jah-re später die gewonnenen Erfahrungen in ein gemeinsames Unternehmen einzubringen.«

dialektisches denken gefragt Bei der Weiterentwicklung ihres Unternehmens be-wiesen die zwei Gründer die nötige Geduld – zumal sie spürten, dass die ›Awareness‹ für ihr gemeinsames Thema stieg. »Wir beobachteten, dass immer mehr Kunden Interesse an unserer Idee zeigten, die Entwicklung und die Sicher-heit von Software zusammen zu betrachten.« Der Vorteil liegt auf der Hand: Bei GAI Net-Consult arbeiten fast 40 Mitarbeiter – darunter Entwickler und Sicherheitsexperten, die ihre Arbeit gegenseitig kontrollieren und damit die Qualität steigern.

Für Weidenhammer und Kettler kommt es be-sonders darauf an, die Probleme zu verstehen, vor denen ihre Kunden stehen. Da ist dialekti-sches Denken gefragt. »Natürlich ist es zum Beispiel für das Gesundheitswesen attraktiv, die neue Gesundheitskarte einzuführen, über die

viele medizinische und persönliche Daten eines Patienten abruf bar sind. »Da ist der Bedarf an geeigneten unterstützenden Informationssys-temen natürlich enorm«, sagt Wilfrid Kettler. »Aber«, entgegnet sein Gründerkollege Detlef Weidenhammer, »man darf auch die Risi ken nicht vergessen, die sich aus einer solchen Karte ergeben.« Auf Zuruf �nden die beiden weitere Themen der Zukunft – von Cyber-Anschlägen auf kritische Infrastrukturen über den bei Kon-sumenten und Unternehmen immer belieb-teren E-Commerce bis hin zum Trend, dass in den Unternehmen immer mehr Mitarbeiter ihre privaten Laptops oder Tablets ans Firmen-netzwerk anschließen. Keine Frage: Um die ›Awareness‹ ihres Geschäftsfeldes müssen sich die beiden keine Sorgen mehr machen.

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unternehmen GAI NetConsult GmbHwww.gai-netconsult.de

brancheIT / Sicherheit

jahr der gründung 1994

mitarbeiter / innen 21 – 50

zum teamDetlef Weidenhammer,

Wilfrid Kettler

studiengang

(abschluss)Informatik (1981)

unser rat an gründungsinteressierte

Ambitionierte Ziele setzen, diese aber mit Realitätssinn angehen.

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»Keine Kompromisse!«Noara Kebir und Daniel PhilippMicroEnergy International

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Alles begann mit einem kleinen Wettstreit. 2001 suchten Noara Kebir und Daniel Philipp, Ingenieursstudenten an der TU Berlin, ein The-ma für ihre Diplom-Arbeit. Die beiden hatten sich im Studium kennen gelernt, die Abschluss-arbeit wollten sie zusammen angehen. Doch zu welchem Thema? »Ich schlug vor, zunächst al-leine zu suchen, um dann gemeinsam zu ent-scheiden, welches das beste ist«, erinnert sich Daniel Philipp. Einig waren sie sich beide dar-in, keine Diplom-Arbeit nach Schema  F vor-zulegen. »Wir wollten etwas Besonderes ent-wickeln. Eine Handlungsanleitung für einen neuen wirtschaftlichen Ansatz, die wir dann selber anwenden«, formuliert seine Kommili-tonin.

solarenergie für familien in afrika und asien Am Ende entschieden sich die beiden dafür, »Grameen Shakti« zu untersuchen – ein Unternehmen aus Bangladesch, das dort er-folgreich in Dörfern die Verbreitung von So-lartechnik vorantreibt. »Unsere Forschungsfra-ge: Warum rechnet sich Solarenergie in einem Land wie Bangladesch, in Deutschland dage-gen nicht?« Die beiden Berliner Ingenieure ana-lysierten den Markt und kamen zu folgendem Ergebnis: »Haushalte sowie kleine und mittlere

Unternehmen, die in Bangladesch über keinen oder nur eingeschränkten Zugang zum elek-trischen Netz verfügen, nutzen häu�g Akku-mulatoren oder Kerosinlampen, die von weit-her in die Orte transportiert werden müssen. Dadurch kostet eine Kilowattstunde Strom bis zu 1,50 Euro – und damit weitaus mehr als in Deutschland.« Würde eine Familie auf Sonnenenergie umstei-gen, hätte sie in drei Jahren die Anscha�ungs-kosten von rund 500 Euro wieder raus – eine Rechnung, die überall dort aufgeht, wo es eine schlechte oder gar keine zentrale Energiever-sorgung gibt. Bleibt die Frage der Finanzie-rung: »Da kaum eine Familie 500 Euro auf den Tisch legen kann, geht es nur über Mikrokre-dite«, so Noara Kebir.

Die Idee, aus diesen Kenntnissen heraus ein Unternehmen zu gründen, brachten Kebir und Philipp 2002 auf den Tisch. »Wir haben lan-ge überlegt, wie wir uns aufstellen«, erinnert sich die Energie- und Verfahrenstechnikerin an die Gründerphase. Heute steht das Geschäfts-modell der Firma auf zwei Beinen: Sie berät Finanzinstitute, die sich auf Mikrokredite für Kleinstunternehmen und Haushalte in Afrika, Lateinamerika oder Asien spezialisieren, und

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Entwicklungsabteilungen von Technik-Kon-zernen, die sich für die bislang noch kaum er-schlossenen Märkte in Entwicklungs- und Schwellenländern interessieren.

ingenieure lassen nicht gerne los Auch im zehnten Jahr ist das Unternehmen sehr for-schungsintensiv. Beide Gründer haben in den ersten Jahren als Geschäftsführer zusätzlich das Promotionskolleg »Mikroenergie-Systeme« in-itiiert und dort promoviert. Der Austausch mit der TU und anderen Hochschulen ist rege. »Uns war zu jeder Zeit wichtig, dass wir jeden unter-nehmerischen Schritt nur vornehmen, wenn wir über genügend Know-how verfügen, um zu wissen, wohin er uns führt«, sagt Noara Ke-bir. Geholfen hat, dass sich die beiden Gründer die Leitung des Unternehmens partnerschaft-lich teilen. »Hätte einer von uns alleine gegrün-det, hätte er wohl weniger vorsichtig gehandelt«, sagt die zweifache Mutter. Während sie und ihr Gründer kollege Daniel Philipp, der drei Kinder hat, in den ersten Jahren alle zwei Monate »im Feld waren«, wie die beiden ihre Reisen nennen, haben sich heute ihre Rollen im Unternehmen verändert. »Wir sind heute weniger unterwegs und lassen unser Team eigenverantwortlich machen. Dafür konzentrieren wir uns in Berlin

stärker auf die strategische Weiterentwicklung«, sagt Kebir.

Einfach sei das den beiden nicht gefallen. »Inge-nieuren fällt das Loslassen schwer«, sagt Noara Kebir. Die Gründer hatten vor allem die Befürch-tung, dass die Mitarbeiter nicht mit genügend unternehmerischer Neugier unterwegs sein könnten. »Doch das funktioniert gut«, weiß Ke-bir heute – auch, weil die beiden Geschäftsfüh-rer bei der Auswahl ihrer Beschäftigten darauf achten, ob ein unternehmerischer Geist erkenn-bar ist. Wen die beiden dagegen gar nicht su-chen, sind Leute mit Helfermentalität. »Die führt häu�g zur Frustration«, sagt Kebir. Zwar sei sie bei der Gründung schon dem Grund-gedanken gefolgt, etwas Gutes zu tun. »Aber wir nähern uns der Sache eindeutig nicht nur als Wohltäter, sondern vornehmlich als konse-quente Analysten.«

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unternehmen MicroEnergy Internationalwww.microenergy- international.com

brancheEnergie / Finanzwesen

jahr der gründung 2002

mitarbeiter / innen 21 – 50

zum teamDaniel Philipp, Noara Kebir

studiengang (abschluss)

Energie & Verfahrenstechnik (2005 bzw. 2004)

unser rat an gründungsinteressierte

Als Unternehmensgründer hat man die Chance, seine privaten

und beru�ichen Wünsche zu verwirk lichen, deshalb sollte man

diese beiden Bereiche auch nicht voneinander trennen.

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»Anders, besser und einfacher.« Christoph NefzgerStellenticket

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Ein Experte für Online-Jobbörsen war Christoph Nefzger schon vor der Gründung seines eigenen Unternehmens. Nach seinem BWL-Abschluss an der Münchener Ludwig-Maximilians-Univer-sität zog es ihn über die Station Brüssel nach Berlin, wo er im Jahr 2003 an der TU eine web-basierte Stellenbörse für Studierende und Gra-duierte an den Start brachte. »Es war ein ambi-tioniertes Projekt«, sagt der 48-Jährige, der zwar im ostwestfälischen Minden geboren wurde, je-doch Wert auf seine bajuwarische Herkunft legt. Doch nach einigen Jahren stand die Jobbörse vor dem Scheideweg: Um das Angebot weiter zu verbessern, hätte die TU Berlin Geld in die Hand nehmen müssen. Das Projekt scheiterte dann je-doch nicht, sondern führte in seine Selbststän-digkeit. »Ich entschloss mich, Ende 2008 bei der TU zu kündigen und mich mit der Stellenbörse selbstständig zu machen.«

echte tickets für online-anzeigen Chris-toph Nefzger gründete die Firma 2009 zunächst als UG. Der Kooperationsvertrag mit der TU war ein Jahr später unterschriftsreif. 2010 wan-delte sich das Unternehmen in eine GmbH. Ein Co-Gründer kam an Bord, im Mai ging Stellen-ticket online. Das Besondere am Online-Ser-vice ist das Ticketsystem: Ein blaues Ticket gilt

für eine Anzeige, bei der sich ein Unternehmen auf die Suche nach einem Studenten macht. Ist ein Graduierter gefragt, kommt ein rotes Ticket ins Spiel. Dazu gibt es Coupons für besondere Dienstleistungen wie Premium-Anzeigen oder den Einstell-Service. »Ich bin halt ein Eisenbah-nerkind«, begründet der Gründer lächelnd den Ticket-Ansatz. Aber dahinter steckt mehr: Das Ticketsystem sorgt für eine Zugangskontrolle und ermöglicht es den Kunden, auf Vorrat zu kaufen, Rabatte zu kassieren oder Freitickets zu erhalten. Zudem weiß Christoph Nefzger, wie charmant es sein kann, wenn sich virtuelle Ser-vices aus dem Internet verdinglichen – und da-mit greif bar werden. »Dadurch entsteht eine Wertigkeit, die sich mit reinen Web-Services nur schwer herstellen lässt.«Entscheidend ist natürlich, dass sich diese Wer-tigkeit in der Qualität der Stellenbörse wieder-�ndet. Und hier unterscheidet sich Stellenticket von den großen Börsen wie Monster oder Stepstone. »Dort zählt die Masse an Klicks. Bei uns geht es um Qualität«, sagt Christoph Nefzger. »Wir möchten, dass Unternehmen und Stellensuchende ohne Umwege zueinander�n-den.« Daher ist Stellenticket strikt akademisch fokussiert: In der Börse �nden sich nur Jobs, für die wirklich quali�zierte Leute gesucht werden.

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Für Restaurantketten, die günstiges studenti-sches Aushilfspersonal suchen, ist Stellenticket dagegen nicht konzipiert. »Dieser seriöse Ansatz verscha�t uns Vertrauen«, sagt er – eine wichti-ge Komponente für Online-Stellenbörsen. Um der Internationalität des akademischen Stellen-marktes gerecht zu werden, gibt es das gesamte Online-Angebot auch in englischer und französi-scher Sprache.

akquise bei den hochschulen Einen gro-ßen Schritt vollzog das Unternehmen im Okto-ber 2011: Mit der Berliner Humboldt-Universität gelang es dem Team von Stellenticket, eine zwei-te Hochschule als Partner zu gewinnen. Seit Sep-tember 2012 arbeitet auch die TU Dresden mit Stellenticket zusammen; ein Kooperationsver-trag mit einer vierten großen deutschen Hoch-schule ist in Arbeit. »Es hat sich bewährt, dass wir bei unserer Akquise nicht bei den Unterneh-men ansetzen, die für den Umsatz sorgen, son-dern bei den Hochschulen, die die Inhalte bereit-stellen«, sagt Christoph Nefzger. »Wir stoßen so in eine Marktlücke, weil wir einen Weg aufzei-gen, wie qualitative Stellenbörsen als Alternati-ve zu Monster & Co. aussehen und funktionie-ren können.«

Nachdem das Unternehmen zunächst auf »nied-rigem Niveau in ruhigem Fahrwasser« fuhr, be-�ndet man sich nun auf Wachstumskurs. »Da-für brauchen wir Personal«, sagt der Gründer. Er sucht Leute, die die Philosophie von Stellen-ticket verstehen und in der Lage sind, selbststän-dig in die richtige Richtung zu denken. So sei es zum Beispiel wichtig, stets die Balance aus An-gebot und Nachfrage zu wahren. »Ein Stel-lensuchender, der trotz guter Quali�kationen wochenlang kein Angebot erhält, ist berechtig-terweise genauso frustriert wie ein Unterneh-men, das wiederholt keine Leute �ndet.«

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unternehmen Stellenticket GmbHwww.stellenticket.de

brancheIT, Dienstleistungen

jahr der gründung 2009

mitarbeiter / innen bis zu 5

zur personChristoph Nefzger

studiengang (abschluss)

Betriebswirtschaftslehre (LMU München)

mein rat an gründungsinteressierte

Ausdauer und sich früh dem Realitätscheck stellen.

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»Machen!«Malte Metzing und Bastian AlbersmyBus

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Malte Metzing führt sein junges Unterneh-men an einem Ort, um den viele Gründer ei-nen weiten Bogen machen würden: in Spanien, einem Land im Bann der Schuldenkrise – Re-zession und hohe Arbeitslosigkeit inklusive. »Auch an uns geht die Krise nicht spurlos vor-bei«, sagt der 32-jährige – zumal seine Firma myBus von ö�entlichen Auftraggebern lebt. Allen voran von Kommunen. Und die sind zu-meist klamm.Aber Pessimismus passt nicht zum Wirtschafts-ingenieur, der die TU Berlin 2006 mit dem Diplom in der Tasche verließ. »Für unsere Ge-schäftsidee ergeben sich aus der schlechten wirtschaftlichen Lage durchaus auch Chan-cen.« Mit myBus möchten Metzing und seine drei Geschäftspartner den ö�entlichen Busver-kehr verbessern. Pünktlicher sollen die Bus-se fahren und mehr Komfort bieten. Und die Kunden sollen jederzeit informiert darüber sein, wann ein Bus kommt – oder warum ein Bus eben noch nicht kommt. Eine Idee, die in schwierigen Zeiten einen be-sonderen Charme hat. »In Spanien haben im-mer weniger Leute Geld für ein eigenes Auto. Sie steigen auf den ö�entlichen Personennah-verkehr um. Und mit unseren Produkten ha-ben die Kommunen und Anbieter die Chance,

ihnen einen deutlich verbesserten Busservice zu bieten.« idee in sofia Die Idee zur Gründung hat-te Malte Metzing, der seine beru�iche Lauf-bahn nach der TU in der freien Wirtschaft bei Accenture und Seat begann, in den Ferien: Statt an den Strand treibt es den reiselustigen Wirt-schaftsingenieur häu�g in die großen Städte, weil ihn Themen wie Urbanität und Stadtent-wicklung interessieren. »In So�a sah ich, wie eine Menge Straßenbahnen und Busse kreuz und quer durch die Stadt fuhren. O�enbar gab es ein weitreichendes Netz – doch wohin die Busse und Bahnen fuhren, das blieb mir schlei-erhaft.« Und schon war die Idee geboren: eine Software zu entwickeln, die den komplizier-ten ö�entlichen Nahverkehr in Städten und Re-gionen vereinfacht. »Dann«, so Metzing, »wer-den Busse auch eine ernsthafte Alternative zum Autoverkehr.«

Bei den ersten Überlegungen zur Gründung wurde Metzing und seinen Partnern schnell klar, dass nichts ohne ein Pilotprojekt funktio-nieren wird. »Man kann lange und viel reden. Aber wirklich spannend wird es, wenn man etwas vorführen kann.« Also machte sich der

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Gründer auf die Suche nach einer Kommune, die Interesse haben könnte, sich auf myBus ein-zulassen. Der erste Blick ging nach Deutsch-land, aber schon bald fokussierte sich Metzing auf Spanien und konkret auf die Region Barce-lona. In der Metropole hatte der Berliner eini-ge Monate als Student verbracht. Ihm ge�elen Land und Sprache – und der Gedanke, mit my-Bus in Spanien an den Start zu gehen. »Entwi-ckelt haben wir das System in unseren Arbeits-räumen an der TU Berlin, aber als Ort für das Pilotprojekt haben wir dann Vic gewinnen kön-nen.« Die Stadt im Nordosten Spaniens hat rund 40.000 Einwohner – und bislang ein Bus-system, das für die Fahrgäste viele Fragen o�en ließ. Das hat sich nun geändert: myBus instal-lierte Monitore und Applikationen, sodass man in Vic heute wesentlich informierter und kom-fortabler unterwegs ist.

neuer fokus auf marketing und vertrieb »Der Pilot hat gezeigt: Es funktioniert«, sagt Metzing. »Wir hielten uns zu Beginn zwar �-nanziell ganz gut über Wasser, auch durch För-derungen. Aber der große Durchbruch blieb aus.« Den möchte das junge Unternehmen nun

mit einem leicht angepassten Geschäftsmodell erzielen, mit denen andere Städte – ob in Spa-nien oder Deutschland – von myBus überzeugt werden sollen. »Die Idee ist, unser System gra-tis zu installieren und zum Selbstkostenpreis zu warten. Das Geld wollen wir dann mit der Ver-marktung von Werbe�ächen verdienen.« Das funktioniert so: Ein Bus fährt durch eine beleb-te Geschäftsstraße, passiert einen Supermarkt – und schon leuchten auf den Monitoren im Bus die Sonderangebote auf. Fährt der Bus an der Oper vorbei, erscheinen die Vorstellungen der nächsten Tage. »Dass das technisch funk-tioniert, haben wir in Vic schon gezeigt«, sagt Metzing. Investieren müsse myBus nun in die Bereiche Vertrieb und Marketing. Schließlich geht es für den jungen Gründer auch darum, ein Ziel zu verwirklichen, dass er von Beginn an vor Augen hatte: »Den Busverkehr in einem ganzen Bundesland verbessern. Zum Beispiel in Mecklenburg-Vorpommern, von Schwerin bis an die Ostsee.«

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unternehmen myBus GmbHwww.mybuslive.com

branche Telekommunikation

jahr der gründung 2010

mitarbeiter / innen bis zu 5

zum teamMalte Metzing, Bastian Albers

studiengang (abschluss)

Wirtschaftsingenieurwesen (2006)

unser rat an gründungsinteressierteSchaut vom ersten Moment

darauf, wie kann ich das Geschäftsmodell einem poten-tiellen Investor erklären. Denn

Ihr werdet viel Geld brauchen ;)

preise Hauptpreis beim Gründerwett-

bewerb des VDI »Mit Multimedia erfolgreich starten« (2010)

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Tilman IssingPinuts

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Als Tilman Issing seinen ersten Auftrag an-nahm, war er noch als Student der Techni-schen Informatik an der TU Berlin eingeschrie-ben. 17 Jahre ist das her und auch heute ist der 39-jährige Berliner immer noch Unternehmer: Mit seiner Firma Pinuts, die sich erfolgreich als Multimedia-Agentur am Markt behauptet, be-schäftigt er 25 Menschen. Issing und sein Team haben reichlich zu tun. In den Büros im sechs-ten Stock in der Charlottenstraße in Berlin-Mit-te unweit der Friedrichstraße entwickelt Pinuts Software für Unternehmen, mit denen diese ih-re Internetseiten und Kundenbeziehungen p�e-gen können. Gestartet ist Pinuts mit einem Auftrag für die Berliner Investitionsbank, die jemanden such-te, der für sie ein E-Learning-Programm kon-zipierte und umsetzte. Über einen Kontakt wurde das Institut auf Tilman Issing aufmerk-sam. »Die Bank wollte einen damals noch unge-wöhnlichen Weg gehen und ihren Mitarbeitern die Einführung einer neuen Software direkt am Computer vermitteln.«

erster auftrag mit studententeamIssing stellte ein kleines Team mit einem Infor-matik-Kommilitonen sowie zwei Studenten der Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation

der Hochschule der Künste zusammen, die er in einer interdisziplinären Studenteninitiative ken-nengelernt hatte. Die Kooperation verschiede-ner Fachrichtungen, die bis heute sein Unterneh-men prägt, ist erfolgreich: »Als wir das Projekt beendet hatten, wollte die Bank direkt weiter mit uns arbeiten.« Der Haken an der Sache: »Damit die Auftrag-geber uns überhaupt beschäftigen konnten, mussten wir eine GmbH werden.« Mit dem Ho-norar für den ersten Job gründeten die jungen Leute 1996 das Unternehmen, das schon im Na-men auf zwei Richtungen hinweist. »Das ›Pi‹, das wir wie die griechische Zahl schreiben, weist auf unsere Perfektion und Präzision hin. Das ›nuts‹, englisch für ›verrückt‹, symbolisiert die Kreativität, die wir einbringen.« Der Name blieb, doch die Jobs änderten sich. Nach mehreren Aufträgen für die Bank wurde Coca-Cola auf die Gründer aufmerksam. Für den Konzern setzte Pinuts ein Programm um, mit dessen Hilfe Jugendliche, die eigene Cafés in ihren Schulen betreiben, die Produkte des ame-rikanischen Softdrink-Herstellers bestellen, ver-walten und abrechnen können. Mit diesen guten Referenzen im Rücken – »die sind für einen Gründer enorm wichtig« – machte das Unter-nehmen weiter.

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ein eigenes produkt als erfolgsfaktor Im Laufe der Jahre wuchs es kontinuierlich aus den eigenen Umsätzen, »ohne Kredite oder Venture Capital«, wie Issing stolz sagt. Einen Quantensprung machte die Firma, als das See-reiseunternehmen Aida eine Software suchte, die es ihm ermöglichte, Newsletter für poten-tielle und aktuelle Kunden zu verschicken. »Wir waren damit sehr früh am Markt und merkten, dass das Programm auch für andere Firmen in-teressant ist.« Der Auftraggeber erhielt seine Software, und Pinuts entwickelte diese paral-lel und im Anschluss zu einem eigenen Produkt weiter. »Wir haben das Aida von Anfang an ge-sagt und sind damit sehr gut gefahren«, erklärt Issing, der auf langdauernde Partnerschaften mit den Kunden setzt.»Universal Messenger« heißt das Programm heute und wird von zig Unternehmen einge-setzt. Aus einem einfachen Newsletter-Dienst ist ein kampagnenfähiges Werkzeug geworden, das mit vielen Möglichkeiten der Kundenak-quise und -bindung ausgestattet ist. »Wenn ei-ne Firma zum Beispiel einen Newsletter ver-schicken und die Rückmeldungen der Kunden auswerten und darstellen möchte, können wir ebenso helfen, wie mit Modulen für Direkt-marketing oder Callcenter.« Die Zweigleisig-

keit aus einem eigenen Produkt und Auftrags-arbeiten für Kunden spielen für den Erfolg des Unternehmens eine große Rolle, sagt Issing. »In beiden Bereichen können wir genau das umsetzen, was wir für besonders wichtig hal-ten: Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Kunden.«

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unternehmen Pinuts media+science Multimedia-Agentur GmbHwww.pinuts.de

brancheInternet-Systemhaus

jahr der gründung 1996

mitarbeiter / innen 21 – 50

zur personTilman Issing

studiengang (abschluss)

Technische Informatik

mein rat an gründungsinteressierte

Chancen nutzen.

m e d i a + s c i e n c e

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»Hightech auf Basis von solidem Handwerk.« Dr. Martin NägeleOptoprecision

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2003 war kein einfaches Jahr für Martin Nägele. Im Rückblick aber doch irgendwie ein wert-volles, jedenfalls ein lehrreiches. Damals sam-melte der an der TU Berlin ausgebildete Fest-körperphysiker einige seiner prägendsten Erfahrungen als Unternehmer. Nägeles Firma platzte aus allen Nähten, ein neues Firmenge-bäude musste her. Der Gründer ging das The-ma mit Feuereifer an, irgendwann hatte er nur noch Augen für den Neubau. Doch beinahe wäre der Traum von der schnell wachsenden Firma zum Alptraum einer gescheiterten Firma geworden.»Ich hatte mich vergaloppiert«, sagt Martin Nä-gele rückblickend, und das gleich in mehrfa-cher Hinsicht: Das neue Gebäude wurde im-mer teurer, die Bankkredite voluminöser, das Firmenrating schlechter. Zudem verlor der heute 46-jährige Kerngeschäft und Kunden aus dem Blick. »Das neue Gebäude und der bevor-stehende Umzug waren ein so großer Schritt, dass diese Dinge all meine Aufmerksamkeit auf sich zogen.« Was er daraus gelernt hat? »Je grö-ßer eine Veränderung im Unternehmen ist, umso mehr Planung und Zeit muss man sich geben. Und egal, um was es dabei geht: Das operative Geschäft und die Kunden müssen im-mer an erster Stelle stehen.«

ehrlich und konsequent Die Krise ist heu-te Geschichte und Martin Nägele führt eine, wie er sagt, wachsende und gesunde Unterneh-mensgruppe in Bremen mit 55 Mitarbeitern, in der sich fast alles ums Sehen dreht. Optoprecis-ion ist auf die Entwicklung, Konstruktion und Fertigung von Objektiven, Kameras oder La-sern für die Mess-, Überwachungs- und Steue-rungstechnik spezialisiert. So benutzt zum Bei-spiel die Küstenwache ein System, um dichten Nebel zu »durchblicken«. Nägeles Firma Nr. 2, Opto Precision Security Systems, vertreibt op-tische Sicherheitstechnik vor allem an Sonder-einsatzkommandos der Polizei, Sicherheitsbe-hörden und das Militär, aber auch in Form von Fahrerassistenzsystemen an die Autoindust-rie. Nägele Feinwerktechnik schließlich bie-tet Dienstleistungen in den Bereichen CNC, Fräsen und Drehen an, etwa für die Luft- und Raumfahrt, die optische Industrie und den Ma-schinenbau.Nach seinem Studium an der TU Berlin hatte Nägele zunächst als wissenschaftlicher Mitar-beiter an die Uni Bremen gewechselt und pro-moviert. Dort lernte er den Werkstattleiter des Fachbereichs Physik kennen. Beide mochten und schätzten sich, und vor allem einte sie der Wunsch, die Bereiche Forschung und Technik

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zusammenzubringen, um somit optische High-tech-Geräte auf Basis soliden Handwerks zu entwickeln, zu bauen und zu verkaufen. Mit ei-nem größeren, über mehrere Jahre laufenden Pilotauftrag eines Kunden in der Tasche erfüll-ten sie sich ihren Wunsch. Im Mai 1995 grün-deten sie.

indien im blick Sieben Jahre später kaufte Nä-gele seinem Partner die Anteile ab und ist seit-dem alleiniger Eigner von Optoprecision. »Wir hatten unterschiedliche Vorstellungen darüber, wohin sich die Firma entwickeln soll.« Natür-lich gehe so etwas nicht völlig reibungslos ab, sagt der gebürtige Badener. »Aber letztlich wa-ren wir o�en und ehrlich zueinander, und wir lieferten uns keine Schlammschlacht.« Ein Rat, den jeder Firmengründer beherzigen sollte, �n-det er. »So kontrovers unsere Diskussionen da-mals auch waren: Uns war immer klar, dass wir eine glasklare Lösung brauchen, und dass nur Sachlichkeit und Respekt voreinander dorthin führen.« Alles andere mache einen kaputt – und die Firma erst recht.Und darüber hinaus? Was hat er noch gelernt in den vergangenen Jahren, wenn es um die Selbst-ständigkeit geht? »Zum Beispiel, dass sich wach-sende Unternehmen nicht scheuen dürfen,

ihre Prozesse und ihre Organisation zu ändern, wenn es nötig wird.« Besteht eine Firma nur aus fünf Mitarbeitern, sei die Arbeitsteilung meist nicht sehr ausgeprägt. Jeder kann meis-tens alles, vieles funktioniere auf Zuruf. »Mit 15 Personen klappt das nicht mehr«, so Nägele. Spätestens dann benötige die Firma eine profes-sionelle, softwaregestützte Dokumentation. Ab 30 Mitarbeitern werde zudem ein Warenwirt-schaftssystem und auch die Bildung von Abtei-lungen und Hierarchien sinnvoll. Zumindest, wenn man weiter wachsen will. So wie Nägele, der bereits Märkte wie Indien im Blick hat.

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unternehmen OptoPrecision GmbHwww.optoprecision.de

brancheOptik / Feinwerktechnik

jahr der gründung 1995

mitarbeiter / innen 21 – 50

zur personDr. Martin Nägele

studiengang (abschluss)Physik (1991)

mein rat an gründungsinteressierte

Umfangreich beraten lassen, am besten von Personen/Institutio-

nen die kein �nanzielles Interesse haben. Nur gründen, wenn

eine klare Vision besteht und die Gründer bereit sind zu kämpfen …

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»Mühe wird belohnt.«Dr. Claas Junghans Schulz Junghans Patentanwälte

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Das Büro von Claas Junghans bestätigt auf den ersten Blick nicht die Vorurteile, die man gegen-über Patentanwälten hegen könnte. Statt ge-diegenen dunkelbraunen Vollholztischen und schwer beladenen Aktenschränken herrschen weiße Ikea-Möbel vor. Anstelle des Porsches vor der Tür steht an ein Regal gelehnt ein oranges Fahrrad. Junghans trägt an diesem Tag keinen Anzug in gedeckten Farben, sondern ein Leinen-hemd und eine Cordhose. Aber auch auf den zweiten Blick und abseits der Äußerlichkeiten un-terscheidet sich der 47 Jahre alte Berliner von sei-nen Kollegen: Seine Karriere hat sich zwar sehr erfolgreich, aber doch ungewöhnlich entwickelt. »Ich habe mir vor jedem beru�ichen Schritt ein Ziel gesetzt: Ich wollte Freude an meiner Ar-beit haben«, sagt der Vater eines Sohnes und ei-ner Tochter. Tischler wollte er als Jugendlicher werden, mit den Händen arbeiten, etwas schaf-fen. Als Schüler wechselte sein Berufswunsch dann durch einen Nebenjob bei Schering, Ber-lins größtem Chemiekonzern der Vorwendezeit. »Ich musste Fässer mit Chemikalien rollen und andere Hilfstätigkeiten verrichten, was bei mir zweierlei bewirkte«, erinnert sich Junghans. »Ich wollte erstens einen Beruf, bei dem ich nicht im Schichtdienst arbeiten musste und mehr Verant-wortung hatte. Und ich wollte zweitens tatsäch-

lich begreifen, womit ich mich bei dem Job zu beschäftigen habe.«

freiheit in der forschung Junghans be-gann das Studium der Chemie an der TU Berlin und machte 1990 sein Diplom in organischer Synthesechemie. Nach dem Abschluss wechsel-te er zur Freien Universität Berlin, um in me-dizinischer Molekularbiologie zu promovieren. Er arbeitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Arbeitskreis des renommierten Molekular-biologen Burghardt Wittig. »Das war eine wun-derbare Zeit: Ich verdiente Geld, aber konnte im Grunde machen, was ich wollte.« Sechs Jah-re lang ließ der Professor ihn und die Kollegen forschen. Während dieser Zeit entstanden die ersten Pa-tente, die schließlich zu einem in den 90er-Jah-ren nicht unüblichen Schritt führten. Junghans war Mitgründer eines eigenen Unternehmens. »Es gab damals eine riesige Gründerwelle«, sagt er. Viele junge Unternehmen entstanden – und gingen direkt an die Börse. Als Geschäftsführer der Mologen AG, die Professor Wittig als Vor-stand führte, betreute Junghans ab 1998 Ko-operationen und Forschungsvorhaben in den Bereichen Vektorentwicklung, molekulare Im-munologie und Impfsto�entwicklung.

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Zum Höhepunkt kurz vor dem Zerplatzen der Dotcom-Blase war die Mologen AG schließlich 500 Millionen D-Mark wert – »unvorstellbar aus heutiger Sicht.« Junghans verkaufte schließ-lich seine Anteile und wurde, wie er es heute formuliert, »für einige Zeit unabhängig vom nächsten Gehalt«. Er stieg aus und suchte sich neue Herausforderungen.

patentanwalt oder geschäftsführer? Beru�ich fuhr er fortan zweigleisig. Weil er schon bei Mologen die Patente betreut hatte, sah er einen Weg als Patentanwalt vor sich und absolvierte berufsbegleitend die Prüfung zum European Patent Attorney. Parallel ging er für ein Jahr als Geschäftsführer der Crystax Phar-maceuticals nach Barcelona, die sich mit den Methoden der pharmazeutischen Wirksto�-Struktursuche beschäftigte. Die Entscheidung �el schließlich für den Beruf des Patentanwalts. Trotz Studium, Promoti-on und vielen Jahren Berufserfahrung stand ei-ne weitere Ausbildung an: Zwei Jahre arbeite-te Junghans in einer Kanzlei, danach lernte er ein Jahr lang am Deutschen Patentamt in Mün-chen. »Ich war bei einer renommierten Patent-anwaltskanzlei, deren sehr konservative Ar-beitsweise mich stark beein�usst hat: Ich wollte

mit meinem eigenen Büro vieles anders ma-chen, vor allem eine mehr auf die unternehme-rischen Ziele unserer Mandanten ausgerichtete Betreuung bieten.« Heute arbeiten Junghans und sein Mitgründer Ben Jesko Schulz, der mit ihm die Ausbildung ab-solvierte, in Berlin-Mitte, unweit der Torstraße. Kunden sind vor allem Hochschulen und For-schungseinrichtungen aus Deutschland und der Schweiz, aber auch Start-ups. »Uns kommt es darauf an, den Wissenschaftlern in den Einrich-tungen und den jungen Gründern den Weg zu ebnen«, sagt Claas Junghans, der wie sein Part-ner mit einem vergleichsweise geringen Gehalt nach Hause geht und die Gewinne in die Kanz-lei steckt. Die soll nämlich wachsen, um das Portfolio dauerhaft zu erweitern: Zwei Part-ner steigen bis Ende 2012 mit ein, weitere Räu-me sind schon dazu gemietet. »Uns macht es einfach Spaß, die Wissenschaft und Forschung mit voranzutreiben, indem wir die Ergebnisse schützen«, sagt Junghans.

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unternehmen Schulz Junghans Patent- und Rechtsanwältewww.mittepatent.de

brancheRechtsberatung, Unternehmensberatung

jahr der gründung 2009

mitarbeiter / innen 6 – 20

zur personDr. Claas Junghans

studiengang (abschluss)

Chemie (1990)

mein rat angründungsinteressierte

Gut überlegen, warum man das macht. Dann machen.

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»Wer will, der kann …«Dr. Jörg Lüddemann InMediasP GmbH

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Der Unternehmer Jörg Lüddemann mag es, wenn Dinge sehr komplex werden. Schließlich ist sein Unternehmen, die InMediasP GmbH mit Sitz im brandenburgischen Hennigsdorf, immer dann zur Stelle, wenn andere den Über-blick verlieren. »Die IT-Werkzeuge verbessern die Produktentwicklung unserer Kunden«, so de�niert er die Geschäftsidee. »Und dabei kommt es heutzutage vor allem darauf an, die Komplexität fassbar zu machen.« Um das zu verdeutlichen, wählt Lüddemann ein Beispiel aus der Automobilbranche. »Die Hersteller bie-ten heute Fahrzeuge in einer kaum zu überbli-ckenden Vielzahl von Varianten an«, sagt er. Vom Komfort der Autositze über die Art der Scheinwerfer bis hin zur Kühlung: Der Kunde hat die Wahl – und die Autobauer stehen vor der Herausforderung, Modelle für die vielen Bedürfnisse zu entwickeln und trotzdem e�zi-ent zu produzieren. »Wir managen die Varian-ten«, so beschreibt Lüddemann das Know-how, das sein Unternehmen anbietet.

gründung aus vernunft Zum Gründer-team gehören neben Jörg Lüddemann, der in Aachen, im amerikanischen Michigan sowie an der TU Berlin studierte, die beiden TU-Absol-venten Volker Kleinhans und Armin Ulbrich.

Die drei arbeiteten erstmals Mitte der 90er-Jah-re am Institut für Werkzeugmaschinen und Fa-brikbetrieb (IWF) sowie am Fraunhofer Institut für Produktionsanlagen und Konstruktions-technik (IPK) in Berlin zusammen und pro-movierten dort. Im Jahr 1998 erfolgte dann die Gründung des eigenen Unternehmens InMediasP – und zwar nicht aus Abenteuergeist, sondern aus wirtschaftlicher Vernunft. »Um ein großes Industrie-Projekt verwirklichen zu können, mussten wir zunächst ein Unternehmen auf die Beine stellen. So gründeten wir kurzerhand ei-ne GmbH«, erinnert sich Lüddemann.

Über ökonomisches Fachwissen verfügten die drei Ingenieure kaum. Ein großes Problem sei das nicht gewesen, sagt Lüddemann: »Entschei-dend ist, dass man vernünftig mit den Finanzen umgeht. Wir haben uns nicht übernommen und sind gut klargekommen, wobei wir diese konservative Grundhaltung bis heute beibe-halten haben.« Das Geschäftsmodell stand zu Beginn auf zwei Säulen: erstens Projekte aus der Industrie, zweitens Aufträge aus der For-schung. »Wir investierten bereits in der Früh-phase in Projekte aus Forschung und Entwick-lung, zudem war es wichtig und beruhigend, dass wir in diesem Bereich konstant gut zu tun

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hatten. Heute hat sich das Verhältnis längst ver-schoben: Die gut dotierten Aufträge aus der In-dustrie haben die Oberhand gewonnen.

Auf der Kundenliste stehen namhafte deutsche Automobilhersteller wie BMW, Daimler oder Volkswagen, aber auch Konzerne wie Siemens oder Bombardier. Den Standort Hennigsdorf kurz hinter der Stadtgrenze von Berlin beurteilt Lüddemann positiv. »Die gesamte Technikbran-che leidet unter einem Mangel an Fachkräften. Uns bietet Hennigsdorf den Vorteil, dass wir – gerade wegen der Nähe und des noch immer guten Kontakts zur TU Berlin – leichter gute Nachwuchskräfte rekrutieren können, weil der Wettbewerb der Arbeitgeber hier nicht so hart ist wie zum Beispiel in Baden-Württemberg.«

beirat hinterfragt und inspiriert Schon in der Frühphase des Unternehmens entschie-den sich die drei Gründer, einen Beirat zu ins-tallieren. »Dort sitzen externe Senior-Experten, die unsere Entscheidungen und Strategien hin-terfragen, ihre Erfahrung zur Verfügung stellen und uns mit eigenen Ideen inspirieren«, �ndet Lüddemann lobende Worte für das Gremium. Die Befürchtung, dass ein solcher Beirat die un-ternehmerische Freiheit einengt, hatte Lüdde-

mann nie, der im Team der drei Gründer für die Geschäftsentwicklung verantwortlich ist. »Uns war es von Beginn an wichtig, der Gefahr zu entgehen, ausschließlich im eigenen Saft zu schmoren.« So setzt InMediasP auch intern auf interdisziplinäre Teams, in denen IT-Experten und Ingenieure zusammen an den optimalen Lösungen für die Kunden arbeiten. »In diesen Teams wird viel und o�en kommuniziert – ei-ne Beobachtung, die ich in Gruppen, in denen nur Informatiker oder Maschinenbauer sitzen, nicht immer machen kann.«

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unternehmen InMediasP GmbH – Gesellschaft für innovative Produktent wicklung und Informations technik mbHwww.inmediasp.de

brancheConsulting, IT Services – Software

jahr der gründung 1998

mitarbeiter / innen 51 – 100

zur personDr. Jörg Lüddemann

studiengang (abschluss)

Maschinenbau (1986)

mein rat an gründungsinteressierte

Rat hören, seinem Gefühl folgen.

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»Der Kunde ist unser Kaptial.«Steffen Förster aristos

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Manche Gründer gründen, weil sie in ihrem Le-ben als Angestellte etwas verändern wollen. Bei Ste�en Förster war das anders: Der studierte Maschinenbauer gründete, damit zunächst ein-mal alles so blieb, wie es war. Nach seinem Stu-dium an der TU Berlin startete der Freund von Reisen in weit entfernte Länder seinen Berufs-weg zunächst in der Leipziger Niederlassung des amerikanischen Software-Unternehmens PTC. Die Spezialität der Firma: Softwarepro-dukte, mit denen mittelständische Unternehmen ihre Produktionsprozesse optimieren können. »Mich hat schon im Studium die Arbeit mit CAD-Software fasziniert, die computergesteu-ertes Zeichnen ermöglicht«, sagt der heute 42-jährige. Sein Job bei PTC, den er 1998 antrat, war daher genau der richtige. Gründungsge-danken? »Klar, die kamen immer mal wieder auf – zumal, wenn man spürte, dass man bei PTC nur einer von 5000 Mitarbeitern war; an-gesiedelt in Leipzig und weit weg von der Zen-trale.« Aber, deswegen eine eigene Firma grün-den? »Dafür war ich einfach zu sehr mit dem Status quo zufrieden.« rückzug als startschuss Försters Zufrie-denheit erhielt einen erheblichen Dämpfer, als an einem Werktag im Jahr 2003 das Telefon

klingelte und die Firmenleitung in den USA in der Leitung war. »Es war einer dieser Anrufe unter dem Motto: ›Wie lange sind Sie eigent-lich schon bei uns – morgen nicht mitgerech-net?‹« Heute kann Ste�en Förster darüber la-chen. Damals wurde ihm mulmig: PTC stand vor einer Neuorganisation der europäischen Geschäftstätigkeiten und wollte sich »aus der Fläche zurückziehen«, wie es in der Unterneh-mersprache hieß. Konsequenz für Förster: Die Leipziger Niederlassung wurde von heute auf morgen geschlossen. Der Diplom-Ingenieur sondierte den Arbeits-markt, schrieb Bewerbungen, lernte andere Unternehmen kennen. »Ich hätte einen neuen Job bekommen, keine Frage«, sagt er. »Aber ich spürte zugleich, dass ich eigentlich gar nicht woanders arbeiten möchte.« Beim Einblick in die anderen Firmen merkte der ausdauerstarke Freizeitsportler, dass die Freiheiten, die er und seine Kollegen bei PTC genossen hatten, an-derswo keineswegs üblich waren.Daher gründete Ste�en Förster 2004 sein eige-nes Unternehmen aristos – damit alles bleibt, wie es war. Da PTC mit seiner Leistung stets zufrieden war, einigte man sich schnell auf ei-nen Partnerschaftsvertrag, sodass der Leipziger die PTC-Produkte weiterhin vertreiben und sei-

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ne alten Kunden mit ins neue Unternehmen einbringen durfte. »Das Geld wollte ich aber ei-gentlich nicht mit dem Verkauf von Software, sondern mit Beratungsleistungen verdienen.« Doch die Idee ging zunächst nicht auf. »Erst seit drei Jahren hat dieser Bereich einen ernstzu-nehmenden Anteil am Gesamtumsatz«, sagt er.

geschäftsmodell auf drei beinen Gut al-so, dass aristos – das ist griechisch und steht für »das Beste« – zu Beginn auf zwei weiteren Standbeinen stand. Zum einen brachte der Ver-trieb der PTC-Software mehr ein, als Förster geglaubt hatte. Zum zweiten etablierte er er-folgreich Workshops, bei denen er für seine Kunden aus dem Mittelstand die Mitarbeiter schulte. »Es war wichtig, dass wir auf diese Weise Umsätze generieren konnten. Aber die permanenten Beratungsaufträge, die wir seit einigen Jahren haben, passen letztlich besser zur Firmenphilosophie«, beschreibt der Grün-der die Entwicklung seines Unternehmens, für das derzeit sieben Leute arbeiten. Auch um die Zukunft macht sich Förster keine Sorgen: PTC ist weiterhin stark im Markt posi-tioniert. Und Themen gibt es sowieso genug. »Für die Unternehmen wird es immer wichti-ger, die Daten zu managen, die sie erheben. Al-

so dafür zu sorgen, dass alle, die mit den Daten etwas anfangen können, auch den Einblick er-halten.« Hier will aristos helfen – und Ste�en Förster freut sich auf die kommenden Heraus-forderungen. Dass PTC vor neun Jahren seine Niederlassung in Leipzig dichtmachte, hat er längst überwunden. »Nach und nach fallen ei-nem dann die Sachen ein, die man weniger gut fand«, sagt er. Zum Beispiel die vielen Reports, die er verfassen musste. »Das waren echte Zeit-banditen.«

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97unternehmen aristos ENGINEERING SERVICES & SOLUTIONS GmbHwww.aristos-online.de

brancheIT

jahr der gründung 2003

mitarbeiter / innen 6 – 20

zur personSte�en Förster

studiengang (abschluss)

Maschinenbau (1997)

mein rat an gründungsinteressierte

• Neben der Expertise im Fach sind Kenntnisse in Betriebswirt-schaft, Marketing und Personal-

führung entscheidend.• Für den Erfolg der Gründung 

ist Bekanntheit alles.• Richtet Euch auf Durststrecken 

ein und bewahrt dann einen kühlen Kopf und den Überblick.

preisePTC Partnernetzwerk:

»Excellence Award 2007«PTC Windchill Preferred Partner

2012

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»Wenn ich an eine Idee glaube, dann werden es die anderen auch!«Christian Schram K&S Ingenieurpartnerschaft Krug & Schram und Windsens

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Warum eigentlich gründen? Was treibt einen an? Christian Schram wiegt den Kopf hin und her, überlegt ein paar Sekunden. »Vermutlich eine Mischung«, sagt er. »Aus Selbstvertrauen und Eitelkeit. Ein Schuss Naivität und Mut ge-hören auch dazu. Am Ende muss man sich aber einfach trauen.« Ein Lächeln huscht über sein Gesicht. »Na ja, fest steht auch, dass man immer erst hinterher schlauer ist.«Christian Schram gründete in den vergangenen vier Jahren drei Mal. Mit unterschiedlichem Er-folg. Unterm Strich hat er es nicht bereut. Im Gegenteil: Jemals wieder in einem großen In-dustrieunternehmen zu arbeiten, kann er sich nicht mehr vorstellen. Schram ist Selbstständi-ger aus Überzeugung.

gründen? weit weg! Das war nicht immer so. Es gab eine Zeit, da war das Thema Grün-den weit weg. Christian Schram wurde am Bo-densee groß, »total auf dem Land«, wie er sagt. Seine Eltern schätzten Kunst und Ökologie, al-les Technische sahen sie kritisch, wenn nicht gar als etwas Bedrohliches. Den Sohn dagegen faszinierte das Thema. Als Kind wollte er Pilot werden. Technik kann doch auch gut sein, sag-te er sich. Nach der Waldorfschule besuchte er ein technisches Gymnasium, dann zieht es ihn

in die große Stadt: von 1992 bis 2000 studierte der heute 42-jährige an der TU Berlin Energie- und Verfahrenstechnik.In den folgenden Jahren wird aus ihm ein Fach-mann für Erneuerbare Energien. Enron Wind, General Electric, Shell Solar und Renerco lauten die Stationen seiner bis 2007 währenden Indus-triekarriere, die ihn zwischenzeitlich nach Spa-nien und schließlich nach München führt. Schram wird Experte für Systemtechnik. Einer, der sich mit Schnittstellen auskennt, der Ver-mittlungs-, Anpassungs- und Übersetzerarbeit leistet, wo sich verschiedene technische Kom-ponenten und Systeme berühren. Und auch bei jenen Fragen, wo Unternehmensbereiche mit-einander Tuchfühlung aufnehmen: Forschung und Entwicklung, Engineering, Vertrieb.Im Sommer 2007 gründet er gemeinsam mit zwei Partnern das auf faseroptische Messungen spezialisierte Unternehme INFAP. »Wir hatten eine tolle technische Lösung gefunden und wa-ren wie berauscht davon«, sagt er rückblickend. Und irgendwie kam auch ein gehöriger Schuss Eitelkeit dazu. »Klar klingt das gut: CEO einer Firma. Das schmeichelte mir.« Und es hinder-te ihn auch daran, den Businessplan mit küh-lem Kopf konsequent zu Ende zu rechnen. Das Equipment das INFAP benötigte, war weitaus

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teurer als gedacht, die Verkaufsmarge der eige-nen Produkte geringer. Mehr Kapital war nötig. Neue Kredite standen an – und ein weitaus höheres Risiko. Schram war es zu hoch, nach sechs Monaten stieg er aus. dienstleistung als anker Einige Zeit später hatte er eine neue Idee: ein neuartiges Sensor-system für Windkraftanalagen, deshalb gründet er die Firma Windsens. Anders als bei INFAP lagerte Schram die Entwicklung und Fertigung aus, um die eigenen Kosten niedrig zu halten. Entwickler wurden auf Provisionsbasis ent-lohnt. Kunden zeigten Interesse, aber dann schlug die Finanzkrise von 2008 zu. Geplante Windkraftanlagen wurden zuhauf auf Eis ge-legt. »Windsens wurde jäh gestoppt, bevor es richtig losgehen konnte«, sagt Schram. Davon hat sich das Unternehmen bis heute nicht völ-lig erholt, die Geschäfte köcheln auf sehr klei-ner Flamme.Für Schram machte sich damals bezahlt, dass er schon längere Zeit zweigleisig fuhr, dass er neben den Gründungen parallel immer auch als technischer Berater tätig war. Dieses zwei-te Standbein wurde Zug um Zug immer wichti-ger. So wichtig, dass er gemeinsam mit Florian Krug eine Ingenieurpartnerschaft gründete

und diese im Mai 2012 in die »K&S Ingenieur-partnerschaft Krug & Schram« um�rmierte. Das Team der beiden Ingenieure berät und prüft für Projektbeteiligte, wenn es um technische Angelegenheiten von Photovoltaik- und Wind-energie anlagen oder um Projekte rund um Ener giee�zienz geht. Die Auftragslage ist gut, sagt Christian Schram. Und vielleicht blüht Windsens ja irgendwann doch noch einmal auf. Ein paar Ideen hat der Gründer jedenfalls noch.

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unternehmen K&S Ingenieurpartnerschaft Krug & Schram www.krugundschram.de

brancheEnergie

jahr der gründung 2009 / Um�rmierung 2012

mitarbeiter / innen 6 – 20

zur personChristian Schram

studiengang (abschluss)

Energietechnik (2000)

mein rat an gründungsinteressierte

Machen! Klappen kann es nur wenn Du anfängst!

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Carsten Gertz, Jens-Martin Gutsche, Jens Rümenapp GGR Planung

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Demogra�scher Wandel, neue Mobilitätsfor-men, Verkehrsprobleme in den Städten: Jens Rümenapp ist dran an den wichtigsten The-men der Gesellschaft. Unweit des Kudamms führt der 40-jährige in einem Hinterhof das Berliner Büro GGR Planung, das sich zum Bei-spiel mit Projekten wie Verkehrsentwicklung von Regionen wie Hannover oder Kassel oder der Entwicklung der Bevölkerung und der öf-fentlichen Infrastrukturen in Westmecklenburg beschäftigt. Wenige Beispiele für einen gut ge-füllten Terminkalender des gebürtigen Göttin-gers. »Wir haben immer gut zu tun«, sagt Jens Rümenapp, der gemeinsam mit Carsten Gertz und Jens-Martin Gutsche 2003 gründete.»Es kommt sogar vor, dass wir uns freuen, wenn das Telefon mal nicht klingelt«, fügt der Vater eines Sohnes hinzu. »Schließlich müs-sen wir bei der guten Auftragslage manchmal darauf achten, dass wir uns nicht überneh-men.« Städte, Kreise, Regionen oder auch Abteilungen des Bundesverkehrsministeriums gehören zu den Auftraggebern, für die die Gründer und ihre momentan vier Mitarbeiter Verkehrs- und Stadtentwicklungen analysieren und bewerten, Fußgänger-, Rad-, Auto und öf-fentlichen Verkehr planen, Klimafolgen des Au-toverkehrs aufweisen sowie Entwicklungen für die Zukunft simulieren.

ein breiter ansatz Die Vielseitigkeit des Bü-ros ist beabsichtigt: »Wir haben immer schon einen eher generalistischen Ansatz verfolgt.« Dieser zeigte sich auch in der Wahl des Stu-diums an der TU Berlin, in dem sich Rümen-app und Gutsche als Studenten kennenlernten und an dem Gertz als wissenschaftlicher Mit-arbeiter am Lehrstuhl für Verkehrsplanung tä-tig war. »Der Studiengang war sehr breit an-gelegt.« Rümenapp begann das Studium 1993 und beendete es 2000 als Diplom-Ingenieur. In der Zwischenzeit absolvierte er eine ganze Reihe von Praktika, etwa bei den Verkehrsfor-schern von Daimler oder in ö�entlichen Ver-waltungen. »Diese intensive Beschäftigung mit ganz unterschiedlichen Themen war sehr wich-tig für meine Entwicklung«, sagt Rümenapp. »Genau diese Vielfalt fehlt mir heute manchmal bei den jüngeren Leuten, die uns bei Projekten begegnen: Sie sind fachlich gut, aber es mangelt an Lebenserfahrung. Sie schauen oft zu wenig nach rechts und links.« Das eigene Unternehmen entstand über ei-nen Umweg. Gemeinsam arbeiteten die drei späteren Gründer am Lehrstuhl für Verkehrs-planung von Professor Eckard Kutter. »Als er im Jahr 2000 ein großes Projekt an Land zog, wechselte er – und wir gleich mit – an die TU

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Hamburg-Harburg.« Das Team erforschte dort den Mobilitätswandel in Dresden und die Wir-kungen und Potenziale von Pendlerpools, bes-seren Anzeige- und damit Steuerungssystemen für den Ö�entlichen Personennahverkehr oder betrieblichem Mobilitätsmanagement. Als ihr Professor emeritierte, wussten die drei nicht, was sie an der Hochschule in Hamburg erwar-ten würde. »Und da wir Projektanfragen hatten sowie durch die Arbeit über sehr viele Kontakte verfügten, haben wir den Schritt in die Selbst-ständigkeit gewagt.« schlank organisiertes arbeiten Die Struk-tur des kleinen Büros, das 2010 Max Bohnet als weiteren Gesellschafter dazu nahm, hat sich seitdem nie verändert. Zwar ist Rümenapp aus privaten Gründen zurück nach Berlin gezogen. Der Arbeit aber schadet das nicht, sagt er. »Ich fah-re ein - bis zwei Mal die Woche nach Hamburg zu den Kollegen, das ist in der Regel ausreichend.« Dabei pro�tiert er von der Projektorientierung der Firma. Wer von den vier Geschäftsführern ei-nen Kunden akquiriert, über nimmt auch die Ver-antwortung. »Das funktioniert, weil wir jeweils unterschiedliche Interessen und Schwerpunkte haben und uns zugleich, wenn es ein Auftrag er-fordert, direkt zusammenschließen können.«

Diese Flexibilität ist für das ganze Team eines der Hauptargumente für die Selbstständigkeit, wie Rümenapp ausführt. »Carsten Gertz arbei-tet mittlerweile als Professor an der TU Ham-burg-Harburg und kann weiterhin Projekte ma-chen, um in der Praxis zu bleiben. Ich dagegen konzentriere mich vollständig auf das Büro, konnte mich jedoch, als unser Sohn noch nicht in der Kinderbetreuung war, ein Jahr lang gut auf die Familienzeit einstellen.« Und die Beweglichkeit in der Unternehmens-form geht sogar noch weiter. »Wir haben da-mals unseren GbR-Vertrag so einfach wie mög-lich gehalten«, sagt Rümenapp. »Dazu gehört auch, dass jeder von uns jederzeit aussteigen kann, wenn er sich beru�ich oder privat verän-dern möchte. Das hat in den neun Jahren noch keiner gemacht – aber zu wissen, dass man es könnte, ist ein gutes Gefühl.«

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unternehmen Gertz Gutsche Rümenapp – Stadtentwicklung und Mobilität GbR www.ggr-planung.de

brancheIngenieurbüro

jahr der gründung 2003

mitarbeiter / innen 6 – 20

zum teamCarsten Gertz,

Jens-Martin Gutsche, Jens Rümenapp

studiengang (abschluss)

Verkehrswesen (Carsten Gertz: 1992,

Jens-Martin Gutsche: 1998, Jens Rümenapp: 2000)

unser rat an gründungsinteressierte• Nicht verbiegen (lassen)

• eigene Unternehmensidentität entwickeln

• ausreichend Zeit für organisa­torische Arbeiten einplanen

GERTZ GUTSCHE RÜMENAPPS t a d t e n t w i c k l u n g u n d M o b i l i t ä t

P l a n u n g B e r a t u n g F o r s c h u n g G b R

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[phase eins]. Benjamin Hossbach band iv4flow AG Kai Altho�, Jörg Biermann, Dr. Stefan Wol� band ii30°-SOLAR GmbH Sebastian Preuß und Thomas Simeon band v

aap Implantate AG / NTS GmbH Uwe Ahrens band IIIABITZ.COM GmbH Dieu Hao Abitz band iAbleton AG Gerhard Behles und Jan Bohl band vadisoft systems GmbH & Co. KG Dr. Jörg Hahn band vAeroix GmbH Dr.-Ing. Alexander Bormann band ivamiando AG Dennis von Ferenczy band iiiAmpere AG Dr. Arndt Rottenbacher band iAperto AG Dirk Buddensiek band iATLAS.ti Scientific Software Development GmbH Thomas Muhr band iiATN Automatisierungstechnik Niemeier GmbH Dr.-Ing. Jörg Niemeier band ivavanion GmbH Dr.-Ing.Yasmina Bock band iii

BEACHFACTORY Berlin GmbH & Co. KG / TeamVenture Dr.-Ing. Janet Nagel band iBertsch Architekten Sonja Bertsch, Alexander Bertsch band ivbiotronix GmbH Dr. Alexander Angersbach band iiBlue On Shop GmbH Hakan Coskun band iv

celares GmbH Dr. Frank Leenders band iiCelon AG Dr.-Ing. Kai Desinger band icenterra AG / econauten Iris Rabener band iiCFX Berlin Software GmbH Petra Maier band iiChocri GmbH Franz Duge band iiiChristoph Miethke GmbH&Co. KG Christoph Miethke band iiclipflakes.tv GmbH Jens Mutschke band ivcompetitionline Verlagsgesellschaft mbH Angelika Fittkau-Blank band iiConiuGo Gesellschaft für Telekommunikation mbH Dr.-Ing. Ulrich Pilz band vContag GmbH Andreas Contag band vCONTECS Engineering Services GmbH Dr.-Ing. Frank Wöl�e, Thomas Kauf hold, Dr.-Ing. Rasoul Mirkheshti band iicpm architekten GmbH Britt Eckelmann band iCryoSnow GmbH Felix Elbing band ii

Deta-Med Kulturspezifische Hauskrankenpflege Nare Yesilyurt-Karakurt band iv

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alle bisher porträtierten gründerinnen und gründer

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Dr. Valentin EnergieSoftware GmbH Dr. Gerhard Valentin band ivDrNice GbR Simone Schulz band i

EANTC AG Gabriele Schrenk band iEnergynautics GmbH Dr. Thomas Ackermann band venprobe GmbH Wieland Mann band iiEschenbräu Martin Eschenbrenner band ivESCON Engineering Services and Consulting GmbH Oliver Tzschätzsch band iiEvoLogics GmbH Dr. Rudolf Bannasch band ivexcentos GmbH Nikolaus Kühn, Dr.-Ing. Ole Tangermann band iveye yquare GmbH Michael Schiessl band i

First Sensor Technology GmbH Thomas Diepold band iFRIENDSHIP SYSTEMS GmbH Claus Abt, Dr.-Ing. Stefan Harries, Prof. Dr.-Ing. Karsten Hochkirch band iii

GameDuell GmbH Kai Bolik band iiGETEMED Medizin- und Informationstechnik AG Dr.-Ing. Herwig Freiherr von Nettelhorst band iii GRAVIS AG Archibald Horlitz band vGreenDeltaTC GmbH Dr.-Ing. Andreas Ciroth band vGUT Certifizierungsgesellschaft für Managementsysteme mbH Dr.-Ing. Jan Uwe Lieback band iii

HFC Human-Factors-Consult GmbH Prof. Dr.-Ing. Thomas Jürgensohn, Dr. Harald Kolrep-Rometsch band ivHIGHYAG Lesertechnologie GmbH Dr.-Ing. Björn Wedel band ivHiSolutions AG Timo Kob band iihww CMS Unternehmensberatung GmbH Dr. Lutz Mackebrandt band ii

IDENCOM AG Qiu-Ping Zeng band vimc Meßsysteme GmbH Prof. Dr.-Ing.Klaus Metzger band iimcube labs GmbH Dr. Sebastian Knorr, Dr. Matthias Kunter band iiiinteractive scape GmbH Ulrich Mangold band vIVU GmbH Dr. Olaf Schemczyk band iv

Kahlfeldt Architekten Prof. Petra Kahlfeldt band iiiKiwa MPA Bautest Dr. Roland Hüttl band vkomoot GmbH Jonas Spengler band vKörber GmbH Präzisionstechnik Peter Körber band ii

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Kunstmatrix GbR Hartwig Bentele, Christoph Lauterbach band iv

LAR Process Analysers AG Dr. Werner Arts band iiiLaserAnimation Sollinger GmbH Michael Sollinger band vLayTec AG Dr. J.-Thomas Zettler band iiLuceo Technologies GmbH Stephan Mannshardt und Jens Schneider band vLUP – Luftbild Umwelt Planung GmbH Gregor Weyer band vLichtVision Design & Engineering GmbH Dr. Karsten Ehling band i

Mediber GmbH Christoph Hornung band iiMeuser Architekten GmbH / DOM publishers Natascha Meuser band iiiMOOVIE – the art of entertainment GmbH Oliver Berben band iv

navtec GmbH Prof. Dr.-Ing. Anselm Fabig band ivneofonie GmbH Nurhan Yildirim band iiNiche Art & Architecture Tours Berlin Katharina Beckmann band vNIE GESEHENE GÄRTEN Beate Harembski-Henning band iiiNOVEDAS Holding AG Rainer Raupach band v

ORGANOBALANCE GmbH Prof. Dr. Christine Lang band i

Pahl IndustrieSoftware Carsten Pahl band iiipanta rhei systems GmbH Volker Hermsmeier band ipasos Tanja Köhler band iiPBC Lasers GmbH Prof. Dr. Dieter Bimberg band vPentacom GmbH Michael Schröter band iiiPHORMS Management AG Béa Beste band iPI Photovoltaik-Institut Berlin AG Prof. Dr.-Ing.Stefan Krauter band iiiPINNOW & Partner GmbH Carsten J. Pinnow band iPRC Krochmann Zeynep Özver-Krochmann band ivprobicon GmbH Jürgen Marx, Florian Massinger band iiiPromess Montage- und Prüfsysteme GmbH Dr.-Ing. Gerhard Lechler band vProteome Factory AG Dr. Christian Scheler band iiiPumacy Technologies AG Dr. Toralf Kahlert band iv

quo connect management consulting GmbH Dr. Marc Bockshecker,Dr. Sven Gembrys, Dr. Christian Ste�ens band iii

realities:united GmbH Tim Edler band i

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rds energies GmbH Eva-Catrin Reinhardt band vRug Star Berlin Jürgen Dahlmanns band i

SARROS GmbH Oliver Sargatzky band iSchneedorf GmbH Prof. Dr. Alexander Klaußner band ivServiva GmbH Dr.-Ing. Raphael Jung, Dr.-Ing. Lars Zanzig band iisMeet Communications GmbH Daniel Bülho� band ivSOFHA GmbH Heinz-Walter Leuchter band iiiSOLARC Innovative Solarprodukte GmbH Dr. Oliver Lang band iSOLON SE Dr. Lars Podlowski band iiSpreadshirt (sprd.net AG) Matthias Spieß band ivSTEMME AG Dr. Reiner Stemme band ivStepMap GmbH Ole Brandenburg band iiiSunbeam GmbH German Lewizki band ivSunCoal Industries GmbH Tobias Wittmann band iiiSYNCING.NET Technologies GmbH Matthias Kandeler band i

TELES AG Informationstechnologien Prof. Dr.-Ing. Sigram Schindler band iiteltarif.de Onlineverlag GmbH Kai Petzke band iiTesting Technologies IST GmbH Theofanis Vassiliou-Gioles band iiiTIGRIS Elektronik GmbH Guido Kuhlmann, Henry Westphal band iiiTOPSTAR Limousines e.K. Andreas Ellerholz band i

u.e.c. Berlin GmbH Rüdiger Oetjen-Dehne band iiiUnique Light GmbH Dr. Christian Fricke band vUwe Struck Unternehmensberatung Uwe Struck band vu2t Photonics AG Andreas Umbach band i

VIA Beratende Ingenieure Kai Lorenz band iiiVirtenio GmbH Torsten Hüter, Dr. Henri Kretschmer und Stefan Ziegler band vVisality Consulting GmbH / GÖK Consulting AG Dr.-Ing. Jörg Risse band i

Wega Informatik AG Ursula Mohaupt band vWeltWeitBau GmbH Daniela Ilieva band iiWerk 5 GmbH Hauke Helmer band i

xx-well.com AG Thilo Veil band iv

YOUSE GmbH Dr. Sebastian Glende und Dr. Christoph Nedopil band v

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15 Jahre Technologie Coaching Center

Anlässlich des Jubiläums präsentiert das TCC eine Jubiläumsbroschüre, die stell-vertretend für jedes erfolgreiche Jahr seines Bestehens ein gefördertes Unter-nehmen mit dem dazugehörigen Coach vorstellt. Diese 15 spannenden Geschich-ten machen die Arbeit des TCC greifbar und sollen Existenzgründer/-innen und Unternehmer/-innen dazu anregen, die professionelle Unterstützung und Förde-rung des TCC in Anspruch zu nehmen. Zur Jubiläumsfeier, die am 10. September 2012 am Wannsee stattfand, stellten sich vier dieser ehemaligen TCC-geförderten Unternehmen vor. In einer anregenden Podiumsrunde gaben die erfolgreichen Berliner Unternehmer/-innen Prof. Dr. Christine Lang (Organobalance GmbH),

Markus Becker (EcoIntense GmbH), Dr. Jörg Niemeier (ATN Automatisierungs-technik Niemeier GmbH) und Bartosz Kosmecki (Scopis GmbH) den zahlreich erschienenen Gästen Auskunft über ihre persönlichen unternehmerischen Erfah-rungen in der Gründungs- und Wachs-tumsphase sowie im Coaching-Prozess.

Nachzulesen sind ihre Geschichten hier:

Das TCC wird auch weiterhin seinem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ treu bleiben und Gründer/-innen wie Unternehmer/-innen aus dem innovativen und techno-logieorientierten Bereich sowohl in der Ideen- und Gründungsphase als auch in

späteren Wachstums- und Umstrukturie-rungsphasen durch gefördertes Coaching begleiten.

Markus Becker, Dr. Jörg Niemeier, Prof. Dr. Christine Lang, Bartosz Kosmecki und Moderator Jens Holtkamp (v.l.n.r.) (Foto: Daniel Seiffert)

Das Technologie Coaching Center (TCC) feiert in diesem Jahr sein 15-jähriges Bestehen. 1997 gegründet, wurden seither mehr als 2.000 innovative und technologieorientierte Unternehmen von den professionellen TCC-Coaches er-folgreich bei der Lösung betriebswirtschaftlicher Fragen unterstützt.

Erfahren Sie mehr:IBB Business Team GmbH

Technologie Coaching

Center (TCC)

Tel.: 030 / 46 78 28-0

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Im Dienst der Wissenschaft.

Berlin, die höchste Forschungsdichte Europas. Rund 200.000 experimentierfreudige Menschen studieren, lehren und arbeiten an 15 staatlichen und 19 privaten Hochschulen sowie rund 100 außeruniversitären Forschungs stätten. Darunter internationale Institute wie die Fraunhofer- und Max- Planck-Gesellschaften. Die enge Verzahnung von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik sowie attraktive Förderbedingungen sind Katalysatoren für eine dynamische Szene im Dienste der Wissenschaft. Erforschen auch Sie diesen leben-digen Nährboden für Wissenschaftler und Unterneh-men. Im Berliner Wissenschaftsportal mit aktuellen Terminen, Projekten und Navigator durch die gesamte Berliner Wissenschaft.

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idee und konzeption TU Berlin | Gründungsservice Umsetzung: André Breske kooperationNationales Alumniprogramm der TU Berlin

texteMarc-Stefan Andres [email protected]é Boße [email protected] Gaide [email protected]

gestaltung1 sans serif, Berlin | www.sans-serif.de

druckMedialis, Berlin | www.medialis.org

ausstellungGestaltung: Henrik Schrat | www.henrikschrat.deProduktion: TU Berlin | Abteilung IV Team Dienstleistungspool

verlagUniversitätsverlag der TU Berlin | www.univerlag.tu-berlin.de

TU Berlin |GründungsserviceHardenbergstraße 38 10623 Berlin

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ISBN-Nr. 978-3-7983-2472-5

Stand: November 2012, Schutzgebühr 15 Euro

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