UNTERWEISUNGSKONZEPT FÜR DAS … · ihre Arbeit am System.“ * entnommen der Broschüre...

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UNTERWEISUNGSKONZEPT FÜR DAS AUSBILDUNGSUNTERNEHMEN FEHLER UND FEHLERKULTUR G E S E L L S C H A F T F Ü R P Ä D A G O G I K , I N F O R M A T I O N U N D M E D I E N E . V . F Ü R E X E M P L A R I S C H E B I L D U N G S M E D I E N 2018 Siegel

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Page 1: UNTERWEISUNGSKONZEPT FÜR DAS … · ihre Arbeit am System.“ * entnommen der Broschüre „Fehlerkultur – Was eine gute Fehlerkultur ausmacht und wie Sie diese gezielt entwickeln

UNTERWEISUNGSKONZEPT FÜR DAS AUSBILDUNGSUNTERNEHMEN

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DAGOGIK, INFORMATION UND MED

IEN E.V.

FÜR EXEMPLARISCHE BILDUNGSMEDIEN2018

Siegel

Page 2: UNTERWEISUNGSKONZEPT FÜR DAS … · ihre Arbeit am System.“ * entnommen der Broschüre „Fehlerkultur – Was eine gute Fehlerkultur ausmacht und wie Sie diese gezielt entwickeln

Umgang mit Fehlern in Unternehmen*

„Eine Kultur der Prävention hängt in hohem Maße davon ab, wie in einem Betrieb mit Fehlern und unerwünschten Ereignissen umgegangen wird.“

„Gerade die Unternehmensführung hat hier die Aufgabe zu überlegen, wie ein berechenbarer und für Beschäftig-te nachvollzielbareres Vorgehen aussehen kann.“

„Eine konstruktive Fehlerkultur zeichnet sich dadurch aus, jeden Fehler zunächst einmal als Lösungsversuch zu betrach-ten. Die erste Frage nach jedem Ereignis sollte lauten: Warum hat das Verhalten oder die Entscheidung der Beteiligten in der konkreten Situation Sinn gemacht?“

„Gerade bezogen auf Sicherheit und Gesundheit können Fehler schwer-wiegende Folgen haben. Deshalb be-deutet eine Fehlerkultur nicht, Fehler zu beschönigen. Vielmehr geht es in einer konstruktiven Fehlerkultur darum, offen von kleinen Fehlern zu lernen, um folgenreiche Fehler zu vermeiden.“

„Führung hat eine besondere Rolle bei der Weiterent-wicklung der Fehlerkultur. Sie prägt die Fehlerkultur in zweierlei Hinsicht: Durch ihr Verhalten im System und ihre Arbeit am System.“* entnommen der Broschüre „Fehlerkultur – Was eine gute Fehlerkultur

ausmacht und wie Sie diese gezielt entwickeln können“ der Kampagne „kommmitmensch“ der gesetzlichen Unfallversicherung.1

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INHALTSVERZEICHNIS

EINFÜHRUNG

Die BGHM unterstützt Sie und Ihre Azubis

Die Arbeit mit dem Unterweisungskonzept

Das Thema „Fehler und Fehlerkultur“

Medienübersicht „Jugend will sich-er-leben“ 2018/19

Vier Filmepisoden mit „Anna und Tim“ plus fünf Animationsfilme

UNTERWEISUNGSEINHEITEN

Unterweisungsmodule

WISSEN

Hintergrundwissen

ARBEITSSBLÄTTER

Arbeitsblatt 1 „Fehler und Fehlerkultur“

Arbeitsblatt 2 „Fehler-Reflexion“

Arbeitsblatt 3 „Pascals Fehlergefühle“

Quellen/Fotonachweise/Impressum

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TIPP

Das Unterweisungskonzept und alle Lehrmaterialien finden Sie auch unter www.bghm.de, Webcode: 2440 oder www.jwsl.de.

Fehler-ReflexionSeite 10

Kampagne „kommmitmensch“ Seite 11

Das misslungene Gespräch Seite 11

Umgang mit FehlernSeite 13/14

THEMENBEISPIELE

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DIE BGHM UNTERSTÜTZT SIE UND IHRE AZUBIS

Aller Anfang ist schwer! Diese Erfahrung macht wohl jeder Mensch im Laufe seines (Berufs-) Le-bens und leider belegt es auch die Unfallstatistik: Junge Beschäftige und damit auch Auszubilden-de sind am Arbeitsplatz einem vielfach höheren Risiko ausgesetzt, einen Unfall zu erleiden oder frühzeitig arbeitsbedingt zu erkranken als ihre älteren Kolleginnen und Kollegen.

Wer in eine neue Umgebung eintritt, setzt sich einer erhöhten Gefährdung aus. Berufseinstei-ger und -einsteigerinnen verfügen (noch) nicht über die Kenntnisse, sich hier sicher zu bewegen. Dies gilt insbesondere für Auszubildende, denn Sie müssen viele neue Eindrücke verarbeiten und sich in ihrer neuen Arbeitswelt zurechtfinden. Ein neues Leben hat begonnen und das will erlernt werden. Damit Ihre Auszubildenden sicher und gesund arbeiten, unterstützt die Berufs-genossenschaft Holz und Metall (BGHM) Sie mit vielfachen Angeboten - so auch mit diesem Un-terweisungskonzept.

Die BGHM an Ihrer Seite

Die gesetzliche Unfallversicherung ist Teil des deutschen Sozialversicherungssystems.Ihre Träger sind die 24 Unfallkassen sowie neun gewerbliche Berufsgenossenschaften. Diese decken den gesamten Wirtschaftsbereich innerhalb Deutschlands ab. Die Berufsgenossenschaften sind in Branchengruppen unterteilt, weil es in jedem Gewerbezweig spezifische Anforderungen an den Arbeitsschutz gibt.

Alle Beschäftigten in Holz- und Metallbetrieben sind bei der BGHM gesetzlich unfallversichert. Die BGHM unterstützt Unternehmer dabei, ihre Belegschaft vor Arbeitsunfällen, arbeitsbeding-ten Gesundheitsgefahren und Berufskrankheiten zu schützen. Sollte dennoch etwas passiert sein, steuert die BGHM nach einem Arbeits- oder Wegeunfall sowie bei einer Berufskrankheit mit allen geeigneten Mitteln die Heilbehandlung, den beruflichen Wiedereinstieg sowie die Teil-habe am Leben in der Gesellschaft. Die BGHM sorgt für eine zeitnahe und erfolgreiche Rehabi-litation sowie für eine angemessene Entschädigung ihrer Versicherten, dazu zählen natürlich auch die Auszubildenden.

Informationen speziell für Auszubildende finden Sie unter www.bghm.de/azubis

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EINFÜHRUNG

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Für Sie als Ausbilderin und Ausbilder

Dieses Unterweisungskonzept ist geschrieben für Sie als Ausbilder oder Ausbilderin – zur Unter-weisungsarbeit mit Ihren Auszubildenden. Das Unterweisungskonzept ist Bestandteil von „Jugend will sich-er-leben“ (JWSL), einem Programm für Auszubildende in Sachen Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit.

Für die Berufsanfängerinnen und Berufsanfänger ist JWSL die Gelegenheit, sich zu Beginn ihres Berufslebens mit den Risiken der Arbeitswelt vertraut zu machen. Gleichzeitig sollen sie zu sicher-heits- und gesundheitsbewusstem Verhalten motiviert werden. Denn Europäischen Statistiken zufolge liegt die Quote der Arbeitsunfälle bei Beschäftigten zwischen 18 und 24 Jahren deutlich höher als in allen anderen Altersgruppen.

Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV), der Spitzenverband der Berufsgenossen-schaften und Unfallkassen, hat JWSL bereits 1972 ins Leben gerufen. Heute ist es das größte branchenübergreifende Präventionsprogramm in Deutschland und erreicht jährlich bis zu 800.000 junge Beschäftigte.

Ausbilderinnen und Ausbilder sowie Schulen bekommen zu jährlich wechselnden, branchen- und berufsübergreifenden Themen Materialien zur Verfügung gestellt. Es handelt sich um eine sich ergänzende Kombination von kurzen Film, Arbeits- und Infoblättern sowie konkreten Vorschlägen zum Einsatz im Betrieb und im Unterricht. Das Ihnen hier vorliegende Unterweisungskonzept bietet Ihnen allgemeine Informationen zum diesjährigen Thema „Fehler und Fehlerkultur“ sowie konkrete Unterweisungsmodule – für Sie zur Anleitung und Durchführung in Ihrem Unternehmen.

DIE ARBEIT MIT DEM UNTERWEISUNGSKONZEPT

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EINFÜHRUNG

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Modul 7: FehlersprücheModul 8: Filme mit „Anna und Tim“Modul 9: Gefühle und KommunikationModul 10: Was beeinflusst Pascal? Modul 11: Konkrete Kommunikation im Umgang mit Fehlern

Modul 1: FehlersammlungModul 2: Fehler und Umgang mit FehlernModul 3: Fehler-ReflexionModul 4: Kampagne „kommmitmensch“Modul 5: kommmitmensch-DialogkartenModul 6: Das misslungene Gespräch

Hintergrundwissen

Neben einer Medienübersicht und kurzen Einblicken in die verschiedenen Filme finden Sie auf den folgenden Seiten Hintergrundwissen zum Thema „Fehler und Umgang mit Fehlern“. In einer Übersicht mit Anregungen, wie Sie als Ausbilder oder Ausbilderin mit Auszubildenden eine vertrauensvolle und verantwortungsbewusste Fehlerkultur gestalten und umsetzen, können Sie sich auf Seite 14 informieren. Fehler und Fehlerkultur ist darüber hinaus ein sehr erfahrungsba-siertes und emotionales sowie kommunikatives Themengebiet – Fakten dazu sind auf der Seite 15 für Sie zusammengestellt.

Unterweisungsmodule

Der Unterweisungsteil dieses Konzeptes gliedert sich in verschiedene Module. Die Module bauen meist nicht aufeinander auf und können einzeln und in unterschiedlicher Reihenfolge durchgeführt werden. Eine Zeitangabe, wie viele Minuten Sie jeweils einplanen sollten, ist Bestandteil jedes Mo-duls. Daran können Sie sich orientieren. Für einzelne Aufgaben gibt es zudem Arbeitsblätter auf

den Seiten 16, 17 und 18. Folgende Unterweisungsmodule stehen Ihnen zur Verfügung:

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EINFÜHRUNG

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Modul 7: FehlersprücheModul 8: Filme mit „Anna und Tim“Modul 9: Gefühle und KommunikationModul 10: Was beeinflusst Pascal? Modul 11: Konkrete Kommunikation im Umgang mit Fehlern

DAS THEMA: FEHLER UND FEHLERKULTUR

Fehler und Fehlerkultur

Die Zeit der Ausbildung ist eine Zeit, in der die Jugendlichen ihren Beruf erlernen. Und Lernen bedeutet, Fehler zu machen. Fehler gehören zum Lernen dazu. Mehr als jemals zuvor ist diese Haltung Teil der pädagogischen und berufspraktischen Prozesse und Bereiche.

Zurzeit vollzieht sich ein umfassender Wandel: Fehler waren traditionell negative und zu vermei-dende Vorfälle. Der Druck, Fehler zu vermeiden, war hoch. Fehler standen außerhalb des funktio-nierenden Systems. Aktuell halten überall Formulierungen wie „Einführung einer positiven Fehler-kultur“ Einzug.

Dass das Wort „Fehler“ aus den gleichen Buchstaben besteht wie das Wort „Helfer“, ist ein Zufall mit Aussage: Fehler sind Chancen für Lernende, sie gehören zum Lernen dazu, ja sie sind geradezu Voraussetzung, um überhaupt lernen zu können. Diesen Prozess des Umdenkens begleitet das Präventionsprogramm Jugend will sich-er-leben im Berufsschuljahr 2018/19. Das Motto lautet daher im assoziativen Sinn „RICHTIG FALSCH MACHEN“ und im konkreten „FEHLER HELFEN LERNEN“.

Denn der Umgang mit Fehlern, die Einführung einer positiven Fehlerkultur, ist oft keine technische Aufgabe, sondern eine emotionale und kommunikative. Hier liegen die Herausforderungen. Wie geht man mit Fehlern richtig um? Wie spricht man über Fehler? Welche Rolle spielen Gefühle wie Scham, Schuld und Angst, die Einstellung der anderen? Das diesjährige JWSL-Thema setzt an genau diesen wichtigen Aspekten an und gibt Ihnen mit diesem Unterweisungskonzept Unter-weisungsmodule zur Hand, um diesen großen, gerade stattfindenden Veränderungsprozess mit vollziehen und begleiten zu können.

JWSL und „kommmitmensch”

„Fehlerkultur“ ist neben dem Thema des aktuellen Präventionsjahres auch eines der sechs Handlungsfelder der neuen Kampagne der gesetzlichen Unfallversicherung „kommmitmensch – Sicher. Gesund. Miteinander.“ JWSL und „kommmitmensch“ sind daher an vielen Stellen mit-einander verknüpft, sodass Sie sich mit vorerst einem Detail der Kampagne intensiver beschäf-tigen können (siehe Seite 11).

www.kommmitmensch.de

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EINFÜHRUNG

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EINFÜHRUNG

MEDIENÜBERSICHT „JUGEND WILL SICH-ER-LEBEN“

2018/19

� Ausbildung UnterweisungskonzeptDas Unterweisungskonzept ist eine 20-seitige Handreichung für Ausbilderin und Ausbilder. Darin enthalten sind elf Unterweisungsmodule und Informationen zum Thema „Fehler und Fehlerkultur“. Auf der DVD finden Sie eine PDF-Version.

� Emotion EpisodenfilmDer Episodenfilm gliedert sich in vier Episoden. Jede Episode ist drei bis vier Minuten lang. Der Film ist konzipiert als Einstieg, als unterhaltsamer Zugang zum jeweiligen Thema der verschiedenen Themen im Kontext von „Fehler und Fehlerkultur“ (siehe gegenüberliegende Seite).

� Information AnimationsfilmDie Animationsfilme sind konzipiert als Visualisierungen wichtiger Themenaspekte im Zusammen-hang mit dem Thema „Fehler und Fehlerkultur“. Besonders die junge Zielgruppe kennt Videos als Quelle. Die Animationsfilme sind im modernen Motion Design und ergänzen die einzelnen Themen der Unterweisungseinheiten.

� Online Homepage/Social MediaJWSL postet regelmäßig auf dem eigenen Facebook-Account facebook.com/jwsl.de und dem Instagram-Account instagram.com/jwsl_de. Auf der Homepage www.jwsl.de finden Sie alle Informationen, Medien und Unterlagen zum Ansehen und Download – dieses Jahres und archiviert auch die der vergangenen Jahre.

Sicherheitspreis der BGHM

Auszubildende aus BGHM-Mitgliedsunternehmen können jederzeit am Sicherheitspreis der BGHM teilnehmen und tolle Preise gewinnen. Jede Idee – egal ob klein oder groß – ist willkommen! Weitere Informationen finden Sie unter www.sicherheitspreis.bghm.de.

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In vier Filmepisoden erfahren Anna und Tim: Mit Fehlern offen und verantwortungsbewusst umzu-gehen, ist eine Aufgabe, die man lernen muss.

EPISODE 1 ANSICHTSSACHE

STORY: Nach ihren Praxiswochen treffen sich Anna und Tim zum Quatschen. Beiden sind Fehler passiert – doch sie haben verschiedene Erfahrungen gemacht.

VIER FILMEPISODEN MIT „ANNA UND TIM“

PLUS FÜNF ANIMATIONSFILME

Fünf Filmclips im Motion Design zeigen verschiede-ne Facetten des Themas „Fehler und Fehlerkultur“. Von Google über Gespräche bis Schuldgefühle.

EPISODE 2 ÄRGER MIT ASTRID

STORY: Anna hat Mist gebaut. Ihre Chefin Astrid macht siedafür allein verantwortlich. Doch nach und nach kommen wichtige Zusammenhänge ans Licht ...

EPISODE 3 MORGEN IST ES ZU SPÄT!

STORY: Tim hat einen Fehler gemacht. Am liebsten will er ihn verschweigen. Doch durch Annas Verständnis und Nachfragen ändert Tim seine Absicht.

EPISODE 4 VOLL DANEBEN

STORY: Anna und Tim geraten in Streit. Sie fetzen sich auf destruktive Weise und geben sich gegenseitig die Schuld. Ratlos halten sie schließlich inne.

EPISODE 1 BERÜHMTE FEHLER

STORY: Ob Laugengebäck, Gummi oder der Name „Google“: Viele Erfindungen und weitreichende Ideen sind aus einem Fehler hervorgegangen.

EPISODE 2 UMGANG MIT FEHLERN

STORY: Lara und Paul machen einen Fehler. Und danach gleich mehrere im Umgang mit diesem Fehler: Was man nach einem Fehler alles nicht tun sollte.

EPISODE 3 FEHLERGEFÜHLE

STORY: Gefühle verstellen oft den Weg, Verantwortung für einen Fehler zu übernehmen. Das merkt auch Lara. Ihr ist ein Tablett-PC heruntergefallen ...

EPISODE 4 GUTES GESPRÄCH/SCHLECHTES GESPRÄCH

STORY: Paul ist sauer, denn Lara kommt zu spät. Beide geraten in ein Gespräch, wie man es nicht führen sollte, will man miteinander etwas klären.

EPISODE 5 JEDER WIRD GEBRAUCHT

STORY: Wie geht man als Azubi mit Fehlern verantwortungs-bewusst und vertrauensvoll um? Lara und Paul sprechen über „positive Fehlerkultur“.

Die vier Filmepisoden mit Anna und Tim gibt es auch als Gesamtclip unter www.jwsl.de.

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EINFÜHRUNG

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Unterweisungsmodule

MODUL 1 20 MIN

Fehlersammlung

Die Übung eignet sich als Einstieg, um eine Vertrauensbasis zu schaffen, offen über Fehler sprechen zu können: Sammeln Sie typische Fehler in ihrem Ausbildungsbetrieb und im Beruf der Auszubildenden. Motivieren Sie Ihre Auszubildenden, Fehler offen anzusprechen und darüber zu reden. Sprechen Sie auch über eigene Fehlererfahrungen. So schaffen Sie als Ausbilder oder Ausbilderin eine Basis des Vertrauens.

MODUL 2 25 MIN

Fehler und Umgang mit Fehlern

Eine weitere Annäherung ist dieses Einstiegsmodul: die Defini-tionen zu den beiden Begriffen „Fehler“ und „Fehlerkultur“ im Bereich „Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit“.

AUFGABE Besprechen Sie mit den Auszubildenden einen klas-sischen Fehler in Ihrem Beruf, beziehungsweise in dem Ausbil-dungsbetrieb, in dem Sie arbeiten. Geben Sie den Auszubilden-den das Arbeitsblatt 1 „Fehler und Fehlerkultur“, Seite 16, und werten den Fehler nach den inhaltlichen Kriterien der beiden Definitionen „Fehler“ und „Fehlerkultur“ aus. Empfehlung: Blei-ben Sie nah an der Wirklichkeit der konkreten Arbeitswelt der Auszubildenden. (Für eine weiterführende Auseinandersetzung empfiehlt sich die Bearbeitung des Arbeitsblattes 2 „Fehler-Reflexion“, Seite 17, im folgenden Modul 3).

MODUL 3 60 MIN

Fehler-Reflexion

Inhalt dieser Fehler-Reflexion ist eine detaillierte Auseinander-setzung mit einem konkreten Fehler Ihrer Auszubildenden. Es geht darum, für einen Fehler Verantwortung zu übernehmen. Dieser Fehler und mögliche andere könnten künftig vermieden werden. Die Fehler-Reflexion wird folgende Schritte beinhalten:

� Fehler erkennen� Fehler benennen � Fehler kommunizieren � Fehler analysieren

GRUNDLAGE FÜR DIE FEHLER-REFLEXION Es gibt immer einen, der den Fehler gemacht hat und dafür Verantwortung überneh-men muss. Jedoch ist ein Fehler immer auch Teil eines Systems.

AUFGABE Bitten Sie jeden Auszubildenden, einen konkreten Fehler während seiner Ausbildungszeit im Ausbildungsbetrieb zu benennen und kurz zu erläutern. Danach: Geben Sie an alle das Arbeitsblatt 2 „Fehler-Reflexion“, Seite 17, aus. Lassen Sie die Auszubildenden Fragen der Fehler-Reflexion beantworten und werten Sie anschließend gemeinsam die Antworten aus.

LEITSATZ 1 Ein Fehler ist kein Einzelereignis. Ein Fehler ist im-mer eingebettet in ein System von Ereignissen.

LEITSATZ 2 Verantwortung und Vertrauen sind das Fundament, auf dem eine offene Fehlerkultur gebaut werden kann.

LEITSATZ 3 Eine positive Fehlerkultur muss getragen werden vom Unternehmen UND von jedem einzelnen Mitarbeiter.

� Fehler verstehen � Maßnahmen ergreifen� Fehler vermeiden

Hier finden Sie elf Unterweisungsmodule zu den verschiedenen Aspekten des Themas „Fehler und Fehlerkultur“.Sie können innerhalb der Module auch nur Teilaufgaben lösen und damit die Durchführungszeit variieren und reduzieren.

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UNTERWEISUNGSEINHEIT

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MODUL 4 25 MIN

Kampagne „kommmitmensch“

„kommmitmensch – Sicher. Gesund. Miteinander.“ ist die bun-desweite Präventionskampagne von Berufsgenossenschaften, Unfallkassen und ihrem Spitzenverband Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung. Die BGHM begleitet diese unter dem Slogan „eins ist sicher”. Die Kampagne ist auf mehrere Jahre angelegt und setzt bei den Themen zu Sicherheit und Gesundheit amArbeitsplatz ganzheitlich an. Ihr Ziel ist es, einen Kultur- und Wertewandel in den Betrieben und öffentlichen Einrichtungenanzuregen und dabei Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit fest als Werte zu verankern. Um das Thema der Kampagnein den Betrieben möglichst konkret umsetzen zu können, wur-den sechs Handlungsfelder ausgewählt:

1. FÜHRUNG: Unserer Führung sind Sicherheit und Gesundheit wichtig und sie verteidigt Zeit und Ressourcen dafür. 2. KOMMUNIKATION: Wir halten uns gegenseitig gut informiert und reden auf Augenhöhe miteinander. 3. BETEILIGUNG: Wir nutzen das Wissen und die Ideen aller, um immer besser zu werden.4. FEHLERKULTUR: Wir lernen gemeinsam von Fehlern, Beinahe-Unfällen sowie Unfällen und arbeitsbedingten Erkrankungen.5. BETRIEBSKLIMA: Wir gehen respekt- und vertrauensvoll miteinander um und kommen gerne zur Arbeit.6. SICHERHEIT UND GESUNDHEIT: Wir haben Sicherheit und Gesundheit immer im Blick.

KERNBOTSCHAFT „Sicherheit und Gesundheit sind Werte für alle Menschen, jede Organisation und die Gesellschaft. Sie sollen Gegenstand allen Handelns werden. Präventives Handeln ist lohnend und sinnstiftend.“1

AUFGABE Besprechen Sie mit den Auszubildenden, wie das Handlungsfeld „Fehlerkultur“ mit den übrigen fünf Handlungs-feldern zusammenhängt. Nutzen Sie bei Bedarf die Informati-onsangebote der BGHM auf der Homepagewww.einsistsicher.kommmitmensch.de. www.kommmitmensch.de

MODUL 5 30 MIN

kommmitmensch-Dialogkarten

Auf www.jwsl.de finden Sie die sogenannten kommmitmensch-Dialoge zum Ausdrucken. Diese Karten regen zu unverkrampften Gesprächen in lockerer Arbeitsatmosphäre an, zeigen Stärken sowie Schwächen auf und ermuntern dazu, Verbesserungsmög-lichkeiten zu äußern. Besprechen Sie mit den Auszubildenden die aktuelle Situation im Umgang mit Fehlern in ihrem Ausbil-dungsbetrieb. Verwenden Sie dafür auch die Informationen auf der Website www.einsistsicher.kommmitmensch.de zum Thema Handlungsfeld „Fehlerkultur“.

Wenn etwas nicht richtig läuft, werden

entweder (1) die Mitarbeiter geschult oder

(2) das formale Vorgehen angepasst. Wenn

sich Beinahe- Unfälle häufen, werden nur

grobe Mängel beseitigt.

Nach Ereignissen oder Fehlern ist die erste

Frage: “Wer war es?”. Ist der Schuldige gefunden, drohen Verwarnungen oder

Bestrafungen. In Beinahe- Unfälle wird kein

Lernpotenzial gesehen – es ist ja nichts passiert...

Ereignisse oder Fehler werden herunter-

gespielt oder sogar vertuscht. Wenn etwas

gerade noch einmal gut gegangen ist,

klopft man sich auf die Schulter: „Wie gut

wir doch im Feuerlöschen sind...“

MODUL 6 25 MIN

Das misslungene Gespräch

Bilden Sie aus den Auszubildenden Zweierteams: Der eine/die eine im Team erzählt, was er/sie an einem der vergangenen Wochenenden gemacht hat. Etwas, dass ihm oder ihr wichtig ist.

VARIANTE 1 Der/Die andere hört zu und sagt dabei „Ah“ oder „Aha“ oder andere Interjektionen, die sein/ihr Zuhören bezeu-gen. Jedoch sagt er/sie diese an unpassenden Stellen. Zum Beispiel mitten im Erzählen des/der anderen.

VARIANTE 2 Während ein Teammitglied erzählt, schaut der/die andere immer mal wieder woanders hin. Mal kürzer mal länger.

VARIANTE 3 Während ein Teammitglied erzählt, fällt der/die an-dere ins Wort und erzählt etwas, was ihr/ihm dazu einfällt oder etwas ganz anderes.

AUSWERTUNG Werten Sie anschließend mit den Auszubilden-den gemeinsam aus: Wie wirkt eine solche Kommunikation auf den Erzählenden? Warum sind Präsentsein, Zuhören und Blick-kontakt wichtig für ein Gespräch? Siehe auch Hintergrundwissen Seite 14/15.

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UNTERWEISUNGSEINHEIT

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MODUL 7 30 MIN

Fehlersprüche

Nehmen Sie aus den folgenden Aussagen ein, zwei oder alle als Grundlage für ein Gespräch über Fehler und den Umgang mit Fehlern. Nehmen Sie die Definitionen von Fehler und Fehlerkul-tur zu Hilfe (Arbeitsblatt 1 „Fehler und Fehlerkultur“, Seite 16):

1. „Man sollte mich nicht unterschätzen: Ich kann denselben Fehler auch ein drittes Mal machen, wenn ich ihn für richtig halte.“ 2. „Wer macht, macht Fehler.“ 3. „Du kannst nicht zweimal den gleichen Fehler machen. Beim zweiten Mal ist es Deine Entscheidung.“.

MODUL 8 30 BIS 45 MIN

Filme mit „Anna und Tim“

Schauen Sie gemeinsam mit den Auszubildenden die Filmepi-soden 3 und 4. Besprechen Sie anhand der Filme die beiden folgenden Fragen: Welche Bedeutung haben Gefühle für den Umgang mit Fehlern? Welche Bedeutung hat Kommunikation für den Umgang mit Fehlern?

MODUL 9

Gefühle und Kommunikation

Miteinander über Fehler sprechen könnte man als „externe Kom-munikation“ bezeichnen. Den eigenen Umgang mit Gefühlen als „interne Kommunikation“. Besprechen Sie mit den Auszu-bildenden diese Aussagen. Warum ist gerade der Umgang mit Gefühlen auch eine Art Kommunikation mit sich selbst? Lassen Sie die Auszubildenden innere Dialoge entwerfen, und zwar an-hand konkreter Fehlersituationen, die diesen Aspekt der inneren Kommunikation verdeutlichen. Folgen Sie zum Beispiel diesem Schema:

� Welcher Fehler?� Was sind mögliche Folgen?� Welche Gefühle melden sich (als innere Stimme)? � Sind diese Gefühle eher unangenehm oder angenehm? � Was sind die Aussagen dieser Gefühle, wenn sie sprechen könnten und etwas wollen könnten?� Was könnten die eigene Antworten sein auf diese Stimmen?� Wie sähe die ideale Verantwortungsübernahme aus? � Was passiert bei der idealen Verantwortungsübernahme mit den Gefühlen?

30 BIS 45 MIN

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UNTERWEISUNGSEINHEIT

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MODUL 10 20 BIS 60 MIN

Was beeinflusst Pascal?

Lesen Sie mit den Auszubildenden die Geschichte von Pascal auf dem Arbeitsblatt 3 „Was beeinflusst Pascal?“, Seite 18. In der Geschichte von Pascal sind mehrere Stellen markiert. An diesen Stellen findet ein innerer Monolog beziehungsweise Dialog in Pascal statt. Gefühle und Gedanken ringen miteinan-der. Es geht darum, dass Pascal sich in einem inneren Konflikt von Gefühlen, Bedürfnissen und Wünschen befindet, sodass er nach außen seine Verantwortung nicht wahrnimmt: nämlich den Fehler gleich zu melden.

VARIANTE 1 Sprechen Sie mit den Auszubildenden über diese Stellen und die Gefühle, die hier eine Rolle spielen.

VARIANTE 2 Geben Sie den Auszubildenden die Definitionen von „Fehler im Bereich Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit“ und „Umgang mit Fehlern im Bereich Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit“ (Arbeitsblatt 1 „Fehler und Fehlerkultur“, Seite 16). Besprechen Sie mit den Auszubildenden, was die Definitio-nen mit der Geschichte von Pascal zu tun haben.

VARIANTE 3 Schreiben Sie mit den Auszubildenden eine eigene Geschichte, ähnlich der von Pascal auf Arbeitsblatt 3 „Was beeinflusst Pascal?“, Seite 18. Wo gibt es in Ihrem Ausbildungs-betrieb potentielle Fehlerquellen, aus denen sich eine solche Geschichte schreiben ließe, beziehungsweise welche Situatio-nen könnten dort entstehen?

MODUL 11 20 BIS 45 MIN

Konkrete Kommunikation im Umgang mit Fehlern

Die BGHM macht folgende Vorschläge für einen offenen und lernbereiten Umgang mit Fehlern2:

Sprechen Sie Fehler offen anSprechen Sie offen an, wenn etwas schiefgegangen ist. Nur so können Sie gemeinsam davon lernen – bevor etwas noch Gra-vierenderes geschieht oder andere den Fehler wiederholen.

Fordern Sie einen geschützten Raum, um über Fehler oder Ereignisse zu sprechenOffenheit erfordert das notwendige Vertrauen, dass diese nicht gegen einen gewendet wird. Fragen Sie deshalb auch, was mit den Erkenntnissen geschieht.

Informieren Sie sich, was nach Ereignissen und Fehlern geschiehtEs gibt Sicherheit, wenn Sie wissen, was nach einem Fehler ge-schieht und was ihre Rechte und Pflichten sind. Fragen Sie Ihre Führungskraft danach oder melden Sie zurück, wo Sie Befürch-tungen haben oder unsicher sind.

Geben Sie offen Auskunft, was geschehen istWenn Sie an einem Ereignis beteiligt waren, sind Sie ein Experte der Situation – niemand anderer hat so gut wie Sie erlebt, wie es dazu gekommen ist. Geben Sie deshalb offen Auskunft: Was haben Sie erlebt? Wie haben Sie es sich erklärt?

Schieben Sie die Verantwortung nicht auf andereEs sollte zunächst vor allem darum gehen, gemeinsam zu verste-hen, was geschehen ist.

Geben Sie offen FeedbackMelden Sie anderen zurück, wenn andere aus Ihrer Sicht einen Fehler machen oder etwas unbemerkt geblieben ist. Vermeiden Sie eine „Das geht mich nichts an“-Einstellung und teilen Sie Ihre Gedanken konstruktiv mit.

VARIANTE 1 Besprechen Sie mit den Auszubildenden die Vor-schläge, was Sie tun können, um einen offenen und lernbereiten Umgang mit Fehlern zu fördern. Gehen Sie dabei auf die konkre-te Situation in Ihrem Unternehmen und dem Ausbildungsbetrieb der Auszubildenden ein.

VARIANTE 2: Konstruieren Sie mit den Auszubildenden eine Szene oder eine Situation, in der ein Fehler stattgefunden hat und der in einem Gespräch ausgewertet wird. Nehmen Sie die Gesprächsvorschläge aus dem vorangegangenen Modul zur Grundlage.

UNTERWEISUNGSEINHEIT

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HINTERGRUNDWISSEN

WISSEN

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Die vier Botschaften der menschlichen Kommunikation

In jeder Kommunikation zwischen Menschen gibt es einen Empfänger und einen Sender. Jede Äußerung zwischen diesem Sender und Empfänger enthält vier Botschaften. 2

SACHBOTSCHAFTWorüber informiert der Sender? Worum geht’s, was ist die eigentliche Information?

BEZIEHUNGSBOTSCHAFTWie empfinde ich die Beziehung zum Gegenüber (zum Beispiel als Kollege oder Mitarbeiter/Führungskraft)?

SELBSTBOTSCHAFTWas teile ich meinem Gegenüber über mich mit? (zum Beispiel: Wie geht es mir? Wie stehe ich zum Gesagten? usw.)

APPELLBOTSCHAFTWas möchte ich bei meinem Gegenüber erreichen? (zum Beispiel: Hilf mir! oder Tu dies nicht!)

Positiv wirkende Kommunikationsmittel

� Ich-Botschaften formulieren � Präsenz vermitteln � zuhören können � ausreden lassen � klar und offen formulieren� zwischen Sachebene und Gefühlsebene unterscheiden � Blickkontakt halten� ernst nehmen� nicht unter Druck setzen� nicht mit Beziehungsabbruch drohen� Fragen stellen� Unklarheiten ansprechen

Ambivalenz und Paradox

Das Thema „positive Fehlerkultur“ ist ambivalent. Denn Fehlerkultur heißt einmal, den positiven Wert von Fehlern zu vermitteln und Fehler als Notwendigkeit für einen Lernprozess zu betrachten. Jedoch ist dies nicht gleichzusetzen mit der Aufforderung, absichtlich Fehler zu machen. Denn das Ziel einer Fehlerkultur ist, Fehler zu vermeiden. Das „Fehler zulassen, um Fehler zu vermeiden“ ist daher scheinbar ein Paradox. Dieses nicht aufzulösen, sondern es den Berufsschüle-rinnen und Berufsschülern zu vermitteln und es mit ihnen auszuloten und seine Bedeutung zu beleuchten, kann eine Teilaufgabe des JWSL-Präventionsjahres sein. Denn die aus Fehlern resultierende „Fehler-Reflexion“ birgt großes Lernpotential einer Fehlerkultur.

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WISSEN

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Hier finden Sie einige Anregungen, wie Fehler-kultur für Auszubildende gestaltet und gelebt werden kann.2

Sprechen Sie selbst über eigene Fehler und was Sie daraus gelernt haben. Seien Sie Vorbild und sprechen Sie über Fehler, an denen sie selbst beteiligt waren. Diskutieren Sie diese mit Ihren Azubis: Wo gibt es bei Ihnen ähnliche Fälle? Was können wir gemeinsam daraus lernen?

Erarbeiten Sie einen nachvollziehbaren und ver-lässlichen Prozess, was nach einem Fehler ge-schehen soll. Vertrauen und ein offener Umgang mit Fehlern entsteht, wenn für Beschäftigte klar ist, was nach einem Fehler passiert: Mit wem muss ich sprechen? Wer unterstützt mich? Wie werden Ereignisse und Fehler untersucht? Sie können zum Beispiel im Leitungsteam Leitlinien für den Umgang mit Fehlern entwickeln, die Sie dann an die Auszubildenden kommunizieren.

Investieren Sie in den gezielten Aufbau von Kompetenzen für das Lernen von Fehlern. Setzen Sie zum Beispiel Standards, wie Sie von Fehlern lernen wollen und welche Methoden Sie dafür nutzen möchten. Lernen Sie selbst das Lernen von Fehlern. Setzen Sie sich selbst mit Fragetechniken auseinander, um Ihren Auszu-bildenden zu zeigen, dass Sie an den tieferlie-genden Zusammenhängen eines Ereignisses interessiert sind.

Diskutieren Sie über Konsequenzen im Kolle-genkreis. Entscheidungen über Konsequenzen sind selten einfach und es ist oft nicht möglich, eine gerechte Lösung zu finden. Um schwierige Entscheidungen für Auszubildende trotzdem nachvollziehbar zu machen, sollten sie solche Entscheidungen gemeinsam im Leitungsteam besprechen und Unsicherheiten dabei offen diskutieren. So entwickelt sich eine gemeinsame, berechenbare Entscheidungspraxis.

Lenken Sie die Aufmerksamkeit auch auf kleine Fehler, Ereignisse und Beinahe-Unfälle. Von schweren Ereignissen, Fehlern oder Unfällen kann man nicht mehr lernen als von weniger schweren. Als Leitungsteam sollten Sie deshalb nicht nur Interesse an schweren Ereignissen zei-gen. Fragen Sie Ihre Auzubildenden nach kleinen

Abweichungen und Fehlern, kritischen Situatio-nen, Unstimmigkeiten und Unklarheiten. Nehmen Sie auch an Ereignisuntersuchungen teil, in denen ein Beinahe-Unfall untersucht wird. Diskutieren Sie mit Ihren Auszubildenden, wie diese Ereignis-se entstehen, welche Risiken damit verbunden sind und wie diese vermieden werden können. So erhöhen Sie die Achtsamkeit bei Ihren Beschäftig-ten für kleinere Fehler, bevor größere überhaupt entstehen.

Schaffen Sie Raum und Zeit im Alltag, um über kleine Fehler und Ereignisse zu sprechen. Um es nicht erst zu einem schweren Ereignis kommen zu lassen, sollten Sie als Führungskraft Zeit im Alltag einbauen, um von kleinen Fehlern und Ereignissen proaktiv zu lernen. Sie können diese zum Beispiel in Form von kurzen Tages- oder Wochenrückblicken in Teambesprechungen einbauen.

Geben Sie regelmäßig Feedback. Feedback hilft Auszubildenden, sich zu orientieren. Sie erfah-ren, was von ihnen erwartet wird und wann sie die Erwartungen ggf. enttäuschen.

Erarbeiten Sie Lösungen gemeinsam. Nutzen Sie die Ideen Ihrer Auszubildenden, um Ver-besserungen zu erarbeiten und umzusetzen und verfolgen Sie diese. Motivationstipp: Für umgesetzte Maßnahmen, die den Arbeitsschutz verbessern, oder eine gelebte Präventionskultur verleiht die BGHM ihren Sicherheitspreis. Nähere Informationen finden Sie unter www.sicherheitspreis.bghm.de

Bewusstes Verhalten nach Vorfällen. Erkundi-gen Sie sich zuerst nach dem Auszubildenden und zeigen Sie Präsenz vor Ort. Versuchen Sie, die Situation zu verstehen, indem Sie mit den Beteiligten sprechen und diese wertschätzend dazu befragen. Vermeiden Sie schnelle Vermu-tungen über Ursachen oder Verantwortliche. Ver-suchen Sie, Ihren Auszubildenden ihren eigenen Ärger nicht zu zeigen („Wie sieht das in unseren Statistiken aus?“ „Was uns das wieder kostet“).

Werten Sie auch überraschende Erfolge kritisch aus. Was hat uns in der Zusammenarbeit ge-holfen, so gut zu arbeiten? Was war aber auch riskant dabei?

Fehlerkultur konkret umsetzen

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ARBEITSBLATT

Fehler und Fehlerkultur1

Fehler im Bereich Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit

Bei einem Fehler im Bereich „Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit“ weichen wir von Erwartungen ab, zum Beispiel von Regeln, Normen, Vorgaben und Absprachen. Fehler können zu Störungen und Krankheiten führen, zu Qualitätsmängeln sowie zu Unfällen und Beinahe-Unfällen. Fehler sind keine Einzeler-eignisse, sondern Teil eines Systems. Ein Fehler passiert ungewollt und ist ein Hinweis, dass wir etwas über Zusammen-hänge nicht wussten. Fehler sind eine Chance, Gefährdungs-risiken zu verringern, Leistungen zu verbessern und Entwick-lungsprozesse zu fördern.

Jeder stellt einen Fehler vor, den er oder sie selbst während seiner oder ihrer Arbeit im Ausbildungsbetrieb gemacht hat (realer Fehler) oder gemacht haben könnte (fiktiver Fehler). Besprecht nun diesen Fehler nach den inhaltlichen Kriterien der beiden Definitionen „Fehler“ und „Fehlerkultur“. Diese Kriterien sind:

� Von welcher Vorgabe wurde abgewichen, wodurch der Fehler entstanden ist?

� Wie wurde von der Vorgabe abgewichen?� Ist es die Arbeitshandlung oder das Arbeitsergebnis,

das abweicht?� Was war die Folge dieser Abweichung?� Welche Verantwortung trägt das Unternehmen für

den Umgang mit dem Fehler?

� In welchem Zusammenhang steht die Abweichung mit anderen Faktoren, zum Beispiel Kollegen, Zeit, Unternehmen, Bewertungen oder anderem?

� Welche Hinweise enthält die Abweichung bzw. was muss getan werden, damit dieser Fehler künftig vermieden werden kann?

� Welche Verantwortung trägt man selbst beim Umgang mit diesem Fehler?

Fehlerkultur im Bereich Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit

Fehlerkultur ist die Art und Weise, wie in Unternehmen und Betrieben mit Fehlern umgegangen wird. In einer positiven Fehler-kultur werden Fehler vertrauensvoll und verantwortungsbewusst behandelt. Denn werden Fehler oft angesprochen, lässt sich viel daraus lernen. Ziel ist es, aus kleinen Fehlern zu lernen, um folgenreiche zu vermeiden und die Fehleranzahl zu verringern.

Definitionen

Aufgabe

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ARBEITSBLATT

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„Fehler-Reflexion“2

Die 13 wichtigsten Details und Fragen zum Analysieren eines Fehlers

Beschreibe die damalige Situation und den Fehler!

Übernimmst/Übernahmst Du die Verantwortung für den Fehler? Wenn nicht, warum nicht?

Wer war an der Situation beteiligt?

Wer hat den Fehler bemerkt?

Welche negativen Auswirkungen hatte der Fehler auf Dich und andere?

Welche positiven Auswirkungen hatte der Fehler auf Dich und andere?

Welche anderen negativen Auswirkungen wären durch den Fehler noch wahrscheinlich gewesen?

Wie ist Deine ganz persönliche Sichtweise: Warum war Dein Handeln (auch wenn es zu einem Fehler führte) für Dich damals nachvollziehbar?

Wie ist die Sichtweise von anderen Beteiligten und Unbeteilig-ten? Was lässt sich daraus für die Fehlerursache ableiten?

Welche weiteren Bedingungen haben den Fehler begünstigt?

Wurde jemand über den Fehler unmittelbar informiert? Wenn nicht, warum nicht?

Wie könnte der Fehler künftig vermieden werden?

Wer könnte mit welcher Aufgabe beteiligt werden?

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Pascals Fehlergefühle3

Was beeinflusst Pascal?

Pascal hat heute einen miesen Tag. Dabei ist es gerade mal 8 Uhr. Pascal ist Azubi im dritten Lehrjahr als Industriemechaniker und ist heute erstens müde. Zweitens hat ihm seine Vorge-setzte, Frau Hermann, gestern gesagt, er arbeite sehr langsam. Vielleicht müssten sie darüber mal reden. Die drei Neuen aus dem ersten Lehrjahr standen direkt daneben und haben gefeixt.

Mit diesen Gedanken im Kopf kommt Pascal heute in seinen Ausbildungsbetrieb.

Er geht an seine Werkbank. Zuerst muss er bohren. Ohne das Bohren kommt er nicht weiter und wenn er heute nicht fertig wird mit dem Werkstück, gibt es sicher Ärger. Und wenn es Ärger gibt, kann Pascal abends schlecht einschlafen und ist tagsüber hundemüde. Wie heute. An solchen Tagen sagt sogar seine Freundin Ella, dass er abwesend sei und ob er lieber allein sein wolle und manchmal geht sie dann wirklich. Das nervt Pascal. Und manchmal hat er Angst, dass sie mal nicht wiederkommt.

Pascal geht in den Bohrraum. Unterwegs trifft er die drei Erstler von gestern. „Hopp, hopp, an die Arbeit, sonst wird geredet!“, provozieren sie und amüsieren sich über ihn.

Im Bohrraum muss Pascal warten. Es gibt wieder nur zwei funkti-onierende Bohrmaschinen, zwei sind kaputt. Als er endlich an der Maschine steht, zögert Pascal. Soll er das Werkstück einspannen oder nicht? Bei zehn Bohrungen ginge es ohne viel

schneller. Er schaut sich um: Er ist allein im Bohrraum. Er spannt es nicht ein, fängt an zu bohren. Er kommt schnell voran. Dann, bei der achten Bohrung löst sich das Werkstück aus seiner Hand, wird weggeschleudert, knallt gegen eine Wand und bleibt am Boden liegen. Putz bröckelt von der Wand. Pascal ist erschrocken. Er sieht: Der Bohrer ist leicht verbogen, aber die letzten Bohrungen kann er noch machen. Er schnappt sich sein Werkstück und geht schnell zurück an seine Werkbank. Niemand scheint etwas bemerkt zu haben.

Was für ein Patzer! Eigentlich müsste er Frau Hermann das melden. Allein wegen des verbogenen Bohrers. Er arbeitet weiter.

Nach einer Stunde hört er, wie Frau Hermann in der Halle herum-läuft und jeden Einzelnen fragt, warum im Bohrraum Putz auf dem Boden läge und ein Loch in der Wand sei. Auch Pascal fragt sie. Er zuckt mit den Schultern.

Pascal arbeitet weiter. Er grübelt. Es lässt ihm keine Ruhe, dass er nichts gesagt hat und auch noch den krummen Bohrer wieder in die Ablage gelegt hat. Was, wenn jemand damit arbeitet und was passiert? Was, wenn er jetzt erst zu Frau Hermann geht und ihr davon erzählt?

Plötzlich durchfährt es ihn. Und er weiß, was er tun wird.

ARBEITSBLATT ARBEITSBLATT

Gefühlesammlung (Auswahl)

Freude

Fröhlichkeit

Zorn

WutGlück

VerachtungErfolg

Geborgenheit

Eifersucht

Stolz

Mitleid

Begeisterung

Enttäuschung

Erwartung

LustSpaß

Hass

Sehnsucht

Einsamkeit

Angst

Schuld

Zufriedenheit

Neid

Faszination

Verzweiflung

Überraschung

Empörung

Entsetzen

Erleichterung

Hilflosigkeit

Misstrauen

Neugierde

Gier

Reue

Abscheu

Sorge

Ungeduld

Vertrauen

Selbstzweifel

Zuversicht

Skepsis

Hoffnung

Gewissensbisse

Abneigung

Staunen

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IMPRESSUM

Quellen:1 Hier und im Folgenden siehe https://www.kommmit- mensch.de/ueber-uns/die-kampagne/, 12.6.2018.2 Brigitte Cizek, Olaf Kapella, Maria Steck: Kommunikati-

onspsychologie – Grundlagen. Österreichisches Institut für Familienforschung, Wien, 2005, Seite 11f. https://www.schulz-von-thun.de/die-modelle/das-kommunikationsqua-drat, 22.3.2018.

3 Hier und im Folgenden siehe Oser, Fritz, Spychiger, Maria: Lernen ist schmerzhaft. Zur Theorie des Negativen Wissens und zur Praxis der Fehlerkultur. Weinheim und Basel 2005, S. 11ff.

Fotonachweise: Matthias Popp, Matthias Büchner, Shutterstock.com (SpeedKingz, Dusan Petkovic, Photographee.eu, Giulio_Fornasar, enterphoto, GaudiLab, ober-art)

HerausgeberArbeitskreis „Jugend will sich-er-leben“ bei denLandesverbänden der Deutschen GesetzlichenUnfallversicherung, Postfach 3780 55027 Mainzwww.dguv.dewww.jwsl.de

Redaktion und Grafikjungvornweg – Verlag für Kinder und JugendkommunikationLoschwitzer Straße 1301309 Dresden0351 65698400www.jungvornweg.de

Mainz, 2018

Die Inhalte dieses Unterweisungskonzeptes wurden mit größter Sorgfalt recherchiert und zusammengestellt. Für die Richtigkeit, Vollständigkeit und zwischenzeitliche Änderungen der Inhalte kann der Herausgeber jedoch keine Gewähr übernehmen.

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