Vereinigung Schweiz-Zimbabwe - afrikakomitee.ch 56.pdf · 2 ber 2008 von der ehemaligen...

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Inhalt Editorial 1 Was nun, Zimbabwe 1 Machtteilung und Menschenrechte in Afrika: Kenia und Zimbabwe 4 Jugend und Gesellschaft: Umbruch und Konflikt 6 Stimmungsbild aus Gweru: Industrie, Korruption 8 Ein Land oder zwei Länder? 9 Mein Zimbabwe-Trip im August 10 Zimbabwe: Augenschein nach 14 Jahren 11 HIV-Patients forced to pay or go without 12 Diamanten: Reichtum könnte Land verändern; violence, intimidation to seize control; diamond- whistleblower freed; Marange’s field of broken dreams; ban on Zim-diamonds; secret auction 13 Zivilgesellschaft: Woza and Moza commemorate intern. peace day; women and men released 19 Kampagne für Entschuldung und Entschädigung im südlichen Afrika KEESA 20 Jahresbeitrag, Impressum, Unsere Quellen 20 Editorial Wohin treibt Zimbabwe? Diese Frage stellen sich wohl alle FreundInnen Zimbabwes. Vor zwei Jahren startete die ge- meinsame Regierung der drei Parteien MDC, MDC-T und Zanu-PF, die sich bis dahin bekämpft hatten. Die gewalt- tätigen Auseinandersetzungen, die vor allem von Zanu-PF ausgegangen waren, konnten damit beendet werden. Trotz aller Mängel der gemeinsamen Regierung: Das Le- ben ist besser als vor zwei Jahren, dies geht aus allen Be- richten hervor. Die Angst vor der Gewalt ist weg, Schule, Spitäler und Verwaltung funktionieren wieder, wenn auch auf einem niederen Niveau. Mit dem US-Dollar als Wäh- rung ist auch die Finanzwirtschaft verlässlicher geworden. Allerdings sind nach wie vor viele Vereinbarungen der ge- meinsamen Regierung nicht umgesetzt worden und Poli- zei und Militär schikanieren und verprügeln immer wieder MDC-Anhänger oder friedliche Demonstranten. Mugabe ist nach wie vor unberechenbar und gebärdet sich als Alleinherrscher. Er zeigt sich zwar auch mit Tsvan- girai von der MDC in der Öffentlichkeit, aber seine einsei- tige Ankündigung von Wahlen im nächsten Jahr klingt für viele wie eine Drohung, dass wieder eine Zeit der Gewalt kommt. Die grossen Diamantenfelder, die in Marange gefunden wurden, machen Hoffnung, dass Zimbabwe einen Wirt- schaftsmotor gefunden hat wenn Mittel und Wege ge- funden werden, dass nicht das ganze von den Diamanten Was nun, Zimbabwe? Gute und schlechte Nachrichten aus Zimbabwe Ruth Weiss Zuerst die guten: Die Landreform, die seit 2000 etwa 4000 weiße Grossfarmen enteignete und ein Heer Land- arbeiter obdachlos machte, entwickelte eine Eigendyna- mik - trotz Chaos und Menschenrechtsverletzungen. Laut neuen Studien * erhielten über 160'000 Haushalte etwa 8 Mio Hektar Land 145’000 Kleinbauern, 16’500 kom- merzielle Grossbauern. Obwohl die Elite sich lukrative Far- men aneignete, profitierten auch Beamte wie Polizisten, Soldaten und andere, sowie Kleinbauern und Landlose. Neue Produktions- und Vermarktungsstrukturen passten sich an, auch wenn die radikalen Veränderungen weiter enorme Probleme verursachen: Noch sind über 1 Mio Menschen bis zur nächsten Ernte dem Hunger ausgesetzt. Einige Neusiedler fassten gut Fuß, andere kamen einiger- maßen zurecht, andere kommen gerade über die Runden, für andere bedeutet Land ein Zweiteinkommen. Export- produkte wie Tabak, Kaffee, Zucker nahmen ab, sind je- doch nicht total verschwunden. Die Grundnahrung Mais hat stark gelitten, dafür pflanzten Kleinbauern andere Ge- treidesorten, Erdnüsse und Bohnen an. In der Provinz Masvingo wurde in kleinen und mittelgroßen Betrieben unter anderem erfolgreich Baumwolle, Ölsaaten und Zu- ckerrohr erfolgreich angepflanzt und Viehzucht mit Rin- dern, Schafen und Ziegen betrieben. Neusiedler leiden vor allem unter Kapitalschwäche und unzulänglichen Produk- tionsmitteln. Dazu ist die gesetzliche Lage nicht geklärt. Die ehemaligen Grossfarmer werden das Land, ihre ho- hen Investitionen und Ausrüstung, nicht zurück erhalten, auch wenn das SADC-Tribunal zustimmt, dass sie gesetz- widrig enteignet wurden. Die Grossfarmer können nur noch hoffen, später wenigstens zum Teil entschädigt zu werden. Gleichzeitig vermehrten sich im letzten Monat Angriffe auf die wenigen übrig gebliebenen Ländereien weisser Farmer - was zu den schlechten Nachrichten gehört. An- scheinend wird die wacklige Koalition, die im Septem- Vereinigung Schweiz-Zimbabwe Swiss-Zimbabwean Friendship Association Rundbrief / Newsletter Nr. 56, November 2010 generierte Geld in den privaten Taschen der Politiker ver- schwindet. Norwegen beispielsweise macht mit den Öleinnahmen vor, wie es auch anders geht. Im letzten Rundbrief haben wir die Artikel über die Diamanten noch eingeleitet als eine richtige Räubergeschichte“. Die Fortsetzung folgt in dieser Nummer. In dieser Num- mer bringen wir erfreulicherweise auch viele interessante Artikel auf Deutsch. Gute Lektüre Gertrud Baud, Mitglied des Vorstandes

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Inhalt

Editorial 1Was nun, Zimbabwe 1

Machtteilung und Menschenrechte in Afrika:Kenia und Zimbabwe 4

Jugend und Gesellschaft: Umbruch und Konflikt 6

Stimmungsbild aus Gweru: Industrie, Korruption 8

Ein Land oder zwei Länder? 9

Mein Zimbabwe-Trip im August 10

Zimbabwe: Augenschein nach 14 Jahren 11

HIV-Patients forced to pay or go without 12

Diamanten: Reichtum könnte Land verändern;violence, intimidation to seize control; diamond-whistleblower freed; Marange’s field of brokendreams; ban on Zim-diamonds; secret auction 13

Zivilgesellschaft: Woza and Moza commemorateintern. peace day; women and men released 19Kampagne für Entschuldung und Entschädigungim südlichen Afrika KEESA 20

Jahresbeitrag, Impressum, Unsere Quellen 20

Editorial

Wohin treibt Zimbabwe? Diese Frage stellen sich wohl alleFreundInnen Zimbabwes. Vor zwei Jahren startete die ge-meinsame Regierung der drei Parteien MDC, MDC-T undZanu-PF, die sich bis dahin bekämpft hatten. Die gewalt-tätigen Auseinandersetzungen, die vor allem von Zanu-PFausgegangen waren, konnten damit beendet werden.

Trotz aller Mängel der gemeinsamen Regierung: Das Le-ben ist besser als vor zwei Jahren, dies geht aus allen Be-richten hervor. Die Angst vor der Gewalt ist weg, Schule,Spitäler und Verwaltung funktionieren wieder, wenn auchauf einem niederen Niveau. Mit dem US-Dollar als Wäh-rung ist auch die Finanzwirtschaft verlässlicher geworden.Allerdings sind nach wie vor viele Vereinbarungen der ge-meinsamen Regierung nicht umgesetzt worden und Poli-zei und Militär schikanieren und verprügeln immer wiederMDC-Anhänger oder friedliche Demonstranten.

Mugabe ist nach wie vor unberechenbar und gebärdetsich als Alleinherrscher. Er zeigt sich zwar auch mit Tsvan-girai von der MDC in der Öffentlichkeit, aber seine einsei-tige Ankündigung von Wahlen im nächsten Jahr klingt fürviele wie eine Drohung, dass wieder eine Zeit der Gewaltkommt.

Die grossen Diamantenfelder, die in Marange gefundenwurden, machen Hoffnung, dass Zimbabwe einen Wirt-schaftsmotor gefunden hat – wenn Mittel und Wege ge-funden werden, dass nicht das ganze von den Diamanten

Was nun, Zimbabwe?Gute und schlechte Nachrichten aus Zimbabwe

Ruth Weiss

Zuerst die guten: Die Landreform, die seit 2000 etwa4000 weiße Grossfarmen enteignete und ein Heer Land-arbeiter obdachlos machte, entwickelte eine Eigendyna-mik - trotz Chaos und Menschenrechtsverletzungen. Lautneuen Studien * erhielten über 160'000 Haushalte etwa8 Mio Hektar Land – 145’000 Kleinbauern, 16’500 kom-merzielle Grossbauern. Obwohl die Elite sich lukrative Far-men aneignete, profitierten auch Beamte wie Polizisten,Soldaten und andere, sowie Kleinbauern und Landlose.Neue Produktions- und Vermarktungsstrukturen passtensich an, auch wenn die radikalen Veränderungen weiterenorme Probleme verursachen: Noch sind über 1 MioMenschen bis zur nächsten Ernte dem Hunger ausgesetzt.

Einige Neusiedler fassten gut Fuß, andere kamen einiger-maßen zurecht, andere kommen gerade über die Runden,für andere bedeutet Land ein Zweiteinkommen. Export-produkte wie Tabak, Kaffee, Zucker nahmen ab, sind je-doch nicht total verschwunden. Die Grundnahrung Maishat stark gelitten, dafür pflanzten Kleinbauern andere Ge-treidesorten, Erdnüsse und Bohnen an. In der ProvinzMasvingo wurde in kleinen und mittelgroßen Betriebenunter anderem erfolgreich Baumwolle, Ölsaaten und Zu-ckerrohr erfolgreich angepflanzt und Viehzucht mit Rin-dern, Schafen und Ziegen betrieben. Neusiedler leiden vorallem unter Kapitalschwäche und unzulänglichen Produk-tionsmitteln. Dazu ist die gesetzliche Lage nicht geklärt.Die ehemaligen Grossfarmer werden das Land, ihre ho-hen Investitionen und Ausrüstung, nicht zurück erhalten,auch wenn das SADC-Tribunal zustimmt, dass sie gesetz-widrig enteignet wurden. Die Grossfarmer können nurnoch hoffen, später wenigstens zum Teil entschädigt zuwerden.

Gleichzeitig vermehrten sich im letzten Monat Angriffeauf die wenigen übrig gebliebenen Ländereien weisserFarmer - was zu den schlechten Nachrichten gehört. An-scheinend wird die wacklige Koalition, die im Septem-

Vereinigung

Schweiz-ZimbabweSwiss-Zimbabwean Friendship Association

Rundbrief / Newsletter Nr. 56, November 2010

generierte Geld in den privaten Taschen der Politiker ver-schwindet. Norwegen beispielsweise macht mit denÖleinnahmen vor, wie es auch anders geht. Im letztenRundbrief haben wir die Artikel über die Diamantennoch eingeleitet als „eine richtige Räubergeschichte“.Die Fortsetzung folgt in dieser Nummer. In dieser Num-mer bringen wir erfreulicherweise auch viele interessanteArtikel auf Deutsch. Gute Lektüre

Gertrud Baud, Mitglied des Vorstandes

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ber 2008 von der ehemaligen Regierungspartei Zanu-PFmit den zwei Fraktionen des Movement for DemocraticChange (MDC) gebildet wurde, im Februar enden wird.Eventuell kommt es zu den aggressiven Überfällen, weilEinige meinen, es ist vor den Neuwahlen ihre letzte Chan-ce, sich Land anzueignen.

Am 4. Oktober platzte endlich Premierminister MorganTsvangirai, Führer der größeren MDC Fraktion, die Ge-duld mit seinem Koalitionspartner Präsident Robert Mu-gabe. Zwei Jahre lang erlebte er, wie Mugabe übersah,dass er nicht mehr Alleinherrschend war; erfuhr er regel-mäßige Beleidigungen der Zanu-PF-treuen Medien, wäh-rend Pro-Mugabe-Sicherheitsorgane MDC Anhängerdrangsalierten.

Zu lange schwieg der Premier, während Mugabe gegenAbmachungen verstiess ihn nicht als gleichgestellten Part-ner würdigte. Selbst zu Komplimenten ließ sich Tsvangiraihinreissen. Bis eben zu jenem Oktober-Montag, als Mu-gabe ihm mitteilte, am Tag zuvor hätte er im Alleingangzehn Provinzgouverneure ernannt. Das war ein Verstossgegen das Globale Politische Abkommen (GPA), das Mu-gabe, Tsvangirai und die kleinere von Arthur Mutambarageführte MDC-T unterschrieben hatten und das zur Koali-tion führte, obwohl MDC, nicht Zanu-PF, im März denWahlsieg davon getragen hatte.

Tsvangirai ging wütend und mit deutlichen Worten, diewie eine Kriegserklärung klangen, an die Öffentlichkeit,obwohl er sagte, er würde die Koalition nicht beenden. Erbefinde sich im Krieg, um Demokratie und „real change“,wirkliche Veränderungen, herbeizuführen. Das GPA hätteer akzeptiert, um die von Mugabes Partei damals ausge-hende Gewalt gegen die Bevölkerung zu beenden. Er warbereit, mit Mugabe zusammen zu arbeiten, um diesem zuermöglichen, Fehler zu korrigieren. Doch „Mr. Mugabe“hätte das ihm entgegen gebrachte Vertrauen verraten.

Der Ärger des Premierministers ist verständlich. So wei-gert sich Präsident Robert Mugabe seit 2008, drei umstrit-tene GPA-Aufgaben zu erfüllen: Den von MDC ernanntenstellvertretenden Agrarminister Roy Bennet zu vereidigenund zwei umstrittene Beamte, Staatsanwalt Johannes To-mana und Gideon Gono, Chef der Zentralbank, zu entlas-sen. Den Fall Bennet erwähnte Tsvangirai in seiner Erklä-rung. Mugabe wollte ihn vereidigen, sobald das Gerichtihn von - fadenscheinigen - Anklagen freisprechen würde.Nach dem Freispruch erfolgte keine Vereidigung, bis Mu-gabe nun am 4. Oktober unumwunden sagte, er würdees nie tun. Nach Tsvangirai ist das persönliche Rache undTeil eines „rassistischen Programms“.

Mugabe erklärte seine Verstösse gegen das GPA mit derBehauptung, er würde MDC keine „Konzessionen“ ma-chen, solange westliche Sanktionen gegen ihn und etwa200 seines inneren Kreises bestehen – sogenannte ‚smart’Sanktionen, die laut Mugabe die Wirtschaft zerstört hät-ten. Tsvangirai erwiderte mit Recht, die Betroffenen hät-ten die Sanktionen, die keineswegs die Wirtschaft betref-fen, wegen Menschenrechtverletzungen auf sich gezo-gen. Trotzdem hätte er sich für die Beendigung der Mass-nahmen eingesetzt, da diese auf Kreditbewilligungen ein-wirkten.

Der südafrikanische Präsident Jacob Zuma, Vermittler desZimbabwe Disput für SADC (South African DevelopmentCommunity) hatte den Parteien ein Ultimatum bis Sep-tember zur Beseitigung strittiger Fragen gesetzt, das nichteingehalten wurde. Es war während des Gesprächs derdrei Parteiführer über das Ergebnis des SADC-September-Treffens, bei dem Tsvangirai der Kragen platzte, als er vonder Ernennung der Gouverneure erfuhr. Diese Einstellun-gen, sowie frühere Ernennungen von fünf Richtern, sechsBotschaftern und der Polizeikommission, die Mugabe al-lein tätigte, sowie die Stellen von Gono und Tomana, sei-en ungültig, erklärte Tsvangirai. Er informierte daraufhindie betroffenen Länder von der Ungültigkeit der Einstel-lung von Botschaftern. Ähnliche Briefe gingen an betrof-fene Behörden innerhalb des Landes, wie etwa an denobersten Richter.

Zanu-PF erklärte sofort, der Präsident hätte allein dasRecht, derartige Ernennungen vorzunehmen – trotz desGPA-Wortlauts, dass " die ausführende Autorität demPräsidenten und Premier-Minister zugeteilt und zwischenihnen geteilt ist“ („the executive authority of the inclusivegovernment shall vest in and be shared among, the Presi-dent and Prime Minister.") Zumas Vermittler-Team, daszweimal kurz nach Tsvangirais öffentlicher Entrüstungnach Harare reiste, bewerkstelligte nichts, jedenfallsnichts, was an die Öffentlichkeit geriet. Südafrika würdedie Legalität des Botschafters von Zimbabwe nicht in Fra-ge stellen, erklärte ein Mitglied des Vermittlerteams. Auchdie UN lehnte es ab, die Akkreditierung des Vertretersvon Zimbabwe zu annullieren.

Mugabe reagierte, indem er erklärte, das GPA würde imFebruar auslaufen und er würde es keinesfalls erneuern.Eine Volksabstimmung über die neue Verfassung soll imJuni stattfinden, danach sollen Wahlen abgehalten wer-den. Mit anderen Worten: Es ist ihm egal, dass das Landnoch nicht für Neuwahlen bereit ist. Die geplanten Refor-men sind nicht alle ausgeführt, die chaotischen, zum Teilgefälschten Wahllisten sind nicht saniert.

Die „Crisis in Zimbabwe Coalition“, die 60 Gruppen derZivilgesellschaft vereinigt, fordert, dass SADC mit Hilfe derAfrican Union den Wahlkampf über drei Monate vor demWahltag überwacht. Das wäre bitter nötig, denn Mugabeund Zanu-PF tun bereits alles, um die nächste Wahl zugewinnen. Am Tag nach Tsvangirais Pressekonferenz trafsich Mugabe in einer Armee-Baracke mit traditionellenHäuptlingen, neuen Landbesitzern und Armeekomman-deuren und entwarf einen Plan, wie er im Fall der kom-menden Wahlen an der Macht bleiben könnte.

Bahnt sich eine Wiederholung der gewalttätigen Monatevon 2008 an, die zum Tod von über 200 Oppositionsan-hängern führten? Tsvangirai erwähnte „Elemente“ derSicherheitskräfte und Staatsorgane, die im Auftrag vonZanu-PF in den letzten Monaten erneut das Land terrori-sierten. Öffentliche Versammlungen des ConstitutionalParliamentary Committee (Copac) sollten theoretisch abJuni überall abgehalten werden, um Vorschläge und Mei-nungen alller ZimbabwerInnen zur neuen Verfassung an-zuhören. In der Praxis bereitete Zanu-PF Vorschläge sowieAntworten vor, den Versammlungsteilnehmerinnen wur-de befohlen, nur diese zu benutzen. Militär- oder Polizei-

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präsenz erschwerten oder verhinderten gewaltsam Zu-sammenkünfte, sodass über tausend unterbrochen oderabgesagt wurden. MDC-Teilnehmer wurden massiv ein-geschüchtert. So unterbrachen etwa am 20. SeptemberZanu-PF Schläger, die nach Harare eingeschleust wurden,45 Copac-Treffen und schlugen brutal auf TeilnehmerIn-nen ein. Ein Mann kam ums Leben, andere landeten imKrankenhaus. Erschreckend war die Rolle anwesenderPolizisten, die tatenlos zusahen. Aber das ist noch nichtgenug: Nach zwei MDC-Zeugen, die den Tod des erschla-genen Teilnehmers meldeten, wurde gefahndet, weil siemordverdächtig seien.

Im September wurden bei einer friedlichen Demonstrati-on 83 Mitglieder der Frauenorganisation WOZA festge-nommen. Sie verbrachten ohne Anklage zwei Nächte inmenschenunwürdigen Polizei-zellen ohne Verpflegung. Ja-bulani Sibanda, sogenannterKriegsveteran, versetzte mo-natelang die Provinz Masvingounter enormen Druck, um dieTeilnahme der Bevölkerung anseinen Versammlungen zu er-zwingen. Die Polizei erhobkeinen Einspruch. Sibanda,1970 geboren, ist eigentlichzu jung, um im Befreiungs-krieg gekämpft zu haben.

Ein Bericht von MDC-T vonEnde September listete 50 ge-walttätige Vorfälle im Lauf derletzten drei Monate auf, ver-übt von Kriegsveteranen, Poli-zisten, Geheimpolizisten, Sol-daten, Häuptlingen und ju-gendlichen Militanten. Lautdiesem Bericht sind erneutMilitärlager zur Ausbildungvon Zanu-PF-Jugendlichen ein-gerichtet worden. In solchenLagern wurden vor den Wahlen 2008 Gegner Mugabesgefoltert und sogar ermordet. Tsvangirai fordert in seinerErklärung die südafrikanische Regierung auf, den Berichtehemaliger Generäle über die Gewalttätigkeiten zur Zeit derWahlen 2008 zu veröffentlichen.

Analytiker glauben, dass die eigentliche Macht nicht beiden Politikern liegt, sondern bei den Befehlshaber der Si-cherheitskräfte, einschließend der gefürchteten CentralIntelligence Organisation (CIO), des Geheimdienstes. Die-se profitierten von ihrer Loyalität zu Mugabe. Theoretischsollte das Joint Military Command (gemeinsame Militär-kommando), das während der Zanu-PF-Regierung dasSagen hatte, unter dem GPA aufgelöst werden, aber esbesteht weiter. Schon 2000 erklärten Generäle, sie wür-den nur einen Präsidenten respektieren, der gegen dieWeißen gekämpft hat, was Tsvangirai ausschliesst. An-geblich wiederholten sie nun diese Absicht. Um eine De-mokratie zu ermöglichen, müssten diese Mächtigenbeschwichtigt werden - eventuell mit einer Amnestie.

Die Wirtschaft erholt sich nur langsam. Laut einer Erklä-rung des Finanzministers Tendai Biti erhöht sich Zimbab-

wes ausländische Schuld um US$ 300 Mio. pro Jahr. Ins-gesamt ist Zimbabwe mit der enormen Summe von US$6.7 Mrd. verschuldet. Theoretisch sollte das Land in derLage sein, sich selbst von dieser Schuldenlast zu befreien,da 2006 ein bemerkenswerter Diamantenreichtum in derNähe von Mutare, in Marange, gefunden wurde. Dochdie Staatskasse profitierte lange nicht davon, und auchjetzt nur zu einem kleinen Teil. Ein chaotischer Diaman-tenrausch fand nach der Entdeckung statt, an dem Tau-sende kleiner Diamantensucher und hunderte von Händ-lern beteiligt waren. Polizei und Militärs griffen ein. Letz-tere gingen brutal vor, töteten etwa 200 Menschen,schlugen andere erbarmungslos, zwangen Dorfbewoh-ner, ohne Entlöhnung zu arbeiten und vertrieben die an-deren. Steine mussten an Soldaten täglich abgeliefertwerden. Offiziere sowie die Elite von Zanu-PF profitierten

massiv. Die Debatte, ob es sich bei den Diamanten um „Blutsteine“ gemäss Definition des Kimberley Prozessesder Diamantenindustrie handelt, ist nicht ganz geklärt.

Menschenrechtsverletzungen im Diamantengebiet findenweiter statt. Die zwei vom Staat lizenzierten Firmen, dieinzwischen Diamanten ausbeuten, sind in den Händender alten Elite, einschliesslich Mugabe und Ehefrau. DasMilitär profitiert ebenfalls. Die Gewinne gehen zum Teilin eine Kriegskasse der Zanu-PF, die für die kommendenWahlen aufgestockt wird. Ein Landungsfeld in der Näheder Diamantenfelder ermöglicht unter anderem geheimeWaffenlieferungen. Ominöse Zeichen für den Wahl-kampf.

*Ben Cousins, Afrika Süd 2 2010; Zimbabwe Land Re-form, Myths and Realities, Weaver Press

(22. Oktober 2010. Ruth Weiss lebte lange Jahre in Afrikaund arbeitete als Wirtschaftsjournalistin u.a. für denGuardian und die Financial Times.)

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Im Februar 2008 trafen sich Kenyas vormalige politischenGegenspieler zur Unterzeichnung eines Einheitspaktes,was zur Bildung einer Einheitsregierung führte und eineGewaltorgie beendete, die innerhalb von nur zwei Mona-ten im ganzen ostafrikanischen Land über 1‘000 Todes-opfer gefordert hatte. Sieben Monate später trafen sichweiter im Süden Zimbabwes politische Widersacher, Ro-bert Mugabe und Morgan Tsvangirai sowie Arthur Mu-tambara zur Unterzeichnung des „Global Political Agree-ment“ (GPA) zur Bildung einer Einheitsregierung (inclusiveGovernment: IG) um damit eine Welle tödlicher politi-scher Gewalt und politischer Blockaden im Land zu über-winden. In beiden Ländern haben afrikanische Politiker,unterstützt durch regionale politische Gruppierungen, dieVerhandlungen unterstützt. Für unverbesserliche Optimis-ten bedeuteten die Verhandlungslösungen in Kenia undZimbabwe einen Triumph der Verfechter des Anliegens „afrikanische Lösungen für afrikanische Probleme“, wäh-rend andererseits kompromisslose Menschenrechtsaktivis-ten die Aushebelung demokratischer Wahlverfahren undein Rechtssystem, geprägt von elitärem Kuhhandel, bekla-gen. Zwei Jahre später haben Gruppen aus der Zivilgesell-schaft und Wissenschaftler überall auf dem Kontinent denErfolg dieser Regierungen mit geteilter Macht analysiertund darüber debattiert, ob diese Regierungsart ein Modellfür Konfliktlösungen in Afrika darstellen könnte.

Im September 2010 haben das „Zimbabwe Advocacy Of-fice“, die „Internationale Juristenkommission“ und die „Zimbabwe Menschenrechtsanwälte“ am Sitz der Men-schenrechtskommission der Vereinten Nationen in Genfein Seminar über Regierungen der Nationalen Einheit,Übergangsprozesse und Menschenrechte abgehalten. MitBlick auf Kenia und Zimbabwe haben sich Aktivisten ausbeiden Ländern mit Fragen beschäftigt wie: Haben dieRegierungen mit geteilter Macht in Kenia und Zimbabwegeholfen, die Kultur politischer Gewalt und Auseinander-setzung auszurotten, haben sie die Lebensqualität derNormalbürger verbessert, zur Stabilisierung und Sanie-rung der schwachen Volkswirtschaften beigetragen, zueinem starken Fundament in Bezug auf die Menschen-rechte und die Rechtsprechung geführt?

Delegierte aus Zimbabwes Zivilgesellschaft hoben hervor,dass einfache Bürger die Unterzeichnung des GPA mitvorsichtigem Optimismus begrüsst hatten. Doch zwei Jah-re später hat das Experiment in einer Mehrzahl der Fällenicht zu den versprochenen Reformen geführt. Nach ei-nem Befund des Überwachungsverfahrens der Zivilgesell-schaft (Civil Society Monitoring Mechanism CISOMM) ge-hören die Verminderung von offenkundiger politischerGewalt, Mordtaten und unrechtmässigen Verhaftungenzu den Errungenschaften der Einheitsregierung. Zu Be-ginn der Amtsperiode gelang es vielen NGOs, ihre Bewe-gungsfreiheit wieder zu erweitern und auf Gebieten aktivzu werden, welche von der ZANU PF Miliz während lan-ger Zeit als Tabuzonen betrachtet worden waren. In ei-nem bescheidenen Ausmass erlebte Zimbabwe zudem dieWiederherstellung sozio-ökonomischer Rechte, besondersauf den Gebieten Gesundheit, Nahrung und Bildung. Vie-le öffentliche Spitäler und Kliniken wurden wieder eröff-

net und Teile des medizinischen Fachpersonals kehrtenzur Arbeit zurück. Schulen und Universitäten, die beinahezwei Jahre lang geschlossen waren, wurden ebenfallswiedereröffnet. Die Währungsreform und andere Neue-rungen in der Wirtschaftspolitik halfen, Zimbabwes Welt-rekord der Hyper-Inflation zu brechen, was den Werktäti-gen im Land zumindest eine Prise ihrer Würde zurückgab.Auch das Angebot an Nahrungsmitteln verbesserte sich.

Trotz all dieser Verbesserungen konnten sich die Teilneh-mer am GPA nicht darauf einigen, den vereinbarten undunterzeichneten Vertrag vollständig zu erfüllen. Bis vorkurzem waren einfache Zimbabwerinnen und Zimbabwererleichtert darüber, dass mit der Einsetzung der Einheits-regierung (IG) nach beinahe einer Dekade gnadenlosenLeidens gewisse Fortschritte erzielt worden waren. Ge-mäss einem Aktivisten aus Masvingo hat eine grosseMehrheit der einfachen Menschen aufgehört, den Streitzwischen der ZANU PF und MDC und die endlosen Ver-mittlungsbemühungen Südafrikas zu verfolgen und sichstattdessen auf ihre Aufgaben für das tägliche Überlebenkonzentriert, „kukiya-kiya“ mit einem Begriff der Gassen-sprache. Zum Zeitpunkt, als dieser Text verfasst wurde,haben sich die Beziehungen zwischen Präsident RobertMugabe und Premierminister Morgan Tsvangirai weiterverschlechtert. Der Premierminister beschuldigte Mugabe,sein Vertrauen zu missbrauchen und fortzufahren, dieVertragsbestimmungen zu verletzen, indem er einseitigBotschafter, Gouverneure und andere höhere Regierungs-beamte ernenne. Mugabes kürzlicher Aufruf zu Neuwah-len im Jahre 2011, mit oder ohne neue Verfassung, unddie Wiedererweckung der „Kriegsveteranen“ und der ZA-NU PF Miliz sind Alarmzeichen. In Schlüsselthemen wieder Ausarbeitung der neuen Verfassung, der Reformen imSicherheitsbereich, der Legislative, des Justizwesens, beiden Medien, beim Nationalen Heilungs- und Versöh-nungsprozess für Gewaltopfer, bei der Auflösung der Mi-lizen und anderer Gewaltstrukturen der ZANU PF hat dieKoalitionsregierung keine nennenswerten Fortschritte er-zielt. Das lässt befürchten, dass die Wahlen im kommen-den Jahr ebenso blutig, wenn nicht schlimmer ausfallenwerden, wie jene im Jahr 2008.

Während Zimbabwe Mühe bekundete, seine eigenen Ter-mine einzuhalten, um einen friedlichen demokratischenÜbergang durchzuführen, war Kenia im Grossen undGanzen erfolgreicher. Am 4. August 2010 stimmten66.9% der kenianischen Wähler einem Verfassungsent-wurf zu, der die Grundlagen für Neuwahlen schafft unddie Rahmenbedingungen für die Regierungsorganisationsetzt. Die Wirtschaft des Landes ist auf dem Weg zu einerermutigenden Erholung. Als der kenianische Menschen-rechtsanwalt George Kegoro vor den Vereinten Nationensprach, wies er darauf hin, dass der Hauptunterschiedzwischen den Erfahrungen Zimbabwes und Kenias zu denWurzeln des Konflikts zurückgeht. Im Fall Kenias folgtedie Gewalt weitgehend den Stammeslinien. In Zimbabwebrauchte die amtierende Regierung Staatssicherheitskräf-te und Parteimilizen, um die Opposition zu zerschlagenund gewöhnliche Bürger einzuschüchtern. Den keniani-schen Sicherheitskräften dagegen gelang es, die Gewalt

Machtteilung und Menschrechte in Afrika – Der Fall von Kenia und Zimbabwe

Marlon Zakeyo

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zu ersticken und die Ordnung wiederherzustellen, baldnachdem die politischen Führer ihren Anhängern befoh-len hatten, die Gewalthandlungen abzubrechen. BeimVergleich der Abkommen, welche die Macht in beidenLändern aufteilten, ist Folgendes wichtig: Das kenianischeAbkommen wurde unmittelbar nach dessen Unterzeich-nung ins Gesetz aufgenommen, während ZimbabwesGPA (Global Political Agreement) erst nach sechs Mona-ten auf der Basis des Verfassungsartikels 19 zum Gesetzwurde. In Kenia haben die Parteien der Koalitionsregie-rung die gesetzlichen Vorschriften der im Abkommenfestgelegten Machtteilung weitgehend befolgt, was sichbei der Verfassungsreform ausgewirkt hat. Und weil dasAbkommen von Anfang an vollständig ins Gesetz aufge-nommen wurde, waren die Meinungsverschiedenheitenin Bezug auf die Interpretation und die Einführung vielkleiner als in Zimbabwe. Was Zimbabwe betrifft, blockie-ren ZANU PF Hardliner und Sicherheitsfanatiker weiterhindie Durchführung demokratischer Reformen und frustrie-ren damit die MDC Reformer und die Zivilgesellschaft.Obwohl Mugabe von Gesetzes wegen verpflichtet ist, dieExekutivgewalt mit Premierminister Tsvangirai zu teilen,widersetzt er sich und handelt nach wie vor eigenmächtig.

Die Rolle des Militärs ist ein weiterer Hauptunterschied inden beiden Fällen. In Kenia blieb die Armee während derganzen Krise unparteiisch, während die Sicherheitschefsin Zimbabwe schon immer als Anhängsel der ZANU PFarbeiteten. Das berüchtigte zentrale Einsatzkommando(Joint Operations Command), das niederträchtig verkün-dete, es werde Tsvangirai nie die Ehre erweisen, missach-tet mit seiner Unterstützung von Mugabe und dessen Re-gime weiterhin den Volkswillen. Das Verfahren zur Ausar-beitung der neuen Verfassung sieht vor, die Bevölkerungnach ihren Wünschen und Erwartungen zu befragen. Indiesem Prozess haben Offiziere der Armee und der Polizeientweder selber Gewaltakte begangen oder haben eszugelassen, dass ZANU-PF Milizen einfache Bürger be-droht, niedergeschlagen oder deren Versammlungen ge-sprengt haben, nur weil sie ihre eigenen Ansichten überdie neue Verfassung ausdrücken wollten.

Die Persönlichkeitsstrukturen der politischen Führer wur-den ebenfalls als Hauptursache für die Unterschiede beider Einführung der Abkommen genannt. Während Präsi-dent Mwai Kibaki und Premierminister Raila Odinga inder Vergangenheit in der Opposition gegen den früherenDiktator Daniel-Arap Moi zusammengearbeitet hatten,hatten Robert Mugabe und Morgan Tsvangirai keine sol-chen Gemeinsamkeiten. Sie waren im Gegenteil erbitter-te Feinde. Einige Kader-Mitglieder aus Kibakis PNU Parteihatten früher Arbeitsbeziehungen mit ihren Mitbürgernin Odingas Orange Democratic Movement (ODM). Viel-leicht hat dies der Koalitionsregierung geholfen, Wegeder Zusammenarbeit zu finden. In Zimbabwe hat Premier-minister Tsvangirai selber kürzlich gesagt, die Beziehungzwischen ZANU PF und dem MDC sei wie jene zwischenWasser und Öl – die beiden können schlicht nicht zusam-menfinden. Kibaki wird jetzt definitiv zurücktreten undfür keine neue Regierungsperiode mehr zur Verfügungstehen, während Mugabe bereits angekündigt hat, dasser, im Alter von 87 Jahren, an den Wahlen teilnehmenwird, die er für nächstes Jahr verlangt hat.Einer der gemeinsamen Faktoren in Kenia und Zimbabweist jedoch das Scheitern der Übergangsregierung, die

Verbrechen gegen die Menschenrechte anzusprechen,die nach den umkämpften Wahlen verübt worden warenund den Opfern Gerechtigkeit zu bringen. Politiker beiderParteien, die in Kenia zur Gewalt aufgehetzt haben, ver-hindern heute gemeinsam die Reformen, die sie und an-dere, die gegen die Menschenrechte verstossen haben,für ihre Rolle bei den Tötungen vor Gericht bringen könn-ten. Obwohl der Internationale Gerichtshof für Men-schenrechte auf die Regierung Druck ausübt, die Schuldi-gen vor Gericht zu bringen, leben Tausende von Opfernweiterhin in Angst und ohne jede Unterstützung oderKompensation. In Zimbabwe existiert die überparteilicheNationale Gruppe für Heilung und Versöhnung eigentlichnicht mehr. Sie ist mittellos, besitzt keine wirkliche Machtoder Legitimation, das dringende Bedürfnis nach Heilungund Versöhnung im Land anzusprechen. Die Gruppe istin der Kanzlei des Präsidenten untergebracht und kannnicht unabhängig wirken. Gewalttäter während der Wah-len 2008 werden von der ZANU PF beschützt und be-günstigt. Sie machen immer noch ungestraft die Strassenunsicher. Einige drohen ihren Opfern sogar erneut mitGewalt. Da Zimbabwe das Römer Statut des Internationa-len Strafgerichthofs nicht ratifiziert hat, besteht kaum ei-ne Möglichkeit, dass ein externes Gericht die Behördenvon Zimbabwe zwingen könnte, die Urheber von Gewaltvor Gericht zu bringen.

Weil in Kenia und Zimbabwe nächstes Jahr wichtigeWahlen anstehen, ist es unerlässlich, dass die internatio-nale Gemeinschaft früh handelt und ihrer Verantwortungnachkommt, Menschen in schlimmen oder unter Umstän-den gefährlichen Situationen zu schützen. Regionale Or-ganisationen wie die Afrikanische Union und SADC, diefür das GPA bürgen, waren nicht sehr erfolgreich, Muga-be und andere afrikanische Diktatoren für Verstösse ge-gen die Menschenrechte verantwortlich zu machen. Esentspricht deshalb einem grossen Bedürfnis, freie undfaire Wahlen zu verlangen und einen friedlichen Über-gang der Macht an den wirklichen Gewinner sicherstel-len. Nach der Gewalt und den Streitigkeiten im Zusam-menhang mit den Wahlen in Kenia, Zimbabwe, Mada-gaskar, Guinea, Elfenbeinküste und anderen Ländern istes klar, dass Stabilität und Wohlergehen der afrikani-schen Länder auf lange Sicht vor allem davon abhängt,wie demokratisch – fair und effizient – die Wahlen unddie Übergabe der Macht von einer Regierung an dienächste durchgeführt werden. Das Experiment mit afrika-nischen Regierungen, welche die Macht teilen, ist ganzklar fehlgeschlagen. Versuche, dieses System in andereafrikanische Länder zu exportieren, sind zu vermeiden.Arnold Tsunga, der mehrfach ausgezeichnete zimbabwi-sche Anwalt für Menschenrechte, fasst das Problemziemlich gut zusammen, wenn er sagt: “Erzwungene Re-gierungen der Nationalen Einheit, die nach umstrittenenWahlen entstehen, stellen eine Missachtung des demo-kratischen Wahlprozesses und eine Gefahr für die afrika-nische Demokratie dar. Sie müssen eine Ausnahme blei-ben und dürfen nicht zur Regel werden.

(November 2010. Marlon Zakeyo ist Menschenrechtsan-walt. Zurzeit arbeitet er als Koordinator des „ZimbabweAdvocacy Office“ in Genf. – Kontakt:[email protected].Übersetzung: Verena Grob/Walter Huwyler)

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Jugend und Gesellschaft – ein durch Umbruch und Konflikt geprägtes Verhältnis

Barbara Müller

„Die Jungen wissen nicht mehr was sich gehört“ – dieseKlage kriegt man in Zimbabwe oft zu hören. Sie wider-spiegelt einen ausgeprägten Generationenkonflikt, derdas Resultat der in kurzer Zeit erfolgten Modernisierungist, einer Bewegung weg von einer weitgehend agrarischgeprägten Gesellschaft hin zu einer urbanen und globali-sierten Kultur. Das Leben auf dem Land orientierte sich aneiner rigiden Alters- und Geschlechterhierarchie, die durchdie in den letzten Jahrzehnten erfolgten Veränderungenaufgebrochen wurde. Wie reagieren junge Menschen aufdiese Herausforderung, woran können sie sich heute ori-entieren?

Die zimbabwische Tradition fordert, dass die Jungen denÄlteren Respekt schulden, dass die Jungen sich ohne Wi-derrede unterordnen. Sie haben weder Anspruch auf Ge-hör noch auf Mitsprache. In der Gegenwart von Älteren

haben Jüngere zu schweigen und sollen sich nur äussern,wenn sie dazu aufgefordert werden. Das Befolgen dieserRegel lässt sich in zimbabwischen Familien ohne weiteresbeobachten. Die Autorität der Alten ist also praktisch ab-solut, wie sich auch an der Stellung von Mugabe ablesenlässt, dem niemand zu widersprechen wagt - unter ande-rem auch aufgrund seines hohen Alters.

Diese Tradition steht in Verbindung mit den traditionellenVorstellungen bezüglich des Ahnenkultes, die Shona undNdebele teilen. Denn es sind die Alten, die den für das Wohl-ergehen einer Familie so wichtigen Kontakt zu den Ahnenherstellen, damit diese ihren Nachfahren wohlgesinnt blei-ben. Die Jungen müssen erst lernen, wie man sich zu verhal-ten hat, damit diese Verbindung nicht gefährdet wird.

Für die Chiefs stellten die jungen Männer aber auch eineKonkurrenz dar. Diese übten ihre Herrschaft durch dieKontrolle über Frauen aus. Junge Männer stellten in die-sem Zusammenhang eine latente Bedrohung ihrer Herr-schaft dar und mussten in Schach gehalten werden. JungeFrauen hingegen wurden von Vätern und Brüdern in ihrerBewegungsfreiheit eingeschränkt. Durch ihre Verheira-tung wollte die Familie Verbindungen mit anderen Famili-en eingehen und Lobola (Brautpreis) erhalten. Mit zuneh-mendem Alter stiegen auch Einfluss und Macht der Frau-en, besonders in ihrer Stellung als Bruderschwester und

Schwiegermutter.

Problematische Unterordnung der Jugend

Die gesellschaftlich eingeforderte Unterordnung ist beson-ders problematisch in einer Situation, die nicht nur durcheine politische, sondern auch durch eine moralische undWerte-Krise gekennzeichnet ist, wie das im heutigen Zim-babwe der Fall ist. Die politische Elite, die ebenso wie dieÄlteren bedingungslose Gefolgschaft fordert, bereichertsich schamlos auf Kosten des Volkes. Anstatt für die Be-völkerung zu sorgen, versucht sie ihre Pfründe durch Ein-schüchterung, Terror, Korruption und Patronage zu vertei-digen. Dass die „Chefs“ (die ZANU PF-Politiker) über demGesetz stehen, ist jedem Kind in Zimbabwe klar. Für diejungen Menschen in Zimbabwe bedeutet dies, dass eskaum öffentlich sichtbare Rollenvorbilder gibt, denen essich nachzueifern lohnte.

Ich konzentriere mich in diesem Text auf die verändertenBeziehungen zwischen den Generationen, ohne Berück-sichtigung der Geschlechterproblematik. Wie in vielenLändern des Südens stellen die jungen Menschen auch inZimbabwe - ganz im Gegensatz zu den Verhältnissen imNorden - die Mehrheit der Bevölkerung dar. Diese Tatsa-che wird zusätzlich verschärft durch die Auswirkungen derHIV&Aids-Pandemie, die vor allem die Generation der El-tern dahingerafft hat.

Der aktuellen Generation von jungen Menschen fehlendie Erwachsenen, zählen doch allein die Aidswaisen ei-ne Million. Die Erwachsenen fehlen als Eltern und Ver-wandte, die um Rat angegangen werden könnten, siefehlen als Rollenvorbilder und sie fehlen als Ressourcenfür Kinderbetreuung, Jobs, Starthilfen in den Beruf. Ju-gendliche und junge Erwachsene finden sich in ihrer Notoft allein. Wer bei Verwandten untergebracht ist, wirdnicht selten schlecht behandelt. Durch den Tod derEltern traumatisierte Jugendliche benötigten dringendpsychosoziale Unterstützung, die nur allzu oft ausbleibt.Auch denjenigen Jungen, die ins Ausland emigriert sind,fehlt dort der Rat und die Unterstützung von Erwachse-nen. Sie leben und arbeiten – zumeist unter sehr schwie-rigen Bedingungen – im Bewusstsein, dass sie nichtzurück gehen können, weil die Familie von ihren Zahlun-gen lebt und wenig Verständnis für ihre Probleme auf-bringt.

Frustrierte Jugend

Der traditionellen Ordnung der Dinge stehen neuere Ent-wicklungen entgegen. Die unter 35-Jährigen machen heu-te mehr als 60 Prozent der zimbabwischen Bevölkerungaus. Diese Generation ist zumeist besser ausgebildet alsdie Eltern, sie sind mobil, ziehen in die Städte oder in dieDiaspora. Ihr Orientierungsmassstab ist die globalisierteJugendkultur. Diese Lebensrealität steht in krassem Ge-gensatz zur Stellung der jungen Menschen in der Gesell-schaft, wo sie marginalisiert sind.

Dabei ist die Jugend am Stärksten von der hohen Arbeits-losigkeit betroffen, die auch nach der Einsetzung der

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Koalitionsregierung noch immer 80 Prozent beträgt. Dasmacht junge Männer und Frauen abhängig von ihren Fa-milien, denen sie auch mit 25, 30 oder gar 35 Jahrennoch immer auf der Tasche liegen. Sie haben kaum Per-spektiven für die Zukunft, keine Aussicht zu heiraten undeine Familie zu gründen. Dies führt zu enormen Spannun-gen in den Familien. Viele junge Männer und Frauen wei-chen in die Schattenwirtschaft aus und versuchen, sichmit kleinen Jobs über Wasser zu halten. Einigen erscheintder Schritt über die Grenze als Ausweg, andere geratenauf der Suche nach Alternativen in die Kleinkriminalitätoder in die Prostitution. Ihre Frustration ist gross. Vielevon ihnen müssen mit Gefühlen der Ohnmacht und Min-derwertigkeit fertig werden und können sich nirgendsbehaupten und Anerkennung finden.

Auf der politischen Ebene sehen sie sich dem bald 87jäh-rigen Präsidenten und dessen Entourage der gleichen Ge-neration gegenüber, der bei den nächsten Präsident-schaftswahlen erneut kandidieren will und nicht ans Ab-danken denkt. Sie haben keine Möglichkeit, sich politischzu artikulieren und Gehör zu finden. Die „Jugendverbände“ von Parteien und auch Kirchen werdenvon älteren Semestern angeführt. Es gibt keine Plattfor-men für Junge, ihre Stimme wird nicht gehört.

Dabei gibt es durchaus Beispiele für die Herausforderungdes Etablierten durch die Jugend. Der Befreiungskampfwurde weitgehend durch junge Zimbabwerinnen undZimbabwer getragen, welche in den 70er Jahren in gros-ser Zahl die Grenze in die Nachbarländer überschrittenund gegen die Herrschaft der weissen Minderheit rebel-lierten, indem sie sich den Befreiungsbewegungen an-schlossen. Diejenigen, die zurückblieben, dienten denKämpfern als lokale Helferinnen (Chimbwido) und Helfer(Mujibwa). Diese aktive Rolle der Jungen wurde auch da-mals von vielen Chiefs als Herausforderung ihrer Autoritätangesehen. In diesem Sinne hat bereits der Befreiungs-kampf das althergebrachte Verhältnis zwischen den Ge-nerationen in Frage gestellt.

Die politischen Parteien, besonders die ZANU-PF rekrutiertihre Schläger unter den Jungen. Die PolitikerInnen ver-sprechen ihnen Jobs, geben ihnen Geld, Alkohol und Dro-gen und lassen sie die Dreckarbeit erledigen. In solchenSituationen erleben die jugendlichen Schläger für einmalein Gefühl der Macht, mit dem sie ihre Gefühle von Ohn-macht und Minderwertigkeit kompensieren können. Als „Green Bombers“ (Absolventen des National Service) sindsie legitimiert, wenn sie sich für erlittene Demütigungenan Älteren und Höhergestellten rächen. Deshalb ist dieJugend im Diskurs der älteren Generation, der Generationdes Befreiungskampfes, verdorben, es fehlt ihr die Diszip-lin, der Respekt vor den Älteren.

Die 1999 gegründete Oppositionspartei MDC (Movementfor Democratic Change) stellte, 19 Jahre nach der fakti-schen Alleinherrschaft durch die ZANU-PF, einen wichti-gen Faktor für Veränderung in Zimbabwe dar. Sie forder-te die Hegemonie der ZANU-PF in der politischen Arenaals neue Kraft heraus. Dabei bildete vor allem die städti-sche Jugend zusammen mit den Gewerkschaften und derStadtbevölkerung im Allgemeinen die numerische Basisdieser Partei. Als die Regierung im Jahr 2005 die Operati-on Murambatsvina durchführte, hatte sie vor allem die

junge Bevölkerung im Visier, diejenigen, die der ZANU-PF mit ihrer Stimme für die Opposition im städtischenUmfeld eine Wahlniederlage bereitet hatten. Unter demVorwand der Stadtsanierung wurde die Lebensgrundla-ge dieses Teils der Bevölkerung zerstört, die kleinen Hin-terhofwerkstätten und Verkaufsstände, die informellenHäuser und Hütten, in denen die neu Zugezogenen leb-ten.

Die Stimme der Jugend

Auf dem Hintergrund dieser Gegebenheiten sind in denletzten Jahren viele Jugendorganisationen entstanden.Sie bringen die Forderung der Jugend nach sozio-politischer Artikulation, nach Partizipation und nachVeränderung zum Ausdruck. Diese Organisationen ma-chen sich in verschiedenen Bereichen bemerkbar: MitSozialeinsätzen, Sport, Debatten, kulturellen Aktivitäten;immer mehr formulieren sie aber auch Ansprüche undForderungen, werden vorstellig bei Behörden und politi-schen Gremien. Sie stellen Gesuche für Bewilligungen,legen Rekurs gegen abschlägige Bescheide ein, initiierenkommunale Aufräumaktionen, engagieren sich für miss-handelte Kinder, verlangen Mitsprache und Einbezugbei Anliegen von nationaler Bedeutung, werden bei par-lamentarischen Komitees und Ministern vorstellig. Alldies ist neu und von grosser Bedeutung für die Integrati-on der jungen Bevölkerung in die nationale Politik.

Ein Katalysator dieser Entwicklung war der Youth Empo-werment and Transformation Trust YETT, der 2004 alsInitiative von drei Schweizer Organisationen (BethlehemMission Immensee, HEKS und fepa) mit Unterstützungdes Departements für Auswärtige Angelegenheiten insLeben gerufen wurde. YETT arbeitet heute mit rund 30Jugendorganisationen verschiedenster Art zusammen –von der ländlichen Jugendgruppe bis zur landesweitagierenden Studierendenorganisation. In den vergange-nen Jahren hat YETT eine Basis von Führungspersönlich-keiten im Jugendsektor herangebildet, die heute überihre Organisationen in der Lage sind, die Stimme derJugend auch auf nationaler Ebene einzubringen. YETThat den Dialog mit der Koalitionsregierung seit derenEinsetzung im Februar 2009 aufgenommen und denEinbezug von Jugendvertretern bei allen wichtigen Fra-gen gefordert. YETT stellt auch Forderungen bezüglichder Jugendpolitik der Regierung und verlangt, dass Ju-gendanliegen, wie zum Beispiel die Schaffung von Ar-beitsplätzen, im Budget angemessen berücksichtigt wer-den. JugendvertreterInnen sollten auch bei der Diskussi-on über die neue Verfassung beigezogen werden undauch bezüglich der Nationalen Heilung nicht übergan-gen werden. Es ist bemerkenswert, in wie vielen Berei-chen die JugendvertreterInnen in kurzer Zeit aktiv ge-worden sind und ihre Standpunkte formulierten undvortrugen.

(Basel, 31. Oktober 2010. Barbara Müller ist Grün-dungsmitglied der Vereinigung Schweiz-Zimbabwe undGeschäftsführerin des fepa (Fonds für Entwicklung undPartnerschaft in Afrika) - www.fepafrika.ch.)

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Als ich anfangs August nach Zimbabwe zurückkam, wa-ren die Freunde, die mich abholten, in zuversichtlicherStimmung. Einer meinte, dass man die Politik einfach ig-norieren und vorwärts gehen muss. Einer teilte mit, dasssein Sohn einen Platz an einer südafrikanischen Universi-tät gefunden hat. Er hat nicht geahnt, dass sein Monats-lohn als Ingenieur bei Lobel am Ende des Monats nurnoch 24 Brote betragen wird.

Wieder in Gweru, war die Stimmung alles anders als opti-mistisch. Fünf Fabriken sind geschlossen: Zim Alloys, diemit Bata zusammen der grösste Arbeitgeber in Gweru ist,Zimglass, Zimcastings und noch zwei kleinere Firmen. Esgab tausende von Arbeitlosen. Zimglass hatte Verhand-lungen mit neuen Investoren, aber die haben sich im letz-ten Moment zurückgezogen. Es zeigt sich überall, dassausser den Chinesen keine Investoren Vertrauen in dieRegierung haben. Die negativen Äusserungen von Muga-be machen alles noch schlimmer.

Ich kenne mehrere Männer, die bei Zimglass arbeiteten.Einfache Familienväter, die 3 Monate keinen Lohn erhiel-ten bis die Fabrik ganz geschlossen wurde. Kinder kön-nen nicht weiter in die Schule, weil sie das Schulgeldnicht bezahlen können, Wasser und Elektrizität werdenabgestellt und einige mussten ihre Häuser verlassen, weilsie keine Miete mehr zahlen konnten. Sie hatten nurnoch die Möglichkeit, zu Verwandten aufs Land zu zie-hen. Wir können nur hoffen, dass die bevorstehende Re-genzeit, und damit die Ernte, gut wird.

Auch Bata arbeitet nur noch zu 30 Prozent. Nach Infor-mationen, die ich noch nicht bestätigen konnte, denktBata daran, ganz zu schliessen und den Betrieb nach Süd-afrika zu verlegen. Bata hat den Betrieb durch die ganzenschwierigen Jahre hindurch aufrecht erhalten. Dass siejetzt aufgeben möchten, ist bedenklich und zeigt, dasssie das Vertrauen in die Regierung verloren haben.

Einige Industriezweige sind total am Boden. Es ist schwerzu glauben dass sich die Bekleidungsindustrie je wiedererholen kann. Ein Problem sind nicht nur die billigen Im-porte von China. Ebenso schlimm sind die Berge von ge-tragenen Kleidern und Schuhen aus dem Westen, die aufeinem riesigen Markt verkauft werden. Ich habe verge-bens versucht, ein Stück Baumwollstoff zu kaufen. Syn-thetische Stoffe aus China gibt es in jeder Menge.

So wächst mit der grossen Arbeitslosigkeit vor allem auchin den Städten die Armut. Dazu kommt, dass das Ge-sundheitssystem für den ärmeren Teil der Bevölkerungpraktisch nicht mehr existiert. Nur „Ärzte ohne Grenzen“sorgen zum Glück weiter für die HIV-positiven PatientIn-nen. Vor 4 Tagen wurden drei Kinder ins Heim gebracht.Nachbarn haben sie neben der toten Mutter gefunden.Auch die Zahl der Strassenkinder wächst ständig.

In den letzten Monaten ist das Gehalt der Staatsbeamten,Primar- und Mittelschullehrer, und Polizisten von $150

auf $170 erhöht worden. Nur LehrerInnen an Lehrersemi-narien und hohe Polizeibeamte erhalten $ 200.

Die Lehrer drohen jeden Monat mit Streik. Wegen denStreikdrohungen sind Eltern und Schüler in ständigerSpannung. Als Nebeneinnahmen geben viele Mittelschul-lehrer Privatstunden gegen Bezahlung. Am 26. Oktoberwerden für alle Stufen die Examen abgehalten. Die jungenLeute hatten vielfach keine Textbücher, Lehrer waren oftwenig motiviert und der Erwartungsdruck der Eltern undVerwandten ist gross, nachdem sie sehr viel Schulgeld be-zahlt haben. Ich habe Freunde, die beide Lehrer sind. Ihrezwei sehr begabten Kinder sind an der Universität. Auchals Doppelverdiener können sie die hohen Studiengelderkaum bezahlen.

Die Korruption wird immer schlimmer. Ein Bekannter be-zeichnete sie als die Krankheit der Regierung, von derjetzt mehr und mehr Leute angesteckt sind. Lobels ist einegrosse Brotfabrik in Harare. Sie produzierten 14’000 Brotepro Tag. Ende August fehlte das Geld, um die Löhne zubezahlen. Auswärtige Buchprüfer entdeckten, dass die 7Toppleute sich über lange Zeit masslos bereichert haben.Jeder hat ein eigenes Geschäft angefangen. Nur die 14Autos, die sie für sich und ihre Partnerinnen kauften,konnten konfisziert werden. Die Arbeiter und Angestell-ten werden vorläufig mit 24 Broten pro Monat bezahlt.Kürzlich wurde hier in Gweru ein grosser Laden mit TV-und Radio-Apparaten eröffnet. Verkaufsräumlichkeitensind einfach zu mieten, weil viele leer stehen. Vor drei Ta-gen hat die Polizei die ganze Ware, die gestohlen war,wieder konfisziert.

COPAC wurde von vielen Leuten begrüsst, bedeutete esdoch, dass die ganze Bevölkerung von neutralen Leutenüber die neue Verfassung orientiert wird und auch nachihrer Meinung gefragt wird. Am 31. Juni 2011 soll danndas Referendum über die neue Verfassung stattfinden.Aber leider stimmt, was Tsvangirai sagte: In Zimbabwekönne nicht einmal eine zivile Angelegenheit ohne Ein-schüchterungsversuche und Gewalttätigkeiten diskutiertwerden. Kaum haben die Zusammenkünfte im ganzenLand angefangen, mussten sie wieder abgebrochen wer-den. Die Armee schüchterte die Leute schon vor dem Tref-fen ein, Armee und Geheimpolizei mischten sich in Privat-kleidung unter die Leute. Am 30 September wurde einneuer Versuch gemacht, aber es gab die gleichen Klagen.Erneut wurden die Leute eingeschüchtert.

Das gibt einen Vorgeschmack auf die allgemeinen Wah-len, die im nächsten Jahr stattfinden sollen. Davor habendie meisten Leute Angst, auch die Industrie. Sie hat we-gen den zu erwartenden Streikaktionen und blutigen Aus-einandersetzungen einen Aufschub gefordert. Wie immerhört Mugabe auf niemanden. Vor ein paar Tagen hat ereigenmächtig bestimmt, dass die Wahlen Mitte 2011stattfinden werden. Seine Arroganz ist unglaublich. Eigen-mächtig, ohne Konsultation von Tsvangirai, hat er die Bot-schafter und die Gouverneure bestimmt, alle sind aus seiner

Einige Industriezweige sind total am Boden und die Korruption wirdimmer schlimmer

Ein Stimmungsbild aus Gweru. Gweru liegt im Zentrum von Zimbabwe und hat eine Bevölkerungvon schätzungsweise 300'000 EinwohnerInnen. – Gertrud Scheu berichtet.

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Partei. In Begleitung von 80 Leuten ist er an die Uno Voll-versammlung gereist.

Bewundernswert ist, wie sich die Leute trotz allem immerwieder zu helfen versuchen. Der Reparaturservice hatnoch nie so gut funktioniert, wie jetzt, wo man unter denArbeitslosen grosse Talente entdeckt. TV, Radio und sogarComputer werden geflickt. Braucht man einen Elektriker,Schreiner oder Schlosser, so findet man sicher jemanden.Die Solidarität untereinender, vor allem in der Grossfami-lie, ist für Viele die Rettung. Verwandte, die in England

oder Südafrika arbeiten, senden einen Teil des Lohnes heim.Zur Zeit ist die ganze Stadt blau von den blühenden Jaca-randa-Bäumen. Sie blühen vor dem Regen, nachdem esmehrere Monate nicht geregnet hat. Sie sind ein Zeichender Hoffnung und der Lebenskraft, die auch in den Men-schen ist

(Gweru, 9. Oktober 2010. Gertrud Scheu lebt seit 1961 inZimbabwe, arbeitete als Sozialarbeiterin und engagiertsich seit der Pensionierung für das Rosedale-Kinderheim. )

Ein Land oder zwei Länder?

Patricia Walsh

In den vergangenen Monaten schien es einen geringenAnstieg der Anzahl Leute zu geben, die Zimbabwe zumersten Mal besuchen. Viele von ihnen sind Touristen, de-ren erster Eindruck ist, dass es ein wunderbares Land sei,weil man alles in den Läden bekommen könne. Es gibteine zweite Art von Besuchern unserer Gemeinden undSpitäler. Sie beobachten, „wie unglaublich schwierig esfür die meisten Menschen ist, mit sehr wenig oder ohneGeld zu überleben.“ Manchmal fragt man sich, ob wirvom gleichen Land sprechen, Zimbabwe, oder zwei Län-dern – es hängt davon ab, unter welchem Blickwinkelman es erlebt.

Auch aus einer politischen Perspektive scheinenes manchmal zwei Länder zu sein! An einemTag hören wir, dass die Führer der drei wichtigs-ten politischen Parteien sehr gut zusammenar-beiten und sich gegenseitig mit Lob überschüt-ten. Am nächsten Tag hören wir, dass sie einan-der beschuldigen und dass ihre Anhänger sichprügeln! Kurz gesagt, es ist schwierig zu wissen,was passiert. Doch obwohl die Wirtschaft immernoch mehr oder weniger am Boden liegt, die Po-litik instabil ist und zu den Menschenrechten einFragezeichen gesetzt werden muss, ist das Bildeindeutig besser als vor zwei Jahren, und diemeisten Menschen versuchen, so gut wie mög-lich weiterzuleben.

Die Einführung des Dollars als Währung ist ganzklar die Hauptursache für die zaghafte Erho-lung. Heute, obwohl viele – vielleicht die meis-ten – Zimbabwer immer noch an der Armuts-grenze leben und 80% keine offizielle Beschäfti-gung haben, können wenigstens diejenigen, die Arbeithaben, ihr Einkommen berechnen.

In der medizinischen Versorgung und im Bildungswesengab es in den vergangenen zwei Jahren einige Verbesse-rungen. Aber immer noch gehen Tausende von Kindernnicht zur Schule und viele Menschen können es sich nichtleisten, ins Spital zu gehen oder für Medikamente zu be-zahlen. In den vergangenen Wochen haben wir einigeZeitungsartikel gelesen, in denen behauptet wird, es ge-be Mitarbeitende im Pflegedienst gewisser öffentlicherSpitäler, die antiretrovirale Medikamente verkaufen, ob-wohl diese kostenlos abgegeben werden müssten. Wirsind sehr besorgt darüber, denn die Mehrheit der Bevöl-kerung kann sich die Medikamente nicht leisten und wird

ohne sie sterben. Das Gesundheitsministerium ist im Mo-ment daran, diese Anschuldigungen zu untersuchen.Wir haben kürzlich einige freudige Erfahrungen in unserempersönlichen Umfeld gemacht. Die erste Gruppe von diplo-mierten Pflegefachpersonen, die im St. Theresa Missions-spital (Missionsspital der Dominikanerinnen) ausgebildetwurden, waren alle erfolgreich – ein hervorragendes Resul-tat, wenn man bedenkt, dass das Spital zu wenig Personalhatte und extrem schwierige Zeiten durchlebte, wenn esmanchmal nicht einmal für die Pflegenden genug zu essengab. In einem aufopferungswilligen Team haben Men-

schen gezeigt, was sie auch in scheinbar aussichtslosenSituationen leisten können.

In unserem letzten Brief an Sie erwähnten wir, dass wireine Anzahl Häuser für von Grossmüttern oder Kinderngeführten Haushalten (Child headed housholds) fertig ge-stellt hatten. Auch hier haben wir erfahren, was eine moti-vierte, hart arbeitende Familie mit nur wenig Unterstüt-zung leisten kann. In einem Fall kann sich nun eine acht-köpfige Familie mit Nähen und Gartenarbeit allein durch-bringen. Ein Gönner finanzierte eine Nähmaschine und einanderer spendete Päckchen mit verschiedenen Gemü-sesamen – jetzt sind sie Selbstversorger und haben sogarein paar Ärmeren in der Gegend geholfen. Ebenso konn-ten wir kürzlich ein einfaches Solarsystem für sie installie-ren, damit die Kinder am Abend lernen können und die

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Grossmutter nicht mehr spärliches Feuerholz suchen ge-hen muss. Sie können sogar ihre elektrische Occasions-nähmaschine benutzen.

Sicher, wir haben Probleme, aber die einfachen Men-schen in Zimbabwe sind entschlossen, ihr Land wiederaufzubauen, so dass sie ihre Kinder zur Schule schickenkönnen, es ihnen möglich ist, ins Spital zu gehen, wennsie krank sind, eine ausgewogene Mahlzeit pro Tag zu

essen und wieder ein menschenwürdiges Dasein zu le-ben. Die Zeiten sind hart, aber es gibt Grund zur Hoff-nung.

(Harare, 12.10.2010. Patricia Walsh ist Missionsschwesterder Dominikanerinnen. Übersetzung Verena Grob.)

Wie jeden zweiten Sommer war ich im August für einigeWochen in Zimbabwe. Dass die Situation dort nicht rosigist, wissen alle. Die Politik, die Wirtschaft, alles ist nichtgerade so, wie man es sich wünscht. Die Inflation spürtman weniger wegen den Dollars und die Korruptionboomt noch immer. Die Wenigsten haben keine Mühe, zuüberleben, die Wenigsten eine Arbeit, fast niemand eine,die wirklich etwas bringt. Perspektiven für die Jungen sindnoch immer so gut wie keine vorhanden, was sich in einerArt Lethargie bemerkbar macht: „Mal schauen, was pas-siert, wir haben eh nichts zu sagen.“

In Europa musste ich immer wieder hören, wie stolz ande-re Afrikaner auf unser Land sind, da wir unabhängig vomWesten unser „Ding durch ziehen“ und da wir uns nichtvon „den Weissen“ sagen lassen, wo es lang geht. Damusste ich schmunzeln, als wir den US-Dollar als Wäh-rung übernahmen. Dank Obama können alle mit dieserLösung leben, denke ich, zumindest vorübergehend.

Das Land ist nicht mit dem vor zwei Jahren vergleichbar.Versteht mich nicht falsch, ich will wirklich nicht über einTor jubeln, wenn man zuvor ein Duzend kassiert hat. Es isteinfach so, dass der Unterschied unübersehbar war.

Das erste, was mir auffiel, war der Verkehr. Die Strassenwaren voll von Autos, als wir ankamen. Überall fuhrenKombis und normale Wagen umher. Wenn wir einmalkein Benzin hatten, dann gingen wir einfach tanken, ohnezuvor stundenlang in irgendeiner Schlange gewartet zuhaben, wie vor zwei Jahren. Sogar Biltong konnte man beider Tankstelle kaufen.

Genau so eine schöne Überraschung war es, in den Su-permarkt zu gehen. Wo vor zwei Jahren nur leere Regaleherum standen, konnte man wieder Lebensmittel sehen.Es gab wieder Mais, Fleisch, Gemüse, Milch, Joghurt, Ölund vieles mehr. Es war alles wieder dort, auch in derTownship. Auch konnte man wieder nur mit ein oder zweiNoten bezahlen und brauchte kein Bündel Geld mehr –was für ein Gefühl!

Nach zwei Wochen in Harare gingen wir auf eine Rundrei-se, zuerst Richtung Masvingo (Great Zimbabwe), Bula-wayo, Hwange, Vic-Falls, Binga und wieder zurück. Alswir in Masvingo tankten, kam ein Pick up angefahren. Aufseiner Seite prangte stolz das MDC Logo, genauso wie aufdem T-Shirt des Fahrers. Ich war positiv überrascht. Ichhatte noch nie so etwas in der Öffentlichkeit gesehen -einfach so, als wäre es alltäglich!

Das erste Touristen-Hotel besuchten wir in Hwange. Eini-

ge Jahre zuvor war ich schon am selben Ort gewesen. Esist eine Lodge mit direkter Sicht in den Wildpark. Die Be-sucher können mit etwas Glück die Wildtiere beimAbendessen beobachten, ein wunderschöner Ort. EtwasSchade bei meinem letzten Besuch war nur, dass ausseruns fast niemand im Hotel war, um diese Atmosphäre zugeniessen. Nicht so bei diesem Besuch. Das Hotel war fastausgebucht. Auch die ersten Südafrikaner trauten sichwieder ins Paradies an ihrer Nordgrenze. Es war toll zusehen, wie das Festmahl der Köche nicht auf dem Grillverkohlte, sondern wie sich Duzende um die Feuer setz-ten. Auch die Safari-Touren fuhren alle voll besetzt los. Eswar ein bisschen wie früher.

Auch die Künstler auf dem Weg nach Vic-Falls erzählten,dass wieder mehr Kundschaft vorbei käme. Es werde wie-der lebendiger. Als wir dann nach Vic-Falls kamen, konn-ten wir sehen, dass sie Recht hatten. Zum ersten Mal seitlangem hatte ich Angst, dass wir kein Zimmer im Hotelbekommen – darüber musste man sich in Zimbabwe dieletzten Jahre wirklich keine Sorgen machen. Die Touristen,die es trotz der weniger schönen Aussicht vorzogen, die-ses Naturwunder von Sambia aus zu bewundern, kamenwieder nach Zimbabwe und schliefen auch hier. Auch dieBungeejumping-Brücke wurde in unsere Richtung verlas-sen. Mir gefiel es.

Als wir nach gut zwei Wochen wieder in Harare ankamen,wurde es Zeit, auch hier ein bisschen in die Stadt zu ge-hen. (Die ersten Wochen verbrachten wir im Quartier beiFamilie und Freunden.) Es war wieder ein richtiger Trubelin der City: Überall Menschen, Geschäfte, Verkehr. Ichfreute mich wie ein kleiner Junge, als ich nach ca. sechsJahren zum ersten Mal wieder ein „Soft Ice with CrunchyNuts and Chocolate Dip“ essen konnte. Die gibt es so nurim Creamy Inn! Während man vor zwei Jahren noch ineine leere Imbissbude gehen musste und dann fragte: „Was haben sie?“ Stellte man sich dieses Jahr in dieSchlange und wartete, bis die Kassiererin fragte: „Waswollen sie?“ Danach musste man warten, bis ein Platz freiwurde.

Als wir schon einige Tage wieder in der Hauptstadt wa-ren, ging es mir auf einmal schlecht. Angefangen hatte esschon auf unserer Reise, doch ich dachte mir nicht viel da-bei und schliesslich war ich in den Ferien, wer will daschon krank sein. Doch jetzt konnte ich es nicht mehr ig-norieren. Wir gingen zur Highfields-Klinik in Machipisa.Nach ca. vier Stunden war ich an der Reihe. Eine sehrfreundliche Ärztin untersuchte mich. Sie nahm an, dassmeine Symptome von einem Zeckenbiss stammten, den

Mein Zimbabwe-Trip im August

Tendai Matare

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ich mir auf unserer Reise eingefangen hatte. Um sicher zugehen, dass es nicht Malaria war, nahmen sie mir Blut abund sagten, ich solle am anderen Tag noch mal kommen.Am darauf folgenden Tag wartete ich nochmals vier Stun-den (in Zimbabwe macht man keinen Termin ab) und hol-te meine Resultate ab: Keine Malaria, aber ich sollte Medi-kamente gegen den Zeckenbiss nehmen. Ich bekam einRezept, verliess die Klinik und ging ins Nachbarshaus, eineApotheke. Der Apotheker las mein Rezept und gab mirdrei verschiedene Tütchen voll Pillen. Er hatte einfach soMedikamente hinter seiner Theke. Ich war verdammt frohund nach drei oder vier Tagen ging es mir auch wiederblendend. Als ich das letzte Mal hier war, gingen die Leutenicht einmal mehr zum Arzt. Weshalb sich eine Diagnosegeben lassen, wenn es keine Medikamente gab?

Mir ist natürlich bewusst, dass sich die Meisten jene Me-dizin nicht leisten können. Genauso, wie die meisten Zim-babwerInnen so gut wie nie in ihrem Leben im CreamyInn Eis essen gehen. Auch können sich die wenigsten ei-nige Tage in den Lodges in Vic-Falls oder Hwange leistenoder all die leckeren Speisen, Fleisch oder Joghurt kaufen,die wieder in den Regalen stehen und einmal volltankenist ein Fremdwort. Natürlich fällt der Strom noch immeraus, und in gewissen Quartieren ist man froh, wenn dasWasser überhaupt mal läuft. Auch ist allen klar, welcheLeute das Sagen im Land haben. Trotz allem waren Vieleextrem froh, dass es zumindest einige positive Verände-rungen gibt - das erste Mal seit langem.

(23. Oktober 2010)

14 Jahre nach unserem Einsatz mit Solidarmed im SilveiraHospital (Bikita District, Masvingo Province) sind wir füreinen Ferienaufenthalt und Besuch nach Zimbabwe zu-rückgekehrt. Was hat sich in diesem Land seither verän-dert? Drei Wochen sind sicher nicht ausreichend, um die-se Frage zu beantworten. Es ist höchstens eine unvoll-ständige Sammlung von Eindrücken, die subjektiv wahrsind, wie Eindrücke sind, und vage Schlüsse auf objektiveEntwicklungen zulassen. Dennoch wollen wir den Ver-such wagen, an dieser Stelle einige Beobachtungen zuschildern und durch eigene Überlegungen zu ergänzen.

Auf der Fahrt durch Harare fallen die vielen Menschenauf, wahrscheinlich noch mehr als vor 14 Jahren. In denStädten sind neue Quartiere entstanden. Wo früher aufFarmland weit und breit kein Haus zu sehen war, findensich einzelne Krals. Die Gegenden der traditionellen Land-bevölkerung sind noch dichter besiedelt als früher. Undan Werktagen wimmelt es geradezu von Schulkindern inihren adretten Uniformen. Die Bevölkerung von Zimbab-we scheint trotz Abwanderung und trotz AIDS zu wach-sen. Die heranwachsende Generation wird an der Wirt-schaft und an den Ressourcen dieses Landes teilhabenwollen.

Die ausgetrockneten Felder, die Wasserkessel tragendenFrauen, das verbreitete Beten um Regen lassen denSchluss zu, dass allen neuen Problemen zum Trotz dieZuteilung des Gemeingutes Wasser für dieses Land auchin Zukunft entscheidend bleiben wird.

Ein in dieser Häufigkeit neues Phänomen sind die fasttäglichen Stromausfälle, die an einigen Orten mit Genera-toren behelfsmässig überbrückt werden können. Dierückläufige Versorgung bei steigender Nachfrage nachEnergie und wahrscheinlich anderen Ressourcen führt zueiner Versorgungslücke, die das Wirtschafts- und das Ge-sellschaftsleben lähmt, was uns auch von Businessleutenbestätigt wird.

Die von der Natur geprägte afrikanische Mentalität des „Es hat, solange es hat“ hat sich kaum geändert: DefekteWasserhähnen, sinnlos brennende Lampen, viel mehrPlastik-, Aluminium- und Glasabfall entlang den Strassenund um die Krals sind augenfällig. Entwicklung wird hier

nicht ohne ein Umdenken und bewusstes Wahrnehmender Verantwortung möglich sein.

Das Warenangebot in den Läden übertrifft unsere Erin-nerung. Es ist heute fast unvorstellbar, dass die Kundennoch vor anderthalb Jahren vor leeren Regalen gestan-den sind. In Victoria Falls werden wir geradezu vonHändlern bedrängt, die uns ihre Milliardenbanknotenanbieten - „for very good price“ selbstverständlich. Istdieser Umgang mit der überwundenen HyperinflationAusdruck der Geschäftstüchtigkeit der Zimbabwer oderist es eine zynische Form der Vergangenheitsbewälti-gung? Sicher ist, dass das Vertrauen der Menschen – sei-en es die Wirtschaftsbosse oder der Mann von der Stras-se bzw. vom Land – in ihre Wirtschaft und wahrschein-lich in ihre Regierung zutiefst erschüttert worden ist.

Zu unserer Überraschung hat sich die materielle Situationder Menschen auf dem Land eindrucksmässig eher ver-bessert. Im Bikita-District sehen wir weniger Erwachsenebarfuss gehen. Wir finden mehr Kühe, mehr Autos undgeradezu penetrant auffällig viele Leute mit Handys.

In den Städten staunen wir über eine zumindest äusserli-che Verwestlichung. Die überwiegende Zahl der Frauenhat längere glatte Haare – über echt oder unecht kannim Einzelfall gerätselt werden. Jeans bei Frauen sind kei-ne Ausnahme, in Bulawayo sehen wir sogar Schulmäd-chen in Uniformhosen. Die starke weibliche Vertretungan vielen Stellen scheint Ausdruck der wichtigen Rolleder Frau in der urbanen Gesellschaft.

Auf den grossen Verbindungsstrassen hat der Schwer-verkehr in der Süd-Nord-Achse zugenommen. Viele Gü-ter werden aus Südafrika importiert. Wie ist dies in ei-nem Land tief in der Wirtschaftskrise möglich? Fliessthier viel Geld von Verwandten aus dem Ausland nachZimbabwe? Oder besteht eine enorme Schattenwirt-schaft? Oder?

Viel mehr als früher werden riesige Felder vor der Regen-zeit abgebrannt, und wir begegnen oft den bedrohlichenFlammen. Es scheint, dass in Zeiten der Krise eher aufalte Anbaumethoden zurückgegriffen wird, verbundenmit einem Rückgang der Produktivität. Wir haben von

Eindrücke aus Zimbabwe – ein Augenschein nach 14 Jahren

Markus und Christine Bieri

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einer Farm vernommen, wo statt der früher 1500 Kühenoch 300 gehalten werden. Viel zu viel unternehmeri-sches Potenzial liegt noch brach.

Wir besuchen eine Schule in den Midlands, wo vier Leh-rer sechs Klassen in einer ehemaligen „beer hall“ unter-richten. Die 135 Primarschüler sitzen dichtgedrängt imHalbdunkel eines einzigen Raumes, durch dessen Dachan einzelnen Stellen der Himmel gesehen und wahr-scheinlich schon bald der Regen gespürt werden kann.Wie uns auch ein bekannter Lehrer bestätigt, hat das öf-fentliche Schulwesen enorm gelitten. Die Tendenz, fürgute Bildung privat zahlen zu müssen, wird die sozialeSpaltung der Ge-sellschaft verstär-ken. Dass diesebereits voll imGang ist, zeigtein Blick in dieteuren Autos. Wofrüher fast immerein Weisser amSteuer gesessenist, chauffierenheute sehr häufigmeist beleibteSchwarze.

Im Gesundheits-wesen hat sichvieles verändert.AIDS ist omniprä-sent: Etwas weni-ger die düsteren,von der Auszeh-rung gezeichne-ten Kranken mitAIDS als Warnung auf grossen Plakaten entlang denStrassen, AIDS als Schulfach im Stundenplan der Viert-klässler, AIDS als neulich selbstverständlicher Bluttest imSpital. Die Zahl von 3000 ambulanten Anti-HIV- Medika-mentenbezügern im Silveiraspital beeindrucken. Die Vorstel-lung, dass in diesem Land dereinst Hunderttausende, ja viel-leicht Millionen auf die tägliche Einnahme von zwei Tablet-ten angewiesen sein werden, erschreckt auch irgendwie.

Positiv fällt uns die Zunahme an Spitalpersonal auf. Gera-de unter Berücksichtigung der zahlreichen AIDS-

Todesfälle auch unter den „Nurses“ war es vordringlich,dass der Staat die Ausbildung wieder gefördert hat. DieVersorgungslage der Spitäler hat sich verschlechtert. Wäh-rend es Mitte der 90er Jahre fast als Verstoss gegen einentwicklungspolitisches Sakrileg gegolten hat, auf Spen-den und Nachschub aus Europa zurückzugreifen, könnenunsere Nachfolger kaum mehr ohne diese MöglichkeitMedizin betreiben. Auch für gutes Personal braucht es inder Regel ein Topping up. Wo Wille zum Unterhalt keineweisse Triebfeder hat, droht rasch der Zerfall.

Nachdem wir uns vor 15 Jahren daran gewöhnt hatten,dass man in den Städten hinter Mauern und bewachten

Toren wohnte,sind wir auchüberall auf demLand, selbst umdas Silveiraspital,auf Gitterzäunegestossen. Angstund Unsicherheitscheinen sichauszubreiten.

Wenn wir nichtriskieren wollen,ohne direktenErfahrungshinter-grund über et-was zu berichten,dann müssen wirüber Politik unddamit verbundenüber Korruption,Menschenrechts-verletzungen undDenunziation

schweigen. Auch können wir nicht viel über die direkteBefindlichkeit der Menschen, ihre Hoffnungen und Ängsteaussagen.

Unverändert ist hingegen unser Eindruck, dass Zimbabweein vielfältiges, wunderbares Land ist, mit Menschen, dieuns Europäer in Sachen Ausstrahlung, Duldsamkeit, Ge-duld, Zähheit und Gottvertrauen bei weitem übertreffen.

(28. Oktober 2010)

Rampant corruption in the provision of life-prolongingantiretroviral (ARV) drugs and other HIV services is threat-ening Zimbabwe's national AIDS response according to arecently released report by a local human rights group.

Commissioned by the Zimbabwe Lawyers for HumanRights (ZLHR) in March 2010, the report - CorruptionBurns Universal Access to Treatment - found that 73 per-cent of HIV-positive respondents had been asked to paybribes by health workers. Most of those unwilling or un-able to pay were turned away or given inadequate ser-vices. Nurses at government hospitals and clinics wereidentified as the chief culprits, but support staff, includ-

ing nurse aides and administrative personnel, were alsoimplicated; doctors were rarely involved.

The findings were based on interviews with 1,024 peopleliving with HIV in the provinces of Masvingo, Harare, Bula-wayo and Manicaland. Most of the respondents lived inurban areas and 89 percent had a family income of lessthan US$100 a month. Of the 747 respondents who hadbeen asked for bribes, 57 percent were trying to accessdrugs, mainly ARVs; 24 percent needed diagnostic ser-vices; and 19 percent were asked for money to be en-rolled in HIV programmes. The authors noted that thelong waiting lists for enrolment at many hospitals drove

HIV-Patients Forced to Pay or Go without

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Diamanten

desperate patients to pay bribes as high as $100. HIV pa-tients were often asked to pay for services that were sup-posed to be free; sometimes they were told that certaindrugs were unavailable or that diagnostic equipment wasbroken until they paid a bribe, after which the equipmentwas declared functional and the service was given.

About a third of the respondents who were asked forbribes refused to pay them, mainly because of poverty; asa consequence, 63 percent were denied the service andhad to pay for drugs or diagnostic tests in the private sec-tor, or on the black market, or go without.

"The research findings reinforced the view that corrup-tion in healthcare discourages treatment, testing, andother health-seeking behaviour," the researchers con-cluded. "In these circumstances, the general attitude hasbeen observed to shift towards resentment and resigna-tion by [people living with HIV], who then give up on ac-cessing essential medicines and diagnostic services."

Call for action

Martha Tholanah, an HIV/AIDS activist and member ofthe Zimbabwe Network of Positive Women, said the re-port shed light on a problem that HIV-positive Zimbabwe-ans had been experiencing for "quite some time". Shetold IRIN/PlusNews that there was a need for a systemthat would electronically record when patients collected

Organisation mit dem Zweck, für den Markt bestimmteDiamanten als „konfliktfrei“ zu zertifizieren, in Zimbabweein umstrittener Status, weil der Bergbau mit Anschuldi-gungen schwerer Menschenrechtsverletzungen in Zusam-menhang gebracht wird. Über den Kimberly Process be-willigte Exporte sind genau, was das Land für einen Blitz-start seiner Wirtschaft braucht. Das dringende Bedürfnisnach Zertifizierung war eines der wenigen Themen, beidem sich die zerstrittene Einheitsregierung einig war.Obert Mpofu, der von ZANU-PF ernannte Bergbauminis-ter, und Tendai Biti, der Finanzminister aus den Reihendes Movement for Democratic Change (MDC), haben sichmit besonderer Tatkraft für die Exportbewilligung einge-setzt. Aber nicht alle Regierungsmitglieder verfolgen die-selben Ziele, was die Diamanten angeht: Für einige derZANU-PF Mitglieder, denen wegen Bitis Reformen im Fi-nanzministerium nun der Zugang zur Staatskasse ver-wehrt ist, verkörpern Diamanten eine Gelegenheit fürweitere Raubzüge.

Für die NGOs und Menschenrechtsorganisationen sindZimbabwes Diamanten blutgetränkt und verkörpern dievon ihnen schon so lange bekämpfte Unterdrückung. Die-se Gruppierungen sind besonders beunruhigt durch dieMilitärpräsenz in den Marange Diamantenfeldern, die vonder Regierung mit der Notwendigkeit begründet wird,den illegalen Abbau und den Diamantenschmuggel zuverhindern. Zimbabwes Menschenrechtsanwälte, Ärztefür Menschenrechte, das Zentrum für Forschung und Ent-

their ARV medication. "This will weed out corrupt ele-ments among health workers, and among people livingwith HIV."

The programme manager of the HIV/AIDS, Human Rightsand Law Project at ZLHR, Tinashe Mundawarara, said:"The danger of these practices is that they create disin-centives to invest in public health." He added that healthworkers were engaging in corrupt activities partly to sub-sidise their low salaries, but this should not be an excusefor government not to take action. The report called forthe government, civil society and Zimbabwe's Anti-Corruption Commission to take urgent measures to curbcorruption in the health sector. "If treatment is madeconditional on corrupt practices, it could well be that thelives of those who cannot afford to pay bribes will be en-dangered," the authors noted, adding that the issue waseven more pressing in Zimbabwe which has an estimatedadult HIV prevalence of 14 percent.

Health minister Dr Henry Madzorera told IRIN/PlusNewshe could not comment until his ministry's own investiga-tions had confirmed any reports of corruption. "As a mat-ter of policy our ministry will look into this matter thor-oughly, and we urge members of the public to assist usby reporting to the police any corruption."

(Harare, 5 October 2010, IRIN, st/ks/he)

Vom Diamantenfieber besessen, strömten vor vier JahrenTausende von Zimbabwern in die Marange Felder. Ma-range, in der Nähe der Ostgrenze zu Mozambique gele-gen, war ein Traumfeld, denn der Abbau verlangte keineteure oder komplizierte Bergbauausrüstung. Eine einfa-che Pfanne genügte, um den Reichtum zu schürfen.

Diamanten bedeuten Unterschiedliches für verschiedeneMenschengruppen. Es wird die folgende – vielleicht nichtganz ernst zu nehmende – Geschichte einer Horde neu-reicher junger Händler erzählt: Nach dem Verkauf ihrerDiamanten machten sich diese auf zum normalerweiseausserhalb ihrer Möglichkeiten liegenden trendigenNachtlokal „Stars“. Dort angekommen, schwenkten sieBündel von Trillionen-Dollar Banknoten und schrien „Tapinda, tapinda“ – „Wir sind angekommen, wir sindangekommen!“ Diamanten sind ein immanenter Teil dertapinda tapinda Kultur der Händler geworden, die ihrGeld für protzige Autos und andere Güter „verbrennen“,wie man sagt.

Für die Regierung bedeuten Diamanten den schnellstenWeg aus der zehn Jahre dauernden Wirtschaftskrise.Doch der Verkauf von Zimbabwes Diamanten ist blockiertworden – bis heute. Vorige Woche erhielt Zimbabwe vomWorld Diamond Council in St. Petersburg die Bewilligungüber den Kimberly Process eine begrenzte Menge der ge-lagerten Diamanten zu exportieren. Beim Kimberly Pro-cess, gegründet 2002, handelt es sich um eine freiwillige

Der Diamantenreichtum könnte das Land verändern

Petina Gappah

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wicklung und andere NGOs verfassten eine Anzahl ver-nichtender Berichte über angebliche Missbräuche wieaussergerichtliche Tötungen und Verschleppungen undäusserten umweltbedingte Bedenken.

Auf dem Hintergrund dieser sich widersprechenden Inte-ressen wurde an den Kimberly Process-Treffen debattiert.Das Gründungsdokument beschreibt „Konfliktdiamanten“ als „Rohdiamanten, die zur Finanzie-rung von Konflikten dienen, mit denen Aufständischeund ihre Verbündeten rechtmässige Regierungen unter-minieren“. Es besteht kein Zweifel, dass die Armee viel-fach ungerechtfertigte Gewalt angewendet hat. Beson-ders beunruhigend sind Berichte über Erschiessungen vonillegal arbeitenden Diamantengräbern, die Bildung vonSyndikaten zur Zwangsarbeit – auch für Kinder – oderPrügelstrafen und Folter. Die Sorge der Menschenrechts-organisationen in Bezug auf Marange ist gerechtfertigt.Doch diese Art von Missbräuchen, so abscheulich undunakzeptabel sie sein mögen, beschränken sich nicht aufZimbabwe, sie finden sich überall, wo in Wohngebietenarmer Menschen Reichtümer entdeckt werden, zum Bei-spiel im Niger Delta oder in Equatorial Guinea. Doch mitNGO Berichten über Amputationen im Stil von Sierra Leo-ne und Vergewaltigungen nach der Art von Darfour wäh-rend der Wahlen von 2008 in Zimbabwe, laufen Men-schenrechtsaktivisten Gefahr, über das Ziel hinauszu-schiessen.

Es ist schlicht falsch zu behaupten, Zimbabwes Diaman-ten entsprächen der Kimberly Definition für Konfliktdia-manten. Die NGO Africa Partnership Canada verdirbt ih-ren neusten, im übrigen hervorragenden, Bericht, wennsie argumentiert, beim Zimbabwe Joint Operations Com-mand – bestehend aus den Kommandanten der Polizei,der Gefängnisse, der Armee und Luftwaffe – handle essich um eine Rebellenbewegung mit dem Ziel, die Regie-rung zu destabilisieren. Das ist eine verblüffende Schluss-folgerung angesichts der Tatsache, dass die Regierung,die angeblich destabilisiert werden soll, auch aus Minis-tern der MDC besteht, die sich aktiv für die Zertifizierungder Diamanten eingesetzt haben.

Menschenrechtsorganisationen zeigten sich bestürzt überZimbabwes Zertifizierung, doch sollte Zimbabwes Bereit-schaft, am Kimberly Process teilzunehmen, sie vielmehrermutigen. Denn unter diesem gänzlich freiwilligen Sys-tem anerkennt Zimbabwe weiterhin eine Überwachung.Zugegeben, der amtierende Überwacher, Abbey Chikane,ist eine umstrittene Person. Ihm wird aus Menschen-rechtskreisen vorgeworfen, für die Verhaftung des Akti-

visten Farayi Magawu verantwortlich zu sein. Dieser istnun mit einer Strafklage wegen der „Verbreitung von Lü-gen“ zum Nachteil Zimbabwes konfrontiert. Chikanemag umstritten sein, doch hat er eine Anzahl wichtigerVorschläge gemacht. Im Besonderen hat er vorgeschla-gen, das Militär in Marange durch ausgebildete Sicher-heitskräfte zu ersetzen. Er hat im Weiteren angeregt, dieExporte über einen einzigen Kanal abzuwickeln, was er-lauben würde, den Weg der Edelsteine zu verfolgen. Undvermutlich dieser Kontroverse wegen beabsichtigt derKimberly Process nun zur Überwachung von Zimbabweden Einsatz eines Gremiums anstelle des einzelnen Über-wachers.

Zimbabwes Teilnahme am System gibt den NGOs die Ge-legenheit Einfluss zu nehmen. Dem wäre nicht so, wenndas Land die Diamanten, wie angedroht, einfach ohneBewilligung verkauft hätte. Lehrreich ist dabei ein Blickauf die Geschichte der Beziehungen zwischen Zimbabweund dem Commonwealth. Als Zimbabwe 2003 seinenAustritt gab, konnte das Commonwealth nur noch vonder Seitenlinie aus – und somit ohne jede Wirkung –agieren. Vermutlich sagten sich die Leute vom Kimberly,Zimbabwe bleibe besser innerhalb und nicht ausserhalbdes Systems. „Ausserhalb“ würde heissen, keinerlei Kon-trolle mit dem Risiko eines destabilisierenden Dumpingsvon grossen Mengen an Diamanten auf dem Weltmarkt,während „innerhalb“ die Fortführung der Kontrollendurch Kimberly bedeutet.

Sofern die Erlöse aus dem Verkauf der Diamanten korrektkanalisiert werden, sind sie genau, was das Land braucht.Die entdeckten Diamantenfelder sind so unermesslich,dass Zimbabwe, Schätzungen zufolge, innerhalb wenigerJahre einen Viertel des Weltbedarfs an Diamanten produ-zieren könnte. Gleichzeitig ist es gerade dieser Reichtum,welcher Anlass zur Sorge gibt. Zimbabwe erlebte dies mitder Landreform. Die einfachen Menschen mögen mit derZeit vom nationalen Reichtum profitieren, doch erst nach-dem der Löwenanteil an die Politiker gegangen ist. Diewesentliche Frage rund um Zimbabwes Diamantenreich-tum lautet deshalb: „Wie kann sichergestellt werden,dass das ganze Land und nicht nur ein paar wenige da-von profitieren?“ Denn bei korrekter Bewirtschaftung be-steht die Möglichkeit, das Land voranzubringen. Nur einHindernis kann Zimbabwe am Erreichen seines Potentialsim Weg stehen: Seine Politiker.

(Mail and Guardian Online (UK), 20. Juli 2010. Überset-zung Walter Huwyler)

Violence and intimidation to seize controlof the lucrative diamond business

According to Global Witness, a campaigning group, theZimbabwean army has abused civilians in Marange's dia-mond fields over the past three years while the rulingZanu PF party is blocking oversight of the joint venturecompany boards via its supporters. "The investment dealshave been done with scant regard for legal processagainst a background of violence and intimidation, andare dangerously lacking in transparency," said Elly Har-rowell, a Global Witness campaigner. "This leaves the

door wide open for state looting and corruption, andraises the very real possibility of internationally certifieddiamonds financing renewed political violence in Zim-babwe." The Global Witness report said the minister ofmines, Obert Mpofu, a Zanu-PF stalwart, has led efforts toblock oversight of the companies, Canadile Miners andMdaba Diamonds, by imposing his allies as board mem-bers, and sidelining the state mining company, ZMDC.Mbada Diamonds is chaired by Robert Mhlanga, formerair vice-marshal and a star witness against oppositionleader Morgan Tsvangirai during his trial for treason in2003.

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Global Witness called on Zimbabwe to withdraw the armyfrom the diamond fields, hold rights abusers to accountand suspend imports and exports of rough diamonds untilthe diamond sector meets international standards. Thegroup said Zimbabwe should also suspend the introduc-tion of new investors into Marange until the legality ofcurrent joint ventures can be established, and effectiveoversight implemented. Human rights groups last weekcriticised a recommendation to allow Zimbabwe to sell itsdiamonds in international markets, saying any such deci-sion must be postponed until abuses are stopped.The criticism from Human Rights Watch came after AbbeyChikane, a monitor for the initiative set up to halt thetrade in "blood diamonds" -- rough diamonds that fuelconflicts -- said Zimbabwe was "on track" to meet inter-

national diamond mining standards. The initiative, Kim-berley process certification, previously recommended Zim-babwe's suspension over their findings of illicit tradingand human rights abuses. Chikane, a South African busi-nessman and management consultant, said in his reportthat "the government of Zimbabwe has demonstrated itscommitment to meet the minimum requirements of theKimberley process". HRW called Chikane's advice flawedas it ignored alleged human rights abuses in Marange.Allegations of killings and human rights violations bytroops and smuggling of blood diamonds have sur-rounded the discovery of the extensive Marange deposits,in eastern Zimbabwe, four years ago.

(Mail and Guardian Online (UK), 14 June 2010)

Diamond-crime whistleblower freed

Chengetai Zvauya

A judge in Zimbabwe has freed on bail a human rightsactivist jailed for more than five weeks on allegations ofpassing false information on diamond-mining violationsto the international diamond control body. JudgeMawadze Gurainesu on Monday dismissed claims by stateprosecutors that activist Farai Maguwu could interfere

with witnesses called in police investigations into his con-duct. Bail had been rejected at several previous hearingsafter prosecutors alleged he gave out false information onrights violations and killings by police and troops in theeastern diamond district.

Human rights groups protested Maguwu's continued de-tention since June 3 and said he was denied medical at-tention and mistreated in jail. Gurainesu said police didnot say when they would finish their investigation. But hesaid police reported long delays in gathering evidencefrom officials of the Kimberley Process control body out-side Zimbabwe. He said the slow progress of the investi-gations prejudiced Maguwu. "His liberty should not betrampled upon on flimsy reasons," the judge said.

Maguwu was freed on $1’500 bail on condition that hesurrender his passport, report daily to police and remainwithin 40km of his home in the eastern city of Mutare.

He denied charges of possessing false information on kill-ings, torture and the names of perpetrators along withstolen state security documents, offences carrying a pen-alty of up to 20 years in jail.

Zimbabwe's diamond mining industry, which top politi-cians and military chiefs have also alleged to be corrupt, isscheduled to again come under review Wednesday at ameeting of the World Diamond Council in St Petersburg,Russia. Maguwu's detention contributed to a deadlock

over whether to allow Zimbabwe to sell its dia-monds on the world market at a meeting ofthe Kimberley Process control body in Israel lastmonth.

The oversight body's regional monitor AbbeyChikane had recommended that Zimbabwe'sdiamonds be certified for world sales, as Zim-babwe had met the body's minimum standardsfor diamond mining. Documents allegedly pro-duced by Maguwu and his Centre for Researchand Development purported to contain hospitalrecords, mortuary reports and burial orders ofvictims and interviews with survivors who iden-tified "at least eight perpetrators of atrocities",mostly senior police officers, in the Chiadzwadiamond district. The documents, which prose-cutors said contained false information, alsoreported on victims who testified to abuse bypolice and soldiers and sightings of dead bodies

in the diamond fields. At a previous bail hearing, a differ-ent High Court judge said prosecutors alleged Maguwumade a living from publishing false information detrimentalto his country. Human rights organisations have harshly op-posed international sales of alleged "blood diamonds" fromZimbabwe.

The mines ministry, controlled by President Robert Mug-abe's party in a fragile coalition with Prime Minister Mor-gan Tsvangirai, the former opposition leader, denieswrongdoing and accuses human rights groups of"peddling falsehoods" over rights violations. Mugabe lastweek vowed to go ahead with diamond sales withoutcertification from the world control body. –

(Harare, Mail and Guardian Online (UK), 13 July 2010)

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Marange’s field of broken dreams

Ray Ndlovu

The first time Farai Chikumira* went to the Marange dia-mond fields was in June 2008, the day of the presidentialrun-off elections. "I was visiting a relative and I wanted todiscover what goes on there, since Marange was the talkof the day," says 26-year-old Chikumira. Tall, dark andsporting an untidy beard, he is dressed lightly for themorning chill that grips Gweru's CBD, wearing a long-sleeved blue shirt and navy trousers. With him is TatendaMabuza* (24), a relative, who, Chikumira says, is the rea-son he is an hour late for the rendezvous, a fast-food out-let, which is still empty save for the few waiters cleaningthe floors. As an apology he pats Mabuza on the back,saying, "He'll also tell you all that you need to knowabout Marange," as we huddle around a brown table in acorner.

It was in June 2006 that diamonds were first discoveredby villagers in Marange, a rural area of Chiadzwa, 90kmsouth-west of Mutare in eastern Zimbabwe. Between2006 and 2008 Mutare, the third-largest city in the coun-try, became the hub of an illicit diamond trade for thou-sands of local and foreign diamond panners. Stretchingover 16’000 ha of parched and hilly land, Chiadzwa hadan influx of panners, known to locals as omakorokoza,descending on the 70ha Marange -- the new El Dorado.An Israeli-based diamond consultancy, Tacy Ltd, has esti-mated that the Marange diamond fields have the poten-tial to supply a quarter of the world's diamonds. One lo-cal diamond industry executive with intimate knowledgeof the Marange fields recently told the Mail & Guardianthat he estimates the value of diamonds there to be inexcess of three billion carats.

It was De Beers, through its subsidiary KimberliticSearches Ltd, who held the exploration rights, the exclu-sive prospective order (EPO), over the Marange diamondfields since the early 1980s. But they released the rights inMarch 2006 after evaluating Marange's largely alluvialdiamond deposit as being unsuitable for its own portfolio.Africa Consolidated Resources (ACR), a local mining com-pany founded by black and white Zimbabweans in 2005and listed on the London Stock Exchange (LSE), acquiredthe EPO from De Beers. But the government cancelledACR's mining rights just a few months later, citing "anerror in issuing it"; it is widely understood that the com-pany's listing on the LSE -- and its ties to Britain -- werebehind the government's revoking of the licence.

After cancelling ACR's rights, the government encour-aged "enterprising individuals" to mine for diamonds atMarange and to sell their finds to the state-run MineralsMarketing Corporation of Zimbabwe (MMCZ), in whatobservers saw as an attempt by Zanu-PF to garner popu-lar support during an economic meltdown, causing afree-for-all to descend on the fields. This laid the founda-tion for an intricate network of smuggling and diamonddealing by what Human Rights Watch (HRW) has esti-mated to be some 15’000 diamond panners in cahootswith security personnel. The cash-strapped MMCZ, un-able to compete with the bustling parallel market thatoffered lucrative prices to the panners, relied on police

assistance in Operation Chikorokoza Chapera (looselytranslated as an end to illegal panning) in November 2006to stop what the government had then begun to call"illegal" diamond panning in Marange.

‘We used to operate as a syndicate, a group of six to ninepeople, each time we made the trip to the diamondfields," says Chikumira. These syndicates allowed for se-curity and the delegation of duties, divvying up jobs aslook-outs as well as digging for diamonds. Panners wouldhave to make the last leg of their journey on foot, usingthe forest for protection to avoid the many police road-blocks; for Chikumira and Mabuza and their group, it wasa 35km walk from rural Masvingo.

Diamond panners at Marange practised artisanal mining,which involved digging and sifting through mud, graveland river-bank alluvial deposits, using bare hands, shov-els, picks and sieves. Although a primitive method of min-ing, this subsistence form of diamond production is usedin countries like Sierra Leone, where artisanal mining isthe second-largest form of employment after farming,contributing more than 50% of GDP and export earnings.The Diamond Development Initiative, an international or-ganisation based in Canada and dedicated to improvingthe conditions of artisanal mining, estimates that artisanalminers produce between 10% and 15% of all diamondsthat go into the jewellery shops of London, Tokyo, Parisand New York.

A trip to the diamond fields would normally last betweentwo and four weeks. The group would carry nothingmore than the essentials: mealie-meal to cook sadza(pap), biltong for relish, drinking water and five-litre Cairntins to use for pots. Rudimentary digging equipment in-cluded picks, shovels and a metal rod sharpened at theend to chip away at rocks. According to Mabuza, themetal rod was also often used to kill the vicious dogs sentin by police. "Many panners were afraid of those dogsmore than they were of the police, because once thedogs were told to bite, it would just come after you. Attimes the police shot in the air to scare us off the field,but we didn't really mind their guns and for most of usthe sound of gunfire was like music, an encouragementto work even harder. But once you heard dogs barking,you would run."

As immunity against the police raids, a syndicate enlistedone or two policemen to watch over them and advisewhen it was safe to go into the field. "The police had atimetable for conducting raids on the fields and as long aswe kept the police happy through bribes then we wouldalways be safe," says Mabuza. Officers were given a cutof between $100 and $150, police would rake in thou-sands of dollars from the different syndicates, addingheartily to their monthly salaries of $150. Chikumira andMabuza both say that the police were "much better"than the army, deployed in October 2008 to rid Chiadzwaof diamond panners. A three-week offensive by the mili-tary, Operation Hakudzokwi (no return), left an estimated214 panners dead, according to HRW, in what has con-tinued to be the centre of controversy over whether Ma-range diamonds are "blood diamonds" or not. A flush offear is visible on Chikumira's face as he speaks about themilitary and says softly: "Those guys don't take nonsense.

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If you work with them they get more than half of whatyou sell and leave the syndicate to share what's left over."

In its June 2009 report, Diamonds in the Rough: HumanRights Abuses in the Marange Diamond Fields of Zim-babwe, HRW noted that the army's presence in Chiadzwawas to "quell the discontent among its rank and file".Amid all the panning, bribery and violence on the dia-mond fields a bustling trade market emerged; "MbareMusika" was nicknamed after Harare's famous market.There, you could get anything: consumables, chicken, softdrinks, rice, shovels, hammers, torches and the essentialservices of osiphatheleni, the illegal foreign currency deal-ers. "And even women," says Mabuza, adding that it wasduring the diamond rush that many people got infectedwith HIV/Aids. For many diamond panners the wantondanger of having unprotected sex is a minor hazard com-pared with the difficult and dangerous mining efforts atMarange.

Although mining for diamonds at Marange may havebeen a team effort, how the bounty was hidden was upto the individual, testing the panners' aptitude for innova-tion. "The most common method was to roll up thestones in brown paper and put them in a small plasticpack and pocket it. But this was really unsafe especiallyduring police searches as they could easily find thestones," says Chikumira. More innovative ways includedopening up one's shoe soles and stuffing the stones inthere, then sewing up the soles. Mabuza says: "Peoplealways bought a fresh pair of shoes just for that reason tohide their diamonds in. It was always funny seeing some-one with a new pair of shoes in the forest, but it was bet-ter than losing your diamonds." Others stuffed the dia-monds inside loaves of bread or sewed them into thehems of clothing; some swallowed the stones. "Otherpeople had the guts to keep the stones underneath theirtongue and could talk to police officers with the stoneshidden there," says Mabuza.

But selling the Marange diamonds was easy. "The stoneswere sold at per carat and the buyers often set their ownprices after seeing the quality of the stones that you had.If your stone was cloudy and had cracks it definitelywouldn‘t fetch much," says Chikumira. On average mostof the stones ranged between eight and 12 carats, withminimum offers at $50 a carat. "One rare stone of 26 car-ats was once found by a man in the field and he was paid$7’000 for it and also given a T-35 truck by some buy-ers," he says. But barter trade was a common practice atMarange, with miners getting houses and luxury 4x4s inexchange for their stones. "It was not unusual to see ei-

ther a Navara or Landcruiser in Marange as the big chefs[bosses] from Harare would come down to buy dia-monds," says Mabuza.

A diamond industry source who traded in Marange dia-monds says: "Buyers tended to make price offers for thestones as the panners really didn't know the true value oftheir diamonds. One could always bargain on prices asthey [panners] were just interested in selling off theirfinds." It was after ACR's mining licence was withdrawnthat the full-scale commercial exploitation of the Marangefields was taken up by the state-owned Zimbabwe MiningDevelopment Company, in a joint venture with two Zim-babwean companies: Mbada Holdings and Canadile Min-ing. Shrouded in controversy, the companies have a com-plex shareholding structure that includes trusts, South Af-rican and Mauritian-based individuals and companies.Among the shareholders is the South African scrap metalcompany, New Reclamation Group (NRG); insurance giantOld Mutual holds a 5.2% stake in NRG. The awarding ofthe mining rights last year to companies with little dia-mond mining experience by Obert Mpofu, Zimbabwe'smines minister, was a subject hotly contested by thecountry's Parliament. But it was overshadowed by thegovernment's desperation to start generating revenuefrom Marange.

Recent estimates presented to government project thatMarange can provide $200-million in monthly revenue forthe state. But last week, during his mid-term budgetspeech, Finance Minister Tendai Biti confirmed that Ma-range diamond sales of $30-million this year were unac-counted for by the treasury, exposing the loose controlsin the diamond sector. Despite the controversy surround-ing thediamonds in Marange, however, Zimbabwe wasrecently given the green light by the Kimberley ProcessCertification Scheme to sell a portion of its stockpile offive million diamonds at an estimated market value of$1.7-billion.

For the panners who once operated there, however, lifein Marange is a time better forgotten. "I really don't wishto live like that again ... there are so many risks involvedand I'm just lucky to be still alive," says Chikumira. Ma-buza is content with leading a normal life with his newwife and child: "I just want to be with my family now andnot in the forest."

*Not their real names

(Mail and Guardian Online (UK), 23 July 2010)

Major gem-trading group bans Zim diamonds

A major gem-trading group on Monday banned the saleof diamonds from Zimbabwe's Marange mines, sayingthe watchdog Kimberley Process could not guaranteethey were not "blood diamonds". The US-based RapaportGroup, one of the world's largest gem-trading networks,said it would expel any traders who knowingly sold dia-monds from Marange, despite a decision by the UN-sanctioned Kimberley Process to allow Zimbabwe to pro-ceed with an auction of some of the diamonds last week.

"[We] will not tolerate the use of our trading networksfor the distribution of diamonds involved in human rightsviolations," said a statement from chairperson Martin Ra-paport. "RapNet, the Rapaport Diamond Trading Net-work, will not allow the trading of any diamonds sourcedfrom Marange, Zimbabwe. Members found to haveknowingly offered Marange diamonds for sale on RapNetwill be expelled and their names will be publicly commu-nicated."

The Zimbabwean military seized control of the Marangefields in late 2008, forcing out tens of thousands of small-

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the watchdog group could not guarantee the mining ofthe stones was free of violence. "There is no assurancethat diamonds with [Kimberley Process] certification arefree of human rights violations," he said.

(Johannesburg, Mail and Guardian, 16. August 2010,Sapa-AFP)

scale miners and killing about 200, according to humanrights groups. Soldiers then beat and raped villagers toforce them to mine the gems in early 2009, the groupssay. Kimberley Process monitors last month ruled thatabuses at Marange had stopped and allowed cash-starvedZimbabwe to hold an auction for stones mined during thelast two months. But Rapaport, an industry firebrandwhich has sharply criticised the Kimberley Process, said

EU banks ban Zim diamond transactions

Zimbabwe’s beleaguered diamond industry suffered an-other setback this week after two major European banksannounced they would not finance any transactions in-volving gems from the southern Africancountry. ABN Amro and the Antwerp Dia-mond Bank (ADB) said “reputational is-sues” would not allow them to fund anyof their clients involved in diamond dealswith Zimbabwe. Chairman of the ADB ex-ecutive committee Pierre de Bosscher toldthe Mines to Market Conference thatended India last Wednesday that Zim-babwe transactions would remain until thecountry is removed from the US Office ofForeign Assets Control (OFAC) blacklist.

OFAC is an agency of the United StatesDepartment of the Treasury under the aus-pices of the Under Secretary of the Treas-ury for Terrorism and Financial Intelligence.It administers and enforces economic andtrade sanctions based on US foreign policyand national security goals against tar-geted foreign states, organisations andindividuals. “We will not finance diamond transactionswith Zimbabwe while it is still on the OFAC list, under anEU trade embargo as well as a number of other such is-sues,” De Bosscher said. He added: “We are not willingto even finance roundabout transactions in South Africanrands or Hong Kong dollars, because this isn’t good for thetransparency of the industry.”

The same sentiments were echoed by the chief executiveof ABN Amro’s International Diamond & Jewellery Group,Victor van der Kwast. Zimbabwe has been trying to regainthe confidence of the international diamond industry fol-lowing the controversy sparked by human rights abuses

allegedly committed by the army at the Marange fields tothe east of the country. Key Western markets havebanned stones from the controversial fields, even after theindustry watchdog Kimberley Process had cleared miningoperations at the site.

(Harare, Zimonline, 15 October 2010)

Secret diamond auction

Zimbabwe held a secret auction of diamonds from its Ma-range fields, where the army has been accused of forcedlabour and torture, an official said on Tuesday. "Yes, thesales were carried out this weekend," said Secretary forMines Thankful Musukutwa, without giving further de-tails. The auction on Saturday and Sunday was supervisedby Abbey Chikane, the monitor from the internationalKimberley Process watchdog, another official said on con-dition of anonymity.

The Kimberley Process is charged with preventing the saleof blood diamonds used to fuel armed conflicts, but inNovember the regulator banned sale of the gems fromMarange after its investigators found soldiers had beatennearby residents and forced them to mine the stones. Theweekend sale was the second and last auction authorisedby Kimberley until its investigators certify that the militaryhas ended rights abuses in the fields near the Mozambi-

can border. "We will not be releasing the quantity oramount that was generated because these were privatesales by private companies," Musukutwa said. "No othercountry in the world releases their sales figures or quanti-ties. When it comes to the issues of diamonds we must becareful as a country because of the sensitivity of the issuesassociated with them."

Zimbabwe said the military no longer runs the fields andhas contracted operations at Marange to two little-knownSouth African firms, Mbada Diamonds and Canadile Min-ers. A third company linked to a Chinese firm has alsobeen allowed to operate there. The first Kimberley-backedsale generated about $30-million, according to govern-ment figures. Canadile miners has begun constructing amultimillion-dollar cutting and polishing centre in thecountry. Representatives from the companies operatingfrom Marange refused to comment.

(Harare, Mail and Guardian Online (UK), 14 Sept. 2010)

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Zivilgesellschafttime. As a result, WOZA has observed their behavior inselect communities in Bulawayo and Harare for fourmonths. WOZA members observed police officers beatingsuspects in public; harassing vendors and taking theirgoods for their own use, without any receipting; demand-ing and accepting bribes, both in public and at police sta-tions; drinking in uniform in public, sometimes stoppingto drink while escorting suspects who will be under arrestand making people under arrest ‘run’ in front of their mo-tor bikes and/or horses to the police station. In Bulawayo,many police officers refuse to respond to citizens’ com-plaints if they speak in the Ndebele language, insistingthey speak in Shona. 75% of people whose rights wereviolated during arrest reported damages, injuries and orloss of property. These incidents are common when one isarrested by the plain-clothed and municipal police. Theinvestigations done during the four months is just a smallpart of what is happening and are a reflection of a poorrelationship between police and the community. It is clearthat police officers routinely violate human rights and donot follow proper protocols of arrest and detention. Inthis regard, they are not following the Zimbabwe PoliceAct, the ZRP Service Charter and ZRP Service Standards aswell as regional and international standards and instruments.

These arrests come after many constitutional consultations inHarare over the weekend were marred by violence fromZANU PF youth. It is unclear how many, if any, of these vio-lent youths have been arrested and yet 83 peace activists,asking police to work together with them to promote com-munity safety, are the ones that have been arrested.

WOZA is currently suing the co-Ministers of Home Affairsover the filthy and inhumane conditions in Harare CentralPolice Station. By all accounts, conditions have not im-proved and are still soiled with human waste.Please phone Harare Central Police Station on +263 4777777 to demand that the WOZA activists be releasedimmediately.

(Woza, 20 September 2010)

Woza and Moza commemorate internationalpeace day with street protest in Harare –83 arrested

At noon today, 600 members of Women and Men ofZimbabwe marched to Parliament in Harare to mark Inter-national Peace Day. 25 members were arrested at Parlia-ment (most of them handing themselves in) and taken toHarare Central Police Station. 58 more handed them-selves in in solidarity with their arrested comrades aftermarching from Parliament to Harare Central. ZimbabweLawyers for Human Rights have confirmed that the totalarrested is 83, both women and men. They will spend thenight in custody even though police officers are still notsure what charges to prefer or if they even have a caseagainst the activists as most handed themselves in.

The aim of the peaceful protest was to highlight commu-nity safety issues and police behavior in communities.When the peaceful group arrived at Parliament, theyhanded over a list of demands for members of the Zim-babwe Republic Police, the Police Commissioner and theco-Ministers of Home Affairs to police officers stationedoutside Parliament. Two members addressed the peacefulgroup outside Parliament explaining that tomorrow (21stSeptember) is International Peace Day and using the ex-ample of the violence at COPAC consultations over theweekend to illustrate how Zimbabweans have little ex-perience of peace. They called on the Zimbabwe RepublicPolice to allow Zimbabweans to be able to give theirviews of what they want in a new Constitution withoutviolence and called on police to arrest those that threat-ened others or used violence. Bystanders were overheardsupporting the protestors – commenting on the violenceshown by police officers in recent weeks and how policeofficers should be ashamed of themselves for not beingthe ones to keep the peace.

WOZA members have been worried about the perform-ance and professionalism of our police officers for some

76 women and seven men released thismorning

The 76 women and seven men released this morning aftertwo nights in horrific conditions in Harare Central are allsuffering from aches and pains and upset stomachs. 10people required medical treatment for various ailmentsincluding dysentery. Lazarus Mandondo required treat-ment for severe headaches as he was beaten across hishead with baton sticks and made to stand on his head forseveral hours. Several people are still in the process of be-ing checked and the whole group will be monitored fordeveloping conditions. It also transpires that a nine-month-old baby was in custody with her mother. It is be-ing investigated why the mother and child were not re-leased earlier. Both mother and baby are still due to bechecked by a medical professional.

The group testified to appalling conditions in cells. ClaraManjengwa and Lillian Ntefula, both of whom spent sixdays in custody in April, confirm that conditions are much

worse now than in April. None of the cells, male or fe-male, are in use due to their filthy state requiring all de-tainees to stay in the passages, which are equally dirty.Over 120 women and over 150 men were squashed intheir respective passages. The toilets were not workingand in the female cells, no water was available. When theWOZA women asked for cleaning materials so that theycould clean their section, they were given a mop but nowater. In the male cells, an officer, Moyo, would spraythe male prisoners with a hose pipe and make them singand dance along to a song played on his cell phone. Ifanyone did not comply, they would be beaten. TheWOZA and MOZA activists were also verbally abused byofficers. Yesterday, after refusing to pay admission ofguilt fines, they were forced to eat their dinner andbreakfast this morning in a room filled with human waste‘to fix them for thinking that they have money’

WOZA condemns the prolonged detention of the 83 ac-tivists, including a baby, in inhumane conditions, theirdegrading treatment, the torture of Lazarus Mandondoand the arbitrary arrest of Jenni Williams. The demonstra-

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Impressum:

Vereinigung Schweiz-Zimbabwe / Swiss-ZimbabweanFriendship Associationc/o J. Brogli, Postfach 62, 6405 ImmenseePC 40-16370-6Redaktion: Gertrud Baud, Joe BrogliFotos: E. Matare: S. 3, 6, 15, 18; P. Walsh: S. 9, 12Layout: Joe Brogli, Gertrud BaudDruck: Bethlehem Mission ImmenseeVersand: Joe Brogli

Unsere Quellen sind u.a.:

- www.reliefweb.int/IRIN

- www.zwnews.com

- www.daily-news.co.za

- www.allafrica.com/zimbabwe

- www.TheSaladmagazine .com

- www.thezimbabwean.co.uk

- www.zimbabwenetzwerk.de

- www.theregionalcatalyst.org

- www.kubatana.net

- www.zimbabwesituation.com

- www.wozazimbabwe.org

- www.youthforum.org.zw

- www.changezimbabwe.com

- www.thezimbabwetimes.com- www.zimonline.co.za

Dandemutande Listserve:

[email protected]

* All jene, die den Jahresbeitrag schon einbezahlt haben, können diese Aufforderung ignorieren.If you have paid your annual fee, please ignore this request.

Jahresbeitrag 2010 *

Wir danken den Mitgliedern der Vereinigung Schweiz-Zimbabwe, die ihren Jahresbeitrag bereits bezahlthaben. Wir bitten jene, die noch keine Möglichkeitdazu gehabt haben, vom beiliegenden Einzahlungs-schein Gebrauch zu machen. Besten Dank im Voraus.

– 30 Fr. für Einzelpersonen

– 50 Fr. für Familien

– 100 Fr. für Organisationen

Mit ihrem Beitrag ermöglichen sie es der Vereini-gung, ihre Aktivitäten weiterzuführen und den Kon-takt und Austausch zwischen SchweizerInnen undZimbabwerInnen zu fördern.

Annual Membership Fee 2010 *

We thank the members of the Swiss-ZimbabweanFriendship Association who have paid their annualmembership fee. We kindly ask those who have notyet had an opportunity to do so to make use of theenclosed paying-in slip.

– 30 Swiss francs for individuals

– 50 Swiss francs for families

– 100 Swiss francs for collective members

With your contribution you enable the Associationto continue with its activities and to enhance con-tacts and exchange between Swiss and Zimba-bwean nationals.

Kampagne für Entschuldung und Entschä-digung im südlichen Afrika KEESA

Joe Elsener

Die Fussball-WM 2010 in Südafrika bot der KEESA(Kampagne für Entschuldung und Entschädigung im süd-lichen Afrika) eine willkommene Gelegenheit, zusammenmit interessierten Organisationen das Thema "UnfinishedBusiness of Apartheid" in einer breiteren Öffentlichkeitzu thematisieren. Viele Menschen in der Schweiz realisier-ten zum ersten Mal, dass sich die Lebensumstände für dieMehrheit der südafrikanischen Bevölkerung auch nachdem Ende der Apartheid nicht verbessert haben. DieWeltmeisterschaft hat wohl den Südafrikanerinnen undSüdafrikanern ein neues Selbstbewusstsein gegeben; siehat aber weder das erhoffte Einkommen noch die voraus-

gesagten bleibenden Arbeitsplätze gebracht. Die Milliar-den-Investitionen, die zum Nutzen der in Armut lebendenMehrheit hätten anders einsetzt werden können, hinter-lassen einen belastenden Schuldenberg.

Die Zusammenarbeit unter den verschiedenen Organisati-onen in der Schweiz vor und während der Fussball WMhat sie in ihrer Aufgabe bestärkt, die unbewältigte Ver-gangenheit aufzuarbeiten, weiter für die Rechte der Op-fer einzutreten und Reparationen von den Profiteuren derApartheid zu fordern.

Das Anliegen, dass Unternehmen für Menschenrechtsver-letzungen, zu denen sie mit ihrer Geschäftstätigkeit bei-getragen haben, gerichtlich bestraft werden können, hateinen Rückschlag erlitten: In den USA wurde eine ent-sprechende Klage gegen ein solches Unternehmen abge-wiesen: Das Unternehmen könne grundsätzlich nichthaftbar gemacht werden. Der Entscheid könnte auch fürdie seit Jahren anstehenden Apartheidklagen einen nega-tiven Einfluss haben.

(Luzern, 19. Oktober 2010)

tions earlier this week were to highlight police abusesand the concerns of ordinary Zimbabwean citizens aboutsafety in their communities. The behaviour of police to-wards the women and men of WOZA, human rights de-fenders exercising their constitutional right to speak outabout issues concerning them, only serves as furtherproof of our concerns. Attempts on the part of WOZAleadership last week to meet with the Commissioner ofPolice, Augustine Chihuri to discuss the concerns ofWOZA members about community safety and to handover a list of demands were denied by his refusal to meetwith WOZA. …

(WOZA, 22 September 2010)