VERKEHRSSICHERHEIT - VDA in... · Quelle: VW Auf Nummer Sicher: Im Nutzfahrzeug ist für die...

34
VERKEHRSSICHERHEIT

Transcript of VERKEHRSSICHERHEIT - VDA in... · Quelle: VW Auf Nummer Sicher: Im Nutzfahrzeug ist für die...

  • V E R K E H R S S I C H E R H E I T

  • V E R K E H R S S I C H E R H E I T

    FA H R Z E U G - S I C H E R H E I T

    V E R K E H R S S I C H E R E S T R A S S E N G E S TA LT U N G

    V E R K E H R S - E R Z I E H U N G

    R E T T U N G S W E S E N

  • Alles ist uns nicht genug

    Die deutsche Autoindustrie und der Wegzu einer höheren Verkehrssicherheit

    Ein Blick auf die Unfallstatistik zeigt, welche Erfolge in den letz-

    ten Jahren und Jahrzehnten bei der Verkehrssicherheit erzielt

    werden konnten. Wurden 1970 rund 21.000 Menschen im Stra-

    ßenverkehr in Deutschland getötet, waren es 1999 noch 7.700,

    der niedrigste Wert seit Einführung der Statistik im Jahre 1953.

    Die Zahl der Unfalltoten ist somit in den letzten dreißig Jahren

    um etwa zwei Drittel zurückgegangen. So erfreulich diese Ent-

    wicklung ist, so sehr bleibt sie uns ständige Mahnung und

    Ansporn. Zum erreichten Rückgang haben viele Beteiligte bei-

    getragen. Vier Säulen sind es denn auch, auf die sich die Ver-

    kehrssicherheitsarbeit stützt: Fahrzeugtechnik, Infrastruktur,

    Verkehrserziehung, Rettungswesen.

    Zahlreiche Menschenleben konnten gerettet werden durch die

    enormen Verbesserungen im Rettungswesen und durch die

    beachtlichen Fortschritte bei der Unfallmedizin. Der Ausbau

    der Straßeninfrastruktur in den Jahrzehnten nach dem Krieg

    und seit der Wiedervereinigung insbesondere auch in den

    neuen Bundesländern hat ebenfalls in bedeutender Weise zur

    Verbesserung der Verkehrssicherheitsbilanz auf Deutschlands

    3

    VORWORT

  • 5

    Technik ist hilfreich, aber Technik ist nicht alles. Das

    Zusammenwirken aller Beteiligten ist gefordert, für die Verbes-

    serung der Verkehrssicherheit zu arbeiten. Hierzu soll die vor-

    gelegte Broschüre einen Anstoß geben. Einen Beitrag können

    dabei auch die Autofahrerinnen und Autofahrer selbst durch

    ihr verantwortungsbewußtes Verhalten im Straßenverkehr

    leisten.

    Wenn jeder seinen Beitrag erbringt, dann bleiben wir auf

    gutem Wege, unser gemeinsames Ziel zu erreichen. Auch dies

    soll die vorliegende Broschüre deutlich machen.

    Prof. Dr. Bernd Gottschalk

    VERBAND DER AUTOMOBILINDUSTRIE

    Straßen beigetragen. Zu denken ist dabei nicht zuletzt an den

    Auf- und Ausbau des Autobahnnetzes, denn die Autobahnen

    sind nach wie vor die sichersten Straßen. Jetzt lassen sich

    durch den Einsatz moderner Informations- und Kommunika-

    tionstechnik weitere Sicherheitsgewinne realisieren. Ebenfalls

    einen wichtigen Anteil an den Erfolgen der zurückliegenden

    Jahre haben die Aufklärungsarbeit und die Verkehrserziehung,

    wie sie etwa vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat, der Deut-

    schen Verkehrswacht oder der Polizei geleistet werden.

    Eine zentrale Säule der Verkehrssicherheit ist schließlich die

    Fahrzeugtechnik. Es ist sicherlich nicht übertrieben zu sagen,

    daß die Innovationen der Automobilindustrie zu einem Quan-

    tensprung in der sicherheitsrelevanten Fahrzeugtechnik

    geführt haben. Entwicklungen sowohl im Bereich der aktiven

    als auch der passiven Sicherheit tragen in entscheidendem

    Maße dazu bei, den Straßenverkehr sicherer zu machen. Vieles

    davon wird in dieser Broschüre dargestellt und erläutert. Die

    Automobilindustrie wird dabei in ihren Entwicklungsanstren-

    gungen nicht nachlassen und weiter an Technologien arbeiten,

    die im Dienste des Menschen die Verkehrssicherheit verbes-

    sern. Sie tut dies aus eigenem Antrieb, staatlicher Vorschriften

    bedarf es hierzu nicht. Vor allem aber muß beachtet werden,

    daß unflexible Regelungswerke Innovationen auf dem Gebiet

    der Fahrzeugtechnik eher behindern, denn fördern. Nicht

    immer umfassendere Vorschriften, sondern immer intelligente-

    re Innovationen sind Grundlage für mehr Sicherheit.

    4

  • 6 7

    Die Sicherheit auf den Strassen geht alle an.

    Verkehrssicherheit kann man in letzter Konsequenz nicht ver-

    ordnen. Aber alle Beteiligten können an einer höheren Sicher-

    heit arbeiten. Entscheidende Beiträge zu einer besseren

    Sicherheitssituation liefert die deutsche Automobilindustrie,

    also die Automobilhersteller und die Fahrzeugausrüster.

    Die Automobilindustrie trägt eine gesellschaftliche Verantwor-

    tung für mehr Sicherheit und sie muß mit besserer Technik im

    internationalen Wettbewerb konkurrieren können. Deshalb ist

    die Verkehrssicherheit für sie ein besonders hohes Gut, und sie

    hat diese Herausforderung angenommen und mit Fortschritt

    auf vielen Gebieten für eine höhere Sicherheit auf den Straßen

    gesorgt.

    SICHERHEIT

    HE

    RA

    US

    FO

    RD

    ER

    UN

    G:

    SIC

    HE

    R-

    HE

    IT I

    M S

    TR

    AS

    SE

    NV

    ER

    KE

    HR

    Zahlenwerk: Bei steigendem Fahrzeugbestand ist die Zahl der Verkehrstotenzurückgegangen. Quelle: Statistisches Bundesamt

    IM STRASSENVERKEHR

    HERAUSFORDERUNG

  • 9

    Einflussfaktoren auf die Verkehrssicherheit

    Vier Säulen für das Leben

    Die Fahrzeugsicherheit ist in der gesamten Verkehrssicher-

    heitsarbeit nur ein Bereich. Zwar ist es wichtig, daß ein moder-

    nes Auto über optimale Straßenlage und die bestmöglichen

    Bremsen verfügt.

    Daß es mit elektro-

    nisch geregelten

    Systemen dem Fah-

    rer hilft, ihn zu ent-

    lasten. Daß es eine

    Karosseriestruktur

    aufweist, die Insas-

    sen schützen kann.

    Daß es Rückhalte-

    systeme bietet, die

    zum Schutz der Pas-

    sagiere beitragen.

    Aber die Anstrengungen zur Erhöhung der Sicherheit auf den

    Straßen und zur Minderung der Unfallfolgen konzentrieren

    sich auf insgesamt vier Bereiche:

    Die Technik der Fahrzeuge.

    Die Art, der Bau, die Erhaltung von Straßen und die

    Anlagen zur Verkehrsregelung und -beeinflussung.

    Die Verkehrserziehung und das Regelwerk für die Ver-

    kehrsteilnehmer.

    Ein Rettungswesen mit wirksamer und raschestmög-

    licher Versorgung.

    HE

    RA

    US

    FO

    RD

    ER

    UN

    G:

    SIC

    HE

    R-

    HE

    IT I

    M S

    TR

    AS

    SE

    NV

    ER

    KE

    HR

    Das zeigt die Statistik der Verkehrsunfälle. Sie dokumentiert

    mit einer deutlichen Verringerung der Zahl der Unfalltoten die

    fortlaufende Verbesserung der Fahrzeugsicherheit seit Einfüh-

    rung der Statistik zum Beginn der fünfziger Jahre.

    Gleichzeitig hat sich die öffentliche Meinung zur Verkehrssi-

    cherheit gewandelt. Sie weist der Automobilindustrie eine

    immer höhere Verantwortung zu. Der Markt fordert demzu-

    folge Automobile mit immer höherer Sicherheit. Beim Kauf

    eines Autos ist die Sicherheitstechnik ein entscheidendes

    Argument und viele einstmals teure Entwicklungen sind heute

    Standardausrüstung. Ohne die populären Ausstattungsdetails

    wie ABS und Airbags sind auch gebrauchte Autos schwer ver-

    käuflich.

    Die schwächeren Verkehrsteilnehmer besser zu schützen, wird

    als vordringliche Aufgabe angesehen. Denn Kinder, ältere

    Menschen und Fußgänger oder Zweiradfahrer sind einem

    höheren Risiko ausgesetzt. Das gilt auch für junge Fahrer,

    deren Bereitschaft für eine riskante Verkehrsteilnahme verrin-

    gert werden muß. Und: Die Unfallgefahr auf Landstraßen ist

    weiterhin zu hoch, zwei von drei getöteten Verkehrsteilneh-

    mern sterben bei Unfällen auf diesen Straßen.

    Bei Umsetzung und Einführung innovativer Sicherheitstechni-

    ken ist die deutsche Automobilindustrie, sind die Pkw- und

    Nutzfahrzeughersteller sowie die Zulieferer der Motor des

    Fortschritts. Mehr zu bieten als Gesetz und Norm fordern und

    den Fortschritt voran zu treiben, ist ihr Verpflichtung und Her-

    ausforderung.

    8

    Kooperation ist gefragt: Verkehrssicherheit wird vonvier Säulen getragen.

    Fahr

    zeug

    -Si

    cher

    heit

    verk

    ehrs

    sich

    ere

    Stra

    ssen

    gest

    altu

    ng

    Verk

    ehrs

    -Er

    zieh

    ung

    Ret

    tung

    swes

    en

    Sicherheit

    Verkehr

  • 11

    HE

    RA

    US

    FO

    RD

    ER

    UN

    G:

    SIC

    HE

    R-

    HE

    IT I

    M S

    TR

    AS

    SE

    NV

    ER

    KE

    HR

    Diese vier Bereiche tragen gesamthaft zur Erhöhung der Ver-

    kehrssicherheit bei. Nur die Zusammenarbeit aller Beteiligten

    kann die Zahl der Unfallopfer auf den deutschen Straßen ver-

    ringern. Deshalb ist es nötig, die Anstrengungen in allen vier

    Bereichen zu intensivieren und zu bündeln. Dabei haben sie

    zwar alle ein Ziel, doch verfolgen sie unterschiedliche Ansätze:

    Fahrzeugtechnik, Straßeninfrastruktur und Verkehrserziehung

    arbeiten darauf hin,

    Unfälle zu vermeiden

    unvermeidliche Unfallereignisse vom Fahrer noch

    gezielt beeinflußbar zu halten

    die Beteiligten bei Unfällen bestmöglich zu schützen.

    Die Aufgabe des Rettungswesens ist, die Folgen aus den

    Unfällen zu vermindern.

    10

  • FAH

    RZ

    EU

    G-S

    ICH

    ER

    HE

    ITH

    EU

    TE

    13

    Mit Sicherheit mehr Mobilität

    Aus einer Vielzahl von Entwicklungen zur Erhöhung der aktiven

    und der passiven Sicherheit sind einige als Meilensteine zu

    bezeichnen.

    Dazu gehören die stetige Verbesserung der Bremsen. So kam

    die Scheibenbremse mit kürzeren Bremswegen in den fünfzi-

    ger Jahren auf. Sie setzte sich in der Großserienfertigung aber

    erst zu Beginn der sechziger Jahre durch. Die Bremskraft so zu

    regeln, daß die optimale Verzögerung erreicht wurde und

    gleichzeitig das Auto noch lenkbar war, hatten die Entwickler

    der Zulieferindustrie 1978 in die Serienfertigung bringen kön-

    nen. Man hatte vorher vergeblich versucht, hier hydraulische

    oder mechanische Systeme einzusetzen. Erst mit dem elektro-

    nisch geregelten ABS kam diese Technik zu diesem Zeitpunkt

    in die Serie. Mittlerweile ist ABS eine Standardausrüstung.

    Nicht nur verzögern: Eine moderne Bremsanlage ist ein komplexes System derSicherheit. Quelle: Bosch

    SICHERHEITHEUTE

    FAHRZEUG

  • 15

    Jahren wurden die ersten Initiativen gestartet, die Anstrengun-

    gen der Autohersteller für eine höhere passive Sicherheit zu

    vereinigen. Eine entscheidende Verbesserung brachten die

    Sicherheitsgurte in den siebziger Jahren.

    Aber erst das Bußgeld für Gurtmuffel verhalf ihnen Mitte der

    achtziger Jahre zum Durchbruch. Als weiterer Baustein für

    Rückhaltesysteme kamen etwa zur gleichen Zeit die Airbags auf.

    Die FahrwerksentwicklungFortschritt in Bewegung

    Die Automobile der Frühzeit waren langsam und dennoch

    schwer zu fahren. Das Verlangen der Kunden nach höherem

    Komfort und nach stärkeren Motoren führte zu besseren Fahr-

    werken und der Erfindung des luftgefüllten Reifens. Entschei-

    denden Einfluß auf das Fahrverhalten hatte auch die Wahl der

    Antriebsart. Ob Front- oder Heckantrieb sicherer sei, war strit-

    tiges Thema für Generationen von Autofahrern.

    Allen Fahrwerkskonstruktionen und Antriebsverteilungen

    gemeinsam ist das Streben nach einem Verhalten, das den

    Fahrer nicht vor Überraschungen stellt. Auch in Ausnahmesi-

    tuationen muß sich das Auto so bewegen, wie es der Fahrer

    erwartet. Dazu gehört ein neutrales Fahrverhalten: Das Auto

    bricht in kritischen Situationen nicht unkontrollierbar aus, son-

    dern zeigt seine Verhaltenstendenz frühzeitig an, damit der

    Fahrer noch reagieren kann. Das wird erreicht durch eine mög-

    lichst gleichmäßige Verteilung der Fahrzeuglast auf beide Ach-

    sen. Ausgefeilte Fahrwerke führen zu hoher Spurtreue in Kur-

    ven und zu einem exakten Geradeauslauf.

    FAH

    RZ

    EU

    G-S

    ICH

    ER

    HE

    ITH

    EU

    TE

    Auch im Nutzfahr-

    zeug hat sich die

    Elektronik beim

    Bremsen durchge-

    setzt. Für die Profis

    auf den Straßen sind

    Ansprechverhalten

    und Standfestigkeit

    der Bremsen eine

    Frage des Überle-

    bens. Deshalb wur-

    den für den Einsatz

    auf langen Gefällstrecken die Motorbremse und z.B. der Retar-

    der der Betriebsbremse vorgeschaltet. Das Bremssystem kann

    mit einer elektronischen Regelung direkt an die Situation

    angepasst werden: Der Bremsdruck an jedem Rad wird für

    optimales Verzögern einzeln berechnet. Die Ansprechzeiten

    jeder Bremseinheit werden kürzer und der Bremsweg des

    Nutzfahrzeugs verringert sich.

    Entscheidend für den Fortschritt auf dem Gebiet der passiven

    Sicherheit waren die Sicherheitszelle sowie die Rückhaltesys-

    teme für die Insassen.

    Zum Beginn der fünf-

    ziger Jahre wurde die

    steife Fahrgastzelle

    mit zusätzlichen

    Möglichkeiten der

    Karosserie zur Ener-

    gieaufnahme durch

    Verformung konzi-

    piert. In den siebziger

    14

    Alles an Bord: Airbag und Sicherheitsgurt sind ein ein-gespieltes Team. Quelle: VW

    Auf Nummer Sicher: Im Nutzfahrzeug ist für dieBremsarbeit ein technisches Netzwerk zuständig.Quelle: Knorr/Bosch

  • 17

    natürlichen Griff-

    bereich. Lange

    Finger für den

    Blinker dürfen

    nicht nötig sein.

    Die Anordnung

    von Instrumenten,

    Hebeln und Schal-

    tern darf keine

    Rätsel aufgeben.

    Einfache oder

    elektrische Ver-

    stellmöglichkeiten

    für Sitze und das Lenkrad, für Innen- und Außenspiegel sowie

    für Lehnen- oder Armstützen sind mehr als Komfort. Sie sind

    Hilfsmittel für besseres, entspanntes und damit sicheres Auto-

    fahren.

    Die Profis in den Nutzfahrzeugen sitzen innerhalb der gesetz-

    lichen Regelungen lange Zeiten am Steuer. Für sie sind Sitze

    und Ergonomie Teil des Arbeitsplatzes und sie helfen dem Fah-

    rer, mit den richtigen Reaktionen zur richtigen Zeit auf die

    Erfordernisse des Straßenverkehrs einzugehen. Neue luftgefe-

    derte Schwingsitze mit vielfältigen Verstellmöglichkeiten sor-

    gen für ermüdungsfreieres Fahren und sie bilden zusammen

    mit dem in Höhe und Neigung verstellbaren Lenkrad und den

    ergonomisch zugeordneten Bedienelementen eine Einheit.

    Im Schwingsitz des Nutzfahrzeugs integrierte Sicherheitsgurte

    sorgen für höheren Komfort. Sie folgen den Bewegungen des

    Sitzes und vermeiden das lästige Scheuern am Körper des Fah-

    rers. Das ist eine wichtige Voraussetzung für eine höhere

    FAH

    RZ

    EU

    G-S

    ICH

    ER

    HE

    ITH

    EU

    TE

    Das Nutzfahrzeug ist ein Lastenträger. Es ist aber auch ohne

    Beladung oder teilbeladen unterwegs. Das stellt die Konstruk-

    teure vor die Aufgabe, für beide Situationen hohe Fahrsicher-

    heit zu gewährleisten. Auch hier kommt zunehmend Elektronik

    zum Einsatz: Sensoren erkennen die jeweiligen Beladungszu-

    stände und in Bruchteilen von Sekunden wird das Fahrwerk

    des Nutzfahrzeugs darauf abgestimmt. Voraussetzung hierfür

    sind eine elektronisch geregelte Luftfederung und eine Dämp-

    ferregelung. Mit dieser elektronischen Fahrwerkregelung ist

    das Nutzfahrzeug nicht nur nützlich, sondern auch sicherer

    unterwegs.

    Das ABS ist vielleicht der wichtigste Meilenstein bei der Ent-

    wicklung von elektronischen Assistenzsystemen. Es erhöht

    nicht nur die Bremssicherheit, sondern kann auch als Start-

    punkt für weitere elektronische Hilfssysteme genutzt werden.

    So sind Systeme zur Erhöhung der Fahrstabilität (Elektroni-

    sches Stabilitäts Programm), zur Verbesserung der Traktion

    (ASR) und zur Orientierung des Fahrers (Navigationssysteme)

    oder zu einer automatischen Abstandskontrolle (ACC) ent-

    standen. Weitere Systeme zur Regelung des Fahrwerks oder zu

    frühzeitigerem und situationsabhängigem Bremsen sind in

    Vorbereitung.

    Funktion hat Vorfahrt

    Der Sitzplatz des Fahrers ist ein Arbeitsplatz. Wie man sich

    setzt, so fährt man: Sitze sollen auf langen Strecken der Ermü-

    dung vorbeugen und dem Körper Halt geben. Aus der Lehre

    der Ergonomie wird die Funktionalität des Platzes für den Fah-

    rer abgeleitet, alle Bedienungselemente liegen in seinem

    16

    In Griffweite: Die Funktionalität des Arbeitsplatzes imNutzfahrzeug ist Hilfsmittel für sicheres Fahren. Quelle:DaimlerChrysler

  • 19

    raum möglichst ohne Schaden verläuft, sind Armaturenträger

    und Seitenteile der Fahrzeuge darauf vorbereitet. Die Materia-

    lien sind nachgiebig, sie nehmen Energie auf, scharfe Kanten

    werden vermieden und die Sitze bauen Crashenergie ab. Der

    Kranz des Lenkrads gibt nach, in seinem Pralltopf sitzt der Fah-

    rerairbag und die geteilte Lenksäule wird wirksam am Eindrin-

    gen in den Innenraum gehindert.

    Schützen ist Energie aufnehmen

    Das Verhalten von Autos

    beim Crash ist ein wich-

    tiges Kriterium für die

    K a u f e n t s c h e i d u n g

    geworden. Die Crashsi-

    cherheit ist für die deut-

    schen Autohersteller viel

    mehr als nur die Erfül-

    lung der gesetzlichen

    Norm. Diese wird regel-

    mäßig übertroffen.

    Die Fahrgastzelle selbst

    muss so steif ausgelegt sein, daß sie ihre Passagiere schützt

    und möglichst früh an der Verzögerung des gesamten Fahr-

    zeugs teilhaben lässt. Größere Fahrzeuge nehmen beim Crash

    überproportional mehr Energie zur Deformation auf als kleine-

    re Autos, deren Deformationszonen härter ausgebildet sind.

    Kompatibilität oder Partnerschutz ist eines der Ziele bei der

    Konstruktion crashsicherer Fahrzeuge.

    FAH

    RZ

    EU

    G-S

    ICH

    ER

    HE

    ITH

    EU

    TE

    Bereitschaft, den Gurt

    anzulegen.

    Information ist im Nutz-

    fahrzeug auch ein Teil der

    Ve r k e h r s s i c h e r h e i t :

    Instrumente und Bedien-

    elemente sind in funktio-

    nale Gruppen gegliedert,

    angezeigt werden nur

    Informationen, die für

    den Fahrer relevant sind. Die Kopfstütze ist Standard, ebenso

    der Dreipunkt-Sicherheitsgurt, ein Airbag für den Fahrer ist

    kombiniert mit dem Gurtstraffer. Passive Sicherheit ist auch für

    den Nutzfahrzeughersteller ein Anliegen mit hoher Priorität.

    Gurt und Airbag arbeiten zusammen

    Moderne Rückhaltesysteme im Auto sind Hilfen in höchster

    Not. Das wichtigste System ist dabei der Sicherheitsgurt: Der

    Autofahrer hat in ihm ein Band fürs Leben. Niemand kann sich

    – selbst bei einem leichten Frontalaufprall – ausreichend am

    Armaturenträger abstützen. Doch der richtig angelegte und mit

    einem Straffer ausgerüstete Sicherheitsgurt hält den Körper

    zurück. Und nur in Verbindung mit dem Sicherheitsgurt kön-

    nen auch die Airbags helfen, das Verletzungsrisiko zu verrin-

    gern. Innerhalb von circa 30 Millisekunden nach dem Zündsig-

    nal sind sie noch während des Crashs komplett entfaltet und

    fangen primär den vom Sicherheitsgurt nicht aufgehaltenen

    Kopf und dann den sich innerhalb des Sicherheitsgurtes verla-

    gernden Körper auf. Damit etwaiger Körperkontakt im Innen-

    18

    Insassenschutz: Die crashoptimierte Fahrzeug-struktur stellt den Überlebensraum sicher. Quelle:Ford

    In Reichweite: Die logische Anordnung aller Bedienele-mente ist Voraussetzung für sichere Verkehrsteilnahme.Quelle: BMW

  • 21

    Wenn Zahlen sprechen

    Verbesserungen bei der Sicherheitstechnik von Automobilen

    haben wesentlich zur Vermeidung von schweren Unfällen bei-

    getragen. Die Automobilindustrie setzt alle Kraft daran, daß

    dieser positive Trend in der Zukunft noch anhält. Denn der

    Anteil von Fahrzeugen

    mit den jüngsten

    Sicherheitstechniken

    wie programmierten

    Knautschzonen und

    optimierten Rückhal-

    tesystemen mit Gur-

    ten, Gurtstraffern, Air-

    bags und aktiven

    Kopfstützensystemen

    wird noch steigen.

    Die Zahl der im Straßenverkehr Getöteten war 1970 am höch-

    sten. Vor 30 Jahren waren über 21.000 Verkehrstote zu bekla-

    gen. Im Jahr 1999 waren es noch etwa 7.800, ein Rückgang von

    nahezu zwei Drittel. Zurückzuführen ist dies zu einem erheb-

    lichen Teil auf die Verbesserungen der Fahrzeugsicherheit. So

    ist zum Beispiel der Insassenschutz bei frontalen Kollisionen

    deutlich verbessert worden.

    Die Statistik des realen Unfallgeschehens lehrt eine Forderung:

    Automobile sollten noch stärker als bisher mit einem Sicher-

    heitssystem ausgerüstet werden, das Schleuderbewegungen

    des Fahrzeugs verhindern kann. Denn das sogenannte Quer-

    schleudern ist der gefährlichste Unfalltyp. Dabei gerät das

    FAH

    RZ

    EU

    G-S

    ICH

    ER

    HE

    ITH

    EU

    TE

    Dabei kommt der Konstruk-

    tion von Nutzfahrzeugen eine

    besondere Bedeutung zu: Sie

    müssen ihre Insassen schüt-

    zen und möglichst hohe

    Rücksicht nehmen auf die

    schwächeren Verkehrsteil-

    nehmer. Denn selbst bei

    hohem konstruktivem Auf-

    wand für Fahrgestell und

    Bremsen lässt sich ein Unfall

    nicht immer ausschließen.

    Dann muß die Kabine den Überlebensraum sichern: Sie ist

    deshalb mit Verstärkungselementen besonders steif aufge-

    baut. Gleichzeitig ist das Fahrerhaus konstruktiv so ausgelegt,

    daß es sich bei einem Frontalaufprall innerhalb seiner Aufhän-

    gung nach hinten bewegen kann.

    Dadurch wird Bewegungsenergie abgebaut. Dafür ist die Kabi-

    ne an mehreren Punkten speziell gelagert und kann so diese

    Crash-Kinematik bieten. Besonders hohe Bewegungsenergie

    kann der Vorbau aufnehmen. Bei einem Frontalcrash ist das

    vordere Ende des Rahmens als Unterfahrschutz ausgebildet.

    So fängt es bei einem Frontalunfall den Personenwagen nicht

    nur auf. Mit einer definierten Verformung beziehungsweise

    Steifigkeit nimmt es beim Crash Energie auf und kann so zu

    einer Verringerung der Unfallschwere beitragen. Das gilt auch

    für den seitlichen und hinteren Unterfahrschutz.

    20

    Rücksichtnahme: Die Frontgestaltung modernerNutzfahrzeuge verhindert das Unterfahren durchkleinere Fahrzeuge. Quelle: DaimlerChrysler

    Kopfarbeit: Die aktive Kopfstütze verringert beimCrash die Verletzungsgefahr. Quelle: Opel

  • 23

    zu vermeiden ist Aufgabe eines elektronischen Fahrdynamikre-

    gelsystems, das als Elektronisches Stabilitäts Programm, kurz

    ESP oder DSP, bekannt ist.

    Hilfe vom Assistenten

    Der Stand der Technik im Auto ist ein dynamischer Vorgang. Er

    ist wechselnder Ausdruck des Fortschritts. So sind in das Auto

    technische Helfer eingezogen, die erst in jüngster Vergangen-

    heit mit den Möglichkeiten der Elektronik zu realisieren waren,

    die Fahrerassistenzsysteme. Ihre generellen Aufgaben: Hilfe-

    stellung leisten beim Führen des Fahrzeugs und dafür sorgen,

    daß höhere Sicherheit und besserer Fahrkomfort eine Einheit

    bilden.

    Der Mensch ist natürlich weiterhin die feste und beste Größe

    im komplexen Zusammenspiel von Fahrzeug, Straße und Ver-

    kehr. Aber er hat Defizite oder kann zeitweise sehr gefordert

    sein, so daß Fehler und daraus resultierende Risiken mit Assis-

    tenzsystemen zumindest verminderbar sind.

    Dabei unterscheiden Fachleute derzeit unterschiedliche For-

    men:

    Es gibt informierende Systeme, die den Fahrer mit Mel-

    dungen versorgen, aufgrund derer er dann selbst die

    entsprechenden Handlungen beim Bedienen des Autos

    vornehmen kann. Ein Beispiel: Die Außentemperatur-

    anzeige gibt mit Signalton und Ziffer zu verstehen, daß

    Reif- oder Eisglätte auf der Straße herrscht. Der Fahrer

    kann seine Fahrweise darauf einstellen.

    FAH

    RZ

    EU

    G-S

    ICH

    ER

    HE

    ITH

    EU

    TE

    Auto außer Kontrolle und prallt entweder seitlich auf ein ent-

    gegenkommendes Fahrzeug, auf ein Hindernis (besonders

    fatal ist – wegen der hohen Seitenkräfte – der Baumaufprall)

    oder es überschlägt sich seitwärts. Diesen Schleudervorgang

    22

    ESP: Auch unter schwierigen Fahrverhältnissen sicher durch die Kurve. Quelle: Teves

    Unsichtbarer Helfer: Das ESP stabilisiert das Fahrzeug durch gezielten Brem-seneingriff. Quelle: Bosch

  • 25

    - durch eine

    Abstandsregelung

    ergänzt. Dieses

    System kann auf

    Autobahnen die

    Annäherung an ein

    v o r a u s f a h r e n d e s

    Fahrzeug erkennen

    und diesen Vorgang

    optimal ablaufen las-

    sen. Es reduziert die

    Geschwindigkeit und

    reguliert den Sicherheitsabstand. Ein Radarsensor erkennt

    Abstand und Relativgeschwindigkeit des vorausfahrenden

    Nutzfahrzeugs und leitet aktiv Verzögerungs- oder Beschleuni-

    gungsvorgänge ein. Der nächste Entwicklungsschritt ist die

    automatische Hilfe für den Stau auf der Autobahn oder den

    Stop-and-Go-Verkehr im Ballungsraum: Anfahren, Be-

    schleunigen und Bremsen laufen unter der Aufsicht von Sen-

    sor-Systemen automatisch. Daraus resultiert ein homogenerer

    Verkehrsfluß und damit eine höhere Verkehrssicherheit. Auch

    Navigationssysteme können einen wichtigen Beitrag leisten:

    Das Führen eines Nutzfahrzeuges bedeutet vor allem die Ver-

    arbeitung von Informationen.

    Im Betrieb eines Nutzfahrzeugs sind Fehler beim Abbiegen und

    Überholen häufig Ursachen für schwere Unfälle. Die hohe

    Beanspruchung des Fahrers in diesen Situationen läßt sich

    durch Abbiege- und Spurwechselassistenten verringern. Beim

    Abbiegen aktiviert der Fahrer durch das Setzen des Blinkers

    das Sensorsystem und dieses kann nun eine Warnfunktion

    übernehmen, wenn es potentielle Konfliktpartner erkennt.

    FAH

    RZ

    EU

    G-S

    ICH

    ER

    HE

    ITH

    EU

    TE

    Servosysteme erleichtern oder optimieren die Handlun-

    gen des Fahrers. Ein Beispiel: Etwa beim Rangieren

    wird von einem Hilfssystem zusätzlich die Lenkkraft

    aufgebracht, bei einigen Systemen gibt der Fahrer über

    das Drehen des Volants vornehmlich nur die Richtung

    vor.

    Automatisch intervenierende Systeme greifen immer

    dann ein, wenn das Fahrzeug droht, sich von vorher

    definierten Zuständen zu entfernen. Ein Beispiel: Auf

    einer rutschigen Steigung beginnen die Antriebsräder

    durchzudrehen weil der Fahrer zuviel Gas gibt. Das

    System erkennt die Notwendigkeit zur Verminderung

    des Antriebsmomentes und nimmt so lange Motorkraft

    weg, bis zumindest ein Rad wieder greift.

    Automatisch agierende Systeme - wie z.B. Tempomat -

    werden vom Fahrer für einen bestimmten Zustand und

    für eine definierte Aufgabe programmiert. Ein Beispiel:

    Das Auto soll mit einer konstanten Geschwindigkeit auf

    freier Strecke fahren. Nun sorgt das System dafür, daß

    auf Steigungen genügend Motorkraft zur Verfügung

    steht, es lässt in einem automatischen Getriebe sogar

    herunterschalten. Der Fahrer freilich muß hier das

    System überwachen und gegebenenfalls auch zum

    Beispiel auf einer längeren Gefällstrecke oder beim

    Auftauchen eines Hindernisses selbst eingreifen.

    Für das Nutzfahrzeug schafft die Elektronik neue Möglichkei-

    ten, den Fahrer bei seiner Aufgabe zu unterstützen. Denn auch

    im Nutzfahrzeug kommen Assistenzsysteme zum Einsatz: Die

    Anlage zum Konstanthalten des Tempos wird – wie beim PKW

    24

    Klarer Weg: Mit dem Navigationssystem wird Informa-tion zu einer Sache der Sicherheit. Quelle: Volkswa-gen, Bosch

  • 27

    Regelgröße bleiben. Und bei richtigem Einsatz dieser Assisten-

    ten entsteht ein Plus an echter, aktiver Sicherheit.

    Das Rad ist der Schlüssel

    Mit dem Aufkommen des elektronisch geregelten ABS beka-

    men die Autokonstrukteure den Schlüssel für die Zukunft in

    die Hände. Aus dem Verhalten des Rades oder der Räder

    konnte man etliche Systemfunktionen ableiten. Und sie sind

    alle geeignet, die Aufgaben des Fahrers zu erleichtern und die

    aktive Sicherheit des Autos zu erhöhen. Das beginnt beim

    Anti-Blockier-System für die Bremsen. Es sorgt dafür, daß auch

    bei einer Vollbremsung das Fahrzeug noch lenkbar bleibt.

    Denn nur so viel Bremskraft wird frei gegeben, wie die Räder

    ohne Blockieren auf die Straße bringen können. Jedoch: Viele

    Autofahrer treten auch beim Erkennen von Notsituationen

    nicht kräftig genug auf die Bremse, um überhaupt in den

    Regelbereich des ABS zu gelangen. Für eine Verkürzung des

    Bremswegs kann der Bremsassistent sorgen: In einer Notsitua-

    FAH

    RZ

    EU

    G-S

    ICH

    ER

    HE

    ITH

    EU

    TE

    Zum Halten der Spur wird ein anderes System tätig, das den

    Fahrer warnt, wenn er ohne zu blinken die markierte Spur ver-

    läßt. Dieses System arbeitet mit Videotechnik, die bei der

    Annäherung an den Rand der gewählten Spur eine Warnfunk-

    tion auslöst. Damit kann auch Unfällen vorgebeugt werden, die

    aufgrund von Unaufmerksamkeit des Fahrers im Nutzfahrzeug

    geschehen.

    Keines dieser Assistenzsysteme kann (und will) auf den Fahrer

    verzichten. Aber aus ihren Aktivitäten resultiert ein Sicher-

    heitsgewinn, der allen Verkehrsteilnehmern zugute kommt.

    Allen Systemen bei Personenwagen und Nutzfahrzeugen

    gemeinsam ist: Der Mensch im Auto muß die entscheidende

    26

    Spiel der Kräfte: Auf das Fahrzeug wirken die Kräfte der Fahrdynamik. Quelle:Continental/Teves

    Im Mittelpunkt: Der Fahrer des Nutzfahrzeugs wird von Assistenzsystemen begleitet. Quelle: MAN

    AbstandsgeregelterTempomat ACC und ACC Stop & Go

    Seitenraum-überwachung

    Fahrspurerkennung/Fahrerzustand

    FahrdynamikregelungFDR

    Dispositions-Flottenmanagement

    GPS, Navigation

    Fahrzeug-/Ladungsverfolgung

    Diebstahlschutz

    Fahrzeug-Fahrzeug-Kommunikation (techn.)

    KommunikationMobilfunkInternetSprache/Daten

    Technisches-Flottenmanagement

    BetriebsdatenFehlerspeicher

    Wartungsdaten

    PannenrufService 24

    AssistenzsystemeTelematik

    I + K - Systeme

    InformationRadio RDS/TMC, DAB

  • 29

    sors. Der Rechner an

    Bord des Autos erhält

    diese Informationen und

    vergleicht sie mit dem

    Fahrerwunsch. Bei

    Abweichungen greift er

    mit Bremsbefehlen ein:

    Droht das Auto über die

    Vorderachse aus der

    Kurve zu schieben, wird

    das kurveninnere Hinter-

    rad gebremst. Dadurch

    wird das Auto in die

    Kurve hineingedreht und

    auf Kurs gebracht.

    Beginnt das Auto aber

    mit dem Heck auszubre-

    chen, wird das kurven-

    äußere Vorderrad

    gebremst. Wenn nötig, paßt ESP das Antriebsmoment des

    Motors an. So wird das Auto wieder stabilisiert.

    Viele Autos aus deutscher Produktion haben ESP entweder

    serienmäßig oder können damit ausgerüstet werden. Der

    Gewinn an aktiver Sicherheit zur Vermeidung von Unfällen

    durch ESP wird sich nach Meinung von Fachleuten in etwa vier

    bis sechs Jahren auch in der Statistik nieder schlagen. Dann ist

    die Ausrüstungsquote durchgehend so hoch, daß positive

    Auswirkungen zu erwarten sind.

    Das gleiche Arbeitsprinzip des ESP im Personenwagen gilt

    auch für Nutzfahrzeuge. Allerdings hat die Elektronik hier eini-

    FAH

    RZ

    EU

    G-S

    ICH

    ER

    HE

    ITH

    EU

    TE

    tion tritt der Fahrer zwar sehr schnell das Bremspedal durch,

    aber einfach noch nicht stark genug. Der Bremsassistent leitet

    aus der Bewegungsgeschwindigkeit des Pedals ab, daß eine

    Vollbremsung beabsichtigt ist und erhöht automatisch den

    Druck in der Bremse bis in den Arbeitsbereich des ABS.

    Eng verbunden mit der Elektronik des ABS sind Systeme zur

    Verbesserung der Traktion. Dreht ein Rad schneller, als es die

    tatsächliche Fahrgeschwindigkeit vorgibt, greift ein Regelsys-

    tem über die Verringerung der Antriebsleistung oder über die

    Bremse ein. Das geschieht unabhängig vom Fahrer und ver-

    hindert zuverlässig ein Ausbrechen des Autos mit durchdre-

    henden Antriebsrädern. Ein klarer Sicherheitsgewinn durch

    Traktionskontrolle oder Antriebsschlupfregelung auf rutschi-

    gen Steigungen.

    Sensoren für Sicherheit

    Das mit ABS zusammen wichtigste System zur Vermeidung von

    Unfällen ist ohne Zweifel jene Technik, die als Elektronisches

    Stabilitäts Programm (ESP) bekannt geworden ist. Es trägt

    nicht bei allen Autoherstellern diesen Namen und ist eine

    Fahrdynamik-Regelung, die durch selektives Bremsen höhere

    Fahrsicherheit generiert. Die Arbeitsweise: Droht das Auto in

    einer kritischen Fahrsituation auszubrechen, greift das System

    ohne Zutun des Fahrers ein und stabilisiert den Fahrzustand

    durch das gezielte Abbremsen einzelner Räder. Dazu überwa-

    chen mehrere Sensoren im Auto lückenlos das Fahrverhalten.

    Der wichtigste Sensor ist der Gier-Raten-Sensor: Er mißt, wie

    sich das Auto um seine Hochachse verhält, hier werden Dreh-

    oder Schleuderbewegungen am schnellsten erkannt. Dazu

    kommen die Informationen des Querbeschleunigungs-Sen-

    28

    Spurtreue: ESP stabilisiert den Lastzug. Quelle:Daimler-Chrysler

  • 31

    Festgezurrt ist besser

    Spezielle Befestigungssysteme können im Laderaum für eine

    höhere Sicherheit des Transportgutes sorgen. Das gilt gleich-

    ermaßen für Personenwagen, als auch für Nutzfahrzeuge.

    Ladungssicherung ist auch eine Frage der Fahrsicherheit:

    Transportgut, das sich in Kurven verlagert, kann zu veränderten

    Fahreigenschaften führen und die Straßenlage negativ beein-

    flussen.

    Reifen kontra Risiko

    Fortschritte in der Reifentechnik haben bessere Traktion, höhe-

    re Querbeschleunigungsraten und kürzere Bremswege

    gebracht. Dennoch ist die Reifenpanne noch immer ein Risiko:

    Nicht nur wegen des Liegenbleibens auf einsamer Strecke,

    sondern wegen des Verlustes von Fahrbahnhaftung während

    FAH

    RZ

    EU

    G-S

    ICH

    ER

    HE

    ITH

    EU

    TE

    ge Besonderheiten zu

    berücksichtigen, wie die

    hohe Schwerpunktlage, den

    Ladezustand und die größe-

    re Zahl der abzubremsenden

    Räder. Außerdem verhalten

    sich z.B. Sattelzüge in kriti-

    schen Situationen fahrdyna-

    misch wie zwei getrennte

    Einheiten: Die Zugmaschine

    bricht mit dem Heck in der

    Kurve aus, der Auflieger

    bewegt sich geradeaus wei-

    ter. Auch die Gefahr des

    Umkippens kann ESP durch

    Eingriffe bei Bremsen und

    Motor verringern.

    Das aktive (oder teilaktive)

    Fahrwerk verbindet Sicher-

    heit und Komfort. Mit kon-

    ventionellen Sport- oder

    Komfortabstimmungen ist dieser Zielkonflikt sonst nicht zu

    lösen. Beim aktiven Fahrwerk unterliegen Fahrsicherheit und

    Komfort der Aufsicht von Sensoren, die Karosseriebewegun-

    gen und Federwege registrieren und aufeinander abstimmen.

    Hydraulische Stellelemente werden im Millisekundenbereich

    angesteuert und reduzieren zum Beispiel Nicken und Tauchen

    der Karosserie, die Seitenneigung und überhaupt wankende

    Karosseriebewegungen. Dadurch verbessert sich die Fahrsi-

    cherheit. Für mehr Komfort sind weicher ausgelegte Federn

    und Dämpfer zuständig.

    30

    Pannen-Hilfe: Rad mit Notlaufeigenschaften verhindert das Liegenbleiben.Quelle: Continental

    Schneller reagieren: Innerhalb der physikalischenGrenzen sorgen aktive Fahrwerke für verbesserteSicherheit. Quelle: BMW

  • 33

    mende Entfernung und der Fah-

    rer kann seine Fahrweise darauf

    einstellen.

    Abstandswarner melden dem

    Autofahrer, wenn er sich ande-

    ren Fahrzeugen nähert. Das ist in

    einfachen Fällen der Parkpilot,

    der mittels Ultraschall dem Fah-

    rer den Abstand zu Hindernissen

    meldet, um Parkrempler zu ver-

    meiden. Das ist aber auch das

    technisch höchst anspruchsvolle

    System Adaptive Cruise Control

    ACC. Einerseits hält es bei freier

    Fahrt automatisch die vom Fah-

    rer vorgewählte Geschwindig-

    keit. Andererseits erkennt es mit

    Hilfe von Radarsensoren vorausfahrende Fahrzeuge und hält

    selbsttätig durch Gasgeben und Bremsen den erforderlichen

    Sicherheitsabstand ein.

    Zonen zum Knautschen

    Für die deutschen Automobilhersteller ist die passive Sicher-

    heit ihrer Produkte schon immer eines der zentralen Anliegen,

    das sich nicht nur an den international sehr unterschiedlichen

    Vorgaben der Gesetzgeber orientiert. Der Real-Unfall ist der

    Maßstab für die passive Sicherheit. Deshalb werden Spezial-

    teams zur Unfallanalyse eingesetzt.

    FAH

    RZ

    EU

    G-S

    ICH

    ER

    HE

    ITH

    EU

    TE

    schneller Fahrt. Ein platzender Reifen bringt einen plötzlichen

    Verlust an Fahrstabilität, den viele Fahrer mit ihren Reaktionen

    kaum ausgleichen können. Deshalb werden Reifen-Notlauf-

    systeme entwickelt, die nicht nur das Reserverad überflüssig

    machen sollen, sondern auch im Ernstfall die Fahrstabilität

    gewährleisten können. Dabei sitzen auf den Felgen Stützringe,

    auf die sich bei Druckverlust das Wagengewicht verlagern

    kann. Und jeder Autofahrer kann beim Reifen selbst seinen

    Beitrag zur Verringerung der Unfallgefahr leisten: durch Luft-

    druckkontrolle, rechtzeitiges Wechseln auf Winterreifen, durch

    Beachtung der Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimeter.

    Die Pfade des Lichts

    Hell wie der lichte Tag sind die Scheinwerfer moderner Auto-

    mobile geworden. Gleichmäßige Ausleuchtung von Fahrbahn

    und Straßenrandbereich haben für höhere Wahrnehmungssi-

    cherheit gesorgt. Halogen- und Xenon-Techniken verringern

    mit hoher Lichtleistung und präziserer Lichtverteilung die

    Unfallgefahr auch in der Nacht. Doch das relative Risiko, bei

    Nacht in einen Unfall verwickelt zu werden, ist noch immer

    größer als am Tag. Deshalb müssen neue Systeme entwickelt

    werden, die eine automatische Anpassung des Lichtes an

    unterschiedliche Bedingungen vornehmen.

    Signale können helfen

    Die "indirekte Sicht" übernehmen Sensoren, die zum Beispiel

    beim Rückwärtsfahren Hindernisse zuverlässig erkennen. Sie

    melden mit optischen oder akustischen Signalen eine abneh-

    32

    Indirekte Sicht: Die Park Distance Con-trol warnt vor Hindernissen, z.B. beimRückwärtsfahren. Quelle: Ford, Bosch

  • 35

    Verformen mit System

    Die hohe Crash-Sicherheit beginnt bei der Struktur der Karos-

    serie, die auf unterschiedliche Unfälle abgestimmt sein muß.

    So gilt es, die Knautschzonen für Aufprallgeschwindigkeiten

    von höchstens 15 km/h (80 Prozent aller Unfälle in Europa

    ereignen sich in diesem Tempobereich) ebenso auszulegen,

    wie für den Offset-Crash bei höherer Geschwindigkeit, den

    Seiten- und den Baum- oder Mastaufprall. Gleichzeitig sind

    der Heckaufprall und zum Beispiel auch der Überschlag mit

    Dachaufprall zu berücksichtigen. Für viele dieser Crash-Arten

    gibt es Normen, die im Versuch zu erfüllen sind.

    Die Fahrzeug- und Systemhersteller prüfen schärfer als vorge-

    schrieben, um die Vorschriften auch in der Serienfertigung

    sicher einhalten zu können und – wichtiger noch – um ihrer

    Verantwortung für den Kunden gerecht zu werden. Die Verant-

    wortung des Herstellers für sein Produkt setzt also den Maß-

    stab. Umso wichtiger ist es, daß die vom Gesetzgeber erlasse-

    nen Vorschriften so flexibel sind, daß Neuentwicklungen –

    obwohl sicher – auch zulassungsfähig sind.

    Eine der härtesten Prüfungen für die Struktursicherheit eines

    Autos ist der Aufprall auf eine Barriere. Und zwar nicht aus-

    schließlich mit der gesamten Fahrzeugbreite, sondern mit Teil-

    überdeckung von 40 Prozent. Die Bewegungsenergie muß

    beim sogenannten Offset-Crash von einem kleineren Teil der

    Fahrzeugstruktur aufgenommen und weitergegeben werden,

    ohne den Innenraum zu beeinträchtigen. Der Begegnungsun-

    fall ist unter den schweren Unfällen eine häufige Art. Es kommt

    in etwa vier Prozent der Fälle zu einer besonderen Begegnung:

    Ein großes, schweres Auto trifft auf ein kleines Fahrzeug. Für

    FAH

    RZ

    EU

    G-S

    ICH

    ER

    HE

    ITH

    EU

    TE

    Sie werden von den

    Behörden über den

    Unfall verständigt und

    recherchieren direkt

    Gründe und Folgen.

    Diese Erkenntnisse

    fließen in die Sicher-

    heitsentwicklung ein.

    So sind für den Insas-

    senschutz die stabile

    Fahrgastzelle mit den

    energieaufnehmenden

    Knautschzonen, im

    buchstäblichen Sinne

    entschärfte Innenräume und Rückhaltesysteme, wie der Drei-

    punkt-Gurt mit Gurtstraffer, und die Airbags für Fahrer und

    Beifahrer entstanden. Im nächsten Schritt kamen Airbags zum

    Schutz beim Seitenaufprall und schließlich zur Verringerung

    des Verletzungsrisikos auch Airbags, die den gesamten, seit-

    lichen Kopfbereich schützen. Und zwar auch für die Rücksitz-

    passagiere. Gleichzeitig hatte man erkannt, daß es besser ist,

    die Airbags erst bei schwereren Unfällen voll zu entfalten, bei

    mittelschweren Unfällen nur teilweise, und erst der schwere

    Frontalaufprall erfordert die sofortige Entfaltung des gesamten

    Airbags.

    Um eine unnötige Auslösung zu vermeiden, sind im Beifahrer-

    sitz immer häufiger Sensoren eingebaut, die dessen Rückhal-

    tesystem bei unbesetztem Sitz deaktivieren. Es gibt zudem

    Systeme, die erkennen, ob ein Reboard-Kindersitz eingebaut

    ist, so daß der Airbag abgeschaltet werden kann.

    34

    Individuelle Sicherheit: Zweistufige Front Airbags passenihren Füllungsgrad an die Aufprallgeschwindigkeit sowie dieSitzposition und die Gurtbenutzung der Insassen an. Quelle:Ford

  • FAH

    RZ

    EU

    G-S

    ICH

    ER

    HE

    ITH

    EU

    TE

    Auto besteht hier ein

    besonders großes

    Risiko. Aus diesem

    Grund ist in

    Deutschland die

    Benutzung von Kin-

    derrückhaltesyste-

    men vom Gesetzge-

    ber vorgeschrieben.

    Dafür hat man Kin-

    der nach dem Alter

    und nach ihrem

    Gewicht in fünf

    Kategorien eingeteilt

    und ihnen hierfür die entsprechenden Schutzmöglichkeiten

    zugeordnet. Auf dem Weg zum Durchbruch ist das so genann-

    te ISOFIX-System. Es bietet eine feste Verbindung von Auto

    und Kindersitz und ist die wohl beste Lösung für die sichere

    Unterbringung der kleinen Passagiere.

    Neben den gesetzlichen Vorschriften der passiven Sicherheit

    gibt es den sogenannten EuroNCAP-Test. Das European New

    Car Assessment Program erhält Mittel der Europäischen Union

    und wird von einer Reihe renommierter internationaler Ver-

    braucherverbände getragen.

    Sicherheitsfachleute wenden gegen die Testverfahren von

    NCAP ein, daß insbesondere die Crash-Kompatibilität zwi-

    schen leichten und schweren Fahrzeugen nicht berücksichtigt

    wird. Außerdem werden zusätzlich zu den abgesicherten Krite-

    rien der Biomechanik weitere Kriterien, sogenannte "Modifier"

    angewendet, deren Gewichtung in der Fachwelt durchaus

    umstritten ist.

    37

    diesen Fall muß das schwere Auto kompatibel sein, es hat

    größere Deformationswege aufzuweisen. Nur so kann die

    höhere Bewegungsenergie abgebaut werden. Die Frage der

    Kompatibilität stellt für die Autokonstrukteure eine große Her-

    ausforderung dar. Natürlich läßt sich ein großes Auto so ausle-

    gen, daß es mit relativ weichen Aufbauteilen den höheren

    Anteil der Verformungsenergie übernimmt. Aber es muß seine

    Passagiere auch bei einem Alleinunfall gegen ein Hindernis

    schützen.

    Denken an den Partner

    Aber es geht nicht nur um die Sicherheit der Insassen von Per-

    sonenwagen und Nutzfahrzeugen. Auch an die schwächeren

    Verkehrsteilnehmer muß gedacht werden. Denn bei Unfällen

    zwischen Fahrzeug und Fußgänger steht der Verlierer fest: In

    Europa sterben jährlich etwa 7.000 Fußgänger bei Verkehrsun-

    fällen. Deshalb haben die Autohersteller frühzeitig damit

    begonnen, die Frontpartien ihrer Fahrzeuge zu entschärfen.

    Gezielt eingesetzte, weichere Bauteile absorbieren Energie.

    Rundungen statt Kanten verringern die Verletzungsgefahr. Die

    Prallflächen der Stoßfänger wurden zum besseren Fußgänger-

    schutz angepaßt. Die Motorhaube ist nachgiebig gestaltet. Die

    Kühlerpartie ist in einem bestimmten Winkel angesetzt, der

    einen Fußgänger nicht unter das Fahrzeug drückt.

    Vorschriften sind nur der Anfang

    Der größte Anteil der bei Unfällen getöteten Kinder im Stra-

    ßenverkehr sind Auto-Insassen. Für die kleinen Passagiere im

    36

    Kleine Passagiere: Der einfach zu montierende Isofix-Kindersitz erhöht die Akzeptanz bei Eltern und Nach-wuchs. Quelle: VW

  • 39

    Der Mensch ist keine Katze

    Die Zukunft hat schon begonnen. Neuartige Systeme zur Erhö-

    hung der Verkehrssicherheit werden von der deutschen Auto-

    industrie mit Hochdruck entwickelt. Sie haben die Aufgabe,

    menschliche Schwächen beim Autofahren auszugleichen, die

    Sinne des Fahrers zu erweitern und ihm jenen Handlungsspiel-

    raum zu geben, der für objektiv richtige Entscheidungen nötig

    ist. Diese Entwicklungen gehören zur aktiven Sicherheit. Auf

    dem Gebiet der passiven Sicherheit werden die Anstrengun-

    gen erhöht, Rückhaltesysteme zu verfeinern und beim Crash

    zu einem besseren Insassenschutz zu kommen.

    Nachtfahrten bedeuten für jeden Autofahrer ein erhöhtes Risi-

    ko. Nach Einbruch der Dämmerung ist die Gefahr, in einen

    schweren Unfall verwickelt zu werden, etwa viermal so hoch

    wie bei Tageslicht. Denn

    der Mensch ist keine

    Katze, deren Sinne dar-

    auf ausgelegt sind, bei

    schwachem Licht die

    Beute aufzuspüren. Und

    der Autofahrer ist auch

    noch schneller unter-

    wegs als jede Katze.

    Deshalb benötigt er

    technische Hilfe und

    leiht sich die besseren

    Augen von der Technik:

    Eine Infrarotkamera

    blickt dem Auto weiter

    FAH

    RZ

    EU

    G-S

    ICH

    ER

    HE

    ITF

    ÜR

    MO

    RG

    EN

    38

    SICHERHEITFÜR MORGEN

    FAHRZEUG

    Keine Verdunkelungsgefahr: Die Infrarotkamerablickt mit Night Vision dem Auto weit voraus.Quelle: Opel

  • 41

    bahnrand holen können. Die fahrdynamischen Sensoren im

    Fahrzeug werden künftig auch in die Steuerung des Beleuch-

    tungssystems eingebunden und der intelligente Scheinwerfer

    der Zukunft erhält vom Navigationssystem jene Informationen,

    die er benötigt, um rechtzeitig in eine Kurve hineinzuleuchten.

    Die Sinne des Autos werden in alle Richtungen erweitert. Und

    zwar nach außen und nach innen. Im Innenraum ist es denk-

    bar, Kameras einzusetzen, um aus der Position von Insassen

    jederzeit die bestmögliche Auslösung der Airbags steuern zu

    können.

    Für den Raum außerhalb des Fahrzeugs werden hochempfind-

    liche und miniaturisierte Kameras verwendet. Sie registrieren

    Abstände zu vorausfahrenden Autos, erkennen Geschwindig-

    keitsbeschränkungen und geben Informationen über den Kur-

    venverlauf an Fahrwerkssysteme oder intelligente Scheinwer-

    fer weiter. Andere Videosensoren im Auto können Verkehrszei-

    chen und Fahrspuren erkennen oder Hindernisse identifizieren.

    Das sehende Forschungsauto lotet derzeit vor der Serienreife

    zwar noch die Bandbreite der Möglichkeiten aus. Doch seine

    Augen blicken schon weit in die Zukunft.

    Alarm schon vor dem Crash

    Andere Systeme zur Vergrößerung des Gesichtsfeldes im Auto

    arbeiten mit Radar. Das Messen von Abstand, Geschwindig-

    keiten und das Erkennen von Hindernissen rund um das Auto

    herum werden hiermit möglich. Gleichzeitig ist eine Verknüp-

    fung dieser Technik mit den Rückhaltesystemen denkbar.

    Rechner wären im Ernstfall in der Lage, das gesamte System in

    FAH

    RZ

    EU

    G-S

    ICH

    ER

    HE

    ITF

    ÜR

    MO

    RG

    EN

    voraus, als es jeder Mensch

    könnte. Ein liegengebliebenes

    Auto, ein Reh auf der Fahrbahn

    oder ein Fußgänger sind zu

    erkennen, noch bevor sie der

    Fahrer gesehen hat. Das Bild der

    Kamera wird auf einen Monitor

    im Auto übertragen und die

    Nacht wird zwar nicht zum hel-

    len Tag, aber dieser Blick voraus

    kann helfen, schwere Unfälle zu

    vermeiden.

    Natürlich kann dieses System

    die Beleuchtung am Fahrzeug

    nicht ersetzen. Das Licht der

    Zukunft wird als AFS (Advanced

    Front Lighting System) ent-

    wickelt, und es stellt sich auf

    unterschiedliche Bedingungen

    ein: Es schaltet sich im Dunkeln

    von selbst ein und die Beleuchtungsanlage wird die Lichtver-

    teilung so ändern, daß Fahrer und Verkehrspartner bestmögli-

    che Ausleuchtung vorfinden. Die Scheinwerfer werden zum

    Beispiel auf trockener Fahrbahn das Vorfeld des Autos direkter

    beleuchten, als bei nasser Straße: Der Gegenverkehr soll nicht

    geblendet werden.

    Auf der Autobahn soll das Licht stark gebündelt, schmal aus-

    geprägt und weitreichend sein. Eine Landstraßenfahrt dage-

    gen fordert eine breitere Ausleuchtung des Feldes vor dem

    Auto, der Fahrer muß sich seine Informationen auch vom Fahr-

    40

    Intelligentes Licht: Das Advanced Front LightingSystem paßt die Ausleuchtung vor dem Fahrzeugder Fahrsituation an. Quelle: Hella

  • 43

    einen höheren Bereitschaftszustand zu versetzen und opti-

    mierte Auslösungen der Airbags zu steuern. Hierzu gehört die

    sogenannte Pre-Crash-Sensorik: Aktionsbereitschaft, noch

    bevor es kracht, ist das Ziel. Gleichzeitig wird man intelligente

    Systeme im Auto haben, die wichtige Funktionen des Fahrers

    laufend überwachen, Übermüdung wird ebenso angezeigt wie

    ein Fehlverhalten. Der Fahrer wird entweder akustisch oder

    physisch zur Erhöhung der Konzentration aufgefordert.

    In einer weiter entfernten Stufe der Entwicklung könnten die

    Fahrzeuge untereinander Informationen austauschen und den

    Fahrer warnen. Ein Schleudern in den Gegenverkehr hinein

    könnte damit vermieden werden.

    Mit Fahrerassistenzsystemen wird es möglich, die Spurhaltung

    zu überwachen und gleichzeitig den Spurwechsel unterstüt-

    zend zu sichern. Die Unterstützung überwacht das Umfeld des

    Autos, erfaßt andere Verkehrsteilnehmer und warnt vor riskan-

    tem Spurwechsel oder Ausscheren.

    Ohne altes Eisen

    Die mechanische Übertragung von Befehlen des Fahrers an

    die Aggregate des Autos gehört bald zum alten Eisen. Das

    „Drive-by-Wire“ wird die Übertragung von Fahrerkommandos

    übernehmen können. Dadurch wird z. B. die mechanisch-

    hydraulische Verbindung zwischen Bremspedal und Radbrem-

    se durch elektronische Funktionen ersetzt. Davon versprechen

    sich Fachleute etliche Vorteile: Die elektro-hydraulische Brem-

    se (EHB) ist leichter, kompakter und außerdem reagiert sie

    schneller. Zudem ist sie in andere elektronische Systeme inte-

    FAH

    RZ

    EU

    G-S

    ICH

    ER

    HE

    ITF

    ÜR

    MO

    RG

    EN

    42

    Alarmzustand: Spezielle Sensoren aktivieren schon vor dem Aufprall dieSicherheitssysteme. Quelle: Delphi

    Bereitschaftsdienst: Radar-Technologien steuern, z.B. als Pre-Crash-Sensorik dieRückhalteeinrichtungen. Quelle: Siemens

  • 45

    grenzer und dem Gurt selbst zusammen. Gleichzeitig werden

    Airbags entstehen, die nicht nur den Oberkörper und den Kopf

    schützen, sondern auch helfen, komplizierte Verletzungen der

    unteren Extremitäten zu vermeiden oder ihre Schwere zu ver-

    mindern.

    Neue Werkstoffe wirken

    Größere Fahrzeuge werden in Zukunft noch mehr als bisher

    höhere Energiemengen beim Crash abbauen. Das kleine Auto

    kann so eine steifere Struktur aufweisen und seine Insassen

    besser schützen. Zum Abbau der damit verbundenen hohen

    Beschleunigungen für die Passagiere werden die erwähnten,

    raffinierteren Rückhaltesysteme zur Verfügung stehen. Die

    Frage der Kompatibilität wird auch eine Herausforderung für

    die Entwicklung neuer Werkstoffe: Hochfeste Stähle, Alumi-

    FAH

    RZ

    EU

    G-S

    ICH

    ER

    HE

    ITF

    ÜR

    MO

    RG

    EN

    grierbar, Notbremsungen oder Anfahrhilfen sind zu realisieren,

    Fahrsicherheitssysteme können noch rascher reagieren.

    Reifen und Airbags denken mit

    Für gleichzeitig sicherere und komfortablere Fahrwerke könn-

    ten Entwicklungen stehen, die den intelligenten Reifen zum

    Ziel haben. Dabei wird der Reifen zum Meßfühler, der die auf

    ihn wirkenden Kräfte direkt an die entsprechenden Regelsyste-

    me weiter geben kann. Jedes Rad kann Informationen über

    seinen Belastungszustand liefern. Ein Rechner übernimmt

    dann die Auswertung und kann gezielter Anti-Blockier-Syste-

    me oder Traktionshilfen ansteuern.

    Die rettenden Luftsäcke im Auto werden ständig weiter entwi-

    ckelt. Smart Airbags gehen künftig noch schonender ans Werk,

    entfalten sich je nach Unfallschwere gezielter, in zwei oder

    mehreren Stufen und arbeiten enger mit den anderen Kompo-

    nenten des Rückhaltesystems, mit Gurtstraffer, Gurtkraftbe-

    44

    System-Frage: Der Reifen mit Sensoren wird zur integrierten Komponente desFahrwerks. Quelle: Continental

    Team-Arbeit: Bei der Elektro-Hydraulischen Bremse überträgt die Elektronik denFahrerwunsch an die Räder. Quelle: Bosch

  • 47

    FAH

    RZ

    EU

    G-S

    ICH

    ER

    HE

    ITF

    ÜR

    MO

    RG

    EN

    nium-Schaum oder Verbundwerkstoffe (zum Beispiel Stahl und

    Alu oder ein Verbund mit Glasfaserverstärkung) werden für

    eine bessere Energieaufnahme beim Crash sorgen können.

    46

    Material mit Eigenschaften: Neue Werkstoffe weisen höhere Belastbarkeit fürmehr Sicherheit auf. Quelle: Thyssen-Krupp

    Höhere Bruchdehnungverbessert die Umform-barkeit des Stahls

    Höhere Zugfestigkeiterlaubt höhere Belastung des Stahls

  • 49

    Autobahnen sind die sichersten Straßen

    Straßen sind die Adern des motorisierten Verkehrs. Ihr Ausbau

    und ihr Erhaltungszustand beeinflussen in hohem Maße nicht

    nur die Verkehrsleistung, sondern vor allem auch die Verkehrs-

    sicherheit. Dabei ist die Sicherheit nicht auf allen Straßen

    gleich.

    Die sichersten Straßen in Deutschland sind die Autobahnen.

    Gemessen am Verkehrsaufkommen sind dort motorisierte

    Zweiräder, Personen- und Lastkraftwagen sowie Kraftomni-

    busse mit dem geringsten Unfallrisiko unterwegs. Dieses Risi-

    ko ist in den vergangenen Jahren immer niedriger geworden.

    Die Wahrscheinlichkeit, auf einer deutschen Autobahn bei

    einem Verkehrsunfall ums Leben zu kommen, hat sich seit dem

    Jahr 1970 um über 85 Prozent verringert. Fast drei Viertel aller

    Unfallopfer eines Jahres sterben auf den Landstraßen, auf den

    Autobahnen dagegen bei einem annähernd gleichen Verkehrs-

    aufkommen nur jedes Zehnte.

    Das Risikopotential von Land- und Bundesstraßen läßt sich

    allerdings durch den Ausbau dieser Verkehrswege, ihre

    Gestaltung und insbesondere durch ihre Breite verringern. Das

    haben Untersuchungen von Fachinstituten wie der Bundesan-

    stalt für Straßenwesen gezeigt. Fachleute sind sich längst darin

    einig, daß es nötig ist, auch in den Ausbau der Land- und

    Bundesstraßen zu investieren, Überholspuren vorzusehen,

    Kurvenradien verkehrsgerecht zu planen, Radwege getrennt

    anzulegen, Kreuzungen übersichtlicher zu machen und den

    Unfalltyp des Abkommens von der Fahrbahn zu entschärfen.

    Diese Unfälle haben vor allem auf Alleen überdurchschnittlich

    ST

    RA

    SS

    EN

    -IN

    FR

    AS

    TR

    UK

    TU

    R

    48

    STRASSEN INFRASTRUKTUR

  • 51

    Deutschland liegt bei etwa 1,8 Prozent, sie bewältigen aber

    mehr als 30 Prozent des gesamten Straßenverkehrs und ihr

    Anteil an schweren Unfällen liegt bei nur 7 Prozent. Viele

    Unfälle betreffen die Bauarbeiter. Deshalb ist ein Personen-

    warnsystem in der Entwicklung, das mit optischen und akusti-

    schen Hinweisen arbeitet.

    Leistungsfähige Autobahnen werden für die Zukunft der Ver-

    kehrsgesellschaft noch wertvoller: Mit modernen Beeinflus-

    sungsanlagen lassen sich die Verkehrsströme besser steuern,

    Staus und staubedingte Unfälle sowie Beeinträchtigungen der

    Umwelt können vermindert werden.

    Telematik für mehr Sicherheit

    Die Telematik kann die Verkehrssicherheit auf stark belasteten

    Autobahnen steigern: Der Autofahrer wird vor Unfällen oder

    kritischen Witterungsbedingungen gewarnt. Wer weiß, daß

    Nebel in der nächsten Senke liegt, kann schon rechtzeitig

    davor das Gas wegnehmen.

    Erhebliche Reduzierungen der Unfälle sind durch Streckenbe-

    einflussungsanlagen mit Warnhinweisen oder gezielten

    Geschwindigkeitsbeschränkungen besonders bei der Gefahr

    von Massenkarambolagen zu erreichen.

    Fast zwei Drittel aller Unfälle mit Verletzten oder Getöteten

    ereignen sich in der Stadt. Und im Stadtverkehr sind Fußgän-

    ger die Verkehrsteilnehmer mit dem höchsten Unfallrisiko.

    Hiervon wiederum sind Kinder und ältere Menschen

    besonders gefährdet. Für sie muß es ampelgeregelte sichere

    schwere Folgen. Ein Drittel der Unfälle mit Personenschaden

    mit seitlichem Hindernis entsteht durch den Aufprall auf

    Bäume. Das bezieht sich auf die alten Bundesländer, und in

    den neuen Ländern endet sogar die Hälfte dieser Unfälle an

    einem Baum. Im Jahr 1998 haben fast 2000 Menschen bei

    Unfällen mit einem Baum- oder Mast-Anprall ihr Leben gelas-

    sen. Deshalb wird auf diesen Strecken nicht nur die Durchset-

    zung von Überholverboten und Geschwindigkeits-

    begrenzungen gefordert. Zusätzlich sollte neben den Landstra-

    ßen ein breiter, seitlicher Schutzraum geboten werden. Gleich-

    zeitig wird von Unfallforschern darauf hingewiesen, daß auch

    mit Schutzplanken die besonders gravierenden Folgen eines

    Baumanpralls verringert werden könnten. Bei diesen wie auch

    bei allen anderen

    Leitplanken sollten

    Schutzverkleidungen

    vorgesehen werden,

    die vor allem nach

    dem Unfall auf dem

    Boden rutschende

    Zweiradfahrer vor

    den schlimmsten Fol-

    gen eines Aufpralls

    schützen können.

    Aber diese Maßnah-

    men dürfen nicht zu

    einer Vernachlässi-

    gung des Ausbaues

    der Fernstraßen führen. Autobahnen übernehmen große Men-

    gen des Verkehrs und bieten dadurch einen Sicherheitsge-

    winn: Ihr Anteil an der Länge des Gesamtstraßennetzes in

    50

    Gefahrenort: Das Personenwarnsystem soll die Sicherheit fürdie Arbeiter auf der Schnellstraße erhöhen. Quelle: SiemensStraßenverkehrstechnik

    ST

    RA

    SS

    EN

    -IN

    FR

    AS

    TR

    UK

    TU

    R

  • 53

    Überwege geben, deren Schaltzeiten so gestaltet sind, daß

    auch weniger bewegliche, ältere Menschen die Fahrbahn

    gefahrlos überqueren können. Allerdings sind Fußgängerüber-

    wege so einzurichten, daß sie vom Autofahrer rechtzeitig

    erkannt werden können. Der Planung und dem Bau von Orts-

    umgehungen kommt nach wie vor eine hohe Bedeutung bei

    der Reduzierung von Unfallschwerpunkten in den Orten zu.

    52

    ST

    RA

    SS

    EN

    -IN

    FR

    AS

    TR

    UK

    TU

    R

  • 55

    Alle machen mit!

    Der kollektive Ruf nach mehr Sicherheit auf den Straßen ist nur

    dann laut genug, wenn ihn jeder Einzelne mit anstimmt. Auf

    das Mitmachen kommt es an, wenn es um Programme zur Ver-

    kehrserziehung und um Sicherheitskampagnen geht.

    Von Automobilclubs,

    der Deutschen Ver-

    kehrswacht oder

    dem Deutschen Ver-

    kehrssicherheitsrat

    werden etliche Pro-

    gramme zur Ver-

    kehrserziehung und

    zur Modernisierung

    der Verkehrsteilnah-

    me angeboten,

    jeweils auf bestimm-

    te Zielgruppen wie Eltern, Kinder, Jugendliche oder ältere

    Menschen zugeschnitten. Die Initiative des Einzelnen und sein

    Verantwortungsbewußtsein werden dann besonders wertvoll,

    wenn es um die frühzeitige Erkennung körperlicher Mängel

    geht. Vorbeugende Untersuchungen gehören für einen Auto-

    fahrer zum obligatorischen Gesundheits-Check, wie die

    Inspektion für sein Auto. Mehr Wert als bisher ist auf eine

    effektive Fahrausbildung zu legen. Und zwar für alle Teilneh-

    mer am motorisierten Verkehr, mit noch höheren spezifischen

    Anteilen für die Fahrer von Lastkraftwagen oder Omnibussen.

    Dabei gilt es, junge Menschen ganz gezielt anzusprechen.

    Denn Führerschein-Neulinge sind eine Risikogruppe, in jedem

    SRS

    VE

    RK

    EH

    RS

    ER

    ZIE

    HU

    NG

    54

    VERKEHRSERZIEHUNG

    Von Kindesbeinen: Früher Umgang mit der Mobilitätfördert Einsicht und Rücksicht. Quelle: Opel Live

  • 57

    von Lastwagen und Kraftomnibussen in speziellen Kursen auf

    die Vermeidung und Bewältigung gefährlicher Situationen vor-

    bereitet. Sicherheit ist das Lernziel, vorausschauendes Fahren,

    richtiges Bremsen,

    Ausweichen, das

    Abfangen eines

    Nutzfahrzeugs im

    instabilen Fahrzu-

    stand will gelernt

    sein.

    Die Ablenkung des

    Fahrers z.B. durch

    Telefonieren im

    Auto birgt hohe

    Gefährdungspoten-

    tiale. Damit der Fah-

    rer nicht übermäßig vom Verkehrsgeschehen abgelenkt wird,

    muß er technisch entlastet werden. Das übernehmen Frei-

    sprecheinrichtungen.

    SRS

    VE

    RK

    EH

    RS

    ER

    ZIE

    HU

    NG

    Jahr gibt es etwa 120.000 Unfallopfer im Alter zwischen 18 und

    25 Jahren. Von diesen Unfallopfern lassen 2.000 ihr Leben und

    hiervon sind mehr als 80 Prozent motorisierte Verkehrsteilneh-

    mer, die noch einen ganz frischen Führerschein in der Tasche

    haben.

    Jeder kann Sicherheit trainieren

    Näher an die

    Jugendlichen heran-

    zugehen, ihnen

    unmittelbar nach

    dem Besuch der

    Disko oder der ört-

    lichen Gaststätte die

    fatalen Folgen von

    Alkohol oder Drogen

    zu demonstrieren,

    wird als Mittel zur

    Verringerung der

    Risikobereitschaft

    eingesetzt. Diesem Ziel haben sich verschiedene Organisatio-

    nen und auch die Automobilindustrie verschrieben.

    Fahrzeughersteller und Zulieferer sowie die Automobilclubs

    bieten darüberhinaus auch Fahrtrainings an. Geübt wird nicht

    die schnelle Fahrt, sondern das sichere Fahren. Bereits im Vor-

    feld engagieren sich einige Automobilhersteller, junge Men-

    schen im Schulalter an die altersgerechte Verkehrsteilnahme

    heranzuführen. Zu einer Überlebensfrage kann das Sicherheit-

    straining im Nutzfahrzeug werden. Deshalb werden die Fahrer

    56

    Konzentration bitte: Die sprachgeführte Eingabe mitFreisprecheinrichtung hilft, den Fahrer nicht übermäßigabzulenken. Quelle: BMW

    Sicherheit trainieren: Der Umgang mit Ausnahmesituationenkann auch gelernt werden. Quelle: MAN

  • 59

    Die Elektronik ruft um Hilfe

    Moderne Verkehrstelematik leistet mehr als Navigation und

    Stauvermeidung. Mit GPS (Global Positioning Systems) kann

    man für das entsprechend ausgerüstete Fahrzeug jederzeit die

    Position feststellen. Damit ist die Grundlage geschaffen für ein

    automatisches Notrufsystem, das Leben retten kann.

    Nach einem schweren Unfall, definiert zum Beispiel durch das

    Auslösen der Airbags, setzt das Navigationssystem im Auto

    automatisch einen Notruf mit wichtigen Informationen (u.a.

    Ortskoordinaten) an eine Notrufzentrale ab. Die Vorteile dieses

    Systems wurden bereits geprüft: Die Rettungszeit konnte fast

    halbiert werden, durch das raschere Eintreffen der Rettungs-

    kräfte erhöht sich damit außerorts die Überlebenswahrschein-

    RE

    TT

    UN

    GS

    WE

    SE

    N

    58

    RETTUNGSWESEN

    Hilfe kommt: Der automatische Notruf sorgt für die Alarmierung im Falledes Unfalles. Quelle: DaimlerChrysler

  • 61

    lichkeit um 12 und innerorts um 7 Prozent. Bei einer flächende-

    ckenden Ausrüstung mit einem automatischen Notrufsystem

    ließen sich im Jahr auf deutschen Straßen etwa 900 Unfalltote

    vermeiden und bei etwa 15 Prozent der bisher Schwerverletz-

    ten könnten durch raschere und gezieltere Rettungsmaßnah-

    men die Dauer der Einschränkungen verkürzt und die bleiben-

    den Schäden gemindert werden. Natürlich gelten diese

    Erkenntnisse auch für den Güterverkehr auf der Straße.

    Allerdings sind aus Sicht der Autoindustrie einige Vorausset-

    zungen zu erfüllen: So müssen sich alle Beteiligten europaweit

    auf ein gemeinsames Verfahren zur Einführung des automati-

    schen Notrufes einigen und es sollte ein einheitlicher Standard

    für die technischen Schnittstellen gefunden werden. Kann eine

    Rettungsleitstelle nicht erreicht werden, wird der Notruf nach

    einer definierten Zeitspanne automatisch an eine andere Zen-

    trale weiter geleitet. Parallel oder alternativ dazu kann diese

    Aufgabe aber auch von Dienstleistern wahrgenommen wer-

    den, die umfassendere Serviceleistungen anbieten.

    60

    RE

    TT

    UN

    GS

    WE

    SE

    N

  • 63

    Sicherheit geht alle an

    Verkehrssicherheit ist für alle da. Aber die Sicherheit auf den

    Straßen gibt es nicht zum Nulltarif. Deshalb müssen alle Betei-

    ligten auch ihren Beitrag leisten und sich mit hohem Engage-

    ment dafür einsetzen. Die Hersteller von Personenwagen, von

    Nutzfahrzeugen und die Zulieferindustrie arbeiten mit Hoch-

    druck an der Verbesserung der Technik. Und sie setzen darauf,

    daß auf den Seiten des Gesetzgebers und der Politik die richti-

    gen Rahmenbedingungen beschlossen werden. Dazu gehören

    die Infrastruktur der Straßen und eine bessere Organisation

    der Baustellen, die Voraussetzungen für Telematik, flexible

    Zulassungsvorschriften für die aktive und passive Sicherheits-

    technik der Fahrzeuge sowie eine angemessene Unterstützung

    der Träger von Verkehrserziehung und von Verkehrssicher-

    heitsarbeit. Allerdings gerät das Potential der passiven Sicher-

    heit an seine Grenzen. Im Vergleich dazu hält die aktive Sicher-

    heit noch größere Reserven bereit.

    Wichtig ist, daß der technische Fortschritt nicht durch eine

    Fülle zu eng gefaßter Vorschriften und Gesetze behindert wird.

    Es wird immer wichtiger, die Verkehrsteilnehmer besser und

    gezielter zu informieren und sie nicht noch intensiver zu regu-

    lieren. Deshalb sind auch Systeme abzulehnen, die von außen

    in die Verantwortlichkeit des Verkehrsteilnehmers eingreifen,

    und damit dazu beitragen, ihn zu entmündigen. Der Mensch

    wird auch in Zukunft viele Entscheidungen zu treffen haben,

    die Technik wird ihm dabei helfen und sie darf ihn nicht zum

    Statisten im Straßenverkehr machen.

    ZU

    SA

    MM

    EN

    FAS

    SU

    NG

    62

    ZUSAMMENFASSUNG

  • Westendstraße 61

    D-60325 Frankfurt

    Telefon: ++49 (69) 97507-0

    Telefax: ++49 (69) 97507-310

    Internet: http://www.vda.de