Verlagspostamt 4020 Linz Ein Leserbrief Einzelpreis s 7 ... · PDF fileopferangelegenheiten),...

download Verlagspostamt 4020 Linz Ein Leserbrief Einzelpreis s 7 ... · PDF fileopferangelegenheiten), Lmn. Anni Plackner ... Koordinie-rungsstelle für den Sozialbeirat ist das Sozial-referat

If you can't read please download the document

Transcript of Verlagspostamt 4020 Linz Ein Leserbrief Einzelpreis s 7 ... · PDF fileopferangelegenheiten),...

  • Erscheinungsort LinzVerlagspostamt 4020 LinzEinzelpreis s 7 -

    P. b. b.

    Offizielles Organ der Sudetendeutschen Landsmannschaft in sterreich (SL)

    Folge 4 Wien Linz, 16. Februar 1989 35. Jahrgang

    Ein LeserbriefVON WOLFGANG SPERNER

    Der sudetendeutscheAnteil an sterreichs

    politischer KulturEs ist immer wieder gut und wichtig, sich der

    Leistungen der Sudetendeutschen fr ihreneue Heimat sterreich bewut zu werden, umim Gesprch mit anderen gewappnet zu sein.Die Sudetendeutschen haben ja nicht nur insterreichs Politik eine historische Rolle ge-spielt, ihre Leistungen in der Wirtschaft und inder Kultur sind vielfltig, vielen wurden siekaum bewut, Zehntausende Mitbrger insterreich profitieren durch einen guten Ar-beitsplatz und durch Bereicherung ihres geisti-gen Lebens bewut oder unbewut davon.

    In diesem Sinn war eine Veranstaltung inMnchen gerade auch fr die in sterreich le-benden Landsleute von Bedeutung?

    Mit einem besonders interessanten Vortragschlo eine Veranstaltungsreihe im Sudeten-deutschen Haus in Mnchen ab. Der aus Tet-schen stammende Universittsprofessor Dr.Friedrich Prinz von der Universitt Mnchenhielt einen Vortrag ber den Beitrag der Sude-tendeutschen zur politischen Kultur der Do-naumonarchie".

    Nach Einleitungsworten von dem Vorsitzen-den des Stiftungsvorstandes der Sudetendeut-schen Stiftung, Dr. Fritz Wittmann MdB, legte,wie die Sudetendeutsche Zeitung" berichtet,Professor Prinz dar, da der sudetendeutscheAnteil an der ideengeschichtlichen und konkretpolitischen Entwicklung sterreichs insofernbedeutend gewesen sei, als die herausragen-den Vertreter der Aufklrung und des Josefinis-mus fast durchwegs aus den Sudetenlndemstammten. Als typischen Reformisten" josefi-nischer Prgung erwhnte der Referent denBaron von Kbeck (17801855), Schneiders-sohn aus Iglau. Im 19. Jahrhundert seien Libe-ralismus und deutschbhmische Politik perso-nell so gut wie identisch gewesen.

    In diesem Zusammenhang wrdigte Prof.Prinz besonders die historische Rolle HansKudlichs, der 1848 im Wiener Reichstag dasGrundentlastungsgesetz eingebracht hatte,des einzigen Gesetzes, das ber die Revolu-tionszeit hinaus Bestand hatte. Prinz wrdigteaber auch die bedeutsamen politischen Aktivi-tten Hans Kudlichs in seinen spteren Jahr-zehnten, die er als Emigrant in den USA ver-brachte, wo er 1917 verstarb, und seine Zusam-menarbeit mit Carl Schurz, dem bekanntendeutschen 48er" und Promotor der Sklaven-befreiung unter Abraham Lincoln. In eine Rei-he mit den Vorgenannten stellte Prof. Prinz denaus Zwittau gebrtigen nachmaligen Senatordes Staates New York, Oswald Ottendorfer.

    Sowohl im Wiener Reichstag 1848 als auchin Kremsier seien liberale Bestrebungen (Ge-waltentrennung, Freizgigkeit und Rechtssi-cherheit) mageblich von Abgeordneten, dieaus den Sudetenlndem stammten, so u. a.Schuselka, Kajetan Mayer, Fischhof und Bre-stel, vertreten worden. Prinz zeichnete fernerein historisches Portrt des Exponenten desdeutschbhmischen Liberalismus Ludwig vonLhner, geboren in Prag, verstorben 1852 inMarseille, des Grnders des Vereins der Deut-schen aus Bhmen, Mhren und Schlesien",

    um schlielich darzulegen, wie die Ideen desReichsfreiherrn vom und zum Stein zur Selbst-verwaltung der Stdte, Gemeinden und Kreise,von Preuen her vordringend, ihren Nieder-schlag auch in sterreich gefunden htten.

    Des weiteren befate sich der Vortragendemit dem nationalen Ausgleich als einem derHauptprobleme der francisco-josefinischenEndperiode sterreich-Ungarns und zum Teileinigermaen komplizierten rechtlich-admini-strativen Vorstellungen darber. Dem Aus-gleich zwischen sterreich und Ungarn von1867 folgte bekanntlich kein Bhmischer Aus-gleich", doch verdient der Mhrische Aus-gleich" von 1905 als Strukturmodell einer Kom-bination von personeller und Gruppenautono-mie auch heute noch Beachtung. Prof. Prinzfhrte vor Augen, wie im Mhrischen Aus-gleich" sowohl (durch Einfhrung von National-katastern) die Autonomie des Schulwesensbeider Nationalitten wie auch die Fragen desWahlrechts gelst wurden.

    Auch auf die programmatischen Vorstellun-gen des Sdmhrers Karl Renner, des nach-

    maligen sterreichischen Kanzlers und Bun-desprsidenten, die Prinz als gruppenplurali-stisches Konzept" charakterisierte, ging derReferent nher ein. In der 1925 Gesetz gewor-denen estlndischen Kulturautonomie (derDeutschen, Schweden und Russen) habe dievon sudetendeutschen Politikern sterreichsersonnene Schulautonomie ihren Nieder-schlag gefunden. Anhand eines Beispiels ausder sterreichischen Verwaltungsrechtspraxisversuchte Prof. Prinz darzustellen, auf welchhohem Niveau moralisch und juristisch inder spten Donaumonarchie (im Gegensatz zueinigen der Nachfolgestaaten) unter dem erzie-herischen Einflu des deutsch-bhmischen Li-beralismus Recht gesprochen wurde. Der Re-ferent konnte damit plausibel machen, da ge-sellschaftliches Verhalten im Rechtsstaat nichtzuletzt das Ergebnis von Wertvorstellungen ist,die gewissen ethischen berlegungen ent-springen.

    ber die Leistungen der Sudetendeutschenin der Politik sterreichs nach 1945 wird ersteinmal zu berichten sein.

    EIN LESERBRIEF in der Frankfurter All-gemeinen" zum Thema Die Sudetendeut-schen und ihre Vertreibung", verfat vomPressereferenten der SudetendeutschenLandsmannschan Mnchen, hat ein leb-haftes Echo gefunden. Was war der Inhalt?Nun, ein Leser aus Tel Aviv hatte im Zu-sammenhang mit den Problemen der Pal-stinenser und Israelis, die Vertreibungenals Bevlkerungsaustausch" hingestelltund war dann zu einem seltsamen Ver-gleich mit dem Problem der Sudetendeut-schen gekommen. Die Existenz der Sude-tendeutschen, so hatte der Schreiber ausTel Aviv behauptet, sei eine Hauptursachedes zweiten Weltkriegs" gewesen undschlielich hatte er festgestellt, mit der Ver-treibung sei die sudetendeutsche Fragegelst".

    DIESE BEHAUPTUNGEN konnten natr-lich nicht unwidersprochen bleiben undPressesprecher Michael Leh hat dies inkurzer, aber sehr klarer Form in besagtemLeserbrief an die Frankfurter Allgemeine"getan. So widersprach er der abstrusenBehauptung, die Sudetendeutschen wreneine Hauptursache des zweiten Welt-kriegs" gewesen und was die Feststellungdes israelischen Leserbriefschreibers zumThema Vertreibung anlangt, konterte Lehrichtig, da sich fr die Sudetendeutschendie Frage einer Rckkehr in ihre Heimat zurZeit nicht stellt, weil dort gegenwrtig einetotalitre Diktatur herrscht". Ebensowenighaben doch zur Zeit Westdeutsche ein Be-

    Das Bild der Heimat..SKI-SONNTAG AUF DER WIESENBAUDE

    Am 4. 1989 zum Sudetendeutschen Gedenken" nach EnnsZu dieser Fahrt stellt die SLO-Landesleitung einen 50-Personen-Autobus des Reisebros Wickenhauser gratiszur Verfgung. Abfahrt um 15 Uhr vom Hauptbahnhof Linz zum Denkmal in Enns. Anschlieend im Festsaal derSparkasse Enns, Hauptplatz, hlt Kons. Dr. Hans Erti, Wien, die Gedenkrede. Die musikalische Umrahmung be-sorgt der Sudetendeutsche Singkreis Linz. Einfhrende Worte spricht Ldm. Walter Sofka. Rckfahrt um ca. 19Uhr nach Linz, Hauptbahnhof.

  • SUDETENPOST Folge 4 vom 16. Februar 1989

    drfnis nach Mittel- oder Ostdeutschtandzu ziehen. Der Pressereferent der Sudeten-deutschen verband dies alles mit der Fest-stellung, da die Sudetendeutschen imGegensatz zu Konfliktgegnern im NahenOsten schon 1950 in der Charta der Hei-matvertriebenen auf jegliche Gewaltan-wendung, auf Rache und Vergeltung ver-zichtet haben".

    WESHALB greifen wir diesen Leserbriefals Thema heraus? Weil hier in besondersbeispielhafter, engagierter, aber sachlicherund dabei knapper und nicht ausschwei-fender Form im Brief an eine Zeitung einschwerwiegendes Thema gut lesbar undmutig dargestellt hat. Ein Brief, der zumSprachrohr fr eine Volksgruppe wurde.

    LESERBRIEFE sind ein ganz besonderswichtiger Teil einer Zeitung oder Zeitschrift.Wohl jede bedeutende Zeitung wei diesfr sich und fr ihre Leser zu schtzen,und so wird in den groformatigen deut-schen Tageszeitungen, wie eben derFrankfurter Allgemeinen" der Sddeut-schen Zeitung" oder der Welt" solchenBriefen an den Herausgeber" viel Platzeingerumt. Whrend die Medienweltheute, trotz aller Eigenarbeit, sehr starkuniformiert" im Inhalt ihrer Meldungen ist,da die lauten Ereignisse" des Tages, wieKrieg, Entfhrung und Mord blitzschnellrund um den Erdball verbreitet werden undin ihrem schrecklichen Inhalt weitestge-hend konform sind, geben Leserbriefeeiner Zeitung erst das Salz in die Suppe".Hier prgt sich jener wichtige Kontakt zwi-schen Leser und Zeitung und in den Leser-briefen fchert sich das Thema von seinerindividuellen Seite her auf. Man wird ent-weder durch den Leserbrief in seiner An-sicht zu einem bestimmten Problem best-tigt oder wegen einer total kontroversiellenAnsicht gereizt. Leserbriefe werden daherweit mehr gelesen als der sonst blicheNachrichtenstoff. Durch sie bekommt dasThema und das Problem Farbe, wirdmenschlicher, wird zum Diskutierstoff.

    WICHTIG IST bei allen Leserbriefen, dasie mglichst kurz sein sollen, um ber-haupt gelesen zu werden. Und besonderswichtig ist, da sich der Leserbriefschrei-ber namentlich mit seinem Beitrag identifi-ziert, wobei die Redaktion sicher gerne be-reit ist, eine volle Namensnennung zu ver-meiden, wenn es der Anla fr richtig er-scheinen lt. Nur die Redaktion der Zei-tung mu gewi sein knnen, da sichnicht ein Namenloser im Blatt breit machenwill. Auerdem untergrbt die Haltung derAnonymen" das Vertrauen der anderenLeser in ihr" Blatt und es leidet letztendlichdas Image der Zeitung darunter, wenn siesolchen Anonymen" Raum geben wrde.

    AUCH UNSERE ZEITUNG wrde sichwnschen, wenn mehr Leserbriefe an dieSudetenpost" gerichtet wrden, wobeinicht an Ranknen von Streithhnen ge-dacht ist, sondern an eine fruchtbare Zu-sammenarbeit der Leser mit ihrem Blattund zu den Themen der Sudetendeut-schen. So wie alle politischen Zeitungenwissen wir ein offenes, klares, sachbezo-genes Wort zu schtzen und so wie alleZeitungen sind auch fr uns treffende Le-serbr