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BIS AUSSTELLUNG VERSCHIEDEN ZULETZT

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    Stadt ZürichFriedhof ForumFriedhof Sihlfeld /Aemtlerstrasse 1498003 ZürichTelefon +41 44 586 12 15www.stadt-zuerich.ch/friedhofforum

    Mittwoch – Freitag 11.30 –16.00 UhrSamstag 10.00 –14.00 Uhr

    Das Friedhof Forum ist ein Angebot des Bevölkerungsamts des Präsidialdepartements

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    verschieden bis zuletzt

    Die erste Ausstellung des Friedhof Forums handelt von Menschen, Grabmälern und Geschichten. Und sie stellt die Frage: Wann ist ein Grabmal eigentlich ge- lungen? Wenn man innehält und merkt, dass hier etwas stattgefunden hat, sagt die Kuratorin und Gestalterin Nora Fehr. Eine Auseinandersetzung zwischen der verstorbenen Person, den Hinterbliebenen, dem Bildhauer oder der Bildhauerin. Dann werden nämlich auch Friedhofbesuchende von der Wirkung erfasst. So wie bei Flurin Spescha. Sein Grabmal spricht mit denen, die an ihm vorbeigehen, und tatsächlich besteht es im Wesentlichen aus Buchstaben. → seite 36 Jetzt steht es in der Ausstellung, am 26. März 2013 wird ihm das Friedhof Forum eine eigene Veranstaltung widmen: Die Witwe, Regula Esposito (die Helga Schneider der ehemaligen Acapickels) und der Bildhauer Heinz Häberli werden im Gespräch sein. Auch Flurin Spescha wird mitmachen. Mit Texten, die er einst geschrieben hat. → meHr seite 86

    vorwort

  • Geschichten gibt es zu allen Objekten von «verschieden bis zuletzt». Eine Grab- mal-Serie im Mass von 50 × 110 cm formiert sich zu einem neuen Ganzen. → seite 28

    Sie erinnert daran, dass sich Grabmäler im letzten Jahrhundert strammen Ordnungen unterwerfen mussten. Im Herbst 2011 hat die Stadt Zürich den Spiel- raum mit neuen Richtlinien erweitert. Ein Gras-Grab → seite 62 und QR-Codes als Inschriften → seite 24 waren darin nicht vorgesehen, der neue Rahmen wird in der Ausstellung schon wieder durchbrochen. So kann die Geschichte weitergehen.

    Die Bilder in diesem Katalog stammen von den Bildhauerinnen und Bildhauern selbst und zeigen deren Sichtweisen.

    Ich danke ganz herzlich Nora Fehr, den Bildhauern und Bildhauerinnen, Liz Sutter, die die Texte verfasst hat, Wernlis, grafischen Gestaltern. Gutes entsteht immer gemeinsam. Und hier ist mehr entstanden, als ich mir für den Start des Friedhof Forums zu wünschen getraute.

    Christine Süssmann, Leiterin Friedhof Forum

  • 8 9 lebensweg

    Horst BohnetBildhauer

    Chriechenbaumstrasse 18107 Buchs ZH

    Telefon +41 44 840 01 [email protected]

  • lebensweg

  • 10 11

    horst bohnet | 2000 | basalt

    Die drei Säulen sind unbehauen. Das harte Lavagestein bricht stets in sechskanti-ger Form, mehr oder weniger gleichmässig. «Da hat ein viel mächtigerer Bildhauer etwas geplant und geschaffen», sagt Horst Bohnet. Niemals würde er die Gestalt eines solchen Steins verändern. Die eine Säule hat er mit einer durchgehenden Gravur versehen. Das streng grafische Ornament unterstreicht die natürliche Form des Steins, bringt Einbuchtungen und Unebenheiten hervor. Man kann der Linie – diesem Lebensleitfaden – blind mit dem Finger über alle sechs Flächen folgen und wird sicher durch den Irrgarten zum Ausgangspunkt zurückgeführt. Ein medita-tiver Akt, bei dem man mehrmals in die Knie gehen und sich wieder erheben muss. Die beiden liegenden Säulen weisen auf die stehende hin, verstärken ihre vertikale Aussagekraft. So könnten sie gestern platziert worden sein oder vor Jahrtausen-den.

    lebensweg

  • Horst Bohnet versucht, zu den Menschen, die ihn für einen Grabstein anfragen, eine Beziehung herzustellen. Manchmal hat er die Verstorbene, den Verstorbenen gekannt. Das kann die Arbeit erleichtern, aber auch erschweren. Als besonders schwierig und daher besonders spannend empfindet er die ganz einfachen Ar- beiten. Und gerade die möchte er besonders gut machen. Das ist anspruchsvoller, sagt er, als etwas Spektakuläres, das nur auf den Effekt abzielt.

  • cocoon

    Horst BohnetBildhauerChriechenbaumstrasse 18107 Buchs ZHTelefon +41 44 840 01 [email protected]

  • 14 15 cocoon

    horst bohnet | 2010 | bollinger sandstein

    «Bildhauerei bedeutet, etwas auszupacken. Mit den Cocoons packe ich gleich- zeitig etwas ein, umwickle es. Irgendetwas schlummert da drin, wartet . . . Was?» Der grosse Cocoon könnte auf einem Familiengrab liegen. Als Symbol für das Verbindende, aber auch für das Werden und Vergehen. Denn für Horst Bohnet scheint die fertige Skulptur nur eine Zwischenphase zu sein, «ein Augenblick in der Metamorphose des S(t)eins.»

    In den letzten Jahren hat der Bildhauer eine Reihe von kleineren Cocoon-Skulptu-ren aus verschiedenen Materialien geschaffen, unter anderem auch aus Carrara-Marmor.

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    thomas ehrler | 2012 | eisen, sockel esche

    Je nach Blickwinkel verjüngen sich die sieben Elemente der Skulptur oder öffnen sich – das Tor als Sinnbild für den Übergang in etwas Anderes. Die Oberflächen-struktur des Eisens verändert sich ständig und weist so ebenfalls auf die Vergänglichkeit hin.

    Das Material des Gestalters Thomas Ehrler ist traditionsgemäss der Stein. Aber seit einiger Zeit arbeitet er auch immer wieder mit Eisen oder kombiniert Stein und Glas. Die Wahl ergibt sich aus den Gesprächen mit den Angehörigen. Ehrler ver- zichtet darauf, den Kunden Fotos seiner Arbeiten vorzulegen. Er hört ihnen lieber zu. Trauernde haben oft das Bedürfnis, über die verstorbene Person, ihr Wesen, ihre Eigenarten, zu sprechen. Daraus entsteht für den Bildhauer auch eine Vor- stellung über die Art der Verbindung, die zwischen diesen Menschen bestand und immer noch besteht. Er spürt sehr bald, ob jemand auf der Suche nach einem Grabmal bereit ist, neue Wege zu gehen. Dann zieht er gerne mit. Ihn reizen auch die technischen Möglichkeiten, die heute zur Verfügung stehen: Maschinen, welche Materialien wie Eisen, Glas, Stein oder Kunststoffe mittels Wasserstrahl

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  • schneiden, aber auch die digitalen Foto- und Zeichnungsprogramme für die Entwürfe am Bildschirm. Bevor er sich an den Computer setzt, fotografiert er den Platz auf dem Friedhof, auf dem das Grabmal stehen soll. Das erlaubt ihm, den Entwurf in die richtige Umgebung zu montieren und einen möglichst genauen Eindruck zu vermitteln. Thomas Ehrler versteht sich als Dienstleister, der gemein-sam mit seinen Kunden einen Prozess durchläuft. Daneben bleibt ihm genügend Raum für seine freien Arbeiten und Experimente.

    windharfe | 2003 | bemaltes lärchenholz, metall

    Auf dem «Gemeinschaftsgrab für die ganz Kleinen» im Friedhof Nordheim steht Thomas Ehrlers Windharfe aus bunten Holzpendeln. → meHr seite 86

  • 20 21 der eingefilzte stein

  • Nora FehrGestalterinDolderstrasse 28032 ZürichTelefon +41 44 262 48 [email protected] www.norafehr.ch

  • 22 23

    nora fehr | 2012 | video-installation

    Ein Grabmal aus Kalkstein mit einer Filzschicht umhüllt. Wind und Wetter aus-gesetzt, verändert sich diese Hülle jeden Tag ein bisschen, wird löcherig, brüchig und immer mehr zerschlissen, bis sie sich schliesslich auflöst. Die Künstlerin Nora Fehr hat im Laufe ihres Schaffens mit allen nur erdenklichen Materialien experimentiert. Sie ist fasziniert von Gegensätzen, in diesem Falle von Hart und Weich. Mit der weichen Schicht über einem Grabstein soll die Härte des Verlusts gedämpft, ein Stück weit aufgefangen werden. Durch das langsame Sich-Auflösen des Filzes kommt der Stein erst nach und nach zum Vorschein. Dann, wenn die Zurückgebliebenen selber einen Prozess durchgemacht haben. Dabei konnten sie viel über Vergänglichkeit erfahren und sich vielleicht auch daran erfreuen.

    der eingefilzte stein

  • Seit März 2012 hat Nora Fehr den eingefilzten Grabstein jeden Tag fotografiert, anschliessend wurden die Aufnahmen vom Fotografen Bruno Sonderegger → meHr seite 86 zu einem Film montiert. Die Besucherinnen und Besucher der Aus- stellung können nun den langsamen Zerfall der Filzhülle über ein halbes Jahr lang mitverfolgen. Und erleben gleichzeitig das Aufkeimen der Gräser, das Blühen und Verblühen der Blumen unter einem stets wechselnden Himmel. Derweil wird der eingefilzte Stein weiterhin täglich im Bild festgehalten, und der Film wird jeden Monat um ein Stück verlängert, bis sich an der Finissage im Frühling der Jahres-kreis schliesst. Dann ist auch der Originalstein im Friedhof Forum zu sehen, zusammen mit dem, was von seiner Filzhülle noch übrig sein wird.

  • 24 25 responsum citum

    Nora FehrGestalterinDolderstrasse 28032 ZürichTelefon +41 44 262 48 [email protected] www.norafehr.ch

    Thomas EhrlerBildhauerWitellikerstrasse 58008 ZürichTelefon +41 44 381 29 [email protected]

  • 26 27 responsum citum

    nora fehr und thomas ehrler | 2012 | vulkanisierter kautschuk

    Der Versuch, ein Material aus seinem gewohnten Kontext herauszunehmen und neu zu verwenden. Einen flexiblen Alltagswerkstoff zu einem festen Körper werden zu lassen. Zu einem Kubus – einer der Urformen überhaupt. Versehen mit anderswie vertrauten Zeichen. Darin liegt nicht wirklich ein Widerspruch. Denn das Ausgangsmaterial Kautschuk wird seit Jahrtausenden genutzt. So wie die Menschen seit der Frühzeit geheime Zeichen benutzen. Neu sind einzig die technischen Hilfsmittel und Möglichkeiten. Neu ist auch das Auftauchen solcher Codes auf einem Grabmal.

    QR-Codes – Quick Response-Codes heissen sie in der Fachsprache. Schnelle Antworten auf alltägliche, oberflächliche Questions. Nicht aber auf die letzten Fragen. Da sind schnelle Antworten nicht möglich. Quick Responses not possible.

  • einheitlich

    Nora FehrGestalterinDolderstrasse 28032 ZürichTelefon +41 44 262 48 [email protected] www.norafehr.ch

    Thomas EhrlerBildhauerWitellikerstrasse 58008 ZürichTelefon +41 44 381 29 [email protected]

    Daniele TrebucchiBildhauerBertschikerstrasse 28620 WetzikonTelefon +41 44 930 25 [email protected]

  • 30 31

    nora fehr, daniele trebucchi, thomas ehrler | 2012 | verschiedene gesteinsarten

    Die neue Grabmalverordnung → meHr seite 86 , die die Stadt Zürich im September 2011 in Kraft gesetzt hat, lockert Vorschriften und gewährt mehr Ausdrucks- möglichkeiten. Eine solche Öffnung birgt auch Risiken, denn jeder Mensch hat seine eigenen Massstäbe in Bezug auf das, was er als schön und richtig erachtet. Was der eine als liebevolle Erinnerung empfindet, ist für den andern schlicht schlechter Geschmack. Inwiefern die neue Verordnung unsere Grabfelder ver- ändern wird, muss sich erst zeigen. Vorerst will diese Ausstellung ganz einfach Grabmäler vorstellen, die den neuen Spielraum gestalterisch ausloten und etwas über die Menschen erzählen, die sie geschaffen haben.

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  • Keine noch so eigenwillige Grabstätte kann darüber hinwegtäuschen, dass der Mensch, der darunterliegt, so tot ist wie alle andern, die auf dem Friedhof ruhen, und dass die sichtbaren Erinnerungen in Reihengrabfeldern nach zwanzig Jahren verschwinden werden. Aus solchen aufgehobenen Reihengräbern stammen die 32, nach den früheren Vorschriften gefertigten Normsteine. Eng aneinandergereiht kommen ihnen eine neue Form und ein neuer Wert zu. Und plötzlich geht eine ungeahnte Kraft von ihnen aus. Man ist an Soldaten- friedhöfe erinnert, die mit ihrer extremen Exaktheit sichtbar machen, wie der Krieg alle Einzelkämpfer nur noch zu «Gefallenen» werden lässt. Aber das Ensemble zeigt auch die Gleichheit und Verbundenheit aller im Tod. Und es macht uns bewusst, dass wir das Einssein jener Verstorbenen nicht teilen können, weil wir noch auf der anderen Seite stehen.

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  • 34 35 selins grabmal

    connie king-mangisch und ruedi mangisch | 2003 | plexiglas

    Die Tochter, eine junge Frau schon, folgt eines Abends den Stimmen in die Dunkel- heit des Tunnels. Sie wird vom Zug erfasst und getötet. Selin war vielfach begabt, eine angehende Künstlerin – und schizophren.

    Für ihre Mutter war eines Morgens plötzlich klar, glasklar, dass Selins Grabmal nicht in Stein gehauen, sondern aus Plexiglas gegossen werden musste. Trans-parenz, jugendliche Leichtigkeit, Kunst-Stoff. «Vielleicht», sagt Selins Mutter, «hat mich ihr künstlerischer Geist an jenem Morgen begleitet.»

    In Zürich wäre es nach der damaligen Friedhofsverordnung nur mit einer Sonder-bewilligung möglich gewesen, ein Grabzeichen aus Plexiglas aufzustellen. Heute ist das anders. Selins Grabmal steht auf dem Friedhof in Zollikon. An kalten Wintermorgen stickt der Frost feine Spitzengewebe auf die Oberfläche, und das Sonnenlicht zaubert immer wieder wundervolle Farbreflexe hervor. Das hätte Selin gefallen.

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  • 38 39 grabmal für flurin spescha

    heinz häberli | 2002 | bronze patiniert, jurakalkstein

    Flurin Spescha (1958–2000) war Schriftsteller, Lyriker, Journalist, Lehrer, Über-setzer. Dieses Leben voller Sprache ist in dem Grabmal aus lauter Zeichen dar- gestellt. Aber der Blick bleibt nirgends haften, das Auge sucht verzweifelt nach dem Sinn in diesem Buchstabenchaos. Es gibt ihn nicht. Mit dem Tod löst sich alle Bedeutung auf. Nur die strenge Form der Säule, diese sinnentleerte Sprach-hülle um einen leeren Raum, schafft noch so etwas wie Ordnung.

    Dem Bildhauer und Konzeptkünstler Heinz Häberli geht es genau um diese Mehr- schichtigkeit oder Widersprüchlichkeit. Bevor er sich der Kunst zuwandte, hatte er Psychologie studiert und unterrichtet. Themen und Fragen aus diesem Wissen- schaftsbereich sind später in sein künstlerisches Schaffen eingeflossen. Zum Beispiel die These, dass die Welt für uns erst durch Sprache erfassbar wird. Oder die Vorstellung des französischen Psychiaters und Philosophen Jacques Lacan, dass das Ich des Menschen einer Hohlform aus lauter sprachlich strukturierten

  • Bruchstücken gleicht. In Anlehnung an diese These schuf Häberli in den Jahren 1999 bis 2001 zuerst transparente Gefässe aus lauter weissen Kunststoffbuch-staben. Darunter eine mannshohe Vase, die dann ein Sturm wieder zu Bruch-stücken dekonstruiert hat.

    Heinz Häberli entwirft selten Grabzeichen, meist nur, wenn er die Verstorbenen kannte oder mit ihnen befreundet war, so wie mit Flurin Spescha. Als dessen Witwe eine bronzene Buchstabenvase vorschlug, war er sofort dabei. Aus tech- nischen Gründen wurde die flächige Form der Säule gewählt. In ihrer ruhigen Sachlichkeit wirkt sie noch weit stärker.

  • 40 41

    heinz häberli | 2007 | video

    Die Arbeit entstand für eine Ausstellung zum Thema Museum. Die Dinge, die dort zu sehen sind, hat man aus ihrem Alltagszusammenhang gerissen und hinter Glas erstarren lassen. Dadurch wurden sie bedeutungslos, findet Heinz Häberli. Und zeigt dies wiederum mit Buchstaben, die aus ihrem Wortzusammenhang gerissen sinnlos dahinfliessen, während die Betrachtenden eifrig versuchen, in den zufälli- gen Buchstabenkombinationen neuen Sinn zu finden.

    buchstaben im bach

  • 42 43 hölzerne grabzeichen

    1Karl ImfeldGrabmal mit einge-kerbtem Kreuzmotiv um 1979, Eiche

    2 Karl ImfeldGrabmal in Kreuzform um 1976, Eiche

    3 Unbekannter HerstellerGrabmal in Kreuzform um 1981, Holzart nicht bekannt

    4Josef NauerGrabmal/Totenbrettum 1979, Eiche Abdeckung aus Kupfer

    5Unbekannter HerstellerKopjafa, ungarisches Holzgrabmal, Datierung/Holzart nicht bekannt

    6Josef NauerGrabmal/Totenbrett um 1956, Lärche Abdeckung aus Kupfer

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  • 44 45 hölzerne grabzeichen

    die tradition der totenbretter

    Totenbretter erinnern daran, wie unsere Vorfahren mit dem Tod umgegangen sind. Schon im mittelalterlichen Nibelungenlied heisst es, der erschlagene Siegfried sei auf «den re» – gemeint war eine Totenbahre – gelegt worden. Aus dem alten Wort ist die Bezeichnung Re- oder Rechbrett entstanden, später wurde es zum Leichen- oder Totenbrett. Es hatte unterschiedliche Funktionen, je nach Epoche und Region. Auf Totenbrettern bahrte man Verstorbene auf, trug sie damit zum Kirchhof und liess sie in die Erde gleiten. Oder man legte sie samt Brett ins Grab, damit der Körper von unten oder oben geschützt war. Manche Totenbretter wurden nach der Bestattung verbrannt oder als Bauholz verwendet, andere kamen nur für den Transport zum Einsatz. Bisweilen hatten Totenbretter die Funktion der heutigen Todesanzeigen: Sie wurden bei den Häusern aufgestellt, um mitzuteilen, dass hier jemand gestorben war.

    Irgendwann wurden die Totenbretter zu mehr als blossen Gebrauchsgegen- ständen. Man platzierte sie bei Gräbern, Kirchen und entlang von Wegen oder nagelte sie an Hauswände. Gemäss einem Volksglauben fand die Seele des

  • Verstorbenen erst dann ihre ewige Ruhe, wenn das Totenbrett verfault war. Deshalb fertigte man sie aus Hölzern, die schnell verwitterten.

    Später begann man, die Totenbretter mit Namen und Lebensdaten zu versehen, zum Teil auch mit Texten zu beschriften und zu verzieren. Dieses Brauchtum lebt noch heute in gewissen Teilen Bayerns weiter. Eine Inschrift auf einem Toten- brett bei Grafrath in Oberbayern (um 1990) lautet:

    Die Toten rufen uns zu:«Das, was ihr seid,das waren wir.Und das, was wir sind,das werdet ihr noch sein.»

    In der Schweiz sind Totenbretter aus dem Kanton Appenzell bekannt, wo sie besonders im 19. Jahrhundert in Gebrauch waren. Im Museum Appenzell sind einige Beispiele erhalten. → meHr seite 86

  • 46 47

    die objekte in der ausstellung

    Der Bildhauer Josef Nauer (1906 –1987) aus Freienbach SZ knüpfte an die alte Tradition an und schuf Grabzeichen in der Art von Totenbrettern. Sie wirken wie Designobjekte. Schlicht, fast modern stehen sie da als Zeichen für etwas, das in Vergessenheit geraten ist. Dies gilt auch für die Grabzeichen mit gekerbten Kreuzen. Daneben ist eine ungarische Kopjafa → meHr seite 86 zu sehen, welche an eine Schachfigur erinnert und deren Urheber wir nicht kennen. Aus Ungarn sind auch moderne Grabstelen bekannt, die in ihrer Kraft und Ausstrahlung wie indianische Totems oder traditionelle afrikanische Skulpturen anmuten.

    Das Holzkreuz gehört zu den ältesten und verbreitetsten Grabzeichen. Besonders eindrücklich ist der Wallfahrtsort «Berg der Kreuze» → meHr seite 86 im heutigen Litauen, auf welchem Zehntausende, wenn nicht gar Hundertausende von Kreuzen stehen.

    hölzerne grabzeichen

  • Grabmäler aus Holz, an denen die Zeit Spuren hinterlässt, machen die Vergäng-lichkeit sichtbar, auch riechbar. Die Beispiele zeigen zudem, welche unzähligen Gestaltungsmöglichkeiten das Material Holz bietet.

    Die in der Ausstellung gezeigten Objekte stammen aus der Sammlung des Bestattungs- und Friedhofamts der Stadt Zürich.

  • 48 49 modelle

    verschiedene bildhauer | daten | materialien

    Bildhauerinnen und Bildhauer sind eine Art Übersetzer. Sie versuchen, die Gedanken und Gefühle der Angehörigen in einem Grabmal umzusetzen. So, dass es ihren Wünschen und Vorstellungen, vor allem aber auch der Persönlichkeit der oder des Verstorbenen gerecht wird.

    Um sich ein Bild machen zu können, wird meistens ein Modell angefertigt, aus Ton, Plastilin, Holz oder Gips. Diese Abbildung im Kleinen zeigt Abmessungen, Pro- portionen und bis zu einem gewissen Grad auch schon die Anmutung des fertigen Grabmals, vor allem aber zeigen diese Modelle ein schönes und wichtiges Stück Handwerkskunst.

  • vaters grabzeichen

    Jürg StäheliBildhauerKaltenbacherstrasse 168260 Stein am RheinTelefon +41 52 741 33 [email protected]

  • 52 53

    jürg stäheli | 2005 | gabbro

    Zwei Seiten eines Menschen. Die bäuerische, fürsorgliche und vorsorgende und die elegante, geschäftsmännische. Ein Stapel Holzscheite und goldene Lettern. Jürg Stäheli hat dieses Grabzeichen – er spricht lieber von Zeichen als von Mal – für seinen Vater gemacht. Dieser ging tagtäglich unter dem Torbogen mit dem Gruss «salus intrantibus» hindurch in die vornehme Schlossklinik zur Arbeit, während er in der Freizeit gerne Holz sammelte, um Heizölkosten zu sparen. Auch ohne die Geschichte zu kennen, überkommt einen beim Anblick der säuberlich gestapelten Hölzer ein Schmunzeln. Und genau das ist es, was Jürg Stäheli mit seinen Grabsteinen anstrebt. Mag der Tod noch so traurig sein, das Leben davor war auch fröhlich und lustvoll. Darum kann der Bildhauer nichts anfangen mit hängenden Kräutlein auf marmorierten, hochglanzpolierten Steinen. Sie befriedigen ihn auch gestalterisch nicht. Stäheli, der seine Werkstatt zusammen mit seinem Sohn Edi führt, kämpft für das gute Handwerk. Dazu gehört für ihn auch der subtile Umgang mit den Trauernden bei der Suche nach einem Grabzeichen. Neben allem Schmerz soll es für sie auch ein Kunsterlebnis sein und ihnen das Gefühl geben, gemeinsam etwas erschaffen zu haben.

    vaters grabzeichen

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  • 56 57 haussymbol 14

    jürg stäheli | 1995 | alpenkalk

    Haus aus Stein, auf Fels gebaut. Für Jürg Stäheli ist dies der Inbegriff von Ge- borgenheit. Ihn fasziniert, wie der Mensch sein Heim in der kargen Natur bauen konnte.

  • 58 59 schluchten

  • Jürg StäheliBildhauerKaltenbacherstrasse 168260 Stein am RheinTelefon +41 52 741 33 [email protected]

  • 60 61 schluchten

    jürg stäheli | 2009 | dolerit

    Das Thema Landschaft beschäftigt den Bildhauer seit längerem. Was einfach wie eine schroffe Felsformation anmutet, ist der Berg gewordene Grundriss des Vierwaldstättersees. Und erinnert an den Mythos einiger Völker, bei denen das Jenseits nichts anderes ist als das gespiegelte Diesseits.

  • 62 63 tolstois grab

  • 64 65

    von den friedhofgärtnern nachgebaut

    Der schlichte Erdhügel widerspiegelt Tolstois Streben nach einem einfachen Leben in und mit der Natur. Es liegt im Park von Jasnaja Poljana, dem gräflichen Landgut, auf dem er 1828 geboren worden war. Ein Widerspruch der zeigt, dass Leo Tolstoi, der sich von der aristokratischen Gesellschaft abgewandt hatte, seiner Herkunft doch nie entrinnen konnte. Ein letzter Fluchtversuch im Winter des Jahres 1910 endete im Bahnwärterhäuschen von Astapowo, wo er am 20. November mit fast 82 Jahren verstarb. → meHr seite 86

    Der Autor von Werken wie Anna Karenina oder Krieg und Frieden hat neben Romanen auch zahlreiche Erzählungen geschrieben. In Wieviel Erde braucht der Mensch darf der besitzgierige Pachom so viel billiges Land erwerben, wie er von Sonnenauf- bis Sonnenunergang umschreiten kann. Er überschätzt seine Kräfte und bricht am Ende tot zusammen:

    tolstois grab

  • «Der Knecht nahm die Hacke, grub Pachom ein Grab, genau so lang wie das Stück Erde, das er mit seinem Körper, von den Füßen bis zum Kopf, bedeckte – sechs Ellen –, und scharrte ihn ein.»

  • weisse rose

    Daniele TrebucchiBildhauerBertschikerstrasse 28620 WetzikonTelefon +41 44 930 25 [email protected]

  • 68 69 weisse rose

    daniele trebucchi | 2012 | fresko, rahmen und sockel beton

    Eine weisse Rose inmitten von vielen bunten. Ein Mensch ist gegangen, die Farbe gewichen. Weiss steht auch für Tod, für Leere. Eigentlich dachte Daniele Trebucchi zuerst an ein Totenschiff, dem Symbol für die letzte Reise. Aber dann träumte er von einem Blumenmotiv, das er tags zuvor auf einem Orientteppich ge- sehen hatte, und wusste: Das ist es. Dabei war ihm klar, dass er sich damit nahe am Kitsch bewegt. Aber gerade dieses Ausloten der Grenzen reizte ihn. Anderer-seits verlangt der strenge, kalte Betonrahmen nach einem Gegenpol, nach Wärme und Innigkeit.

    Daniele Trebucchi, der seine Werkzeuge zum Teil selber schmiedet, lässt unter seinen Händen auch klassische Marmorstatuen entstehen. Oder ein Ruhebett, auf dessen Tuch sich unzählige stilisierte Figürchen tummeln. Früher, sagt er, habe er archaische Grabmäler geschaffen, für die Ewigkeit. Bis sein erster Grabstein nach Ablauf der Frist abgeräumt, der Stein geschreddert wurde. Der Schock löste einen Prozess aus, der bis heute andauert. Trebucchi fing an zu experimentieren, brachte Farbe auf den Friedhof, schuf Grabmäler aus buntem Glas, aus Mosaik-

  • steinen, fing an zu malen. Auch im Prozess mit den Trauernden geht er bisweilen eigene Wege, um dem Wesen des Verstorbenen näher zu kommen. Fragt beispielsweise: Wäre Rot das Richtige? Die Antwort ist in jedem Frall richtungs-weisend. Das Rot auf dem Bild «Weisse Rose» geht ins Bräunliche. Die Farbpig-mente der traditionellen Freskenmalerei sind natürlichen Urspungs – sie stammen aus der Erde, wie die Menschen auch.

  • 70 71 herz

  • Daniele TrebucchiBildhauerBertschikerstrasse 28620 WetzikonTelefon +41 44 930 25 [email protected]

  • 72 73 herz

    daniele trebucchi | 1996 | bronze

    Kein herziges Symbol-Herz, sondern ein starkes, raues Stück, nahe an der Form des menschlichen Organs. In seinem polierten Innern birgt es das ganze Leben – vom Embryo in der Mitte bis zum greisen Menschen am äussern Rand.

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    beat veyre | 2012 | drei steine aus zwei flüssen, platte blauseestein

    Das liegende Grabmal wirkt alt, fast prähistorisch. «Es gibt nichts Neues», sagt Beat Veyre, «wir können nur Bilder verarbeiten, die wir gespeichert haben. Hier gehe ich ganz weit zurück.» Damit erreicht er, dass das Fast-Vergessene uns neu und modern anmutet. Den grossen männlichen Stein und das verbindende Element hat er aus der Zulg geholt, den weiblichen aus der Kander. Seinem Empfinden nach wurden die Steine dadurch heimatlos – auf der Grabplatte, deren Farbe und Zeichnung an fliessendes Wasser erinnert, gibt er ihnen wieder ein Zuhause. In ihre Oberfläche hat der Bildhauer Gedichte geritzt. Die Buchstaben und Wörter sind so ineinander verwoben, dass man sie nicht wirklich lesen kann, höchstens erahnen. Beat Veyre liest und liebt Gedichte, für ihn sind sie Körper, Skulpturen. Durch das Hineingeben in den Stein erhalten sie Volumen und kommen als Schwingungen zurück, werden erfahrbar. Auf dem runden Stein in der Mitte könnte Intimes über das Paar stehen, das hier ruht – verschlüsselt, versteht sich. Wenn es nach Veyre ginge, bräuchte man auf einem Grabzeichen weder Namen noch Daten zur Schau zu stellen. Den Betroffenen sind sie bekannt, den andern sagen sie nicht viel.

  • Am Stein kommt niemand vorbei. In den Kursen, die er seit Jahrzehnten gibt, beobachtet Beat Veyre, wie die Auseinandersetzung mit dem widerständigen jahr- millionenalten Material die Menschen verändert. Man wird auf seinen Platz ver- wiesen, wird demütig. Früher, erzählt er, habe er in seiner Arbeit die Gestaltung über alles gestellt. Heute zählt für ihn, was in und mit den Menschen passiert. Der Bildhauer spürt, was den Hinterbliebenen wichtig ist, gerade wenn jemand un- verhofft aus dem Leben gerissen wurde. Da bleiben so viele Worte ungesagt. Die kann man alle auf dem Stein deponieren, geschützt und für Fremde nicht fass- bar. Oder er lässt Angehörige, besonders auch Kinder, aktiv mitarbeiten beim Behauen und Polieren eines Grabmals. Das kann ein wichtiger Prozess sein. Und wenn am Ende auch die Gestaltung stimmt, ist es ein Glücksfall für alle.

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    katrin zuzáková | 2006 | linde, patiniert

    Ein Wesen steht erhaben auf einem lichten, hohen Raumgebilde. Der religiöse Begriff Tempel hat für die Künstlerin Katrin Zuzáková auch die Bedeutung einer schützenden Hülle. Es ist der Raum, den ein Mensch für sich beansprucht, der aber gegen innen und aussen stets durchlässig sein kann, sein muss. Offen bleibt auch, welche Beziehung die stolze Doppel- oder Dreiergestalt zu den Betrachten-den knüpft, ob sie als Natur- oder Fabelwesen erscheint oder mit christlicher Symbolik aufgeladen wird.

    Die Skulptur ist die erste in einer Reihe von Tempeln, die Katrin Zuzáková nach ihrer Rückkehr von einer Indienreise schuf. Und es ist die erste, die in einen direk- ten Zusammenhang mit Grab und Begräbnis gestellt wird. Die Künstlerin setzt sich in ihren Arbeitsprozessen mit vermeintlich unscheinbaren Momenten des Lebens und der zwischenmenschlichen Beziehungen auseinander. Grabzeichen hat sie bisher noch keine geschaffen. Friedhöfe, gibt sie unumwunden zu, erinnern sie an Schrebergärten, waren ihr bis heute zu eng. Gleichwohl ist sie fasziniert von antiken Stelen und traditionellen hölzernen Grabkreuzen. Auch

    tempel

  • wenn sie selber vom Stein her kommt – sie hat unter anderem in Carrara Bild-hauerei studiert –, so würde sie heute für die Erinnerung an Verstorbene das leichte, vergänglichere Material Holz vorziehen.

    Katrin Zuzákovás Werke haben eine erdige, archaische Ausstrahlung und sind gleichzeitig sehr modern. Ihr Tempel setzt die Reihe der Totenbretter, hölzernen Stelen und Grabkreuze aufs Eindrücklichste fort – in unsere Zeit und darüber hinaus.

  • 82 83 das eigene

    ein buch mit vielen seiten

    Sterben, Begräbnis, Grabmal – es ist immer das der Anderen, mit dem wir uns auseinandersetzen müssen. Warum sich nicht einmal mit spielerischem Ernst mit dem eigenen Tod und dem eigenen Grabzeichen befassen?

    Das Friedhof Forum hat 200 Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur, Politik und Wissenschaft gebeten, eine Seite zum Buch «Das Eigene» beizutragen. In Form von Zeichnungen, Skizzen, Gedichten, Geschichten oder wie auch immer. Im Laufe der Ausstellung werden die Blätter gesammelt, an der Finissage wird das gebundene Buch aufliegen. Man darf gespannt sein.

  • 84 85 mehr informationen (kunst)

    Horst boHnet

    www.horstbohnet.ch

    nora feHr

    www.norafehr.ch

    katrin zuzÁkovÁ

    www.zuzakova.ch

  • mehr informationen (kunst)

    jürg stäHeli

    www.staeheli-bildhauer.ch

    beat veyre

    www.atelier-veyre.ch

  • 86 87 mehr informationen (text)

    vorwort

    Veranstaltungen im Friedhof Forum,www.stadt-zürich.ch/friedhofforum,→ Veranstaltungen

    windHarfewww.stadt-zuerich.ch/hbd,

    → Kunst am Bau, → Projekte realisiert, → Archiv 2003–2005,

    → Friedhof Nordheim

    der eingefilzte stein

    Film von Bruno Sonderegger,www.s-k.ch, → Kontakt

    einHeitlicHGrabmalreglement der Stadt Zürich,

    www.stadt-zuerich.ch/friedhofforum, → Service, → Grabmalberatungselins grabmal

    Selins Stiftung,www.selinsstiftung.ch

  • tolstois grab

    Tolstoi auf dem Sterbebett, Begräbniszug, Film (1910),

    www.youtube.com, → Suche mit «Leo Tolstoy – on film»

    Der grosse alte Russe und sein Herz für Deutschland, mit Bild vom

    Tolstoigrab (2010), www.muenchner-kirchenradio.de

    → Suche mit «Tolstoi»

    Hölzerne grabzeicHen

    Totenbretter zu Ehren der Ver- storbenen, Beitrag SF zu Totenbrettern in Appenzell, 1.11. 2009,www.videoportal.sf.tv, → im Suchfeld Titel eingeben

    Mehr zur Tradition der Kopjafa (Youtube-Film, auf Ungarisch), www.youtube.com/watch?v= K8OGwlG8j18

    Kopjafa, Bilder, www.google.ch, → Suche mit «Kopjafa»

    Berg der Kreuze, www.litauen.info, → Städte, → Siauliai

  • Herausgeber

    Friedhof Forum, Zürich

    kontakt

    Friedhof Forum, Aemtlerstrasse 149, 8003 ZürichTelefon +41 44 586 12 [email protected]/friedhofforum

    kuratorium

    Nora Fehr, www.norafehr.ch

    text

    Liz Sutter, www.lizsutter.ch

    bilder

    Horst Bohnet, Thomas Ehrler, Nora Fehr, Heinz Häberli, Jürg Stäheli, Daniele Trebucchi, Beat Veyre, Katrin Zuzáková

    gestaltung

    Wernlis, grafische Gestalter, Basel und Zürich

    druck

    Bookfactory, Mönchaltorf

    Zürich, September 2012

  • bis ausstellungverschieden

    zuletzt

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    Stadt ZürichFriedhof ForumFriedhof Sihlfeld /Aemtlerstrasse 1498003 ZürichTelefon +41 44 586 12 15www.stadt-zuerich.ch/friedhofforum

    Mittwoch – Freitag 11.30 –16.00 UhrSamstag 10.00 –14.00 Uhr

    Das Friedhof Forum ist ein Angebot des Bevölkerungsamts des Präsidialdepartements

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