Viel Wind um ein paar leere, alte Spraydosen? · (Aerosol) aufspaltet. Der Expansionsraum sorgt...

Viel Wind um ein paar leere, alte Spraydosen?

Schweizer Sonderabfalltag 2016Referent: RA Manfred Eckert,

METALLUM Services AG

7. Juni 2016 RA Manfred Eckert METALLUM Service AG 1


Zur Person

Manfred Eckert, Regensdorf, verheiratet, 1 Tochter, 60 Jahre alt, Deutscher und Schweizer

Rechtsanwalt, Umweltspezialist, ISO-Management, dipl. (Arbeits)-Sicherheitsfachmann, Gefahrgutbeauftragter

Seit 1983 im Metallhandel, seit 1993 bei METALLUM

Mitarbeit im Arbeitsausschuss Arbeitssicherheit im VSMR,Branchenlösung, Erfa-Tagungen, Recyclisten-Ausbildung, Bulletins


Was zu zeigen ist

Das Spraydosen-Prinzip Alte sind selten leer Sind VeVA-Sonderabfälle und gehören

nicht in das Recycling Sind brandgefährlich und müssen sicher

gelagert werden Sind Gefahrgut, aber mit Sonderlösung

Unsere Betroffenheit

7. Juni 2016 4RA Manfred Eckert METALLUM Service AG

Alte Spraydosen sind selten leer


Das Spraydosen-Prinzip

Ein Metallbehälter (Weissblech oder Aluminium) enthält eine Mischung aus dem gelöstem Produkt (z.B. Haar-spray) und einem flüssigen, entzünd-lichen Treibmittel (i.d.R. Propan und/oder Butan, Dimethylether). Das Treibmittel stellt den Druck her, das das Produkt heraus“treibt“, beim Sprühen verdampft und die Flüssig-keitstropfen in viele feine Tröpfen (Aerosol) aufspaltet. Der Expansionsraum sorgt dafür, dass die Dose selbst bei einer Erhitzung bis zu 50 Grad nicht platzt.


Alte wie volle einzustufen

Relativ grosses Risiko, dass Spraydosen noch Restmengen an Treibmitteln und/oder problematischen Inhaltstoffen enthalten

Nicht sinnvoll, Konsumenten aufzufordern, Treibgase vorher in die Umwelt abzulassen, nur um die Spraydose in die Sammlung zu geben. Restmengen von schadstoffhaltigen Inhalten könnten in die Umwelt gelangen.

Konsument kann nicht zwischen gefährlichen und ungefährlichen Inhaltsstoffen, leer und nicht leer unterscheiden

Sortierung im Recyclingunternehmen ist zu aufwändig „Fehleinstufungen“ könnten bei Kontrollen zu Problemen führen

Alte Spraydosen sind wie volle einzustufen!


Sind VEVA-Sonderabfälle

Abfallcode: 16 05 04 „Gefährliche Stoffe enthaltende Gase in Druckbehältern (einschliesslich Halonen)


Begleitschein (Art. 6 VeVA)

Auch als Beförderungspapier nach ADR einzusetzen nicht erforderlich, wenn weniger als 50 kg Spraydosen abgeben werden

(Art. 6 Abs. 2, Art. 7 Abs. 2 VeVA)

7. Juni 2016 9

ABFALL NACH ABSATZ 2.1.3.5.5

RA Manfred Eckert METALLUM Service AG

Kennzeichnung (Art. 7 VeVA)

7. Juni 2016 10

Evtl. Bewilligung nach Art. 8 VeVA, wenn Spraydosen „bewusst“ angenommen werden

Sonderabfall – Déchets spéciaux- Rifiuti speciali

Nummer des Begleitscheins

Abfallcode 16 05 04


Alte Spraydosen gehören nicht ins Recycling!

…darauf weist der Verein Swiss Recycling Schweiz hin. Mitglieder: Ferro Recycling (Stahlblechverpackungen) und IGORA (Aluminiumverpackungen)

Nicht: in die Alu-Trennware oder in den Sammelschrott

Deshalb: Abgabe an Spezialentsorger, wie etwa Dottikon AG, Altola, Veolia, Remondis usw.


Bevölkerung ist informiert

7. Juni 2016 12

Igora: aus Mustertexte für Recyclingkalender

Aufkleber: Igora


Sind Brand-gefährlich

Bild: Feuerwehr Hannover


Hochentzündlich

Treibgase Propan, Butan, Dimethylether sind hochentzündlich

Brand- und Explosionsgefahr bei der Lagerung von grösseren Mengen, z.T. defekten Spraydosen.

Es kann sich unbemerkt eine hochexplosionsfähige Atmosphäre entwickeln

Geringste Zündquelle ( Zigarette, Funken Lichtschalter) genügt, um das Gas/Luftgemisch zu entzünden

Verpuffung, Folgebrand

7. Juni 2016 14

neu

alt


Trennung vom übrigen Lagergut

Massnahmen

Räumlichen Trennung vom übrigen Lagergut

Keine Ansammlung von grossen Mengen

gute Durchlüftung vor Sonnenbestrahlung und

Temperaturen über 50 Grad schützen

Es gilt absolutes Rauchverbot

7. Juni 2016 15

Spraydose explodiert in Mülltransporter Eine explodierte Spraydose hat in Zwickau einen Mülltransporter in Brand gesetzt. Das Gefäss war am Dienstag beim Pressen des Mülls im Fahrzeug geplatzt, wie die Polizei mitteilte. Der Schaden beträgt 10 000 Euro. Verletzt wurde niemand.

Spraydose explodiert - drei Personen verletztBei der Explosion einer Spraydose in einer Wohnung in Misburg-Nord gegen 15:20 Uhr sind drei Personen verletzt worden - zwei von ihnen schwer.Nach ersten Erkenntnissen könnte die Explosion durch unsachgemäßen Umgang mit mehreren Spraydosen verursacht worden sein. Die Wohnung wurde durch den Vorfall schwer beschädigt - Fenster und Balkontür wurden durch den hohen Druck der Explosion zerstört. Der Schaden wird auf rund 15.000 Euro geschätzt


Sind Gefahrgut


UN-Nummer: 1950 Druckgaspackungen, Klasse 2

Grundsätzlich mit Schutzkappe

Zum Schutz gegen unbeabsichtigtes Entleeren müssen Ventil und Sprühkopf mit einer Schutzkappe versehen sein (ADR-Sondervorschrift 190) Bei Spraydosen im Schrott selten noch vorhanden.

Wünschenswert, dass keine Gefahrgutverpackungen verwendet werden müssen

Sondervorschrift 327 Abfall-Druckgaspackungen (zuletzt geändert 2013): Verzicht auf Schutzkappe und Gefahrgutverpackung, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind


Abfall-Druckgaspackungen

Beförderung (trotz fehlender Schutzkappe) erlaubt:

zu Wiederaufbereitungs- oder Entsorgungszwecken Massnahmen getroffen, die einen gefährlichen Druckaufbau

und die Bildung einer gefährlichen Atmosphäre verhindern Verpackungsanweisungen P 207 sowie Sondervorschriften für

Verpackungen (PP87 oder LP 02 oder L2 ) erfüllt


Normale starre Verpackungen möglich

Gefahrgut-Verpackungen(Bauart zugelassen)

Fässer (1A1, 1A2, 1B1, 1B2, 1N1, 1N2, 1H1, 1H2, 1D, 1G),

Kisten (4A, 4B, 4N, 4C1, 4C2, 4D, 4F, 4G, 4H1, 4H2).

Verpackungsgruppe II entsprechen.

Starre Außenverpackungen (nicht Bauart zugelassen!)

mit folgender höchstzulässiger Nettomasse:aus Pappe 55 kgaus einem anderen Werkstoff als Pappe 125 kg

„Normale“ Stahl- und Kunststoff-Fässer, Metallkisten möglich

7. Juni 2016 19

2 Arten


Bewegungslos und belüftet

Die Verpackungen müssen,

so ausgelegt und gebaut sein dass Bewegungen der Druckgaspackungen und eine unbeabsichtigte Entleerung unter normalen Beförderungs-bedingungen verhindert werden

mit einem Mittel versehen sein, dass jegliche freie Flüssigkeit, die während der Beförderung frei werden kann, zurückhält, z.B. saugfähiges Material (Sondervorschrift PP 85)

ausreichend belüftet sein, um die Bildung einer entzündbaren Atmosphäre und einen Druckaufbau zu verhindern (Sondervorschrift PP 85)


Plastiksack, Sand und Schlitze

Wie vorgehen?:

Bewegung verhindern: mit Kunststoff-sack auskleiden und die Freiräume schichtweise mit geeigneten Füllstoffen (z. B. Sand) auszufüllen. (Ventile sollen nicht ungewollt betätigt werden und Restgase in die Verpackung gelangen)

Aufsaugmaterial einbringen: (z. B. Verticulit oder Vlies auf dem Boden)

Ausreichend belüften: z.B. durch Lüftungsschlitze oben und unten an der Verpackung.


Spraydosen-Grossverpackung

Vollverzinkter 800 Liter-Wechselbehälter

Bauartzulassung als Grossverpackung (50/A/Y)

Entspricht Verpackungsanweisung LP02 mit Sondervorschrift L 2: Prüfanforderungen VpG III + saugfähiges Material

Allseitig Lüftungsschlitze mit Spritzwasserschutz

Inkl. Aufsaugflies

Nettomasse: max. 500 kg

7. Juni 2016 22

Bild: Remondis

UN 1950 AEROSOLE


Zukünftig: Verpackungsgruppe II

Ab 1.01.2017 gilt die neue Verpackungsanweisung LP 200 für starre Grossverpackungen, die als Druckgaspackungen zugelassen sind

Ersetzt die bisherige Verpackungsanweisung LP 02 Zukünftig müssen diese Grossverpackungen Prüfanforderungen

der Verpackungsgruppe II entsprechen (bisher VpG III). Auf die Verwendung einer Innenverpackung kann zukünftig verzichtet werden.

Aber: Derzeit gültige Grossverpackungen dürfen bis zum 31.12 2022 weiterverwendet werden.


Faltschachtel für Kleinmengen

Lüftungsschlitze

PET-Beschichtung auf der Innenseite des Kartons

Saugfähiges Bodenvlies

Hochfestes Klebeband für den Boden

UN-Nummer, Aufschrift AEROSOLE, Gefahrzettel aufgedruckt

http://www.krueger-faesser.de/layout/krueger_faltschachtel_screen.pdf

7. Juni 2016 24

Bilder: Krüger


Experten raten ab

Spraydosen nur in Gitterboxen hineingeschüttet ( keine „starre“ vollwandige Aussenverpackung)

Nicht ausreichend belüftete Deckel-IBC

Aufgestochene Spraydosen

Spraydosen nur in Foliensäcke geschüttet (keine „starre“ Aussenverpackung)

7. Juni 2016 25

Bilder: DEKRA


Defekt ins Spezialfass

7. Juni 2016 26

Undichte oder stark verformte Abfall-Druckgasverpackungen müssen in Bergungsverpackungen befördert werden, vorausgesetzt, es werden geeignete Massnahmen ergriffen, um einen gefährlichen Druckaufbau zu verhindern.

UN 1950 AEROSOLE UN 1950 AEROSOLE UN 1950 AEROSOLE


Kennzeichnung mit:

UN 1950 AEROSOLE ( ADR SV 625) In CH: VeVA-Kennzeichnung

Sonderabfall, Art. 7 und…


Überwiegend endzündbar

Empfohlener Gefahrzettel: Muster 2.1 entzündbare Gase (Symbol schwarze oder weisse Flamme), da die grösste Anzahl und überwiegende Gefahr

An sich: Je nach Gefährlichkeit des Inhalts (entzündbar, ätzend, giftig, oxidierend, erstickend) der Druckgaspackungen wären eine Vielzahl von Gefahrzetteln mit Haupt- und Nebengefahren möglich (12 ADR-Einträge zu UN 1950)

Aber: Trennung der unterschiedlichen Schrott-Spraydosen unverhältnismässig

Verwendung dieses Gefahrzettel wird vom ASTRA unterstützt


Gut belüftet und gesichert

Druckgaspackungen dürfen nur in belüfteten oder offenenFahrzeugen oder Containern befördert werden (V 14)

dürfen nicht geworfen oder Stössen ausgesetzt werden (CV 9)

sie sind so zu verladen, dass sie nicht umkippen oder herunterfallen können (CV 9).

Bei Verlad auf Paletten und Stapeln der Paletten: Jede Paletten-lage muss gleichmässig auf der darunterliegenden verteilt werden, wenn nötig durch Einlegen eines Materials von genügender Festigkeit (CV 12)

Zusammenpackverbot mit anderen Gefahrgütern, wenn sie gefährlich miteinander reagieren können (MP9)


Richtig belüften

Bei Beförderung in be- und gedeckten Fahrzeugen (Fz mit Plane, verschliessbarem Aufbau)

Gefahr, dass sich eine explosionsfähige Atmosphäre im Fahrzeugraum entwickelt

Empfehlung*: Mindestens zwei Lüftungsöffnungen von mindestsens je 100 cm2 , eine in Bodennähe, die andere in Deckennähe.

Lüftungsöffnungen müssen frei und funktionsfähig sein

* BGI/GUV-I 590, 2012

7. Juni 2016 30

Bild IGW


Übliche Gefahrgutvorschriften (Auswahl) sind zu beachten

Unterweisung, 1.3 Vorschriften für die Sicherung, 1.10 UN-Nummer, Gefahrzettel 5.2 Beförderungspapier 5.4.1 Schriftliche Weisungen, 5.4.3 Warntafel, 5.3 Schulung des Fahrzeugführers, 8.2.1 Ausrüstung ,8.1.5 Betreten mit tragbare

Beleuchtungsgeräte, 8.3.4 Kopie der Sondervereinbarung, 8.1.2.1 c Besondere Vorschriften für das Beladen,

Entladen und für die Handhabung, 7 Überwachung der Fahrzeuge, 8.4 Tunnelbeschränkung, 8.6 Bescheinigung der Zulassung, 9.1.2

ADR 1.1.3.6: Erleichterung, wenn bestimmten Mengen nicht überschritten sind (nur „rot“ zu beachten)

Problematisch, da Menge vom gefährlichen Inhalt abhängig

z.B. entzündbar= 333 kg giftig =20 kg

Empfehlung: Verzicht auf die Kleinmengenregelung


Zur Lektüre empfohlen


Information der DEKRA


VSMR Bulletin (1)


VSMR Bulletin (2)


7. Juni 2016 36

Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit

[email protected]


Viel Wind um ein paar leere, alte Spraydosen? · (Aerosol) aufspaltet. Der Expansionsraum sorgt...

Documents

Transcript of Viel Wind um ein paar leere, alte Spraydosen? · (Aerosol) aufspaltet. Der Expansionsraum sorgt...