Viele Krankheitserreger sind des Hasen Tod - Die Rodentiose und Pasteurellose des Feldhasen

download Viele Krankheitserreger sind des Hasen Tod - Die Rodentiose und Pasteurellose des Feldhasen

of 9

description

Feldhasen müssen sich mit zahlreichen Infektionserregern auseinandersetzen. Nicht unerwähnt bleiben dürfen neben der Tularämie und Brucellose die Rodentiose und Pasteurellose, wenn es um tödlich verlaufende bakterielle Infektionen bei dieser Wildtierart geht. Diese Infektionen sind beim Feldhasen ohne weiterführende Untersuchungen nicht zu unterscheiden. Die Feststellung der Krankheitsursachen ist jedoch wichtig, da diese Zoonoseerreger eine Gesundheitsgefährdung für den Menschen darstellen können.

Transcript of Viele Krankheitserreger sind des Hasen Tod - Die Rodentiose und Pasteurellose des Feldhasen

  • 27.02.2014

    ADRESSE Schaflandstrae 3/2 70736 Fellbach E-MAIL [email protected]

    TELEFON +49 711 3426 - 1234 INTERNET www.cvua-stuttgart.de +49 711 3426 - 1727 (Diagnostik) FFENTL. VERKEHRSMITTEL S-Bahn S2 und S3

    FAX +49 711 588176 +49 711 3426-1729 (Diagnostik) Bus 60, 67 und 212 Haltestelle Fellbach Bahnhof

    Viele Krankheitserreger sind des Hasen Tod Die Rodentiose und Pasteurellose des Feldha-sen

    Ein Bericht aus unserem Laboralltag

    Feldhasen mssen sich mit zahlreichen Infektionserregern

    auseinandersetzen. Nicht unerwhnt bleiben drfen neben der

    Tularmie und Brucellose die Rodentiose und Pasteurellose,

    wenn es um tdlich verlaufende bakterielle Infektionen bei die-

    ser Wildtierart geht. Diese Infektionen sind beim Feldhasen oh-

    ne weiterfhrende Untersuchungen nicht zu unterscheiden. Die

    Feststellung der Krankheitsursachen ist jedoch wichtig, da

    diese Zoonoseerreger eine Gesundheitsgefhrdung fr den

    Menschen darstellen knnen.

    Rodentiose und Pasteurellose

    Feldhasen haben es schwer, nicht nur wegen des Schwindens ihres Le-

    bensraumes, sondern auch wegen zahlreicher lebensbedrohlicher Infekti-

    onskrankheiten. Zu den wichtigsten bakteriellen Infektionskrankheiten sind

    die Tularmie (Infektion mit Francisella tularensis subsp. holarctica), die

    Brucellose (Infektion mit Brucella suis Biotyp 2), die durch Yersinia pseu-

    dotuberculosis hervorgerufen Yersiniose, die im Folgenden als Rodentio-

    se bezeichnet wird, und die Pasteurellose (Infektion mit Pasteurella

    multocida) zu nennen. Whrend in Baden-Wrttemberg eine Zunahme der

    Tularmieflle beim Feldhasen zu beobachten ist, stellen die Brucellose,

    Rodentiose und Pasteurellose Einzelflle dar, die jedoch am CVUA Stutt-

    gart in regelmigen Abstnden nachgewiesen werden knnen.

    Wie auch die Tularmie und Brucellose stellen die Rodentiose und Pas-

    teurellose oftmals tdlich, teilweise seuchenhaft verlaufende Infektionen

    bei Feldhasen dar. Bei erkrankten oder tot aufgefundenen Tieren sind

    diese Infektionskrankheiten ohne pathologisch-anatomische und mikrobio-

    logische Untersuchungen nicht voneinander zu unterscheiden. Darber

    hinaus ist zu beachten, dass nicht nur der Erreger der Tularmie und der

    Brucellose, sondern auch der Erreger der Rodentiose und der Pasteurel-

    lose auf den Menschen bertragen werden kann (Zoonosen). Whrend

    Francisella tularensis und Yersinia pseudotuberculosis zu Allgemeininfek-

  • Seite 2 von 9

    tionen fhren, stehen bei Pasteurella multocida Wundinfektionen im Vor-

    dergrund. Vor allem Jger sollten als besonders gefhrdeter Personen-

    kreis um diese Gefahren wissen.

    i

    Infokasten

    Rodentiose, Pasteurellose, Tularmie und Brucellose

    Die Rodentiose

    Der Erreger der sog. Rodentiose ist Yersinia pseudotuberculosis. Infek-

    tionen sind bei zahlreichen Sugetieren, insbesondere Nagetieren (Ro-

    dentia) und Hasenartigen (Lagomorpha), aber auch Vgeln beschrie-

    ben. Ursachen von Infektionen beim Menschen sind sowohl direkter

    Kontakt mit Tieren (z.B. Ausweiden von infizierten Hasen), aber auch

    indirekter Kontakt, d.h. Erregerbertagungen durch Kontaminationen

    und anschlieende orale Erregeraufnahme.

    Die Pasteurellose

    Pasteurella multocida-Infektionen kommen bei zahlreichen Haus- und

    Wildtieren vor. Beim Menschen stehen Wundinfektionen durch direkten

    Tierkontakt aufgrund von Verletzungen (Biss-, Kratz-, Schnittverletzun-

    gen, etc.) im Vordergrund. Nach Wundinfektionen kommt es im Weich-

    gewebe zu einer progressiven Entzndung, die oft schwierig zu behan-

    deln ist.

    Die Tularmie

    Bei der Tularmie der Feldhasen handelt es sich um eine durch das

    Bakterium Francisella tularensis Subspezies holartica hervorgerufene,

    bei wildlebenden Hasenartigen (Hasen, Kaninchen), Ratten und ande-

    ren Nagetieren (Muse, Eichhrnchen, Biber) oft seuchenhaft auftre-

    tende, meist tdlich verlaufende Infektionskrankheit (Hasenpest). Ha-

    senartige und Nagetiere bilden das Hauptreservoir fr diese Infektions-

    krankheit, die in der nrdlichen Hemisphre verbreitet ist. Ebenfalls

    empfnglich sind auch andere Wildtiere wie Reh, Fuchs, Wiesel, Igel,

    aber auch unsere Haustiere (Schaf, Rind, Schwein, Hund, Katze, u.a.).

    Auch der Mensch infiziert sich leicht bei Kontakt mit dem Erreger (Zoo-

    nose). Jger sind aufgrund des direkten Kontaktes zu erlegten, infizier-

    ten Tieren besonders gefhrdet.

    Die Brucellose

    Beim Feldhasen wir die Brucellose durch Infektionen mit Brucella suis

    Biotyp 2 verusacht. Da dieser Erreger verbreitet auch beim Wild-

    schwein und in Einzelfllen beim Rehwild isoliert werden kann, wird von

    einer gegenseitigen bertragung ausgegangen. Als Infektionsquellen

    gelten vor allem gemeinsam genutzte Nahrungsgebiete.

    Zoonosen

    Zoonosen sind Infektionen, die vom Tier auf den Menschen bertragen

    werden knnen. Unter den genannten Infektionskrankheiten beim Feld-

    hasen kommt der Tularmie die grte Bedeutung als Gesundheitsge-

    fhrdung fr den Menschen zu.

  • Seite 3 von 9

    Klinik, Pathologie, Bakteriologie

    Die Rodentiose und die Pasteurellose haben mit der Tularmie und der

    Brucellose gemeinsam, dass infizierte Tiere geschwcht und abgemagert

    sind sowie ein unnatrliches Verhalten wie fehlenden Fluchtreflex und

    Orientierungslosigkeit zeigen. Bei sehr raschen, akuten septikmischen

    Verlufen zeigen die Tiere jedoch wegen des fulminanten Krankheitsver-

    laufes keine Abmagerung. In solchen Fllen kommt es insbesondere bei

    der Tularmie, der Rodentiose und der Pasteurellose zu zahlreichen, teil-

    weise massenhaften Todesfllen bei Feldhasen (seuchenhafte, pesthnli-

    che Verlufe).

    Beim Aufbrechen oder der Sektion der Tiere werden bei der Rodentiose

    wie auch bei der Brucellose Kntchenbildungen (Granulome, Abszesse) in

    den inneren Organen wie Leber und Milz sichtbar, aus denen sich die Er-

    reger auf Nhrmedien anzchten lassen. Eine Schwellung der Leber und

    insbesondere der Milz kann bei allen genannten Infektionskrankheiten

    beobachtet werden.

    Bei den im CVUA Stuttgart durchgefhrten Sektionen der an Rodentiose

    und Pasturellose verendeten Feldhasen fiel bei allen Tieren eine mittel-

    gradige bis sehr starke Schwellung der Milz auf. Sowohl die septikmisch

    verlaufenden Rodentiose- wie auch die Pasteurellose-Flle waren von

    einer nekrotisierenden Hepatitis mit ber die Leber verteilten, miliaren

    (hirsekorngroen) hellen Herden begleitet. Bei allen Tieren konnte auch

    ein teilweiser starker Befall mit Darmparasiten wie Kokzidien (Eimeria sp.),

    Trichostrongyliden (Trichostrongylus sp.) und Peitschenwrmern (Trichu-

    ris sp.) sowie ein Befall mit Lungenwrmern (Protostrongylus sp.) festge-

    stellt werden. Auch bei der Tularmie wurden bei den meisten Fllen im

    Rahmen der Sektionen eine Milzschwellung und zahlreiche Nekroseherde

    (Gewebeschden) in inneren Organen wie der Leber beobachtet.

    Bei histologischen (feingeweblichen) Untersuchungen fallen mikrosko-

    pisch sichtbare herdfrmige Vernderungen mit Zellschden (Nekrosen)

    auf, die bei der Tulrmie, der Rodentiose und der Pasteurellose sehr

    hnlich sein knnen. Hier gibt die Anzucht des Erregers endgltige Klar-

    heit.

  • Seite 4 von 9

    Schwellung der Milz (links) und miliar nekrotisierende Hepatitis(Leberentzndung) (rechts)

    eines Feldhasen nach einer Yersinia pseudotubreculosis-Infektion (Rodentiose).

    Milz: multifokale akute eitrig-nekrotisierende Splenitis (Entzndung der Milz) mit intralsio-

    nalen Bakterien bei einem Feldhasen nach einer Yersinia pseudotubreculosis-Infektion

    (Rodentiose) (HE-Frbung, 100-fache Vergrerung).

  • Seite 5 von 9

    Leber: multifokale akute eitrig-nekrotisierende Hepatitis (Leberentzndung)mit intralsiona-

    len Bakterien bei einem Feldhasen nach einer Yersinia pseudotubreculosis-Infektion (Ro-

    dentiose) (HE-Frbung, 100-fache Vergrerung).

    Yersinia pseudotuberculosis-Kolonien auf Schafblutagar.

  • Seite 6 von 9

    Yersinia pseudotuberculosis, mikroskopisches Bild nach Gram-Frbung, 1.000-fache Ver-

    grerung.

    Bei der akuten, nach wenigen Tagen tdlich verlaufenden Form der Pas-

    teurellose (hmorrhagische Septikmie) fielen Blutungen in den Schleim-

    huten auf. Bei langsamer verlaufenden Formen standen eitrige bis fibrin-

    se Schleimhautvernderungen insbesondere der Atemwege oder der

    sersen Hute der Krperhhlen (Brust- und Bauchfell) im Vordergrund.

    Die von uns untersuchten Flle von Rodentiose traten im Winter auf, wh-

    rend sich die Pasteurellose-Flle ber das ganze Jahr verteilten. Fr bei-

    de Infektionskrankheiten gilt, dass ungnstige Faktoren wie Nsse, Klte,

    Nahrungsmangel, Parasitenbefall und Stress die Abwehr der Tiere

    schwchen, so dass massenhafte Erkrankungen auftreten knnen.

    Miliar nekrotisierende Hepatitis (Leberentzndung) eines Feldhasen aufgrund einer sep-

    tikmisch verlaufenden Pasteurell multocida-Infektion (Pasteurellose).

  • Seite 7 von 9

    Akute zentrolobulre eitrig-nekrotisierende Hepatitis (Leberentzndung) aufgrund einer

    septikmisch verlaufenden Pasteurell multocida-Infektion (Pasteurellose) bei einem Feld-

    hasen (HE-Frbung, 200-fache Vergrerung).

    Akute fibrinse Pleuritis (Brustfellentzndung) aufgrund einer Pasteurella multocida-

    Infektion (Pasteurellose) bei einem Feldhasen (HE-Frbung, 100-fache Vergrerung).

  • Seite 8 von 9

    Pasteurella multocida-Kolonien auf Schafblutagar.

    Pasteurella multocida, mikroskopisches Bild nach Gram-Frbung, 1.000-fache Vergre-

    rung.

    Beim Feldhasen erfolgt bei der Rodentiose die Aufnahme des Erregers

    ber die Nahrung, bei der Pasteurellose auch ber den Atemtrakt.

    Menschen infizieren sich berwiegend ber den Verdauungstrakt (Yersi-

    nia pseudotuberculosis) oder Wunden (Pasteurella multicida).

    Sowohl Yersinia pseudotuberculosis als auch Pasteurella multocida sind

    bei Feuchtigkeit mehrere Monate in der Umwelt berlebensfhig.

  • Seite 9 von 9

    Bildernachweis:

    CVUA Stuttgart

    Autor(en):

    Dr. Reinhard Sting und Dr. Ingo Schwabe