Von der Operation zum histologischen Befund-1 · Von diesen Blöcken können nun am „Mikrotom“...

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Von der Operation zum histologischen Befund Am Beginn steht die klinische Untersuchung des Patienten / der Patientin. Dabei wird festgestellt, dass eine Gewebeprobe ent- nommen werden muss bzw. eine Läsion (oder Organteil) entfernt werden muss. Dies geschieht in Operationssälen, Ambulanzen, Eingriffsräumen aber auch außerhalb des Krankenhauses in Ordinationen. Das Gewebestückchen (in diesem Fall Hautgewebe) wird sofort in eine ausreichende Menge Fixierflüssigkeit gegeben. Das Gefäß wird verwechslungsfrei etikettiert und an das histologische Labor geschickt, während die klinischen Daten über das EDV- System an das histologische Labor übermittelt werden. Hier werden die Gewebeproben in Empfang genommen, auf Vollständigkeit geprüft und an die weiteren Verarbeitungsplätze weitergeleitet. Die nächste Station ist die „makroskopische Begut- achtung“ und das „Zuschneiden“ der Proben, sofern notwendig. Das Gewebe wird dabei be- schrieben und in standardisierter Technik werden repräsentative Areale so zugeschnitten, dass sie in spezielle Kunststoff-Kassetten hineinpassen. Ca. ein Drittel der Gewebeproben sind sehr kleine Biopsien, die bspw. bei der Magenspiegelung entnommen wurden oder durch Nadelpunktion von Organen gewonnen wurden. Diese Proben müssen ohne Verluste weiterverarbeitet werden. Entfernung eines Muttermals mit Hilfe eines Stanzgerätes. Ein Mitarbeiter kontrolliert die eingesandten Proben Die Ärztin untersucht das Präparat und schneidet es zu, die BMA assistiert und beschriftet die Kassetten verwechslungsfrei. Eine BMA „fischt“ die winzigen Stückchen aus der Fixierflüssigkeit und legt sie in die Kassetten. Einsendegefäß gefüllt mit 8% Formaldehydlösung, am Boden das entnommene Gewebestück.

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Von der Operation zum histologischen Befund

Am Beginn steht die klinische Untersuchung des Patienten / der Patientin. Dabei wird festgestellt, dass eine Gewebeprobe ent-nommen werden muss bzw. eine Läsion (oder Organteil) entfernt werden muss. Dies geschieht in Operationssälen, Ambulanzen, Eingriffsräumen aber auch außerhalb des Krankenhauses in Ordinationen.

Das Gewebestückchen (in diesem Fall Hautgewebe) wird sofort in eine ausreichende Menge Fixierflüssigkeit gegeben. Das Gefäß wird verwechslungsfrei etikettiert und an das histologische Labor geschickt, während die klinischen Daten über das EDV-System an das histologische Labor übermittelt werden.

Hier werden die Gewebeproben in Empfang genommen, auf Vollständigkeit geprüft und an die weiteren Verarbeitungsplätze weitergeleitet. Die nächste Station ist die „makroskopische Begut-achtung“ und das „Zuschneiden“ der Proben, sofern notwendig. Das Gewebe wird dabei be-schrieben und in standardisierter Technik werden repräsentative Areale so zugeschnitten, dass sie in spezielle Kunststoff-Kassetten hineinpassen.

Ca. ein Drittel der Gewebeproben sind sehr kleine Biopsien, die bspw. bei der Magenspiegelung entnommen wurden oder durch Nadelpunktion von Organen gewonnen wurden. Diese Proben müssen ohne Verluste weiterverarbeitet werden.

◄Entfernung eines Muttermals mit Hilfe eines Stanzgerätes.

◄Ein Mitarbeiter kontrolliert die eingesandten Proben

Die Ärztin untersucht das

Präparat und schneidet es zu,

die BMA assistiert und beschriftet die

Kassetten verwechslungsfrei.

◄Eine BMA „fischt“ die winzigen Stückchen aus der Fixierflüssigkeit und legt sie in die Kassetten.

Einsendegefäß gefüllt mit 8% Formaldehydlösung, am Boden das entnommene Gewebestück. ►

Der Tageseinlauf wird in Kassetten übergeführt. Die weitere Verarbeitung erfolgt in einem Automaten, der über Nacht eine „Entwässerung“ und „Paraffininfiltration“ durchführt. Letzt-endlich sind die Proben am nächsten Morgen mit heißem, flüssigem Paraffin (Wachs) durchtränkt. Nun sollen kleine Paraffinquader entstehen, die die Gewebe-probe im Inneren einschließen. Bei diesem „Ausgießen“ werden die Stückchen richtig orientiert und der Kassetten-boden, der die Patientenidentifikation trägt, darauf montiert.

Von diesen Blöcken können nun am „Mikrotom“ 1-4 mikrometerdünne Schnitte vom Gewebestück hergestellt werden. 1 µm = 1/1000 mm

◄Entwässerungs- und Infiltrationsautomaten

◄Die Schneideplätze im histologischen Labor

Die einzelnen Schritte bei der Schnittherstellung, von Blockeinspannen bis Aufziehen des Schnittes auf einen Objektträger aus dem Wasserbad (aus Histotechnik von G. Lang)▼

▲ein fertiger „Block“ ◄Eine BMA beim sog. Ausgießen

Nun befinden sich 1-4 µm dünne „Paraffinschnitte“ auf Glasobjektträgern. In weiterer Folge werden die Schnitte über bestimmte Zwischenschritte hinweg gefärbt. Die histologische Färbung erfolgt für die Routinefärbung (Hämatoxylin-Eosin-Färbung) am Automaten, für sogenannte Spezialfärbungen durch die BMA. Nach dem Färben werden auf die Schnitte zarte Gläschen geklebt, um sie haltbar und kratzsicher zu machen.

Die fertigen Schnitte werden mit den Laufzetteln (enthalten Patientendaten, klinische Angaben, makroskopische Beschreibung, Vorbefunde) zusammengeführt und an die Pathologin oder den Pathologen weitergeleitet.

Die gefärbten Gewebeschnitte sind die Werk(Kunst-)stücke des histologischen Labors, an denen die PathologInnen die feinmorphologische Diagnostik durchführen.

Die morphologischen Beschreibungen und Diagnosen werden elektronisch aufge-nommen und später ins EDV-System übertragen. Sobald die Befunde abgezeichnet sind, werden sie elektronisch oder per Post an den Arzt/die Ärztin auf der Station oder in der Ordination übermittelt. Zusätzlich werden in interdisziplinären Besprechungen ausgewählte Fälle besprochen (z.B. mit Pathologe/in, Radiologe/in, Chirurg/in, Onkologe/in).

◄Automation im Färberaum, Arbeitsplatz für ► Spezialfärbungen►

◄ Eine BMA beim „Zusammen-stellen“ ► fertige Schnitte

mit HE-Färbung

◄ Die Befundung erfordert konzentriertes Arbeiten am Mikroskop und beruht auf Fachwissen und Erfahrung.

Im Sekretariat werden Diktate in die EDV übertragen. ▲ �

So dauert die kürzeste Zeitspanne, die zwischen Probenentnahme und Befund-übermittlung liegt, mindestens einen Tag. Fast alle Befunde werden innerhalb einer Woche fertiggestellt.

Die Schnellversion des obigen Verfahrens wird bei der intraoperativen Schnellschnittuntersuchung durchgeführt. Während der Patient/in noch in Narkose liegt, wird eine Gewebeprobe ins histo-logische Labor geschickt. Hier wird ein sog. Gefrierschnitt hergestellt, gefärbt und befundet. Die Dauer beträgt durchschnittlich 20 min vom Eintreffen der Probe bis zur Befundübermittlung. Diese Methode geht zwar um Vieles schneller, hat aber einige Einschränkungen. Der Chirurg/in benötigt diese schnelle Information als Entscheidungshilfe für den weiteren Verlauf der Operation.

Neben der Routinefärbung werden noch Spezialtechniken eingesetzt, die zur Befundfindung teilweise notwendig sind. Dazu gehören die histologischen Spezial-färbungen, die Immunhistochemie und die in situ Hybridisierung. Die Befunde und haltbaren Präparate werden über Jahrzehnte aufbewahrt.

Interessierte können sich mikroskopische Gewebebilder auf der website der Universität Basel ansehen: http://pathorama.ch/ © 2008 Histologisches Labor / Institut für Pathologie und Mikrobiologie am AKh Linz

◄Die BMA arbeitet mit dem Kryocut, einem Mikrotom, das sich in einer Kühlkammer befindet.

◄Immunhistochemische Färbung zur Darstellung von BCL6 in einer Knochenmarkbiopsie

Archiv für Objektträger►