VORTRAG Legasthenie im Jugend- und Erwachsenenalter Mag. a Carola Neuhauser Symposium QZL - St....

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VORTRAGVORTRAG Legasthenie im Jugend- Legasthenie im Jugend-

und Erwachsenenalterund Erwachsenenalter

Mag.a Carola Neuhauser

Symposium QZL - St. Magdalena Linz

17.03.2007

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Ablauf Ablauf EinführungEinführung

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Einführung

Mögliche Schreibungen für das Wort „verliert“:

falirdferlihrtvärliertvärlirtFerlird

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Einführung

schwerwiegende und hartnäckige Störung

ohne Behandlung keine Verbesserung

Kompensatorisches Lernen ist möglich, aber das Grundproblem verschwindet nie.

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Was ist Legasthenie (LRS)?

Spezifische Schwäche beim Erlernen des Lesens und/ oder Rechtschreibens bei durchschnittlicher Grundbegabung, die nicht durch

unzureichender Beschulung Hör- oder Sehdefizite neurologische Erkrankungen

erklärbar ist. Diskrepanz zwischen IQ und LRS-Leistung

(nach ICD-10)

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Was ist keine Legasthenie?

allgemeine Lernschwäche

Lese- Rechtschreibschwäche (Diskrepanz zu niedrig)

entwicklungsbedingte Lese- Rechtschreibschwäche (Überforderung)

andere Ursachen sind Auslöser für eine Schwäche

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Symptome der LRS Symptome der LRS im Jugend- und Erwachsenenalter im Jugend- und Erwachsenenalter

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Symptomatik

Die Betroffenen lernen lesen und schreiben, jedoch bleibt ihre Lese- und Rechtschreibleistung auch im Erwachsenenalter deutlich schlechter als die von regulären Lesenden.

Bei Leseproblemen ist daher zu beachten, dass für die deutsche Sprache schlechte Leser nicht immer an der Zahl der Fehler zu erkennen sind, sondern an der Zeit, die sie zum Lesen eines Textes benötigen.

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Dies zeigen beispielsweise die Befunde von Bruck (1990), die die Lesegeschwindigkeit von Erwachsenen mit einer LRS im Vergleich zu Erwachsenen sowie Kindern ohne LRS untersuchte

Für das Lesen von Wörtern benötigen Erwachsene mit einer LRS im Durchschnitt etwa 400 Millisekunden mehr Zeit als Erwachsene ohne LRS und etwa 300 Millisekunden mehr als 12 jährige Kinder ohne LRS

Symptomatik

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Primärsymptome: Schwierigkeiten beim Rechtschreiben – zu Beginn (nach WHO)

nur ein Teil der Laute eines Wortes kann wiedergegeben werden, die Lautfolge wird falsch wiedergegeben

die Schreibweise von Buchstaben wird immer wieder vergessen

Buchstaben werden verwechselt

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In einem späteren Stadium:

einzelne Buchstaben werden ausgelassen ähnlich klingende Buchstaben werden verwechselt lautgetreue Schreibung orthographische Besonderheiten werden nicht erfasst (schb statt sp; fehlende Dehnung, Doppelung usw.) geübte Wörter werden schnell vergessen ein Wort wird mal richtig, dann wieder falsch

geschrieben schlechte Schrift

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Noch später:

viele Regelfehler

Probleme mit der Groß-Klein-Schreibung und der Erfassung von Grammatikstrukturen

Probleme in den Fremdsprachen

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Primärsymptome beim Lesen: Beginn des Leselernprozesses:

Schwierigkeiten, einem Buchstaben den entsprechenden Laut zuzuordnen und

Buchstaben sicher zu identifizieren Schwierigkeiten, mehrere Laute zu einem

Wortklangbild zusammenzuschleifen Umstellungen von Buchstaben im Wort oder

von Wortteilen schnelles Vergessen bereits geübter Wortbilder sehr langsames Lesetempo aufgrund der oben genannten Schwierigkeiten

erschwertes Sinnverständnis, trotz Fähigkeit zur Synthese keine Sinnentnahme

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In einem späteren Stadium:

häufige Verlesungen, insbesondere bei längeren Wörtern oder am Wortende,

Raten aufgrund von Sinnentnahme, rasches Lesetempo

langsames Lesetempo, oft stockend, monotone Satzmelodie, geringe Sinnentnahme

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Noch später:

(im günstigsten Fall:) Lesestockungen und -fehler nur bei langen und schwierigen

Worten, Sinnentnahme möglich

große Leseabneigung

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Ergebnis Lesetest: männl. 50a (SLT 4.Kl)

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Wimmer u.a. (2002). Befunde weisen bei einer isolierten Rechtschreibstörung auf:

ein Defizit in der exakten Speicherung der Buchstabenabfolge von Wörtern bzw.

einer Schwäche im Zugriff auf derartige Repräsentationen hin

Allerdings sind für eine richtige Schreibung derartige Repräsentationen notwendig.

Symptomatik

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Sekundärsymptomatik

Als sekundäre Symptome bezeichnet man

Verhaltensweisen Stimmungslagen

die sich als Folgeerscheinungen derprimären Symptome diesen überlagernoder sie begleiten.

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Sekundärsymptomatik

Die Lese- Rechtschreibstörung beeinflusst nachhaltig die

schulische, emotionale und soziale Entwicklung der Betroffenen.

Die Betroffenen erreichen insgesamt einen im Verhältnis zur ihren kognitiven Möglichkeiten geringeren Schulabschluss und ein geringeres Berufsausbildungs-niveau, Maughan u.a. (1993).

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Sekundärsymptomatik

Ferner ist die Rate der Arbeitslosigkeit erhöht.

Neben diesen sozialen Benachteiligungen treten gehäuft

psychische Erkrankungen auf, wie z. B. depressive Episoden und

Verhaltensstörungen in Form von erhöhter Aktivität und Störung der Aufmerksamkeit.

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Sekundärsymptomatik

Studie Strehlow(Strehlow, Kluge, Möllner & Haffner, 1992): RS-Leistung sinkt Schulabbruch, Abitur Vermeidungsverhalten niedrigere Lebenszufriedenheit höhere Arbeitslosenquote

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Arten von LRS Arten von LRS bei Erwachsenenbei Erwachsenen

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Arten der LRS bei Erwachsenen

1. Erworbene Lese- und Rechtschreibstörung

Alexie Agraphie

Es tritt eine Hirnschädigung auf, nachdem derPatient lesen gelernt hatte, wodurch ein weitersLesen behindert wird.

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Arten der LRS bei Erwachsenen

1. Entwicklungsbedingte Lese- und Rechtschreibstörung

Für die Lese- und Schreibfähigkeit sindwichtige Gehirnteile anormal entwickelt –siehe Ursachenforschung

Schwierigkeiten seit dem Erwerb des Lesens und Schreibens

„Legasthenie“

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Lese- RechtschreibstörungLese- Rechtschreibstörung versusversus

funktionaler funktionaler AnalphabetismusAnalphabetismus

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Lese- und Rechtschreibstörung versus funktionaler Analphabetismus

Funktionale Analphabeten (nach der Definition der 20. UNESCO-Generalkonferenz 1978)

Jugendliche und Erwachsene, deren Schriftspracherkenntnisse nicht ausreichen, um sich an all den zielgerichteten Aktivitäten ihrer gesellschaftlichen Bezugsgruppe, bei denen Lesen, Schreiben und Rechnen erforderlich ist, zu beteiligen

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Lese- und Rechtschreibstörung versus funktionaler Analphabetismus

Analphabeten haben eine Reihe an biographischenGemeinsamkeiten, die bei einer Lese-Rechtschreibstörung als Diagnosekriteriumauszuschließen sind: schwierige häusliche Verhältnisse

z.B. unzureichende finanzielle Ressourcen, hohe Kinderzahl, Arbeitslosigkeit;

starke psychosoziale Belastungen aufgrund der familiären Situationz.B. mangelnde Selbstwertgefühle, häusliche Gewalt;

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Lese- und Rechtschreibstörung versus funktionaler Analphabetismus

Entwicklungsstörung im sprachlich-kognitiv-motorischen Bereichz.B. Minderbegabung;

häufiger Schulwechsel oder unregelmäßiger Schulbesuchz.B. durch langwierige Krankheiten;

Ausschulung in der Sonderschule

Warnke (2002) betont, dass Lese- und Rechtschreibstörungen, die sich aus einer unzureichenden Beschulung ergeben, differentialdiagnostisch von der Lese- und Rechtschreibstörung abzugrenzen sind.

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Schriftspracherwerbsstufen Schriftspracherwerbsstufen des Lesens und Schreibensdes Lesens und Schreibens

Wo liegt die Schwierigkeit bei Wo liegt die Schwierigkeit bei Jugendlichen und Erwachsenen?Jugendlichen und Erwachsenen?

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Stufen des Schriftspracherwerbs

Dreiphasenmodell nach Uta Frith (1985)

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Stufen des Lese- und Schreiberwerbs

1. Logographische Stufe:Speicherung charakteristischen Merkmale des Wortes „Ganzwortmethode“ direkte Strategie, d. h. nichtphonologisch vermittelt

Orientierung an einzelnen Buchstaben und weiteren visuellen Merkmalen („Omi“ ist Wort mit dem Punkt)

auswendig gelernte Buchstabenfolgen werden wie Ziffern einer Telefonnummer gespeichert (keine Zuordung Sprechschema – Schreibschema)

Namen und Logos aus der Werbung

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Stufen des Lese- und Schreiberwerbs

2. Alphabetische StufeLauterkennung, Lautunterscheidung und die Laut-Buchstaben-Korrespondenz (das Zeichen A steht für den Laut <a>)

3. Orthographische StufeDie Kinder erlernen Rechtschreibregeln und wenden diese an. direkte Strategie (wie logographische),

direkter Zugriff

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SchriftspracherwerbsstufenLESEN

Modell von Günther (1986) Integrativ-automatisierte Phase (Phase 5)

Der Prozess des orthographischen Lesens mündet zu unterschiedlichen Zeitpunkten in die integrativ-automatisierte Phase. Die Lernenden lesen überwiegend automatisch, jedoch greifen sie bei Unsicherheiten auf die alphabetische Strategie zurück (z.B. bei Fremdwörtern, Fremdsprachen).

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SchriftspracherwerbsstufenSCHREIBEN

Erkennen der orthographischen und morphematischen StrategieDiese Stufe unterscheidet sich nur graduell von der vorangehenden und führt deren Entwicklung fort. Häufige Buchstabenverbindungen und Wortsegmente werden automatisiert niedergeschrieben.

Wortübergreifende StrategieDiese Phase wird durch häufiges Üben erreicht. Die Lernenden verfügen im Laufe der Zeit über einen wachsenden Bestand an gespeicherten Lernwörtern, die ganzheitlich abrufbar sind.

[1] Vgl. Ganser, 2003, S. 16f; Grissemann, 1996, S. 39; Küspert, 1998, S. 54f.

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Wo liegt die Schwierigkeit fürlegasthene Erwachsene?

Meist: Schwierigkeiten beim direkten Lesen

(direkte Worterkennung – orthographische Phase)

orthographischen Schreiben

Typischerweise lesen Erwachsene auffälliglangsam und machen viele Rechtschreib-fehler.

Vgl. Landerl/Wimmer/Moser, 1997, S. 17.

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Wo liegt die Schwierigkeit fürlegasthene Erwachsene?

Perin (1981, 1982)Unterschied in der Schriftsprache bei Erwachsenen:

Die Rechtschreibfehler von Erwachsenen, die halbwegs lesen, aber schlecht schreiben können, geben die Wörter meist so wieder, dass die Phonemfolge rekonstruierbar ist

Lesen / Schreiben = Plume statt Blume Wal statt Wahl

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Wo liegt die Schwierigkeit fürlegasthene Erwachsene?

während Erwachsene, die schlecht schreiben und lesen können, überwiegend Fehler begehen, die auch phonologisch falsch sind

Lesen + Schreiben = Tote statt Torte seigt statt steigt

Dies konnte vorwiegend bei Diktaten beobachtetwerden, weniger beim freien Schreiben!

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Wo liegt die Schwierigkeit fürlegasthene Erwachsene?

Diese beiden Gruppen von Erwachsenen unterscheiden sichauch in der Fähigkeit Pseudowörter nach dem Diktat zuschreiben:

Dabei ist bemerkenswert, dass Erwachsene, die Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben haben, Rechtschreibfehler in den meisten Fällen die Lautfolge diktierter Wörter verzerrt wiedergeben, beim Schreiben von Pseudowörtern relativ bessere Leistungen erzielen, als von der Art ihrer Rechtschreibfehler her zu erwarten wäre.

Lesen + Schreiben = Pseudowörter besser!!!

Die Erwachsenen scheinen eine phonologische Strategie beim Rechtschreiben verwenden zu können, wenn dies die einzige Möglichkeit ist, das Gehörte schriftlich festzuhalten, wenn es sich also um völlig unbekannte Wörter handelt.

Vgl. Perin, 1981, S. 150ff; Perin, 1982, S. 11ff; Klicpera/Gasteiger-Klicpera, 19952, S. 202.

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Ursachenmodelle Ursachenmodelle der LRSder LRS

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Häufigkeit der LRS

weltweit in allen Schriftsprachsystemen

6 - 9% der deutschen Erwachsenen (Haffner u.a. 1998) haben eine Rechtschreibfertigkeit unter der eines durchschnittlichen Schülers der vierten Klasse.

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Ursachenmodell der LRS

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Ursachenmodelle bei LRS

Die Bedeutung der Vererbung

Sprachliche Verarbeitungsschwäche

Visuelle Verarbeitungsschwäche

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ErklärungsmodellDie Bedeutung der Vererbung

Familiäre Häufung bei 50% über Generationen

Wiederholungsrisiko bei Geschwister: 38-62%

Zwillingsstudien: 50-60%

Molekulargenetische Befunde: Chromosom 1, 2, 3, 6, 15 und 18

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ErklärungsmodellSprachliche Verarbeitungsschwäche

Phonologisches Defizit Syndrom

• bereits im Vorschulalter überprüfbar (BISC)

wichtigste spezifische Vorläufermerkmal für LRS im Kindergartenalter

im Erwachsenenalter noch beeinträchtigt

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Jeder Lernende muss lernen die koartikulierte Sprache in ihre einzelnen Segmente zu gliedern.

Lese- und Rechtschreibschwachen scheint dieser Prozess aber besonders schwer zu fallen, wie Experimente von Snowling (1981) zeigen.

URSACHEN

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In einer Untersuchung an deutschsprachige Erwachsene konnte die Bedeutung des phonologischen Dekodierens für die Rechtschreibleistung aufzeigen (Schulte-Körne et al., 1997).

In dieser Untersuchung wurde neben dem Nichtwort-Lesen orthographisches Wissen und das akustische Kurzzeitgedächtnis erfasst.

Anhand eines Strukturgleichungsmodells konnte gezeigt werden, dass das Nichtwort-Lesen einen hohen Anteil der Varianz des Rechtschreibens unabhängig von Kurzzeitgedächtnis und orthographischem Wissen erklärte.

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In einer zweiten Studie konnte dieser Befund repliziert und erweitert werden (Schulte-Körne et al., 1998c). Das Nichtwort-Lesen hatte erneut einen hohen direkten Einfluss auf die Rechtschreibung und auch auf das Lesen.

Dieser Untersuchungsansatz zur Überprüfung von phonologischer Bewusstheit wurde auch bei leseschwachen Erwachsenen eingesetzt.

Es zeigen sich auch bei dieser Gruppe bedeutsame Unterschiede zwischen leseschwachen und nicht-leseschwachen Erwachsenen (Felton et al., 1990; Bruck, 1990).

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Erklärungsmodell

Visuelle Verarbeitungsschwäche

Lt. Wimmer (2006) ist Legasthenie eine echte, biologisch bedingte Behinderung:

Aktuell wurden Blickbewegungen und Hirnaktivität beim Lesen bei Jugendlichen erfasst.

Durch die Registrierung der Blickbewegungen fand man heraus, dass die enormErlangsamte Lesegeschwindigkeit zumgroßen Teil durch die kurzen Vorwärtssprünge der Augen zustandekommt. Diese führen zu mehreren Fixationenpro Wort.

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Erklärungsmodell

Visuelle Verarbeitungsschwäche

Jedoch konnte bei den Probanden keineAuffälligkeiten der Augenbewegungen bei visuellenSuchaufgaben mit wortähnlichem Materialaufgezeigt werden.

die gleichen Blickbewegungen finden sich bei jedem Menschen, wenn er sehr schwierige Texte oder Fremdsprachentexte liest.

URSACHE: Wortspeicherschwäche

Siehe FOLIE

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Aktivierte Hirnareale während des Lesens

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Diagnose im Jugend- und Diagnose im Jugend- und ErwachsenenalterErwachsenenalter

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1. Diagnose nach ICD-10 Klinisch- psychologische Diagnostik

Die Diagnosevorschriften der ICD-10 Manuals sind durch eine Reihe von Diskrepanzen geprägt:

(muss bei EW rekonstruierbar sein)

Diskrepanz zum IQ, Diskrepanz zwischen LR-leistungen, Diskrepanz zur Beschulung und Diskrepanz zu anderen Schulleistungen

Diagnose im Jugend- und Erwachsenenalter

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ICD (1)

Sehen Hören Psyche Schule Umfeld

IQ

seit Beginn

Umschriebene Entwicklungsstörung schulischer Fertigkeiten

(siehe Folie)

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Was muss eine gute Abklärung enthalten?

Mindeststandart: Standardisierte

Lese- und Rechtschreibtest

Überprüfung der Allgemeinbegabung

Entwicklungsdiagnose: jederzeit möglich!Diagnose Legasthenie: ab Ende 2. Kl. VS

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Relevanz

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Gesetzliche Gesetzliche Rahmenbedingungen für Rahmenbedingungen für

Jugendliche mit LRS in OÖJugendliche mit LRS in OÖ

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Gesetzliche Rahmenbedingungen

BM:bwk Die schulische Behandlung der Lese- Rechtschreib-

(Rechen)- Schwäche/ Eine Handreiche, 2001 PC-Einsatz samt Rechtschreibkontrolle

Rundschreiben (Nr. 32/2001) zur Leistungsbeurteilung bei Lese- Rechtschreibschwäche (LRS) bzw. Legasthenie

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Gesetzliche Rahmenbedingungen

Landesschulrat OÖ Modell zur schulischen Förderung von Kindern mit einer Lese- und

Rechtschreibschwäche (http://www.lsr-ooe.gv.at/publikationen/Legasthenie.pdf)

Erlass (A3-23-1/2-2001 vom 07.06.2001)zur Leistungsbeurteilung bei Lese- Rechtschreibschwäche (LRS) bzw. Legasthenie

Gültig für: APS BS AHS BMHS BA

Erlass (B1-86/2-2004 vom 12.05.04)

Lese-Rechtschreib-Schwäche: Feststellung – Leistungsbeurteilung - Vorgangsweise

Gültig für: APS

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Rundschreiben

„(...)Für die Beurteilung in der Unterrichtssprache sind die fachlichen Aspekte Inhalt, Ausdruck, Sprachrichtigkeit und Schreibrichtigkeit angegeben.

(...)ergibt eindeutig, dass der Gesichtspunkt der Schreibrichtigkeit keinesfalls die einzige Grundlage der Leistungsbeurteilung sein kann und darf.“

(Steht im Einklang mit § 16 LVG)

 

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Rundschreiben

„Mit Bezug auf die Leistungsbeurteilung - insbesondere im Pflichtgegenstand Deutsch - ist daher verantwortungsbewusst abzuwägen, inwieweit nur ein einzelner Leistungsbereich - nämlich die Schreibrichtigkeit - bestimmend für die gesamte Bildungs- und Berufslaufbahn eines jungen Menschen sein soll.“

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„Differenzierung ohne Benachteiligung“

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Therapie im Jugend- und Therapie im Jugend- und ErwachsenenalterErwachsenenalter

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Therapie

Diagnostische Verfahren stellen die Basis für eine gezielte Lese-Rechtschreibtherapie dar.

Die Therapie zielt auf die individuellen Schwächen im Bereich des Lesens und Schreibens und auf sekundäre Symptome ab.

Die Forschung belegt, dass eine Therapie umso wirksamer ist, je enger sie mit der gesprochenen und der geschriebenen Sprache verknüpft ist.

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Wirksame Therapieansätze

Symptomspezifische Trainings

Fördermethode sind der Schriftsprache nahe und fördern Teilprozesse des Schriftspracherwerbs

Lesen und Schreiben durch Lesen und Schreiben lernen – (wie?)

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Förderkonzepte ohne Wirksamkeitsnachweis (Suchodoletz)(Suchodoletz)

Trainings zur Verbesserung der Raum-Lage-Labilität der Koordination der Hemisphären Psychomotorische Trainings Kybernetische Methode Taktil-kinetische Methode Davis-Methode Neurolinguistisches Programmieren (NLP)

(Ohne den Bezug zum Lesen und Schreiben!!)

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„„Legasthenie ist nicht heilbar –Legasthenie ist nicht heilbar – aber mit hoher Sicherheit zu aber mit hoher Sicherheit zu

bewältigen.“bewältigen.“

www.lrs-praxis.atwww.lrs-praxis.at