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Vorwort und Dank Vor nunmehr zehn Jahren entstand das Manuskript zu meinem ersten Buch über Farben- kanarien. Innerhalb dieser Dekade sind in der Farbenkanarienzucht große züchterische Fortschritte zu beobachten. Es ist rückblickend für mich erstaunlich, welch enorme Ent- wicklung einige Farbenschläge genommen haben. Auch neue Kanarienfarben sind inzwi- schen international anerkannt und in den Standards hinterlegt. Für weitere Farbschläge und Mutationen laufen bereits Anerkennungsverfahren. Es ist also an der Zeit, das Thema der Farbenkanarienzucht wieder aufzugreifen und die neuesten Entwicklungen darzustellen. Dieser zweite Band meines „Kompendium – Ka- narienvögel“ ist deshalb dem Zweig der Farbenkanarienzucht gewidmet. Im vorliegenden Band gehe ich kurz auf die Geschichte der Genetik ein. Die Kompliziert- heit der genetischen Vorgänge in ihrer Gesamtheit zu erläutern, würde dem Vogelzüchter keine Hilfe sein. Ich habe deshalb vieles sehr vereinfacht dargestellt und nur die grundle- genden genetischen Zusammenhänge, die jedem ernsthaften Züchter bekannt sein sollten, hoffentlich anschaulich erklärt. Im engen Zusammenhang mit der Genetik steht die biochemische Entwicklung der Feder- farben. Dazu gibt es neue wissenschaftliche Erkenntnisse, die in diesem Band nicht fehlen dürfen. Ich wünsche mir sehr, dass nunmehr die wissenschaftlichen Erkenntnisse beider Themen- bereiche zum allgemeinen Züchterwissen werden. Viel zu oft kann man immer noch die falschen und ungenauen Thesen und Regeln früherer Zeiten lesen und hören. Viele theoretische und praktische Hinweise für die gezielte Farbenkanarienzucht sind auf- geführt und alle heute anerkannten Farbschläge habe ich ausführlich beschrieben. Ausgehend von meinem „Farbenkompass für Kanarien“ habe ich auch in diesem Band fast ausschließlich deutsche Farbbegriffe nach dem klassischen RAL-Farbsystem verwendet und somit subjektive Farbbezeichnungen vermieden. Eng mit der Farbenkanarienzucht in Verbindung steht auch die „Mischlingszucht“. Leider wird dieser Zweig der Vogelzucht oft angegriffen und verfemt. Gerade deshalb sind einige klärende – und auch kritische – Worte für diesen uralten Zweig der Vogelzucht notwendig. Unter den Vogelzüchtern gab und gibt es viele bekannte Namen. Sie haben neue Mutatio- nen entdeckt oder sich sonst für die Vogelzucht sehr verdient gemacht. Leider werden oft in Fachpublikationen die Namen dieser Menschen ohne Vornamen und Lebenszeit genannt. Um diesen Züchtern ein kleines Denkmal zu setzen, habe ich versucht den Vor- und Nach- namen, das Geburt- und Todesjahr oder gar ein Porträt ausfindig zu machen. Ein herzlicher

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Vorwort und Dank 5

Vorwort und Dank

Vorwort und DankVor nunmehr zehn Jahren entstand das Manuskript zu meinem ersten Buch über Farben-kanarien. Innerhalb dieser Dekade sind in der Farbenkanarienzucht große züchterischeFortschritte zu beobachten. Es ist rückblickend für mich erstaunlich, welch enorme Ent-wicklung einige Farbenschläge genommen haben. Auch neue Kanarienfarben sind inzwi-schen international anerkannt und in den Standards hinterlegt. Für weitere Farbschläge undMutationen laufen bereits Anerkennungsverfahren.

Es ist also an der Zeit, das Thema der Farbenkanarienzucht wieder aufzugreifen und dieneuesten Entwicklungen darzustellen. Dieser zweite Band meines „Kompendium – Ka-narienvögel“ ist deshalb dem Zweig der Farbenkanarienzucht gewidmet.

Im vorliegenden Band gehe ich kurz auf die Geschichte der Genetik ein. Die Kompliziert-heit der genetischen Vorgänge in ihrer Gesamtheit zu erläutern, würde dem Vogelzüchterkeine Hilfe sein. Ich habe deshalb vieles sehr vereinfacht dargestellt und nur die grundle-genden genetischen Zusammenhänge, die jedem ernsthaften Züchter bekannt sein sollten,hoffentlich anschaulich erklärt.

Im engen Zusammenhang mit der Genetik steht die biochemische Entwicklung der Feder-farben. Dazu gibt es neue wissenschaftliche Erkenntnisse, die in diesem Band nicht fehlendürfen.

Ich wünsche mir sehr, dass nunmehr die wissenschaftlichen Erkenntnisse beider Themen-bereiche zum allgemeinen Züchterwissen werden. Viel zu oft kann man immer noch diefalschen und ungenauen Thesen und Regeln früherer Zeiten lesen und hören.

Viele theoretische und praktische Hinweise für die gezielte Farbenkanarienzucht sind auf-geführt und alle heute anerkannten Farbschläge habe ich ausführlich beschrieben.

Ausgehend von meinem „Farbenkompass für Kanarien“ habe ich auch in diesem Band fastausschließlich deutsche Farbbegriffe nach dem klassischen RAL-Farbsystem verwendetund somit subjektive Farbbezeichnungen vermieden.

Eng mit der Farbenkanarienzucht in Verbindung steht auch die „Mischlingszucht“. Leiderwird dieser Zweig der Vogelzucht oft angegriffen und verfemt. Gerade deshalb sind einigeklärende – und auch kritische – Worte für diesen uralten Zweig der Vogelzucht notwendig.

Unter den Vogelzüchtern gab und gibt es viele bekannte Namen. Sie haben neue Mutatio-nen entdeckt oder sich sonst für die Vogelzucht sehr verdient gemacht. Leider werden oftin Fachpublikationen die Namen dieser Menschen ohne Vornamen und Lebenszeit genannt.Um diesen Züchtern ein kleines Denkmal zu setzen, habe ich versucht den Vor- und Nach-namen, das Geburt- und Todesjahr oder gar ein Porträt ausfindig zu machen. Ein herzlicher

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6 Vorwort und Dank

Dank geht dafür an Gerhard Verhaegen, der mir dabei sehr helfen konnte. Sollte ein Leseretwas für diese Recherche beitragen können, bin ich über Hinweise sehr dankbar.

Bedanken möchte ich mich auch bei Bernd Debus, der seinen hervorragenden Aufsatz überdie Geschichte der Opalvögel zur Verfügung stellte.

Danke auch an die Züchterfreunde Michael Förster und Ludwig Hofmann, die mir Mogno-und Jaspe-Federn zur Untersuchung gegeben haben.

Viele der Vogelbilder konnte ich im Laufe der Zeit selbst fotografieren, aber leider nichtimmer die Siegervögel großer Schauen. Auch hier habe ich Unterstützung erhalten und ichbedanke mich ganz besonders für die Überlassung aussagefähiger Bilder bei Jose AntonioAbbellán Baños, Dietmar Bäthke, Frans Begijn, Lens Erwin, Eugen Franke, Ricardo LópezGarcia, Guiseppe Gallo, Jean-Pierre Hennebique, Olaf Hungenberg, Johan van der Maelen,Paul Pütz, Dirk de Schinkel, Edeltraud Schneider, Alessandro des Santis, Lubomir Veselýund Winnie Quin-Pukat sowie weiteren Bildautoren, die im Anhang aufgeführt sind.

Herzlichen Dank auch an all die ungenannten Zuchtfreunde, deren Vögel ich auf Bewer-tungsschauen fotografieren durfte.

Danksagen möchte ich auch dem Verlag Book on Demant, dessen Druckqualität sich in denletzten Jahren, vor allem im Abdruck der Farbbilder, deutlich verbessert hat.

Ganz besonders möchte ich mich bei meiner lieben Annegret bedanken, die erneut überMonate hinweg mit Geduld und Verständnis meine schweigsame Tätigkeit am Computerertrug und oft mir mit Ratschlägen zur Seite stand.

Norbert Schramm

Dresden, Frühjahr 2017

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Inhalt 7

Inhalt

InhaltVorwort und Dank .................................................................................................... 5

Die Spuren der Gene ....................................................................................... 11Die Geschichte der Genetik ................................................................................... 11

Erste Erklärungsversuche................................................................................................... 12Erste Meilensteine ............................................................................................................ 13Die Chromosomen werden entdeckt .................................................................................. 14Die Doppelhelix ................................................................................................................. 15Die Entzifferung des genetischen Codes ............................................................................. 16Der andere, epigenetische Code ........................................................................................ 17Vogelzüchter als Forscher .................................................................................................. 19

Genetische Grundlagen ......................................................................................... 23Zelle und Chromosom ....................................................................................................... 23

Die Chromosomen – Träger der Gene............................................................................ 24Die DNA ............................................................................................................................ 26

Der genetische Code ..................................................................................................... 27Vom Gen zum Protein ................................................................................................... 28

Die Gene und Allele ........................................................................................................... 28Die Genorte und Faktoren............................................................................................. 30Die Wildallele ............................................................................................................... 31Genmutation ................................................................................................................ 31

Die Vererbungsregeln ........................................................................................................ 32Die genetische Nomenklatur ......................................................................................... 32Erbformeln erstellen ..................................................................................................... 34Was ist dominant, rezessiv und intermediär? ................................................................ 34Die Mendelschen Regeln............................................................................................... 36Vererbung des Geschlechts ........................................................................................... 38Das Punnett-Quadrat .................................................................................................... 38Crossing over ................................................................................................................ 39Chromosomenmutation und Gen-Insertion ................................................................... 45

Praktische Zuchtverfahren ................................................................................................. 47Die Auslese ................................................................................................................... 47Die Fremdzucht ............................................................................................................ 49Die Inzucht ................................................................................................................... 49Die Linienzucht ............................................................................................................. 51Die Kreuzungszucht ...................................................................................................... 52Das Zuchtbuch .............................................................................................................. 52

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8 Inhalt

Grundlagen der Gefiederfärbung ................................................................... 55Die Gefiederfarben ................................................................................................. 55

Licht und Farbe ................................................................................................................. 55Farbmittel und Strukturfarben ........................................................................................... 56Die Lipochrome ................................................................................................................. 57

Carotinoide oder Lipochrome? ...................................................................................... 57Die Lipochromsynthese................................................................................................. 60Die Lipochromeinlagerung ............................................................................................ 63Die Gelb-Rot-Vererbung................................................................................................ 66

Die Melanine..................................................................................................................... 71Die Melaninzellen ......................................................................................................... 72Die Wanderung der Melanoblasten ............................................................................... 73Die Melanosome .......................................................................................................... 73Die Biochemie der Melaninbildung ................................................................................ 74Die Einlagerung der Melanosome.................................................................................. 77

Die Farbenkanarien ........................................................................................ 79Über den Rassestandard .................................................................................................... 79

Subjektive Farbbezeichnungen ...................................................................................... 80Die Namen der Farbenkanarien..................................................................................... 83Allgemeine Standardanforderungen .............................................................................. 85Der Intensitätsfaktor (I-Locus) ....................................................................................... 89

Die Gefiederfärbung durch Farbmittel ............................................................................. 101Aufgehellte Farbenkanarien ................................................................................. 102

Der Lipochrom-Synthese-Faktor (L-Locus) ........................................................................ 102Gelb und gelbgrundig (Gen L+)..................................................................................... 102Rot und rotgrundig (Allel Lr) ........................................................................................ 104Der Urucum-Faktor (ur-Locus) ..................................................................................... 108

Weiße und weißgrundige Kanarien .................................................................................. 111Der rezessive Weißfaktor (wr-Locus) ........................................................................... 111Der dominante Weißfaktor (Wd-Locus) ....................................................................... 114

Die Inos ........................................................................................................................... 116Zusatzfaktoren für die Lipochrombildung ......................................................................... 117

Der Ivoorfaktor (iv-Locus) ........................................................................................... 117Der Zitronfaktor (Z-Locus) ........................................................................................... 118

Die Melaninkanarien ............................................................................................. 119Allgemeine Standardanforderungen ................................................................................ 119Zusatzfaktoren für die Melaninfärbung ............................................................................ 124

Der optische Blaufaktor (ob-Locus) ............................................................................. 124Der Polymelanin-Faktor (po-Locus) ............................................................................. 126Der Superoxydations-Faktor (So-Locus) ....................................................................... 126

Die gescheckten Vögel (M-Locus)..................................................................................... 127Die klassischen Melaninkanarien ..................................................................................... 129

Der Schwarz-Braun-Faktor (s-Locus) ............................................................................ 129Der Melanin-Dichte-Faktor (d-Locus) ........................................................................... 136

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Inhalt 9

Die nichtklassischen Melaninkanarien .............................................................................. 147Der Pastellfaktor (p-Locus) .......................................................................................... 148Der Opal-Onyx-Faktor (o-Locus) .................................................................................. 155 Opal (Allel oop)......................................................................................................... 160 Onyx (Allel oox) ........................................................................................................ 166Der Tyrosinase-Faktor (c-Locus) .................................................................................. 170 Topas (Allel ctz) ........................................................................................................ 170 Phaeo (Allel cph)....................................................................................................... 176Der Extensions-Faktor (e-Locus) .................................................................................. 179 Eumo (Allel e) .......................................................................................................... 180Der Kobalt-Faktor (ko-Locus) ....................................................................................... 184Der Jaspe-Faktor (Jp-Locus) ......................................................................................... 189

Weitere Ausblicke ........................................................................................................... 194Nero Perla – Schwarze Perle ....................................................................................... 194Douple black............................................................................................................... 195Mini-Farbenkanarien .................................................................................................. 195Deutsche Hauben ....................................................................................................... 195Zeichnungskanarien .................................................................................................... 196

Finkenmischlinge .......................................................................................... 199Kulturgeschöpfe Finkenmischlinge ..................................................................... 199

Blendling, Mischling, Bastard, Hybrid ............................................................................... 201Systematik der Arten ....................................................................................................... 202Artenmischlinge in der Natur ........................................................................................... 203Mischlinge im DKB........................................................................................................... 204

Benennung der Mischlinge .......................................................................................... 205Schutzstatus und Kennzeichnung ................................................................................ 206

Über Enten...................................................................................................................... 208Die Mischlingszucht ............................................................................................. 210

Haltung und Ernährung ................................................................................................... 210Zuchtmanagement .......................................................................................................... 211

Die Flughecke ............................................................................................................. 213Wechselhecke ............................................................................................................ 213Pärchenhecke ............................................................................................................. 214

Cardueliden-Mischlinge ....................................................................................... 214Mischlinge zwischen Kanarien und Girlitzen ..................................................................... 214Mischlinge zwischen Kanarien und Zeisigen ..................................................................... 218Mischlinge zwischen Kanarien und Stieglitz ...................................................................... 225Mischlinge zwischen Kanarien und Grünfinken ................................................................. 228Mischlinge zwischen Kanarien und Hänflingen ................................................................. 229Mischlinge zwischen Kanarien und Birkenzeisigen ............................................................ 230Mischlinge zwischen Kanarien und Dompfaff ................................................................... 230Mischlinge zwischen Kanarien und Gimpeln ..................................................................... 234Mischlinge zwischen Kanarien und Kreuzschnäbel ............................................................ 236Mischlinge zwischen verschiedenen Carduelidenarten ..................................................... 236

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10 Inhalt

Der Züchterwettbewerb ................................................................................ 238Die Vogelzüchterorganisationen ...................................................................................... 238Über den Sinn von Bewertungen ..................................................................................... 241Die Schaukäfige ............................................................................................................... 243Die Schauklassen ............................................................................................................. 246Unterschiedliche Bewertungsmethoden .......................................................................... 247

Die Punktbewertung der Farbenkanarien .................................................................... 247Die Punktbewertung der Mischlinge ............................................................................ 250

Das Platzierungssystem ................................................................................................... 252Die Auswertung der Schauerfolge .................................................................................... 253

Anhang.......................................................................................................... 255Codex pro Natura ............................................................................................................ 255Grundsatzpapier Mischlinge ............................................................................................ 256Richtlinien für Vogelbörsen ............................................................................................. 257

Tabellen ................................................................................................................ 259Tabelle 1: Die genetischen Symbole bekannter Erbfaktoren ............................................. 259Tabelle 2: Erbgang autosomal-rezessiver Eigenschaften ................................................... 261Tabelle 3: Erbgang autosomal-dominanter Eigenschaften................................................. 261Tabelle 4: Erbgang autosomal-intermediärer Eigenschaften ............................................. 262Tabelle 5: Erbgang gonosomal-rezessiver Eigenschaften ................................................... 262Tabelle 6: Erbgang gonosomal-dominanter Eigenschaften ................................................ 263Tabelle 7: Verpaarungsbeispiele mit Mosaik-Kanarien ...................................................... 263Tabelle 8: Verpaarungsbeispiele mit Intensiv und Schimmel ............................................. 264Tabelle 9: Die Gelb-Rot-Vererbung................................................................................... 266Tabelle 10: Verpaarungsbeispiele mit schwarzen Männchen ............................................ 268Tabelle 11: Verpaarungsbeispiele mit braunen Männchen................................................ 270Tabelle 12: Verpaarungsbeispiele mit Achat-Männchen ................................................... 270Tabelle 13: Verpaarungsbeispiele mit Isabell-Männchen .................................................. 272Tabelle 14: Verpaarungsbeispiele mit Satinet Männchen .................................................. 272Tabelle 15: Verpaarungsbeispiele mit Braun- und Schwarz-Phaeo..................................... 274Tabelle 15: Verpaarungsbeispiele mit Phaeo- und Topas .................................................. 276Tabelle 16: Verpaarungsbeispiele mit Eumo-Kanarien ...................................................... 276Tabellen Mischlinge......................................................................................................... 278

Bildquellen ........................................................................................................... 281Literaturübersicht ................................................................................................. 283

Zeitschriften, Periodika .................................................................................................... 288

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24 Genetische Grundlagen

Bei der geschlechtlichen Fortpflanzung verschmelzen die haploiden Zellkerne der Ei- undder Samenzelle miteinander. Die befruchtete Eizelle besitzt nun einen doppelten (diploi-dem) Chromosomensatz, aus der ein neues Lebewesen entsteht.

Bei der Befruchtung dringen nur der Zellkern und die Zentriolen des Spermiums in dieEizelle ein. Die Mitochondrien des Spermiums bleiben außerhalb der Eizelle. Damit ist imneuen Lebewesen keine väterlichen mitochondriale DNA (mtDNA) vorhanden, was sichPopulationsforschunger und Genealogen zunutze machen. Sie können so die mütterlicheLinie eines Lebewesens zurückverfolgen.

Die Chromosomen – Träger der Gene

Bild 10: Das Chromosom.

In den Zellkernen jeder Körperzelle organi-sieren sich u. a. Proteinfäden in Form vonenorm langen Riesenmolekülen der Desoxy-ribonukleinsäure, kurz DNS genannt. Heuteist fast nur noch die englische BezeichnungDNA (Desoxyribonukleic acid) gebräuch-lich. Diese DNA-Moleküle können unter be-stimmten Bedingungen unter dem Lichtmik-roskop sichtbar gemacht werden. Da dieseMoleküle zu diesem Zweck einfärbbar sind,gab man ihnen den Namen Chromosom (ausgriech. chromo = Farbe), was mit „farbigenKörperchen“ übersetzt werden kann.

Die sichtbar gemachten Chromosome wer-den gewöhnlich der Größe nach geordnet unddann nummeriert.

Der Chromosomensatz

Jede Art hat eine ganz spezifische Anzahl dieser Chromosome, den Chromosomensatz. Sobesitzen der Mensch z. B. 46, die Ameise 48, die Katze 64, das Rind 60 und der Karpfen104 Chromosome. An Hand der Chromosomenanzahl lässt sich also die Komplexität oderEntwicklungsstand einer Art nicht bestimmen.

Bei Kanarien sind das nach HANS CLAßEN 84 (2n = 84) Chromosome8. Andere Autorenfinden nur 809 oder gar nur 74 Chromosome10 (Dr. SUSUMO OHNO; 1928 bis 2000). Deshalb

8 Claßen, H.: Erbgänge beim Kanarienvogel – Teil 2, Satinet. In: Der Kanarienfreund. 32. Jahrgang (1979), S. 581.9 Bulatova, N.: A Comparative karyological study of Passerine birds. Acta Sc.Nat. Brno 15, S. 1–44. 1981.10 Ohno, S.: Sex Chromosomes and Sex-Linked Genes. Springer-Verlag. Berlin, Heidelberg, New York 1967.

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Zelle und Chromosom 25

wird meist von 2n = ± 80 Chromosome bei Kanarien gesprochen. Die Unsicherheit überdie tatsächliche Chromosomenanzahl beim Kanarienvogel beruht auf die vielen Mikrochro-mosome. Durch ihre geringe Größe lassen sie sich oft nicht entdecken, zählen und könnenin der Regel nicht über die Bandmuster identifiziert werden.

Auf jeden Fall bezieht sich eine angegebene Chromosomenanzahl auf den vollständigenChromosomensatz aller Körperzellen. In den Körperzellen liegt jedes Chromosom in dop-pelter Anzahl vor (2n). Der vollständige Chromosomensatz der Körperzellen wird auch alsdiploider Chromosomensatz (di = zwei) bezeichnet.

Bild 11: Karyogramm des Chromosomensatzes eines weiblichen Kanarienvogels.12

Die Geschlechtschromosomen

Bei den meisten Arten übernehmen zwei Chromosome eine klar erkennbare Aufgabe, dennsie bestimmen das Geschlecht des Individuums. Diese beiden Chromosome unterscheidensich durch ihre besondere Form und man nannte sie deshalb X- und Y-Chromosom. DieseGeschlechtschromosome werden auch als Gonosome oder als Sex Chromosome bezeichnet.Alle anderen Chromosome bekommen den Namen Autosom oder Non-Sex Chromosom.

Bei den meisten Pflanzen und Tieren besitzen die Weibchen zwei X-Chromosome und dieMännchen ein X- und ein Y-Chromosom in allen Körperzellen.

Bei allen Vögeln und bei einigen Reptilien und Schmetterlingen ist es jedoch anders. Beidiesen Arten besitzen die Männchen zwei Z-Chromosome und die weiblichen Vögel einZ-und ein W-Chromosom in den Körperzellen. Ursache soll sein, dass sich im Laufe der

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Die Vererbungsregeln 43

Bild 22: Schema des geschlechtsgebundenen dominant-rezessiven Erbgangs.

Bild 23: Die reziproke Verpaarung ergibt andere Ergebnisse beim geschlechtsgebundenen dominant-rezessiven Erbgang.

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108 Aufgehellte Farbenkanarien

Die aufgehellten Rot-schimmel-Vögel – früher als „Lachs“-Vögel (franz. „Saumon“) be-zeichnet – zeigen sich heute auf Bewertungsschauen mit einem zumeist sehr feinen undgleichmäßigen Schimmelbelag.

Aufgrund der derzeitigen hohen Qualitätsdichte in der Lipochromausfärbung und in derKategorie gewinnen aufgehellte Rotvögel nur dann, wenn jede Feder des Gefieders eng amKörper anliegt und die Größe, Form und Gestalt der Vögel eine vollkommene Harmoniebildet.

Die rote Grundfarbe kann mit allen anderen Kanarienfarben kombiniert werden. Vögel mitroter Grundfarbe und mit einer Melaninfarbe werden als rotgrundige Melaninkanarien be-zeichnet.

Der Urucum-Faktor (ur-Locus)Nach verschiedenen Quellen traten 1992 oder 1994 in der brasilianischen Stadt Resendebei Senhor MAÉRICO SERPA LARANJO rote aufgehellte Kanarien auf, deren Schnäbel, Stän-der, Zehen und Krallen rötlich gefärbt waren.39

Auch HERMANN KOLB aus Deutschland stellte 2000 aufgehellt rote Kanarien mit rotenSchnäbeln vor, über die es einen Bericht im „Vogelfreund“ gab. 2004 konnten bei einerFortbildungsveranstaltung solche Vögel betrachtet werden. Im gleichen Jahr wurden die„Rotschnäbel“ erstmals offiziell in Brasilien vorgestellt und ein Jahr später auf der großenitalienischen Vogelschau Reggio Emilia.40

Im Jahr 2005 entdeckte der belgische Züchter MARC LANCKZWEIRT in einem Nest roterKanarien ganz unerwartet einen Jungvogel mit roten Hornteilen. Fast zur gleichen Zeitwurden „Rotschnäbel“ auch bei den belgischen Züchtern WILFRIED DEYAERT und JOZEFVAN DER MEEREN geboren. Diese „red beak“ litten jedoch an Gleichgewichtsstörungen, sodass die Zucht in Belgien vorerst nicht weitergeführt wurde. Außerdem gab es am anderenEnde der Welt, d. h. in Südamerika, bereits eine größere Anzahl dieser Vögel auf hohemNiveau, die keine gesundheitlichen Probleme mehr hatten.41

Im Juli 2010 stellten die brasilianischen Züchter MAÉRICO SERPA LARANJO, ÁLVAROBLASINA und ALBERTO PLICARO die nunmehr als „Urucum“ bezeichneten Kanarien vor.Der Name leitet sich vom Annattostrauch (Bixa orellana) ab, der in Brasilien „Urucum”genannt wird. Der aus dem lebhaft roten Samen dieser Pflanze gewonnene Farbstoff wirdvon den Indianern als Gewürz, zum Färben und zur Körperbemalung genutzt. Am 18. Juli2013 wurden diese Vögel in Itatiba (Brasilien) als Urucum national anerkannt.

39 Antonio Carlos Lemo, Brasilien. Die Mutation Urucum. Übersetzung und Bearbeitung von Thomas Müller. In: DerVogelfreund 10/2013.40 Pütz, E. und P.: Haben Sie schon einmal vom „Urucum“ gehört? In: Der Vogelfreund, 4/2012.41 Skejik, D.: Bec Jaune vs Urucum. Unter: http://kanarioloog.skyrock.com [Stand: 06.01.2017].

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Der Lipochrom-Synthese-Faktor (L-Locus) 109

Bild 67: Klassische Rotvögel (obere Reihe) im Vergleich zum Urucum (untere Reihe). Jeweils vonlinks nach rechts: Schnabelfarbe, Schimmelbelag, Kloakenregion 42

Neben den roten Hornteilen zeigen die Federn der Rotschnäbel (Pico rojo) oder Urucum-Kanarien in schimmel keinen weißen Federrand, sondern einen rötlichen Federsaum. Dar-über hinaus besitzt die Kloakenregion das volle Lipochrom und ist nicht abgeschwächt, wiees sonst bei anderen Kanarien der Fall ist. Dies ist ein ähnlicher Effekt, wie die Kobalt-Mutation bei den Melaninkanarien.

Im Jahr 1993 trat in Spanien spontan (offenbar ohne Bezug zum Urucum) eine Mutationauf, bei der die aufgehellt gelben Vögel gelbe Hornteile und eine durchgängige, bis zurKloake reichende, gelbe Gefiederfärbung hatten. Der spanische Züchter JOSE LUIS LOZANOaus Orihuela (Provinz Alicante) stellte diese Vögel das erste Mal vor.43 Im September 2016wurde von Spanien die C.O.M.-Anerkennung von „Gelbschnäbeln“ in die Wege geleitet.44

42 Aus der Präsentation von Manuel Ramón Sanz, Granada, Septiembre de 2010. Comisiones técnicas COE.43 Skejik, D.: Bec Jaune vs Urucum. Unter: http://kanarioloog.skyrock.com [Stand: 06.01.2017].44 Journées techniques sections D. Compte-rendu de la réunion des experts de la section „D“. Cervia les 16, 17 et18 septembre 2016.

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Die klassischen Melaninkanarien 137

nung“ und das Symbol „d“ (abgeleitet von „Dichte“). Trotz dieser Annahmen ist die tat-sächliche Ursache bis heute nicht bekannt, denn es gibt darüber keinerlei allgemein zugäng-liche Untersuchungsergebnisse.

In der Biologie wird mit dem Symbol „d“ ebenfalls eine Farbverdünnung bezeichnet (engl.„dilution“ = verdünnt). Allerdings wird darunter ein anderer Vorgang der Pigmentierungverstanden, nämlich die Bildung von Makromelanosomen, und hat somit mit der Auffas-sung der Kanarienzüchter zur klassischen Verdünnung nichts gemeinsam (vgl. Opal).

Bis zur Klärung der Tatsächlichen Ursachen sollte diese Mutation als „Melanindichte re-duziert“ (dr) umschrieben werden.

Der mutierte Melanindichte-Faktor bewirkt eine Aufhellung der Flächen- und Zeichnungs-melanine bei allen Melaninfarbschlägen. Außerdem wird das Zeichnungsmelanin in seinerAusdehnung reduziert. So entsteht eine schmale, kurze und damit unterbrochene Striche-lung, denn das Zeichnungsmelanin reicht nicht mehr bis zur Federspitze. Das Zeichnungs-melanin des Großgefieders besitzt eine hellere Umrandung und am äußersten Rand einesehr schmale lipochromhaltige bzw. weiße Säumung.

Vom Melanindichte-Faktor sind derzeit zwei allele Mutationen bekannt: die eigentliche„Verdünnung“ und die als „Satinet“ bezeichnete nochmalige Aufhellung der Melanine.

Achatvögel (Allel-Kombination s+ dr)Bereits um 1709 trat in der Kanarienzucht des Amster-damer Bürgermeisters JOAN CORVER (1628 bis 1716)Vögel mit verdünnten Melaninen auf.

Als 1900 beim holländischen Züchter PIETER JOHANNESHELDER (1867 bis 1957) statt eines grünen Vogels ein„staubgraues“ Weibchen auftrat, nannte er diese erneutaufgetauchte Mutation „Achatgrün“. Achat wohl des-halb, weil es ihn an die gleichnamigen Halbedelsteine er-innerte, die – als Schmucksteine verarbeitet – schöneStreifungen in allen denkbaren Farbvarianten besitzen.Den Namen Achat wiederum bekam das Mineral vonTheophrastos, der ihn im Fluss Achates auf Sizilien fandund beschrieb.

Bild 92: Joan Corver.

Als der Züchter Helder diese Mutation auf die braunen Kanarien übertragen konnte, nannteer den neu entstandenen Farbschlag „Isabell“. HENNIGER erkannte richtig, dass es mit derVergabe von zwei Namen für ein und dieselbe Mutation zu einem heillosen Durcheinanderkommen musste und führte den unmissverständlichen Zusatznamen „verdünnt“ ein. Unge-achtet dessen hat sich der Name „Achat“ für einen verdünnten Schwarzvogel heute welt-

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138 Die Melaninkanarien

weit durchgesetzt und ist aus dem Sprachgebrauch der Kanarienzüchter nicht mehr zu ver-bannen.

Der aktuelle C.O.M.-Standard fordert eine schwarze Tönung der schmalen und unterbro-chenen Zeichnung. Diese Farbbezeichnung ist ein Widerspruch, denn an anderer Stelle desfranzösischen Originaltextes dieses Standards wird geschrieben, dass die Färbung desZeichnungsmelanins – gegenüber den Unverdünnten – abgeschwächt, in der Tönung redu-ziert (réduction de la tonalité des eumélanines) ist.

Richtig ist, dass durch Mutation des Melanindichte-Faktors bei Vögeln der Schwarzreiheaus dem ursprünglich schwarzen Zeichnungsmelanin ein anthrazit- bis graphitschwarzesMelanin wird. Auch das Flächenmelanin wird vom ursprünglichen Anthrazit zu einemAchatgrau bis Silbergrau aufgehellt. Das Großgefieder besitzt die Färbung des Zeichnungs-melanins und hat einen schmalen Federrand in der jeweiligen Grundfarbe.

Die Augen sind tiefschwarz, das Untergefieder und die Federkiele sind anthrazitgrau. DerLauf und die Zehen sind hornfarben, die Krallen leicht grau getönt und der hornfarbigeSchnabel besitzt eine graue Spitze.

Der frühere Trend, das Zeichnungsmelanin sehr schmal und fein zu gestalten – es erinnertean eine mit spitzem Bleistift gezogene Steppnaht – hat sich zu einer breiteren Strichelunggewendet. Das Verhältnis Zeichnungs- zu Flächenmelanin kann heute mit 40 : 60 angege-ben werden. Durch die Melaninreduzierung wird die Grundfarbe (Lipochromfarbe) mar-kanter sichtbar und steht in einem deutlichen Kontrast zur Melaninfarbe.

Die verdünnten Schwarzvögel (Achatvögel) dürfen keine Braunanteile im Gefieder zeigen,wie es auch bei den unverdünnten Schwarzvögeln der Fall ist. Um dieses Ziel zu erreichen,muss nach diesen Gesichtspunkten selektiert, oder es können – genau wie beim Schwarz-vogel – Braun verdrängende Faktoren eingekreuzt werden.

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Klassische Achat-KanarienBild 93: Achat Gelb schimmel – guter Vogel mit deutlichem Flächenmelanin; die Seitenzeichnung solltejedoch kräftiger ausgebildet sein; der sichtbare Schimmelkragen ist in der Fotografie geschuldet.

Bild 94: Achat Gelb intensiv – guter Vogel mit deutlichem Flächenmelanin und guter Seitenzeichnung.

Bild 95: Achat Rotmosaik Typ 2 – das braunfreie Melanin ist durch den optischen Blaufaktor erzieltworden.

Bild 96: Achat Rot schimmel – guter Vogel mit einer gleichmäßigen Schimmelverteilung; die Seiten-zeichnung sollte kräftiger ausgebildet sein.

Bild 97: Achat Rot intensiv – hervorragende Lipochrom- und Melaninfarbe; das Melanin beginnt jedochnicht an der oberen Schnabelwurzel.

Bild 98: Achat Rotivoormosaik Typ 1 – das Melanin hat noch zu viel Braunanteile; der Achatbart fehlt;statt der Hinteraugenstreifen besitzt der Vogel lipochromhaltige Augenumrandungen.

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Die klassischen Melaninkanarien 139

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Mischlinge zwischen Kanarien und Stieglitz 225

Mischlinge zwischen Kanarien und StieglitzDer Stieglitz oder Distelfink (Carduelis carduelis) bewohnt weite Teile Europas und Asi-ens. Aufgrund seines großen Verbreitungsgebietes unterscheiden Systematiker 12 bis 14Unterarten.

Der Stieglitz ist der bunteste unserer einheimischen Finkenvögel und ist deshalb als Zier-vogel äußerst beliebt. In Züchterkreisen wird der ca. 13 cm große Gartenstieglitz(C. c. carduelis), als einheimischer Vertreter der Stieglitzunterarten, relativ wenig gezüch-tet. Hingegen ist der 17 cm große Waldstieglitz oder sibirische Stieglitz (C. c. major) –meist als „Major“ bezeichnet – sehr häufig bei den Züchtern anzutreffen. Deshalb sind vorallem bei ihm eine große Anzahl von Farbmutationen aufgetreten: Braun, Achat, Isabell,Pastell, Satinet, Eumo (heute „aminet“ genannt), Lutino, Gelb, Weiß (Silber), Opal, ge-scheckt, gelbschnäblig. Viele dieser Farbmutationen können miteinander kombiniert wer-den; außerdem ist vor ein paar Jahren die Mutationen „Weißkopfstieglitz“ und „Weißkehl-stieglitz“ aufgetreten, so dass es alle Farbvarianten und Kombinationen zusätzlich auch in„Weißkopf“ bzw. „Weißkehl“ gibt.

Da der Stieglitz eine rote Kopfmaske und gelbeFlügelspiegel besitzt, also rote und gelbe Lip-ochrome in seinem Gefieder getrennt ausbil-det, kann er sowohl mit gelben als auch mit ro-ten Kanarien verpaart und ausgestellt werden.Für die Mischlingszucht ist somit eine Füllevon Möglichkeiten der Farbgestaltung gege-ben. Meist werden rothaltige Kanarien ver-wendet. Bei Einsatz von Farbenstieglitzenempfiehlt sich, Kanarien mit ähnlichen Farb-mutationen zu verwenden. Auch von Kanarienmit der Mosaikeigenschaft oder von dominant-weißen Kanarienpartnern sind schön gezeich-

Bild 192: Stieglitzmischling, gezeichnet 1610von LAZARUS RÖTING (1549 bis 1614) in seinemBuch „Gli Ibridi“.

nete Mischlingsjunge zu erwarten. Stieglitze lieben die Sonne und sollten deshalb entspre-chend untergebracht werden.

Die Brutperiode des Stieglitzes beginnt kaum vor dem Mai und reicht bis in den Juli einesJahres. Deshalb ist es ratsam die erste und zweite Brut als reine Kanarienzucht zu betreiben.Allerdings muss der Stieglitz in Sicht- und Hörweite des ihm zugedachten Kanarienweib-chen bleiben.

Stieglitzmännchen sind stürmische Vögel, die sehr häufig Nester zerpflücken und die Eieranpicken oder auffressen. Unmittelbar nach dem Legen eines Eies, muss dieses durch ein

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Kunststoffei ausgetauscht werden. Wenn alle vier oder fünf Eier des Geleges gelegt wur-den, gibt man die eigenen Eier zurück und überlässt dem Kanarienweibchen die Brut undJungenaufzucht sicherheitshalber allein. Eine dauerhafte Vergesellschaftung eines Stieg-litzmännchens mit einem Kanarienweibchen ist deshalb selten möglich und er sollte vonseinem Weibchen durch ein Gitter getrennt werden können.

Die Mischlingsjungen sollten während der Nestlingszeit keine zusätzlichen farbbildendenFutterstoffe erhalten. Nur dann bleibt der Flügelspiegel gelb. Erst vor Beginn der Jugend-mauser wird Rotfutter gegeben, um eine schöne rote Maske zu erzielen.

Es sind wiederholt Zuchtversuche mit Stieglitzmischlingen unternommen worden. BeiHENNIGER werden 13 erfolgreiche Rückkreuzung auf Kanarien aufgeführt.87 Es gilt als si-cher, dass die Mischlingsmännchen – wenn überhaupt – erst nach zwei oder drei Jahrenfruchtbar sein können; die Mehrzahl aber vermutlich gar nicht.

Der Gesang der Stieglitzmischlinge ähnelt dem Stieglitz, ist sehr schön und angenehm undsind deshalb begehrte Pfleglinge. Auch die Mischlingsweibchen singen, wenn auch nichtso ausdauernd.

Der Graukopfstieglitz (C. caniceps) wird von manchen Systematikern als eigene Art be-trachtet. Graukopfstieglitze haben eine rote Gesichtsmaske, jedoch fehlt ihnen am Kopf dieweiße und schwarze Zeichnung. Stattdessen haben sie einen graubraunen Hinterkopf undRücken. Für die Cardueliden- und Mischlingszucht haben sie derzeit kaum eine Bedeutung.

Mischlingsjunge zwischen Kanarien und Stieglitzen werden mit 3,0 mm Artenschutzringenberingt.

________________________________________________________________________StieglitzmischlingeBild 193: Stieglitz-Kanarie.Bild 194: Stieglitz-Kanarie.Bild 195: Stieglitz-Kanarie, Achat.Bild 196: Stieglitz-Kanarie, Achat.Bild 197: Stieglitz-Kanarie, Achatpastell (Weibchen).Bild 198: Stieglitz-Kanarie, Satinet (Weibchen).Bild 199: Stieglitz-Kanarie, Eumo.Bild 200: Stieglitz-Kanarie, Satinet (Männchen).Bild 201: Stieglitz-Kanarie, Isabellpastell (Weibchen).

87 Henniger, J.: Farbenkanarien. Ein Lehrbuch für Farbenkanarienzüchter insbesondere über Farbvererbung. Maxi-miliansau 1962.

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