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WASSER Die wichtigste Ressource der Menschheit? Dossier ARGE Schöpfungsverantwortung (+43) 660 76 000 08 [email protected] www.argeschoepfung.at Bildquelle: M.Großmann/pixelio.de

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W A S S E R D i e w i c h t i g s t e R e s s o u r c e d e r M e n s c h h e i t ?

Dossier

ARGE Schöpfungsverantwortung (+43) 660 76 000 08

[email protected] www.argeschoepfung.at

Bildquelle: M.Großmann/pixelio.de

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Inhalt Einleitung ................................................................................................................................................. 3

Wasser - eine gefährdete Ressource ....................................................................................................... 4

Eine begrenzte Ressource ................................................................................................................... 4

Wasserversorgung bis 2025 für zwei Drittel der Weltbevölkerung gefährdet! .................................. 4

Zukünftige Herausforderungen und Lösungen im globalen Wandel, aber gibt es überhaupt

Lösungen? ............................................................................................................................................ 4

Wassernutzung – Wasserübernutzung ............................................................................................... 4

Die wichtigsten anthropogenen Ursachen .......................................................................................... 5

Klimawandel ............................................................................................................................ 5

Rodungen ................................................................................................................................ 5

Bodenversiegelung .................................................................................................................. 6

Müll und Umweltgifte ............................................................................................................. 6

Plastik gebiert einen neuen Kontinent .................................................................................... 6

Schlechtes Management ......................................................................................................... 6

Die Auswirkungen der Wasserknappheit ............................................................................................ 7

Der Krieg um Wasser ............................................................................................................... 7

Menschenrecht auf Wasser ..................................................................................................... 7

Maßnahmen ........................................................................................................................................ 7

Stopp der globalen Erwärmung! ............................................................................................. 8

Energieproduktion und Energieverbrauch .............................................................................. 8

Schutz der Wälder und Wiederbewaldung. ............................................................................ 8

Die Wasserkrise erfordert eine gemeinsame Antwort. ...................................................................... 8

Neue Herausforderungen für die Christen ............................................................................................ 11

Die Stellung der Kirchen – Schutz des Lebens, Schutz des Gemeinschaftsgutes .............................. 11

a) Bewusstseinsbildung ................................................................................................................. 11

b) Teilnahme an öffentlichen Debatten und Aktionen ................................................................. 11

c) Lebensstil – Menschenrechte - Generationenverantwortung .................................................. 12

Quellen lebendigen Wassers ................................................................................................................. 13

Schöpfung und Exodus ...................................................................................................................... 13

Voraussetzung des Lebens ................................................................................................................ 13

Andere Bedeutungen des Wassers ................................................................................................... 14

Wasser des ewigen Lebens ............................................................................................................... 15

Taufe .................................................................................................................................................. 16

Die letzten Zeiten .............................................................................................................................. 16

Verantwortlich für Gottes Gabe ........................................................................................................ 17

Im Rhythmus der Natur ......................................................................................................................... 18

Im Wandel der Zeit den Rhythmus verloren ..................................................................................... 18

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Einleitung

Der wohl wertvollste Rohstoff, den unsere Erde uns Menschen und all den anderen Lebewesen bietet, ist das Wasser - die Quelle allen Lebens, wie die Naturwissenschafter betonen. Theologisch betrachtet ist ja Gott der Urquell allen Seins -, aber bieten sich in diesem Zusammenhang nicht mehr als nur sprachliche Parallelen an? Es ist doch evident, dass in einer Kultur der „Gottvergessenheit“ (vgl. die Predigt Papst Benedikts am 25. 12. 2012, aber auch die Ansprache des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, vom 05. 11. 2012) auch der Wert der Gaben Seiner Schöpfung missachtet wird. So wenig wie Gott können wir natürlich das Wasser „gefährden“, aber in unserem Umgang mit dieser essentiellen Ressource gefährden wir unser eigenes Leben. Verfügbares Trinkwasser wird - und das gerade in Zeiten exponentiellen Bevölkerungswachstums - immer knapper! Wir bringen die Gletscher und Eisberge zum Schmelzen, wir holzen rücksichtslos das Reservoir unserer Wälder ab, wir versiegeln unsere Wasserspeicher, die Böden, und wir verschwenden das kostbare Nass in nicht nachhaltiger Landwirtschaft und für die Produktion sinnloser Luxusgüter.

Als Folge davon leiden schon jetzt immer mehr Menschen unter akutem Trinkwassermangel und sterben jährlich Millionen an den Folgeerscheinungen von Unterernährung und mangelnder Hygiene. Halbherzig geplante Gegenmaßnahmen der WHO können nicht greifen, sofern nicht ein entscheidendes Umdenken vor allem der Industrienationen, aber auch in den Entwicklungsländern (Bildungsnotstand!) einsetzt. Die christlichen Kirchen wissen seit jeher (je nach echtem Interesse) um den Wert der Schöpfung und somit auch um die ethische Verpflichtung ihrer Bewahrung für die jetzige und die kommenden Generationen. Der Gedanke einer weltweiten Solidargemeinschaft ist biblischen Ursprungs und ein Auftrag Gottes als „Herrn“ an alle Gläubigen. Das vorliegende Supplement „Schöpfungszeit 2013 Wasser“ möchte allen, die bereit sind, sich dem Anruf des Herrn zu stellen, eine Hilfestellung in Form von Vermittlung von Faktenwissen, aber auch spirituellen Anregungen geben. Roland Zisser

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Wenn wir Wasser verschwenden und vergiften, zerstören wir letztendlich unsere eigenen Grundlagen

Wasser - eine gefährdete Ressource Einige aktuelle Fakten und das Suchen nach gemeinsamen Lösungen

Eine begrenzte Ressource Die Verfügbarkeit von Frischwasser ist während der letzten Jahrzehnte stark zurückgegangen, besonders in Afrika und Asien. Tatsächlich leiden 505 Millionen Menschen in 31 Ländern unter Wasserknappheit. Wenn gegenwärtige Trends weitergehen, könnte die Zahl bis 2025 auf 2,4 bis 3,2 Milliarden Menschen steigen. Wasserversorgung bis 2025 für zwei Drittel der Weltbevölkerung gefährdet!

“884 Millionen Menschen haben nach wie vor keinen Zugang zu Trinkwasser, 2,6 Milliarden haben keinen Zugang zu sanitären Einrichtungen und 3,5 Millionen sterben jährlich an den Folgen schlechter Wasserversorgung sowie dadurch verbreiteter Krankheiten. Bis 2025 werden zwei Drittel der Weltbevölkerung in Ländern leben, in denen es nur eine mäßige bis schlechte Wasserversorgung geben wird. Weiters werden 90% aller Naturkatastrophen mit Wasser in Verbindung gebracht. 2010 waren weltweit 208 Millionen Menschen von diesen betroffen, bis 2050 könnten bei fortschreitendem Trend, 2 Milliarden Menschen regelmäßig von Hochwasser bedroht sein werden.“ Zukünftige Herausforderungen und Lösungen im globalen Wandel, aber gibt es überhaupt Lösungen?

Eine Vielzahl der globalen Probleme, wie Nahrungskrisen, Hunger, Verlust an Biodiversität, Energiekrisen oder Klimawandel können durch den gesicherten Zugang zu Wasser bewältigt werden. Daher bedarf es in Zeiten des globalen Wandels koordinierter Ansätze, internationaler Kooperationen und politischer Strategien zur Sicherstellung einer nachhaltigen Wasserbewirtschaftung. Die nationale als auch internationale Politik muss sich dem Thema sektorübergreifend mit größter Priorität annehmen, um weltweite Abhängigkeiten durch Globalisierung zu verhindern. Wasser ist in vielen Weltregionen ein knappes Gut und wasserarme Regionen werden ihren Bedarf künftig extern decken müssen – aber wie? Wassernutzung – Wasserübernutzung

Eine der Hauptursachen für die Übernutzung unserer Ressourcen liegt in dem Ungleichgewicht ihrer Verteilung: 20% der Weltbevölkerung stehen 80% der Ressourcen der Erde zur Verfügung. Vor allem das Konsumverhalten der westlichen Welt schlägt hier zu Buche. Der hohe Fleischkonsum, egal wo das Fleisch produziert wird, benötigt aufgrund der Fütterung der Tiere ernorme Wassermengen. Bspw. werden durchschnittlich zur Produktion von 1 kg Rindfleisch 15.415 Liter Wasser benötigt, für Schweinefleisch sind es „nur“ 5.988 Liter pro Kilogramm.

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Der Anbau von Monokulturen, häufig für die Zellstoffproduktion, übt auch einen großen Einfluss auf den Wasserhaushalt der Böden aus. Durch die Übernutzung sinkt der Grundwasserspiegel, Flüsse und Seen können austrocknen und die dort lebende Bevölkerung wird vertrieben. Solche Monokulturen befinden sich oftmals in Entwicklungsländer mit fruchtbaren Böden, die binnen weniger Jahre komplett ausgebeutet werden. Der Produktionsdruck kommt häufig aus den Industrienationen, die auf die Rohstoffe angewiesen sind, während sie nicht unmittelbar von den verheerenden Folgen betroffen sind. Während die einen im Überfluß leben, haben andere kaum oder keinen gesicherten Zugang zu der lebenswichtigen Ressource Wasser. Nahrung kann aber ohne Wasser nicht erzeugt werden. Folglich wird das meiste Wasser in der Landwirtschaft eingesetzt. Die Bewässerungslandwirtschaft beansprucht etwa 70 Prozent des Wasserbedarfs. Bspw. benötigt die Herstellung von einem Kilogramm Reis 2.500 Liter Wasser benötigt, für ein Kilogramm Rindfleisch 15.000 Liter. Die wichtigsten anthropogenen Ursachen

Auf der einen Seite nimmt der Wasserentzug durch den Menschen stetig zu. Auf der anderen Seite nimmt die Verfügbarkeit von Frischwasser in vielen Teilen der Welt ständig ab. Zum Beispiel sind zwischen 1900 und 1975 die Wasserverbrauchszahlen der USA um das Zehnfache gestiegen, während die Bevölkerung nur um das Vierfache gewachsen ist. Generell verbrauchen Menschen 54 Prozent allen verfügbaren Frischwassers aus Flüssen, Seen und Grundwasservorräten. Durch den Bevölkerungszuwachs könnte der

Verbrauch bis 2025 sogar auf 70 Prozent steigen.

Klimawandel Überflutungen – gesteigerte Evaporation – Dürren - Gletscherschmelze Mit den Veränderungen am Klima wird sich auch der Wasserkreislauf unweigerlich verändern. In nördlichen Gebieten und in Flussbetten, die von der Schneeschmelze abhängen, können sich Überflutungen häufen. Ein Temperaturanstieg führt auch zu einem Anstieg der Evapotranspiration – Wasser evaporiert von der Oberfläche und von Pflanzen. In weiterer Folge wären sogar Gegenden mit hohen Niederschlägen auf Grund der gesteigerten Evaporation von einer Reduktion des Wasserreservoirs betroffen. Die Häufigkeit und Schwere von Dürren werden in vielen Gegenden zunehmen, als Folge von Änderungen in der Gesamtregenmenge, was zu höheren Ernteverlusten und gesteigertem Wasserverbrauch in der Landwirtschaft führt. Während Klimaforscher in der Vergangenheit vorsichtig mit Prognosen waren, ist es nun bereits eine unbestrittene Tatsache, dass der Klimawandel existiert und dass er von menschlichen Aktivitäten induziert wird. Auch die so oft zitierte „2°-Marke“ scheint - nach derzeitigem Stand - kaum noch erreichbar.

Rodungen sind ein weiterer Störfaktor. Wenn Wälder abgeholzt werden, ändert sich der Wasserkreislauf: Quellen verschwinden, Erosion nimmt zu. Das Wasserrückhaltevermögen von Böden wird deutlich verringert, was bei starken Niederschlägen schnell zu Überschwemmungen führen kann, da der Boden das Wasser nicht aufnehmen kann. Dies gilt besonders für Berggegenden, wo das Wasser schneller in die Ebenen

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abrinnen kann und die Gefahr von Muren und Erdrutschen erhöht.

Bodenversiegelung Ein weiterer wichtiger Einflußfaktor, vor allem auf den Grundwasserspiegel, stellen Flächen- oder Bodenversiegelungen dar. Durch den Bau von Straßen oder Gebäuden, aber auch durch unterirdische Leitungen und Tunnels kann kein Niederschlag mehr von den Böden aufgenommen werden, sondern das Wasser muss oberflächlich abfließen. Die natürliche Pufferwirkung des Bodens geht somit verloren und die Wahrscheinlichkeit von Hochwässern, Trinkwassermangel oder Dürreschäden steigt drastisch an. Auch die Belastung des Grundwassers durch Schadstoffeintrag erhöht sich, da bei punktueller Versickerung die Filterwirkung des Bodens nachlässt. Solchen Umweltschäden soll durch gezielte Raumordnungs- und Stadtplanungsmaßnahmen sowie ökologischen Ausgleichsflächen entgegengewirkt werden.

Müll und Umweltgifte verringern die Menge des verfügbaren und vor allem sauberen Wassers. Menschliche Abfälle, ob von der Industrie oder von Haushalten stammend, gelangen ins Grundwasser, oder brauchen Wasser um entsorgt zu werden. Die Ablagerungen von Kunstdüngern aus der Landwirtschaft verschmutzen Flüsse, Seen und Grundwasserreserven. Oft sind die Schäden durch Verschmutzung irreversibel oder erfordern hohen technischen und damit finanziellen Aufwand. Bestes Beispiel dafür ist wohl das Reaktorunglück in Fukushima im März 2011. Das für die Kühlung des beschädigten Reaktors verwendete Wasser wurde ungehindert in den Pazifik nordöstlich des Kraftwerks ins Meer geleitet, genau in eines der fischreichsten Gebiete der Welt. Die dort ansässige Fischerei stellt 50% des

gesamten Japanischen Fischproduktion bereit, wovon jeder Japaner ca. 60kg im Jahr zu sich nimmt. Die eingebrachten radioaktiven Substanzen, die die Fische unweigerlich aufnehmen, sind bereits in kleinsten Konzentrationen zellschädigend und bleiben teilweise bis zu 24.000 Jahre erhalten.

Plastik gebiert einen neuen Kontinent

In den vergangenen Jahren haben Wissenschaftler außerdem einen neuen Kontinent entdeckt, welcher ausschließlich aus Plastikmüll besteht und sich über die 16-fache Fläche von Österreich erstreckt. Das „Garbage Patch“ ist eine Ansammlung von Plastikmüll im Pazifischen Ozean, welche sich aufgrund bestimmter Meeresströmungen gebildet hat und über die nächsten 76.000 Jahre wohl oder übel dort verweilen wird. So lange braucht es nämlich, bis sich Plastik vollständig abgebaut hat. In der Zwischenzeit werden kleinste Teilchen des Plastikmülls von Fischen und Meereslebewesen aufgenommen und somit gelangen zahlreiche Giftstoffe letztendlich über die Nahrungskette auch zu uns Menschen.

Schlechtes Management führt zu einem Verlust großer Mengen von Wasser. Wasser ist üblicherweise nicht dort verfügbar, wo es am meisten gebraucht wird. Dämme und Speichervorrichtungen sind notwendig, Leitungen müssen gebaut werden, um das Wasser an entfernte Stellen zu bringen. Schnell wachsende urbane Zentren bringen besondere Probleme im Wassermanagement mit sich. Durch die veränderten Bedingungen, wie den Klimawandel, ist auch eine ständige Anpassung dieser Infrastruktur nötig. Eben diese Anpassungen an einen Temperaturanstieg des Weltklimas bis 2050 würden laut Weltbank zwischen 70 und 100 Milliarden Dollar jährlich kosten;

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allein 20 Prozent davon entfallen auf Maßnahmen zur Wasserversorgung oder zum Schutz vor Hochwasser. Die Auswirkungen der Wasserknappheit

Es ist wichtig zu betonen, dass die zunehmende Beanspruchung von Wasserressourcen im Zusammenhang mit einer generellen ökologischen Krise und damit einer Bedrohung des Lebens steht. Die echte Bedrohung besteht in der Tatsache, dass eine große Bandbreite ökologischer Probleme gleichzeitig behandelt werden muss. Wassermangel kann daher in diesem Zusammenhang nicht allein betrachtet werden. Ebenso müssen Maßnahmen das gesamte Zusammenspiel berücksichtigen. Es ist keine Übertreibung zu behaupten, dass die Wasserkrise allgegenwärtig ist. Welches ökologische Problem man auch immer näher betrachtet, es hängt stets auf die eine oder andere Weise mit Wasser zusammen.

Der Krieg um Wasser Seit Tausenden von Jahren wurden Kriege um wertvolle Ressourcen wie Gold, Diamanten oder Öl geführt, um Wasser hat sich jedoch kaum jemand Gedanken gemacht. Heute sieht das anders aus. Die wachsende Bevölkerung, zumeist in ohnedies wasserarmen Regionen, der steigende Wasserverbrauch und die Ausbreitung von Wüsten üben Druck auf Volkswirtschaften aus und plötzlich wird die Ressource Wasser machtvoll eingesetzt. Vor allem im Nahen Osten und Teilen von Asien wird sich die Gefahr von Wasserkriegen laut US-Forschern deutlich erhöhen. Politische Entscheidungen, wie das Errichten von Staudämmen oder Bewässerungssystemen in Ländern flußaufwärts, können den Wasserbedarf der nachfolgenden Länder maßgeblich beeinflussen. Schon heute gibt es diese Konflikte entlang des Euphrat und Tigris,

des Nils und im Jordanbecken. Auch China gerät zusehends unter Zugzwang. Das Land beherbergt 20% der Weltbevölkerung, während sich nur knapp 8% der Süßwasservorräte hier befinden. Durch zahlreiche Projekte für Großwasserkraftwerke in China kommt es häufig zu Konflikten mit Indien, Pakistan oder Vietnam, die flußabwärts von den Folgen betroffen sind.

Menschenrecht auf Wasser Privatisierung von Wasser als EU-Verordnung ? Menschenrechte dürfen nicht verkauft werden! Aktuell diskutiert die EU-Kommission darüber, ob und in wiefern Wasserrechte an private Firmen vergeben werden. Damit wäre der Handel mit der wichtigsten Ressource der Welt möglich und es könnte so weit kommen, dass sich manche Länder den Wasserimport nicht mehr leisten können. Dabei ist man sich über einig: Wasser und sanitäre Grundversorgung sind ein Menschenrecht entsprechend der Resolution der Vereinten Nationen, Wasser ist ein Öffentliches Gut und keine Handelsware. Eine funktionierende Wasser- und Abwasserwirtschaft sollte als existenzsichernde öffentliche Dienstleistung für alle Menschen zur Verfügung stehen. Noch bis Ende September gibt es die Möglichkeit eine Petition gegen die EU-Verordnung zu unterstützen. Setzen Sie sich für Ihre Rechte ein: http://www.right2water.eu/

Maßnahmen

Welche Maßnahmen können ergriffen werden in dieser Wasserkrise? Viele Maßnahmen sind in der Lage die Verfügbarkeit von Wasser zu verbessern. Die Effektivität dieser Maßnahmen kann verbessert werden durch:

Einstellung von Risikotechnologien, Chemieeinsatz

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Pestizidverbot

Steigerung der Speichermenge von Wasser

Sorgsamer Umgang im Alltag (Hygiene, Wäsche ….)

Reduktion des Wasserverbrauchs in der Industrie durch verbesserte Technologien

Entwicklung effizienter Methoden der Wassernutzung in der Landwirtschaft und durch eine verminderte Nutzung von künstlicher Bewässerung

Eine Verbesserung der Installationen im Bereich der Wasserspeicherung und Weiterleitung

Verminderung der Wasserverschmutzung und Wiederaufbereitung von verschmutztem Wasser

Wasser ist essentiell als knappe Ressource zu betrachten und den Verbrauch so gering wie möglich zu halten. Selbst dort, wo Wasser in großen Mengen verfügbar ist, muss eine Verschwendung verhindert werden. Die Menge des Wasserverbrauchs in den Industriestaaten muss weiter reduziert werden. Um der Wasserkrise effektiv entgegenzutreten, müssen auch weiterführende Themen behandelt werden, wie:

Stopp der globalen Erwärmung! Es ist DAS Gebot der Stunde dem Klimawandel Einhalt zu gebieten bzw. sein Ausmaß möglichst gering zu halten und den Wasserkreislauf aufrechtzuerhalten.

Energieproduktion und Energieverbrauch

Im Vergleich zu Energie, die aus fossilen Brennstoffen oder Kernspaltung gewonnen wird, gilt die Energie aus Wasserkraft gemeinhin als „sauber“. Tatsächlich jedoch birgt jede Form der Energiegewinnung Risiken und Eingriffe in stabile Ökosysteme sind nötig. Die Konstruktion von Staumauern beispielsweise fordert einen hohen ökologischen Preis. Energiesparen hilft daher auch Wasser und wichtige Lebensräume zu schützen.

Schutz der Wälder und Wiederbewaldung.

Besonders in Gebirgsgegenden. Wälder dienen nicht nur als CO2-Speicher, sondern schützen auch die Wasserressourcen. Vor allem die tropischen Regenwälder sind zudem Heimat für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, die vom Schutz ihres Lebensraumes profitieren. Mit Ihrer Spende tragen Sie zum Erhalt des Regenwaldes und zur Unterstützung für den Schutz bei: http://www.regenwald.org/ Die Wasserkrise erfordert eine gemeinsame Antwort.

Sie betrifft alle Schichten der Gesellschaft, von den lokalen Gemeinschaften bis auf nationale und internationale Ebenen. Um die Teilnahme der Menschen sicher zu stellen, sind lokale Aktionen notwendig. Doch ist es wichtig zu erkennen, dass die Probleme nur in überregionalem Maßstab wirksam bekämpft werden können. Kooperationen unter den Gemeinschaften sind daher erforderlich. In vielen Fällen kann eine Lösung nur durch internationale Zusammenarbeit und Solidarität gefunden werden.

Weitere Behelfe: Wasserfolder ARGE Schöpfungsverantwortung Dossier OEKU Schweiz: http://www.oeku.ch/de/index.php

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Quellenangeben: http://www.right2water.eu/ http://www.welt.de/politik/ausland/article108412963/Der-Krieg-der-Zukunft-geht-ums-Wasser.html http://www.lebensministerium.at/wasser.html http://www.unesco.de/weltwasserbericht4_kernaussagen.html http://www.unesco.de/weltwasserbericht4_europa.html http://www.profil.at/articles/1323/560/359840/hochwasser-hochwasser-2013-ein-jahrhundert-hochwasser-oesterreich http://www.fukushima-disaster.de/fileadmin/user_upload/pdf/deutsch/auswirkungen_gau_fukushima_pazifik_nahrungsketten.pdf http://virtuelles-wasser.de/fleisch.html

Erstellt von: Luisa Sauper und Angelika Söllner (ARGE Schöpfungsverantwortung)

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Schöpfungsethik – Schöpfungsspirualität

WASSER Gabe und Aufgabe

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Wasser, ein christliches Symbol, Element des Segens,

Element des heiles. Wasser kostbare Gabe Gottes an die Menschen

Neue Herausforderungen für die Christen - Erkennen des Ausmaßes der

Bedrohung eines Gottesgeschenkes Ein Auszug aus einem Bericht von Dr. Lukas Vischer (ECEN)

Für Christen hat Wasser auch eine tiefe spirituelle Bedeutung, denn es ist ein Geschenk Gottes und gleichzeitig die Grundvoraussetzung des Lebens. Dies spiegelt sich sowohl im Gottesdienst als auch in den theologischen und liturgischen Traditionen der Kirchen wider. Wasser dient als Symbol in christlichen Feiern und Ritualen. Auf verschiedene Weisen unterstreicht die christliche Tradition die Bedeutung und die Heiligkeit des kostbaren Gutes. Wenn wir nun diese Traditionen wieder aufleben lassen, werden wir aber auch an die Gefahren erinnert, die aus der reduzierten Verfügbarkeit und dem Qualitätsverlust durch verantwortungslosen Umgang damit resultieren. Die Stellung der Kirchen – Schutz des Lebens, Schutz des Gemeinschaftsgutes

Wasser als Gottesgeschenk ist von besonderer Bedeutung für alle Christen, trifft es doch den Lebensschutzauftrag der Kirchen. Ein Bildungs- und Handlungsauftrag! a) Bewusstseinsbildung Kirchen sollen die einzigartige Rolle des Wassers für alle Lebewesen hervorheben. Christen sehen Wasser als Geschenk Gottes an. Wasser ist ein Symbol des Lebens und ein Symbol von Gottes Gnade. Wasser stellt daher mehr als nur ein nutzbares Gut dar. Wasser verdient

Respekt und Schutz. Die Kirchen müssen Wasser als Leben spendendes Geschenk schätzen lernen. Es ist selbstverständlich, dass Gottes Geschenk der gesamten Schöpfung zugedacht ist. Gemäß der zweiten Schöpfungsgeschichte fließt das Wasser aus Gottes Paradies über die ganze Erde. Das paradiesische Geschenk ist für alle Lebewesen; und Jesus sagte uns, dass Gott den Regen für alle Gerechten und auch Ungerechten schickt. Wasser gilt daher als gemeinschaftliches Gut. Die erste Aufgabe der Christen besteht daher darin, den Wert des Wassers zu verstehen und einen Lebensstil zu pflegen, der dem Wasserschutzauftrag entspricht. Bewusstseinsbildung muss gleichzeitig auch eine nachhaltige Bewusstwerdung der gegenwärtigen Situation sein. Warum sprechen wir von einer „Wasserkrise“? Was sind ihre Wurzeln? Christen müssen es schaffen sich der tatsächlichen Krise bewusst zu werden und dürfen ihre Gefahren keinesfalls übersehen oder herabsetzen. Die Thematik muss in ihrer vollen Komplexität betrachtet werden. b) Teilnahme an öffentlichen Debatten und Aktionen Da Wasser für das Leben essentiell ist, haben die Kirchen die Pflicht sich in der gegenwärtigen Debatte über angemessenes Wassermanagement zu beteiligen. Es sind fundamentale ethische Entscheidungen zu treffen und nur eine

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volle Teilnahme an der öffentlichen Diskussion darf für die Kirchen in Betracht kommen. Eine Teilnahme ist essentiell auf allen Ebenen – lokal, national, regional und international. Es müssen Wege gefunden werden, um die Ausarbeitung internationaler Abkommen in Zusammenarbeit zu ermöglichen. Aus diesem Grund sollten Kirchen mit NGOs zusammenarbeiten, die sich intensiv mit der Thematik der Wasserkrise auseinander setzen, um aus deren Erfahrungen zu profitieren. In vielen Gegenden können Lösungen nur auf regionaler Ebene erzielt werden. Da Kirchen üblicherweise nationale Grenzen überschreiten, können sie als wichtige Vermittler in Prozessen der regionalen Zusammenarbeit dienen. Ein Hauptaugenmerk muss darin liegen, die Menschen zur Teilnahme an einem effizienten Wassermanagement zu bewegen.

c) Lebensstil – Menschenrechte - Generationenverantwortung Um Glaubwürdigkeit zu wahren, müssen die Kirchen, sowohl auf persönlicher als auch auf gemeinschaftlicher Ebene, einen Lebensstil vorleben, in welchem sich Respekt und Verantwortung gegenüber dem Geschenk des Wassers spiegeln. Christen müssen der exzessiven Wassernutzung widerstehen und unnötige Verschmutzungen vermeiden. Sie sollten zugunsten der Verfügbarkeit des Wassers an allen „indirekten“ Maßnahmen teilnehmen die eine Steigerung der Wasserverfügbarkeit nach sich ziehen. Das Recht auf Wasserzugang muss erkannt und als grundlegendes Menschenrecht propagiert werden, gestützt durch gesetzliche Grundlagen. Wasser verbindet uns mit der Schöpfung. Aus diesem Grund sind sein Schutz und seine nachhaltige Nutzung eine absolute Notwendigkeit für den Erhalt des Lebens auf unserem Planeten und dem Wohlergehen zukünftiger Generationen.

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Wasser, ein stilles Element, ein lautes Element,

ein kraftvolles Element, ein tragendes Element,

ein bedrohliches Element.

Quellen lebendigen Wassers Auszug von Dr. Lukas Vischer im Oktober 2002

Was lässt sich aufgrund der christlichen Tradition über das Wasser sagen? Es gibt keinen Abschnitt in der Bibel, in dem das Wasser zum Gegenstand einer zusammenhängenden Betrachtung würde. Wasser spielt aber auf vielfältige Weise in unterschiedlichen Kontexten eine wichtige Rolle. In der christlichen Kirche erhält es durch das Sakrament der Taufe eine zentrale symbolische Bedeutung. Schöpfung und Exodus

In der Bibel wird uns die Erschaffung der Welt zweimal erzählt (Gen.1 und Gen.2). Das Wasser spielt in den beiden Erzählungen eine unterschiedliche Rolle. Im ersten Bericht wird uns das Wasser als bedrohliche Macht dargestellt. Gleich zu Beginn der Bibel heisst es: Die Erde war wüst und leer und Finsternis lag auf der Urflut, und der Geist Gottes schwebte über den Wassern (Gen.1,2). Gott erschafft die Welt, indem er sie der Urflut abringt. Er drängt die Wasser zurück, indem er das Firmament, eine Art von Schale, aufrichtet. Die Erde ruht unter diesem Firmament als Scheibe auf den Wassern. Der Kosmos, den der Mensch bewohnt, ist also umgeben von Wassern - Wasser über den Firmament, Wasser unter der Erde. Eine überaus verletzliche Situation, wie die Sintflut zeigen wird. Wenn Gott die Fenster des Firmamentes öffnet und die Brunnen der Erde überquellen lässt (Gen.7,11), ist es mit allem Leben auf der Erde zu Ende. Wasser

ist also eine ständige Bedrohung. Vertrauen ist einzig darum möglich, weil Gott selbst diese dunkle Macht in Zügeln hält. Die Urflut, heisst es in einem Psalm, deckte die Erde wie ein Kleid, über den Bergen standen die Wasser, doch sie flohen vor deinem Schelten … du hast ihnen eine Grenze gesetzt, die sie nicht überschreiten dürfen (Psalm 104,7-9). Das menschliche Leben hängt an Gottes Wort. Wasser spielt eine zentrale Rolle auch im Exodus aus Aegypten, der Grunderfahrung des jüdischen Volkes. Gott lässt das Volk durch das Wasser des Schilfmeers ziehen. Die Armee, die sie zur Rückkehr nötigen soll, wird aber von den Wassermassen verschlungen. Das Volk wird das rettende Eingreifen Gottes auf alle Zeiten im Herzen behalten und in Lobliedern besingen: Die Wagen de Pharao warf er ins Meer, ins Schilfmeer sind versenkt seine auserlesenen Krieger. Die Fluten bedeckten sie, sie fuhren in die Tiefe wie die Steine (Ex. 15,4-5). Voraussetzung des Lebens

Die zweite Erzählung (Gen.2) entwirft ein anderes Bild. Das Wasser wird dort als schöpferische Macht beschrieben. “Gott hatte es noch nicht regnen lassen auf die Erde, und es war kein Mensch da, den Boden zu bebauen. Ein Wasserschwall brach aber hervor aus der Erde und tränkte alles Land.” Gott schafft also die Voraussetzungen für die Fruchtbarkeit der Erde. Gott setzt den Menschen in einen

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Garten, in dem allerlei Bäume wachsen – alle lieblich anzusehen. Das Wasser fliesst dort im Ueberfluss. “Ein Strom entspringt in Eden, der den Garten bewässert und von dort teilt er sich in vier Arme.” Die Botschaft dieser Erzählung ist klar: das Wasser, das die Erde fruchtbar macht, hat seinen Ursoprung im Paradies. Der paradiesische Ueberfluss war aber keineswegs die tägliche Erfahrung des Volkes Israel. In der Wüste stand Wasser nicht ohne weiteres zur Verfügung. Brunnen, die Wasser spendeten, wurden als Segen empfunden. Menschen und Vieh drängten sich um diese Stellen des Segens. Mädchen kamen mit Krügen, um das Wasser, oft aus grosser Tiefe, zu schöpfen. Der Brunnen war ein Treffpunkt. Um sich einer Siedlung zu nähern, suchte der Fremdling zuerst den Brunnen auf. Eine Erzählung im ersten Buch Mose illustriert die Bedeutung der Brunnen für das Volk. Um Isaak zu vertreiben, schütteten die Philister die Brunnen zu, die sein Vater Abraham gegraben hatte. Isaak zog weg und lagerte im Tale Gerar. Er liess die Brunnen seines Vaters wieder ausgraben. Seine Knechte stiessen dabei auf einen Brunnen mit Quellwasser. “Die Hirten von Gerar, heisst es in der Geschichte, zankten sich und sprachen: Uns gehört das Wasser! Da nannte Isaak den Brunnen Esek (=Zank). Hernach gruben sie einen andern Brunnen; um den stritten sie auch; darum nannte ihn Isaak Sitna (=Streit).” Isaak zog weiter und liess einen dritten Brunnen graben. “Um den zankten sie nicht; darum nannte Isaak ihn Rehobot (=weiter Raum) und sprach: Nun hat uns der Herr weiten Raum geschafft, dass wir im Lande wachsen können (Gen.26, 12-23).” Wasser als Gabe, Wasser als seltenes und darum sorgsam zu bewahrendes Gut, Wasser als Gegenstand von

Auseinandersetzungen und Streit, Wasser als Grundlage dafür, dass sich vor den Menschen Lebensraum öffnet. Der Umgang des jüdischen Volkes mit dem Wasser ist so etwas wie ein Abbild der heutigen Situation. Um mit dem immer seltener werdenden Gut des Wassers verantwortlich umzugehen, braucht es Isaaksche Weisheit, dh. friedliche Verständigung unter allen, die auf das Gut angewiesen sind. Andere Bedeutungen des Wassers

Alles was das Wasser im täglichen Leben bedeutet, wird in der Bibel erwähnt und oft auch im übertragenen Sinn verwendet. Wasser reinigt. Zahlreiche Gesetze schreiben Reinigung im Wasser vor (Lev.15,1-32). Ein guter Gastgeber wäscht dem Fremden, der bei ihm einkehrt, die Füsse. Die Fusswaschung wird zum Zeichen der Liebe und Gemeinschaft. Mit einem Beiton des Tadels sagt Jesus zu Simon, dem Pharisäer: Ich bin in dein Haus gekommen, Wasser für die Füsse hast du mir nicht gegeben (Lukas 7,44).” Seinerseits erhebt Jesus die Fusswaschung zum Zeichen der Liebe und der Gemeinschaft unter den Jüngern (Johannes 13,1-20). Wasser heilt. Wasser kann verschmutzt und giftig sein. Es kann Krankheiten hervorrufen. Das Volk sagt zum Propheten Elisa: “In dieser Stadt ist gut wohnen, aber das Wasser ist ungesund, und das Land bleibt ohne Nachwuchs (2.Kön.2,19).” Es braucht die Intervention des Propheten, um dem Wasser seine Kraft zurückzugeben. Das Wasser kann aber auch Gesundung bewirken. Insbesondere das Wasser des Jordans, der Grund der Fruchtbarkeit des Landes, wird zur Quelle der Gesundheit.

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Naeman, von einer scheinbar unheilbaren Krankheit betroffen, wird aufgefordert, sich im Jordanfluss zu baden und wird gesund. Später wird Johannes, der Vorläufer Jesu, diejenigen, die ihre Sünden bekennen, in demselben Jordanfluss taufen. Wer zu Gott zurückkehrt und ins Wasser steigt, wird von seinen Sünden geheilt. Wasser stillt den Durst und wird zugleich zum Bild für Gott, der allein den Durst der Seele zu stillen vermag. “Wie der Hirsch lechzt an versiegten Bächen, also lechzt meine Seele, Gott, nach dir (Psalm 42,2).” “O Gott, du bist mein Gott, dich suche ich, meine Seele dürstet nach dir wie dürres, lechzendes Land ohne Wasser (Psalm 63,2).” Erinnern wir uns auch der ergreifenden Geschichte des Propheten Elia in der Wüste. Verfolgt und verzweifelt verlangt er zu sterben: “Es ist genug! So nimm nun, Herr, mein Leben hin, denn ich bin nicht besser als meine Väter. Und er legte sich unter dem Ginsterstrauch schlafen. Auf einmal aber berührte ihn ein Engel und sprach zu ihm: Steh auf und iss! Als er sich umschaute, siehe, da fand sich zu seinen Häupten ein geröstetes Brot nebst einem Krug mit Wasser. Da ass er und trank und legte sich wiederum schlafen. Und der Engel der Herrn kam ein zweites Mal, berührte ihn und sprach: Steh auf und iss, sonst ist der Weg für dich zu weit. Und er stand auf, ass und trank und wanderte dann kraft dieser Speise vierzig Tage und vierzig Nächte bis an den Gottesberg Horeb (1. Könige 19, 4-8).” Und schliesslich hören wir in den Seligpreisungen: “Selig sind, die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit, denn sie sollen gesättigt werden (Matthäus 5, 6).” Wasser hat die Kraft, Feuer zu löschen. Um das Feuer des letzten Gerichts und seine zerstörerische Kraft zu beschreiben, erklärt der Autor der Weisheit, dass die Wasser der Erde es nicht zu löschen

vermögen. “Das Feuer war mächtig im Wasser über seine Kraft, und das Wasser vergass seine Kraft, zu löschen (Weisheit 19,19). Umgekehrt heisst es im Hohelied: Selbst grosse Wasser vermögen die Liebe nicht zu löschen (8,7-8).” Wasser des ewigen Lebens

In der Verkündigung Jesu werden manche Grundgegebenheiten dieser Welt zu Gleichnissen von Gottes künftiger Welt - nicht nur Licht, Leben, Land, Brot und Wein, sondern eben auch das Wasser. Vor allem im Johannesevangelium dienen sie dazu, eine geistige Welt zu beschreiben. Da ist zunächst der vordergründige Sinn des Wortes. Das Auge des Glaubens sieht aber über die allgemein zugängliche Welt hinaus. Sie nimmt im Gleichnis des Diesseitigen die Welt des Kommenden voraus. Der Dialog zwischen Jesus und der Samaritanerin macht das deutlich. Jesus zieht durch Samarien. Er kommt zum Brunnen der Stadt Sychar und trifft dort eine Frau, im Begriff, Wasser zu schöpfen. Er bittet sie um Wasser. Sie zögert. Das Gespräch verschiebt sich sofort auf eine andere Ebene. Er spricht von lebendigem Wasser, das er ihr zu geben vermag. Sie versteht nicht. In ihrer Vorstellung kann Wasser nichts anderes als Wasser bedeuten. Jesus muss erklären: “Jedem, der von diesem Wasser trinkt, wird wieder dürsten, wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm zu einer Quelle von Wasser werden, das sprudelt, um ewiges Leben zu spenden (Johannes 4,13-14).” Sie versteht noch immer nicht oder genauer interpretiert den Satz auf der Ebene ihrer Vorstellung von Wasser. Nur allmählich wird sie zu dem Glauben geführt, der über die Grenzen dieser Welt hinaussieht.

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Taufe

Wasser ist damit zu einem integrierenden Bestandteil des christlichen Glaubens geworden. Es ist nicht mehr allein das Element, das das Leben einerseits bedroht und andererseits ermöglicht, sondern das Zeichen für Gottes Handeln mit dem Menschen in dieser Welt auf dem Wege zu Gottes Welt. Das Zeichen ist die Taufe. Der Ritus erscheint bereits im späten Judentum. Johannes tauft das Volk, das zu ihm an den Jordan herauskommt. Jesus lässt sich von Johannes taufen, und in der frühesten Kirche wird die Taufe das Zeichen der Gemeinschaft mit Christus und mit allen Menschen, die mit Christus Gemeinschaft haben. Der Ritus besteht darin, dass der Gläubige im Wasser untergetaucht wird und zu einem neuen Leben in der Kraft des Geistes aufersteht. Alles, was wir bisher über die Bedeutung des Wassers gesagt haben, spielt in diesem Ritus mit:

Der Glaubende wird aus der Bedrohung des Ertrinkens gerettet.

Indem er seine Sünden bekennt, wird er gereinigt und geheilt.

Sein Durst wird auf alle Ewigkeit gestillt.

Der Geist führt ihn in die künftige Welt, die Gott in Christus in Aussicht stellt.

Das Heil wird dem Menschen durch das Zeichen desWassers und die Kraft des Geistes zuteil. Er wird frei und zugleich zu einem Diener der Menschen gemacht - bereit zu den Diensten, die durch die Fusswaschung symbolisiert sind. Die letzten Zeiten

Wasser spielt schliesslich eine wichtige Rolle im letzten Buch der Bibel, der Apokalypse. Einerseits ist von Wasser die

Rede, wenn es darum geht, die Katastrophen der Endzeit zu schildern, andererseits erscheint Wasser als das Symbol des ewigen Lebens mit Gott, der Zeit, in der die lebendigen Quellen ungehindert fliessen. Gott sendet einen Engel, der - Erinnerung an die Plagen beim Auszug aus Aegypten - das Wasser ungeniessbar macht. “Etwas wie ein grosser, in Feuer brennender Berg wurde ins Meer geworfen, und der dritte Teil des Meeres wurde Blut, und der dritte Teil der Geschöpfe im Meer, die Leben hatten, starb, und der dritte Teil der Schiffe ging unter. Und der dritte Engel posaunte, da fiel ein grosser Stern vom Himmel, brennend wie eine Fackel, und er fiel auf einen Drittel der Flüsse und auf die Wasserquellen - und der Name des Stern lautete ‘Der Wermut’ - und der dritte Teil der Gewässer wurde zu Wermut, und viele der Menschen starben von den Gewässern, weil sie bitter geworden waren (Ap. 8, 10-11).” In einer zweiten Phase heisst es: Und der sechste Engel goss seine Schale auf den grossen Strom Euphrat, da vertrocknete sein Wasser (Ap.16,12).” Um sein Volk zu mahnen, gibt Gott seinen Zeugen die Macht, “den Himmel zu verschliessen, damit kein Regen falle, in den Tagen ihrer Weissagung, und sie haben Macht über die Gewässer, sie in Blut zu verwandeln und die Erde mit jeder Plage zu schlagen, sooft sie wollen (Ap.11,6).” Die Endzeit ist von einer oekologischen Katastrophe gekennzeichnet. Dem Menschen und mit ihm der ganzen lebendigen Schöpfung wird der Segen des Wassers entzogen. Das Chaos, das vor der Schöpfung geherrscht hatte, kehrt zurück. Aus dem Abgrund des Meers steigt das Tier herauf, das Gott lästert, die Menschheit vernichtet und Unheil über die Erde bringt (Ap. 13,1).”

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Umgekehrt wird aber auch der Blick in die Ewigkeit mit Hilfe des Wassers beschrieben: “Und er zeigt mir einen Strom des Wassers des Lebens, klar wie Kristall, der vom Throne Gottes und des Lammes ausging. Inmitten der Strasse (der himmlischen Stadt) und auf beiden Seiten des Stromes standen Bäume des Lebens, die zwölf Früchte tragen, indem sie jeden Monat Früchte bringen; und die Blätter der Bäume dienen zur Heilung der Völker (Ap.22, 1-2).” Die Zerstörung, die über die Menschheit kommt, ist nicht Gottes letztes Wort. Die Mächte des Chaos werden nicht siegen. Inmitten des Dunkels haben wir die Hoffnung auf eine neue Welt, in der lebendiges Wasser fliesst.

Verantwortlich für Gottes Gabe

Haben wir damit dieser Welt den Abschied gegeben? Brauchen wir uns um Gottes Gabe des Wassers nicht mehr zu kümmern? Gewiss nicht. Gott will, dass wir zu seiner Schöpfung Sorge tragen; dass wir die Grenzen respektieren, die er selbst gesetzt hat; dass wir die Gabe hegen, die das Leben auf dem Planeten ermöglicht; dass wir sie mit allen teilen, die darauf angewiesen sind - Menschen, Tiere und Pflanzen. Wie könnten wir es wagen, das Element, das uns auf Gottes Welt hinzuweisen vermag, gering zu achten?

Quellen: Lukas Vischer (Dossier Wasser ECEN) Roman Juriga (Dossier Wasser ECEN)

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Im Rhythmus der Natur daheim in dieser Welt

leise säuselnder Wind bewegt Blätter und Blüten in Wald, Garten und Feld, erfrischt, tauscht aus die Substanzen der Luft der Sturm reißt fort alles lockere Geäst, durch das Dach, das nicht für Generationen gebaut, dringt Kälte oder Wüstensand der Sonnenstrahl durchwärmt die Schneedecke, lockt neues Leben sich zu regen, das zunächst in Wartehaltung, ungeheure Energien entwickelt auf seinem langen Weg, vom Tautropfen zum Gebirgsbach, nimmt das Wasser Informationen auf und gibt sie weiter an alle ….. und damit die Welt nicht stille steht, wenn die Nacht hereinbricht, machen sich ungezählte Lebewesen auf, den Lebensrhytmus der Natur zu erhalten Im Wandel der Zeit den Rhythmus verloren

- vernichten zunehmend Stürme weltweit landwirtschaftliche Flächen und Gebäude, türmen Unmassen von Wasser auf, die sich zusammenballt zu rasenden Betonwänden entwickeln - verfügen weite Regionen der Welt nur noch über verseuchtes Wasser und das hat nur noch eine Information nämlich, kein Lebensmittel zu sein - verhindern nachtleuchtende Städte die Einkehr der Ruhe, Stress nicht nur für Menschen, bedeutet dieser für viele Lebewesen sogar Vernichtung und Tod - verlieren Menschen, von der Konsumgesellschaft in den Dienst genommen, ihr Ziel. Verzichtend auf den Sonntag (Sabbat) büßen sie jenen Freiraum ein, der sie im wahrsten Sinne Mensch sein lässt. Umkehr ist angesagt, auch wenn die Verhältnisse so rasch nicht umkehrbar sind. Herr, erbarme dich! Auszug aus dem Dossier „Liturgische Elemente“ des ECEN (www.ecen.org.)

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