W aru m sterben die B ien en

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Script zur wdr-Sendereihe Quarks & Co Warum sterben die Bienen? Westdeutscher Rundfunk Köln Appellhofplatz 1 50667 Köln Tel.: 0221 220-3682 Fax: 0221 220-8676 E-Mail: [email protected] www.quarks.de

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Warum sterben die Bienen?Westdeutscher Rundfunk KölnAppellhofplatz 150667 Köln

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Herausgeber: Westdeutscher Rundfunk Köln; verantwortlich: Öffentlichkeitsarbeit;Text: Johanna Bayer, Hilmar Liebsch, Daniel Münter, Eva Schultes, Tanja Winkler;Wissenschaftliche Beratung: Dr. Martin Sorg; Redaktion: Claudia Heiss; Copyright:wdr, August 2007; Gestaltung: Designbureau Kremer & Mahler, Köln

Quellen: Für die Beiträge S. 4 Fruchtbare Volkswirtschaft und S. 6 Biene, Drohne,Königin: Wer macht was? wurden folgende Quellen genutzt: Bayerische Landes-anstalt für Weinbau und Gartenbau, Fachzentrum Bienen, Dr. Friedgard Schaper; DieHonigmacher: Apis e. V., Verein zur Förderung der Bienenkunde der Landwirtschafts-kammer Nordrhein-Westfalen und Landwirtschaftskammer Nordrhein-WestfalenLänderinstitut für Bienenkunde Hohenneudorf

Bildnachweis: alle Bilder Freeze wdr 2007 außer Titel: alle Bilder – Rechte: dpa;Innenteil: S. 7 – dpa/Holger Ho; S. 10 – dpa/Holger Ho; S. 11 l. – Rechte: David Ellis,Morguefile; S. 11 r. – Scott Lidell, Morguefile; S. 12 l. – Rechte: wdr/Längengrad; S.18-22 – Rechte: wdr/Längengrad; S. 27 o. – Rechte: Yevgeny Eriskin, Morguefile

Honigbienen liefern nicht nur süßen Brot-Aufstrich, sie gelten als das drittwichtigste

Haustier: denn ihre Hauptaufgabe ist das Bestäuben von Obst-, Gemüse- und Wildpflanzen.

Ein Drittel der menschlichen Nahrung ist direkt oder indirekt von Honigbienen abhängig.

Aber was passiert, wenn es keine Bienen mehr gibt? In Teilen der USA sind seit Herbst

2006 70 Prozent aller Bienenvölker komplett verschwunden. Über die Ursachen dieses

geheimnisvollen Massensterbens rätseln Wissenschaftler weltweit. Großimker, die in

Amerika mit Tausenden von Bienenvölkern quer durch das Land ziehen, um Obst und

Gemüsepflanzen zu bestäuben, erleben schon jetzt starke Einbußen.

Quarks & Co begibt sich auf die Spur dieses unheimlichen Phänomens und begleitet einen

amerikanischen Bieneninspektor bei der Suche nach den Ursachen. Warum sterben die

Bienen? Wie sieht die Situation in Deutschland aus? Welche Folgen hat das Verschwinden

der Honigbienen für den Menschen? Gibt es überhaupt Alternativen zur Honigbiene, andere

Insekten, die Blüten ebenso gut bestäuben wie das Vorbild?

Doch lesen Sie zunächst, warum der Bienenstaat so erfolgreich ist – beim Bestäuben von

Pflanzen und als Honiglieferant.

4 Fruchtbare Volkswirtschaft

6 Biene, Drohne, Königin: Wer macht was?

12 Warum sterben die Bienen?

15 Die Hochleistungsbiene

18 Bestäuben auf Bestellung

22 Nostalgischer Charme

24 Profis gesucht!

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InhaltInhalt BienenWarum sterben

die Bienen?

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Zum Glück ist sie gesellig. Denn wäre dieHonigbiene, wie die meisten der etwa 550 deut-schen Bienenarten, eine Einzelgängerin, gäbe esProbleme in der Landwirtschaft – und keinenHonig. Dass die westliche Honigbiene, von Bio-logen Apis mellifera genannt, riesige Völker bisüber 50.000 Tiere bildet, ist für die Insekten vonstrategischem Vorteil und nützlich für die Men-schen: Honigbienen bestäuben Obstbäume,Beeren, Tomaten und viele Gemüsesorten sowieFutterpflanzen wie Klee und Luzerne. Das machtsie in der Landwirtschaft enorm wichtig, malganz abgesehen von den begehrten Bienenpro-dukten wie Honig oder Bienenwachs. Dass dieBienen so viel leisten können, liegt an ihrersozialen Ader: sie organisieren ihre Staaten ineiner perfekten Arbeitsteilung mit höchst pro-duktiver Volkswirtschaft.

Eine für alle – alle für den Staat

Dabei sind wegen der vielen zu ernährendenMitglieder stets tausende von fleißigen Arbeite-rinnen auf Nahrungssuche und fliegen Blüte aufBlüte an. Währenddessen kümmert sich ein Heervon anderen Arbeiterinnen im Bienenstock um dieAufzucht der Brut, die Verpflegung der Königin und

das Heranzüchten von zeugungsfähigen Männ-chen. In ihrem Staat ist jede Honigbiene winzigerBestandteil einer sozial lebenden Gemeinschaft,die in den Sommermonaten von 20.000 auf über50.000 Tiere anwachsen kann. Dabei ist das Bie-nenvolk streng genommen eine einzige Familie, diesich aus vier Typen von Mitgliedern zusammensetzt:

• der Bienenkönigin, Mutter des gesamten Staates

• der neuen Königinnengeneration• den weiblichen Arbeitsbienen, Töchtern

der amtierenden Königin• und den Drohnen, den einzigen Männchen

im Staat.

Der Bienenstock: Bauwerk mit technischen Raffinessen

Wildlebende Honigbienen bauen ihren Bienen-stock selbst, am liebsten in Baumhöhlen, dennursprünglich sind sie Waldtiere. Zuchtbienenleben in künstlichen Bienenstöcken aus Holz oder– neuerdings – aus Styropor, selten noch im klassi-schen, aus Stroh geflochtenen Bienenkorb. ImInneren erweist sich ein Bienenstock als Bauwerkmit einer hoch komplizierten Gebäudetechnik:

Lüftung und Klimaanlage, Kinderstube, Vorrats-kammern, bewachter Eingang, Drohnen-Wohnung,Bereich der Königin – und mit ständiger Reno-vierungsarbeit.

Biene, Drohne, Königin – wer macht was im Bienenstaat?

Den Vorrat wie auch die Bewirtschaftung des gan-zen Stocks übernehmen die weiblichen Tiere.Diese Arbeiterinnen legen in der Regel keine Eier.Eine bestimmte Anzahl von ihnen ist immer imStock bei der Arbeit, andere fliegen umher undsammeln Nahrung.

Das ganze System muss gut funktionieren, damitder Staat überlebensfähig bleibt und genügendVorräte für den Winter da sind. Die Königin wird imStock von den Arbeiterinnen gefüttert, denn sieverlässt das Nest den ganzen Sommer über nicht,sondern legt ständig Eier und sorgt so fürNachwuchs. Aus diesen noch in der Saison geleg-ten Eiern schlüpfen nach drei Wochen jungeArbeitsbienen, die die Toten des Sommers erset-zen. Denn die Arbeiterinnen leben im Frühjahr undSommer nur etwa fünf Wochen lang, dann sterbensie und neue treten an ihre Stelle. Einzig Köni-

ginnen können mehrere Jahre alt werden. DieDrohnen leben nur wenig länger als die Arbeite-rinnen, nämlich bis zu drei Monaten. Im Winter hatdas ganze Volk nur etwa 10.000 bis 15.000Mitglieder, dafür werden die Arbeiterinnen in derkalten Jahreszeit bis zu fünf bis sieben Monate alt.

Sechs Berufe in sechs Wochen

Eine frisch geschlüpfte Arbeiterin kommt voll ent-wickelt auf die Welt – so etwas wie eine Kindheithat sie nicht, sie muss sich gleich nützlichmachen. In verschiedenen Altersphasen und jenach Bedarf des Volkes übernimmt die ArbeiterinAufgaben, die im Stock zu verrichten sind. DieseFunktionen sind genetisch festgelegt und werdenvon Hormonen und Signalduftstoffen, sogenann-ten Pheromonen, gesteuert. So kann die Arbei-terin zur Putzbiene, Ammenbiene, Vorratsbiene,Baubiene oder Wehrbiene werden, je nachdem,wo gerade Arbeitskraft benötigt wird. Doch derletzte Job ist immer der der Sammelbiene, dievon Blüte zu Blüte fliegt – danach stirbt dieArbeiterin. Ihre einzelnen Aufgaben muss sieaber nicht lernen: Sie hat ihr handwerklichesMultitalent geerbt, ein genetisches Programmläuft in jedem Tier ab.

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Fruchtbare VolkswirtschaftFruchtbare Volkswirtschaft

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Biene, Drohne, Königin:Biene, Drohne, Königin:Wer macht was?

Putzbienen halten den Stock sauber

Gleich am ersten Tag nach dem Schlüpfen fängt einePutzbiene mit der Arbeit an: Es gilt, die Waben derfrisch geschlüpften Bienen zu reinigen und den ge-samten Stock sauber zu halten. In ungesäuberteWaben würde die Königin keine neuen Eier legen.Der Putzdienst ist immer der erste Job im Lebeneiner jungen Arbeiterin. Zu diesem Zeitpunkt son-dern ihre Kieferdrüsen ein öliges Sekret ab, mit demdie Biene die Waben reinigt. Die Reinigungskräftebeteiligen sich auch daran, die richtige Innentem-peratur im Stock aufrecht zu erhalten. Diese mussimmer zwischen 30 und 35 Grad liegen. Unter 30Grad sterben die Eier und Larven ab, ab 40 Gradebenso. Droht die Temperatur unter die 30-Grad-Grenze zu fallen, drängen sich viele Stockbienenrund um die Brutzellen zusammen und erzeugenWärme durch heftiges Muskelzittern. Junge Bienenerkennt man daran, dass sie besonders stark behaartsind. Ältere Tiere verlieren einen Teil ihrer Haare.

Die Kinderstube: Eier, Larven, Puppen

Bei den Brutzellen in der Mitte des Stocks küm-mern sich Ammenbienen um die Fütterung undAufzucht der Brut. Sie versorgen auch die untäti-gen Drohnen sowie die Königin, die im Inneren des

Stocks ständig Eier legt. Diese Eier entwickeln sicheinige Tage lang selbständig. Dann sind Larven ent-standen, die von den Ammenbienen auf unter-schiedliche Weise gefüttert werden. Zunächsterhalten alle Larven einen speziellen Futtersaft –das Gelée royale. Es entsteht in den Schlund- undKieferdrüsen der Ammenbienen. Die überwiegendeZahl der Larven bekommt das Gelée royale nur eini-ge Tage lang, dann gibt es für sie nur noch Nektar,Pollen und Honig. Solche mit Mischkost aufgezoge-nen Larven werden zu normalen Arbeitsbienen oderDrohnen. Doch einige wenige erhalten das Spezial-futter, bis sie ausgewachsen sind. Und nur dieseLarven entwickeln sich zu Königinnen. Das Geléeroyale, unter Fachleuten auch Weiselfuttersaftgenannt, enthält Zucker sowie viel Eiweiß und Ami-nosäuren. Diese Proteine sorgen dafür, dass eineLarve zu einer Königin wird. Auch die erwachseneKönigin bekommt lebenslang das Kraftfutter, weilsie sonst keine Eier legt. Gelée royale ist auch als Na-turheilmittel und Zutat in Kosmetika beliebt, aller-dings ist es schwierig zu gewinnen und daher teuer.

Vorratsbienen und Honigmacherinnen

Diese Lagerarbeiterinnen verstauen Nektar undPollen in den vorgesehenen Waben und belüftenzusammen mit den anderen Stockbienen als

lebendiger Ventilator den Bienenstock. Dazu kral-len sie sich mit den Beinen am Eingang oder aufden Waben fest und lassen ihre Flügel auf Hoch-touren schwirren. Damit regeln die Arbeiterinnendie Temperatur und sorgen für Kühlung, wenn esim Sommer zu heiß wird. Zugleich machen dieVorratsbienen auch den Honig. Er entsteht ausder Ausbeute der Sammelbienen: Nektar, ver-schiedene Pflanzensäfte sowie die Ausschei-dungen von Läusen und anderen Insekten (auchals Honigtau bekannt). Blütenstaub kommt nichtin den Honig, dieses eiweißreiche Futter fressendie Bienen lieber direkt und geben es ihremNachwuchs. Doch alle anderen Erträge derSammlerin verwandelt die Honigmacherin inHonig, indem sie ihn eindickt, ihm Wasser ent-zieht, Enzyme und andere körpereigene Stoffezusetzt und ihn von Wabe zu Wabe verlagert, biser herangereift ist.

Honigvorrat wird aber nur angelegt, wenn alleArbeiterinnen, die Drohnen und die Königinnensatt sind. Das heißt, dass es zum Beispiel beischlechtem Wetter und einem kalten Sommerauch mal keinen Honig im Stock gibt. Dann kannder Imker nichts ernten, und in der freien Wildbahnwürde das Bienenvolk im Winter verhungern.Allerdings füttern die Bienenzüchter ihr Volk in sol-chen Fällen mit Zuckerlösung durch.

Die Baubienen

Etwa zwei Wochen nach dem Schlüpfen ist dieArbeitsbiene dazu fähig, mit ihren Hinterleibs-drüsen/Bauchdrüsen feine Wachsplättchen zuproduzieren. Sie dienen als Baustoff für die Kon-struktion der typischen, sechseckigen Waben. Indiesem Lebensalter bilden sich die Futtersaft-drüsen wieder zurück, so kann der Körper derBaubiene sich voll auf die neue Aufgabe konzen-trieren. Denn das Erzeugen von Wachs bean-sprucht die Tiere erheblich: Wenn viel Wachsgebraucht wird, steigt der Zuckerverbrauch einesVolkes, weil die Baubienen ihre Stoffwechselrateerhöhen. Zum Wachsmachen drängen sich vieleBaubienen zusammen und sondern aus ihrenBauchdrüsen das Wachssekret ab. Das reichen sienach vorne zum Kopf und verkneten und verarbei-ten es mit den Mundwerkzeugen. Auch dafür istdie Stockwärme von 35 Grad wichtig, denn bei die-ser Temperatur ist das Wachs optimal zu verarbei-ten. Wenn das Wachs aus den Drüsen der Bienenkommt, ist es farblos. Erst in den Waben verfärbtes sich und nimmt den typischen gelben Honigtonan. Der stammt von den Pollen und aus einemKittharz (Propolis), mit dem die Waben oft ausge-kleidet sind. Bienenwachs war in früheren Zeitenkostbar und genauso begehrt wie Honig, weil manes für Kerzen brauchte.

Putzbiene Die Kinderstube Vorratsbienen Baubienen

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Wer macht was?Die Türsteherinnen am Eingang: Wehrbienen

Die Wehrbienen prüfen am Flugloch, dem Eingangzum Bienenstock, ankommende Artgenossen aufden stocktypischen Geruch. Denn Bienen fremderVölker haben keine Chance auf Einlass. Auchgegen Eindringlinge wie Wespen, Schmetterlingeoder Hornissen verteidigen die Wehrbienen denStock. Die östliche Honigbiene, eine Verwandte derApis mellifera, nutzt dafür die Tatsache, dass auchihre Feinde keine allzu hohen Temperaturen aus-halten. Nähert sich eine Hornisse als Späherineinem Bienenstock, orten die Wehrbienen amEingang den Feind, stürzen sich geballt auf dieHornisse und bilden um sie herum eine Kugel.Durch Muskelzittern erzeugen sie dann Wärme undheizen die Hornisse auf über 45 Grad auf – das hältdie Spionin nicht aus, sie verendet und kann ihremeigenen Volk keine Nachricht von einem zu plün-dernden Bienenstock überbringen. Honigbienendagegen können für kurze Zeit Temperaturen bis zu50 Grad aushalten. Die westliche Honigbiene hat,wenn sie den Wehrdienst antritt, eine gefüllteGiftblase. Der Giftstachel der Bienen hat mehrereWiderhaken, die sich leicht aus dem Chitinpanzervon anderen Insekten lösen. Aus der Haut vonSäugetieren oder Menschen leider nicht, weshalbBienen sterben, sobald sie sich gegen einen

Menschen verteidigen. Sticht eine Biene, sondertsie dabei einen Alarmstoff ab, der andere Bienendazu bringt, ebenfalls zu stechen.

Letzte Station im Außendienst: Sammelbienen

Die Sammelbienen bringen Pollen, Nektar und wei-tere Futterstoffe in den Stock. Dort liefern sie denErtrag ab und berichten anderen über ergiebigeFundstellen, die dann von mehreren angeflogenwerden. Die Sammelbienen teilen den anderenBienen mit, wo sie interessante Futterquellengefunden haben. Das vollzieht sich über denberühmten Bienentanz – verschiedene Bewe-gungen mit dem ganzen Körper oder demHinterleib, in festgelegten Figuren. Neben Pollen,Nektar und anderen Pflanzensäften sind dieAusscheidungen verschiedener Läuse und andererInsekten, der sogenannte Honigtau, wichtigesNahrungsmittel für die Bienen. Honigtau gibt es vorallem in Wäldern. Was man als Waldhonig kauft, istHonig, der zu einem großen Teil aus diesemHonigtau – also vornehmlich den Ausscheidungenvon Läusen – gewonnen wurde. Blütenhonig dage-gen entstammt dem Nektar blühender Pflanzen.Für ein Kilo Honig müssen die Arbeiterinnen etwa

drei Kilo Nektar sammeln, und sie legen dabeieine Flugstrecke von rund 40 000 Kilometernzurück – das entspricht einer Erdumkreisung! Eineeinzelne Arbeiterin kann etwa einen bis zweiKilometer weit fliegen, doch fliegt sie mehrmalstäglich aus und legt so am Tag im Schnitt über 80Flugkilometer zurück. Zwischendurch ruht sie sichimmer wieder im Stock aus und kühlt sich ab.Etwa 25 Kilometer in der Stunde beträgt dieFluggeschwindigkeit, und weil das viel Energiekostet, nehmen die Sammelbienen immer etwasHonig als Wegzehrung mit. Sie bringen übrigensnicht nur Nahrung, sondern auch Wasser in denStock. Etwa ein Drittel der Bienen eines Volkesfliegt aus, der Rest bleibt im Stock bei der Arbeit.Bei einem Volk von 50.000 Bienen im Sommerkönnen also jeden Tag bis zu 20.000 Sammler-innen unterwegs sein, in unterschiedlichen Funk-tionen: Als Kundschafterin nach neuen Nah-rungsquellen, als Wasserholerin oder Futter-sammlerin. Und in diesen Funktionen beenden dieArbeitsbienen ihr kurzes Leben. Der Außendienstist immer die letzte Station. Denn das Arbeitendraußen ist gefährlich, gerade für die Wasser-holerinnen, die schwer beladen unterwegs sind.Deshalb ist es sinnvoll, dass die Arbeiterinnen vordiesen Einsätzen schon ihre anderen Aufgaben imBienenstock geleistet haben.

Die einzigen Männchen: Drohnen

Drohnen sind männliche Bienen. Sie sitzen die mei-ste Zeit ihres Lebens untätig im Bienenstock undlassen sich füttern. Es gibt jeweils mehrere hundertDrohnen in einem Stock, eine verschwindendgeringe Zahl gegenüber dem Heer von weiblichenArbeitsbienen. Die sprichwörtliche Faulheit derBienenmännchen liegt in ihrer Anatomie begrün-det: ihre Mundwerkzeuge sind nicht so stark aus-gebildet wie bei den Arbeiterinnen und auch sonstlässt ihr Körperbau zu wünschen übrig – sie habenkeinen Stachel und keine Giftblase, keineHonigblase und können auch keinen Honig produ-zieren. Ihre Organe sind für den aktiven Außen-dienst und Arbeit im Stock nicht gebaut. Allerdingsbeteiligen sie sich gelegentlich daran, den Stock zubelüften oder die Brut zu wärmen.

Ihre wahre Aufgabe ist jedoch die Befruchtungeiner Bienenkönigin – allerdings nie der Königin imeigenen Stock. Das wäre Inzucht und würde zueiner genetischen Verarmung führen.

Stattdessen fliegen die Drohnen, wenn sie erwach-sen sind, zu sogenannten Drohnensammelortenaus. Wie sich die Drohnen dort finden, ist noch einGeheimnis der Bienen, man weiß es nicht genau.

Wehrbienen Sammelbiene Drohne

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Die Mutter: Königin

Die Bienenkönigin ist das einzige Weibchen imStock, das Eier legt und Nachkommen produziert.Unter Imkern heißt die Königin Weisel. Mit demEierlegen beginnt die Königin im Frühjahr, und dieProduktion dauert den Sommer über bis in denHerbst hinein. Zur Zeit der Sonnenwende im Junikann die Königin bis zu 1000 Eier am Tag legen.Junge Königinnen wachsen in speziellen Waben,den Weiselzellen, heran und werden ausschließlichmit Gelée royale gefüttert. Wenn sie geschlechts-reif sind, gehen die jungen Königinnen auf Hoch-zeitsflug zu den Drohnensammelplätzen. Wie siedie Drohnen finden, weiß man nicht, möglicherwei-se spielen Duftstoffe eine Rolle. Am Hochzeitsplatzpaart sich die Königin immer mit mehreren Droh-nen aus verschiedenen Stöcken, speichert undmischt deren Samen und befruchtet damit für denRest ihres mehrjährigen Lebens ihre Eier. Allerdingsnicht alle – einige Eier, die sie legt, bleiben unbe-fruchtet und entwickeln sich dann zu neuenDrohnen, den Bienenmännchen. Aus befruchtetenEiern werden Arbeiterinnen. Diese legen selbstkeine Eier, aber sorgen durch ihren sprichwört-lichen Eifer für Honig, Nestbau und allgemeineLogistik im Bienenstock.

Was man weiß, ist, dass die Königinnen auf ihrenHochzeitsflügen solche Sammelplätze aufsuchen,um sich dort mit Drohnen, die nicht der eigenenFamilie entstammen, zu paaren. Das Ganze voll-zieht sich in der Luft, im freien Flug in 15 bis 30Metern Höhe. Dabei paart sich die Königin nachein-ander mit 10 bis 20 Drohnen. Den Samen speichertund mischt die junge Königinnen und nimmt ihnmit in den Stock. Dieser Spermienvorrat reichtdann das ganze Königinnen-Leben lang. DieBienen-Herrscherin bleibt danach nur noch imStock um Eier zu legen.

Nach dem Hochzeitsakt müssen die Drohnen ihrLeben lassen – denn diejenigen, die bei derBefruchtung zum Zuge kommen, sterben sofortdanach. Wenn Ende August die Begattung derneuen Königinnen abgeschlossen ist und zumHerbst die Nahrungsvorräte geringer werden,kommt es zur sogenannten Drohnenschlacht: Dieim Stock verbliebenen, unnützen Männchen wer-den von den Arbeiterinnen heraus geworfen undmüssen draußen, auf sich allein gestellt, verhun-gern. Damit schonen die Stockbienen ihre Honig-vorräte für den Winter – und züchten sich imFrühjahr neue Männchen heran.

Königin

Flugleistung

· Fluggeschwindigkeit: 6 - 8 m/sek, das sind rund25 Kilometer pro Stunde

· durchschnittlich geflogene Tagesstrecke: 85 Kilometer

· höchste Tagesstrecke 175 Kilometer · durchschnittliche Flugdauer je Ausflug:

27 Minuten · durchschnittlich 13 Ausflüge täglich

Tagesleistung eines Bienenvolkes

Wenn eine Biene an einem Tag zehn Mal ausfliegtund dabei je Flug 20 Blüten besucht, bestäubt siealso 200 Blüten.

Ein Bienenvolk teilt sich bei der Arbeit auf: zweiDrittel der Bienen arbeiten im Stock, ein Drittelfliegt umher.

Die Sammlerinnen eines großen Volkes von etwa60.000 Bienen schaffen also eine Tagesleistungvon insgesamt etwa vier Millionen besuchtenBlüten!

Quelle: Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau,

Fachzentrum Bienen

Wie viel Bienen für Honig arbeiten müssen

Ein starkes Bienenvolk von etwa 50.000 Arbeiterinnen

· sammelt pro Tag bei gutem Angebot 3 - 5 Kilo Nektar

· die durchschnittliche Honigernte beträgt etwa 12 - 15 Kilo pro Jahr.

· Gute Jahresernten können ausnahmsweise bis zu 75 Kilo betragen.

· Der Bedarf an Winterfutter liegt für ein normales Bienenvolk bei etwa 12 - 14 Kilo.

· Zur Energieversorgung braucht ein Volk jährlich 70 bis 80 Kilo Honig.

· Zur Eiweißversorgung braucht ein Volk jährlich 25 bis 30 Kilo Pollen.

Für ein Kilo Honig…

… müssen etwa 3 Kilo Nektar eingetragen werden,… sind 100.000 Ausflüge erforderlich,… müssen 4 - 14.000.000 Blüten besucht werden,… reicht die Flugstrecke aller Bienen sechs

Mal um die Erde.

Quelle: Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau,

Fachzentrum Bienen

Wer macht was? Daten und Fakten – Spannendes zum Thema Bienen

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Links:Symptome der Krankheit – die Bienenstöckesind verlassen

Mitte:Eine tote Biene wird auf Krankheitserregeruntersucht

Rechts:Die Forscher versuchen das Erbgut desunbekannten Erregers aufzuspüren

Manche Anbauflächen hängen zu 100 Prozent vonden fleißigen Insekten ab. Den durch Bienen-bestäubung erwirtschafteten Wert schätzen For-scher allein für die USA umgerechnet auf bis zu 11Milliarden Euro. Die Bestäubung ist in den USAeine Industrie: Mobile Imker fahren mit ihren Völ-kern im Lastwagen von Obstplantage zu Obstplan-tage, um die Blüten von den Bienen bestäuben zulassen. Solche Großimker haben mehrere tausendStöcke. Doch nun droht vielen von ihnen das Ausund langsam wird immer mehr Amerikanern be-wusst, wie wichtig die Bienen für das Überlebender Landwirtschaft sind.

Die Suche nach dem Übeltäter

Bienenforscher verschiedener Universitäten undForschungsinstitute in den USA haben MitteFebruar 2007 begonnen, das Massensterben derHonigbienen gemeinsam systematisch zu unter-suchen. Proben aus dem ganzen Land werdenunter den Arbeitsgruppen ausgetauscht und aufKrankheitserreger, Chemikalien und Stoffwech-selprodukte untersucht. Zunächst konzentrierten

sich die Ermittler dabei auf ihnen schon bekann-te Krankheitserreger. Eine ganze Reihe vonBakterien, Pilzen und Viren kommt in Frage. Dochdas Ergebnis der Untersuchungen überraschtedie Wissenschaftler: meist waren in jeder einzel-nen Biene extrem viele verschiedene Krankheits-erreger. Deswegen konnten die Forscher bis jetztkeinen Keim als Ursache des Massensterbensidentifizieren.

Haben die Bienen eine Art AIDS?

Weil die Bienen so massiv befallen sind, vermute-ten die Wissenschaftler, dass CCD ein Immun-defekt sein könnte, eine Art Bienen-AIDS. Dochwas schwächt die Körperabwehr der Insekten sonachhaltig? Zunächst hatten die Forscher dieVarroa-Milbe im Verdacht. Dieser kleine Parasitlebt im Pelz der Bienen und kann sich in einemBienenvolk massenhaft ausbreiten. In verschiede-nen Experimenten konnten die Forscher auchnachweisen, dass die Varroa-Milbe das Immun-system der Bienen so schwächt, dass sich be-stimmte Viren stark vermehren können. Doch die

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Bienenvölker gehen massenweise ein – Ursache: unbekannt

Es ist rätselhaft: In einem Bienenstock, in dem vorwenigen Wochen rund 50.000 Bienen geschäftigsummten, herrscht gespenstische Stille. Mit solcheinem dramatischen Szenario machen immermehr Imker in den USA Bekanntschaft. Meist istnicht nur ein einzelner Bienenstock eines Züchtersbetroffen, sondern Hunderte oder Tausende. Dieersten Meldungen kamen im November 2006 ausFlorida. Dort verlor ein Imker innerhalb wenigerWochen 2.000 seiner 3.000 Völker. Dieses Mas-sensterben blieb kein Einzelfall. An der ameri-kanischen Westküste sind inzwischen rund 60 Pro-zent der Bienenvölker eingegangen, an der Ost-küste sind es sogar über 70 Prozent.

Symptome einer rätselhaften Krankheit?

Bienenforscher haben dem Phänomen einenNamen gegeben. Sie sprechen von ColonyCollapse Disorder, kurz CCD, in der Übersetzungetwa Bienenvolk-Kollaps. Doch mehr haben sie bis

jetzt nicht. Sie können nur die ungewöhnlichenSymptome beschreiben: Eine Kolonie, die kurz vordem Zusammenbruch steht, hat viel zu wenigeArbeiterinnen, und die sind auffallend jung. Meistgibt es zwar genug Vorräte an Pollen und Honigund die Königin legt sogar noch Eier, doch es fehltan erwachsenen Bienen, die sich um die Brut küm-mern. Und noch etwas passt nicht in das Schemaeiner gewöhnlichen Bienenkrankheit. Normaler-weise werden kranke Bienenstöcke von anderenInsekten ausgeraubt. CCD-Stöcke stehen aber biszu zwei Wochen leer, bis die Plünderer kommen.Außerdem finden die Forscher in und um dieBienenstöcke keine einzige tote Biene, wie es beiden bekannten Bienenkrankheiten der Fall wäre.Die Bienen sind einfach nicht mehr da.

Es geht um Milliarden

Das Drama um die Honigbienen hat in den USAeine handfeste volkswirtschaftliche Dimension.Viele Obst und Gemüsesorten brauchen Bienen,damit sich aus den Blüten Früchte entwickeln:Kürbisse und Paprika, Äpfel, Mandeln und Birnen.

Warum sterben die BienenWarum sterben die Bienen?

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Die HochleistungsbieneWie die Honigbiene zum Nutztier wurde

Der ursprüngliche Lebensraum der Honigbienenist der Wald. Millionen von Jahren lebte die Apismellifera (so ihr biologischer Name) in Wäldern,lange bevor der Mensch auftauchte. Hohle Bäumeoder Felsspalten boten idealen Schutz für denganzen Staat. Die Bienen sammelten Honigtau vonden Blättern sowie Nektar und Pollen der blühen-den Pflanzen auf den Waldlichtungen. An gele-gentliche Honigdiebe wie Bären waren sie ge-wöhnt. Auch der Mensch entdeckte den Honig undgriff hin und wieder zu.

Vom Wald ins Dorf

Die ersten Imker waren entsprechend Waldimker,auch Zeidler genannt. Sie höhlten mit BeilenBäume aus und verschlossen sie wieder miteinem Brett samt Einflugloch. Bienen nutztendiese künstlichen Höhlen, um dort ihren Stock zubauen, und die Zeidler holten sich im Sommer dieWaben aus dem Baum. Bereits aus dem Jahr 1.000sind erste Bienenverordnungen aus Nieder-sachsen bekannt. Doch diese Art des Honig-sammelns war unbequem. Deshalb sägten dieMenschen die Bienenbehausung aus dem Baumund siedelten die Völker um.

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Ab etwa 1.000 n. Chr. hielten die Imker die Bienenmehr und mehr wie Haustiere in der Nähe ihrerWohnungen. Dazu stellten sie den Insekten Stroh-körbe als Wohnort zur Verfügung. Stroh gab esgenügend und die Körbe konnten einfacher trans-portiert werden. Bereits im 16. Jahrhundert gingendie Imker auf Wanderschaft. Sie hatten schon früherkannt, dass man den Ertrag von Honig undWachs steigern konnte, wenn man die Bienen dor-thin brachte, wo viele blühende Pflanzen zu findenwaren. Für die Bienen bedeutete dies eine ein-schneidende Veränderung: Sie mussten sichimmer wieder aufs Neue an eine unbekannte Umge-bung gewöhnen. Zu dieser Zeit wurden die Bie-nenvölker bereits gezüchtet und gezielt vermehrt.

Sanftmütig und fleißig

Mitte des 19. Jahrhunderts erfanden die Imker dieMagazinhaltung in beweglichen Wabenrahmen.Das stellte die Bienen wieder vor eine neueHerausforderung: Im Strohkorb hatten sie ihr Nestnoch wie gewohnt anlegen können. Die vorgefertig-ten Wachsplatten in den Rahmen geben ihnen nunAusrichtung und Größe der Waben vor. So ist derHonig bequem zu ernten, das Tier jedoch muss sichwieder anpassen. Mehrmals im Jahr entnimmt derImker Honigwaben, doch ganz ohne Vorrat kommen

Die Hochleistungsbiene

haben wir 2007 zum Glück noch keine Anzeichendes mysteriösen Massensterbens der Honig-bienen. Aber ein Blick in die Vergangenheit zeigt,dass dieses Phänomen auch bei uns auftretenkönnte: im Winter 2002/2003 gab es auch inDeutschland ein großes Bienensterben: Mitver-ursacher war die Varroa-Milbe. Über 30 Prozentder Bienenvölker wurden vernichtet, in manchenRegionen waren es sogar über 50 - 80 Prozent.Damals standen die deutschen Imker genausoratlos vor ihren verlassenen Bienenstöcken wiejetzt die Imker in den USA. Die eigentliche Ursachedieses Bienensterbens in Deutschland ist bisheute nicht bekannt.

Honigbienen sind ursprünglich Waldbewohner Im Mittelalter wurden die Honigbienen in diesenStrohkörben gehalten. Die Heideimker benutzensie noch heute

Varroa-Milbe schied schnell als Hauptverursacherdes Massensterbens aus. Aus etlichen der betrof-fenen Völker werden keine erhöhten Milbenzahlengemeldet, manche waren sogar milbenfrei.

Ist es Erreger X oder eine Vergiftung?

Mittlerweile sind sich die Bienenforscher sicher,dass sie nach etwas ganz Neuem, Ungewöhn-lichem suchen müssen. Deshalb sind sie auf derSuche nach einem bisher unbekannten Erreger. Inden nächsten Monaten wollen ihm die Wissen-schaftler mit gentechnischen Methoden auf dieSpur kommen. Doch sie wissen bisher nur bruch-stückhaft, welche Mikroorganismen und Viren mitden Bienen zusammenleben, ohne sie krank zumachen. Der Nachweis eines neuen Erregers istdeshalb noch kein Beweis für die Schuld des Ver-dächtigen, sondern nur ein Indiz, in welche Rich-tung man weiter ermitteln muss. Auch neue Spritz-mittel oder der Stress durch den dauernden Um-zug in neue Monokulturen kommen als Auslöserdes Bienensterbens in Frage. Doch bis jetzt gibt eskeine handfesten Ergebnisse. In Deutschland

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Die Hochleistungsbiene

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Varroa-Milbe kam nach Europa. Diese Milbe befälltLarven und erwachsene Bienen und saugt ihreKörperflüssigkeit aus. Aus solchen Larven ent-wickeln sich verkrüppelte Bienen. Da viele Völkersehr eng beieinander gehalten werden, konnte sichdie Varroa-Milbe rasch vermehren und durch dieWanderungen der Imker breitete sich die Milbe inganz Europa aus. Die in Europa vorherrschendenwestlichen Honigbienen haben keine natürlicheAbwehrmöglichkeit gegen diese Plage. Der Imkermuss seine Völker gegen die Schmarotzer behan-deln, sonst geht sein Volk daran zugrunde. DieVarroa-Milbe ist ein Grund dafür, dass Honigbienenbei uns in Deutschland in freier Wildbahn nichtmehr vorkommen. Die Honigbiene von heute ist aufdie Pflege des Menschen angewiesen.

Kampf gegen die Varroa-Milbe – Bienen-forscher suchen nach resistenten Bienen

Im Länderinstitut für Bienenkunde Hohen Neuen-dorf bei Berlin wollen Forscher Bienenvölker züch-ten, die sich aus eigener Kraft gegen die gefürchte-te Varroa-Milbe wehren können. Die ursprüngli-chen Wirte der Milbe, die asiatischen Bienen, lei-den nicht so sehr unter dem Parasiten, weil dieseBienen natürliche Abwehrstrategien besitzen: sie

können befallene Brutzellen erkennen und entfer-nen. Einige wenige Arbeiterinnen der westlichenBienenvölker zeigen ein ähnliches Verhalten: auchsie öffnen vermilbte Wabenzellen und räumen sieaus. Nach solchen Bienen suchen die Berliner Wis-senschaftler. Aus ganz Deutschland holen sie dazuBienenvölker, die besonders gut mit Varroa-Milbenfertig werden. Dann infizieren die Forscher einzelneWaben im Stock mit Milben und markieren dieBienen. Eine Infrarotkamera beobachtet die Tiereanschließend bei ihrer Arbeit im dunklen Stock. DieBienen, die das erwünschte Verhalten zeigen, wer-den zur weiteren Zucht verwendet. Das Ziel:Bienenvölker mit möglichst vielen solcher Arbei-terinnen, die die Milben entdecken und aus demStock entfernen. Um die Auswahl der Zuchttierenoch effektiver zu gestalten, untersucht man inHohen Neuendorf auch die Gene der Biene. EineGenregion, die für die gesuchte Abwehr-Eigen-schaft verantwortlich sein könnte, wurde bereitsentdeckt. Schon seit zehn Jahren arbeiten die Bie-nenforscher an diesem aufwändigen Projekt.Völker, die ganz ohne Varroa-Behandlung aus-kommen, gibt es noch nicht. Bei Tests auf Varroa-Befall schneiden die Bienen des Länderinstitutsallerdings immer besonders gut ab. Für dieForscher zeigt dieses Ergebnis, dass sie auf demrichtigen Weg sind.

die Völker nicht über den Winter. Die Imker fütternihre Bienen in der kalten Jahreszeit daher mitZuckerlösung. Wie auch andere Haustiere wird dieBiene so über Jahrhunderte zu einem Zuchtobjekt,das der Mensch nach seinen Wünschen formt:sanftmütig soll sie sein, damit sie den Imker nichtsticht, sammelfreudig, damit die Honigernte reich-lich ausfällt. Gezielt lesen die Imker die Bienen aus,die diese Eigenschaften besitzen. Außerdem verhin-dern sie, dass die Bienen sich natürlich vermehren:Sie teilen die Bienenvölker auf, bevor sich eineKönigin mit der Hälfte des Staates auf den Wegmacht und ausschwärmt.

ausschwärmt

Ein Bienenvolk vermehrt sich natürlicher Weise, indem es sichteilt. Wenn der Bienenstaat eine bestimmte Größe erreicht hat,werden vermehrt Zellen für junge Königinnen, sogenannteWeiselzellen, angelegt. Sie wachsen vertikal nach unten. Für dieArbeiterinnen ist das das Zeichen, die darin befindliche Larvemit Gelée royale, einem besonderen Futtersaft, zu füttern. DiesesElixier lässt neue Königinnen heranwachsen. Kurz vor demSchlüpfen einer jungen Königin verlässt die alte Königin miteinem Teil der Arbeiterinnen den Stock und sucht sich eine neueBleibe – das Volk schwärmt. Die Imker verhindern das, indem siegroße Völker rechtzeitig aufteilen.

Einfalt statt Vielfalt

Auch die Umwelt hat sich inzwischen für die Bienenvöllig verändert. Statt abwechslungsreicher Blüten-wiesen finden sie riesige Monokulturen vor, dieihnen im Frühling zwar reiche, aber einseitige Nah-rung bescheren. Und nach kurzer Zeit gibt es kaumnoch Auswahl, weil die riesigen Felder alle gleich-zeitig abblühen. Dann finden die Bienen in dernäheren Umgebung keine Nahrung mehr und dasVolk muss Hunger leiden, bis der Imker den Stockwoanders aufstellt oder zufüttert. Mit der modernenLandwirtschaft kam auch die Chemie: Der Einsatzvon Pflanzenschutzmitteln kann für Bienen gefähr-lich sein, manche Pestizide machen die Bienenanfällig für Krankheiten. Imker kritisieren immerwieder scharf den Einsatz solcher Stoffe. Zwar müs-sen die Hersteller ihre Substanzen auf Bienen-verträglichkeit prüfen, doch dosiert der Bauer dieMittel nicht richtig oder bringt sie zur falschen Zeitaus, sind die Folgen für die Bienen katastrophal.

Die große Bedrohung: Varroa-Milbe

Zu Forschungszwecken holten Wissenschaftler1977 asiatische Honigbienen nach Deutschland.Mit ihnen reiste ein gefürchteter Parasit: die

Links:Bewegliche Wabenrahmen revolutionierten dieBienenhaltung

Mitte:Zur Rapsblüte finden die Bienen reichliche, aber einseitige Nahrung auf den riesigen Feldern

Rechts:Die Biene mit der Nummer 72 hat die Varroa-Milbe erkannt und entfernt sie aus dem Stock. Sie solldiese Eigenschaft nun weiter vererben.

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In den USA reisen Imker mit mehreren tausend Bie-nenvölkern von Plantage zu Plantage und verleihenihre Bienen zum Bestäuben der riesigen Felder andie Farmer. Dafür sind die Insekten unentbehrlich –wenn sie nicht fliegen, gibt es keine Ernte. Wir habeneinen amerikanischen Imker einen Tag lang beglei-tet:

Morgens um 7:30 fängt der Tag für David Hacken-berg an. Es gibt viel zu tun – wie fast an jedem Tagdes Jahres. Als erstes fährt der Großimker von sei-ner Wohnung in Lewisburg im Norden Pennsylvaniaszu einem Lagerplatz, auf dem rund 250 seiner Bie-nenvölker untergebracht sind.

Insgesamt besitzt Familie Hackenberg rund 3.000Bienenvölker. Die Bienenstöcke sind auf ver-schiedene Lagerplätze in der Umgebung verteilt. Eswäre unmöglich, alle 3.000 an derselben Stelle zuplatzieren. Die Bienen würden nicht genug Nektarund Pollen zum Überleben finden.

An diesem Tag gibt es eine unliebsame Überraschung:Ein kleiner Schwarzbär hat in den Bienenstöckengewütet und ein paar von ihnen zerstört. Er hatsogar eine Spur hinterlassen: einen Abdruck seinerTatze.

Doch plündernde Bären sind nur ein kleinesProblem, verglichen mit der rätselhaften Bienen-krankheit. Dass ganze Völker einfach ihre Stöckeverlassen und sterben, hat auch die Hackenbergsgetroffen – im Herbst 2006 gingen 2.000 ihrer 3.000Bienenvölker ein.

David Hackenberg senior kommt am Morgen, umseinem Sohn bei der Arbeit zu helfen. Seit dem gro-ßen Verlust an Bienenvölkern ist die Familie vorallem damit beschäftigt, neue Stämme zu züchten.Denn man braucht viele Völker, wenn man seinGeschäft mit der Bestäubung machen will. Davonlebt die Familie. Honig ist nur ein Nebenprodukt.

Bestäuben auf BestellungBestäuben auf Bestellung Ein Tag im Leben eines amerikanischen Imkers

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Am frühen Nachmittag wird eine Lieferung Bienen-völker für die Reise fertig gemacht. Sie muss noch inderselben Nacht zu einer Apfelplantage in denSüden Pennsylvanias gebracht werden. Die Apfel-blüte hat begonnen, und die Bienen müssen rechtzei-tig eintreffen, um in den nächsten zehn Tagen dieBlüten zu bestäuben.

Am Abend kommen die ersten 200 Kisten auf denLaster. Erst jetzt sind alle Bienen von ihrer Nahrungs-suche in den Stock zurückgekehrt. Deswegen trans-portieren Großimker ihre Bienen nur in der Nachtoder in den frühen Morgenstunden.

Zwischenstopp an einem anderen Lagerplatz: weite-re 150 Kisten kommen auf den Wagen. Dann ist dieLadung fertig und gegen 21:30 geht es endlich los inRichtung Apfelplantage.

David Hackenberg wird die Bienen in der Apfel-plantage abladen und wieder nach Hause fahren.Erst gegen 4:00 morgens kommt er ins Bett. ImFrühling, wenn fast alles blüht und bestäubt werdenmuss, sieht er seine Kinder kaum.

Nur im Winter verbringt der Familienvater ein wenigZeit mit Frau und Kindern. Alle überwintern zusam-men mit den Bienen in Florida, wohin sie sämtlicheStöcke mitnehmen. Doch den ganzen Sommer überwird Hackenberg Tag für Tag seine Bienen durch dieGegend fahren. Vorausgesetzt die Bienenkrankheitmacht ihm keinen Strich durch die Rechnung.

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Links:Peter Kassner: die Bienen sind sein Hobby

Mitte:In den Waben der Drohnen kann die Varroa-Milbe lauern

schlechten Jahr, in dem ein Hobbyimker mehrereVölker nachkaufen muss, kommen da leicht einpaar hundert Euro zusammen. Und das kommthäufig vor, etwa 10 Prozent Verlust sind normal.Wird ein Bienenvolk gut gehalten, so rechnet manpro Volk mit Kosten von 50 bis 80 Euro im Jahr.

Nur noch halb so viele Völker

Kosten und Verlustrisiken schrecken neben derregelmäßigen Arbeit viele ab, deshalb gibt es seitJahren schon Probleme mit dem Nachwuchs. DieImkervereine bemühen sich darum, die Bienen-zucht attraktiver zu machen. Sie stellen Interes-sierten Bienenvölker zur Probe zur Verfügung undbetreuen die Anfänger. Doch die Anzahl derHobbyimker geht zurück: seit den 1950er Jahrenhat sich die Zahl der Imker in Deutschland halbiert.Ebenso die Zahl der Honigbienenvölker, sie gingvon 2 Millionen auf 800.000 zurück. Peter Kassnerwird seinem Hobby jedoch treu bleiben, und für ihnrechnet sich die Imkerei sogar. Denn er produziertsechs bis sieben Zentner Honig pro Jahr. Über denVerkauf finanziert er seine Bienen. Meist verkaufter an Stammkunden. Zwar sei sein Honig teurer alsBilligimporte, so Peter Kassner, doch bei ihm wisseman, dass der Honig eben echt sei und nicht ge-streckt oder durch Pestizide verunreinigt.

Was Bienen gut tut

Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und anderebestäubende Insekten brauchen Ihre Hilfe! Tippsfür einen bienenfreundlichen Garten:

· auch mal Löwenzahn und andere wilden Pflanzen blühen lassen;

· auf Blaufichten und Thujahecken verzichten – dort finden Insekten kein Futter;

· dafür sorgen, dass gerade auch im Hoch- und Spätsommer etwas im Garten blüht;

· sich im Gartencenter vor der Pflanzensaisonnach sogenannten Bienenweiden erkundigen – das sind Blumen, Stauden und Sträucher, die von Bienen gerne angeflogen werden.

· Ratgeber gibt es zum Beispiel bei der bayrischenLandesanstalt für Weinbau und Gartenbau: „Blumen im Garten, Bienen im Garten“. Die Bestelladresse gibt es auf der Internetseite der Landesanstalt: www.lwg.bayern.de

Nostalgischer CharmeImker in Deutschland haben Nachwuchs-probleme

Peter Kassner aus Bergisch Gladbach ist mit seinen59 Jahren ein typischer deutscher Imker. In seinemGarten hat er acht Bienenstöcke. Seine Leiden-schaft für die Imkerei begann vor 25 Jahren, amAnfang eher unfreiwillig, wie der Hobbyimker er-zählt: Sein Vater hatte Bienen, und als der erkrank-te, musste Peter Kassner ihm beim Imkern helfen.Nach einiger Zeit investierte der Sohn soviel Zeit indie Bienenstöcke bis er sie schließlich ganz über-nahm. Seit dem ist er süchtiger Imker. Über 80.000Imker gibt es in Deutschland. Nur etwa 2.000davon leben hauptsächlich von der Imkerei, und nurrund 3.000 bestreiten einen wesentlichen Anteilihres Einkommens über die Produktion von Honig.Für den überwiegenden Rest ist die Bienenzuchtreines Hobby.

Imkern ist nichts für Unzuverlässige

Im Frühling gibt es für den Imker einiges zu tun anseinen Bienenstöcken. Alle paar Tage kontrolliertPeter Kassner, ob es Anzeichen für das Heran-wachsen einer neuen Königin gibt. Übersieht er dieBrutwabe und eine neue Königin schlüpft, verlässtdie alte Königin mit dem Großteil ihres Gefolges

den Stock – die Honigbienen schwärmen aus (S. 16).Für den Imker würde das den Verlust eines Volkesbedeuten. Auch die Brut zu vieler männlicherBienen, der Drohnen will Kassner verhindern, denndie bringen keinen Honig. Deshalb schneidet erWaben mit Drohnen regelmäßig aus dem Stockheraus. Das Wachs schmilzt er ein und verwendetes zum Beispiel für Kerzen. Das Entfernen derDrohnenwaben hat einen günstigen Nebeneffekt:Es erschwert einem gefürchteten Bienenparasiten,der Varroa-Milbe, den Befall. Denn diese Schädlingenisten besonders gerne in den Waben der Drohnen.

Furcht vor Schädlingen

Peter Kassner weiß, was es heißt, wenn die Varroa-Milbe ein Bienenvolk befällt. Schließlich hat er imWinter 2006/2007 selbst acht Völker durch denParasiten verloren. Doch es gibt noch andereSchädlinge, vor denen er seine Tiere schützenmuss, Mäuse zum Beispiel. Gelangen sie im Winterin den Bienenstock, gefährden sie das Überwinternder Tiere. Imkern ist kein billiges Vergnügen. Alleindie Kosten für die Grundausstattung werden vomDeutschen Imkerbund mit ca. 1.350,- Euro angege-ben. Dazu kommen die laufenden Ausgaben unddie Gefahr, dass ein Volk ersetzt werden muss.Jedes Jungvolk kostet 80 bis 100 Euro. In einem

Nostalgischer Charme Daten und Fakten – Spannendes zum Thema Bienen

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Links:Erdhummeln sind fleißige Bestäuber. Sie bilden kleinere Völker als die Bienen

Mitte:Erfolg als blinder Passagier: Pollen am Hinterleib einer Honigbiene

Rechts:Die Rostrote Mauerbiene ist in Deutschland recht häufig anzutreffen

Biene ist nicht gleich Biene

Wenn von Bienen die Rede ist, meint manumgangssprachlich meist nur eine bestimmteArt: die westliche Honigbiene, Apis mellifera –sprichwörtlich fleißig, nützlich, niedlich undsystematisch von Imkern gezüchtet. Doch inWirklichkeit sind allein in Deutschland über 550verschiedene Bienenarten bekannt. Weltweitschätzt man die Zahl der Bienenarten auf über20.000. Bienen machen damit einen großen Teilder Insekten aus, die Pflanzen bestäuben. DieHonigbiene wiederum hat ihren großen Bekannt-heitsgrad erreicht, weil sie wegen ihrer Nütz-lichkeit und ihrer begehrten Produkte wie Honigoder Wachs schon seit Jahrtausenden gehaltenwird.

Pollen: als blinder Passagier von Blüte zu Blüte

Bienen leben von Pollen und Nektar und fliegenauf der Suche danach Blüte nach Blüte an. DieBestäubung vollzieht sich dabei eher zufällig:

denn der Pollen, den die Bienen für ihren eigenenBedarf sammeln ist meist durch Nektar oder denSpeichel der Biene verklebt und kann eine Blütenicht mehr befruchten. Was aber zählt, ist derPollen, der am Körper der Bienen mitreist. Dermikrofeine Staub verfängt sich zum Beispiel inden feinen Härchen, mit denen der Körper derBienen bedeckt ist, oder bleibt einfach an Bauchoder Hinterleibt kleben. So kann er auf der Reisevon Blüte zu Blüte gelangen.

Die Kandidaten: Erdhummel und Rostrote Mauerbiene

Viele Insekten bestäuben auf diese Weise Blüten,neben Bienen und Hummeln auch Schmetterlin-ge und Käfer. Bisher sind die Honigbienen amleistungsfähigsten und werden in der Landwirt-schaft gezielt eingesetzt. Doch um nicht nur aufeine einzige Art angewiesen zu sein, suchen For-scher nach einer häufig vorkommenden Insekten-art, die zumindest einen Teil der Bestäubungsauf-gabe übernehmen könnte. In Deutschland sind dasdie Erdhummel und die Rostrote Mauerbiene.

Wer kann besser Pollen transportieren?

Man weiß nicht genau, wie viel Pollen Bienen beiihren Flügen transportieren, aber die Größe desInsekts und seine Körperoberfläche sind sicherwichtig. Und im Vergleich zur pelzigen Erd-hummel ist eine Honigbiene trotz Behaarungnoch relativ glatt. Deshalb kann man davon aus-gehen, dass an einer Hummel mehr Pollen hän-gen bleibt als an einer Honigbiene. Auch dieRostrote Mauerbiene ist rundum dicht behaartund sammelt zusätzlich mit ihrem Haarkleid amBauch. Deshalb ist die Honigbiene in SachenPollentransport Erdhummel oder RostroterMauerbiene eher unterlegen.

Wer fliegt weiter?

Die Flugweite sagt zwar nichts über dieBestäubungsleistung aus. Aber ein Insekt, dasweit fliegen kann, kann grundsätzlich mehrBlüten erreichen. Die Honigbiene überrundetdabei mit maximalen Reichweiten von achtKilometern pro Flug die anderen Bienen um

Längen. Die Erdhummel kommt lediglich aufeinen Kilometer. Die Rostrote Mauerbiene schafftgerade mal einige hundert Meter. Allerdings sindgroße Reichweiten nur in Extremsituationen sinn-voll. Denn für den weiten Flug geht auch vielEnergie drauf, wodurch das Sammeln nicht sehreffektiv ist.

Wer ist effizienter?

Nicht die Reichweite zählt, sondern auch dieEffizienz: Je mehr Blüten das Insekt anfliegt.umso wahrscheinlicher ist es, dass auch vieleBlüten bestäubt werden. Die Honigbiene kommtpro Tag wahrscheinlich auf etwa zweihundertBlüten, wenn die Umgebung günstig ist. DieHummel dagegen schafft locker über fünfhundertBlüten pro Tag. Dafür ist sie allerdings auch län-ger unterwegs. Die Rostrote Mauerbiene schafftebenfalls mehrere hundert Blüten pro Tag.Hummel und Mauerbiene sind der Honigbienealso in diesem Punkt überlegen.

Gibt es Alternativen für die Honigbiene?Profis gesucht! Gibt es Alternativen für die Honigbiene?

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Links:Pappkarton statt Erdloch: Zuchthummeln leben in Kisten

Mitte:Ein solcher Holzklotz mit künstlichen Löchern heißt Bienenhotel. Er soll wilden Rostroten Mauerbienen Zuflucht bieten

Im Einzelvergleich steht die Biene gar nicht so gut da. Aber ihre Völkerstärke macht alles wieder wett

Wer schafft mehr?

Ein großes Volk hat mehr einzelne Bestäuber alsein kleines oder gar ein einzelgängerisches Tier,das solitär lebt, wie die Biologen sagen. DieMehrheit der Bienen lebt übrigens als Einzel-gänger und bildet keine Staaten. Hier trumpft dieHonigbiene mit ihren gigantischen Völkern vollauf: 50.000 und mehr Honigbienen können imSommer in einem Volk leben. Etwa ein Dritteldavon fliegt aus. Ein Hummelvolk zählt gerademal 300 Exemplare, und die Rostrote Mauerbieneist eine Einzelgängerin. Kein Wunder also, dassdie Honigbiene trotz eigentlich mittelmäßigerEigenschaften als Bestäuber Nummer 1 dasteht:Masse statt Klasse! Tausende von mäßigenArbeiterinnen bringen mehr als wenige gute.

Die Menge macht´s

Die Honigbiene ist für die Bauern immer noch Be-stäuber Nummer Eins. Auch wenn es sicher Bienen-arten gibt, die ihr im Einzelnen weit überlegensind, die riesigen Staaten der Apis mellifera glei-chen das wieder aus. So hängt der Erfolg einer Bie-nenart als professioneller Bestäuber in der Land-wirtschaft davon ab, in welchen Mengen sie ver-

breitet werden kann. Bei Erdhummeln klappt dasschon ganz gut. Sie leisten zum Beispiel in Ge-wächshäusern bei der Befruchtung von Erdbeeren,Tomaten und Paprika sehr gute Arbeit. Im Planta-genanbau absolvieren sie zurzeit Testeinsätze.Auch die Rostrote Mauerbiene wird in Obstplan-tagen schon zur Probe eingesetzt. In so genanntenBienenhotels soll die Einzelgängerin dann zuHunderten angesiedelt werden, damit auch hierdie notwendige Masse erreicht wird.

Gibt es Alternativen...

Reichweite

Pollentransport

Bestäubung

Haltung

Erdhummel Honigbiene Mauerbiene